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ID1822909600

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    Plenarprotokoll 18/229 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 229. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. März 2017 Inhalt: Tagesordnungspunkt 34: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie: Neuauf- lage 2016 Drucksache 18/10910 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23079 A Peter Altmaier, Bundesminister für besondere Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23079 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 23081 B Florian Pronold, Parl . Staatssekretär BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23082 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23083 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23084 C Birgit Menz (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 23085 B Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23086 B Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23087 A Jeannine Pflugradt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 23088 A Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 23089 A Christoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 23090 B Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23091 B Tagesordnungspunkt 35: a) Antrag der Abgeordneten Harald Weinberg, Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Solidarische und gerechte Finanzierung von Gesundheit und Pflege Drucksache 18/11722 . . . . . . . . . . . . . . . . 23092 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sechster Bericht über die Entwicklung der Pflegeversicherung und den Stand der pflegerischen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Drucksache 18/10707 . . . . . . . . . . . . . . . . 23092 B Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23092 C Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 23093 D Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23095 C Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23095 D Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23097 A Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 23098 C Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 23100 C Dr . Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23101 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23102 D Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 23103 C Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23105 C Tagesordnungspunkt 36: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der durch die Europäische Union geführten EU NAVFOR Somalia Operation Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias Drucksache 18/11621 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23106 D Dr . Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23107 A Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . . 23108 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017II Dirk Vöpel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23108 D Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23109 D Julia Obermeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 23110 C Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . 23110 D Tagesordnungspunkt 37: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des E-Government-Ge- setzes Drucksache 18/11614 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23111 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . 23112 A Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 23112 D Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 23113 C Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23114 D Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 23115 D Tagesordnungspunkt 38: Antrag der Abgeordneten Matthias Gastel, Stephan Kühn (Dresden), Markus Tressel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Radverkehr konsequent fördern Drucksache 18/11729 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23116 D Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23117 A Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 23118 B Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23119 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 23120 C Stefan Zierke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23122 A Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23123 D Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 23125 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 23126 A Tagesordnungspunkt 39: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Für gute Bildung in Europa – Er- folgreiches Programm Erasmus+ wei- terentwickeln Drucksache 18/11726 . . . . . . . . . . . . . . . . 23127 A b) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Beate Walter-Rosenheimer, Özcan Mutlu, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Mit Eras- mus+ europäische Gemeinschaft erleben Drucksache 18/11737 . . . . . . . . . . . . . . . . 23127 B Thomas Rachel, Parl . Staatssekretär BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23127 B Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 23128 B Martin Rabanus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23129 B Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23130 C Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 23131 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23132 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 23133 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23134 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017 23079 229. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. März 2017 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Katrin Albsteiger (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017 23133 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Auernhammer, Artur CDU/CSU 31 .03 .2017 Beckmeyer, Uwe SPD 31 .03 .2017 Bergner, Dr . Christoph CDU/CSU 31 .03 .2017 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 31 .03 .2017 Böhmer, Dr . Maria CDU/CSU 31 .03 .2017 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 31 .03 .2017 Buchholz, Christine DIE LINKE 31 .03 .2017 Bülow, Marco SPD 31 .03 .2017 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 31 .03 .2017 Dröge, Katharina * BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Ehrmann, Siegmund SPD 31 .03 .2017 Fabritius, Dr . Bernd CDU/CSU 31 .03 .2017 Feiler, Uwe CDU/CSU 31 .03 .2017 Flisek, Christian SPD 31 .03 .2017 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 31 .03 .2017 Gabriel, Sigmar SPD 31 .03 .2017 Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 31 .03 .2017 Gohlke, Nicole DIE LINKE 31 .03 .2017 Hajek, Rainer CDU/CSU 31 .03 .2017 Hänsel, Heike DIE LINKE 31 .03 .2017 Harbarth, Dr . Stephan CDU/CSU 31 .03 .2017 Heller, Uda CDU/CSU 31 .03 .2017 Huber, Charles M . CDU/CSU 31 .03 .2017 Hüppe, Hubert CDU/CSU 31 .03 .2017 Jung, Andreas CDU/CSU 31 .03 .2017 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kaufmann, Dr . Stefan CDU/CSU 31 .03 .2017 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Koenigs, Tom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Korte, Jan DIE LINKE 31 .03 .2017 Krüger, Dr . Hans-Ulrich SPD 31 .03 .2017 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 31 .03 .2017 Michelbach, Dr . h . c . Hans CDU/CSU 31 .03 .2017 Möhring, Cornelia DIE LINKE 31 .03 .2017 Mosblech, Volker CDU/CSU 31 .03 .2017 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 31 .03 .2017 Müntefering, Michelle SPD 31 .03 .2017 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Pau, Petra DIE LINKE 31 .03 .2017 Pilger, Detlev SPD 31 .03 .2017 Poschmann, Sabine SPD 31 .03 .2017 Pothmer, Brigitte BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Rüthrich, Susann * SPD 31 .03 .2017 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Schipanski, Tankred CDU/CSU 31 .03 .2017 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 31 .03 .2017 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 31 .03 .2017 Schmidt, Dr . Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 201723134 (A) (C) (B) (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Stamm-Fibich, Martina SPD 31 .03 .2017 Stauche, Carola CDU/CSU 31 .03 .2017 Steinbach, Erika fraktionslos 31 .03 .2017 Strebl, Matthäus CDU/CSU 31 .03 .2017 Vietz, Michael CDU/CSU 31 .03 .2017 Vogler, Kathrin DIE LINKE 31 .03 .2017 Wagner, Doris BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 31 .03 .2017 Wöllert, Birgit DIE LINKE 31 .03 .2017 Woltmann, Barbara CDU/CSU 31 .03 .2017 Zöllmer, Manfred SPD 31 .03 .2017 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2015 der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Ei- senbahnen für den Bereich Eisenbahnen mit Stellungnahme der Bundesregierung Drucksachen 18/10913, 18/11225 Nr. 1 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Petitionsausschuss Drucksache 18/10932 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2016)0452 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/11484 Nr . A .1 Ratsdokument 6379/17 Innenausschuss Drucksache 18/8668 Nr . A .9 Ratsdokument 7905/16 Drucksache 18/9605 Nr . A .16 Ratsdokument 11313/16 Drucksache 18/10311 Nr . A .6 Ratsdokument 12824/16 Drucksache 18/10449 Nr . A .7 Ratsdokument 13530/16 Drucksache 18/10706 Nr . A .3 Ratsdokument 14369/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .2 Ratsdokument 15387/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .3 Ratsdokument 15399/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .6 Ratsdokument 15810/16 Drucksache 18/11693 Nr . A .3 Ratsdokument 6171/17 Finanzausschuss Drucksache 18/10932 Nr . A .10 Ratsdokument 14892/16 Haushaltsausschuss Drucksache 18/11029 Nr . A .16 Ratsdokument 15743/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/11484 Nr . A .15 Ratsdokument 5647/17 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 229 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 31 . März 2017 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 229. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 34 Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie 2016 TOP 35 Finanzierung von Gesundheitsversorgung und Pflege TOP 36 Bundeswehreinsatz EU NAVFOR Atalanta vor Somalia TOP 37 Änderung des E-Government-Gesetzes TOP 38 Förderung des Radverkehrs TOP 39 Bildung in Europa – ERASMUS-Programm Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Thomas Rachel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und
    Herren! Am Sonntag wurde der Unterzeichnung der Rö-
    mischen Verträge vor 60 Jahren gedacht . Diesen Mitt-
    woch hat Großbritannien den Austritt aus der Europäi-
    schen Union beantragt; ein bitterer Tag für uns, für die
    Briten und auch für die Europäische Union insgesamt .

