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    Plenarprotokoll 18/213 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 213. Sitzung Berlin, Freitag, den 20. Januar 2017 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Dr. Hans-Joachim Schabedoth . . . . . . 21347 A Tagesordnungspunkt 21: Vereinbarte Debatte: zum Arbeitsprogramm der EU-Kommission 2017 Dr . Katarina Barley (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 21347 B Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 21348 B Ursula Groden-Kranich (CDU/CSU) . . . . . . . 21350 C Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21352 A Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 21353 B Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 21354 C Uwe Feiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 21355 C Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21357 B Iris Eberl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21358 B Tagesordnungspunkt 22: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung und Erweiterung der Beteiligung bewaff- neter deutscher Streitkräfte an der Mul- tidimensionalen Integrierten Stabilisie- rungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) auf Grundlage der Re- solutionen 2100 (2013), 2164 (2014), 2227 (2015) und 2295 (2016) des Sicherheitsra- tes der Vereinten Nationen vom 25. April 2013, 25. Juni 2014, 29. Juni 2015 und 29. Juni 2016 Drucksache 18/10819 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21359 D Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21359 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 21361 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21362 B Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21363 D Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 21364 D Jürgen Coße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21365 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21366 B Tagesordnungspunkt 23: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte zur Ausbildungsunterstützung der Sicherheitskräfte der Regierung der Region Kurdistan-Irak und der irakischen Streit- kräfte Drucksache 18/10820 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21367 C Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21367 C Jan van Aken (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 21368 D Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 21370 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21372 A Dr . Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . 21373 A Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21374 A Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Dr . Axel Troost, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017II LINKE: Zulassungspflicht für Finanzpro- dukte schaffen – Finanz-TÜV einführen Drucksache 18/9709 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21374 D Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . . 21374 D Dr. Frank Steffel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 21376 B Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . . 21378 B Dr. Frank Steffel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 21378 C Dr . Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21378 D Sarah Ryglewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 21380 A Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 21381 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21382 C Tagesordnungspunkt 25: Beschlussempfehlung und Bericht des Ver- teidigungsausschusses zu der Unterrichtung durch den Wehrbeauftragten: Jahresbe- richt 2015 (57. Bericht) Drucksachen 18/7250, 18/9768 . . . . . . . . . . . 21383 C Dr . Hans-Peter Bartels, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . . . . 21383 C Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21385 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 21387 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 21388 A Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21388 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21390 A Gisela Manderla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 21391 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 21392 A Tagesordnungspunkt 26: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Bildung, Forschung und Technik- folgenabschätzung zu dem Antrag der Frakti- onen der CDU/CSU und SPD: Dem Frieden verpflichtet – Friedens- und Konfliktfor- schung stärken Drucksachen 18/10239, 18/10849 . . . . . . . . . 21393 A Dr . Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 21393 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 21394 D René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21395 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21397 A Dr . Philipp Lengsfeld (CDU/CSU) . . . . . . . . . 21398 A Dr . Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . . . . 21399 C Tagesordnungspunkt 27: Antrag der Abgeordneten Beate Müller- Gemmeke, Kerstin Andreae, Katja Keul, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unterneh- mensmitbestimmung stärken – Grauzonen schließen Drucksache 18/10253 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21400 D Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21400 D Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 21402 A Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 21403 D Bernd Rützel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21404 D Tobias Zech (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 21405 C Klaus Barthel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21407 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21408 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21408 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 21409 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elfi  Scho-Antwerpes (SPD) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Roland Claus, Matthias W . Birkwald, Caren Lay, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Altersarmut von Ost-Krankenschwes- tern – Gerechte Renten für Beschäftigte im DDR-Gesundheits- und Sozialwesen schaffen (Tagesordnungspunkt 6 b, 212 . Sitzung, 19 . Ja- nuar 2017) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21410 A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21410 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 21347 213. Sitzung Berlin, Freitag, den 20. Januar 2017 Beginn: 9 .02 Uhr
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    Berichtigung 212 . Sitzung, Seite 21271, dritte Spalte: Bei den Ja- stimmen der Fraktion der SPD ist der Name „Susann Rüthrich“ durch den Namen „Gerold Reichenbach“ zu ersetzen . Klaus Barthel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 21409 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20 .01 .2017 Bellmann, Veronika CDU/CSU 20 .01 .2017 Bleser, Peter CDU/CSU 20 .01 .2017 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 20 .01 .2017 Brähmig, Klaus CDU/CSU 20 .01 .2017 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 20 .01 .2017 Gambke, Dr . Thomas BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20 .01 .2017 Gerster, Martin SPD 20 .01 .2017 Gohlke, Nicole DIE LINKE 20 .01 .2017 Heinrich, Gabriela SPD 20 .01 .2017 Hellmuth, Jörg CDU/CSU 20 .01 .2017 Höger, Inge DIE LINKE 20 .01 .2017 Ilgen, Matthias SPD 20 .01 .2017 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 20 .01 .2017 Jung, Andreas CDU/CSU 20 .01 .2017 Kermer, Marina SPD 20 .01 .2017 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20 .01 .2017 Korte, Jan DIE LINKE 20 .01 .2017 Krüger, Dr . Hans-Ulrich SPD 20 .01 .2017 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 20 .01 .2017 Liebich, Stefan DIE LINKE 20 .01 .2017 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 20 .01 .2017 Mast, Katja SPD 20 .01 .2017 Michelbach, Dr . h . c . Hans CDU/CSU 20 .01 .2017 Müller (Potsdam), Norbert DIE LINKE 20 .01 .2017 Müntefering, Michelle SPD 20 .01 .2017 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Pilger, Detlev SPD 20 .01 .2017 Poschmann, Sabine SPD 20 .01 .2017 Pronold, Florian SPD 20 .01 .2017 Rüthrich, Susann * SPD 20 .01 .2017 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20 .01 .2017 Schäuble, Dr . Wolfgang CDU/CSU 20 .01 .2017 Scheuer, Andreas CDU/CSU 20 .01 .2017 Schlecht, Michael DIE LINKE 20 .01 .2017 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 20 .01 .2017 Schwartze, Stefan SPD 20 .01 .2017 Spinrath, Norbert SPD 20 .01 .2017 Stein, Peter CDU/CSU 20 .01 .2017 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 20 .01 .2017 Stritzl, Thomas CDU/CSU 20 .01 .2017 Strothmann, Lena CDU/CSU 20 .01 .2017 Terpe, Dr . Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20 .01 .2017 Troost, Dr . Axel DIE LINKE 20 .01 .2017 Ulrich, Alexander DIE LINKE 20 .01 .2017 Veit, Rüdiger SPD 20 .01 .2017 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20 .01 .2017 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 20 .01 .2017 Winkelmeier-Becker, Elisabeth CDU/CSU 20 .01 .2017 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 20 .01 .2017 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 20 .01 .2017 Zimmermann, Pia DIE LINKE 20 .01 .2017 Zypries, Brigitte SPD 20 .01 .2017 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 201721410 (A) (C) (B) (D) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Elfi Scho-Antwerpes (SPD) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Ausschusses für Arbeit und Sozia- les zu dem Antrag der Abgeordneten Roland Claus, Matthias W. Birkwald, Caren Lay, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Al- tersarmut von Ost-Krankenschwestern – Gerechte Renten für Beschäftigte im DDR-Gesundheits- und Sozialwesen schaffen (Tagesordnungspunkt 6 b, 212. Sitzung, 19. Januar 2017) In der Ergebnisliste zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ar- beit und Soziales zu dem Antrag der Fraktion Die Linke „Keine Altersarmut von Ost-Krankenschwestern – Ge- rechte Renten für Beschäftigte im DDR-Gesundheits- und Sozialwesen schaffen“ (Tagesordnungspunkt 6 b) ist  meine Abstimmung nicht enthalten . Mein Votum lautet: Ja . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Bundesrat hat in seiner 952 . Sitzung am 16 . De- zember 2016 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw . einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushalts- plans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsge- setz 2017) – Gesetz zur Stärkung der teilhabe und Selbstbe- stimmung von Menschen mit Behinderungen (Bun- desteilhabegesetz – BTHG) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Der Bundesrat begrüßt, dass das Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen (Bundesteilhabegesetz – BTHG) hin- sichtlich der finanzpolitischen Forderungen des Bundes- rates nachgebessert wurde . Die Einführung einer Erstattungsregelung des Barbe- trags durch den Bund für den Anteil an den Ausgaben der Länder und Kommunen für den notwendigen Le- bensunterhalt in stationären Einrichtungen wird die zu erwartenden Mehrkosten von Ländern und Kommunen reduzieren . Dies wird ebenso begrüßt wie die Regelung, dass die bisherige Definition des Begriffs für Menschen  mit Behinderung bis 2022 fortbesteht, um zunächst zu erproben, welche Auswirkungen der geplante Reforman- satz hat . Gleichwohl wird die Zusage des Bundes, dass aus dem Bundesteilhabegesetz keine zusätzlichen Ausgaben für Länder und Kommunen erwachsen dürfen und die Reform einen Beitrag dazu leistet, die bestehende Aus- gabendynamik in der Eingliederungshilfe zu stoppen, mit dem vorliegenden Gesetz klar verfehlt . Die vom Bundes- rat in seiner Stellungnahme zum Gesetzentwurf gefor- derte gesetzliche Kostenübernahmeregelung des Bundes bezüglich der durch das Bundesteilhabegesetz für die Kommunen und Länder entstehenden Mehrkosten fehlt nach wie vor . Länder und Kommunen sehen vor diesem Hinter- grund nach wie vor große Risiken im Hinblick auf die finanziellen Auswirkungen der geplanten Neuregelungen  im Bundesteilhabegesetz für ihre Haushalte insbesondere auch vor dem Hintergrund von zusätzlichen Leistungser- weiterungen . Hierdurch wären die Ziele des Bundesteil- habegesetzes, die 2012 zwischen Bund und Ländern im Rahmen des Fiskalpaktes vereinbart wurden, erheblich gefährdet . Daher begrüßt der Bundesrat die Aufnahme einer Evaluation der Einnahmen- und Ausgabenentwick- lung in den Jahren 2017 bis 2021 für die zentralen neuen Leistungen im Bundesteilhabegesetz . Diese sind: – verbesserte Einkommens- und Vermögensanrechnung, – Einführung des Budgets für Arbeit und der anderen Leistungsanbieter, – neue Leistungskataloge für die soziale Teilhabe und die Teilhabe an Bildung, – Trennung der Fachleistungen der Eingliederungshilfe von den Leistungen zum Lebensunterhalt, – Einführung eines trägerübergreifenden Teilhabeplan- verfahrens sowie – Einführung von Frauenbeauftragten in den Werkstät- ten für behinderte Menschen . Dies war eine zentrale Forderung des Bundesra- tes in seiner Stellungnahme vom 23 . September 2016 ( BR-Drs . 428/16 (Beschluss)) . Die Länder erwarten, dass der Bund im Lichte der Er- gebnisse der Evaluation etwaige bei den Ländern oder auf kommunaler Ebene anfallende Kostensteigerungen durch das Bundesteilhabegesetz vollständig und damit auch rückwirkend sowie dauerhaft übernimmt . – Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen sowie zur Änderung des Zweiten und des Zwölften Bu- ches Sozialgesetzbuch Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Der Bundesrat stellt fest, dass die Stellungnahme des Bundesrates vom 4 . November 2016 im weiteren Gesetz- gebungsverfahren ganz überwiegend nicht berücksich- tigt wurde (BR-Drucksache 541/16 (Beschluss)) . Der Bundesrat bekräftigt seine Forderungen und bittet die Bundesregierung um zeitnahe Berücksichtigung insbe- sondere folgender Punkte: 1 . Bei den Leistungen für Bildung und Teilhabe muss nach aktueller Rechtslage bei Teilnahme an einer gemeinschaftlichen  Mittagsverpflegung  in  allen  Rechtskreisen – Zweites und Zwölftes Buch Sozialge- setzbuch, Asylbewerberleistungsgesetz und Bundes- kindergeldgesetz – ein Eigenanteil für ersparte Ver- brauchsausgaben für Ernährung in Höhe von einem Euro je Mittagessen berücksichtigt werden . Da insbe- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 21411 (A) (C) (B) (D) sondere im Schulbereich die tatsächliche Teilnahme am Mittagessen an einer unterschiedlichen Anzahl von Schultagen erfolgt, entsteht bei der getrennten Rech- nungslegung durch den Essensanbieter sowie bei der Erstattung der nach § 34 Absatz 6 Satz 1 SGB XII und § 28 Absatz 6 Satz 1 SGB II entstandenen Mehrauf- wendungen durch die Schulämter monatlich ein erheb- licher Verwaltungsaufwand . Die Geltendmachung und Einziehung dieses geringen Betrages steht in keinem Verhältnis zu dem dafür entstehenden Verwaltungsauf- wand . 2 . Personen, die in stationären Einrichtungen leben, er- halten auch in Zukunft die Regelbedarfsstufe 3 . In der Eingliederungshilfe wird es ab dem Jahr 2020 rechtlich die Unterscheidung von stationären und ambulanten Wohnformen nicht mehr geben . In anderen Bereichen des Sozialgesetzbuches bleibt sie aber bestehen . Für Leistungsberechtigte in der Eingliederungshilfe soll ab dem Jahr 2020 die Regelbedarfsstufe 2 an die Stelle der Regelbedarfsstufe 3 treten . Hiermit ist im Ergeb- nis nicht – wie zu vermuten ist – eine Besserstellung, sondern eine Schlechterstellung zu befürchten, da die- se Leistungsberechtigten derzeit zur Sicherstellung des notwendigen Lebensunterhaltes in Einrichtungen Leistungen in Höhe der Regelbedarfsstufe 3 zuzüglich eines Barbetrages und einer monatlichen Bekleidungs- pauschale erhalten . Die Regelbedarfsstufe 2 beträgt ab dem Jahr 2017 laut Gesetz aber nur 368,00 Euro . Aus Sicht der Länder darf es für diesen Personenkreis nicht zu Verschlechterungen im Vergleich zu den aktuell ge- währten Leistungen kommen . 3. Der  Bundesrat  ist  der  Auffassung,  dass  das  Gesetz  für Sehhilfen, die als therapeutische Mittel und Ge- räte im Sinne der Abteilung 6 der Einkommens- und Verbraucherstichprobe (EVS) 2013 – Gesundheitspfle- ge – klassifiziert sind, Leistungen in einer Höhe fest- legt, die eine Deckung der  (Anschaffungs##) Kosten  für eine Sehhilfe aus dem jeweiligen Regelsatz nahezu ausschließt und bei Weitem nicht auskömmlich sind . Um eine Bedarfsunterdeckung zu vermeiden, sind die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, die die Berück- sichtigung von Ausgaben für Sehhilfen als einmalige Bedarfe ermöglichen . Hierzu bedarf es einer Auswei- tung der Anwendungsbereiche von § 24 Absatz 3 des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch und des § 31 Num- mer 3 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch . 4 . Die EVS 2013 weist für Herd, Kühlschrank und Waschmaschine nur geringfügige Beträge auf, mit de- nen diese  erst  nach  jahrelanger Ansparung finanziert  werden können . Um eine Bedarfsunterdeckung zu vermeiden und den Vorgaben des BVerfG gerecht zu werden, sind die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen,  die eine Berücksichtigung als zusätzliche Leistungen ermöglichen . 5 . Eine Erhöhung des Schulbedarfspakets ist erfor- derlich, da ohne eine hinreichende Deckung der Aufwendungen  zur  Erfüllung  schulischer  Pflichten  hilfebedürftigen Kindern nach Feststellung des Bun- desverfassungsgerichts der Ausschluss von Leben- schancen droht . Seit 2009 wird die Leistung für die Ausstattung mit persönlichem Schulbedarf in pauscha- lierter Form mit einem Bedarf von 100 Euro im Jahr berücksichtigt . Die damalige Ermittlung des Pauschal- betrags beruhte lediglich auf Erfahrungswerten aus der Praxis und wurde weder im Rahmen des RBEG im Jahr 2011 noch bei dem aktuellen Gesetzgebungsver- fahren auf eine mögliche Unterdeckung des Bedarfs hin überprüft . Eine Evaluation der bundesweiten In- anspruchnahme und Umsetzung der Leistungen für Bildung und Teilhabe des Soziologischen Forschungs- instituts Göttingen e . V . (SOFI) kommt zu dem Ergeb- nis, dass die Summe von 100 Euro pro Schuljahr in der Regel nicht ausreichend sei, um die Kosten für den Schulbedarf zu decken . Von daher wird empfohlen, die Leistungshöhe für den Schulbedarf nach oben an die tatsächlichen Bedarfe anzupassen . – Gesetz zur Regelung von Ansprüchen ausländischer Personen in der Grundsicherung für Arbeitsuchen- de nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch und in der Sozialhilfe nach dem Zwölften Buch Sozial- gesetzbuch – Viertes Gesetz zur Änderung des Saatgutverkehrs- gesetzes – Gesetz zum Erlass und zur Änderung marktord- nungsrechtlicher Vorschriften sowie zur Änderung des Einkommensteuergesetzes Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Zu Artikel 3 (Änderung des Einkommensteuergeset- zes) Der Bundesrat stellt fest, dass gegen die in Artikel 3 dieses Gesetzes vorgesehene Regelung einer dreijährigen Gewinnglättung für Einkünfte aus Land- und Forstwirt- schaft Bedenken in Bezug auf die horizontale Lasten- gleichheit und die Folgerichtigkeit der geplanten Steu- ervergünstigung bestehen . Zweifel bestehen ebenfalls an dem Nutzen und an der Zielgenauigkeit dieser Steuerver- günstigung . Kritisch zu beurteilen ist auch der unverhält- nismäßige Bürokratieaufwand . Die aufgeführten Bedenken machen deutlich, wie wichtig eine reguläre sorgfältige Prüfung und Beratung dieser Regelungen gewesen wäre . Das im vorliegenden Fall gewählte Verfahren, insbesondere die Verbindung der einkommensteuerrechtlichen Regelungen mit den marktordnungsrechtlichen Vorschriften sowie die Ein- bringung als Fraktionsinitiative haben verhindert, dass eine sorgfältige Prüfung der aufgezeigten Probleme im Bundesratsverfahren durchgeführt werden konnte . Der Bundesrat erwartet, dass bei zukünftigen Gesetz- gebungsvorhaben im Bereich des Steuerrechts stets eine reguläre Beratung unter Teilnahme des Bundesrates si- chergestellt wird . Der Bundesrat sieht eine inhaltliche Diskrepanz zwi- schen dem von der Bundesregierung angeführten Geset- zeszweck und der vorgesehenen zeitlichen Befristung der Regelungen . Er weist auf das Risiko einer Perpetu- ierung der geplanten Regelungen und einer Verstetigung der entstehenden Steuermindereinnahmen über das Jahr 2022 hinaus hin . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 201721412 (A) (C) (B) (D) Begründung: Gemäß Artikel 3 des Gesetzes zum Erlass und zur Än- derung marktordnungsrechtlicher Vorschriften sowie zur Änderung des Einkommensteuergesetzes soll eine drei- jährige Gewinnglättung für feste Betrachtungszeiträume eingeführt werden, um die Wirkungen aus der Progressi- on im Einkommensteuertarif zu verringern . Für das letz- te Jahr des Betrachtungszeitraums soll hinsichtlich der Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft eine gesonderte Steuerberechnung  der  tariflichen  Einkommensteuer  er- folgen, die sich aus einer Vergleichsrechnung durch den Vergleich der Steuerbelastung mit und ohne dreijährige Gewinnglättung ergibt . Nach dem neuen § 32c Absatz 1 Sätze 2 und 3 EStG vermindert oder erhöht sich die Steu- er des letzten Veranlagungszeitraums im Betrachtungs- zeitraum entsprechend . Die unterschiedliche Progression bei stark schwan- kenden  Einkünften  betrifft  jedoch  nicht  nur  landwirt- schaftliche Betriebe, sondern auch Gewerbetreibende und Freiberufler. Anders als bei diesen wird bereits nach geltendem Recht bei Land- und Forstwirten der Gewinn eines Wirt- schaftsjahres auf die Kalenderjahre, auf die er entfällt, zeitanteilig aufgeteilt und hierdurch bei schwankenden Gewinnen die Progressionswirkung der Einkommen- steuer zusätzlich abgemildert . Dies ist anderen Steuer- pflichtigen verwehrt.  