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    Plenarprotokoll 18/219 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 219. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Februar 2017 Inhalt: Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Strafge- setzbuches – Stärkung des Schutzes von Voll- streckungsbeamten und Rettungskräften Drucksache 18/11161 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21937 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 21937 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 21938 D Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 21941 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21942 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 21943 C Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 21944 A Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21944 C Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 21945 C Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21946 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21948 C Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 21949 B Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21950 A Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 21950 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Kerstin Andreae, Dr . Thomas Gambke, Renate Künast, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Mehr für das Gemeinwohl – Steuerabzug für Managergehälter deckeln Drucksache 18/11176 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21952 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Dr . Sahra Wagenknecht, Dr . Dietmar Bartsch, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Managergehälter wirksam be- grenzen Drucksache 18/11168 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21952 B Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21952 B Dr . Michael Meister, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21953 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21955 C Dr . Michael Meister, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21956 A Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 21956 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 21958 C Dr . Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 21960 B Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 21961 D Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21962 D Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 21964 A Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 21965 B Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 21965 C Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 21965 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 21967 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 2017II Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Recht und Verbraucherschutz (6 Ausschuss) zu den Streitverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvR 2347/15, 2 BvR 651/16, 2 BvR 1261/16, 2 BvR 1494/16, 2 BvR 1593/16, 2 BvR 1624/16, 2 BvR 1807/16 und 2 BvR 2354/16: Drucksache 18/11198 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21968 C Tagesordnungspunkt 23: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur Änderung des Straf- gesetzbuches – Ausweitung des Maßregel- rechts bei extremistischen Straftätern Drucksache 18/11162 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21968 D Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 21969 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 21969 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 21971 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21972 A Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 21973 B Dr . Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 21974 A Zusatztagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes Drucksache 18/11163 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21975 D Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21976 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 21977 A Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21978 A Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21979 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 21980 B Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21981 D Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21982 C Tagesordnungspunkt 25: Beratung der Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau), Herbert Behrens, Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Soziale Lage und Absicherung von Solo-Selbstständigen Drucksachen 18/8803, 18/10762 . . . . . . . . . . 21984 A Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21984 A Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 21985 A Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 21987 A Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21988 C Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21989 D Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21991 C Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21992 A Dr . Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 21992 B Tagesordnungspunkt 26: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: MINT-Bildung als Grundlage für den Wirtschaftsstandort Deutschland und für die Teilhabe an unserer von Wis- senschaft und Technik geprägten Welt Drucksache 18/11164 . . . . . . . . . . . . . . . . 21993 D b) Antrag der Abgeordneten Özcan Mutlu, Kai Gehring, Beate Walter-Rosenheimer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für ein gerechtes und innovatives Deutsch- land 2030 – Als Konsequenz aus den Er- gebnissen von PISA 2015 eine Bildungs- offensive starten Drucksache 18/11179 . . . . . . . . . . . . . . . . 21993 D Sybille Benning (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 21994 A Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 21995 C Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 21996 D Elfi Scho-Antwerpes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 21997 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21999 A Xaver Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 22000 B Dr . Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . . . . 22001 B Sven Volmering (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 22002 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22003 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 22005 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22006 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 2017 21937 219. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Februar 2017 Beginn: 9 .00 Uhr
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    Sven Volmering (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 2017 22005 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Brandl, Dr . Reinhard CDU/CSU 17 .02 .2017 Brantner, Dr . Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Dröge, Katharina * BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Ernst, Klaus DIE LINKE 17 .02 .2017 Esken, Saskia SPD 17 .02 .2017 Gabriel, Sigmar SPD 17 .02 .2017 Gohlke, Nicole DIE LINKE 17 .02 .2017 Groth, Annette DIE LINKE 17 .02 .2017 Heil (Peine), Hubertus SPD 17 .02 .2017 Held, Marcus SPD 17 .02 .2017 Ilgen, Matthias SPD 17 .02 .2017 Kolbe, Daniela SPD 17 .02 .2017 Künast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Lamers, Dr . Dr . h . c . Karl A . CDU/CSU 17 .02 .2017 Lanzinger, Barbara CDU/CSU 17 .02 .2017 Leidig, Sabine DIE LINKE 17 .02 .2017 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Leutert, Michael DIE LINKE 17 .02 .2017 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 17 .02 .2017 Liebich, Stefan DIE LINKE 17 .02 .2017 Lotze, Hiltrud SPD 17 .02 .2017 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 17 .02 .2017 Möhring, Cornelia DIE LINKE 17 .02 .2017 Müller, Dr . Gerd CDU/CSU 17 .02 .2017 Noll, Michaela CDU/CSU 17 .02 .2017 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Obermeier, Julia CDU/CSU 17 .02 .2017 Özoğuz, Aydan SPD 17 .02 .2017 Ripsam, Iris CDU/CSU 17 .02 .2017 Rupprecht, Albert CDU/CSU 17 .02 .2017 Rüthrich, Susann * SPD 17 .02 .2017 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Schlecht, Michael DIE LINKE 17 .02 .2017 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 17 .02 .2017 Schmidt, Dr . Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17 .02 .2017 Steinke, Kersten DIE LINKE 17 .02 .2017 Strenz, Karin CDU/CSU 17 .02 .2017 Ulrich, Alexander DIE LINKE 17 .02 .2017 Vogt, Ute SPD 17 .02 .2017 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 17 .02 .2017 Werner, Katrin DIE LINKE 17 .02 .2017 Wöhrl, Dagmar G . CDU/CSU 17 .02 .2017 Zech, Tobias CDU/CSU 17 .02 .2017 Ziegler, Dagmar SPD 17 .02 .2017 Zollner, Gudrun CDU/CSU 17 .02 .2017 * aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 201722006 (A) (C) (B) (D) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Bundesrat hat in seiner 953 . Sitzung am 10 . Feb- ruar 2017 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zu- zustimmen bzw . einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Sicherung der Sozialkassenverfahren im Baugewerbe (Sozialkassenverfahrensicherungs- gesetz – SokaSiG) – Viertes Gesetz zur Änderung des Conterganstif- tungsgesetzes – Gesetz zur Stärkung der Bekämpfung der Schwarz- arbeit und illegalen Beschäftigung – Gesetz zur Änderung des Zollverwaltungsgesetzes – Gesetz zur Auflösung der Bundesmonopolverwal- tung für Branntwein und zur Änderung weiterer Gesetze (Branntweinmonopolverwaltung-Auflö- sungsgesetz BfBAG) – Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften – Gesetz zur Verbesserung der Handlungsfähigkeit der Selbstverwaltung der Spitzenorganisationen in der gesetzlichen Krankenversicherung sowie zur Stärkung der über sie geführten Aufsicht (GKV-Selbstverwaltungsstärkungsgesetz) – Gesetz zur Einbeziehung der Bundespolizei in den Anwendungsbereich des Bundesgebührengesetzes – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2014/55/EU über die elektronische Rechnungsstellung im öf- fentlichen Auftragswesen – Zweites Gesetz zur Änderung des Vereinsgesetzes – Gesetz zur Vorbereitung eines registergestützten Zensus einschließlich einer Gebäude- und Woh- nungszählung 2021 (Zensusvorbereitungsgesetz 2021 – ZensVorbG 2021) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Der Bundesrat begrüßt, dass die Bundesregierung den Zensus 2021 in ihrer Gegenäußerung zur Stellung- nahme des Bundesrates vom 4 . November 2016 (vgl . BR-Drucksache 546/16 (Beschluss)) als gemeinsames Großprojekt von Bund und Ländern ansieht, das in ge- meinsamer Verantwortung getragen wird . 