Protokoll:
14160

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 14

  • date_rangeSitzungsnummer: 160

  • date_rangeDatum: 28. März 2001

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:07 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung einer Stif- tung Jüdisches Museum Berlin . . . . . . . 15593 A Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister BK 15593 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 15594 C Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister BK 15594 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P . . . . . . 15595 B Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister BK 15595 B Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 15595 C Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister BK 15595 D Dr. Heinrich Fink PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 15597 A Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister BK 15597 A Monika Griefahn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15597 C Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister BK 15597 C Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P . . . . . . 15597 D Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister BK 15597 D Ina Lenke F.D.P . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15598 A Margareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMWi 15598 B Walter Hirche F.D.P . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15598 D Margareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMWi 15598 D Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . . . . 15598 D Gila Altmann, Parl. Staatssekretärin BMU 15599 A Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache 14/5637) . . . . . . . . . . . . . . . 15599 A Dirk Niebel F.D.P. (zur GO) . . . . . . . . . . . . . 15620 A Sadistische Darstellungen im Internet MdlAnfr 3 Ernst Hinsken CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Edith Niehuis BMFSFJ 15599 B ZusFr Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . 15599 D ZusFr Hans-Joachim Otto (Frankfurt) CDU/ CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15600 B ZusFr Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . 15600 C Sadistische Darstellungen im Internet MdlAnfr 4 Ernst Hinsken CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Edith Niehuis BMFSFJ 15600 D ZusFr Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . 15601 B Ausweitung der zwangsweisen Anordnung zur Abnahme des genetischen Fingerabdrucks MdlAnfr 7 Wolfgang Dehnel CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Eckhart Pick BMJ . . . . . . . 15602 A ZusFr Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . 15602 B ZusFr Norbert Otto (Erfurt) CDU/CSU . . . . . 15603 A Öffentliche Ausschreibung für den Neubau des Arbeitsamtes in Zwickau MdlAnfr 8, 9 Gottfried Haschke (Großhennersdorf) CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . . 15603 C ZusFr Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . 15603 C ZusFr Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . 15603 D Plenarprotokoll 14/160 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 160. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 I n h a l t : Kriterien für die Standortwahl des neuen Arbeit- samtes in Zwickau; Ausschreibungsverfahren MdlAnfr 10, 11 Dr. Michael Luther CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . . 15604 B ZusFr Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . 15604 C ZusFr Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . 15605 B Reduzierung des Bundeswehrstandortes Horb MdlAnfr 13 Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15605 C ZusFr Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . 15605 D Reduzierung des Bundeswehrstandortes Horb MdlAnfr 14 Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15606 B ZusFr Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . 15606 C Auflösung des II. Luftwaffenausbildungsba- taillons 3 in Bayreuth MdlAnfr 15 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15607 A ZusFr Harmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . 15607 B Auflösung des II. Luftwaffenausbildungsba- taillons 3 in Bayreuth MdlAnfr 16 Harmut Koschyk CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15608 B ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . 15608 B Schließung des Bundeswehrstandortes Hei- denheim in Westmittelfranken; Ausgleichs- maßnahmen für den Landkreis Weißenburg/ Gunzenhausen MdlAnfr 17 Carl-Dieter Spranger CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15609 C ZusFr Carl-Dieter Spranger CDU/CSU . . . . . 15609 D Schließung des Bundeswehrstandortes Hei- denheim in Westmittelfranken; Ausgleichs- maßnahmen für den Landkreis Weißenburg/ Gunzenhausen MdlAnfr 18 Carl-Dieter Spranger CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15610 D ZusFr Carl-Dieter Spranger CDU/CSU . . . . . 15610 D Weiternutzung des Truppenübungsplatzes Witt- stock in Brandenburg MdlAnfr 19 Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15611 D ZusFr Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 15611 D Weiternutzung des Truppenübungsplatzes Witt- stock in Brandenburg MdlAnfr 20 Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15612 C ZusFr Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 15612 D ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . 15613 A ZusFr Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . 15613 C Verstärkung des Bundeswehrstandortes Budel (Niederlande); Kosten für Budel im Vergleich zu in Deutschland gelegenen Standorten MdlAnfr 21 Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU AntwPStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 15614 A ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15614 A ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . 15614 D ZusFr Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 15615 B Verstärkung des Bundeswehrstandortes Budel (Niederlande); Kosten für Budel im Vergleich zu in Deutschland gelegenen Standorten MdlAnfr 22 Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU AntwPStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 15615 D ZusFr Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/ CSU 15615 D ZusFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . 15616 A ZusFr Peter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 15616 C Streichung der Mittel für die Betreuungsarbeit in Soldatenheimen 2001 MdlAnfr 27 Christa Reichard (Dresden) CDU/CSU AntwPStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 15616 D ZusFr Christa Reichard (Dresden) CDU/CSU 15617 A Streichung der Mittel für die Betreuungsarbeit in Soldatenheimen 2001 MdlAnfr 28 Christa Reichard (Dresden) CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15617 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001II Sicherung einer qualitativ hochwertigen ärztli- chen Versorgung MdlAnfr 39 Detlef Parr F.D.P. Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG 15617 D ZusFr Detlef Parr F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 15618 A Abschaffung der Kollektivhaftung im Arznei- und Heilmittelbereich MdlAnfr 40 Detlef Parr F.D.P. Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG 15618 B ZusFr Dr. Dieter Thomae F.D.P. . . . . . . . . . . 15618 C Folgen der ärztlichen Bedarfsplanung auf die Altersstruktur der Ärzteschaft MdlAnfr 41 Jürgen Türk F.D.P. Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG 15618 C ZusFr Detlef Parr F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 15618 D Einschätzung der Forderungen der Ärzte MdlAnfr 42 Jürgen Türk F.D.P. Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG 15619 A ZusFr Jürgen Türk F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 15619 C Rationierung bei der Betreuung chronisch Kranker, Dementer und Schwerstkranker MdlAnfr 43 Klaus Haupt F.D.P. Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG 15620 B ZusFr Klaus Haupt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 15620 D Unterschiedliche Ärztedichte und Ausgaben für die medizinische Versorgung in Ost- und Westdeutschland MdlAnfr 44 Klaus Haupt F.D.P. Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG 15621 A Vereinbarkeit von bürokratischen Erschwer- nissen mit Qualitätssteigerung im Gesund- heitswesen MdlAnfr 45 Ina Albowitz F.D.P. Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG 15621 B ZusFr Ina Albowitz F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 15621 C Aktuelle Stunde betr. Budgetierung, Kol- lektivhaftung und ärztliche Gesamtver- gütung sowie deren Auswirkungen auf die Qualität der Gesundheitsversorgung 15621 D Dr. Dieter Thomae F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 15622 A Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . 15623 A Dr. Sabine Bergmann-Pohl CDU/CSU . . . . . 15624 D Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15626 A Dr. Ruth Fuchs PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15627 A Eckhart Lewering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 15628 B Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 15629 B Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 15630 C Detlef Parr F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15631 D Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg) SPD 15632 D Dr. Hans Georg Faust CDU/CSU . . . . . . . . . 15633 D Dr. Margrit Spielmann SPD . . . . . . . . . . . . . . 15635 A Ulf Fink CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15636 A Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 15636 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15638 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 15639 A Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Petra Pau (PDS) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Forsten zu dem Antrag der Fraktion der PDS: Schaffung eines Nothilfefonds für existenzbedrohte Unterglasgartenbaubetriebe – Drucksache 14/4291 (159. Sitzung, Tagesordnungspunkt 21) . . . . 15639 C Anlage 3 Technisch bedingter Neuabdruck einer zu Pro- tokoll gegebenen Rede zur Beratung des Ent- wurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Bundesdisziplinarrechts (BDisNOG) (158. Sitzung, Tagesordnungspunkt 14) . . . . 15639 D Anlage 4 Änderung der Zugangsrichtlinien betreffend elektronische Kommunikationsnetze MdlAnfr 1, 2 Dr. Elke Leonhard SPD Antw PStSekr’in Margareta Wolf BMWi . . . 15640 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 III Anlage 5 Zwangspfand auf Babynahrung, Gesundheits- und Sportgetränke, Ausnahme bei alkoholi- schen Getränken MdlAnfr 5, 6 Rainer Brüderle F.D.P. Antw PStSekr’in Gila Altmann BMU . . . . . . 15641 A Anlage 6 Entwicklung des Arbeitsmarktes für Heilberufe MdlAnfr 12 Ina Albowitz F.D.P. Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 15641 D Anlage 7 Bekanntgabe der Schließung des Standorts Dörverden und anderer Kasernen; vorzeitige Auflösung von Soldatenheimen MdlAnfr 23, 24 Ina Lenke F.D.P. Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15642 B Anlage 8 Streichung der Betreuungsmittel im Bereich der Soldatenheime für das Jahr 2001 und even- tuell darüber hinaus MdlAnfr 25, 26 Ulrich Adam CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15642 D Anlage 9 Veröffentlichung von Anzeigen im „vorwärts“; Kosten für die Anzeige „Verstärkung gesucht! Frauen in die Bundeswehr“ und vorherige An- zeigen im „vorwärts“ MdlAnfr 29, 30 Ursula Heinen CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 15643 A Anlage 10 Veröffentlichung der Anzeige „Verstärkung ge- sucht! Frauen in die Bundeswehr“ im „vor- wärts“ und anderen Publikationen MdlAnfr 31, 32 Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15643 D Anlage 11 Beförderungssituation der Portepee-Unteroffi- ziere im Militärmusikdienst; Versetzung des Kommandeurs der Führungsakademie der Bundeswehr im Hamburg, Rudolf Lange, in den Ruhestand MdlAnfr 33, 34 Günther Friedrich Nolting F.D.P. Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15644 B Anlage 12 Deckungslücke bei den Materialerhaltungsti- teln; Rücknahme von Aufträgen an Privatfirmen MdlAnfr 35, 36 Werner Siemann CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 15644 D Anlage 13 Umzug der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung nach Berlin MdlAnfr 37, 38 Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG 15645 A Anlage 14 Attraktivität des ländlichen Raumes als Wirt- schaftsstandort nach der geplanten Massen- schließung von Güterumschlagstellen der Deut- schen Bahn MdlAnfr 46, 47 Klaus Hofbauer CDU/CSU Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 15645 B Anlage 15 Umsetzung der Rechtsverordnung zur so ge- nannten Härtefallregelung nach § 6 a Altschul- denhilfe-Gesetz für die in Existenznot gerate- nen Wohnungsunternehmen im Osten; Aus- gleichzahlungen nach der Härtefallregelung gemäß § 42 Wohngeldgesetz an Wohngeld- empfänger seit Januar 2001 MdlAnfr 48, 49 Christine Ostrowski PDS Antw PStSekr Achim Großmann BMVBW 15645 D Anlage 16 Vorlage eines Berichts zur Anwendung des Zeitvertragsgesetzes gemäß Beschlussempfeh- lung auf Drucksache 10/6590; Ablehnung der Erhebung von Studien MdlAnfr 50, 51 Maritta Böttcher PDS Antw PStSekr Wolf-Michael Catenhusen BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15646 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001IV Anlage 17 Neuregelung der Zuständigkeiten für die Auf- stiegsfortbildungsförderung; künftige Mittel des BMBF für das Meister-BAföG MdlAnfr 52, 53 Werner Lensing CDU/CSU Antw PStSekr Wolf-Michael Catenhusen BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15646 D Anlage 18 Kürzungen im Etat der Goethe-Institute (Max- Müller-Institute), insbesondere in Indien MdlAnfr 54, 55 Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU Antw StMin Dr. Christoph Zöpel AA . . . . . . 15647 A Anlage 19 Personalausstattung der Vertretungen Deutsch- lands in Indien seit 1998; Intensivierung der deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen MdlAnfr 56, 57 Albrecht Feibel CDU/CSU Antw StMin Dr. Christoph Zöpel AA . . . . . . 15647 C Anlage 20 Bezahlung von Teilzeitbeschäftigten im öffent- lichen Dienst MdlAnfr 58 Dr. Max Stadler F.D.P. Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 15648 A Anlage 21 Sicherheit in der deutsch-dänischen Grenzregion MdlAnfr 59 Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 15648 B Anlage 22 Eröffnung der Kampagne „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ im Rahmen der Initiative „Deutsche gegen rechte Gewalt“ am 5. No- vember 2000; Unterstützung der Initiative MdlAnfr 60, 61 Gunnar Uldall CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 15649 B Anlage 23 Mitgliedschaft von Regierungsmitgliedern oder Mitarbeitern ab Besoldungsgruppe B 3 in obersten Bundesbehörden im Kommunisti- schen Bund bzw. Kommunistischen Bund Westdeutschlands MdlAnfr 62, 63 Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 15649 C Anlage 24 Anträge des BMF und der BvS auf Nebenklage als Privatbeteiligte in der so genannten Kor- ruptionsaffäre Elf Aquitaine; Gespräch von Mitarbeitern des BMF mit A. S. am 6. Februar 2001 vor der Vernehmung durch den Untersu- chungsausschuss des Deutschen Bundestages MdlAnfr 64, 65 Jürgen Koppelin F.D.P. Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . 15649 D Anlage 25 Subventionierung von Freizeitparks in Frank- reich (beispielsweise im Elsass) durch öffent- liche Mittel MdlAnfr 66 PeterWeiß (Emmendingen) CDU/CSU Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . 15650 B Anlage 26 Umsetzung der Familienförderung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts; Sicher- stellung des Ehegattensplittings; EU-Geneh- migung der Subventionierung der Philipp Holzmann AG durch die Bundesregierung MdlAnfr 67, 68 Hans Michelbach CDU/CSU Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . 15650 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 V Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 Helga Kühn-Mengel 15638 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 15639 (C) (D) (A) (B) Adam, Ulrich CDU/CSU 28.03.2001* Behrendt, Wolfgang SPD 28.03.2001** Heil, Hubertus SPD 28.03.2001 Hempelmann, Rolf SPD 28.03.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 28.03.2001 DIE GRÜNEN Hilsberg, Stephan SPD 28.03.2001 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 28.03.2001 DIE GRÜNEN Dr. Hornhues, CDU/CSU 28.03.2001** Karl-Heinz Hörster, Joachim CDU/CSU 28.03.2001 Ibrügger, Lothar SPD 28.03.2001 Irber, Brunhilde SPD 28.03.2001 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 28.03.2001 Klappert, Marianne SPD 28.03.2001 Dr. Krogmann, Martina CDU/CSU 28.03.2001 Lippmann, Heidi PDS 28.03.2001 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 28.03.2001 Erich Neumann (Gotha), SPD 28.03.2001 Gerhard Ohl, Eckhard SPD 28.03.2001 Robbe, Reinhold SPD 28.03.2001 Schloten, Dieter SPD 28.03.2001*** Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 28.03.2001 Hans Peter Schuhmann (Delitzsch), SPD 28.03.2001 Richard Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 28.03.2001 Schüßler, Gerhard F.D.P. 28.03.2001 Steinbach, Erika CDU/CSU 28.03.2001 Dr. Tiemann, Susanne CDU/CSU 28.03.2001 Violka, Simone SPD 28.03.2001 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 28.03.2001 DIE GRÜNEN Wegener, Hedi SPD 28.03.2001 Welt, Jochen SPD 28.03.2001 Wistuba, Engelbert SPD 28.03.2001 Wohlleben, Verena SPD 28.03.2001 Zierer, Benno CDU/CSU 28.03.2001* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an der 105. Jahreskonferenz der Interparlamen- tarischen Union Anlage 2 Erklärung zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zu dem Antrag der Fraktion der PDS: Schaffung eines Nothilfefonds für existenz- bedrohte Unterglasgartenbaubetriebe – Druck- sache 14/4291 (159. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 21) Petra Pau (PDS): Das Abstimmungsverhalten meiner Fraktion beruht auf einem Irrtum. Ich erkläre namens mei- ner Fraktion: Unser Votum lautet Ja. Anlage 3 Technisch bedingter Neuabdruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Bundesdisziplinarrechts (BDisNOG) (158. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 14) Petra Pau (PDS): Den Entwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Neuordnung des Bundesdisziplinar- rechts werden wir ablehnen. An dem Gesetzentwurf sind zahlreiche Punkte zu kritisieren, vor allem die folgenden vier: die geplante Abschaffung des Bundesdisziplinaran- waltes, die Übertragung der gerichtlichen Zuständigkeit auf die Verwaltungsgerichte, die Regelung des Verfah- rungsrechts in Anlehnung an die Verwaltungsgerichtsord- nung und nicht an die Strafprozessordnung und der geplante Nachrichtenaustausch zwischen mehreren Dienstherren. entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Die bisherige Bundesdisziplinarordnung sieht den Bundesdisziplinaranwalt vor, der die einheitliche Aus- übung der Disziplinargewalt sichern und das Interesse des öffentlichen Dienstes und der Allgemeinheit in jeder Lage des Verfahrens wahrnehmen soll. Die Funktion des Bun- desdisziplinaranwaltes ist es somit, einer zu milden Aus- übung der Disziplinargewalt durch den Dienstvorgesetz- ten entgegenzuwirken und auch der Korruption im öffentlichen Dienst wirksam zu begegnen. Diese Institu- tion soll nun nach dem Willen der Regierungsfraktionen wegfallen. Dies, so die gegen Korruption kämpfende Or- ganisation Transparency International, „stellt die Ermitt- lung und Verfolgung gerade im Bereich der Korruption praktisch in das Belieben der Behörde“. Gerade in Fällen, in denen Dienstvorgesetzte entweder vom Verhalten ihrer Mitarbeiter wussten und dies geduldet haben oder ihrer Aufsichtspflicht nicht in gebotenem Maße nachgekom- men sind, werden die Dienstvorgesetzten ohne Druck von Außen keine Ermittlungen einleiten. Daher erscheint eine institutionell selbstständige Behörde wie der Bundesdis- ziplinaranwalt, die alleine diesen Druck ausüben kann, weiterhin erforderlich. Auch das Argument, mit der Abschaffung des förmli- chen Disziplinarverfahrens durch die Neuregelung sei die Grundlage für eine weitere Arbeit des Bundesdisziplinar- anwaltesentfallen, vermag nicht zu überzeugen. Die Tätigkeit des Bundesdisziplinaranwaltes geht über die Teilnahme am förmlichen Disziplinarverfahren hinaus und umfasst auch die Beratungstätigkeit und die Beteili- gung am nichtförmlichen Verfahren. Gerade im Bereich der Korruptionsbekämpfung ist es wichtig, dass ein ein- heitliches Vorgehen über die Grenzen der einzelnen Behördenzuständigkeiten hinaus gewährleistet ist. Die in der Begründung des Gesetzentwurfes genannte „Service-Stelle“, die noch nicht einmal im Gesetz selbst auftauchen würde, könnte den durch den Wegfall des Bun- desdisziplinaranwalts eintretenden Mangel nicht beheben. Ihre Kompetenzen sind völlig unklar und entsprechen kei- neswegs den Erfordernissen. Deshalb ist nach Ansicht der PDS der Bundesdisziplinaranwalt nicht nur beizubehalten, sondern auch mit einem Initiativrecht für den Fall auszu- statten, dass ein Dienstvorgesetzter untätig bleibt. Ein wei- terer Punkt ist, dass die bisherige gerichtliche Zuständig- keit der Bundesdisziplinargerichte – dem Bundes- disziplinargericht in Frankfurt/M. und dem Bundesver- waltungsgericht – in Disziplinarsachen durch die Neure- gelung auf die Verwaltungsgerichte übertragen werden soll. Es ist nicht anzunehmen, dass die Landesjustizver- waltungen die ohnehin überlasteten Verwaltungsgerichte mit zusätzlichen personellen und materiellen Ressourcen ausstatten werden. Daher werden Disziplinarverfahren ge- rade bei Gericht künftig äußerst lange dauern. Dies ist so- wohl für die Betroffenen als auch für die Allgemeinheit und für den öffentlichen Dienst unerträglich. Die Angleichung des Verfahrensrechts an die Verwal- tungsgerichtsordnung ist nicht sachgerecht und kann nicht konsequent umgesetzt werden. Die Anforderungen an ein rechtsstaatliches Ermittlungsverfahren werden ein- gehend in der Strafprozessordnung geregelt: So verweist der Gesetzesentwurf der Bundesregierung an einigen Stellen – zum Beispiel hinsichtlich der Zeugenverneh- mung – richtigerweise auf die Strafprozessordnung. Zwei wesentliche Punkte sollen hier angesprochen werden: Der Grundsatz „in dubio pro reo“ sollte nicht nur für das behördliche Verfahren – § 31 Abs. 1 Nr. 1 –, son- dern auch für das gerichtliche Verfahren gesetzlich nor- miert werden. Ferner sollte bei nicht erwiesenen Dienst- vergehen die Klage nicht abgewiesen werden, sondern der Beamte muss vom Vorwurf des Dienstvergehens frei- gesprochen werden. Leider haben sich die Regierungs- fraktionen geweigert, diese Vorschläge zu übernehmen. Ein letzter Aspekt: Das Gesetz ermöglicht den Informati- onsaustausch über Disziplinarverfahren zwischen den Dienststellen eines Dienstherren oder verschiedener Dienst- herren sowie zwischen den Teilen einer Dienststelle, so- weit dies „zur Durchführung des Disziplinarverfahrens, im Hinblick auf die künftige Übertragung von Aufgaben oder Ämtern an den Beamten oder im Einzelfall aus be- sonderen dienstlichen Gründen unter Berücksichtigung der Belange des Beamten oder anderer Betroffener erfor- derlich ist“. Diese äußerst allgemein gehaltene Regelung ist mit dem Grundrecht des betroffenen Beamten auf in- formationelle Selbstbestimmung nicht vereinbar. Wir treten dafür ein, dass Mitteilungen über Diszipli- narverfahren zwischen den Dienststellen eines Diensther- ren oder verschiedener Dienstherren sowie zwischen Tei- len einer Dienststelle nur erfolgen dürfen, wenn dies dringend erforderlich ist. Die Voraussetzung einer inner- dienstlichen Mitteilung muss weiter eingeschränkt wer- den, damit das Grundrecht auf informationelle Selbstbe- stimmung des Beamten gewahrt wird. Zwar ist es in bestimmten Fällen notwendig, dass die neue Dienststelle von den Disziplinarvorgängen weiß, jedoch darf die neue Dienststelle nur Kenntnis über das Disziplinarverfahren des Beamten erhalten, wenn dies unbedingt notwendig ist. Die Reform des Bundesdisziplinarrechts hätte eine Chance geboten, Überreste obrigkeitsstaatlichen Denkens zu entfernen und transparente, aber gleichzeitig elemen- tare Grundrechte wahrende Verfahren und Regelungen zu entwickeln. Die Chance haben Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen leider nicht genutzt. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Margareta Wolf auf die Fragen der Abgeordneten Dr. Elke Leonhard (SPD) (Drucksa- che 14/5637, Fragen 1 und 2): Wie sieht die Konkretisierungsphase der am 22. Dezember 2000 begonnenen EU-Ratsarbeitsgruppe zur Änderung der Zu- gangsrichtlinien (Zugang zu elektronischen Kommunikations- netzen) aus? Mit welchen Änderungsvorschlägen will die Bundesregierung die von ihr beabsichtigte Diskriminierungsfreiheit (im Hinblick auf den Zugang zu elektronischen Kommunikationsnetzen) sicherstellen? Zu Frage 1: Die Ratsarbeitsgruppe „Telekommunikation“ hat die Beratungen über die Zugangs- und Zusammenschaltungs- richtlinie unter schwedischer Präsidentenschaft im Januar 2001 aufgenommen. Eine konsolidierte Textversion der Präsidentschaft wird derzeit im Ausschuss der Ständigen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 200115640 (C) (D) (A) (B) Vertreter erörtert und dann dem Rat zu seiner Tagung am 4. April 2001 vorgelegt. Mit einer Beschlussfassung über die Richtlinie (Gemeinsamer Standpunkt) wird auf der Ratstagung im Juni zu rechnen sein. Zu Frage 2: Die Bundesregierung unterstützt das im gesamten Re- view-Paket angelegte Prinzip, nach dem Telekommu- nikationsunternehmen mit signifikanter Marktmacht zu diskriminierungsfreiem Verhalten verpflichtet sind. Im Hinblick auf den Netzzugang ist die Verpflichtung zur Nichtdiskriminierung in Art. 10 des Richtlinienvorschla- ges niedergelegt. Danach müssen Regulierungsbehörden Telekommunikationsunternehmen, die über signifikante Marktmacht verfügen, die Verpflichtung zu diskriminie- rungsfreiem Verhalten bei Zugang und Zusammenschal- tung auferlegen. Dadurch muss sichergestellt werden, dass die Unternehmen unter vergleichbaren Umständen vergleichbare Bedingungen anwenden und dass Dienst- leistungen an solche Unternehmen zu denselben Bedin- gungen bereitgestellt werden wie sie beispielsweise Toch- terunternehmen bereitgestellt werden. Anlage 5 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gila Altmann auf die Fragen des Abgeordneten Rainer Brüderle (F.D.P.) (Drucksache 14/5637, Fragen 5 und 6): Warum hält die Bundesregierung an einem Zwangspfand auf Babynahrung – wie zum Beispiel in Glasbehältern abgefüllte Gemüse- und Fruchtsäfte – sowie auf Gesundheits- und Sportge- tränke fest, während alkoholische Getränke mit Ausnahme von Bier generell von diesem Zuschlag befreit werden? Mit welcher Berechtigung sollen nach In-Kraft-Treten der No- velle der Verpackungsverordnung Verpackungsarten mit dem Pfandzuschlag belastet werden, die neu auf den Markt kommen oder nachträglich als ökologisch vorteilhaft anerkannt werden, während vom Pfand befreite Einweg-Getränkeverpackungen die- sen Status sogar dann behalten, wenn sie umweltschädlich wer- den, weil beispielsweise die Verwertung zurückgeht? Zu Frage 5: Von einem „Zwangspfand auf Babynahrung“ kann keine Rede sein. Weder in der geltenden – von der frühe- ren Bundesregierung erlassenen – Pfandregelung noch bei der geplanten Novelle ist eine Pfandpflicht für Ver- packungen von flüssiger Babynahrung vorgesehen. Die Pfandpflicht für Getränkeverpackungen hat die Förde- rung und Stabilisierung ökologisch vorteilhafter Geträn- keverpackungen zum Ziel. Dabei geht es nicht um die Sanktionierung bestimmter Inhalte, sondern darum, die in Deutschland bestehenden vorbildlichen Mehrwegsys- teme zu erhalten. Das ist das Ziel der Bundesregierung und das war auch das Ziel der früheren Bundesregierung, die die von Ihnen kritisierte Regelung geschaffen hat. In der geltenden Verpackungsverordnung von 1998 sind Schaumwein- und Spirituosenflaschen von der Pfand- pflicht ausgenommen, da die damalige Bundesregierung, sowie Bundestag und Bundesrat eine Pfandpflicht in die- sem Bereich als nicht zielführend bzw. nicht verhältnis- mäßig erachtet haben. Beim Entwurf zu einer Novelle der Verpackungsverordnung wird nun vorgeschlagen, auch Weinflaschen von der generellen Pfandpflicht auszuneh- men, da auch hier nach unserer Auffassung die erwartete Lenkungswirkung die Belastung der betroffenen Wirt- schaft nicht rechtfertigt. Zu Frage 6: Ökologisch vorteilhafte Getränkeverpackungen werden im Rahmen der Novellierung der Verpackungsverord- nung klar definiert. Es handelt sich um Mehrweg-Ge- tränkeverpackungen sowie um Einweg-Getränkever- packungen, die sich unter Berücksichtigung von Ökobilanz-Untersuchungen als ökologisch vorteilhaft er- wiesen haben. Die Einstufung von Polyethylen-Schlauch- beuteln durch die Novelle der Verpackungsverordnung im Jahr 1998 sowie die vorgesehene Einstufung von Geträn- kekartonverpackungen als ökologisch vorteilhafte Ge- tränkeverpackungen im Rahmen der geplanten Novelle zeigt, dass der Verordnungsgeber neue Erkenntnisse zur ökologischen Vorteilhaftigkeit von Getränkeverpackun- gen jeweils umsetzt. Eine entsprechende Neueinstufung von Verpackungen kann durchaus auch dann erfolgen, wenn eine bisher als ökologisch vorteilhaft eingestufte Getränkeverpackung sich im Laufe der Zeit als ökolo- gisch nicht vorteilhaft erweist. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Frage der Abgeordneten Ina Albowitz (F.D.P.) (Drucksache 14/5637, Frage 12): Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die Entwicklung des Arbeitsmarktes in den Heilberufen vor, nachdem immer häufiger von Kündigungen infolge der stringenten Ge- sundheitspolitik berichtet wird?1) Nach den Erkenntnissen der Bundesregierung hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Bereich der Gesund- heitsdienstberufe (Berufsgruppen 84 bis 85), die sowohl die akademischen als auch die nicht-akademischen Berufe umfassen, seit der Regierungsübernahme positiv entwi- ckelt. Die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten hat in den Gesundheitsdienstberufen insgesamt von 1993 bis 1999 um gut 13 Prozent auf 1 616 298 Per- sonen zugenommen. Nachdem von 1997 auf 1998 ein Rückgang der Beschäftigtenzahlen um rund 2,4 Prozent zu verzeichnen war, stieg die Anzahl der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigen in den Gesundheitsdienstberufen bis 1999 wieder an und zwar um rund 3,2 Prozent. Für das Jahr 2000 liegen der Bundesregierung derzeit noch keine Zahlen über die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten vor. Diese werden in Kürze von der Bun- desanstalt für Arbeit veröffentlicht. Die zur Verfügung Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 15641 (C) (D) (A) (B) 1) siehe hierzu auch Frage 45 stehenden Daten beruhen auf der Beschäftigten- und der Arbeitslosenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit und bilden die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Gesundheitsdienstberufen für den Zeitraum von 1993 bis 1999 ab. Während in den Gesund- heitsdienstberufen zwischen 1993 und 1998 noch eine starke Zunahme der Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen war – in diesem Zeitraum stieg die Arbeitslosigkeit um rund 45 Prozent auf rund 115 000 Personen an – konnte dieser Trend im Jahr 1999 gestoppt werden, indem die Ar- beitslosenzahlen nicht weiter anstiegen. Differenziert nach Berufsordnungen ergibt sich für den Betrachtungs- zeitraum 1993 bis 1999 folgendes Bild: Für die Berufs- ordnung Ärzte, Apotheker liegen für das Jahr 1998 keine validen Daten über die Anzahl der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten vor. Aus der Statistik der Bundes- anstalt für Arbeit geht jedoch hervor, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ärzte und Apotheker im Jahr 1999 gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1993 bis 1997 konstant geblieben ist. Die Arbeits- losigkeit in dieser Berufsordnung lag 1999 sowohl im Vergleich zu 1993 als auch im Vergleich zu 1998 um 6 Prozent niedriger. In der Berufsordnung der übrigen Ge- sundheitsberufe, zu denen insbesondere die Kranken- schwestern und -pfleger, die Helfer in der Krankenpflege sowie die Masseure und Krankengymnasten gehören, hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten von 1993 bis 1999 um ca. 14 Prozent auf rund 1 434 000 Personen erhöht. Gegenüber 1998 betrug die Zunahme 0,6 Prozent. Allerdings geht mit der Steigerung der Beschäftigtenzahlen in dieser Berufsordnung eine starke Zunahme der Arbeitslosigkeit, insbesondere von 1993 bis 1997, einher. In diesem Zeitraum stieg die Ar- beitslosigkeit um 53 Prozent auf rund 102 500 Personen. Auch dieser Trend konnte gestoppt werden. Anlage 7 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen der Abgeordneten Ina Lenke (F.D.P.) (Drucksache 14/5637, Fragen 23 und 24): Wann beabsichtigt das Bundesministerium der Verteidigung die detaillierten Pläne für die Schließung des Standorts Dörverden sowie der anderen vom Standortkonzept tangierten Kasernen den betroffenen Soldaten und Zivilangestellten bekannt zu geben und ihnen Angebote für die weitere berufliche Zukunft zu machen? Beabsichtigt das Bundesministerium der Verteidigung im Zuge von Standortschließungen Soldatenheime vorzeitig vor der Auflösung der örtlichen Truppenteile zu schließen, indem die Un- terhaltskosten nicht weiter getragen werden, bzw. wird das Minis- terium Anträgen der Evangelischen bzw. Katholischen Arbeitsge- meinschaft für Soldatenbetreuung auf vorzeitige Schließung zustimmen? Zu Frage 23: Die abschließende Entscheidung zu den Standorten hat Bundesminister Scharping am 16. Februar 2001 getrof- fen. Auf der Grundlage dieser Entscheidungen werden nun die Liegenschaftsoptimierung, die Feinabgrenzung der Organisationsbereiche untereinander, die Ausplanung der Binnenstrukturen der Streitkräfte und der Wehrver- waltung sowie die Kooperation mit der Wirtschaft weiter entwickelt. Die meisten Stationierungsentscheidungen werden im Zeitraum 2002 bis 2004 greifen. Die von der Standortschließung in Dörverden betroffenen Dienststel- len und Truppenteile sollen nach heutiger Planung im Zeitraum 2003/2004 aufgelöst werden. Sollten die exak- ten Zeitpunkte, nach der Feinausplanung der Binnen- struktur, bekannt sein, werden selbstverständlich die be- troffenen Soldaten und zivilen Mitarbeiten zeitgerecht und umfassend informiert. Ziel der Personalführung ist es, die notwendigen Struk- turveränderungen sozialverträglich und ohne betriebsbe- dingte Kündigungen umzusetzen. Deshalb ist es geboten, die Veränderungsprozesse in enger Abstimmung mit den Beschäftigten anzugehen und zu fördern. In diesem Rah- men werden die personalbearbeitenden Dienststellen be- strebt sein, eine anderweitige Verwendung strukturbetrof- fener Mitarbeiter bei der Bundeswehr oder auch bei anderen Verwaltungen und Behörden des öffentlichen Dienstes sicherzustellen und ihnen damit eine Perspektive für die weitere berufliche Zukunft zu geben. Zu Frage 24: Die Entscheidung, ob und wann ein Soldatenheim ge- schlossen wird, trifft das Bundesministerium der Verteidi- gung auf der Grundlage der Empfehlung einer besonde- ren interministeriellen Betreuungskommission. Diese setzt sich aus Vertretern der Teilstreitkraft, des Liegen- schaftswesens, des Haushalts, des Betreuungswesens sowie des Bundesrechnungshofes und des Finanzministe- riums zusammen. Diese Empfehlung berücksichtigt re- gionale Betreuungsaspekte, wie Freizeit- und Erholungs- angebote, sowie die aktuellen dienstlichen und außerdienstlichen Betreuungsgegebenheiten. Das Ziel ist, eine auf den Standort bezogene angemessene und ausrei- chende Betreuung der Soldaten und zivilen Mitarbeiter, auch bis zur möglichen Aufgabe des Standortes, sicherzu- stellen. Eine vorzeitige Schließung vor Aufgabe des Stand- ortes kann in Abstimmung mit der örtlichen Truppe und der Schließungsempfehlung der Kommission erfolgen. Anlage 8 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Ulrich Adam (CDU/CSU) (Druck- sache 14/5637, Fragen 25 und 26): Welche Erklärung gibt es für die komplette Streichung der Be- treuungsmittel im Bereich der Soldatenheime für das Jahr 2001? Stellt dieser Beschluss eine Ausnahmeregelung für das Haus- haltsjahr 2001 dar, oder behält diese Regelung auch in den kom- menden Jahren Gültigkeit? Zu Frage 25: Für das Haushaltsjahr 2001 waren für die Betreuung der Soldaten insgesamt 2 426 000 DM angefordert wor- den. Zugewiesen wurden jedoch nur 1 566 000 DM. Es musste daher unter Abwägung aller Interessen über die Verteilung dieser Mittel entschieden werden. Nach Ab- stimmung zwischen allen militärischen Organisationsbe- reichen wurde übereinstimmend festgelegt, 297 000 DM Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 200115642 (C) (D) (A) (B) für die Offene Betreuung zuzuweisen. Zur Gegenfinan- zierung mussten daher die Mittel für die Betreuung in den Soldatenheimen in Höhe von 337 000 DM gestrichen wer- den. Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreu- ung e.V. Bonn wurde in einem Schreiben vom 9. Februar 2001 durch den Stabsabteilungsleiter Fü S I eingehend über die Hintergründe der Entscheidung informiert. „Offene Betreuung“ ist im VMBI 2000 Seite 154 ff. ge- regelt und beschreibt die Betreuung von Soldaten an Stand- orten ohne Soldatenheime. Die dazu erforderlichen Mittel werden von den zuständigen Kommandeuren/Dienststel- lenleitern über das SKA begründet und angefordert. Die Verwendung der danach zugewiesenen Mittel wird in dem Betreuungsplan nachgewiesen. „Offene Betreuung“ wird vornehmlich an Standorten in den Neuen Bundesländern durchgeführt. Zu Frage 26: Dieser Beschluss hat für das Haushaltsjahr 2001 Gül- tigkeit. Für das Jahr 2002 sind Haushaltsmittel in Höhe von 459 000 DM für die Betreuung in den Soldatenhei- men eingeplant. Ob dieser Planungsansatz im Rahmen der Haushaltsaufstellung 2002 realisiert werden kann, bleibt abzuwarten. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen der Abgeordneten Ursula Heinen (CDU/CSU) (Druck- sache 14/5637, Fragen 29 und 30): Trifft es zu, dass die Bundesregierung häufiger bis regelmäßig großflächige Anzeigen zu verschiedenen Themen im „vorwärts“ schaltet und welche Kriterien sprechen dafür, den „vorwärts“ hier- bei anderen Publikationen mit einer vergleichbaren Zielgruppe vorzuziehen? Welche Kosten sind durch die ganzseitige Anzeige der Bun- desregierung „Verstärkung gesucht! Frauen in die Bundeswehr“ und vorherige Anzeigen im „vorwärts“ entstanden und wie be- wertet die Bundesregierung den Umstand, dass sie damit regel- mäßig öffentliche Mittel für Anzeigen in einer Publikation der Berliner „vorwärts“ Verlagsgesellschaft mbH verwendet, an der die SPD über die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH zu 100 Prozent beteiligt ist und die sich selbst in der Titelzeile als parteilich bezeichnet? Zu Frage 29: Die Ressorts schalten ihre Anzeigen im Rahmen ihrer Ressortzuständigkeit eigenverantwortlich. Es trifft nicht zu, dass die Bundesregierung häufiger bis regelmäßig großflächige Anzeigen in Parteizeitungen wie dem „vor- wärts“ schaltet. Dennoch hat das Presse- und Informati- onsamt der Bundesregierung, wenn es die Zielgruppe po- litische engagierte Multiplikatoren erreichen wollte, auch Anzeigen in Parteizeitungen geschaltet. Das Presse- und Informationsamt behandelt bei Schaltungen alle Partei- zeitungen der im Bundestag vertretenen Parteien gleich. Im Zeitraum Oktober 1998 bis Ende 2000 hat das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung anlässlich der Jahresauftaktanzeige 2000 in allen Parteizeitungen, mit Ausnahme der „Union“ geschaltet, da diese erst im März 2000 erschien. Zudem haben wir in allen Parteizeitungen im Frühjahr 2000 eine Anzeige zur EXPO geschaltet. Das Gleiche gilt für eine Anzeige der AG Euro in 2001. Von 1998 bis heute wurden im „vorwärts“ durch das BMA insgesamt drei Anzeigenschaltungen veranlasst. Eine Bevorzugung des „vorwärts“ gegenüber anderen Medien mit einer vergleichbaren Zielgruppe liegt nicht vor, da eine Schaltung ebenfalls in den anderen Parteizei- tungen („Bayernkurier“, „Union“, „Schrägstrich“ und „Liberale Depesche“) erfolgte. Zu Frage 30: Im Rahmen der bundesweiten Anzeigenaktion „Frauen in die Bundeswehr“ im Zeitraum Januar und Februar 2001 ist nur eine Anzeige beim „vorwärts“ für den Geschäfts- bereich des Bundesministeriums der Verteidigung ge- schaltet worden. Die Kosten dafür betrugen 39 000 DM, das sind 5,6 Prozent des mit 700 000 DM veranschlagten Gesamtbudgets für die Anzeigenaktion. Der Schaltplan: (3. Kalenderwoche 2001: „JOY“, „Allegra“, „Amica“, „Brigitte Young Miss“, „TV-Spielfilm“, „Maxi“, 4. Kalenderwoche 2001: „Brigitte“, „vorwärts“: 5. Kalen- derwoche 2001: „Für Sie“, „Freundin“, „Kino News“; 8. Kalenderwoche 2001: jetzt (Jugendmagazin „Süd- deutsche Zeitung“) „Ausbildung“, „Allgemeine Jüdische Wochenzeitung“; 9. Kalenderwoche 2001: „Freundin Special Job@Business“) macht deutlich, dass die Ziel- gruppe der jungen Frauen, die für den freiwilligen Dienst als Zeitsoldat in allen Laufbahnen interessiert werden sollten, als Kriterium für die belegten Publikationen aus- schlaggebend war. Allein zwei der belegten Titel, der „vorwärts“ und die „Allgemeine Jüdische Wochen- zeitung“, waren zur Information von Multiplikatoren und Meinungsbildnern vorgesehen. Im Jahr 2000 wurde als Multiplikatorenträger mit der Aktion „Berufsstart 2000“ beispielsweise der „Bayernkurier“ mit Anzeigen belegt. Anlage 10 Anwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) (Drucksache 14/5637, Fragen 31 und 32): An welche Zielgruppe richtet sich die Februar-Ausgabe 2001 der Publikation „vorwärts“ geschaltete ganzseitige Anzeige der Bundesregierung „Verstärkung gesucht! Frauen in die Bundes- wehr“ und welche Kriterien haben aus Sicht der Bundesregierung für die Veröffentlichung im „vorwärts“ gesprochen? In welchen anderen Publikationen außer dem „vorwärts“ wurde die ganzseitige Anzeige der Bundesregierung „Verstärkung gesucht! Frauen in die Bundeswehr“ noch geschaltet und welche Kriterien waren aus Sicht der Bundesregierung für die Veröffent- lichung in diesen Publikationen entscheidend? Zu Frage 31: Die Anzeige der Nachwuchswerbung der Bundeswehr (Geschäftsbereich Bundesministerium der Verteidigung) im „vorwärts“ im Rahmen der bundesweiten Anzeigenaktion „Frauen in die Bundeswehr“ (Januar/Februar 2001) wurde im Sinne der Multiplikatoren-Werbung und Multi- plikatoren-Information geschaltet. Die kurz vor der Schaltung im Januar erfolgte Gesetzesänderung für Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 15643 (C) (D) (A) (B) Frauen, freiwilligen Dienst in allen Laufbahnen leisten zu können, sollte auch Meinungsbildnern nahe gebracht wer- den. Im Gesamtbudget der Aktion (rund 700 000 DM für Anzeigen in jugendlichen Frauenzeitungen sowie Ban- nerwerbung auf jungendlich orientierten Internet-Seiten) wurde für die Anzeige im „vorwärts“ ein äußerst geringer Mittelansatz veranschlagt (39 000 DM). Im Jahr 2000 wurde als Multiplikatorenträger aus oben angegebenen Gründen beispielsweise der „Bayernkurier“ mit Anzeigen belegt (Mittelansatz 22 200 DM). Somit wird ein Wechsel und Ausgleich bei der Multiplikatorenwerbung ange- strebt. Ansonsten wird in der Nachwuchswerbung der Bundeswehr rein zielgruppenspezifisch geschaltet. Zu Frage 32: Die bundesweite Anzeigenaktion „Frauen in die Bun- deswehr“ (Januar/Februar 2001) diente vornehmlich der Zielgruppe der jungen Frauen, die für den freiwilligen Dienst als Zeitsoldat in allen Laufbahnen interessiert wer- den sollten. Diese Zielgruppe wurde erreicht. Allein zwei der belegten Titel waren zur Information von Multiplika- toren und Meinungsbildnern vorgesehen. Die Anzeigen wurden wie folgt geschaltet: 3. KW2001 „JOY“, „Allegra“, „Amica“, „Brigitte Young Miss“, „TV- SPIELFILM“, „Maxi“; 4. KW 2001 „Brigitte“, „vor- wärts“; 5. KW2001 „Für Sie“, „Freundin“, „Kino News“; 8. KW 2001 „jetzt“ (Jugendmagazin „Süddeutsche Zei- tung“) „Ausbildung“, „Allgemeine Jüdische Wochenzei- tung“; 9. KW 2001 „Freundin Special Job@Business“). Anlage 11 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Günther Friedrich Nolting (F.D.P.) (Drucksache 14/5637, Fragen 33 und 34): Welche konkreten Maßnahmen wird die Bundesregierung er- greifen, um die unbefriedigende Beförderungssituation der Porte- pee-Unteroffiziere im Militärmusikdienst zu verbessern und in welchem Zeitrahmen wird dies geschehen? Welches sind die konkreten Umstände und Bedingungen der Versetzung des Konteradmirals Rudolf Lange, Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, in den Ruhe- stand und wie erfolgte die Handhabung dieser Personalangele- genheit durch den Bundesminister der Verteidigung, Rudolf Scharping, und die Führung des Ministeriums der Verteidigung? Zu Frage 33: Die geschilderte Situation ist im Bundesministerium der Verteidigung bekannt. In den Musikkorps der drei Teilstreitkräfte gibt es unterschiedliche Beförderungs- situationen. Während in den Luftwaffen- und Marine- musikkorps die Beförderungslage als ausgewogen be- zeichnet werden kann, stellt sich die Situation in den Heeresmusikkorps schlechter dar. Die Anzahl der betrof- fenen Soldaten im Heer konnte im Jahr 2000 verringert werden, da insgesamt 15 Dienstposten für Oberfeldwebel bzw. Feldwebel bei den Musikkorps Siegburg und Berlin auf Stabsfeldwebel bzw. Hauptfeldwebel angehoben wur- den. Eine deutliche Verbesserung der Situation kann mit der Neuordnung der Unteroffizierlaufbahn durch die beabsichtigte Bündelung der Dienstposten A 7 bis A 9 erreicht werden. Damit wird ein Instrumentarium ge- schaffen, das der Personalführung ein Höchstmaß an Flexibilität zur Lösung derartiger Probleme an die Hand gibt. Zu Frage 34: Die Führungsakademie der Bundeswehr ist die zen- trale und höchste Bildungseinrichtung der Bundeswehr. Sie genießt im In- und Ausland hohes Ansehen. Der bis- herige Kommandeur der Führungsakademie, Konterad- miral Lange, wurde am 2. November 2000 zum Spitzen- kandidaten der F.D.P. für die Bürgerschaftswahl am 23. September 2001 in Hamburg gewählt. Seitdem fin- det seine Doppelrolle als Kandidat für ein politisches Spitzenamt und Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr Beachtung in der Öffentlichkeit. Inzwi- schen wurde er auch zum Landesvorsitzenden der F.D.P. Hamburg gewählt. Der Kommandeur der Führungsaka- demie steht als deren Repräsentant in besonderem Maße im Blickpunkt der deutschen Öffentlichkeit und interna- tionaler militärpolitischer Bereiche. Es war von dienst- lichem Interesse, jeden Anschein einer Verquickung zwischen der Kandidatur von Konteradmiral Lange und seinem Amt als Kommandeur der Führungsakademie zu vermeiden. Auch Konteradmiral Lange äußerte gegen- über dem Bundesminister der Verteidigung sein persön- liches Interesse, in dieser Hinsicht eine Lösung zu fin- den. Der Bundesminister der Verteidigung hat sich dem nicht verschlossen und deshalb dem Bundespräsidenten vorgeschlagen, Konteradmiral Lange mit Ablauf des 31. März 2001 in den einstweiligen Ruhestand zu ver- setzen. Der Bundespräsident hat diesem Antrag entspro- chen. Die Zurruhesetzung erfolgt im Einvernehmen mit Konteradmiral Lange. Es entspricht den üblichen Ge- pflogenheiten, bei Versetzungen in den einstweiligen Ruhestand auf die öffentliche Erörterung von Gründen zu verzichten. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Werner Siemann (CDU/CSU) (Drucksache 14/5637, Fragen 35 und 36): In welchem Umfang werden welche System- und Instandset- zungszentren der Bundeswehr durch die Auswirkungen der vor- handenen Deckungslücke in Höhe von 378 Millionen DM bei den Materialerhaltungstiteln mit weniger Reparatur- und Instandset- zungsaufträgen ausgelastet? Müssen aufgrund der Deckungslücke von 378 Millionen DM bei der Auftragsvergabe an Privatfirmen im Bereich der Material- erhaltung Reparatur- und Instandsetzungsaufträge im laufenden Haushaltsjahr zurückgezogen werden, und falls ja, welche Kosten werden dafür fällig? Zu Frage 35: Eine Deckungslücke in Höhe von 378 Millionen DM kann ich Ihnen nicht bestätigen. Im Instandsetzungsbe- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 200115644 (C) (D) (A) (B) reich gibt es wie in den Vorjahren einen höheren Bedarf, dessen Finanzierung grundsätzlich im Haushaltsvollzug durch die Flexibilisierung im Haushalt aufgefangen werden kann. Die vorhandenen Kapazitäten der System- und Instandsetzungszentren werden wie geplant ausge- lastet. Zu Frage 36: Die verschiedenen privaten Instandsetzungsfirmen sind bereits im letzten Jahr darauf hingewiesen worden, dass aufgrund eines anderen Material- und Ausrüstungs- konzeptes die Zahl der Instandsetzungsaufträge je nach Waffensystem zurückgehen wird. Anlage 13 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch auf die Fragen des Abgeordneten Norbert Hauser (Bonn) (CDU/CSU) (Drucksache 14/5637, Fragen 37 und 38): Ist der Bundesregierung bekannt, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bereits rechtliche Verpflichtungen für einen Umzug nach Berlin eingeht, obwohl die erforderliche Ge- nehmigung für die beabsichtigte Sitzverlagerung seitens der Bun- desregierung nicht erteilt wurde? Wenn ja, spricht dieses Vorgehen dafür, dass die Bundesregie- rung intern bereits signalisiert hat, dass die erforderliche Geneh- migung für die Sitzverlagerung erteilt wird? Zu Frage 37: Dem Bundesministerium für Gesundheit ist ein solches Vorgehen nicht bekannt. Die KBV hat auf Nachfrage nochmals bekräftigt, dass sie keine rechtlichen Verpflich- tungen eingegangen sei, die einen Umzug der KBV nach Berlin bedingen würden. Zu Frage 38: Das Bundesministerium für Gesundheit hat keine der- artigen Signale ausgesandt und wird dies auch bis zur Ent- scheidung über den Antrag auf Genehmigung nicht tun. Anlage 14 Antwort der Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens auf die Fra- gen des Abgeordneten Klaus Hofbauer (CDU/CSU) (Drucksache 14/5637, Fragen 46 und 47): Was unternimmt die Bundesregierung, um zu verhindern, dass nach der geplanten Massenschließung von Güterumschlagstellen der Deutschen Bahn AG die Attraktivität des ländlichen Raumes als Wirtschaftsstandort nicht gefährdet wird? Auf welche Weise bzw. durch welche Maßnahmen kann die Bundesregierung gewährleisten, dass bei einer Trennung von Schienen- und Bahnbetrieb der ländliche Raum auch in Zukunft ein gutes Angebot im Personen- und Güterverkehr hat? Zu Frage 46: Ziel der DB AG ist die Erhöhung des Schienenverkehrs bei gleichzeitiger konsequenter Fortsetzung des Konsoli- dierungskurses. Die Berücksichtigung von Wirtschaft- lichkeitsaspekten bei der Entscheidung über das Angebot an die Kunden entspricht grundsätzlich auch den Zielset- zungen der Bahnreform: mehr Verkehr auf die Schiene bei Begrenzung der finanziellen Belastung des Steuerzahlers durch die Schiene. Mit MORAC hat die Bahn eine Sanierungskonzept für den defizitären Bereich des Einzelwagenverkehrs ent- wickelt. Sie wird in Gesprächen mit den Kunden alterna- tive Lösungen erörtern. Auch soll die Infrastruktur der be- troffenen Güterverkehrsstellen, die DB Cargo künftig nicht mehr bedient, weiterhin für Dritte und somit für Schienentransporte zur Verfügung stehen. Zu Frage 47: Ziel der Bundesregierung ist es, den Wettbewerb auf der Schiene sicherzustellen und zu fördern. Zur Frage der Unabhängigkeit des Fahrwegs wurde eine Task Force ein- gerichtet, die konkrete Vorschläge unterbreiten wird. Der gerade im ländlichen Raum infolge von Bahnreform und Regionalisierung entstandene Wettbewerb im Schienen- personennahverkehr hat in diesem Sektor bereits zu einer spürbaren Verbesserung des Angebotes geführt. Erste An- sätze für Wettbewerb auf der Schiene sind auch im Güter- verkehr zu erkennen. Den in der Fläche operierenden nicht bundeseigenen Eisenbahnen bietet gerade der freie Netzzugang zum DB Netz neue Möglichkeiten der Ge- staltung des Angebotes. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Achim Großmann auf die Fragen der Abgeordneten Christine Ostrowski (PDS) (Druck- sache 14/5637, Fragen 48 und 49): Wann sind die Voraussetzungen zur Umsetzung der Rechts- verordnung zur so genannten Härtefallregelung nach § 6 a Alt- schuldenhilfe-Gesetz für die in Existenznot geratenen Wohnungs- unternehmen im Osten durch die Bundesregierung hergestellt, damit die Antragstellung und Bearbeitung des Schuldenerlasses nach monatelanger Verzögerung in Angriff genommen werden kann? Wie viele Fälle von Wohngeldempfängern gibt es nach Schät- zungen der Bundesregierung, die aufgrund des Wegfalls des zu- sätzlichen Freibetrags für Geringverdiener in Höhe von 75 DM/ Monat, des Freibetrages für Alleinerziehende in Höhe von 100 DM/Monat, der Kürzung des pauschalen Abzugs von 10 auf 6 Prozent für Arbeitslosengeld-, Arbeitslosenhilfe- und Sozialhilfe- bezieher, der Absenkung des Freibetrages für Krankenver- sicherungsbeiträge von 12,5 auf 10 Prozent seit Januar 2001 weni- ger Wohngeld beziehen als bisher und an die deshalb zum Ausgleich der Wohngeldminderungen eine Ausgleichszahlung nach der Här- tefallregelung entsprechend § 42 Wohngeldgesetz zu zahlen ist? Zu Frage 48: Unmittelbar nach erfolgter Abstimmung mit den Betei- ligten wird die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) voraussichtlich noch in dieser Woche alle potenziell an- tragsberechtigten Wohnungsunternehmen in einem Rund- brief über das Antragsverfahren unterrichten. Merkblätter und Antragsvordrucke werden zudem im Internet abrufbar sein. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 15645 (C) (D) (A) (B) Die mit der Umsetzung der Altschuldenhilfeverord- nung betraute KfW hat die dazu erforderlichen umfang- reichen Vorarbeiten im Zusammenwirken mit den im Alt- schuldenhilfe-Lenkungsausschuss vertretenen Stellen, dem Bund, den neuen Ländern, kommunalen Spitzenver- bänden, der Wohnungswirtschaft, Bankenverbänden und Wirtschaftsprüfern zügig und mit großer Sorgfalt geleis- tet. Zu Frage 49: Mit den allgemeinen Leistungsverbesserungen der Wohngeldnovelle wird das durch die bis Ende 2000 be- fristeten Sonderregelungen bestimmte hohe Wohngeld- niveau in den neuen Ländern im Durchschnitt aufrecht- erhalten. Die Zusammenführung der Wohngeldsysteme kann allerdings in Einzelfällen zur Minderung von Wohngeldansprüchen führen. Die Anpassung des Wohn- geldes Ost und West wird daher durch eine Härteaus- gleichsregelung flankiert. Die Wohngeldstatistik enthält keine Informationen darüber, in wie vielen Fällen auf- grund des Wegfalls der genannten Sonderregelungen/ Freibeträge ein Härteausgleich in Anspruch genommen werden kann. Die Kosten für diese Härteausgleichsrege- lung sind daher global mit 20 Millionen DM veranschlagt worden. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wolf-Michael Catenhusen auf die Fragen der Abgeordneten Maritta Böttcher (PDS) (Drucksache 14/5637, Fragen 50 und 51): Sieht die Bundesregierung die Notwendigkeit der Vorlageeines Berichts zur Anwendung des Zeitvertragsgesetzes nachMaßgabe des Beschlusses des Deutschen Bundestages vom10. Dezember 1986 zu Nr. 1.II.6 der Beschlussempfehlung aufBundestagsdrucksache 10/6590? Wie will die Bundesregierung die in der Koalitionsvereinba-rung von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN enthaltene Ziel-setzung, durch eine Weiterentwicklung des Hochschulrahmenge-setzes die Erhebung von Studiengebühren auszuschließen,realisieren, wenn der in Vorbereitung befindliche Gesetzentwurfder Bundesregierung zur Novellierung des Hochschulrahmenge-setzes keine entsprechende Gesetzesänderung vorsieht? Zu Frage 50: Nein. Der Berichtsauftrag wurde zurückgenommen, weil die Bundesregierung beabsichtigt, die Zeitvertrags- regelungen im Rahmen der anstehenden Reform des Hochschuldienstrechts grundlegend neu zu gestalten. Die Bundesregierung wird daher im Rahmen des Regierungs- entwurfes für ein 5. Gesetz zur Änderung des Hochschul- rahmengesetzes ausführlich zu diesem Themenbereich Stellung nehmen. Zu Frage 51: Auf Initiative der Bundesregierung hat die Kultusmi- nisterkonferenz im Mai 2000 eine Einigung darüber er- reicht, dass das Studium bis zum ersten berufsqualifizie- renden Abschluss bzw. bis zu einem konsekutiv darauf aufbauenden Masterabschluss grundsätzlich gebührenfrei bleiben soll. Die Ministerpräsidenten der Länder haben der getroffenen Vereinbarung der Kultusministerkonfe- renz (KMK) inhaltlich zugestimmt. Sie konnten jedoch kein Einvernehmen über den von der Kultusministerkon- ferenz angestrebten Staatsvertrag erzielen. Die Bundesregierung begrüßt die in dem Beschluss der KMK enthaltene Vereinbarung, das Studium bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss grundsätzlich gebührenfrei zu halten. Sie sieht darin einen wichtigen Schritt zur Erreichung ihres Ziels, Studiengebührenfrei- heit für das Erststudium sowie ein konsekutives Master- studium sicherzustellen. Ich kann aber sehr gut nachvoll- ziehen, dass neuerliche Forderungen innerhalb der CDU, Studiengebühren entgegen dem Beschluss der KMK doch einzuführen, zu Irritationen geführt haben und dass die Studierenden deshalb Planungssicherheit lieber „schwarz auf weiß“ haben möchten, sei es durch Ab- schluss eines verbindlichen Staatsvertrages oder durch eine Änderung im Hochschulrahmengesetz. Da wir wei- terhin eine verlässliche bundeseinheitliche Regelung für ein gebührenfreies Erststudium anstreben, beabsichtigt das Bundesministerium für Bildung und Forschung, mit den Ländern und den Koalitionsfraktionen Gespräche über ein gesetzliches Verbot zu führen. Das Studienge- bührenverbot steht jedoch in keinem direkten Zusam- menhang mit der Reform des Hochschuldienstrechts und ist aus diesem Grund nicht in den Entwurf eines 5. Ge- setzes zur Änderung des HRG aufgenommen worden. Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Wolf-Michael Catenhusen auf die Fragen des Abgeordneten Werner Lensing (CDU/ CSU) (Drucksache 14/5637, Fragen 52 und 53): Trifft es zu, dass die Bundesregierung die Zuständigkeiten für die so genannte Aufstiegsfortbildungsförderung neu regeln möchte, weil die zunehmenden Divergenzen zwischen den beiden verantwortlichen Ressorts unlösbar sind („Kölner Stadt-Anzei- ger“ vom 28. Februar 2001)? Trifft es zu, dass die Bundesministerin für Bildung und For- schung, Edelgard Bulmahn, in den nächsten Jahren eine Summe von ca. 175 Mio. DM pro Jahr für das Meister-BAföG für erfor- derlich hält? Zu Frage 52: Das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFGB) verfolgt zwei Zielsetzungen: Unter dem Aspekt der Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bil- dung soll eine erste Aufstiegsfortbildung gefördert wer- den. Zugleich soll diese Weiterqualifikation die Chance auf berufliche Selbstständigkeit und die Gründung oder Übernahme eines Unternehmens eröffnen. Vor diesem Hintergrund hat sich die Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen der gemeinsamen Federführung für dieses Ge- setz während der vergangenen Jahre bewährt. Die von der Bundesregierung beabsichtigte Novelle dieses Gesetzes ist gemeinsam erarbeitet worden und die Finanzierung der Kosten wird aus den Einzelplänen beider Häuser sicher- gestellt. Eine Veränderung der Zuständigkeiten ist nicht erforderlich und auch nicht beabsichtigt. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 200115646 (C) (D) (A) (B) Zu Frage 53: Die Bundesregierung hat dem Deutschen Bundestag im „Bericht über die Umsetzung und Inanspruchnahme des AFBG“ (Drucksache 14/1137) die Defizitbereiche des von der früheren Bundesregierung zu verantwortenden gegenwärtigen Status des Aufstiegsfortbildungsförde- rungsgesetzes dargestellt. Genaue Zahlen lassen sich erst nach Abschluss der Gespräche zwischen beiden Ressorts nennen. Anlage 18 Antwort des Staatsministers Dr. Christoph Zöpel auf die Fragen des Abgeordneten Dr.-Ing. Rainer Jork (CDU/CSU) (Drucksache 14/5637, Fragen 54 und 55): Wie erklärt die Bundesregierung den Widerspruch zwischen der von ihr erklärten Notwendigkeit, verstärkt ausländische Arbeitskräfte nach dem Vorbild der so genannten Green-Card- Aktion im Bereich der Informationstechnologien anzuwerben und dem drastischen Abbau der Angebote, in den Goethe-Instituten des Auslands die deutsche Sprache zu erwerben und deutsche Kul- tur kennen zu lernen? Welche Stellung bezieht die Bundesregierung zu der Tatsache, dass durch drastische Kürzungen im Etat der Goethe-Institute – bzw. Max-Müller-Institute in Indien – gerade erst erfolgreich angelaufene Einrichtungen zum Erlernen der deutschen Sprache, wie zum Beispiel in Kolkata, durch Stellenabbau existentiell ge- fährdet sind bzw. geschlossen werden müssen? Zu Frage 54: Die Bundesregierung sieht keinen Widerspruch zwi- schen der von Ihnen so genannten Green-Card-Aktion und den Maßnahmen zur Umstrukturierung des Goethe- Instituts Inter Nationes. Bundestag und Bundesrech- nungshof haben die Bundesregierung wiederholt aufge- fordert, das Goethe-Institut Inter Nationes angemessen an den Einsparungen des Bundes zu beteiligen. Die Neu- konzeption des GIIN-Netzes zielt daher auf eine Verrin- gerung der Personal- und Sachkosten sowie auf Effi- zienzsteigerung durch Aufgabenkonzentration und strukturelle Beweglichkeit. Die Auslandsinstitute sollen verstärkt mit lokalen Partnern (unter anderem Kulturge- sellschaften, Sprachkursanbieter) zusammenarbeiten, um unsere kulturelle Präsenz mit einem effizienteren Mitteleinsatz aufrechterhalten zu können. Das „Sofort- programm der Bundesregierung und der Informations- und Kommunikationswirtschaft zur Deckung des IT- Fachkräftebedarfs in Deutschland“ vom März 2000 rich- tet sich außerdem auch an Studierende, die ihren Ab- schluss an einer deutschen Hochschule gemacht haben und im Anschluss Berufserfahrung in Deutschland sam- meln möchten. Das Programm unterstützt damit ein wichtiges Anliegen der Auswärtigen Kultur- und Bil- dungspolitik, nämlich Steigerung der Attraktivität des Studienstandorts Deutschland. Zu Frage 55: Indien ist mit sechs Kulturinstituten in Neu Delhi, Ban- galore, Chennai, Kalkutta, Mumbai und Puna eines von nur fünf Ländern weltweit und das Einzige in Asien mit mehr als drei Kulturinstituten. Die strukturellen Verände- rungen in Indien haben zum Ziel, einerseits einen sub- stanziellen Beitrag zur Sparpolitik der Bundesregierung zu leisten, andererseits das Netz der Kulturinstitute in In- dien zu erhalten. Die Spracharbeit wird an allen Standor- ten in Indien fortgeführt, wenn auch mit verringertem Ein- satz von entsandten Kräften und veränderten Strukturen. Dies gilt auch für das Kulturinstitut in Kalkutta, wo die Stelle der Leiterin der Sprachabteilung im nächsten Jahr voraussichtlich nicht nachbesetzt wird. Die Spracharbeit bleibt auch dort als Aufgabenfeld des Kulturin- stituts erhalten und gehört dann zum Verantwortungsbe- reich des Leiters des Instituts. Anlage 19 Antwort des Staatsministers Dr. Christoph Zöpel auf die Fragen des Abgeordneten Albrecht Feibel (CDU/CSU) (Druck- sache 14/5637, Fragen 56 und 57): Wie hat sich die Personalausstattung in der Botschaft der Bun- desrepublik Deutschland in Neu Delhi und in den einzelnen Ge- neralkonsulaten und Konsulaten in Indien in den Jahren 1998, 1999, 2000 und 2001 entwickelt? Hat die Bundesregierung die Absicht, die deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen zu intensivieren, und mit welchen perso- nalpolitischen und anderweitigen Maßnahmen will die Bundesre- gierung in den angesprochenen Einrichtungen in Indien ihre dies- bezüglichen Ziele erreichen? Zu Frage 56: Die Personalausstattungen der Botschaft Neu Delhi bzw. der Konsulate mussten in dem genannten Zeitraum in Neu Delhi von 132 auf 121, in Kalkutta von 27 auf 26, in Chennai von 21 auf 20 und in Mumbai von 28 auf 27 Mitarbeiter reduziert werden. Diese Kürzungen be- wegen sich im Rahmen der allgemeinen Stellenstrei- chungen, die der Auswärtige Dienst weltweit zu verkraf- ten hat. Zu Frage 57: Indien ist ein wichtiger Partner der deutschen Wirt- schaft in Asien. Vor dem Hintergrund der Größe des Lan- des und seiner Entwicklungschancen ist das Potenzial des bilateralen Handels sowie der industriellen Kooperation bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Die Bundesregierung sieht es als ihre Aufgabe an, der deutschen Wirtschaft bei der weiteren Erschließung des indischen Marktes zur Seite zu stehen. Richtschnur für ihre Politik ist dabei unter an- derem die „Agenda für die deutsch-indische Partnerschaft im 21. Jahrhundert“, die anlässlich der Indienreise von Bundesminister Fischer im Mai 2000 mit der indischen Seite vereinbart worden ist. Die Agenda enthält einen aus- führlichen Maßnahmekatalog zur Vertiefung der deutsch- indischen Wirtschaftsbeziehungen. Das außenwirtschaftli- che Förderinstrumentarium der Bundesregierung steht in voller Bandbreite für die bilateralen Wirtschaftsbeziehun- gen zur Verfügung. Personalwirtschaftlich hat die Bundes- regierung wegen der in der Antwort zur Frage 9 beschrie- benen Sparzwänge derzeit keinen Spielraum. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 15647 (C) (D) (A) (B) Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Frage des Abgeordneten Dr. Max Stadler (F.D.P.) (Drucksache 14/5637, Frage 58): Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die leis- tungsgerechte Bezahlung von teilzeitbeschäftigten Männern und Frauen im öffentlichen Dienst? Ich gehe davon aus, dass mit Ihrer Frage spezifisch leistungsbezogene zusätzliche Zahlungen gemeint sind (Leistungsstufen, -prämien und -zulagen bei Beamten; außertarifliche Leistungsprämien und -zulagen für Ar- beitnehmer). Für die Bundesverwaltung hat im Auftrag des Bundesministeriums des Innern eine Unternehmens- beratungsgesellschaft die Einführung der leistungsbezo- genen Bezahlungselemente wissenschaftlich analysiert. In diesem Gutachten wurde in vier ausgewählten Behör- den verschiedener Verwaltungsebenen (BMI, Umwelt- bundesamt, Hauptzollamt Frankfurt a. M. Flughafen und Grenzschutzpräsidium Ost) untersucht, welche Erfah- rungen von Vorgesetzten und Mitarbeitern gewonnen wurden, wie diese sich zu den der Einführung zugrunde liegenden Zielsetzungen verhalten und welche Verbes- serungen im Sinne der Zielsetzung aufgezeigt werden können. Die Auswertung dieses Gutachtens ist zurzeit noch nicht abgeschlossen; das Ergebnis wird in den Er- fahrungsbericht der Bundesregierung zur Dienstrechts- reform einfließen. Neben dem Hauptanliegen des Gutachtens wurden auch statistische Daten, zum Beispiel zum Verhältnis teilzeitbeschäftigter zu vollzeitbeschäftigten Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern erhoben: Dabei wurde festge- stellt, dass der Anteil der teilzeitbeschäftigten Empfän- ger dieser Bezahlungsbestandteile im BMI dem Anteil an den Gesamtbeschäftigten entspricht. Im Umweltbun- desamt wird diese ausgewogene Verteilung leider nicht erreicht. Während dort 12,06 Prozent der Vollzeitbe- schäftigten derartige Bezahlungsbestandteile erhalten haben, ist die Empfängerquote unter den Teilzeitbe- schäftigten mit 6,31 Prozent nur fast halb so hoch. Die- ses Ergebnis bedarf der genaueren Untersuchung. Im Hauptzollamt sind lediglich weniger als 3 Prozent der Beschäftigten und im GSP-Ost weniger als 1 Prozent der Beschäftigten teilzeitbeschäftigt. Bei derartig geringen Fallzahlen von Teilzeitbeschäftigung wären statistische Ergebnisse zur Verteilung der leistungsbezogenen Be- zahlungsbestandteile eher zufällig und sind deshalb nicht weiter untersucht worden. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Frage des Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) (Drucksache 14/5637, Frage 59): Was alles hat die Bundesregierung unternommen, um nach der Aufhebung der Zollgrenze am 25. März 2001 an der deutsch-dä- nischen Grenze dafür Sorge zu tragen, dass eine höchstmögliche Sicherheit für die Bevölkerung in der deutsch-dänischen Grenzre- gion gewährleistet ist, zumal die Polizei-Funkgeräte beider Staa- ten nicht kompatibel sind, der Schusswaffengebrauch ausländi-scher Polizeibeamter nicht zulässig ist und die Nacheile über dieGrenze bei Verbrechen nur unter einengenden Auflagen überhauptgeschehen darf und auf 25 Kilometer beschränkt ist? Die Abschaffung der Personenkontrollen an den Bin- nengrenzen der Schengener Vertragsstaaten ist mit ei- nem Paket von Ausgleichsmaßnahmen verbunden, um die Personenfreizügigkeit bei höchstem Sicherheitsstan- dard zu verwirklichen. Hierzu gehören verstärkte Außengrenzkontrollen nach gemeinsamen Kriterien, die Harmonisierung der Vorschriften zur Einreise- und Vi- sumpolitik, das Schengener Imformationssystem (SIS) als gemeinsames elektronisches Fahndungssystem der Vertragsstaaten, die Harmonisierung des Drogen- und Waffenrechts sowie Regelungen zur verstärkten polizei- lichen und grenzpolizeilichen Zusammenarbeit. Die nunmehr seit über fünf Jahren praktizierte Schengen- Kooperation hat gezeigt, dass die mit dem Wegfall der Binnengrenzkontrollen verbundenen Risiken durch die Schengener Ausgleichsmaßnahmen auf ein Mini- mum reduziert worden sind. Für die Kriminalitätsent- wicklung in Deutschland haben die Kontrollfreiheit an den Schengen-Binnengrenzen und die damit verbun- dene Erleichterung des grenzüberschreitenden Reisever- kehrs keine gravierenden negativen Auswirkungen nach sich gezogen. So sind sowohl hinsichtlich der Gesamtentwicklung der Kriminalität in Deutschland als auch mit Blick auf die Binnengrenzgebiete keine Besonderheiten feststell- bar, die nachweislich auf den Wegfall der Personenkon- trollen an den deutschen Binnengrenzen zurückzu- führen wären. Auffällige Entwicklungstendenzen über grenzüberschreitende Kriminalitätsformen können we- der der polizeilichen Kriminalstatistik noch dem krimi- nalpolizeilichen Meldedienst entnommen werden. Das Inkraftsetzen der Bestimmungen des Schengener Durchführungsübereinkommens (SDÜ) geht einher mit der vorläufigen Anwendbarkeit des am 21. März 2001 unterzeichneten deutsch-dänischen Vertrages über die verbesserte polizeiliche und grenzpolizeiliche Zusam- menarbeit in der Grenzregion, Hier sind enge und un- mittelbare Formen der in den Grenzgebieten gesiedel- ten Polizei- und Grenzschutzbehörden beider Staaten vorgesehen; die einschlägigen Kontakte bestehen be- reits jetzt. So ist zum Beispiel der lageabhängige Aus- tausch von Verbindungsbeamten verabredet. Zwar ist auch die Bundessregierung der Auffassung, dass das Abkommen nicht dem Standard entspricht, wie er zuletzt im deutsch-schweizerischen Polizeivertrag bzw. dem deutsch-tschechischen Polizeikooperations- abkommen erreicht werden konnte, die Bundesregie- rung hat jedoch Verständnis für das dänische Anliegen, zunächst Erfahrungen mit der Schengen-Kooperation sammeln zu wollen, bevor über eine Ausweitung der Rechte deutscher Polizeibeamter in Dänemark ent- schieden wird. Dementsprechend sieht das Abkommen vor, dass spätestens nach drei Jahren geprüft wird, inwieweit Bedarf zur Änderung der Bestimmungen über die grenzüberschreitende Observation und Nach- eile besteht. Zur Frage zurzeit noch nicht gegebener Kompatibilität der Funkgeräte ist anzumerken, dass die Kommunikation durch die eingespielte und durch oben angegebenen Vertrag festgeschriebene enge Zu- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 200115648 (C) (D) (A) (B) sammenarbeit der Polizeibehörden beiderseits der Grenze über andere Kommunikationsmittel sicherge- stellt ist. Darüber hinaus sieht das Abkommen aus- drücklich vor, dass die von ihm erfasste Polizeibe- hörden im erforderlichen Umfang den direkten Funk- kontakt durch den Austausch von Funkausrüstung si- cherstellen (derzeit erfolgt Verbindungsaufnahme nur per Telefon). Die Entscheidungen für eine gemäß SDÜ vorgesehene Beschaffung kompatibler Funksysteme sind in Richtung eines europäischen Digitalfunkstan- dards für alle Sicherheitsbehörden getroffen. Die Pro- blematik einer aktuell (noch) fehlenden Kompatibilität besteht im Übrigen auch zu den Binnennachbarstaaten Benelux, Frankreich und Österreich. Gemäß Artikel 40 Absatz 9 SDÜ gibt jede Vertragspar- tei bei Unterzeichnung dieses Übereinkommens eine Er- klärung ab, in der sie bezüglich jeder Vertragspartei, mit der sie eine gemeinsame Grenze hat, die Modalitäten der Aus- übung des Nacheilerechts in ihrem Hoheitsgebiet nach Maßgabe der Absätze 2, 3 und 4 festlegt. Von dänischer Seite wurde die als Anlage 1 beigefügte Erklärung über die Bedingungen der Verfolgung nach Dänemark über die deutsch-dänische Grenze – unter anderem Beschränkung auf 25 Kilometer – sowie die als Anlage 2 beigefügte Er- klärung über das Mitführen von Schusswaffen abgegeben. Von deutscher Seite wurden in Bezug auf die gemeinsame Grenze der Bundesrepublik Deutschland mit dem Köni- greich Dänemark entsprechend der als Anlage 3 beigefüg- ten Erklärung keine räumlichen und zeitlichen Begrenzun- gen zur Ausübung des Rechts der Nacheile auf dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland ein- geräumt. Räumliche Begrenzungen gibt es neben Däne- mark auch im Verhältnis zu anderen Schengen-Staaten. Die Niederlande und Luxemburg haben eine Begrenzung auf 10 Kilometer festgelegt. Auf belgischem, französischem und östereichischem Hoheitsgebiet ist die Nacheile ohne räumliche und zeitliche Begrenzung zulässig. Im Jahre 1999 haben insgesamt 16 grenzüberschreitende Nacheilen durch deutsche Polizei- und BGS-Beamte stattgefunden. Zielländer waren dabei die Niederlande (in 12 Fällen), Frankreich (3) und Österreich (1). Die entsprechenden Zah- len für das Jahr 2000 werden derzeit ausgewertet. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fragen des Abgeordneten Gunnar Uldall (CDU/CSU) (Druck- sache 14/5637, Fragen 60 und 61): Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, dass die Be-auftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen, MarieluiseBeck, am 5. November 2000 die Kampagne „Ich bin stolz, einDeutscher zu sein“ im Rahmen der Initiative „Deutsche gegenrechte Gewalt“ eröffnete? Mit welchen Haushaltsmitteln und in welcher sonstigen Formunterstützt die Bundesregierung die Initiative „Deutsche gegenrechte Gewalt“? Die angesprochene Medienkampagne ist eine Aktion der Initiative „Deutsche gegen rechte Gewalt“. In dieser Initiative haben sich engagierte Unternehmen und Einzel- personen aus Politik und öffentlichem Leben – von der Beauftragten der Bundesregierung für Ausländerfragen bis zum Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Berliner Ab- geordnetenhaus – zusammengeschlossen, um in diesem Bereich meinungsbildend zu wirken. Die Kampagne ist privat initiiert. Öffentliche Mittel werden nicht in An- spruch genommen. Die Initiative ist ein Beispiel für von der Bundesregie- rung mit dem „Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt“ unterstütztes positives gesellschaftliches Engagement gegen den Rechtsextre- mismus. Die Initiatoren beschreiben die Intentionen der angesprochenen Plakataktionen wie folgt: „Die Motive zeigen Araber, Schwarze, Asiaten, Menschen, die wegen ihrer Hautfarbe dem klassischen Feindbild der Neonazis entsprechen. Die aber alle eines gemeinsam haben: Sie sind Deutsche, sie fühlen sich als Deutsche und sind stolz auf ihr Land – jedoch auf ein Land ohne Gewalt, Intole- ranz und Fremdenhass“. Diesen Intentionen stimmt die Bundesregierung zu. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) (Drucksache 14/5637, Fragen 62 und 63): Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung darüber, welcheMitglieder des Kabinetts und welche Mitarbeiter in herausgeho-benen Funktionen (Bezahlung entsprechend der Besoldungs-gruppe B 3 oder höher) in den Bundesministerien bzw. in oberstenBundesbehörden oder bei Unternehmen, die maßgeblich von derBundesregierung kontrolliert werden, im Kommunistischen BundWestdeutschlands Mitglied waren oder wegen mit einer solchenMitgliedschaft verbundenen Aktivitäten beim Verfassungsschutzaktenkundig geworden sind? Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung darüber, welcheMitglieder des Kabinetts und welche Mitarbeiter in herausgehobe-nen Funktionen (Bezahlung entsprechend der Besoldungsgruppe B 3 oder höher) in den Bundesministerien bzw. in obersten Bun-desbehörden oder bei Unternehmen, die maßgeblich von der Bun-desregierung kontrolliert werden, im Kommunistischen Bund Mit-glied waren oder wegen einer solchen Mitgliedschaft verbundenenAktivitäten beim Verfassungsschutz aktenkundig geworden sind? Zu Frage 62 und 63: Der Bundesregierung ist es aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, zu den Fragen Stellung zu nehmen. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des Abgeordneten Jürgen Koppelin (F.D.P.) (Drucksache 14/5637, Fragen 64 und 65): Treffen Presseberichte („Frankfurter Rundschau“, „Süd-deutsche Zeitung“ vom 21. März 2001) zu, dass das Bundesmi-nisterium der Finanzen sowie die Bundesanstalt für vereini-gungsbedingte Sonderaufgaben Anträge auf Nebenklage alsPrivatbeteiligte in der so genannten Korruptionsaffäre „ELFAquitaine“ in Paris, Genf und Vaduz gestellt haben? Trifft es zu, dass am 6. Februar 2001 vor der Vernehmungvon A. S. durch den Untersuchungsausschuss des DeutschenBundestages auch vorübergehend beurlaubte Mitarbeiter desBundesministeriums der Finanzen ein Gespräch mit A. S. ge-führt haben („DIE ZEIT“ vom 15. März 2001), und wann ist derUntersuchungsausschuss davon informiert worden? Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001 15649 (C) (D) (A) (B) Zu Frage 64: Die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium der Finanzen (BMF), und die Bundes- anstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) haben auf der Grundlage verfahrensspezifischer Rechts- vorschriften der betroffenen Staaten Anträge auf Zulas- sung als Privatbeteiligte zu den in Genf, Paris und Vaduz anhängigen Strafverfahren gegen ehemalige Angehörige von „ELF Aquitaine“ und andere eingereicht, die wegen unterschiedlicher Tatbestände gegen sie geführt werden. Den Begriff des Privatbeteiligten (französischer Begriff „partie civil“) kennt die deutsche Strafprozessordnung nicht. Dies mag dazu geführt haben, dass in der Presse der – nicht inhaltsgleiche – Begriff des Nebenklägers verwen- det wurde. Die Unterschiede in allen ihren Feinheiten kön- nen hier nicht dargelegt werden. Wichtig ist, dass mit den Anträgen auf Zulassung als Privatbeteiligte BMF und BvS den prozessualen Status von Verfahrensbeteiligten erhal- ten sollen. Voraussetzung hierfür ist eine mögliche Ver- mögensschädigung der Antragsteller. Zunächst verfolgen BMF und BvS mit ihren Anträgen das Ziel, als Verfah- rensbeteiligte Einsicht in die Verfahrensakten zu erhalten. Zu Frage 65: Es ist richtig, dass Angehörige der bei der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben angegliederten Sonder-Task-Force Leuna/Minol versuchten, Auskünfte von A. S. im Zusammenhang mit dem Projekt Leuna/Minol zu erhalten. Herr S. hat zur Sache aber keine Angaben ge- macht. Der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages wurde am 6. Februar 2001 durch mich hierüber unterrichtet. In der Sonder-Task-Force befin- den sich keine vorübergehend beurlaubten Bediensteten des Bundesministeriums der Finanzen, sondern beurlaubte Lan- des- und Bundesbeamte unterschiedlicher Behörden. Anlage 25 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Frage des Ab- geordneten Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) (Drucksache 14/5637, Frage 66): Sieht die Bundesregierung in der Subventionierung von Freizeit-parks in Frankreich durch öffentliche Mittel, wie zum Beispiel beidem von der Gruppe „Parc Asterix“ geplanten Freizeitpark „Bio-scope“ im Elsass eine Wettbewerbsverzerrung zuungunsten privaterFreizeitparks in Deutschland, und wenn ja, welche Maßnahmengedenkt sie wegen dieser Benachteiligung zu ergreifen? Bei einer greifbaren staatlichen Subventionierung ei- nes gewerblichen französischen Freizeitparks ließe sich eine Beeinträchtigung der Wettbewerbsverhältnisse zu- lasten privater Freizeitparks in Deutschland nicht grundsätzlich ausschließen. In diesem Fall wären die Bei- hilfevorschriften des EG-Vertrages zu beachten. Danach sind staatliche Beihilfen zwar grundsätzlich mit dem Ge- meinsamen Markt unvereinbar, wenn sie den grenzüber- schreitenden Wettbewerb beeinträchtigen. Sie können je- doch unter engen Voraussetzungen von der Kommission der Europäischen Gemeinschaften genehmigt werden. Der Bundesregierung ist nicht bekannt, ob – und gege- benenfalls unter welchen Vorraussetzungen – der geplante Freizeitpark „Bioscope“ im Elsass von Frankreich geför- dert wird. Sie wird sich um eine Aufklärung des Sachver- halts bei der EG-Kommission bemühen. Das Ergebnis werden wir Ihnen zu gegebener Zeit mitteilen. Anlage 26 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des Abgeordneten Hans Michelbach (CDU/CSU) (Drucksa- che 14/5637, Fragen 67 und 68): Wie beabsichtigt die Bundesregierung die Familienförderung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts auszugestalten und ist bei der Umsetzung der Anforderungen zum Familienlei- stungsausgleich das Ehegattensplitting langfristig gesichert? Hat die Bundesregierung Kenntnis, dass eine Genehmigung von EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti zur genehmigungs- pflichtigen Subvention für den Baukonzern Philipp Holzmann AG durch die Bundesregierung in Höhe von 250 Millionen. DM er- folgt und welche Genehmigungsbedingungen gibt es hierzu? Zu Frage 67: Die Berücksichtigung des Erziehungsbedarfes eines Kin- des wird entsprechend den zeitlichen Vorgaben des Bundes- verfassungsgerichtes ab dem Jahr 2002 erfolgen. Zurzeit werden auf Fachebene Vorschläge für die gesetzliche Um- setzung erarbeitet. Im Moment können noch keine Einzel- heiten zur Ausgestaltung der Neuregelung genannt werden. Seien Sie aber versichert, die Bundesregierung wird recht- zeitig für das in diesem Jahr anstehende Gesetzgebungsver- fahren einen Entwurf vorlegen. Die Bundesregierung beab- sichtigt zurzeit nicht, die für das Ehegattensplitting geltenden einkommensteuerlichen Regeln zu ändern. Zu Frage 68: Die Bundesregierung hat die Umstrukturierungsbeihil- fen für Philipp Holzmann im Dezember 1999 bei der Kommission notifiziert. Die von der Kommission beauf- tragten Gutachter haben mittlerweile bestätigt, dass das Sanierungskonzept des Baukonzerns tragfähig ist. Außer- dem haben die wichtigsten Gläubigerbanken gegenüber der Kommission die Notwendigkeit der Beihilfen über- zeugend dargelegt. Deshalb hofft die Bundesregierung auf eine baldige Genehmigung. Ihr ist nicht bekannt, mit welchen Bedingungen die Kommission gegebenenfalls eine Genehmigung verbinden wird. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 160. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 28. März 200115650 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Gesamtes Protokol Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416000000
Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:
Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Entwurf eines Gesetzes zur Er-
richtung einer Stiftung Jüdisches Museum Berlin.

Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht
hat der Beauftragte der Bundesregierung für Angelegen-
heiten der Kultur und der Medien, Staatsminister Profes-
sor Dr. Julian Nida-Rümelin.

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416000100
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Da-
men und Herren Abgeordneten! Durch den heute von mir
vorgelegten Gesetzentwurf der Bundesregierung soll das
Jüdische Museum Berlin von einer öffentlich-rechtlichen
Stiftung des Landes Berlin in eine Bundesstiftung umge-
wandelt werden. Dieser Entwurf wurde heute vom Kabi-
nett beschlossen.

Parallel zum vorliegenden Gesetzentwurf wird der
Berliner Senat einen Gesetzentwurf zur Auflösung der
Landesstiftung in das Abgeordnetenhaus einbringen. Der
Zeitplan sieht so aus, dass mit Sicherheit am 9. Septem-
ber dieses Jahres die Eröffnung stattfindet. Ich habe mich
noch einmal mit Herrn Blumenthal abgestimmt, weil man
bei solchen Vorbereitungen oft in Zeitnot gerät. Es wäre
misslich, wenn das Gesetz bis dahin nicht in Kraft getre-
ten wäre. Dies sollte also vor dem 9. September 2001 der
Fall sein.

Mir ist das sehr wichtig und uns allen sollte das wich-
tig sein. Lassen Sie mich deshalb kurz den Zeitplan skiz-
zieren: Der erste Durchgang im Bundesrat soll am
11. Mai 2001 sein. Die erste Lesung im Bundestag soll am
17./18. Mai 2001, die zweite und dritte Lesung am
21./22. Juni 2001 – eventuell eine Woche später – statt-
finden, sodass der zweite Durchgang im Bundesrat am
13. Juli und das In-Kraft-Treten am 1. September erfolg-
ten kann.

Mit dem Übergang auf den Bund wird der Thematik,
die das Jüdische Museum behandelt, aber auch dem Bau-
werk besonderer Nachdruck verliehen, das schon jetzt
ohne ein museales Angebot international große Aufmerk-
samkeit genießt. Seit Februar 1999 haben sich bereits
300 000 Gäste – das muss man sich einmal vorstellen –
dieses Bauwerk angesehen.

Unter der Museumsleitung des früheren amerikani-
schen Finanzministers der Carter-Regierung, Professor
Blumenthal, wurde in den vergangenen zwei Jahren ein
faszinierendes Konzept für dieses Jüdische Museum er-
arbeitet. Im Zentrum dieses Konzeptes stehen zwei Jahr-
tausende jüdischen Lebens in Deutschland. Dabei – ich
verwende diese Terminologie bewusst, obwohl sie, wie
wir wissen, nicht ganz unproblematisch ist – geht es um
die wechselhaften Entwicklungen der deutsch-jüdischen
Geschichte einschließlich der Katastrophe von Völker-
mord und Verfolgung durch die Nazis.

Das Museum wird nicht ausschließlich – nicht einmal
primär – ein Holocaust-Museum sein. Aber der Holocaust
wird in dieser Gesamtpräsentation eine wichtige Rolle
spielen. Es geht uns und den Verantwortlichen darum,
dass mit diesem Jüdischen Museum, das dann die zentrals-
te Einrichtung dieser Art und sicherlich auch die interna-
tional am meisten beachtete Einrichtung dieser Art sein
wird, ein Signal hinsichtlich der Zukunft jüdischen Le-
bens, jüdischer Kultur, jüdischer Religiosität in Deutsch-
land und Europa und der Vielfalt jüdischen Lebens und
jüdischer Kultur in der Gegenwart auch international ge-
geben wird. Diese Programmatik in diesem Museum so zu
präsentieren, dass sie für alle Besucherinnen und Besu-
cher, egal, woher sie kommen und welche Vorkenntnisse
sie haben, erfahrbar und einsichtig gemacht wird, ist eine
große Aufgabe. Das, was ich bisher kennen gelernt habe,
lässt mich sehr zuversichtlich sein, dass die Programma-
tik überzeugend umgesetzt werden wird.