Die Wirkung der Vorschrift ist stark von der Zusam- mensetzung der Einkünfte abhängig . Kommen andere Einkünfte des Landwirts oder seines Ehegatten hinzu, so kann die Steuerermäßigung gegenüber einer ausschließ- lichen Erzielung landwirtschaftlicher Einkünfte stark ab- weichen . Aus steuertechnischer Sicht geht die Vorschrift gerade bei landwirtschaftlichen Betrieben mit mehrjäh- rigen Verlusten und sofern im letzten Jahr des Betrach- tungszeitraums keine oder nur eine geringe Einkommen- steuer festzusetzen ist, ins Leere . Zudem ist darauf hinzuweisen, dass die Milchpreise gegenwärtig eine steigende Tendenz aufweisen und die Molkereien die Auszahlungspreise für die Landwirte er- höhen . Insofern ist bereits die Erforderlichkeit der Rege- lung infrage zu stellen . Auf Grund der Vielzahl der zu erwartenden Fälle ist mit einem höheren Verwaltungs- und Personalaufwand in der Finanzverwaltung zu rechnen . Der vorgesehene erste Betrachtungszeitraum von 2014 bis 2016 ist darüber hinaus bereits fast abgelaufen . Sollte es hier in der Praxis auf Grund der Anwendung des neuen § 32c EStG tatsächlich zu einer höheren Steu- erfestsetzung kommen, wird sich wegen der Anknüpfung an bereits abgeschlossene Sachverhalte die verfassungs- rechtliche Frage der Zulässigkeit einer Rückwirkung stellen . – Drittes Gesetz zur Änderung des Seefischereigeset- zes Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Der Bundesrat begrüßt das vorliegende Gesetz zur Änderung  des  Seefischereigesetzes.  Er  bittet  die  Bun- desregierung jedoch, bei nächster Gelegenheit eine Er- mächtigung in das Gesetz einzufügen, die es ermöglicht, Verstöße  der  Freizeitfischerei  gegen  die  im  Jahr  2017  erstmals geltenden Tagesfangbeschränkungen für Dorsch in der westlichen Ostsee über die Seefischerei-Bußgeld- verordnung zu sanktionieren . Mit dem Gesetz in seiner vorliegenden Form ist eine Ahndung von bei Freizeitfi- schern festgestellten Verstößen nicht möglich . Begründung: Mit der Verordnung (EU) 2016/1903 des Rates vom 28 . Oktober 2016 zur Festsetzung der Fangmöglichkei- ten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in der Ostsee für 2017 hat die Europäische Union erstmals Fangbeschränkungen  für  die  Freizeitfischerei  (Angler,  Hobbyfischer) auf Dorsch in der westlichen Ostsee ein- geführt . So dürfen in den Monaten Februar und März nur drei, im übrigen Jahr fünf Dorsche je Freizeitfischer und  Tag entnommen werden . Nach den Untersuchungen des Instituts  für  Ostseefischerei  werden  von  der  deutschen  Freizeitfischerei/Angelfischerei inzwischen genauso vie- le Dorsche gefangen wie von der kommerziellen Fische- rei . Allein 163 000 Angler gehen auf der Ostsee diesem Hobby nach . Die Ergänzung ist erforderlich, um eine Er- mächtigung für die Schaffung entsprechender Ahndungs- möglichkeiten über die Seefischerei-Bußgeldverordnung  zu schaffen. Derzeit ist eine Ahndung von bei Freizeitfi- schern festgestellten Verstößen nicht möglich . – Gesetz zur Umsetzung der Änderungen der EU-Amtshilferichtlinie und von weiteren Maßnah- men gegen Gewinnkürzungen und -verlagerungen Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . a) Durch die Steuervermeidung internationaler Kon- zerne gehen den Staaten beträchtliche Steuereinnah- men verloren . Ihre Strategien sind mit der Zeit immer ausgefeilter geworden . Sie beruhen in der Regel auf der grenzüberschreitenden Verlagerung von Gewin- nen in Niedrigsteuerländer . Es werden dabei die Un- stimmigkeiten und Lücken zwischen den einzelnen Steuersystemen der Staaten ausgenutzt . Die Steuer- vermeidung wird aber auch durch den schädlichen Steuerwettbewerb zwischen den Staaten begünstigt . b)  Steuerflucht  und  Steuerhinterziehung  erschweren  die Finanzierung öffentlicher Güter und enthalten dem  Staat zulasten aller ehrlichen Steuerzahler die Mittel für notwendige Investitionen etwa in Bildung und Infrastruktur vor . Um eine faire Finanzierung der öf- fentlichen Haushalte und die Funktionsfähigkeit des Gemeinwesens zu sichern, müssen die Staaten auch in abgestimmter Weise gegen die grenzüberschreitende Steuervermeidung vorgehen . c) Im Rahmen des Aktionsplans gegen Gewinnver- kürzungen und Gewinnverlagerungen (BEPS = Base Erosion  and Profit Shifting) hat die Organisation  für  wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Oktober 2015 einen Katalog von Rege- lungen gegen Steuergestaltungspraktiken multinati- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 21413 (A) (C) (B) (D) onaler Unternehmen vorgelegt . Aus Sicht des Bun- desrates bietet der BEPS-Aktionsplan eine geeignete Grundlage für die Überarbeitung und Erweiterung der internationalen steuerlichen Standards gegen Gewinn- verkürzungen und Gewinnverlagerungen . Die von der OECD aufgezeigten Unstimmigkeiten zwischen den Steuersystemen  und  die  Schlupflöcher  und  Lücken  innerhalb der nationalen Steuersysteme müssen ge- schlossen werden . d) Das vorliegende Gesetz enthält erste Maßnahmen zur Umsetzung des BEPS-Aktionsplans mit Blick auf den Informationsaustausch von Tax-Rulings und das Country-by-Country-Reporting . Es stellt einen ersten notwendigen Schritt für die Umsetzung der BEPS-Maßnahmen in Deutschland dar . Über das vor- liegende Gesetz hinaus hält der Bundesrat weitere Ini- tiativen für dringend erforderlich, die verschiedenen, teilweise abstrakt formulierten Einzelvorhaben im Rahmen des BEPS-Aktionsplans in konkrete Geset- zesvorhaben zu überführen und im nationalen Steuer- recht umzusetzen . Der Bundesrat fordert die Bundes- regierung daher auf, die begonnenen Arbeiten zügig fortzusetzen und in enger fachlicher Abstimmung mit den Ländern mit der Erarbeitung von Regelungen zur Umsetzung auch der übrigen BEPS-Aktionspunkte im deutschen Steuerrecht zu beginnen, damit entspre- chende Neuregelungen schnellstmöglich in Kraft tre- ten können . e) Der Bundesrat erinnert die Bundesregierung an ihre Zusage, bereits bis Herbst 2015 gemeinsam mit den Ländern die Kriterien für schädlichen Steuerwettbe- werb zu überarbeiten sowie ergänzende Vorschriften zur Bekämpfung von Steuervermeidungspraktiken zu erarbeiten . Die mittlerweile im ECOFIN beschlossene Richtlinie des Rates vom 12 . Juli 2016 (sog . Anti-Tax Avoidance Directive – ATAD) bietet hierfür den ge- eigneten Rahmen, um die entsprechenden nationalen Regelungen anzupassen . f) In diesem Zusammenhang sollten auch die nach der Aufforderung des Bundesrats vom Mai 2014 mittler- weile aufgenommenen Arbeiten zur Implementierung einer gesetzlichen Anzeigepflicht für Steuergestaltun- gen zügig zum Abschluss gebracht werden . Der Bun- desrat spricht sich dafür aus, noch in dieser Legislatur- periode die Regelungen für eine effiziente gesetzliche  Anzeigepflicht  für Steuergestaltungen  zu verabschie- den. Eine solche Anzeigepflicht  leistet einen wesent- lichen präventiven Beitrag zur Bekämpfung von Steu- ervermeidungspraktiken, weil sie den Gesetzgeber frühzeitig in die Lage versetzt, effektiv auf Steuerge- staltungen zu reagieren . g) Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme zum Entwurf für das vorliegende Gesetz festgestellt, dass das Gesetz der Ergänzung um Maßnahmen zur Verhin- derung des Doppelabzugs von Betriebsausgaben bei Personengesellschaften bedarf . Derartige Gestaltun- gen werden in einer Vielzahl von Fällen zur Erzielung von Steuervorteilen in erheblichem Ausmaß genutzt . Der Bundesrat begrüßt, dass die vorgeschlagene Rege- lung im weiteren Verfahren in das Gesetz aufgenom- men worden ist . h) Der Bundesrat hat die Bundesregierung im Übrigen bereits im Mai 2013 dazu aufgefordert, sich auf euro- päischer Ebene intensiv dafür einzusetzen, die Mög- lichkeit zur doppelten Nichtbesteuerung von Einkünf- ten (so genannte „weiße Einkünfte“) zu beenden und den doppelten Abzug von Betriebsausgaben („Double Dip“) unmöglich zu machen . Die Bundesregierung hat im Dezember 2014 dem Bundesrat zugesagt, in Ab- stimmung mit den Ländern rasch einen Gesetzentwurf vorzulegen, der insbesondere Maßnahmen zur Verhin- derung hybrider Gestaltungen umfasst . Ein solcher Gesetzentwurf der Bundesregierung liegt bis heute nicht vor . Der Bundesrat fordert die Bundesregierung vor diesem Hintergrund mit besonderem Nachdruck dazu auf, gemeinsam mit den Ländern umfassende gesetzgeberische Maßnahmen zur möglichst vollstän- digen Beseitigung unversteuerter Einkünfte bzw . eines doppelten Betriebsausgabenabzugs durch hybride Ge- staltungen vorzubereiten . i) Ein zentraler Bereich der Steuergestaltung liegt bei immateriellen Wirtschaftsgütern wie Patenten und Lizenzen . Sondersteuerregime für Einkünfte aus Pa- tenten und Lizenzen gehören zu den besonders schäd- lichen Steuerpraktiken und haben in besonders star- kem Umfang zur Verlagerung von Gewinnen mit dem Ziel der Steuervermeidung geführt . Es ist ein Gebot der Steuergerechtigkeit, dieser Entwicklung entge- genzutreten. Nach Auffassung des Bundesrates sollte  die Vorzugsbesteuerung bei Patent- und Lizenzboxen international  langfristig  abgeschafft  werden.  Die  in- ternationale Einigung auf den sog . Nexus-Approach, der die steuerliche Begünstigung an eine Forschungs- tätigkeit  im  betreffenden  Staat  knüpft,  ist  ein  Zwi- schenschritt auf dem Weg zu einer fairen Besteuerung dieser Einkünfte . Wegen der langen Übergangsfristen bis zum Jahr 2021 und berechtigter Zweifel, ob tat- sächlich alle Staaten ihre Lizenzboxen auf den Ne- xus-Ansatz beschränken, hält es der Bundesrat für erforderlich, nationale Abwehrmaßnahmen zur Si- cherung des Steuersubstrats zu ergreifen, die sowohl verfassungsrechtlichen Vorgaben entsprechen als auch EU-rechtskonform sind . Auch hier sollten die aufge- nommenen Arbeiten auf Bund-Länder-Ebene zügig fortgesetzt werden, um noch in dieser Legislaturperio- de zu einem beschlussfähigen Ergebnis als Grundlage für gesetzgeberische Maßnahmen zu gelangen . Zudem sollte die Bundesregierung weiter konsequent auf eine Änderung der Zins- und Lizenzrichtlinie hinwirken, um eine Erhebung der Quellensteuer bei grenzüber- schreitenden Lizenzzahlungen zu ermöglichen, wenn der (Letzt-)Empfänger keiner oder einer nur niedrigen Besteuerung unterliegt . 