2 . Unter Hinweis auf Ziffer 1 Buchstabe f seiner Stel- lungnahme vom 4 . November 2016 (vgl . BR-Druck- sache 546/16 (Beschluss)) sowie die dazu ergangene Gegenäußerung der Bundesregierung (vgl . BT-Druck- sache 18/10484) geht der Bundesrat davon aus, dass der Bund dem Grunde nach eine auskömmliche Fi- nanzzuweisung für die Länder anerkennt . 3 . Der Bundesrat stellt fest, dass ein Großteil der Voll- zugsaufgaben wie auch der IT-Aufgaben des Zensus 2021 – insbesondere bezüglich des Betriebs von Erhe- bungsstellen – bei den Ländern verbleiben wird . Vor diesem Hintergrund erwarten die Länder im Zensus- anordnungsgesetz, das voraussichtlich im Jahr 2019 beraten wird, eine klare Regelung über eine angemes- sene Kostenbeteiligung des Bundes . – Gesetz zur Neuregelung des Bundesarchivrechts – Gesetz zur Verbesserung des Schutzes gegen Nach- stellungen – Gesetz zur Änderung des Kreislaufwirtschaftsgeset- zes und des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Die Bundesregierung wird gebeten, eine Bund-Län- der-Arbeitsgruppe zur Erarbeitung einer Vollzugshilfe zur Umsetzung der Rechtslage nach Entfall der Regelung des § 8 Absatz 3 Satz 1 KrWG einzuberufen, um den Ab- fallerzeugern und zuständigen Behörden eine effiziente und möglichst unbürokratische Vorgehensweise in den Einzelfällen zu ermöglichen . Begründung: Mit Verabschiedung des Gesetzes zur Änderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes und des Elektro- und Elek- tronikgerätegesetzes wird die sogenannte Heizwert- klausel abgeschafft . Nach Wegfall der Heizwertklausel gibt es bereits definierte Abfallströme, für die nicht in einer Rechtsverordnung geklärt ist, ob ein Vorrang oder Gleichrang der energetischen Verwertung im Rahmen der Abfallhierarchie gemäß §§ 6 und 8 KrWG gegeben ist . Insbesondere die chemische Industrie ist von Tausen- den verschiedenartigen Abfällen betroffen . Hier wäre in jedem Einzelfall vom Abfallerzeuger-/besitzer der vorzugswürdige Verwertungsweg zu ermitteln und das Ergebnis der zuständigen Behörde zur Prüfung vorzu- legen . Um hier effektiver vorzugehen und auch einen bundesweit abgestimmten Vollzug zu ermöglichen, ist eine zügige Abstimmung zwischen Bund und Ländern erforderlich . Der Bundesrat bittet daher die Bundesre- gierung, schnellstens in Absprache mit den Ländern eine Vollzugshilfe zu erarbeiten . – Gesetz zur Änderung des Soldatengesetzes und weiterer soldatenrechtlicher Vorschriften – Viertes Gesetz zur Änderung des Bundesfernstra- ßenmautgesetzes – Energiestatistikgesetz (EnStatG) – Gesetz zu dem Abkommen vom 21. Dezember 2015 über eine verstärkte Partnerschaft und Zusam- menarbeit zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits und der Republik Kasachstan andererseits – Gesetz zu dem Protokoll vom 7. April 2016 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung der Französischen Repu- blik über den grenzüberschreitenden Einsatz von Luftfahrzeugen zur Ergänzung des Abkommens vom 9. Oktober 1997 über die Zusammenarbeit der Polizei- und Zollbehörden in den Grenzgebieten – Gesetz zu dem Protokoll vom 19. Mai 2016 zum Nordatlantikvertrag über den Beitritt Monenegros Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 2017 22007 (A) (C) (B) (D) Darüber hinaus hat der Bundesrat eine Entschließung zur Weiterführung des Gesetzgebungsverfahrens zum Pflegeberufereformgesetz (PflBRefG) gefasst: 1 . Der Bundesrat begrüßt, dass die Bundesregierung ei- nen Gesetzentwurf (vgl . BT-Drucksache 18/7823) für eine überwiegend generalistische Pflegeausbildung, in der die drei Ausbildungen in der Altenpflege, der Gesundheitsund Krankenpflege und Gesundheit- und Kinderkrankenpflege zu einem Berufsbild zusammen- geführt werden sollen, ins Gesetzgebungsverfahren eingebracht hat . Der Bundesrat verweist in diesem Zu- sammenhang auf seine Stellungnahme zu dem Gesetz- entwurf vom 26 . Februar 2016 (vgl . BR-Drucksache 20/16 (Beschluss)) . 2 . Der Bundesrat sieht für die Sicherung einer qualitati- ven Pflegeversorgung und der damit verbundenen not- wendigen Pflegeberufereform dringenden Handlungs- bedarf . Dafür ist es erforderlich, dass eine Reform der Pflegeausbildungen beschlossen wird, in der pflege- wissenschaftliche Erkenntnisse sowie übergreifende pflegerische Kompetenzen zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen in allen Versorgungsbereichen und Pflegesettings vermittelt werden. 