    Vor 70 Jahren war es übrigens ein Brite, nämlich
    Winston Churchill, der in seiner Rede an der Universi-
    tät Zürich die „Neuschöpfung der europäischen Völker-
    familie“ gefordert hat, und das nach zwei verheerenden
    Weltkriegen . Das war wahrlich visionär . Seine Vision ist
    Wirklichkeit geworden: ein gemeinsames Europa, die
    Europäische Union . Aber: Sie ist nicht mehr unbestritten .

    Der Brexit ist ein tiefgreifender Einschnitt im Prozess
    der europäischen Einigung . Er ist für uns alle ein Weck-
    ruf . Seine genauen Auswirkungen kennen wir noch nicht .
    Nicht nur bei uns, auch in anderen europäischen Ländern
    gibt es nationalistische und populistische Anfeindungen,
    die uns herausfordern .

    Natürlich ist die Europäische Union nicht perfekt .
    Oft wirkt sie im Stillen . Sie hat uns viele Freiheiten
    und Vorteile gebracht, die wir leider im täglichen Leben
    manchmal nicht mehr wahrnehmen . Sie werden uns erst
    dann wieder richtig bewusst, wenn sie plötzlich infrage
    gestellt werden, wie gerade in Großbritannien das Auf-
    enthaltsrecht für EU-Ausländer .