2 . a) Das Gesetz enthält weitreichende Ergänzungen, die über die Stellungnahme des Bundesrates zum Gesetzentwurf hinausgehen . Die vom Deutschen Bundestag beschlossene Fassung stellt nunmehr ins- besondere auch die verfassungsrechtlich gebotene steuerliche Freistellung des sächlichen Existenzmini- mums entsprechend den Vorgaben des 11 . Existenzmi- nimumberichts sicher . Zu diesem Zweck werden der Grundfreibetrag bei der Einkommensteuer und der Kinderfreibetrag in zwei Schritten jeweils zum 1 . Ja- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 201721414 (A) (C) (B) (D) nuar 2017 und 1 . Januar 2018 erhöht . Gleichzeitig wird die Anhebung des Kinderfreibetrags durch eine Erhöhung des Kindergelds um zwei Euro im Jahr 2017 und durch weitere zwei Euro ab dem Jahr 2018 nach- vollzogen . Nach den Angaben der Bundesregierung werden die öffentlichen Haushalte durch die genann- ten Maßnahmen ab dem Jahr 2018 in Höhe von rund 3,8 Mrd Euro in der vollen Jahreswirkung belastet, wovon ein Betrag in Höhe von rund 2,1 Mrd Euro und damit mehr als die Hälfte auf die Haushalte von Län- dern und Kommunen entfällt . b) Neben diesen verfassungsrechtlich gebotenen Maß- nahmen sieht das Gesetz eine Rechtsverschiebung aller übrigen Eckwerte des Einkommensteuertarifs in zwei Schritten um 0,73 Prozent im Jahr 2017 und um weitere 1,65 Prozent ab dem Jahr 2018 vor, um der sogenannten kalten Progression entgegenzuwirken . Die Tarifentlastung führt zu zusätzlichen steuerlichen Mindereinnahmen von jährlich rund 2,4 Mrd Euro ab dem Jahr 2018, wovon jeweils rund 1,3 Mrd Euro von den Haushalten von Ländern und Kommunen zu tra- gen sind . Im Unterschied zu früheren Initiativen der Bundesregierung mit dem Ziel eines Abbaus der kalten Progression ist im vorliegenden Gesetz keine Kom- pensation der Steuerausfälle bei Ländern und Kom- munen durch den Bund vorgesehen . Der Bundesrat ist der Auffassung, dass der Abbau der kalten Progressi- on eine solide Finanzierung durch eine entsprechende Kompensation von Ländern und Kommunen durch den Bund voraussetzt . – Gesetz zu der Neuordnung der Aufgaben der Bun- desanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FM- SA-Neuordnungsgesetz – FMSANeuOG) – Gesetz zur Weiterentwicklung der steuerlichen Verlustverrechnung bei Körperschaften – Viertes Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtli- cher und anderer Vorschriften – Drittes Gesetz zur Stärkung der pflegerischen Ver- sorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsgesetz – PSG III) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Der Bundesrat würdigt ausdrücklich die umfassendste Reform der gesetzlichen Pflegeversicherung seit ihrer  Einführung . Diese Reform wurde in Expertengremien gründlich vorbereitet, seit 2014 in drei Schritten aus- gestaltet und wird nun mit dem PSG III gesetzgebe- risch abgeschlossen . Die Reform setzt eine zeitgemäße Definition von Pflegebedürftigkeit um, die neben kör- perlichen auch kognitive oder psychische Beeinträch- tigungen berücksichtigt . Der Bundesrat begrüßt, dass die pflegerischen Bedarfe  von Menschen, die gesundheitlich bedingte Belastun- gen oder Anforderungen nicht selbständig kompen- sieren oder bewältigen können, durch die Einführung eines  teilhabeorientierten Pflegebedürftigkeitsbegriffs  künftig besser berücksichtigt werden . Der Bundesrat bedauert allerdings, dass es das PSG III versäumt, in einem ausreichenden Maße die Rolle der Kommunen in der Pflege zu stärken. Für ältere Men- schen, Pflegebedürftige und Menschen mit einer Be- hinderung und ihre Familien leisten sie umfangreiche Unterstützung, zum Beispiel im Rahmen von Altenhil- fe, Hilfe zur Pflege, Eingliederungshilfe für behinder- te Menschen, Beratungs- und Koordinierungsstellen, familienentlastenden und familienunterstützenden Hilfen, Förderung bürgerschaftlichen Engagements, rechtlicher Betreuung sowie Maßnahmen zum Wohn- umfeld und zur Nutzbarkeit des öffentlichen Personen- nahverkehrs. Dem stehen im Bereich der pflegerischen  Versorgungsstrukturen nur begrenzte Gestaltungs- möglichkeiten in Planung, Beratung und Steuerung gegenüber . Der Bundesrat erinnert daran, dass sich die Bund-Län- der-Arbeitsgruppe „Stärkung der Rolle der Kommu- nen in der Pflege“ (Bund-Länder-AG) einig war, dass  nur im engen Zusammenwirken von Bund, Ländern, Kommunen,  Pflegekassen  und  Pflegeeinrichtungen  das Ziel erreicht werden kann, so lange wie möglich den Verbleib in der gewohnten häuslichen und familiä- ren Umgebung zu unterstützen und ein selbstbestimm- tes Leben im vertrauten Quartier beziehungsweise Sozialraum zu gewährleisten . Eine zukunftsfähige, ortsnahe  und  aufeinander  abgestimmte  pflegerische  Versorgung der Bevölkerung benötigt als Basis einen Sozialraum, in dem Unterstützungsbedarfe der Pflege- bedürftigen und ihrer Angehörigen so weit wie mög- lich von bestehenden Institutionen (zum Beispiel Ver- einen, Wohnungswirtschaft, Mittagstischen et cetera), bürgerschaftlichem Engagement, Nachbarschaftshilfe und ambulanten Diensten aufgefangen werden . Der Bundesrat bekräftigt ausdrücklich das Erforder- nis, praktikable und kommunalnahe „Modellvorhaben zur kommunalen Beratung Pflegebedürftiger und ihrer  Angehörigen“ zu implementieren . Diese Implemen- tierung  folgt  einer Verpflichtung des Bundes  aus der  Bund-Länder-AG, bundesweit 60 „Modellkommunen Pflege“  zuzulassen,  in  denen  ein  ganzheitlicher  und  sozialräumlicher Beratungsansatz erprobt wird, um eine Weiterentwicklung der Beratungsstrukturen in der Pflege zu erreichen.  Die im PSG III in den §§ 123, 124 SGB XI getroffenen  Regelungen sind nicht geeignet, den sozialräumlichen Beratungsansatz, den die Bund-Länder-AG mit den „Modellkommunen  Pflege“  verfolgte,  in  der  Praxis  zu realisieren . Eine Zielsetzung der Bund-Länder-AG war, die Bündelung von Beratungsstrukturen mit ei- nem ganzheitlichen Beratungsansatz unter Federfüh- rung  der  „Modellkommune  Pflege“  zu  ermöglichen.  Die Beratung im engeren Pflegekontext soll dabei um  weitere Elemente aus dem Bereich der kommunalen Infrastruktur, des breiten kommunalen Aufgaben- portfolios und der Daseinsvorsorge ergänzt werden . Bestehende gut funktionierende Beratungsstrukturen vor Ort,  auch  solche  der  Pflegekassen,  sollen  in  die  „Modellkommune Pflege“  integriert werden. Es geht  darum, einen anderen integrativen Beratungsansatz im sozialräumlichen Kontext zu erproben und nicht da- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 21415 (A) (C) (B) (D) rum festzustellen, ob Kassen oder Kommunen eine be- stimmte Aufgabe besser wahrnehmen . Hierfür müssen die Kommunen aufgrund ihrer lokalen, sozialraum- orientierten Verantwortung für die Bürgerinnen und Bürger die Federführung übernehmen . Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme vom 23 . September 2016 zum Entwurf eines Dritten Geset- zes zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur  Änderung  weiterer  Vorschriften  (Drittes  Pflegestär- kungsgesetz – PSG III) (vgl . BR-Drucksache 410/16 (Beschluss)) eine alternative Fassung der §§ 123, 124 SGB XI vorgeschlagen, die den Ergebnissen der Bund-Länder-AG entspricht . Hierzu hat die Bundes- regierung in ihrer Gegenäußerung vom 12 . Oktober 2016 (vgl . BT-Drucksache 18/9959) ausgeführt, den Vorschlag einer Neufassung der §§ 123 und 124 SGB XI zu prüfen, soweit die Regelungen mit den Empfeh- lungen der Bund-Länder-AG vereinbar sind . Der Deutsche Bundestag hat am 1 . Dezember 2016 das PSG III beschlossen . Dieses sieht allerdings kei- ne wesentlichen Änderungen und Anpassungen an die Beschlüsse der Bund-Länder-AG vor . Stattdessen wurden eher redaktionelle Änderungen in die §§ 123, 124 SGB XI aufgenommen, die nicht geeignet sind, eine praxistaugliche Regelungsgrundlage für die Mo- dellvorhaben zu bieten . Die nunmehrigen Regelungen lassen anstelle des in der Bund-Länder-AG vereinbarten ganzheitlichen Be- ratungsansatzes lediglich ein Konstrukt der Aufgaben- übernahme durch die Kommunen zu, das eine künst- liche Konkurrenzsituation zwischen Pflegekassen und  Kommunen schafft und jegliche Kooperation von Be- ratungsinstitutionen ausschließt . 2 . Der Bundesrat stellt seine Bedenken zugunsten einer Verabschiedung der leistungs- und vertragsrechtlichen Vorschriften des PSG III zunächst zurück . Er fordert aber die Bundesregierung auf, schnellstmöglich einen weiteren Gesetzentwurf vorzulegen, der die vom Bun- desrat in seiner Stellungnahme vom 23 . September 2016 vorgeschlagene Formulierung der §§ 123, 124 SGB XI übernimmt . Insbesondere folgende Aspekte sind zu berücksichtigen: a) Anstelle der bislang in § 123 Absatz 1 Satz 3 SGB XI vorgesehen Regelung, wonach die Kom- munen die Aufgaben mit eigenen Beratungsstel- len übernehmen müssen, womit zugleich jede Art von Kooperation mit vorhandenen funktionieren- den Beratungsangeboten ausgeschlossen wird, muss eine Regelung dergestalt getroffen werden,  dass die Modellvorhaben insbesondere folgende Aufgaben umfassen können: die Beratung der Altenhilfe nach § 71 Absatz 2 Nummer 3 und 4 SGB XII, die Beratung nach §§ 34 und 106 SGB IX,  die Beratung  des  öffentlichen Gesundheits- dienstes, die Beratung im Bereich rechtlicher Be- treuung, die Pflegeberatung nach den §§ 7a bis  7c SGB XI, die Beratung in der eigenen Häus- lichkeit nach § 37 Absatz 3 SGB XI und die Pfle- gekurse nach § 45 SGB XI . In den Modellvor- haben soll insbesondere die Zusammenarbeit mit behindertengerechten Wohnangeboten, mit dem öffentlichen Nahverkehr und mit der Förderung  des bürgerschaftlichen Engagements sicherge- stellt werden . b) Die Stadtstaatenregelung in § 123 Absatz 1 SGB XI ist zu streichen, da sie den Stadtstaaten – an- ders als allen anderen Großstädten – verwehrt, den Modellversuch in der gesamten Stadt durch- führen können . c) Anstelle der bislang in § 123 Absatz 3 Satz 4 SGB XI vorgesehenen Regelung, wonach die Länder insgesamt bei der Genehmigung sicher- stellen sollen, dass die Hälfte aller bewilligten Modellvorhaben durch Antragsteller nach § 123 Absatz 1 SGB XI durchgeführt wird, die keine mehrjährigen Erfahrungen in strukturierter Zu- sammenarbeit in der Beratung aufweisen, ist eine Regelung dergestalt aufzunehmen, dass die Län- der darauf hinwirken, dass unterschiedliche An- sätze erprobt werden und über die Genehmigung im Benehmen mit den kommunalen Spitzenver- bänden auf Landesebene und den Landesverbän- den der Pflegekassen entscheiden. d) Anstelle der bislang in § 123 Absatz 4 Satz 1 SGB XI vorgesehenen Regelung, wonach der GKV-Spitzenverband Empfehlungen über die konkreten Voraussetzungen, Ziele, Inhalte und Durchführung der Modellvorhaben beschließen soll, ist eine Regelung dergestalt aufzunehmen, dass das Nähere zu den konkreten Voraussetzun- gen, Zielen, dem Inhalt und der Durchführung der Modellvorhaben sowie zum Antragsverfah- ren und zum Widerruf einer Genehmigung durch landesrechtliche Vorschriften zu regeln ist . e) Anstelle der Vorschrift nach § 123 Absatz 5 Satz 2 SGB XI, wonach die Beiträge der Pflegekassen  zu den Modellversuchen auf deren Ausgabenvo- lumen vor dem Modellversuch begrenzt werden, ist eine Regelung aufzunehmen, die sicherstellt, dass  demografisch  bedingte  Steigerungen  und  Zunahmen der Beratungsnachfrage nicht zu ein- seitigen Belastungen der Modellkommune füh- ren . f)  Die  vorgesehene  Nachweispflicht  der  Kommu- nen in § 123 Absatz 7 SGB XI entspricht nicht den Absprachen in der Bund-Länder-AG . Sie wäre auch in der Praxis nicht umsetzbar, da die Nachweisführung über die eingebrachten Mittel vor und nach Beginn der Modellvorhaben auf Grundlage der Haushaltsaufstellung nicht hin- reichend gelingen könnte . Da gegenüber den Landesverbänden der Pflegekassen ohnehin eine  Nachweis-  und  Berichtspflicht  besteht  (§  123  Absatz 5 Nummer 3 SGB XI), kann auf weiter- gehende Vorgaben verzichtet werden; die betref- fende Regelung ist zu streichen . g) Anstelle der Vorschrift in § 124 Absatz 2 SGB XI, wonach die Genehmigung zur Durchführung eines Modellvorhabens zu widerrufen ist, wenn die in § 123 Absatz 1 Satz 5 SGB XI genannten Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 201721416 (A) (C) (B) (D) Aufgaben oder die nach § 123 Absatz 5 Satz 1 SGB XI vereinbarten oder die in § 123 Absatz 5 Satz 2 oder Absatz 7 SGB XI festgelegten An- forderungen nicht oder nicht in vollem Umfang erfüllt werden, ist eine Ermessensregelung auf- zunehmen, damit die zuständigen obersten Lan- desbehörden bei geringfügigen „Verstößen“ die Verhältnismäßigkeit wahren können . 