Protokoll:
14151

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 14

  • date_rangeSitzungsnummer: 151

  • date_rangeDatum: 14. Februar 2001

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 13:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:51 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes zur Reform des Betriebs- verfassungsgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . 14751 A Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14751 B Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 14751 D Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14752 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14752 B Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14752 C Ute Kumpf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14752 C Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14752 D Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 14752 D Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14753 A Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14753 B Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14753 B Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14753 C Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14753 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14753 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 14754 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14754 C Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14754 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14754 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 14755 A Gerald Weiß (Groß-Gerau) CDU/CSU . . . . . 14755 C Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14755 C Dr. Ditmar Staffelt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14755 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 14756 A Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14756 B Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14756 B Brigitte Baumeister CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14756 C Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 14756 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14756 D Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14757 A Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14757 A Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14757 B Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14757 B Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14757 C Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14757 C Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 14757 D Olaf Scholz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14758 B Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 14758 B Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksachen 14/5269, 14/5308) . . . . . . . 14758 C Finanzierung der Reise von Bundesminister Joseph Fischer nach Algerien im Jahre 1969 DringlAnfr 1 Eckhard von Klaeden CDU/CSU Antw StMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . 14758 D ZusFr Eckhard von Klaeden CDU/CSU . . . . 14758 D ZusFr Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14759 C ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . 14759 D Plenarprotokoll 14/151 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 151. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001 I n h a l t : ZusFr Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU 14760 B ZusFr Gert Weissskirchen (Wiesloch) SPD 14760 D ZusFr Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU . . . 14761 A ZusFr Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14761 C Eventuelle Unterstützung der PFLP durch Bundesminister Joseph Fischer DringlAnfr 2 Eckhart von Klaeden CDU/CSU Antw StMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 14761 D ZusFr Eckhart von Klaeden CDU/CSU . . . . . 14762 A ZusFr Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . 14762 C ZusFr Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU 14763 A ZusFr Jörg van Essen F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 14763 B ZusFr Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU . . . . . . 14763 C Ermöglichung von Gentests im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik (PDI); Berücksich- tigung von Einwänden unter anderem des Deut- schen Behindertenrats MdlAnfr 1, 2 Dr. Ilja Seiffert PDS Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG 14764 A ZusFr Dr. Ilja Seiffert PDS . . . . . . . . . . . . . . . 14764 B ZusFr Aribert Wolf CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14765 B Zusammenhang zwischen dem neuen Klima- schutzprogramm der Bundesregierung und der Broschüre „Damit weniger in die Luft geht“ des BMU MdlAnfr 4 Annette Widmann-Mauz CDU/CSU Antw PStSekr’in Simone Probst BMU . . . . . . 14765 C ZusFr Annette Widmann-Mauz CDU/CSU 14765 D ZusFr Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 14766 C ZusFr Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . 14767 A ZusFr Gudrun Kopp F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 14767 B ZusFr Martin Hohmann CDU/CSU . . . . . . . . 14767 B Änderung der Regelung des § 57 c Abs. 2 Hoch- schulrahmengesetz MdlAnfr 5 Angelika Volquartz CDU/CSU Antw PStSekr Wolf-Michael Catenhusen BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14767 D ZusFr Angelika Volquartz CDU/CSU . . . . . . 14768 A Aufforderung der Europäischen Kommission zur Vorlage von Beweismaterial für die Recht- fertigung eines Einfuhrverbots für Kampf- hunde sowie zur Erwägung milderer Maßnah- men MdlAnfr 6, 7 Gudrun Kopp F.D.P. Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . 14769 A, C ZusFr Gudrun Kopp F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 14769 A, C Ergebnis der Nachbereitung des Entwurfs über die Feinausplanung und Stationierung der Bundeswehr in Bayern, insbesondere im Re- gierungsbezirk Schwaben; Verbleib des Jagd- bombergeschwaders 34 „Allgäu“ in Memmin- gerberg MdlAnfr 10, 11 Kurt J. Rossmanith CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14770 B, 14772 B ZusFr Kurt J. Rossmanith CDU/CSU 14770 C, 14772 B ZusFr Ina Lenke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14771 B ZusFr Ulrich Adam CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14771 C ZusFr Jörg van Essen F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 14771 D Erhalt des Bundeswehrstandortes Schneeberg in Sachsen; eventuelle Stationierung von Sol- daten aus dem Standort Leipzig MdlAnfr 12, 13 Wolfgang Dehnel CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14772 D, 14773 A ZusFr Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . 14773 A ZusFr Ulrich Adam CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14774 D ZusFr Georg Janovsky CDU/CSU . . . . . . . . . 14775 A ZusFr Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . 14775 B Verteilungskriterien für die Ausgabe der Mehr- erlöse im Haushalt 2000 des BMVg MdlAnfr 16 Irmgard Karwatzki CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14775 D ZusFr Irmgard Karwatzki CDU/CSU . . . . . . 14775 D Fehlende Mittel im Haushalt des BMVg zur Modernisierung der Bundeswehr MdlAnfr 17 Irmgard Karwatzki CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14776 B ZusFr Irmgard Karwatzki CDU/CSU . . . . . . 14776 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001II Vorbelastungen des Haushalts des BMVg aus dem Haushaltsjahr 2000 und Auswirkungen auf das Haushaltsjahr 2001 MdlAnfr 18, 19 Werner Siemann CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14776 D, 14777 C ZusFr Werner Siemann CDU/CSU . . . . . . 14777 A, C Mehrausgabenmöglichkeit im Haushalt 1999 des BMVg MdlAnfr 20, 21 Paul Breuer CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14777 D, 14779 C ZusFr Paul Breuer CDU/CSU . . . . . 14778 A, 14779 D Zukünftige Nutzung der Bundeswehrliegen- schaft in Sonthofen; Revidierung der Ent- scheidung zur Verlegung der Schule für Feld- jäger und Stabsdienste von Sonthofen nach Hannover MdlAnfr 22, 23 Dr. Gerd Müller CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . 14780 A, B ZusFr Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . 14780 B ZusFr Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . 14781 D Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde betr. Bundespolitische Auswirkungen neu bekannt gewordener Verstöße gegen das Parteiengesetz . . . . 14782 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14782 C Dr. Rupert Scholz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14783 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14784 D Dr. Max Stadler F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14786 A Petra Pau PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14787 A Siegrun Klemmer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14788 A Andreas Schmidt (Mülheim) CDU/CSU . . . 14789 B Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14791 B Dr. Peter Danckert SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14792 B Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14793 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . . . 14794 C Dr. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14796 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14797 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14797 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 14799 A Anlage 2 Teilnahme von Gila Altmann an einer mit dem Aufruf zur Demontage von Bahnanlagen ver- bundenen Demonstration am Atomkraftwerk Gundremmingen im April 1996 MdlAnfr 3 Vera Lengsfeld CDU/CSU Antw PStSekr’in Simone Probst BMU . . . . . . 14799 C Anlage 3 Zweifel des Bundesfinanzhofs hinsichtlich der Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßig- keit beim 50-prozentigen Vorsteuerabzugsver- bot für einen betrieblich und privat genutzten PKW; Bewertung der Berechnungen des BDJ im Rahmen der Änderungen der AfA-Tabellen MdlAnfr 8, 9 Hans Michelbach CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Barbara Hendricks BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14799 C Anlage 4 Zahl der nicht besetzten Mannschafts- und Un- teroffiziersdienstposten sowie Entwicklung bei den Weiterverpflichtungen; Einberufung von Grundwehrdienstleistenden 1998 bis 2001 so- wie Planungszahlen für die kommenden Jahre MdlAnfr 14, 15 Günther Friedrich Nolting F.D.P. Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14800 A Anlage 5 Verschiebung der Vorlage des Material- und Ausrüstungskonzepts der Bundeswehr auf vo- raussichtlich Ende März 2001; zusätzliche Ausgaben des Verteidigungshaushalts für Be- soldungs- und Strukturverbesserungen des ge- planten Gesetzes MdlAnfr 24, 25 Anita Schäfer CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14800 C Anlage 6 Berücksichtigung der Arbeitslosigkeit und der wirtschaftlichen Entwicklung bei der Schlie- ßung von Bundeswehrstandorten in Mecklen- burg-Vorpommern, insbesondere der interna- tionalen Einbindung bei der Schließung in Eggesin Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001 III MdlAnfr 26, 27 Ulrich Adam CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14800 D Anlage 7 Auswirkungen der Vorbelastungen aus dem Haushaltsjahr 2000 auf den Betrieb bei den Teilstreitkräften und auf die Investitionen im Jahr 2001 MdlAnfr 28, 29 Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14801 A Anlage 8 Aufstellung der Mehrausgabemöglichkeiten im Haushalt 1999 des BMVg sowie der Mehr- einnahmen und Minderausgaben aus Effizienz- steigerungen und Veräußerungserlösen für das Jahr 2001 MdlAnfr 30, 31 Ursula Lietz CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14801 B Anlage 9 Nicht fristgerechte Beantwortung der Frage zur beabsichtigten Schließung des Bundeswehr- standortes Stadtoldendorf im Landkreis Holz- minden sowie unterschiedliche Aussagen des Bundesministers Rudolf Scharping und der Par- lamentarischen Staatssekretärin beim BMVg, Brigitte Schulte, zur Schließung dieses Stand- ortes MdlAnfr 32, 33 Sylvia Bonitz CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14801 C Anlage 10 Finanzierung der Kosten für vorzeitige Zurru- hesetzungen von Arbeitern und Angestellten der Bundeswehr sowie Höhe der Ausgaben für bereits beschlossene Besoldungs- und Tarif- erhöhungen in 2001 MdlAnfr 34, 35 Hans Raidel CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14802 A Anlage 11 Schließung der Bundeswehrfachschule in Kiel MdlAnfr 36 Angelika Volquartz CDU/CSU Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . . 14802 C Anlage 12 Finanzierung neuer Kinderbetreuungsplätze und Erhöhung des Kindergeldes im Jahre 2002 MdlAnfr 37, 38 Ina Lenke F.D.P. Antw PStSekr’in Dr. Edith Niehuis BMFSFJ 14802 D Anlage 13 Einbeziehung des deutschen kulturellen Erbes in den Jugendaustausch mit den östlichen Nach- barstaaten, insbesondere Polen und Tschechien MdlAnfr 39 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw PStSekr’in Dr. Edith Niehuis BMFSFJ 14803 B Anlage 14 Gesetzesinitiative zum Schutz nationaler Min- derheiten in Jugoslawien; Förderung des Deut- schen Volksverbandes MdlAnfr 40 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw StMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 14803 D Anlage 15 Bekanntschaft des Bundesministers Joseph Fischer mit dem Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes H.-G. S. MdlAnfr 41, 42 Jürgen Koppelin F.D.P. Antw StMin Dr. Ludger Volmer AA . . . . . . . . 14804 A Anlage 16 Zeitpunkt der Aussagebereitschaft von Alfred Sirven; Fristen bei der Auslieferung von in Auslieferungshaft sitzenden ausländischen Staatsbürgern MdlAnfr 43, 44 Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Eckhart Pick BMJ . . . . . . . 14804 B Anlage 17 Gespräch mit französischen Behörden bezüg- lich der Auslieferung von Alfred Sirven; Ver- halten von französischen Justizbehörden ge- genüber dem 1. Untersuchungsausschuss MdlAnfr 45, 46 Dr. Hans-Peter Uhl CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Eckhart Pick BMJ . . . . . . . 14805 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001IV Anlage 18 Kenntnisse der Bundesregierung über den Fall Alfred Sirven sowie über sein Eintreffen auf dem Frankfurter Flughafen MdlAnfr 47, 48Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Eckhart Pick BMJ . . . . . . . 14805 B Anlage 19 Informationen hessischer Behörden über die Fest- nahme Alfred Sirvens an die Bundesregierung MdlAnfr 49, 50Andreas Schmidt (Mühlheim) CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Eckhart Pick BMJ . . . . . . . 14805 C Anlage 20 Aktivitäten der Bundesregierung und Behör- den des Bundes im Zusammenhang mit der Festnahme Alfred Sirvens MdlAnfr 51, 52Dietmar Schlee CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Eckhart Pick BMJ . . . . . . . 14806 A Anlage 21 Kontrollen beim Import von BSE-verseuch- tem Tiermehl sowie Konsequenzen aus festge- stellten Versäumnissen MdlAnfr 53, 54Ulrich Heinrich F.D.P. Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL 14806 C Anlage 22 Schutzmaßnahmen der EU-Kommission und der EU-Mitgliedstaaten gegen den Import BSE-verseuchten Tiermehls; Verantwortlich- keiten für das Invehrkehrbringen von BSE- verseuchtem Tiermehl MdlAnfr 55, 56 Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL 14806 D Anlage 23 Schutzmaßnahmen der Länder gegen den Im- port BSE-verseuchten Tiermehls MdlAnfr 57 Hans-Michael Goldmann F.D.P. Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL 14807 C Anlage 24 Anzahl und Ergebnis der BSE-Schnelltests in Deutschland; mögliche Importwege für BSE- verseuchtes Tiermehl MdlAnfr 58, 59 Marita Sehn F.D.P. Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL 14807 D Anlage 25 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14808 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001 V Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001 Custode 14797 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 146. Sitzung, Seite 14289 (C), zweiter Absatz, der letzte Satz ist wie folgt zu lesen: „Das DIW und das Wupper- tal-Institut sagen: Wir bekommen die Einsparung von 23 Millionen Tonnen CO2, die zusätzlich zur Selbstver-pflichtung der deutschen Wirtschaft zu erbringen ist, mit dem Instrument der Quote hin.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001 14799 (C) (D) (A) (B) Dr. Bartsch, Dietmar PDS 14.02.2001 Behrendt, Wolfgang SPD 14.02.2001* Bindig, Rudolf SPD 14.02.2001* Bohl, Friedrich CDU/CSU 14.02.2001 Dr. Bürsch, Michael SPD 14.02.2001 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 14.02.2001 Gleicke, Iris SPD 14.02.2001 Göllner, Uwe SPD 14.02.2001 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ 14.02.2001 DIE GRÜNEN Götz, Peter CDU/CSU 14.02.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 14.02.2001 DIE GRÜNEN Hilsberg, Stephan SPD 14.02.2001 Dr. Hornhues, CDU/CSU 14.02.2001 Karl-Heinz Klappert, Marianne SPD 14.02.2001 Lippmann, Heidi PDS 14.02.2001 Dr. Niese, Rolf SPD 14.02.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 14.02.2001 Dr. Pfaff, Martin SPD 14.02.2001 Rühe, Volker CDU/CSU 14.02.2001 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 14.02.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 14.02.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 14.02.2001 Sebastian, CDU/CSU 14.02.2001 Wilhelm Josef Seidenthal, Bodo SPD 14.02.2001 Tröscher, Adelheid SPD 14.02.2001 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 14.02.2001 Welt, Jochen SPD 14.02.2001 Wohlleben, Verena SPD 14.02.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort der Parl. Staatssekretärin Simone Probst auf die Frage der Abgeordneten Vera Lengsfeld (CDU/ CSU) (Drucksache 14/5269, Frage 3): Hat nach den Erkenntnissen der Bundesregierung die heutigeParlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Um-welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Gila Altmann, am26. April 1996 an einer Demonstration am Atomkraftwerk Gund-remmingen teilgenommen, bei der zur Demontage von Bahnanla-gen aufgerufen wurde, und wenn ja, hält es die Bundesregierungfür opportun, dass die Staatssekretärin für die nächsten Castor-Transporte mitverantwortlich ist? Den ersten Teil der Frage beantworte ich mit nein, da- mit entfällt der zweite Teil Ihrer Frage. Anlage 3 Antwort der Parl. Staatsekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen des Abgeordneten Hans Michelbach (CDU/CSU) (Drucksache 14/5269, Fragen 8 und 9): Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung aus den Aus- führungen des Bundesfinanzhofes im Urteil vom 30. November 2000 (Az. V R 30/00), in dem das höchste deutsche Finanzgericht Zweifel äußert, ob der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, der zu den allgemeinen Grundsätzen des Gemeinschaftsrechts gehört, beim pauschalen 50-prozentigen Vorsteuerabzugsverbot bei ei- nem betrieblich genutzten PKW, der auch privat mitgenutzt wird, gewahrt wird? Stimmt die Bundesregierung den Berechnungen im Schreiben des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) an das Bun- desministerium der Finanzen vom 25. Januar 2001 im Rahmen der Änderungen der AfA-Tabellen (AfA: Absetzung für Abnutzun- gen) zu? Zu Frage 8: Die Bundesregierung ist zuversichtlich, dass der EuGH die Wirksamkeit des Ratsbeschlusses vom 28. Februar 2000 und damit die Rechtmäßigkeit der deutschen Rege- lung bestätigen wird. Der BFH selbst hat den Vorlagebe- schluss lediglich mit Zweifeln an der Vereinbarkeit der Ratsentscheidung mit dem Gemeinschaftsrecht begrün- det. Er hat hingegen nicht vorgetragen, dass er die Ent- scheidung für gemeinschaftsrechtswidrig hält. Was den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit anbelangt, bezieht sich der BFH hinsichtlich seiner Zweifel in erster Linie auf ein Urteil des EuGH, das eine Ermächtigung für eine Regelung zum vollständigen Ausschluss des Rechts auf Vorsteuerabzug für bestimmte Aufwendungen für ungül- tig erklärte, weil sie als unverhältnismäßig gewertet wurde (Ampafrance, Sanofi Synthelabo, verbundene Rechtssachen C-177/99 und C-181/99). Im Gegensatz hierzu geht es bei der fraglichen Rege- lung des deutschen Rechts jedoch um den 50-prozentigen Ausschluss des Vorsteuerabzugs. Der Grundsatz der Ver- hältnismäßigkeit dürfte damit nicht verletzt sein. Insbe- sondere entspricht diese Regelung einem Richtlinienvor- schlag der Europäischen Kommission zu Artikel 17Abs. 6 der 6. EG-Richtlinie zur Harmonisierung des Vorsteuerab- zugs (vom 17. Juni 1998). Zu Frage 9: Mittlerweile haben weitere Gespräche mit dem Bun- desverband der Deutschen Industrie und anderen Wirt- schaftsverbänden stattgefunden. Dabei haben sich die Standpunkte über das Steuermehraufkommen der AfA- Tabellen deutlich angenähert. Die wenigen noch beste- henden Differenzen erscheinen überbrückbar. Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Günther Friedrich Nolting (F.D.P.) (Drucksache 14/5269, Fragen 14 und 15): Wie viele Mannschafts- und Unteroffizierdienstposten sind zurzeit nicht besetzt, jeweils quantitativ unterteilt nach den Teil- streitkräften, und wie stellt sich die Entwicklung bei den Weiter- verpflichtungen – unterteilt nach denselben Kriterien – dar? Wie verläuft die aktuelle, zahlenmäßige Entwicklung bei der Einberufung von Grundwehrdienstleistenden ab dem Jahr 1998 bis zum Jahr 2001, und wie sind die Planungszahlen für die kom- menden Jahre? Zu Frage 14: Mit Stichtag vom 7. Januar 2001 dienten in der Bun- deswehr 186 082 Berufssoldaten/Soldaten auf Zeit. Zur Verfügung stehen 200 743 Planstellen gemäß Haushalts- plan 2001. Danach waren 14 661 Planstellen nicht besetzt, die sich wie folgt aufteilen: Von 38 440 Offizierstellen sind 1 388 frei. Von 115 037 Unteroffizierstellen sind 834 frei. Von 40 000 Mannschaftsstellen auf Zeit sind 12 113 frei, weil unter anderem 7 985 Mannschaften auf Unterof- fizierstellen geführt werden. Dies bedeutet, bezogen auf die Dienstpostenbesetzung: Wir haben ein Soll von Unteroffizierdienstposten beim Heer von 61 240, wovon 54740 von Unteroffizieren und 6500 von Mannschaften besetzt werden. Das Heer verfügt über 128280 Mannschaftsdienstposten, von denen zurzeit 117280 besetzt sind. Die Luftwaffe hat ein Soll an Unter- offizierdienstposten von 32 800, wovon 28800 besetzt sind. Bei den Mannschaftsdienstposten verfügt sie über ein Soll von 8 000, von denen sie 5 900 besetzt hat. Die Ma- rine verfügt über ein Soll von 8 200 Unteroffizierdienstpos- ten, von denen 7 620 besetzt sind. Bei einem Mann- schaftsdienstposten-Soll von 8 800 hat sie 7 400 besetzt. Zu Frage 15: Die zahlenmäßige Entwicklung bei der Einberufung von Grundwehrdienstleistenden ab dem Jahr 1998 bis heute verlief wie folgt: 1998 rund 160 000 Grundwehr- dienstleistende, 1999 rund 155 000 Grundwehrdienstleis- tende, 2000 rund 147 000 Grundwehrdienstleistende. Für das Jahr 2001 sind Einberufungen in Höhe von rund 137 000 Grundwehrdienstleistenden und für das Jahr 2002 Einberufungen in Höhe von rund 133 000 Grund- wehrdienstleistenden vorgesehen. Anlage 5 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen der Abgeordneten Anita Schäfer (CDU/CSU) (Drucksa- che 14/5269, Fragen 24 und 25): Aus welchen Gründen musste der Bundesminister der Vertei-digung, Rudolf Scharping, die noch am 19. Januar 2001 für EndeJanuar/Anfang Februar zugesagte Vorlage eines Material- undAusrüstungskonzepts bis voraussichtlich Ende März 2001 ver-schieben? Mit welchen zusätzlichen und im Haushalt des Bundesminis-teriums der Verteidigung 2001 noch nicht etatisierten Ausgabenrechnet der Bundesminister der Verteidigung, Rudolf Scharping,für den für Ende März 2001 angekündigten Gesetzentwurf für vonihm versprochene Besoldungs- und Strukturverbesserungen vorallem für die Soldaten der Bundeswehr, und ist es zutreffend, dassdie Besoldungs- und Strukturverbesserungen erst mit Wirkungvom 1. Januar 2002 in Kraft treten sollen? Zu Frage 24: Das neue Material- und Ausrüstungskonzept muss sich an der Feinausplanung und Stationierung der Bundeswehr orientieren, die der Bundesminister der Verteidigung am 29. Januar vorgestellt hat. Nach Prüfung durch den Gene- ralinspekteur der Bundeswehr wird das Konzept dem Bundesminister der Verteidigung vorgelegt werden. Zu Frage 25: Der Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung besoldungsrechtlicher Vorschriften sowie der Entwurf des Gesetzes zur Neuausrichtung der Bundeswehr sehen ver- schiedene Besoldungs- und Strukturverbesserungen vor. Beide Gesetzesvorhaben befinden sich in der Ressortab- stimmung, sodass derzeit noch keine verlässlichen An- gaben über die finanziellen Auswirkungen sowie den Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens gemacht werden können. Anlage 6 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Ulrich Adam (CDU/CSU) (Druck- sache 14/5269, Fragen 26 und 27): Inwieweit haben bei der Entscheidung der Schließung vonBundeswehrstandorten in Mecklenburg-Vorpommern die vomBundesminister der Verteidigung, Rudolf Scharping, zuvor ge-nannten Kriterien wie Stand der Arbeitslosigkeit und wirtschaftli-che Entwicklung in der Region eine Rolle gespielt? Inwieweit wurde auch das Kriterium der internationalen Ein-bindung und damit die Rolle des Trinationalen Korps zwischen Dä-nemark, Deutschland und Polen bei der Entscheidung zur beinahekompletten Schließung des Standortes Eggesin berücksichtigt? Zu Frage 26: Die künftige Stationierung der Bundeswehr wurde an- hand des auch den Mitgliedern des Deutschen Bundesta- ges bekannten Kriterienkataloges entwickelt. Neben Aspekten der militärischen Funktionalität, der sozialen Belange des eigenen Personals, der Möglichkeiten der Nachwuchsgewinnung, der betriebswirtschaftlichen Op- timierung und anderer Einflussfaktoren wurde auch die regionale Wirtschaft berücksichtigt. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 200114800 (C) (D) (A) (B) Zu Frage 27: Ziel der Stationierungsplanung war eine verschiedenen Kriterien Rechnung tragende, ausgewogene Verteilung von Streitkräften und Einrichtungen der Wehrverwaltung in der Fläche der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Dislozie- rung der künftigen Kräfte der 14. Panzergrenadierdivision Neubrandenburg wird die Bundesrepublik Deutschland auch den mit Dänemark und Polen zum Trinationalen Korps eingegangenen Verpflichtungen gerecht. Anlage 7 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) (CDU/CSU) (Drucksache 14/5269, Fragen 28 und 29): Welche Auswirkungen haben die Vorbelastungen aus demHaushaltsjahr 2000 im laufenden Haushalt des BMVg auf die Ma-terialerhaltung und den Betrieb bei den Teilstreitkräften Heer,Luftwaffe, Marine und Streitkräftebasis? Welche Auswirkungen haben die Vorbelastungen aus demHaushaltsjahr 2000 auf die Investitionen im laufenden Haushaltdes BMVg? Zu Frage 28: „Vorbelastungen“ sind ein nicht veranschlagter Haus- haltsmittelbedarf zu Beginn eines Haushaltsjahres, der zur Deckung bei anderen Haushaltsstellen eingespart werden muss, zum Beispiel aufgrund von nicht veran- schlagten Lohn- und Gehaltsverbesserungen. Die Erwirt- schaftung derartiger Vorbelastungen ist Aufgabe des Haushaltsvollzuges des gesamten Haushaltsjahres 2001. Inwieweit sich Auswirkungen auf Materialerhaltung und Betrieb ergeben könnten, lässt sich im Verlauf des Haus- haltsjahres 2001 feststellen. Dies gilt auch für die vertei- digungsinvestiven Ausgaben, die eine größere Flexibilität ermöglichen als zum Beispiel die Betriebsausgaben. Zu Frage 29: Siehe Antwort zu Frage 28. Anlage 8 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen der Abgeordneten Ursula Lietz (CDU/CSU) (Drucksa- che 14/5269), Fragen 30 und 31): Aus welchen Gründen legt der Bundesminister der Verteidi-gung, Rudolf Scharping, die von ihm selbst im Verteidigungsaus-schuss des Deutschen Bundestages zugesagte Aufstellung über dievon ihm für das Haushaltsjahr 1999 behauptete mehr zur Verfügunggestandene 1 Milliarde DM für den Verteidigungsetat nicht vor? Aus welchen Gründen legt der Bundesminister der Verteidi-gung, Rudolf Scharping, entgegen seiner Zusage vom 25. Okto-ber 2000 und zuletzt wiederholt in einer Antwort des Parlamenta-rischen Staatssekretärs beim Bundesministerium der Verteidi-gung, Walter Kolbow, auf die Fragen 19 und 20 des Abgeordne-ten Kurt J. Rossmanith in der Fragestunde am 15. November 2000(Plenarprotokoll 14/132, S. 12746 D) den Bericht über die Erwar-tungen der Mehreinnahmen und Minderausgaben aus Effizienz-steigerungen sowie aus Veräußerungserlösen für das Jahr 2001dem Deutschen Bundestag nicht vor, und warum hat er die selbstgesetzte Vorlagefrist des 15. Januar 2001 verstreichen lassen? Zu Frage 30: Am 24. November 2000 habe ich auf die Frage des Ab- geordneten Kurt J. Rossmanith mitgeteilt, dass der Ver- teidigungshaushalt 1999 mit Mehrausgaben in Höhe von 1 022 Millionen DM abschloss, und diese wie folgt ge- deckt wurden: Einnahmen aus der Veräußerung, Vermie- tung und Verpachtung rund 250 Millionen DM, Verstär- kung im Zusammenhang mit internationalen Einsätzen rund 666 Millionen DM, sonstige Einnahmen und Ver- stärkungen rund 106 Millionen DM. Zu Frage 31: Bundesminister Rudolf Scharping wird den Haushalts- ausschuss des Deutschen Bundestages heute über den Stand und die Erwartungen von Mehreinnahmen und Minderausgaben für das Jahr 2001 mündlich unterrichten. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen der Abgeordneten Sylvia Bonitz (CDU/CSU) (Drucksa- che 14/5269, Fragen 32 und 33): Warum sah sich die Bundesregierung nicht in der Lage, meineschriftlichen Fragen vom 30. Januar 2001 zu den Gründen für diebeabsichtigte Schließung des Bundeswehrstandortes Stadtolden-dorf im Landkreis Holzminden und zu etwaigen Kompensations-maßnahmen fristgerecht bis zum 6. Februar 2001, sondern erst amTage einer angesetzten Großdemonstration vor Ort zu beantwor-ten, obgleich die Parlamentarische Staatssekretärin im BMVg,Brigitte Schulte, zu diesem Vorgang in einer Pressekonferenz inStadtoldendorf am 31. Januar 2001 (bei der andere Abgeordnete,die sich für den Erhalt des Standortes einsetzen wollten, ausge-sperrt wurden [„Täglicher Anzeiger Holzminden“, 2. Februar2001]) bereits inhaltlich Stellung genommen hat? Wie erklärt die Bundesregierung, dass einerseits die Parla-mentarische Staatssekretärin im BMVg, Brigitte Schulte, als Wahl-kreisabgeordnete hinsichtlich der beabsichtigten Schließung desBundeswehrstandortes Stadtoldendorf im Gespräch mit den Be-troffenen vor Ort den Eindruck erweckt hat, dass für eine Änderungdes Konzeptentwurfes noch Spielraum bestehe („Täglicher Anzei-ger Holzminden“, 1. Februar 2001), während der Bundesministerder Verteidigung, Rudolf Scharping, in einem Gespräch mit demNiedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel und demNiedersächsischen Innenminister Heiner Bartling am 5. Februar2001 jede Hoffnung auf Verhinderung der Schließung eines einzi-gen Standortes nahm („Rundblick/Nordreport“, 7. Februar 2001)? Zu Frage 32: Das Bundesministerium der Verteidigung hat Ihre schriftlichen Fragen nach den Gesprächen mit betreffenden Ministerpräsidenten beantwortet. Da die CDU/CSU-Frak- tion keine glaubwürdigen Alternativen zur Feinausplanung und Stationierung des Bundesverteidigungsministeriums vorlegen konnte, das vorgestellte Ressortkonzept aber so- fort ablehnte, gab es keinen Grund für ein gemeinsames Pressegespräch. Zu Frage 33: Der Bundesminister Rudolf Scharping hatte den Mi- nisterpräsidenten der Länder Ende Januar 2001 einige Al- ternativen aufgezeigt. Für Niedersachsen bedeutete dies: Der Standort Achim konkurriert mit Lütjenburg, der Standort Osterrode mit dem Standort Wesendorf, der Standort Stadtoldendorf mit dem Standort Augustdorf, Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001 14801 (C) (D) (A) (B) und der Standort Wangerland mit dem Standort Stadem. In Nordrhein-Westfalen steht zum Beispiel der Standort Hoerstel in Konkurrenz zu Wittmund, in Rheinland-Pfalz der Standort Montabaur zum Standort Unna. Diese Liste lässt sich fortsetzen. Der Bundesminister der Verteidigung musste in den Ge- sprächen mit den Ländern zur Kenntnis nehmen, dass diese Alternativen nur über Ländergrenzen hinweg zu ihren ei- genen Gunsten akzeptierten, Kompensationen im eigenen Land aber ablehnten. Dies erschwert alternative Planungen. Anlage 10 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Fragen des Abgeordneten Hans Raidel (CDU/CSU) (Drucksa- che 14/5269, Fragen 34 und 35): Ist es zutreffend, dass die Ausgaben für die vorzeitigen Zurru-hesetzungen von Arbeitern und Angestellten der Bundeswehr aufder Basis von noch auszuhandelnden Tarifverträgen allein ausdem Haushalt des BMVg gezahlt werden müssen, und falls ja, wiehoch werden die Kosten dafür veranschlagt? Wie hoch belaufen sich die Ausgaben für die bereits beschlos-senen Besoldungs- und Tariferhöhungen für das Jahr 2001 imHaushalt des BMVg, und aus welchen Kapiteln im Haushalt desBMVg sollen diese finanziert werden? Zu Frage 34: Mit den Gewerkschaften sind Verhandlungen über ei- nen Tarifvertrag aufgenommen worden, der Regelungen über sozialverträgliche Begleitmaßnahmen im Zusam- menhang mit der Umgestaltung der Bundeswehr zum In- halt haben soll. Eine vorzeitige Zurruhesetzung von Ar- beitnehmern der Bundeswehr war bisher nicht Thema vertiefender Verhandlungen. Da es noch keine ausge- handelten Tarifverträge gibt, gibt es auch keine daraus resultierenden Kosten. Sollte es zu einer Vorruhestands- regelung kommen, so tritt eine Ersparnis für den Bun- deshaushalt in Höhe des Unterschiedsbetrages zwischen den vollen Bezügen im aktiven Dienst und den Ruhe- standszahlungen ein. Der aus einem vergleichbaren Anlass geschlossene Tarifvertrag vom 30. November 1991 führte zu Einsparungen von 30 000 DM pro Person und Jahr. Ferner konnten die Kosten für die Infrastruktur der weg- fallenden Arbeitsplätze eingespart werden. Zu Frage 35: Die Kosten für das Zivilpersonal werden auf 196 Milli- onen DM geschätzt. Sie werden finanziert bei den Perso- naltiteln im – Kapitel 14 01 – Bundesministerium – Kapitel 14 04 – Bundeswehrverwaltung etc. – Kapitel 14 05 – Universitäten der Bundeswehr – Kapitel 14 06 – Militärseelsorge – Kapitel 14 08 – Globalbudgets der Bundeswehrkran- kenhäuser Berlin und Leipzig. Die Kosten für die Soldaten werden auf 259 Millio- nenDM geschätzt. Sie werden finanziert durch Erwirt- schaftung aus dem Einzelplan 14. Es ist davon auszugehen, dass bei einem etwaigen neuen Tarifvertrag Einsparungen in einer ähnlichen Größenord- nung zu erzielen wären. Eine entsprechende Berücksichti- gung bei der Veranschlagung im Haushalt ist jedoch erst nach Vorliegen eines Ergebnisses der Tarifvertragsver- handlungen möglich. Für eine Prognose über die finanziel- len Auswirkungen im Haushalt ist außerdem die Kenntnis des Umfangs der vorzeitig Ausscheidenden erforderlich. Anlage 11 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Frage der Abgeordneten Angelika Volquartz (CDU/CSU) (Drucksache 14/5269, Frage 36) Trifft es zu, dass die Bundeswehrfachschule Kiel seit Jahrenkonstant über circa 180 bis 200 Lehrgangsteilnehmer verfügt, undwie ist die Entscheidung, diese Schule zu schließen mit dem vonder Bundesregierung im Rahmen der Umstrukturierung der Bun-deswehr angestrebten Ziel vereinbar, die berufliche Qualifikationder Soldaten zu verbessern? Die Zahl der Lehrgangsteilnehmer an der Bundeswehr- fachschule Kiel, die über längere Zeit bei rund 200 lag, ist rückläufig. Derzeit besuchen 165 Lehrgangsteilnehmer diese Schule. Aber auch mit rund 200 Lehrgangsteilneh- mern wäre die Schule nur knapp zur Hälfte ausgelastet, weil sie für 425 Lehrgangsteilnehmer konzipiert ist. Die Bun- deswehrfachschule Kiel führt allgemeinbildende Lehr- gänge durch, die auch von anderen, künftig verbleibenden Bundeswehrfachschulen angeboten werden oder durch die Kooperation mit regionalen Bildungsträgern realisiert wer- den können. Anlage 12 Antwort der Parl. Staatssektretärin Dr. Edith Niehuis auf die Fra- gen der Abgeordneten Ina Lenke (F.D.P) (Drucksache 14/5269, Fragen 37 und 38): Plant die Bundesregierung, wie in der „Berliner Zeitung“ vom20. Januar 2001 zu lesen war, jährlich einen Milliardenbetrag andie Bundesländer auszuzahlen, um mehr Betreuungsplätze fürKinder zu schaffen? Hält die Bundesregierung das vom Bundesminister der Finan-zen, Hans Eichel, gesetzte Limit von 5,7 Milliarden DM für dieVerbesserung der Familienförderung noch für ausreichend, umdas Kindergeld 2002 um 30 DM zu erhöhen, wenn aus diesem An-satz auch ein Milliardenbetrag für die Errichtung neuer Betreu-ungsplätze für Kinder finanziert werden soll? Zu Fragen 37 und 38: Die Fragen werden aufgrund des Sachzusammenhangs zusammenfassend beantwortet. Das derzeitige Angebot im Bereich der Tagesbetreuung für Kinder ist ein zentrales Hin- dernis für die bessere Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie, es entspricht auch nicht dem Bildungs- und Erzie- hungsanspruch der Kinder. So stehen für Kinder unter drei Jahren gegenwärtig nur Betreuungsangebote für 4,8 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe zur Verfügung. Für Kinder im Schulalter beträgt die Versorgungsquote nur etwa 4 Pro- zent. Von den vorhandenen Kindergartenplätzen sind nur 16,3 Prozent als Ganztagsplätze ausgestaltet. Demgegenüber sichert § 24 des Achten Buches Sozialgesetzbuch – Kinder- und Jugendhilfe – (SGB VIII) nicht nur jedem Kind ab dem Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 200114802 (C) (D) (A) (B) vollendeten dritten Lebensjahr einen Kindergartenplatz zu. Vielmehr sind nach dieser Vorschrift auch für Kinder unter drei Jahren und für Kinder im schulpflichtigen Alter nach Be- darf Plätze in Tageseinrichtungen vorzuhalten. Außerdem haben nach dieser Vorschrift die Träger der öffentlichen Ju- gendhilfe darauf hinzuwirken, dass ein bedarfsgerechtes An- gebot an Ganztagsplätzen zur Verfügung steht. Der notwendige Ausbau der Tageseinrichtungen für Kinder erfordert große Anstrengungen von den Ländern und Kommunen, die dafür die Finanzierungslast tragen. Um die geschilderten Versorgungslücken möglichst rasch zu schließen, wird immer wieder eine Unterstützung sei- tens des Bundes ins Gespräch gebracht. Dabei sind aller- dings auch die engen verfassungsrechtlichen Grenzen einer finanziellen Beteiligung des Bundes zu berücksichtigen. Wegen der gesellschaftspolitischen Bedeutung des Aus- baus der Tagesbetreuung für Kinder sind wir im Gespräch mit den Ländern, um auszuloten, wie wir dieses Ziel ge- meinsam verfolgen können. Was die von Ihnen angesprochene zweite Reformstufe des Familienleistungsausgleichs im Jahre 2002 anbetrifft, so geht es in dieser Diskussion um die vom Bundesver- fassungsgericht geforderte Anerkennung des Betreuungs- und Erziehungsbedarfs im Rahmen des Familienleis- tungsausgleichs. Die konkrete Ausgestaltung wird maß- geblich von den Eckwerten zum Bundeshaushalt 2002 und des Finanzplans 2005 abhängen. Anlage 13 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Edith Niehuis auf die Frage des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) (Druck- sache 14/5269, Frage 39): Wie gedenkt die Bundesregierung ihre Ankündigung in der„Konzeption zur Erforschung und Präsentation deutscher Kulturund Geschichte im östlichen Europa“ (Bundestagsdrucksache14/4586), das Wissen um das deutsche kulturelle Erbe auch in denjeweiligen Jugendaustausch mit den östlichen NachbarstaatenDeutschlands einzubeziehen, vor allem mit Blick auf das deutsch-polnische Jugendwerk, aber auch im deutsch-tschechischen Ju-gendaustausch umzusetzen, und welche diesbezüglichen Erörte-rungen hat es hierzu mit den zuständigen Bundesressorts,Jugendverbänden und Experten gegeben bzw. wird es in absehba-rer Zeit geben? Die Bundesregierung wird die kulturelle Jugendarbeit, wie in der vom Beauftragten der Bundesregierung für An- gelegenheiten der Kultur und der Medien erarbeiteten Konzeption zur Erforschung und Präsentation deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa (Bundestags- drucksache 14/4586) angekündigt, stärker als bisher in die Kulturarbeit nach § 96 BVFG (Bundesvertriebenenge- setz) einbringen. Sie sieht in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ein wesentliches Element zur Erfor- schung unserer gemeinsamen europäischen Kultur und Geschichte. Es bedarf hierzu noch einer substanziellen Abstimmung mit den zuständigen Bundesressorts, Ju- gendverbänden und Experten. Erste Sondierungen haben bereits stattgefunden, aber auch unabhängig von den noch zu führenden Gesprächen mit den Trägern ist das deutsche kulturelle Erbe bereits jetzt Gegenstand zahlreicher Maßnahmen der Jugend- zusammenarbeit mit Polen und Tschechien. Bestimmte Zentralstellen (in der Regel nationale Dachverbände), die vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW) gefördert werden, haben sich in besonderer Weise mit diesem Thema befasst. Dies sind in Deutschland die DJO (Deutsche Ju- gend in Europa) und in Polen die Kulturvereinigung Borussia (Olsztyn/Allenstein) sowie der Bund der Jugend der deutschen Minderheit. Auch einige Träger in Deutsch- land sind in dieser Thematik schwerpunktmäßig aktiv; wie die Aktion Ost-West des BDKJ (Bund der Deutschen Ka- tholischen Jugend) und mehrere Gruppen der Vertriebenen- organisationen (zum Beispiel die Schlesische Jugend). In Jugendbegegnungen ist die gemeinsame Geschichte Deutschlands und Polens oft Thema, zum Beispiel in der Jugendbegegnungsstätte in Kreisau. Im deutsch-polni- schen Jugendaustausch ist die Entwicklung inzwischen so weit fortgeschritten, dass deutsch-polnische Graswurzel- projekte sich gemeinsam mit der regionalen Geschichte beschäftigen – zum Beispiel mit der Stadtgeschichte von Wroclaw/Breslau. Gemeinsame Projekte sind ferner zum Beispiel die Pflege von Friedhöfen wie auch der gemein- same Ausbau von ehemaligen Schlössern/Landgütern zu Stätten der (Jugend)-Begegnung. Oft sind Jugendprojekte aus Städtepartnerschaften entstanden, die von polnischer Seite häufig bewusst mit deutschen Städten geschlossen werden, die eine engere Verbindung nach Polen haben (zum Beispiel weil sich dort viele Vertriebene aus Polen angesiedelt haben). Im deutsch-tschechischen Jugendaus- tausch nimmt der DJO-Mitgliedsverband Sudetendeut- sche Jugend für den Deutschen Bundesjugendring den Sitz im deutsch-tschechischen Jugendrat wahr. Dieses Gre- mium legt unter anderem die Schwerpunkte der Jugend- zusammenarbeit, die aus den Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes gefördert werden, fest. Das deutsche kulturelle Erbe wird direkt und indirekt in vielen Jugendbegegnungen thematisiert. Allein für das Jahr 2001 haben mehr als ein Dutzend Träger eine Förde- rung für Programme beantragt, in denen auf Spurensuche gegangen, kulturelle Traditionen gepflegt und die ge- meinsame Geschichte aufgearbeitet wird. Anlage 14 Antwort des Staatsministers Dr. Ludger Volmer auf die Frage des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) (Druck- sache 14/5269, Frage 40): Welche Kenntnisse hat die Bundesregierung über Erörterun-gen innerhalb der Regierung und des Parlaments der Bundesrepu-blik Jugoslawien hinsichtlich eines neuen Gesetzes zum Schutznationaler Minderheiten, und in welcher Weise will die Bundesre-gierung die Förderung des Deutschen Volksverbandes in Jugosla-wien vor dem Hintergrund der dortigen politischen Veränderun-gen entwickeln? Die Regierung der BRJ bereitet zurzeit gesetzliche Re- gelungen zum Schutze nationaler Minderheiten vor. Sie wird dabei beraten durch Vertreter der OSZE und des Eu- roparates. Der Abstimmungsprozess mit OSZE- und Eu- roparatsvertretern erfolgt in der Absicht, die zu treffenden Regelungen den in der Europäischen Union bestehenden Standards zum Schutze nationaler Minderheiten anzupas- sen. Die Förderung des Deutschen Volksverbandes in Jugoslawien wird die Bundesregierung im Lichte der künftigen Regelungen prüfen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001 14803 (C) (D) (A) (B) Anlage 15 Antwort des Staatsministers Dr. Ludger Volmer auf die Fragen des Abgeordneten Jürgen Koppelin (F.D.P.) (Drucksache 14/5269, Fragen 41 und 42): Seit wann kennt der jetzige Bundesminister des Auswärtigen,Joseph Fischer, den jetzigen Mitarbeiter des Auswärtigen Amts,Hans-Gerhart Schmierer, und bei welcher Gelegenheit lerntensich beide kennen? Trifft es zu, dass der Mitarbeiter im Auswärtigen Amt, Hans-Gerhart Schmierer, gegenüber dem Massenmörder Pol Pot inKambodscha positiv eingestellt gewesen ist (vgl. „FrankfurterAllgemeine Zeitung“ vom 31. Januar 2001, „Der Spiegel“ vom29. Januar 2001)? Zu Frage 41: Bundesminister Fischer und Herr Schmierer kennen sich bereits aus der Zeit vor der Einstellung von Herrn Schmierer im Auswärtigen Amt. Zu Frage 42: Bei der Einstellung von Herrn Schmierer in das Aus- wärtige Amt ist eine Sicherheitsüberprüfung durchgeführt worden. Dabei wurden die für eine Sicherheitsüberprü- fung relevanten Informationen einbezogen. Darüber hi- naus ist es nicht Sache der Bundesregierung, Äußerungen oder Meinungen von Bediensteten, die vor der Einstel- lung in den Bundesdienst liegen, zu recherchieren oder zu kommentieren. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Eckhart Pick auf die Fragen des Abgeordneten Norbert Hauser (Bonn) (CDU/CSU) (Drucksache 14/5269, Fragen 43 und 44): Wann ist der Bundesregierung bekannt geworden, dass sichAlfred Sirven bereit erklärt hatte, nach ausreichender Vorberei-tungszeit vor dem 1. Untersuchungsausschuss der 14. Wahlperi-ode des Deutschen Bundestages auszusagen? Welche zeitlichen Übergabefristen gibt es aufgrund vonRechtsvorschriften für die Auslieferung eines Ausländers, und in-wieweit hat die Bundesregierung den von den Rechtsvorschriftenvorgegebenen zeitlichen Rahmen bei der Auslieferung von AlfredSirven genutzt? Zu Frage 43: Dem Bundesministerium der Justiz ist dies zunächst am Nachmittag des 6. Februar 2001 über die aktuellen Nachrichtensendungen bekannt geworden. Sodann hat der Vorsitzende des 1. Untersuchungsausschusses dies zunächst telefonisch und später auch mit einem Schreiben vom selben Tag dem Bundesministerium der Justiz mit- geteilt, verbunden mit der Bitte um Prüfung, ob der Voll- zug der Auslieferung aus diesem Grunde für etwa zwei Wochen zurückgestellt werden könne. Zu Frage 44: Der Antwort auf Ihre Frage möchte ich zum besseren Verständnis folgenden rechtlichen Hintergrund voraus- schicken: Alfred Sirven war von den französischen Behör- den nach Artikel 95 des Schengener Durchführungsüber- einkommens zur Festnahme zum Zwecke der Auslie- fe- rung ausgeschrieben. Eine derartige Ausschreibung ist gemäß Artikel 64 dieses Übereinkommens einem Ersu- chen um vorläufige Festnahme gleichgestellt. Ein geson- dertes Ersuchen um vorläufige Festnahme zum Zwecke der Auslieferung ist bei derartigen Ausschreibungen im Schengener Informationssystem somit entbehrlich. Nach einer Festnahme des Verfolgten sind bei der Vor- führung beim Richter des nächsten Amtsgerichts nach § 22 des Gesetzes über die Internationale Rechtshilfe in Strafsachen (IRG) die so genannten Begleitpapiere nach Artikel 95 Absatz 2 des Schengener Durchführungsüber- einkommens vorzulegen. Aus diesen ergibt sich die um Festnahme ersuchende Behörde, das Bestehen eines Haft- befehls, die Art und die rechtliche Würdigung der straf- baren Handlung, die Beschreibung der Umstände, unter denen die Straftat begangen wurde einschließlich der Zeit, des Orts und der Art der Täterschaft. Erhebt der Verfolgte bei seiner Anhörung gegen die Auslieferung keine Ein- wände und erklärt er sich mit der vereinfachten Ausliefe- rung nach Belehrung zu richterlichem Protokoll einver- standen, so kann die Auslieferung im vereinfachten Verfahren bewilligt und vollzogen werden, sobald ein Auslieferungshaftbefehl durch das Oberlandesgericht er- lassen worden ist. Der Eingang eines förmlichen Auslie- ferungsersuchens nebst Auslieferungsunterlagen ist in diesen Fällen nicht abzuwarten. Weder das Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen noch das im vorliegenden Fall einschlägige Europäische Auslieferungsübereinkommen in Verbin- dung mit dem Schengener Durchführungsübereinkom- men schreiben ausdrücklich Fristen vor, innerhalb derer die Übergabe zu erfolgen hat. Das Schengener Durch- führungsübereinkommen ist allerdings getragen von dem Grundsatz, Auslieferungsverfahren innerhalb Europas zu erleichtern und zu beschleunigen. Nach dem verfassungs- rechtlichen Grundsatz der Verhältnismäßigkeit darf die Auslieferungshaft – ebenso wie jede andere freiheitsent- ziehende Maßnahme – nicht länger als unbedingt erfor- derlich andauern. Auslieferungshaft wird ausschließlich zum Zweck der Sicherstellung der Durchführung der Aus- lieferung verhängt. Nachdem die Voraussetzungen der vereinfachten Aus- lieferung des Alfred Sirven nach § 41 des Gesetzes über die Internationale Rechtshilfe in Strafsachen vorlagen und das zuständige Oberlandesgericht Frankfurt den Auslie- ferungshaftbefehl erlassen hatte sowie die Übergabe an die französischen Abholbeamten unverzüglich erfolgen konnte, war eine weiter gehende Haft in Deutschland für das ausländische Ermittlungsverfahren unter keinem recht- lichen Gesichtspunkt gerechtfertigt. Dies umso mehr, als gegen Alfred Sirven in Deutschland keine freiheitsentzie- henden Maßnahmen für ein deutsches Verfahren angeord- net worden waren. Die für die Bewilligung der Auslie- ferung zuständige Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt – nicht die Bundesregierung – hatte mithin aus Rechts- gründen keinen „vorgegebenen zeitlichen Rahmen“, den sie hätte ausschöpfen können. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 200114804 (C) (D) (A) (B) Anlage 17 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Eckhart Pick auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) (Drucksache 14/5269, Fragen 45 und 46): Was ist zwischen der Bundesregierung und französischen Be-hörden im Zusammenhang mit der Auslieferung von Alfred Sirvenbesprochen worden? War der Bundesregierung bei ihrem Handeln hinsichtlich derAuslieferung von Alfred Sirven bewusst, dass französische Jus-tizbehörden sich bisher geweigert haben, die Arbeit des 1. Unter-suchungsausschusses der 14. Wahlperiode durch Gewährung vonRechtshilfe zu unterstützen? Zu Frage 45: Im Zusammenhang mit der Auslieferung von Alfred Sirven haben verschiedene hochrangige Gespräche zwi- schen der Bundesregierung und der französischen Regierung stattgefunden. Diese haben dazu geführt, dass der französi- sche Ministerpräsident nach Rücksprache mit der französi- schen Justizministerin die Zusicherung gegeben hat, dass die französische Regierung alles in ihrer Macht stehende tun wird, um eine Vernehmung von Alfred Sirven als Zeuge durch den Untersuchungsausschuss zu ermöglichen. Zu Frage 46: Der Bundesregierung ist bekannt, dass die französische Justiz in den vorangegangenen Rechtshilfeersuchen des Untersuchungsausschusses um Zeugenvernehmungen in Frankreich die Rechtsauffassung vertreten hat, Rechtshilfe für parlamentarische Untersuchungsausschüsse könne auf der Grundlage des Europäischen Rechtshilfeübereinkom- mens nicht geleistet werden, weil diese keine Justizbehör- den im Sinne des Übereinkommens seien. Gerade deswegen misst die Bundesregierung der auf ihre Bitte hin abgegebe- nen Zusagen der französischen Regierung, sie werde alles in ihrer Macht stehende tun, um eine Vernehmung von Alfred Sirven als Zeuge durch den Untersuchungsausschuss zu er- möglichen, besondere Bedeutung bei. Anlage 18 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Eckhart Pick auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) (Drucksache 14/5269, Fragen 47 und 48): Ist die Bundesregierung über das Eintreffen von Alfred Sirvenauf dem Flughafen Frankfurt informiert worden, und was hat siedaraufhin unternommen? Seit wann lagen deutschen Behörden gegen Alfred Sirven eininternationaler Haftbefehl sowie ein Auslieferungsersuchen fran-zösischer Behörden vor? Zu Frage 47: Ja. Das Bundesministerium des Innern ist am 2. Fe- bruar 2001 über die Festnahme des Alfred Sirven in Ma- nila und seinen Flug mit der Lufthansa zum Flughafen Frankfurt/Main informiert worden. Das zuständige Bun- desgrenzschutzamt Flughafen Frankfurt/Main hat darauf- hin angesichts der Ausschreibung zur Festnahme im Schengener Informationssystem die Festnahme von Alfred Sirven vorbereitet und durchgeführt. Zu Frage 48: Die französischen Behörden hatten Alfred Sirven erstmals am 23. Juli 1997 im Schengener Informationssystem zur Festnahme zwecks Auslieferung ausgeschrieben. Am 3. September 1999 wurde aufgrund eines neuen französischen Haftbefehls die Ausschreibung im Schengener Informations- system durch die französischen Behörden aktualisiert. Ich habe bereits in meiner Antwort auf die Frage Nr. 44 des Kollegen Hauser auf die Rechtslage nach dem Schengener Durchführungsübereinkommen hingewiesen, nämlich: dass ein gesondertes Ersuchen um vorläufige Festnahme zum Zwecke der Auslieferung bei Ausschrei- bungen im Schengener Informationssystem entbehrlich ist; und dass in Fällen der vereinfachten Auslieferung die bewilligte Auslieferung vollzogen werden kann, ohne dass der Eingang des förmlichen Auslieferungsersuchens nebst Auslieferungsunterlagen abzuwarten ist. Anlage 19 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Eckhart Pick auf die Fragen des Abgeordneten Andreas Schmidt (Mülheim) (CDU/ CSU) (Drucksache 14/5269, Fragen 49 und 50): Welche Informationen sind der Bundesregierung im Zusam-menhang mit der Festnahme von Alfred Sirven von hessischenBehörden übermittelt worden? Was hat die Bundesregierung nach dem etwaigen Eingang vonInformationen durch hessische Behörden unternommen? Zu Frage 49: Lassen Sie mich zur Beantwortung Ihrer Frage zunächst auf die Zuständigkeitsverteilung zwischen der Bundesre- gierung und den Ländern in Auslieferungsfällen wie dem vorliegenden eingehen: Mit der so genannten Zuständig- keitsvereinbarung, zuletzt geändert am 1. Juli 1993, hat die Bundesregierung die Ausübung der Bewilligungsbefugnis über ein- und ausgehende Rechtshilfeersuchen einschließ- lich Auslieferungsersuchen auf die Landesregierungen übertragen. Diese haben ihrerseits nach § 74 Abs. 2 des Ge- setzes über die Internationale Rechtshilfe in Strafsachen das Recht zur weiteren Übertragung. Davon haben sie auch Ge- brauch gemacht. Bewilligungsbehörde im vorliegenden Fall war demzufolge die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Nach Nummer 7 der Zuständigkeitsvereinbarung ha- ben sich die Landesregierungen in Fällen, denen besonde- re Bedeutung in politischer, tatsächlicher oder rechtlicher Beziehung zukommt, mit der Bundesregierung rechtzei- tig ins Benehmen zu setzen und haben Bedenken der Bun- desregierung Rechnung zu tragen. Die von den hessischen Behörden übermittelten Informationen über den Verlauf des Auslieferungsverfahrens gaben der Bundesregierung keinen Anlass, Bedenken zu erheben. Zu Frage 50: Auf der Grundlage der von den zuständigen hessischen Behörden übermittelten Informationen über den Verlauf Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001 14805 (C) (D) (A) (B) des Auslieferungsverfahrens hat es für die Bundesregie- rung keinen Anlass gegeben, tätig zu werden. Anlage 20 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Eckhart Pick auf die Fragen des Abgeordneten Dietmar Schlee (CDU/CSU) (Druck- sache 14/5269, Fragen 51 und 52): Welche Behörden des Bundes haben während der Ausliefe- rungshaft Alfred Sirven vernommen und mit welchem Ergebnis? Was hat die Bundesregierung aufgrund der vom Vorsitzenden des 1. Untersuchungsausschusses der 14. Legislaturperiode, Volker Neumann, am 7. Februar 2001 übermittelten Bitte be- züglich des weiteren Verbleibs von Alfred Sirven in Deutschland unternommen? Zu Frage 51: Alfred Servin ist durch Beamte des Bundeskriminal- amtes zu den Komplexen „Zielfahndung Pfahls“ und „Leuna-Verkauf“ befragt worden, nachdem er sich frei- willig zu einem Gespräch bereit erklärt hatte. Er hat er- klärt, zu beiden Komplexen keine Angaben machen zu können. Ferner haben Mitglieder einer vom Bundesminis- terium der Finanzen eingesetzten Ermittlungsgruppe, der es obliegt zu untersuchen, ob dem Bund im Zusammen- hang mit der Privatisierung von Leuna/Minol ein Schaden entstanden ist, mit Alfred Sirven gesprochen. Dieser wollte jedoch zur Sache keine Angaben machen. Zu Frage 52: Unbeschadet der Zuständigkeit der hessischen Behörden hat die Bundesregierung geprüft, ob für die vom Vorsitzen- den des 1. Untersuchungsausschusses erbetene Zurückstel- lung des Vollzuges der Auslieferung zum Zwecke einer zeu- genschaftlichen Vernehmung des Alfred Sirven eine Rechtsgrundlage besteht. Gegen Alfred Sirven lag und liegt kein deutscher Haftbefehl vor. Seine Inhaftnahme und die Anordnung der Auslieferungshaft nach § 16 IRG diente ausschließlich dem Zweck, seine Auslieferung nach Frank- reich sicherzustellen. Die Dauer der Inhaftierung ist dabei auf die Zeit zu beschränken, die für die Prüfung der Zuläs- sigkeit der Auslieferung, deren Bewilligung und deren Voll- zug unerlässlich ist. Sie darf nicht für sonstige Zwecke, die mit der Auslieferung nicht in unmittelbarem Zusammen- hang stehen, verlängert werden. Vor diesem Hintergrund konnte sie auch nicht in Anwendung von Artikel 44 GG im Hinblick auf den Wunsch des Untersuchungsausschusses, Sirven als Zeugen zu vernehmen, verlängert werden, da die- ser Wunsch keinen Haftgrund darstellt. Artikel 104 GG erlaubt eine Freiheitsentziehung nur aufgrund eines förmli- chen Gesetzes. In Ermangelung einer entsprechenden Rechtsgrundlage sah die Bundesregierung daher keinen Anlass, die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt von der Bitte des Vorsitzenden des 1. Untersuchungsausschusses um Zurückstellung des Vollzuges der Auslieferung zu unter- richten, zumal der Vorsitzende des 1. Untersuchungsaus- schusses diesen Wunsch auch schon gegenüber dem zu- ständigen Oberlandesgericht in Frankfurt geäußert hatte. Anlage 21 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die Fra- gen des Abgeordneten Ulrich Heinrich (F.D.P.) (Druck- sache 14/5269, Fragen 53 und 54): Ist der Bundesregierung bekannt, ob die Kontrollen beim Im- port von BSE-verseuchtem Tiermehl nach Deutschland oder in andere Staaten versagt haben? Welche Konsequenzen haben festgestellte Fehler und Lücken bei der Kontrolle von BSE-verseuchtem Tiermehl nach sich ge- zogen? Zu Frage 53: Der Bundesregierung liegen keine Informationen vor, die auf ein Versagen der bei der Einfuhr von Tiermehlen aus Drittländern vorgeschriebenen Einfuhrkontrollen (Dokumenten- und Nämlichkeitsprüfung sowie stichpro- benhafte Warenuntersuchung) in Deutschland hindeuten. Im Übrigen ist bisher nur in einem Drittland, der Schweiz, ein größeres BSE-Geschehen bekannt. Die schweizeri- schen Behörden nehmen an, dass wahrscheinlich Tier- mehle aus dem Vereinigten Königreich, die vermutlich auf dem europäischen Kontinent mit neuen Herkunfts- und Qualitätsangaben versehen und in die Schweiz im- portiert wurden, Auslöser des dortigen Geschehens sind. Zu Frage 54: Der Inhaber einer Tierkörperbeseitigungsanstalt hat über betriebliche Eigenkontrollen sicherzustellen, dass erstens die im Betriebsablauf im Hinblick auf eine mögliche Tier- seuchenverbreitung kritischen Stellen bestimmt und kon- trolliert werden, zweitens aus den erzeugten Produkten in regelmäßigen Abständen repräsentative Proben entnom- men und diese auf die Einhaltung der geltenden Vorschrif- ten untersucht werden, drittens im Falle, dass eine Probe den Anforderungen nicht entspricht, die Ursachen hierfür ermittelt und die festgestellten Mängel unverzüglich abge- stellt werden, viertens die Ergebnisse der Kontrollen auf- gezeichnet und zur Einsicht der zuständigen Behörde min- destens zwei Jahre aufbewahrt werden. Neben den betrieblichen Eigenkontrollen unterliegen die Tierkörperbeseitigungsanstalten auch behördlichen Kontrollmaßnahmen. Sofern im Rahmen der behördli- chen Kontrolle ein Zuwiderhandeln festgestellt wird, kann dies als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße bis zu 30 000 DM geahndet werden. Anlage 22 Antwort des Parl. Staatsekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die Fra- gen des Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms (F.D.P.) (Drucksache 14/5269, Fragen 55 und 56): Ist der Bundesregierung bekannt, welche Vorkehrungen dieEU-Kommission und die Mitgliedstaaten gegen den Import vonTiermehl, das mit BSE-Erregern verseucht ist, unternommen ha-ben und zukünftig vorsehen? Ist der Bundesregierung bekannt, wer für das Inverkehrbrin-gen von BSE-verseuchtem Tiermehl verantwortlich ist? Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 200114806 (C) (D) (A) (B) Zu Frage 55: Die EU-Kommission, Deutschland und, soweit bekannt, auch andere Mitgliedstaaten lassen sich vom Grundsatz lei- ten, dass aus Drittländern eingeführte Tiermehle unter An- wendung gleichwertiger Herstellungsverfahren, wie sie im Einfuhrland gelten, hergestellt und den in der EU geltenden Qualitätsstandards entsprechen müssen. Die Harmonisierung der tierseuchenrechtlichen Anfor- derungen an die Einfuhr von zur Verfütterung bestimm- tem verarbeitetem tierischen Eiweiß (Tiermehle) aus Drittländern wurde durch die am 1. Januar 1994 in Kraft getretene Richtlinie 92/118/EWG eingeleitet. Sie schreibt die Einhaltung der in der Tierkörperbeseitigungsrichtlinie (90/667/EWG) für die Mietgliedstaaten geltenden und je nach Ausgangsmaterial (gefährliche oder weniger gefähr- liche Stoffe) unterschiedlichen mikrobiologischen Nor- men auch für importierte Tiermehle vor. Spezifische Be- handlungsverfahren für das Ausgangsmaterial wurden jedoch nicht festgelegt. Die vorgeschriebenen mikrobio- logischen Normwerte können sowohl durch das Druck- verfahren als auch durch alternative Verfahren zur Hitze- behandlung erfüllt werden. Diesen Bestimmungen wurde in Deutschland im Rah- men von Einfuhrgenehmigungen dadurch Rechnung getra- gen, dass die Länder die Einfuhr unter anderem von der Einhaltung der in Deutschland vorgeschriebenen Behand- lungsverfahren abhängig machten (bei gefährlichem Aus- gangsmaterial periodisches Druckverfahren – 133°C, 20 Minuten, 3 bar). Eine vollständige mit dem Wegfall des Genehmigungsverfahrens verbundene Harmonisierung der Einfuhrvorschriften erfolgte in Deutschland durch die ab 1. Januar 1995 geltende Entscheidung 93/344/EG. Danach durften aus gefährlichen Stoffen hergestelltes und zur Ver- fütterung bestimmtes verarbeitetes tierisches Eiweiß nur eingeführt werden, wenn es mit dem periodischen Druck- verfahren behandelt worden war. Die gemeinschaftsrecht- lich erlaubten weniger stringenten alternativen Hitze- behandlungsverfahren durften bei Einfuhren nach Deutsch- land nicht angewendet werden. Für aus wenig gefährlichen Stoffen hergestellte Tiermehle waren die Behandlungsver- fahren nicht vorgeschrieben, es mussten lediglich die mi- krobiologischen Normen eingehalten werden. In anderen Mitgliedstaaten brauchten diese Regelungen nicht ange- wendet werden, da das In- Kraft-Treten der Entscheidung 93/344/EG mehrfach und zuletzt auf den 1.April 1997 ver- schoben wurde. Ab diesem Zeitpunkt dürfen aus Säugetier- eiweiß hergestellte Tiermehle und diese enthaltende Er- zeugnisse (einschließlich Mischungen) gemeinschaftsweit aus Drittländern nur eingeführt werden, wenn das ab glei- chem Zeitpunkt für die Mitgliedstaaten durch Entscheidung 96/449/EG vorgeschriebene Drucksterilisationsverfahren bei der Herstellung zur Anwendung kommt. Bei der vorgesehenen Neuordnung des Tierkörperbesei- tigungsrechts auf europäischer Ebene ist derzeit vorgese- hen, dass aus Drittländern importiertes behandeltes tieri- sches Eiweiß nach Maßgabe der innergemeinschaftlich geltenden Regeln hergestellt und aus gelisteten Drittlandbe- trieben stammen muss, die die Gemeinschaftsanforderung erfüllen. Es ist demnach vorgesehen, dass importierte Tier- mehle die gleichen Bedingungen erfüllen müssen wie sie für in der EU hergestellte gelten. Infolge der seit 1. Januar 2000 geltenden EU-rechtlichen und nationalen Schutzmaßnah- men hinsichtlich der Verfütterung von tierischen Eiweißen an lebensmittelliefernde Tiere wird davon ausgegangen, dass genannter Vorschlag entsprechend angepasst wird. Zu Frage 56: Tiermehl darf in Deutschland seit Jahrzehnten nur mit dem Drucksterilisationsverfahren bei mindestens 133°C, einem Druck von 3 bar über eine Heißhaltezeit von mindes- tens 20 Minuten hergestellt werden. Dieses Verfahren bietet auch nach Auffassung der wissenschaftlichen Gremien der Gemeinschaft derzeit die höchstmögliche Sicherheit zur Inaktivierung von BSE-Erregern. Dennoch kann nicht aus- geschlossen werden, dass in der Zeit, als gemeinschaftsweit alternative Erhitzungsbedingungen zulässig waren, auch Tiermehle, die nicht mit dem Drucksterilisationsverfahren hergestellt wurden, auf den deutschen Markt kamen. Für Futtermittelkontrollen sind die Länder zuständig. Anlage 23 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die Frage des Abgeordneten Hans-Michael Goldmann (F.D.P.) (Drucksache 14/5269, Frage 57): Ist der Bundesregierung bekannt, welche Vorkehrungen dieLänder gegen den Import von Tiermehl, das mit BSE-Erregernverseucht ist, unternommen haben und zukünftig vorsehen? Vor der Anwendung der gemeinschaftsrechtlich har- monisierten Einfuhranforderungen für zur Verfütterung bestimmtes verarbeitetes tierisches Eiweiß Anfang 1995 in Deutschland bedurften Tiermehleinfuhren der Geneh- migung der Länder. Die Länder haben Einfuhren nur ge- nehmigt, wenn durch die Drittländer amtlich bescheinigt wird, dass die für die Tiermehlherstellung in Deutschland vorgeschriebenen Anforderungen eingehalten worden sind. Im Übrigen geht die Bundesregierung davon aus, dass Tiermehleinfuhren auch zukünftig dem Bundes- so- wie dem Gemeinschaftsrecht unterliegen. Anlage 24 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die Fra- gen der Abgeordneten Marita Sehn (F.D.P.) (Drucksache 14/5269, Fragen 58 und 59): Wie viele Rinder wurden bisher in Deutschland mithilfe vonBSE-Schnelltests untersucht und mit welchem Ergebnis? Ist der Bundesregierung bekannt, ob und auf welchen Wegenin der Vergangenheit Tiermehl, das mit den BSE-Erregern ver-seucht war, nach Deutschland gelangt ist? Zu Frage 58: Die Daten der durchgeführten BSE-Schnelltests bei Schlachtrindern werden von den Ländern je Kalenderwo- che erfasst und sind jeweils bis zum folgenden Mittwoch zu melden. Da die heutigen Meldungen noch nicht voll- ständig vorliegen, muss auf die Daten zum Meldetag 7. Fe- bruar 2001 zurückgegriffen werden: Danach sind in Deutschland vom 6. Dezember 2000 bis einschließlich 2. Februar 2001 insgesamt 185361 geschlachtete Rinder Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001 14807 (C) (D) (A) (B) mit einem BSE-Schnelltest untersucht worden. In diesem Zeitraum sind 12 dieser Schlachtrinder positiv getestet worden. Nach dem Stichtag 2. Februar 2001 wurde ein weiteres Schlachtrind positiv getestet. Die Daten der durchgeführten BSE-Schnelltests gefallener bzw. notge- schlachteter Rinder werden monatlich erfasst. Bis zum Stichtag 31. Dezember 2000 wurden demnach 7 069 ge- fallene bzw. notgeschlachtete Rinder über 24 Monate un- tersucht, wobei zwei Rinder positiv getestet wurden. Im Jahr 2001 wurden weitere 14 gefallene bzw. auffällig ge- wordene notgeschlachtete Rinder positiv getestet. Zu Frage 59: Der Bundesregierung ist nicht bekannt, ob und auf wel- chen Wegen in der Vergangenheit Tiermehl, das mögli- cherweise mit BSE-Agenzien verseucht war, nach Deutschland gelangt ist. Die Möglichkeit einer derartigen Einschleppung kann jedoch aufgrund möglicherweise un- zureichender nationaler und gemeinschaftsrechtlicher Schutzmaßnahmen nicht ausgeschlossen werden. Be- kannt ist, dass im Zeitraum 1987 bis 1989 1131,5 Tonnen Fleischmehl und Grieben aus dem Vereinigten Königreich (VK) nach Deutschland verbracht worden sind. Wegen der Zunahme der BSE-Fälle im Vereinigten Königreich haben sich dann Bund und Länder darauf verständigt, ab Mai 1989 keine Genehmigung für das Verbringen von Tier- und Knochenmehlen aus dem VK zu erteilen. Durch Verordnung vom 22. August 1990 wurde diese Absprache auf eine rechtliche Grundlage gestellt. Dadurch durften Futtermittel, die aus Tierkörpern, Tierkörperteilen oder Erzeugnissen von Rindern aus dem VK stammen oder solches Material enthalten, nicht mehr auf direktem oder indirektem Wege ins Inland gelangen. Die deutsche Han- delstatistik weist auch ab 1990 kein Verbringen von Tier- mehl und Grieben von Säugetieren aus dem VK aus. Eine neue Rechtslage ergab sich ab 1. Januar 1994. Seit- dem unterliegt generell das Verbringen von verarbeitetem tierischen Eiweiß aus anderen Mitgliedstaaten nach Deutschland den gemeinschaftsrechtlichen Bestimmungen (Richtlinien 90/667/EWG und 92/118/EWG). Danach konnte verarbeitetes tierisches Eiweiß nach Deutschland genehmigungsfrei verbracht werden, wenn es aus zugelas- senen Einrichtungen stammt und bei seiner Herstellung mi- krobiologische Mindeststandards eingehalten wurden. Im Hinblick auf die Inaktivierung des BSE-Agens wurden erst durch Entscheidung 94/382/EG Prozessparameter festge- legt. Die neben dem Druckverfahren zugelassenen alterna- tiven Verfahren zur Hitzebehandlung, die sich bei späteren Forschungen als ungeeignet erwiesen hatten, den Erreger der Traberkrankheit (Scrapie) zu inaktivieren, wurden erst mit Wirkung vom 1. April 1997 verboten. Die insbesondere zwischen 1994 und 1997 nach Deutschland verbrachten Tiermehle können möglicherweise mit Verfahren herge- stellt worden sein, die sich später als unwirksam erwiesen haben. Innergemeinschaftliche Verbote beim Handel mit Tiermehlen bestehen für das Vereinigte Königreich seit März 1996 und für Portugal seit November 1998. Anlage 25 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2000Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 60 04 Titel 682 01 –Finanzierung der Post-Unterstützungskassen – Drucksachen 14/4869, 14/4992 Nr. 3 – Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten des wissenschaftlichen Beirats Bodenschutzbeim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz undReaktorsicherheit Wege zum vorsorgenden Bodenschutz Fachliche Grundlagen und konzeptionelle Schritte füreine erweiterte Boden-Vorsorge – Drucksache 14/2834 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umweltgutachten 2000des Rates von Sachverständigen für Umweltfragen Schritte ins nächste Jahrtausend – Drucksache 14/3363 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 14/4309 Nr. 1.17Drucksache 14/4309 Nr. 1.21Drucksache 14/4309 Nr. 1.24Drucksache 14/4570 Nr. 2.1 Innenausschuss Drucksache 14/4665 Nr. 2.28 Drucksache 14/4665 Nr. 2.29 Drucksache 14/4945 Nr. 2.25 Ausschuss für Umwelt, Naturschutzund Rektorsicherheit Drucksache 14/1441 Nr. 1.9 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 14/4865 Nr. 1.3 Ausschuss für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 14/3341 Nr. 2.21Drucksache 14/3409 Nr. 1.42Drucksache 14/3428 Nr. 2.11Drucksache 14/4441 Nr. 1.13 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 151. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 200114808 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Gesamtes Protokol
Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415100000
Schönen
guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung
ist eröffnet.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:
Befragung der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka-
binettssitzung mitgeteilt: Entwurf eines Gesetzes zur Re-
form des Betriebsverfassungsgesetzes. Das Wort für
den einleitenden fünfminütigen Bericht hat der Bundes-
minister für Arbeit und Sozialordnung, Walter Riester.