3 . Der Bundesrat fordert die Bundesregierung und den Deutschen Bundestag auf, alle notwendigen Anstren- gungen zu unternehmen, damit das Gesetzgebungsver- fahren zu einem Abschluss kommt . Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie ge- mäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Delegation des Deutschen Bundestages in der Interparlamentarischen Konferenz über Stabilität, wirtschaftspolitische Koordinierung und Steuerung in der Europäischen Union Sechste Tagung der Konferenz im Rahmen der Eu- ropäischen Parlamentarischen Woche vom 16. und 17. Februar 2016 in Brüssel Drucksachen 18/9921, 18/10102 Nr. 11 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2016 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaus- haltsordnung über die Kenntnisnahme einer au- ßerplanmäßigen Ausgabe bei Kapitel 0603 Titel 532 14 – Betrieb von besonderen Aufnahmeeinrich- tungen – bis zur Höhe von 17,898 Mio. Euro Drucksachen 18/10692, 18/10924 Nr. 1.7 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung 2015 nach § 7 des Gesetzes zur Einsetzung eines Nationalen Normen- kontrollrates Bessere Rechtsetzung 2015: Mehr Entlastung. Mehr Transparenz. Mehr Zeit für das Wesentliche. Drucksachen 18/8257, 18/8461 Nr. 1.3 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresgutachten 2016/2017 des Sachverständigen- rates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Drucksache 18/10230 – Unterrichtung durch die Bundesregierung 13. Bericht der Bundesregierung über die Aktivitä- ten des Gemeinsamen Fonds für Rohstoffe und der einzelnen Rohstoffabkommen Drucksachen 18/10855, 18/11025 Nr. 1.4 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahreswirtschaftsbericht 2017 der Bundesregie- rung Drucksache 18/10990 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Nationaler Bildungsbericht – Bildung in Deutsch- land 2016 und Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 18/10100 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/8771 Nr . A .2 EP P8_TA-PROV(2016)0227 Drucksache 18/8771 Nr . A .3 Ratsdokument 9324/16 Drucksache 18/10311 Nr . A .8 EP P8_TA-PROV(2016)0376 Drucksache 18/10932 Nr . A .4 EP P8_TA-PROV(2016)0481 Drucksache 18/10932 Nr . A .5 Ratsdokument 15198/16 Drucksache 18/10932 Nr . A .6 Ratsdokument 15199/16 Finanzausschuss Drucksache 18/419 Nr . A .67 Ratsdokument 15337/13 Drucksache 18/1393 Nr . A .30 Ratsdokument 8633/14 Drucksache 18/2533 Nr . A .28 Ratsdokument 10896/14 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 201722008 (A) (C) (B) (D) Drucksache 18/4375 Nr . A .3 Ratsdokument 6272/15 Drucksache 18/7422 Nr . A .16 Ratsdokument 15373/15 Haushaltsausschuss Drucksache 18/10311 Nr . A .11 Ratsdokument 12187/16 Drucksache 18/10706 Nr . A .5 Ratsdokument EG23/16 Drucksache 18/10706 Nr . A .6 Ratsdokument 14643/16 Drucksache 18/10706 Nr . A .7 Ratsdokument 14648/16 Drucksache 18/10932 Nr . A .12 Ratsdokument 15058/16 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/10932 Nr . A .17 Ratsdokument 15172/16 Drucksache 18/10932 Nr . A .18 Ratsdokument 15291/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .17 Ratsdokument 15068/16 Drucksache 18/11029 Nr . A .18 Ratsdokument 15176/16 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/10932 Nr . A .21 Ratsdokument 14104/16 Drucksache 18/10932 Nr . A .22 Ratsdokument 15160/16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/10311 Nr . A .28 Ratsdokument 12947/16 Drucksache 18/10311 Nr . A .29 Ratsdokument 13296/16 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/1048 Nr . A .19 Ratsdokument 6713/14 Drucksache 18/4749 Nr . A .43 Ratsdokument 7273/15 Drucksache 18/5165 Nr . A .14 Ratsdokument 8789/15 Drucksache 18/6855 Nr . A .13 Ratsdokument 13356/15 Drucksache 18/6855 Nr . A .15 Ratsdokument 13374/15 Drucksache 18/7612 Nr . A .36 Ratsdokument EUCO4/16 Drucksache 18/8470 Nr . A .29 EP P8_TA-PROV(2016)0105 Drucksache 18/8936 Nr . A .25 Ratsdokument 8807/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .37 EP P8_TA-PROV(2016)0294 Drucksache 18/10116 Nr . A .34 Ratsdokument 11889/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .35 Ratsdokument 11890/16 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 2017 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 219. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 21 Schutz von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften ZP 8, TOP 5 Managergehälter ZP 9 StreitverfahrenvordemBundesverfassungsgericht TOP 23 Maßregelrecht bei extremistischen Straftätern ZP 10 Neustrukturierung des Bundeskriminalamtgesetzes TOP 25 Soziale Absicherung von Solo-Selbständigen TOP 26 MINT-Bildung Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulla Jelpke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Ge-