3 . Mit dem vom Deutschen Bundestag beschlosse- nen PSG III vollzieht die Bundesregierung nun zum letztmöglichen Zeitpunkt einen weiteren Schritt der Pflege reform  und  führt  den  neuen  Pflegebedürftig- keitsbegriff und das neue Begutachtungssystem auch  in die Sozialhilfe ein . Damit verbunden sind weitrei- chende Veränderungen im Sozialhilferecht, die auch eine Neuausrichtung des Leistungsrechts der Hilfe zur Pflege mit Leistungsausweitungen und neuen Leistun- gen beinhalten . Der Bundesrat hat bereits mit seinen Beschlüssen vom 25 . September und 18 . Dezember 2015 (vgl . BR-Drucksache 354/15 und 567/15) zum Zweiten Ge- setz  zur  Stärkung  der  pflegerischen Versorgung  und  zur Änderung weiterer Vorschriften  (Zweites Pflege- stärkungsgesetz – PSG II) deutlich zum Ausdruck ge- bracht, dass die seit dem Jahr 2009 von den Ländern geforderte Einführung des neuen Pflegebedürftigkeits- begriffs  und  das  damit  verbundene  neue  Begutach- tungsverfahren ausdrücklich begrüßt werden . Insbe- sondere haben die Länder aber bereits im Rahmen des  Zweiten  Pflegestärkungsgesetzes  auch  ihr  Un- verständnis in Bezug auf die rechtssystematisch und sozialpolitisch nicht nachvollziehbare Entkoppelung eines einheitlichen Lebenssachverhaltes hingewiesen, der in zwei Sozialgesetzbüchern – dem SGB XI als „Teilleistungssystem“ und dem SGB XII als ergänzen- des, „bedarfsdeckendes System“ geregelt ist und durch zwei getrennte Gesetzgebungsverfahren (PSG II und PSG III) geändert werden soll . Zur Sicherstellung des nahtlosen Übergangs in das neue Leistungsrecht und zur Definition des Leistungsspektrums der Sozialhil- fe einschließlich Abgrenzung zum SGB XI haben sie daher eine umgehende zeitnahe Umsetzung der grund- legenden pflegerechtlichen Änderungen auch im Sozi- alhilferecht gefordert . Die Länder begrüßen ausdrücklich, dass der eingeleite- te Perspektiven- und Paradigmenwechsel mit der Teil- habeorientierung  in der Pflege nun auch  in der Sozi- alhilfe Eingang findet und pflegebedürftige Menschen  mit Einschränkungen in der Alltagskompetenz ein- bezogen werden . Damit wird auch einem dringenden sozialpolitischen Anliegen der Länder Rechnung ge- tragen, pflegebedürftige Menschen im Leistungsbezug  der Sozialhilfe gegenüber dem neuen Leistungsrecht der Pflegeversicherung nicht schlechter zu stellen. Die  Länder bezweifeln allerdings die von der Bundesre- gierung prognostizierte Entlastung der Träger der So- zialhilfe . Eine solche Entlastung wird derzeit nicht als belegt und gesichert angesehen . Im Gegenteil ist zu befürchten, dass die Umsetzung des zweiten Artikels des PSG III mit der Gefahr von Mehrausgaben für die Träger der Sozialhilfe, das heißt insbesondere für die Kommunen verbunden ist . Die  finanziellen  Gesamtfolgen  des  neuen  Pflegebe- dürftigkeitsbegriffs  und  des  neuen  Leistungsspek- trums bedürfen daher einer genauen Analyse und der nachvollziehbaren, auf valider Grundlage beruhenden Bezifferung und Begründung. Aus diesem Grund müs- sen die Auswirkungen auf die Sozialhilfe ab dem Jahr 2017 evaluiert werden . Die Evaluationsklausel des § 18c SGB XI ist für die Feststellung der Kostenfolgen und der Ausgabenent- wicklung  in der Hilfe zur Pflege nach dem SGB XII  nicht ausreichend, weil hiernach nicht zwingend auch die Auswirkungen auf das SGB XII untersucht wer- den müssen und Kostenfolgen für die Sozialhilfe über- haupt keinen Untersuchungsgegenstand darstellen . Der Bundesrat fordert die Bundesregierung daher auf, unter Beteiligung der Länder eine begleitende wissen- schaftliche Evaluation zu beauftragen und dem Deut- schen Bundestag und dem Bundesrat über die Ergeb- nisse dieser Untersuchung zu berichten . Im Rahmen der Evaluation sind insbesondere Auswirkungen hin- sichtlich der folgenden Aspekte zu untersuchen: a) Brutto- und Nettoausgaben der Träger der Sozial- hilfe für erbrachte Leistungen nach dem Siebten Kapitel des SGB XII im Vergleich zu den jewei- ligen Ausgaben des Jahres 2016; b) Verwaltungsausgaben der Träger der Sozialhilfe im Rahmen des Siebten Kapitels des SGB XII im Vergleich zu den Ausgaben des Jahres 2016; c) Entwicklung der Anzahl der Leistungsberechtig- ten im Rahmen des Siebten Kapitels des SGB XII nach Pflegegraden, Leistungsart und -umfang so- wie Versichertenstatus; d) Entwicklung der Anzahl der Leistungsberechtig- ten, die sowohl Leistungen der Eingliederungs- hilfe nach dem Sechsten Kapitel als auch Leis- tungen  der  Hilfe  zur  Pflege  nach  dem  Siebten  Kapitel des SGB XII erhalten; e) Auswirkungen der Regelungen im SGB XI und SGB XII zur Abgrenzung der Leistungen der So- zialen Pflegeversicherung nach dem Elften Buch  sowie den Leistungen der Eingliederungshilfe und der Hilfe zur Pflege nach dem Sechsten und  Siebten Kapitel des Zwölften Buches . Die Bundesregierung wird gebeten, einen Beirat zur Begleitung der Evaluation einzurichten, dem Vertrete- rinnen und Vertreter der Kommunalen Spitzenverbän- de, der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe, der Länder, der Wissenschaft, des Bundesministeriums für Gesundheit und des Bun- desministeriums für Arbeit und Soziales angehören . Der Bericht über die Ergebnisse der Evaluation für die Jahre 2017 bis 2021 ist aus Sicht der Länder bis zum 30. Juni 2022 vorzulegen und zu veröffentlichen. Für die Bundesregierung besteht hinsichtlich der ge- forderten Evaluation kein Risiko, da sie – von der Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 21417 (A) (C) (B) (D) Richtigkeit ihrer Berechnungen überzeugt – sogar unter Berücksichtigung der durchschnittlichen jährli- chen Ausgabensteigerungen in der Hilfe zur Pflege im  Ergebnis mit erheblichen Entlastungen der Träger der Sozialhilfe rechnet . Bei einem gegenteiligen Ergebnis der Evaluation erwarten die Länder, dass in weiteren Gesetzgebungsverfahren die im Rahmen der Umset- zung des PSG III von der Bundesregierung vorherge- sagte Entlastung zugunsten der Träger der Sozialhilfe umgesetzt wird . 4 . Der Bundesrat begrüßt grundsätzlich die Zielrichtung der im Rahmen des Verfahrens beim Deutschen Bun- destag vorgenommen Ergänzungen, insbesondere der §§ 84 und 89 SGB XI, die einen Gleichklang der leis- tungsgerechten Bezahlung zwischen tarifgebundenen und  nicht-tarifgebundenen  Pflegeeinrichtungen  zum  Ziel haben . Allerdings ist der Bundesrat der Auffassung, dass die- se Regelungen tief in das Vergütungsrecht des SGB XI eingreifen und deren Umsetzung derzeit noch nicht absehbare Konsequenzen bei den Vergütungen in der stationären und ambulanten Pflege und der Verhand- lung dieser Vergütungen zwischen Kostenträgern und Leistungsanbietern nach sich zieht . Insbesondere die Auswirkungen der Neuregelung des § 84 Absatz 2 Satz 6 SGB XI hinsichtlich der über Ta- rifvertrag hinausgehenden Vergütungen sind derzeit nicht abschätzbar . Unklar ist, wie die nicht-tarifgebun- denen Einrichtungen diese Möglichkeit in der Praxis umsetzen und sich die Regelungen auf das Tarifsystem und den zwischen den Leistungserbringern bestehen- den Wettbewerb auswirken . Der Bundesrat betont, dass die Regelung nicht dazu führen darf, dass die eigentliche Intention unterlaufen wird, einen Anreiz für tarifgerechte Entlohnung zu schaffen,  sondern vielmehr genutzt wird,  einer Wett- bewerbsverzerrung zu Lasten tarifgebundener Einrich- tungen Vorschub zu leisten, indem die Möglichkeit der Anerkennung  übertariflicher  Bezahlung  selektiv  ge- nutzt wird und der „Abwerbung“ von Pflegefachkräf- ten dient, ohne das Durchschnittsniveau der Gehälter für Beschäftigte zu verbessern . Der Bundesrat fordert die Bundesregierung daher auf, die Neuausrichtung der Vergütungsverfahren auf der Grundlage der oben genannten Änderungen zu evalu- ieren und bis 31 . Dezember 2019 einen Evaluationsbe- richt vorzulegen . Schwerpunkte der Evaluation sollten – die Entwicklung der Vergütungen und der Perso- nalstruktur, differenziert nach nicht-tarifgebunden  und tarifgebunden Einrichtungen, sowie die –  Auswirkungen auf die jeweiligen Pflegevergütun- gen und die Finanzierungsanteile insbesondere der Betroffenen, ihrer Angehörigen und der Sozialhilfe sein . Begründung zu Ziffer 4: Die Regelung zur tarifentsprechenden Bezahlung des Personals in nicht tarifgebundenen Einrichtungen ist grundsätzlich begrüßenswert . Allerdings werfen die jetzt gewählten Formulierungen Fragen hinsichtlich ih- rer praktischen Umsetzung und der daraus resultierenden Auswirkungen auf . Fraglich ist insbesondere, wie sich die Regelungen auf das Tarifvertragsgefüge auswirken, wie die grundsätzlich eingeräumte Möglichkeit übertariflicher Bezahlung von  nicht-tarifgebunden Einrichtungen genutzt wird und ob diesen hierdurch ein Vorteil gegenüber tarifgebunden Einrichtungen entsteht . Es ist nicht auszuschließen, dass nicht-tarifgebundene Einrichtungen ihre Gesamtperso- nalkonzeption darauf ausrichten werden, die Möglichkeit der Anerkennung einer über tarifliche Vergleichsentgelte  hinausgehenden Vergütung nur für spezielle Fachkräfte zu nutzen . So könnte das Durchschnittsniveau der Gehäl- ter für das Gros der Beschäftigen unverändert (gering) bleiben,  um  übertarifliche  Gehälter  für  Fachkräfte  mit  „Leitungsverantwortung oder Übernahme besonderer Aufgaben“ (vgl . Begründung zu §§ 84 und 89 Absatz 1 SGB XI in der Beschlussempfehlung und dem Bericht des federführenden Gesundheitsausschusses des Deut- schen Bundestages, BT-Drucksache 18/10510, hinsicht- lich der Frage des Vorliegens eines „sachlichen Grundes“ für eine über Tarifniveau hinausgehende Vergütung) zu finanzieren und damit  ihre Attraktivität  als Arbeitgeber  zu steigern, ohne ihr Einrichtungspreisniveau wesentlich zu verändern . Es ist nicht auszuschließen, dass damit aus den ta- rifgebundenen Einrichtungen Fachkräfte