    Wie erleben heutzutage eigentlich junge Menschen
    Europa? Ich denke, zunächst durch das freie Reisen,
    durch Freizügigkeit für Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
    nehmer, durch die Ausbildung und das Studium im be-
    nachbarten Ausland . All das war vor 60 Jahren undenk-
    bar .

    Kein Programm macht Europa für die junge Generati-
    on so erlebbar wie Erasmus+ .


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Vor 30 Jahren war es meist nur wenigen vorbehalten, im
    Ausland zu studieren . Das Erasmus-Programm hat dies
    grundlegend geändert . Breite Schichten in allen Mit-
    gliedstaaten haben mittlerweile diese Möglichkeit . Fast
    10 Millionen junge Menschen haben in dieser Zeit dank
    Erasmus im europäischen Ausland studiert, Praktika
    gemacht oder gelehrt, darunter fast 1,3 Millionen Men-
    schen aus Deutschland . Diese Generation Erasmus lernt
    andere Kulturen, Arbeitsweisen und Lebensgewohnhei-
    ten kennen – in der beruflichen Bildung, im Studium, in
    anderen europäischen Schulen, aber auch in der Erwach-
    senenbildung und in der europäischen Jugendarbeit . Für
    die Generation Erasmus ist ein Europa mit nationalen
    Grenzen unvorstellbar . Sie verstehen und fühlen sich als
    europäische Bürger, und das ist auch gut so .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg . Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Das aktuelle, um 40 Prozent ausgebaute, mit 17,4 Mil-
    liarden Euro finanzierte Programm Erasmus+ läuft bis
    2020 . Wo besteht Reformbedarf für die Zukunft?

    Erstens . Das gemeinsame europäische Dach Erasmus+
    hat große Vorteile, weil es sichtbar ist; aber für jeden
    einzelnen Bildungsbereich muss künftig eine zielgrup-






    (A) (C)



    (B) (D)


    penspezifische Ansprache gelingen. Die einzelnen Pro-
    grammbereiche sollen größere Sichtbarkeit erhalten,


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir schon vor vier Jahren gefordert!)


    die ihrem jeweiligen Stellenwert entspricht .

    Zweitens . Der Zugang zum Programm muss verein-
    facht werden . Antrags-, Berichts- und Abrechnungsver-
    fahren müssen in einem vernünftigen Verhältnis zu der
    zur Verfügung gestellten Fördersumme stehen .

    Schließlich drittens . Dieses große europäische Mobili-
    tätsprogramm verdient eine nachhaltige finanzielle Auf-
    stockung durch die Europäische Union .


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN sowie des Abg . Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Gerade den Auszubildenden wollen wir mehr Mobili-
    tät und Erfahrungen in anderen europäischen Betrieben
    ermöglichen, damit sie ihre kulturelle Einbettung ken-
    nenlernen können . Angesichts von Nationalismus und
    Abschottung setzen wir hier – ich denke, gemeinsam –
    auf mehr Mobilität von Jugendlichen, von Auszubilden-
    den und Studenten in Europa; denn nichts prägt die euro-
    päische Identität und die Identifikation mit Europa mehr
    als persönliche Begegnungen sowie erlebtes und gelebtes
    Miteinander über Ländergrenzen hinweg .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Erasmus und Erasmus+ sind eine Erfolgsgeschichte .
    Wir wollen dieses Programm gemeinsam mit dem Parla-
    ment für die Zukunft ausbauen .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Michaela Tadjadod
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär Rachel . – Als

Nächste spricht Frau Dr . Rosemarie Hein von der Frak-
tion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rosemarie Hein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank . – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher auf
    den Tribünen! Wenn einer eine Reise tut, dann kann er
    oder auch sie etwas erzählen, heißt es . Die Welt anschau-
    en, andere Erfahrungen und Lebensweisen kennenlernen,
    lohnt sich aber auch, um die Welt um uns besser verste-
    hen zu lernen . Es ist eine Möglichkeit, dem wachsenden
    Nationalismus Einhalt zu gebieten, Toleranz und Weltof-
    fenheit nicht nur zu postulieren, sondern auch zu leben .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das Programm Erasmus+ ist eines der erfolgreichsten
    Programme der Europäischen Union und sehr geeignet,
    genau diese Ziele zu stärken . Erasmus+ umfasst auch die

    früher selbstständigen Programme für den Austausch im
    Schulbereich, in der Berufsbildung, in der Erwachsenen-
    bildung, im Sport und für den Jugendaustausch . Es läuft
    zunächst bis 2020 .