    setzentwurf der Bundesregierung verfolgt in der Tat das
    Ziel, sogenannten Gefährdern


    (Dr . Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Da weiß man schon gleich, was kommt, wenn es heißt „sogenannte Gefährder”!)


    nach der Haftentlassung die elektronische Fußfessel an-
    zulegen bzw . sie in Sicherheitsverwahrung zu nehmen .

    Betroffen sind dabei Personen, die nicht wegen voll-
    zogener Terroranschläge verurteilt wurden, sondern we-

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 201721970


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    gen Vorbereitungshandlungen, die sich also zum Beispiel
    in einem Terrorcamp aufgehalten haben oder wegen Fi-
    nanzierung, Unterstützung oder Werbung für eine terro-
    ristische Gruppierung verurteilt wurden .


    (Dr . Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Das ist genauso strafbar! – Dr . Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Es geht um Prävention!)


    Die Linke lehnt diese Vorstöße aus zwei Gründen ab:


    (Dr . Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Was für eine Überraschung!)


    Sie versprechen, erstens, überhaupt keine Wirkung, und
    sie sind, zweitens, unverhältnismäßig, weil sie viel zu
    tief in rechtsstaatliche Grundsätze eingreifen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Um Menschen zu verfolgen, die sich Terrorgruppen an-
    schließen oder diese unterstützen, gibt es bereits entspre-
    chende strafrechtliche Mittel .

    Durch Verabschiedung dieses Gesetzentwurfs würden
    Personen bedroht, von denen man lediglich annimmt,
    sie seien auch nach der Haftentlassung noch gefährlich .
    Um als Gefährder eingestuft zu werden, genügt es be-
    reits, wenn aus Polizeisicht – ich zitiere – „bestimmte
    Tatsachen die Annahmen rechtfertigen“, eine Person
    werde „Straftaten von erheblicher Bedeutung“ begehen .
    Es handelt sich um eine reine Prognose, deren Zuver-
    lässigkeit nicht bekannt ist . Auf dieser Grundlage frei-
    heitseinschränkende Maßnahmen wie Fußfesseln oder
    Sicherheitsverwahrung zu fordern, ist unverhältnismäßig
    und widerspricht rechtsstaatlichen Prinzipien, wie zum
    Beispiel der Unschuldsvermutung .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Laut Gesetzesbegründung soll die Fußfessel verhin-
    dern, dass jemand für eine terroristische Vereinigung
    wirbt, ihr Finanzen beschafft oder sie unterstützt . Aber
    ich sehe wirklich nicht, wie ein elektronisches Band um
    das Fußgelenk jemanden davon abhalten soll, Gelder zu
    sammeln, im Internet zu agitieren oder sich mit anderen
    Salafisten zu treffen, um sie für den „Islamischen Staat“
    anzuwerben .