abgeworben werden . Eine Splittung der Gehälter birgt gegebenen- falls sogar die Gefahr der Verschlechterung der finanzi- ellen Situation eines großen Teils der Beschäftigten in nicht-tarifgebundenen Einrichtungen in sich . Um dies zu vermeiden, fehlt – zur Wahrung der Gleichbehandlung der Einrichtungen – in den jetzt geänderten Vorschriften eine konkrete Vorgabe, die bestimmt, dass für den Fall ei- ner Orientierung am Tarifniveau diese für alle Beschäfti- gen in nicht-tarifgebundenen Einrichtungen gelten muss . – Erstes Gesetz zur Änderung des Luftsicherheitsge- setzes – Gesetz zur Änderung des Versorgungsrücklagege- setzes und weiterer dienstrechtlicher Vorschriften – Gesetz über Maßnahmen zur Förderung des deut- schen Films (Filmförderungsgesetz – FFG) – … Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die in- ternationale Rechtshilfe in Strafsachen – Gesetz zur Änderung des Völkerstrafgesetzbuches – Drittes Gesetz zur Änderung der Insolvenzordnung und zur Änderung des Gesetzes, betreffend die Ein- führung der Zivilprozessordnung – Sechstes Gesetz zur Änderung des Fernstraßenaus- baugesetzes – Drittes Gesetz zur Änderung des Bundesschienen- wegeausbaugesetzes – Gesetz über den Ausbau der Bundeswasserstraßen und zur Änderung des Bundeswasserstraßengeset- zes Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 201721418 (A) (C) (B) (D) – Gesetz zu dem Abkommen vom 22. März 2016 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung der Republik Serbien über die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich – Gesetz zu dem Abkommen vom 31. Mai 2013 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und dem Ministerrat der Republik Albanien über die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich – Gesetz zu dem Abkommen vom 9. Juli 2014 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung von Georgien über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Organi- sierten Kriminalität, des Terrorismus und anderer Straftaten von erheblicher Bedeutung – Gesetz zu dem Protokoll vom 27. Juni 1997 zur Neufassung des Internationalen Übereinkommens vom 13. Dezember 1960 über Zusammenarbeit zur Sicherung der Luftfahrt „EUROCONTROL“ – Gesetz zu dem Protokoll vom 8. Oktober 2002 über den Beitritt der Europäischen Gemeinschaft zum Internationalen Übereinkommen vom 13. Dezem- ber 1960 über Zusammenarbeit zur Sicherung der Luftfahrt „EUROCONTROL“ entsprechend den verschiedenen vorgenommenen Änderungen in der Neufassung des Protokolls vom 27. Juni 1997 – Drittes Gesetz zur Änderung des Bundeswaldgeset- zes – Gesetz zum Schutz vor Manipulationen an digita- len Grundaufzeichnungen – Gesetz zur verbesserten Durchsetzung des An- spruchs der Urheber und ausübenden Künstler auf angemessene Vergütung und zur Regelung von Fragen der Verlegerbeteiligung – Gesetz zur Änderung von Vorschriften zur Vergabe von Wegenutzungsrechten zur leitungsgebundenen Energieversorgung – Gesetz zur Änderung der Bestimmungen zur Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung und zur Eigenversorgung – Gesetz zur Neuordnung der Verantwortung in der kerntechnischen Entsorgung Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Der Bundesrat sieht in dem Gesetz einen wichtigen Schritt zur Sicherstellung der Finanzierung der Stillle- gung und des Rückbaus der Kernkraftwerke sowie der Entsorgung der radioaktiven Abfälle . Er begrüßt, dass dabei im Bereich der kerntechnischen Entsorgung die Handlungsverantwortung mit der Pflicht zur Finanzie- rungssicherung grundsätzlich zusammengeführt wor- den ist . 2 . Das Gesetz begrenzt seinen gegenständlichen An- wendungsbereich jedoch bislang auf die in Anhang 1 des Entsorgungsfondsgesetzes aufgeführten Anlagen zur Spaltung von Kernbrennstoffen zur gewerblichen  Erzeugung von Elektrizität . Es weicht insoweit vom atomrechtlichen Verursachungsprinzip, das alle Ak- teure und Stadien des Brennstoffkreislaufs erfasst, ab.  Um  den  gesamten  Brennstoffkreislauf  zu  erfassen,  sollte daher nach einer dreijährigen Anwendungsphase das Gesetz im Lichte der zwischenzeitlichen Erfah- rungen daraufhin überprüft werden, ob es einer Ergän- zung des gegenständlichen Anwendungsbereichs be- darf . Dabei ist zu evaluieren, ob es zweckmäßig oder sogar notwendig ist, Forschungsanlagen (wie z . B . den THTR 300) oder gewerbliche Anlagen der Brennstoff- versorgung, in denen radioaktive Abfälle angefallen sind oder künftig noch anfallen werden, unter Anwen- dung des Verursacherprinzips ebenfalls zu erfassen . Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- teilt, dass sie den Antrag Mehr Frauen auf allen Füh- rungsebenen auf Drucksache 18/773 zurückzieht . Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Radargeschädigte der Bun- deswehr und der ehemaligen NVA zügig entschädigen auf Drucksache 18/6649 zurückzieht . Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Vierter Bericht der Bundesregierung über die Um- setzung des Aktionsplans „Zivile Krisenpräventi- on, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung“ (Berichtszeitraum: Juni 2010 bis Mai 2014) Drucksache 18/3213 Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2016 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaus- haltsordnung über die Einwilligung in eine über- planmäßige Ausgabe bei Kapitel 08 01 Titel 687 31 – Sonstige Leistungen im Rahmen der Wieder- gutmachung an Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung – bis zu einer Höhe von 17 Mio. Euro Drucksachen 18/10011, 18/10307 Nr. 3 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2016 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaus- haltsordnung über die Einwilligung in eine über- planmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 02 Titel 636 12 – Erstattung von Aufwendungen der Deutschen Rentenversicherung Bund aufgrund der Überfüh- rung von Zusatzversorgungssystemen in die RV – bis zu einer Höhe von 14 Mio. Euro Drucksachen 18/10194, 18/10307 Nr. 10 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2016 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaus- haltsordnung über die Einwilligung in eine über- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 2017 21419 (A) (C) (B) (D) planmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 02 Titel 636 85 – Zuschüsse zu den Beiträgen zur Rentenversi- cherung der in Werkstätten und Integrationspro- jekten beschäftigten behinderten Menschen – bis zu einer Höhe von 27 Mio. Euro Drucksachen 18/10195, 18/10307 Nr. 11 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2016 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaus- haltsordnung über die Einwilligung in eine über- planmäßige Ausgabe bei Kapitel 0813 Titel 688 04 – Zahlungen an die EU für abzuführende Zölle, soweit diese nicht eingenommen worden sind, ein- schließlich der Zinsen gemäß Artikel 11 der Rats- verordnung 1150/2000 – bis zur Höhe von 23,629 Mio. Euro Drucksachen 18/10693, 18/10924 Nr. 1.8 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2014/2015 der Bundesnetzagen- tur – Telekommunikation mit Sondergutachten der Monopolkommission – Telekommunikation 2015: Märkte im Wandel Drucksachen 18/7010, 18/7276 Nr. 2 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsbericht 2014/2015 der Bundesnetzagen- tur – Post mit Sondergutachten der Monopolkommission – Post 2015: Postwendende Reform – Jetzt! Drucksachen 18/7011, 18/7276 Nr. 3 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Tätigkeitsberichte 2014/2015 der Bundesnetzagen- tur – Telekommunikation und Post mit den Sondergutachten der Monopolkommission Telekommunikation 2015: Märkte im Wandel und Post 2015: Postwendende Reform – Jetzt! Drucksachen 18/7010 und 18/7011 hier: Stellungnahme der Bundesregierung Drucksachen 18/10040, 10307 Nr. 5 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht nach § 3 des Energieleitungsausbaugeset- zes Drucksachen 18/9855, 18/10102 Nr. 4 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Stand und Bewertung der Exportinitiative Erneu- erbare Energien für die Jahre 2012 bis 2014 Drucksachen 18/10000, 18/10307 Nr. 2 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über Maßnahmen auf dem Gebiet der Unfall- verhütung im Straßenverkehr 2014 und 2015 (Unfallverhütungsbericht Straßenverkehr 2014/15) Drucksachen 18/9640, 18/9879 Nr. 1 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Regierungsprogramm Wasserstoff- und Brenn- stoffzellentechnologie 2016 bis 2026 – von der Marktvorbereitung zu wettbewerbsfähigen Pro- dukten Drucksachen 18/9910, 18/10102 Nr. 9 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak- torsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Hauptgutachten 2016 des Wissenschaftlichen Bei- rats der Bundesregierung Globale Umweltverände- rungen Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte Drucksachen 18/9590, 18/9733 Nr. 1.3 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/10706 Nr . A .1 EU-Dok 496/2016 Drucksache 18/10706 Nr . A .2 Ratsdokument 14392/16 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/7286 Nr . A .9 Ratsdokument 15261/15 Haushaltsausschuss Drucksache 18/9605 Nr . A .36 KOM(2016)300 endg . Drucksache 18/10116 Nr . A .18 Ratsdokument 12186/16 Drucksache 18/10116 Nr . A .19 Ratsdokument 12873/16 Drucksache 18/10311 Nr . A .12 Ratsdokument 12741/16 Drucksache 18/10311 Nr . A .13 Ratsdokument 12769/16 Drucksache 18/10311 Nr . A .14 Ratsdokument 13373/16 Drucksache 18/10449 Nr . A .12 Ratsdokument 13147/16 Drucksache 18/10449 Nr . A .13 Ratsdokument 13377/16 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 213 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 20 . Januar 201721420 (A) (C) (B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/9605 Nr . A .50 Ratsdokument 10587/16 Drucksache 18/10449 Nr . A .14 Ratsdokument 13500/16 Drucksache 18/10706 Nr . A .8 Ratsdokument 14261/16 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/9746 Nr . A .7 Ratsdokument 11520/16 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/8936 Nr . A .24 ERH 8/2016 Drucksache 18/10116 Nr . A .23 EP P8_TA-PROV(2016)0322 Drucksache 18/10116 Nr . A .24 Ratsdokument 12279/16 Drucksache 18/10311 Nr . A .25 Ratsdokument 12259/16 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/10116 Nr . A .25 Ratsdokument 12574/16 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 18/9605 Nr . A .65 Ratsdokument 10800/16 213. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 21 Arbeitsprogramm der EU-Kommission 2017 TOP 22 Bundeswehreinsatz in Mali (MINUSMA) TOP 23 Ausbildungsunterstützung der Bundeswehr im Irak TOP 24 Zulassungspflicht für Finanzprodukte TOP 25 Jahresbericht 2015 des Wehrbeauftragten TOP 26 Friedens- und Konfliktforschung TOP 27 Unternehmensmitbestimmung Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Susanna Karawanskij