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Da-
men und Herren! Bei der Reform der Betriebsverfassung
geht es im Kern um die Modernisierung der Mitbestim-
mung in den Betrieben. Dafür haben wir zwei große Kom-
plexe gewählt. Der erste Komplex ist der organisatorische
Bereich.

Erster Punkt: Wir stellen mit dem Gesetzentwurf si-
cher, dass zukünftig sehr flexibel differenzierte Mitbe-
stimmungsregelungen für den Betrieb entwickelt werden
können. Nach Möglichkeit soll dies im Rahmen des Ta-
rifvertrages geschehen. Wo dieser nicht gilt, sollen Rege-
lungen im Rahmen der Betriebsvereinbarung erfolgen.

Zweiter Punkt: Wir haben das Wahlverfahren für die
Kleinbetriebe vereinfacht und kostengünstig gestaltet, so-
dass auch dort das Wahlverfahren unproblematisch erfol-
gen kann. In der Vergangenheit gab es gerade hier erheb-
liche Probleme.

Dritter Punkt: Die Sachausstattung der Betriebsräte
soll so erfolgen, dass sie ihre Aufgaben sachgerecht und
mit der notwendigen Unterstützung für die Belegschaft
erfüllen können.

Vierter Punkt: Die Zahl der Betriebsräte und die Frei-
stellungsmöglichkeiten für diese werden entsprechend
den heutigen Anforderungen etwas erhöht.

Fünfter Punkt: Wir werden in das Betriebsverfassungs-
gesetz neu aufnehmen, dass die Belegschaftsvertretungen
ihre Rechte auch an Arbeitsgruppen delegieren können,

wenn dies erforderlich und sachgerecht ist. Hier sind bei-
spielsweise die Gestaltung der Arbeitszeit und die der Ur-
laubsregelung zu nennen. Diese Delegation kann jedoch
jederzeit wieder zurückgenommen werden.

Der zweite Komplex der Betriebsverfassung ist die in-
haltliche Erneuerung. Die inhaltliche Erneuerung betrifft
die Qualifizierung, die Beschäftigungssicherung sowie
neue Formen der Arbeitsorganisation.

Zuerst zur Qualifizierung: Wir sehen vor, dass dann,
wenn durch betriebliche Veränderungen, Investitionen,
eine neue Arbeitsorganisation oder neue Aufgabenstel-
lungen eine vorhandene Qualifikation nicht mehr aus-
reicht und dadurch für Mitarbeiter die Gefahr droht, ihren
Arbeitsplatz zu verlieren, ein Mitbestimmungsrecht zur
beruflichen Weiterbildung besteht. Bei solchen Angele-
genheiten kann der Betriebsrat initiativ werden.

Der zweite Punkt ist die Beschäftigungssicherung: Wir
geben den Betriebsräten ein Initiativrecht, um Vorschläge
zur Beschäftigungssicherung einzubringen. Diese Vor-
schläge müssen beraten werden. In Betrieben mit über
100 Beschäftigten muss dann, wenn es zu einer Ableh-
nung kommt, eine schriftliche Begründung erfolgen. Es
ist uns sehr wichtig, dass die Frage der Beschäftigungssi-
cherung in die Betriebsverfassung Eingang findet.

Der letzte Punkt befasst sich mit den neuen Formen der
Arbeitsorganisation, insbesondere der Gruppenarbeit.
Wenn Gruppenarbeit eingeführt wird, soll zukünftig auch
die Belegschaftsvertretung über ihre Ausgestaltung und
Ausrichtung mitbestimmen.

Dies sind die wesentlichen Komplexe zur Erneuerung
und Modernisierung der betrieblichen Mitbestimmung.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415100100
Ich danke
Ihnen, Herr Bundesminister.

Wir treten in die Befragung ein. Ich gebe zunächst dem
Kollegen Laumann das Wort.


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1415100200
Herr Bundesminis-
ter, Sie wissen genauso gut wie ich, dass das Betriebsver-
fassungsgesetz die soziale Partnerschaft in den Betrieben

14751


(C)



(D)



(A)



(B)


151. Sitzung

Berlin, Mittwoch, den 14. Februar 2001

Beginn: 13.00 Uhr

regelt. Auch wissen wir beide, dass die soziale Partner-
schaft in den Betrieben davon lebt, dass es nicht zu Kon-
frontationen kommt, sondern dass ein Vertrauensverhält-
nis herrscht.

Es gibt ja nun eine anhaltende Diskussion über die Re-
form des Betriebsverfassungsgesetzes. Meine Frage lau-
tet: Warum hat die Bundesregierung das Thema „Be-
triebsverfassungsgesetz“ nicht in die im Rahmen des
Bündnisses für Arbeit geführten Gespräche aufgenom-
men? Ich frage mich manchmal, welche Gesetzespläne
sich stärker als die Modernisierung des Betriebsverfas-
sungsgesetzes eignen würden, in diesem Kreis, der von
der Regierung im Allgemeinen als wichtig angesehen
wird, besprochen zu werden. Ich hätte gerne von der Bun-
desregierung die Gründe dafür gewusst, warum dies nicht
in diesem Kreis besprochen worden ist.

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Herr Laumann, es ging zunächst einmal da-
rum, im Vorfeld Überlegungen zu entwickeln. Zu diesem
Zweck sind natürlich sowohl die Vertreter der Wirtschaft
als auch die Vertreter der Gewerkschaften einbezogen
worden. Die Entscheidungen über die Gesetzesänderung
fallen aber – das wissen Sie genauso gut wie ich – zuerst
im Kabinett und dann im Parlament, nicht jedoch im
Bündnis für Arbeit.

Das soll aber nicht heißen, dass nicht Teilbereiche des
Gesamtvorhabens im Bündnis für Arbeit erörtert werden.
Über diese Frage wird man sprechen müssen. Sie haben
Recht, dass man sich über dieses Thema offen unterhalten
muss; wenn aber in Teilbereichen Auffassungen strittig
bleiben, wird darüber der Gesetzgeber entscheiden müs-
sen. Das ist letztlich seine Aufgabe.


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1415100300
Kann ich noch
eine Nachfrage stellen?


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415100400
Als erstem
Fragesteller gebe ich Ihnen die Möglichkeit zu einer kur-
zen Nachfrage.


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1415100500
Bedeutet das,
was Sie eben gesagt haben, dass die Bundesregierung die-
ses Thema im Bündnis für Arbeit besprechen wird, bevor
darüber im Parlament entschieden wird?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Bevor darüber im Parlament entschieden
wird, wird es weitere Besprechungen – nicht nur formelle
Anhörungen – mit den beiden Sozialpartnern geben. Ob
das Thema konkret im Bündnis für Arbeit besprochen
wird, wird bei dem Treffen am 4. März erörtert werden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415100600
Eine Frage
des Kollegen Brandner.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1415100700
Herr Minister, das Institut
der deutschen Wirtschaft hat in einer Umfrage unter Ar-

beitgebern ermittelt, dass 70 Prozent der befragten Ar-
beitgeber dem System der betrieblichen Mitbestimmung
die Noten „gut“ bis „sehr gut“ geben. Zudem ist bekannt,
dass wir im Vergleich zu anderen Ländern die wenigsten
Streiktage haben und Konflikte auf der betrieblichen
Ebene ganz selten zu Verfahren vor Arbeitsgerichten oder
vor Einigungsstellen führen.

Können Sie sich erklären, warum die Arbeitgeber dem
Konzept der betrieblichen Mitbestimmung trotzdem eine
so deutliche Absage erteilt haben?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Ich kann es mir dadurch erklären, dass teil-
weise keine betriebliche Mitbestimmung vorhanden ist.
Wenn man sich vor Augen führt, dass man in Teilberei-
chen über die betriebliche Mitbestimmung zu wenig weiß
und gerade in Kleinbetrieben die Wahl von Betriebsräten
der Ausnahmefall ist, kann man darin eine der Ursachen
sehen. Ich baue sehr darauf, dass wir die Fragen der Mit-
wirkung, der Information und der Mitbestimmung – ich
möchte alle drei Komplexe ausdrücklich betonen –
zukünftig auch in Klein- und Mittelbetrieben vorteilhaft
und effizient beantworten können.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415100800
Eine Frage
der Kollegin Kumpf.


Ute Kumpf (SPD):
Rede ID: ID1415100900
Herr Minister, im Vorfeld der Aus-
einandersetzung um die Neufassung des Betriebsverfas-
sungsgesetzes wurden im Hinblick auf die Frauenförde-
rung durch die Betriebsverfassung sehr kritische Stimmen
laut. Wie sehen Ihre konkreten Überlegungen und Pläne
aus, Gleichstellungspolitik auch in der Betriebsverfas-
sung zu verankern, um den Frauen damit eine Chance zu
geben, ihren Platz in der Gesellschaft und im Beruf zu fin-
den?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Wir sehen in dem Gesetzentwurf erstmals
vor, dass nicht nur eine Soll-, sondern eine Mussbestim-
mung sicherstellt, dass die beiden Geschlechter entspre-
chend ihrer Stärke in den Belegschaften in den Betriebs-
räten vertreten sind. Ich meine persönlich, dass der
Schritt, den wir in dieser Frage gehen, ein sehr mutiger ist.

Wir sehen darüber hinaus durch Sollvorschriften vor,
dass beide Geschlechter bei der Besetzung von Gesamt-
betriebsrat und Konzernbetriebsrat entsprechend ver-
treten werden. Ich denke, dadurch werden wir eine we-
sentlich stärkere Vertretung von Frauen, die bisher unter-
repräsentiert sind, im Betriebsrat haben.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415101000
Eine Frage
des Kollegen Kolb.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1415101100
Herr Minister Riester,
es gab in den letzten Tagen nicht wenige Stimmen, die
äußerten, der von Ihnen vorgelegte Gesetzentwurf sei mit-
telstandsfeindlich. Der Wirtschaftsminister Ihrer Regie-




Karl-Josef Laumann
14752


(C)



(D)



(A)



(B)


rung hat sich diese Meinung zu Eigen gemacht und in
26 Punkten nachhaltig auf Änderung gedrungen. Können
Sie kurz darstellen, in welchen Punkten Sie auf den Wirt-
schaftsminister zugegangen sind und weshalb Sie glau-
ben, dass der Vorwurf der Mittelstandsfeindlichkeit jetzt
entkräftet ist?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und Sozial-
ordnung: Zuerst einmal muss man sich kritisch damit aus-
einander setzen, ob der generelle Vorwurf der Mittel-
standsfeindlichkeit berechtigt ist. Ich weiß natürlich, dass
die Kostenfrage differenziert betrachtet werden muss. Des-
wegen möchte ich Ihnen an einigen Punkten aufzeigen, in-
wiefern wir den Einwänden entgegengekommen sind.

Erster Punkt. Wir sind der Meinung, dass Sachverstän-
dige bei Änderungen im Betrieb – es geht insbesondere
um Betriebsschließungen, Teilbetriebsschließungen und
Verlagerungen – nur in Betrieben mit über 300 Beschäf-
tigten hinzugezogen werden sollen, weil dies Kosten ver-
ursacht. Das ist ein wichtiger Punkt.