    (Dr . Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Dafür haben wir die Vorratsdatenspeicherung!)


    Weiter heißt es in der Gesetzesbegründung: Mit der
    Fußfessel könnte die Weisung verbunden werden, be-
    stimmte Bereiche wie Bahnhöfe – wir haben es eben
    schon gehört –, Flughäfen oder Sportstadien zu meiden,
    um dort Anschläge zu verhindern . – Glauben Sie denn
    im Ernst, Anis Amri hätte den Anschlag in Berlin unter-
    lassen, wenn ihm ein Gericht verboten hätte, zum Weih-
    nachtsmarkt zu gehen?


    (Dr . Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Der wäre gar nicht aus seiner Stadt rausgekommen!)


    Das ist doch einfach unsinnig . Es gibt in Berlin und über-
    all, gerade in den Metropolen, sehr viele Plätze, wo viele
    Menschen sind . Jederzeit können gegen diese Menschen

    Anschläge verübt werden . Deswegen ist solch eine Rege-
    lung einfach unnütz .


    (Marian Wendt [CDU/CSU]: Wieso schützen Sie die Täter? Das ist zynisch!)


    Der Gesetzentwurf verweist auf eine Studie – das ist
    äußerst interessant –, die angeblich die Aufenthaltsüber-
    wachung als taugliches Mittel beschreibt . Ich habe mir
    diese Studie auf der Homepage des Justizministeriums
    einmal genauer angeschaut . Ich zitiere jetzt aus der Stu-
    die:

    Eine gesicherte Schlussfolgerung zu der Wirksam-
    keit der elektronischen Aufenthaltsüberwachung im
    Hinblick auf die Rückfallhäufigkeit ist nicht mög-
    lich .

    Die Autoren der Studie lehnen eine Ausweitung der
    Aufenthaltsüberwachung mittels Fußfessel auf weitere
    Tätergruppen ganz klar ab . Es ist schon ziemlich dreist,
    finde ich, diese Studie in der Begründung des Gesetz-
    entwurfes anzuführen, obwohl dort genau das Gegenteil
    steht und auch wieder betont wird, dass es ein Grund-
    rechtseingriff in viel zu großem Ausmaß ist .

    Ich mache Ihnen jetzt einige Vorschläge, die zeigen,
    wie wir uns vorstellen, wie man gegen Terroristen vor-
    gehen könnte .


    (Dr . Jan-Marco Luczak [CDU/CSU]: Tee trinken!)


    Als Allererstes sollten wir wirklich einmal den Be-
    griff „Gefährder“ definieren. Das ist auch in diesem Ge-
    setzentwurf nicht gemacht worden . Bislang entscheidet
    allein die Polizei, und zwar in jedem Bundesland, nach
    eigenem Gutdünken . Auch das könnte man ändern .

    Zweitens brauchen wir eine Untersuchung zur Wirk-
    samkeit der Fußfessel; denn solch eine Untersuchung
    gibt es nicht .

    Drittens müssen wir Alternativen prüfen . Wenn ein
    Gericht schwerwiegende Gründe findet, kann polizei-
    liche Observation angeordnet werden . Dann sieht man
    auch, was der Verdächtige macht . An Personal scheint es
    hier nicht zu mangeln . Denn selbst die Bundesregierung
    geht davon aus, dass es sich hier nur um eine Handvoll
    Personen pro Jahr handelt .