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Liebe Gäste! Eine Frage: Würden Sie mit ih-






    (A) (C)



    (B) (D)


    ren Kindern oder Enkeln auf den Rummel gehen und Rie-
    senrad fahren, wenn Sie wüssten, dass das Gerüst nicht
    zugelassen ist oder es nicht den Sicherheitsvorschriften
    entspricht? Oder würden Sie eine Kopfschmerztablette
    einnehmen, wenn Sie nicht wüssten, dass das Medika-
    ment auch zugelassen ist?


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Nein!)


    – Genau, würden Sie nicht . Ich würde es auch nicht ma-
    chen .

    Aber die Eltern, die Mütter, die für ihre Kinder etwas
    Geld anlegen wollen, und die baldigen Ruheständler, die
    Geld für die ruhigeren Tage zurücklegen wollen, sind am
    Finanzmarkt auf sich selber gestellt .


    (Manfred Zöllmer [SPD]: Das kann man nicht vergleichen!)


    Denn da gilt: Alles, was nicht ausdrücklich verboten ist,
    ist erlaubt . Fast jede Bank kann ein noch so komplexes
    Produkt auf den Markt bringen und verkaufen . So wird
    der Finanzmarkt tagtäglich mit einer wirklich unüber-
    schaubaren Anzahl von Finanzprodukten überschwemmt,
    und das Ganze wird damit immer unbeherrschbarer .

    Die fortwährende Finanzkrise, mit der wir es zu tun
    haben, hat sich unter anderem gerade auch wegen der
    komplexen Finanzinstrumente und ihrer völlig falsch
    eingeschätzten Werthaltigkeit über den Globus ausge-
    breitet .

    Die Verbraucherinnen und Verbraucher können kei-
    nen Durchblick behalten und tappen dann schnell in die
    Falle . Sie kaufen ein Produkt, das ihren Risikoneigungen
    überhaupt nicht entspricht . Auch der Gang zu einem Fi-
    nanzberater schafft nicht wirklich Abhilfe; denn er kann 
    auch nur sehr schwer einschätzen, mit welchem Risiko
    die Geldanlagen tatsächlich behaftet sind . Außerdem
    berät er meistens auch mit Blick auf eine zu erwartende
    Provision und damit eben nicht immer hundertprozentig
    verbrauchergerecht .

    Nach unterschiedlichen Schätzungen verlieren die
    Bundesbürger jährlich bis zu 98 Milliarden Euro we-
    gen – meist auf der Erwartung von Provision basieren-
    der – Falschberatung bei Abschluss von Kapitalanlagen .
    Bei Prokon – ich denke, der Skandal dürfte Ihnen noch
    in Erinnerung sein – haben die 75 000 Anlegerinnen und
    Anleger durch angeblich sichere Genussrechte bislang
    etwa 1,4 Milliarden Euro verloren .

    Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland besitzen
    ungefähr 90 Millionen Lebensversicherungsverträge,
    und die Anbieter von Lebensversicherungen haben einen
    Kapitalanlagebestand von gut 885 Milliarden Euro . Ist
    es angesichts solcher Zahlen nicht völlig absurd, dass
    niemand prüft, ob die Anleihe, das Derivat oder das
    Zertifikat den Verbraucherinnen und Verbrauchern,  den 
    Rentenversicherungen, den Lebensversicherungen oder
    sogar der Volkswirtschaft gefährlich werden kann?


    (Beifall bei der LINKEN – Manfred Zöllmer [SPD]: Das ist doch Blödsinn! Selbstverständlich wird das gemacht!)


    – Ja, in der Vergangenheit wurden Instrumente geschaf-
    fen, um die Verbraucherinnen und Verbraucher zu schüt-
    zen .


    (Manfred Zöllmer [SPD]: Ja, stimmt!)


    Die Finanzaufsicht prüft vorab aber lediglich formal, ob
    die Prospekte für ein neues Produkt vollständig und da-
    mit kohärent sind .


    (Manfred Zöllmer [SPD]: Nein, das stimmt nicht!)


    Sie prüft nicht inhaltlich . Somit kommt tatsächlich ge-
    fährlicher Finanzschrott auf den Markt .

    Es gibt die Möglichkeit der sogenannten Produktin-
    tervention, und es gibt die Marktwächter Finanzen . Sie
    werden aber höchstens im Nachhinein tätig,


    (Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Das stimmt alles nicht!)


    was bedeutet, dass sie sich erst dann inhaltlich mit einem
    Finanzprodukt auseinandersetzen, nachdem das Produkt
    auf den Markt gekommen ist und schon entsprechende
    Schäden bei den Anlegern angerichtet hat .

    Das ist für uns nicht ausreichend . Wir als Linke for-
    dern eine Verfahrensumkehr und einen Finanz-TÜV .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Im Gegensatz zum derzeitigen Zustand wollen wir näm-
    lich, dass zukünftig jedes Finanzprodukt ausdrücklich
    durch qualifizierte Fachleute  zugelassen wird, bevor  es 
    auf den Markt kommt .

    Beim Finanz-TÜV geht es um eine präventive Re-
    gulierung nach dem Vorsorgeprinzip, damit die Märkte
    nicht  weiter  mit  Finanzschrott  geflutet  werden  können 
    und die Finanzbranche nicht weiter sehr kreativ beste-
    hende Regulierungen umgehen kann, wodurch vor allen
    Dingen ungeeignete Produkte in die Hände von Kleinan-
    legern kommen .


    (Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Das ist sehr  einseitig!)


    Durch die ausdrückliche Erstzulassung von Finanzin-
    strumenten, Finanzmarktakteuren und -praktiken sollen
    die Märkte entsprechend entschlackt und systemische
    Risiken minimiert werden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zudem sollen entsprechend transparente, einfache, kos-
    tengünstige, risikobeherrschbare Finanzprodukte auf den
    Markt kommen und gleichzeitig schädliche Geldanlagen
    herausgefiltert  werden,  damit Anlagepleiten  vermieden 
    werden können .

    Klar ist, dass ein solcher Finanz-TÜV auf europäi-
    scher Ebene – am besten bei der ESMA – etabliert wer-
    den sollte, weil es überhaupt nichts nützt, wenn ein Fi-
    nanzprodukt in Deutschland verboten ist, in Belgien aber
    zugelassen wird .


    (Manfred Zöllmer [SPD]: Wie viele Millionen Produkte gibt es?)


    Susanna Karawanskij






    (A) (C)



    (B) (D)


    Um es an dieser Stelle aber ganz deutlich zu sagen:
    Wir wollen kein Verbot von Kapitalanlagen jenseits des
    Sparbuchs . Das ist nicht unser Anliegen . Wer zocken
    will, soll das gerne auch weiterhin tun können . Aktien
    und andere riskante Produkte sollen auch weiterhin in
    die Hände von Kleinanlegern gelangen können, solan-
    ge sie transparent und seriös sind . Eine Zulassung durch
    den Finanz-TÜV soll eben nicht wie ein Unbedenklich-
    keitssiegel wirken, das zum Beispiel sagt, dass dadurch
    Verluste ausgeschlossen sind . Sie verklagen ja auch nicht
    einen Fönhersteller, weil ihre Haare nicht schnell genug
    trocken werden, oder einen Autohersteller, weil Sie mit
    dem Fahrzeug zu schnell gefahren sind .


    (Dr. Frank Steffel [CDU/CSU]: Das ist ein  Quatsch!)


    Zum Abschluss möchte ich noch etwas zur Finanzie-
    rung des Finanz-TÜVs sagen . Die Prüfung durch ausrei-
    chend qualifiziertes Personal kostet  zwangsläufig Geld. 
    Mit zunehmender Komplexität eines Produkts wird die
    Prüfung immer mehr kosten; das ist klar . Wir haben dabei
    folgenden grundlegenden Gedanken: Die Herausgeber
    der Finanzinstrumente zahlen für die Prüfung entspre-
    chend dem Prüfaufwand . Ich denke, dass allein dadurch
    die  Finanzprodukte  zwangsläufig  ein  bisschen  verein-
    facht werden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der vorliegende Antrag greift unsere Kernforderun-
    gen zum Finanz-TÜV auf . Ich kann Ihnen nur wärmstens
    empfehlen, innerhalb der parlamentarischen Beratungen
    auch unser umfassendes Konzeptpapier dazu durchzule-
    sen . Vielen Menschen, die für das Alter vorsorgen wol-
    len, können Sie durch die Annahme unseres Vorschlags
    Enttäuschungen ersparen . Gerade in einem Wahljahr wie
    diesem sollte es in Ihrem Interesse liegen, die Menschen
    ins Zentrum zu rücken und nicht die Finanzmarktlobby .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Nächster Redner ist Dr. Frank Steffel, 

CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Frank Steffel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Liebe Frau Karawanskij, Sie haben
    Ihre Rede begonnen – Sie haben das charmant vorgetra-
    gen – mit dem Hinweis auf Medikamente . Das klingt für
    die Zuhörer sicherlich überzeugend,


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Das ist überzeugend!)


    sodass sie sich fragen: Warum machen wir es nicht so
    einfach? – Sie sollten aber fairerweise darauf hinweisen,
    dass es bei Medikamenten erstens einen Beipackzettel
    gibt und zweitens die Nebenwirkungen angegeben sind .
    Nur weil ein Medikament mit größerer oder geringerer
    Wahrscheinlichkeit möglicherweise Nebenwirkungen

    hat, wird es nicht verboten . Wenn wir alle Medikamente
    verbieten würden, die Nebenwirkungen haben könnten,
    dann gäbe es in Deutschland keine Medikamente .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf der Abg . Susanna Karawanskij [DIE LINKE])


    – Melden Sie sich doch zu einer Zwischenfrage . Ich stehe
    Ihnen gerne zur Verfügung . Ansonsten sollten Sie mich
    meine Argumente genauso vortragen lassen, wie ich es
    bei Ihnen getan habe .

    Wenn Sie das bei Finanzprodukten ähnlich machen
    wollen, dann gilt das Gleiche . Sie können natürlich sagen:
    Wir verbieten alle Finanzprodukte, die Nebenwirkungen
    haben . – Aber, meine Damen und Herren Zuhörer, Sie
    müssen wissen, dass das dann nicht nur hochspekulati-
    ve, von uns allen als dubios und unseriös eingeschätzte
    Produkte  betrifft,  sondern  auch  den  Ökobauernhof  um 
    die Ecke, das Sozialprojekt, das Kulturprojekt und den
    Sportverein, der ein paar Tausend Euro für das neue Ver-
    einsheim sammelt . Das alles müssten wir – weil es Risi-
    ken birgt und Nebenwirkungen hat – ebenfalls verbieten .


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Von „verbieten“ hat hier keiner was gesagt! Sie hätten zuhören sollen!)