    Noch in diesem Jahr soll ein Zwischenbericht vorge-
    legt werden . Doch es häufen sich schon jetzt die Hinwei-
    se, dass nachgebessert werden muss . Es scheint kurios:
    Der Erfolg des Programmes ist gleichzeitig sein Problem .
    Die Zahl der Förderanträge ist teilweise extrem angestie-
    gen, was ja für das Programm spricht . So wurden 2011
    allein aus Deutschland knapp 34 000 Teilnehmerinnen
    und Teilnehmer aus dem Bereich Hochschule gefördert .
    2015 waren es schon 42 000 Personen .

    Der Hochschulbereich ist gleichzeitig der mit Abstand
    stärkste Förderbereich; nur halb so groß ist der der be-
    ruflichen Bildung. Zwar wird dort eine höhere Förder-
    quote erreicht, aber die Zahl der Antragstellungen ist
    wesentlich geringer . Professor Esser, der Präsident des
    Bundesinstitutes für Berufsbildung, nannte in dieser Wo-
    che in der Anhörung zur Internationalisierungsstrategie
    der Bundesregierung im Ausschuss auch den Grund: Der
    Bürokratieaufwand bei der Antragstellung sei für viele
    Betriebe zu hoch . Ähnliches beklagt auch die Arbeitsge-
    meinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland .
    300 Seiten Programmleitfaden seien nicht nutzerfreund-
    lich, finden sie. Wir finden das auch.


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Darum sind es vielleicht – wie in meinem Bundesland –
    vor allem die größeren und erfahreneren Träger, die wie-
    derholt auf erfolgreiche Antragsstellungen verweisen
    können .

    Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundes-
    tages hat schon vor einem Jahr darauf hingewiesen, dass
    in den meisten Förderbereichen des Programmes die För-
    derquoten oder die Förderbeträge sinken. Auch das ist ein
    Ausdruck des Programmerfolges . Darum bedarf es drin-
    gend einer Aufstockung und einer Entbürokratisierung,
    damit mehr Menschen von diesem Austausch profitieren
    können . Das hat vorhin auch der Staatssekretär gesagt .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das gilt insbesondere auch für den Schulbereich .
    Auch hier ist der Etat gewachsen, aber hauptsächlich für
    den Austausch von Lehrkräften . Doch in meinem Bun-
    desland – sicherlich nicht nur dort – ist das Interesse der
    Schulen


    (Dr . Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das war doch Sachsen-Anhalt, Ihr Bundesland, Frau Kollegin? – Martin Rabanus [SPD]: Das schönste Bundesland!)


    – so ist es –, allen voran der über 20 Europaschulen, un-
    gebrochen . Aber Reisen muss man sich auch leisten kön-
    nen . Dieses Austauschprogramm ist für Bildung, Weltof-
    fenheit und Toleranz unersetzbar . Darum muss der Etat

    Parl. Staatssekretär Thomas Rachel






    (A) (C)



    (B) (D)


    dringend weiter aufgestockt werden, damit niemand aus
    finanziellen Gründen darauf verzichten muss.


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg . Martin Rabanus [SPD])


    Mehreren Berichten entnehmen wir, dass die Sicht-
    barkeit der ehemals selbstständigen Programme „Co-
    menius“ für die Schulen, „Jugend in Aktion“ für den
    Jugendaustausch, „Leonardo da Vinci“ für die berufliche
    Bildung und „Grundtvig“ für die Erwachsenenbildung
    hinter dem dominierenden Programm Erasmus zurück-
    steht . Allerdings hatten wir das schon 2012 befürchtet .
    Die Bundesregierung hat das damals eigentlich auch so
    gesehen, wie man ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage
    unserer Fraktion aus dem Jahre 2012 entnehmen kann .

    Ich glaube, wir müssen hier jetzt in der Tat reagieren .
    Wir haben in der kommenden Sitzungswoche im Aus-
    schuss ein Fachgespräch zu diesem Thema. Ich hoffe,
    dass wir aus diesem Fachgespräch etwas schlauer he-
    rausgehen, dass wir also nicht nur die Probleme kennen,
    sondern vielleicht auch für Lösungsstrategien sorgen
    können .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)