    (Dr . Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Sieben Minuten sind jetzt rum!)


    Was aber nicht sein darf: auf bloßen Verdacht hin die
    Grundrechte einzuschränken und dabei zu wissen, dass
    es gar nichts nützt . Das ist reine Symbolpolitik zum
    Schaden unserer Demokratie . Denken Sie bitte noch ein-
    mal darüber nach, ehe Sie dem Rechtsstaat Fußfesseln
    anlegen .

    Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Ulla Jelpke

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 2017 21971


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    (B) (D)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat der Kollege Dr . Volker Ullrich für die

CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Volker Ullrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Die Möglichkeit der elektronischen Aufenthalts-
    überwachung kann seit dem Jahr 2011 im Rahmen der
    Führungsaufsicht angeordnet werden . Es geht darum,
    beispielsweise Gebots- und Verbotszonen zu definieren,
    um damit einen verurteilten Straftäter von weiteren Straf-
    taten abzuhalten und die Resozialisierung in unserer Ge-
    sellschaft zu fördern .

    Voraussetzung für die Anordnung der Führungsauf-
    sicht ist bislang, dass der Straftäter zu einer Freiheitsstra-
    fe von mindestens drei Jahren nach einer schweren Kata-
    logstraftat verurteilt worden ist . Zu den Katalogstraftaten
    gehören der Eingriff in die sexuelle Selbstbestimmung,
    schwerer Raub, aber auch Straftaten gegen Leib und Le-
    ben .

    Eines sollten wir heute im Bundestag auch feststellen:
    Es war richtig, dass der Gesetzgeber im Jahr 2011 diese
    Möglichkeit geschaffen hat, weil sie dazu beigetragen
    hat, beispielsweise durch elektronische Fußfesseln auch
    Kindergärten und andere Einrichtungen vor verurteilten
    Sexualstraftätern zu schützen .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aber wir müssen auch feststellen, dass wir neue Be-
    drohungen haben . Zu diesen Bedrohungen gehören der
    internationale Terrorismus und seine Begleiterscheinun-
    gen . Eine Verurteilung wegen der Mitgliedschaft in einer
    terroristischen Vereinigung oder wegen Terrorfinanzie-
    rung reicht bislang nicht aus, um im Rahmen der Füh-
    rungsaufsicht eine elektronische Fußfessel anzuordnen .

    Wir meinen aber, es gibt einen Bedarf dafür, dass
    demjenigen, der wegen einer Straftat bereits rechtskräf-
    tig verurteilt wurde, dass demjenigen, der eine Haftstra-
    fe wegen Terrorfinanzierung oder wegen Mitgliedschaft
    in einer terroristischen Vereinigung abgesessen hat, eine
    Fußfessel zur Überwachung angelegt werden kann . Das
    gehört zum Selbstbehauptungsrecht des Rechtsstaats .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Frau Jelpke, Sie haben hier ordentlich Nebelkerzen
    geworfen .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Längst nicht so viele wie Sie!)


    Sie haben hier von Unschuldsvermutung oder von so-
    genannten Gefährdern gesprochen. Wer wegen Terrorfi-
    nanzierung oder wegen Mitgliedschaft in einer terroristi-
    schen Vereinigung bereits rechtskräftig verurteilt wurde,
    für den gilt nicht mehr die Unschuldsvermutung und der
    ist auch kein sogenannter Gefährder, sondern er ist ein
    Gefährder, und den muss dieser Rechtsstaat auch über-
    wachen, um die Bürger zu schützen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Sie haben hier ein unerträgliches Maß an Täterschutz pro-
    pagiert . Für uns steht der Opferschutz im Vordergrund .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Karin Binder [DIE LINKE]: Dann definieren Sie den Begriff „Gefährder“!)