    Sie erwecken des Weiteren den Eindruck – das ist
    schon erstaunlich –, dass diese Bundesregierung und
    auch ihre Vorgängerin seit dem Ausbruch der globalen
    Finanzkrise nicht unendlich viel für die Stabilisierung
    der Finanzmärkte und insbesondere für den Anleger-
    schutz getan hätten . Ich gebe Ihnen trotzdem recht – ich
    sage das sehr klar –: Natürlich ist dieser Markt hoch dy-
    namisch . Wir alle müssen aufpassen und schnell genug
    sein, wenn es um Regulierung, Nachjustierung und den
    Schutz von Bürgerinnen und Bürgern, die ihr Geld an-
    legen wollen, geht; denn die Finanzindustrie ist außer-
    gewöhnlich kreativ . Wir alle arbeiten ständig mit Hoch-
    druck und versuchen, rechtzeitig wirksame Regelungen
    zu  finden,  nachzujustieren  und  übrigens  aufzuklären, 
    aufzuklären, aufzuklären . Der Deutsche Bundestag hat
    aus diesem Grunde gerade im Finanzbereich so viele Ge-
    setze beschlossen wie nur selten zuvor zu einem anderen
    Thema in der Geschichte der Bundesrepublik Deutsch-
    land .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Manfred Zöllmer [SPD]: Genau!)


    Wir haben seit 2007 Gesetzeslücken geschlossen . Wir
    haben mit unglaublichem Aufwand die Transparenz der
    Vermögensanlagen erhöht . Wir haben zur Stabilisierung
    der Finanzmärkte und zum Schutz der Anleger sehr viel
    getan . Wir haben 40 Maßnahmen zur dauerhaften Sta-
    bilisierung der Finanzmärkte auf nationaler und insbe-
    sondere auf europäischer Ebene ergriffen; es gibt diverse 
    Gesetze . Wir haben die Bankenunion beschlossen . Da-
    mit gibt es eine europäische Aufsicht . Denn wir haben in
    der Krise lernen müssen: Es nutzt uns gar nichts, wenn
    wir Deutsche das perfekt machen . Wenn Lehman Bro-
    thers in Amerika Probleme bekommt, dann wackelt auch
    der deutsche Finanzsektor, mit allen Konsequenzen für
    den deutschen Anleger . Wir haben die europäische Ein-

    Susanna Karawanskij






    (A) (C)



    (B) (D)


    lagensicherung und den europäischen Bankenabwick-
    lungsmechanismus auf den Weg gebracht . Wir haben die
    Bankenaufsicht für alle Banken Europas bei der EZB
    angesiedelt . Übrigens sagen uns alle, die damit zu tun
    haben, dass das hervorragend klappt .


    (Dr . Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Sie haben es eigentlich gar nicht gewollt!)


    Viele von uns hatten die Sorge, dass das nicht vernünf-
    tig funktionieren wird . Nein, selbst die Bundesbank sagt
    uns, dass es mindestens so gut klappt wie bei uns in
    Deutschland . Wir sollten das heute einmal erwähnen und
    stolz darauf sein, was der Deutsche Bundestag gerade in
    diesem Bereich beschlossen hat .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich möchte Sie an das Kleinanlegerschutzgesetz er-
    innern . Wir haben vor wenigen Monaten ein Kleinan-
    legerschutzgesetz beschlossen . Wir haben hier den Ver-
    braucherschutz zu einem weiteren Aufsichtsziel unserer
    BaFin erklärt . Wir haben den Vertrieb problematischer
    Produkte dramatisch beschränkt . Wir verbieten irrefüh-
    rende Werbung; denn das war ein Teil der Probleme: Man
    hat den Menschen Sicherheit – bei hoher Rendite – ver-
    sprochen . Das kann es natürlich nicht geben . Wenn Sie
    15 Prozent Zinsen erwarten, dann haben Sie ein hohes
    Risiko . Das ist das kleine Einmaleins der Marktwirt-
    schaft . Jemand wird 15 Prozent nur zahlen, weil er für
    3 Prozent niemanden findet. Damit ist das Risiko natur-
    gemäß höher als bei 3 oder 4 Prozent .

    Wir ermöglichen der BaFin, bereits zu Beginn einer
    Vermarktung eine Beschränkung oder ein Verbot auszu-
    sprechen . Das heißt, die BaFin kann genau das, was Sie
    fordern . Sie kann verhindern, dass problematische Pro-
    dukte in der Bundesrepublik Deutschland überhaupt erst
    auf den Markt kommen .

    Wir haben den Vertrieb eingeschränkt und gesagt:
    Bestimmte Produkte dürfen nur an Menschen vertrieben
    werden, die von dem Produkt auch etwas verstehen .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Jetzt sagen Sie doch mal, warum Sie keine Zulassungspflicht wollen!)


    Übrigens, meine Damen und Herren, dieser Satz gilt
    immer – ich sage das gerade und besonders gerne hier im
    Deutschen Bundestag, wenn  hoffentlich  ein  paar Men-
    schen zuschauen und zuhören –: Kaufe kein Produkt, das
    du nicht verstehst . Das ist der Hinweis an jeden Men-
    schen, der Geld anlegen möchte: Kaufe nur Produkte, die
    du verstehst . – Wenn das geschähe, hätten wir übrigens
    einen Großteil der Probleme schon gelöst .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Das Kleinanlegerschutzgesetz hat darüber hinaus eine
    Mindestlaufzeit eingeführt, weil kurze Laufzeiten ein
    großes Problem waren . Es hat ein Kündigungsrecht ein-
    geräumt . Heute kann man, wenn man ein Finanzprodukt
    kauft, wie bei anderen Produkten auch innerhalb einer
    gewissen Frist sagen: Ich habe mich geirrt, ich habe mich
    schlaumachen lassen, ich trete vom Kaufvertrag zu-
    rück . – Das war früher nicht so . Das, was für viele andere

    Produkte galt, galt für Finanzprodukte nicht . – Auch die-
    se Verbesserungen hat diese Koalition eingeführt .

    Wir haben bei der Erarbeitung dieses Gesetzes – die
    Kolleginnen und Kollegen, die wie ich damit befasst wa-
    ren, werden das bestätigen können – gelernt, wie hetero-
    gen auch der kleine Finanzmarkt ist . Ich habe zwischen
    der ersten und zweiten Lesung über 60 Zuschriften von
    kleinen Unternehmen, Sozialprojekten, Kulturprojek-
    ten und Bürgerinitiativen bekommen, die gesagt haben:
    Wir sammeln Geld ein, aber wir führen nichts Böses im
    Schilde . Achtet darauf, dass ihr unsere Arbeit nicht durch
    gesetzliche Regelungen unmöglich macht .

    Wir haben deshalb in der Beratung hier im Bundes-
    tag das Gesetz an vielen Stellen nachjustiert und gesagt:
    Wir wollen, dass auch ein Sozialprojekt 50 000 Euro
    einsammeln kann . Und wir wollen, dass es im Rahmen
    eines Wohnprojekts Mieterinnen und Mietern ermöglicht
    wird, ein Haus etwa zu kaufen . Natürlich gibt es da ein
    Risiko . Es gibt bei jeder Finanzanlage ein Risiko . Immer
    gibt es ein Risiko, wenn man Geld hat, das man irgendwo
    hinpackt, um damit Geld zu verdienen . Das ist ein Na-
    turgesetz der Marktwirtschaft . Und darüber müssen wir
    aufklären . Im Übrigen gibt es nicht gute und schlechte
    Finanzprodukte, wie Sie versuchen, das den Menschen
    einzureden .


    (Dr . Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch, es gibt richtig schlechte!)


    – Nein, das Finanzprodukt, Herr Schick, richtet sich na-
    türlich am Ziel und am Anlegerkreis aus . Wenn Sie für
    sich entscheiden, von Ihrem üppigen Einkommen hier im
    Deutschen Bundestag 1 000 Euro in ein hochriskantes
    Geschäft zu stecken, weil Sie die Hoffnung haben, dass 
    aus den 1 000 Euro 100 000 Euro werden, dann ist das
    Ihre freie Entscheidung . Wenn ein anderer – weil er be-
    scheidener ist als Sie – entscheidet, die 1 000 Euro in
    ein vermeintlich ganz sicheres Produkt zu packen, wo er
    nur 0,2 Prozent Zinsen bekommt, dann ist das seine ganz
    persönliche Entscheidung . Und diese Entscheidung soll
    auch jeder Deutsche treffen können. Das wollen wir! Er 
    muss nur wissen, wofür er sich entscheidet .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Manfred Zöllmer [SPD])


    Er muss wissen, welches Produkt er kauft . Deswegen
    haben wir gesagt: Es muss eine klare Aufklärung, große
    Warnhinweise und eine Einschränkung der Vertriebswe-
    ge geben . Und die Werbung darf nicht mehr irreführen .
    Das gibt es in vielen anderen Bereichen des Lebens übri-
    gens auch, nur, im Finanzbereich sind die Auswirkungen
    besonders elementar . Deswegen hat der Staat eingegrif-
    fen .

    Wir werden – ich will das abschließend noch erwäh-
    nen – weitere Gesetze beschließen . Wir machen gerade
    das Zweite Finanzmarktnovellierungsgesetz . Hier wer-
    den wir natürlich wieder hingucken, wo wir nachjustie-
    ren und an welchen Stellen wir den Entwicklungen fol-
    gen müssen, die der Markt in den letzten Monaten oder
    Jahren genommen hat .

    Meine Damen und Herren, Ihre Forderung nach ei-
    nem Finanz-TÜV hört sich super an . Und ich sage noch

    Dr. Frank Steffel






    (A) (C)



    (B) (D)


    einmal: Sie haben das lustig vorgetragen . Kompliment
    an Ihren Redenschreiber! – Sie haben den Menschen das
    Gefühl gegeben, man kann bei Finanzprodukten zwi-
    schen guten und schlechten bzw . sicheren und unsicheren
    unterscheiden . Meine Damen und Herren, so einfach ist
    die Welt nicht . Es wird immer unterschiedliche Finanz-
    produkte geben . Selbst die vermeintlich sichere Aktie
    der Deutschen Bank hat gerade in diesem Jahr bewiesen,
    dass es Risiken gibt . Und keiner weiß, wo der Kurs mor-
    gen steht . Denn wenn wir das wüssten, dann säßen wir
    alle nicht hier, sondern würden unser Geld entsprechend
    anlegen und ab morgen unser Leben in der Sonne ver-
    bringen . Insofern werden wir damit leben müssen, dass
    es Unsicherheiten gibt .

    Ein TÜV gaukelt Sicherheit vor, die es nicht gibt . Man
    kann Produkte nicht unterscheiden, indem man rote und
    grüne Ampeln einführt . Ich komme zurück zu den Medi-
    kamenten . Sie können Medikamente nicht verbieten, nur
    weil eines von tausend möglicherweise Nebenwirkungen
    hatte, die wir alle nicht wollen . Dies gilt auch für Finanz-
    produkte .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Nein, es  geht  um Zulassungspflicht,  nicht  um Verbieten!)


    Wir wollen Aufklärung und Sicherheit für die Verbrau-
    cher . Wir wollen, dass sich die Menschen bewusst für
    etwas entscheiden können . Deswegen werden wir weiter
    regulieren, aber nicht populistisch und einfach . So, wie
    Sie mit Ihrem sozialistischen Weltbild sich die Welt vor-
    stellen, ist sie nicht .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Manfred Zöllmer [SPD])