Zweiter Punkt. Die ursprünglich im Referentenentwurf
vorgesehene Bildung von Ausschüssen, unabhängig von
der Größe der Betriebe, haben wir auf Betriebe mit über
100 Beschäftigten begrenzt. Auch dies wird sich kosten-
mäßig sofort auswirken.

Dritter Punkt. Wir haben die Freistellungsansprüche
neu geregelt. Wir haben zwar die im Referentenentwurf
vorgesehene Regelung, Mitglieder von Betriebsräten in
Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten freizustellen,
beibehalten. Aber wir haben die Freistellungsgrenze auf
Betriebe mit bis zu 2 000 Beschäftigten gestreckt. Auch
dadurch werden die Betriebe geringer belastet werden.

Das waren beispielhaft drei Punkte, in denen wir auf
die Einwände eingegangen sind.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415101200
Eine Frage
des Kollegen Dr. Grehn.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1415101300
Herr Minister, in der Presse-
konferenz wurde gesagt, dass die Verfahren bei den Eini-
gungsstellen beschleunigt werden sollen. Das ist von
enormer Bedeutung; denn wenn die Frist abläuft, endet
auch das Verfahren. Mich interessiert, wie das Verfahren
beschleunigt werden soll.

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Es geht nicht nur um eine Beschleunigung.
Wir möchten auch dafür sorgen, dass die Verfahren bei
den Einigungsstellen mit geringeren Kosten durchgeführt
werden. Dazu wird die Regierung die Sozialpartner einla-
den und mit ihnen über ihre Vorstellungen diskutieren.
Wir wollen auch erreichen, dass die gerichtlichen Bestel-
lungsverfahren abgekürzt werden und dass versucht wird,
die Kosten der Einigungsstellen zu verringern – eine
Überlegung, über die schon Jahre, wenn nicht sogar Jahr-
zehnte diskutiert wird. Leider ist in dieser Frage bisher
nichts erreicht worden. Wir werden die Lösung dieses
Problems zügig angehen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415101400
Eine Frage
der Kollegin Dr. Dückert.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415101500

Herr Minister, können Sie noch einmal genau erläutern,
wie die Mitbestimmung hinsichtlich der Änderung von
Arbeitsabläufen und Arbeitsplätzen, die in § 91 des
Betriebsverfassungsgesetzes geregelt ist, künftig ausse-
hen wird?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: § 91 sieht vor, dass der Betriebsrat dann,
wenn Änderungen der Arbeitsorganisation oder der
Arbeitsplätze erfolgen und gegen gesicherte arbeitswis-
senschaftliche Erkenntnisse verstoßen, sodass diese Än-
derungen die Beschäftigten in besonderer Weise belasten,
das Recht hat, Maßnahmen zum Ausgleich dieser Belas-
tungen zu verlangen.

Wir haben ursprünglich die in § 91 vorhandenen Be-
griffe „in besonderer Weise“ und „offensichtlich“ heraus-
genommen. Das hat insbesondere bei der Wirtschaft zu
der Sorge geführt, dass den Betriebsräten damit eine Mög-
lichkeit zur ständigen Intervention gegen Investitionsent-
scheidungen gegeben wird. Ich habe diese Einschätzung
nie geteilt. Ich bin auch nicht der Auffassung, dass die Be-
griffe „in besonderer Weise“ und „offensichtlich“ eine
solche Kernbedeutung haben. Dies haben wir trotzdem
korrigiert, um die zumindest aus meiner Sicht missver-
ständliche und ungerechtfertigte Kritik an den Betriebsrä-
ten zu entkräften.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415101600
Eine Frage
des Kollegen Hinsken.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1415101700
Herr Präsident, wenn
Sie gestatten, frage ich Herrn Minister Müller, der heute
an der Entscheidung des Kabinetts beteiligt war und si-
cherlich ebenfalls zu Wort kommen möchte.

Herr Bundesminister Müller, konnten Sie heute Mor-
gen in den Spiegel schauen?


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Lachen bei der SPD)


Sie sind doch der große Verlierer. Sie haben vollmundig
26 verschiedene Punkte angekündigt und müssen heute
kleinlaut beigeben, denn Sie konnten nur einen Bruchteil
dieser Punkte umsetzen. Ihre Aussagen bei der jüngsten
Pressekonferenz zeigen,


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Eine Frage!)

dass Sie nur vermelden können, ganz wenige Verände-
rungen erreicht zu haben. Es bleibt doch dabei, dass ers-
tens die Schwelle für die Freistellung von Betriebsräten
wie geplant sinkt


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Herr Hinsken, Sie müssen fragen!)


und zweitens die Zahl der Betriebsräte und weiterer Gre-
mien gerade in kleineren Betrieben steigt.




Dr. Heinrich L. Kolb

14753


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415101800
Herr Kol-
lege Hinsken, ich bitte Sie, auf die anderen Kollegen, die
noch fragen wollen, Rücksicht zu nehmen. Ich glaube, Sie
haben eine klare Frage gestellt, und nun hat der Herr Bun-
desminister das Wort zur Beantwortung.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1415101900
Deshalb nochmals: Was
haben Sie von dem, was Sie versprochen hatten, im Sinne
der Wirtschaft wirklich erreicht?


(Franz Thönnes [SPD]: „Konnten Sie heute Morgen in den Spiegel schauen?“ Das war die Frage!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415102000
Herr Bun-
desminister, bitte.

Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie: Lieber Herr Hinsken, die erste Frage
kann ich ganz einfach beantworten: Ich habe mich heute
Morgen wohlgemut im Spiegel gesehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Allerdings zunächst unrasiert!)


Muss ich die zweite Frage auch beantworten?


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415102100
Bitte sehr.

Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie: Ihre zweite Frage, Herr Hinsken, beant-
worte ich sehr gerne. Der wichtigste Punkt für BDA, BDI
und die anderen Verbände der Wirtschaft war die Ände-
rung des § 91. Herr Kollege Riester hat gerade gesagt,
dass die zunächst geplanten Änderungen nicht stattfin-
den; § 91 bleibt in der alten Fassung bestehen.

Für größere Unternehmen war die zwangsweise Bil-
dung eines Konzernbetriebsrates störend; ich kann das
nachvollziehen. Es bleibt bei der alten Regelung: Ein
Konzernbetriebsrat wird nur fakultativ gebildet. Es ist
also eine Kannbestimmung nach dem alten Recht.

Dann war ein konzerninterner Wirtschaftsausschuss
vorgesehen. Dessen Einführung ist jetzt nicht mehr ge-
plant. Etliche Regelungen, die insbesondere für mittel-
ständische Betriebe von 100 bis 300 Beschäftigten
störend sind, weil dort nicht unbedingt schon ein Perso-
naldirektor arbeitet, gelten künftig erst für Betriebe über
100 bzw. 300 Beschäftigte. – So könnte ich Ihnen noch ei-
nige Punkte mehr nennen.

Ich bitte Sie, freundlicherweise nicht davon auszuge-
hen, dass der Wirtschaftsminister der Meinung war, er
könne alle 26 teils nicht so wichtigen, teils wichtigeren
Punkte durchsetzen. Aber das, was aus meiner Sicht im
Interesse der Wirtschaft zu berücksichtigen war, ist
berücksichtigt worden. Deswegen komme ich auf die
erste Frage zurück: Ich kann wohlgemut in den Spiegel
schauen. – Das wird sich, Herr Hinsken, auch in Ihrem
Betrieb positiv bemerkbar machen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415102200
Eine zweite
Frage des Kollegen Brandner.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1415102300
Ich habe noch eine Frage an
Bundesarbeitsminister Riester: Ich entnehme Pressemit-
teilungen, dass große Unternehmen das geltende Be-
triebsverfassungsgesetz loben. Insbesondere weisen sie
darauf hin, dass technologische Veränderungen mithilfe
von Betriebsräten schneller umgesetzt und mit einer
größeren Akzeptanz durchgesetzt werden können. In klei-
neren Unternehmen – Sie haben selbst darauf hingewie-
sen – fehlen die Erfahrungen mit der Betriebsverfassung.
Ist es unter diesem Gesichtspunkt nicht sinnvoll, dass die
Bundesregierung ein öffentlich gefördertes Informations-
und Qualifizierungsprogramm zur Aufklärung über Mit-
bestimmung und deren Wirkung in Gang setzt, damit
diese positiven Wirkungen der Betriebsverfassung in der
Fläche eine größere Wirkung erlangen?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Darüber muss man nachdenken. Ich erinnere
in diesem Zusammenhang an das Programm zur Humani-
sierung der Arbeitswelt. Ein ähnliches Programm könnte
man auch hier vorsehen. Allerdings sollte die Information
über Mitbestimmung und Zusammenarbeit natürlich nicht
nur von der Bundesregierung, sondern auch von den So-
zialparteien, die dafür ja unmittelbar zuständig sind, in
entsprechendem Maße angegangen werden. Gleichwohl
nehme ich Ihre Anregung gerne auf.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415102400
Eine Frage
des Kollegen Koppelin.

Ich mache auf Folgendes aufmerksam: Ich verstehe
den Wunsch nach Zusatzfragen. Man muss nur wissen,
dass nicht mehr alle Kollegen an die Reihe kommen kön-
nen. Eine Zusatzfrage aus derselben Fraktion geht zulas-
ten eines anderen Fragestellers. Das muss die Fraktion
dann aber selbst klären.

Das Wort hat Herr Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1415102500
Meine Frage richtet sich
ebenfalls an den Wirtschaftsminister Müller. Herr Minis-
ter, haben Sie nach der getroffenen Entscheidung schon
einmal durchrechnen lassen, in welcher Größenordnung
Mehrbelastungen auf die Betriebe zukommen? Schließ-
lich haben Sie immer verkündet, dass Sie die Belastungen
der Betriebe, vor allem die Personalkosten, senken wol-
len; jetzt kommen wieder höhere Kosten auf die Betriebe
zu. Müsste es Sie nicht auch nachdenklich stimmen, dass
bei dieser Befragung der Bundesregierung vonseiten der
SPD nur Gewerkschaftssekretäre und keine Vertreter an-
derer Gruppierungen Fragen stellen?


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Dr. Uwe Küster [SPD]: In erster Linie fragen hier Abgeordnete! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Ich höre gerade, dass es keine anderen bei der SPD gibt.
Okay, dann muss ich das akzeptieren.






(C)



(D)



(A)



(B)


Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie: Zu Ihrer letzten Frage kann ich nichts
sagen, weil ich bisher noch keine Qualitätsunterschiede
habe feststellen können, die etwas damit zu tun hatten, ob
jemand ein Gewerkschaftsbuch hat oder nicht.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Ich schon!)

Zu der vielleicht etwas wichtigeren Frage: Das Institut

der deutschen Wirtschaft hat die Größenordnung der Kos-
ten, die durch die Reform des Mitbestimmungsgesetzes in
der zunächst beabsichtigten Form eventuell entstehen, er-
mittelt. Dieser Wert mag – Pi mal Daumen – stimmen, im-
mer unter der Voraussetzung, dass sich die Zahl der Be-
triebe mit Betriebsräten deutlich erhöht; diese Annahme
ist aber noch nicht gesichert.

Wenn Sie diese Kostenrechnung betrachten, dann
werden Sie feststellen, dass die Position „Freistellungen“
mit den höchsten Kosten verbunden ist. Vor dem Hinter-
grund, dass eine Entscheidung darüber zu treffen war, ob
wir den von Herrn Riester geplanten Anstieg der Be-
triebsratsgrößen plus den von Herrn Riester geplanten
Umfang der Freistellungen akzeptieren – beides zusam-
men hätte meiner Meinung nach zu viel Belastung be-
deutet –, haben wir uns darauf verständigt, das zu verrin-
gern, was wirklich Kosten verursacht. Deswegen wird,
wie Herr Riester gerade sagte, die Zahl der Freistellun-
gen in Betrieben mit 200 bis 2 000 Beschäftigten nicht
viel anders als heute sein; allerdings wird die Unter-
grenze bei 200 liegen.

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat für diesen
Fall deutlich gemacht, dass hierbei nicht die vollen Kos-
ten anfallen, weil ein Betriebsrat in einem solchen Betrieb
durch das bestehende Betriebsverfassungsgesetz mindes-
tens zur Hälfte implizit freigestellt ist. Wenn man diesen
ganzen Kostenblock aus den Berechnungen herausnimmt,
dann zeigt sich, dass nicht mehr sehr viel an Mehrkosten
bleibt.

Am 7. Februar habe ich in diesem Hause gesagt: Am
Ende wird etwas herauskommen, was eine gewisse Zu-
satzbelastung der Wirtschaft darstellt; diese Zusatzbelas-
tung muss aus meiner Sicht zumutbar sein. Was bei den
Kostenrechnungen nie beachtet wird, ist der Gewinn auf
der anderen Seite; denn die Mitbestimmung führt auch zu
unmittelbar besseren Betriebsergebnissen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.])


– Aber Herr Kolb, darüber kann man doch nicht ernsthaft
diskutieren. Unser Land hat in der Welt die geringsten
Streiktage; das muss doch seinen Grund haben. Wir sind
ein Land, das ohne jeden ernsten gesellschaftspolitischen
Disput die Anpassung an die Globalisierung bewältigt.


(Beifall des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD])

Ich möchte erleben, wie die deutsche Wirtschaft in diesem
Land Geschäfte macht, wenn es hier gesellschaftspoli-
tisch bedingte Unruhen gäbe. Solche Unruhen haben wir
nicht. In Friedenszeiten lassen sich sehr schön Geschäfte
machen. Bewerten Sie das einmal! Bewerten Sie einmal,
dass 70 Prozent der Unternehmen sagen: Wir sind mit der

Mitbestimmung sehr zufrieden. Das wird leider nie in
Mark und Pfennig ausgedrückt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415102600
Eine Frage
des Kollegen Gerald Weiß.

Gerald Weiß (Groß-Gerau) (CDU/CSU): Herr
Riester, ich habe eine Frage zu der skandalösen Verlet-
zung des Minderheitenschutzes in Ihrem Gesetzentwurf.


(Lachen des Abg. Detlev von Larcher [SPD])

Im Rahmen des vereinfachten Wahlverfahrens – Über-
gang zum Mehrheitswahlsystem in kleinen Betrieben –
kann es geschehen, dass 49,9 Prozent der Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmer qua Wahl nicht im Betriebsrat
vertreten sind, sondern dass dieser von einer Gruppe ein-
seitig beherrscht wird. Es kann sein, dass eine Abstim-
mungsmehrheit von 51 Prozent dazu führt, dass eine
Gruppierung 100 Prozent der Betriebsausschussmandate
erhält. Dasselbe gilt für die zu Recht als wichtig bezeich-
neten Freistellungen.

Wie können Sie es verantworten, dass durch solch ei-
nen Gesetzentwurf die Rechte von kleineren Gewerk-
schaftsgruppierungen und unabhängigen Betriebsräten
elementar verletzt werden?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Herr Kollege Weiß, ich kann Sie bezüglich
des von Ihnen angesprochenen Mehrheitswahlrechts
sehr leicht beruhigen: Bei Kleinbetrieben mit bis zu
50 Beschäftigten wird all das nicht auftreten, was Sie ge-
sagt haben. Da gibt es weder Ausschüsse noch Freistel-
lungen.

Jetzt schauen wir uns einmal das Mehrheitswahlrecht
an: Es handelt sich dabei um ein Persönlichkeitswahl-
recht. Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die im Betrieb
die Mehrheit bekommen, dann auch als Persönlichkeiten
gewählt werden. Ich bin nicht interessiert daran, dass wir
Proporzverteilungen vornehmen. Damit haben wir Erfah-
rungen gemacht.

Ich kann Sie deshalb völlig beruhigen: Bei Betrieben
bis zu 50 Beschäftigten gibt es ausschließlich das Mehr-
heitswahlrecht und dort tritt all das, was Sie gesagt ha-
ben, überhaupt nicht auf und kann auch nicht auftreten,
weil es dort keine Ausschüsse und keine Freistellungen
gibt.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das ist doch undemokratisch, was da geschieht!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415102700
Eine Frage
des Kollegen Staffelt.


Dr. Ditmar Staffelt (SPD):
Rede ID: ID1415102800
Herr Minister Müller, ich
darf Sie bitten, mir zuzuhören. Ich kann zwar verstehen,
dass Sie gerne mit Frau Künast reden, möchte aber Ihr






(C)



(D)



(A)



(B)


Gespräch trotzdem ganz kurz unterbrechen und Sie fra-
gen, ob Sie vor dem Hintergrund des Beschlusses des
Kabinetts zum Betriebsverfassungsgesetz irgendwelche
Einschränkungen für den Investitionsstandort Deutsch-
land sehen. Diesbezüglich hat es ja vielfältige Spekula-
tionen gegeben. Gibt es irgendwelche substanziellen
Veränderungen, die darauf hinweisen, dass etwa Investi-
tionen, die in Deutschland realisiert werden sollten, vor
dem Hintergrund dieser Maßnahmen nicht getätigt wer-
den?

Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie: Herr Kollege Staffelt, zunächst freue
ich mich, dass gerade Sie Verständnis dafür haben, dass
ich gerne mit Frau Künast rede.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das war so eine Art „Gute Besserung“!)


Auf Ihre Frage kann ich Ihnen zwei Antworten geben:
Das Ausland sieht in der Tat die deutsche Form der Mit-
bestimmung manchmal kritisch. Das ändert sich sofort,
wenn Sie mit ausländischen Investoren reden, die schon
zwei oder drei Jahre in diesem Lande tätig sind. Diese
wissen das dann zu schätzen. Ich sagte ja, es gab in dem
Entwurf einige kritische Punkte, die mir insbesondere von
der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer und der
Handelskammer Deutschland-Schweiz mitgeteilt wur-
den. Das wurde berücksichtigt. Ich erwarte keine negati-
ven Auswirkungen auf den Investitionsstandort Deutsch-
land.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415102900
Bezüglich
des zeitlichen Ablaufes würde ich vorschlagen, dass ich
noch zwei Fragen aus den Reihen der CDU/CSU, zwei
aus den Reihen der SPD und jeweils eine Frage vonseiten
der PDS und der F.D.P. zulasse. Falls die Grünen noch
eine Frage stellen wollen, so ist auch das möglich. – Gut,
Frau Dückert. Danach beende ich die Befragung der Bun-
desregierung.

Jetzt Herr Kollege Dr. Grehn, bitte.


Dr. Klaus Grehn (PDS):
Rede ID: ID1415103000
Herr Minister Riester, wel-
chen zusätzlichen Sachaufwand können Betriebsräte für
ihre Arbeit nach dem jetzt vorliegenden Referentenent-
wurf geltend machen? Inwieweit hat die Rechtsprechung
schon zugunsten dieses Mehraufwandes entschieden?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Das bezieht sich insbesondere auf die tech-
nischen Geräte. Wir hatten häufig das Problem, dass den
Betriebsräten entsprechende Informations- und Kommu-
nikationsmittel sowie Software nicht zur Verfügung ge-
stellt wurden. Das schließt aber Fortschritte in diesem Be-
reich nicht aus. Wichtig ist für uns, dass der Betriebsrat
die Ausstattung bekommt, die für die Durchführung sei-
ner Arbeit wichtig ist. Wir möchten dafür sorgen, dass die
Dinge, die – darauf weisen Sie zu Recht hin – häufig in
der Rechtsprechung streitig waren, künftig problemlos
bewilligt werden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415103100
Eine Frage
der Kollegin Baumeister.


Brigitte Baumeister (CDU):
Rede ID: ID1415103200
Herr Minister
Müller, stimmt es Sie eigentlich fröhlich, wenn Ihnen Ihr
Ministerkollege Riester sagt, über die Kosten könne man
nur spekulieren, man bewege sich da auf dünnem Eis?
Können Sie mir speziell sagen, wie hoch Sie die Kosten
schätzen, die auf den Mittelstand zukommen, und wie
hoch Sie umgekehrt die Vorteile für den Mittelstand
einschätzen?

Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie: Es handelt sich hier nicht um so klare
Sachverhalte wie bei der Aufstellung von Kassen-
büchern. Das sind spekulative Größenordnungen. Ich
habe doch gesagt, das Institut der deutschen Wirtschaft
unterstellt einfach, es gebe 50 Prozent mehr Betriebsräte
bezogen auf alle Betriebe. Auf einer solchen Basis
kommt man zu einer Schätzung der durch das neue
Gesetz verursachten Kosten, die irgendwo bei 2 Milliar-
den DM liegen. Aber es ist die Frage, ob sich die Zahl der
Betriebsräte tatsächlich in dem Umfang erhöht. Ich kann
nur anhand des Gesetzes vorgehen, wie es jetzt vorliegt.
Da könnte ich viele Dinge anführen. Ich will aber nur
ein Beispiel nennen, weil Herr Riester schon etliche
Dinge gesagt hat – ich auch –, die für Betriebe mit
100 bis 300 Beschäftigten nicht gelten.

Ich nehme nur einmal den Punkt, dass der Betriebsrat
– das ist sinnvoll – Vorschläge zur Beschäftigungssiche-
rung machen soll. Da gibt es nun eine Beratungspflicht.
Wenn der Arbeitgeber die Vorschläge ablehnt, dann soll er
das schriftlich begründen. Das gilt aber nicht für Betriebe
mit weniger als 100 Beschäftigten. Da entfällt dieser Kos-
tenblock und die Notwendigkeit, einen Schriftsatz zu fer-
tigen etc. Es sind Betriebe mit weniger als 100 oder mit
weniger als 300 Beschäftigten von vielen Bestimmungen
ausgenommen.

Deswegen wage ich die These: Ich sehe in diesem Ge-
setz – mit einer Ausnahme, nämlich dass die Zahl der Ar-
beitnehmer, die maßgeblich für eine Freistellung ist, von
300 auf 200 herabgesetzt wird; dafür ist in etwa ein hal-
bes Gehalt anzusetzen – nichts, was sich auf den Mittel-
stand, wenn ich ihn einmal bei 250 bis 300 Beschäftigten
ansetze, besonders kostenbelastend auswirkt. Sonst hätte
ich mit Herrn Riester noch länger verhandelt. Wir haben
uns so verständigt, dass meine Bedenken, die teilweise
nicht von der Hand zu weisen waren, wirklich berück-
sichtigt worden sind.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415103300
Eine Frage
des Kollegen von Larcher.


Detlev von Larcher (SPD):
Rede ID: ID1415103400
Ich habe eine Frage an
Herrn Minister Riester. Herr Minister, können Sie sich
und vielleicht auch mir erklären, warum der Führer der
größten Oppositionspartei heute in einem Rundfunkinter-
view einerseits sagte, dass seine Fraktion unseren Gesetz-
entwurf ablehnen werde, andererseits aber sagte, dass die




Dr. Ditmar Staffelt
14756


(C)



(D)



(A)



(B)


Betriebsverfassung natürlich reformiert und modernisiert
werden müsse, allerdings auf mehrfache Nachfragen kei-
nen einzigen Punkt nennen konnte, den er reformieren
möchte?


(Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Das ist keine Frage für eine Regierungsbefragung! Geradezu grotesk ist das hier! – Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Ihr werdet euch noch wundern!)


Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Herr Kollege Larcher, ich kann die Frage
nicht beantworten. Aber es wird noch Gelegenheit geben,
den Oppositionsführer zu fragen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415103500
Eine Frage
des Kollegen Brüderle.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1415103600
Herr Minister Riester, Sie
haben eben die Formulierung gewählt – ich habe es mir
notiert –, dass Sie den Vorstellungen von Herrn Bundes-
minister Müller entgegengetreten sind. Das ist auch mein
Eindruck. Herr Müller hat, nachdem er immer wieder de-
montiert wurde – das letzte Mal durch die Wegnahme der
Zuständigkeit für die Verbraucherpolitik –, eine Art ord-
nungspolitische Torschlusspanik gehabt und seine 26 Es-
sentials über die Presse veröffentlicht. Kann ich Ihre Aus-
führungen so verstehen, dass er in dreien seiner 26 Punkte
ein Stückchen Erfolg hatte?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Nein, das können Sie nicht so interpretieren.
Wenn Sie mir zugehört hätten, dann wüssten Sie, dass ich
wesentlich mehr aufgeführt habe. Ich kann es Ihnen, wenn
das für Sie wichtig ist, auch von der Quantität her sagen.
Wir haben uns nicht nur in elf Punkten, in denen wir un-
terschiedlicher Auffassung waren, auf einen Kompromiss
verständigt, sondern haben in anderen Punkten kreativ
eine Verbesserung entwickelt, beispielsweise was das
verkürzte Wahlverfahren angeht, von dem ich sage, dass
das jetzt Entwickelte der Sache wesentlich gerechter wird.
Es können die Vorwürfe, die immer wieder öffentlich er-
hoben worden sind, nämlich es wäre ein Hauruck-Verfah-
ren, eigentlich nicht mehr angeführt werden. Ich kann nur
sagen: Es war eine sehr konstruktive Debatte, die wir ge-
meinsam geführt haben. Der Gesetzentwurf, der uns jetzt
vorliegt, ist besser als der Referentenentwurf. Das war das
Ziel.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415103700
Eine Frage
der Kollegin Dückert.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415103800

Herr Minister Riester, können Sie uns eine Einschätzung
darüber geben, wie sich dieses neue Gesetz auf die Ent-
wicklung und auf die Durchsetzung des betrieblichen
Umweltschutzes in der deutschen Wirtschaft auswirken
wird?

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Es wird sich insofern auswirken, als dass
der betriebliche Umweltschutz ein Thema ist, über das
nicht nur der Betriebsrat – das ist schon jetzt in vielen Be-
trieben die selbstverständliche Praxis – informiert wird,
sondern worüber auch im Wirtschaftsausschuss gespro-
chen wird. Der Wirtschaftsausschuss ist das Gremium in
Unternehmen mit über 100 Beschäftigten, in dem über
wirtschaftliche Fragen des Unternehmens und auch über
Fragen des betrieblichen Umweltschutzes gesprochen
wird.

Ursprünglich sollte, was die Zuständigkeit des
Wirtschaftsausschusses betrifft, der Umweltschutz allge-
mein aufgenommen werden. Wir haben das korrigiert, um
Missverständnissen entgegenzutreten. Es geht jetzt um
den betrieblichen Umweltschutz, der in den Betrieben
natürlich eine große Bedeutung hat. Die Information der
Betriebsräte im Zusammenhang mit dem betrieblichen
Umweltschutz muss der Bedeutung dieses Themas ange-
messen sein.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415103900
Eine Frage
der Kollegin Wöhrl.


Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1415104000
Herr Minister, ein Ge-
setz, das auf Konsens angelegt sein sollte – so war es bis-
her immer –, wird im Dissens verabschiedet.


(Lachen bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: 1972! Schaut mal nach, was ihr da gemacht habt! 1972 ging die Welt unter! Jetzt geht sie wieder unter!)


Sie wissen genau, dass die vertrauensvolle Zusam-
menarbeit immer ein wichtiges Fundament in diesem Be-
reich gewesen ist. Es wäre für Notsituationen, die immer
wieder auftreten können – beispielsweise drohende Insol-
venzen –, wichtig gewesen, flexible Regelungen zu schaf-
fen,


(Erika Lotz [SPD]: Schnell raus mit den Leuten!)


die es den Betrieben ermöglichen zu überleben und damit
die Arbeitsplätze zu sichern.

Es gibt in den Betrieben schon zahlreiche Beispiele für
diese Handhabung. Aber die Praxis steht nicht immer mit
dem geltenden Recht oder mit den tarifvertraglichen Ver-
einbarungen im Einklang. Warum wurde bei der Novellie-
rung des Betriebsverfassungsgesetzes nicht eine Rege-
lung geschaffen, mit der man derartige betriebliche
Bündnisse auf eine einwandfreie rechtliche Grundlage
hätte stellen können? Herr Minister Müller scheint sich in
diesem Punkt nicht durchgesetzt zu haben.

Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und So-
zialordnung: Ich will zunächst auf Ihre Bemerkung ein-
gehen und dann Ihre Frage beantworten.

Mit Ihrer Bemerkung, dass das Betriebsverfassungsge-
setz in seinem Kern auf Konsens angelegt ist, haben Sie
völlig Recht. Wenn Ihre Bemerkung darauf abzielt, uns




Detlev von Larcher

14757


(C)



(D)



(A)



(B)


ein Angebot zu unterbreiten, dieses Gesetz im Konsens im
Parlament zu verabschieden, dann lade ich Sie gerne dazu
ein. Mich hat aber die Erklärung der Opposition – noch
bevor wir das Gesetz eingebracht haben –, dagegen stim-
men zu wollen, etwas irritiert.

Zu Ihrer Frage, Frau Kollegin Wöhrl. Die Mitbestim-
mung hat nicht nur in Einzelfällen, sondern in Zehntau-
senden Fällen gegen drohende Insolvenz gewirkt. Mit der
Arbeit der Betriebsräte kann einer drohenden Insolvenz
entgegengewirkt werden. Die Arbeit für Beschäftigungs-
sicherung und für die Abwehr von Insolvenzen mittels
mehr Information im Vorfeld zu verbessern – ich habe
vorhin ausgeführt, um was es geht: um Qualifikation – ist
ein Bestandteil dieses Gesetzes.

Ich habe Ihnen darüber hinaus aufgezeigt, welche sehr
krisenhaften Entwicklungen gerade in den 90er-Jahren
durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen Beleg-
schaftsvertretungen und Geschäftsleitungen abgewehrt
werden konnten. Das Betriebsverfassungsgesetz ist die
wichtige Grundlage, um die von Ihnen zu Recht aufge-
führten Punkte zu erfüllen.

Ich vermute, dass Sie mit Ihrer Frage auf tarifliche Lö-
sungen abgezielt haben.


(Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Nein!)

– Dann ist die Frage damit beantwortet.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415104100
Zum Ab-
schluss eine Frage des Kollegen Scholz.


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1415104200
Ich möchte den Minister Müller
fragen: Glauben Sie, dass mit der verstärkten Beschäfti-
gung der Betriebsparteien mit der betrieblichen Berufs-
bildung eine deutliche Stärkung des Wirtschaftsstandorts
Deutschland einhergehen wird?


(Gunnar Uldall [CDU/CSU]: Was wird er wohl antworten? – Gegenruf des Abg. Franz Thönnes [SPD]: Wir dürfen Sie ja nicht fragen, haben wir gerade gehört! Also seien Sie mit Zwischenrufen etwas ruhiger!)


Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie: Ich glaube, dass man diese Frage ein-
deutig bejahen kann.

Wenn ich richtig informiert bin, Herr Scholz, dann ist
es ja so, dass die CDU unlängst – ich glaube, es war ges-
tern – eigene Vorstellungen zum Betriebsverfassungsge-
setz entwickelt hat. Eine Reform ist nach Aussage der
CDU notwendig. Es ist bemerkenswert, dass die CDU
auch einen Punkt aufgreift, den die Wirtschaft gar nicht
so gerne sieht, und zwar die wirkliche, qualifizierte Mit-
bestimmung bei den Themen der beruflichen Fortbil-
dung.

Das heißt, dieses Thema ist überparteilich als eine der
notwendigen Maßnahmen zur Zukunftssicherung der Be-
triebe anerkannt.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Ich glaube auch, dass das so ist. Deswegen möchte ich
Ihre Frage tatsächlich rundum bejahen.


(Franz Thönnes [SPD]: Das hätte der Kollege Merz wissen sollen, dass auch die CDU das will! Warum weiß der Kollege Merz das nicht? Redet ihr nicht miteinander? – Ludwig Stiegler [SPD]: Keine Post zwischen der Doppelspitze!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415104300
Ich danke
den Fragestellern und den Kollegen der Bundesregierung
und beende die Regierungsbefragung.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:
Fragestunde
– Drucksachen 14/5269, 14/5308 –

Wir kommen zunächst zu den dringlichen Fragen. Sie
beziehen sich auf den Geschäftsbereich des Auswärtigen
Amtes. Zur Beantwortung der Fragen ist Staatsminister
Dr. Ludger Volmer anwesend.

Ich rufe die dringliche Frage 1 des Kollegen Eckart von
Klaeden auf:

Wer hat die Reise finanziert, mit der der heutige Bundesmi-nister des Auswärtigen, Joseph Fischer, entgegen seiner bisheri-gen Aussage nach Angaben des ARD-Magazins „Report“ (12. Fe-bruar 2001) 1969 in Algerien an einer gegen Israel gerichtetenPropagandakonferenz der PLO teilgenommen hat, auf der Paläs-tinenserführer Yassir Arafat zum Kampf gegen Israel bis zum„Endsieg“ aufrief?

(Erika Lotz [SPD]: Klaeden die Neunte oder wie? – Ludwig Stiegler [SPD]: Unser Historiker! Fischers Biograf!)


D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415104400
Herr Kollege Klaeden, es handelte sich damals um
eine Reise des SDS. Über die Finanzierung ist nichts be-
kannt.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415104500
Eine Zu-
satzfrage.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1415104600
Zunächst einmal
möchte ich meine weiteren Fragen und auch die Zusatz-
fragen mit der Erwartung verbinden, dass uns, wenn sich
das Erinnerungsvermögen beim Außenminister wieder
einstellt oder die Bundesregierung eine neue Erkenntnis
gewinnt, schriftlich auf die Fragen geantwortet wird. Falls
Sie also die Gelegenheit haben, den Herrn Außenminister
zu fragen, ob er sich an die Finanzierung erinnern kann,
erwarte ich, dass uns, falls eine entsprechende Antwort
von ihm kommt, vernünftig geantwortet wird.

Meine erste Zusatzfrage bezieht sich auf das „Spie-
gel“-Interview mit Außenminister Fischer, das in der Aus-
gabe vom 8. Januar dieses Jahres erschienen ist. Darin hat
er auf die Frage nach einem Aufenthalt 1970 in einem
PLO-Camp in Jordanien geantwortet:

Oh, ja! Sonst noch was? Ich war 1966 auf einer völ-
lig unpolitischen Tramp-Tour im Nahen Osten. Erst
in den Neunzigerjahren bin ich wieder nach Israel
und in die arabischen Länder gekommen: als Außen-
minister.




Bundesminister Walter Riester
14758


(C)



(D)



(A)



(B)


Meine Frage ist: Warum hat Herr Bundesminister
Fischer nicht seinen Aufenthalt in Algerien erwähnt und
für wie beschädigt hält die Bundesregierung das Erinne-
rungsvermögen des Außenministers?


(Ludwig Stiegler [SPD]: Warum hat Herr Landowsky seine Spenden nicht erwähnt? – Erika Lotz [SPD]: Sie waren da doch erst vier Jahre alt! Da haben Sie alles schon mitbekommen!)


D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415104700
Zu Ihrer Eingangsbemerkung, Herr von Klaeden:
Ich habe gerade selber noch mit dem Außenminister da-
rüber sprechen können. Er erinnert sich in der Tat nicht an
die Finanzierung. Sollte sie noch bekannt werden, be-
kommen Sie das schriftlich nachgereicht.

Zu dem „Spiegel“-Zitat. Nicht zum Duktus der Ant-
wort, aber zum Gehalt des Gesprächs und zum Kern der
Frage des „Spiegel“, nämlich ob Herr Fischer in dem
PLO-Trainingscamp gewesen sei, kann ich eindeutig sa-
gen: Nein.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben! Sie waren noch nie auf einer Konferenz!)


Sie wissen doch, wie „Spiegel“-Gespräche verlaufen. Da
zählt manchmal auch die Unterhaltsamkeit.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415104800
Eine zweite
Zusatzfrage.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1415104900
Ich schlage vor,
dass man der Wahrheit den Vorzug vor der Unterhaltung
gibt.

Ich darf aber trotzdem eine weitere Frage stellen. Sie
wissen, dass auf dieser Konferenz, an die sich der Außen-
minister neuerdings erinnern kann, eine Resolution ver-
abschiedet wurde. In der Resolution heißt es:

Die Versammlung vertraut darauf, dass der Endsieg
dem palästinensischen Volk gehören wird und es ihm
gelingen wird, ganz Palästina zu befreien.

Meine Frage ist: Hat der heutige Außenminister damals
dieser Resolution zugestimmt?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415105000
Nein, der Außenminister hat diese Veranstaltung
nach circa einer Stunde verlassen, weil sie ihm zu lang-
weilig war.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Daran kann er sich genau erinnern!)


Seine politische Haltung zur Nahostpolitik ist ja wohl völ-
lig eindeutig. Eindeutiger könnte sie nicht sein, wie sich
auch an der heutigen Politik des Außenministers erweist.

Die Grundlinie des Außenministers gegenüber Israel
und in Bezug auf die Nahost-Politik lautet:


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Hilflose Antwort!)


Erstens. Deutschland hat wegen der historischen Be-
lastung im Zusammenhang mit dem Holocaust eine dau-
erhafte Verantwortung.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aus anderen Gründen nicht?)


Zweitens. Deutschland übernimmt Mitgarantien für
das Existenzrecht Israels.

Drittens. Deutschland beteiligt sich daran, dass zwi-
schen Israel und Palästina ein Frieden auf der Basis von
Verständigung entsteht. Dafür steht Joschka Fischer – wer
ihn kennt, weiß das – seit mindestens 20 Jahren und auch
heute als Außenminister.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415105100
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Lippelt.


Dr. Helmut Lippelt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415105200

Herr Staatsminister, da Sie früher einmal mit mir zusam-
men im Vorstand derselben Partei waren und wir zu vie-
len Parteikongressen Gäste aus aller Welt eingeladen ha-
ben und CDU und F.D.P. und andere Parteien es genauso
gemacht haben: Ist Ihnen irgendein Fall bekannt, in dem
ein geladener Gast mit dem Unsinn identifiziert wurde,
den die Delegierten einer Partei beschlossen?


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Algerien!)

So haben wir beispielsweise auch bei Veranstaltungen der
CDU gesessen und ich denke, wir haben uns nicht mit
dem identifiziert, was die CDU damals beschlossen hat.


(Heiterkeit bei der SPD – Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Das war auch kein Parteitag!)


D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415105300
Herr Kollege Lippelt, es werden ständig Resolutio-
nen verabschiedet, bei denen man 20 Jahre später kaum
noch nachvollziehen kann, inwiefern sie triftig gewesen
sein sollen.

Seitdem Joschka Fischer als politischer Akteur auf der
Bundesebene tätig ist, ist seine Haltung so eindeutig, wie
man dies nur bei wenigen Kolleginnen und Kollegen fin-
den wird.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415105400
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1415105500
Herr Präsident, ich darf
zuvor zur Geschäftsordnung fragen: Da der Staatsminis-
ter zwei dringliche Fragen beantwortet hat, gehe ich da-
von aus, dass ich auch zweimal die Möglichkeit habe zu
fragen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415105600
Die Frage 2
des Kollegen von Klaeden ist noch nicht aufgerufen. Bei
dieser Frage können Sie eine Zusatzfrage stellen.




Eckart von Klaeden

14759


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1415105700
Herr Staatsminister, kön-
nen Sie sich vorstellen, dass man ganz nachdenklich wird,
wenn man weiß, dass der jetzige Außenminister damals zu
dieser Tagung – mit diesen Beschlüssen – in Algerien
gewesen ist, und zur Kenntnis nehmen muss, dass sich
Minister Fischer heute zu den Hinrichtungen in Palästina
in keiner Weise geäußert hat, obwohl wir doch auch in
diesem Hause alle immer der Auffassung gewesen sind,
dass wir uns gegen Todesstrafe und Hinrichtungen aus-
sprechen, und obwohl sich auch das Außenministerium
bei vielen Gelegenheiten dankenswerterweise geäußert
hat? Nun äußert es sich erstaunlicherweise bei dieser
Frage überhaupt nicht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Unterstellung! Das stimmt überhaupt nicht!)


D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415105800
Herr Koppelin, Sie sprechen ein grundsätzliches
Problem an, nämlich in welcher Tonlage und in welcher
Form die Menschenrechtsverletzungen, die im Nahost-
Prozess von verschiedenen Seiten begangen wurden, an-
gesprochen werden sollen. Ich kann Ihnen versichern,
dass alle diese schrecklichen Ereignisse in Gesprächen,
die wir mit beiden Seiten auf unterschiedlichsten Ebenen
führen, sehr deutlich angesprochen werden. Im Moment
ist es aber nicht der richtige Stil, große öffentliche Er-
klärungen seitens der Bundesregierung abzugeben.

Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass wir ge-
nau dieses Thema heute Morgen im Auswärtigen Aus-
schuss intensiv besprochen haben. Ich kann mich nicht er-
innern, dass ein F.D.P.-Abgeordneter dort das Wort
ergriffen hat.


(Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Früher konnte es den Grünen nicht laut genug sein! – Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Sie müssen auf meine Frage antworten und nicht schildern, was im Auswärtigen Ausschuss lief ! – Ludwig Stiegler [SPD]: Keine Kommunikation!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415105900
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Schockenhoff.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1415106000
Herr
Staatsminister, Bundesminister Fischer hat als Delegati-
onsmitglied des Sozialistischen Deutschen Hochschul-
bundes – –


(Ludwig Stiegler [SPD]: Studentenbund!)

– Sozialistischer Deutscher Studentenbund. Sie kennen
sich in einschlägigen Kreisen besser aus, Herr Stiegler.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Selbstverständlich! Man muss präzise sein!)


Ich möchte die Frage aber gerne dem Herrn Staatsminis-
ter stellen.

Nachdem es dem Bundesminister nach einer Stunde zu
langweilig geworden ist, wurde eine Resolution verab-
schiedet, die zum „Endsieg gegen Israel“ auffordert.


(Detlev von Larcher [SPD]: Was hat er da gemacht?)


Hat sich denn der Bundesminister im Nachhinein von die-
ser nationalsozialistischen Wortwahl distanziert oder was
hat er unternommen, um diesen Sprachgebrauch zu ver-
hindern?


(Ludwig Stiegler [SPD]: Warum waren Sie nicht selber dabei? – Uwe Hiksch [PDS]: Kommen Sie sich bei Ihrer Frage nicht dumm vor?)


D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415106100
Sehen Sie, die Diskussion verläuft immer nach der-
selben Methode: Der Außenminister wird in einen Topf
geworfen, in den er nicht hineingehört, und dann wird von
ihm gefordert, sich zu distanzieren.

Der Außenminister hat sowohl in seiner formellen
Funktion als auch früher als Privatmann nicht die gerings-
te Tendenz gezeigt, das Existenzrecht Israels in Zweifel
zu ziehen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Warum ist er da denn hingegangen?)


Diese Reisen hat er damals übrigens zusammen mit sei-
nem engsten Freund Daniel Cohn-Bendit gemacht,


(Ernst Burgbacher [F.D.P.]: Auch das noch! – Weitere Zurufe von der F.D.P.)


der, wie Sie wissen, jüdischer Herkunft ist, weshalb wohl
auszuschließen ist, dass dort ein prinzipiell antiisraeli-
scher Duktus vertreten wurde.


(Detlev von Larcher [SPD], zur CDU/CSU gewandt: Das ist nur peinlich, was Sie da machen! – Uwe Hiksch [PDS]: Peinlich, peinlich! Wenn die fünfte Reihe mal etwas sagen darf!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415106200
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Weisskirchen.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1415106300
Herr Staats-
minister, würden Sie bitte einmal kommentieren, was ge-
schehen würde, wenn wir hier oder etwa die Kollegen im
Bayerischen Landtag an den Herrn Ministerpräsidenten
Stoiber die Frage stellen würden, was er in jener Zeit, zum
Beispiel in den 60er-Jahren, als er Franz Josef Strauß di-
rekt zugearbeitet hat und Franz Josef Strauß enge Kon-
takte zu bestimmten Rechtsdiktatoren gepflegt hat,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Pinochet!)

getan hat. Ist es sinnvoll, solche Fragen heute in unseren
Parlamenten zu debattieren?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415106400
Herr Weisskirchen, Sie haben jetzt einen Extremtyp
der Kooperation genannt, der in früherer Zeit gang und
gäbe war. Sicherlich ist es sinnvoll, auch dies historisch
aufzuarbeiten.

Bezogen auf die arabische Welt kann man allerdings
sagen, dass wir damals und auch heute vor der schwieri-
gen Aufgabe stehen, unsere besondere Verantwortung, die
wir Israel gegenüber haben, mit den berechtigten Inte-






(C)



(D)



(A)



(B)


ressen, die wir gegenüber dem arabischen Raum haben
und die dieser uns gegenüber hat, auszubalancieren. Das
ist eine nicht immer ganz einfach zu gestaltende Politik.
Deshalb läuft das meiste davon nicht öffentlich und in lau-
ten Tonlagen ab.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415106500
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Hauser.


Norbert Hauser (CDU):
Rede ID: ID1415106600
Herr Staatsmi-
nister, meine Frage stelle ich vor dem Hintergrund, dass
ich gerade vom Kollegen Lippelt lernen konnte, dass er
sich in Zukunft problemlos auch von der NPD einladen
lassen darf,


(Uwe Hiksch [PDS]: Ist das ein Schmarren! – Detlev von Larcher [SPD]: Das ist nur peinlich!)


da er sich, wenn er einer solchen Einladung folgt, nicht
unbedingt mit den Inhalten der NPD identifizieren muss.
So hat Herr Lippelt es gerade ausgedrückt. Meine Damen
und Herren, Sie werden dies dem Protokoll entnehmen
können.

Angesichts dessen, dass hier gesagt wird: „Wenn ich ir-
gendwohin eingeladen bin, gehe ich da zwar hin, identifi-
ziere mich aber nicht mit den Inhalten“ – das war die Aus-
sage des Kollegen Lippelt, die mich zu dieser Nachfrage
veranlasst hat –,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Setzen Sie die CDU/CSU mit der NPD gleich?)


frage ich Sie, Herr Staatsminister, ob Sie die Einschätzung
teilen können, dass man sich, wenn man zu einer Veran-
staltung geht, von der man erwarten muss, dass dabei et-
was herauskommt – zum Beispiel, dass eine Resolution
verabschiedet wird,


(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum wollen Sie denn zur NPD?)


in der es wörtlich heißt, Frau Kollegin: „Die Versamm-
lung vertraut darauf, dass der Endsieg dem palästinensi-
schen Volk gehören wird und es ihm gelingen wird, ganz
Palästina zu befreien“ –, auch Gedanken darüber machen
muss, wer einlädt, welcher Einladung man folgt und zu
welchen möglichen Ergebnissen eine Veranstaltung führt.

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415106700
Herr Hauser, wir sprechen über Ereignisse, die vor
32 Jahren stattgefunden haben. Damals hat die gesamte
deutsche Politik darum gerungen, ihr Verhältnis zu Israel
richtig zu gestalten und das Dreiecksverhältnis zu Israel
und zur arabischen Welt auszutarieren. Dabei wurde vie-
les experimentell durchgespielt. Es wurden zahlreiche
Gespräche geführt. Ich erinnere mich zum Beispiel leb-
haft an die vielen Reisen des Abgeordneten Möllemann in
diese Region.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf welchen Kongressen war er denn da?)


Aus all dem hat sich ein Verständnis von Nahostpolitik
geformt, das heute sehr genau definierbar ist, das im eu-
ropäischen Kontext angesehen ist und für das der Außen-
minister mit seiner ganzen Persönlichkeit einsteht. Das ist
überhaupt nicht zweifelhaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415106800
Noch eine
Zusatzfrage und dann kommen wir zur zweiten dringli-
chen Frage. – Frau Kollegin Bonitz, bitte.


Sylvia Bonitz (CDU):
Rede ID: ID1415106900
Herr Staatsminister, ich
möchte auf das Zitat zurückkommen, das der Kollege von
Klaeden dem „Spiegel“ vom Januar entnommen hat.
Stimmen Sie mir zu, dass zwischen dem Zitat – ich nenne
es hier noch einmal –:

Fischer: Ich war 1966 auf einer völlig unpolitischen
Tramp-Tour im Nahen Osten. Erst in den Neunziger-
jahren bin ich wieder nach Israel und in die arabi-
schen Länder gekommen: als Außenminister

und dem späteren Eingeständnis des Außenministers, dass
er 1969 in Algerien doch an einer PLO-Konferenz teilge-
nommen hat, ein Widerspruch liegt, den man gemeinhin
so deuten würde, dass der Außenminister in dem „Spie-
gel“-Interview die Unwahrheit gesagt hat?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415107000
Frau Bonitz, ich weiß nicht, ob der „Spiegel“ Sie
schon jemals zu einem Redaktionsgespräch eingeladen
hat.


(Zuruf von der PDS: Vielleicht ab heute!)

Sonst wüssten Sie, dass man dort nicht die Möglichkeit
hat, den „Spiegel“-Redakteuren die eigene Lebensge-
schichte zu erzählen, sondern dass der „Spiegel“ das
Gesagte anschließend unter den Aspekten des Wahr-
heitsgehalts, aber auch der griffigen und prägnanten
Formulierung zusammenfasst.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber man autorisiert ein Interview! – Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Der Text wird Ihnen vorgelegt! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das heißt, Sie können antworten, was Sie wollen, wenn der „Spiegel“ Sie etwas fragt!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415107100
Ich rufe
nunmehr die dringliche Frage 2 des Kollegen von
Klaeden auf:

Kann Bundesminister Joseph Fischer ausschließen, dass er in
dieser Zeit die damalige militante und für ihre Flugzeugent-
führungen berüchtigte Organisation PFLP des Arztes Dr. G. H. zu-
mindest verbal unterstützt hat?

Herr Staatsminister, Sie haben das Wort.

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415107200
Da die Bundesregierung nicht über Wortprotokolle
aus den Jugendjahren von Bundesminister Fischer verfügt




Staatsminister Dr. Ludger Volmer

14761


(C)



(D)



(A)



(B)


und Fragen wie diese nicht ernsthaft auf die tatsächliche
Haltung von Bundesminister Fischer zu Israel und Paläs-
tina zielen, wie ich gerade erläutert habe, kann die Bun-
desregierung dazu keine Stellung nehmen.

Im Übrigen, wenn ich mir die Frage noch einmal genau
anschaue, sehe ich: Es gibt darin einen inhaltlichen Wi-
derspruch zu den Vorwürfen, die Sie gerade erhoben ha-
ben. Sie können Herrn Fischer unterstellen, er habe ent-
weden mit der PLO oder aber mit Habasch sympathisiert.
Beides gleichzeitig geht aber nicht, da sie untereinander
erheblich verfeindet waren.


(Ludwig Stiegler [SPD]: So viel Unterscheidungsvermögen hat Herr von Klaeden nicht!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415107300
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1415107400
Herr Staatsminis-
ter, da ich zunächst keine Vorwürfe erhebe, sondern Fra-
gen stelle und Sie gerade mitgeteilt haben, dass die Tatsa-
che, dass Daniel Cohn-Bendit 1969 an einer PLO-
Konferenz teilgenommen hat, dazu geführt haben muss,
dass es auf dieser Konferenz keine antiisraelischen oder
antizionistischen Äußerungen gab, würde ich sagen: Es ist
bei der Logik, die Sie anwenden, durchaus angebracht,
auch diese zweite Frage gestellt zu haben.


(Detlev von Larcher [SPD]: Nur dumm und peinlich, Herr von Klaeden!)


Jetzt zu meiner Zusatzfrage. Ist Ihnen bekannt oder
kann sich der Außenminister noch daran erinnern, wie die
damaligen Veranstalter dieser PLO-Unterstützerkonfe-
renz in Algier auf den Namen des heutigen Bundesminis-
ters Joseph Fischer gekommen sind und wie damals die
Ansprache und die Organisation der Reise erfolgten?


(Lachen bei der SPD)


D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415107500
Es war, wie gesagt, eine Reise des SDS. Der SDS
hat die Delegation zusammengestellt. Wie das Prozedere
war, weiß ich nicht. Ich weiß im Moment übrigens auch
nicht, wer außer Fischer dabei war. Cohn-Bendit habe ich
vorhin als Indiz dafür genannt, dass Fischer, der damals
schon mit Cohn-Bendit befreundet war, mit Sicherheit
nicht antijüdisch eingestellt war. Ob Cohn-Bendit an die-
ser Reise teilgenommen hat, entzieht sich im Moment
meiner Kenntnis.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415107600
Eine zweite
Zusatzfrage.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1415107700
Es wird immer
verwirrender. Trotzdem will ich die zweite Frage stellen:
Herr Staatsminister, gab es nach der Unterstützungskon-
ferenz in Algier Kontakte des heutigen Bundesministers
des Auswärtigen, Joseph Fischer, zu palästinensischen
Organisationen, die zum bewaffneten Kampf gegen Israel
aufgerufen oder ihn durchgeführt haben? Oder gab es

Kontakte zu Personen, die solchen Organisationen an-
gehört haben? Und wie waren diese Kontakte gestaltet?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415107800
Die Frage, welche Kontakte Joschka Fischer da-
mals, in seiner Jugend, hatte, kann ich Ihnen nicht präzise
beantworten. Ich kann Ihnen nur sagen, dass fast alle, die
damals an den Universitäten oppositionelle Politik betrie-
ben und sich dabei insbesondere um internationale Soli-
darität bemühten, engste Kontakte sowohl zu jüdischen
als auch zu palästinensischen Bürgern und Organisatio-
nen hatten. Aus diesen Kontakten, die teilweise heute
noch bestehen, erwuchsen fruchtbare Dialoge, die in eine
Politik der Bundesregierung einmündeten, die heute von
allen Seiten als konstruktiv empfunden wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415107900
Eine Frage
des Kollegen Koppelin.


(Detlev von Larcher [SPD]: Dass der Koppelin da mitmacht, nehme ich ihm richtig übel!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1415108000
Herr Staatsminister, da
hier verschiedene Beschlüsse angesprochen wurden, die
damals in Algerien gefasst wurden, und Sie immer wieder
ausweichen und sagen, das seien Jugendsünden – so will
ich es einmal formulieren –, möchte ich fragen: Wie er-
klären Sie sich, dass jemand vom Bundesaußenminister
im Planungsstab des Auswärtigen Amtes eingestellt
wurde, nämlich Joscha Schmierer – „Joscha“ ist wohl ein
erfundener Vorname –,


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: HansGerhart heißt der wirklich!)


der erst 1997 in der berühmten Zeitschrift „Kommune“,
die Ihnen nicht unbekannt sein sollte, zu Kambodscha und
Pol Pot sagte: Pol Pot kann sich sagen, dass die Vorsicht
noch lange nicht ausreichend war; Hun Sen – das ist der
jetzige Präsident in Kambodscha – und seine Anhänger
hätten unschädlich gemacht werden müssen? – Finden Sie
das richtig? Das passt doch zu dieser Geisteshaltung. Fin-
den Sie es richtig, dass solche Leute erst vor zwei Jahren
im Auswärtigen Amt eingestellt wurden?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415108100
Herr Koppelin, Sie haben genau zu diesem Komplex
zwei ordentliche Fragen gestellt. Jetzt weiß ich nicht, ob
ich das als Zusatzfrage zu dieser Frage auffassen oder im
Zusammenhang mit dem eigentlichen Komplex beant-
worten soll.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Wie Sie möchten!)

In der Tat: Im Auswärtigen Amt – das ist die Antwort

auf Ihre Frage 41 – wurde Hans-Gerhart Schmierer ein-
gestellt. Dieser ist als Europaexperte im Auswärtigen Amt
aktiv und sehr angesehen.


(Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Von wem?)





Staatsminister Dr. Ludger Volmer
14762


(C)



(D)



(A)



(B)


Wenn der Außenminister in Frankreich als Europäer des
Jahres geehrt wird und der außenpolitische Sprecher der
CDU/CSU-Fraktion, Karl Lamers, die Fairness und den
Anstand besitzt, dem Außenminister dafür öffentlich zu
gratulieren, dann erstreckt sich diese Gratulation auch auf
Herrn Schmierer, der zum großen Teil die theoretische
Konzeption erarbeitet hat.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415108200
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Schockenhoff.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1415108300
Herr
Staatsminister, Sie haben auf die erste Frage des Kollegen
von Klaeden geantwortet, es sei bekannt, dass Bundesmi-
nister Fischer mit seinem Freund Cohn-Bendit zu dieser
Konferenz gefahren sei. Auf die zweite Frage haben Sie
geantwortet, es entziehe sich Ihrer Kenntnis, ob er mit sei-
nem Freund Cohn-Bendit gereist sei. Welche von Ihren
beiden Antworten war richtig und welche falsch? Können
Sie ausschließen, dass Bundesminister Fischer auf dieser
Konferenz das Wort ergriffen hat? Was hat er dort gesagt?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf arabisch! – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die zweite Zusatzfrage!)


Können Sie ausschließen, dass sich Bundesminister
Fischer nicht daran erinnern kann, wer die anderen Teil-
nehmer in der Delegation des Sozialistischen Deutschen
Studentenbundes waren?


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415108400
Ich bitte da-
rum, dass jetzt wirklich kurze Fragen gestellt werden.

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415108500
Ich habe vorhin versucht, deutlich zu machen, dass
zu dem Zeitpunkt, zu dem die Reise stattfand, Joschka
Fischer bereits mit Daniel Cohn-Bendit befreundet war
und aufgrund der ständigen Diskussionen mit Cohn-Bendit,
der jüdischer Herkunft ist, nie in die Gefahr geriet, sich
grundsätzlich antijüdisch oder antiisraelisch zu po-
sitionieren. Ob Cohn-Bendit bei dieser Reise dabei war,
weiß ich nicht. Ich kann das nicht ausschließen. Ich werde
nachfragen und zu recherchieren versuchen, wer sonst
noch bei dieser SDS-Reise dabei war.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das sollen die doch selbst machen! Wieso müssen wir das machen?)


Ansonsten gibt es über die Diskussion meines Wissens
keine Protokolle. Wir jedenfalls haben keine Protokolle
darüber, wie palästinensische Kongresse 1969 im Einzel-
nen diskutierten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415108600
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen van Essen.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1415108700
Herr Staatsminister, könn-
ten Sie, nachdem Sie bisher die klaren Fragen 41 und 42
des Kollegen Koppelin nicht beantwortet haben, bitte so
freundlich sein, das jetzt zu tun?

D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415108800
Herr van Essen, wenn der Herr Präsident diese Fra-
gen aufruft, werde ich sie sofort beantworten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415108900
Es liegt im
Ermessen des Staatsministers, ob er eine nicht als dring-
lich bezeichnete Frage jetzt oder später beantwortet. Der
Staatsminister hat darauf geantwortet.

Eine Zusatzfrage des Kollegen Uhl, und dann müssen
wir gleich zu der Beantwortung der regulären Fragen
überleiten.


(Widerspruch bei Abgeordneten der [CDU/CSU])


– Ich kann es nicht ändern, aber wir müssen auch Rück-
sicht auf die anderen Kollegen nehmen. Auch sie haben
ein Anrecht darauf, hier noch zu Wort zu kommen.


(Beifall bei der SPD)

Ich lasse noch eine Frage zu: Kollege Uhl.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Ich ziehe zurück!)


– Kollege Uhl zieht seine Frage zurück. Dann kann Kol-
lege Ramsauer noch eine Frage stellen. Das ist dann der
Schlusspunkt, es sei denn, jemand aus der sozialdemo-
kratischen Fraktion möchte noch eine Frage stellen.


Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1415109000
Herr Staatsminis-
ter, Sie haben gesagt, dass Fischer die Konferenz nach ei-
ner Stunde verlassen hat.


(Erika Lotz [SPD]: Aus Langeweile!)

Können Sie ausschließen, dass Fischer in der einen
Stunde, die er teilgenommen hat – wenn auch vielleicht
gelangweilt –,


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: So sind Spontis!)


selbst das Wort ergriffen hat?

(Susanne Kastner [SPD]: Du lieber Gott! Was soll das jetzt?)


D
Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415109100
Nach dem, was ich in Erfahrung gebracht habe, hat
Fischer mit einigen Freunden des SDS diese Sitzung we-
gen erwiesener Langweiligkeit verlassen und sich statt-
dessen Algier angeschaut.


(Detlev von Larcher [SPD]: Und wann war er auf der Toilette und mit wem und warum?)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415109200
Damit ver-
lassen wir den Komplex der dringlichen Fragen und da-
mit zunächst auch Ihren Geschäftsbereich, Herr Staatsmi-
nister. Ich danke Ihnen.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Gesundheit. Zur Beantwortung steht die
Parlamentarische Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch
zur Verfügung.




Staatsminister Dr. Ludger Volmer

14763


(C)



(D)



(A)



(B)


Ich rufe die Frage 1 des Kollegen Dr. Ilja Seifert auf:

(PID G Herr Kollege Seifert, ich möchte die Frage 1 und die Frage 2 gern gemeinsam beantworten, weil es meiner Meinung nach zwischen diesen beiden Fragen einen Sachzusammenhang gibt. Dann rufe ich auch die Frage 2 des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert auf: DBR)

Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1415109300
Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415109400

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1415109500
Vor der Entscheidung
über gesetzliche Regelungen in diesem Bereich sollte nach
Auffassung der Bundesregierung die begonnene Debatte
über die Fortpflanzungsmedizin und damit auch über die
Präimplantationsdiagnostik nunmehr im Bundestag inten-
siv fortgesetzt werden.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass der Diskus-
sionsprozess interdisziplinär und fraktionsübergreifend
erfolgt und angesichts der grundlegenden Bedeutung der
zu treffenden Entscheidung für verschiedene Grund-
rechtspositionen der Betroffenen, wie zum Beispiel den
Schutz des Lebens und der körperlichen Unversehrtheit,
Menschenwürde und Freiheit der Forschung, aber auch
für die Gesellschaft insgesamt eine sorgfältige und einge-
hende Diskussion geboten ist. Die Bundesregierung will
den Ergebnissen dieser Diskussion nicht vorgreifen.

Die Einbringung eines Gesetzentwurfs kann erst am
Ende dieser Diskussion stehen. Mit dieser Form des Ar-
beitens haben wir auch beim Transplantationsgesetz sehr
gute Erfahrungen gemacht.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415109600
Eine Zu-
satzfrage.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1415109700
Frau Staatssekretärin, ich gehe
davon aus, dass auch der Bundesregierung nicht entgan-
gen ist, dass die Diskussion zu diesen Themen seit langem
in vollem Gange ist. Insofern verstehe ich nicht ganz, wa-
rum Sie jetzt eine Diskussion beginnen wollen.

Aber erlauben Sie mir doch bitte eine präzise Nach-
frage zu meiner Frage: Sind nicht auch Sie der Meinung,
dass bestimmte Äußerungen von Ihnen oder von der Mi-
nisterin – gerade dann, wenn sie neu ins Amt gekommen
ist – eine Richtung vorgeben, nämlich dahin gehend, wie
Sie die Debatte gern führen würden und mit welchem Er-
gebnis Sie gern herausgingen?

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1415109800
Es gibt dazu bis
jetzt keine abgeschlossene Haltung der Bundesregierung.
Ich hatte Ihnen gesagt, dass die Regierung der Überzeu-
gung ist, dass diese Debatte breiter geführt werden
müsste, als dies im Augenblick der Fall ist.

Wir hatten zwar einen Kongress seitens des
Bundesgesundheitsministeriums, dieser jedoch hatte ein-
leitenden Charakter. Die Diskussion sollte breiter geführt
werden und auch über die eingerichtete Enquete-Kom-
mission hinausreichen. Zudem sollten, bevor ein Gesetz-
entwurf erarbeitet wird, die Diskussionen und die Aus-
wertung der Arbeit der Enquete-Kommission abgewartet
werden. Erst dann, glaube ich, wird es die Möglichkeit ei-
ner Bewertung geben, und wird Einigung darüber zu er-
zielen sein, mit welchen Elementen, mit welch einem An-
satz eines Gesetzentwurfes man starten kann und ob ein
solcher Gesetzentwurf überhaupt notwendig wird.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415109900
Eine zweite
Zusatzfrage.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1415110000
Frau Staatssekretärin, ich finde
es sehr erfreulich, dass Sie dies ausführlich und breit dis-
kutieren wollen. Sie haben leider nicht darauf geantwor-
tet, ob auch Sie es als eine gewisse Präjudizierung werten,
wenn der nahezu erste Satz der Gesundheitsministerin in
ihrem neuen Amt lautet, sie könne sich vorstellen, dass
Gentests im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik zu-
gelassen werden können.

Ich möchte noch einmal auf die von Ihnen angespro-
chene Breite der Diskussionen eingehen und nachfragen:
Dass Sie diesen Kongress zur Fortpflanzungsmedizin als
Start betrachten, ist akzeptabel, wenngleich ich der Mei-
nung bin, dass es schon lange vorher etwas gab. Welche
Formen wollen Sie finanziell, personell und auch struktu-
rell ausbilden, damit es zu einer – wie Sie sagen – so brei-
ten Diskussion kommt, dass sie weit über die Regierung,
die Enquete-Kommission des Bundestages und sonstige,
bereits jetzt involvierte Menschen hinausgeht?

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1415110100
Die Bundesregie-
rung geht davon aus – wie ich vorhin schon ausgeführt
habe –, dass es jetzt zu Diskussionsprozessen kommt, die
über mehrere Ausschüsse und die Fraktionen hinwegrei-
chen. Ich erinnere mich, dass der Diskussionsprozess zum
Transplantationsgesetz seinerzeit nahezu über zwei Le-
gislaturperioden ging. An seinem Ende stand die Klärung
einiger grundsätzlicher Positionen. Schließlich konnten
die Abgeordneten frei entscheiden, welcher Lösung sie
zum Beispiel hinsichtlich der Frage, wann das Leben ei-
nes Menschen endet, wann der Tod eingetreten ist, folgen
wollten. Hierüber wurde sehr kontrovers diskutiert und in
unterschiedlichen Anträgen abgestimmt.

Einen derartigen Prozess stellen wir uns auch zu dieser
Frage vor. Wir wollen ihn seitens der Bundesregierung be-
gleiten, glauben aber, dass der Prozess der Meinungsbil-
dung in erster Linie im Parlament, unter den Repräsen-
tanten unserer Gesellschaft stattfinden muss. Wir sehen




Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters
14764


(C)



(D)



(A)



(B)


auch, dass bereits jetzt ein breiter Diskussionsprozess an
den verschiedenen Stellen im Gange ist, dem sich natür-
lich die Parlamentarier und auch die Bundesregierung
stellen werden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415110200
Eine weitere
Zusatzfrage des Kollegen Seifert.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1415110300
Es freut mich, Frau Staatssekre-
tärin, dass Sie dem Parlament und den Querschnittaufgaben
in diesem Zusammenhang eine so hohe Bedeutung bei-
messen. Aber dennoch: Die Gesellschaft ist doch mehr als
dieses Parlament. Meine Frage zielte darauf ab, wie Sie den
außerhalb des Parlaments stattfindenden gesellschaftlichen
Diskussionsprozess in Kooperation mit uns Parlamenta-
riern unterstützen wollen. Ich habe in meiner zweiten Frage
ausdrücklich auf eine sehr deutliche Stellungnahme des
Deutschen Behindertenrates Bezug genommen – immerhin
ein Gremium, das nur einstimmige Beschlüsse fassen
kann –, der sehr deutlich gesagt hat, welche Befürchtungen
damit verbunden sind. Wenn Sie den Diskussionsprozess
dort fördern wollten, könnten Sie dies im Wege von finan-
zieller oder sonstiger Unterstützung tun.

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1415110400
Darüber, in welcher
Form wir mit all diesen Gruppen, die es über den Behin-
dertenrat hinaus gibt, diskutieren werden, haben wir noch
keine endgültige Entscheidung getroffen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415110500
Zu einer Zu-
satzfrage hat der Kollege Aribert Wolf das Wort.


Aribert Wolf (CSU):
Rede ID: ID1415110600
Frau Staatssekretärin, Ihre
Ausführungen, dass Sie einen Diskussionsprozess abwar-
ten wollen und derzeit noch keine abgeschlossene Mei-
nung zu diesem Themenfeld haben, veranlassen mich zu
einer Nachfrage: Heute gibt es eine Agenturmeldung des
Inhalts, dass geplant sei, in der nächsten Legislaturperiode
eine radikale Gesundheitsreform durchzuführen. Wir
führen hier im Parlament bereits seit zwei Jahren Diskus-
sionen über eine Gesundheitsreform; dieser Prozess wäre
jetzt eigentlich entscheidungsreif. Wenn Sie schon bei der
Präimplantationsdiagnostik erst einen Diskussionsprozess
abwarten wollen, könnten Sie jetzt als neue Staatssekretä-
rin doch wenigstens sagen, ob Sie in den Fragen der Ge-
sundheitspolitik entscheidungsfähig sind oder ob das, was
der Bundeskanzler nach diesen „Stern“-Vorabmeldungen
sagt, stimmt, nämlich dass es erst in der nächsten Legisla-
turperiode eine radikale Gesundheitsreform geben soll.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415110700
Die Entfer-
nung von dem eigentlichen Thema ist deutlich erkennbar.
Möchten Sie, Frau Staatssekretärin, dennoch darauf ant-
worten?

G
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1415110800
Ich habe kein drin-
gendes Bedürfnis, darauf zu antworten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415110900
Ich danke
Ihnen, Frau Staatssekretärin. Wir sind damit am Ende die-
ses Geschäftsbereiches.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit auf. Zur
Beantwortung steht die Parlamentarische Staatssekretärin
Simone Probst zur Verfügung.

Die Frage 3 der Kollegin Vera Lengsfeld wird schrift-
lich beantwortet.

Ich rufe die Frage 4 der Kollegin Annette Widmann-
Mauz auf:

Welche inhaltliche und gestalterische Verbindung sieht dieBundesregierung zwischen ihrem neuen Klimaschutzprogrammund den Darstellungen auf der Seite 16 sowie der Seite 28 der Bro-schüre „Damit weniger in die Luft geht“, herausgegeben vomBundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-heit vom Dezember 2000?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415111000

Sehr geehrte Kollegin, ich beantworte Ihre Frage wie
folgt: Ziel der vom Bundesumweltministerium herausge-
gebenen Broschüre mit dem Titel „Damit weniger in die
Luft geht“ ist es, auf verständliche und ansprechende
Weise über das Klimaschutzprogramm der Bundesregie-
rung vom 18. Oktober 2000 zu informieren, zugleich aber
auch den europäischen und internationalen Kontext zu er-
läutern, der durch die 6. Weltklimakonferenz vom No-
vember 2000 in Den Haag eine besondere Aktualität er-
langte.

Die Broschüre möchte aufzeigen, dass die Klimaziele
der Bundesregierung realistisch sind, dass Klimaschutz
nicht nur der Katastrophenabwehr dient, sondern eine
chancenreiche Zukunftsaufgabe ist, und soll die Leserin-
nen und Leser für aktives Mitmachen gewinnen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415111100
Eine Zu-
satzfrage der Kollegin Widmann-Mauz.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1415111200
Frau Staats-
sekretärin, nachdem Sie bislang ausschließlich auf die
Frage des Inhalts dieser Broschüre geantwortet haben,
aber den Bezug zu den gestalterischen Elementen dieser
Broschüre noch nicht dargelegt haben, möchte ich Sie
konkret fragen, welche Aussage das Ministerium mit die-
ser doppelseitigen Darstellung des Hinterns einer nach
vorne gebeugten Frau zum Thema internationale und eu-
ropäische Dimension des Klimaschutzes treffen wollte.
Könnten Sie dazu ein paar konkrete Aussagen machen?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415111300

Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, wie Sie auf dem
Bild erkennen können, handelt es sich um eine Frau, die
sich, auf der Ladefläche eines typisch amerikanischen
Pick-ups stehend, nach vorne beugt. Grundsätzlich geht
es uns darum, neue gestalterische Wege zu beschreiten,
die zum einen die Phantasie wecken und zum anderen
zum Nachdenken anregen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)





Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch

14765


(C)



(D)



(A)



(B)


Vor allen Dingen aber soll das Foto zuversichtlich stim-
men.

Mit diesem Bild soll die Weite Amerikas und damit die
internationale Dimension assoziiert werden. Es verweist
auf die Schlüsselrolle des Menschen in den Industriena-
tionen für den Klimaschutz vor allen Dingen auf die
Schlüsselrolle der Vereinigten Staaten. Zudem orientiert
es sich sehr stark an dem nachfolgenden Text.

Ich denke, dass gerade die Haltung dieser Frau, wenn
Sie sie genau betrachten, zum Ausdruck bringt: Ich suche
mir meinen eigenen Weg. Das Foto strahlt Selbstbewusst-
sein und Optimismus aus. Damit personifiziert die Frau in
gewisser Weise – auch nach dem Scheitern der Verhand-
lungen zum Klimagipfel in Den Haag – die deutsche Po-
sition zum Klimaschutz.

Deutschland wird beim Klimaschutz weiterhin Vorrei-
ter bleiben und seine anspruchsvollen Reduktionsziele
beharrlich und mit dem Pioniergeist, der aus diesem Foto
spricht, durch nationale Maßnahmen verwirklichen.

Ich kann Ihnen sagen: Mir gefällt das Foto. Ich habe
mich sehr dafür eingesetzt, dass es in der Broschüre
Berücksichtigung findet.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415111400
Ich schlage
vor, dass Sie das Foto gleich dem Präsidium zur Verfü-
gung stellen.


(Heiterkeit)

Ich gebe nun der Kollegin Widmann-Mauz das Wort zu

einer zweiten Zusatzfrage.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1415111500
Herr Präsi-
dent, das werde ich im Anschluss an die Fragestunde
gerne tun.

Fr
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1415111600
Darf ich dieses
Bild dann als einen aktiven Beitrag zu Gender Mainstrea-
ming in der Bundesregierung – unter frauenspezifischen
Aspekten – auffassen? Wie viele Steuergelder sind denn
für diese Broschüre mit den sehr einschlägigen Darstel-
lungen von Frauen verwendet worden?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415111700

Das Umweltministerium bemüht sich, bei den Darstellun-
gen in den Broschüren und überhaupt in unseren gesam-
ten Publikationen auf ein ausgewogenes Verhältnis der
Geschlechter zu achten.

Wenn ich Ihre Frage dahin gehend verstehe, dass Sie in
unseren Broschüren einen höheren Anteil attraktiver
Männer vermissen, werde ich dies gerne als Anregung
aufnehmen und versuchen, Abhilfe zu schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415111800
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Weiß.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1415111900
Frau
Staatssekretärin, in dieser Broschüre findet sich unter an-
derem auch ein Foto, das das Dekolleté zweier Teenage-
rinnen zeigt.


(Simone Probst, Parl. Staatssekretärin: Halten Sie die Broschüre, die Sie da haben, einmal hoch! Das ist ein schönes Bild! – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja unglaublich!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415112000
Das Foto
hätten wir auch gerne.


(Heiterkeit)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1415112100
Herr Präsi-
dent! Es geht mir bei meiner Frage weniger um das De-
kolleté der Teenagerinnen als vielmehr darum, zu wel-
chem Zweck diese Abbildung erfolgt ist, nämlich, in-
wiefern es dazu dient, die Erfolge des Klimaschutzes zu
demonstrieren.

Deshalb ist meine Frage: Ist Ihnen die angewandte
Messtechnik, die Erfolge des Klimaschutzes anhand des
Dekolletés der beiden Teenagerinnen zu beweisen, von
wissenschaftlicher Seite empfohlen worden?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415112200

Herr Kollege, ich glaube, dass Sie den Zusammenhang,
mit gestalterischen Elementen in der Werbung Inhalte zu
vermitteln, etwas unterschätzen. Wenn Sie die Unter-
schrift auf diesem Bild „Perspektive 2020 – langfristiger
Klimaschutz bringt messbaren Erfolg“ sehen, werden Sie
erkennen, dass die dargestellte Badeszene im Meer ein
Bild weiter Perspektive vermitteln will.


(Paul Breuer [CDU/CSU]: Sie sind kein Werbeträger für Klimaschutz?)


Mir gefällt das Foto daher noch besser als das erste, da es
eine Faszination intakter Natur vermitteln will. Ich denke,
dass die Unterschrift des Bildes „Perspektive 2020 – lang-
fristiger Klimaschutz bringt messbaren Erfolg“ einen en-
gen Zusammenhang zu der Zukunftsaufgabe der Mensch-
heit, eine intakte Natur auch für künftige Generationen zu
bewahren, bildet. Wenn man das Bild im Zusammenhang
mit dem Klimaschutz sieht, wird man nachvollziehen
können, dass, sollte der Meeresspiegel durch unterlasse-
nen Klimaschutz weiter steigen, nicht nur Überflutungen
drohen, sondern ein Großteil der weltweit attraktivsten
Badestrände verloren geht.

Insofern glaube ich, dass das ein gutes Bild in der rich-
tigen Broschüre ist.


(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Das bezweifle ich nicht! Mir geht es um die Messtechnik!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415112300
Eine weitere
Zusatzfrage des Kollegen Barthle.




Parl. Staatssekretärin Simone Probst
14766


(C)



(D)



(A)



(B)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1415112400
Frau Staatssekretärin,
da Sie sich gerade über die Wirksamkeit von Werbebot-
schaften geäußert haben und die Frage, wie viel diese Bro-
schüre gekostet hat, noch unbeantwortet blieb, möchte ich
Sie jetzt fragen: Können Sie uns wenigstens sagen, wel-
che Werbeagentur diese Broschüre verfasst hat? Handelte
es sich dabei zufällig um dieselbe Werbeagentur, die die
baden-württembergischen Grünen bei ihrer Postkartenak-
tion – Stichwort: „Grün fickt besser“ – beraten hat?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415112500

Ich habe die Zahlen über die Kosten der Kampagne zur-
zeit nicht vorliegen. Insofern kann ich auch nicht sagen,
wie viel diese Broschüre gekostet hat. Ich werde Ihnen die
Antwort dazu gerne nachreichen.

Ich kann Ihnen nur sagen, dass uns die starke – vor al-
len Dingen internationale – Resonanz auf die neueren Ver-
öffentlichungen des Bundesumweltministeriums im Rah-
men unserer Öffentlichkeitsarbeit ermutigt und uns ge-
zeigt hat, dass gerade eine gelockerte, ansprechende und
zur Diskussion anregende Darstellung dazu beiträgt, eine
inhaltliche Auseinandersetzung mit den behandelten The-
men zu unterstützen und vor allen Dingen in konstruktive
Bahnen zu lenken. Es wird daher weiter das Anliegen des
Umweltministeriums sein, sich darum zu bemühen, In-
formationen über umweltpolitische Ziele in seiner Öf-
fentlichkeitsarbeit mit einer Bild- und Sprachenwelt, die
gerade die jüngere Generation anspricht, zu vermitteln.

Ich denke, die gute Resonanz auf die Broschüre be-
stätigt uns darin, die Frage des Klimaschutzes auf diese
Art und Weise in der Öffentlichkeit zu diskutieren.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415112600
Eine Frage
der Kollegin Kopp.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1415112700
Frau Staatssekretärin, Sie ha-
ben eben gesagt, Sie hätten das entsprechende Zahlenma-
terial im Augenblick nicht zur Hand. Eine Bilanz über die
Wirksamkeit kann man jedoch erst ziehen, wenn man dem
Nutzen die Kosten gegenüberstellen kann. Von daher bitte
ich Sie – Sie haben es eben nur zart angedeutet –, uns die
Zahlen auf jeden Fall nachzuliefern.

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415112800

Frau Kollegin, Sie wissen, dass wir als Bundesregierung
nichts „zart andeuten“, sondern das, was wir sagen, auch
in die Tat umsetzen. Deshalb hätte es Ihrer Nachfrage
nicht bedurft. Sie können sicher sein, dass ich tun werde,
was ich andeute.


(Beifall des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415112900
Eine letzte
Zusatzfrage des Kollegen Hohmann.


Martin Hohmann (AfD):
Rede ID: ID1415113000
Frau Staatssekretärin,
nachdem wir jetzt von Ihnen erfahren haben, dass Sie

durch starken persönlichen Einsatz dafür gesorgt haben,
dass die dargestellten Fotos ausgewählt wurden, und
nachdem Sie sich diesbezüglich geradezu enthusiastisch
geäußert haben: Könnten Sie sich vorstellen, dass dem-
nächst auch Staatssekretärinnen als Models auftreten?

S
Simone Probst (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1415113100

Wohl weniger. Das ist auch nicht Sache der Bundesregie-
rung. Das Einzige, was ich als Anregung aus der in der
Fragestunde geäußerten Kritik mitnehme, ist, dass uns at-
traktive Männer bei der jetzt angestoßenen Diskussion
vielleicht auch helfen könnten. Mein Wunsch ist, dass
sich auch die Männer um den Klimaschutz kümmern. Ich
hatte zu Beginn meiner Antworten darauf hingewiesen,
dass die vorliegende Broschüre nicht nur Phantasie
wecken und zum Nachdenken anregen, sondern auch zum
Mitmachen animieren soll. Vielleicht müssen wir die
Zielgruppe „Männer“ noch etwas stärker ansprechen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415113200
Frau Staats-
sekretärin, ich danke Ihnen.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Bildung und Forschung. Zur Beantwor-
tung steht uns der Parlamentarische Staatssekretär Wolf-
Michael Catenhusen zur Verfügung.

Ich rufe Frage 5 der Kollegin Angelika Volquartz auf:
Ist der Bundesregierung bekannt, dass durch die Regelung des

§ 57 c Abs. 2 Hochschulrahmengesetz, der eine längstmögliche
Befristung von Arbeitsverträgen bestimmter Gruppierungen des
Hochschulpersonals von fünf Jahren vorsieht, viele Forschungs-
einrichtungen gezwungen sind, bei Ablauf dieser Frist für For-
schungsprojekte nach fünf Jahren neues Personal einzustellen,
auch wenn das entsprechende Forschungsprojekt noch nicht ab-
geschlossen ist, und beabsichtigt die Bundesregierung eine Ver-
änderung dieser Vorschrift zum Beispiel im Rahmen der Hoch-
schuldienstrechtsreform?

W
Wolf-Michael Catenhusen (SPD):
Rede ID: ID1415113300
Ich
frage mich natürlich, ob ich für das Thema „attraktive
Männer“ stehe.


(Zuruf von der F.D.P.)

– Richtig, das ist das Selbstbewusstsein der Bundesregie-
rung.

Frau Kollegin Volquartz, auf Ihre Frage möchte ich
Ihnen Folgendes antworten: Die Zeitvertragsregelungen
des Hochschulrahmengesetzes verfolgen zum einen das
Ziel, die Leistungsfähigkeit der Hochschulen und der au-
ßeruniversitären Forschungseinrichtungen zu stärken und
ihnen die unentbehrliche personelle Erneuerungsfähigkeit
zu sichern. Zum anderen zielen die Befristungsregelungen
darauf ab, die Chancen des wissenschaftlichen Nachwuch-
ses, für eine begrenzte Zeit im Hochschul- bzw. For-
schungsbereich tätig zu sein, zu wahren. Insgesamt sind die
Regelungen das Ergebnis einer Abwägung zwischen den
Anforderungen, die sich aus der verfassungsrechtlichen
Pflicht des Staates zur Bereitstellung funktionsfähiger Ein-
richtungen für den freien Wissenschaftsbetrieb einerseits
und aus dem Sozialstaatsgebot andererseits ergeben.






(C)



(D)



(A)



(B)


Die nach § 57 c des Hochschulrahmengesetzes beste-
henden Höchstgrenzen sollen dabei verhindern, dass eine
wissenschaftliche Nachwuchskraft zu lange in befristeten
Arbeitsverhältnissen beschäftigt wird. Zeitverträge sind
insbesondere nicht dazu da, „wissenschaftliche Projekt-
karrieren“ mit erhöhter beruflicher und sozialer Unsi-
cherheit dauerhaft zu ermöglichen. Eine befristete Be-
schäftigung soll vielmehr grundsätzlich nur so lange
erfolgen, bis eine abschließende Beurteilung der Qualifi-
kation möglich ist. Gleichzeitig soll die zeitliche Begren-
zung dieser Qualifizierungsphase einen Wechsel in an-
dere Bereiche, insbesondere in die Wirtschaft, ge-
währleisten und nicht daran scheitern lassen, dass er im
Hinblick auf das Lebensalter der Betroffenen zu lange
hinausgezögert wird.

Die bislang geltenden Befristungsregelungen haben
sich jedoch als für die Praxis bisweilen sehr schwer hand-
habbar und zu wenig flexibel erwiesen. Die Bundesregie-
rung beabsichtigt daher im Rahmen der Hochschuldienst-
rechtsreform, die für Hochschulen sowie für staatliche
und institutionell geförderte Forschungseinrichtungen
geltenden Zeitvertragsregelungen grundlegend neu zu ge-
stalten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415113400
Eine Zu-
satzfrage.


Angelika Volquartz (CDU):
Rede ID: ID1415113500
Die Dienstrechts-
reformkommission – Sie haben eben darauf hingewie-
sen – wird sich mit möglichen Änderungen des bisherigen
Regelungsrahmens befassen. Wie sollen nach Meinung
der Bundesregierung bzw. Ihres Ministeriums die Befris-
tungsregelungen geändert werden?

W
Wolf-Michael Catenhusen (SPD):
Rede ID: ID1415113600
Wir ar-
beiten noch daran. Wir hielten nach den von der Dienst-
rechtsreformkommission vorgelegten Ergebnissen ein
Rechtsgutachten für notwendig, weil sich die Kommis-
sion mit diesen Fragen nicht in der für die Vorbereitung
einer gesetzlichen Neuregelung notwendigen Tiefe und
Intensität befasst hatte. Bei der vorgesehenen Neufassung
der §§ 57 a bis 57 f gehen wir davon aus, dass für einen
bestimmten, eng begrenzten Zeitraum aufgrund des ver-
fassungsrechtlichen Erfordernisses der Sicherung der
Funktions- und Innovationsfähigkeit der Hochschulen
und insbesondere der Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses befristete Arbeitsverträge das gebotene ver-
tragliche Gestaltungsmittel sind. Grundprinzip der beab-
sichtigten Neuregelung ist, dass die Befristungslegitima-
tion künftig nicht mehr über einzelne Sachgründe erfolgt,
sondern über Befristungsgrenzen, denen die Vorstellung
von einer „typisierten Qualifikationsphase“, die für viele
zutrifft, zugrunde liegt.

Die zukünftigen Befristungsgrenzen sollen sich an den
für die Juniorprofessur vorgesehenen Zeitraum von maxi-
mal zwölf Jahren anlehnen, also drei plus drei Jahre Juni-
orprofessur im Anschluss an maximal sechs Jahre Promo-
tions- und Post-Doc-Phase. Dementsprechend soll die
Befristung der Verträge von wissenschaftlichen Mitarbei-

terinnen und Mitarbeitern sowie von wissenschaftlichen
Hilfskräften künftig ohne Promotion bis zu sechs Jahren
möglich sein. Nach abgeschlossener Promotion kann eine
weitere Befristung bis zu sechs Jahren erfolgen. Wurde
der Zeitraum in der ersten Phase nicht ausgeschöpft, kön-
nen die nicht genutzten Zeiten an die zweite Phase ange-
hängt werden. Die Möglichkeit, Nachwuchskräfte im
Rahmen von befristeten Zeitverträgen bis zu zwölf Jahren
im Hochschulbereich arbeiten zu lassen, stellt aus unserer
Sicht eine angemessene Regelung und einen erheblichen
Fortschritt im Vergleich zu den jetzigen starreren Fristen-
regelungen dar.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415113700
Eine zweite
Zusatzfrage.


Angelika Volquartz (CDU):
Rede ID: ID1415113800
Ist damit die mir
bekannte Überlegung vom Tisch, dass ein Eingangsver-
trag mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren und dann
ein Post-Doc-Vertrag mit einer Laufzeit von bis zu fünf
Jahren geschlossen werden sollten sowie eventuell eine
Anschlussbeschäftigung nach dem Beschäftigungsförde-
rungsgesetz von bis zu zwei Jahren erfolgen sollte?

W
Wolf-Michael Catenhusen (SPD):
Rede ID: ID1415113900
Ich
weiß nicht, von welchem Tisch Sie sprechen. Auf unse-
rem Tisch lag das nicht. Ich kann Ihnen daher nur den jet-
zigen Stand der Überlegungen der Bundesregierung vor-
tragen.


(Angelika Volquartz [CDU/CSU]: Das steht in einem Brief der Ministerin an eine Kieler Einrichtung!)


– Ich kann Sie, wie gesagt, nur über den heutigen Bera-
tungsstand informieren.

Es ist allerdings richtig, dass nach Vorlage der Ergeb-
nisse der Reformkommission unsere sehr intensiven Be-
ratungen dazu geführt haben, dass wir Rechtsgutachten
erstellen lassen, weil wir eine abgesicherte Position fin-
den wollen. Wir haben nach ersten Gesprächen den Ein-
druck, dass das, was ich Ihnen heute vorgetragen habe, so-
wohl von der Hochschulseite als auch – so hoffen wir –
von der Gewerkschaftsseite als Fortschritt gegenüber dem
jetzigen Status betrachtet wird.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415114000
Keine wei-
teren Zusatzfragen. Dann danke ich Ihnen, Herr Staatsse-
kretär.

Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeriums
des Innern auf.

Wir kommen zunächst zur Frage 6 der Kollegin Gudrun
Kopp:

Hat die Bundesregierung Kenntnis von einer Aufforderung der
Europäischen Kommission aus dem Jahr 2000, ihr wissenschaft-
liches Beweismaterial vorzulegen, das ihrer Ansicht nach ein Ein-
fuhrverbot für Staffordshire Bullterrier, Pitbull Terrier und Ame-
rican Staffordshire Terrier rechtfertigen könnte, und wenn ja, in
welcher Weise ist die Bundesregierung dieser Aufforderung nach-
gekommen?




Parl. StaatssekretärWolf-Michael Catenhusen
14768


(C)



(D)



(A)



(B)


Die Frage beantwortet der Parlamentarische Staatsse-
kretär Fritz Rudolf Körper.

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1415114100
Frau Kollegin Kopp, ich beant-
worte Ihre Frage wie folgt: Die Bundesregierung hat den
Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung gefährlicher
Kampfhunde im Rahmen des üblichen Verfahrens nach
der Richtlinie 98/34/EG der Europäischen Kommission
notifiziert. Innerhalb der dort vorgesehenen dreimonati-
gen Stillhaltefrist hat die Kommission keinerlei Bemer-
kungen zu dem Gesetzentwurf abgegeben. Mit Schrei-
ben vom 29. Dezember 2000 – darauf beziehen Sie sich
wohl – und mit inhaltsgleichem Schreiben vom 8. Januar
2001 hat die Kommission darum gebeten, ihr die wissen-
schaftlichen Unterlagen zukommen zu lassen, die dem
Einfuhr- und Verbringungsverbot der in Art. 1 § 1 des no-
tifizierten Entwurfs genannten Hunderassen zugrunde lie-
gen. Diese Unterlagen werden in Kürze der Kommission
zugeleitet.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415114200
Eine Zu-
satzfrage.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1415114300
Herr Staatssekretär, rechnen
Sie damit, dass möglicherweise ein Vertragsverletzungs-
verfahren seitens der EU angestrengt werden könnte?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1415114400
Frau Kollegin Kopp, es wäre spe-
kulativ, darauf zu antworten. Ich kann mich nur an den
Text der Briefe vom 29. Dezember 2000 und vom 8. Ja-
nuar 2001 halten. Anhand dieser Unterlagen lässt sich Ihre
Frage nicht beantworten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415114500
Eine zweite
Zusatzfrage.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1415114600
Ist Ihnen bewusst, Herr Staats-
sekretär, dass sich, legt man die Rasseliste des Bundes und
die Rasselisten der Länder über so genannte Kampfhunde
zugrunde, bis zu 50 verschiedene Hunderassen auf der so
genannten Liste der gefährlichen Hunde befinden und hal-
ten Sie dies für verhältnismäßig?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1415114700
Frau Kollegin Kopp, Ihre Frage
zielte in erster Linie darauf ab, wie sich die Kommission
zu unserem Gesetzentwurf und den mit ihm verbundenen
Folgewirkungen verhält. Derzeit kann ich Ihnen darauf
nur antworten, dass dies im Zuge des Verfahrens – ich
denke hier etwa an eine Reaktion der Kommission inner-
halb der so genannten Stillhaltefrist – nicht thematisiert
wurde. Nicht mehr, aber auch nicht weniger kann ich Ih-
nen zu diesem Thema mitteilen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415114800
Dann rufe
ich die Frage 7 der Kollegin Kopp auf:

Trifft es zu, dass die Europäische Kommission darüber hinaus
die Bundesregierung darum gebeten hat, nach dem Vorbild von
Frankreich und Großbritannien die Annahme von weniger drasti-
schen Maßnahmen – als beispielsweise ein Einfuhrverbot – zu er-
wägen?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1415114900
Frau Kollegin Kopp, diese Frage
kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Die der Bun-
desregierung vorliegenden Schreiben der Kommission
vom 29. Dezember 2000 und vom 8. Januar 2001 enthal-
ten keinerlei Hinweis darauf. Es liegen auch keine sonsti-
gen Schreiben dieses Inhalts vor.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415115000
Eine Zu-
satzfrage.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1415115100
Ich habe auf meine persönli-
che Frage an EU-Kommissar Byrne die Antwort bekom-
men, dass die Bundesregierung gebeten wurde, zu
klären, ob es im Rahmen der bestehenden Gesetzgebung
möglich sei, weniger drastische Maßnahmen zu verhän-
gen. Dazu gehören das Importverbot und natürlich auch
die zuletzt im Grundgesetz vorgenommene Einschrän-
kung des Rechts auf Unverletzlichkeit der Wohnung.
Von Herrn Byrne wird das als eine unverhältnismäßige
Maßnahme eingestuft. Er bittet auch in dieser Angele-
genheit die Bundesregierung um Stellungnahme. Es
handelt sich also um keine Bagatelle; vielmehr hat es
schon eine bestimmte Qualität. Wie steht die Bundesre-
gierung dazu?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1415115200
Liebe Frau Kollegin Kopp, ich
kann mich nur an das halten, was uns von dem zuständi-
gen EU-Kommissar zugeleitet worden ist. Es gibt – das
habe ich Ihnen mitgeteilt – die beiden Schreiben aus zwei
Bereichen. Im Übrigen stelle ich Ihnen diese Schreiben
gern zur Verfügung; das ist alles andere als ein Geheim-
akt. Das, was diesen Briefen zu entnehmen ist, ist nicht
ganz deckungsgleich mit dem, was Sie aus dem Gespräch
mit dem EU-Kommissar zitiert haben. In diesen Schrei-
ben geht es im Wesentlichen darum, dass man diese Un-
terlagen von uns noch fordert. Dieser Bitte werden wir
nachkommen. Diese Unterlagen werden in unserem Haus
zurzeit zusammengestellt und dann entsprechend weiter-
geleitet.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415115300
Eine zweite
Zusatzfrage.


Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1415115400
Die angebotenen Kopien die-
ser Schreiben möchte ich gerne haben. Für die Zur-Verfü-
gung-Stellung bedanke ich mich vorab.

Herr Staatssekretär, finden Sie nicht auch, dass eine
Expertenanhörung zu diesem Thema angesichts dieser
Maßnahmen und dessen, was im Bundestag und im Bun-
desrat zuletzt entschieden wurde, die Sachlage völlig ge-
klärt hätte und die Fragen, die die EU-Kommission der
Bundesregierung stellt, eigentlich überflüssig gemacht




Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters

14769


(C)



(D)



(A)



(B)


hätte? Können Sie sich erklären, warum die Bundesregie-
rung eine Expertenanhörung gescheut hat?

F
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1415115500
Ich weiß nicht, ob man irgend-
etwas gescheut hat; das Ganze ist kein Thema, bei dem
man mit irgendetwas hinter dem Berg halten sollte. Sie
wissen, dass uns dieses Thema noch vor wenigen Tagen
im Vermittlungsausschuss beschäftigt hat. Herr Kollege
van Essen war dabei und hat sich zu diesem Thema ver-
halten.


(Gudrun Kopp [F.D.P.]: Er hat sich richtig verhalten!)


Ich glaube, mehr darf ich dazu nicht sagen. Das täte auch
nichts zur Sache.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Genau!)

An diesem Beispiel wird deutlich, dass der Diskussions-
prozess schwierig ist.

Frau Kollegin Kopp, ich will Ihre Frage zum Anlass
nehmen, um auf Folgendes hinzuweisen: Einer „Spiegel“-
Meldung vom 12. Februar konnte man entnehmen, dass
uns der zuständige EU-Kommissar angeblich aufgefor-
dert habe, nach dem Vorbild von Frankreich und Großbri-
tannien die Annahme von weniger drastischen Maßnah-
men zu erwägen. Ich muss Ihnen ganz offen sagen: Dies
konnte ich den Unterlagen nicht entnehmen. Es gibt mit
bestimmten Verbänden wohl einen Briefwechsel über die-
ses Thema. Ich kann Ihnen nur mit aller Klarheit sagen:
Dem Briefwechsel zwischen der Kommission und der
Bundesregierung ist das nicht zu entnehmen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415115600
Es gibt
keine weiteren Zusatzfragen. Ich danke Ihnen, Herr
Staatssekretär.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Finanzen.

Die Fragen 8 und 9 des Kollegen Michelbach werden
schriftlich beantwortet.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis-
teriums der Verteidigung. Zur Beantwortung der Fragen
steht die Parlamentarische Staatssekretärin Brigitte
Schulte zur Verfügung.

Ich rufe die Frage 10 des Kollegen Rossmanith auf:
Welches Ergebnis brachte die „Nachbereitung des Entwurfs“ –Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium derVerteidigung, Walter Kolbow, am 30. Januar 2001 in der „Augs-burger Allgemeinen“ – über die Feinausplanung und Stationierungder Bundeswehr für die Standorte in Bayern und im Besonderen imRegierungsbezirk Schwaben?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415115700
Herr Präsident! Das lang-
jährige Haushaltsausschussmitglied des Deutschen Bun-
destages fragt diesmal nicht nach Geld, sondern nach den
Gesprächen, die der Bundesminister Scharping mit den
Ministerpräsidenten der Länder führt. Es ist so, dass er sie
führt, Herr Kollege. Er beabsichtigt, nach diesen Ge-
sprächen die abschließende Entscheidung über die künf-
tigen Standorte der Bundeswehr zu treffen. Der bayeri-

sche Ministerpräsident Stoiber wird im Gegensatz zu den
meisten seiner Kollegen allerdings erst morgen mit dem
Bundesverteidigungsminister in Berlin zusammentreffen.


(Susanne Kastner [SPD]: Ja, da kann man nichts sagen, nicht?)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1415115800
Verehrte Frau
Staatssekretärin, da ich Sie sehr schätze, würde ich jetzt
die sonst eigentlich angebrachte Bemerkung, dass Sie mit
Ihren Ausführungen meine Frage natürlich nicht beant-
wortet haben, gerne unterlassen. Stattdessen frage ich Sie
jetzt noch einmal: Steht fest, dass am Freitag der angebli-
che Entwurf der Feinausplanung ein völlig anderes Aus-
sehen haben wird als – –


(Susanne Kastner [SPD]: Das haben Sie nicht gefragt, Herr Rossmanith! – Gegenruf des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Er darf Zusatzfragen stellen!)


– Nein, ich habe gefragt, wie das aussieht. Ich erläutere es
Ihnen, liebe Frau Kollegin Kastner, gerne noch einmal.

Also: Wird die Feinausplanung, die uns am 29. Januar
im Verteidigungsausschuss und dann anschließend auch
der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist, am kommenden
Freitag, wenn der Herr Bundesminister Scharping das
endgültige Konzept vorstellt, ein völlig anderes Gesicht
haben?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415115900
Dass sie ein völlig anderes Ge-
sicht haben wird, habe ich nirgendwo gehört und das auch
nicht Ihrer Frage entnommen. Ich habe Ihnen nur erklärt,
dass über die Feinausplanung, die der Bundesverteidi-
gungsminister, wie Sie wissen, erst dem Verteidigungs-
ausschuss und dann parallel den Ministerpräsidenten vor-
gestellt hat, Gespräche mit den Ministerpräsidenten
geführt werden sollten, in denen diese ihre Einwände vor-
bringen konnten. Ich führe aber, wie die meisten anderen
Mitglieder unseres Kollegiums und des Ministeriums,
zurzeit auch Gespräche mit den Kommunen, deren Ver-
treter zu uns kommen, um ihre Argumente vorzutragen.
Bundesminister Scharping, der die Verantwortung für
dieses Konzept trägt, will nach den Gesprächen mit den
Ministerpräsidenten, den Abgeordneten und dem morgi-
gen Gespräch mit Herrn Stoiber die künftige Ausgestal-
tung der Stationierung der Bundeswehr abschließend am
Donnerstagabend festlegen. Er wird sie am Freitagmor-
gen der Öffentlichkeit und vor allen Dingen den Abge-
ordneten zur Kenntnis geben. Morgen hat der bayerische
Ministerpräsident noch einmal die Gelegenheit, die Be-
denken des Landes Bayern natürlich auch bezüglich der
Feinausplanung im Bereich der Standorte im Regierungs-
bezirk Schwaben vorzutragen. Ich wundere mich, dass er
diese Gelegenheit nicht schon vorher wahrgenommen hat.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1415116000
Ist Ihnen, Frau
Staatssekretärin, bekannt, dass der Bundesminister der
Verteidigung, Rudolf Scharping, es nicht für notwendig
erachtet hat, vor der Vorstellung seiner Feinausplanung,
die die Schließung von annähernd 100 Standorten vor-
sieht – 59 ganz und fast die gleiche Anzahl, bei denen es




Gudrun Kopp
14770


(C)



(D)



(A)



(B)


sich um eine De-facto-Schließung handelt –, mit den
kommunalen Mandatsträgern oder den Verantwortlichen
vor Ort zu sprechen, und dass der bayerische Ministerprä-
sident, Edmund Stoiber, dies in der relativ kurzen Zeit vom
29. Januar bis heute gemacht hat, weil er es für erforder-
lich hielt, um mit dem Bundesminister der Verteidigung,
Rudolf Scharping, am Donnerstagabend das endgültige
Gespräch in der Erwartung zu führen, dass „das Endkon-
zept eindeutig anders aussehen wird“, wie es der Parla-
mentarische Staatssekretär Walter Kolbow am 30. Januar
in der „Augsburger Allgemeinen“ behauptet hat?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415116100
Ich selbst weiß ebenso wie der
Kollege Kolbow und Minister Scharping, dass diese Vor-
schläge, die natürlich keiner der betroffenen Gemeinden
und Landesregierungen besonders gefallen – das ist doch
völlig klar –, unter dem Gesichtspunkt einer Modernisie-
rung der Bundeswehr erarbeitet wurden. In einigen Be-
reichen wurden Vorschläge und Alternativen benannt, die
natürlich von den dadurch betroffenen anderen Minister-
präsidenten sofort abgelehnt wurden. Deswegen wage ich
vorauszusagen, dass die Standorteplanung bezüglich
Schließung und Reduzierung – man kann nun wirklich
nicht von einer De-facto-Schließung sprechen, wenn von
über 4 000 Dienstposten 1 300 entfallen sollen – sich nicht
groß ändern wird. Wir alle sind uns ja darüber einig und
kommen im weiteren Verlauf der Fragestunde darauf zu
sprechen, dass der Umfang der bisherigen Strukturen
nicht mehr beibehalten werden kann. Auf der einen Seite
hat zwar jede betroffene Kommune Argumente vorgetra-
gen, warum gerade ihr Standort erhalten bleiben muss, auf
der anderen Seite muss aber die Grundlage für die Ent-
scheidungen des Verteidigungsministers eine leistungs-
fähige und einsatzfähige Bundeswehr sein.

Wieweit es da Veränderungen geben wird, wage ich,
selbst nachdem ich die Argumentationen sämtlicher Mi-
nisterpräsidenten gelesen habe, sie natürlich auch in der
Öffentlichkeit vorgetragen habe, heute nicht zu prognos-
tizieren. Aber dass eine große, totale Veränderung kom-
men wird, glaube ich nicht.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415116200
Eine Zu-
satzfrage der Kollegin Lenke.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1415116300
Frau Staatssekretärin, da Sie ge-
sagt haben, am Donnerstagabend werde das Konzept vor-
gestellt, frage ich Sie, ob auch über die Schließung oder
den Erhalt der Kaserne in Dörverden im Landkreis Ver-
den, Niedersachsen, entschieden werden wird.

Wenn ich gleich eine zweite Frage anschließen darf.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415116400
Eigentlich
dürfen Sie das nicht, Frau Kollegin.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1415116500
Darf ich nicht. Gut, dann stelle ich
das zurück.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415116600
In Bezug auf Dörverden wird,

nachdem das Land Niedersachsen seine Bedenken vorge-
tragen hat, wie bei allen anderen Punkten noch einmal
eine Abwägung durchgeführt werden. Aber der Bundes-
verteidigungsminister wird nicht mehr Standorte erhalten
können. Er muss die wirtschaftliche Entwicklung berück-
sichtigen. Sie wissen, Dörverden ist einer jener Standorte,
die in Alternative zu dem nordrhein-westfälischen Stand-
ort Lippstadt stehen.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415116700
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen Adam.


Ulrich Adam (CDU):
Rede ID: ID1415116800
Frau Staatssekretärin, Sie
sprachen eben die Kontakte zwischen dem Bundesminis-
ter der Verteidigung, Scharping, und den Ministerpräsi-
denten an. Wie erklären Sie sich, dass erwiesenermaßen
die SPD-Kollegen schon am 28. Januar, also einen Tag
vor der Sitzung des Verteidigungsausschusses, über die
geplanten Schließungen informiert wurden, aber der
SPD-Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern
nach seiner Aussage erst am 29. Januar dieses Jahres in-
formiert worden ist? Worin liegen Ihrer Ansicht nach die
Ursachen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415116900
Worin die Ursache liegt, kann
ich deshalb nicht sagen, weil wir als erstes am Montag-
morgen in einer Sondersitzung – Herr Kollege Adam, ich
glaube, Sie sind da gewesen – den Verteidigungsaus-
schuss als den für uns zuständigen Ausschuss unterrichtet
haben. Zeitgleich sind die Ministerpräsidenten davon un-
terrichtet worden. Minister Scharping hat im Vorfeld Ge-
spräche mit den Ländern geführt und ihnen gesagt, was er
vorhat, nach welchen Kriterien er dabei vorgeht und dass
sich alle darauf einzustellen haben, dass bestimmte Stand-
orte in der zuvor bestehenden Größenordnung nicht mehr
da sein werden.

Ich konnte zur Kenntnis nehmen, dass Herr Stoiber,
Herr Ringstorff, Herr Gabriel und alle anderen dies zwar
damals wahrgenommen haben und dass sie zwar die Auf-
fassung von Minister Scharping hinsichtlich der Notwen-
digkeit, die Bundeswehr zu reformieren, akzeptiert haben,
jeder aber im konkreten Fall natürlich in seinem eigenen
Land Beschwernisse hat.

Wir sind, wie gesagt, so vorgegangen, dass wir am
29. Januar morgens den Verteidigungsausschuss unter-
richtet haben.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415117000
Eine Zu-
satzfrage des Kollegen van Essen.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1415117100
Frau Staatssekretärin, nach-
dem Minister Scharping erklärt hat, er wolle wegen der
Schließung des Standortes Dörverden mit Abgeordneten
über diese Schließung sprechen, und dies jedenfalls bis-
her mit der Kollegin Lenke nicht geschehen ist, frage ich
Sie: Können Sie mir eine Auskunft dazu geben, ob ein sol-
ches Gespräch noch gesucht wird, bevor die endgültige
Entscheidung über Dörverden getroffen wird?




Kurt J. Rossmanith

14771


(C)



(D)



(A)



(B)


B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415117200
Herr Kollege, das ist sehr un-
terschiedlich gehandhabt worden. Es gab Standorte, bei
denen Bundestagskollegen, nachdem erst einmal bekannt
war, welche geschlossen werden sollten – bei der beab-
sichtigten Auflösung von acht der zehn Transportge-
schwader konnte man sich denken, bei welchen das der
Fall sein würde –, gemeinsam ihre Bedenken vorgetragen
haben. Auch die Gemeinde Dörverden hat ihre Bedenken
übrigens vorher vorgetragen. Ich bin zu einem Besuch
dort gewesen. Sie hat sie auch bei anderen Anlässen vor-
getragen.

Ich kann Ihnen nur sagen, dass das natürlich auch eine
Frage der Kollegen selbst ist. Der Bundesverteidigungs-
minister hat Gespräche angeboten.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Er hat jedes Gespräch mit Abgeordneten abgelehnt! – Hannelore Rönsch [Wiesbaden] [CDU/CSU]: Das mag für die SPD-Fraktion gelten!)


Ich pflege sie ständig. Ich werde anschließend mit der
Stadt Bayreuth reden. Ich kann mich nicht erinnern, dass
die Frau Kollegin Lenke sich gemeldet hat und gesagt hat,
sie möchte mit uns ein Gespräch führen.


(Ina Lenke [F.D.P.]: Als Sie in Dörverden waren, haben Sie mich ja nicht eingeladen!)


– Frau Lenke, ich muss Ihnen sagen: Das ist entweder eine
Panne gewesen oder – ich habe das mit der Gemeinde ver-
abredet – ich habe das nicht wirklich wahrgenommen. Ich
pflege das eigentlich zu tun; das muss ich wirklich sagen.


(Ina Lenke [F.D.P.]: Das habe ich auch gedacht! Es wäre schön gewesen!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415117300
Ich rufe die
Frage 11 des Kollegen Rossmanith auf:

Verbleibt das Jagdbombergeschwader 34 „Allgäu“ am Stand-ort Memmingerberg, und falls nein, für welchen Zeitrahmen istdie Auflösung vorgesehen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415117400
Herr Kollege Rossmanith, es
ist beabsichtigt, das Jagdbombergeschwader 34 in Mem-
mingen aufzulösen. Der zeitliche Rahmen für die Rea-
lisierung dieser Entscheidung wird derzeit untersucht. In
Bayern bleiben aber noch immer drei fliegende Geschwa-
der, nämlich die Tornadogeschwader in Lechfeld und in
Neuburg sowie das Transportgeschwader in Landsberg,
und fünf andere große Luftwaffenstandorte, nämlich
Fürstenfeldbruck, Kaufbeuren, Erding, Manching und
Leipheim, erhalten.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415117500
Eine Zu-
satzfrage.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1415117600
Frau Staatssekre-
tärin, ist damit der Tagesbefehl des Inspekteurs der Luft-
waffe, General Portz, vom 29. Januar außer Kraft gesetzt,
in dem er expressis verbis zum Ausdruck bringt, dass mit
der Auflösung des Jagdbombergeschwaders 34 „Allgäu“

noch im Jahr 2001 zu beginnen und die Auflösung im
Jahre 2003 zu beenden sei?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415117700
Ich habe diese Nachfrage ver-
mutet. Sie betrifft die Vorstellung des Inspekteurs der
Luftwaffe, der den Personalbestand, den Materialeinsatz
und das Funktionieren der logistischen Bereiche sicher-
stellen muss. Wir werden sehen, ob es gelingt, beginnend
mit dem Jahr 2001, diese Auflösung zu erreichen. Sie
hängt davon ab, wie aufnahmefähig die anderen Standorte
sind und wie viele Maschinen wir für kommende Einsätze
behalten werden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415117800
Zweite Zu-
satzfrage.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1415117900
Frau Staatssekre-
tärin, es geht doch um die Auflösung und nicht um die
Verschiebung des Jagdbombergeschwaders an einen an-
deren Standort.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415118000
Herr Kollege, Ihre Frage passt
gut in diesen Zusammenhang. Die Zahl der Maschinen,
die wir vorgefunden haben, war nur auf dem Papier groß.
Die Bundesrepublik Deutschland war nämlich 1999 im
Kosovo nur in der Lage, sich mit 14 Flugzeugen an die-
sem internationalen Einsatz zu beteiligen, weil die ande-
ren Flugzeuge weder hinsichtlich ihrer elektronischen
Ausstattung noch hinsichtlich der vorhandenen Waffen-
systeme für diesen Einsatz geeignet waren.

Wir finden also in der Luftwaffe wie in vielen anderen
Bereichen sozusagen hohle Strukturen vor. Die Fragen
des Kollegen Nolting befassen sich mit der Personalsitua-
tion; ich werde dann auf diesen Punkt noch näher einge-
hen. Ich kann aber schon jetzt sagen, dass keiner der Zeit-
und Berufssoldaten seinen Arbeitsplatz verliert. Die be-
treffenden Soldatinnen und Soldaten werden an anderer
Stelle dringend gebraucht. Ich gehe davon aus, dass wir
für die zivilen Mitarbeiter, die auf den Truppenübungs-
plätzen und auf den Fliegerhorsten eine große Rolle spie-
len, eine angemessene anderweitige Verwendung finden.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415118100
Ich rufe die
Frage 12 des Kollegen Wolfgang Dehnel auf:

Welche Alternativen sieht die Bundesregierung zur angekün-
digten Schließung des Bundeswehrstandortes Schneeberg in
Sachsen vor dem Hintergrund, dass aufgrund von Wismutaltlasten
diese EU-Grenzregion besonders hart betroffen ist und seit 1990
circa 110 Millionen DM in die Infrastruktur des Standortes inves-
tiert worden sind?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415118200
Herr Kollege Dehnel, der
Bundesminister der Verteidigung hat im Anschluss an die
Vorstellung des Entwurfs des Ressortkonzepts zur grund-
legenden Neustrukturierung der Bundeswehr angekün-
digt, dass er alle Alternativen für Standorte sorgfältig prü-
fen wird. Dies gilt natürlich auch für Schneeberg. – Die






(C)



(D)



(A)



(B)


Beantwortung der nächsten Frage würde gut in diesen Zu-
sammenhang passen.


(Wolfgang Dehnel [CDU/CSU]: Gut, beantworten Sie auch die nächste Frage!)



Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415118300
Ich rufe also
auch noch die Frage 13 des Kollegen Wolfgang Dehnel
auf:

Sieht die Bundesregierung eine Alternative, aus dem Standort
Leipzig, wo noch circa 3 000 Soldaten stationiert bleiben sollen,
der aber ein wesentlich besseres wirtschaftliches Umfeld als die
Region um Schneeberg aufweist, circa 1 000 Soldaten im Stand-
ort Schneeberg zu stationieren, damit der für die Region Süd-
westsachsen wichtige Standort erhalten bleibt?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415118400
Die Verlegung von Truppen-
teilen aus Leipzig nach Schneeberg ist nicht zweckmäßig.
Das Stabsfernmeldebataillon 701 sollte in räumlicher
Nähe zum Kommando der 13. Panzergrenadierdivision
stationiert bleiben. Auch das Verteidigungsbezirks-
kommando und die in Leipzig stationierten Feldjäger-
kräfte sind durch ihre Aufgaben an den Standort Leipzig
gebunden, so die Aussage der Militärs.


Dr. Rudolf Seiters (CDU):
Rede ID: ID1415118500
Herr Kol-
lege Dehnel, Sie haben jetzt vier Zusatzfragen.


Wolfgang Dehnel (CDU):
Rede ID: ID1415118600
Frau Staatssekretä-
rin, ich verstehe ja, dass die Bundesregierung an einer
Strukturreform arbeitet, um die Zukunft der Bundeswehr
zu sichern. Aber es muss auch an die Zukunft der betref-
fenden Region gedacht werden. Vor diesem Hintergrund
möchte ich meine erste Zusatzfrage stellen.

In den Standort Schneeberg wurden in den letzten zehn
Jahren circa 110 Millionen DM investiert. Es wurden sie-
ben Kompaniegebäude saniert. Vor kurzem wurde eine
Großküche eingeweiht. Es gibt ein Feldwebelwohnheim
mit etwa 50 Zimmern, zwei Kfz-Werkstätten und einen
Saal mit gastronomischen Einrichtungen. Wie stellen Sie
sich vor, diese Immobilien in der Zukunft für die Region
bereitzustellen, wenn Sie jetzt den Standort schließen
wollen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415118700
Ich kenne den Standort. Ich
war im Mai 1998 da und habe mich gefragt, warum die
alte Bundesregierung dort ausgerechnet ein Gebirgsjäger-
bataillon aufgestellt hat.


(Paul Breuer [CDU/CSU]: Das waren Erzgebirgsjäger!)


– Da fallen mir auch das Sauerland oder das Weserberg-
land ein, Herr Kollege Breuer.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das nehmen Sie sofort zurück!)


Ich muss Ihnen wirklich sagen: Wir haben die drei Ge-
birgsjägerbataillone in Bad Reichenhall, Mittenwald und
Bischofswiesen, die auch schon damals da waren. Dann

sind, aus mir völlig unverständlichen Gründen, in Schnee-
berg Gebirgsjäger stationiert worden. Dass der Standort
erhalten werden soll, ist mir verständlich, aber die Statio-
nierung damals war meines Erachtens ein Fehler.

Ich sage Ihnen – das sage ich auch im Westen –: Mir tut
jeder Standort in den neuen Bundesländern Leid, der ge-
schlossen werden soll


(Zuruf des Abg. Jörg van Essen [F.D.P.])

– darauf kommen wir noch; dazu gibt es auch eine Frage –,
weil ich meine, dass da die Identifikation mit der Bundes-
wehr erfolgt ist. Aber wir brauchen nur drei Gebirgsjäger-
bataillone und die sind – da können Sie Ihre bayerischen
Kollegen fragen – aufgrund ihres Übungsprofils in den Al-
pen besser aufgehoben.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Wir stehen hinter Schneeberg!)



Wolfgang Dehnel (CDU):
Rede ID: ID1415118800
Sie haben gerade die
Gebirgsjägerbataillone angesprochen und gesagt, dass Sie
für das in Schneeberg keine Verwendung haben. Ich habe
aber nach Alternativen gefragt. Sieht denn die Bundes-
regierung keine Möglichkeit, von einem anderen Standort
entsprechende Leute bereitzustellen, die dort stationiert
werden? Es ist ja verständlich, dass sich der Oberbürger-
meister von München, Herr Ude, am Montag in einem In-
terview im Deutschlandfunk glücklich gepriesen und ge-
sagt hat, er freue sich, dass zum Beispiel der Standort
Schneeberg geschlossen werde, weil er selber dann ent-
sprechend investieren könne. Es ist verständlich, dass in
München die Freude groß ist. Aber die Schließung des
Standortes Schneeberg betrifft eine ganze Region und hat,
glaube ich, einschneidende Wirkungen. Vielleicht wäre es
möglich, dass Leute von einem anderen Standort nach
Schneeberg kommen.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415118900
Wir sind aber in der Situation,
dass wir fast nur Gemeinden treffen – natürlich noch stär-
ker in den neuen Bundesländern –, bei denen sowohl die
Identifikation zwischen der Bundeswehr und der Bevöl-
kerung als auch die wirtschaftliche Bedeutung der Bun-
deswehr für die jeweilige Region groß ist. Wenn wir die
Standorte erhalten, sind wir jedoch nicht in der Lage, eine
leistungsfähige Bundeswehr zu schaffen. Wir müssen die
Strukturen auf den Einsatz hin orientiert organisieren. Das
ist unser Problem. Es nützt uns nichts, hohle Strukturen zu
haben.

Ich wünschte mir, für Schneeberg hätten wir eine Al-
ternative. Ich habe Ihnen schon vorgetragen, dass wir
Leipzig geprüft haben. Sie sehen an der Frage, die mir am
Anfang gestellt wurde, bezüglich der Bereitschaft zu Al-
ternativen: Jeder möchte gern etwas aus einem anderen
Bundesland haben; aber keiner ist bereit, aus seinem ei-
genen Bundesland etwas abzugeben.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Nein! Wir wollen die Bundeswehr erhalten!)


– Das wollen wir auch.




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte

14773


(C)



(D)



(A)



(B)



Wolfgang Dehnel (CDU):
Rede ID: ID1415119000
Ich sage das vor
dem Hintergrund, dass Sachsen hinsichtlich der Standorte
besonders benachteiligt ist. In Sachsen werden nur
8 000 Soldaten stationiert. In Schleswig-Holstein zum
Beispiel sind es 39 000, und zwar bei einer viel geringe-
ren Bevölkerungszahl, in Rheinland-Pfalz sind es circa
36 000, obwohl Rheinland-Pfalz ungefähr die gleiche Be-
völkerungszahl wie Sachsen hat. Deshalb ist meine Frage:
Werden Sie, wenn die Schließung wirklich beschlossen
werden sollte – was ich noch immer nicht glaube –, die
Region und die Kommunen bei der Vermarktung der Im-
mobilien unterstützen und Unterstützung auch von ande-
ren Ministerien einfordern, die für Ersatzstandorte – ich
denke zum Beispiel an Zoll, Bundesgrenzschutz – sorgen
können?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415119100
Sie wissen doch, welche Dis-
kussionen wir in den letzten Jahren um den Bundesgrenz-
schutz und die Schließung von Kasernen gehabt haben.
Das ist vielleicht bei Ihnen im Grenzbereich noch eine an-
dere Situation.

Behilflich sein wollen wir auf jeden Fall. Aber ich ver-
mute, dass man, wenn man 1991 in Schneeberg eine Al-
ternative zum Beispiel durch den Bundesgrenzschutz ge-
habt hätte, diese wahrgenommen hätte. Mich tröstet nur
eines, Herr Dehnel: Wenn mehr Leute aus Westdeutsch-
land wüssten, wie schön das Erzgebirge ist,


(Jörg van Essen [F.D.P.]: Richtig!)

und wenn sie wüssten, welch eine Lebensqualität es hat
– ich habe damals in Aue gewohnt –, dann würden wir die-
sen Standort vielleicht relativ bald für Tourismus und
Weiterbildungsmaßnahmen nutzen können.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das sagen Sie in Sonthofen auch! Überall Touristen!)


– Nicht überall ist es aber in hohem Maße zutreffend, lie-
ber Herr Kollege. In Bayern sind Sie natürlich der glei-
chen Meinung. Aber das Erzgebirge ist in der Tat ein at-
traktives Gebiet. Ich habe bei meinem Besuch dort
allerdings nur relativ wenige Touristen aus Bayern und re-
lativ viele aus Nordrhein-Westfalen getroffen. Wenn wir
vielleicht noch ein paar Leute mehr aus dem Westen ge-
winnen könnten, auch diese Region zu besuchen, wäre es
leichter.


(Paul Breuer [CDU/CSU]: Mit Mitteln des Einzelplans 14?)


Ich sage Ihnen: Es tut mir sehr Leid. – Aus dem Einzel-
plan 14 sind wir natürlich mitnichten in der Lage – wir
wollen ja auch noch bei Betrieb und Unterhalt zusätzlich
Geld sparen –, die Kommunen und die Länder zu unter-
stützen.


Wolfgang Dehnel (CDU):
Rede ID: ID1415119200
Eine Frage noch. Bei
der letzten Debatte hat mir der SPD-Sprecher, Herr
Zumkley, geantwortet, dass noch eine Alternative be-
stünde. Wenn der Ministerpräsident von Sachsen, Herr
Biedenkopf, einen entsprechenden Vorschlag machte,
könnten Sie sich möglicherweise erkenntlich zeigen. Se-

hen Sie Chancen oder sind die Messen für Schneeberg
schon gelesen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415119300
Das werden wir morgen Abend
sehen. Herr Biedenkopf war auch letzte Woche schon bei
Herrn Scharping und hat ihm die Probleme noch einmal
mit großer Dringlichkeit geschildert. Er hat, wie ich er-
fahren habe, auch ausdrücklich auf das Ungleichgewicht
der Stationierung in Ost und in West aufmerksam ge-
macht.


(V o r s i t z: Vizepräsidentin Anke Fuchs)

Der Kollege Rossmanith hat vergessen, dass wir ja

noch an 47 Standorten einen Abbau aufgrund vorange-
gangener Planungen überwiegend in den neuen Bundes-
ländern durchzuführen haben und die Begeisterung auch
diesbezüglich nicht sonderlich ausgeprägt ist.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie werden abgewickelt! Da sind doch keine Soldaten mehr!)


Ich kann Ihnen nur sagen: Es wird schwierig werden. – Zu
meinem großen Bedauern sehe ich gerade, dass der Kol-
lege Nolting nicht anwesend ist. Ich hätte nämlich noch et-
was zu den Zahlen, also darüber, wie viele Soldaten uns
zur Verfügung stehen, sagen können.


(Wolfgang Dehnel [CDU/CSU]: Vielen Dank!)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415119400
Zu Frage 13 möchte
jetzt der Kollege Adam eine Frage stellen. – Bitte sehr.


Ulrich Adam (CDU):
Rede ID: ID1415119500
Frau Staatssekretärin, Sie
haben in Ihren Darlegungen unter anderem festgestellt,
dass die Standortschließungen für die neuen Länder be-
sonders schwer sind. Ich weiß aus gemeinsamen Reisen,
dass Sie die Situation vor Ort sehr gut kennen. Wie er-
klären Sie es sich dann, dass der Minister der Verteidi-
gung Kriterien aufgestellt hat, die, wenn man sie genau
nimmt, dazu geführt hätten, dass bei den Vorschlägen zur
Schließung von Standorten die neuen Bundesländer
außen vor geblieben wären? Warum ist es dazu nicht ge-
kommen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415119600
Weil die Bataillone oder die
Flugabwehrregimenter in dieser Form für eine neue, am
Einsatz orientierte Bundeswehr zum Teil wirklich nicht
mehr notwendig waren. Unser Problem besteht darin,
dass man zum Beispiel Feldjäger in Leipzig hat, dass man
sie dort aber auch für vielfältige Aufgaben und mehr als
in Schneeberg braucht. Man müsste sie sonst ständig he-
rantransportieren, um sie dort für entsprechende Aufga-
ben einzusetzen. Herr Kollege Adam, vielleicht hatten wir
am Anfang der Stationierung – 1991 – alle nicht den Mut,
mehr Verbände in den Osten zu legen. Es gab allerdings
damals auch das Ansinnen der früheren Warschauer-Pakt-
Staaten, die das damals eher noch als eine Bedrohung an-
gesehen hätten. Wäre es uns damals gelungen, mehr Sol-
daten in die neuen Bundesländer zu verlegen und das






(C)



(D)



(A)



(B)


Geschrei der westdeutschen Bundesländer zu ertragen,
wäre heute manches leichter. Wir lösen Verbände auf, die
wir für die Zukunft im Grunde nicht brauchen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415119700
Eine weitere Zusatz-
frage, Kollege Janovsky.


Georg Janovsky (CDU):
Rede ID: ID1415119800
Frau Staatssekretärin,
ich habe zu Schneeberg noch eine Zusatzfrage. Sie hatten
sinngemäß geantwortet, dass aus militärischen Überle-
gungen heraus eine Verlegung von Leipzig nach Schnee-
berg nicht infrage komme. Halten Sie es aus strukturpoli-
tischen Überlegungen heraus für möglich, eine solche
Entscheidung zu treffen? Aus strukturpolitischen Überle-
gungen heraus muss ja manchmal etwas gegen die Ver-
nunft entschieden werden, um auch in Grenznähe oder in
strukturschwachen Regionen Einrichtungen anzusiedeln.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415119900
Aber das Leid ist, dass wir
diesen Bedarf dort wirklich nicht haben. Denn die Ge-
birgsjägerbataillone haben natürlich Kontakt zu Bad Rei-
chenhall, zu der Gebirgsjägerbrigade. Unser Nachbarland
dort ist unser Partner im Bündnis. Die Tschechische Re-
publik ist Mitglied der NATO, also hat in diesem Fall die
Grenzregion nur eine Bedeutung, indem man sich aus-
tauscht und zusammenarbeitet. Im Moment haben wir
– es geht uns ja in einigen Teilen so – einfach keinen Be-
darf für die Nutzung dieser Kasernenanlagen. Die Wirt-
schaftlichkeit ganz außer Acht zu lassen ist nicht im Inte-
resse der Soldaten. Dies ist entscheidend, wenn sie sagen
sollen: Jawohl, wir sind mit der militärischen Dislozie-
rung einverstanden.

Zu einigen weiteren Standorten haben die Militärs an-
dere Empfehlungen gegeben. Wir haben dazu gesagt:
Nein, so viele Soldaten können wir nicht verlegen. Nach
deren Vorschlägen hätten wir fast die Hälfte der Verbände
in den neuen Bundesländern wieder verlegen müssen. Das
kam nicht infrage.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415120000
Wir sind noch bei
Frage 13. Eine Zusatzfrage hat jetzt der Kollege
Rossmanith. Bitte sehr.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1415120100
Frau Staatssekretä-
rin, trifft es zu, dass es sich bei den von Ihnen soeben ins
Gespräch gebrachten 47 Standorten, nach denen nicht ge-
fragt wurde und die gemäß der letzten Reform von Ihnen
noch geschlossen werden sollen, um Abwicklungen han-
delt und dass an diesen Standorten nur noch die Soldaten
vorhanden sind, die diese Endabwicklung vornehmen
müssen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415120200
Das sind ganz gravierende Be-
reiche. Zum Beispiel werden aus Oldenburg umfangreiche
Verbände nach Bad Sülze verlegt. Aus Wunstorf bei
Hannover wird als Letztes das Transportgeschwader in die
Nähe von Berlin verlegt. Das wurde damals beschlossen

und ist bis jetzt nicht geschehen. Wir haben im Rahmen
dieser Abwicklung gesagt: Wir werden keine Transallma-
schinen mehr verlegen, sondern werden das neue Trans-
portflugzeug der Zukunft dort hinverlegen. Das wird dann
als Letztes geschehen.

Dazu, dass dies bisher nicht geschehen ist, haben sach-
liche Fragen geführt. Zum Beispiel war die erforderliche
Infrastruktur noch nicht vorhanden. Vielleicht wäre es
besser gewesen, sie zuerst an dieser Stelle und nicht an
vielen anderen Orten aufzubauen. Es bleibt natürlich die
Tatsache bestehen, dass wir all das, was jetzt im Bereich
der Bundeswehr existiert, nicht mehr brauchen. Das, was
gebraucht wird, wird im Rahmen der Notwendigkeiten
verlegt.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das sind doch nur Abwicklungen! Das hat nichts mit der Reform zu tun!)


– Ja, natürlich. Aber das wirkt sich auf die Soldaten dort
aus.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415120300
Die Fragen 14 und 15
werden schriftlich beantwort.

Nun rufe ich die Frage 16 der Abgeordneten Irmgard
Karwatzki auf:

Aus welchen Gründen werden die im November 2000 noch in
Erarbeitung befindlichen Verteilungskriterien und die Prioritäten-
liste für die Ausgabe der eingeplanten 1Milliarde DM Mehrerlöse
im Haushalt des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg)

nicht dem Deutschen Bundestag vorgelegt?

Frau Staatssekretärin, bitte.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415120400
Frau Kollegin Karwatzki, über
die Verwendung der sich aus Einsparungen im Betrieb der
Bundeswehr ergebenden Verstärkungsmöglichkeiten für
den Einzelplan 14 – zum Beispiel aus Effizienzgewinnen,
Wechsel der Finanzierungsart und Mehreinnahmen aus
der Verwertung von beweglichem und unbeweglichem
Vermögen – werden der Verteidigungsausschuss und der
Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages vom
Bundesminister der Verteidigung informiert werden.


(Paul Breuer [CDU/CSU]: Das ist keine Antwort!)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415120500
Ihre Zusatzfrage,
Frau Kollegin.


Irmgard Karwatzki (CDU):
Rede ID: ID1415120600
Unabhängig von der
Tatsache, dass wir diese Antwort im Ausschuss schon ei-
nige Male gehört haben, frage ich: Gibt es denn zum jetzi-
gen Zeitpunkt zumindest in Ansätzen ein Einsparpotenzial?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415120700
Es gibt eine ganze Reihe von
Möglichkeiten, bei denen Einsparpotenziale bestehen.


(Paul Breuer [CDU/CSU]: Warum legen Sie die Liste nicht vor?)





Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte

14775


(C)



(D)



(A)



(B)


– Dies können wir im Moment aus guten Gründen nicht
tun. Stellen Sie sich einmal vor, was passieren würde,
wenn wir aufschreiben würden, welche Erwartungs-
haltung wir gegenüber einer bestimmten Liegenschaft ha-
ben. Dann würden die Gemeinden alles tun, Ideen zu ent-
wickeln, warum sie für die Zahlungen nicht aufkommen
müssen.

Die Modernisierung hängt davon ab, Frau Kollegin
Karwatzki, wie parallel zur Feinstruktur der Verbände die
Ausrüstung der Verbände ist. Darauf werde ich in meiner
Antwort auf Frage 17 näher eingehen. Zum jetzigen Zeit-
punkt gibt es eine ganze Reihe von Überlegungen, was wir
in diesem Zusammenhang tun können. Aber eine Realisie-
rung ist am 14. Februar 2001 nicht ernsthaft zu leisten.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415120800
Ihre zweite Zusatz-
frage, Frau Kollegin.


Irmgard Karwatzki (CDU):
Rede ID: ID1415120900
Frau Staatssekretä-
rin, irgendwann einmal muss ja ein Anfang gemacht wer-
den. Sie vertrösten uns nun schon seit mehreren Monaten.
Nennen Sie einmal ein konkretes Beispiel einer Veräuße-
rung, von dem Sie bereits jetzt sagen können: Das ist der
Weg.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415121000
Wir haben in den letzten Mona-
ten einige Veräußerungen durchgeführt. Wenn Sie mich da-
nach gefragt hätten, hätte ich die entsprechenden Daten
mitgebracht. Umfangreiche Sparmaßnahmen werden durch
Modernisierungsprozesse in der öffentlichen Verwaltung,
durch die Entscheidung über ein Ausrüstungskonzept
und durch die Veräußerung verschiedener Liegenschaften
durchgeführt. Eine Reihe von Liegenschaften haben wir
schon klassifiziert, auch untersuchen lassen. Aber Details
dazu werde ich hier nicht vorab nennen. Deswegen sprach
ich vorhin vom Haushaltsausschuss.

Ich habe den Einzelplan 14 des Bundeshaushaltes 2001
in der Hand. Hier steht, dass wir den Haushaltsausschuss
informieren werden. Der Bundesverteidigungsminister
hat hinzugefügt, dass er, wenn er den Haushaltsausschuss
informiert, auch den Verteidigungsausschuss informieren
wird. Hier steht nicht, dass wir öffentliche Debatten über
Immobiliengeschäfte zu führen haben.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415121100
Nun rufe ich die
Frage 17 der Kollegin Irmgard Kawatzki auf.

Ist es zutreffend, dass aufgrund der mangelnden Finanzaus-
stattung des Haushalts des BMVg im laufenden Haushaltsjahr
keine neuen Beschaffungsvorlagen, so genannten 50-Millionen-
Vorlagen, dem Deutschen Bundestag mehr vorgelegt werden kön-
nen und damit dringend notwendige neue Beschaffungsprojekte
zur Modernisierung der Bundeswehr im laufenden Haushaltsjahr
nicht finanziert werden können?

Frau Staatssekretärin.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415121200
Frau Kollegin, der Entschei-
dungsprozess, welche Beschaffungsvorhaben der Bun-
deswehr mit Volumina von über 50 Millionen DM den

Ausschüssen vorgelegt werden, ist im Bundesministe-
rium der Verteidigung noch nicht abgeschlossen. Wir ha-
ben eine ganze Liste von Vorhaben, aber wir wollen
zunächst ein Ausrüstungskonzept haben, auf dem wir
dann aufbauen und entscheiden. Was wir an Beschaffun-
gen bzw. an Verkäufen – auch damit kann man Erlöse er-
zielen – vorhaben, werden wir in der Öffentlichkeit nicht
vorab darstellen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415121300
Eine Zusatzfrage,
Frau Kollegin, bitte sehr.


Irmgard Karwatzki (CDU):
Rede ID: ID1415121400
Frau Vizepräsiden-
tin, Sie sind ja unsere Anwältin. Ich habe auch schon in
anderer Funktion hier gestanden. Dann haben die amtie-
renden Präsidenten aber zumindest den Fragestellern, also
uns, den Abgeordneten, die Chance eingeräumt, eine Ant-
wort zu erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben ja das Frageinstrument. Ich bin der Meinung,
dass die Frau Kollegin uns zumindest in Ansätzen etwas
sagen muss. Wir argumentieren doch in den Wind hinein.


(Zuruf von der SPD: Es ist völlig unangemessen, dass Sie Ihre Präsidentin rügen!)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415121500
Ich verfolge mit
Spannung die Debatte und kann eigentlich nur sagen: Ich
folge der Linie der Staatssekretärin, die sagt, das könne
man nicht in der Öffentlichkeit diskutieren, das gehöre in
die Ausschüsse. Deswegen habe ich nicht interveniert.
Aber Sie haben jetzt eine Zusatzfrage.


Irmgard Karwatzki (CDU):
Rede ID: ID1415121600
Nein, ich bedanke
mich.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415121700
Nun rufe ich die
Frage 18 des Abgeordneten Werner Siemann auf.

Treffen Medienberichte, zuletzt im „Spiegel“ vom 5. Febru-
ar 2001, zu, wonach sich aus einer Vorlage der Haushaltsabteilung
des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) ergebe, dass
der Haushalt des BMVg für das Jahr 2001 mit so genannten Über-
kippern und wegen unbezahlter Rechnungen aus dem Haushalts-
jahr 2000 in Höhe bis circa 800 Millionen DM vorbelastet sei,
falls nein, wie hoch sind die Vorbelastungen aus dem Haushalts-
jahr 2000 für den laufenden Verteidigungsetat tatsächlich?

Frau Staatssekretärin.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415121800
Herr Kollege Siemann, eine
Vorlage der Haushaltsabteilung des Bundesministeriums
der Verteidigung mit dem von Ihnen vorbezeichneten In-
halt gibt es nicht.

Zur Vorbelastung in Form von so genannten Rech-
nungsüberkippern habe ich übrigens bereits in der Frage-
stunde des Deutschen Bundestages am 24. Januar 2001
geantwortet. Ich kann Ihnen das Plenarprotokoll nennen.

Soweit unter Vorbelastung ein nicht veranschlagter
Haushaltsmittelbedarf zu Beginn eines Haushaltsjahres




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte
14776


(C)



(D)



(A)



(B)


verstanden wird, zu dessen Deckung bei anderen Haus-
haltsstellen eingespart werden muss, sind zurzeit rund
455 Millionen DM aufgrund nicht veranschlagter Lohn-
und Gehaltsverbesserungen verifizierbar und absetzbar.
Wir haben von der alten Regierung das Instrument über-
nommen, dass wir diese Lohn- und Gehaltsverbesserun-
gen nicht etatisieren dürfen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415121900
Zusatzfrage, Herr
Kollege, bitte.


Werner Siemann (CDU):
Rede ID: ID1415122000
Frau Staatssekretärin,
wollen Sie uns dann sagen, dass Sie zum gegenwärtigen
Zeitpunkt als Staatssekretärin im Bundesverteidigungs-
ministerium keine Kenntnis davon haben, in welcher
Höhe, in welcher Form und in welchen Bereichen so ge-
nannte Überkipper aus dem Haushalt 2000 vorhanden
sind?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415122100
Herr Kollege Siemann, ich
weiß nur, dass wir das Thema der so genannten Überkip-
per seit 1981 behandeln.


(Paul Breuer [CDU/CSU]: Dann müssen Sie doch darauf vorbereitet sein!)


Die erste Aufgabe, die wir hatten, als wir in das Bundes-
ministerium der Verteidigung kamen, war, zu schauen, in-
wieweit wir Überkipper von der alten Regierung, die nicht
abgearbeitet waren, zu übernehmen hatten.

Dabei gab es zwei Dinge. Wir haben immer einen In-
vestitionsbedarf für Instandsetzungen. Diese Instandset-
zungen verschieben sich in das nächste Jahr oder werden
– auch das gehört zu dem Konzept, das wir überprüfen –
zum Teil in der Zukunft nicht mehr ausgeführt werden.
Wenn wir nicht mehr so viel Gerät brauchen, uns von Gerät
trennen und wenn wir auch nicht mehr die Langzeitlage-
rung haben, werden geringere Kosten entstehen. Daher
kenne ich diese Debatte, wie Sie sich gut vorstellen kön-
nen. Ich lese auch die Zeitung und höre das Gewispere da-
rum, dass sich dies im Moment im Rahmen hält – trotz
aller anders lautender Behauptungen in der Öffentlichkeit.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415122200
Eine weitere Zusatz-
frage, bitte sehr.


Werner Siemann (CDU):
Rede ID: ID1415122300
Frau Staatssekretärin,
ist denn die Zahl – die ich in meiner Frage genannt habe –
von 800 Millionen DM aus der Luft gegriffen, halten Sie
sie für aus der Luft gegriffen und nicht realistisch?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415122400
Als anständige Kollegin habe
ich Ihnen das verifiziert, was ich heute sagen kann, weil
es die Berechnungen nach den Tariferhöhungen und den
Verbesserungen bei den Beamten darstellt. Dies ist die
Zahl, die ich Ihnen nennen kann. Aber wir haben im letz-
ten Jahr diese Steigerung bei Löhnen und Gehältern und
bei den Beamteneinkommen auch einsparen müssen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415122500
Nun kommen wir zur
Frage 19 des Kollegen Siemann:

Wie wirken sich die Vorbelastungen aus dem Haushaltsjahr2000 im laufenden Haushalt des BMVg 2001 auf Vorhaben in derMaterialverantwortung der Inspekteure des Heeres, der Luft-waffe, Marine und der Streitkräftebasis aus?
Frau Staatssekretärin.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415122600
Herr Kollege, die Erwirt-
schaftung der Mittel für Vorbelastungen ist Aufgabe des
Haushaltsvollzugs des gesamten Haushaltsjahres 2001. In-
wieweit sich Auswirkungen auf einzelne Vorhaben ergeben
können, lässt sich erst im Verlauf des Haushaltsjahres fest-
stellen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415122700
Zusatzfrage, Herr
Kollege.


Werner Siemann (CDU):
Rede ID: ID1415122800
Frau Staatssekretärin,
trifft es zu, dass die Mittel für die dringend notwendigen
Bedarfsinstandsetzungen für dieses Jahr bereits ausgege-
ben sind und dass in diesem Bereich jetzt schon – nach an-
derthalb Monaten – ein Loch von 80 Millionen DM bis
130Millionen DM besteht, die dringend benötigt werden,
um diese Bedarfsinstandsetzungen durchzuführen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415122900
Ich habe natürlich die ganze
Zeit darauf gewartet, dass Sie diese Frage stellen. Es trifft
in dieser Form nicht zu. Es trifft zu, dass wir eine ganze
Reihe von Rechnungen aus dem letzten Jahr – wie jedes
Jahr – zu Beginn dieses Jahres bezahlen müssen. Es gibt
bei bestimmten Instandsetzungs- und Modernisierungs-
maßnahmen auch Preissteigerungsraten.

Uns fehlt zurzeit aber ein Plan, was in Zukunft wirk-
lich instand gesetzt werden muss und was wir vordring-
lich brauchen. Diesen fordern wir in der politischen Lei-
tung von den Teilstreitkräften über den Generalinspekteur
und über Herrn Staatssekretär Dr. Stützle an. Dann wer-
den wir damit ins Parlament kommen.

Ich sage Ihnen: Ein Haushalt in einer Größenordnung
von 47Milliarden DM erfährt im Laufe eines Jahres immer
wieder Änderungen. Das werden Sie sehen, wenn Sie die
Haushaltsrechnung des Jahres 2000 vorgelegt bekommen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415123000
Nun rufe ich die
Frage 20 des Kollegen Paul Breuer auf:

Ist es zutreffend, dass die vom Bundesminister der Verteidi-gung, Rudolf Scharping, behauptete Mehrausgabemöglichkeit imHaushalt des BMVg 1999 in Höhe von 1Milliarde DM hauptsäch-lich aus den beschlossenen Verstärkungen aus dem Einzelplan 60für den Einsatz der Bundeswehr im ehemaligen Jugoslawien sowieaus den schon von der ehemaligen Bundesregierung beschlossenenEinnahmevermerken im Kapitel 14 12 und 14 15, zum BeispielEinnahmen aus Verkäufen von Liegenschaften und Rüstungsmate-rial, für die Jahre 1998 und die Folgejahre bestehen?
Frau Staatssekretärin, bitte.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415123100
Herr Kollege Breuer, der




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte

14777


(C)



(D)



(A)



(B)


Verteidigungshaushalt 1999 schloss mit Mehrausgaben in
Höhe von rund 1,022 Milliarden DM ab. Diese waren
durch Einnahmen aus Veräußerung, Vermietung und Ver-
pachtung in Höhe von 250 Millionen DM, die Verstär-
kung im Zusammenhang mit internationalen Einsätzen in
Höhe von 666 Millionen DM und sonstige Einnahmen
und Verstärkungen in Höhe von rund 106 Millionen DM
gedeckt.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415123200
Zusatzfrage Nummer
eins, bitte.


Paul Breuer (CDU):
Rede ID: ID1415123300
Frau Staatssekretärin, in
welcher Höhe sind die Mehrausgabemöglichkeiten, wie
vom Bundesminister der Verteidigung behauptet, tat-
sächlich in Investitionen und die Modernisierung der
Bundeswehr geflossen und nicht nur in die Begleichung
von laufenden Betriebsausgaben?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415123400
Herr Kollege, das habe ich
sehr sauber dargestellt. Am 17. November 2000 hat es
mit der Drucksache 14/4863 eine Darstellung der Ein-
nahmen im Einzelplan 14 zur Verstärkung von Ausgaben
im Haushaltsjahr 1999 gegeben. Es wurde untergliedert
in Einnahmen aus Veräußerung, Vermietung und Ver-
pachtung, in Verstärkung im Zusammenhang mit
internationalen Einsätzen und sonstige Einnahmen/Ver-
stärkungen. Auf der Ausgabenseite gab es eine entspre-
chende Aufstellung. Manches verändert sich bei einem
so großen Haushaltsvolumen im Laufe eines jeden
Jahres. Am Ende kommt dann die Summe von
1 021 598 927,25 DM zustande.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415123500
Zusatzfrage.


Paul Breuer (CDU):
Rede ID: ID1415123600
Frau Staatssekretärin, ich
habe die Liste dabei.


(Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Dann brauchst du ja nicht zu fragen!)


Sind Sie bereit und in der Lage

(Ludwig Stiegler [SPD]: Sich schuldig zu be kennen!)

– das ist im Übrigen so, Herr Kollege, Sie sollten sich et-
was mehr darum kümmern –, deutlich zu machen und zu
belegen – das muss nicht heute sein –, für welche Investi-
tionsgüter, also für welche Großgeräte und Infrastruktur
zur Modernisierung der Bundeswehr, die Mehreinnah-
memöglichkeiten eingesetzt wurden? Denn das ergibt
sich aus der Drucksache, die Sie soeben angesprochen ha-
ben, natürlich nicht. Ich verlange das von Ihnen nicht am
heutigen Tag, sondern ich verlange, dass Sie sich bereit er-
klären, das grundsätzlich zu tun.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415123700
Ich bin ausdrücklich bereit, Ih-
nen das noch stärker aufzuschlüsseln. Ich biete Ihnen so-
gar ein entsprechendes Gespräch darüber an. Ich fand

aber, dass wir es außerordentlich sorgfältig dargestellt ha-
ben. Das muss ich ehrlich gestehen.


(Beifall des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])


Ich wollte damals die Transparenz mit hineinnehmen,
damit das Parlament darüber Bescheid weiß. Wir haben
das geprüft. Dass wir die Beschaffung oder Bezahlung
von verschiedenem Gerät nicht noch stärker differenzie-
ren, ist doch natürlich, das gehört nicht in eine öffentliche
Darstellung.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wie ist das früher gemacht worden, Herr Breuer? Was hat Rühe gemacht?)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415123800
Haben Sie noch eine
Zusatzfrage, Herr Kollege? Sonst kommt die Frage 21.


(Paul Breuer [CDU/CSU]: Ja, wenn Sie mir noch eine gestatten würden!)


– Ist gut, dann können Sie noch eine Frage stellen, weil
die Pfennigbeträge nicht ganz deutlich ausgewiesen wor-
den sind.


Paul Breuer (CDU):
Rede ID: ID1415123900
Frau Präsidentin, da bitte
ich um Verzeihung. Man sollte normalerweise den Präsi-
denten oder die Präsidentin hier nicht rügen, aber ich muss
deutlich sagen, dass ich diese Bemerkung für eine Unver-
schämtheit halte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das ist eine Wertung, Frau Präsidentin.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415124000
Sie sind dabei, eine
Zusatzfrage zu stellen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Frau Präsidentin, soll ich ihm ein Taschentuch bringen?)



Paul Breuer (CDU):
Rede ID: ID1415124100
Hier geht es um den
Verteidigungsetat, und hier geht es um die Fragestellung,
ob denn die Auskünfte des Bundesministers der Verteidi-
gung der Wahrheit entsprechen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist eine Unverschämtheit, ihm wahrheitswidrige Auskünfte zu unterstellen!)


Jetzt stelle ich eine weitere Frage, die Sie mir dan-
kenswerterweise zugestanden haben. Frau Staatssekretä-
rin, können Sie denn ausschließen, – –


(Ludwig Stiegler [SPD]: Austeilen und nicht einstecken können! Wehleidiger Kerl!)


– Frau Präsidentin, ist das eigentlich zulässig, was der
Kollege hier macht?


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415124200
Im Moment wollte
ich Ihnen eigentlich die Gelegenheit zu einer Zusatzfrage
geben und ich wollte das ein bisschen entspannen.




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte
14778


(C)



(D)



(A)



(B)



Paul Breuer (CDU):
Rede ID: ID1415124300
Ich bedanke mich für die
Gelegenheit, würde aber darum bitten, dass diese Störun-
gen hier unterbleiben.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415124400
Jetzt lassen Sie uns
nicht in einen Dialog eintreten. Zwischenrufe sind auch
während einer Fragestunde gestattet. Nun stellen Sie bitte
Ihre weitere Zusatzfrage.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die Präsidentin unverschämt nennen und selber wehleidig sein!)


Da müssen Sie sich jetzt mit Ihrer Stimme durchsetzen.
Bitte sehr, Sie haben jetzt das Wort zu einer Zusatzfrage
zur Frage 20.


Paul Breuer (CDU):
Rede ID: ID1415124500
Frau Staatssekretärin, wie
kann ich der Aufstellung vom November 2000, die Sie
eben ansprachen, entnehmen, ob die dort dargestellten
Zweckbestimmungen nicht aus dem allgemeinen Vertei-
digungshaushalt, sondern aus den Mehrerlösen, von de-
nen Sie hier gesprochen haben, finanziert sind?

Ich denke, das ist hier die grundsätzliche Frage. Ich
habe den Eindruck, dass von Mehrerlösen gesprochen
wird, die den Investitionshaushalt verstärken sollen, aber
die Finanzierung nicht aus den Mehrerlösen stammt, son-
dern aus dem allgemeinen Haushalt und insofern auch
keine Verstärkung der Investitionsmittel erfolgt.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415124600
Jetzt muss ich sagen, das ist ein
tolles Ding, Herr Kollege.

Den Haushalt 1997 – 1997 war das letzte Jahr Ihrer
Regierungsverantwortung – haben wir mit 46,244 Milli-
arden DM abgeschlossen; jetzt lasse ich die Pfennigbe-
träge einmal beiseite. Den Haushalt 1998, den wir über-
nommen haben, haben wir mit 46,8 Milliarden DM
abgeschlossen und den Haushalt 1999 mit 47,046 Milli-
arden DM.

Dabei haben wir Folgendes getan. Es ist uns im Haus-
halt 1999 das erste Mal gelungen, für die internationalen
Einsätze Geld zur Verfügung zu stellen. Auch das können
Sie daraus erkennen. Jetzt komme ich nämlich wieder zur
Drucksache 14/4863, in der zum Beispiel steht, dass wir
für die Gemeinschaftsverpflegung 6 Millionen DM und
für den Unterhalt von Grundstücken und die großen Neu-
baumaßnahmen 65 Millionen DM mehr brauchten.

Aber, Herr Kollege Breuer, wir haben 44,6 Milli-
onen DM für Beschaffung von Fahrzeugen der Streit-
kräfte, rund 19,8 Millionen DM für die Beschaffung von
Quartiermaterial bereitgestellt. Es geht weiter mit der Be-
schaffung von Schiffen und von Kampffahrzeugen. Das
sind überplanmäßige Titel über die Einsätze hinaus, sonst
würden sie hier nicht auftauchen; denn das Parlament ist
verpflichtet, über überplanmäßige Ausgaben zu befinden.

Allerdings haben wir auch 665 Millionen DM – oder,
genauer gesagt: 666 Millionen DM – für die internationa-
len Einsätze gehabt, die wir früher immer erwirtschaften
mussten. Da wurden auch Investitionen getätigt. Die an-
deren Verstärkungsmittel kommen hinzu.

Ich sage Ihnen zu, dass wir Ihnen die Investitionsaus-
gaben zusammentragen, damit Sie ersehen, was aus dem
laufenden Haushalt und was mit zusätzlichem Geld fi-
nanziert wird.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415124700
Nun rufe ich Frage 21
des Kollegen Paul Breuer auf.

Aus welchen Gründen legt der Bundesminister der Verteidi-
gung, Rudolf Scharping, die von ihm zugesagte und über den nor-
malen Abschlussbericht zum Haushalt des BMVg 2000 hinausge-
hende Erläuterung zur von ihm auch für das Haushaltsjahr 2000
behaupteten 1 Milliarde DM Mehrausgabemöglichkeit für den
Haushalt des BMVg 2000 nicht vor?

Frau Staatssekretärin, bitte.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415124800
Herr Kollege Breuer, die Un-
terrichtung des Bundestages über den Abschluss des
Haushaltes 2000 erfolgt in Form der Haushaltsrechnung,
die das Bundesministerium der Finanzen für den gesam-
ten Bundeshaushalt vorlegen wird.

Im Vorgriff darauf kann ich Ihnen heute mitteilen, dass
im Haushaltsjahr 2000 Einnahmen und sonstige Verstär-
kungsmöglichkeiten in Höhe von insgesamt rund
232 Millionen DM für zusätzliche Aufgaben des Ver-
teidigungshaushaltes genutzt wurden. Der Einzelplan 14
schließt mit rund 45,56 Milliarden DM ab. Darüber hi-
naus wurden die im Einzelplan 60 für Einsätze der Bun-
deswehr in Südosteuropa bereitgestellten Mittel in Höhe
von 2 Milliarden DM verausgabt. Unter Einschluss dieser
Mittel standen der Bundeswehr insgesamt 47,56 Milliar-
den DM zur Verfügung.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415124900
Zusatzfrage, Herr
Kollege.


(Helmut Wieczorek [Duisburg] [SPD]: Eine hast du noch!)



Paul Breuer (CDU):
Rede ID: ID1415125000
Frau Staatssekretärin, kön-
nen Sie ausschließen, dass die von Ihnen eben bezifferten
Mittel lediglich zur Deckung von Betriebsausgaben aus-
gegeben werden und nicht – so wie es eigentlich von der
Zweckbestimmung her vorgesehen ist – für Investitions-
güter?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415125100
Unser Problem, welches wir
immer noch haben und womit wir uns auch in diesem Jahr
wieder herumplagen, sind Entscheidungen früherer Re-
gierungen dahin gehend, dass wir die Haushaltsmittel, die
wir zum Beispiel für den Ausgleich von Tarifsteigerungen
und ähnlichem brauchen, nicht etatisieren. In früheren
Zeiten wurden diese Mittel am Ende aus dem Einzel-
plan 60 des Bundesfinanzministers zur Verfügung ge-
stellt. Das haben wir nicht mehr. Deswegen werden wir
auch für das Jahr 2000 überplanmäßige Ausgaben für die
tariflichen Verbesserungen haben.

Ansonsten haben wir eine große Zahl von Beschaf-
fungsmaßnahmen durchgeführt, von denen nicht wenige






(C)



(D)



(A)



(B)


auch für internationale Einsätze zur Verfügung standen.
Hier rede ich von den 2 Milliarden DM. Die Erläuterun-
gen dazu werden Sie bekommen, wenn wir so weit sind.
Wenn der Finanzminister uns dies vorgelegt hat, wird es
dem Parlament vorgelegt werden. Ich kenne ja die Zei-
tungen und die Spekulationen. Lassen Sie uns dies ganz
gelassen abwarten, denn es muss auf jeden Fall mit dem
Haushaltsrecht vereinbar sein.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415125200
Nun rufe ich Frage 22
des Kollegen Dr. Müller auf:

Welches Standortfolgekonzept für die Nutzung der Liegen-schaft in Sonthofen und neue Investitionen hat die Bundesregie-rung nach der Verlegung der Schule für Feldjäger und Stabsdiens-te aus der Generaloberst-Beck-Kaserne Sonthofen nachHannover?
Frau Staatssekretärin, bitte.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415125300
Herr Kollege Müller, in der
Fragestunde vom 7. Februar 2001, also vor einer Woche,
habe ich versucht, zu verdeutlichen, dass alle Vorschläge
für Alternativen zu Standorten sorgfältig geprüft werden.
Diese generelle Verfahrensweise gilt auch für Sonthofen.
Nach dem derzeitigen Planungsstand wird die Jägerka-
serne in Sonthofen künftig weiter genutzt.

Wenn Sie wollen, kann ich gern auch die nächste Frage
beantworten, ehe Zusatzfragen gestellt werden, da sie in
direktem Zusammenhang zur ersten steht.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415125400
Gut. Herr Kollege
Müller, dann können Sie gleich vier Zusatzfragen stellen.

Ich rufe also auch die Frage 23 des Kollegen Dr. Müller
auf:

Hat die Bundesregierung zwischenzeitlich das vorgelegteEinsparkonzept zur Reduzierung der geplanten Infrastrukturkos-ten von 75 Millionen auf 40 Millionen DM zur Kenntnis genom-men, und besteht auf dieser Basis eine Chance, die Entscheidungder Verlegung der Feldjäger und Stabsdienste von Sonthofen nachHannover zu revidieren?
Frau Staatssekretärin, bitte sehr.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415125500
Wie auch bereits in der letzten
Woche ausgeführt, würden umfangreiche Sanierungs-
maßnahmen in Sonthofen den Ausbildungsbetrieb über
einen langen Zeitraum einschränken. Dies gilt auch, wenn
die Infrastrukturkosten von 75 Millionen auf 40 Milli-
onen DM abgesenkt würden.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415125600
Zusatzfrage eins.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1415125700
Frau Staatssekretärin,
sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass beim der-
zeitigen Lehrgangsbetrieb in Sonthofen für die Lehrgangs-
teilnehmer hervorragende Bedingungen herrschen und
dass eine mögliche zusätzliche Umbaumaßnahme, womit
Sie erhebliche Schwierigkeiten begründen, überhaupt
nicht notwendig ist, da durch den zukünftigen Abzug des
ABC-Abwehr-Lehrbataillons aus der Grünten-Kaserne

Lehrgangsgebäude und Unterkünfte frei werden? Ihre Ar-
gumentation ist deshalb faktisch falsch.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415125800
Es ist manchmal gut, die Re-
gion, über die man spricht, zu kennen. Ich bin dort gewe-
sen. Das Haus hatte mir sogar empfohlen, zu sagen, dass
sie so sehr dezentral liegen. Deshalb sollte man die Feld-
jägerausbildung, die jetzt über die ganze Bundesrepublik
verteilt ist, nicht dorthin legen. Ich habe gesagt: Das
werde ich hier nicht erklären, denn dann hätte es keinen
Grund gegeben, die Offiziersschule von Hannover nach
Dresden zu verlegen. Die Verkehrsanbindungen dort sind
wahrscheinlich in weiten Teilen ungleich schwieriger.

Wir haben ausdrücklich gesagt: Wir wollen uns von
Kosten trennen. Wir haben zu viele schulische Einrich-
tungen – das wird nachher auch noch eine Rolle spielen –
und zu viel Infrastruktur. Wir haben in Hannover eine
komplett ausgestattete Offiziersschule des Heeres, die in
den 70er-Jahren gebaut worden ist. Sonthofen ist eine
Einrichtung, die mit großem Aufwand zurzeit des Natio-
nalsozialismus gebaut worden ist. Dies würde mich nicht
stören, weil im Moment dort die demokratische Bundes-
wehr untergebracht ist. Sie ist aber in den Kosten zu hoch,
was auch in der Vergangenheit schon viele gesagt haben.
Kollege Müller, dies ist der Hauptgrund dafür, dass man
gesagt hat: Sonthofen ist als Schule für Feldjäger der ge-
samten Bundesrepublik zu weit und zu teuer in der Un-
terhaltung.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415125900
Zusatzfrage zwei.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1415126000
Frau Staatssekretärin,
ist Ihnen bekannt, dass die militärische Führung der Feld-
jäger in Deutschland diese Einschätzung nicht teilt und mit
dem Standort Sonthofen hochzufrieden ist? Sie hat sich für
den Erhalt des Standortes ausgesprochen. Können Sie mir
auf der Basis der wirtschaftlichen Kriterien begründen, ob
diese bei diesem Standort im südlichsten Teil Deutsch-
lands überhaupt eine Rolle gespielt haben? Bei diesem
Standort in peripherer Lage handelt es sich um eine denk-
malgeschützte Kaserne, die erhebliche Folgekosten nach
sich ziehen wird. Sie können sie nicht als Kaserne stehen
lassen. Wie soll Ihr Konzept, die Schule für Feldjäger aus
der denkmalgeschützten Ruine in Sonthofen nach Hanno-
ver zu verlegen, an einen Standort in einer boomenden
Wirtschaftsregion, wirtschaftlich, betriebswirtschaftlich
aufgehen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415126100
Natürlich geht es auf. Die Ge-
neraloberst-Beck-Kaserne ist wahrscheinlich von der
bayerischen Landesregierung unter Denkmalschutz ge-
stellt worden. Das fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich
der Bundesregierung. Die Landesregierung wird sich jetzt
darum kümmern müssen, dass für diese denkmalge-
schützte Kasernenanlage eine sinnvolle Nutzung gefunden
wird.

Ich habe übrigens noch Kostenberechnungen in Höhe
von 100Millionen DM vorliegen. Diese werde ich jedoch




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte
14780


(C)



(D)



(A)



(B)


genauso wie Ihre 40 Millionen DM infrage stellen. Des-
wegen habe ich wahrscheinlich die 70 Millionen DM, die
in der Mitte liegen, akzeptiert.

Für die verbleibenden vier ABC-Abwehrbataillone be-
stehen gute Voraussetzungen für eine flächendeckende
Zusammenarbeit mit anderen Truppengattungen. Also
wird ein ABC-Abwehrbataillon aufgelöst. Der Standort
Sonthofen bleibt aber als ABC-Schule erhalten. Damit
behält er eine wichtige Aufgabe. Dies halte ich für richtig.

Ihr Argument hinsichtlich der guten Infrastruktur, die
der Bundeswehr natürlich sehr willkommen ist – darin
stimme ich Ihnen ausdrücklich zu; das gilt auch für Sont-
hofen –, scheitert wie jedes andere Argument an der Tat-
sache, dass wir einen solchen Umfang an Infrastruktur
und Liegenschaften nicht mehr brauchen. Wir haben prin-
zipiell nichts dagegen. Auch will ich nicht bestreiten, dass
es viele Menschen gibt, die dort ihre Ausbildung gemacht
haben – in meinem Büro arbeiten einige davon –, die von
der Schule sehr angetan waren und die, als die Schließung
bevorstand, spontan gesagt haben: Das kann nicht sein.
Aber mein Regierungsdirektor, der für die Finanzen zu-
ständig ist, hat erklärt, dass die Aufwendungen hierfür
sehr hoch seien.

Jetzt ist die Entscheidung gefallen. Sie wird vom In-
spekteur des Heeres und den Teilstreitkräften insgesamt
mitgetragen. Herr Stoiber müsste schon gute Argumente
anführen, damit eine entsprechende Alternative realisiert
wird.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415126200
Ihre Zusatzfrage drei.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1415126300
Frau Staatssekretärin,
ich bin nach wie vor der Meinung, dass nicht die richtigen
betriebswirtschaftlichen Zahlen genannt wurden, und be-
daure sehr, dass es mit dem Verteidigungsminister zu kei-
nem Gespräch zur Erörterung dieser Fragen kam. Sont-
hofen ist ein Sonderfall. Es geht nicht um Truppen-
reduzierungen, sondern es ist eine rein politische Ent-
scheidung, die bestehenden Strukturen von Sonthofen in
ein leeres Gebäude in Hannover zu verlagern, das man
wirtschaftlich auch anders hätte nutzen können.

Ich habe die konkrete Frage an Sie: Wären Sie bereit,
den Vorschlag zu prüfen, den Frau Anker, Stadträtin, in
Vertretung des Oberbürgermeisters von München, vor-
gestern beim Bundeswehrempfang in München in die
Diskussion gebracht hat, die Sanitätsakademie in Mün-
chen nach Sonthofen zu verlagern? Sie hat wörtlich ge-
sagt: Eine Großstadt wie München ist auf die Bundeswehr
nicht angewiesen. Im Gegenteil: Wir können die Grund-
stücke zur Wohnungsbebauung gut gebrauchen. – Sie
würden München, möglicherweise dem dortigen Ober-
bürgermeister und vor allem uns, den Menschen in der
Region Sonthofen, nutzen.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415126400
Ich habe nachgeschaut. Die
Kasernenanlage ist zwischen 1934 und 1942 gebaut wor-
den. Sie wurde damals zum Großstandort gemacht. Ich
brauche Ihnen nicht zu sagen, wer dafür verantwortlich

war. Die Burgsiedlung, die sich dort befindet, wird in je-
dem Fall – egal, welche Einrichtung dort sein wird – für
die Bundesrepublik Deutschland ein hoher Kostenfaktor
sein. Dafür ist die Bundeswehr nicht verantwortlich,
schon gar nicht, wenn es sich um ein solches Denkmal
handelt. Aber auch wenn es um die Geschichte der De-
mokratie in Bayern gegangen wäre, wäre es nicht möglich
gewesen.

Hinsichtlich der Sanitätsakademie in München war es
der ausdrückliche Wunsch, dass sie in München bleibt.
Man hätte 1991 fragen können – das lag damals nahe –,
warum sie nicht nach Berlin verlagert wird, zumal das Ge-
bäude in Berlin noch steht, in dem sich früher die Sanitäts-
akademie befand. Kollege Müller, ich verstehe Sie gut.
Als Abgeordneter dieser Region ist es Ihre Aufgabe, sich
für sie einzusetzen. Aber wir schaffen es nicht, diese Lie-
genschaft weiter zu nutzen.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415126500
Zusatzfrage vier.


Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1415126600
Frau Staatssekretärin,
ich kämpfe aus wirtschaftlichen und traditionellen, aber
auch aus historischen Gründen für den Erhalt des Stand-
ortes. Die Kaserne ist mit dem Namen von General-
oberst Beck, einem der großen Männer des deutschen
Widerstandes – Stichwort 20. Juli –, verbunden. Sie sa-
gen, das habe mit der Entscheidung über den Bun-
deswehrstandort nichts zu tun. Ich stelle die Frage an
Sie – nach der Entscheidung, die Bundeswehr teilweise
aus dieser Liegenschaft mit dem traditionsgebundenen
Namen abzuziehen –: Welches Standortkonzept haben
Sie zur weiteren Verwendung dieser Kaserne, die den
Namen eines großen Mannes des deutschen Widerstan-
des trägt? Mit welchen Investitionen und welchem
Folgekonzept kann die Region rechnen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415126700
Die Region kann nicht mit
Bundesmitteln aus dem Verteidigungshaushalt rechnen.
Die Bundeswehr hat in den letzten zehn Jahren mehrfach
ihre Friedensdividende erbracht und muss nun endlich
eine Struktur bekommen, mit der sie die Aufgaben der in-
ternationalen Sicherheit leisten kann. Wir sind dabei, ihr
diese Struktur zu geben, und deswegen haben wir diese
schmerzlichen und notwendigen Eingriffe vorgenommen.

Im Hinblick auf die Möglichkeiten einer anderen Ver-
wendung der Liegenschaft ist jetzt die bayerische Lan-
desregierung gefragt. Ich teile Ihre Meinung, dass die Re-
gion Sonthofen alleine überfordert ist.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415126800
Nun hat Kollege
Rossmanith eine Zusatzfrage. Danach haben wir das Ende
der Fragestunde erreicht.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1415126900
Frau Staatssekre-
tärin, nachdem Sie den finanziellen Aspekt hinsichtlich
der Investitionen so in den Vordergrund gestellt haben,
muss ich Sie fragen: Haben Sie, das heißt hat Ihr Haus,
Überlegungen dahin gehend angestellt, das Gelände in
Hannover, auf das die Feldjägerschule verlegt werden




Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte

14781


(C)



(D)



(A)



(B)


soll, zu veräußern? Denn mit dieser Veräußerung würden
Sie mit Sicherheit einen höheren Erlös erzielen als an
Investitionen in Sonthofen erforderlich wäre.

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415127000
Die Stadt Hannover hat in den
vergangenen Jahren im militärischen Bereich einen erheb-
lichen Abbau erlebt und ist daran interessiert, die Bun-
deswehr in der Stadt zu halten. Sie hat sich damals –, an-
ders als andere; ich erinnere an die Sanitätsakademie –
bereit erklärt, die Offiziersschule, wenn auch schweren
Herzens, als Leistung für die neuen Bundesländer herzu-
geben. Die Liegenschaft in Hannover ist vorhanden, wir
können sie nutzen und die Bundeswehr würde sie gerne
nutzen. Ich glaube, es gibt für die Ansiedlung einer solchen
Einrichtung kaum eine zentralere Stadt als Hannover.


(Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU] meldet sich zu einer zweiten Zusatzfrage)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415127100
Sie haben nur eine
Zusatzfrage.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Es waren zwei Fragen! Ich habe noch eine Zusatzfrage!)


– Sie haben Recht. Sie haben noch eine Zusatzfrage, bitte
sehr.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1415127200
Frau Staatssekre-
tärin, können Sie ausschließen, dass die Schüler der
Schule für Feldjäger und Stabsdienste im zivilen Bereich
üben sollen, sprich: die Verlegung deshalb erfolgt, um den
Soldaten praktische Übungseinheiten bei den Chaostagen
in Hannover zu ermöglichen?

B
Brigitte Traupe (SPD):
Rede ID: ID1415127300
Diese Frage ist – Entschuldi-
gung, Frau Präsidentin – unter Ihrem Niveau.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415127400
Ich danke der Frau
Staatssekretärin für die Beantwortung der Fragen. Ich
finde, Sie hat das ausführlich und gut gemacht.


(Zustimmung bei der SPD)

Wenn sie im Einzelfall Fragen nicht beantwortet hat, so
mag das Gründe haben. Ich glaube, es war richtig, nicht
einzuschreiten.

Damit ist die Fragestunde beendet. – Frau Kollegin, Sie
blicken irritiert, weil Sie mit der nächsten Frage an der
Reihe wären. Ich muss die Geschäftsordnung beachten
und entsprechend der Geschäftsordnung ist die Zeit für
die Fragestunde abgelaufen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 1 auf:
Aktuelle Stunde
auf Verlangen der Fraktion der SPD
Bundespolitische Auswirkungen neu bekannt
gewordener Verstöße gegen das Parteiengesetz

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollegin
Christine Lambrecht für die SPD-Fraktion.


Christine Lambrecht (SPD):
Rede ID: ID1415127500
Frau Präsidentin!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Seit Mitte letz-
ten Jahres möchte uns die CDU-Führung glauben ma-
chen, dass die Skandale der schwarzen Kassen, der
Schweizer Konten, der regierungsamtlichen Lügen des
Noch-Ministerpräsidenten Koch und der vorgeschobenen
Ehrenwörter ausgestanden seien.


(Norbert Hauser [Bonn] [CDU/CSU]: Da muss sie selber lachen!)


Es sei alles aufgeklärt, tönt es aus der CDU. Alles andere
sei eine miese Kampagne der Linken. Dass dem nicht so
ist, haben die jüngsten Vorfälle in Berlin wieder einmal
gezeigt. Ausgerechnet die Berliner CDU, die immer so
getan hat, als hätte sie mit alledem nichts zu tun, muss
noch Stück für Stück zugeben, dass sich ihre Finanzprak-
tiken nicht wesentlich von denen der restlichen CDU un-
terscheiden.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen!)


Auch in Berlin gibt es eine bislang unzertrennliche poli-
tische Männerfreundschaft. Eberhard Diepgen und
Klaus-Rüdiger Landowsky haben gemeinsam Jura stu-
diert, haben sich in schlagenden Studentenverbindungen
herumgetrieben,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wie Rezzo Schlauch!)


haben gemeinsam die Junge Union dominiert und haben
nun seit 18 Jahren die Berliner CDU fest im Griff.


(Norbert Hauser [Bonn] [CDU/CSU]: Anders als damals in Frankfurt!)


Der eine, Diepgen, ist der Regierungschef, der andere
„nur“ Fraktionschef. In Wirklichkeit ist er der große Strip-
penzieher.

Jener Klaus-Rüdiger Landowsky ist der Inbegriff des
Filzes in Berlin, immer mit den richtigen Leuten zusam-
men und immer mit der richtigen Nebenbeschäftigung, ob
im Lotto-Stiftungsrat, wovon schon einmal der eigene
Tennisklub im Grunewald profitiert, oder auf den Chef-
sesseln landeseigener Bankgesellschaften.

Wie in Hessen so wurden auch in Berlin erste Meldun-
gen über nicht verbuchte Barspenden und Schwarzgeld-
konten als Kampagne der Linken gegen einen verdienten
Ehrenmann der Berliner Gesellschaft abqualifiziert.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wussten Sie doch alles, bevor Sie in die Koalition gegangen sind!)


Als dann nichts mehr zu verheimlichen war, wurde
scheibchenweise zugegeben, was andere längst herausge-
funden hatten. Auch die Sprachregelung entspricht den
bundespolitischen und hessischen Vorbildern. Der Berli-
ner CDU-Generalsekretär Ingo Schmitt möchte nicht von
einem Schwarzkonto sprechen, sondern von einem Konto
„außerhalb des offiziellen Rechenwerks der Berliner




Kurt J. Rossmanith
14782


(C)



(D)



(A)



(B)


CDU“. Diese Umschreibung muss man sich wirklich ein-
mal auf der Zunge zergehen lassen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS – Ludwig Stiegler [SPD]: Das hätte im „Neuen Deutschland“ stehen können!)


Ich möchte noch ein paar andere Zusammenhänge auf-
zeigen. In Hessen zahlte die Firma Ferrero großzügig
Spenden in eine schwarze Kasse der CDU. Rein zufällig
nahm es der CDU-Bürgermeister Vollmer in Stadtallen-
dorf – das ist der Sitz von Ferrero – dann auch mit der
Festlegung der Gewerbesteuervorauszahlung nicht so ge-
nau. Das strafrechtliche Verfahren gegen ihn wurde gegen
Zahlung einer Geldbuße eingestellt. Wunschgemäß hat
die örtliche CDU dem Sohn des Geschäftsführers von
Ferrero neben seiner Villa in Neu-Isenburg ein Baugebiet
für Normalverdiener in der Nachbarschaft erspart. Ein
Schelm, der Schlechtes dabei denkt!

In Berlin verhält es sich kaum anders. Herr Landowsky
erhält von zwei Vertretern der Baubranche, beide CDU-
Mitglieder und nicht gerade wegen ihrer Seriosität be-
kannt, 40 000 DM in bar diskret in Kuverts. Zufällig,
natürlich rein zufällig, entscheidet Herr Landowsky in der
Chefetage der Berlin Hyp gerade zu dieser Zeit über einen
Kredit in dreistelliger Millionenhöhe an die Firma dieser
Herren. Jetzt möchte man der Öffentlichkeit weismachen,
dass das alles nicht miteinander zusammenhängt. Warum,
frage ich Sie, hat dann Herr Landowsky seinen Job bei der
Berlin Hyp am letzten Montag an den Nagel hängen müs-
sen?

Nach hessischem Vorbild wurden die 40000 DM nicht
der offiziellen Parteikasse zugeführt, sondern landeten
nach Abzügen durch Gratifizierung nach eigenem Gutdün-
ken über den Kollegen Buwitt auf einem Schwarzkonto,
von dem aus dann die Anschaffung von Computern finan-
ziert wurden. Um ganz korrekt zu sein: Von den 40000DM
sind immerhin 679,10 DM dann tatsächlich in der Partei-
kasse gelandet. Wie in Hessen hat natürlich niemand etwas
gewusst –, Herr Diepgen nicht, der seit 18 Jahren Vor-
sitzender der Berliner CDU ist, Herr Landowsky nicht, der
ansonsten seine Partei absolut im Griff hat. Wird die Berli-
ner CDU also auch von ahnungslosen Stümpern regiert?


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! Oh! – Detlef Dzembritzki [SPD]: Natürlich! – Ludwig Stiegler [SPD]: Sterntaler!)


Das Schema ist immer das gleiche, ob bei der Bundes-
CDU, der CDU Hessen oder der Berliner CDU: Barspen-
den werden nach Gutsherrenart an den Parteimitgliedern,
den Rechenschaftsberichten und dem Fiskus vorbeige-
schmuggelt. Schwarze Konten werden eingerichtet und
niemand will etwas gewusst haben. Wer ernsthaft glaubt,
dass dies Zufall ist, und wer ernsthaft glaubt, dass das, was
in Berlin jetzt herausgekommen ist, ein Einzelfall gewesen
ist, der muss schon sehr naiv sein. Wir werden sehen, was
die Zeitungen morgen zu berichten haben und ob der Lan-
desverband der CDU dann auch betroffen sein wird.

Meine Damen und Herren, es gibt aber doch einen ge-
wichtigen Unterschied zwischen Hessen und Berlin: In
Hessen stützt sich die CDU-Regierung auf eine kleine, an

ihren Posten klebende F.D.P. In Berlin regiert seit über
zehn Jahren eine Koalition aus CDU und SPD,


(Zurufe von der CDU/CSU: Aha! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!)


auch wenn diese bei der Bevölkerung – um es vorsichtig
zu formulieren –, wenig Begeisterung auslöst. Ich möchte
hier die Genossinnen und Genossen der Berliner SPD
herzlich bitten, sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, ei-
nem Koalitionspartner die Stange zu halten, der nicht al-
les daransetzt, die dubiosen Finanzmachenschaften in sei-
nen eigenen Reihen rückhaltlos aufzuklären. Macht den
ehrenwerten Herren Dampf!

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die Berliner Kollegen klatschen nicht, Frau Kollegin! – Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Frau Lambrecht, was heißt das denn letztlich?)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415127600
Ich erteile dem Kolle-
gen Professor Dr. Rupert Scholz, CDU/CSU-Fraktion,
das Wort.


Dr. Rupert Scholz (CDU):
Rede ID: ID1415127700
Frau Präsidentin!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Über welchen
Sachverhalt reden wir? Einen Sachverhalt aus dem Jahr
1995, der in der Tat


(Ludwig Stiegler [SPD]: Verjährt ist?)

einige Probleme aufwirft, zu denen auch Gesetzesver-
stöße gehören.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Grundgesetzverstöße!)


Aber wir wollen uns zunächst einmal ansehen, was wirk-
lich passiert ist.

Es gab zwei Barspenden über jeweils 20 000 DM, ge-
geben von CDU-Mitgliedern, die nur in dieser Form – die
CDU ist hier einmalig


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Das kann man wohl sagen!)


mit ihren internen Richtlinien – –

(Ludwig Stiegler [SPD]: Einmalig? Erstmalig erwischt!)

– Herr Stiegler, würden Sie mich reden lassen?


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ja!)

– Das ist sehr liebenswürdig.

Ich sagte einmalig; denn bei uns sind Barspenden über
1 000 DM unstatthaft. Dagegen ist verstoßen worden. Wir
haben solche Richtlinien. Weiterhin ist zugegebener-
maßen in der Rechnungsführung ebenfalls nicht richtig
verfahren worden.

Aber sofort nachdem der Sachverhalt bekannt gewor-
den ist, hat der Landesvorsitzende, der Regierende Bür-
germeister Eberhard Diepgen, einen unabhängigen




Christine Lambrecht

14783


(C)



(D)



(A)



(B)


Rechtsanwalt und Notar beauftragt, den Sachverhalt auf-
zuklären. Der Bericht liegt vor. Danach ergibt sich klar
und lückenlos: Kein Pfennig des Geldes ist für Zwecke
außerhalb der Partei ausgegeben worden.


(Peter Dreßen [SPD]: „Brutalstmögliche Aufklärung“!)


Das ist ganz entscheidend. Alle weiter gehenden Speku-
lationen liegen neben der Sache. Dazu gehört vor allem
das, was Sie, Frau Lambrecht, hier angedeutet haben, dass
nämlich ein Zusammenhang mit einer Darlehensentschei-
dung der Berliner Hyp-Bank bestehen könnte. Das ist aus-
geschlossen und geklärt.


(Peter Dreßen [SPD]: Ein Schelm, der Böses dabei denkt! – Ludwig Stiegler [SPD]: Purer Zufall!)


Würden Sie die Strukturen der Berliner Bankgesellschaft
kennen, wüssten Sie, das dies gar nicht möglich ist, selbst
wenn es jemand gewollt hätte.

Meine Damen und Herren, es ist nach Auskunft aller
Beteiligten klar festgestellt worden, dass weitere Bar-
spenden von den beiden Spender nicht gegeben worden
sind. Im Rahmen der Aufklärung ist hinzugekommen,
dass beide Spender 1995 noch Beträge in Höhe von
1 650 DM und 2 800 DM im ordnungsgemäßen Verfahren
an ihre Kreisverbände gegeben haben, was dazu führt


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch noch? – Zuruf von der SPD: Das sind dann ja über 20 000 DM!)


– das räume ich hier offen ein: diese Beträge müssen mit
den 20 000 DM addiert werden –, dass die Deklarie-
rungspflicht insofern nicht eingehalten worden ist. Auch
dies gilt es zu reparieren und auch dies wird geschehen.


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Die Deklarierungspflicht steht bloß im Grundgesetz! – Ludwig Stiegler [SPD]: Bloß ein Verfassungsbruch!)


Im Übrigen liegt kein strafrechtlich relevantes Verhal-
ten vor. Es ist allein gegen innerparteiliche und parteien-
gesetzliche Vorschriften verstoßen worden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegen das Grundgesetz!)


Das möchte ich Ihnen hier sehr deutlich sagen, meine Da-
men und Herren.

Nun schauen wir einmal etwas weiter: Sie interessieren
sich ja liebenswürdigerweise für Berlin. Das finde ich
schön. Auch nehme ich an, dass sich der Untersuchungs-
ausschuss mit dieser Frage befassen wird. Das mag er tun.
Aber der Auftrag des Untersuchungsausschusses reicht
weiter: Ich warte darauf, dass Sie sich einmal mit der Ber-
liner SPD befassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Was ist denn 1998/99 in Zehlendorf passiert? 86 000 DM
sind veruntreut worden, ein Schaden von 50 000DM ist ent-
standen. 200 Fehlbuchungen sind bis heute festgestellt wor-
den. Da haben sich Funktionäre der SPD Quittungen für
Spenden, die sie sich selber gegeben haben, selbst erteilt.


(Dr. Ditmar Staffelt [SPD]: Das ist doch niederträchtig, was Sie hier erzählen!)


– Das ist ein Sachverhalt, Herr Staffelt, der vor den Un-
tersuchungsausschuss gehört,


(Beifall bei der CDU/CSU)

wie überhaupt das Verhalten der SPD vor diesen Untersu-
chungsausschuss gehört. Nach wie vor warten wir darauf,
dass endlich jene nebulösen Manöver mit Ihren Unter-
nehmensbeteiligungen und Ihren merkwürdigen Verrech-
nungspraktiken, die illegal sind, von diesem Untersu-
chungsausschuss untersucht werden.

Es geht um alle Parteien. Jeder hat bei sich für Ordnung
zu sorgen.


(Widerspruch bei der F.D.P.)

– Abwarten und Tee trinken! –


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Verstöße gegen das Parteiengesetz sind bei keiner Partei
zu tolerieren. Darüber besteht Konsens.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wo keine sind, müssen sie auch nicht angeprangert werden!)


Wo Verstöße sind, ist ohne Ansehen der Person und vor al-
lem ohne Ansehen der betroffenen Partei zu untersuchen
und aufzuklären. Das gilt vor allem für Sie, meine Damen
und Herren von Grün-Rot.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415127800
Ich erteile jetzt dem
Kollegen Christian Ströbele, Bündnis 90/Die Grünen, das
Wort.


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Jetzt kommt das Gewissen der Nation!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

legen! Herr Scholz, Gesetzesverstöße sind schlimm ge-
nug. Verstöße gegen Richtlinien der CDU sind auch
schlimm. Aber viel schlimmer sind die Verstöße gegen
das Grundgesetz.


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Davon verstehen Sie doch nichts! Sie verstehen was vom Strafgesetzbuch, aber nicht vom Grundgesetz!)


Art. 21 des Grundgesetzes – das müssten Sie als Verfas-
sungsrechtler wissen –, verpflichtet die Parteien –, auch
die in Berlin –, gegenüber den Bürgern die Herkunft ihrer
Gelder offen zu legen.


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Sie verstehen doch mehr vom Strafgesetzbuch!)


Das haben weder Herr Landowsky noch Herr Buwitt ge-
tan.

Wir beschäftigen uns seit mehr als einem Jahr mit der
CDU-Spendenaffäre. Wir hören immer wieder die Be-
kenntnisse, es solle aufgeklärt werden.


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Das machen wir doch! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Es ist doch aufgeklärt!)





Dr. Rupert Scholz
14784


(C)



(D)



(A)



(B)


Ich frage mich, was der Kollege Buwitt wohl gedacht hat,
als Herr Schäuble oder Frau Merkel von diesem Podium
aus im letzten Jahr angekündigt haben, es werde umfas-
send und schonungslos aufgeklärt. Der Kollege Buwitt ist
nicht an dieses Rednerpult getreten –, was er eigentlich
hätte tun sollen –, um zu sagen: Auch ich bin vom Stamme
Nimm; auch ich habe von Herrn Landowsky 25 000 DM
genommen, die ich nicht in die Parteikasse getan habe
– dies hat uns Herr Landowsky erzählt –, sondern damit
habe ich mich zunächst einmal gegenüber meiner Mitar-
beiterin ehrlich gemacht; ich habe erst einmal 4 000 DM
an sie gezahlt, weil sie mich im Wahlkampf unterstützt
und mir meine Termine geordnet hat; dann habe ich das
übrig gebliebene Geld nicht in die offizielle Parteikasse,
sondern in eine Schwarzgeldkasse getan, durch die
CDU-Bedürfnisse – wir hören von immer neuen Ver-
brauchszwecken – befriedigt worden sind.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die hätten mal einen Grundgesetzkommentar kaufen sollen!)


Derselbe, der diese 40 000 DM in Empfang genommen
hat, hat im Abgeordnetenhaus von Berlin vollmundig er-
klärt:

Dort, wo Verwahrlosung herrscht, ist Gesindel. Das
muss in der Stadt beseitigt werden.

In der Zeit, als er das sagte, hat dieser Herr die
40 000 DM entgegengenommen, womit er erst einmal
Herrn Kauffmann, seinen Wahlkampfhelfer in der CDU,
bezahlt hat, bevor er das Geld an seine Parteikollegen
weiterverteilt hat.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Wie bei der Mafia! Beute!)


Ist das die Offenlegung der Herkunft, die nach dem
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vorge-
schrieben ist? Das ist das Gegenteil davon. Wir haben in
dem Untersuchungsausschuss, der sich mit diesem Thema
beschäftigen muss, die bundespolitischen Konsequenzen
zu klären. In diesen Berliner Skandal sind die CDU-Poli-
tiker Neuling – ehemaliger Kollege im Deutschen Bun-
destag – und Buwitt – noch Kollege im Deutschen Bun-
destag – verwickelt.

Der Rechenschaftsbericht der Bundes-CDU ist falsch
und muss korrigiert werden. Das wird für die CDU auch
finanzielle Konsequenzen haben müssen. Ein Verstoß ge-
gen das Parteiengesetz und gegen das Grundgesetz liegt
vor.

Auch vom Untersuchungsausschuss müssen die not-
wendigen Konsequenzen gezogen werden. Wir müssen
alles wissen, etwa wer eigentlich Max Schwendke ist, der
an die CDU ebenfalls 10 000 DM gespendet haben soll.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist der Mann aus Schönefeld!)


Als man nachgesehen hat, hat man festgestellt, dass dort,
wo er eigentlich wohnen soll, ein leeres Haus steht. Aber
das Grundstück, auf dem nur ein leeres Haus steht, soll
den Kollegen Neuling und Wienhold gehören; diese wie-
derum sind Geschäftsführer von Aubis.

Nun wehrt sich der Herr Scholz dagegen, dass wir be-
haupten, da gebe es einen Zusammenhang. Herr Scholz,

was würden Sie denn als Richter – zu Ihnen passt viel-
leicht besser die Rolle des Staatsanwaltes –


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Bei Ihnen würde ich auch den Richter machen!)


sagen, wenn Sie erfahren, dass jemand, der einen Kredit
von über 600 Millionen DM haben will, den Kredit an-
mahnt und sagt: „Wann kommt ihr endlich damit rüber?“,
der Kredit aber nicht bereitgestellt wird,


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Der braucht den!)


er dann 40 000 DM gibt und in denselben Vermerk, mit
dem er die Auszahlung des Kredits forcieren will, von
40 000 DM schreibt, die K. L. gegeben werden sollen?
Wenn dann die 40 000 DM gegeben werden und der Kre-
dit fließt, liegt da nicht,


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Völliger Blödsinn!)


Herr Scholz, ein dringender Verdacht nahe? Ich denke,
dem kann man sich nicht entziehen.

Ich will Ihnen abschließend etwas sagen: Zurzeit dis-
kutieren wir ja sehr viel über die 68er. 1968 haben wir
durch Analysen weitgehend theoretisch herausbekom-
men, dass es einen Zusammenhang zwischen dem großen
Kapital, den Waffenunternehmen, den großen Energie-
unternehmen und der Politik in der Bundesrepublik
Deutschland gibt. So banal, wie Sie uns den Zusammen-
hang jetzt erklären, haben wir uns das Funktionieren des
Kapitalismus nicht vorgestellt, nämlich dass da ein aus-
gewachsener Bundeskanzler im Bundeskanzleramt sitzt,


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415127900
Herr Kollege, denken
Sie bitte an die Redezeit.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

tion als Regierungschef unterschreibt, die andere Hand
aber aufhält und dicke Pakete von der Industrie annimmt.


(Widerspruch des Abg. Hans-Michael Goldmann [F.D.P.] – Zurufe von der CDU/CSU)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415128000
Herr Kollege, Sie
müssen bitte zum Schluss kommen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Landowsky praktiziert. Das muss ein Ende haben. Des-
halb gibt es uns im Bundestag und im Untersuchungs-
ausschuss des Deutschen Bundestages.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS – Walter Hirche [F.D.P.]: Mit dieser Primitivität muss es ein Ende haben!)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415128100
Ich darf noch einmal
darauf hinweisen, dass wir uns in einer Aktuellen Stunde
befinden und die Redezeit fünf Minuten beträgt.

Das Wort hat für die F.D.P. Dr. Max Stadler. Bitte sehr.




Hans-Christian Ströbele

14785


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1415128200
Frau Präsidentin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Es war natürlich zu er-
warten, dass insbesondere der Kollege Ströbele diese Vor-
lage ausnutzen würde, um den Vorgang Landowsky hier
im Bundestag und im Untersuchungsausschuss zur Spra-
che zu bringen. Es ist aber in erster Linie Aufgabe der Ber-
liner Politik und des Berliner Abgeordnetenhauses, diese
Angelegenheit aufzuklären.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Richtig! – Ludwig Stiegler [SPD]: Es ist das System Kohl!)


Natürlich ist es formal in Ordnung, zu konstatieren,
dass es einen gewissen Bezug zur Bundespolitik gibt.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Haben Sie schon einmal von Kohl und Koch gehört?)


Dem wird man nichts entgegnen können. Ich habe nur
eine Sorge: Unser Untersuchungsausschuss hat noch den
sehr komplizierten und umfangreichen Komplex Leuna/
Minol aufzuklären. Ich bin der Meinung, dass sich der
Untersuchungsausschuss des Bundestages endlich dieser
Materie zuwenden sollte,


(Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Walter Hirche [F.D.P.]: Und nicht diesen Kinkerlitzchen!)


damit die Zeitschiene eingehalten, also bis zum Jahres-
ende die umfängliche Beweisaufnahme abgeschlossen
werden kann. Denn nach meiner Meinung sollte im nächs-
ten Jahr der Wettbewerb der Parteien um die besseren
Konzepte zur Bewältigung der wirklichen Probleme un-
seres Landes im Vordergrund stehen: Sicherung des Stand-
ortes Deutschland, Sicherung der sozialen Sicherungs-
systeme und dergleichen mehr. Ich meine, dass wir mit
diesen Themen allmählich zu einem Ende kommen müs-
sen. Parteipolitischer Vorteil kann aus solchen Sachen oh-
nehin nur sehr begrenzt gezogen werden.

Ich habe es mir genauso vorgestellt: Erst gibt es hier
eine Attacke gegen die CDU – die Kollegen von der CDU
machen es einem ja auch schwer; ihre Verstöße gegen das
Parteiengesetz nehmen kein Ende, weil immer wieder et-
was Neues auftaucht –;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


dann gibt es eine Gegenattacke vom Kollegen Professor
Scholz.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Völlig daneben!)

Ich fürchte, dass dies insgesamt zu einem Ansehensver-
lust aller Parteien führt, auch derer, die gar nicht betroffen
sind. Das ist die Gefahr dabei.


(Walter Hirche [F.D.P.]: Demokratiebeschädigung!)


Meine Damen und Herren, das heißt nicht, dass die
Vorgänge nicht aufgeklärt werden müssen. Wir sollten uns
aber auf die zwei Grundprobleme konzentrieren, um die
es eigentlich geht und die auch am Vorgang Landowsky
jetzt wieder sichtbar werden: den Filz,


(Zustimmung bei der SPD)


der immer wieder zutage tritt, und die Frage, wie die Par-
teienfinanzierung künftig aussehen soll.

Als Nichtberliner möchte ich mich jetzt nicht zu sehr
über den sprichwörtlichen Berliner Filz auslassen. Aber
ich sage – ausdrücklich auch im Namen und auf Bitten
meines Berliner Kollegen Günter Rexrodt, der leider ver-
hindert ist, an der heutigen Debatte teilzunehmen –: Es ist
schon so, dass gerade durch die langjährige große Koali-
tion das eingetreten ist, was bei großen Koalitionen immer
die Folge ist:


(Ludwig Stiegler [SPD]: Nur wenn die Liberalen dabei sind, ist alles in Ordnung!)


Verfilzung auf allen Ebenen.

(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Na, na! Siehe 16 Jahre Kohl!)

Der Fall Landowsky hat seine Dimension darin, dass es

eine Interessensverquickung von Politik und Wirtschaft
gibt. Es mag der konkrete Vorgang, die Kreditvergabe, da-
mit nichts zu tun zu haben. Aber der Anschein ist doch
schon ziemlich deutlich.

Nicht nur große Koalitionen sind der Nährboden dafür,
sondern natürlich auch absolute Mehrheiten – jetzt spre-
che ich aus eigener Kenntnis – , wie man es in Bayern ge-
sehen hat, wo wir längst unsere Amigo-Affäre gehabt ha-
ben.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Nur die Liberalen haben Kohl daran gehindert, Schwarzgeld zu haben!)


Das zweite Grundproblem, um das es geht, liegt darin,
zu klären, wie die Parteienfinanzierung künftig aussehen
soll. Es ist offenkundig, dass der derzeitige Zustand un-
befriedigend ist. Aber wir stoßen bei den Veränderungs-
möglichkeiten auch rasch an Grenzen; denn es besteht
doch weithin Einigkeit darüber, dass die drei Säulen der
Finanzierung der Parteien bestehen bleiben sollen, und
zwar die Finanzierung über Mitgliedsbeiträge, über Spen-
den und über staatliche Parteienfinanzierung.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Und über Schwarzgelder!)


Nun ist man bei den Spenden in der schwierigen Ab-
grenzungssituation, dass es offenkundig erlaubt sein
muss, mit Spenden die allgemeine politische Richtung ei-
ner Partei zu fördern, dass es aber nicht angehen kann,
dass konkrete politische Entscheidungen – ich sage es so
deutlich – gekauft oder belohnt werden. Hier das richtige
Abgrenzungskriterium zu finden, das scheint mir eine
recht schwierige Aufgabe zu sein. Wahrscheinlich führt
kein Weg daran vorbei, eine Lösung über noch mehr
Transparenz bei der Parteienfinanzierung zu suchen, da-
mit die Bürgerinnen und Bürger sich selbst ein Urteil bil-
den können.


(Beifall bei der F.D.P.)

Die F.D.P. wird, sobald die Kommission, die beim

Bundespräsidenten angesiedelt ist, ihre Vorschläge vorge-
legt hat, was in etwa zwei Monaten der Fall sein soll, ei-
gene Reformvorschläge dazu vorlegen. Ich glaube, dabei
sollten wir auch aus dem Fall Landowsky Lehren ziehen.


(Beifall bei der F.D.P.)







(C)



(D)



(A)



(B)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415128300
Für die PDS-Fraktion
spricht nun die Kollegin Petra Pau.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1415128400
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! 1997 erschien bei Knaur ein Buch. Ich emp-
fehle es allen, nicht nur den Mitgliedern des Untersu-
chungsausschusses, die sich zur jüngsten Spendenaffäre der
CDU, diesmal der Berliner, äußern wollen. Der Titel des Bu-
ches lautet: „Berlin, Hauptstadt von Filz und Korruption“.
Dort wird auf 300 Seiten sehr plastisch und übrigens nicht
nur für Krimileser durchaus gruselig beschrieben, wie – ich
zitiere – „eine Clique von Funktionären, Parteifreunden und
Geschäftsleuten die Hauptstadt mit einem Netz persönlicher
Beziehungen überzogen hat“. Es ging durchweg um die
CDU, wobei der Autor anmerkte, was den Filz betrifft, sei
die Berliner SPD keineswegs blütenrein.

In einem Punkt allerdings irrte der Autor in seiner Ein-
schätzung mit Gewissheit. Sie erinnern sich vielleicht:
Mitte der 80er-Jahre gab es die Berliner Antes-Affäre. Sie
galt als bislang größter politischer Skandal im einstigen
West-Berlin. Seither, so schrieb der Autor, habe sich „be-
sonders die CDU als lernfähig gezeigt“ und „die direkte
Annahme von Umschlägen voller Geldscheine von dank-
baren Unternehmern abgeschafft“.

Heute wissen wir: Selbst dieses Lob war fehl am
Platze. Die CDU war nicht lernfähig, offensichtlich auch
nicht die Berliner.


(Beifall bei der PDS)

Es wurden Kuverts gehandelt, Gelder verteilt und es
wurde ein Schwarzkonto eingerichtet. Zumindest so viel
ist bisher bekannt. Ob es sich nun um 40 000, 45 000 DM
oder noch andere regelwidrige Summen handelt, wird
sich zeigen.

Nach Lage der Dinge ist die zweite Seite des Berliner
CDU-Skandals ohnehin umfassender; denn es geht ja
nicht nur um Parteispenden. Es geht auch um zweifelhafte
Kreditgeschäfte der Berliner Hyp unter CDU-Freunden.
Dabei geht es möglicherweise um Milliardenverluste und
damit auch um Steuerverluste für das Land Berlin, und
das in Zeiten, in denen Schulen darben, Kultureinrichtun-
gen austrocknen und – wie der Kollege Thierse zu Recht
meint – der Osten auf der Kippe steht. Das sind keine Pea-
nuts.


(Beifall bei der PDS)

Auch das wird mit dem Namen Landowsky und mit der
Berliner CDU verbunden.

Ich empfehle Ihnen, allein die Ereignisse der letzten
Woche nachzuvollziehen. Nachdem bis zum Wochenende
offenbar wurde, dass auch die Berliner CDU mit dem Par-
teiengesetz auf Kriegsfuß stand, wurde am Montag zur
Krisensitzung geblasen. Danach folgten Pressekonferen-
zen. Berlins Regierender Bürgermeister, Eberhard
Diepgen, bekräftigte „einmütige Solidarität“ mit seinem
Weggefährten Landowsky. Landowsky räumte zwar
Stockfehler ein. Er erklärte sich aber selbstverständlich
für „unschuldig“. Berlins CDU-Sprecher Kaufmann
setzte noch eins drauf: Er pries Landowsky als „lobens-
wert“; schließlich habe er doch Spenden heimgeholt. Wis-
sen Sie, wonach das alles klingt? – Nach dem, was wir

hier seit über einem Jahr hören, nämlich nach „brutalst-
möglicher Aufklärung“.


(Zustimmung bei der PDS)

Landowsky kündigte dann an, er wolle Ende Mai sei-

nen Chefposten räumen – aber nicht etwa den Fraktions-
Chefposten. Dass er überhaupt die Doppelrolle „Fraktion
und Bank“ spielen konnte, ist übrigens ein Ding aus dem
Tollhaus Berlin.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Aber eine Lex Landowsky der großen CDU-SPD-Koali-
tion macht dies möglich.

Nun fragt man sich natürlich: Warum gibt Landowsky
den lukrativen Bankjob und nicht den Fraktionsvorsitz auf?
Richtig ist sicher, dass die Bank sehr unruhig wurde; sie ist
ins Trudeln geraten. Die anhaltenden Negativschlagzeilen
über Landowsky sind nun einmal geschäftsschädigend. So
weit, so schlecht. Ich frage mich allerdings, wie jemand, der
für das Bankgeschäft nicht mehr vertrauenswürdig ist, für
das CDU-Politikgeschäft, wie in „einmütiger Solidarität“
gesagt wird, in lobenswerter Weise tätig werden kann. Das
müssen Sie mir einmal erklären.


(Beifall bei der PDS)

Zum Schluss möchte ich noch einmal unmittelbar auf

die Parteispendenaffäre zu sprechen kommen. Vor Jahres-
frist wurden Klaus-Rüdiger Landowsky und Eberhard
Diepgen im Berliner Abgeordnetenhaus aus nahe liegen-
dem Anlass – Hessen – gefragt, ob auch die Berliner CDU
Spendenleichen im Keller habe. Diepgen sagte damals
vorsichtig: „Nach meiner Kenntnis nicht.“ Landowsky
sagte seinerzeit forsch: „Ich ziehe kein Jackett an, das mir
nicht passt.“ Nunmehr meint Diepgen, er sei so über-
rascht, als habe ihn ein Pferd getreten. Landowsky äußert,
CDU-Parteisachen seien nicht sein Ding; dafür gebe es
zuständige Schatzmeister und Geschäftsführer.

Fällt Ihnen eigentlich auf, dass der CDU-Landesvor-
sitzende Diepgen entweder nichts weiß oder überrascht
getreten wird? Fällt Ihnen nicht ferner auf, dass selbst sein
Fraktionschef Landowsky Erinnerungslücken hat? Denn
in seiner Aufzählung vermeintlich Zuständiger fallen ihm
viele ein, nur einer nicht: der Landesvorsitzende der Ber-
liner CDU, der zugleich Regierender Bürgermeister, also
sozusagen Ministerpräsident von Berlin ist.

Es geht somit nicht um einen mehr oder weniger
großen Fehler von Landowsky.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415128500
Frau Kollegin, Sie
müssen bitte zum Schluss kommen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1415128600
Es geht auch nicht allein darum, was
Diepgen weniger wusste, als er hätte wissen sollen. Es
geht vielmehr darum, dass das System des Filzes, das Sys-
tem Westberlins, nun endlich, wenn auch zehn Jahre ver-
spätet, zu Grabe getragen werden muss.


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415128700
Frau Kollegin, bitte
beenden Sie Ihre Rede.






(C)



(D)



(A)



(B)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1415128800
Es hätte schon 1990 im Zuge der
Wiedervereinigung auf dem Müllhaufen der Geschichte
landen müssen.


(Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir brauchen eine neue Regierung! – Zuruf von der CDU/CSU: Es lebe die PDS!)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415128900
Jetzt hat das Wort die
Kollegin Siegrun Klemmer, SPD-Fraktion.


Siegrun Klemmer (SPD):
Rede ID: ID1415129000
Verehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist schon erwähnt
worden: Auf dem Höhepunkt der Spendenaffäre der Bun-
des-CDU vor gut einem Jahr, als täglich neue Ungereimt-
heiten über Konten im In- und Ausland, über erlogene
Vermächtnisse und widersprüchliche Reisetätigkeiten
zwar bekannt, aber bis heute keineswegs aufgeklärt wur-
den, brüstete sich ein CDU-Landesverband ganz beson-
ders seiner weißen Weste und seiner tadellosen Kon-
toführung. Es war der Landesverband der Berliner CDU.
Die Berliner CDU legte größten Wert darauf, nicht mit der
Mutterpartei in Zusammenhang gebracht zu werden, um
keinen Imageschaden zu erleiden. Klaus Landowsky tönte
damals vollmundig: Wir gucken von außen in den Ring.

Nun ist Klaus Landowsky auf der Matte gelandet.
15 Jahre ist der Bauskandal um den korrupten Charlot-
tenburger Baustadtrat Wolfgang Antes her. Er hätte der
Berliner CDU wahrlich in warnender Erinnerung bleiben
sollen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: 750 Jahre Berlin!)


Aber offensichtlich hat der damalige schwere Absturz als
Lehrstück nicht ausgereicht,


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


obwohl sowohl Klaus Landowsky als auch der Regie-
rende Bürgermeister Eberhard Diepgen schon damals im
Zentrum politischer Entscheidungen in Berlin standen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der hat schon damals genommen, der Diepgen!)


Von einem Politprofi wie Klaus Landowsky musste nach
dieser Affäre, die 1986 monatelang die Stadt innerhalb
und außerhalb der Politik beherrschte, erwartet werden,
dass bei ihm sämtliche Alarmglocken klingeln, wenn Kre-
ditnehmer der Bank, deren Vorstandssprecher er ist und
die seine engen Parteifreunde sind, eine Parteispende über
40 000 DM in bar bei ihm abliefern.

Doch weder die rechtlichen noch die moralischen
Aspekte fochten Klaus Landowsky an. Heute zögert er
nicht, dreist zu begründen: „Aber das waren 1995 doch un-
problematische Zeiten.“ Welches verquere Verständnis po-
litischer Möglichkeiten verbirgt sich hinter dieser Aussage!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das soll doch wohl heißen: Man musste es 1995 gar nicht
so genau mit Spenden und ihrem Nachweis nehmen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Kohl und Kanther!)

In diesem Zusammenhang, werter Herr Kollege

Scholz, entpuppen sich die so genannten politischen
Selbstverpflichtungen der Berliner CDU zum Umgang
mit Spenden schnell als reine Luftnummern. Mandatsträ-
ger durften danach keine Barspenden über 1 000 DM an-
nehmen. Spenden über 5 000 DM, wo immer sie anka-
men, waren nach Ihren eigenen Selbstverpflichtungen
umgehend an die Landesebene weiterzureichen.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das geht Sie gar nichts an!)


Besonders pikant: In Zeiten, da jede Omi über ein
Konto für ihre Mindestrente verfügt, übernimmt der
Bankvorstand in den Räumen seiner Bank Bares, bestellt
den Schatzmeister ein, um Bares weiterzureichen, und
sieht seine Aufgabe damit als erledigt an.

Verehrter Herr Kollege Scholz, der Hinweis auf die
Zehlendorfer SPD, der doch wohl nur als Ablenkungs-
manöver zu verstehen ist, zieht hier natürlich überhaupt
nicht.


(Andreas Schmidt [Mülheim] [CDU/CSU]: Sagen Sie mal was dazu!)


Die Zehlendorfer Unregelmäßigkeiten sind von der Zeh-
lendorfer SPD selber sofort nach Aufdecken aufgeklärt
worden


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ja, nach Aufdecken aufgeklärt!)


– natürlich –, bis auf den letzten Pfennig.

(Lachen bei der CDU/CSU)


Alle Konsequenzen sind gezogen worden.

(Zuruf von der CDU/CSU: Welche denn?)


Die veruntreuten 5 000 DM sind zurückerstattet worden,
der Kassierer hat seine Konsequenzen gezogen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Strafanzeige?)

In den Zusammenhang, gegen das Parteiengesetz ver-
stoßen zu haben, passt dieser Vergleich vorne und hinten
nicht.


(Zuruf von der SPD: So ist es!)

Das Wichtigste, was die Berliner CDU jetzt leisten

muss, ist nicht nur, um die hessische Vokabel zu benutzen,
„brutalstmögliche“, sondern auch schnellstmögliche Auf-
klärung. Denn hier ist die Berliner CDU ganz dicht bei ih-
rer Mutter-CDU, nach dem Motto: Zugegeben wird nur,
was sich sowieso nicht mehr verheimlichen lässt.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: So sieht es aus!)


Das hat fatale Auswirkungen im Hinblick auf die poli-
tische Glaubwürdigkeit allgemein. Daher ist es natürlich
nicht akzeptabel, wenn die Berliner CDU-Führung mit
dem Hinweis, es handele sich nur um Fehlbuchungen des
Landesgeschäftsführers, versucht, sich aus der politischen
Verantwortung zu stehlen.






(C)



(D)



(A)



(B)


Selbstverständlich sind die schwarzen Kassen und die
außerhalb des Parteiengesetzes vollzogene Art, nach der
Barspenden in Berlin an verdiente Nahestehende verteilt
werden und daher die Partei im vorgeschriebenen Sinne
gar nicht erreichen, ein originäres Problem der CDU.
Doch neben dem finanziellen Schaden, der den Bürgerin-
nen und Bürgern Berlins durch die schief gelaufenen Kre-
dit- und Immobiliengeschäfte der Bankgesellschaft, zu
denen Finanzsenator Kurth zur Stunde vor dem Bundes-
aufsichtsamt für das Kreditwesen Rede und Antwort ste-
hen muss, entstanden ist, besteht die Gefahr, dass der
Stadt nach der Melodie „Berlin bleibt doch Berlin“ – in
diesem Fall Westberlin – nachhaltiger Ansehensverlust
entsteht. Das ist ganz besonders gefährlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415129100
Frau Kollegin, den-
ken Sie bitte an Ihre Redezeit! Sie ist überschritten.


Siegrun Klemmer (SPD):
Rede ID: ID1415129200
Ja. – Auch aus diesem
Grund und in seiner Verantwortung als erster Repräsen-
tant der Stadt hat Eberhard Diepgen sofort offen zu legen,
was er weiß,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das sollten Sie einmal der Zehlendorfer SPD sagen! Aus Zehlendorf wird Zellendorf!)


und hat als Landesvorsitzender der Berliner CDU alles
zur Transparenz und Aufklärung beizutragen, damit er
und Klaus Landowsky für Berlin nicht das werden, was
Kanther und Prinz Wittgenstein für Hessen sind.

Da sich nach der mangelhaften Beantwortung der Fra-
gen und aufgrund der noch vielen offenen Fragen mit Si-
cherheit ein Untersuchungsausschuss im Berliner Abge-
ordnetenhaus damit beschäftigen wird,


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Redezeit!)

wird natürlich auch die Frage nach möglichen Verbin-
dungen zur Bundes-CDU, die der Untersuchungsaus-
schuss des Bundestages zu stellen hat, von Ihnen zu be-
antworten sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415129300
Sie müssen mir zuge-
stehen, dass ich diese letzten Sätze, die immer so lang
sind, schlecht unterbrechen kann. – Ich weise nochmals
darauf hin, dass wir uns in der Aktuellen Stunde befinden,
und erteile nun für die CDU/CSU-Fraktion dem Abge-
ordneten Andreas Schmidt das Wort.


Andreas Schmidt (CDU):
Rede ID: ID1415129400
Frau Prä-
sidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr
Ströbele, Sie sind vom Bundesgerichtshof wegen Unter-
stützung einer terroristischen Vereinigung rechtskräftig
verurteilt worden.


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Sie sind der Letzte, der hier über Gesetzestreue und
Grundgesetz reden und lamentieren sollte, der Allerletzte!


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihnen fällt nichts mehr ein!)


Meine Damen und Herren, die CDU Berlin wird die of-
fenen Fragen, die sich stellen, schnell aufklären.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hören wir jetzt seit über einem Jahr! – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Konsequenzen wollen wir sehen! – Zuruf von der SPD: Das ist doch Boykottieren hoch drei!)


Wir erwarten die vollständige Aufklärung. Ich bin sicher,
dass die Union alles tun wird, um diese offenen Fragen
schnell zu beantworten.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allein, mir fehlt der Glaube!)


Meine Damen und Herren, das Ziel der SPD und der Grü-
nen in dieser Debatte ist es nicht, einen objektiven Sach-
verhalt aufzuklären. Sie verfolgen mit dieser Debatte zwei
Ziele. Das erste Ziel: Einige von Ihnen sind unterwegs,
um in Berlin eine andere Regierung zu installieren, um die
PDS in Berlin in die Regierung zu holen, und dieses
Thema soll als Vehikel für dieses Ziel dienen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre doch ein ehrenwertes Ziel! – Ludwig Stiegler [SPD]: Zum Schwarzgeld wollen wir etwas hören! – Weitere Zurufe von der SPD)


Das zweite Ziel, das Sie mit dieser Debatte verfolgen,
ist ein großes Ablenkungsmanöver, meine Damen und
Herren. Sie wollen mit dieser Debatte von Ihrem rot-grü-
nen Desaster im Untersuchungsausschuss ablenken.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Diese Debatte ist nichts anderes als eine Bankrott-

erklärung für Ihre Verleumdungs- und Diffamierungsstra-
tegie im Untersuchungsausschuss.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Das Geld ist ihm reingeschoben worden, was? – Dr. Barbara Höll [PDS]: Und das von Ihnen!)


Meine Damen und Herren, Sie wollen davon ablenken,
dass Sie jetzt im Untersuchungsausschuss zugestehen
müssen,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Gesundbeter!)


dass es keinen einzigen Beleg dafür gibt, dass Entschei-
dungen der Regierung Helmut Kohl käuflich gewesen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Sie wollen davon ablenken, meine Damen und Herren,
dass der Ausschussvorsitzende, Herr Neumann, ein Sozi-
aldemokrat, bestätigt hat, dass es kein Indiz und keinen
Beweis dafür gibt, dass die Regierung Helmut Kohl käuf-
lich gewesen ist.




Siegrun Klemmer

14789


(C)



(D)



(A)



(B)



(Ludwig Stiegler [SPD]: Präsentieren Sie doch bitte Herrn Pfahls! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Pfahls soll herkommen! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Meine Damen und Herren von der SPD, hören Sie zu!

(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist denen un angenehm!)

Sie wollen davon ablenken, dass die Büroräume des Ob-
manns der SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuss von
der Staatsanwaltschaft München


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Das war rechtswidrig! – Ludwig Stiegler [SPD]: Her mit dem Pfahls!)


mit Zustimmung des Bundestagspräsidenten durchsucht
worden sind, und zwar wegen des Verdachts, dass Sie ge-
heime Unterlagen an die Presse gegeben haben.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Das ist falsch und das wissen Sie! – Gegenruf des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Argumentieren Sie doch!)


– Nein, Herr Hofmann, es ist richtig! Es sind Ihre
Büroräume, die untersucht worden sind. Deswegen musste
der Bundestagspräsident zustimmen, und er hat zuge-
stimmt. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie heute ans Redner-
pult treten. Offensichtlich hat man Sie von der Rednerliste
genommen, um Sie aus dem Verkehr zu ziehen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätte man mit Ihnen machen sollen!)


Wir treten Ihnen fünf Minuten Redezeit ab. Gehen Sie ans
Rednerpult und klären Sie den Verdacht auf! Denn Sie
tragen die politische Verantwortung, und es ist schäbig,
diesen Verdacht auf einen Mitarbeiter abzuschieben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Nur Ablenkung! Auf der Flucht ist er wie der Pfahls!)


Meine Damen und Herren, Sie wollen mit dieser De-
batte von offenen Fragen ablenken, die wir an die Bundes-
justizministerin haben. Frau Herta Däubler-Gmelin hat
als Abgeordnete in den Jahren 1998 und 1999 angeblich
an die SPD eine Summe von 178 521 DM gespendet.


(Peter Dreßen [SPD]: Zu etwas anderem ist er nicht in der Lage! Er sollte sich was schämen! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch toll!)


Ich halte diese Summe, wenn ich sehe, wie hoch die Diä-
ten sind, für lebensfremd. Ich habe Zweifel, ob dies zu-
treffend ist.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das kann er nur im Parlament sagen! Sonst kriegt er eine Verfügung!)


Der objektive Verstoß gegen das Parteiengesetz – da-
rüber wollen wir ja sprechen – ist auch gegeben, meine
Damen und Herren. Der objektive Verstoß liegt vor, weil
diese Spende im Rechenschaftsbericht des Jahres 1998
nicht aufgeführt war. Sie hätte dort ausgewiesen sein müs-

sen. Es ist objektiv gegen das Parteiengesetz verstoßen
worden. Auch hier erwarten wir Aufklärung.


(Zuruf von der SPD: Haarscharf an der Wahrheit vorbei!)


Deswegen haben wir beantragt, dass Frau Däubler-
Gmelin als Zeugin im Untersuchungsausschuss Rede und
Antwort stehen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren von den Sozialdemokraten,

Sie wollen davon ablenken,

(Zuruf von der SPD: Sie lenken doch ab!)


dass Sie über Jahrzehnte vor der deutschen Öffentlichkeit
ein riesiges Finanz- und Beteiligungsvermögen verschlei-
ert haben


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Richtig! – Ludwig Stiegler [SPD]: Sie haben bloß keine Ahnung! Nichts ist verschleiert worden! Er kennt nicht einmal das Parteiengesetz!)


und dass Sie damit die deutsche Öffentlichkeit über Ihre
wahre Vermögenslage bewusst und vorsätzlich getäuscht
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Ein richtiger Fälscher ist das!)


Die SPD verfügt nach Angaben von Frau Wettig-
Danielmeier über ein Beteiligungsvermögen von 750 Mil-
lionen DM. Es gibt Fachleute, die dieses Vermögen auf
mindestens 1 Milliarde DM schätzen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Neidhammel!)

Aber wenn man im Rechenschaftsbericht der SPD nach-
liest, dann stellt man fest, dass dort lediglich eine Summe
von 245 Millionen DM steht.

Das ist das Gegenteil von Transparenz. Das ist Täu-
schen, Tricksen und Verschleiern. Deswegen sind Sie auf-
gefordert, von der Doppelmoral, immer nur auf die ande-
ren zu zeigen, wegzugehen. Kehren Sie vor der eigenen
Haustür und klären Sie Ihre eigenen Unregelmäßigkeiten
auf!


(Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Da gibt es nichts aufzuklären! Wir reden hier von Landowsky, von Schwarzgeld! – Weitere Zurufe von der SPD)


Ich finde es schon wirklich mutig von Ihnen, Frau
Klemmer, die CDU in Berlin ins Visier zu nehmen und
kein Wort über die Probleme der SPD in Berlin zu sagen.


(Siegrun Klemmer [SPD]: Mehr ist dazu nicht zu sagen!)


Frau Klemmer, das ist wirklich schon tollkühn. Diesen
Punkt muss man hier einmal zur Sprache bringen. Sie ha-
ben – der Kollege Scholz hat es schon angesprochen – in
einem internen Finanzbericht festgestellt, dass es zu
200 Falschbuchungen gekommen ist. Sie haben für Man-
datsträger Spendenquittungen ausgestellt, obwohl dieses
Geld nie an die Partei geflossen ist, sondern auf ein ille-
gales Konto. Auch dies muss aufgeklärt werden.


(Widerspruch bei der SPD)





Andreas Schmidt (Mülheim)

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(B)


Hören Sie auf mit der Doppelmoral, immer nur auf uns zu
zeigen! Herr Böger hat gesagt: Was dort bei der SPD pas-
siert ist, ist ein Tollhaus. – Wer im Tollhaus sitzt, soll nicht
mit Steinen werfen, schon gar nicht auf andere Fraktionen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415129500
Herr Kollege Dreßen,
dass Sie in einem Zuruf das Wort „Lügner“ verwendet ha-
ben, wollen wir im Moment nicht weiterverfolgen.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Aber es stimmt!)


Trotz der Lebhaftigkeit der Debatte sollten wir aber ein
bisschen an die Spielregeln denken.

Herr Schmidt, ich möchte auf Folgendes hinweisen:
Auch wenn die CDU/CSU auf einen Redner verzichtet,
kann sie diesen nicht der SPD in dieser Aktuellen Stunde
andienen. Wenn eine Fraktion einen Redner weniger mel-
det, heißt das nicht, dass eine andere Fraktion einen Red-
ner mehr sprechen lassen kann.


(Andreas Schmidt [Mülheim] [CDU/CSU]: Wir würden das gerne tun! – Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Wir bieten das an!)


Aber Ihr Angebot war wohl auch nicht ganz ernst gemeint.
Nun hat für das Bündnis 90/Die Grünen die Kollegin

Franziska Eichstädt-Bohlig das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

und Kollegen! Sehr geehrte Kollegen von der CDU/CSU
– es sind überwiegend Herren anwesend; ich sehe nur eine
Kollegin –,


(Zuruf von der CDU/CSU: Nein, es sind mehrere da!)


Ihre Art der Politik des Weißwaschens, die Sie hier be-
treiben, raubt mir regelrecht den Atem. Sie meinen stän-
dig, Sie müssten Mitglieder der Regierungskoalition kri-
minalisieren. Dies haben Sie bei Fischer, Trittin und
Schröder versucht. Jetzt versuchen Sie es bei Ströbele und
bei der SPD insgesamt. Sie kriminalisieren und kümmern
sich nicht um die eigenen Probleme, um den Dreck, den
Sie vor Ihrer Tür haben. Das finde ich unmöglich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS)


Herr Scholz und Herr Schmidt haben soeben eine Rede
in diesem Sinne gehalten. Laurenz Meyer hat eine Pres-
seerklärung abgegeben, in der er zum Ausdruck gebracht
hat, dass er sich nicht mehr in der Lage sieht, die Rechen-
schaftsberichte seiner Kreisverbände unter Kontrolle zu
halten. Ich muss schon fragen: Was ist eigentlich in der
CDU los? Sie sollten sich wirklich einmal mit den eige-
nen Problemen befassen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Ich möchte ein paar Takte zu Berlin sagen; denn ich
glaube, dass das Problem tiefer geht. Die Berliner Lan-
despolitik hat – auch nach der Wende – zu lange im eige-
nen Saft geschmort. Die Verflechtung, die Verfilzung der
Politik gerade mit der Immobilienwirtschaft ist in Berlin
zu stark kultiviert worden.

Eines möchte ich hinzufügen – das erwähne ich, um
auch den allgemein-politischen Bereich anzusprechen –:
Ein wesentlicher Nährboden ist das Berlinförderungs-
gesetz, das von der CDU-Regierung – ich bin mir in die-
sem Fall nicht ganz sicher; möglicherweise war es auch
die SPD –


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Oi, oi, oi! Aber bleiben Sie bei dem Argument!)


beschlossen worden ist. Die unangemessenen Steuervor-
teile, die es früher im Rahmen des Berlinförderungsgeset-
zes und die es dann in ganz irrsinniger und aberwitziger
Form im Rahmen der Sonderabschreibungen Ost gegeben
hat, sind ein wesentlicher Nährboden für die Verfilzung
von Politik und Wirtschaftskreisen. Sie haben zu wirklich
zweifelhaften Investitionen geführt. Sie verderben teil-
weise die Wirtschaft und die politische Kultur. Deswegen
finde ich es wichtig, dass wir darüber ernsthaft diskutieren
und dass hier nicht nur ein Pingpongspiel stattfindet.

Wir sollten aus der Geschichte um Landowsky die
Lehre ziehen: Eine Bank hat nach parteipolitischen Er-
wägungen Kredite vergeben und dabei immobilien-
wirtschaftliche Risiken grob missachtet. Die wirtschaftli-
che Pleite haben wir, die Aubis-Pleite. Frau Kollegin Pau
hat es schon gesagt: Das Ergebnis ist eine Pleite, die
Millionen von Steuergeldern kostet.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hunderte von Millionen!)


Das allein ist schon ein ziemlicher Schaden.
Das Kernproblem aber, das wir heute diskutieren, ist,

dass der Politiker Landowsky als Banker dafür das Bak-
schisch kassiert hat, und zwar nach nunmehr für die CDU
sattsam bekannten Regeln:


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Das Erste ist: Man nimmt das Geld per Briefumschlag und
Handschlag, als ob ein Banker nicht wüsste, was ein
Überweisungsträger ist. Das haben wir von Ihrer Partei
schon sehr oft gehört. Ihr Briefumschlagvorrat muss wirk-
lich unermesslich sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das Zweite ist: Die Sache wird nicht korrekt verbucht,

sondern gleich per Handschlag weitergeleitet. Der „Tages-
spiegel“ hat heute eine große Grafik veröffentlicht, um uns
beizubringen, wie die 25 000 DM umverteilt worden sind.

Das Dritte ist: Auf einmal weiß man, dass es doch Kon-
ten gibt, und überweist das Geld auf ein Schwarzkonto.
Danach wird die Methode angewandt, die Spuren zu ver-
wischen, die Sache zu vertuschen. Das Bündnis aus Spen-
dern, die ganz genau wissen, warum sie keinen Steuer-
bescheid und keine Quittung für dieses gegebene Geld
haben wollen, und Empfängern, die ebenso gut wissen,
warum sie keine Quittung und keinen Steuerbeleg dafür




Andreas Schmidt (Mülheim)


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geben wollen, weil sie das Geld entsprechend weiterver-
teilen wollen, funktioniert offenbar immer wieder. Last
but not least wird nur das zugegeben, was in der Zeitung
steht, und die Angelegenheit schöngeredet, was auch
heute hier getan wird.

Das Dreisteste kommt vom Regierenden Bürgermeister,
der das quasi als Kavaliersdelikt abgetan und behauptet
hat, das sei eben nur eine Dummheit. So kann es nicht ge-
hen! Von daher, so meine ich, ist es der nächste große
Skandal, dass Herr Landowsky nun zwar sein Amt als
Banker niederlegt, weil er offenbar für die Bank nicht
mehr zumutbar ist, aber als Politiker meint das Thema aus-
sitzen zu können. Dass er uns sowie den Wählern und Bür-
gern in diesem Land das zumutet, ist eine so unerträgliche,
zynische Missachtung von politischer Moral und politi-
schen Grundregeln, dass es wirklich schlimmer nicht geht.


(Beifall bei der PDS)

Mit dieser Haltung schadet Landowsky erstens sich

selbst, zweitens der CDU und drittens unserer Hauptstadt.
Er schadet der Glaubwürdigkeit von Politik allgemein, und
dies, nachdem das Vertrauen der Bürger in die Politik oh-
nehin schon erschüttert ist. Deswegen meine ich, dass dies
nicht nur ein Thema für den Parteienstreit ist, sondern ei-
nes, das uns alle angeht. Die Bürger Berlins und auch die
Bundesbürger haben ein Recht auf glaubwürdige und un-
bestechliche Politiker und auf klare politische Maßstäbe.
Deswegen müssten Konsequenzen gezogen werden:

Erstens. Herr Landowsky ist als Politiker und Frakti-
onsvorsitzender der größten Fraktion der Hauptstadt
wirklich nicht mehr tragbar. Er sollte schnell zurücktre-
ten, damit er nicht noch mehr Schaden anrichtet.

Zweitens. Der Herr Regierende Bürgermeister muss
entweder dafür sorgen, dass die große Koalition wirklich
nach moralischen Maßstäben weiter regiert, oder er ist
auch selbst nicht mehr tragbar.

Die SPD, bitte ich, sich darum zu kümmern, dass sie
nicht in diese Auseinandersetzung hineingezogen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS – Zuruf von der CDU/CSU: Haben Sie das im Auftrag von PLO-Fischer gesagt?)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415129600
Das Wort hat nun der
Kollege Dr. Peter Danckert, SPD-Fraktion.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1415129700
Frau Präsidentin! Meine
sehr verehrten Damen und Herren! Ehe ich zu dem ei-
gentlichen Thema der Aktuellen Stunde Stellung nehme,
möchte ich mich kurz an die Damen und Herren von der
PDS wenden. Ich finde es etwas merkwürdig, dass Sie
sich über Dinge erregen, die sich in den 80er-Jahren er-
eignet haben. Sie sollten erst einmal vor Ihrer eigenen Tür
kehren. Ich möchte nicht wissen, was in Ost-Berlin in den
80er-Jahren an krummen Geschäften, verantwortet durch
Ihre Partei, gelaufen ist. Klären Sie das erst einmal auf,
dann können Sie sich an dieser Debatte beteiligen!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der PDS)


Ich verstehe die Erregung der CDU völlig. Herr
Landowsky ist der stärkste Mann, er hat über 20 Jahre die
Politik der CDU in Berlin mitbestimmt, er hat den Regie-
renden Bürgermeister aus allen kritischen Situationen ge-
rettet und die innerparteilichen Kritiker ruhig gehalten.
Der ist nun, nachdem er vor einem Jahr vollmundig erklärt
hat, er sehe sich von außen die Sache im Ring an, auf ein-
mal angezählt, ja, man könnte fast sagen, k. o. gegangen.
So ist die Situation heute. Wenn er sagt, er ziehe sich diese
Jacke nicht an, ist ganz offensichtlich diese Jacke für ihn
inzwischen zu einer Zwangsjacke geworden, und diese
Jacke passt. Er kommt aus der Geschichte nicht mehr raus.

Diejenigen, die in Berlin gelebt haben, wissen, dass wir
in den 80er-Jahren – das ist schon von Frau Klemmer an-
gesprochen worden – die Antes-Affäre hatten. Wer die De-
tails darüber ein bisschen näher kennt, weiß, dass die CDU
damals an komplizierten Untersuchungen vorbeigeschlid-
dert oder – ich könnte auch sagen – vorbeigeschreddert ist.
Wir wissen doch alle, was sich am Vorabend und in der
Nacht, bevor die Soko Lietze tätig wurde, im CDU-Partei-
haus in der Lietzenburger Straße abgespielt hat. Die haben
einen Tipp bekommen und erst einmal kräftig Akten ver-
nichtet. Um Aktenvernichtung geht es übrigens auch im
aktuellen Untersuchungsausschuss.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben sie geübt!)


Im Antes-Komplex ging es um Bargeld und im darauf
eingesetzten Untersuchungsausschuss wurde bekannt,
dass der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen
von einem Unternehmer der Stadt dreimal 25 000 DM in
bar erhalten hat. Auch dies taucht hier wieder auf. – All
das hatten wir schon einmal. Das Déjà-vu ist ganz ein-
deutig.

Nun befinden wir uns in der Situation, dass Sie – oder
besser gesagt: Herr Landowsky – uns weismachen wol-
len, das alles hätte mit seinem Amt als Banker überhaupt
nichts zu tun. Für wie blöd hält man eigentlich die Öf-
fentlichkeit? Da sind zwei Parteifreunde – die kommen
doch nicht zufällig zusammen –, die zur gleichen Zeit Ge-
schäftsführer der Firma Aubis sind, die einen Bankkredit
braucht. Sie braucht keinen kleinen Gründungskredit über
50 000 DM oder 100 000 DM, nein, es soll sich richtig
lohnen, sie braucht 600 Millionen DM.


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Warum hat die Berlin Hyp das SPD-Haus finanziert?)


Und in dieser Bank bekommt der Vorstandsvorsitzende der
Berlin Hyp zwei Umschläge mit Bargeld – 40 000 DM –
in die Hand gedrückt. Da soll noch jemand an einen Zu-
fall glauben? Wem will man das denn plausibel machen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Andreas Schmidt [Mülheim] [CDU/CSU]: Wer hat das Willy-Brandt-Haus finanziert?)


Wenn sie sich irgendwo in einer Kneipe getroffen hätten,
aber sie haben sich ausgerechnet in der Bank getroffen,
für die er verantwortlich ist.

Außerdem geht es immer wieder um das Thema Bar-
geld. Die CDU sollte endlich bereit sein, hier in vollem




Franziska Eichstädt-Bohlig
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Umfang, auch in Berlin – das geht immer nur scheib-
chenweise –, die Hose herunterzulassen und zu sagen: Wir
haben aus der Antes-Affäre, aus dieser Korruption, nichts
gelernt. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Exhibitionismus ist eure Sache!)


– Das Bild von der runtergelassenen Hose gefällt euch, ja?
Ich möchte jetzt auf das Parteiengesetz und den

Untersuchungsausschuss zurückkommen. Wir müssen
endlich einmal klarstellen, wann Bargeld eine ordentliche
Spende und wann Bargeld eine Schmiergeldzahlung ist.
Um diese Abgrenzung geht es doch. Solange uns Herr
Kohl und Herr Landowsky in dieser Sache nicht weiter-
helfen und alles nur bestritten wird, bis die Wahrheit an
den Tag kommt, haben wir ein echtes Problem und vor al-
len Dingen kommen Sie an dieser Stelle nicht weiter.

Ich meine, dass sich Kohl und Landowsky, die beide
Bargeld in Empfang genommen haben


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Brüder im Geiste!)


und uns den Zweck dieser Bargeldzahlung nicht plausibel
machen können, nicht wundern müssen, wenn wir an die-
ser Stelle Fragen stellen und uns um Aufklärung
bemühen; denn solange diese Fragen nicht beantwortet
sind, ist der Fall nicht geklärt. Fragen werden wir doch
wohl noch stellen dürfen. Das ist mit der Unschuldsver-
mutung noch vereinbar,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Lassen Sie bloß Ihre Hose an!)


die Sie, Herr Kollege Schmidt, in wirklich dramatischer
Weise verletzt haben.


(Beifall bei der SPD)

Über Herrn Kohl, der für die Veruntreuung von 2 Mil-

lionen DM ein lächerliches Bußgeld in Höhe von
300 000DM zahlen muss, verlieren Sie kein Wort, aber je-
manden, der vor 20 Jahren zu einer Strafe verurteilt wor-
den ist, zerren Sie hier vors Podium. Das ist wirklich eine
ganz seltene Art von Rechtsstaatlichkeit und Gerechtig-
keit.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415129800
Jetzt hat das Wort der
Kollege Detlef Dzembritzki.


Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1415129900
Frau Präsidentin! Kolle-
ginnen und Kollegen! Was mich am Anfang am meisten er-
staunt hat, war die Überraschung bei allen, dass sich das
Modell der Doppelkonstellation Fraktionsvorsitzender der
CDU und Vorstandschef der Berlin Hyp, verkörpert durch
Herrn Landowsky, so lange halten konnte. Die enge Ver-
bindung von parlamentarischem Mandat und Bankjob be-
gleitet die Karriere von Herrn Landowsky seit den späten
70er-Jahren und ist zumindest den Kennern der Berliner
Politszene als strukturelles Problem bekannt. Fraktions-

vorsitzender und Bankenchef einer Quasi-Landesbank –
bei dieser Konstruktion stellt sich folgende Frage von
selbst: Wer kontrolliert hier wen?

Mich verwundert, dass ein Mann wie Landowsky es
nicht als eine Zumutung erachtet hat, dass im Aufsichts-
rat der Berlin Hyp auch der Finanzsenator saß, der in sei-
ner politischen Funktion, wie wir alle wissen, doch vom
Fraktionsvorsitzenden abhängig ist. Wie kann der Finanz-
senator also im Aufsichtsrat frei und objektiv seine Funk-
tion ausüben, wenn der mächtige Fraktionsvorsitzende
– das war Landowsky bislang ja – dort seinen eigenen
Finanzsenator kontrolliert?


(Norbert Hauser [Bonn] [CDU/CSU]: War das bei der SPD anders?)


Eine solche Konstellation ist ausschließlich der Macht
und nicht den politischen, den demokratischen Spielre-
geln geschuldet.

Es kommt noch besser: Es wurde sogar eine Lex
Landowsky geschaffen. Damit er sein Parlamentsmandat
behalten konnte, wurde die Konstruktion geschaffen, dass
das Land Berlin an der Berlin Hyp weniger als 50 Prozent
besaß, nämlich genau 49,9 Prozent. 0,1 Prozent mehr und
er hätte sein Mandat niederlegen müssen.


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Mit den Stimmen der SPD!)


Eine solche Konstruktion entsteht aber nicht aus dem
Nichts, Herr Kollege Scholz. Hier kommt die Rolle des
Regierenden Bürgermeisters Diepgen ins Spiel. Er hat
diese Konstruktion nicht nur gewollt, sondern er hat sie
abgesegnet. Seine momentan zur Schau gestellte Ah-
nungslosigkeit nimmt ihm keiner ab.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Haben Sie unter Drogen zugestimmt?)


Allerdings – das verwundert uns ja nicht mehr – scheint
es bei der CDU ein beliebtes und wiederkehrendes Mus-
ter zu sein, dass der CDU-Vorsitzende von den Machen-
schaften unter ihm nichts mehr weiß.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wie bei Kohl und Koch sind es immer ein paar böse Bu-
ben, die ohne Wissen des allmächtigen Vorsitzenden ir-
gendwelche Gelder annehmen und in irgendwelchen
dunklen Kanälen verschwinden lassen. Diese Ausflüchte
sind nicht mehr lachhaft; sie sind nur noch bitter zur
Kenntnis zu nehmen. Die Art von politischer Verantwor-
tung, die Vorsitzende aufgrund ihrer Funktion nun einmal
zu übernehmen haben, scheint der CDU allerdings kom-
plett abhanden gekommen zu sein.

Wenn wir schon von der CDU reden: Mir drängt sich
die Ähnlichkeit der Mentalität von Herrn Landowsky und
von Helmut Kohl auf. Sie ist von einer mangelnden Sen-
sibilität und einer fast majestätischen Selbstherrlichkeit
geprägt, die es scheinbar erlaubt, sich nach eigenem Gut-
dünken über geltendes Recht hinwegzusetzen und Gelder
nach Gutsherrenart zu verteilen.

Herr Kollege Schmidt, ich muss Sie hier mit einbezie-
hen. Sie haben heute wieder ein Beispiel für die brutalst-
mögliche Aufklärung geliefert, das geradezu faszinierend




Dr. Peter Danckert

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ist. Über Pfahls, der auf der Flucht ist, über Kohl, der
300 000DM zahlt, um einer Verurteilung zu entgehen, fiel
nicht ein einziges Wort. Sie sprechen hier Probleme, die
intern von der SPD in Berlin geklärt worden sind, die auf-
gearbeitet worden sind, die öffentlich sind, an und ver-
gleichen sie mit diesen Machenschaften. Es ist schon
skandalös, wie Sie in diese Diskussion einsteigen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es geht um die Art und Weise, die eigene politische
Macht mit allen Mitteln und vor allem mit Geld zu ver-
teidigen. Das ist in diesem Fall auch in Berlin passiert. Die
Transparenz, die in der Politik und – das will ich einmal
hinzufügen – auch in öffentlichen Banken notwendig ist,
wurde ad absurdum geführt.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Bei der West-LB, Herr Kollege, oder was?)


Meine Damen und Herren, Herr Landowsky, Herr
Kohl und Herr Koch und alle anderen haben geglaubt,
dass ihre Machenschaften nie herauskommen oder – was
mich noch mehr irritiert – dass das ja alles nicht so
schlimm sei und dass man darum überhaupt kein Aufhe-
bens machen solle.

Lieber Kollege Danckert, ich habe nicht den Eindruck,
dass Landowsky jetzt außerhalb des Ringes steht. Ich habe
vielmehr den Eindruck, dass er mitten im Ring steht und
dass wir Fragen zu stellen haben: Was kommt noch im Zu-
sammenhang mit der Vergabe des Kredites von 600 Milli-
onen DM an die Aubis und mit Schwarzkonten heraus?
Was ist noch alles im Hintergrund? Gab es wirklich nur
eine Spende? Gab es tatsächlich nur ein Schwarzkonto?
Muss die Rolle des ehemaligen Kollegen Neuling in die-
sem Zusammenhang neu bewertet werden? Wie alle altge-
dienten Kollegen wissen, war er einmal Vorsitzender des
Unterausschusses Treuhandanstalt. – All das sind Fragen,
die hier diskutiert werden müssen. Aber die Wahrheit wird
bei der CDU nur scheibchenweise ans Licht kommen.

Die Presse liest sich heute schon wie ein Nachruf auf
Herrn Landowsky. Die Spender und Kreditnehmer
Wienhold und Neuling distanzierten sich bereits am
Montag von ihm, und die Jungen der Berliner CDU – das
ist ja nicht verwunderlich – stehen schon in den Start-
löchern. Für Herrn Landowsky wird es eng; aber auch der
Regierende Bürgermeister steht immer mehr in Er-
klärungsnot.

Meine Damen und Herren, erneut wurde und wird die
politische Kultur beschädigt, egal, ob im Bund, im Land
oder in den Kommunen. Menschen wie Herr Landowsky,
wie Kohl, Kiep, Koch und wie sie alle heißen, untergra-
ben mit ihrer Vetternwirtschaft die Glaubwürdigkeit in
unserem Gemeinwesen, –


Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415130000
Herr Kollege, denken
Sie bitte an die Redezeit.


Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1415130100
– und das nur wegen ihres
eigenen Machtanspruchs. Dies verbittert mich, weil die-
ser Stil den Bürgerinnen und Bürgern das Vertrauen in De-
mokratie und Rechtsstaat nimmt.

Daher mein Appell an die CDU: Sorgen Sie nicht für
eine brutalstmögliche Aufklärung, – davon haben wir die
Nase voll –, sondern sorgen Sie für eine transparente Auf-
klärung! Machen Sie klar Schiff!


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und Konsequenzen sollten die endlich ziehen!)


Damit ist uns allen geholfen. Damit können wir es mögli-
cherweise schaffen, Glaubwürdigkeit in der Politik
zurückzugewinnen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415130200
Ich erteile dem Kolle-
gen Eckart von Klaeden das Wort.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1415130300
Frau Präsidentin!
Meine Damen und Herren Kollegen! Ich glaube, trotz all
der Aufregung gibt uns diese Aktuelle Stunde auch die
Gelegenheit, eine Zwischenbilanz der Arbeit des Unter-
suchungsausschusses zu ziehen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren doch noch nie da!)


Die bisherige Beweisaufnahme des Untersuchungs-
ausschusses zu den CDU-Parteifinanzen hat bestätigt,
dass die CDU alles in ihrer Macht Stehende unternommen
hat, um Verstöße gegen das Parteiengesetz in den eigenen
Reihen aufzuklären.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woher wissen Sie das denn? – Zurufe von der SPD)


Die CDU hat mithilfe von Wirtschaftsprüfern intensiv er-
mittelt und die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind dem
Untersuchungsausschuss und den ermittelnden Staatsan-
waltschaften zur Verfügung gestellt worden.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren zweimal da!)


Selbst der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses,
Herr Neumann, hat mittlerweile festgestellt, dass in dem
einzigen bisher vollständig behandelten Komplex, näm-
lich der Panzerlieferung nach Saudi-Arabien, keinerlei
politische Käuflichkeit vorgelegen hat,


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Davon kann keine Rede sein!)


sondern allein außen- und sicherheitspolitische Gesichts-
punkte eine Rolle gespielt haben. Der Arme ist jetzt aller-
dings kaum noch mit einer heilen Anzughose ausgestattet,
weil sich die Terrier aus den eigenen Reihen ständig in sei-
nen Waden verbeißen.


(Beifall des Abg. Norbert Hauser [Bonn] [CDU/CSU])


Der Kollege Hofmann darf noch nicht einmal mehr
hier im Parlament sprechen. Unser großzügiges Angebot,




Detlef Dzembritzki
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ihm interfraktionell Redezeit von uns zur Verfügung zu
stellen, wird von der SPD zurückgewiesen. Derweil er-
mittelt die Staatsanwaltschaft wegen Geheimnisverrat in
der SPD-Bundestagsfraktion.

Und von dem Kollegen Ströbele werden uns hier vul-
gär-marxistische Schauergeschichten


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schauergeschichten? Das ist die CDU-Wahrheit!)


über den bösen Zusammenhang zwischen Wirtschaft, Po-
litik und Kapital erzählt. Herr Ströbele, vielleicht haben
wir Sie ja mit Ihrem zugegebenermaßen etwas verqueren
Weltbild an unserer Seite, wenn es jetzt darum geht,
tatsächlich Konsequenzen aus der Parteispendenaffäre
der CDU, aber auch aus dem von der SPD betriebenen
System der Vermögensverschleierung zu ziehen. Viel-
leicht ist die Tatsache, dass sich dort mittlerweile eine Ar-
beiterpartei ihr Kapital und sich das Kapital eine eigene
Arbeiterpartei hält, etwas, was in Ihr vulgär-marxistisches
Weltbild passt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon haben Sie nun keine Ahnung! – Ludwig Stiegler [SPD]: Nicht nur bei Rupert Scholz lernen!)


– Das war ein abgewandeltes Tucholsky-Zitat, Herr Kol-
lege Stiegler, das Sie vielleicht kennen mögen.

Lassen Sie uns einmal die Vorschläge, die wir als CDU
vorgelegt haben und von denen wir hoffen, dass sie viel-
leicht auch Ihre Unterstützung finden, gemeinsam durch-
gehen. Da ist zunächst die Durchsetzung einer klaren und
nachvollziehbaren Rechnungslegung, unter anderem das
Verbot der Quersaldierung, die unbestreitbar gegen das
Transparenzgebot des Grundgesetzes verstößt und nach
nahezu einhelliger Auffassung schon heute nicht mit den
Regeln des Parteiengesetzes vereinbar ist. Leisten Sie ei-
nen Beitrag dazu, damit es dazu nicht mehr kommt, auch
wenn Ihre Bundesgeschäftsstelle auf diese Weise finan-
ziert worden ist! Sorgen Sie mit einer Änderung im Par-
teiengesetz dafür, dass Vermögenswerte der Parteien nicht
mit dem Buchwert, sondern mit dem Verkehrswert ange-
geben werden müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat das damals denn anders gewollt?)


Dann ist eine wundersame Geldvermehrung wie die bei
der sozialdemokratischen Partei, wo sich in weniger als
einem Jahrzehnt das Vermögen um 50 Prozent, nämlich
von 500 Millionen auf über 750 Millionen DM erhöht ha-
ben soll,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Nicht einmal vom Bilanzrecht haben Sie Ahnung!)


vielleicht auch in den Rechenschaftsberichten nachvoll-
ziehbar dargelegt.

Sorgen Sie dafür, dass im Parteiengesetz endlich das
Verbot des Besitzes, des Betreibens und der Beteiligung an
erwerbswirtschaftlichen Tendenzbetrieben festgeschrie-

ben wird! Denn das wirtschaftliche Engagement von Par-
teien in Tendenzbetrieben, insbesondere in Medienunter-
nehmen, eröffnet die Möglichkeit, indirekt und vom
Wähler und politischen Gegner unbemerkt auf die politi-
sche Willensbildung und auch auf die Medienstruktur in
unserem Land Einfluss zu nehmen. Sie haben doch in
Ihren Reihen einen ähnlichen Fall, nämlich den des NDR-
Intendanten Plog, der über die Aufsichtsratstätigkeit in Ih-
rer Beteiligungsgesellschaft seine privaten Konkurrenten,
Medienunternehmen in Niedersachsen, kontrolliert.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat Landowsky damit zu tun?)


Sorgen Sie mit uns für ein Verbot der Annahme von Di-
rektspenden! Lassen Sie uns das Abgeordnetengesetz in
entsprechender Weise ändern.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Muss man zur Sache reden oder darf man plaudern?)


Sorgen Sie schließlich dafür, dass die Berichte, die dem
Bundestagspräsidenten vorgelegt werden, von Wirt-
schaftsprüfern verfasst werden, die tatsächlich unabhän-
gig sind!


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unabhängig! Das wäre gut!)


Wie wäre es denn, wenn die Partei, die von einem Wirt-
schaftsprüfungsunternehmen kontrolliert wird, an diesem
Wirtschaftsprüfungsunternehmen nicht beteiligt sein darf?


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

Das alles sind Dinge, bei denen wir auf die Unterstüt-

zung und Zusammenarbeit der Sozialdemokraten hoffen.
Der Kollege Wend als ehemaliger Geschäftsführer eines
sozialdemokratischen Unternehmens wird dazu gleich
vielleicht einige Vorschläge machen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415130400
Liebe Kolleginnen
und Kollegen, ich möchte uns alle darauf aufmerksam
machen, dass das Thema der Aktuellen Stunde lautet:
„Bundespolitische Auswirkungen neu bekannt geworde-
ner Verstöße gegen das Parteiengesetz“.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


Ich sage das deswegen, weil ich als Präsidentin nach § 36
der Geschäftsordnung den Redner, „der vom Verhand-
lungsgegenstand abschweift“ – so heißt es dort –, „zur Sa-
che verweisen“ kann. Das habe ich nicht getan. Aber ich
möchte allen sagen: In einer Aktuellen Stunde sollten wir
bei dem Verhandlungsgegenstand bleiben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


Jetzt hat der Kollege Dr. Rainer Wend für die SPD-
Fraktion das Wort.


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Jetzt bin ich gespannt!)





Eckart von Klaeden

14795


(C)



(D)



(A)



(B)



Dr. Rainer Wend (SPD):
Rede ID: ID1415130500
Frau Präsidentin! Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Herr Schmidt, Sie ha-
ben zunächst das Beteiligungsvermögen der SPD ange-
sprochen und das mit der Parteispendenaffäre und den
Vorgängen bei der CDU verglichen.


(Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Zur Sache!)


Das Parteivermögen der SPD entstand durch die Arbeite-
rinnen und Arbeiter, die sich seit über 100 Jahren für uns
einsetzen. Dies ist eine Tradition, auf die wir Sozialde-
mokraten stolz sind.


(Beifall bei der SPD)

Wenn Sie die Geschichte des Vermögens der SPD damit
vergleichen, dass Herr Kiep in der Schweiz von Herrn
Schreiber 1 Million DM in bar auf dem Parkplatz eines
Einkaufszentrums erhalten hat, dann ist das infam. Das
weisen wir an dieser Stelle mit Empörung zurück.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [F.D.P.]: Schreien Sie nicht so!)


Herr von Klaeden, ich habe Sie verstanden. Sie haben
ein begehrliches Auge auf die Verlagsbeteiligungen der
Sozialdemokraten geworfen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Im Gegenteil!)


Ich sage Ihnen mit allem Ernst und Nachdruck: Das erste
Mal waren es die Nazis, die uns enteignet haben.


(Zurufe von der CDU/CSU und der F.D.P.: Oh!)


Dann waren es die Kommunisten, die uns alles genom-
men haben. Aber dieser Rechtsstaat wird dafür sorgen,
dass die Verlagsbeteiligungen im Eigentum der sozialde-
mokratischen Partei verbleiben. Auch Sie werden das
nicht ändern können!


(Beifall bei der SPD)

Lassen Sie mich noch etwas zu einem Punkt sagen,

Herr Schmidt, den Sie genannt haben.

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Zur Sache!)


Sie sprachen unseren Obmann Frank Hofmann an.
Wahrheitswidrig haben Sie hier erklärt, seine Räume
seien durchsucht worden.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Er hat selber vorgetragen, dass es seine Räume sind!)


Sie gehen nach dem Motto vor: Ich stelle irgendeine Be-
hauptung auf, irgendetwas wird schon hängen bleiben. –
Wir stehen hinter unserem Obmann und sind stolz darauf,
dass er unser Obmann ist. Er wird selbstverständlich in
dieser Funktion bleiben.


(Beifall bei der SPD)

Sie haben heute angeboten, unserem Obmann fünf Mi-

nuten von Ihrer Redezeit zu überlassen. Dazu will ich Ih-
nen Folgendes sagen: Sie haben doch unter Ihren
245 Bundestagsabgeordneten keinen vierten Redner ge-

funden, der auf Ihrem Niveau hier am Rednerpult spre-
chen will. Deswegen machen Sie uns dieses Angebot.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


Ich will zu dem kommen, was in Berlin passiert ist. Herr
Professor Scholz meinte, in Berlin sei nur gegen innerpar-
teiliche Richtlinien verstoßen worden. Was ist passiert?
Ein Kredit von gut 600 Millionen DM wurde gewährt. In
einem unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang – von
Kausalität kann ich nicht sprechen – ist an die Entschei-
dungsperson Landowsky eine CDU-Spende über
40 000 DM geflossen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Er war nicht die Entscheidungsperson!)


Fazit: In einem engen zeitlichen Zusammenhang hat der-
jenige Geld gespendet, der durch eine politische Ent-
scheidung begünstigt wurde.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist doch nicht die Wahrheit, Herr Wend!)


Herr Schmidt, kommt uns beiden das nach den letzten ein-
einviertel Jahren im Untersuchungsausschuss nicht ver-
dammt bekannt vor?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wie war es denn mit der Panzerlieferung nach Saudi-Ara-
bien?


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Fragen Sie mal Herrn Neumann?)


In direktem zeitlichen Zusammenhang mit der Entschei-
dung über die Lieferung der Spürpanzer bekam nicht nur
der CDU-Staatssekretär 3,8 Millionen DM, sondern aus
den Schmiergeldern von Thyssen für diesen Deal ging auf
dem eben von mir erwähnten Parkplatz des Einkaufszen-
trums 1 Million DM in bar an die CDU.

Oder wie war es bei der Privatisierung der Eisen-
bahnerwohnungen? Es flossen 5,9 Millionen DM in un-
mittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit der Ent-
scheidung, dass die Spender die Eisenbahnerwohnungen
bekommen sollten. – Deswegen ist Berlin typisch für
das, was sich in den letzten eineinviertel Jahren offen-
bart hat.


(Dr. Rupert Scholz [CDU/CSU]: Zehlendorf!)

Ich komme zu Helmut Kohl: Ich verstehe jetzt auch,

warum Helmut Kohl schweigt bzw. sich weigert, die Na-
men der Spender zu nennen. Ich weiß genau, warum er
das tut. Wenn er nämlich die Geldgeber – wenn es sie denn
gibt –


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wie sophistisch!)


nennen würde, wüsste die Öffentlichkeit, dass auch in die-
sem Fall, ebenso wie in den anderen Fällen, ein unmittel-
barer zeitlicher Zusammenhang zwischen Geldgaben und
großzügigen politischen Entscheidungen zugunsten der
Geldgeber vorhanden war. Diese Tatsache zu vertuschen






(C)



(D)



(A)



(B)


ist der wahre und bittere Grund, warum Helmut Kohl
heute noch die Namen der Spender verschweigt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen eines zum Abschluss:

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Dass Sie nicht CDU wählen!)

Solange Frau Merkel und Herr Merz nicht jede Chance
– einschließlich der Inanspruchnahme von Gerichten –
nutzen, von Kohl die Namen der Geldgeber zu erfahren,
so lange wird der Geruch der politischen Korruption in
den Kleidern der CDU hängen bleiben. Befreien Sie sich
davon!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Anke Fuchs (SPD):
Rede ID: ID1415130600
Herr von Klaeden,
natürlich wiederhole ich an dieser Stelle meine Aus-
führungen bezüglich des Abschweifens vom Verhand-
lungsgegenstand, damit Sie nicht meinen, ich würde in
dieser Frage einseitig urteilen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ich wäre nicht auf diese Idee gekommen!)


Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-

tages auf morgen, Donnerstag, den 15. Februar 2001,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.