Neben einer Dauerausstellung wird es ein Informati-
onszentrum, eine Bibliothek, ein Archiv und außerdem
ein internationales Bildungs- und Forschungszentrum ge-
ben. Damit gerade für die Berlinerinnen und Berliner so-
wie für diejenigen, die häufiger in Berlin sind, immer

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(B)


160. Sitzung

Berlin, Mittwoch, den 28. März 2001

Beginn: 13.00 Uhr

wieder Neues zu sehen sein wird, wird sowohl Wechsel-
ausstellungen als auch einem begleitenden Diskurs in
Form eines Vortrags- und Diskussionsprogramms ein
großes Augenmerk eingeräumt.

Das Jüdische Museum verfolgt eine aufklärerische In-
tention. Es ist stärker als andere Museen in Deutschland
von einer – ich sage das bewusst – pädagogisch-didakti-
schen Zielsetzung geprägt. Eine solche ist für die Mu-
seumslandschaft der USA wesentlich charakteristischer
als für die deutsche. Ich denke, das ist gerade bei dieser
Thematik eine sinnvolle Ausrichtung.

Es geht um konkrete Lernprozesse, die man dem Be-
reich der politischen Bildung zuordnen kann, nämlich um
Respekt und Anerkennung für Minderheiten, somit um
Toleranz im eigentlichen Sinne, und zwar nicht als Indif-
ferenz, sondern als Anerkenntnis von Andersheit als Ba-
sis einer Demokratie und einer Kultur, die zunehmend
von Vielfalt geprägt ist. Debatten, Nachdenken und Aus-
tausch zu initiieren und Perspektiven aufzuzeigen sind
Ziele dieses Museums.

Zwischen dem Land Berlin und dem Bund wurde im
vergangenen Jahr darüber Einvernehmen erzielt, dass die
Dimensionen sowohl des Konzeptes als auch des entstan-
denen Gebäudes von einer bundesweiten – man kann
durchaus sagen: nationalen – und internationalen Bedeu-
tung sind und dass es deswegen begründet ist, dass dieses
Museum zu 100 Prozent in die institutionelle Förderung
des Bundes übergeht. Im Bundeshaushalt 2001 und im Fi-
nanzplan des Bundes bis zum Jahre 2004 sind als Teil der
Hauptstadtkulturförderung jährliche Zuschüsse in Höhe
von 24 Millionen DM vorgesehen. Zwar hätte diese 100-
prozentige Förderung weiterhin der Landesstiftung
zukommen können, es besteht jedoch Einvernehmen zwi-
schen Land und Bund, die entsprechenden organisatori-
schen Konsequenzen in Form der Umwandlung in eine
Bundesstiftung zu ziehen.

Das Museumsgebäude selbst bleibt vorerst im Eigen-
tum des Landes Berlin. Mit dem Berliner Senat ist aller-
dings abgestimmt, dass es der Bundesstiftung, ebenso wie
bisher der Landesstiftung, unentgeltlich zur Verfügung
steht.

Der Stiftungsrat wird siebenköpfig sein, wobei die
Bundesregierung zwei Vertreter, das Land Berlin und der
Zentralrat der Juden in Deutschland je einen Vertreter ent-
senden werden; ein Mitglied wählt der Bundespräsident
und zwei Mitglieder sollen sachverständige Persönlich-
keiten sein. Damit wird deutlich, dass diese Einrichtung
eine Gesamtverantwortung des Bundes, des Landes und
der interessierten Öffentlichkeit erforderlich macht und
die Verantwortung dafür nicht allein vom Bund wahrge-
nommen werden kann.

Ich denke, das ist das Wichtigste in Grundzügen.
Danke schön.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416000200
Danke, Herr Staats-
minister.

Ich bitte, zunächst Fragen zu dem Themenbereich zu
stellen, über den soeben berichtet wurde. Die ersten Wort-

meldungen liegen bereits vor. Erster Fragesteller ist der
Kollege Dr. Norbert Lammert.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1416000300
Herr Staatsmi-
nister, das Jüdische Museum Berlin liegt im gemeinsamen
Interesse des Deutschen Bundestages und des Abgeord-
netenhauses von Berlin. Insofern sind Vorbereitungen, ei-
nen geeigneten Rechtsrahmen zu finden, gewiss nicht zu
beanstanden.

Nun gibt es aber doch ganz offenkundig – Sie haben die
beabsichtigte Änderung der Rechtsform und der Träger-
schaft angesprochen – einen unmittelbaren und nicht auf-
lösbaren Zusammenhang zwischen der jetzt vorgesehe-
nen Stiftungsgründung und dem Hauptstadtkulturvertrag,
durch den erst der Übergang der Zuständigkeit vom Land
Berlin auf den Bund geregelt werden soll. Meine Frage:
Ist der Hauptstadtkulturvertrag eigentlich inzwischen
unterschrieben, und wenn nein, warum nicht? Sehen die
Planungen der Bundesregierung – Sie haben jetzt aus-
schließlich den Zeitplan für die Verabschiedung des vor-
liegenden Gesetzentwurfes vorgetragen, nicht aber den
Zeitplan für die Unterzeichnung des Hauptstadtkultur-
vertrages, der die Voraussetzung für das Gesetzge-
bungsverfahren ist – eigentlich vor, den Hauptstadtkultur-
vertrag noch vor Eröffnung des Jüdischen Museums
Berlin zu unterzeichnen?


(Zuruf von der SPD: Das war eine bösartige Frage! Die wird gestrichen!)


D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416000400
Nein, die Frage ist nachvollziehbar. Ich hatte
auch schon öffentlich gesagt, dass der Hauptstadtkultur-
vertrag aus meiner Sicht ausgehandelt und inhaltlich
unterschriftsreif ist. Sie haben Recht: Er ist noch nicht un-
terzeichnet. Es gibt innerhalb der Bundesregierung in der
Tat noch Klärungsbedarf, der allerdings nur Detailpunkte
betrifft, nicht aber die Grundfrage, nämlich Übernahme
von vier Einrichtungen durch den Bund mit den daraus re-
sultierenden Konsequenzen.

Ich möchte dringend davor warnen, dergestalt vorzu-
gehen: Wir lassen das jetzige Gesetzesvorhaben erst ein-
mal liegen und klären zuallererst die letzte Detailfrage
hinsichtlich des Hauptstadtkulturvertrags. Wenn wir das
tun, laufen wir Gefahr, dass wir das Jüdische Museum bis
zu seiner Eröffnung am 9. September noch nicht auf si-
cheren Grund gestellt haben. Es gibt keinen Dissens über
die Stiftung Jüdisches Museum Berlin. Wir sollten all das,
über das es keinen Dissens gibt, so rasch wie möglich ab-
schließen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416000500
Kollege Lammert hat
eine Zusatzfrage. – Bitte.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1416000600
Herr Staatsmi-
nister, es wird Ihnen nicht entfallen sein, dass ich auch
nicht den Vorschlag gemacht habe, das Gesetzesvorhaben
liegen zu lassen. Genauso wenig haben wir den Vorschlag
gemacht, den Hauptstadtkulturvertrag liegen zu lassen,
bis die operativen Schlussfolgerungen aus demselben




Staatsminister Dr. Julian Nida-Rümelin
15594


(C)



(D)



(A)



(B)


schon aus Gründen der zeitlichen Abfolge dringend gezo-
gen werden müssen.

Sie haben freundlicherweise unmittelbar vor Beginn
der Sitzung den heute im Kabinett beratenen Entwurf der
Stiftungssatzung zur Verfügung gestellt. Ich möchte gerne
auf einen Punkt näher eingehen, den Sie auch in Ihrem
Bericht erwähnt haben. In § 2 der Satzung, in dem der
Zweck der Stiftung geregelt wird, werden in Ziffer 5 als
Stiftungszweck unter anderem die Einrichtung und Un-
terhaltung eines Informationszentrums, einer Bibliothek,
eines Archivs, eines internationalen Bildungs- und For-
schungsinstituts sowie sonstige Einrichtungen im Sinne
des Stiftungszwecks angekündigt. Diese Liste hat eine
auffällige Ähnlichkeit mit dem Katalog, der in Verbin-
dung mit dem Mahnmal für die ermordeten Juden Euro-
pas steht, der von Ihrem Amtsvorgänger vorgeschlagen
wurde und der dann schließlich nach umfänglicher Bera-
tung im Deutschen Bundestag – in Form der Ergänzung
des Mahnmals um einen Ort der Information – angenom-
men wurde. Ich finde in § 2 der Stiftungssatzung den Hin-
weis, dass der Zweck der Stiftung die Übernahme des Jü-
dischen Museums mit den genannten Funktionen sowie
die Schaffung eines Ortes der Begegnung sei.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den Zusammenhang
zwischen dem einen und dem anderen Projekt verdeutli-
chen könnten, und zwar auch unter dem Gesichtspunkt ei-
nes möglichst effizienten Einsatzes der von Ihnen gerade
genannten und in der mittelfristigen Finanzplanung des
Bundes eingestellten Haushaltsmittel. Vielleicht können
Sie auch die Frage beantworten, welche sonstigen Ein-
richtungen die Bundesregierung neben den bereits präzise
benannten plant.

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416000700
Es wird sicherlich im Laufe der nächsten
Jahre Entwicklungen geben. Die Bestimmung des
Zweckes soll Spielraum für diese Entwicklungen schaf-
fen. Ein Beispiel kann ich konkret nennen: Es ist unter an-
derem die Einrichtung einer Blindenwerkstatt geplant,
also ein spezielles Angebot für blinde Besucherinnen und
Besucher. Ich kann Ihnen zwar jetzt keine Details nennen.
Aber Einrichtungen dieser Art sind im Rahmen des Kon-
zeptes denkbar und sinnvoll.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416000800
Nächster Fragesteller
ist der Kollege Hans-Joachim Otto.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1416000900
Herr Staats-
minister, ich möchte zunächst einmal an die Frage des
Kollegen Dr. Lammert anknüpfen. Ich entnehme Ihrer
Antwort auf seine Frage, dass es der Bund ist, der noch
Klärungsbedarf hinsichtlich des Hauptstadtkulturvertra-
ges hat. Deswegen richte ich an Sie die Frage: Wir dürfen
doch davon ausgehen, dass der Hauptstadtkulturvertrag
unterzeichnet sein wird, bevor im Parlament die letzte Le-
sung des Gesetzentwurfes stattfinden wird?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416001000
Ja.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1416001100
Danke.
Dann komme ich zu meiner eigentlichen Frage. Wenn

die Landesstiftung aufgelöst wird, stellt sich doch die
Frage des Verbleibs des Vermögens dieser Stiftung. Gab
es eine Ausstattung dieser Landesstiftung mit Vermögen?
Wird das Vermögen – sofern die Landesstiftung über ei-
nes verfügte – auf das Land zurückübertragen oder wird
es auf die neue Bundesstiftung übertragen?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416001200
Meines Wissens hat es kein spezifisches Ver-
mögen der Landesstiftung gegeben. Ich muss Ihnen das
aber schriftlich beantworten; ich will das überprüfen. Ein
eventuelles Vermögen würde jedenfalls nicht an das Land
zurückübertragen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416001300
Nächster Fragesteller
ist der Kollege Hartmut Koschyk.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1416001400
Herr Staatsminister,
ich bin leider der Auffassung, dass Sie die Frage des Kol-
legen Dr. Lammert nach einem gewissen Zusammenhang
und nach einer Abgrenzung zwischen dieser neuen bun-
desunmittelbaren Stiftung Jüdisches Museum und den
dort vorgesehenen Einrichtungen und den im Zusammen-
hang mit dem Holocaust-Mahnmal vorgesehenen Ein-
richtungen nicht hinreichend beantwortet haben. Ich
möchte in diesem Zusammenhang noch eine dritte Ein-
richtung nennen, weil wir durch Anträge und durch Sach-
vorträge im zuständigen Ausschuss, aber auch hier im
Parlament immer deutlich gemacht haben, dass wir noch
den Zusammenhang mit einer weiteren Einrichtung in
Berlin sehen. Ich möchte Sie daher fragen, ob auch die
Zukunft der Einrichtung „Topographie des Terrors“ bei
der Beratung im Bundeskabinett, vor allem bei der haus-
haltsmäßigen Unterlegung dieser Stiftungsneugründung,
eine Rolle gespielt hat.

Zweitens. Es fällt beim Blick in die Stiftungsgremien
auf, dass es bei einer bundesunmittelbaren Stiftung über-
haupt keine parlamentarische Begleitung geben soll. Wel-
chen Grund hat es, dass sowohl der Berliner Senat als
auch die Bundesregierung zu dem Schluss gelangt sind,
dass weder Vertreter des Berliner Abgeordnetenhauses
noch des Deutschen Bundestages in das Gremium der
Stiftung aufgenommen werden sollen? Ich stelle diese
Frage vor allem vor dem Hintergrund, dass es in der Sat-
zung heißt, dass die Zahl der Stiftungsratsmitglieder von
sieben auf zwölf erhöht werden kann, dass aber dann das
Benennungsrecht für diese weiteren Mitglieder aus-
drücklich bei der Bundesregierung liegen muss, wie es im
Gesetzentwurf heißt. Man könnte die etwas ironisch ge-
meinte Frage stellen, ob Bundesregierung und Berliner
Senat der Auffassung sind, dass sich eine parlamentari-
sche Begleitung störend im Hinblick auf den Erfolg des
Vorhabens auswirken könnte.

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416001500
Zunächst zur ersten Frage: Es steht ganz
außer Zweifel, dass es zwischen Mahnmal, Jüdischem




Dr. Norbert Lammert

15595


(C)



(D)



(A)



(B)


Museum und „Topographie des Terrors“ einen engen Zu-
sammenhang gibt. Wir haben darüber sowohl im Aus-
schuss wie auch hier im Bundestag schon mehrfach ge-
sprochen.

Hinsichtlich des Mahnmals ist die Entscheidung gefal-
len, dort auch einen Ort der Information zu schaffen. Nun
kann man sagen, das solle hauptsächlich der Inhalt des Jü-
dischen Museums sein. Das ist richtig; diese Debatte
brauchen wir nicht zu wiederholen. Die Überlegung war,
dass der Eindruck durch das Kunstwerk und die künstle-
rische Auseinandersetzung mit dieser Thematik durch
eine kognitive – übrigens nicht nur kognitive, sondern
durchaus auch emotionale – Komponente ergänzt werden
sollte, und zwar am Ort des Mahnmals. Das Konzept mit
seinen verschiedenen Inhalten, die vorgesehen sind – Sie
kennen es ja –, ist faszinierend.

Wir sind unterschiedlicher Meinung – ich nehme an,
dass Sie auf diesen Punkt anspielen wollten –, ob die 100-
prozentige Übernahme der finanziellen Verantwortung
für das Jüdische Museum und für das Mahnmal nicht auch
impliziert, dass der Bund die 100-prozentige finanzielle
Verantwortung für die „Topographie des Terrors“ über-
nimmt. Auch wenn ich mich wiederhole, möchte ich Fol-
gendes ganz knapp sagen: Ich erkenne dieses Argument
an; der inhaltliche Zusammenhang ist ein wichtiger
Aspekt. Für mich ist aber in höherem Maße der Aspekt
ausschlaggebend, dass wir uns im Rahmen des Gedenk-
stättenkonzepts in Deutschland – es gibt Gedenkstätten
von zweifellos bundesweiter Bedeutung – darauf festge-
legt haben, dass die Kommunen und die Länder in der
Verantwortung, auch in der finanziellen, bleiben und dass
die Förderung durch den Bund nur bei bis zu 50 Prozent
liegen sollte.

Wenn wir das bei der „Topographie des Terrors“ anders
machten, dann wäre das ein Signal in die falsche Rich-
tung. Berlin ist in vieler Hinsicht zwar ein absoluter Son-
derfall; das bedeutet aber nicht, dass nicht doch eine ge-
meinsame Verantwortung für die Gedenkstätten besteht.
Ein weiteres falsches Signal eines solchen Vorgehens
wäre, dass diese Verantwortungsteilung auch im Hinblick
auf andere Einrichtungen von bundesweiter Bedeutung
infrage gestellt wird. Deswegen bin ich nach Abwägung
der Argumente zu dem Ergebnis gekommen, dass der
zweite Grund in höherem Maße ausschlaggebend ist und
dass wir – vorausgesetzt, die Kosten explodieren nicht ins
Unermessliche – bei der 50-Prozent-Beteiligung des Bun-
des an der „Topographie des Terrors“ bleiben sollten.

Was die zweite Frage angeht: Die Satzung sieht vor,
dass dem siebenköpfigen – ich bleibe erst einmal bei der
Zahl sieben – Stiftungsrat zwei Vertreter der Bundesre-
gierung und auf Vorschlag der Bundesregierung weitere
Sachverständige angehören. Die Intention ist sicherlich
nicht, dass die Beteiligung etwa von Parlamentariern am
Stiftungsrat eine Behinderung der Arbeit bedeutet. Die In-
tention war eher, die Größe des Stiftungsrats nicht zu sehr
auszudehnen, sondern klein zu halten. Rein formal wäre
es im Übrigen denkbar, dass Parlamentarier diesem Gre-
mium angehören. Aber Sie haben Recht: Wir haben die-
sen Gedanken nicht als Kriterium in die Satzung aufge-
nommen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416001600
Herr Kollege
Koschyk, eine Nachfrage, bitte.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1416001700
Herr Staatsminister,
es ist mir im Zusammenhang mit diesem Stiftungsgesetz
nicht darum gegangen, die Regelung der hälftigen Finan-
zierung der „Topographie des Terrors“ durch den Bund
und das Land Berlin kritisch zu hinterfragen. Im Entwurf
eines Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung Jüdisches
Museum ist allgemein von der Einrichtung und Erhal-
tung eines Informationszentrums, einer Bibliothek, eines
Archivs, eines internationalen Bildungs- und Forschungs-
instituts sowie sonstiger Einrichtungen im Sinne des Stif-
tungszwecks die Rede. Das ist doch eine sehr weitge-
hende Formulierung, die auch Sie leider Gottes nicht
präzisiert haben. Daher drängt sich nahezu die Frage der
Abgrenzung gegenüber Einrichtungen auf, die im Zusam-
menhang mit dem Holocaust-Mahnmal und auch der „To-
pographie des Terrors“ stehen. Wird die Bundesregierung
im Hinblick auf die weitere konzeptionelle Entwicklung
wirklich für eine Abgrenzung sorgen und wird sie auch
den Dialog mit anderen Einrichtungen suchen, damit – ge-
rade vor dem Hintergrund des Aspektes der Finanzierung,
den Sie soeben angeschnitten haben – nicht die Gefahr ei-
ner Doppelgleisigkeit besteht?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416001800
In einem Punkt möchte ich sogar über das hi-
nausgehen, was Ihnen zu Recht am Herzen liegt: Natür-
lich sollten die einzelnen Einrichtungen nicht isoliert
nebeneinander arbeiten – auf diese Weise würde es zu
Doppelarbeit kommen –; vielmehr sollte es eine Ver-
knüpfung der inhaltlichen und der programmatischen Ar-
beit dieser Einrichtungen geben. Ich möchte aber insofern
noch einen Schritt weitergehen: Das Jüdische Museum
Berlin wird im Vergleich zu anderen, kleineren Einrich-
tungen in Deutschland zweifellos eine zentrale Rolle spie-
len. Mein Wunsch ist es daher, dass die Arbeit, die an jü-
dischen Zentren, in jüdischen Gemeinden und vor allem
auch in jüdischen Museen – sei es in Fürth, Frankfurt oder
München – geleistet wird, mit dieser zentralen Einrich-
tung verknüpft wird.

Man muss zwei Punkte unterscheiden: Zum einen geht
es darum, wie man den Stiftungszweck bestimmt. Man
darf nicht vergessen, dass wir uns mit der Bestimmung
des Stiftungszwecks – er hat ja sozusagen einen Ewig-
keitscharakter – auf unabsehbare Zeit festlegen. Deswe-
gen muss der Stiftungszweck so gefasst sein, dass wir
nicht in einigen Jahren oder Jahrzehnten bereuen müssen,
das eine oder andere nicht zugelassen zu haben.

Zum anderen geht es um die konkrete Form der Ko-
operation. Die Politik wird sich diesbezüglich im Hinter-
grund halten. Sie wird zwar eine Kooperation begrüßen
und auch anregen. Die Programmverantwortung liegt
aber bei den jeweiligen Einrichtungen. Wenn wir aller-
dings den Eindruck haben sollten, dass die Kooperation
zwischen den Einrichtungen in Berlin, aber auch die
Kooperation in Deutschland insgesamt, die ich mir wün-
sche, nicht gut genug ist, dann muss darüber im Stif-
tungsrat diskutiert werden und dann müssen für die Lei-




Staatsminister Dr. Julian Nida-Rümelin
15596


(C)



(D)



(A)



(B)


tung der jeweiligen Häuser entsprechende Vorgaben ge-
macht werden.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416001900
Nächster Fragesteller
ist der Kollege Dr. Heinrich Fink.


Dr. Heinrich Fink (PDS):
Rede ID: ID1416002000
Herr Staatsminister, ich
komme auf Ihre Antwort auf die Frage von Herrn
Koschyk zurück, in der Sie als Begründung geäußert ha-
ben, dass das Jüdische Museum von nationaler Bedeutung
sei. Aus diesem Grund kann es doch nicht angehen, dass
die „Topographie des Terrors“ auf die Gedenkstättenkon-
zeption – das soll nicht negativ gemeint sein – abgescho-
ben wird. Denn auch die „Topographie des Terrors“ ist
von nationaler Bedeutung; der Begriff „national“ ist aber
nicht steigerbar.

Es wird immer von einer Trias gesprochen, also von Jü-
dischem Museum, „Topographie des Terrors“ und Mahn-
mal für die ermordeten Juden Europas. Man kann doch in
diesem Zusammenhang der „Topographie des Terrors“
nicht eine geringere nationale Bedeutung beimessen;
denn sie war der Ausgangspunkt.

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416002100
Herr Abgeordneter, ich empfehle, dass man
diese Thematik nicht übermäßig – ich würde fast sagen:
ideologisch – auflädt. Die Entscheidung, dass der Bund
Einrichtungen wie die „Topographie des Terrors“ oder das
Jüdische Museum wesentlich fördert, hängt mit der natio-
nalen Bedeutung dieser Einrichtungen zusammen. Das
gilt auch für das Gedenkstättenkonzept; denn im Rahmen
dieses Konzeptes werden diejenigen Einrichtungen durch
den Bund besonders gefördert, die eine ähnlich große Be-
deutung haben.

Für die Übernahme von vier Einrichtungen in die 100-
prozentige Verantwortung des Bundes gab es – das wissen
Sie so gut wie ich – sehr pragmatische Gründe. Einer
dieser Gründe war, dass die Förderung, die für die kultu-
rellen Einrichtungen des Bundes in Berlin gedacht war,
oftmals nicht so effektiv war, wie es sich der Bund vorge-
stellt hat. An dieser Stelle wurde die Richtungsentschei-
dung getroffen – ich gebe zu, dass dieser damals erfolgte
Zuschnitt der Förderung nicht zwingend war –, dass der
Bund für einige Einrichtungen die 100-prozentige Verant-
wortung übernimmt und dass für andere Einrichtungen
die Verantwortung beim Land Berlin bleibt.

Im Umkehrschluss bedeutet dies: Wenn die Bundesre-
gierung der Meinung ist, dass die Verantwortung für die
„Topographie des Terrors“ nicht zu 100 Prozent vom
Bund übernommen werden sollte, dann wird damit nicht
zugleich ausgesagt, dass die „Topographie des Terrors“
von geringerer Bedeutung sei. Sie ist selbstverständlich in
gleicher Weise bundesweit bedeutsam. Deswegen ist der
Bund bereit, bis zu 50 Prozent der Förderung zu überneh-
men.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416002200
Nächste Fragestellerin
ist die Kollegin Monika Griefahn.


Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1416002300
Herr Staatsminister, es ging
um die Abgrenzung zwischen dem Jüdischen Museum
und dem Holocaustmahnmal und zwischen dem Ort der
Information und dem Ort der Begegnung. Habe ich das
richtig verstanden, dass das Museum selbst das gesamte
jüdische Leben, also nicht nur den Holocaust, darstellen
und auch ein Ort der Begegnung sein soll, während mit
dem Holocaustmahnmal der ermordeten Juden in Europa
gedacht und im Ort der Information dazu ein erster Hin-
weis auf die anderen, weiter gehenden Informationsstät-
ten – sprich: die „Topographie des Terrors“, sprich: das
Jüdische Museum – gegeben werden soll, sodass die Ab-
grenzung eigentlich sehr deutlich und klar zum Ausdruck
kommt?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416002400
Ich habe das deswegen nicht ausdrücklich be-
tont, weil es Ihnen allen bekannt ist. Ich hatte eingangs
auch gesagt, dass es als programmatischer Inhalt des Jüdi-
schen Museums überwiegend um 2000 Jahre deutsch-
jüdische Geschichte geht, während es beim Holo-
caustmahnmal um einen, den schrecklichsten Teil der
jüdischen Geschichte geht, nämlich die Verfolgung und
den Völkermord durch die Nazis an den Juden. Das ist der
Fokus. Insofern ist auch die Information beim Mahnmal
ganz anders fokussiert, als das beim Jüdischen Museum
der Fall ist.

Dennoch – so ist jetzt auch die Vorstellung beider Lei-
tungen – soll beides möglichst eng miteinander vernetzt
sein und als wechselseitiger Hinweis verstanden werden.
Diejenigen, die beim Mahnmal waren und das Ganze in
einen größeren Kontext stellen wollen, werden sich nicht
mit dem Ort der Information beim Mahnmal begnügen,
sondern werden sich aufgefordert fühlen, das Jüdische
Museum zu besuchen, wenn sie es noch nicht getan ha-
ben.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416002500
Letzter Fragesteller zu
diesem Themenbereich ist der Kollege Hans-Joachim
Otto.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1416002600
Herr Staats-
minister, Sie haben eben davon gesprochen, dass das neue
Jüdische Museum in Berlin mit den bisherigen kommu-
nalen jüdischen Museen in Fürth, München und Frankfurt
verknüpft werden solle. Ganz konkrete Frage: Meinen Sie
Kooperation oder mehr als Kooperation, auch tatsächli-
che Verknüpfung? Heißt Verknüpfung organisatorische
Eingliederung oder zumindest finanzielle Mitverantwor-
tung des Bundes für diese drei Häuser?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416002700
Nein, das heißt es nicht. Sie haben ja zuvor
gehört, dass der Diskurs, zum Beispiel die Auseinander-
setzung auch mit Forschungsergebnissen, ein wesentli-
cher Teil der Arbeit des Jüdischen Museums Berlin sein
wird. Das wird in kleinerem Umfang zum Teil auch in
anderen jüdischen Museen in Deutschland geleistet,
aber auch an Lehrstühlen, die es inzwischen gibt; der in
München konzentriert sich sogar ganz auf jüdische




Staatsminister Dr. Julian Nida-Rümelin

15597


(C)



(D)



(A)



(B)


Geschichte. Ich denke, dass das Jüdische Museum eine
Art Leitfunktion hat – bei allem Respekt vor der Arbeit,
die in einzelnen kleineren Museen und Einrichtungen die-
ser Art geleistet wird. Ich denke, dass wir – ich will jetzt
den Leitern des Hauses nicht vorgreifen – hier einen dau-
erhaften Gesprächskontakt, einen Diskurszusammenhang
am Jüdischen Museum in Berlin etablieren sollten. Das
bedeutet aber keine finanzielle Mitverantwortung, organi-
satorische Verbindung oder Ähnliches.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [F.D.P.]: Schade!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416002800
Es verbleiben jetzt
noch fünf Minuten für die Regierungsbefragung. Gibt es
weitere Fragen an die Bundesregierung? – Die erste Wort-
meldung kommt von der Kollegin Ina Lenke.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1416002900
Ich möchte zu dem Komplex
Gleichstellungsgesetz für die Wirtschaft fragen. Gestern
hat der Bundeskanzler mit den Spitzen der Wirtschaft
über ein Gleichstellungsgesetz für die Wirtschaft disku-
tiert. Ich habe dazu eine Frage: Will der Bundeskanzler
die Grundstrukturen des Gleichstellungsgesetzes für die
Wirtschaft so beibehalten, wie sie die Frauenministerin
Bergmann im September letzten Jahres vorgelegt hat?
Das hieße, die Betriebe hätten aufgrund des Forderungs-
kataloges des Gesetzes, der etwa Frauenförderpläne in
den Betrieben, betriebliche Maßnahmen gegen sexuelle
Belästigung am Arbeitsplatz, die Erhöhung des Frauen-
anteils in Führungspositionen und die Bereitstellung or-
ganisierter Kinderbetreuung beinhaltet, Maßnahmen
durchzusetzen und es würde gleichzeitig die Vergabe öf-
fentlicher Aufträge an Betriebe, die sich daran nicht hal-
ten, verboten sein. Hat der Bundeskanzler diese Position
in dem Gespräch vertreten?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416003000
Wer antwortet für die
Bundesregierung? Herr Staatsminister?

D
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416003100
Ich denke, dass wir hier zwei kompetente Ver-
treterinnen haben, eine aus dem Frauenministerium und
eine aus dem Wirtschaftsministerium.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416003200
Dann antwortet die
Parlamentarische Staatssekretärin Margareta Wolf.

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416003300
Sehr geehrte
Frau Kollegin, es hat ein Gespräch zwischen dem Bundes-
kanzler, dem Wirtschaftsminister, der Frauenministerin
und Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft stattge-
funden. Die Diskussion verlief harmonisch. Man hat sich
ausgetauscht und wird bei einem weiteren Treffen in ab-
sehbarer Zeit das weitere Verfahren beraten.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416003400
Frau Lenke zu einer
Nachfrage, bitte.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1416003500
Frau Staatssekretärin, Ihre Aus-
führungen entsprechen dem Stil dieser Regierung, näm-
lich auf Fragen keine Antworten zu geben. Ich möchte
meine Frage noch einmal verdeutlichen. Ich hatte gefragt,
ob der Bundeskanzler dieselbe Position wie die Frauen-
ministerin bei diesem Treffen vertreten hat. Ich möchte
meine Frage jetzt erweitern: Steht der Bundeskanzler da-
hinter, dass die Vergabe öffentlicher Aufträge von der Ein-
haltung der Grundstrukturen dieses neuen Gesetzes ab-
hängig gemacht wird? Hat sich der Bundeskanzler dazu
geäußert, ab welcher Betriebsgröße dieses Gesetz gelten
soll? Vom Frauenministerium ist diese ja bisher nicht fest-
gelegt worden.

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416003600
Verehrte Frau
Kollegin, ich habe gesagt, dass wir uns am Anfang der De-
batte befinden. Ich kann Ihnen in der Tat bis jetzt noch nicht
über die von Ihnen angesprochenen Punkte Auskunft ge-
ben. Da müssen Sie sich, mit Verlaub, noch etwas gedulden.

Das hat nichts mit dem Stil dieser Bundesregierung zu
tun. Vielmehr führen wir erst die Diskussion mit allen Be-
teiligten, bevor wir am Ende oder im Laufe dieser Dis-
kussion – gestern war, wie gesagt, das erste Gespräch –
eine abschließende Position der Bundesregierung respek-
tive des Bundeskanzlers mitteilen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416003700
Es gibt eine Nach-
frage des Kollegen Hirche.


Walter Hirche (FDP):
Rede ID: ID1416003800
Frau Staatssekretärin, darf ich
aus Ihrer Bemerkung, es sei ein harmonisches Gespräch
gewesen, und Ihrer anschließenden Antwort, es sei nicht
über Einzelheiten gesprochen worden, schließen, dass es
sich um ein Kaffeetrinken auf Staatskosten gehandelt hat,
bei dem keine Details erörtert wurden und bei dem der
Bundeskanzler keine konkrete Position bezogen hat?

M
Margareta Wolf-Mayer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416003900
Nein, verehrter
Herr Kollege. Wir neigen aber nicht dazu, Politik am grü-
nen Tisch zu machen. Wir unterhalten uns in aller Regel
mit den Betroffenen, bevor wir Gesetze verfassen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416004000
Ich lasse jetzt noch
eine Frage zu, nämlich die angemeldete Frage des Kolle-
gen Eckart von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1416004100
Die niedersächsi-
sche Landesvorsitzende der Grünen hat heute anlässlich der
Castortransporte an das Wahlversprechen des Bundeskanz-
lers aus dem Jahre 1998 erinnert, das wörtlich lautete: Das
Endlager mache ich euch weg. – Ich frage die Bundesregie-
rung, ob sie sich an dieses Wahlversprechen noch erinnern
kann und welche Maßnahmen eingeleitet werden sollen, um
es zu erfüllen. Kann sich jemand erinnern?


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja eine billige Frage! – Gegenruf von der CDU/CSU: Aber eine berechtigte Frage!)





Staatsminister Dr. Julian Nida-Rümelin
15598


(C)



(D)



(A)



(B)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416004200
Wer antwortet für die
Bundesregierung? – Ich erteile das Wort der Parlamenta-
rischen Staatssekretärin Gila Altmann.

G
Gisela Altmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416004300

Auf den letzten Teil der Frage, ob sich die Bundesregie-
rung an ihre Versprechen erinnert, kann ich mit einem ein-
deutigen Ja antworten. Dies schlägt sich letztendlich auch
in den Ergebnissen des Atomkonsenses mit der Wirtschaft
nieder.


(Werner Siemann [CDU/CSU]: Haben Sie die Frage verstanden?)


Darüber hinaus wird dieses Thema in der Aktuellen
Stunde noch ausführlich behandelt werden. Ich denke,
dass dort Ihre Frage von Minister Trittin noch einmal sehr
differenziert beantwortet werden wird.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416004400
Ich beende die Regie-
rungsbefragung und rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Fragestunde
– Drucksache 14/5637 –

Ich rufe zuerst den Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Wirtschaft und Technologie auf. Die Fragen
der Kollegin Elke Leonhard werden schriftlich beantwor-
tet.

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Zur Beantwortung steht Frau Parlamentarische Staatsse-
kretärin Dr. Edith Niehuis zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 3 des Kollegen Ernst Hinsken auf:
Ist der Bundesregierung bekannt, dass von im Ausland ansäs-

sigen Providern auch sadistische Darstellungen wie zum Beispiel
das Verzehren eines gebratenen und verstümmelten menschlichen
Babys im Internet gezeigt werden, und, wenn ja, was gedenkt sie
zu unternehmen, dass solche Gewalt verherrlichenden Seiten
nicht in deutsche Kinderzimmer gelangen?

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416004500

Herr Kollege Hinsken, es trifft zu, dass insbesondere aus
dem Ausland extreme Gewaltdarstellungen in das Internet
eingestellt werden. Die Verbreitung von medialen Dar-
stellungen, die grausame oder sonst unmenschliche Ge-
walttätigkeiten gegen Menschen schildern, ist gemäß
§ 131 des Strafgesetzbuches strafbar. Der Bundesge-
richtshof hat in seinem Urteil vom 12. Dezember 2000
klargestellt, dass sich nach den Vorschriften des Strafge-
setzbuches auch strafbar macht, wer als Ausländer von
ihm verfasste Seiten auf einem ausländischen Server, der
Internetnutzern in Deutschland zugänglich ist, in das In-
ternet einstellt, wenn die Inhalte konkret zur Friedens-
störung im Inland geeignet sind. Nach diesen Grundsät-
zen ist von einer deutschen Strafgerichtsbarkeit auch in
den Fällen des § 131 Strafgesetzbuch auszugehen.

Gewalt verherrlichende Schriften sind des Weiteren
nach § 6 Nr. 1 des Gesetzes über die Verbreitung jugend-
gefährdender Schriften und Medieninhalte kraft Gesetzes

indiziert. Darüber hinaus hat die Bundesprüfstelle für
jugendgefährdende Schriften im Jahr 2000 insgesamt
136 Internetangebote auf die Liste der jugendgefährden-
den Schriften gesetzt, also indiziert. Nach den §§ 3 bis 5
des Gesetzes über die Verbreitung jugendgefährdender
Schriften und Medieninhalte sind damit weit reichende
Vertriebs-, Werbe- und Weitergabeverbote verbunden.
Die Verfolgung von Verstößen gegen strafrechtliche Vor-
schriften obliegt den Strafverfolgungsbehörden. Die un-
beschränkte Verbreitung indizierter Angebote ist nach
§ 21 des Gesetzes über die Verbreitung jugendgefährden-
der Schriften und Medieninhalte strafbar und somit auch
von den Strafverfolgungsbehörden aufzugreifen.

Der Einsatz moderner Informationstechnik ist eine
Grundvoraussetzung für eine effektive Bekämpfung von
Kriminalität im Internet. Mit dem Ziel, die Fahndungsar-
beit gezielter, schneller und damit effizienter zu gestalten,
entwickelt das Bundesamt für Sicherheit in der Informa-
tionstechnik ein Softwarepaket „Internet-Ermittlungs-
tool“, kurz „Intermit“. „Intermit“ ermöglicht eine auto-
matisierte Recherche im Internet. Neben den gesetzlichen
Vorschriften und der freiwilligen Selbstkontrolle der
Wirtschaft ist der Einsatz von Filtertechnologien für den
Kinder- und Jugendschutz insbesondere im Hinblick auf
ausländische Angebote besonders bedeutsam, um unter
anderem menschenverachtenden Inhalten im Internet zu
begegnen.

Gegenwärtig kann durch den Einsatz von Filtertechno-
logien die Verbreitung dieser Inhalte im Internet jedoch
nicht vollständig unterbunden werden. Eine vom Bundes-
ministerium für Wirtschaft und Technologie geförderte
Studie zu Filtertechnologien im Internet sowie die Studie
der länderübergreifenden Stelle „jugendschutz.net“ kom-
men zu dem übereinstimmenden Ergebnis, dass am Markt
zwar eine Reihe von Filtertechnologien zur Verfügung
steht, deren Treffsicherheit bzw. Manipulationsschutz
aber unzureichend sind. Die Bundesregierung wird die
technische Entwicklung weiterhin sorgfältig beobachten
und bei ihren weiteren Überlegungen zur Bekämpfung
von strafbaren Inhalten im Internet berücksichtigen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416004600
Herr Kollege
Hinsken, bitte, eine Nachfrage.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1416004700
Sie haben mir eine sehr
umfangreiche Antwort gegeben, Frau Staatssekretärin,
aber sie trifft den Kern der Sache nicht ganz. Deshalb
frage ich nach, was andere – und welche – Länder gegen
die negativen Auswüchse unternehmen, die wir auf dem
Gebiet, das Sie eben angesprochen haben, derzeit zu ver-
zeichnen haben.

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416004800

Herr Hinsken, die Strafverfolgungsbehörden aller Länder
arbeiten zusammen, weil hier zumeist internationale
Ringe tätig werden. Gerade heute wird in den Tageszei-
tungen – ich denke beispielsweise an die „FAZ“ – ge-
schildert, dass es gelungen sei, einen internationalen Ring
von Händlern schlimmen pornographischen Materials






(C)



(D)



(A)



(B)


dingfest zu machen, der von Moskau über Europa bis in
die USA reicht. Hier findet also eine Zusammenarbeit der
Strafverfolgungsbehörden statt.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416004900
Eine zweite Frage,
bitte, Herr Kollege.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1416005000
Frau Staatssekretärin,
wie bewerten Sie die bundesweiten Aktionen der Polizei-
gewerkschaft und des Richterbundes, um die bundes-
deutsche Gesellschaft aufzurütteln, endlich aktiv zu wer-
den?

Mir geschieht auf diesem Gebiet nämlich viel zu we-
nig. Wenn wir als Politiker nur den guten Vorsatz fassen,
etwas zu unternehmen, so ist das zu wenig, um weltweit
aufrüttelnd zu wirken. Deshalb frage ich nach der Be-
wertung dessen, was von diesen beiden Organisationen
unternommen wird.

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416005100

Jede Initiative aus der Gesellschaft, hier für Aufklärung zu
sorgen, ist natürlich willkommen. Unser Ministerium hat
einige Schriften herausgegeben, die insbesondere der
Aufklärung der Jugendlichen dienen sollen. Denn, wie
Sie richtig sagen, gehört zu diesem Sachverhalt in erster
Linie Medienkompetenz. Wir werden noch so viel versu-
chen können, Straftäter dingfest zu machen – das Aller-
erste, was wir in der Gesellschaft brauchen, ist Auf-
klärung; ferner brauchen wir Medienkompetenz.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416005200
Es gibt eine weitere
Nachfrage, diesmal des Kollegen Hans-Joachim Otto.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1416005300
Frau Staats-
sekretärin, Sie haben eben in Ihrer Antwort gesagt, dass
bisher durch Filtertechnologien gesetzwidrige Inhalte von
der Art, über die wir hier reden, aus technologischen
Gründen noch nicht vollständig unterbunden werden kön-
nen.

Meine Frage: Ist die Bundesregierung der Auffassung,
dass solche Filtertechnologien flächendeckend – also
nicht nur nutzerautonom am einzelnen PC – für das Ge-
biet der Bundesrepublik Deutschland eingesetzt werden
sollten, damit sie wirksam werden können?

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416005400

Sie meinen, seitens der Provider sollten diese Filter
flächendeckend eingesetzt werden?


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1416005500
Nein, die
Bundesregierung war gefragt.

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416005600

Bei der Anwendung von Filtertechnologien wird zunächst

einmal davon ausgegangen, dass sie vom Empfänger ein-
gesetzt werden.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1416005700
Nutzer-
autonom?

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416005800

Ja, genau.

Diese Filtertechnologien werden noch nicht hinrei-
chend genutzt. Wir sind allerdings – das wissen Sie si-
cherlich – nach der Vorlage des IuK-DG-Berichts dabei,
ein neues Jugendschutzgesetz zu erarbeiten. Dabei müs-
sen wir dafür sorgen, dass bestimmte Inhalte nur
geschlossenen Benutzergruppen, etwa Erwachsenen, zu-
gänglich gemacht werden dürfen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416005900
Es gibt eine Nach-
frage des Kollegen Wolfgang Dehnel.


Wolfgang Dehnel (CDU):
Rede ID: ID1416006000
Frau Staatssekretä-
rin, Sie wissen, dass wir vor einigen Wochen zu diesem
Thema eine Anhörung durchgeführt haben. Sie hatten da
als Bundesregierung versprochen, dass auch europaweit
die Kontrollen auf diesem Gebiet verbessert werden sol-
len.

Inwieweit sind jetzt entsprechende Schritte eingeleitet
worden? Inwieweit werden die Kontrollen jetzt europa-
weit verschärft?

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416006100

Herr Dehnel, ich glaube, es ist sehr unüblich, dass die
Bundesregierung auf einer Anhörung des Deutschen Bun-
destages ein Versprechen abgibt. Insofern muss das nicht
richtig zugeordnet worden sein.

Dennoch ist es so, dass wir als Bundesregierung auf eu-
ropäischer, aber darüber hinaus auch auf internationaler
Ebene in allen Gremien intensiv daran arbeiten, die Zu-
sammenarbeit auf diesem Gebiet und die Kontrolle zu
verbessern. Das ist ein fließender Prozess.

Wenn Sie jetzt gern hören möchten, dass wir gestern ir-
gendwo angerufen haben und seither europaweit alles ge-
laufen ist, muss ich Ihnen sagen: So schnell geht es nicht.
Sie können aber sicher sein, dass dies für die Bundesre-
gierung ein Thema ersten Ranges ist und wir unsere Mög-
lichkeiten auf internationaler Ebene überall kräftig nut-
zen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416006200
Ich rufe jetzt die
Frage 4 des Abgeordneten Ernst Hinsken auf:

Ist die Bundesregierung bereit, sich für ein weltweites Verbot
der Verbreitung solcher sadistischen Darstellungen einzusetzen,
und, wenn ja, was wird sie hierzu unternehmen?

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416006300

Der Schutz der Jugend und die Bekämpfung von illegalen




Parl. Staatssekretärin Dr. Edith Niehuis
15600


(C)



(D)



(A)



(B)


und schädigenden Inhalten in den Netzen ist ein wichtiges
Thema der internationalen Zusammenarbeit; wir haben
aufgrund der Frage von Herrn Dehnel schon darüber ge-
redet. Die mit der weltweiten Vernetzung von Informati-
onssystemen verbundene Globalisierung wirkt sich auch
auf die Kontrolle Gewalt verherrlichender, rassistischer
und pornographischer Inhalte aus. Der Kinder- und Ju-
gendschutz im Multimediazeitalter stellt daher neue, na-
tionale und internationale Anforderungen.

Angesichts des grenzüberschreitenden Charakters des
Internets hält die Bundesregierung die Schaffung welt-
weiter Mindeststandards zur wirksamen Bekämpfung ju-
gendgefährdender Netzinhalte für erforderlich. Sie hat im
Rahmen ihrer Zuständigkeit in der OECD, innerhalb der
G-8-Staaten, im Europarat und in der UNESCO wesent-
lich zur Begründung der internationalen Bemühungen
beigetragen.

Die Bundesregierung wird sich auf internationaler
Ebene auch in Zukunft nachdrücklich dafür einsetzen,
dass der Jugendschutz und die Würde des Menschen in
den Datennetzen den Schutz erfahren, dessen sie bedür-
fen. Einzelheiten zu den Maßnahmen der Bundesregie-
rung können Sie, Herr Hinsken, der Antwort der Bundes-
regierung auf die Frage 22 der entsprechenden Großen
Anfrage der Fraktion der CDU/CSU – Drucksache
14/1866 – entnehmen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416006400
Herr Kollege Hinsken
zu einer Nachfrage, bitte.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1416006500
Frau Staatssekretärin,
selbstverständlich werde ich nachlesen, was dazu in der
Antwort auf die diesbezügliche Große Anfrage steht.
Trotzdem möchte ich Ihnen noch die Frage stellen, ob
Pressemeldungen zutreffen, wonach eine Zusammenar-
beit mit den USA schwer ist, weil man dort zurzeit andere
Prioritäten setzt und man sich momentan auf die Bekämp-
fung der Kinderpornographie konzentriert.

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416006600

Wer ist jetzt „man“, die USA oder wir?


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1416006700
Die USA.

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416006800

Eine Zusammenarbeit mit den USA ist im Rahmen der in-
ternationalen Verhandlungen kein Problem. Sie müssen
immer bedenken, dass das, was auf nationaler Ebene
strafbewehrt ist, auch nur im nationalen Rahmen der
Wertmaßstab ist. Wie Sie wissen, haben wir, was rassisti-
sche oder rechtsextreme Inhalte im Internet anbetrifft, das
Problem, dass in anderen Ländern nicht solche scharfen
gesetzlichen Vorschriften existieren wie in der Bundes-
republik Deutschland. Das betrifft nicht nur die USA,
sondern auch andere Länder. Ich wäre sehr dankbar dafür,
wenn wir auf internationaler Ebene dazu kommen könn-
ten, dass zumindest die Verbreitung von rassistischem und

rechtsextremem Gedankengut so strafbewehrt wäre, wie
das in Deutschland der Fall ist.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416006900
Herr Kollege Hinsken
zu einer zweiten Nachfrage, bitte.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1416007000
Diese Frage möchte ich
stellen, weil sie unmittelbar an die gerade gegebene Ant-
wort anschließt. Frau Staatssekretärin, wie gehen die
Strafverfolgungsbehörden in anderen Ländern gegen Pro-
vider vor, wenn Meldungen und Anzeigen wegen sadisti-
scher Darstellungen vorliegen, und wie wollen Sie kon-
kret verhindern, dass Schulhöfe und Pausenplätze eine
Börse für solche Internetadressen werden?

D
Dr. Edith Niehuis (SPD):
Rede ID: ID1416007100

Wie ich etwas, was in den USA und zudem im Internet,
das global ist, stattfindet, von hier aus, von diesem klei-
nen Tisch aus, verhindern soll, ist mir nicht ganz klar. Ich
kann Ihnen nur immer wieder sagen – Sie wissen das –:
Hier bedarf es internationaler Verhandlungen. Die führen
wir, und zwar intensiv.

Als Zweites haben Sie gefragt, wie verhindert werden
kann, dass Schulhöfe bzw. Pausenplätze zu Börsen für
solche Internetadressen werden. In einer Antwort auf eine
vorhergehende Frage hatte ich gesagt, dass gerade unser
Haus intensiv darum bemüht ist, die Medienkompetenz
der Jugendlichen zu stärken. Wir haben eine Reihe von
Broschüren und Aufklärungsmaßnahmen vorgelegt. Da-
rüber hinaus denke ich, dass Lehrerinnen und Lehrer den
Auftrag haben, ihrerseits die Medienkompetenz der Schü-
lerinnen und Schüler zu stärken.


(V o r s i t z: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)


Sie werden es beim Medium Internet nicht schaffen, al-
les zu kontrollieren. Sie werden sich bei diesem weltweit
wirkenden Medium zum Zwecke der Strafverfolgung im-
mer wieder an solche Anbieter herantasten und versuchen
müssen, sie aufzufinden. Ich glaube nicht – so Leid es mir
tut –, dass wir angesichts der internationalen Erschei-
nungsformen dieses Mediums die Möglichkeit haben, sol-
che Darstellungen vollständig zu verhindern.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416007200
Herr Kollege
Hinsken, Sie hatten bereits zwei Zusatzfragen gestellt; Sie
dürfen keine weitere stellen. Durch den Wechsel im Prä-
sidium wäre es fast dazu gekommen, dass Sie eine weitere
gestellt hätten.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ich nehme das zur Kenntnis! Ich bedaure es aber!)


Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit auf. Bei
den Fragen 5 und 6 ist um schriftliche Beantwortung ge-
beten worden.

Ich rufe jetzt den Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Justiz auf. Zur Beantwortung steht der Herr
Parlamentarische Staatssekretär Pick zur Verfügung.




Parl. Staatssekretärin Dr. Edith Niehuis

15601


(C)



(D)



(A)



(B)


Ich rufe die Frage 7 des Abgeordneten Wolfgang
Dehnel auf:

Wird die Bundesregierung angesichts der vergangenen Mordeund des neuerlichen Mordes mit sexuellem Hintergrund an einemjungen Mädchen die Initiative von einigen Innenministern, insbe-sondere des Sächsischen Staatsministers des Innern, KlausHardraht, einer Ausweitungsmöglichkeit zum freiwilligen Gen-test unterstützen und ist sie gegebenenfalls auch bereit, die Mög-lichkeiten der zwangsweisen Anordnung zur Abnahme des gene-tischen Fingerabdrucks zu erweitern?

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1416007300
Herr Kollege, eine Initiative einiger
Innenminister zur Ausweitung freiwilliger Gentests ist
der Bundesregierung nicht bekannt. Sie beziehen sich mit
Ihrer Frage sicher auf eine Pressemitteilung des Sächsi-
schen Staatsministers des Innern, Herrn Hardraht.

Freiwillige Gentests sind heute schon zulässig. Des-
halb würde eine Initiative zu ihrer Ausweitung wenig Sinn
machen. So wurden schon in der Vergangenheit in spek-
takulären Einzelfällen die Männer einer bestimmten Re-
gion zu freiwilligen Gentests aufgerufen. Damit hat man,
beispielsweise im Mordfall Christina Nytsch, eindrucks-
volle Erfolge erzielt. Diese Ermittlungsmethode ist aber
sehr aufwendig und schon deshalb nur in Einzelfällen an-
wendbar. Ihr Erfolg wird außerdem ganz entscheidend
von der Bereitschaft der Bevölkerung zur Mitwirkung be-
stimmt. Die Teilnahme an einem freiwilligen Gentest lässt
sich nicht anordnen.

Das geltende Recht enthält aber auch bereits ausrei-
chende Möglichkeiten zur Anordnung von zwangsweisen
Gentests.

Erstens. Nach § 81 a Abs. 1 und § 81 e der Strafpro-
zessordnung können einem Beschuldigten Blut- und Kör-
perzellen entnommen werden, um durch einen Gentest
festzustellen, ob aufgefundenes Spurenmaterial von dem
Beschuldigten stammt.

Zweitens. Gentests können nach § 81 g Abs. 1 der
Strafprozessordnung auch zum Zwecke der Identitätsfest-
stellung in zukünftigen Strafverfahren angeordnet wer-
den, wenn der Beschuldigte einer Straftat von erheblicher
Bedeutung verdächtigt wird und anzunehmen ist, dass
auch künftig wegen solcher Straftaten gegen den Be-
schuldigten ermittelt werden wird.

Drittens. Unter denselben Voraussetzungen können
Gentests auch bei bereits rechtskräftig verurteilten Tätern
oder Personen angeordnet werden, die wegen Schuldun-
fähigkeit oder Strafunmündigkeit nicht verurteilt worden
sind. Das ergibt sich aus § 2 des DNA-Identitätsfeststel-
lungsgesetzes.

Die Bundesregierung sieht deshalb auch vor dem Hin-
tergrund der schrecklichen Taten aus jüngster Zeit keinen
Anlass, die gesetzlichen Grundlagen auszuweiten.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416007400
Zusatzfrage des
Kollegen Dehnel, bitte.


Wolfgang Dehnel (CDU):
Rede ID: ID1416007500
Herr Staatssekretär,
Sie haben richtig gesehen, dass ich die Frage auf eine
Pressemitteilung des Herrn Staatsministers Hardraht hin

gestellt habe. Ich habe sie aber auch aus einem ganz ande-
ren Grunde gestellt. Sie wissen, dass der Mord an der
kleinen Ulrike aus Eberswalde tiefe Betroffenheit und
Mitgefühl in der gesamten Bevölkerung nicht nur in
Eberswalde ausgelöst hat. Ich lese zwei Schlagzeilen vor:
„Fall Ulrike: Rechtsprechung hat aus vergangenen Mor-
den nichts gelernt“ – „Nach dem Mord an Ulrike sollten
wir unsere Gesetze verbessern“. Das sind sehr große
Schlagzeilen, die die Meinungen sehr vieler Leser wie-
dergeben. Unter anderem fordern die Bürger, dass die
Rechtsprechung und der Strafvollzug verschärft werden.
Sie fordern, dass Mehrfachtäter in diesem Bereich nicht
schnell aus dem Gefängnis entlassen werden und keinen
vereinfachten Strafvollzug bekommen. Wie sehen Sie vor
diesem Hintergrund Ihre Aussage, es bestehe kein Hand-
lungsbedarf?

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1416007600
Herr Kollege, ich habe mich natür-
lich auf Ihre Frage zum DNA-Identitätsfeststellungsgesetz
bezogen.

Wir haben eine lückenlose Strafbarkeit in all diesen
Fällen. Ich denke, die Diskussion in den letzten Monaten
hat gezeigt, dass es nicht an den Strafgesetzen liegt, dass
bestimmte Täter nicht so verurteilt worden sind, wie das
vielleicht von einem Teil der Bevölkerung erwartet wird.
Das ist Sache der unabhängigen Justiz. In sie wird sich
und darf sich die Bundesregierung nicht einmischen.
Grundsätzlich kann ich sagen: Die Gesetze reichen aus.

Der Strafvollzug ist, wie Sie wissen, eindeutig Sache
der Länder. Ich denke, dass die Behörden im Einzelfall
immer zwischen den Belangen der Allgemeinheit und ih-
res Schutzes vor weiteren Straftaten einerseits und der
Persönlichkeit des Täters andererseits abwägen müssen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416007700
Zusatzfrage des
Kollegen Dehnel.


Wolfgang Dehnel (CDU):
Rede ID: ID1416007800
Sie haben zwar rich-
tig gesagt, dass der Strafvollzug in den Zuständigkeitsbe-
reich der Länder fällt. Aber wenn die Bundesregierung die
Innenministerkonferenz oder die Justizministerkonferenz
einberuft, kann sie doch darauf drängen – das ist ihr
Recht –, dass man gerade bei diesen sich strafverschär-
fend auswirkenden Tatmotiven wirksam handeln muss.
Das wäre doch sicher – schlussfolgernd aus diesen Fällen –
eine richtige Maßnahme.

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1416007900
Herr Kollege, Sie können davon
ausgehen, dass auch dieses Thema regelmäßig Gegen-
stand der Beratungen der Justizministerkonferenz und der
Innenministerkonferenz der Länder ist, an denen auch der
Bund teilnimmt, und über die Erfahrungen in den einzel-
nen Bundesländern gesprochen wird. Insofern steht dieses
Thema immer auf der Tagesordnung. Auch kann jedes
Bundesland beantragen, dass dies auf die Tagesordnung
gesetzt wird. In diesem Forum ist es immer möglich, sol-
che Fragen konkret anzusprechen.




Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer
15602


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416008000
Zusatzfrage des
Kollegen Otto.


Norbert Otto (CDU):
Rede ID: ID1416008100
Herr Staatssekre-
tär, warum lehnen Sie eigentlich den Kompromissvor-
schlag ab, wonach Gentests über den bisher von Ihnen
geschilderten Umfang hinaus von allen zu einer Frei-
heitsstrafe verurteilten Straftätern abgenommen werden
können, zumal es kriminologische Erkenntnisse gibt, dass
viele Sexualstraftäter durchaus auch in anderen Strafbar-
keitsbereichen auffallen?

D
Prof. Dr. Eckhart Pick (SPD):
Rede ID: ID1416008200
Herr Kollege, dieser Bundestag hat
1998 die Voraussetzungen bestimmt, unter denen solche
Gentests stattfinden dürfen. Wie Sie wissen, geht dies we-
gen der DNA-Problematik nur mit richterlicher Anord-
nung. Die damalige Mehrheit hat sich beim Gesetzes-
wortlaut ganz bewusst auf die Formulierung „Straftaten
von erheblicher Bedeutung“ verständigt. Hierunter fallen
zum Beispiel alle Verbrechen, herausgehoben insbeson-
dere Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung,
aber auch Erpressung und unter Umständen schwerer
Diebstahl. Von daher hat der Bundestag eine Wertung vor-
genommen, die im Einzelfall entsprechend nachvollzo-
gen werden muss. Damit ist es möglich, in den von Ihnen
genannten Fallvarianten zu einer entsprechenden Analyse
zu kommen. Es gibt also keinen abgeschlossenen Strafta-
tenkatalog, sondern es ist ganz bewusst in dieser Offen-
heit formuliert worden, dass Straftaten von erheblicher
Bedeutung vorliegen müssen; diese Begrenzung ist schon
wegen des Aufwands notwendig, der sich ergeben würde,
wenn man alle Straftaten einbeziehen wollte.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416008300
Gibt es weitere
Zusatzfragen? – Das ist nicht der Fall. Dann danke ich
Herrn Staatssekretär Pick.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Arbeit und Sozialordnung. Die Fragen wird
der Parlamentarische Staatssekretär Andres beantworten.
Ich rufe die Frage 8 des Abgeordneten Gottfried Haschke
auf:

Wer hat sich an der öffentlichen Ausschreibung für den Neu-
bau des Arbeitsamtes in Zwickau beteiligt und welcher Bewerber
hat den Zuschlag bekommen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416008400
Frau Präsidentin, wenn
der Abgeordnete Haschke einverstanden ist, würde ich
gern die Fragen 8 und 9 gemeinsam beantworten.


(Gottfried Haschke [Großhennersdorf] [CDU/CSU]: Ja!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416008500
Da der Abge-
ordnete einverstanden ist, rufe ich auch die Frage 9 auf:

Welche Wirtschaftlichkeitsberechnungen waren für die Ent-
scheidung maßgeblich und welche Kriterien waren für die Bau-
kommission der Bundesanstalt für Arbeit entscheidend?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416008600
Ich beantworte zunächst
die Frage 8. Angebotsunterlagen für den Neubau des Ar-
beitsamtes Zwickau wurden von 19 Firmen angefordert.
Es wurden zehn Angebote abgegeben. Der Zuschlag
wurde noch nicht erteilt. Im Hinblick auf das noch nicht
abgeschlossene Verfahren ist es mir verwehrt, die Namen
der Unternehmen, die ein Angebot abgegeben haben, zu
nennen.

Die Frage 9 möchte ich wie folgt beantworten: Die An-
gebote werden nach der Barwertmethode für einen Be-
trachtungszeitraum von zehn Jahren untersucht sowie einer
baufachlichen Bewertung – dazu gehören die Wirtschaft-
lichkeit der Planung, die bauliche Umsetzung der Ge-
schäftspolitik und die Funktionalität – unterzogen. Im Rah-
men einer Nutzwertanalyse werden beide Bewertungen
zusammengeführt. Dabei erfolgt die Gewichtung der Kos-
tenkriterien mit 60 Prozent und die der baufachlichen Kri-
terien mit 40 Prozent.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416008700
Haben Sie Zu-
satzfragen? – Der Kollege Haschke hat keine Zusatzfra-
gen, aber der Kollege Luther, bitte.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1416008800
Herr Staatssekretär,
stimmt es, dass in der letzten Woche die Entscheidung
über die Vergabe des Auftrags „Bau des Arbeitsamtes
Zwickau“ fallen sollte? Und wenn es stimmt, dass die
Entscheidung verschoben worden ist, möchte ich wissen,
warum sie verschoben worden ist?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416008900
Nach meinem Kennt-
nisstand sollte der Bauausschuss bei der Bundesanstalt für
Arbeit in der letzten Woche darüber entscheiden. Diese
Entscheidung ist nicht getroffen worden, weil es offen-
sichtlich – Ihre Fragen müssen ja irgendwelche Hinter-
gründe haben – öffentliche Auseinandersetzungen um die
Frage des Neubaus des Arbeitsamtes oder der Anmietung
gibt. Das soll zunächst geklärt werden. Erst dann erfolgt
ein Zuschlag.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416009000
Zusatzfrage des
Kollegen Fuchtel.


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1416009100
Herr Staatsse-
kretär, können Sie etwas dazu sagen, ob die Firma Philipp
Holzmann bei der Projektierung des gesamten Ausschrei-
bungsprojekts irgendeine Rolle gespielt hat und ob sie zu
den Firmen gehört hat, die ein Angebot abgegeben haben?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416009200
Nein.


(Abg. Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU] meldet sich zu einer weiteren Zusatzfrage)


– Ihre Frage, Herr Fuchtel, lautete: Können Sie etwas
dazu sagen? Diese Frage beantworte ich klar mit Nein.






(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416009300
Herr Fuchtel,
bitte.


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1416009400
Herr Staatsse-
kretär, würden Sie uns dann bitte die Möglichkeit ver-
schaffen, dass wir als Parlamentarier sämtliche Unterla-
gen zu dem Vorgang, die der Bundesregierung zugänglich
gemacht werden, ebenfalls erhalten? Denn die Bundesan-
stalt für Arbeit wird nach wie vor in starkem Maße vom
Bund gefördert.

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416009500
Herr Kollege Fuchtel,
als Mitglied des Haushaltsausschusses kommen Sie – das
ist völlig klar –, wenn Sie es wollen, an alle Unterlagen
heran.

Ich weise noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass
ein Zuschlag noch nicht erfolgt ist und wir damit faktisch
noch im Vergabeverfahren sind. Nach den Vorschriften
der Verdingungsordnung für Leistungen können Unterla-
gen erst dann zur Verfügung gestellt werden, wenn das
Vergabeverfahren abgeschlossen ist. Aus genau diesem
Grund habe ich die Frage, die Sie zuvor gestellt haben, mit
Nein beantwortet.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416009600
Dann rufe ich
die Frage 10 des Abgeordneten Dr. Michael Luther auf:


(Niederlassung der Philipp Holzmann AG G Auch an dieser Stelle würde ich, da es um den gleichen Zusammenhang geht, vorschlagen, dass ich die Fragen 10 und 11 gemeinsam beantworte, wenn Herr Dr. Luther einverstanden ist. (Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Wenn ich entsprechende Zwischenfragemöglichkeiten habe, ja!)

Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416009700

– Selbstverständlich haben Sie zu jeder Frage zwei Zu-
satzfragen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416009800
Dann rufe ich
auch die Frage 11 des Abgeordneten Dr. Michael Luther
auf:

Wie wurden die Planung und die Entscheidungsfindung desAusschreibungsverfahrens durchgeführt und sind einzelne Teileder Planung den Bewerbern vorher bekannt gewesen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416009900
Die Frage 10 möchte ich
wie folgt beantworten: Einziges Kriterium für die Stand-
ortwahl war eine gute Erreichbarkeit. Darunter verstehen
wir zentrale Lage, Anbindung an öffentliche Verkehrsmit-
tel und Straßennetz. Dem entsprachen acht der zehn ab-
gegebenen Angebote. Davon wurde ein Angebot wieder

zurückgezogen. Im weiteren Verfahren war die Standort-
frage deshalb nicht relevant.

Die Frage 11 beantworte ich wie folgt: Zur Herstellung
der Markttransparenz erfolgte ein nicht auf den Allgemei-
nen Bestimmungen für die Vergabe von Leistungen –
VOL/A– basierendes öffentliches Ausschreibungsverfah-
ren. Die Angebote wurden nach der Barwertmethode für
einen Betrachtungszeitraum von zehn Jahren untersucht
sowie einer baufachlichen Bewertung – das habe ich eben
schon bei der Beantwortung der Frage des Kollegen
Haschke erläutert – unterzogen.

Im Rahmen einer Nutzwertanalyse wurden beide Be-
wertungen zusammengeführt. Dabei erfolgte die Gewich-
tung der Kostenkriterien mit 60 Prozent und der baufachli-
chen Kriterien mit 40 Prozent. Der bisherige Vermieter der
Räumlichkeiten des Arbeitsamtes Zwickau wurde bereits
im September 2000 zu einer Angebotsabgabe aufgefordert.
Daher war ihm ein Teil der späteren Ausschreibungsunterla-
gen bekannt. Sein Angebot machte das oben angeführte
Markterkundungsverfahren erforderlich.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416010000
Zusatzfragen? –
Bitte.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1416010100
Herr Staatssekretär,
ich habe noch einmal eine Nachfrage zur Standortwahl.
Da das meiner Ansicht nach für die Stadt und für die Re-
gion Zwickau eine wichtige Entscheidung ist, möchte ich
Sie fragen: In welcher Weise wurde die Stadt Zwickau in
die Standortsuche, gerade hinsichtlich des Kriteriums ver-
kehrsgünstiger Standort, als Beraterin einbezogen? Denn
der Standort, der jetzt im Gespräch ist, hat weder einen
Straßen- noch einen Regiosprinteranschluss noch gibt es
einen besonders günstigen Anschluss für den Busverkehr.
Auch für den Autoverkehr ist der Standort aus meiner
Sicht nicht besonders günstig.

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416010200
Herr Abgeordneter
Dr. Luther, diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.
Ich kann Ihnen nur sagen, dass das Arbeitsamt Zwickau
gegenwärtig in drei unterschiedlichen Liegenschaften un-
tergebracht ist, es also faktisch drei verschiedene Standorte
gibt. Das Arbeitsamt Zwickau ist in das Modellprojekt
„Arbeitsamt 2000“ einbezogen, in dessen Rahmen der
Versuch unternommen werden sollte, die unterschiedli-
chen Liegenschaften in einem geeigneten Objekt unterzu-
bringen. Deswegen ist dieses Verfahren gewählt worden.

Inwieweit die Stadt in dieses Verfahren einbezogen
worden ist, kann ich Ihnen leider nicht sagen; darüber
habe ich keine Kenntnisse.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416010300
Weitere Zusatz-
fragen? – Bitte.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1416010400
Dann stellt sich für
mich die Frage, ob diese Zusatzinformationen nachge-
reicht werden können.






(C)



(D)



(A)



(B)


G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416010500
Ja.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1416010600
Ich denke, das wäre
für die Öffentlichkeit – auch angesichts der Kritik, die laut
geworden ist – sehr wichtig. In dieser Frage sollte ja letzte
Woche die Baukommission entscheiden. Offensichtlich
aber gab es Gründe, die Entscheidung zu vertagen.

Deshalb will ich die Frage nachschieben: Hat letztend-
lich die Kritik der Mitbewerber an dem Vergabeverfahren
bei der Standortsuche dazu geführt, dass diese Entschei-
dung vertagt worden ist?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416010700
Es gibt öffentlich
geäußerte Kritik. Aber das ist Angelegenheit derer, die
diese äußern. Die Bundesanstalt für Arbeit hat, wie ich das
schon eben geschildert habe, die Entscheidung vertagt
und lässt das Vergabeverfahren bzw. den Stand der Ver-
gabe überprüfen.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1416010800
Ich habe noch eine
Zusatzfrage: Wann ist mit der Entscheidung zu rechnen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416010900
Das kann ich Ihnen
nicht sagen. Das hängt davon ab, wann das Prüfverfahren
abgeschlossen ist. Nach meinem Kenntnisstand besteht
einiger Zeitdruck, weil das neue Objekt bezogen werden
muss.


(Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Danke schön!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416011000
Eine Zusatz-
frage des Kollegen Fuchtel.


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1416011100
Herr Staatsse-
kretär, könnten Sie kurz die Historie des Prozesses auf-
zeigen und erklären, wieso im Zuge dieser Ausschreibung
– deren Frist sogar noch verlängert wurde – auf einmal ein
unerklärlicher Wechsel in den Auffassungen erfolgt ist
und wie man zu diesem Standort gekommen ist, obwohl
man schon einen anderen Standort vorgesehen hatte? Wie
ist man auf das Philipp-Holzmann-Gelände gekommen?

G
Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1416011200
Herr Abgeordneter
Fuchtel, ich habe nicht von Philipp Holzmann gespro-
chen; das haben Sie getan. Ich kann auch die Historie
nicht aufzeigen, weil ich sie – offensichtlich im Gegensatz
zu Ihnen – nicht kenne. Ich kann Ihnen nur sagen, dass es
ein Ausschreibungsverfahren gegeben hat, an dem sich
mehrere Bieter beteiligt haben. Die Namen der Bieter
kann ich nicht nennen; das habe ich vorhin schon erläu-
tert. Ich kann Ihnen lediglich sagen, dass der Bauaus-
schuss der Bundesanstalt in der letzten Woche eine Ent-
scheidung treffen sollte. Diese Entscheidung ist wegen in
diesem Zusammenhang öffentlich geäußerter Kritik nicht

getroffen worden. Dieser Kritik wird nachgegangen und
dann wird ein Vergabebeschluss herbeigeführt.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416011300
Keine weiteren
Zusatzfragen. Die Frage 12 wird schriftlich beantwortet.
Ich danke Ihnen, Herr Staatssekretär Andres.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Verteidigung. Die Parlamentarische
Staatssekretärin Brigitte Schulte wird die Fragen beant-
worten. Ich rufe die Frage 13 des Abgeordneten Fuchtel
auf:

Ist die Bundesregierung bereit, aufgrund jüngster Interventio-nen auf die Reduzierung des Bundeswehrstandortes Horb zu ver-zichten?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416011400
Frau Präsidentin! Meine lieben
Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Fuchtel, mit
dem Entwurf des Ressortkonzeptes zur Feinausplanung
und Stationierung vom 29. Januar 2001 hat Bundesvertei-
digungsminister Scharping dem Verteidigungsausschuss
des Deutschen Bundestages, den Landesregierungen, der
Öffentlichkeit und den Angehörigen der Bundeswehr
seine Planungen für die zukünftige Stationierung der Bun-
deswehr vorgestellt.

Der Entwurf war Gegenstand einer Regierungs-
erklärung. Er wurde im Deutschen Bundestag beraten und
in Gesprächen mit den Ministerpräsidenten der Länder
nochmals erörtert. Die abschließende Entscheidung zu
den Standorten hat Bundesminister Scharping am 16. Fe-
bruar getroffen. In dem Zusammenhang hat er als Ergeb-
nis festgehalten, dass der Standort Horb umgegliedert
wird.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416011500
Ihre Zusatz-
frage, bitte.


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1416011600
Frau Staatsse-
kretärin, wie ist es zu verstehen, dass von einer SPD-Kol-
legin am 30. Januar dieses Jahres im „Schwarzwälder Bo-
ten“ berichtet wurde, die Zitterpartie sei zu Ende, das
Stationierungskonzept für die Neuausrichtung der Bun-
deswehr habe keine Auswirkungen auf die Standorte? Et-
was weiter unten steht in dem Artikel, dass dort 1 000 Sol-
daten stationiert werden. Wie kommt es dazu, dass Sie
hier ganz andere Äußerungen machen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416011700
Ob ich andere Äußerungen ma-
che, will ich einmal dahingestellt sein lassen; denn jetzt
geben Sie mir durch Ihre Zusatzfrage die Gelegenheit, zu
sagen, was dort vor sich gegangen ist, Herr Kollege
Fuchtel.

Dieser Bundeswehrstandort beherbergte vorher ein Sa-
nitätsregiment mit 930 militärischen und zivilen Dienst-
posten zuzüglich 463 Lehrgangsteilnehmern. Es wird in
Zukunft folgendermaßen sein: Das Sanitätsregiment 10
wird unter Heranziehung des Krisenreaktionslazaretts
Ulm in ein Lazarettregiment umgegliedert. Damit ist klar,






(C)



(D)



(A)



(B)


dass ein Schwerpunkt die internationalen Einsätze sein
werden.

Dabei bleiben Teile dieses Lazaretts, zum Beispiel
zwei Kompanien mit der Containerausstattung – auch aus
Platzgründen – am Standort Dornstadt. Aber hinsichtlich
der künftigen Ausbildung erfolgt eine Umgliederung.
Deshalb brauchen wir zwar nicht so viel Stammpersonal,
aber die Zahl der Lehrgangsteilnehmer wird sich nicht er-
heblich reduzieren. Wir gehen davon aus, dass bei 580mi-
litärischen wie zivilen Dienstposten ein hoher Bedarf an
Ausbildung an dem Standort Horb besteht. Deshalb brau-
chen wir Kapazitäten für die Unterbringung von über tau-
send Soldaten. Damit haben wir eine Verringerung bei den
Ausbildungskapazitäten von vielleicht 10 Prozent. Das
hätte ich Ihnen sonst zu Ihrer nächsten Frage gesagt. Wir
können die vorhandenen Unterbringungskapazitäten auch
in Zukunft weiter nutzen.


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1416011800
Frau Staatsse-
kretärin, ich verstehe, dass Sie nicht so recht mit der Spra-
che heraus wollen. Ich muss Sie aber doch noch einmal
fragen: Ist es nicht so, dass zunächst in Ihrem Konzept
stand, den Standort Horb ohne jegliche Einschränkung zu
erhalten, und anschließend diese Einschränkungen – sehr
zur Überraschung der gesamten Region – durch Staatsse-
kretär Kolbow vor Ort bekannt gegeben wurden, was auf
einen Dissens in Ihren Planungen schließen lässt?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416011900
Lieber Herr Kollege Fuchtel,
Sie gehören dem Haushaltsausschuss des Deutschen
Bundestages an. Sie werden deshalb weniger als andere
Kolleginnen und Kollegen Ihrer Fraktion bestreiten kön-
nen, dass die Bundeswehr für internationale Einsätze in
Teilen falsch strukturiert war. Sie wissen genau, dass wir
für diese internationalen Einsätze auch das Sanitätskon-
zept geändert haben. Zu Ihrer Regierungszeit haben Sie
eine Verteilungsaktion vorgenommen, wir gehen jetzt
nach Effizienzkriterien vor.

Die Bausubstanz und der Unterkunftsbedarf bleiben.
Auch die Zahl der Soldaten und zivilen Mitarbeiter wird
in einem beachtlichen Maße erhalten. Wir hoffen sogar,
dass wir bei der Feinplanung den einen oder anderen
Dienstposten möglicherweise von einem militärischen in
einen zivilen umwandeln können. Das wird sich ergeben.
Vielleicht kommt es auch durch die Kombination dieses
Krisenreaktionslazaretts und der Sanitätsausbildung zu
der einen oder anderen Einsparung. Es muss sehr in Ihrem
Sinne sein, dass wir so vorgehen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416012000
Ich rufe jetzt die
Frage 14 des Kollegen Fuchtel auf:

Wie ist die räumliche Auslastung für den Fall der Reduzierungangesichts der erst vor wenigen Jahren in der jetzigen Dimensionausgebauten Kaserne künftig für den Fall vorgesehen, dass die Re-duzierung tatsächlich stattfindet?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416012100
Die Hohenberg-Kaserne
wurde 1988, also vor der deutschen Einheit, instand ge-
setzt und verfügt über eine gute Bausubstanz. Das haben

mir zumindest meine Männer aufgeschrieben. Ich hoffe,
Sie können das bestätigen.


(Dirk Niebel [F.D.P.]: Das mit den Männern müssen Sie noch einmal genauer definieren!)


Sie hat 1 270 Unterkunftseinheiten.
Im Ressortkonzept Stationierung sind die Stationie-

rungsumfänge ohne die zukünftige Zahl der Lehrgangs-
teilnehmer an Ausbildungseinrichtungen aufgeführt, da
diese noch der weiteren Feinausplanung bedürfen. Bei der
vorgesehenen Reduzierung des Stationierungsumfangs
am Standort Horb bleibt eine wirtschaftliche Auslastung
der Liegenschaften auch deshalb gegeben, weil sich die
Ausbildungskapazität für unterkunftspflichtige Lehr-
gangsteilnehmer nach den derzeitigen Planungen nur ge-
ringfügig, etwa um 10 Prozent, reduziert.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416012200
Eine Zusatz-
frage des Kollegen Fuchtel, bitte.


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1416012300
Frau Staatsse-
kretärin, Sie verwirren mich immer mehr, da mir aus Krei-
sen der Bundeswehr gesagt wurde, die Entscheidungsfin-
dung für den von Ihnen jetzt vorgetragenen Weg beruhe
auf Unterlagen, die mehr als zwei Jahre alt seien. Ich
werde nur aus Gründen des Datenschutzes an dieser Stelle
nicht konkreter. Solange Sie die Ursachen für solche
Äußerungen aus der Bundeswehr nicht beseitigen, tun
Sie, egal, welches Konzept Sie verfolgen, der Sache kei-
nen Gefallen. Wie wollen Sie dafür sorgen, dass die be-
stehenden Verwirrungen hinsichtlich der Frage, ob der
Standort im jetzigen Umfang erhalten bleibt, beseitigt
werden?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416012400
Herr Kollege Fuchtel, ich kann
Ihnen nur bestätigen: Aus dem Sanitätsregiment, das wir
in dieser Form nicht mehr benötigen, wird unter Heran-
ziehung des Krisenreaktionslazaretts eine Ausbildungs-
stätte, um Kapazitäten für immer häufigere Einsätze im
Bereich von Krisen regulierenden Maßnahmen und inter-
nationalen Hilfsmaßnahmen zu schaffen. An dieser Aus-
bildungsstätte werden sowohl Ausbilder, teilweise ziviles
Personal, als auch vor allen Dingen Auszubildende, näm-
lich Soldaten, die für entsprechende Einsätze qualifiziert
werden, tätig sein. Deswegen sehe ich im Moment keine
Verwirrung. Der Bedarf an Auszubildenden wird bleiben,
während der Bedarf an dort ständig stationiertem Perso-
nal reduziert wird. Das ist deswegen richtig, weil uns in
vielen Bereichen militärisches Personal fehlt, was teil-
weise auf Entscheidungen der Vorgängerregierung
zurückgeht. Insoweit bin ich gerne bereit, Ihnen dazu ei-
niges zu berichten, wenn Sie mir einen Brief schreiben.


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1416012500
Letzte Bemer-
kung: Dass diese Kaserne gut ausgebaut ist, rührt daher,
dass ein guter Abgeordneter daran gearbeitet hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wissen Sie, wer der Abgeordnete ist?)





Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte
15606


(C)



(D)



(A)



(B)


Ich würde gerne noch etwas über den Zeithorizont er-
fahren, wann im konkreten Fall eine Neustrukturierung
mit Blick auf die künftigen Aufgaben durchgeführt wer-
den soll.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416012600
Herr Kollege Fuchtel, mir ist
im Augenblick nicht bekannt, ob Sie 1988 schon im Par-
lament saßen. Ich habe Ihnen ja gesagt, dass der Ausbau
bereits 1988 erfolgt ist. Ich werde mich im Übrigen hüten,
mich über Ihre Qualitäten auszulassen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416012700
Ich rufe die
Frage 15 des Abgeordneten Koschyk auf:

Bis zu welchem Zeitpunkt soll nach dem Willen des Bundes-ministeriums der Verteidigung die Auflösung des II. Luftwaffen-ausbildungsbataillons 3 in Bayreuth vollzogen werden, und wel-che Nachfolgenutzung des Areals der Markgrafenkaserne inBayreuth strebt der Bundesminister der Verteidigung, RudolfScharping, an?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416012800
Herr Kollege Koschyk, die
Auflösung des II. Bataillons des Luftausbildungsregi-
ments 3 in Bayreuth ist in dem Zeitraum von Okto-
ber 2003 bis Dezember 2004 vorgesehen. Zurzeit wird
geprüft, ob ein begrenzter Bereich der Markgrafenkaserne
für eine Unterbringung des Verteidigungsbezirkskom-
mandos benötigt wird. Die freizugebenden Teile der Ka-
serne werden dem allgemeinen Grundvermögen des Bun-
des zugeführt und von den dem Bundesministerium der
Finanzen nachgeordneten Behörden der Bundesvermö-
gensverwaltung verwertet.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1416012900
Frau Staatssekretä-
rin, bevor ich zu einem anderen Punkt komme: Mich hat
überrascht, zu hören, dass der möglicherweise freizuge-
bende Teil an das Finanzministerium zurückgegeben und
nach allgemeinen Gepflogenheiten verwertet wird.
Warum ist in diesem Zusammenhang nicht die extra ge-
gründete Verwertungsgesellschaft GEBB zuständig?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416013000
Man muss ganz deutlich sehen,
dass es bezüglich der Liegenschaften unterschiedliche In-
teressenlagen gibt. Wir können nicht alle Liegenschaften
– wir haben noch eine ganze Reihe von Liegenschaften in-
folge von Schließungen durch die alte Regierung zu ver-
werten – durch die GEBB verwerten lassen. Der Bund, in
dieser Beziehung gewissermaßen ein Großgrundbesitzer,
muss Schwerpunkte setzen. Diese liegen in Bereichen,
von denen wir glauben, dass eine Nutzung wirtschaftli-
cher erfolgen kann, oder wo wir froh sind, dass, mögli-
cherweise in Übereinstimmung zwischen Land, Bund und
den betreffenden Kommunen, überhaupt eine vernünftige
Nachnutzung erfolgt.

Der Bundeswehrstandort in Bayreuth – der Oberbür-
germeister von Bayreuth war ja auch bei mir – gehört
wohl eher zu den Liegenschaften, bei denen der Bund
zunächst prüft, ob er sie selber behalten soll. Ich muss Ih-
nen natürlich nicht sagen, dass ein Verteidigungsbezirks-

kommando kleiner als das frühere Luftwaffenausbil-
dungsregiment ist. Alles andere wird man sehen.
Möglicherweise gibt es noch Bedarf auf Bundes- oder
Landesseite. Aber das kann ich nicht mit Sicherheit sagen.

Wir haben die Liegenschaften auf unterschiedliche
Weise geprüft. Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der
Liegenschaften weiterhin durch die Bundesvermögens-
verwaltung geordert werden.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416013100
Eine Zusatz-
frage, bitte.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1416013200
Sie haben im Hin-
blick auf die Auflösung einen zeitlichen Horizont von
2003 bis 2004 genannt. Wenn man sich die vom Bundes-
verteidigungsministerium veröffentlichten Entscheidungs-
kriterien bezüglich der drastischen Reduzierung der Zahl
der Standorte – auch Bayreuth ist, wie gesagt, davon be-
troffen – in Erinnerung ruft, dann stellt man fest, dass so-
wohl Arbeitsmarkt- als auch Strukturdaten berücksichtigt
werden sollten. Nun gibt es in jüngster Zeit eine die Ar-
beitsmarkt- und Strukturdaten verschlechternde Entwick-
lung am Bundeswehrstandort Bayreuth. So hat ein großes
Unternehmen das Insolvenzverfahren beantragt und auch
die Firma Grundig hat angedeutet, dass sie ihr Werk in
Bayreuth möglicherweise schließen wird. Können Verän-
derungen der Arbeitsmarkt- und Strukturdaten in dem län-
gerfristigen Zeitraum, den Sie genannt haben, dazu
führen, dass die Entscheidung, das Luftwaffenausbil-
dungsbataillon 3 in Bayreuth zwischen 2003 und 2004 zu
schließen, im Lichte der neueren Entwicklung im Wirt-
schafts- und Arbeitsmarktbereich noch einmal geprüft
wird?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416013300
Herr Koschyk, die Luftwaffe
hat es bei ihren Planungen nicht ganz so schwer wie das
Heer mit seinen vielen Liegenschaften. Sie wissen, dass
wir ab dem Jahr 2002 die Zahl der Wehrpflichtigen redu-
zieren müssen. In Bayreuth handelt es sich ja um ein Aus-
bildungsregiment. Ich habe – ich war überrascht – deswe-
gen nachgefragt, ob es tatsächlich erst 2003 bzw. 2004
aufgelöst werden wird. Auch die Luftwaffe muss schließ-
lich die Zahl ihrer Standorte reduzieren und sich Gedan-
ken machen, wie die Ausbildung in Zukunft angesichts
einer verringerten Zahl von Wehrpflichtigen aussehen
wird, wenn die Umstrukturierung abgeschlossen ist. Vor
diesem Hintergrund kann ich mir nicht vorstellen, dass die
Auflösung des Bundeswehrstandortes in Bayreuth über
das Jahr 2004 hinaus verschoben werden kann. Ich kann
Ihnen mit einer gewissen Sicherheit sagen, dass dieser
Termin eingehalten wird, weil die Zahl der Wehrpflichti-
gen erst langsam zurückgeführt wird. Ich sehe mit Inte-
resse, dass die Planungen in anderen Bereichen manchmal
schneller vorankommen, weil die Soldaten an anderer
Stelle benötigt werden.

Ein zweites interessantes Moment ist für mich: Es gibt
erstaunlicherweise doch mehr Interessenten für die Lie-
genschaften der Bundeswehr, als ich mir das vorstellen
konnte, und zwar – ich sage das nicht nur ausdrücklich im




Hans-Joachim Fuchtel

15607


(C)



(D)



(A)



(B)


Hinblick auf Bayreuth – an verschiedenen Standorten. Ich
habe dem Oberbürgermeister von Bayreuth, der mir da-
mals seine Sorgen vorgetragen hat, ausdrücklich gesagt:
Man muss einmal schauen; denn es handelt sich um gut
erschlossene Liegenschaften, die auch aufteilbar sind.
Unter realistischen Gesichtspunkten halte ich den Zeit-
punkt 2003/2004, bis zu dem der Bundeswehrstandort in
Bayreuth aufgelöst werden soll, für den allerletzten Ter-
min, gerade weil es sich um ein Luftwaffenausbildungs-
regiment handelt.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Wirtschaftskraft in
den von Bundeswehrstandortschließungen betroffenen
Regionen nicht wesentlich nachlassen wird. Es wird zwar
wirtschaftliche Veränderungen geben, von denen auch
Bayreuth betroffen sein wird. Aber ich glaube, dass Bay-
reuth durch die Förderung der mittelständischen Industrie
eine Chance haben wird, den Verlust an Wirtschaftskraft,
der durch die Schließung des Bundeswehrstandortes ent-
steht, zu kompensieren. Ich werbe ausdrücklich dafür,
dass sich gerade die kleinen und mittleren Städte darum
bemühen, die eigene mittelständische Industrie zu för-
dern. Ich bin realistisch genug, zu wissen, dass dies in
dem einen oder anderen Fall nicht funktionieren wird.
Aber das Schlimmste wäre, wenn die Liegenschaften über
Jahre hinweg leer stünden; denn dann würde die Substanz
der Liegenschaften kaputtgehen und dann wäre der Ver-
lust am größten.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416013400
Ich rufe
Frage 16 des Abgeordneten Hartmut Koschyk auf:

Wie bewertet der Bundesminister der Verteidigung, RudolfScharping, die in dem Schreiben des Oberbürgermeisters der StadtBayreuth vom 2. März 2001 an ihn geäußerte Auffassung, wonacheine „Konversion der Kasernenanlage auf zivile, etwa gewerbli-che Nutzung auf lange Zeit nicht gelingen wird“, und inwieweitberücksichtigt der Bundesminister der Verteidigung, RudolfScharping, die Position der Stadt Bayreuth bei seinen Überlegun-gen im Hinblick auf die künftige Nutzung der Markgrafenka-serne?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416013500
Bei der Entscheidung über den
Standort Bayreuth stand natürlich der Aspekt des Abbaus
von Ausbildungskapazitäten im Vordergrund. Die Bundes-
wehr strebt eine Verwertung der Liegenschaft im Hinblick
auf eine zivile Anschlussnutzung an. Hierbei wurde die
erforderliche Kooperation mit der Stadt Bayreuth herbei-
geführt bzw. gesucht. Auch hier bitte ich Sie und auch die
Kollegen der anderen Fraktionen, gemeinsam zu überle-
gen, wie das Land, die Kommune, aber auch der Bund bei
der Vermarktung der Liegenschaft helfen können. Mögli-
cherweise kann auch eine Teilvermarktung erfolgen. Es
sollte nicht an uns scheitern, wenn man im Rahmen der
Kooperation zu dem Ergebnis kommt, dass es sinnvoll
wäre, die Auflösung entweder früher oder später vorzu-
nehmen.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1416013600
Frau Staatssekretä-
rin, ich stelle fest, dass Sie den Teil meiner Frage nicht be-
antwortet haben, in dem ich ausdrücklich gefragt habe,
wie der Bundesminister der Verteidigung das Schreiben
des Oberbürgermeisters der Stadt Bayreuth bewertet, in
dem dieser darauf hingewiesen hat, dass er die Konver-

sion der Kasernenanlage auf zivile, etwa gewerbliche,
Nutzung auf lange Zeit als nicht möglich ansieht. Er hat
in dem Schreiben an den Minister ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass er ein fehlendes ziviles und öffentli-
ches Interesse gerade im Hinblick auf eine Konversion zu
Gewerbeflächen sieht, nachdem die Stadt Bayreuth ge-
rade erst umfangreiche Gewerbegebiete ausgewiesen hat,
die sofort verwertbar sind. Auch aufgrund der allgemei-
nen wirtschaftlichen Lage ergibt sich momentan nur ein
bedingtes Interesse. Daher erlaube ich mir die Frage:
Kann denn der Bundesminister der Verteidigung hinsicht-
lich einer Verwertung nach außen hin Optimismus artiku-
lieren, wenn der betroffene Oberbürgermeister sehr deut-
lich macht, dass er aufgrund der Situation vor Ort nicht
von einer Verwertung ausgehen kann?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416013700
Die Gemeinde Stadt Olden-
dorf, die zu meinem sehr schönen Bundestagswahlkreis
gehört, hat eine ähnliche Vorstellung gehabt; auch die
Klagen meines Bürgermeisters waren ähnlich. Er wurde
dabei natürlich durch die Beiträge der Unionskollegen aus
Landtag und Bundestag unterstützt. In Wirklichkeit haben
wir aber mit Erstaunen festgestellt, dass es eine Reihe von
mittelständischen Industriebetrieben gibt, die den Weg zu
größeren Kapazitäten suchen, wenn die nötigen finanziel-
len Bedingungen dafür gegeben sind. Ich würde einmal
schlichtweg sagen: Die Tatsache, dass bei unseren Hoch-
bauten – ich kenne die Bayreuther Kasernenanlagen nicht –
eine völlig erschlossene Infrastruktur – nämlich Gas,
Warmwasser, Abwasser usw. – vorhanden ist, eröffnet er-
staunliche Möglichkeiten. Ich war vor einigen Tagen in
Verden. Dort ist eine riesige Anlage der Briten umgear-
beitet worden. Dort hat sich die Kommune zusammen mit
dem Landkreis sehr schnell dazu entschlossen, eine Nut-
zung, an die früher nicht gedacht war, vorzunehmen und
gleichzeitig einen Teil der Liegenschaften abzureißen, um
dort eine gemeinsame sinnvollere Neugestaltung in An-
griff zu nehmen.

Ich bin also nicht so pessimistisch und bitte Sie sehr,
Herr Kollege Koschyk, ein bisschen mitzuhelfen, da es
schwierig ist, in Deutschland solche Liegenschaften zu
nutzen. Sie dürfen vor allen Dingen nicht leer stehen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416013800
Eine Zusatz-
frage.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1416013900
Frau Staatssekretä-
rin, das möchte ich aufgreifen – ich muss das einfach vor
meine Frage stellen, Frau Präsidentin –: Das ist ein Areal,
das auf zwei Kampfbataillone der Bundeswehr ausgelegt
ist, mit sehr massiv in den Boden hineingebauten Luft-
schutzbunkern. Dort waren Panzer stationiert. Dort ist
viel Beton verarbeitet worden. Es gibt unterschiedliche
Aussagen über mögliche Altlasten. Wir haben bereits Er-
fahrungen mit der Konversion, nämlich der Konversion
eines von den Amerikanern zu Beginn der 90er-Jahre
zurückgelassenen Areals, auf dem ebenfalls ein Panzer-
bataillon stationiert war. Ich kann ein Lied von der Dauer
der Konversionen in diesem Bereich singen. Daher




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte
15608


(C)



(D)



(A)



(B)


möchte ich von Ihnen wissen: Wie können Sie sicherstel-
len, dass die optimistische Erwartung, die hier im Hin-
blick auf eine Konversion geäußert wird, obwohl Ihnen
der betroffene Oberbürgermeister sowohl im persönli-
chen Gespräch als auch noch einmal schriftlich eine an-
dere Auffassung mitgeteilt hat, nicht an der örtlichen
Situation vorbeigeht? Gerät dadurch nicht das Verwer-
tungskonzept des Bundesministeriums der Verteidigung
insgesamt ins Wanken?

Frau Staatssekretärin, ich sage das auch vor dem Hin-
tergrund, dass ich eine Anfrage an die Bundesregierung
gestellt habe, wie die Verwertungssituation bei den auf-
gegebenen Bundesgrenzschutzstandorten aussieht. Die
Bundesregierung hat sich leider außerstande gesehen, da-
rüber Auskunft zu geben. Sie hat sich in die Ausrede ge-
flüchtet, dass es darüber keine gesonderten Statistiken
gebe. Wenn sie darüber Auskunft geben würde, hätten wir
einen Erfahrungswert, wie es gelungen ist, durch die
BGS-Reform aufgegebene BGS-Liegenschaften zu ver-
werten. Ich befürchte, auch hierbei wird ein Optimismus
verbreitet, der nicht mit der Realität vereinbar ist.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416014000
Herr Koschyk, der Vorteil ist,
dass ich eine ganze Reihe von Jahren auch die kommu-
nalpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion
war; ich habe mich nicht nur um Verteidigung geküm-
mert. Außerdem war ich lange Jahre Mitglied des Haus-
haltsausschusses.

Erstens. Wir müssen in einem so dicht besiedelten
Land wie der Bundesrepublik Deutschland – Deutschland
ist dicht besiedelt genug! – darauf achten, dass wir bereits
erschlossene Liegenschaften nutzen, anstatt ständig neue
Gebiete auf freiem Felde zu erschließen.

Zweitens. Es war natürlich ein Fehler – Sie haben das
zu Recht beschrieben; was ich jetzt sage, wollte ich Ihnen
eigentlich ersparen –, eine mit zwei Bataillonen besetzte,
viel zu große Kasernenanlage – das hat für den Bund stän-
dig Folgekosten bedeutet – anschließend mit einem
Luftwaffenausbildungsregiment zu besetzen. Wahr-
scheinlich wäre es leichter gewesen, wenn das immer ein
typischer Luftwaffenplatz gewesen wäre. Das war es aber
nicht; Sie haben das freundlicherweise beschrieben.

Zu Beginn der 90er-Jahre hat der arme Herr Waigel zu-
sammen mit den Ländern auf 2 Prozentpunkte der Mehr-
wertsteuer zurückgreifen müssen, damit die Länder ein
Konversionsprogramm durchführten. Einige haben das an
verschiedenen Stellen hervorragend gemacht – ich kenne
solche Beispiele aus Bayern – und andere haben gesagt:
Lasst doch bitte die Bundeswehr dort weiterhin statio-
niert. Die Situation in Bayreuth kann ich gut verstehen.
Da ist die Gemeinde gekommen und hat gesagt: Wir ha-
ben sonst zwei Bataillone gehabt und jetzt haben wir nur
noch ein Ausbildungsregiment. – Die Kosten für den Staat
Bundesrepublik Deutschland sind zu hoch gewesen.

Ich sage Ihnen ausdrücklich: Wir unterstützen Ihre
Auffassung, dass bei der Räumung der Liegenschaften
Möglichkeiten gefunden werden müssen. Wir sind des-
wegen aber nicht der Meinung, dass jede dieser Liegen-

schaften im Hinblick auf die durch ihren Verkauf erziel-
ten Erlöse optimiert werden muss; vielmehr muss auch
auf die Region Rücksicht genommen werden. Deswegen
geschieht die Vermarktung durch die bundeseigene Ver-
mögensverwaltung. Es kommt jetzt wirklich darauf an,
dass Sie alle mithelfen, schnell Möglichkeiten der Nach-
nutzung zu finden, damit die Standorte nicht leer stehen;
denn das wäre ein Substanzverlust.

Ich habe mir die Lösung der Probleme in Bayreuth ein
bisschen auf meine Fahne geschrieben. Ich wage voraus-
zusagen, dass es auch dort Nutzungsmöglichkeiten gibt.
Das ist kein Zweckoptimismus. Der Gedanke, der dahin-
tersteht, lautet: Wir haben in Deutschland gar nicht so
viele geeignete Freiflächen, dass wir alles beliebig er-
schließen könnten. Gemeinden haben Gewerbegebiete er-
schlossen, die nie bebaut worden sind. In Bayreuth sind
die notwendige Infrastruktur und die notwendigen An-
schlussmöglichkeiten vorhanden. Lassen Sie uns beide in
einem Jahr noch einmal darüber sprechen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416014100
Ich rufe jetzt die
Frage 17 des Abgeordneten Spranger auf:

Welche Pläne verfolgt die Bundesregierung hinsichtlich derSchließung des Bundeswehrstandortes Heidenheim in Westmit-telfranken in Bezug auf den genauen Zeitpunkt der geplantenSchließung, die infrastrukturellen Ausgleichsmaßnahmen für dieRegion, die Weiterbeschäftigung von 80 zivilen Mitarbeitern so-wie eine mögliche Weiterverwendung des Standortgeländes unddie damit eventuell verbundenen Investitionsförderungsmaßnah-men?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416014200
Herr Kollege Spranger, auch
für Sie gilt: Das Bundesministerium der Verteidigung hat
am 16. Februar 2001 die Aufgabe des Standortes Heiden-
heim beschlossen. Das Panzerbataillon wird wie andere
Panzerbataillone aufgelöst. Die Panzerpionierkompa-
nie 300 wird nach Külsheim verlegt. Die Hahnen-
kamp-Kaserne wird in das allgemeine Grundvermögen
übergehen.

Ein genauer Zeitpunkt der Schließung des Standortes
Heidenheim kann zurzeit noch nicht genannt werden. Er
wird aber mit den Betroffenen zeitgerecht besprochen
werden. Die vom Umstrukturierungsprozess betroffenen
zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Solda-
tinnen und Soldaten können – das hat der Bundesvertei-
digungsminister im Parlament und in der Öffentlichkeit
oft betont – darauf vertrauen, dass die Umsetzung der Ent-
scheidung in sozial verträglicher und verantwortbarer
Weise erfolgen wird.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416014300
Eine Zusatz-
frage des Kollegen Spranger, bitte schön.


Carl-Dieter Spranger (CSU):
Rede ID: ID1416014400
Frau Staatssekre-
tärin, ist der Bundesregierung bekannt, dass die Schlie-
ßung dieses Standortes in dieser Region besonders
schwierige wirtschaftliche, soziale und strukturelle Pro-
bleme aufwirft? Ist die Bundesregierung gemäß dem Ver-
ursacherprinzip deshalb nicht besonders verpflichtet,
diese Probleme durch notwendige Ausgleichsmaßnahmen
zu lösen?




Hartmut Koschyk

15609


(C)



(D)



(A)



(B)


B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416014500
Herr Kollege Spranger, wie Sie
wissen, gehöre ich dem Parlament lange an: Ich habe eine
sozialliberale Bundesregierung miterlebt, ich habe eine
christdemokratisch geführte Bundesregierung miterlebt
und jetzt regieren wir das Land. Erfreulicherweise befin-
den wir uns jetzt in der Situation – das ist entscheidend –,
dass wir weniger Soldaten brauchen. Außerdem sind diese
Soldaten jetzt stärker als je zuvor im täglichen Einsatz ge-
fordert. Darüber hinaus hat die alte Bundesregierung lei-
der Panzerbataillone aufrechterhalten, die wir nicht ge-
braucht haben. Unsere jetzige Strukturpolitik vor diesem
Hintergrund in Zweifel zu ziehen halte ich geradezu für
hanebüchen.

Wir werden kaum Probleme haben – uns fehlen bereits
14 000 Zeit- und Berufssoldaten –, bestimmte Gruppen
von Soldaten unterzubringen. Ein Problem sind die 80 zi-
vilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir müssen
schauen, ob ein Teil von ihnen an einer anderen Stelle der
Bundeswehr eine Aufgabe bekommt oder ob wir durch
Tarifverträge mit der neuen, großen Gewerkschafts-
organisation Verdi Lösungen finden.

Meine Sorge gilt den Teilzeitkräften und da vor allen
Dingen den Küchenkräften. Ich bin davon überzeugt, dass
alle anderen eine Chance haben, entweder bei der Bun-
deswehr weiter beschäftigt zu werden, weil sie an anderer
Stelle eingesetzt werden können, oder woanders einen
Arbeitsplatz zu finden, wenn sie jung genug sind.

Die Schließung eines Standortes mit nur 80 zivilen
Mitarbeitern bereitet mir nicht so große Sorgen wie die
Schließung von Standorten, an denen eine größere Zahl
von zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt
ist. Es kann nicht sein, dass wir einen Standort erhalten,
obwohl er nicht benötigt wird.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416014600
Zweite Zusatz-
frage, bitte.


Carl-Dieter Spranger (CSU):
Rede ID: ID1416014700
Frau Staatssekre-
tärin, nicht nur mir, sondern auch der Bevölkerung in
Westmittelfranken ist bewusst geworden, dass Sie – wie
Sie so schön sagen – das Land regieren. Die Menschen er-
warten von Ihnen daher, dass Sie sich nicht nur in memo-
riam mit diesem Thema beschäftigten, sondern dass Sie
nach vorne schauen und ihnen mitteilen, welche Aus-
gleichsmaßnahmen Sie planen, um die durch Ihre Ent-
scheidungen entstandenen Herausforderungen zu bewäl-
tigen.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416014800
Wir räumen das auf, was Sie
aufgrund Ihres Hochmuts nicht weggeräumt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU – Werner Siemann [CDU/CSU]: Da kommen einem die Tränen!)


Wir haben Sie schon 1991 darum gebeten – ich war be-
reits damals in diesem Bereich tätig –, eine Strukturkom-
mission des Bundestages einzusetzen, um gemeinsam

Pläne für eine auf die Zukunft ausgerichtete Struktur der
Bundeswehr zu entwickeln. Herr Kollege Spranger, das
haben Sie schlichtweg abgelehnt.

Das Stationierungskonzept von Herrn Stoltenberg, mit
dem Standorte erhalten wurden, war ein Kompromiss, um
keinen politischen Ärger vor Ort zu bekommen. Heute
fehlt uns aufgrund der hohen Staatsverschuldung, die wir
vorgefunden haben, aber auch aufgrund der mangelhaften
Struktur der Bundeswehr das Geld.


(Zuruf der Abg. Ina Albowitz [F.D.P.])

– Frau Kollegin, das müssen Sie sich schon anhören. Sie
waren damals ebenfalls dabei. – Das ist schlicht und ein-
fach die Wahrheit.

Ich setze mich dafür ein – das gilt auch für die Kolle-
gen im Verteidigungsausschuss –, bezüglich der Statio-
nierung eine Sicherheit für die Standorte zu erreichen.
Weiterhin setze ich mich dafür ein, dass es mehr einsatz-
fähige Soldaten gibt. Wir haben heute noch nicht die
Struktur – wir müssen sie aber schnell erreichen –, um
Soldaten geschlossen in Kompanien und Verbänden in
Einsätze zu schicken.

Herr Spranger, ich möchte mich für meine heftige Ant-
wort entschuldigen. Aber die Fakten sind leider so, wie
von mir geschildert. Ich kann deswegen bedauerli-
cherweise nur sagen: Es muss schnell gehandelt werden.
Verbände, die wir nicht mehr brauchen, müssen aufgelöst
werden.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416014900
Ich rufe die
Frage 18 des Kollegen Carl-Dieter Spranger auf:

Wie sieht konkret das Ausgleichsprogramm der Bundesregie-
rung für den betroffenen Landkreis Weißenburg/Gunzenhausen
und die umliegenden Gemeinden aus?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416015000
Die Bundesregierung ist
bemüht – das will ich ausdrücklich zusagen –, zusammen
mit den betroffenen Kommunen und dem Land eine
Nachnutzung der Liegenschaften zu erreichen. Ein spezi-
elles Ausgleichsprogramm des Bundes ist aber nicht ge-
plant.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

In diesem Zusammenhang weise ich auf die Tatsache

hin, dass der Bund 1993 im Rahmen des Finanzausgleichs
2 Prozentpunkte bei der Mehrwertsteuer abgegeben hat
und dass es ein Programm gibt, das jedem Standort ge-
recht wird.

Wir werden morgen über die Bundeswehrstandorte de-
battieren. Aber schon heute will ich darauf hinweisen,
dass wir bereits im Rahmen von Bundesprogrammen hel-
fen, zum Beispiel bei der Stadtsanierung, bei der Ver-
kehrsanbindung und bei der wirtschaftlichen Förderung.
Mit Mitteln aus diesen Programmen kann man ebenfalls
die jeweiligen Standorte unterstützen.


Carl-Dieter Spranger (CSU):
Rede ID: ID1416015100
Frau Staatssekre-
tärin, ich akzeptiere gerne Ihre Entschuldigung. Ich muss






(C)



(D)



(A)



(B)


aber feststellen, dass es absurd ist, die Schließung von
Standorten heute in Verbindung mit der Politik des ehe-
maligen Verteidigungsministers Stoltenberg zu bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das ist eine ähnlich absurde Vorstellung wie die, mit dem
Finanzausgleich des Jahres 1993 seien die Folgelasten
aufgrund der heutigen Standortschließungen abgegolten.
Diese Argumentation kann man wirklich nur als absurd
bezeichnen.

Sie haben noch nicht einmal angedeutet, wie Sie not-
wendige Infrastrukturmaßnahmen in dieser Region för-
dern wollen. Die Folgen eventueller Standortschließun-
gen für die Infrastruktur und die Wirtschaft der Region
hätten eigentlich in die Überlegungen gemäß den Krite-
rien des Herrn Verteidigungsministers einbezogen werden
müssen. Gemäß dem Verursacherprinzip muss sich die
Bundesregierung an den Ausgleichsmaßnahmen beteili-
gen. Meine Zusatzfrage lautet daher: Mit welchen Maß-
nahmen können die Menschen und die Region rechnen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416015200
Leider ist unsere Staats-
verschuldung Realität und nicht Absurdität. Außerdem
brauchen wir eine Bundeswehr, die einsatzfähig ist.
Panzerbataillone haben wir zu viele, Herr Kollege.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Da kann man gar nicht genug haben!)


Die hat nicht die sozialdemokratisch geführte Bundesre-
gierung eingerichtet, sondern die haben wir ab 1990 in der
vorhandenen Zahl nicht gebraucht.


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Die hat Helmut Schmidt 1972 eingerichtet! Da wäre ich vorsichtig, Frau Kollegin!)


Das ist schlichtweg unser Problem.
Zu Ihrer Frage. Wir werden dabei helfen, dass eine

Nachnutzung der Liegenschaften zügig erfolgen kann.
Jetzt sind die Ideen der Region gefragt. Gefragt ist in der
Tat natürlich auch das Land Bayern.


(Georg Pfannenstein [SPD]: Genau!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416015300
Bitte.


Carl-Dieter Spranger (CSU):
Rede ID: ID1416015400
Frau Staatssekre-
tärin, können Sie mir wenigstens ansatzweise sagen, wie
Sie sich die Verwertung dieses Geländes vorstellen? Denn
das, was Sie gegenüber Herrn Kollegen Koschyk gesagt
haben, da solle jetzt der Mittelstand einsteigen, ist bei die-
sen 400 Hektar hügeligen Gelände im Grunde ausge-
schlossen. Hier hätte ich gerne Tipps, auch für die dorti-
gen Kommunalpolitiker, damit sie wissen, in welche
Richtung sie sich bewegen sollen, wenn sich schon die
Bundesregierung nicht bewegt.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416015500
Die Bundesregierung ist hier
Erbe von Liegenschaften, die auch in der Vergangenheit

nicht immer nach dem Konzept „Was braucht die Bun-
deswehr?“, sondern eher nach der Frage „Wie erhalte ich
Standorte, für die andere keine Ideen haben?“ betrieben
wurden.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Jetzt ist die frühere Regierung an der Landschaft schuld! Helmut Kohl ist für die Hügellandschaft verantwortlich!)


Ich bin überzeugt, dass wir Ideen finden werden, Herr
Spranger. Ich bin ausdrücklich auch bereit, Ihnen und
Ihren Kommunen entsprechend behilflich zu sein. Das
will ich deutlich sagen, weil ich verstehe, welchen
Schrecken diese Umstände für jede Kommune hervorru-
fen. Aber Sie müssen dann auch so fair sein, wenige Jahre
später zu sagen: Es ging besser, als ich dachte.


(Carl-Dieter Spranger [CDU/CSU]: Ich werde Ihnen morgen nochmals detailliert schriftlich übermitteln, welche Wünsche wir haben!)


– Das würde ich auch für richtig halten.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416015600
Herr Kollege
Spranger, wir möchten Ihnen gerne zum heutigen Ge-
burtstag gratulieren, von dem ich gerade erfahren habe.


(Beifall)

Das wollen wir doch bei allem Streit in einer Fragestunde
nicht vergessen.

Jetzt rufe ich die Frage 19 des Abgeordneten Christian
Schmidt auf:

Geht das Bundesministerium der Verteidigung trotz des Ur-teils des Bundesverwaltungsgerichtes vom 14. Dezember 2000von einer künftigen Weiternutzung des TruppenübungsplatzesWittstock/Brandenburg aus, und wenn ja, wie will die Bundesre-gierung die in dem Urteil geforderte Berücksichtigung der ge-meindlichen Belange gewährleisten?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416015700
Auch ich möchte dem lang-
jährigen Kollegen Spranger zum Geburtstag gratulieren.
Ich tue das besonders gern; das sage ich ausdrücklich.
Umso mehr werde ich dafür sorgen, dass die Wünsche be-
arbeitet werden.

Das Bundesministerium der Verteidigung, Herr Kol-
lege Schmidt, möchte den Truppenübungsplatz Wittstock
in Brandenburg weiterhin nutzen. Die Nutzungsmög-
lichkeit von Wittstock für Herstellung und Erhalt der not-
wendigen Einsatzfähigkeit und damit insbesondere für
die Aufgabenerfüllung im erweiterten Aufgabenspektrum
für die deutschen und auch alliierten Luftstreitkräfte ist
von Bedeutung. Wie die gemeindlichen Belange berück-
sichtigt werden können, wird sich jetzt bei einem An-
hörungsverfahren ergeben, das besser schon die alte Re-
gierung zu Beginn der 90er-Jahre durchgeführt hätte.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416015800
Zusatzfrage,
bitte.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1416015900
Frau Staats-
sekretärin, gestatten Sie mir vor meiner Frage die folgende




Carl-Dieter Spranger

15611


(C)



(D)



(A)



(B)


Bemerkung: Fast habe ich den Eindruck, Sie werden uns
bei weiteren Fragen noch vorwerfen, die Bundeswehr zu
unserer Regierungszeit nicht komplett abgeschafft, son-
dern das Ihnen überlassen zu haben. Den Eindruck, dass
Sie das meinen, hat man jedenfalls manchmal.

Ich frage Sie, wie die Bundesregierung die in diesem
Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 14. Dezember
2000 formulierten Auflagen zur Berücksichtigung der ge-
meindlichen Belange bei einer künftigen Weiternutzung
des Truppenübungsplatzes Wittstock vor allem mit Blick
auf eine mögliche nennenswerte städtebauliche Weiter-
entwicklung, für die selbst die Wehrbereichsverwal-
tung VII in einer Stellungnahme vom 5. Januar 1996 zum
Flächennutzungs- und Landschaftsplanentwurf der be-
troffenen Gemeinde Schwierigkeiten besonders in Bezug
auf die Lärmentwicklung gesehen hat, erfüllen will. Das
ist eine verwaltungsrechtliche Frage, aber doch ein sehr
wichtiger Punkt, den man bei der zukünftigen Nutzung zu
berücksichtigen hat.

Im Übrigen darf ich ergänzen, dass ich bei Ihnen nicht
davon ausgehe, dass Sie die Bundeswehr abschaffen wol-
len, und deswegen sehr erfreut wäre, wenn es von Ihnen
einige positive Antworten – nicht diese etwas abweh-
renden – und ein paar Hinweise, was man zu tun gedenkt,
gäbe.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416016000
Erstens. Ich habe vor einigen
Wochen eine Kleine Anfrage der PDS behandelt, die sich
sehr ausgiebig mit dem Luft-Boden-Schießplatz Witt-
stock beschäftigt, Herr Kollege Schmidt. Ich habe auch
nie versäumt, hier zu sagen, dass ich nicht nur die bishe-
rigen Luft-Boden-Schießplätze, nämlich Nordhorn in
Niedersachsen und Siegenburg in Bayern, erhalten will,
sondern dass ich selbstverständlich immer auch die Vor-
stellung der alten Bundesregierung, nämlich den Übungs-
platz Wittstock zu erhalten, geteilt habe. Es finden so-
wieso schon über 70 Prozent unserer Übungen außerhalb
Deutschlands statt. Dadurch wird unser fliegerisches Per-
sonal zu stark belastet.

Zweitens. Zu diesem Urteil hätte es meines Erachtens
nicht kommen müssen, wenn man sich vorher vernünftig
um eine einvernehmliche Lösung mit den Kommunen
bemüht hätte. Es lehnen ja nicht alle Kommunen diesen
Übungsplatz ab. Es gibt – das können Sie als Jurist besser
beurteilen als ich – hier ein paar Unwägbarkeiten. Der
Bund hat im Zuge der Herstellung der deutschen Einheit
schlichtweg nicht genau eruiert, was ihm gehört und was
nicht. Deswegen haben einige Kommunen ja mit der Be-
rufung auf Wegerechte und andere Dinge mit ihrer Klage
Erfolg gehabt, während andere Kommunen darauf drän-
gen, dass sich der Bund dort engagiert und eine militäri-
sche Einrichtung schafft. Hier hängt alles von den Ver-
handlungen ab.

Ich sage hier noch einmal sehr deutlich: Wir haben ein
Interesse daran, dass der Luft-Boden-Schießplatz Witt-
stock erhalten bleibt. Auf längere Sicht müsste das auch
im Interesse der Kommunen liegen. Die PDS hat ja ge-
fragt, wie viel Munition dort von anderen Truppeneinhei-
ten als der Bundeswehr vorhanden ist. Diese muss ja auch

noch beseitigt werden. Das machen wir, wenn wir ein
Stück dieses Platzes weiter nutzen können, ansonsten
müssen es die Brandenburger alleine tun. Es ist nur eine
Schwierigkeit von vielen, dass die Gemeinden, die gegen
den Übungsplatz angekämpft haben, zum Teil versäumt
haben, zu schauen, welche Altlasten dort noch vorhanden
sind.

Beim Übungsbetrieb kann durch Sommerpausen und
ähnliche Dinge – anders als die ehemaligen sowjetischen
Streitkräfte es gemacht haben – so viel Rücksicht genom-
men werden, dass ich mir vorstellen könnte, dass es zu ei-
ner Einigung mit den Kommunen kommt.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1416016100
Keine wei-
tere Zusatzfrage.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416016200
Keine weitere
Zusatzfrage. – Dann rufe ich die nächste Frage des Abge-
ordneten Schmidt, nämlich die Frage 20, auf:

Wird der Bundesminister der Verteidigung, Rudolf Scharping,
bei anhaltenden rechtlichen Auseinandersetzungen und anhalten-
dem politischen Widerstand von einer Weiternutzung des Trup-
penübungsplatzes Wittstock/Brandenburg und der mit einem Kos-
tenvolumen von 214 Millionen DM verbundenen Stationierung
eines Luftwaffenausbildungsregiments in Wittstock Abstand neh-
men?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416016300
Wie ich bereits gesagt habe,
wollen wir den Truppenübungsplatz Wittstock nutzen.
Weiterhin ist geplant, hier ein Luftwaffenausbildungsba-
taillon als Ausgleich für die Belastung und zur Stärkung
der Region zu stationieren.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1416016400
Frau Staats-
sekretärin, welche Vorbereitungen trifft die Bundesregie-
rung, um der Stellungnahme des Bundesrechnungshofes
zum Stationierungskonzept Ihres Ministeriums und zu
den Planungen bezüglich Wittstock/Dosse insgesamt
Rechnung zu tragen? Der Bundesrechnungshof hat ja, wie
ich gehört habe, aufgrund der erheblichen finanziellen
Auswirkungen ein besonderes Interesse an einer Prüfung
dieser Bereiche bekundet. Ihre Reform soll sich ja selber
tragen und finanzieren. Deswegen ist doch schon einmal
zu fragen, welche Zusatzkosten dadurch entstehen, dass
ein Luftwaffenausbildungsregiment aus der schönen
Stadt Bayreuth jetzt nach Wittstock/Dosse verlagert wer-
den soll.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416016500
Es ist zauberhaft, was Sie da
fragen.

Ein Kollege aus Bayern fragte mich, ob Siegenburg
weiter genutzt werde, der nächste Kollege aus Nieder-
sachsen fragte mich, ob Nordhorn weiter genutzt werde.
Ich sage dazu, dass wir Nordhorn, Siegenburg und Witt-
stock nutzen und nicht alles nach Wittstock legen wollen.
Angesichts der Tatsache, dass 70 Prozent der Ausbildung
unserer eigenen Streitkräfte außerhalb Deutschlands und
zum Teil außerhalb Europas durchgeführt werden, wollen




Christian Schmidt (Fürth)

15612


(C)



(D)



(A)



(B)


wir auf diese Weise die Belastung der Soldaten durch Ab-
wesenheit vermindern. Dafür müssen wir natürlich Aus-
bildungsmöglichkeiten vor Ort haben. Übrigens soll die
Einrichtung auch vom Heer für bestimmte Übungen ge-
nutzt werden.

Ich halte es rechnerisch für möglich, dass sich Ausbil-
dung in Deutschland bei einer Kosten-Nutzen-Rechnung
als vernünftige Regelung herausstellt. Ich habe in diesem
Fall deswegen keine Sorgen vor einer Prüfung durch den
Bundesrechnungshof. Ich hoffe nur – dabei zähle ich auf
Ihre Hilfe –, dass wir diesen Standort auch wirklich ver-
wenden können.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416016600
Zusatzfrage? –
Nein, dann erteile ich dem Abgeordneten Koschyk zu ei-
ner Zusatzfrage das Wort.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1416016700
Frau Staatssekretä-
rin, der Bundesminister der Verteidigung scheint sich ja in
Sachen Wittstock sicher zu sein, da er für diesen im Sta-
tionierungskonzept vorgesehenen Standort im Parlament
so offensiv eintritt. Hier sollte man sich aber den Sach-
verhalt noch einmal genauer anschauen: Das Ausbildungs-
bataillon, das Sie von Holzdorf nach Wittstock verlegen
wollen, um ein Argument für die Weiterführung des dor-
tigen Schießplatzes zu haben, wird in den Listen für das
entsprechende Bundesland nicht mehr als Standort aufge-
führt. Bei Wittstock in Brandenburg findet sich kein
Sternchen, was sonst auf eine Fußnote „Standort im Auf-
wuchs“ hindeutet. Das heißt, nur durch Fragen hier im
Parlament erfährt die Öffentlichkeit, was Sie in Sachen
Holzdorf und Wittstock vorhaben. Wer in Ihr Stationie-
rungskonzept hineinschaut, wird in Bezug auf Wittstock
bewusst ein bisschen irregeführt; denn Sie verschweigen
geflissentlich, dass das Ausbildungsbataillon überhaupt
erst dorthin soll, was einen Kostenaufwand von 214 Mil-
lionen DM verursachen wird. Wie erklären Sie sich das?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416016800
Wenn Sie bereit sind, zu sagen,
dass wirklich alle Übungen, die jetzt auch für Wittstock
geplant sind, in Siegenburg durchgeführt werden sollen,
dann könnten wir uns diese Kosten in der Tat sparen. Da
aber gerade aus dem bayerischen Bereich mit großer Hart-
näckigkeit geäußert wird, man solle diesen Luft-Boden-
Platz aufgeben, sagen wir, dass das nicht alles in die neuen
Bundesländer verlegt werden könne. Deswegen machen
wir eine Aufgabenteilung, womit ich nicht das
geringste Problem habe. Übrigens sind das auch Kro-
kodilstränen; denn das Ausbildungsregiment, das dorthin
kommt, stammt in diesem Falle aus Wunstorf, nicht aus
Bayern. Es ist zum Teil noch in Wunstorf und soll nach
Holzdorf. Der Grund dafür ist, dass wir, um Kosten zu
sparen, die Ausbildung auf der Transall in Wunstorf aus-
laufen lassen. Das wird nach 2013 der Fall sein, wenn wir
das Transportflugzeug der Zukunft haben werden. Ein an-
derer Teil der Ausbildung wird sich in Wittstock befinden.
Ich finde das sehr spannend. Ich sage meinen Nieder-
sachsen immer: Nordhorn, Siegenburg und Wittstock.
Das habe ich nie anders gesagt. Aber wenn Sie möchten,
dass wir alles in Siegenburg machen, könnten wir den

Freunden in Brandenburg vielleicht die Möglichkeit ge-
ben, den Standort Wittstock zu räumen.


(Werner Siemann [CDU/CSU]: Aber Wunstorf ist kein Ausbildungsregiment!)


– Aber natürlich. In Wunstorf bilden wir für die Trans-
portflugzeuge aus.


(Werner Siemann [CDU/CSU]: Das ist kein Ausbildungsregiment!)


– Die „Transporter“ bilden wir in Wunstorf aus, Herr Kol-
lege. Da müssen Sie sich einmal erkundigen.


(Werner Siemann [CDU/CSU]: Lufttransportgeschwader 62!)


– Sie gehören zu dem Geschwader, bei dem die Ausbil-
dung für die Transall stattfindet. Das ist schon spannend.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416016900
Herr Kollege
Gehrcke, bitte.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1416017000
Frau Staatssekretärin,
es war ja unvermeidbar, dass wir über diese Frage wieder
ins Gespräch kommen. Ich bitte Sie um Verständnis, dass
ich meinem CDU/CSU-Kollegen alles Gute für das
schöne Bayreuth wünsche. Ich möchte mit Ihnen kurz die
Rechnung abstimmen, damit die Fakten hier noch einmal
genannt werden. Nach Ihrer Antwort auf meine Kleine
Anfrage belaufen sich die Kosten, die dort für Muni-
tionsräumung, Übungsplatz und Garnison investiert wer-
den müssen, auf 500 Millionen DM. Ich frage Sie, ob Sie
diese Zahl bestätigen möchten und ob Sie auch den Zeit-
rahmen in Rechnung gestellt haben. Sie sind ja per Ge-
richtsurteil gehalten, eine Anhörung der Gemeinden
durchzuführen, die sehr lange dauern kann, wie jeder
weiß.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416017100
Die Aufgabe Wittstocks als
eine militärische Einrichtung, Herr Kollege Gehrcke, be-
deutet, dass wir für das Räumen der Altmunition nicht
mehr verantwortlich sind. Das besagen die Verträge. Im
Gegensatz zur DDR haben wir hier hinsichtlich der Auf-
gabenverteilung sehr sorgfältig ausgearbeitete Verträge
zwischen dem Bund und den Ländern. Die Aufgabe Witt-
stocks würde bedeuten, dass das Räumen, was wir übri-
gens in großem Maße zum Beispiel in der Letzlinger
Heide gemacht haben, wofür die Menschen dort uns dank-
bar sind, von unserer Seite nicht erfolgen muss; denn
diese Liegenschaft hat die Bundesrepublik Deutschland
nicht so hinterlassen. Für die dort vorhandenen großen
Altlasten muss das Land Brandenburg eintreten; so ist die
Rechtsgrundlage.

Zum anderen ist das Gelände sehr groß. Ich habe mir
von den Brandenburgern sagen lassen, dass sie es sehr be-
grüßten, wenn neben der Nutzung des Schießplatzes in
Wittstock durch die Luftwaffe und das Heer nach Mög-
lichkeit auch Verbündete aus Amerika, England oder
Skandinavien dorthin kämen, weil wir deren Einrichtun-
gen ja auch nutzen. Daher halte ich es für richtig, diese
Ausbildungseinrichtungen dort zu schaffen. Ich habe




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte

15613


(C)



(D)



(A)



(B)


auch keine Probleme damit, was die Kosten anbetrifft.
Dies alles wird Zeit brauchen.

Ich habe Sorge, dass der Rechtsstreit darum – ich
glaube aber, hier gibt es ein Umdenken in den Kommunen
um Wittstock herum – längere Zeit in Anspruch nimmt
und wir dann in der Zwischenzeit Siegenburg noch stär-
ker frequentieren müssen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416017200
Ich rufe die
Frage 21 des Abgeordneten Hans-Peter Friedrich auf.

Ist bei dem in den Niederlanden gelegenen Bundeswehrstand-
ort Budel an eine weitere Verstärkung gedacht, und wenn ja, in
welcher Größenordnung?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416017300
Herr Kollege Friedrich, es wird
nicht daran gedacht, eine weitere Verstärkung des Bun-
deswehrstandortes Budel in den Niederlanden vorzuneh-
men.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1416017400
Bitte, Herr Kol-
lege Friedrich.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1416017500
Frau
Staatssekretärin, auf welchen Abkommen oder welchem
Vertrag beruht überhaupt die Stationierung in den Nieder-
landen? Sind Sie gezwungen, in der Größenordnung, in
der Sie es derzeit tun, zu stationieren, oder könnten Sie
auch verringern? Wenn ja, ist geprüft worden, ob man so
etwas möglicherweise vornehmen könnte?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416017600
Das, was jetzt stattfindet, finde
ich auch spannend: unsere Soldaten möglichst zurückzu-
holen. Wir haben aber Abkommen auf NATO-Ebene,
nach denen auch Niederländer, Belgier und andere auf
unseren Übungsplätzen tätig sind. Wenn ich Sie daran er-
innern darf: Ein Großteil des niederländischen Heeres
steht auf deutschem Boden und ist da hochwillkommen.
Es steht im Norden von Deutschland. Wir haben nämlich
ein gemeinsames niederländisch-deutsches Korps mit
Sitz in Münster. Ähnliches gilt aber zum Beispiel auch für
Einrichtungen in meiner Heimat, in Niedersachsen.


(V o r s i t z: Vizepräsidentin Anke Fuchs)

Wenn wir umgekehrt wollen, dass Stationierungen von

niederländischen Soldaten in Deutschland stattfinden,
dann ist es meines Erachtens sinnvoll und richtig, dass wir
umgekehrt auch Standorte mit deutschen Soldaten in den
Niederlanden haben. Zwischen ihnen besteht die Fähig-
keit zur Zusammenarbeit und deswegen ist im Moment
nicht daran gedacht, die Bundeswehr von dort wegzuho-
len.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416017700
Sie haben noch eine
zweite Frage. Bitte, Herr Kollege.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1416017800
Frau
Staatssekretärin, es gab einen Vorschlag – ich glaube, er

wurde auch Ihnen vom Oberbürgermeister von Bayreuth
vorgetragen –, statt des Kahlschlags in Bayreuth sozusa-
gen eine Lastenverteilung vorzunehmen und unter ande-
rem in Holland zwei Kompanien abzuziehen. Sind Sie
diesem Gedanken einmal näher getreten? Haben Sie die-
sen Vorschlag überhaupt einmal geprüft?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416017900
Herr Friedrich, wir haben vor-
hin darüber gesprochen, dass Bayreuth ein Standort für
zwei komplette Bataillone war. Die CDU/CSU hat in ih-
rer Regierungszeit ein Luftwaffenausbildungsregiment
dorthin verlegt, das früher nicht da war. Es waren zwei
Heeresbataillone.

Jetzt sollten wir eine Liegenschaft für zwei Bataillone
dieser Größenordnung sogar noch teilen, indem wir ein
Ausbildungsregiment aufteilen. Überlegen Sie einmal,
welche Ausbildungskapazitäten Sie dann an zwei ver-
schiedenen Orten vorhalten müssen und welchen Kosten-
aufwand das bedeutet!

Wir werden noch genug Schwierigkeiten bekommen,
genügend Zeit- und Berufssoldaten zu haben. Wir haben
uns alle vorgenommen, ob die Weizsäcker-Kommission
oder wir, dass wir mindestens 200 000 Zeit- und Be-
rufssoldaten brauchen. Ich sehe da keine Chance. Es wäre
auch im Hinblick auf die Kosten kontraproduktiv.

Mir tut es um Bayreuth Leid – das sage ich Ihnen ganz
offen –, aber es gibt manche Standorte, um die es mir Leid
tut. Hier geht es aber um eine moderne Bundeswehr.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416018000
Eine Zusatzfrage des
Kollegen Koschyk zu Frage 21. Bitte sehr.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1416018100
Frau Staatssekretä-
rin, ich muss einen Satz sagen, bevor ich zu meiner Frage
komme.

Ich finde es schon schade, dass Sie die 1994 getroffene
Entscheidung, den Bundeswehrstandort Bayreuth zu er-
halten, die auch von den Kollegen aus der SPD in der
oberfränkischen Region wie auch von dem der SPD
angehörenden Oberbürgermeister mitgetragen und da-
mals begrüßt worden ist, heute als Entscheidung einer
CDU-Regierung darstellen. Das war eine Entscheidung,
die damals überparteilich von der Region begrüßt worden
ist. Sicher hätten sich viele in der Region gewünscht, dass
die Sensibilität, die damals Volker Rühe für diese Region
gehabt hat, jetzt auch von seinem Nachfolger im Hinblick
auf den einzigen Regierungsbezirk in Bayern, der jetzt
bundeswehrfrei werden soll, bewiesen worden wäre.

Nun zu meiner Frage. Ich möchte im Anschluss an das,
was der Kollege Friedrich gefragt hat, Sie noch einmal
fragen. Der Oberbürgermeister von Bayreuth hat vorge-
schlagen, zur Rettung des Standortes Bayreuth einen Las-
tenausgleich von den sieben Kompanien in Budel und von
einem Bataillon in Heide in Holstein – auch mit einer
Überzahl an Kompanien – vorzunehmen. Denn es ist so,
Frau Staatssekretärin, dass das Luftwaffenausbildungs-
regiment Goslar, das für den Nordbereich der Bundesre-




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte
15614


(C)



(D)



(A)



(B)


publik zuständig ist, über vier Bataillone mit 22 Ausbil-
dungskompanien verfügt und das Luftwaffenausbil-
dungsregiment Roth, das für die Luftwaffenausbildung
im Südbereich der Bundesrepublik zuständig ist, über vier
Bataillone und 18 Ausbildungskompanien verfügt. Wenn
es wirklich darum geht, einen ganzen Regierungsbezirk
bundeswehrfrei, und zwar auch im Hinblick auf das Re-
servisten- und das als positiv anzusehende Freiwilli-
genaufkommen, zu machen – Sie haben sich ja das Ziel
gesetzt, das Freiwilligenaufkommen bei den Wehrpflich-
tigen zu verstärken –, dann wäre es, bevor man einen
Standort in Deutschland schleift, angesichts dieses Über-
hangs im Norden und in Budel eine Alternative gewesen,
über einen Lastenausgleich nachzudenken.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416018200
Ich lege großen Wert darauf:
Wir schleifen keinen Standort, sondern wir gestalten die
Bundeswehr endlich effizienter. Das ist der entscheidende
Punkt.

Ich verstehe, dass die Gemeinde Bayreuth alles tut, um
die Bundeswehr zu halten. Ich teile das Bedauern, dass
wir in einigen Regionen – wir in Südniedersachsen sind
zum Beispiel davon ähnlich betroffen – die Bundeswehr-
präsenz reduzieren. Diese Reduzierung wird deshalb not-
wendig, weil dort umfangreiche Einheiten stationiert wa-
ren. Sowohl Bayern als auch Niedersachsen hatten
überproportional viele Bundeswehrstandorte. Das lag am
Ost-West-Konflikt. Jetzt müssen wir uns von diesen über-
zähligen Standorten trennen.

Herr Koschyk, eine solch hohe Zahl von Standorten ist
auch finanziell nicht tragbar. Wir müssen den Gemeinden
helfen, bei denen die Standortauflösungen zu schlimmen
Folgen führen. Wir sollten uns aber davon trennen, die
Bundeswehr weiterhin zu zerreißen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416018300
Jetzt will der Kollege
Christian Schmidt eine Zusatzfrage stellen. – Bitte sehr.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1416018400
Ich habe
eine Zusatzfrage zum Standort Bayreuth. Frau Staatsse-
kretärin, sind Sie mit mir der Ansicht, dass es in einer
Wehrpflichtarmee, die wir erhalten wollen, nicht nur eine
strukturpolitische, sondern auch eine regionale Begrün-
dung für die Dislozierung der Bundeswehr gibt, um die
Bundeswehr für die Wehrpflichtigen möglichst attraktiv
zu gestalten und ihr über das Wehrpflichtigenpoten-
zial hinaus die Möglichkeit der Gewinnung von Zeit- und
Berufssoldaten zu geben? Deswegen war es auch sinn-
voll, im Jahre 1994 einen Teil der Ausbildungsplätze für
Wehrpflichtige nach Bayreuth zu verlegen – davon war
die Bundesluftwaffe nur sehr begrenzt begeistert –, um
Wehrpflichtigen aus dem topographisch schwierigen
Oberfranken die Möglichkeit zu geben, in einigermaßen
erreichbarer Entfernung zwischen Heimatort und Bun-
deswehrstandort eingezogen zu werden.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416018500
Herr Kollege Schmidt, bei der

Luftwaffe wird eine so hohe Zahl an Wehrpflichtigen
nicht mehr benötigt; das ist unser Problem. Wir werden
deshalb in einigen wenigen Einrichtungen in Nord und
Süd – Goslar wurde schon genannt; Roth war schon früher
ein solcher Standort und ist es nicht erst geworden; dies
betrifft auch Budel – das abdecken, was wir in diesem Be-
reich an Wehrpflichtigen brauchen, und die Möglichkeit
geben, dass dort dann der Grundwehrdienst abgeleistet
werden kann. Wenn das nicht so wäre, hätte ich viel Sym-
pathie dafür, in Oberfranken eine Einheit zu erhalten, wo
Wehrpflichtige tätig werden können. Aber die Kapazitä-
ten der Luftwaffe, wie sie in Roth, in Budel oder in Gos-
lar bestehen, sind voll ausreichend. Die Luftwaffe braucht
nicht mehr Kapazitäten; das ist der entscheidende Punkt.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416018600
Ich wurde soeben da-
rauf hingewiesen, dass der Standort Bayreuth doch nichts
mit der ursprünglich gestellten Frage zu tun habe. Ich bin
jedoch der Meinung: Wenn es den Bundeswehrstandort
Budel nicht gäbe, dann ginge es Bayreuth gut. Insofern
haben die beiden Dinge miteinander zu tun. Ist das rich-
tig?


(Zurufe von der CDU/CSU: Ja!)

Wunderbar.

Ich rufe die Frage 22 des Kollegen Dr. Hans-Peter
Friedrich (Hof) auf:

Auf welche Höhe belaufen sich die im Vergleich zu den in
Deutschland gelegenen Bundeswehrstandorten durch die Aus-
landsstationierung anfallenden zusätzlichen jährlichen Kosten am
Bundeswehrstandort Budel in den Niederlanden?

Frau Staatssekretärin, bitte.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416018700
Zusätzliche Kosten durch die
Auslandsstationierung entstehen durch die Auslandszu-
schläge für Berufs- und Zeitsoldaten sowie durch eine
Verdoppelung des Wehrsoldes für Grundwehrdienst leis-
tende Soldaten. Die Höhe der Auslandszuschläge hängt
von den persönlichen Lebensumständen der Soldaten ab.
Im Mittel liegt die Gesamtsumme der Auslandszuschläge
und des doppelten Wehrsolds am Standort Budel bei circa
12 Millionen DM jährlich.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416018800
Zusatzfrage, Herr
Kollege? – Bitte sehr.


Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1416018900
Frau
Staatssekretärin, gibt es denn eine unmittelbare Ver-
gleichsrechnung zwischen der Stationierung in den Nieder-
landen und der eventuellen Verlagerung nach Bayreuth?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416019000
Es gibt vor allem Vergleichs-
rechnungen, wie viele niederländische Zeit- und Berufs-
soldaten in höheren Rängen sich auf deutschem Boden
und wie viele deutsche Zeit- und Berufssoldaten sich in
den Niederlanden befinden. Ich lege großen Wert darauf,
dass wir das niederländisch-deutsche Korps behalten. Das




Hartmut Koschyk

15615


(C)



(D)



(A)



(B)


wäre sonst so, als ob wir bei Ihnen in Bayern die ameri-
kanisch-deutsche Division auflösen würden. Auch das
wäre schade. Ich hoffe nicht, dass das passiert.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416019100
Eine Zusatzfrage des
Kollegen Koschyk, bitte.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1416019200
Frau Staatssekretä-
rin, Sie haben vorhin in Ihrer Antwort auf die Frage,
warum das Bataillon in Bayreuth aufgelöst werden muss,
die Kostenfrage sehr in den Vordergrund gestellt. Sie ha-
ben gesagt, der Standort sei für zwei Bataillone ausgelegt,
aber mit nur einem Luftwaffenausbildungsbataillon be-
legt. Dass dort auch das Verteidigungsbezirkskommando
ist und die Liegenschaften zurzeit besetzt sind, haben Sie
nicht gesagt. Aber das macht nichts; ich schiebe das gerne
nach.

Sie lösen auch den unterfränkischen Standort Ebern
auf, der den jungen Männern in Oberfranken eine heimat-
nahe Erfüllung der Wehrpflicht ermöglichte. Jetzt gibt es
in Ober- und weiten Teilen Unterfrankens bis hin nach
Thüringen und an die Grenzen Sachsens einen weißen
Fleck ohne Möglichkeit der heimatnahen Erfüllung der
Wehrpflicht, wie auch der Oberbürgermeister dem Vertei-
digungsminister anhand einer Karte mitgeteilt hat. Sie
machen dafür Kostenargumente geltend. Bei einem über-
proportional bestückten Ort im Ausland, wo ebenfalls die
Luftwaffe ausgebildet wird, spielen Kosten hingegen
keine Rolle.

Frau Staatssekretärin, wie begründen Sie das vor den
Menschen in dieser Region, die im Zusammenhang mit
dieser Frage ihre Einstellung zur Bundeswehr neu defi-
nieren werden?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416019300
Erstens. Roth war der Luft-
waffenausbildungsstandort. Bayreuth ist hinzugekommen
und war kein Luftwaffenstandort, sondern ein Heeres-
standort mit zwei Bataillonen. Damit liegt eine andere
Kostensituation vor.

Zweitens. Auf Budel kann deswegen nicht verzichtet
werden, weil dort die Ausbildung der nordrhein-westfäli-
schen Einheiten stattfindet. Bayern ist zwar groß; aber
Nordrhein-Westfalen hat 18 Millionen Einwohner. Inso-
weit ist es klar, dass wir einen Standort brauchen, der dem
Ruhrgebiet nahe liegt.

Drittens. Bedauerlich ist die Geschichte in Ebern. Die
Alternative wäre aber gewesen, Gotha aufzulösen. Das
wäre besonders bitter gewesen. Beide Standorte können
aber nicht erhalten werden. Wir haben dann – wie bei mir
in Stadtoldendorf – gesagt: Dann muss der ostdeutsche
Standort erhalten bleiben. Es ging in jenem Falle um Pan-
zergrenadiere.

Ich gebe zu: Ebern ist ein sehr schöner Standort. Aber
auch er war eigentlich für zwei Bataillone vorgesehen.
Nur eines hat er in den letzten Jahren gehabt. Das ist die
Bitternis, in der wir uns befinden: Wir können nicht alle
Standorte erhalten. Die Situation ist gerade in Oberfran-

ken mit Bayreuth und Ebern schmerzlich. Ähnliches ha-
ben wir aber auch an einigen anderen Stellen in der Bun-
desrepublik Deutschland. Der entscheidende Punkt war
hier Gotha.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416019400
Nun die letzte Zu-
satzfrage vom Kollegen Dreßen.

Dann möchte ich Sie alle bitten, darauf zu achten, dass
wir uns nicht unendlich – ich bin da als Präsidentin ganz
vorsichtig – in Fragen und Erwiderungen ergehen, weil
wir sonst mit den übrigen Fragen nicht zurechtkommen. –
Ich sehe, dass Sie alle nicken. Vielen Dank.

Herr Dreßen, bitte.


Peter Dreßen (SPD):
Rede ID: ID1416019500
Frau Staatssekretärin, ich habe
jetzt die ganzen Fragen der Unionsabgeordneten zu die-
sem Thema gehört. Hat es eigentlich von der Union oder
von der Opposition irgendeinen Vorschlag gegeben, wo
man einsparen könnte oder wie die Reform der Bundes-
wehr gestaltet werden sollte? Falls ja, würde ich ihn gerne
einmal hören.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416019600
Es wurde zum Beispiel vorge-
schlagen, Wittstock nicht zu bauen und dafür an anderer
Stelle zu bleiben. Dieser Vorschlag war aber unrealistisch,
weil es sich um eine völlig andere Ausbildung handelte.

Herr Kollege Dreßen, es liegen viele Vorschläge vor,
die sich aber als unrealistisch herausstellen. Die Union ist
uns also eine vernünftige Konzeption der Bundeswehr
noch schuldig.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416019700
Die Fragen 23 und 24
werden schriftlich beantwortet. Das gilt auch für die Fra-
gen 25 und 26.

Nun rufe ich die Frage 27 der Kollegin Christa
Reichard auf:

Inwieweit ist der vom Bundesministerium der Verteidigung
definierte und als unabdingbar betonte Betreuungsbedarf in Über-
einstimmung zu bringen mit der 100-prozentigen Streichung der
Mittel für die Betreuungsarbeit in den Soldatenheimen in der
Bundesarbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung im Jahre
2001?

Frau Staatssekretärin, bitte.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416019800
Frau Reichard, die Begrün-
dung für die Streichung der Haushaltsmittel für die Be-
treuung in den Soldatenheimen im Jahr 2001 hätte ich
schon Ihrem Kollegen Ulrich Adam genannt, wenn seine
Fragen nicht schriftlich beantwortet würden. Er hatte ja
eine Frage zu demselben Bereich gestellt.

Für das Haushaltsjahr 2001 waren Betreuungsmittel in
Höhe von 2,426 Millionen DM vorgesehen. Zugewiesen
wurden 1,566 Millionen DM. Es musste dann, nach Ab-
wägung aller Interessen, über die Verteilung dieser Mittel
entschieden werden. Dabei ist entschieden worden,




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte
15616


(C)



(D)



(A)



(B)


297Millionen DM, die sonst für die Betreuung in den Sol-
datenheimen notwendig gewesen wären, für die offene
Betreuung vor allem in den neuen Bundesländern zu ver-
wenden. Deshalb bekommen zurzeit die Soldatenheime in
den alten Bundesländern keine Betreuungsmittel.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416019900
Zusatzfrage, Frau
Kollegin.


Christa Reichard (CDU):
Rede ID: ID1416020000
Frau
Staatssekretärin, seit 15 Jahren sind die Betreuungsmittel
des Bundesministers der Verteidigung für die Bundes-
arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung trotz der all-
gemein bekannten Kostensteigerungen nicht erhöht wor-
den. Inwieweit ist es in Anbetracht des Fürsorgeauftrags
des Verteidigungsministers akzeptabel, dass jetzt die Be-
treuungsmaßnahmen in den Heimen auf null zurückge-
fahren werden? Kann man von der evangelischen und der
katholischen Kirche jetzt ernsthaft erwarten, dass sie die
Ausfälle voll übernehmen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416020100
Der Hinweis darauf, dass wir
seit 15 Jahren die Mittel zurückführen, hat damit zu tun,
dass inzwischen die Soldatenheime nicht mehr nur Solda-
ten bewirten, sondern dass sich inzwischen viele dieser
Soldatenheime zu wirtschaftlich starken Betrieben ent-
wickelt haben. Im Rahmen der Abgaben, die die Pächter
oder die Heimleiter zu leisten haben, stehen Mittel für Be-
treuung zur Verfügung. Daher haben wir es vorgezogen,
die Bundesmittel für die offene Betreuung in den neuen
Bundesländern zu verwenden. Das halte ich auch für ge-
rechtfertigt.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416020200
Zweite Zusatzfrage.


Christa Reichard (CDU):
Rede ID: ID1416020300
Frau
Staatssekretärin, es ist Ihnen sicher auch bekannt, dass
mehr als tausend ehrenamtliche Kuratoren für die Vorbe-
reitung all dieser Maßnahmen und Anträge zuständig wa-
ren und es im internationalen Jahr des Ehrenamtes viel-
leicht als besondere Brüskierung empfinden, dass diese
Streichung ohne Vorwarnung erfolgte, und ihre Arbeit auf
diese Weise entwertet sehen. Halten Sie das für gerecht-
fertigt?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416020400
Die Betreuung in den Solda-
tenheimen geschieht in der Regel durch ein Kuratorium,
das sich weitgehend aus Soldaten oder ehemaligen Solda-
ten zusammensetzt, die hier Aufgaben wahrnehmen.
Dafür haben wir auf der anderen Seite die Chance, dass
die Einrichtungen, die Räume dieser Soldatenheime
preiswerter genutzt werden können. Auch aus den in den
Soldatenheimen erwirtschafteten Mitteln ergeben sich
Spielräume. Darüber können die Kuratorien auch ent-
scheiden. Aber das ist nicht mein Hauptproblem. In die-
sem Bereich werden wir uns mit ganz anderen Fragen zu
beschäftigen haben, nämlich mit den Betreuungskonzep-
ten der Zukunft, mit der Tatsache, dass immer mehr von

den Zeit- und Berufssoldaten anders leben, als das bisher
der Fall ist. Diese Schwierigkeiten – ich bin selbst im Vor-
stand der evangelischen Soldatenbetreuung – sehe ich im
Moment nicht.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416020500
Nun rufe ich die
Frage 28 der Kollegin Christa Reichard auf.

Wie ist die Streichungsentscheidung mit den Betreuungsmit-telrichtlinien VM Blatt 1984 S. 237 ff. unter der Rubrik A All-gemeine Bestimmungen Nr. 5 (1) – „Zur Förderung der kulturel-len und musischen Betreuung der Soldaten in den Soldatenheimenwerden bei Kapitel 14 03 Titel 532 61 Haushaltsmittel alsZuschüsse zur Verfügung gestellt“ – zu vereinbaren?
Frau Staatssekretärin, bitte.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1416020600
Wir haben festgesetzt, dass
diese Haushaltsmittel für das Jahr 2000 zur Verfügung
stehen. Es sind ursprünglich 2,42Millionen DM gewesen,
die wir aber aufgrund der Haushaltssparmaßnahmen auf
1,566 Millionen DM begrenzt haben. In Abstimmung mit
allen militärischen Organisationsbereichen war zu ent-
scheiden, wie die letztlich für „Sonstige Betreuungsmaß-
nahmen“ verfügbaren Mittel verwendet werden sollten.
Dazu war die Meinung des Führungsstabes der Streit-
kräfte, ganz besonders des deutschen Heeres, sie zuguns-
ten der offenen Betreuung einzusetzen. Da wir in den
neuen Bundesländern fast nur Standorte ohne Soldaten-
heime haben – Torgelow ist eine der Ausnahmen –, war es
auch in unserem Interesse, dass dort die ehrenamtliche Ar-
beit, dass dort die Arbeit der Zeit- und Berufssoldaten er-
folgen sollte. Es gibt nicht nur die katholische und die
evangelische, sondern auch eine allgemeine Soldatenbe-
treuung. Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Soldatenbe-
treuung ist davon unterrichtet worden. Dennoch würde
ich Sie, Frau Kollegin Reichard, und andere auffordern,
bei den Beratungen für das Jahr 2002 dieses Thema aus-
drücklich wieder auf die Tagesordnung zu bringen. Denn
es besteht die Notwendigkeit, über ein neues Betreuungs-
konzept nachzudenken.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416020700
Zusatzfrage? – Nicht
erwünscht. Danke schön. Damit haben wir den Bereich
des Bundesministeriums der Verteidigung erledigt, weil
die anderen Fragen schriftlich beantwortet werden. Ich
danke der Frau Staatssekretärin für die Beantwortung der
Fragen.

Nun rufe ich den Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums für Gesundheit auf. Frau Parlamentarische
Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch steht zur Verfü-
gung. Die Fragen 37 und 38 werden schriftlich beant-
wortet. Ich rufe die Frage 39 des Kollegen Detlef Parr von
der F.D.P. auf:

Glaubt die Bundesregierung, mit dem Festhalten an ärztlichenBudgets eine bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige ärztlicheVersorgung der Patienten auch weiterhin sicherstellen zu können?
Frau Staatssekretärin, bitte sehr.

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416020800
Herr Kollege Parr,
die Bundesministerin für Gesundheit wird über die




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte

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(C)



(D)



(A)



(B)


Grundsatzfragen der Weiterentwicklung des vertragsärzt-
lichen Versorgungs- und Vergütungssystems in Kürze Ge-
spräche mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und
den Spitzenverbänden der Krankenkassen führen. Die
von Ihnen angesprochenen Fragen werden Gegenstand
dieser Gespräche sein.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416020900
Zusatzfrage, Herr
Kollege? – Erste Zusatzfrage, bitte.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1416021000
Frau Staatssekretärin, bei der Be-
messung der Budgets werden weder Altersstruktur- noch
Mobilitätsanalysen berücksichtigt. Diese weisen auf einen
wesentlich höheren Bedarf an gesundheitlicher Betreuung
in den neuen Bundesländern hin. Draußen vor der Tür am
Pariser Platz läuft zurzeit eine Ärztedemonstration. Wie
gedenken Sie die erhebliche Schlechterstellung der ost-
deutschen Versicherten im Rahmen der Gespräche denn
nun auszugleichen?

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416021100
Es sind verschie-
dene Maßnahmen in Vorbereitung, die regeln sollen, wie
wir mit der speziellen Situation in Ostdeutschland umge-
hen werden. Wir haben das Problem, dass es Menschen
gibt, die zwar in Ostdeutschland leben und arbeiten, deren
Krankenversicherung ihren Sitz aber in Westdeutschland
hat. Dort werden auch die Verhandlungen über die Bud-
gets geführt. Das Geld wandert in die Kassenärztlichen
Vereinigungen im Westen. Wir werden beim Fremdkas-
senausgleich ein Wohnortprinzip einführen, sodass das
Geld tatsächlich dort hinkommt, wo die Menschen sind,
die die ärztliche Leistung in Anspruch nehmen wollen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416021200
Eine weitere Zusatz-
frage? – Nein. Dann rufe ich die Frage 40 des Kollegen
Detlef Parr auf:

Wird die Bundesregierung ein Gesetz auf den Weg bringen,
das die Kollektivhaftung im Bereich der Arzneimittel und Heil-
mittel für das letzte Jahr aussetzt und für die folgenden Jahre ab-
schafft?

Frau Staatssekretärin, bitte sehr.

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416021300
Die Umsetzung der
geltenden Regelungen zum Arznei- und Heilmittelbudget
sowie zur Kollektivhaftung ist – das ist uns bekannt – mit
erheblichen Problemen behaftet. In diesem Zusammen-
hang hat Frau Bundesministerin Schmidt angekündigt,
dass das Bundesministerium für Gesundheit eine Al-
ternative zum so genannten Kollektivregress entwickeln
wird. Bei dieser alternativen Konzeption wird es auch da-
rum gehen, die nach geltendem Recht spätestens bis zum
31. Dezember 2001 fällige Kürzung der Gesamtvergü-
tung infolge der Budgetüberschreitungen 1999 zu ver-
meiden und die gesetzlich zwingend vorgegebenen Kür-
zungen bei der Gesamtvergütung aufgrund von
Budgetüberschreitungen für die Zukunft zu ersetzen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416021400
Zusatzfrage, Herr
Dr. Thomae.


Dr. Dieter Thomae (FDP):
Rede ID: ID1416021500
Frau Staatssekretärin, so-
viel ich weiß, hat die Ministerin gesagt, sie wolle daran
denken, die Kollektivhaftung aufzugeben; aber der finan-
zielle Spielraum, der dahinter steckt, würde nicht geän-
dert. Können Sie diese Aussage der Ministerin bestätigen?

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416021600
Im Augenblick
wird gemeinsam mit den Krankenkassen und der Kas-
senärztlichen Bundesvereinigung an einem Alternativmo-
dell gearbeitet. Dabei wird man sicherlich auch über den
Finanzrahmen in dieser Form diskutieren. Allerdings wer-
den wir darauf achten, dass die Beitragssatzstabilität ge-
währleistet bleibt.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416021700
Nun rufe ich die
Frage 41 des Kollegen Jürgen Türk auf:

Wie beurteilt die Bundesregierung die Folgen der Bedarfspla-
nung auf die Altersstruktur der Ärzteschaft und die damit zusam-
menhängenden Nachwuchsprobleme?

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416021800
Derzeit untersucht
ein vom Bundesministerium für Gesundheit beauftragtes
Forschungsinstitut die Bedarfssituation in der vertrags-
ärztlichen Versorgung. In diesem Zusammenhang werden
auch die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte und
deren Auswirkung auf die Niederlassungsmöglichkeit
jüngerer Ärzte und damit natürlich die Umstände im Zu-
sammenhang mit eventuellen Nachwuchsproblemen un-
tersucht. Nach Abschluss der Arbeiten am 31. Dezember
2001 wird geprüft, welche Folgerungen daraus zu ziehen
sind.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416021900
Zusatzfrage? – Herr
Kollege Parr, bitte sehr.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1416022000
Frau Staatssekretärin, halten Sie
angesichts der Tatsache, dass die medizinische Versor-
gung auch zukünftig gesichert werden muss, die Rah-
menbedingungen – angesichts der Altersstruktur der
Ärzte sowie der Zwänge aufgrund von Budgetierungen
und zusätzlichen Reglementierungen dieses Systems – für
geeignet, um dem medizinischen Nachwuchs, gerade
auch mit Blick auf die Länder im Osten, auch in Zukunft
genügend Anreiz zu geben, diesen Beruf zu ergreifen?

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416022100
Im Augenblick sind
wir in der Bundesrepublik Deutschland in der komfor-
tablen Situation, in den letzten Jahren einen erheblichen
Anstieg der Zahl von Ärzten verzeichnen zu können, von
1990 bis 1999 um fast 28 Prozent – in absoluten Zahlen:
um 24 370 auf 113 181 Vertragsärzte. Auch im europä-
ischen Vergleich ist die Versorgungssituation in Deutsch-
land sehr gut. Zusätzlich berücksichtigen muss man bei




Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch
15618


(C)



(D)



(A)



(B)


diesen Zahlen, dass Ärztinnen und Ärzte in den nächsten
Jahren vermehrt in Pension gehen: Die Zahl der ausschei-
denden Ärzte wird von 297 zum Ende des Jahres 1999 auf
926 im Jahre 2002 ansteigen.

Diese Zahlen, die uns jetzt schon zur Verfügung stehen,
werden natürlich in die Untersuchungen des Institutes
einbezogen werden und eine Grundlage für die notwendi-
gen Entscheidungen bilden.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416022200
Nun rufe ich die
Frage 42 des Kollegen Jürgen Türk auf:

Welche Forderungen der Ärzte im zurzeit laufenden Streik hältdie Bundesregierung für berechtigt bzw. unberechtigt?
Frau Staatssekretärin, bitte.

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416022300
Ich gehe davon aus,
dass Sie sich auf die Forderungen des Aktionsrats der nie-
dergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten Ostdeutsch-
lands beziehen. Soweit es um den Bereich der ärztlichen
Vergütung geht, fordert der Aktionsrat eine Angleichung
der für die ambulante medizinische Betreuung der Bevöl-
kerung im Osten zur Verfügung stehenden Mittel an das
Niveau der alten Bundesländer.

Als Indiz für bestehende Versorgungsunterschiede
zwischen den alten und den neuen Ländern wird dabei der
in den neuen Ländern im Vergleich zu den alten Ländern
niedrigere Anteil der Ausgaben der gesetzlichen Kranken-
versicherung für die vertragsärztliche Versorgung im Ver-
hältnis zu den gesamten GKV-Leistungsausgaben ge-
nannt. Dieser Anteilswert ist jedoch kein geeigneter
Indikator für die Angemessenheit eines Ausgabenvolu-
mens, zum Beispiel der entsprechenden Honorarsumme
der Ärzte, da es sich um einen relativen Wert handelt, der
stark von der Ausgabenentwicklung in anderen Leis-
tungsbereichen beeinflusst wird.

Zudem wird gefordert, die Ausgaben je Versicherten
für die vertragsärztliche Versorgung in den neuen Ländern
auf das höhere Westniveau anzuheben. Für eine Beur-
teilung der Umsatz- bzw. Einkommenssituation der Ärzte
sind aber nicht die Ausgaben der Krankenkassen je Ver-
sicherten maßgeblich, sondern die Honorare der Ärzte.

Die Fragen, die sich im Zusammenhang mit der Höhe
der Umsätze und Einkommen der Vertragsärzte in den
neuen Ländern in Relation zum Umsatz-/Einkommens-
niveau der Ärzte in den alten Ländern stellen, müssen auf
eine weitere, zu entwickelnde differenzierte Datengrund-
lage gestellt werden. Pauschale Forderungen, wie sie jetzt
erhoben werden, sind meiner Meinung nach nicht hin-
reichend begründet. Es gibt – wie im Westen – auch im
Osten erhebliche Unterschiede in regionaler Hinsicht.
Teilweise liegt das Einkommen der Ostärzte sogar höher
als das der Ärzte in bestimmten Regionen des Westens.

Soweit sich die hier bekannte Ankündigung von Aktio-
nen der Ärzteschaft auf die Arznei- und Heilmittelbudgets
bezieht, verweise ich auf meine Antwort von vorhin, wo
ich sagte: Wir sind – gemeinsam mit Kassen und KBV –
dabei, neue Verfahrenswege für diesen Bereich der
Arzneimittelversorgung zu finden.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416022400
Zusatzfrage, Herr
Kollege Türk.


Jürgen Türk (FDP):
Rede ID: ID1416022500
Es ist ja zweifellos so, dass in
diesem Bereich im Osten mehr Leistung erbracht werden
muss als im Westen und dass das Honorar der Ärzte nied-
riger ist. Sind Sie nicht mit mir der Meinung, dass es nach
zehn Jahren an der Zeit wäre, eine Angleichung vorzu-
nehmen


(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Haben sie auch versprochen!)


– zumal sie auch versprochen wurde? Und wenn Sie das
auch so sehen: Wann soll dies der Fall sein?

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416022600
Wir haben mit der
Angleichung bereits begonnen. Wir haben einen gemein-
samen Risikostrukturausgleich geschaffen. Das hat die
Vorgängerregierung nicht geleistet. Es werden erhebliche
Transfers von den Krankenkassen West zu den Kranken-
kassen Ost geleistet, um diesen Ausgleich herzustellen.
Auch haben wir eine gemeinsame Zuwachsrate der Kran-
kenkassen festgelegt. Das hatten Sie früher ebenfalls un-
einheitlich geregelt. Wir haben diese sozialen Barrieren
zwischen Ost und West abgebaut.

Wenn Sie jetzt nochmals auf die Vergütung der Ver-
tragsärzte eingehen, dann möchte ich darauf hinweisen,
dass die Differenzen, die wir haben, meiner Meinung nach
in einer Größenordnung liegen, die, verglichen mit dem
Arbeitseinkommen anderer, durchaus vertretbar sind. Es
ist so, dass im Jahre 1998 die Leistungsabrechnung bei
der gesetzlichen Krankenversicherung in den alten Län-
dern bei 372 000 DM und in den neuen Ländern bei
327 000 DM lag. Das gibt eine Ost-West-Relation von
rund 88 zu 100.

Wenn ich jetzt allerdings die KBV-Statistik nehme,
stelle ich fest, dass sich zwischen den Arztgruppen deut-
liche Unterschiede im Honorarvolumen ergeben, wie ich
vorher schon sagte. Bei manchen Arztgruppen liegt der
Umsatz je Arzt in den neuen Ländern höher. Das ist zum
Beispiel bei den Radiologen und den Urologen so. In Zah-
len stellt es sich bei den Radiologen so dar: Im Westen
sind das 815 993 DM, im Osten 847 092 DM. Im Osten
ist der Betrag eindeutig höher. Das Gleiche gilt für die
Urologen.

Wir haben – das wollen wir in keinem Fall verschwei-
gen – bei den Kinderärzten eine schlechtere Situation. Bei
den Internisten ergibt sich bei der Vergütung eine Diffe-
renz von 3 000 DM. Man kann also sagen, dass das
Einkommen in etwa gleich ist. Bei über 400 000 DM, die
abgerechnet worden sind, halte ich 3 000 DM als Diffe-
renz für absolut verträglich. Dies gilt besonders vor dem
Hintergrund, dass die Praxiskosten im Osten nicht we-
sentlich höher liegen und die Personalkosten geringer als
im Westen sind. Dabei kommt man im Endergebnis zu der
Bewertung, dass der Schnitt bei 92 von 100 liegt. Das ist
ein deutlich besserer Schnitt als bei allen anderen Men-
schen, die in Ostdeutschland arbeiten.




Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch

15619


(C)



(D)



(A)



(B)


Es muss das Ziel sein, dass wir diesen Unterschied über
die Zeit hinweg angleichen. Aber das wird nicht innerhalb
einer kurzen Frist geschehen und schon gar nicht dann,
wenn die anderen Bevölkerungsteile in Ostdeutschland
bei den Tarifabschlüssen nicht entsprechend behandelt
werden.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416022700
Nun hat Herr Niebel
das Wort zur Geschäftsordnung.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1416022800
Frau Präsidentin, insbesondere
vor dem Hintergrund des andauernden Ärztestreiks war
die bisherige Beantwortung der Fragen außerordentlich
unbefriedigend. Daher beantrage ich im Namen der
F.D.P.-Bundestagsfraktion entsprechend I 1 b der Richtli-
nien für Aussprachen zu Themen von allgemeinem aktu-
ellen Interesse eine Aktuelle Stunde zu den Bereichen
Budgetierung, Kollektivhaftung und ärztliche Gesamt-
vergütung sowie deren Auswirkungen auf die Qualität der
Gesundheitsversorgung.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416022900
Wenn Sie mir jetzt
noch die Nummer der Frage nennen, dann entsprechen Sie
voll und ganz der Geschäftsordnung.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1416023000
Das war nach meinem Wissen
die Frage 42.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416023100
Dieser Antrag ent-
spricht den genannten Richtlinien. Die Aussprache muss
unmittelbar nach Schluss der Fragestunde durchgeführt
werden.

Ich schlage Ihnen dazu Folgendes vor: Wir haben zum
Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesund-
heit noch drei Fragen zu beantworten. Diese werden wir
noch abhandeln, auch wenn das einige Minuten über die
normale Fragestunde hinaus geht. Wir hätten diesen Be-
reich dann abgearbeitet und könnten danach zur Aktuel-
len Stunde kommen. Ich bitte also alle Matadore, die zur
Aktuellen Stunde sprechen wollen, sich darauf einzu-
richten, dass diese in etwa zehn Minuten beginnen wird.
Sind Sie mit dieser Regelung einverstanden? – Das ist der
Fall.

Ich rufe die Frage 43 des Kollegen Klaus Haupt auf:
Ist der Bundesregierung bekannt, dass es bereits heute Fälle

von Rationierung, insbesondere bei der Betreuung chronisch
Kranker, Dementer und Schwerstkranker, gibt und welche Kon-
sequenzen gedenkt sie daraus zu ziehen?

Frau Staatssekretärin, bitte.

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416023200
Es wird immer
wieder behauptet, es gebe Rationierungen von Leistun-
gen, insbesondere bei chronisch und schwer Erkrankten.
Aus Sicht der Bundesregierung ist hierbei allerdings zwi-
schen Vermutung und tatsächlicher Verordnungsverwei-
gerung oder Vorenthaltung medizinisch notwendiger

Leistungen durch einzelne Vertragsärzte zu unterschei-
den.

Soweit es sich hierbei um den Sachverhalt handelt,
dass bisher zu großzügig verordnete, medizinisch nicht
notwendige Leistungen auf das allgemeine Maß ausge-
richtet werden, entspricht diese Entwicklung der Zielset-
zung einer wirtschaftlichen Verordnungsweise, auch
wenn Patientinnen und Patienten sowie Leistungserbrin-
ger hierfür oftmals wenig Verständnis haben.

Der einzelne Vertragsarzt darf hingegen nicht unter
Hinweis auf Ausführungsregelungen der Kassenärzt-
lichen Vereinigung zum Arznei- und Heilmittelbudget
oder zu den Wirtschaftlichkeitsprüfungen die Verordnung
von medizinisch notwendigen Arznei- oder Heilmitteln
verweigern. Es gehört allerdings zu seiner vertragsärzt-
lichen Pflicht, bei seinem Verordnungsverhalten in jedem
Einzelfall neben dem medizinisch Notwendigen das Wirt-
schaftlichkeitsgebot zu beachten.

Versicherte, die der Auffassung sind, dass ihnen für
medizinisch notwendige Arznei- und Heilmittel eine
Verordnung zulasten der Krankenkassen vorenthalten
wird, sollten sich an ihre Krankenkasse wenden. Die
Krankenkasse hat die Pflicht, einem Verdacht nachzuge-
hen, dass einem Versicherten medizinisch notwendige
Präparate nicht auf Kassenrezept verordnet werden. Dazu
kann sie ihrerseits bei der Kassenärztlichen Vereinigung
im Einzelfall eine Überprüfung des Verordnungsverhal-
tens des Vertragsarztes veranlassen. Versicherte können
sich aber auch unmittelbar an die Aufsichtsbehörde der
jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigung wenden.

Zur Behauptung einer budgetbedingten Rationierung
ist zudem auf das Ergebnis einer von der Bun-
desregierung bei den Aufsichtsbehörden der Länder
durchgeführten Abfrage für das Jahr 1999 zu verweisen –
neuere Zahlen liegen uns leider nicht vor –, nach der eine
konkrete Verweigerung der Verordnung medizinisch
notwendiger Leistungen aus Budgetgründen nicht
festzustellen war.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416023300
Sie haben eine
Zusatzfrage, Herr Kollege, bitte sehr.


Klaus Haupt (FDP):
Rede ID: ID1416023400
Frau Staatssekretärin, die Frage
lautete, ob der Bundesregierung bekannt sei, dass es
schon Fälle von Budgetierungen gegeben habe. Ich
glaubte, Sie kommen gar nicht auf die Frage zu sprechen,
haben aber dann doch im letzten Satz die Antwort
gegeben, sodass ich auf Zusatzfragen verzichte.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416023500
Ich rufe die Frage 44
des Abgeordneten Klaus Haupt auf:

Was wird die Bundesregierung unternehmen, um die Benach-
teiligungen an Mittelaufwendungen pro Kopf der Bevölkerung
und bezüglich der Arztquote in Bezug auf die Bevölkerung im Os-
ten gegenüber dem Westen zu beseitigen?

Sie können also gleich stehen bleiben. Frau
Staatssekretärin, bitte.




Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch
15620


(C)



(D)



(A)



(B)


G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416023600
Die vom Bundes-
ministerium für Gesundheit Anfang März 2001 vorge-
legten Daten zur vorläufigen Finanzentwicklung der
GKV im Jahre 2000 zeigen, dass von einer generellen Be-
nachteiligung bei einem Ost-West-Vergleich der Aufwen-
dungen der gesetzlichen Krankenversicherungen nicht
ausgegangen werden kann.

Die Leistungsausgaben je Versichertem lagen im Bei-
trittsgebiet im vergangenen Jahr bei 95,4 Prozent der ent-
sprechenden Ausgaben im früheren Bundesgebiet. Dabei
lag der Anstieg der Leistungsausgaben je Mitglied mit ei-
ner Veränderungsrate von 2,9 Prozent in der GKV Ost
deutlich über der Veränderungsrate in den alten Bundes-
ländern, wo ein Zuwachs von 1,8 Prozent festzustellen
war. Die in der Tabelle aufgeführten Veränderungsraten
und Ausgabenquoten ergeben für die einzelnen Leis-
tungsbereiche ein sehr unterschiedliches Bild. Ich werde
mir ersparen, Ihnen diese Tabelle vorzutragen, zumal ich
auch nicht genau weiß, wie ich das tun soll. Wir werden
uns daher erlauben, Ihnen diese in schriftlicher Form zu-
kommen zu lassen.

Es gibt aber noch einen anderen Indikator. Im Hinblick
auf die unterschiedliche Arztquote stellt sich die Situation
wie folgt dar: Auf einen niedergelassenen Arzt kamen in
den neuen Ländern im Jahre 1999 780 Einwohner,
während es im früheren Bundesgebiet 723 waren. Ob auf-
grund dieses Unterschiedes von einer Unterversorgung in
den neuen Ländern oder einer Überversorgung im
früheren Bundesgebiet ausgegangen werden kann, wird
derzeit durch ein wissenschaftliches Gutachten geprüft.
Wir haben bisher für eine solche Annahme keine Anhalts-
punkte. Insbesondere im internationalen Vergleich zeigt
sich, dass in Deutschland tendenziell von einer sehr hohen
Arztdichte auszugehen ist.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416023700
Haben Sie eine
Zusatzfrage, Herr Kollege Haupt? – Nein.

Dann rufe ich die Frage 45 der Kollegin Ina Albowitz
auf:

Wie beurteilt die Bundesregierung die zunehmenden Forde-
rungen nach verschärften Kontrollen, verpflichtenden Leistungs-
berichten und ausufernden Datenerfassungen im Gesundheitswesen
vor dem Hintergrund des zeitlichen Aufwandes bei gleichzeitigem
Verlangen nach mehr Qualität?

Frau Staatssekretärin, bitte sehr.

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416023800
Der Bundes-
regierung sind Forderungen nach verschärften Kon-
trollen, verpflichtenden Leistungsberichten und ausufern-
den Datenerfassungen im Gesundheitswesen in dieser
allgemeinen Form nicht bekannt. Sollte die Frage auf die
Kodierung der Daten abstellen, die für die Einführung
eines DRG-Fallpauschalensystems für voll- und teilsta-
tionäre Leistungen ab dem 1. Januar 2003 notwendig sind,
ist darauf hinzuweisen, dass die gesetzlichen Dokumenta-
tionsverpflichtungen durch die DRG-Einführung weitge-
hend unverändert bleiben. Da mit der DRG-Einführung

jedoch die Relevanz der Dokumentation nachhaltig
wächst, gewinnt die Leistungserfassung für die Kranken-
häuser zukünftig erheblich an Gewicht. Eine genaue
Dokumentation ist somit unumgängliche Voraussetzung
für das leistungsorientierte Vergütungssystem im Kran-
kenhausbereich.

Das neue DRG-Fallpauschalensystem bietet durch die
zukünftig erfolgende Aufbereitung von bereits heute in
den Krankenhäusern vorhandenen Daten zudem zusätz-
liche Ansatzpunkte für die einrichtungsinterne und
einrichtungsübergreifende Qualitätssicherung. Die Leis-
tungsqualität kann somit gleichzeitig besser verglichen,
optimiert und auch nach außen deutlich gemacht wer-
den.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416023900
Eine Zusatzfrage,
Frau Kollegin, bitte sehr.


Ina Albowitz (FDP):
Rede ID: ID1416024000
Frau Staatssekretärin, die
Forderung nach gründlicherer Datenerfassung und ver-
schärften Kontrollen – es mag sein, dass Sie das noch
nicht gelesen haben – sind zumindest in den bis jetzt vor-
liegenden zwei Bänden des neuen Sachverständi-
gengutachtens enthalten. Ich möchte Sie bitten, darauf
später einzugehen bzw. in Ihrem Haus prüfen zu lassen,
ob das BMG darauf eingehen möchte. Ich frage Sie: Was
möchten Sie denn tun, um Ärzte und andere Angehörige
der Heilberufe von Bürokratie zu entlasten?

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1416024100
Das Gutachten des
Sachverständigenrates ist uns bekannt. Dazu gab es bis
15 Uhr eine Anhörung im Gesundheitsausschuss. Im
Gesundheitswesen sind an den verschiedensten Stellen
unterschiedliche Daten unterschiedlicher Qualität vor-
handen. Es geht letztendlich darum, die Qualität der Da-
ten zu beurteilen, die Daten dann, wenn sie entsprechend
den Vorschriften des Datenschutzes aufbereitet sind, zu-
sammenzuführen, um eine Grundlage zu schaffen, auf der
man das Gesundheitssystem steuern kann, und mithilfe
dieser Daten transparent abrechnen zu können. Ich denke,
an mehr Transparenz im Gesundheitswesen ist allen gele-
gen. Aber die Bundesregierung hat kein Interesse daran,
Daten zu erheben, die nicht bereits irgendwo zur Verfü-
gung stehen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416024200
Eine Zusatzfrage? –
Es gibt keine Zusatzfragen mehr. Damit sind wir am Ende
der Fragestunde.

Wir kommen damit zu der von der F.D.P.-Fraktion be-
antragten Aktuellen Stunde nach I 1 b gemäß unseren
Richtlinien für Aussprachen zu Themen von allgemeinem
aktuellen Interesse:

Budgetierung, Kollektivhaftung und ärztli-
che Gesamtvergütung sowie deren Auswir-
kungen auf die Qualität der Gesundheitsver-
sorgung






(C)



(D)



(A)



(B)


Ich bitte alle Redner, daran zu denken, dass die Rede-
zeit in der Aktuellen Stunde fünf Minuten beträgt.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat Dr. Thomae
für die F.D.P.-Fraktion.


Dr. Dieter Thomae (FDP):
Rede ID: ID1416024300
Frau Präsidentin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! In der Tat hat die neue
Bundesregierung den Risikostrukturausgleich neu organi-
siert. Es fließen zwar Gelder vom Westen in Richtung
Osten. Aber diese finanziellen Mittel können nicht für die
Verbesserung der Honorierung der ärztlichen Leistungen
in den neuen Bundesländern genutzt werden. Das muss
man eindeutig festhalten. Wir haben darüber sehr intensiv
diskutiert. Wir wollten dies in das Gesetz hineinschreiben.
Aber Rot-Grün hat dies strikt abgelehnt.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

Jetzt gibt es in den neuen Bundesländern das Problem


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


– doch, das stimmt –, dass nach dem Arzneimittelbudget
auch die Budgetierung im ärztlichen Bereich langsam zu ei-
ner Katastrophe führt, besonders im fachärztlichen Bereich.

Wenn die Höhe der ärztlichen Durchschnittseinkommen
genannt wird, habe ich gelegentlich den Eindruck, dass die
Einkommen mit den Umsätzen verwechselt werden.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Walter Hirche [F.D.P.]: Das ist so wie brutto gleich netto! Das hatten wir schon einmal!)


Das durchschnittliche ärztliche Einkommen vor Steuern
lag 1998 in den neuen Bundesländern im Durchschnitt bei
150 000 DM, wobei man bedenken muss, dass sich die
Einkommen nach 1998 gravierend nach unten entwickelt
haben. Davon müssen aber alle Altersvorsorgemaßnah-
men und die Krankenversicherung abgezogen werden.
Wenn Sie die Zahl, die sich dann ergibt, einmal durch
zwölf dividieren, wissen Sie, was monatlich im Durch-
schnitt übrig bleibt: Das sind rund 4 500 bis 5 000 DM.
Das ist kein Einkommen, mit dem man eine erstklassige
fachärztliche Versorgung auf Dauer sichern kann.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

Daher kann ich eindeutig sagen: Ich habe großes Ver-

ständnis für die Ärzte aus den neuen Bundesländern, die
diese Situation nicht mehr ertragen können; denn die Frei-
beruflichkeit geht wieder verloren. Sie haben sie vor
50 Jahren verloren. Jetzt sind wir dabei, sie wieder mas-
siv zu gefährden.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

Es gibt kein anderes Gesundheitssystem, das so güns-

tig arbeitet wie ein System mit freiberuflichen, niederge-
lassenen Ärzten.


(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das erkennen Sie in allen anderen europäischen Staaten,
in denen aus ideologischen Gründen die Freiberuflichkeit

abgeschafft und vieles ins Angestelltenverhältnis verla-
gert worden ist. Ich nenne als Beispiele nur Schweden und
England. In diesen Ländern ist das Gesundheitssystem
marode; ein solches System wollen wir nicht haben.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Das wollen wir doch gar nicht!)


– Doch. Sie haben den Weg zu dieser Entwicklung durch
Ihre Reform eingeleitet.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Sie haben doch eben die Sachverständigen gehört!)


Von daher ist die Situation in den neuen Bundesländern
nicht mehr hinnehmbar.

Die Ministerin hat darüber gesprochen und hat vieles
angekündigt, auch hinsichtlich der Kollektivhaftung. Es
wäre wunderbar, wenn sie abgeschafft wird. Wenn wir die
Kollektivhaftung in diesem Rahmen aufheben, müssen
wir aber auch darüber sprechen, ob noch eine vernünftige
Arzneimittelversorgung möglich ist, wenn man auch die
neuen Entwicklungen hinsichtlich Alzheimer, Parkinson,
Krebs und weiterer großer und gravierender Krank-
heitsbilder berücksichtigt. Angesichts des Ausmaßes die-
ser Entwicklungen können wir dies nicht mit dem heuti-
gen Budget organisieren. Es müssen mehr Gelder in diese
Versorgung fließen.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Dann müssen die Patienten mehr zuzahlen! – Peter Dreßen [SPD]: Sagen Sie, was Sie wollen! An den Geldbeutel wollen Sie!)


Für die Honorierung der Ärzte wollen wir ein Regelleis-
tungsvolumen einführen. Die floatenden Punktwerte kön-
nen keine Lösung mehr sein. Ein Arzt muss heute wissen, zu
welchen Bedingungen er medizinische Leistungen erbringt.


(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daher plädieren wir für ein Regelleistungsvolumen.
Ich sage auch sehr deutlich: Wir wollen das Sachleis-

tungssystem beseitigen. Wir wollen ein Kostenerstat-
tungssystem. Wir wollen, dass der Patient weiß, zu
welchen Bedingungen und zu welchen Preisen die medi-
zinische Leistung erbracht wird.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

Und wir wollen – im Gegensatz zu Ihnen – den sozial

Schwachen schützen.

(Peter Dreßen [SPD]: Sie wollen die Zweiklas senmedizin!)

Wenn die Budgetierung erschöpft ist, gewährt sie keinem
mehr, auch dem sozial Schwachen nicht, medizinische
Leistung.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Wo ist denn die Budgetierung bisher erschöpft?)





Vizepräsidentin Anke Fuchs
15622


(C)



(D)



(A)



(B)


– Das Budget ist in vielen Ländern und Regionen schon
erschöpft.

Das ist das brutalste System, das Sie je in Deutschland
eingeführt haben. Dieses System wollen wir nicht. Daher
bekenne ich: Wir wollen eine prozentuale Selbstbeteili-
gung, aber mit einer Härtefallregelung und einer Über-
forderungsregel. Das heißt, der sozial Schwache wird von
uns – im Gegensatz zu Ihnen – immer geschützt.


(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Unter-, Überund Fehlversorgung!)


Das ist eine zukunftsweisende Politik. Ihre Politik hängt
am Fliegenfänger.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416024400
Ich erteile das Wort
der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1416024500
Frau
Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will
zugestehen, dass es diesmal wirklich eine Aktuelle Stunde
ist, die sich an einem aktuellen Thema orientiert;


(Detlef Parr [F.D.P.]: Es ist gut, dass Sie das so sehen!)


denn derzeit demonstrieren die Ärzte und Ärztinnen aus
den neuen Bundesländern und aus Berlin hier in der Nähe,
am Brandenburger Tor. Nach Ende dieser Veranstaltung
werden sie bei mir im Gesundheitsministerium empfan-
gen. Das ist alles abgemacht.


(Detlef Parr [F.D.P.]: Sehr guter Stil!)

Ich glaube, dass es richtig ist, ein offenes Ohr für die

Sorgen und Nöte zu haben. Deshalb habe ich bereits am
Montagabend und auch im Vorfeld dieser Niederlegung
der Arbeit bzw. der Schließung der Praxen mit dem Akti-
onsrat gesprochen. Ich glaube, dass das Gespräch ganz
konstruktiv war, egal, worüber derzeit debattiert wird.

Kollege Thomae, Sie wissen doch, dass wir uns über-
legen müssen, woher das Geld kommen soll. Niemand
sagt etwas dagegen, wenn behauptet wird, dass es Unge-
rechtigkeiten gibt. Wir sind aufgerufen, zu versuchen, sie
zu beseitigen.

Ich habe den Ärzten Folgendes zugesagt: Erstens. Wir
bringen die Reform des Fremdkassenausgleichs auf den
Weg. Der Referentenentwurf in meinem Haus ist jetzt fer-
tig. Wenn Sie sagen: „Sie haben viel angekündigt, es muss
aber auch etwas geschehen“, dann entgegne ich Ihnen:
Erst muss die notwendige Arbeit geleistet worden sein,
damit Gesetze hieb- und stichfest sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Unterschiede zwischen dem ärztlichen Einkom-
men Ost und dem ärztlichen Einkommen West entstehen
teilweise dadurch, dass die Ärztehonorare nicht den KVen
zufließen, die in den Bundesländern ansässig sind, wo die
Patientinnen und Patienten leben; vielmehr fließen sie

dorthin, wo die Krankenkassen ihren Sitz haben. Dieses
Geld fließt nach Bayern, nach Nordrhein-Westfalen oder
nach Hessen, also in andere Bundesländer. Das führt dazu,
dass weniger Geld zur Verfügung steht.


(Beifall bei der SPD)

Das möchte ich am Beispiel Sachsen erläutern. In

Sachsen haben die BKKen weit über 300 000 Mitglieder;
aber nur für rund 5 000 werden dort Honorarverhandlun-
gen geführt. Dies werde ich ändern. Ich hoffe, dabei Ihre
Unterstützung zu bekommen, weil ich will, dass das Geld
dahin fließt, wo die Leistung erbracht wird.


(Beifall bei der SPD)

Das wird die Situation der Ärztinnen und Ärzte etwas
verbessern. Wir müssen dafür sorgen, dass regional im-
mer für die vor Ort ansässigen Patientinnen und Patienten
verhandelt wird. Wenn das erfolgreich geschieht, dann be-
kommen die Ärzte zumindest das Geld, das ihnen zusteht,
da es nicht wie bisher in den Westen fließt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Zweitens. Abschaffung des Kollektivregresses. Ich

habe hier und in der Öffentlichkeit erklärt: Wir werden
den Kollektivregress abschaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich halte es für ungerecht, dass Ärztinnen und Ärzte selbst
dann für etwas haften müssen, wenn sie sparsam ver-
schreiben und verordnen, nur weil andere das nicht ma-
chen. Wir arbeiten derzeit an einer Lösung. Sie wissen,
dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung einen Vor-
schlag gemacht hat, wie wir – statt durch Kollektivregress
und Arzneimittelbudget – über Richtgrößen für die ein-
zelnen Praxen einen Fortschritt erzielen können. Sie wis-
sen auch, dass eine Richtgröße allein nicht ausreicht, um
sicherzustellen, dass wirtschaftlich verantwortungsvoll
verschrieben wird.

Wir haben einen Kriterienkatalog entwickelt, über den
mit den Ärzten und mit den Spitzenverbänden der Kassen
zurzeit diskutiert wird. Wir sind der Auffassung, dass sich
die Zustände nur dann verbessern, wenn auf der einen
Seite die Ärztinnen und Ärzte gemeinsam mit ihren
Selbstverwaltungsorganen – ich denke da vor allem an die
Kassenärztliche Bundesvereinigung – und auf der ande-
ren Seite die Krankenkassen wirklich dafür haften, dass
mit dem, was therapeutisch notwendig ist, vor Ort spar-
sam umgegangen wird. Darüber wird in den kommenden
Wochen im Bundestag gesprochen werden. Auch in die-
sem Punkt hoffe ich auf eine gemeinsame Basis; denn nie-
mand kann ernsthaft das Ziel der Beitragssatzstabilität
oder unser Bemühen um eine Begrenzung der Ausgaben
infrage stellen. Es geht nicht darum, den Deckel anzuhe-
ben, sondern darum, das Geld zielgenauer einzusetzen,
damit es dort ankommt, wo es hin muss. Ziel ist immer
eine Qualitätsverbesserung im Gesundheitswesen.


(Beifall bei der SPD)

Drittens. Ich kann die Honorare im Osten nicht einfach

erhöhen. Ich habe den Ärztinnen und Ärzten zugesagt,
auch mit einer anderen Ungerechtigkeit Schluss zu




Dr. Dieter Thomae

15623


(C)



(D)



(A)



(B)


machen. Sie wissen, dass die Angleichung der Gebühren-
ordnung für Privatpatientinnen und Privatpatienten noch
nicht vollzogen ist. Obwohl 100 Prozent in die privaten
Versicherungen eingezahlt wird, wird nur 84 Prozent er-
setzt. Wir werden – die entsprechende Vorlage aus mei-
nem Haus ist so weit fertig und wir können sie auf den
Weg bringen – für die Anhebung auf 90 Prozent, auf
95 Prozent und schließlich für die Angleichung auf
100 Prozent sorgen. Auf diese Weise entsteht eine Per-
spektive und zumindest bei der privatärztlichen Vergü-
tung findet dann eine Anpassung von Ost und West statt.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Das wird Jubel auslösen! Obwohl nur ein Bruchteil privat behandelt wird!)


Zu diesen drei Aspekten sage ich: Da können wir ge-
meinsam handeln. Wenn ich Ihr Verlangen nach dieser
Debatte richtig verstehe, dann sind Sie bereit, dabei mit-
zumachen. Das entlastet die Ärzte im Osten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Auf andere Forderungen der Ärzte kann ich nicht

eingehen. Eine Forderung lautet, dass der Risikostruktur-
ausgleich nicht mehr zur Entschuldung der Ostkassen
eingesetzt wird, sondern dass das Geld aus dem
Risikostrukturausgleich für die Ärztehonorare verwendet
wird. Sie wissen doch selbst, dass es einen Transfer von
West nach Ost gibt, damit die Kassen dort auf eine ge-
sunde finanzielle Basis gestellt werden und es zu einer
Beitragsangleichung kommt. Dies muss das vorrangige
Ziel sein. Das Geld darf aber nicht in die Ärztehonorare
sozusagen umgelenkt werden, wodurch die Kassen auf
Dauer in einer prekären finanziellen Situation bleiben
würden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Jahre 2000 sind von West nach Ost 2,8 Milli-
arden DM geflossen; im Jahre 2001 werden es 3,53 Mil-
liarden DM sein. Aus dem Risikostrukturausgleich wer-
den zusätzlich 1,6 Milliarden DM fließen. Dieses Geld
muss vorrangig dafür ausgegeben werden, die Verschul-
dung – sie liegt zurzeit bei rund 700 Millionen DM; wir
haben sie zum Teil mit Ihnen gemeinsam abbauen kön-
nen – weiter zu verringern. Die Menschen im Westen
werden erkennen, dass das Geld gut angelegt ist. Die
Kassen werden dann nämlich in der Lage sein, die Leis-
tungen zu finanzieren, die die Patientinnen und Patienten
benötigen.

Ein weiterer Punkt ist die Forderung nach einem
600-Millionen-DM-Sofortprogramm, das von der Bun-
desanstalt für Arbeit finanziert werden soll. Damit soll die
Hälfte der 1,2 Milliarden DM an Krankenkassenbeiträgen
gezahlt werden. Die Frage ist aber: Sollen deswegen die
Maßnahmen zur aktiven Arbeitsmarktpolitik gekürzt wer-
den? Ich glaube, auf die Politik, junge Menschen in Arbeit
zu bringen, können wir nicht verzichten, auch nicht im
Osten.


(Beifall bei der SPD)

Es geht doch darum, Arbeitsplätze zu schaffen.

Ich komme zum Kern des Problems. Tatsache ist doch,
dass die Angleichung von Ost und West nicht vollendet ist.


(Peter Dreßen [SPD]: Aber nicht nur bei den Ärzten!)


Wir wissen das und arbeiten gemeinsam daran, diese An-
gleichung zu erreichen. In den letzten zehn Jahren – das
kann man nicht bestreiten – ist vieles geschehen. Bedau-
erlicherweise ist im Osten die Situation immer noch so,
dass nur 86 Prozent im Vergleich zum Westen gezahlt
wird. Es kann daher niemand ernsthaft verlangen, dass die
Angleichung der Honorare der Ärzte und Ärztinnen
schneller erfolgt als die Angleichung der Gehälter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sehe zwar die Ungerechtigkeiten ganz klar, Herr Kol-
lege Thomae. Dennoch muss ich sagen – auch wenn die Be-
rechnung des Durchschnittseinkommens beinhaltet, dass es
sowohl höhere als auch niedrigere Einkommen gibt –: Viele
Menschen in den neuen Bundesländern hätten gerne ein
Durchschnittseinkommen von 150 000 DM im Jahr, auch
wenn davon noch Steuern und Beiträge für die Krankenver-
sicherung und die Altersvorsorge zu zahlen sind.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Für langjährig akademisch ausgebildete Leute!)


Ich würde es ihnen gerne gönnen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416024600
Nun erteile ich der
Kollegin Dr. Sabine Bergmann-Pohl das Wort für die
CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Sabine Bergmann-Pohl (CDU):
Rede ID: ID1416024700
Frau Prä-
sidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministe-
rin, ich finde es sehr lobenswert, dass Sie nachher die
Ärzte empfangen. Offensichtlich nehmen Sie die Pro-
bleme der Ärzte ernst.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Nicht nur die Probleme der Ärzte! Alle Probleme!)


Gleichwohl fehlt mir der Glaube, dass dieses Gespräch et-
was bringt. Seitdem Sie im Amt sind, haben Sie zwar viele
Vorschläge gemacht. Doch wenn ich einige Vorschläge
aufgreife, dann komme ich zu dem Schluss, dass diese
kaum zu einer Verbesserung der Lage der Ärzte in den
neuen Bundesländern führen werden.

Der Fremdkassenausgleich ist nur ein kleiner Schritt.
Die Anhebung der Vergütung für die Behandlung von Pa-
tienten der PKV haben wir damals auf den Weg gebracht.
Sie haben sie aber zunächst kassiert. Jetzt holen Sie sie
aus der Mottenkiste wieder heraus. Sie wissen aber ganz
genau, dass es in den neuen Bundesländern nur eine ge-
ringe Zahl von Privatpatienten gibt.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Unter 2 Prozent!)





Bundesministerin Ulla Schmidt
15624


(C)



(D)



(A)



(B)


Sie erreichen also damit keine Verbesserung der Situation
in den neuen Bundesländern.

Ich finde es lobenswert, dass Sie jetzt sagen, die Bud-
getierung sei kein Allheilmittel. In der Vergangenheit
hatte ich immer den Eindruck, dass für die SPD-Fraktion
nur die Budgetierung das Allheilmittel sei und dass nur
ein billiger Patient ein guter Patient sei.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


Sie wissen genau, dass diese Budgetierung zur Folge hat,
dass chronisch Kranke schlecht versorgt werden und dass
das Morbiditätsrisiko allein auf die Ärzte übertragen wird.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


– Natürlich.
Die Budgetierung funktioniert nicht; denn bei 18 von

23 Kassenärztlichen Vereinigungen ist das Budget über-
schritten worden. Wissen Sie, warum? – Weil die Ärzte es
für ethisch nicht vertretbar hielten, den Patienten die not-
wendige medizinische Versorgung zu versagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Können Sie mal sagen, warum Sie die Budgetierung eingeführt haben?)


Sie sprechen von Qualitätssteigerung. Aber zum Bei-
spiel Ihr Antrag bezüglich der Diabeteskranken vermittelt
einen anderen Eindruck.


(Widerspruch der Abg. Regina Schmidt-Zadel [SPD])


– Dann haben Sie aber in der Anhörung nicht zugehört,
Frau Schmidt-Zadel.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Doch, ich habe gut zugehört!)


Herr Professor Lauterbach hat als Experte gesagt, dass
bei einem 32-jährigen Diabetiker die für Arzneimittel auf-
zuwendenden Kosten im Vergleich zum Durchschnitt der
Patienten das 14fache betragen. Das heißt, wenn alle Dia-
betiker fachgerecht behandelt würden, würde das 40 Mil-
liarden DM mehr kosten. Das ist ein Sechstel aller GKV-
Ausgaben.

Wenn Sie von Qualitätssicherung sprechen, Frau Mi-
nisterin – vielleicht hören Sie mir einmal einen Moment
zu –: Experten haben berechnet, dass zwar durch den Ge-
nerikaeinsatz und den Wegfall umstrittener Arzneimittel
bei der Versorgung circa 6,19Milliarden DM gespart wer-
den könnten.


(Zuruf von der SPD: Ein Drittel wird dadurch gespart! – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Das ist doch eine Menge!)


Dem steht aber ein erheblicher Mehrbedarf durch die
fachgerechte Versorgung schwerer chronischer Erkran-
kungen wie Arthritis, Hepatitis, Sklerose, Schizophrenie,
degenerative Gelenkserkrankungen und Transplanta-
tionsnachsorge von 8,59 Milliarden DM gegenüber. Da-

bei sind noch gar nicht die Versorgungslücken bei Diabe-
tes, Herzinsuffizienz, Hypertonie, Hyperlipidämie und
Asthma bronchiale eingerechnet.

Wenn Sie mir nicht glauben, dann glauben Sie wenigs-
tens dem von Ihnen eingesetzten Sachverständigenrat;
denn der hat es Ihnen schriftlich gegeben. Er schreibt
nämlich: Eine Barriere für Qualitätssicherungsmaßnah-
men sind erhöhte finanzielle Belastungen.


(Zuruf von der SPD: Welche Seite? – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Der schreibt auch, dass wir Über-, Unterund Fehlversorgung haben!)


Ich finde es bezeichnend, dass Sie zum Beispiel die
von Ihnen kassierten Richtgrößen, die von uns gesetzlich
auf den Weg gebracht worden waren, wieder hervorzau-
bern.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Schrittchen für Schrittchen! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie kommt uns näher!)


Das heißt, Sie holen alles das, was Sie 1998, nachdem Sie
die Wahl gewonnen haben, praktisch in der Versenkung
haben verschwinden lassen, jetzt wieder heraus und ver-
kaufen unsere Konzepte als Ihre Konzepte.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Ja, als eigene Idee!)


Das finde ich einfach unwürdig.

(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Die Richtgrößen sind doch schon jetzt in dem Gesetz! Würden Sie das bitte einmal sagen!)


Wenn Sie mir schon nicht glauben, dann lassen Sie
mich doch bitte zum Schluss ein Zitat der Deutschen
Rheuma-Liga – sind Sie da nicht Vorsitzende, Frau
Schmidt-Zadel?


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Nein, ich nicht!)


– dann war es Frau Schaich-Walch – vortragen, das sich
auf das Ergebnis einer Befragung der Betroffenen zu Ver-
sorgungseinschränkungen bezieht:

Für uns verdeutlichen die Antworten, dass das Rin-
gen um Einsparungen zurzeit auf dem Rücken der
chronisch kranken Patienten ausgetragen und auf
diese Weise das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt
und Patient zerstört wird.

Ich glaube, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Das liegt doch an den Ärzten! Das liegt doch nicht an den Patienten!)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416024800
Nun hat das Wort die
Kollegin Katrin Dagmar Göring-Eckardt.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Klopp drauf!)





Dr. Sabine Bergmann-Pohl

15625


(C)



(D)



(A)



(B)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

rin hat hier dargestellt, an welchen Punkten die Bundes-
regierung und die sie tragenden Fraktionen


(Walter Hirche [F.D.P.]: „Trabenden“ vielleicht!)


die Probleme, die es zwischen Ost und West tatsächlich
gibt, aufnimmt, und zwar an den Stellen, an denen wirk-
lich etwas zu machen ist. Ich sage es noch einmal stich-
wortartig: Die Frage des Fremdkassenausgleiches ist hier
wichtig, ebenso die Frage der PKV.

Frau Bergmann-Pohl, wir können natürlich mal
schauen, ob wir dafür sorgen können, dass es in den ost-
deutschen Ländern noch mehr privat Versicherte gibt, da-
mit sich das Einkommen der Ärzte erhöht.


(Dr. Sabine Bergmann-Pohl [CDU/CSU]: Das war der Vorschlag der Ministerin! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Das war nicht unser Argument! – Geschlafen!)


Aber ich glaube, das wäre nicht der richtige Weg.
Ich möchte noch einmal die Zahlen in Bezug auf den

Transfer von West nach Ost in Erinnerung rufen

(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Das habe ich im Kopf!)

– das ist gut, wenn Sie das im Kopf haben; ich sage es hier
trotzdem noch einmal, aus Ihrem Kopf zitiert, Herr
Thomae –: 2002 2,8 Milliarden DM, 2001 3,1 Milliar-
den DM plus RSA.

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Arztgrup-
pen. Diese sollte man sich aber genau anschauen. Die Ra-
diologen in Ostdeutschland verdienen mehr als die in
Westdeutschland.


(Dr. Sabine Bergmann-Pohl [CDU/CSU]: Das ist Umsatz! Brutto und netto!)


Wir haben in der Tat ein großes Problem bei den Hausärz-
ten und insbesondere bei den Kinderärzten. Wir sollten
gemeinsam dafür sorgen, dass die Hausärzte und die Kin-
derärzte bei der Verteilung zwischen den Arztgruppen ge-
stärkt werden. Ich glaube, das wäre bei diesem Problem
eine vernünftige Herangehensweise.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Natürlich haben wir auch bei anderen Punkten Unter-

schiede, zum Beispiel bei den Betriebsausgaben. In Ost-
deutschland betragen sie 76 Prozent des westdeutschen
Wertes. Auch dieses Argument muss berücksichtigt wer-
den. Wenn man sich die Einkommen anschaut, dann stellt
man zwar Unterschiede fest: 165 000 DM im Jahre 1998
im Osten und 194 000 DM im Westen. Diese Differenz ist
aber überhaupt nicht signifikant anders gegenüber der, die
man in anderen Berufsgruppen feststellen kann.

Es fällt mir schon auf – das will ich auch zu der Moti-
vation für diese Aktuelle Stunde sagen –, dass sich beson-
ders zwei Parteien dieses Problems annehmen: Das sind
F.D.P. und PDS. Mich wundert das ein wenig. Wir können
bei der Angleichung der Lebensverhältnisse doch nicht

bei denen anfangen, die relativ gut verdienen, deren Ein-
kommen sich also am oberen Ende der Leiter bewegen,


(Walter Hirche [F.D.P.]: Was ist mit den Patienten? – Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Das sagen Sie mal den Ärzten, die im Moment Konkurs machen! – Zuruf von der PDS)


und diejenigen, die wenig verdienen, diese Angleichung
bezahlen lassen. Es geht sehr wohl um die Patientinnen
und Patienten, es geht sehr wohl um die Versicherten. Es
geht nämlich um die Frage: Woher holen wir das Geld?


(Walter Hirche [F.D.P.]: Sie verkennen die Folgen für die Patienten! Das ist der Hauptpunkt!)


Sollen wir denn die Beiträge erhöhen und von den Versi-
cherten das Geld holen? Ich glaube, dass das nicht der
richtige Weg sein kann. Wir können nicht die Versicher-
ten und diejenigen, die wenig verdienen, höhere Beiträge
bezahlen lassen, damit die Einkommen der Ärzte steigen.
Es kann nicht der richtige Weg sein, das Pferd von hinten
aufzuzäumen.

Eine Angleichung der Lebensverhältnisse ist nötig,

(Zuruf von der PDS)


aber sie muss schrittweise gemäß den Möglichkeiten er-
folgen. Sie haben während Ihrer Regierungszeit erfahren
müssen – und auch wir wissen das –, dass das nicht von
einem Tag auf den anderen geht,


(Detlef Parr [F.D.P.]: Das Leistungsprinzip wollen auch wir nicht abschaffen!)


auch nicht von einem Jahr zum anderen,

(Manfred Grund [CDU/CSU]: Stagnation seit drei Jahren! – Gegenruf der Abg. Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Wir haben in drei Jahren mehr geschafft als ihr in 16 Jahren!)


sondern dafür benötigt man mehr Zeit, als Sie immer an-
genommen haben. Die Zeit, die wir dafür brauchen, muss
sich die Gesellschaft nehmen. Sie sollten nicht leere Ver-
sprechungen machen und in großen Parolen verkünden, es
ginge hier um das Wohl der Patientinnen und Patienten.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Es geht um die Zusammenhänge, die Sie leugnen!)


Das wäre in der Tat geheuchelt. Es geht hier um die Ein-
kommenssituation der Ärzteschaft, es geht nicht um die
Patientinnen und Patienten.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Es geht um die Folgewirkungen und um die Zusammenhänge!)


– Es geht in der Tat um die Zusammenhänge. Wir dürfen
aber nicht auf dem Rücken der Versicherten dafür sorgen,
dass die Einkommen in einem Bereich sehr viel höher lie-
gen als im Durchschnitt der Bevölkerung. Das wäre nicht
der richtige Weg.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Ach so! Ausbildungsdauer und akademisches Studium, das spielt überhaupt keine Rolle! – Walter Hirche [F.D.P.]: Sozialneid!)







(C)



(D)



(A)



(B)


Ich rufe Sie noch einmal auf: Unterstützen Sie uns bei
den Maßnahmen, die wir richtigerweise ergreifen. Unter-
stützen Sie uns, da, wo es tatsächlich Ungerechtigkeiten
bei den Einkommensverhältnissen gibt, diese zu beseiti-
gen. Unterstützen Sie uns, die Rolle der Hausärzte und der
Kinderärzte im Osten zu stärken; diese befinden sich
nämlich ungerechtfertigterweise am unteren Ende der
Einkommensskala der Ärzteschaft.


(Zuruf des Abg. Dr. Ilja Seifert [PDS])

Hier muss in der Tat eine Umverteilung stattfinden. Die
macht dann auch Sinn.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Walter Hirche [F.D.P.]: Sie sind weiterhin bei der Kollektivhaftung! Gott sei Dank ist die Ministerin schon ein Stück weiter!)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416024900
Jetzt hat das Wort die
Kollegin Dr. Ruth Fuchs, PDS-Fraktion.


Dr. Ruth Fuchs (PDS):
Rede ID: ID1416025000
Frau Präsidentin! Meine Da-
men und Herren! Es ist Realität geworden: Ein zuneh-
mender Teil der Ärztinnen und Ärzte in Ostdeutschland
verfügt nicht mehr über ein angemessenes Einkommen.
Auch ich betone hier das Wort „Einkommen“, lieber Kol-
lege Thomae. Dieses Problem gibt es aus meiner Sicht aber
nicht erst seit heute. Schon häufig standen Vorschläge zur
Verbesserung der Finanzgrundlagen des Gesundheitswe-
sens in den neuen Ländern auf der Tagesordnung. Ich kann
mich erinnern, dass alle Parteien dafür gestimmt hatten,
die Finanzgrundlage für das Gesundheitswesen in den
neuen Bundesländern zu verbessern.


(Beifall bei der PDS)

Umso unverständlicher ist es für mich, dass Ende 1999
eine große Chance verpasst wurde:


(Zuruf von der F.D.P.: So ist es!)

Die in dem Gesetz zur Rechtsangleichung in der GKV
zunächst vorgesehene Sonderentschuldung der Ostkassen
in Höhe von 1,3 Milliarden DM wurde ersatzlos gestri-
chen. Dies blieb – wie wir jetzt sehen – nicht ganz ohne
Folgen.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Völlig richtig!)


Liebe Frau Ministerin Schmidt, ich glaube Ihnen, dass
Sie das heute vielleicht nicht mehr korrigieren können.
Das kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass damals
wirklich eine Chance vertan wurde. In diesem Zu-
sammenhang begrüßen wir natürlich Ihre Ankündigung,
dass Sie sich den Problemen im Osten besonders widmen
wollen. Wir sagen aber ganz klar und deutlich: Den Wor-
ten müssen auch Taten folgen.


(Beifall bei der PDS – Dr. Ilja Seifert [PDS]: Und zwar schnell!)


Meine Damen und Herren, man kann Zahlenvergleiche
bringen, wie man will. Für uns steht außer Frage, dass im

Osten angesichts der stärker überalterten Bevölkerung
von einem insgesamt höheren Bedarf an medizinischer
Versorgung ausgegangen werden muss, zugleich aber
dem Arzt je Versichertem weniger finanzielle Mittel zur
Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass ein Arzt in Ost-
deutschland im Durchschnitt viel mehr Behandlungsfälle
als ein Arzt in den alten Bundesländern hat, die Vergütung
jedoch hinter der in den alten Bundesländern zurück-
bleibt. Da aber – meine Kollegin hat es gerade gesagt –
die Behandlung von Privatversicherten in den neuen Bun-
desländern so gut wie aussichtslos ist, lässt sich auch da-
mit das Einkommen nicht verbessern.

Der wichtigste Punkt für uns ist neben dem Streben
nach angemessener Vergütung, dass diese Situation früher
oder später die Qualität der möglichen medizinischen
Leistungen beeinträchtigen muss. Schon heute betreiben
die Ärzte im Osten ihre Praxen mit deutlich weniger Per-
sonal als ihre Kollegen im Westen


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

und es fehlt ihnen häufig auch die Fähigkeit zu Investitio-
nen und Innovationen. Hier besteht wirklich die Gefahr
– noch ist es nicht so weit – eines West-Ost-Gefälles in der
Qualität der Versorgung der Bevölkerung.


(Beifall des Abg. Rolf Kutzmutz [PDS])

Meine Damen und Herren, wenn man es zuließ oder

bewusst wollte, dass die Strukturen des Gesundheitswe-
sens der DDR völlig unkritisch über Bord geworfen wur-
den und die Ärzte unter Versprechen blühender Land-
schaften fast vollständig in Freiberuflichkeit und private
Niederlassung gebracht wurden, dann geht es nicht an, ih-
nen die elementaren Voraussetzungen ihrer Arbeit vorzu-
enthalten.


(Beifall bei der PDS)

Aus diesen Gründen halten wir die Aktion der Ärzte und
Psychotherapeuten für berechtigt. Fragwürdig bleibt aber,
dass sie auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird.
Allerdings stellt sich die Frage, ob man das den Ärzten al-
lein zuschieben soll.

In aller Deutlichkeit zeigt diese Aktion, dass sich die
Bundesregierung den besonderen Finanzierungsproble-
men des Gesundheitswesens in Ostdeutschland stellen
muss. So wichtig es ist, dass der gesamtdeutsche Risiko-
strukturausgleich ab 2001 schrittweise zu einem erhöhten
Mitteltransfer von West nach Ost führt, ist es dennoch un-
möglich, dass sich an der finanziellen Ungleichbehand-
lung der Ärzte und aller Beschäftigten in ostdeutschen
Gesundheitseinrichtungen nichts ändern soll.

Liebe Frau Kollegin Göring-Eckardt, erinnern Sie sich
bitte einmal an Ihre Oppositionszeit. Sie können heute
nicht sagen, die PDS oder die F.D.P. mache Blödsinn,
wenn Sie damals selbst den Einigungsvertrag ganz kri-
tisch eingefordert und gesagt haben, es sei – egal, wer re-
giert – eine politische Aufgabe, die Angleichung der
Lebens- und Arbeitsbedingungen in Ost und West voran-
zutreiben. Man kann eine soziale Ungerechtigkeit nicht
gegen eine andere ausspielen.


(Beifall bei der PDS)





Katrin Göring-Eckardt

15627


(C)



(D)



(A)



(B)


Es ist wirklich an der Zeit, mit diesen Ausreden auf-
zuhören. Dann soll man lieber sagen, man wolle es nicht
finanzieren und die Menschen müssten hier so arbeiten;
das wäre ehrlicher.


(Beifall bei der PDS)

Wir fordern die Bundesregierung auf, ein verlässliches

Konzept vorzulegen, damit diese Angleichung schritt-
weise erfolgen kann, sodass die Menschen erkennen, dass
irgendwann die Ungleichbehandlung beendet sein wird
und sie dieselben Chancen in der Arbeits- und Lebenswelt
wie die Menschen in den alten Bundesländern haben. –
Frau Präsidentin, ich komme gleich zum Schluss.

Wir haben uns hier schon oft zum Budget geäußert und
erklärt, es stelle nur vorübergehend eine Möglichkeit dar,
bestimmte Sparziele im Gesundheitswesen zu erreichen.
Die Abschaffung der Kollektivhaftung halten wir für rich-
tig. Im Gegensatz zu CDU/CSU und F.D.P. teilen wir den-
noch Ihre Meinung, dass die Ärzte nicht aus der Verant-
wortung entlassen werden dürfen. Trotzdem ist zu
überlegen, wie man die Finanzsituation des Gesundheits-
wesens in den neuen Bundesländern ohne Beitragssatzer-
höhung verbessert. Es gibt genügend Einsparpotenziale;
als Stichworte nenne ich zum Schluss die Gewährleistung
notwendiger Arztinformationen, herstellerunabhängige
Weiter- und Fortbildung – Sie wissen, auf wen ich hinaus
will –, wirksamere Preisbegrenzungen bei Arzneimitteln
und Senkung der Mehrwertsteuer. Ich wiederhole, dass es
kaum zu begreifen ist, dass man für verschreibungs-
pflichtige Medikamente auch noch Mehrwertsteuer zah-
len muss und die Krankenkassenbeiträge so für die Haus-
haltssanierung des Bundes herangezogen werden. Kurz
gesagt: Es gibt Vorschläge, packen wir es an!


(Beifall bei der PDS)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416025100
Ich weise zur Rede-
zeit noch einmal darauf hin, dass wir in der Aktuellen
Stunde sind, und erteile nun dem Kollegen Eckart
Lewering für die SPD-Fraktion das Wort.


Eckhart Lewering (SPD):
Rede ID: ID1416025200
Frau Präsidentin! Meine
sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Die Bedeutung
der heutigen Aktuellen Stunde reicht über deren eigentli-
ches Thema hinaus.


(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Das sagt ihr immer!)


Die Ärztinnen und Ärzte stehen hier nur stellvertretend
für die Bürger der neuen Bundesländer, die zehn Jahre
nach Herstellung der staatlichen Einheit zu Recht die An-
gleichung der Lebensverhältnisse in ganz Deutschland
anmahnen.


(Beifall bei der SPD)

Die Sorgen der Ärzte und des medizinischen Personals
sind die gleichen Sorgen, die viele andere Beschäftigte in
den neuen Bundesländern ebenfalls haben.

Die neue Bundesgesundheitsministerin hat ihren Amts-
antritt mit mehr als einem Schritt des Entgegenkommens

begleitet und zu verstehen gegeben, dass sie diese Sorgen
sehr ernst nimmt.


(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Das war gut!)

Zum einen wurden Ärzten die vorgesehenen Zahlungen
für das Überschreiten des Arzneimittelbudgets erlassen,
zum anderen wurde die Aufhebung des Kollektiv-
regresses angekündigt.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Ja, angekündigt!)


Die Einkommensstatistik der Mediziner – zumindest
für einige Ärztegruppen – zeigt eine nicht allzu negative
Entwicklung in den vergangenen Jahren. Die Ost-West-
Unterschiede zwischen den aus vertragsärztlicher Tätig-
keit resultierenden Einkommen je Arztgruppe reichen
nämlich von circa 73 Prozent für HNO-Ärzte bis zu mehr
als 110 Prozent für Radiologen. Diese Gruppe ist hier
schon mehrmals angesprochen worden.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Hört! Hört!)

Demgegenüber lagen aber die durchschnittlichen bei-

tragspflichtigen Einnahmen der Mitglieder der Kranken-
kassen in den neuen Bundesländern im zugrunde liegen-
den Jahr 1998 bei circa 79 Prozent des entsprechenden
Wertes der GKVWest.

Die Einnahmesituation der Ärzte in den neuen Bun-
desländern ist also durchaus differenziert zu betrachten.
Es gibt den gut verdienenden Facharzt mit Praxis in zen-
traler Lage und einer größeren Anzahl von Privatpatien-
ten in Ballungsgebieten. Dem steht aber der Kollege in ei-
ner anderen Region gegenüber, dessen Praxis einen viel
geringeren Ertrag abwirft. Allein die Tatsache, dass ein
Arzt im Westen mehr verdient als ein Arzt im Osten, be-
gründet aber noch keine Verpflichtung der Beitragszahler
der gesetzlichen Krankenkassen, diesen Unterschied aus-
zugleichen.

Wie Sie wissen, ist die deutsche Wiedervereinigung
mit enormen finanziellen Belastungen der Menschen in
Westdeutschland verbunden. Dennoch hat die Sozialde-
mokratie sowohl während der Zeit der Opposition als
auch seit der letzten Bundestagswahl als Regierungspar-
tei die Notwendigkeit solcher Umverteilungen immer
wieder verteidigt.


(Beifall bei der SPD)

Die jetzige Bundesregierung hat immer wieder Maß-
nahmen ergriffen, um die Lebensverhältnisse in ganz
Deutschland zu vereinheitlichen. Für den Bereich der Ge-
sundheitspolitik will ich jetzt nur noch kurz einige Bei-
spiele nennen:

Erstens. Im Zuge der Gesundheitsreform wurde eine
bundeseinheitliche Steigerung der Grundlohnsumme als
Maßstab für die Gesamtvergütung eingeführt.

Zweitens. Mit der Einbeziehung der Geringverdiener
in die Sozialversicherung haben wir dem Gesundheitswe-
sen bereits dringend benötigte finanzielle Mittel zuge-
führt.


(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Und wieder herausgenommen!)





Dr. Ruth Fuchs
15628


(C)



(D)



(A)



(B)


Drittens. Um gleiche Lebensverhältnisse in allen Bun-
desländern zu schaffen, hat die sozialdemokratisch ge-
führte Bundesregierung vor einem Jahr die Einführung
eines gesamtdeutschen Risikostrukturausgleichs be-
schlossen, der nun auch schrittweise eingeführt wird.
Hierdurch verbessert sich auch die Lage der Krankenkas-
sen in den neuen Bundesländern.


(Beifall bei der SPD – Klaus Kirschner [SPD]: Sehr wahr! – Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Das war Kirschner, der Betonfacharbeiter!)


Viertens. Zudem hat die SPD-Bundestagsfraktion, wie
Sie wissen, einen Antrag zum Fremdkassenausgleich in
den Bundestag eingebracht, der ebenfalls zum Ziel hat,
die finanzielle Situation der niedergelassenen Ärztinnen
und Ärzte in den neuen Bundesländern zu verbessern.

Durch die Einführung des Wohnortprinzips für alle
Krankenkassen wollen wir den Fremdkassenausgleich
wirksamer machen und für eine größere Verteilungs-
gerechtigkeit bei kassenärztlichen Honoraren sorgen. In
Zukunft werden ärztliche Leistungen und die Vorhalte-
kosten dort vergütet, wo sie anfallen.

Von der Einführung des Wohnortprinzips profitieren
vor allem auch Ärzte in den neuen Bundesländern, da
viele ihrer Patienten bei Krankenkassen versichert sind,
die ihren Sitz in den alten Bundesländern haben. Hierzu
ein Beispiel: Durch diesen jetzt beabsichtigten Schritt
wird der Anteil der ambulant tätigen Ärzte in Ostdeutsch-
land an den Gesamtausgaben der GKVum circa 2 Prozent
anwachsen. Das bedeutet zum Beispiel für Sachsen, dass
etwa 10 000 DM mehr pro Praxis zur Verfügung stehen
werden. Mit dieser Regelung sorgt die SPD für mehr Ge-
rechtigkeit und für die Sicherung der ambulanten Versor-
gung auch in den neuen Bundesländern.


(Beifall bei der SPD)

Ich hoffe, Sie erkennen, dass die Sozialdemokratie be-

strebt ist, gleiche Lebensverhältnisse in Deutschland zu
verwirklichen, und entsprechende Beschlüsse in den ent-
scheidenden Gremien vorantreibt. Ich darf Ihnen hier
versichern, dass wir weiterhin alles tun werden, um in
ganz Deutschland vergleichbare Lebensverhältnisse zu
schaffen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416025300
Nun hat das Wort der
Kollege Wolfgang Zöller, CDU/CSU-Fraktion.


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1416025400
Sehr geehrte Frau Prä-
sidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube,
Rot-Grün hat ein ganz großes Problem:


(Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.: Eines?)


Es beschließt ein Gesetz und dann setzt es sich mit den
Beteiligten zusammen. – Könnte man es nicht einmal he-

rumgedreht machen, dass man sich also erst mit den Be-
teiligten zusammensetzt und dann ein Gesetz macht?


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Ein weiterer Punkt: Frau Ministerin, Sie haben gesagt,

durch den RSA, den gesamtdeutschen Risikostrukturaus-
gleich, seien Milliarden in die neuen Länder geflossen
und das helfe dort sehr.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Stimmt doch!)

Ein gravierender Fehler ist doch gemacht worden: Hät-

ten wir nicht erst die Ungereimtheiten beim Risikostruk-
turausgleich beseitigen müssen, bevor wir ihn auf ganz
Deutschland ausdehnen? Folgendes wird jetzt nämlich
geschehen: Die Kassen im Westen werden Milliardenbe-
träge für den Risikostrukturausgleich zahlen und die Kas-
sen im Osten werden dann einen niedrigeren Beitragssatz
erheben als die im Westen. Wie wollen Sie das den Versi-
cherten klarmachen? Das kann wohl nicht funktionieren.
Deshalb wäre es sinnvoller gewesen, den Risikostruk-
turausgleich vorher richtig zu strukturieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Da wir heute über die Budgetierung und die Kollektiv-

haftung sprechen, gestatten Sie mir folgenden flapsigen
Hinweis: Was würde die SPD sagen, wenn einer wegen
Trunkenheit am Steuer den Führerschein genommen be-
kommt und man den Antrag stellen würde, allen SPD-Ab-
geordneten müsse der Führerschein entzogen werden?


(Klaus Kirschner [SPD]: So weit kommt es noch!)


– So machen Sie es aber mit den Ärzten! Ich habe ja ge-
hofft, dass Sie diesen Zuruf machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


Wenn ein Arzt das Budget überschreitet, werden alle
Ärzte in Haftung genommen.

Die Kollektivhaftung und die Budgetierung sind ers-
tens rechtlich, zweitens medizinisch und drittens struktur-
politisch widersinnig.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Aber dazu haben Sie doch etwas von der Ministerin gehört!)


– Ja, eben! Die Ministerin hat sich hier an dieses Pult ge-
stellt und gesagt: Die Kollektivhaftung kommt weg.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Ja!)

Wir haben in der letzten Woche einen entsprechenden An-
trag eingebracht und Sie haben ihn abgelehnt. Sie sollten
endlich einmal Ankündigungen und Handeln in Überein-
stimmung bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Sie können den Ärzten nicht sagen: „Die Kollektivhaf-
tung wird abgeschafft“ und dann, wenn wir Ihnen eine
entsprechende Steilvorlage geben – Sie bräuchten nur zu-
zustimmen –, diese ablehnen.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Sie sollten einmal lesen, was alles an Unsinnigem in Ihrem Antrag steht!)





Eckhart Lewering

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(C)



(D)



(A)



(B)


So funktioniert das nicht! Zwischen Ankündigungen und
Handeln liegen bei der SPD Welten.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Das sind die trabenden Regierungsfraktionen!)


Nun dazu, dass das Arzneimittelbudget medizinisch
widersinnig ist: Rot-Grün hält aus überwiegend ideologi-
schen Gründen daran fest. Ich habe die Hoffnung nicht
aufgegeben, dass Sie vielleicht auch noch zu der Erkennt-
nis kommen, dass man mit Arzneimitteln – und nicht nur
am Arzneimittel – sehr viel Geld sparen kann. Nehmen
Sie einmal bitte Folgendes zur Kenntnis: Deutschland
liegt bei den Ausgaben für Arzneimittel an der letzten
Stelle in Europa. Andere Länder geben mehr für Arznei-
mittel, insgesamt aber weniger für Gesundheit aus.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Und wie ist der Vergleich zwischen Bayern und Baden-Württemberg?)


Die SPD sagt auch immer: Wir sind für Primärpräven-
tion. – Auch hier könnte man mit Arzneimitteln das eine
oder andere erreichen.

Nun dazu, dass das Arzneimittelbudget strukturpoli-
tisch widersinnig ist: Seit 1992 sind die Ausgaben im
Arzneimittelbereich jährlich um rund 2,8 Prozent ge-
stiegen. Aber sie sind nicht aufgrund der Mengenaus-
weitung und auch nicht aufgrund von Preiserhöhungen
gestiegen. Diese Steigerung ist vielmehr mit Struktur-
komponenten zu begründen: mit der Einführung von
teuren Innovationen – dies wollten wir alle –, mit der
Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich
– auch dies wollten wir alle – und mit dem Ersatz von so
genannten billigen „umstrittenen“ Arzneimitteln. Bei
Letzterem hat mich folgende Zahl etwas überrascht:
1990 haben wir für „umstrittene“ Arzneimittel pro Ver-
ordnung im Durchschnitt 26 DM gezahlt. Hier gab es
eine Verlagerung zu „unstrittigen“ Arzneimitteln, aller-
dings mit 51 DM pro Verordnung. – Jetzt frage ich mich:
Wem hat das genützt?

Wohin Budgetierung und Staatsmedizin führen, konnte
ich gestern in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ le-
sen; wenn es gestattet ist, Frau Präsidentin, möchte ich
dies zitieren.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416025500
Sie brauchen dazu
nicht meine Genehmigung.


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1416025600
Danke schön. – Da
heißt es:

Wer ein Klinikbett ergattert hat, findet sich dann oft
in einem renovierungsbedürftigen Krankensaal mit
zwölf oder mehr Leidensgenossen wieder.
„Mir ist egal, mit wie vielen Patienten ich das Zim-
mer teile, wenn ich nur endlich operiert werde“, sagt
Jim Kennedy. Seit einer Herzattacke im vergangenen
Juli wartet der bis dahin kerngesunde 39 Jahre alte
Mann auf den rettenden Eingriff eines Belfaster
Herzchirurgen-Teams.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Wir sind doch nicht in England oder Irland! – Gegenruf des Abg. Walter Hirche [F.D.P.]: Das ist Ihr Vorbild! Das ist doch das Problem!)

Elfmal wurde Kennedy seither als Notfall-Patient ins
Krankenhaus eingeliefert;

Ein weiteres Zitat:
Andere kommentieren ihren langen Marsch durch das
Gesundheitswesen mit Galgenhumor; fast sprich-
wörtlich ist der Schwangerschaftstest

– in England –,
auf den man neuerdings zehn Monate warten müsse.

(Heiterkeit bei der CDU/CSU, dem BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)

Ich hoffe nicht, dass Rot-Grün demnächst in Deutschland
beschließt, dass wir deshalb die Schwangerschaft auf
zwölf Monate ausdehnen müssen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416025700
Nun hat die Kollegin
Monika Knoche für Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1416025800

Herr Kollege Zöller, Ihr Abgangssatz hat mir gefallen. Er
war humorvoll und witzig. Sie wissen allerdings, dass er
in der Sache – nicht was die Schwangerschaft, sondern
was den Bezug angeht – nicht zutrifft.

Es wundert mich immer wieder, dass Sie sehr gerne
von Staatsmedizin sprechen. In der Bundesrepublik
Deutschland, in der ich lebe, gibt es keine Staatsmedizin,
sondern ein solidarisches Sicherungssystem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)


Es gibt die GKV. Es gibt die freie Arztwahl. Es gibt die
Therapievielfalt. Wir haben also keine staatlich vorgege-
bene Gesundheitsversorgung,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Positivliste! Fachärzte!)


sondern ein sehr freiheitliches und bürgerrechtliches Sys-
tem. Das Arzt-Patienten-Verhältnis ist geschützt und vom
Staat immer zu wahren. Das zeichnet die Bundesrepublik
Deutschland aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS)


Ich glaube, dass die Bürger und Bürgerinnen in den
neuen Bundesländern diesen Unterschied sehr genau ken-
nen und auch sehr schätzen. Ich gehe aber nicht davon aus
– das richte ich an Herrn Kollegen Dr. Thomae –, dass die
Kassenärzte in den neuen Bundesländern ihre gesamte
Sozialisation abschütteln wollen und sich als Freiberufler
definieren.




Wolfgang Zöller
15630


(C)



(D)



(A)



(B)


Arzt in sozialer Verantwortung – das ist ein sehr hohes
berufliches Selbstverständnis. Ich habe den Eindruck,
dass die Kassenärzte und -ärztinnen in den neuen Bun-
desländern sehr wohl wissen, welche Verantwortung sie
als Ärzte und Ärztinnen in einem solidarisch finanzierten
System haben. Sie konnten aber nicht wissen, dass sie
heute mit einer finanziellen Situation konfrontiert sein
würden, deren Ursachen zehn Jahre zurückliegen.


(Beifall der Abg. Dr. Ruth Fuchs [PDS] – Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


– Doch. Ich will Ihnen auch sagen, welche Ursachen das
sind. Viele hier im Parlament haben diese gesamte Zeit
verfolgt und politisch begleitet. Wir haben im Bundestag
dringend davor gewarnt, alle Strukturen, die auf Integra-
tion orientiert sind, zu zerschlagen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Ruth Fuchs [PDS])


Selbst den kirchlichen Trägern haben Sie nicht erlaubt,
Ambulatorien zu unterhalten, die wir heute mit politi-
schen Instrumenten mühsam wieder einführen müssen,
weil sie eine qualitativ hochwertige Versorgung der Pati-
enten gewährleisten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Dr. Ilja Seifert [PDS])


Die Ärztinnen und Ärzte waren damals gezwungen,
sich niederzulassen, weil ihnen – nennen wir es doch ein-
mal beim Namen – auf die Beratung der Kassenärztlichen
Vereinigungen hin die bisherigen Strukturen gekappt wur-
den. Es kam zu einer Ausdifferenzierung und Spezialisie-
rung von Fachärzten im ambulanten Bereich, sodass sie in
einem hohen Lebensalter hohe Investitionen tätigen
mussten.


(Dr. Ruth Fuchs [PDS]: Ohne Eigenkapital!)

Heute, nach zehn Jahren, kommen sie – Sie, Frau

Bergmann-Pohl, haben es in einem Zwischenruf gesagt –
in die Schuldentilgungsphase, was für viele ein wirklich
existenzielles Problem ist, das ich überhaupt nicht in Ab-
rede stellen will. Aber über Erhöhungen der Beitragssätze
können und wollen wir es nicht lösen.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Davon spricht doch keiner! Das hat heute noch niemand gesagt! Sie haben keine Fantasie!)


Es sind in der Tat hohe Anforderungen an die nieder-
gelassenen Ärzte, an die Kassenärztlichen Vereinigungen
gestellt, das, was sie an Kapazitäten im fachärztlichen Be-
reich haben, auf die Versorgungsnotwendigkeit hin zu
überprüfen. Nicht alle Fachärztinnen und Fachärzte sind
gleichermaßen von der Honorierungsfrage betroffen. Es
gibt viele in den neuen Bundesländern, die besser verdie-
nen als ihre Fachkolleginnen und -kollegen im Westen.


(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Aber auch viele, die schlechter verdienen!)


Es ist so, dass die niedergelassene Ärzteschaft sogar
„Honorartransfers“ an ihre Kollegen im Osten leistet. Da-

rüber hinaus haben die großen Krankenkassen Finanz-
transfers von West nach Ost geleitet, um höhere Beitrags-
sätze zu vermeiden, was eine ganz wichtige politische
Mitteilung war.

Weil gerade der RSAangesprochen wurde, Herr Zöller
– manchmal bin ich froh, dass ich schon länger im Parla-
ment bin –:


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Dann sind Sie eine der wenigen, die darüber froh sind!)


In der Zeit, als die Notwendigkeit einer RSA-Reform of-
fenkundig wurde und in Mecklenburg-Vorpommern Bei-
tragssätze von 20 Prozent drohten, kam innerhalb der
CDU/CSU die Debatte auf, die Gesamtsolidarleistung
zurückzufahren und regionalisierte Beitragssätze einzu-
führen. Das wäre die Aufkündigung des gesamtdeutschen
Solidarprinzips gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Sabine Bergmann-Pohl [CDU/CSU]: Das ist nicht wahr! Das kam von den Ländern! – Gegenruf der Abg. Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Das kam aus Bayern! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sagen jetzt wissentlich die Unwahrheit!)


Was wir jetzt neu im RSA bewegen wollen – Hochrisiko-
pool, Chroniker-Versorgung, Disease-Management usw. –,
wird dazu beitragen, dass auch die unterschiedlichen Ver-
sorgungsbedarfe in den neuen Bundesländern durch eine
vernünftige Struktur ausgeglichen werden können.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dies haben Sie als Erste gekündigt! Das hätte schon vor zwei Jahren passieren können!)


Ich hoffe, dass wir den Risikostrukturausgleich so refor-
mieren, dass sich die Ärztinnen und Ärzte vordringlich
den Patienten widmen können und nicht mehr innerärztli-
chen Verteilungskämpfen anheim fallen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Der letzte Satz war gut!)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416025900
Nunmehr hat das
Wort der Kollege Detlef Parr für die F.D.P.-Fraktion.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1416026000
Frau Präsidentin! Meine Damen
und Herren! Liebe Frau Knoche, ich habe das Gefühl, Sie
haben lange nicht mehr mit niedergelassenen Ärzten und
Krankenhausärzten geredet.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Mit wem haben Sie denn geredet, Herr Parr?)


Die werden Ihnen bestätigen: Ihre Politik ist dirigistisch,
überreglementiert, rückwärts gewandt und leistungs-
feindlich. Das sind Tatsachen.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

Die positive Aufbruchstimmung, die wir vor zehn Jah-

ren in den neuen Bundesländern vorgefunden haben, ist




Monika Knoche

15631


(C)



(D)



(A)



(B)


der knallharten Realität des Alltags gewichen. Sie haben
die Hoffnungen im Osten zerstört.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Die blühenden Landschaften!)


Für die Menschen von Mecklenburg-Vorpommern bis
Sachsen stehen, verglichen mit den alten Bundesländern,
nur 77 Prozent der finanziellen Mittel pro Patient zur Ver-
fügung, ein Viertel weniger Arzthelferinnen betreuen die
Patientinnen und Patienten in den Praxen und die vor zehn
Jahren angeschafften fremdfinanzierten Geräte veralten.
Wenn man für die Patienten mehr Qualität will, bedarf es
neuer Investitionen. Die im Osten abgeschlossenen Ver-
träge schaffen allerdings unter den verschlechterten Be-
dingungen nur zusätzliche Finanznot. Viele Ärztinnen
und Ärzte scheiden aus Altersgründen aus dem Erwerbs-
leben aus. Die Erhebungen zeigen eine bedrohliche Ent-
wicklung.

Frau Ministerin, Sie haben eben von 150 000 DM Jah-
reseinkommen brutto gesprochen. Ich, muss Sie einmal
fragen, von welchem Nettoeinkommen Sie nach Abzug
der Personalkosten, der Schuldentilgung, der Miete usw.
ausgehen. Die „Rheinische Post“ hat vor kurzem eine ent-
sprechende Erhebungen durchgeführt. Danach bleiben
5 000 DM netto monatlich übrig. Da muss ich mich schon
fragen, ob es für junge Menschen attraktiv ist, diesen Be-
ruf zu wählen und sich niederzulassen.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Herr Parr, glauben Sie, dass alles richtig ist, was die „Rheinische Post“ schreibt?)


Meinen Sie, unter den gegebenen Voraussetzungen lässt
sich ausreichend Nachwuchs für die Übernahme von Pra-
xen finden? Ich glaube das nicht.

Sie werfen uns angesichts unserer Reformvorstellun-
gen – Dieter Thomae hat sie noch einmal vorgetragen –
die Einführung einer Zwei-Klassen-Medizin vor. Sie ha-
ben bereits für eine Mehr-Klassen-Medizin gesorgt. Mo-
derate Zuzahlungen sind in vielen Fällen zu Vollzahlun-
gen geworden. Es ist keine Frage mehr: In den neuen
Bundesländern sind erhebliche Qualitätsmängel und eine
schlechtere Betreuung für die Bürger an der Tagesord-
nung. Diese fühlen sich als Patienten zweiter Klasse.

Jede erbrachte Leistung kostet eben Geld. Sie begren-
zen nach wie vor willkürlich den Umfang der bezahlten
Leistungen. Sie lassen Patienten und Ärzte im Osten in
besonderer Weise im Stich. Sie zwingen dazu, nicht kos-
tendeckende Leistungen einzuschränken, um Kosten zu
sparen. Sie zwingen dazu, die verbleibenden Helferinnen
unter dem Wert ihrer Arbeit zu bezahlen. Sie zwingen
dazu, Arztpraxen unter Bedingungen weiterzuführen, die
für die Versicherten dort alles andere als beste medizini-
sche Qualität ermöglichen.


(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Das darf nicht sein!)


Ich habe heute in meinen Kalender geschaut – ich
schaue jeden Tag in meinen Kalender – und habe da einen
Aphorismus gefunden, Frau Ministerin, der mich an die
Haltung Ihrer Amtsvorgängerin mit ihrem selektierten

Dialog erinnert hat – sie hat den Dialog nicht so offen ge-
führt, wie Sie es tun, sondern sie hat ihn selektiv geführt –:

Schwärme von Deinen Fehlern. Du wirst Fans fin-
den.

Frau Ministerin, ich will das wie folgt umformulieren:
Stellen Sie sich den Realitäten! Schaffen Sie die Budge-
tierung ab und gleichen Sie die Finanzierung der ambu-
lanten Betreuung der GKV-Versicherten an das Niveau
der alten Bundesländer an!

Sie haben auf den Weg hingewiesen, den Sie beim
Fremdkassenausgleich gehen wollen. Er entspricht einem
Antrag der F.D.P.-Fraktion. Diesen Weg gehen wir gerne
mit.

Im Hinblick auf den Verschiebebahnhof aber kann ich
Ihnen nicht zustimmen. Ihre Vorgängerin hat dem Bun-
desarbeitsminister Hunderte von Millionen Versicherten-
beiträge ohne nennenswerten Widerstand zur Deckung
seines Haushalts hinübergeschoben.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Das lag nur daran, dass Sie uns einen so desolaten Haushalt hinterlassen haben! Eure Schulden müssen wir abbauen!)


– Frau Schmidt-Zadel, Sie versuchen mit Ihren Zwi-
schenrufen, Verständnis dafür zu wecken. Ich sage Ihnen:
Der Arbeitsminister soll seinen Haushalt selbst in Ord-
nung halten.


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

Der tiefe Griff in die Taschen der Krankenversicherung ist
und bleibt unanständig.


(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Auch das!)

Ich möchte Sie abschließend noch einmal bitten, Frau

Ministerin: Denken Sie darüber nach, Teile dieser Ent-
scheidungen zurückzunehmen! Sorgen Sie dafür, dass
mehr Orientierung an den Patienten möglich ist, wie es
der Sachverständigenrat fordert, und dass die ärztlichen
Leistungen aufwandsgerecht honoriert werden, im Wes-
ten wie im Osten!


(Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416026100
Jetzt hat der Kollege
Götz-Peter Lohmann, SPD-Fraktion, das Wort.


Götz-Peter Lohmann (SPD):
Rede ID: ID1416026200
Sehr
geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Da mein schönes Bundesland Mecklenburg-Vorpommern
in Sachen Versorgung leider mehrfach negativ erwähnt
wurde, ist es an der Zeit, dass jemand aus Mecklenburg-
Vorpommern einmal die Versorgungssituation


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Uns bestätigt!)


darstellt. Ich habe überhaupt kein Problem damit, auch ei-
nige kritische Äußerungen zu machen.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Das ist das Mindeste, was wir von Ihnen erwarten!)





Detlef Parr
15632


(C)



(D)



(A)



(B)


Ich habe nämlich den Vorteil, dass ich insgesamt mehr als
25 Jahre im Gesundheitswesen gearbeitet habe, logischer-
weise zunächst und die überwiegende Zahl an Jahren im
DDR-Gesundheitswesen und dann später im gesamt-
deutschen.

Es gab, denke ich, niemals so viele widersprüchliche
Zahlen und Aussagen, wenn es um die Gehälter und um
andere Zahlenwerte ging. Ich bin mir ziemlich sicher, dass
es einem Außenstehenden nicht gelingen wird – wenn es
uns, die ich einmal als Insider bezeichnen darf, überhaupt
gelingt –, die objektive Wahrheit zu finden. Das ist sicher-
lich ohnehin schwierig.

Ich habe ferner den Vorzug, dass ich in meiner Region
jeden Arzt und auch jeden Psychotherapeuten persönlich
kenne. In dieser Lage kann man natürlich differenzieren;
denn man weiß, wie die wahre Verdienstsituation ist. Es
gibt natürlich einige, die – „krakeelen“ wäre übertrieben –
doch etwas übertreiben. Aber ich muss bestätigen, dass die
Verdienstsituation sehr unterschiedlich ist. Das wurde
schon mehrfach geäußert; ich möchte es nicht wiederholen.

Bei den Aussagen und Zahlen ist viel Subjektivität und
es gibt viele Täuschungen; das möchte ich nicht ver-
schweigen. Aber einige Zahlen sind einfach nicht umzu-
deuten. Dazu gehört zum Beispiel der Verbrauch an be-
stimmten Arzneimitteln je Versicherten. Dieser ist – wenn
die Zahlen stimmen – im Osten um 20 bis 25 Prozent
höher als im Westen. Der höhere Arzneimittelverbrauch
korreliert mit der größeren Mobilität in den ent-
sprechenden Krankheitsgruppen. Dafür gibt es vielfältige
Gründe. Es wäre töricht zu leugnen, dass die geringere
Arztdichte im Osten die Gefahr von Versorgungspro-
blemen in sich birgt. Es ist auch nicht zu leugnen, dass es
beim Assistenzpersonal in den Arztpraxen Probleme gibt.
Das ist so, jedenfalls in einigen Regionen meines Bundes-
landes.

Dennoch sehe ich die Gesamtproblematik nicht so pes-
simistisch wie zum Beispiel der von mir hoch geschätzte
Kollege Dr. Thomae. Ich sehe das mit etwas mehr Opti-
mismus und bin relativ zuversichtlich, dass es uns gelin-
gen wird, ja, gelingen muss, die Gefahr von Versorgungs-
defiziten – diese Gefahr sehe ich durchaus – in den Griff
zu bekommen. Die Äußerungen der Frau Ministerin ha-
ben mich in meinen Hoffnungen, dass etwas geschieht,
um diese Gefahr zu bannen, wieder bestärkt.

Ich möchte nur kurz wiederholen, was hier angeführt
wurde: Es geht um die Rücknahme des Kollektivregres-
ses – das aber ist mehr eine psychologische Sache, da
spielen Finanzen eigentlich keine Rolle;


(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Na, na!)

nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass auch hier etwas ge-
schieht –, darüber hinaus um das Wohnortprinzip bzw.
den Fremdkassenausgleich sowie um die Reform des
RSA, von der ich mir einiges verspreche. Auch ich bin der
Auffassung, dass alles unter der Ägide der Beitragssatz-
stabilität vonstatten gehen muss. Dennoch muss die me-
dizinische Versorgung natürlich gesichert bleiben.

Bei den Forderungen der Ostärzte geht es, wenn ich die
Zahl richtig registriert habe, um etwa 600 Millionen DM.

Für mich heißt die Frage: Wie kann man den Wünschen
nachkommen, ohne die Beitragssatzneutralität zu gefähr-
den? Es gibt durchaus interessante Ideen, wie man das in
den Griff bekommen könnte. Ich habe von einem Arzt aus
meiner Region zum Beispiel gehört: Wenn nur etwa
0,5 Prozent der jährlich zur Verfügung stehenden 40 Mil-
liarden DM transferiert würden – ähnlich wie seinerzeit
bei der Unterstützung der Westärzte –, dann käme man
auch auf diese 600 Millionen DM. Aber ich befürchte,
dass es eine solche Solidarität, eine derartige freiwillige
Leistung nicht geben wird. Das ist ja auch nur die eine
Seite des Problems. Ich habe nicht die Hoffnung, dass die-
ser Vorschlag – vielleicht ist er ja auch nicht ernst ge-
meint – umgesetzt wird.

Eine ganz gefährliche Idee ist die, dass man doch viel-
leicht bei den Medikamenten einsparen könnte. Ich je-
denfalls sehe noch große Reserven insofern, als es – da-
rauf hat auch der Sachverständigenrat hingewiesen; Sie
alle kennen das Gutachten – erhebliche Schwächen in der
Struktur, der derzeitigen Mittelallokation im deutschen
Gesundheitswesen gibt. Hier liegen Ansatzpunkte für die
Nutzung erheblicher Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsre-
serven.


(Detlef Parr [F.D.P.]: Auf Rückfragen dazu sind Sie heute Antworten schuldig geblieben!)


Weshalb bin ich so optimistisch? Es muss uns gelingen,
intelligentere Lösungen zu finden – Durchsetzung des
Wohnortprinzips, RSA-Reform –, als es das Budget dar-
stellt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Meine größte Hoffnung liegt allerdings auf dem Gebiet
der Prävention. Hier sehe ich viele Reserven. Ich bin Ih-
nen sehr dankbar, Frau Ministerin, dass Sie versprochen
haben, sich in diesem Bereich zu engagieren.

Es muss uns gelingen – ich bin überzeugt davon, dass
es uns auch gelingen wird –, die anstehenden Probleme
auf diesem Gebiet in den ostdeutschen Ländern in den
Griff zu bekommen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416026300
Nun hat das Wort der
Kollege Dr. Hans Georg Faust, CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Hans Georg Faust (CDU):
Rede ID: ID1416026400
Sehr geehrte
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau
Ministerin, die Botschaft hör´ ich wohl, allein mir fehlt
der Glaube. Wir warten gespannt auf den Gesetzentwurf,
der die budgetablösenden Richtgrößen im Arzneimittel-
bereich bringt. Wir warten auf die Einlösung der Ankün-
digung, dass der Kollektivregress fällt.

Wenn ich sehe, mit welch spitzen Fingern die SPD den
Gesetzentwurf zur Abschaffung der Budgets und zur Ein-
führung neuer Steuerungsinstrumente angefasst hat, den
wir im Gesundheitsausschuss vorgestellt haben, dann
kommen mir jedoch arge Bedenken. Ich denke, dass die




Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg)


15633


(C)



(D)



(A)



(B)


Ministerin erst einmal die gestandenen Gesundheitspoliti-
ker in der eigenen Fraktion – mein Kollege Lohmann redet
immer von den „Betonfacharbeitern“ – überzeugen muss.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Die sind schon vorsichtshalber gegangen! Herr Kirschner hat den Saal vorsichtshalber verlassen!)


Wir sind gerne bereit, der Ministerin bei der Durchset-
zung ihrer Vorhaben zu helfen.

Was die Kollektivhaftung betrifft, so war dies zwar ein
Signal an die Ärzte, aber ein wohlfeiles Signal! Wir wis-
sen doch, dass die Kollektivhaftung rechtlich auf ganz,
ganz tönernen Füßen steht. Was machen Sie denn mit ei-
nem Arzt, bei dem eine Richtgrößenüberprüfung ergeben
hat, dass er wirtschaftlich verordnet hat? Diesen Arzt
können Sie doch nicht im Nachhinein dafür noch bestra-
fen. Das wäre – Sie wissen das so gut wie wir – verfas-
sungswidrig. Es hat sich ja auch überhaupt niemand ge-
traut, jemals den Kollektivregress zu vollstrecken. Das
heißt, das war lediglich wohlfeiles Signal an die Ärzte.
Die Ärzte aber wollen – wie auch wir – Taten sehen.

Der Kollektivregress ist das eine; die untauglichen
Budgets sind das andere. Die Budgets haben in den KVen,
in denen sie unterdimensioniert waren – das waren die
meisten –, aufgrund ihrer Langzeitwirkung zu erhebli-
chem Flurschaden geführt. Wir wollen, dass sich dieser
Zustand sofort bessert. Deswegen sind wir dafür, dass die
Patienten die Versorgung bekommen, die sie unbedingt
brauchen. Wir wollen, dass die Alzheimer-Patienten ihre
Cholinesterasehemmer und die Asthma-Patienten ihre in-
halativen Steroide bekommen.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Haben Sie schon einmal etwas von Praxisbesonderheiten gehört?)


– Ja, davon habe ich gehört. Wer einmal Praxisbesonder-
heiten geltend gemacht hat, der weiß um das Verfahren,
das dann bei den KVen abläuft.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Sind wir für die GKV zuständig?)


– Ja, natürlich. Die Ärzte müssen die Praxisbesonderhei-
ten am Ende geltend machen. Dieses Verfahren mit der
KV sollte jeder einmal als Erfahrung kennen lernen.


(Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Wo nichts ist, kann man nichts verteilen!)


Es ist doch vom System her aberwitzig, dass den Kran-
kenhauspatienten bei ihrer Entlassung teure Medikamente
im Arztbrief verschrieben werden und sich dann die
Hausärzte in langen Gesprächen mit den Patienten damit
auseinander setzen müssen, dass auf ein preiswertes Ge-
nerikum umgestellt werden muss. Das ist die ständige
Diskussion in den Arztpraxen. Natürlich will der Hausarzt
den Patienten nicht verlieren. Deshalb wird er ihm das er-
klären. Aber in der Zeit, die aufgewendet wird – die viel
beschworene sprechende Medizin –, soll dem Patienten
geholfen werden. Diese Zeit darf nicht dazu verwendet
werden, in zigtausend deutschen Arztpraxen die Fehler
rot-grüner Gesundheitspolitik zu erklären.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Obwohl das notwendig ist!)


Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Wir sind ge-
spannt, welche Instrumente von der Regierung in dem
neuen Gesetz aufgenommen werden.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Eure Gesundheitspolitik hat überhaupt keiner im Land verstanden!)


In den Krankenhäusern soll das neue Entgeltsystem im
Jahre 2003 budgetneutral – auch dort sind noch Budgets;
daran sollten wir heute denken – umgesetzt werden. Der
Anreiz bei festen Preisen ist klar – wir haben es heute
von den Sachverständigen gehört –: Die Krankenhäu-
ser werden ihre Patienten nach kürzestmöglicher Be-
handlungszeit entlassen, um Kosten zu sparen. Aber die
Patienten werden mit Einführung der DRGs im
Jahre 2003 nicht pflichtgemäß gesünder sein. Spätestens
bei dieser Erkenntnis sieht man den Zusammenhang zwi-
schen Budgets und Richtgrößen in der ambulanten Vergü-
tung und der Einführung eines einheitlichen Entgeltsys-
tems.

Wer trägt denn die Kostenverantwortung für aus dem
Krankenhaus entlassene Patienten, die nach der Operation
eines Knochenbruchs noch liegen müssen und jeden Tag,
Antithrombosemittel wie Heparinspritzen benötigen?
Wer kommt denn für die krankengymnastische Behand-
lung nach Bandscheibenoperationen auf, wenn der Patient
zu Hause ist? Die nachbehandelnden Hausärzte werden
begeistert sein, wenn ihnen die Einsparungen im Kran-
kenhaussektor über das Budget zur Last gelegt werden.
Sie werden Mittel und Wege finden, dies zu verhindern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Wenn Sie hier auf die integrierte Versorgung nach

§ 140 a bis § 140 h im SGB V hinweisen, dann kann ich
Ihnen dazu nur sagen, dass diese vollkommen untauglich
ist. Schauen Sie einmal, wie viele Krankenhäuser sich in
der Bundesrepublik mit anderen Leistungserbringern zu-
sammengeschlossen und zu einer vernünftigen Position
gefunden haben! Das können Sie an den fünf Fingern Ih-
rer Hand abzählen. Das funktioniert einfach nicht.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Das liegt doch nicht an dem Gesetz! – Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


– Natürlich liegt das an dem überreglementierten Gesetz,
Frau Schmidt-Zadel. Es liegt daran, dass Sie die Budgets
der niedergelassenen Ärzte und der Krankenhäuser zu-
sammenlegen und sauber herausrändeln wollen.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Das liegt doch an denen, die das nicht wollen! Das liegt doch nicht am Gesetz! Das ist dummes Zeug!)


Ein derart überreguliertes und kompliziertes Gesetz ist
praktisch nicht umsetzbar.

Der Kollektivregress muss weg. Weg mit den Arznei-
und Heilmittelbudgets! Weg mit den Budgets für ärztliche
Vergütungen und die Krankenhäuser! Die entscheidenden
Weichenstellungen für die Überwindung der sektoralen
Abgrenzungen müssen jetzt vorgenommen werden. Das
geht nicht unter Beibehaltung der Budgets. Ansonsten
können wir die finanziellen Probleme der Zukunft nicht
lösen.




Dr. Hans Georg Faust
15634


(C)



(D)



(A)



(B)


Wir erwarten eine schnelle Hilfe für Ärzte im nieder-
gelassenen Bereich. Wir erwarten vor allem das dringend
notwendige Reformkonzept zur Reparatur des rot-grünen
Gesundheitsreformgesetzes aus dem Jahr 2000.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416026500
Nun hat die Kollegin
Dr. Margrit Spielmann, SPD-Fraktion, das Wort.


Dr. Margrit Spielmann (SPD):
Rede ID: ID1416026600
Frau Präsidentin!
Meine Damen und Herren! Wenn in dieser Woche die ost-
deutschen Kassenärzte Protestaktionen starten, wollen sie
auf eine tatsächlich schwierige Situation in ihren Praxen
aufmerksam machen


(Beifall des Abg. Dr. Ilja Seifert [PDS])

und die Politik auffordern, Veränderungen herbeizu-
führen. Ihre schlichte Botschaft: mehr Geld gleich bessere
Versorgung.

Aber ein bloßes Mehr zum Beispiel an Röntgenunter-
suchungen oder in ihrer Wirksamkeit umstrittenen Medi-
kamenten bedeutet eben nicht mehr Qualität und mehr
Versorgung für die Menschen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Tatsache wurde soeben sehr eindrucksvoll durch
die Ergebnisse des Sachverständigenrates im Gesund-
heitswesen bewiesen. Die Pro-Kopf-Ausgaben in
Deutschland liegen – das haben die Sachverständigen
festgestellt – im weltweiten Vergleich auf Platz 3 hinter
den USA und der Schweiz, die erzielten Ergebnisse, ge-
messen an der Entwicklung der Lebenserwartung, aber
nur auf einem Mittelplatz.

Ich denke, die zurzeit streikenden Ärzte müssen sich
die Frage gefallen lassen, wofür oder gegen was sie ei-
gentlich streiken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU)


Das machen wir auch. Wir gehen zu den Medizinern, wir
sind mit ihnen verabredet. Jetzt aber befinden wir uns in
einer Aktuellen Stunde.

Sie könnten gegen die Krankenkassen streiken. Wür-
den die Kassen für die derzeitigen Leistungen mehr be-
zahlen, hätten die Versicherten für die ohnehin nicht opti-
male Versorgung noch mehr Geld von ihrem Verdienst
abzugeben. Das führt zu Beitragserhöhungen. Wer will
das guten Gewissens vertreten? Wir von Rot-Grün kön-
nen das jedenfalls nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie könnten gegen die Patienten streiken, welche ih-
nen, den Ärzten, zu wenig Geld für ihre medizinische Ver-
sorgung bezahlen. Es muss aber immer wieder gesagt
werden: Die Krankenkasse verwaltet das Geld der Versi-
cherten. Jede doppelt oder mangelhaft ausgeführte Leis-

tung kostet den Versicherten und damit die Solidarge-
meinschaft Geld, und zwar unser aller Geld.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nun ist die Politik aufgerufen – deshalb auch die Ak-
tuelle Stunde –, Antworten auf die Frage zu geben: Was
können wir tun? Ich möchte weiter fragen: Was haben wir
getan? Zu diesem Thema wurde heute schon vieles ge-
sagt, es wurden Zahlen genannt und viele Behauptungen
bewiesen.

Ich beschränke mich auf einige Fakten:
Erstens. Eine deutlich bessere Beschäftigungslage in

Ostdeutschland würde mehr Spielräume für höhere Ein-
kommenszuwächse bei den Ärzten schaffen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der PDS)


da das aus Krankenkassenbeiträgen finanzierte Einkom-
men nicht schneller wachsen kann als das der Beitrags-
zahler. Das ist eine alte Regel. Die Beitragszahler der Kas-
sen in den alten Bundesländern bewiesen bereits durch
Milliardentransfers in die neuen Länder Solidarität.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: So ist es!)

Die Honorare der Ärzte in den neuen Ländern sind auf-
grund gesetzlicher Transferregelungen – wir hatten diese
im Bundestag so beschlossen – bereits deutlich aufgebes-
sert worden. Wir hoffen, mit dem Fremdkassenausgleich
– die Ministerin hat es angesprochen – und dem RSA die
Situation der Ärzte wesentlich zu verbessern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Zweitens. In der Gesundheitsreform 2000 hatten wir

wichtige Felder zur Erschließung von Reserven aufge-
zeigt. Daran muss einmal erinnert werden,


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Genau! So ist es!)


da diese Möglichkeiten intensiv genutzt und die Pläne
umgesetzt werden müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich möchte nur einige Stichworte nennen: die Möglich-
keiten der integrierten Versorgung, die Vernetzung von
Arztpraxen und die Stärkung des Hausarztes als Lotse
durch das Gesundheitswesen. Wir fordern in unserem Ge-
setzentwurf zum Beispiel eine Intensivierung der Präven-
tion – dazu wird Frau Kühn-Mengel noch einiges sagen –,
die Qualitätssicherung und mit Nachdruck mehr Transpa-
renz für erbrachte Leistungen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Ich denke, die Politik hat mit den Reformvorschlägen

ihre Hausaufgaben gemacht – ich gebe unumwunden zu,
dass sie noch nicht alle Hausaufgaben erledigt hat –, was
aber fehlt, ist eine Umsetzung der Pläne.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Ihre Geheimwaffe soll doch die Positivliste werden!)





Dr. Hans Georg Faust

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(A)



(B)


Hier sind die Ärzte und Krankenkassen aufgefordert, mit
uns gemeinsam die Vorhaben umzusetzen und die deut-
lich erweiterten Möglichkeiten zu nutzen. Ich bin davon
überzeugt, dass in dem vorhandenen System große Po-
tenziale liegen, die sich aber – ich sagte es schon ein-
mal – nicht von selbst erschließen. Deshalb ist jetzt unser
aller Handeln gefragt.

Wir nehmen die Belange der Ärzte, wir nehmen vor al-
len Dingen aber auch die Belange der Versicherten und
der kranken Menschen ernst.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416026700
Jetzt hat der Kollege
Ulf Fink für die CDU/CSU-Fraktion das Wort.


Ulf Fink (CDU):
Rede ID: ID1416026800
Frau Präsidentin! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Frau Spielmann, Sie haben
gesagt, im deutschen Gesundheitswesen, das so schreck-
lich sei, steckten große Rationalisierungsreserven.
23 Millionen Menschen – ich hatte früher von nur 10 Mil-
lionen gesprochen – haben in Deutschland eine Versiche-
rung abgeschlossen, die allein den Zweck hat, sie im Falle
einer Erkrankung im Ausland nach Deutschland zurück-
zubringen. Ist das etwa ein Beweis dafür, dass die Deut-
schen ihr Gesundheitswesen so schlecht einschätzen? Ich
meine: Es ist genau das Gegenteil!

Rationalisierungsreserven zu mobilisieren und für
mehr Wirtschaftlichkeit zu sorgen ist eine Daueraufgabe
für jede Gesundheitspolitik und für jede Selbstverwaltung
im Gesundheitswesen; das ist klar. Aber Sie müssen doch
erkennen, dass die Budgetierung nicht der richtige Weg
ist, Wirtschaftlichkeitsreserven zu mobilisieren. Im Ge-
genteil: Es entwickelt sich eine Budgetlogik im Gesund-
heitssystem, die dazu führt, dass man nicht mehr darauf
achtet, wo der Patient am besten und am effektivsten ver-
sorgt werden kann. Jeder schaut nur noch darauf, dass das
eigene Budget geschont wird und eventuelle Kosten in ein
anderes Budget verschoben werden, egal, ob es Sinn
macht oder nicht, ob es teurer ist oder nicht. So entwickelt
sich doch keine Wirtschaftlichkeits- und Effizienzlogik,
sondern nur eine reine Budgetlogik. Budgetierung bedeu-
tet das Gegenteil von Verbesserung der Wirtschaftlich-
keit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Ich sage ganz bewusst – ich glaube, das müssen gerade

Sie von der SPD besonders ernst nehmen –: Budgetierung
ist die brutalste und unsozialste Form der Selbst-
beteiligung, die man sich überhaupt vorstellen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Sie behaupten immer, dass Sie keine Selbstbeteiligung

wollen, und haben im Wahlkampf versprochen, die
Selbstbeteiligung zu verringern. Das haben Sie zwar zum
Teil getan. Aber die Wahrheit ist doch – weil dann Mittel
im Gesundheitssystem fehlen –, dass die Menschen heut-
zutage nicht die notwendigen Medikamente bekommen,

dass beispielsweise psychisch Kranke keine modernen,
sondern nur noch Medikamente der alten Generation be-
kommen. Das gilt auch – man kann schauen, wohin man
will – für die Diabetiker- und Rheumakrankenversorgung.
Bei der Budgetierung gibt es keine Härtefallklausel. Im-
merhin sind fast 50 Prozent der Patienten durch die Här-
tefall- und Überforderungsklausel von Zuzahlung befreit.
Hier wird also auf die soziale Komponente geachtet. Aber
bei der Budgetierung wird darauf überhaupt nicht geach-
tet. Dem Einzelnen werden ohne Rücksicht auf seinen
Geldbeutel und ohne, dass er es vorher absehen kann, die
notwendigen medizinischen Leistungen vorenthalten. Ich
sage gerade an die Adresse der Sozialdemokraten: Wie
können Sie, die Sie doch immer den Anspruch erheben,
sozial zu sein, eine solch unsoziale Politik betreiben?


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Herr Kollege Lewering, Sie haben im Kern gesagt:

Weil in Ostdeutschland noch nicht die gleichen Lebens-
verhältnisse wie in Westdeutschland herrschen und weil
die Probleme dort so groß sind, machen wir gar nichts.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Herr Fink, lesen Sie einmal nach, was Herr Lewering gesagt hat! Sie brauchen einen Facharzt für die Ohren!)


Ich weiß offen gestanden nicht, ob das die richtige Politik
ist. Ich glaube, es ist die falsche Politik. Ich möchte Ihnen
in dem Zusammenhang ein paar Zahlen vor Augen führen,
auch wenn schon genug Zahlen in diesem Bereich herum-
schwirren. Die Kassen müssen den Kassenärztlichen Ver-
einigungen in den neuen Bundesländern pro Arzt nur etwa
77 Prozent dessen für ambulante Versorgung zur Verfü-
gung stellen, was sie in Westdeutschland zur Verfügung
stellen müssen. Wenn Sie diese Zahl bestreiten wollen,
dann tun Sie es bitte. Aber diese Zahl ist unbestritten.

Was bekommt ein Arzt in Ostdeutschland, der nicht
niedergelassen ist, sondern im Krankenhaus beschäftigt
ist? Er bekommt seit dem 1. Januar dieses Jahres eine Ver-
gütung in Höhe von 88,5 Prozent des Westgehaltes. Ab
dem nächsten Jahr steigt seine Vergütung auf 90 Prozent
des Westniveaus.

Ich wiederhole: Ein niedergelassener Arzt in Ost-
deutschland, der eine verantwortungsbewusste Aufgabe
erfüllt, bekommt 77 Prozent des Westgehaltes und der
Arzt, der in einem ostdeutschen Krankenhaus angestellt
ist, bekommt im Moment 88,5 Prozent bzw. ab dem
nächsten Jahr 90 Prozent. Wenn man wirklich nach dem
Motto „ambulant vor stationär“ handeln möchte, dann
muss man dringend etwas verändern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416026900
Jetzt hat das Wort die
Kollegin Helga Kühn-Mengel, SPD-Fraktion.


Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1416027000
Frau Präsidentin! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Wir hatten kurz vor dieser Ak-
tuellen Stunde ein Gespräch mit den Sachverständigen der
Konzertierten Aktion im Gesundheitswesen. Ich vermute,




Dr. Margrit Spielmann
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(C)



(D)



(A)



(B)


dass einige Herren der Opposition da nicht gut zugehört
haben.


(Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Herr Fink war gar nicht da! – Gegenruf des Abg. Ulf Fink [CDU/CSU])

sein!)

Ihre schlichte Botschaft „Mehr Geld gleich bessere Medi-
zin“ ist ein Kurzschluss. Mehr Geld bedeutet nicht bessere
Qualität. Das haben wir auch im Gespräch mit den Sach-
verständigen ganz deutlich dargestellt bekommen. Die
polemische Aussage, Frau Dr. Bergmann-Pohl, nur ein
billiger Patient sei ein guter Patient, geht an unserer
tatsächlichen Versorgungssituation und an unserer Ge-
sundheitsreform vorbei. Sie ist genauso polemisch oder
schlicht wie die Aussage „Nur ein reicher Arzt ist ein guter
Arzt“.

Nach Angaben des Sachverständigenrates, mit dessen
Vertretern wir vorhin gesprochen haben, liegt die Bun-
desrepublik Deutschland, gemessen an der Dollar-Kauf-
kraft – also bei wohlwollender Auslegung, Kollegin
Spielmann hat das gesagt –, weltweit auf dem dritten Platz
bei den Pro-Kopf-Ausgaben. Gemessen am Bruttoinlands-
produkt sind wir weltweit auf dem zweiten Platz. Im Ver-
gleich der europäischen Länder sind wir an erster Stelle,
haben also die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben. Sie nennen
immer das Beispiel England und verbinden das mit der
Forderung „Freier Markt für freie Ärzte“. Die Sachver-
ständigen haben es vorhin deutlich gesagt: Wir haben
doppelt so viele Linksherzkatheter in Deutschland,
verglichen mit dem europäischen Ausland. – Aber die Le-
benserwartung ist in Deutschland nicht höher. Misst man
die verlorenen Jahre nach Ausbruch einer Krankheit – das
alles können Sie im Gutachten nachlesen –, liegen wir
eben nur im Mittelfeld. Wir haben einfach an der Qualität
noch sehr viel zu arbeiten.


(Beifall bei der SPD)

Es ist unsere Aufgabe, die Gelder in Richtung von Qua-

lität zu verschieben. Wir müssen nicht mehr Geld ins Sys-
tem pumpen. Wir zahlen in einigen Bereichen sehr viel,
ohne dass eine entsprechende Qualität und Effizienz er-
reicht werden. Ich habe das Beispiel Linksherzkatheter
schon genannt. Ich könnte weitere anfügen.

Lassen Sie mich nur mit Blick auf die Nachbarländer
– da können Sie nach England oder nach Holland schauen –
noch einmal den Brustkrebs erwähnen. Obwohl hier viel
Geld in die Mammographie fließt, ist die Sterberate bei den
deutschen Frauen über die letzten zehn oder 15 Jahre nicht
nur nicht gesunken, sondern sie ist gestiegen.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Die Zahlen für die letzten zehn Jahre gibt es doch gar nicht!)


Mit solchen Aussagen müssen wir uns doch beschäftigen.
Das Geld ist im System, wir müssen es aber – ich sage es
noch einmal – in Richtung Qualität, Effizienz und Wirt-
schaftlichkeit steuern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Denn trotz des hohen Mittelaufwands in Deutschland sind
wir, gemessen an der Entwicklung der Lebenserwartung
– ich sagte es schon –, nur im Mittelfeld. Es werden Mil-
liarden für Unsinn, für nicht zielsicher eingesetzte Dia-
gnostik und Therapie, für nicht notwendige und damit
auch für nicht solidarisch zu finanzierende Leistungen
ausgegeben. Das ist einfach ein Fakt. Wohin wir auch
schauen: Doppelstrukturen und Überkapazitäten. Damit
müssen wir uns doch auseinander setzen. Deswegen sa-
gen wir: Wir pumpen nicht mehr Geld ins System, bevor
nicht eindeutig geklärt ist, wie wir Qualitätssteigerungen
erzielen können.

Grund zu Protesten haben in Wahrheit die Patientinnen
und die Patienten; denn unser Gesundheitssystem leistet
nicht das, was es wirklich leisten könnte. Wir haben – das
ist von meinen Kollegen und von der Kollegin schon meh-
rere Male dargestellt worden – mit der Gesundheitsreform
die richtigen Weichen gestellt:


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


evidenzbasierte Medizin, Entwicklung von Leitlinien,
Koordinierungsausschuss.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Warum will die Ministerin so viel ändern?)


Wenn manches in der Umsetzung noch nicht funktioniert,
müssen wir uns mit der Frage beschäftigen, warum es
nicht klappt und warum es denn diese Widerstände in ei-
nem hierarchisch aufgebauten, sehr mächtigen System
gibt.


(Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Wir müssen eine neue Reform machen, hat der Kanzler gesagt!)


Damit müssen wir uns doch auseinander setzen.
Wir wollen mehr Leistungsgerechtigkeit, wir wollen

mehr Qualität unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten und
wir wollen auch eine Honorierung der effizienten Leis-
tungen. Außerdem wollen wir – das ist ganz klar –
Einsparpotenziale, die unser System noch bietet, effizient
nutzen. Nach dem Hinweis auf die oft erwähnten Ein-
sparmöglichkeiten im Medikamentenbereich möchte ich
hier auf die Deutsche Röntgengesellschaft verweisen, die
die Ausgaben für die nicht notwendigen Röntgenaufnah-
men auf 800 Millionen DM pro Jahr beziffert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Aus dieser spektakulären Zahl müssen wir doch etwas ab-
leiten. Wir können doch nicht die Forderung aufstellen,
mehr Geld für Röntgenaufnahmen zu investieren. Ich will
gar nicht Herrn Seehofer anführen – er ist vielfach zitiert
worden –, der von einem Einsparpotenzial in Höhe von
25 Milliarden DM sprach.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie müssen aber auch die Jahreszahl dazu sagen! – Gegenruf der Abg. Regina Schmidt-Zadel [SPD]: 97 hat er das gesagt! Mit den 25 Milliarden! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Das war damals schon falsch! Kein Mensch hat das gerechnet!)





Helga Kühn-Mengel

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(A)



(B)


Die Sachverständigen haben jedenfalls deutlich gesagt,
dass es Einsparmöglichkeiten gibt. In den verschiedenen
Bereichen sind sie sicherlich unterschiedlich. Wir können
davon ausgehen, dass 25 bis 30 Prozent der heutigen
Gesundheitsausgaben in Deutschland durch langfristige
Prävention, also durch Gesundheitsförderung, durch vor-
beugende Maßnahmen, zu vermeiden sind.


(Beifall bei der SPD)

Das ist doch wirklich ein Fakt.

Es ist gut, dass durch uns die Diskussion über Gesund-
heitsziele in Gang gesetzt worden ist. Ich halte das für ei-
nen ganz wichtigen Punkt. Ich denke, dass wir damit nicht
nur die Lebensqualität der Menschen erhöhen, sondern
auch – ich denke vor allem an die Prävention – eine Ent-
lastung in Bezug auf die Finanzierung des Systems errei-
chen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416027100
Frau Kollegin, Sie
sprechen schon recht lange.


Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1416027200
Ist das wahr?


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416027300
Ja. Es blinkt schon;
aber das hat bis jetzt nichts geholfen. Natürlich dürfen Sie
noch einen Schlusssatz sprechen.


Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1416027400
Ganz kurz: Gibt es den
Ostarzt überhaupt?


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416027500
Nun müssen Sie wirk-
lich Schluss machen. Es tut mir Leid.


Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1416027600
Ich muss Schluss ma-
chen; das tut mir aber wirklich Leid. Ich denke, das, was
ich gesagt habe, war wichtig genug.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Ruth Fuchs [PDS]: Den Ostarzt gibt es wirklich, Kollegen!)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1416027700
Die Aktuelle Stunde
ist beendet.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf morgen, Donnerstag, den 29. März 2001, 9 Uhr,
ein. Ich wünsche Ihnen einen schönen Nachmittag und ei-
nen schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.