    Ich kann Ihnen ehrlich sagen: Wer nachweislich Ter-
    ror finanziert hat, wer nachweislich Mitglied in einer ter-
    roristischen Vereinigung war, der kann nicht auf Toleranz
    dieses Rechtsstaats hoffen;


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht doch nicht um Toleranz!)


    vielmehr setzen die Bürger darauf, dass sich der Rechts-
    staat für sie einsetzt und dass der Rechtsstaat die Gefähr-
    der stärker überwacht, damit klar ist, in welchen Berei-
    chen sie sich bewegen, damit sie sich nicht Bahnhöfen
    oder Flughäfen nähern .

    Sie mögen jetzt einwenden: Es gibt Beispiele wie den
    schrecklichen Mord an einem Priester in Rouen in Frank-
    reich, wo der Täter ebenfalls eine Fußfessel getragen hat .


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Genau! – Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Ja! – Karin Binder [DIE LINKE]: Zum Beispiel!)


    Ja, das ist richtig . Diese Beispiele gibt es . Wir sagen auch
    nicht, dass eine Fußfessel stets dazu führen wird, dass es
    solche Straftaten nicht mehr geben wird . Aber die elek-
    tronische Fußfessel wird sehr stark dazu beitragen, dass
    der Rechtsstaat eine Möglichkeit mehr hat, solche Straf-
    taten zu verhindern .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es geht um die Erhöhung der Aufklärungs- und der Ver-
    hinderungswahrscheinlichkeit . Auch das ist ein hohes
    Gut in einem Rechtsstaat .

    Es wird zukünftig von der Polizeitaktik abhängen,
    ob beispielsweise dann, wenn ein verurteilter Straftäter
    einen bestimmten Bereich betritt oder wenn er sich die
    Fußfessel durchschneidet und der Alarm ausgelöst wird,
    die Polizei innerhalb von fünf oder zehn Minuten Zugriff
    nimmt, um möglicherweise einen terroristischen An-
    schlag zu verhindern . Ich glaube, an diesem Spannungs-
    feld wird deutlich, dass wir hier ganz klar die rechts-
    staatliche Balance wahren, dass wir hier im Verhältnis
    zwischen Freiheit und Sicherheit unsere Bürger vor den-
    jenigen schützen, die – ich wiederhole das – wegen einer
    schweren Straftat bereits verurteilt worden sind .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, aber all das wird allein
    nicht genügen . Wir müssen auch an das Polizeirecht
    herangehen; das ist auch ein dringender Appell an die
    einzelnen Länder . Der Bund macht das im Rahmen ei-
    ner Novelle zum BKA-Gesetz, bei dem es um die Neu-
    regelung von Befugnissen geht und über das wir später
    beraten werden . Aber auch die 16 Länder müssen ermög-
    lichen, dass wir Gefährdern, die auffällig sind und bei
    denen eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen terroristi-
    schen Anschlag besteht, Fußfesseln anlegen . Diese Ver-

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 219 . Sitzung . Berlin, Freitag den 17 . Februar 201721972


    (A) (C)



    (B) (D)


    pflichtung haben die Länder, und daraus dürfen wir sie
    nicht entlassen .

    Ja, mit strafrechtlichen Mitteln allein werden wir die-
    ses Themas nicht Herr werden . Wir brauchen auch Prä-
    vention und Aufklärung . Wir müssen uns die Frage stel-
    len, weshalb sich junge Menschen in unserem Land vor
    unseren Augen radikalisieren und weshalb sie bereit sind,
    beispielsweise für den IS in den Krieg zu ziehen oder an
    Planungen terroristischer Attentate in Deutschland mit-
    zuwirken . Wir sollten aber Prävention und strafrechtliche
    Maßnahmen nicht gegeneinander ausspielen; ein kluger
    und wehrhafter Rechtsstaat braucht vielmehr beides .

    Wir legen heute mit diesem Gesetzentwurf die Grund-
    lage dafür, dass wir verurteilten Straftätern, von denen
    eine hohe Gefahr ausgeht, im Rahmen der Verhältnismä-
    ßigkeit Fußfesseln anlegen, um damit einen klaren und
    deutlichen Beitrag zur Sicherheit unserer Bürger zu leis-
    ten .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU)