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    Plenarprotokoll 18/245 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 245. Sitzung Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 Inhalt: Präsident Dr. Norbert Lammert . . . . . . . . . . . 25255 A Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Karin Binder, Klaus Brähmig, des Par- lamentarischen Staatssekretärs Peter Bleser, der Abgeordneten Axel Schäfer (Bochum), Helga Kühn-Mengel, Günter Baumann, Martin Patzelt und Dr. Hans-Peter Uhl . . . . 25257 D Begrüßung der neuen Abgeordneten Thomas Jepsen und Markus Uhl . . . . . . . . . . . . . . . . 25257 D Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25261 C Zur Geschäftsordnung Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 25258 A Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . 25259 A Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 25260 B Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25261 B Tagesordnungspunkt 1: Vereinbarte Debatte zur Situation in Deutsch- land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25261 D Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 25261 D Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 25267 A Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 25269 B Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 25271 B Cem Özdemir (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25272 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 25275 D Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 25278 A Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 25281 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25283 B Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . 25285 C Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25286 C Vizepräsidentin Dr. h. c. Edelgard Bulmahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25289 C Dr. Katarina Barley, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25290 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 25292 A Sigmar Gabriel, Bundesminister AA . . . . . . . 25295 A Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 25298 C Sigmar Gabriel, Bundesminister AA . . . . . . . 25299 A Dr. Peter Tauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 25299 B Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 25300 C Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 25302 A Zusatztagesordnungspunkt a)–h) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 462, 463, 464, 465, 466, 467, 468 und 469 zu Petitionen Drucksachen 18/13490, 18/13491, 18/13492, 18/13493, 18/13494, 18/13495, 18/13496, 18/13497 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25302 C Tagesordnungspunkt 2: Wahlvorschlag des Wahlausschusses für die Richter des Bundesverfassungsgerichts: Wahl Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017II einer Richterin oder eines Richters des Bun- desverfassungsgerichts Drucksache 18/12822 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25303 C Wahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25303 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25304 A Vizepräsident Johannes Singhammer . . . . . . 25304 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 25305 A Anlage 2 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deut- schen Bundestages, die an der Wahl eines Richters des Bundesverfassungsgerichts teil- genommen haben (Tagesordnungspunkt 2) . . . . . . . . . . . . . . . . . 25305 B Anlage 3 Neudruck der zu Protokoll gegebenen Rede des Abgeordneten Harald Petzold (Havel- land) (DIE LINKE) zur Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Gregor Gysi, Dr. Dietmar Bartsch, Dr. Sahra Wagenknecht und der Fraktion DIE LINKE: Weltfriedenstag als europäischer Feiertag (237. Sitzung, Tagesordnungspunkt 21, Anla- ge 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25308 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25309 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 25255 245. Sitzung Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 Beginn: 9.01 Uhr
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    Vizepräsident Johannes Singhammer (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 25305 Anlage 2 Namensverzeichnis der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der Wahl eines Richters des Bundesverfassungsgerichts teilgenommen haben (Tagesordnungspunkt 2) CDU/CSU Stephan Albani Katrin Albsteiger Artur Auernhammer Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Maik Beermann Manfred Behrens (Börde) Sybille Benning Dr. André Berghegger Dr. Christoph Bergner Ute Bertram Peter Beyer Steffen Bilger Clemens Binninger Peter Bleser Dr. Maria Böhmer Wolfgang Bosbach Norbert Brackmann Klaus Brähmig Michael Brand Dr. Reinhard Brandl Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Dr. Helge Braun Heike Brehmer Ralph Brinkhaus Cajus Caesar Gitta Connemann Alexandra Dinges-Dierig Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Michael Donth Hansjörg Durz Iris Eberl Jutta Eckenbach Hermann Färber Uwe Feiler Dr. Thomas Feist Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Dirk Fischer (Hamburg) Axel E. Fischer (Karlsru- he-Land) Dr. Maria Flachsbarth Klaus-Peter Flosbach Thorsten Frei Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) Michael Frieser Dr. Michael Fuchs Hans-Joachim Fuchtel Ingo Gädechens Dr. Thomas Gebhart Alois Gerig Eberhard Gienger Josef Göppel Ursula Groden-Kranich Hermann Gröhe Klaus-Dieter Gröhler Michael Grosse-Brömer Astrid Grotelüschen Markus Grübel Monika Grütters Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Fabritius, Dr. Dr. h. c. Bernd CDU/CSU 05.09.2017 Flisek, Christian SPD 05.09.2017 Franke, Dr. Edgar SPD 05.09.2017 Gerdes, Michael SPD 05.09.2017 Heveling, Ansgar CDU/CSU 05.09.2017 Lamers, Dr. Dr. h. c. Karl A. CDU/CSU 05.09.2017 Lauterbach, Dr. Karl SPD 05.09.2017 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 05.09.2017 Müller, Bettina SPD 05.09.2017 Poschmann, Sabine SPD 05.09.2017 Rachel, Thomas CDU/CSU 05.09.2017 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Scheuer, Andreas CDU/CSU 05.09.2017 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 05.09.2017 Schwabe, Frank SPD 05.09.2017 Stein, Peter CDU/CSU 05.09.2017 Steinbach, Erika fraktionslos 05.09.2017 Strebl, Matthäus CDU/CSU 05.09.2017 Thönnes, Franz SPD 05.09.2017 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 05.09.2017 Weinberg (Hamburg), Marcus CDU/CSU 05.09.2017 Zdebel, Hubertus DIE LINKE 05.09.2017 Zöllmer, Manfred SPD 05.09.2017 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 201725306 (A) (C) (B) (D) Manfred Grund Oliver Grundmann Fritz Güntzler Dr. Herlind Gundelach Christian Haase Florian Hahn Rainer Hajek Jürgen Hardt Gerda Hasselfeldt Matthias Hauer Mark Hauptmann Dr. Stefan Heck Dr. Matthias Heider Helmut Heiderich Mechthild Heil Frank Heinrich (Chemnitz) Mark Helfrich Uda Heller Jörg Hellmuth Rudolf Henke Michael Hennrich Marion Marga Herdan Christian Hirte Dr. Heribert Hirte Robert Hochbaum Dr. Mathias Edwin Höschel Alexander Hoffmann Thorsten Hoffmann (Dort- mund) Karl Holmeier Franz-Josef Holzenkamp Dr. Hendrik Hoppenstedt Margaret Horb Bettina Hornhues Charles M. Huber Anette Hübinger Hubert Hüppe Thomas Jarzombek Thomas Jepsen Sylvia Jörrißen Dr. Egon Jüttner Andreas Jung Dr. Franz Josef Jung Xaver Jung Bartholomäus Kalb Hans-Werner Kammer Steffen Kanitz Alois Karl Anja Karliczek Bernhard Kaster Volker Kauder Ronja Kemmer Roderich Kiesewetter Dr. Georg Kippels Volkmar Klein Jürgen Klimke Axel Knoerig Jens Koeppen Carsten Körber Markus Koob Hartmut Koschyk Kordula Kovac Michael Kretschmer Gunther Krichbaum Dr. Günter Krings Rüdiger Kruse Bettina Kudla Dr. Roy Kühne Günter Lach Andreas G. Lämmel Uwe Lagosky Dr. Norbert Lammert Katharina Landgraf Ulrich Lange Barbara Lanzinger Dr. Silke Launert Paul Lehrieder Dr. Katja Leikert Dr. Philipp Lengsfeld Dr. Andreas Lenz Dr. Ursula von der Leyen Antje Lezius Matthias Lietz Andrea Lindholz Dr. Carsten Linnemann Patricia Lips Wilfried Lorenz Dr. Jan-Marco Luczak Daniela Ludwig Dr. Claudia Lücking-Michel Karin Maag Yvonne Magwas Thomas Mahlberg Dr. Thomas de Maizière Gisela Manderla Matern von Marschall Hans-Georg von der Marwitz Andreas Mattfeldt Stephan Mayer (Altötting) Reiner Meier Dr. Michael Meister Jan Metzler Maria Michalk Dr. h. c. Hans Michelbach Dr. Mathias Middelberg Karsten Möring Dietrich Monstadt Volker Mosblech Elisabeth Motschmann Dr. Gerd Müller Carsten Müller (Braun- schweig) Stefan Müller (Erlangen) Dr. Philipp Murmann Dr. Andreas Nick Michaela Noll Helmut Nowak Dr. Georg Nüßlein Julia Obermeier Wilfried Oellers Florian Oßner Dr. Tim Ostermann Henning Otte Dr. Martin Pätzold Ingrid Pahlmann Sylvia Pantel Martin Patzelt Ulrich Petzold Dr. Joachim Pfeiffer Sibylle Pfeiffer Eckhard Pols Kerstin Radomski Alexander Radwan Alois Rainer Eckhardt Rehberg Lothar Riebsamen Josef Rief Dr. Heinz Riesenhuber Iris Ripsam Johannes Röring Kathrin Rösel Dr. Norbert Röttgen Erwin Rüddel Albert Rupprecht Anita Schäfer (Saalstadt) Dr. Wolfgang Schäuble Karl Schiewerling Jana Schimke Norbert Schindler Tankred Schipanski Gabriele Schmidt (Ühlingen) Patrick Schnieder Nadine Schön (St. Wendel) Dr. Ole Schröder Dr. Kristina Schröder (Wies- baden) Bernhard Schulte-Drüggelte Dr. Klaus-Peter Schulze Uwe Schummer Armin Schuster (Weil am Rhein) Christina Schwarzer Detlef Seif Johannes Selle Reinhold Sendker Dr. Patrick Sensburg Bernd Siebert Thomas Silberhorn Johannes Singhammer Tino Sorge Jens Spahn Carola Stauche Dr. Frank Steffel Dr. Wolfgang Stefinger Albert Stegemann Sebastian Steineke Johannes Steiniger Christian Freiherr von Stetten Dieter Stier Rita Stockhofe Gero Storjohann Stephan Stracke Max Straubinger Karin Strenz Thomas Stritzl Lena Strothmann Michael Stübgen Dr. Peter Tauber Antje Tillmann Astrid Timmermann-Fechter Dr. Hans-Peter Uhl Markus Uhl Dr. Volker Ullrich Arnold Vaatz Oswin Veith Thomas Viesehon Michael Vietz Volkmar Vogel (Kleinsaara) Sven Volmering Christel Voßbeck-Kayser Kees de Vries Dr. Johann Wadephul Marco Wanderwitz Karl-Heinz Wange Nina Warken Kai Wegner HonD Albert Weiler Dr. Anja Weisgerber Peter Weiß (Emmendingen) Sabine Weiss (Wesel I) Ingo Wellenreuther Karl-Georg Wellmann Marian Wendt Waldemar Westermayer Kai Whittaker Peter Wichtel Annette Widmann-Mauz Heinz Wiese (Ehingen) Klaus-Peter Willsch Elisabeth Winkelmeier- Becker Oliver Wittke Dagmar G. Wöhrl Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 25307 (A) (C) (B) (D) Barbara Woltmann Tobias Zech Heinrich Zertik Emmi Zeulner Dr. Matthias Zimmer Gudrun Zollner SPD Niels Annen Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Heike Baehrens Bettina Bähr-Losse Ulrike Bahr Heinz-Joachim Barchmann Dr. Katarina Barley Doris Barnett Klaus Barthel Dr. Matthias Bartke Sören Bartol Bärbel Bas Lothar Binding (Heidelberg) Burkhard Blienert Willi Brase Dr. Karl-Heinz Brunner Marco Bülow Dr. h. c. Edelgard Bulmahn Martin Burkert Dr. Lars Castellucci Jürgen Coße Petra Crone Bernhard Daldrup Dr. Daniela De Ridder Dr. Karamba Diaby Sabine Dittmar Martin Dörmann Elvira Drobinski-Weiß Siegmund Ehrmann Michaela Engelmeier Dr. h. c. Gernot Erler Petra Ernstberger Saskia Esken Karin Evers-Meyer Dr. Johannes Fechner Dr. Fritz Felgentreu Elke Ferner Dr. Ute Finckh-Krämer Gabriele Fograscher Ulrich Freese Dagmar Freitag Sigmar Gabriel Martin Gerster Iris Gleicke Angelika Glöckner Ulrike Gottschalck Kerstin Griese Uli Grötsch Gabriele Groneberg Michael Groß Wolfgang Gunkel Bettina Hagedorn Rita Hagl-Kehl Metin Hakverdi Ulrich Hampel Sebastian Hartmann Michael Hartmann (Wa- ckernheim) Dirk Heidenblut Gabriela Heinrich Marcus Held Wolfgang Hellmich Dr. Barbara Hendricks Heidtrud Henn Gustav Herzog Gabriele Hiller-Ohm Thomas Hitschler Dr. Eva Högl Matthias Ilgen Christina Jantz-Herrmann Frank Junge Josip Juratovic Oliver Kaczmarek Johannes Kahrs Ralf Kapschack Gabriele Katzmarek Ulrich Kelber Marina Kermer Cansel Kiziltepe Arno Klare Lars Klingbeil Birgit Kömpel Dr. Bärbel Kofler Daniela Kolbe Anette Kramme Dr. Hans-Ulrich Krüger Angelika Krüger-Leißner Christine Lambrecht Christian Lange (Backnang) Steffen-Claudio Lemme Burkhard Lischka Gabriele Lösekrug-Möller Hiltrud Lotze Kirsten Lühmann Dr. Birgit Malecha-Nissen Caren Marks Katja Mast Dr. Matthias Miersch Klaus Mindrup Susanne Mittag Detlef Müller (Chemnitz) Michelle Müntefering Dr. Rolf Mützenich Andrea Nahles Dietmar Nietan Ulli Nissen Mahmut Özdemir (Duisburg) Aydan Özoğuz Thomas Oppermann Markus Paschke Christian Petry Jeannine Pflugradt Detlev Pilger Joachim Poß Florian Post Achim Post (Minden) Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Dr. Simone Raatz Martin Rabanus Mechthild Rawert Stefan Rebmann Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Andreas Rimkus Sönke Rix Petra Rode-Bosse René Röspel Dennis Rohde Dr. Martin Rosemann Dr. Ernst Dieter Rossmann Michael Roth (Heringen) Susann Rüthrich Bernd Rützel Sarah Ryglewski Annette Sawade Dr. Hans-Joachim Schabedoth Axel Schäfer (Bochum) Dr. Nina Scheer Marianne Schieder Udo Schiefner Dr. Dorothee Schlegel Ulla Schmidt (Aachen) Matthias Schmidt (Berlin) Dagmar Schmidt (Wetzlar) Carsten Schneider (Erfurt) Elfi Scho-Antwerpes Ursula Schulte Swen Schulz (Spandau) Ewald Schurer Stefan Schwartze Andreas Schwarz Rita Schwarzelühr-Sutter Rainer Spiering Norbert Spinrath Svenja Stadler Martina Stamm-Fibich Sonja Steffen Christoph Strässer Claudia Tausend Michael Thews Dr. Karin Thissen Carsten Träger Rüdiger Veit Dirk Vöpel Ute Vogt Gabi Weber Bernd Westphal Andrea Wicklein Dirk Wiese Waltraud Wolff (Wol- mirstedt) Gülistan Yüksel Dagmar Ziegler Stefan Zierke Dr. Jens Zimmermann Brigitte Zypries DIE LINKE. Jan van Aken Dr. Dietmar Bartsch Herbert Behrens Karin Binder Matthias W. Birkwald Heidrun Bluhm Christine Buchholz Eva Bulling-Schröter Roland Claus Sevim Dağdelen Dr. Diether Dehm Klaus Ernst Wolfgang Gehrcke Nicole Gohlke Annette Groth Dr. Gregor Gysi Heike Hänsel Dr. André Hahn Dr. Rosemarie Hein Inge Höger Andrej Hunko Sigrid Hupach Ulla Jelpke Susanna Karawanskij Kerstin Kassner Katja Kipping Jan Korte Katrin Kunert Caren Lay Sabine Leidig Ralph Lenkert Michael Leutert Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 201725308 (A) (C) (B) (D) Stefan Liebich Dr. Gesine Lötzsch Thomas Lutze Birgit Menz Cornelia Möhring Niema Movassat Norbert Müller (Potsdam) Dr. Alexander S. Neu Thomas Nord Petra Pau Harald Petzold (Havelland) Richard Pitterle Martina Renner Michael Schlecht Dr. Petra Sitte Kersten Steinke Dr. Kirsten Tackmann Azize Tank Frank Tempel Dr. Axel Troost Alexander Ulrich Kathrin Vogler Dr. Sahra Wagenknecht Halina Wawzyniak Katrin Werner Birgit Wöllert Jörn Wunderlich Sabine Zimmermann (Zwickau) BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN Luise Amtsberg Kerstin Andreae Annalena Baerbock Marieluise Beck (Bremen) Volker Beck (Köln) Dr. Franziska Brantner Agnieszka Brugger Ekin Deligöz Katja Dörner Katharina Dröge Harald Ebner Dr. Thomas Gambke Matthias Gastel Kai Gehring Katrin Göring-Eckardt Anja Hajduk Britta Haßelmann Bärbel Höhn Dr. Anton Hofreiter Dieter Janecek Uwe Kekeritz Katja Keul Sven-Christian Kindler Maria Klein-Schmeink Tom Koenigs Sylvia Kotting-Uhl Oliver Krischer Stephan Kühn (Dresden) Christian Kühn (Tübingen) Renate Künast Monika Lazar Steffi Lemke Dr. Tobias Lindner Nicole Maisch Peter Meiwald Irene Mihalic Beate Müller-Gemmeke Özcan Mutlu Dr. Konstantin von Notz Omid Nouripour Cem Özdemir Friedrich Ostendorff Lisa Paus Brigitte Pothmer Tabea Rößner Claudia Roth (Augsburg) Corinna Rüffer Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Ulle Schauws Dr. Gerhard Schick Dr. Frithjof Schmidt Kordula Schulz-Asche Dr. Wolfgang Strengmann- Kuhn Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Markus Tressel Jürgen Trittin Dr. Julia Verlinden Beate Walter-Rosenheimer Dr. Valerie Wilms Anlage 3 Neudruck der zu Protokoll gegebenen Rede des Abgeordneten Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) zur Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Gregor Gysi, Dr. Dietmar Bartsch, Dr. Sahra Wagenknecht und der Frakti- on DIE LINKE: Weltfriedenstag als europäischer Feiertag (237. Sitzung, Tagesordnungspunkt 21, Anlage 16) Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE): Es gibt in Europa keinen gemeinsamen Feiertag – einen Tag, an dem sich Menschen aus ganz Europa treffen können, um sich kennenzulernen, sich auszutauschen und Ideen für ein gutes Leben in Europa zu entwickeln. Das können wir gemeinsam mit unserem Antrag ändern. Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist ein Pau- kenschlag. Er macht den Niedergang der EU deutlich. Der Kontinent ist in Ost und West, Nord und Süd ge- spalten. Krieg, Sanktionen, Rentenkürzungen und Entso- lidarisierung prägen Europa. Das politische Personal der Europäischen Union ist mit der Krise völlig überfordert und reagiert kopflos. Kommissionspräsident Juncker ist nicht in der Lage, gemeinsame europäische Lösungen zu finden. Die Regierungen der EU-Mitgliedsländer haben einen entscheidenden Anteil an der Krise. Insbesondere die Bundesregierung hat mit ihrer Kürzungspolitik großen Schaden angerichtet. Griechenland ist in einer dramati- schen Dauerkrise. Spanien, Portugal, Italien und Frank- reich haben mit hohen Staatsschulden und Jugendarbeits- losigkeit zu kämpfen. Das Europa der Regierungen und EU-Institutionen funktioniert nicht mehr. Gespräche finden heute in der Regel zwischen Re- gierungsvertretern und EU-Beamten statt, weniger zwi- schen Bürgerinnen und Bürgern. Das muss sich ändern! Europa braucht Impulse von Europäerinnen und Euro- päern, die ein Europa mit menschlichem Antlitz wollen. Ein Europa von unten kann entstehen, wenn die Men- schen miteinander ins Gespräch kommen und Ideen für ein friedliches und solidarisches Europa austauschen. Deshalb schlagen wir vor, den Weltfriedenstag als eu- ropäischen Feiertag zu begehen. Ein gemeinsamer euro- päischer Feiertag bietet den Menschen die Möglichkeit, grenzüberschreitend vielfältige spontane und organisier- te Begegnungen zu erleben. Der Weltfriedenstag, der 1. September, ist ein geeig- netes Datum für einen europäischen Feiertag. Trotz aller Differenzen in Europa will die Mehrheit der Menschen ein friedliches Miteinander. Der 1. September, der Welt- friedenstag, erinnert uns an den Beginn des schreck- lichsten Krieges in der Geschichte der Menschheit – des Zweiten Weltkrieges, der von deutschem Boden ausging. Es wäre eine zivilisatorische Leistung, wenn es ge- lingen würde, viele Menschen aus anderen Ländern zu überzeugen, einen europäischen Feiertag zu beschließen. Dabei soll sich dieser Feiertag nicht nur auf die EU-Mit- glieder beschränken. Einen wirklichen europäischen Fei- ertag gibt es nur, wenn sich möglichst alle Staaten Euro- pas dieser Initiative anschließen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 25309 (A) (C) (B) (D) Anlage 4 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Bundesrat hat in seiner 959. Sitzung am 7. Juli 2017 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Arti- kel 21) – Gesetz zum Ausschluss verfassungsfeindlicher Par- teien von der Parteienfinanzierung Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Der Bundesrat bekräftigt seine Auffassung, dass die NPD verfassungsfeindliche Ziele verfolgt und daher von der staatlichen Parteienfinanzierung ausgeschlossen werden muss. Das Gesetz zum Ausschluss verfassungs- feindlicher Parteien von der Parteienfinanzierung bietet nach Inkrafttreten dem Bundesrat, der Bundesregierung und dem Deutschen Bundestag die Möglichkeit, eine entsprechende Entscheidung des Bundesverfassungsge- richts herbeizuführen. Der Bundesrat wird einen Antrag auf Verfahrensein- leitung beim Bundesverfassungsgericht vorbereiten, damit das entsprechende Verfahren zügig eingeleitet werden kann, nachdem die rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind. Er strebt dabei einen gemeinsamen Antrag der drei antragsberechtigten Organe an. Begründung: Der Bundesrat hat in seiner 953. Sitzung am 10. Fe- bruar 2017 seiner Auffassung Ausdruck verliehen, dass die NPD verfassungsfeindliche Ziele verfolgt und deswegen von der staatlichen Parteienfinanzierung ausgeschlossen werden muss (vgl. BR-Drucksache 95/17 (Beschluss)). Mit Inkrafttreten der Gesetze (vgl. BR-Drucksachen 508/17 und 509/17) wird es möglich, beim Bundesverfassungsgericht einen Antrag auf Aus- schluss verfassungsfeindlicher Parteien von der staat- lichen Parteienfinanzierung zu stellen. Antragsberech- tigt sind der Deutsche Bundestag, der Bundesrat und die Bundesregierung. Materielle Voraussetzung für den Ausschluss ist, dass die Partei nach ihren Zielen oder dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgerich- tet ist, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Be- stand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden. Das Bundesverfassungsgericht hat mit Urteil vom 17. Januar 2017 (2 BvB 1/13) die Verfassungsfeind- lichkeit der NPD bereits festgestellt. Um im Rahmen eines Antrags auf Ausschluss der NPD von der staat- lichen Parteienfinanzierung an diese Feststellung des Bundesverfassungsgerichts anknüpfen zu können, ist rasches Handeln geboten. Bei einer zeitlichen Nähe der Antragstellung zum Urteil vom 17. Januar 2017 müsste nur für einen relativ kurzen Anschlusszeitraum nachgewiesen werden, dass sich an der festgestellten Verfassungsfeindlichkeit der NPD nichts geändert hat. Es gilt für die Zukunft zu verhindern, dass Bür- gerinnen und Bürger mit ihren Steuern und Abgaben die verfassungsfeindlichen Aktivitäten der NPD finan- zieren müssen. Die berechtigten Verfassungsorgane sollten daher rasch von ihrem neuen Antragsrecht Ge- brauch machen. – Gesetz zur Stärkung der betrieblichen Altersver- sorgung und zur Änderung anderer Gesetze (Be- triebsrentenstärkungsgesetz) – Gesetz über den Abschluss der Rentenüberleitung (Rentenüberleitungs-Abschlussgesetz) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1. Der Bundesrat begrüßt, dass mit dem vorliegenden Gesetz die Rentenüberleitung zu einem Abschluss gebracht wird. Ein einheitlicher Rentenwert ist nur durch das Eingreifen der Politik erreichbar. Der Bundesrat fordert seit Längerem, dass spä- testens 30 Jahre nach der Deutschen Einheit ein einheitliches Rentenrecht verwirklicht sein sollte (BR-Drucksache 563/14 (Beschluss), 206/15 (Be- schluss), 585/15 (Beschluss)). 2. Der Bundesrat erkennt an, dass durch das Gesetz nun sichergestellt wird, dass die Rentnerinnen und Rentner in den neuen Ländern auch bei künftigen Rentenanpassungen nicht hinter der realen Lohn- und Gehaltsentwicklung in Ostdeutschland zurück- bleiben. Auf diese Weise ist es möglich, dass die Angleichung der Rentenwerte gegebenenfalls auch schneller vorankommt als im Gesetz vorgesehen. 3. Der Bundesrat geht davon aus, dass die sukzessiven Wirkungen des Wegfalls der Hochwertung der Ent- gelte ab dem 1. Januar 2025 in den neuen Ländern vermieden werden können, wenn Politik, Wirtschaft und Tarifpartner diesen Zeitraum nutzen, um bei der Tarifbindung, der Eindämmung des Niedriglohn- sektors, der Durchsetzung des „Equal-Pay-Grund- satzes“ und bei der Zurückdrängung von prekären Beschäftigungsverhältnissen deutliche Fortschritte zu erzielen. Dementsprechende Erfolge kämen allen Beschäftigten zu Gute. Begründung: Sowohl die Angleichung des Rentenwerts Ost als auch die Abschmelzung der Höherwertung der Ent- gelte Ost werden bis zum Jahr 2025 gestreckt. Die Rentnerinnen und Rentner beziehungsweise die ren- tennahen Generationen in den neuen Ländern haben damit Klarheit und Transparenz über den Zeitpunkt der vollständigen Rentenangleichung. Mit dem neu eingefügten § 255a Absatz 2 SGB VI ist sicherge- stellt, dass die Rentenanpassungen der Jahre 2018 bis 2023 mindestens der aktuellen Lohnentwicklung in den neuen Ländern folgen wenn diese günstiger verläuft als mit den Anpassungsschritten in Absatz 1 festgelegt. Wie die Rentenanpassung zum 1. Juli 2017 zeigt, ist es damit möglich, dass die Renten- angleichung insgesamt schneller abgeschlossen sein kann als zum 1. Juli 2024. Mit der gestreckten Ab- schmelzung der Entgelthochwertung bei der Ren- tenberechnung entsteht ein größeres Zeitfenster, um Differenzen im Verdienstniveau weiter abzubauen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 201725310 (A) (C) (B) (D) Unter diesen Voraussetzungen stellt das Gesetz ei- nen Kompromiss zwischen den Interessen der Rent- nerinnen und Rentner sowie denen der Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer dar. – Gesetz zur Verbesserung der Leistungen bei Ren- ten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit und zur Änderung anderer Gesetze (EM-Leistungsverbes- serungsgesetz) – Gesetz zur Änderung des Bundesversorgungsgeset- zes und anderer Vorschriften Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Zum Gesetz allgemein 1. Der Bundesrat nimmt zur Kenntnis, dass der Deut- sche Bundestag das bereits laufende Gesetzge- bungsverfahren zum Bundesversorgungsgesetz kurzfristig durch umfangreiche bereichsspezifische datenschutzrechtliche Regelungen außerhalb des Versorgungsrechts ergänzt hat, um diese an die Ver- ordnung (EU) 2016/679 anzupassen. 2. Der Bundesrat hält angesichts der Relevanz der getroffenen Regelungen für die Landes- und Kom- munalbehörden und der grundlegenden Eingriffe in die Verwaltungs- und Aufsichtsstrukturen der Län- der im Bereich der Steuerverwaltung das gewähl- te Verfahren für ungeeignet, um den Ländern eine umfassende Beteiligung zu ermöglichen und ihre Mitwirkungsrechte umfassend wahrzunehmen. Der Bundesrat verweist insoweit auch auf Ziffer 1 sei- ner Stellungnahme vom 10. März 2017 (vergleiche BR-Drucksache 110/17 (Beschluss)). Zu Artikel 17 (Änderung der Abgabenordnung) 3. Der Bundesrat weist darauf hin, dass die Verlagerung der Zuständigkeit für die Aufsicht über die Länderfi- nanzbehörden sowie über die Kommunen hinsichtlich der Verarbeitung personenbezogener Daten im An- wendungsbereich der Abgabenordnung von den nach Landesrecht zuständigen Aufsichtsbehörden auf die oder den Bundesbeauftragte(n) für den Datenschutz und die Informationsfreiheit die bisherige Kompe- tenzverteilung zwischen Bund und Ländern bei der Datenschutzaufsicht über Bundes- beziehungsweise Länderbehörden in Frage stellt, ohne dass hierfür bis- lang die Notwendigkeit oder die Gesetzgebungskom- petenz des Bundes dargelegt wurden. 4. Der Bundesrat stellt fest, dass die Zuständigkeits- konzentration der Datenschutzaufsicht auch in die Rechte der Länderparlamente eingreift, indem für einen Teil der administrativen Tätigkeiten der Lan- desbehörden die Wahrnehmung der parlamentari- schen Kontrollrechte insoweit erschwert wird, als die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit gegenüber den Länderparla- menten keine Berichte abgibt und von den Länder- parlamenten nicht um Stellungnahmen zu konkreten Angelegenheiten gebeten werden kann. 5. Der Bundesrat weist darauf hin, dass die Benennung von Datenschutzbeauftragten in den Finanzbehör- den auch der Länder und Kommunen nach Bundes- recht zu erfolgen hat, ohne dass eine diesbezügliche Gesetzgebungskompetenz des Bundes begründet wird. Nach Auffassung des Bunderates bleibt zu klären, ob es sich bei diesen Regelungen um Fra- gen des Steuerverwaltungsrechts im Sinne von Arti- kel 108 GG handelt, die der Gesetzgebungskompe- tenz des Bundes unterliegen würden. 6. Der Bundesrat bittet darum, dafür Sorge zu tragen, dass die verfassungsrechtlichen Mitwirkungsrechte der Länder in zukünftigen Gesetzgebungsverfahren zur Anpassung des bereichsspezifischen Daten- schutzrechts an die Verordnung (EU) 2016/679 um- fassend gewahrt werden. 7. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, zur Ge- währleistung einer einheitlichen Rechtsanwendung zu klären, in welchem Verhältnis die in Artikel 17 Nummer 3 (§ 32e AO) in Bezug genommen Betrof- fenenrechte nach Artikel 12 bis 15 der Verordnung (EU) 2016/679 sowie die diesbezüglich getroffenen beschränkenden Regelungen der Abgabenordnung zu den Ansprüchen auf Informationszugang nach den Informationsfreiheitsgesetzen des Bundes oder der Länder stehen. Begründung: Zu den Nummern 1 und 2: Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme vom 10. März 2017 unter anderem unter Bezugnahme auf die Anpassungserfordernisse im Sozialdaten- schutz deutlich gemacht, dass bei der Anpassung des bereichsspezifischen Datenschutzrechts an die Verordnung (EU) 2016/679 eine umfassende und frühzeitige Beteiligung der Länder geboten ist, da die Regelungen unmittelbare Auswirkungen auf die Tätigkeit der Landes- und kommunalen Behörden haben. Diese Beteiligung ist unterblieben. Mit der Entschließung bekräftigt der Bundesrat seine Hal- tung zur Frage der Länderbeteiligung im Anpas- sungsprozess des bereichsspezifischen Datenschutz- rechts an die EU-Datenschutzgrundverordnung. Zu den Nummer 3 bis 6: Die Regelung der Aufsicht über die Finanzbehör- den (Artikel 17 Nummer 11 (§ 32h Absatz 1 AO) in Verbindung mit Artikel 17 Nummer 2 (§ 1 Ab- satz 2 Nummer 1 AO)) sieht eine Verlagerung der Zuständigkeit für die Aufsicht über die Landesfi- nanzbehörden sowie über kommunale Finanzbehör- den von den Landesdatenschutzbeauftragten auf die Bundesdatenschutzbeauftragte vor. Durch die Kon- zentration der Aufsicht bei der Bundesdatenschutz- beauftragten sollte sichergestellt werden, dass die Aufsicht im Anwendungsbereich der Abgabenord- nung immer nach den gleichen Vorgaben erfolge. In den Gesetzesmaterialien wird weder dargelegt, dass die bisherige Regelung zu Problemen geführt hat, noch ist den Gesetzesmaterialien eine Begründung der Gesetzgebungskompetenz des Bundes in dieser Frage zu entnehmen. Durch diese Zuständigkeitsverlagerung werden Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 25311 (A) (C) (B) (D) erstmalig Länderkompetenzen zur Regelung des Datenschutzes im Bereich der Landesverwaltung beschnitten, die mit einer Beschränkung der parla- mentarischen Kontrollrechte einhergehen. Mit der Entschließung soll deutlich gemacht werden, dass die Länder dieser Beschränkung ihrer Kompetenzen kritisch gegenüber stehen. Es wird insbesondere die Gefahr gesehen, dass mit der Zuständigkeitskonzen- tration der Datenschutzaufsicht im Bereich der Ab- gabenordnung ein Präzedenzfall geschaffen wird, der den Weg für weitere zukünftige Zuständigkeits- verlagerungen von den Ländern zum Bund bereiten könnte. Dem soll mit der Entschließung entgegen getreten werden. Wegen des Erfordernisses des Inkrafttretens der Re- gelungen insgesamt bis zum 25. Mai 2018 erscheint nach Abwägung aller Umstände ein Verlangen auf Anrufung des Vermittlungsausschusses gemäß Ar- tikel 77 Absatz 2 Satz 1 GG in diesem Falle jedoch nicht opportun. Zu Nummer 7: Nach Artikel 17 Nummer 11 (§ 32e AO) sollen Informationsansprüche nach dem Gesetz zur Re- gelung des Zugangs zu Informationen des Bundes beziehungsweise den Informationsfreiheitsgesetzen der Länder unter entsprechender Anwendung der für die Wahrnehmung der Betroffenenrechte bezie- hungsweise Informationspflichten der verantwort- lichen Stelle nach der Verordnung (EU) 2016/679 und den diesbezüglich getroffenen beschränkenden Regelungen der AO beurteilt werden. Diese Gleich- setzung der Betroffenenrechte nach der Verordnung (EU) 2016/679 mit allgemeinen Informationszu- gangsrechten wirft Auslegungsfragen auf, die zu nicht unerheblichen Anwendungsproblemen führen dürften. Ungeklärt ist beispielsweise, welchen In- formationsansprüchen nach den Informationsfrei- heitsgesetzen die in Bezug genommenen Informati- onspflichten nach Artikel 13 und 14 der Verordnung (EU) 2016/679 entsprechen sollen. Ebenso bedarf es einer Klärung, an wen die Information in entspre- chender Anwendung von § 32c Absatz 5 AO erfol- gen soll. Eine Zuständigkeit der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit im Geltungsbereich landesrechtlicher Informationszu- gangsgesetze dürfte jedenfalls nicht bestehen. – Gesetz zur Sicherung der tarifvertraglichen Sozial- kassenverfahren und zur Änderung des Arbeitsge- richtsgesetzes – Gesetz zur Umsetzung der Zweiten Zahlungsdiens- terichtlinie – Zweites Gesetz zur Änderung des Energiesteuer- und des Stromsteuergesetzes – Gesetz zur Aufhebung der Gesetze über Bergmann- siedlungen – Gesetz zur Regelung des Rechts auf Kenntnis der Abstammung bei heterologer Verwendung von Sa- men – Gesetz zur Modernisierung der epidemiologischen Überwachung übertragbarer Krankheiten Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Mit § 38 Absatz 2 Satz 1 IfSG wird das Bundesminis- terium für Gesundheit ermächtigt, durch Rechtsverord- nung zu bestimmen, welchen Anforderungen das Wasser in Schwimm- oder Badebecken oder in Schwimm- oder Badeteichen entsprechen muss. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, zeitnah eine Rechtsverordnung vorzulegen, die den aktuell vor- liegenden wissenschaftlichen Kenntnisstand in Verbin- dung mit dem aktuellen Regelwerk berücksichtigt. Begründung: In Ermanglung einer gegenwärtigen Regelung gestützt auf das IfSG werden zur Überwachung der Schwimm- oder Badebeckenwasseranlagen ordnungsrechtliche Vorgaben im Rahmen der allgemeinen Verkehrssiche- rungspflichten herangezogen. Zur Sicherstellung des Gesundheitsschutzes sind aber insbesondere Regelun- gen des Fachrechts erforderlich, deren Einhaltung auf- grund der fachlichen Qualifikation durch die Gesund- heitsbehörden überwacht wird. Das in der Verordnung über die Qualität von Schwimm- und Badebeckenwasser (Schwimm- und Badebecken- wasserverordnung – SchwBadebwV, vgl. BR-Druck- sache 748/02) geregelte Verfahren ist gegenwärtig noch offen. In der 783. Sitzung des Bundesrates am 29. November 2002 wurde der Punkt (TOP 34) von der Tagesordnung abgesetzt. Allein Bedenken hin- sichtlich der Kostenauswirkungen für Betreiber von Anlagen, die eventuell den Vorgaben der Verordnung nicht gerecht werden, ließen das Verfahren damals nicht zum Abschluss bringen. 15 Jahre später sollten allein fiskalische Aspekte keine Rolle spielen. Ansons- ten würde daraus gesundheitspolitisch das Signal aus- gesendet werden, dass der Gesundheitsschutz der Be- völkerung im Zusammenhang mit der Nutzung solcher Schwimm- oder Badebeckenanlagen in die Beliebig- keit der finanziellen Aufwände der Betreiber solcher Anlagen gestellt wird. Unter Umständen könnte auch die notwendige Über- wachung den haushalterischen Einsparungen soweit unterliegen, dass der Schutz der Bevölkerung vor wasserbürtigen Erkrankungen nicht mehr gewährleis- tet ist. Um dem entgegenzuwirken ist das oben ge- nannte Bundesratsverfahren mit einer aktualisierten Rechtsverordnung unter Beachtung des mittlerweile fortgeschriebenen Regelwerkes (hier: DIN 19643 vom November 2012) „Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser“ und unter Beachtung der Empfeh- lung des Umweltbundesamtes (UBA) „Hygieneanfor- derungen an Bäder und deren Überwachung“ neu zu beleben und zügig zum Abschluss zu bringen. Obwohl eine Ermächtigung des Bundes zum Erlass von Regelungen für Schwimm- oder Badeteiche (Kleinba- deteiche) durchaus bestand, wurde damals (2002) von der Ermächtigung kein Gebrauch gemacht, da der da- malige vorliegende wissenschaftliche Kenntnisstand Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 201725312 (A) (C) (B) (D) es nicht erlauben würde, konkrete Anforderungen an die Qualität des Wassers in solchen künstlich angeleg- ten Badeteichen festzulegen, die das gesundheitliche Risiko bis auf ein vertretbares Maß reduzieren wür- den. Insoweit bestand entsprechender Forschungsbe- darf. Es wurde hingegen „nur“ auf eine Empfehlung des UBA „Hygienische Anforderungen an Kleinba- deteiche“ (vgl. Bundesgesundheitsbl-Gesundheits- forsch-Gesundheitsschutz 6-2003) verwiesen. Mit der oben genannten Bitte zur Anpassung der Rechtsver- ordnung an den wissenschaftlich-technischen Fort- schritt, können Regelungen auch zu Schwimm- oder Badeteichen im erforderlichen Umfang aufgenommen werden. – Gesetz zur Fortschreibung der Vorschriften für Blut- und Gewebezubereitungen und zur Ände- rung anderer Vorschriften – Gesetz zur Reform der Pflegeberufe (Pflegeberufe- reformgesetz – PflBRefG) – Zweites Gesetz zur Änderung personenstandsrecht- licher Vorschriften (2. Personenstandsrechts-Än- derungsgesetz – 2. PStRÄndG) – Gesetz zur Änderung gebührenrechtlicher Rege- lungen im Aufenthaltsrecht – Gesetz zur Einführung eines Anspruchs auf Hin- terbliebenengeld – Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen – Gesetz zur Reform der Straftaten gegen ausländi- sche Staaten – … Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Umsetzung des Rahmenbeschlusses 2008/841/JI des Rates vom 24. Oktober 2008 zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität – Drittes Gesetz zur Änderung reiserechtlicher Vor- schriften – Siebtes Gesetz zur Änderung des Bundeszentralre- gistergesetzes (7. BZRGÄndG) – Gesetz zur Änderung der materiellen Zulässig- keitsvoraussetzungen von ärztlichen Zwangsmaß- nahmen und zur Stärkung des Selbstbestimmungs- rechts von Betreuten – Zweites Gesetz zur Stärkung der Verfahrensrechte von Beschuldigten im Strafverfahren und zur Än- derung des Schöffenrechts – Gesetz zur Einführung einer wasserrechtlichen Ge- nehmigung für Behandlungsanlagen für Deponie- sickerwasser, zur Änderung der Vorschriften zur Eignungsfeststellung für Anlagen zum Lagern, Ab- füllen oder Umschlagen wassergefährdender Stoffe und zur Änderung des Bundes-Immissionsschutz- gesetzes – Gesetz zur Änderung des Chemikaliengesetzes und zur Änderung weiterer chemikalienrechtlicher Vorschriften – Gesetz zur Einbeziehung von Polymerisationsanla- gen in den Anwendungsbereich des Emissionshan- dels – Gesetz zur Änderung des Bundesnaturschutzgeset- zes – Erstes Gesetz zur Änderung des Intelligente Ver- kehrssysteme Gesetzes – Erstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über den Deutschen Wetterdienst – Gesetz zur Einführung eines Wettbewerbsregisters und zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbe- werbsbeschränkungen – Erstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Akkreditierungsstelle – Erstes Gesetz zur Änderung des Schornsteinfe- ger-Handwerksgesetzes – Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 910/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Juli 2014 über elektronische Identi- fizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt und zur Aufhe- bung der Richtlinie 1999/93/EG (eIDAS-Durchfüh- rungsgesetz) – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 25. Oktober 2016 zur Errichtung der internationalen EU-LAK- Stiftung – Gesetz zu dem Abkommen vom 12. Januar 2017 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Moldau über Soziale Sicherheit – Gesetz zu der am 19. Juni 1997 beschlossenen Ur- kunde zur Abänderung der Verfassung der Inter- nationalen Arbeitsorganisation – Gesetz zum Vorschlag für einen Beschluss des Ra- tes zur Festlegung eines Mehrjahresrahmens für die Agentur der Europäischen Union für Grund- rechte für den Zeitraum 2018-2022 – Gesetz zu dem Übereinkommen des Europarates vom 11. Mai 2011 zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt – Gesetz zu dem Protokoll vom 14. November 2016 zur Änderung des Abkommens vom 13. Juli 2006 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der mazedonischen Regierung zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Ver- mögen – Gesetz zu dem Abkommen vom 21. November 2016 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Panama zur Vermeidung der Doppelbe- steuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Ein- kommen betreffend den Betrieb von Seeschiffen oder Luftfahrzeugen im internationalen Verkehr – Gesetz zu dem Abkommen vom 29. Juni 2016 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Armenien zur Vermeidung der Doppel- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 25313 (A) (C) (B) (D) besteuerung und zur Verhinderung der Steuerver- kürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkom- men und vom Vermögen – Gesetz zu dem Protokoll vom 12. November 2012 zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Ta- bakerzeugnissen – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 14. März 2014 über die Ausstellung mehrsprachiger, codier- ter Auszüge und Bescheinigungen aus Personen- standsregistern – Gesetz zur Änderung des Protokolls vom 24. Juni 1998 zu dem Übereinkommen von 1979 über weit- räumige grenzüberschreitende Luftverunreini- gung betreffend persistente organische Schadstoffe (POP) – Gesetz zur Änderung des Protokolls vom 30. No- vember 1999 (Multikomponenten-Protokoll) zu dem Übereinkommen von 1979 über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung betref- fend die Verringerung von Versauerung, Eutro- phierung und bodennahem Ozon – Gesetz zur Änderung des Protokolls vom 24. Juni 1998 zu dem Übereinkommen von 1979 über weit- räumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung betreffend Schwermetalle – Gesetz zu der am 15. Oktober 2016 in Kigali be- schlossenen Änderung des Montrealer Protokolls vom 16. September 1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen – Gesetz zur Änderung des Übereinkommens über den internationalen Eisenbahnverkehr (COTIF) vom 9. Mai 1980 – Gesetz zu dem Beitrittsprotokoll vom 11. November 2016 zum Handelsübereinkommen vom 26. Juni 2012 zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits sowie Kolumbien und Peru andererseits betreffend den Beitritt Ecuadors – Gesetz zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens – Gesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen und zur Änderung des Einkommensteuergesetzes – Gesetz zum Bürokratieabbau und zur Förderung der Transparenz bei Genossenschaften – ... Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Wohnungseinbruchdiebstahl – Gesetz zur Einführung eines familiengerichtlichen Genehmigungsvorbehaltes für freiheitsentziehende Maßnahmen bei Kindern – Gesetz zur Angleichung des Urheberrechts an die ak- tuellen Erfordernisse der Wissensgesellschaft (Urhe- berrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz – UrhWissG) – Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken (Netzwerkdurchsetzungs- gesetz – NetzDG) – Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschlie- ßung für Personen gleichen Geschlechts – Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 über die Prävention und das Ma- nagement der Einbringung und Ausbreitung inva- siver gebietsfremder Arten Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Der Bundesrat begrüßt, dass eine Rechtsgrundlage ge- schaffen wurde, die EU-weiten Vorgaben zum Umgang mit invasiven Arten zu regeln und zügig Maßnahmen gegen die Einbringung und Ausbreitung von invasiven Arten getroffen werden können. Der Bundesrat be- fürchtet jedoch, dass ein effektives Management durch die im Gesetz enthaltende Einvernehmensregelung bei jagdlichen und fischereilichen Maßnahmen mit den Jag- dausübungs- und Fischereiausübungsberechtigen (§ 40a BNatSchG und § 28a BJagdG) erschwert wird. Zudem werden in der Folge deutlich erhöhte Mehrausgaben auf Verwaltungsebe ne erwartet, ohne dass der Bund ange- messene Kompensationsmaßnahmen mitbedacht hat. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, diese Einvernehmensregelung zeitnah auch mit Blick auf die Verwaltungskosten zu evaluieren und entsprechend zu ändern. – Gesetz zur Modernisierung des Rechts der Um- weltverträglichkeitsprüfung – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2016/97 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Januar 2016 über Versicherungsvertrieb und zur Änderung weiterer Gesetze Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1. Der Bundesrat begrüßt das Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2016/97 des Europäischen Par- laments und des Rates vom 20. Januar 2016 über Versicherungsvertrieb und zur Änderung des Au- ßenwirtschaftsgesetzes. Mit dem Gesetz wird eine verpflichtende Weiterbil- dung von 15 Stunden pro Jahr für alle Personen ein- geführt, die unmittelbar Versicherungen vermitteln. Die bereits geltende Weiterbildungsverpflichtung wird in sinnvoller Weise ergänzt. Eine ausreichende Sachkunde muss nun vor der Tätigkeit als Versiche- rungsvermittler in der Kundenberatung und Versi- cherungsvermittlung nachgewiesen werden. Eine Weiterbildungspflicht von 15 Stunden pro Jahr für alle Versicherungen beratenden und vermittelnden Personen ist darüber hinaus sinnvoll. 2. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, bei der noch zu erlassenden Rechtsverordnung zur Konkre- tisierung der Weiterbildungspflicht auf unverhält- nismäßige Anforderungen zu verzichten. Die Kon- kretisierung der Weiterbildungsanforderung in der Rechtsverordnung sollte mit Augenmaß erfolgen Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 201725314 (A) (C) (B) (D) und unnötige bürokratische Belastungen vermei- den, wie unverhältnismäßige formale Anforderun- gen an Formate, Dokumentation und Nachweis der Weiterbildung. Ansonsten besteht die Gefahr, dass aus Wirtschaftlichkeitsgründen viele bisher in der Kundenberatung tätige Personen künftig von der Vermittlungstätigkeit ausgeschlossen würden. Eine flächendeckende Beratung der Kunden wäre gefährdet. Berücksichtigung muss auch die bestehende hetero- gene Vertriebsstruktur in Deutschland finden. Dazu gehören neben Inhabern von Versicherungsagenturen, Versicherungsspezialisten in Banken und Sparkassen auch Büroassistenzen im Innendienst von Agenturen oder Allfinanzberater der Banken, die Bank-, Wert- papier- und Versicherungsprodukte abdecken. Des- halb müssen die Vermittler berufsgruppenspezifisch individuell nach ihren tatsächlichen Anforderungen in der Beratungspraxis aus- und fortgebildet werden, auch um den unterschiedlichen Kunden der Versiche- rungsvermittler gerecht zu werden. Eine pauschale Festsetzung der Ausbildungsanfor- derungen, die nur auf eine bestimmte Vermittler- tätigkeit zugeschnitten ist, sollte hier vermieden werden. Vielmehr müssen anhand der oben be- schriebenen verschiedenen Vermittlertypen Kriteri- en in die Rechtsverordnung aufgenommen werden, die eine individuelle und bestmögliche Weiterbil- dung garantieren. 3. Vor diesem Hintergrund weist der Bundesrat auf die hohe Bedeutung einer individualisierten Fort- bildungspflicht, zugeschnitten auf den individuellen Beratungsbedarf und die vermittelten Produkte, hin. Ziel muss ein zielgruppenspezifisches Anforde- rungsprofil für die Weiterbildung bei Berücksich- tigung der Beratungsanforderungen sein. Diesem Umstand soll mit einer konkretisierenden Rechts- verordnung Rechnung getragen werden, die zu un- komplizierten, in der Praxis handhabbaren Lösun- gen führen muss. – Gesetz zur Modernisierung der Netzentgeltstruk- tur (Netzentgeltmodernisierungsgesetz) – Gesetz zur Förderung von Mieterstrom und zur Änderung weiterer Vorschriften des Erneuerba- re-Energien-Gesetzes Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- teilt, dass sie den Entschließungsantrag auf Drucksache 18/13020 zur dritten Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Moder- nisierung der Netzentgeltsstruktur (Netzentgeltmoderni- sierungsgesetz) zurückzieht. Der Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Ab- satz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichter- stattung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung 15. Entwicklungspolitischer Bericht der Bundesregie- rung auf Drucksache 18/12300 absieht. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 245. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 5. September 2017 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 245. Sitzung Inhaltsverzeichnis Anträge auf Erweiterung der Tagesordnung TOP 1 Vereinbarte Debatte zur Situation in Deutschland ZP Beschlussempfehlungen Petitionsausschuss TOP 2 Wahl eines Richters des Bundesverfassungsgerichts Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Gestatten Sie, lieber Herr Präsident, dass ich Ihnen zu
    Beginn im Namen der Bundesregierung meinen herzli-
    chen Dank übermittle; das ist mit dem Vizekanzler ab-
    gestimmt.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Dr. Rolf Mützenich






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wir haben Ihre Arbeit immer geschätzt. Wenn nötig, ha-
    ben Sie uns den im Grundgesetz festgelegten Platz zuge-
    wiesen, und wir haben nach bestem Wissen und Gewis-
    sen versucht, uns daran zu halten.

    Ich erinnere mich in den letzten drei Legislaturperio-
    den an dramatische Situationen, etwa in der weltweiten
    Finanzkrise, in der Euro-Krise und in der Flüchtlingskri-
    se, als viele Flüchtlinge zu uns kamen. In diesen Krisen
    ist es Regierung und Parlament trotz großer Zeitnot und
    trotz drängendster Entscheidungen immer gelungen, in
    einem guten Einvernehmen und bei einer schrittweisen
    Stärkung der Rolle des Parlaments Lösungen zu finden,
    die, glaube ich, für uns als Bundesrepublik Deutschland
    richtig und gut waren, aber auch Lösungen zu finden, die
    uns als verlässlichen Partner in Europa und in der Welt
    dargestellt haben. Dafür möchte ich von Herzen danken.

    Für mich war eine der emotionalsten Situationen, als
    wir vor kurzem über den Bund-Länder-Finanzausgleich
    abgestimmt haben; im Gegensatz zum heutigen Tag war
    auch die Bundesratsbank gut besetzt. Das waren wirklich
    schwierigste Verhandlungen, in denen es um die Fragen
    ging: Welche Rolle spielt der Bund? Welche Rolle spie-
    len die Länder? Dass dies trotz aller Kontroversen in ei-
    ner so guten Atmosphäre verhandelt werden konnte,


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das war ein emotionaler Moment?)


    spricht für unser Land. Daran haben Sie, lieber Herr
    Lammert, lieber Norbert, einen ganz entscheidenden An-
    teil. Danke dafür!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und
    Herren, wir haben in den letzten vier Jahren vieles er-
    reicht. Unbestritten geht es Deutschland in vielen Berei-
    chen gut. Aber wir dürfen uns auf diesen Erfolgen kei-
    nesfalls ausruhen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aha!)


    Ich bin der tiefen Überzeugung, dass wir an der Schwelle
    zu einer neuen Entwicklungsetappe stehen. Wir müssen
    jetzt die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Deutsch-
    land auch in 10 oder 15 Jahren wirtschaftlich erfolgreich
    und sozial gerecht ist und noch mehr Menschen eine gute
    und sichere Arbeit haben.

    Wir haben eben den Blick auf die Zeit der deutschen
    Einheit zurückschweifen lassen. Seitdem sind 27 Jahre
    vergangen. Deutschland hatte Anfang der 90er-Jahre die
    Kraft, die deutsche Einheit gut zu bewältigen. Ein Jahr-
    zehnt später waren wir der kranke Mann Europas. Es
    ist uns dann gelungen – ganz wesentlich mit der Agen-
    da 2010, die wir von CDU/CSU immer unterstützt ha-
    ben –, wieder die Kraft zu finden, aufzuholen. Wir sind
    heute Wachstumsmotor. Wir sind heute ein Land mit der
    höchsten Beschäftigungsquote, die wir jemals hatten,
    und in Europa erfahren wir dafür sehr viel Anerkennung.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Aber ich habe das Gefühl, dass wir wieder an einer
    Schwelle zu einer neuen Etappe stehen. Diese hat ganz
    wesentlich mit dem Treiber unserer heutigen Entwick-
    lung zu tun: mit dem digitalen Fortschritt.

    Das, was wir zurzeit in der Automobilindustrie erle-
    ben, zeigt – wie in einem Brennglas – die Summe der
    neuen Herausforderungen. Die Automobilindustrie ist
    eine der Säulen des deutschen wirtschaftlichen Erfolgs.
    Die deutsche Automobilindustrie ist weltweit anerkannt.
    Die Produkte der deutschen Automobilindustrie verkör-
    pern das, was weltweit unter „Made in Germany“ ver-
    standen wird. In der Automobilindustrie haben im Üb-
    rigen 800 000 Menschen und mehr ihren Arbeitsplatz.
    Diese Menschen haben sich nichts zuschulden kommen
    lassen; sie haben gut, sehr gut oder gar hervorragend ge-
    arbeitet. Aber sie sind jetzt in der Gefahr, dass das, was
    an Vertrauensverlust durch die Führung von Automobil-
    konzernen entstanden ist, auf sie zurückschlägt.

    Wir haben hier eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,
    Fehler beim Namen zu nennen, aber auch gleichzeitig
    die Zukunft der deutschen Automobilindustrie sichern zu
    helfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Gesetzesverstöße!)


    Deshalb müssen wir dafür Sorge tragen – durch vernünf-
    tige Rahmenbedingungen, wie wir das auch mit der In-
    dustrie 4.0 in unserer Digitalen Agenda getan haben –,
    dass die Voraussetzungen für den Übergang der Pro-
    duktion in ein digitales Zeitalter geschaffen werden, in
    dem nicht nur die Menschen durch Smartphones vernetzt
    sind, sondern in dem alle Gegenstände miteinander ver-
    netzt werden – das ist das Internet der Dinge –, damit die
    Produktion auch weiter erfolgreich erfolgen kann.

    Wir werden noch auf Jahre und Jahrzehnte Verbren-
    nungsmotoren brauchen, und trotzdem werden wir
    gleichzeitig den Weg in eine neue Mobilität mit neuen
    Antrieben gehen müssen. Wir von der Christlich-Demo-
    kratischen Union und von der CSU sagen:


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Es spricht die CDU-Vorsitzende, nicht die Bundeskanzlerin!)


    Wir arbeiten nicht mit Verboten, sondern wir wollen sol-
    che Übergänge vernünftig ermöglichen, mit Blick auf die
    Beschäftigten und auf den technologischen Wandel.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich bin überzeugt, dass dies auch der Ansatz der gesam-
    ten Bundesregierung ist.

    Meine Damen und Herren, wir haben gestern seitens
    der Bundesregierung ein Gespräch mit den Kommunen
    gehabt, die unter Grenzwertüberschreitungen leiden und
    die von Fahrverboten bedroht sind. Ich sage ausdrücklich
    für die ganze Regierung: Wir werden alle Kraft darauf
    lenken, dass es zu solchen Verboten nicht kommt.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir müssen den Menschen, die sich im Übrigen im
    guten Glauben und von uns auch ermuntert Dieselautos
    gekauft haben, die Möglichkeit geben, dass sie diese Au-

    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel






    (A) (C)



    (B) (D)


    tos auch nutzen können. Im Übrigen ist es so, dass wir
    den Kauf von Dieselautos – davon gibt es etwa 15 Mil-
    lionen in Deutschland – deshalb empfohlen haben, weil
    dadurch CO2-Emissionen eingespart wurden. Gegen den
    Diesel vorzugehen, bedeutet gleichermaßen auch, gegen
    die CO2-Ziele, die wir uns gesetzt haben, vorzugehen.
    Und das darf nicht passieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deshalb brauchen wir saubere Dieselautos,


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: So ein Quatsch!)


    und wir brauchen den Übergang zu einer modernen Mo-
    bilität.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, das macht nicht
    wieder gut, dass in der Automobilindustrie unverzeihli-
    che Fehler vorgefallen sind. Deshalb können wir auch
    nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Aber das be-
    rechtigt uns nicht, sozusagen die gesamte Branche ihrer
    Zukunft zu berauben.


    (Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Gegenteil ist der Fall! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dobrindt hat sich vier Jahre nicht gekümmert!)


    Jetzt geht es darum, mit Maß und Mitte die richtigen
    Wege zu finden. Und dafür steht diese Bundesregierung,
    meine Damen und Herren, mit Blick auf die Beschäftig-
    ten und die Wirtschaftskraft Deutschlands.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Beim Thema Auto zeigen sich die großen Herausfor-
    derungen, denen wir entgegensehen. Ich nenne stich-
    wortartig nur die Bereiche „autonomes Fahren“ und
    „neue Antriebe“, die wir technologieoffen fördern soll-
    ten. Gleichzeitig gibt es große Herausforderungen hin-
    sichtlich des Klimaschutzes.

    Wir werden dies alles natürlich auch mit Blick auf das
    Pariser Klimaschutzabkommen vom Dezember 2015 um-
    zusetzen haben. Deshalb hat die Bundesregierung einen
    Klimaschutzplan vorgelegt. Es ist schon absehbar, dass
    in der nächsten Legislaturperiode, gleich im Jahre 2018,
    dieser Klimaschutzplan spezifiziert werden muss. Wie-
    der wollen wir das nicht gegen die Betroffenen machen,
    sondern im Gespräch mit den Betroffenen. Wenn wir
    zum Beispiel über Braunkohlegebiete sprechen und den
    Ausstieg fordern, ohne den Menschen in irgendeiner
    Weise eine Perspektive zu geben, dann fördert das nicht
    die Bereitschaft, sich für den Klimaschutz einzusetzen,
    sondern verhindert sie. Deshalb sind wir dafür, mit den
    Betroffenen Alternativen zu erarbeiten und erst dann Ent-
    scheidungen zu treffen. Ich finde, das sind wir den Men-
    schen schuldig. So haben wir es im Übrigen auch bei der
    Steinkohle gemacht, um es einmal ganz klar zu sagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben mit der Digitalen Agenda vieles vorange-
    bracht. Wir werden in der nächsten Legislaturperiode da
    ansetzen müssen und manches noch beschleunigen und

    straffen müssen. Wir sind nicht in allen Bereichen Spitze
    weltweit, was den digitalen Fortschritt und die Einfüh-
    rung entsprechender Maßnahmen anbelangt. Wir haben
    im Bereich der Wirtschaft vieles erreicht, insbesondere
    bei den großen Unternehmen. Die Bundesregierung hat
    mittelständischen Unternehmen viel Hilfestellung ge-
    geben. Sie hat in dieser Legislaturperiode die Start-ups
    gefördert, sodass wir sagen können: Wir stehen deutlich
    besser da als vor vier Jahren. Aber die Welt schläft nicht.
    Die Welt entwickelt sich in rasantem Tempo. Deshalb
    wird es notwendig sein, hier weiterzuarbeiten. Wir haben
    früher das MP3-Format erfunden. Wir haben den ersten
    Computer gebaut. Aber wir wollen als Deutschland nicht
    im Technikmuseum enden, sondern wir wollen vorne da-
    bei sein, wenn es um die Entwicklung neuer Güter und
    neuer Produktionsmöglichkeiten geht. Da haben wir viel
    zu tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das bedeutet auch, dass wir seitens des Staates und
    seitens der Verwaltung vorangehen müssen. Ich bin sehr
    dankbar, dass es im Rahmen der Verhandlungen zu den
    Bund-Länder-Finanzbeziehungen möglich war, sich zu
    einigen und das Grundgesetz so zu ändern, dass Bund,
    Länder und Kommunen ein gemeinsames Bürgerportal
    erarbeiten werden. Die gesetzlichen Voraussetzungen,
    um das umzusetzen, sind von der Bundesregierung ge-
    schaffen worden. Wir haben uns einen Zeitraum von fünf
    Jahren vorgenommen, in dem wir das erreichen wollen.
    Wenn es zum Ende der nächsten Legislaturperiode ge-
    schafft ist, wäre es noch besser. Die Bürgerinnen und
    Bürger müssen spüren, dass auch ihre Beziehung zum
    Staat endlich dem digitalen Fortschritt entspricht. Da ha-
    ben wir gemeinsam noch sehr viel vor uns.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da hätte Herr de Maizière ja etwas tun können!)


    – Die geschaffenen rechtlichen Voraussetzungen sind
    gut; Herr Heil, das wissen Sie auch.

    Wenn wir Hochtechnologieland bleiben wollen, haben
    wir die Aufgabe, Forschung und Entwicklung weiter zu
    fördern. Die europäischen Staaten haben sich noch in
    der Zeit von Bundeskanzler Schröder im Jahr 2000 vor-
    genommen, dass jedes europäische Land 3 Prozent des
    Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung
    ausgibt.


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und für Bildung?)


    – Das heißt nicht, dass man für Bildung nichts ausgibt.
    Das heißt einfach, dass man für Forschung und Entwick-
    lung 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausgibt, und
    das ist auch richtig so. Wir freuen uns, dass wir 17 Jahre
    später dies erreicht haben


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    und eines der wenigen Länder in der Europäischen Union
    sind, die das geschafft haben. Allerdings müssen wir auch
    zur Kenntnis nehmen, dass es skandinavische Länder
    gibt, die bereits 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
    für Forschung und Entwicklung ausgeben, genauso wie

    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel






    (A) (C)



    (B) (D)


    Südkorea und Israel. Deshalb dürfen wir uns auch hier
    nicht ausruhen, sondern müssen das weiterentwickeln.

    In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der
    Bund – die Bundesregierung und das Parlament haben
    dem zugestimmt – die BAföG-Zahlungen voll über-
    nimmt.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das war nicht die CDU-Position! Das hat die SPD durchgesetzt, Frau Bundeskanzlerin, gegen Ihren Willen! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Herr Heil, der Wahlkampf findet nicht hier statt! – Lachen bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    – Herr Heil, ich achte sehr wohl die Zahl der Abgeord-
    neten Ihrer Fraktion. Aber gegen meinen Willen und den
    Willen der Unionsfraktion konnten Sie in diesem Parla-
    ment echt nichts durchsetzen. Das muss man jetzt einfach
    akzeptieren.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Das hätten sie gekonnt, wenn sie gewollt hätten!)


    Vielleicht, Herr Heil, waren Ihre Argumente so gut, dass
    sie mich überzeugt haben. Oder besser gesagt: Es waren
    die Argumente des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz,
    die mich schlussendlich überzeugt haben. Daran sehen
    Sie, wie gut ich zuhören kann, wie ich auf gute Argumen-
    te eingehen kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Insofern ist es ein guter, gemeinsamer Erfolg von uns al-
    len.

    Hier haben wir viel Wert darauf gelegt, dass möglichst
    alle Länder die freiwerdenden Mittel anschließend wie-
    der für Bildung in den Hochschulen eingesetzt haben. Da
    waren wir nicht vollständig erfolgreich. Aber für die uni-
    onsregierten Länder kann ich sagen: Da hat es so stattge-
    funden, und darauf sind wir stolz.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, wir haben durch gute Wirt-
    schaftspolitik, auch durch die Tatsache, dass wir vier Jah-
    re lang keine Schulden gemacht haben, zeigen können,
    dass solide Haushaltspolitik und Wirtschaftswachstum
    Hand in Hand gehen können, dass dadurch nachhaltiges
    Wirtschaftswachstum entstehen kann. Die letzten vier
    Jahre sind dadurch gekennzeichnet, dass der Wachstums-
    motor in Deutschland nicht mehr der Export ist, sondern
    der Binnenkonsum. Das sieht man auch an den Lohnstei-
    gerungen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Weil Andrea Nahles den Mindestlohn durchgesetzt hat!)


    – Erstens sind Sie nachher noch an der Reihe. Und zwei-
    tens: Freuen Sie sich doch mit uns oder mit mir.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich kann überhaupt nicht verstehen, was Sie hier machen.
    Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten gar nichts gemacht
    in dieser Regierung. Das wäre auch nicht schön gewesen.

    Wir haben gemeinsam eine Regierung gestellt. Wir
    haben uns im letzten Wahlkampf eine Lohnuntergrenze
    vorgenommen. Sie haben den einheitlichen Mindestlohn
    angestrebt. Wir haben uns zum Schluss darauf geeinigt,
    dass wir den einheitlichen Mindestlohn einführen. Mil-
    lionen von Menschen haben heute mehr in der Tasche,
    und darüber können wir uns alle freuen. Auch die Fachar-
    beiterinnen und Facharbeiter haben mehr. Die Reallöhne
    sind gestiegen; das drückt sich auch in der Steigerung der
    Renten aus.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich glaube, darüber freuen sich viele Menschen in unse-
    rem Land.

    Meine Damen und Herren, die vernetzte Welt, die sich
    im digitalen Fortschritt zeigt, spiegelt sich natürlich auch
    in der Außenpolitik wider. Die Grenzen von Wirtschafts-,
    Finanz-, Handels- und Sicherheitspolitik verschwimmen
    immer mehr; das sehen wir an vielen Krisenherden die-
    ser Welt. Deshalb beschäftigt uns im Augenblick leider
    natürlich in ganz besonderer Weise die Situation im asi-
    atischen Raum, wo die Nukleartests Nordkoreas eine
    flagrante Verletzung aller internationalen Gegebenheiten
    sind. Es ist richtig, dass der UN-Sicherheitsrat klare Po-
    sitionen bezieht. Ich sage ausdrücklich, auch im Namen
    der ganzen Bundesregierung: Hier kann es nur eine fried-
    liche diplomatische Lösung geben, für die wir allerdings
    mit allen Kräften eintreten müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deshalb, meine Damen und Herren, habe ich am
    Sonntag mit dem französischen Präsidenten telefoniert.
    Der Bundesaußenminister ist im Kontakt mit seinem
    Kollegen. Es wird am Wochenende ein Außenminister-
    treffen in Gymnich geben, wo wir über weitere Sankti-
    onen von europäischer Seite gegenüber Nordkorea bera-
    ten werden; das ist auch dringend erforderlich. Ich habe
    darüber gestern mit dem südkoreanischen Präsidenten
    und auch mit dem amerikanischen Präsidenten Donald
    Trump gesprochen. Beide unterstützen diese europäi-
    schen Bemühungen außerordentlich. Die Tatsache, dass
    Nordkorea eine gewisse Entfernung zu uns hat, sollte uns
    nicht davon abhalten, mit aller Entschiedenheit hier für
    eine diplomatische Lösung einzutreten. Europa hat eine
    wichtige Stimme in der Welt und muss diese Stimme in
    dieser Situation nutzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Meine Damen und Herren, uns beschäftigt aus trauri-
    gem Anlass – zwölf deutsche Staatsbürger befinden sich
    aus politischen Gründen in der Türkei in Haft – die Ent-
    wicklung in der Türkei in ganz besonderer Weise. Diese
    Entwicklung ist mehr als besorgniserregend. Die Türkei
    verlässt immer mehr den Weg der Rechtsstaatlichkeit,
    und das zum Teil in einem sehr schnellen Tempo. Wir
    haben die Aufgabe – das Auswärtige Amt und wir alle

    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel






    (A) (C)



    (B) (D)


    tun alles dafür –, die deutschen Staatsbürger freizube-
    kommen.

    Ich will exemplarisch Frau Tolu nennen, die mit einem
    zweijährigen Kind im Gefängnis sitzt; auch ihr Mann be-
    findet sich in Untersuchungshaft. Ich kann genauso Deniz
    Yücel und Herrn Steudtner und andere nennen. Erstens
    sollten wir niemanden von ihnen vergessen. Zweitens
    sollten wir allen die bestmögliche Betreuung zukommen
    lassen. Drittens sollten wir auf allen Ebenen alles in unse-
    rer Macht Stehende versuchen – und zwar Tag für Tag –,
    um diese Menschen, die nach unserer Überzeugung un-
    schuldig in Untersuchungshaft sitzen, freizubekommen.
    Ich glaube, das ist unser aller Anliegen.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Dieser Umgang mit deutschen Staatsbürgern, aber
    auch die Gesamtsituation in der Türkei veranlassen uns
    natürlich, darüber nachzudenken, wie wir die Beziehun-
    gen zur Türkei neu ordnen. Die Bundesregierung hat
    erste Schritte unternommen; das hat der Bundesaußen-
    minister anlässlich der Verhaftung von Herrn Steudtner
    ausführlich dargelegt. Wir haben die estnische Präsident-
    schaft gebeten, in den nächsten Monaten, solange die Si-
    tuation so ist, keinerlei Verhandlungen über eine Erwei-
    terung der Zollunion auf die Tagesordnung zu setzen; das
    schließt sich aus. Wir werden auch über die zukünftigen
    Beziehungen zur Türkei beraten – ich werde dazu vor-
    schlagen, dass das im Oktober auf dem Europäischen Rat
    stattfindet –, eingeschlossen auch die Frage, die Verhand-
    lungen zu suspendieren oder zu beenden. Hierzu braucht
    man Mehrheiten in Europa. Dies ist ein Vorgang, der na-
    türlich entschieden, aber auch wohlbedacht durchgeführt
    werden sollte.

    Die Beziehungen zur Türkei sind strategischer Na-
    tur. Wenige Tage bevor ich Bundeskanzlerin wurde,
    am 3./4. Oktober 2005, sind durch meinen Vorgänger
    Gerhard Schröder die Beitrittsverhandlungen mit der
    Türkei aufgenommen worden. Dem ging ein langer
    Diskussionsprozess voraus; die Grundentscheidung war
    schon Ende 2004 gefallen. Wir von der Unionsfraktion
    waren immer skeptisch oder dagegen, diese Beitrittsver-
    handlungen aufzunehmen.


    (Ulla Schmidt [Aachen] [SPD]: Kohl aber dafür!)


    Ich habe dennoch im Sinne einer großen außenpoliti-
    schen Kontinuität – pacta sunt servanda – immer diese
    Verhandlungen geführt. Wir haben Kapitel eröffnet. Wir
    haben seit langem keine Kapitel mehr geschlossen. Die
    Beziehungen zur Türkei sind von großer Bedeutung.

    Deshalb werde ich mich dafür einsetzen, dass wir
    entschieden vorgehen, dass wir aber mit unseren euro-
    päischen Partnern vorgehen und darüber sprechen; denn
    nichts wäre erstaunlicher, als wenn wir uns in Europa
    über die Frage des zukünftigen Umgangs mit der Türkei
    vor den Augen des Präsidenten Erdogan öffentlich zer-
    streiten. Das würde Europas Position dramatisch schwä-
    chen. Davon kann ich uns nur abraten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die gleiche Entschiedenheit, die wir im Umgang mit
    der türkischen Regierung, mit dem Präsidenten haben,
    müssen wir auch haben, wenn es darum geht, den Blick
    auf die vielen zu haben, die in der Türkei mit der au-
    genblicklichen politischen Entwicklung nicht zufrieden
    sind. Wir müssen den Blick auch auf die vielen tür-
    kischstämmigen Bürgerinnen und Bürger der Bundesre-
    publik Deutschland haben, weil es unsere Bürgerinnen
    und Bürger sind, auch auf diejenigen, die mit türkischer
    Staatsbürgerschaft seit langem hier leben. Sie tragen zum
    Wohlstand unseres Landes bei. Wir dürfen sie nicht vor
    den Kopf stoßen. Wir müssen auch mit ihnen das Ge-
    spräch über die weiteren Entwicklungen führen; denn
    sie sind Teil unseres Landes, und das sollten wir ihnen
    auch deutlich machen. Insofern ist es eine sehr verant-
    wortungsvolle Aufgabe, die vor uns liegt und der wir uns
    natürlich stellen werden.

    Meine Damen und Herren, ein Weiteres, in dem sich
    auch wieder symbolhaft die Situation, die globalen He-
    rausforderungen spiegeln, das ist die Lage der Flücht-
    linge weltweit. Hier haben wir vieles unternommen.
    Ich will darauf heute im Einzelfall nicht eingehen, will
    allerdings sagen, dass mir die Partnerschaft mit Afrika
    besonders wichtig ist. Wir haben jüngst mit dem italie-
    nischen und dem spanischen Premierminister sowie dem
    französischen Präsidenten über die Partnerschaft mit der
    Einheitsregierung in Libyen, über die Partnerschaft mit
    Niger, über die Zusammenarbeit mit Tschad und anderen
    afrikanischen Ländern gesprochen.


    (Zuruf von der LINKEN)


    – Ich habe nicht behauptet, dass es sich um eine Demo-
    kratie nach unserem Vorbild handelt. Trotzdem müssen
    wir mit diesen Ländern reden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zuruf der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Es hat keinen Sinn, zu glauben, dass durch simple Ver-
    urteilung im Deutschen Bundestag die Welt sich zum
    Besseren ändert, sondern wir müssen Menschen im Blick
    haben:


    (Zuruf von der LINKEN)


    Menschen, die durch die Sahara fliehen, Menschen, die
    durch Niger gehen, Menschen, die nach Libyen kommen.
    All diese Länder sind sicherlich nicht Demokratien, wie
    wir sie uns vorstellen, und trotzdem müssen wir mit die-
    sen Ländern reden und Partnerschaft mit ihnen aufbauen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Aber keine Milizen trainieren!)


    Meine Damen und Herren, wir werden am Jahresende
    einen EU-Afrika-Gipfel haben, und auf diesem EU-Af-
    rika-Gipfel werden die Weichen für mehr fairen Handel
    mit Afrika und für mehr wirtschaftliche Entwicklung in
    Afrika gestellt werden müssen –


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Sie haben gar nichts gemacht bisher!)


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel






    (A) (C)



    (B) (D)


    so wie Wolfgang Schäuble das mit seinem Compact
    with Africa im Rahmen der G-20-Präsidentschaft vor-
    geschlagen hat; darauf zielen auch viele Initiativen der
    Wirtschaftsministerin und anderer Minister, die von uns
    eingeleitet wurden. Insofern gibt es in der gesamten Bun-
    desregierung eine sehr vernetzte Zusammenarbeit, um
    diesen afrikanischen Ländern zu helfen.

    Meine Damen und Herren, wenn es um Sicherheit in
    der Welt geht, dann spielt natürlich auch das Thema Ver-
    teidigung eine Rolle. Wir hatten hierzu heute Morgen ja
    schon eine bemerkenswerte Diskussion. Deshalb möchte
    ich dazu auch etwas sagen.

    Im Jahre 2002 hat die NATO beschlossen, dass neue
    Mitgliedstaaten nur dann in die NATO aufgenommen
    werden, wenn sie sich vorher verpflichten, bereits im
    Zuge des Membership Action Plans, also vor dem eigent-
    lichen Beitritt, 2 Prozent ihres Budgets für die Verteidi-
    gung auszugeben. Dies blieb natürlich nicht ohne Folgen
    für die Diskussion über die Höhe der Verteidigungsaus-
    gaben der bereits langjährig der NATO angehörenden
    Mitgliedstaaten. Deshalb haben die Verteidigungsminis-
    ter 2006 diesen Beschluss wiederholt, deshalb spielt es
    seitdem eine zentrale Rolle. Und in der gesamten Amts-
    zeit des amerikanischen Präsidenten Barack Obama gab
    es ein immer wiederkehrendes Thema, und das hieß: Ihr
    Deutsche könnt nicht davon ausgehen, dass auf Dauer
    andere für euch ein Stück Sicherheit schaffen, ohne dass
    ihr den Anstrengungen, zu denen wir uns gemeinsam
    verpflichtet haben, folgt.


    (Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Sicherheit?)


    Daraufhin hat man sich dann in Wales – auch sehr
    stark unter dem Eindruck des Ukraine-Konflikts – ent-
    schieden, zu sagen – und diese Position hat die Bundes-
    regierung gemeinsam getragen –: Auch die Länder, die
    das 2-Prozent-Ziel heute noch nicht einhalten – die neu-
    en Mitgliedstaaten tun das ja weitestgehend –, sollen den
    Richtwert 2 Prozent in Betracht ziehen und sollen sich
    deshalb bis 2024 in Richtung von Verteidigungsausgaben
    in Höhe von 2 Prozent des Budgets entwickeln.


    (Zuruf von der LINKEN: Schlimm genug!)


    Dieses wiederum spiegelt sich wider in dem Weißbuch,
    das von der gesamten Bundesregierung verabschiedet
    wurde, und zwar im Juli 2016. Das sind alles Beschlüs-
    se, die vor der Wahl in den USA gefasst wurden, in der
    Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten
    von Amerika gewählt wurde.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, wir haben dann moderate
    Erhöhungen des Verteidigungsetats vorgenommen, re-
    gelmäßig begleitet von Kommentaren unserer Verteidi-
    gungsexperten sowohl aus der Fraktion der CDU/CSU
    als auch aus der Fraktion der SPD, dass dies dringendst
    notwendige Erhöhungen seien, allerdings immer noch
    nicht ausreichende Erhöhungen,


    (Zuruf von der LINKEN: Aha!)


    weil uns alleine schon die Ausrüstung der Bundeswehr
    in vielerlei Hinsicht fordert. Da rede ich noch gar nicht

    über Blauhelmeinsätze und Hilfe für andere Länder, zum
    Beispiel bei der Ausrüstung und beim Training von Sol-
    datinnen und Soldaten.

    Dann habe ich zu meiner Nicht-Freude gehört,


    (Thomas Oppermann [SPD]: Nicht-Freude!)


    dass dieses Ziel nicht mehr akzeptiert wird. Dann habe
    ich, diesmal zu meiner Freude, gehört, dass der Kanzler-
    kandidat der Sozialdemokratischen Partei sich bei seinen
    Experten für Verteidigung Rat gesucht hat, zum Beispiel
    bei Rainer Arnold, und dass der ihm empfohlen hat, dass
    man pro Jahr 3 bis 5 Milliarden Euro mehr für die Bun-
    deswehr einsetzen sollte. Da habe ich meine mathemati-
    schen Fähigkeiten zusammengenommen


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Beifall der Abg. Ulli Nissen [SPD])


    und habe mir gedacht: Wenn es 3 Milliarden sind, be-
    wegen wir uns schnell in Richtung 2-Prozent-Ziel. Wenn
    es 5 Milliarden sind, haben wir das 2-Prozent-Ziel wahr-
    scheinlich 2024 erreicht. – Also: kein Problem, kein Dis-
    sens. Ich bin froh und hoffe, dass das Wort des Kanzler-
    kandidaten Martin Schulz gilt.


    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU)


    Um die Quelle zu nennen, Herr Heil: Es war beim Forum
    von Deutschlandfunk und Phoenix. – Da wurde darü-
    ber hinaus noch behauptet, ich wolle 30 Milliarden Euro
    mehr einsetzen, was von einem Jahr aufs andere ergeben
    hätte, dass wir das 2-Prozent-Ziel erfüllt hätten, was ja
    nun – – Nur, damit alles klar ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, jetzt möchte ich nur noch
    kurz darauf hinweisen, weil meine Zeit nämlich so gut
    wie vorbei ist, dass wir – –


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Ein bisschen platt!)


    – Ich meine meine Redezeit hier. Mein Gott, wie weit
    sind wir jetzt eigentlich schon gekommen? Leute,
    kommt, es sind noch wenige Tage bis zur Wahl! Lassen
    Sie uns diese erfolgreiche Regierungsarbeit wenigstens
    am heutigen Tage einigermaßen gelten lassen! Wir haben
    nämlich wirklich eine Menge miteinander erreicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben eine Menge Unterschiede; das ist überhaupt
    keine Frage. Diese zeigen sich auch in den Regierungs-
    programmen; das ist auch keine Frage. Aber das, was wir
    geschafft haben, sollten wir den Menschen schon sagen.
    Und damit schließe ich.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU)


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel






    (A) (C)



    (B) (D)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nächste Rednerin ist die Kollegin Sahra Wagenknecht

für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Sahra Wagenknecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Präsident!

    Lieber Herr Dr. Lammert, als Erstes möchte ich Ihnen,
    natürlich auch im Namen meiner Fraktion, unsere Aner-
    kennung und unseren Dank für Ihre faire Amtsführung
    aussprechen. Wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft alles
    Gute.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Der französische Präsident Macron ist bekanntlich mit
    der Bewegung La République en Marche an die Macht
    gekommen. Wenn Sie, Frau Bundeskanzlerin, eine Wahl-
    plattform gründen würden, müsste die wohl eher „La Ré-
    publique en transe“ heißen. Wer in Trance ist, der nimmt
    bekanntlich die Realität nur noch sehr eingeschränkt
    wahr, und der neigt ab und an zu anlassloser Euphorie.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Einlullend, inhaltsleer, demobilisierend – so beschrei-
    ben viele Journalisten Ihren Wahlkampf, Frau Bundes-
    kanzlerin. Dass Sie in einer Zeit, in der auch im reichen
    Deutschland unzählige ungelöste Probleme den Wohl-
    stand der Bürgerinnen und Bürger bedrohen, in einer Zeit
    großer weltpolitischer Gefahren versuchen, mit einem
    Schönwetter-Wohlfühl-Wahlkampf eine demokratische
    Debatte über die Lösung dieser Probleme von vornhe-
    rein zu verhindern, das finden wir – ich glaube, nicht nur
    wir – wirklich empörend.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie erzählen den Leuten, Deutschland ginge es so gut
    wie nie zuvor.


    (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das ist doch wahr!)


    Wer aus der Trance aufwacht, der stellt fest: Nach den
    Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
    haben heute sage und schreibe 40 Prozent der Bevölke-
    rung in Deutschland weniger Einkommen als Ende der
    90er-Jahre. Gehört für Sie fast die Hälfte der Bevölke-
    rung nicht zu Deutschland? Was ist denn das für eine
    Anmaßung!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Da plakatiert die Union allen Ernstes: „Für gute Ar-
    beit und gute Löhne.“ Ja, es gibt in Deutschland viele
    erfolgreiche Unternehmen. Es gibt hochqualifizier-
    te Arbeitskräfte, und es gibt zum Glück auch viele gut
    bezahlte Arbeitsplätze; aber das war früher auch schon
    so. Neu ist, dass selbst im Wirtschaftsboom immer mehr
    ungesicherte, schlecht bezahlte Jobs entstanden sind und
    dass sich inzwischen sogar die Bundesbank angesichts
    der schwachen Lohnentwicklung in Deutschland Sorgen
    macht. Neu ist, dass sich der Anteil derer, die trotz Arbeit
    ein Einkommen unterhalb der Armutsschwelle beziehen,

    in den letzten zehn Jahren – also genau in Ihrer Amtszeit,
    Frau Merkel – mehr als verdoppelt hat. Ich finde, mit so
    einer Bilanz „Für gute Arbeit und gute Löhne.“ zu plaka-
    tieren, ist eine Verhöhnung der Wählerinnen und Wähler.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn Sie gute Löhne wollen, dann hätten Sie doch
    zwölf Jahre lang die Möglichkeit gehabt, den von Rot-
    Grün unter Gerhard Schröder geschaffenen Niedrig-
    lohnsektor wieder einzudämmen. Sie hätten doch unsere
    Vorschläge umsetzen können, grundlose Befristungen
    zu verbieten und der Lohndrückerei über Leiharbeit und
    Werkverträge die gesetzliche Grundlage zu entziehen.
    Sie hätten dafür sorgen können, dass der Mindestlohn
    mehr ist als ein Armutslohn, den der Steuerzahler mit
    10 Milliarden Euro an Aufstockerleistungen jedes Jahr
    subventionieren muss.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber nichts davon haben Sie getan. Stattdessen erzäh-
    len Sie uns gemeinsam mit der SPD das Märchen, die
    Agenda-2010-Gesetze hätten die Arbeitslosigkeit dra-
    matisch verringert. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger
    hat Ihnen daraufhin zu Recht „ökonomische Ignoranz“
    vorgeworfen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    „Familien sollen es kinderleichter haben.“, lese ich
    auf Ihren Plakaten. Wunderbar! Warum haben Sie denn
    nichts daran geändert, dass Kinder das Armutsrisiko
    Nummer eins in diesem Land sind? Warum lassen Sie
    es seit Jahren zu, dass steigende Mieten gerade Familien
    aus den Innenstädten vertreiben, weil sie schlicht keine
    bezahlbare Wohnung mehr finden können? Und warum
    stört es Sie nicht, dass bundesweit 350 000 Kitaplätze
    fehlen und viele Kinder in maroden Schulen lernen müs-
    sen, wo wegen chronischen Lehrermangels noch nicht
    einmal der Schulstoff geschafft wird?


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Natürlich wissen auch wir, dass Bildung Ländersache
    ist. Wir wissen aber auch, dass die Finanzen, die die Län-
    der zur Verfügung haben, von der Steuerpolitik des Bun-
    des abhängen und dass Ihre Steuerpolitik, Frau Merkel,
    immer darauf hinauslief, die Mittelschicht zu belasten,
    aber Konzerne und Superreiche steuerlich zu schonen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    So hat man auf die Milliardeneinnahmen verzichtet, die
    man aber braucht, wenn man gute Bildung, gute Pflege
    und eine gute Gesundheitsversorgung finanzieren will.

    „Für Sicherheit und Ordnung.“ werben Sie auf Ihren
    Plakaten. Was ist das für eine Ordnung, in der Großbe-
    trüger in Banken und Konzernen immer wieder damit
    durchkommen, die Allgemeinheit massiv zu schädigen,
    ohne für die Folgen zur Verantwortung gezogen zu wer-
    den?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das jüngste Beispiel dafür ist doch der Dieselskandal.
    Ich finde, es ist wirklich blamabel, dass die Große Koali-
    tion nicht das Rückgrat hat, Autobauer, die in den letzten






    (A) (C)



    (B) (D)


    fünf Jahren 111 Milliarden Euro Gewinn gemacht haben,
    zur Nachrüstung der Motoren zu verpflichten.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Auch mit Ihrer Außenpolitik haben Sie die Sicher-
    heit in unserem Land nicht erhöht. Im Gegenteil: Sie
    haben die gute Tradition der Entspannungspolitik auf-
    gegeben und sich – anders als Ihre Vorgänger Willy
    Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl und auch Gerhard
    Schröder – von den USA in eine Konfrontationspolitik
    gegenüber Russland


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Freundschaft!)


    hineintreiben lassen, die unsere Sicherheit gefährdet und
    unsere Wirtschaft schädigt.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Herr Lammert hat vorhin an die deutsche Wiederver-
    einigung erinnert. Es hatte doch auch einiges mit Ent-
    scheidungen in Moskau zu tun, dass das alles auf diese
    Art so friedlich geschehen konnte.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Frau Merkel, Sie haben unsere Soldaten immer wie-
    der in neue gefährliche Kriege geschickt, obwohl wir seit
    dem Beginn des Krieges in Afghanistan erleben – ich er-
    innere an Kunduz –, dass Bomben und zivile Opfer die
    Dschihadisten stärken und nicht schwächen. Gibt es Ih-
    nen nicht zu denken, dass es 2001, vor Beginn des ersten
    sogenannten Antiterrorkrieges, weltweit wenige Hun-
    dert gefährliche islamistische Terroristen gab und dass
    es heute Hunderttausende sind? Der „Islamische Staat“,
    dessen Anschläge jetzt immer öfter auch Europa treffen,
    ist doch das Produkt des verbrecherischen Irakkrieges, an
    dem Sie sich damals sogar noch beteiligen wollten.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Während viele Menschen vor neuem Terror flüchten,
    liefern Sie den Chefs der islamistischen Gefährder, den
    Kopf-ab-Diktatoren am Golf und dem türkischen Des-
    poten Erdogan unverändert Waffen und Kriegsgerät frei
    Haus. Ich finde, das ist wirklich überhaupt nicht akzep-
    tabel.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Insoweit ist es auch Ihre Verantwortung, Frau Merkel,
    dass sich die Lebensunsicherheit und die Zukunftssorgen
    vieler Bürgerinnen und Bürger in den zurückliegenden
    zwölf Jahren erheblich gesteigert haben. Und dennoch
    soll es keine Wechselstimmung geben? Ich denke, es ist
    eher so, dass die meisten Menschen die Hoffnung auf ei-
    nen echten Wechsel aufgegeben haben. Wo soll denn eine
    Wechselstimmung herkommen, wenn alle Parteien außer
    der Linken signalisieren, dass sie eigentlich gar nichts
    Grundlegendes ändern wollen,


    (Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    und wenn man insbesondere die Unterschiede zwischen
    SPD und CDU wirklich mit der Lupe suchen muss.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU und der SPD)


    Das wurde ja beim Kanzlerduell, das alles andere als ein
    Duell war, mehr als deutlich.


    (Beifall bei der LINKEN – Christine Lambrecht [SPD]: Sie waren aber auch ganz nahe bei der AfD!)


    Wie groß die Sehnsucht nach einem Wechsel tatsäch-
    lich ist, das konnte man, denke ich, nach der Nominie-
    rung von Martin Schulz erleben. Warum sind denn die
    Umfragewerte der SPD damals so nach oben gegangen?
    Weil viele Menschen die Hoffnung hatten, die SPD wür-
    de mit dem neuen Kanzlerkandidaten auch ihre Politik
    verändern, sie würde wieder eine sozialdemokratische
    Partei werden. Und das hat ihre Umfragewerte hochge-
    trieben. Aber danach haben Sie wirklich alles dafür ge-
    tan, diese Hoffnung zu zerstören.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dazu muss ich sagen: Wer an Leiharbeit, an Niedrig-
    löhnen, an Hartz IV überhaupt nichts mehr ändern will,
    wer sich nicht einmal traut, eine Vermögensteuer für Su-
    perreiche zu fordern, der sollte wirklich aufhören, von
    sozialer Gerechtigkeit zu reden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    „Damit die Rente nicht klein ist …“, das lese ich auf
    SPD-Wahlplakaten, illustriert durch das Bild einer fröhli-
    chen Rentnerin. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der
    SPD, meinen Sie wirklich, die Wähler haben vergessen,
    dass die schlimmsten Rentenkürzungen unter Ihrer Ver-
    antwortung stattgefunden haben, dass Sie mit der Absen-
    kung des Rentenniveaus, mit dem Riester-Betrug und mit
    der Rente erst ab 67 dafür gesorgt haben, dass die Renten
    für viele verdammt klein geworden sind? Jeder sechste
    Rentner lebt heute unter der Armutsgrenze. Daran wol-
    len Sie noch nicht einmal etwas ändern. Der einzige Un-
    terschied zur Union ist, dass Sie die Rente nicht noch
    weiter kürzen wollen. Das ist wirklich eine hinreißende
    Alternative. Dabei können wir in unserem Nachbarland
    Österreich sehen, wie man den Menschen einen sorgen-
    freien Lebensabend ermöglichen kann. Dort zahlen alle
    in einen Rententopf ein: Selbstständige, Beamte und Po-
    litiker. Im Ergebnis bekommt ein Durchschnittsrentner
    800 Euro mehr im Monat. Das wollen Sie den Menschen
    in unserem Land vorenthalten?

    Bei der Außenpolitik würden wir uns natürlich darüber
    freuen, wenn die Übernahme unserer Forderungen nach
    Abrüstung und nach einem Abzug der Atomwaffen aus
    Deutschland durch Martin Schulz ernst gemeint gewe-
    sen wäre. Niemand braucht diese gefährlichen Waffen in
    Deutschland. Niemand braucht weitere Aufrüstung. Das
    ist völlig richtig. Aber das, was Sie heute früh wieder hier
    abgezogen haben, zeigt doch, wie wenig ernst Sie das
    meinen, was Sie jetzt auf den Marktplätzen und auf den
    Straßen erzählen. Sie haben verhindert, dass ein Antrag
    von uns nicht einmal auf die Tagesordnung gesetzt wur-
    de, mit dem wir mit der jetzt noch vorhandenen Mehrheit

    Dr. Sahra Wagenknecht






    (A) (C)



    (B) (D)


    im Bundestag genau das hätten beschließen können. Ich
    finde das wirklich traurig.


    (Beifall bei der LINKEN)


    So gesehen wäre es tatsächlich ungerecht, der Bun-
    deskanzlerin die alleinige Verantwortung dafür zu geben,
    dass dieser Wahlkampf in gepflegter Langeweile dahin-
    plätschert. Wer hat denn die SPD daran gehindert, ein
    glaubwürdiges Alternativangebot zum Weiter-so-Wahl-
    kampf der Kanzlerin zu unterbreiten? Sie haben es nicht
    getan.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Dann reden Sie einmal über Ihre Angebote!)


    Und damit sind Sie mitverantwortlich dafür, dass die
    Wählerinnen und Wähler wieder nicht zwischen alterna-
    tiven Regierungen mit klar unterschiedenem Programm
    entscheiden können. Das untergräbt tatsächlich die De-
    mokratie.


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn!)


    Wer sich ein Deutschland wünscht, in dem wirklich
    alle gut und gerne leben können, ein Deutschland ohne
    Niedriglöhne und Altersarmut, in dem Politiker sich
    nicht mehr von Konzernen kaufen lassen und Geld für
    Bildung statt für Panzer ausgegeben wird, der kann heute
    tatsächlich nur noch die Linke wählen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich bin auch überzeugt: Nur ein Weckruf durch eine
    deutlich gestärkte Linke kann vielleicht verhindern, dass
    sich die SPD nach ihrer Wahlniederlage in der nächs-
    ten Großen Koalition verkriecht – Herr Mützenich hat
    Martin Schulz schon einmal nur zum Fraktionsvorsitzen-
    den gemacht; ich fand interessant, was Sie vorhin gesagt
    haben – und so der Union ein Zeitlosticket für die Fahrt
    im Schlafwagen an die Macht verschafft. Wir wünschen
    uns, dass sich das endlich verändert.


    (Beifall bei der LINKEN)