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ID1820208400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . 20159 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20159 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20159 B Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 20159 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 20165 B Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20172 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20175 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20179 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20182 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20184 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20186 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20188 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20190 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20192 A Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20193 D Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20194 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20196 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20197 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20199 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20200 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20201 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20203 C I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/9805, 18/9824 . . . . . . . 20201 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20201 D Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20206 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20208 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20209 A Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20211 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20213 C Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20214 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20216 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20217 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20218 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20219 D Karl-Heinz Wange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20221 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016II I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/9813, 18/9824 . . . . . . . 20222 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20222 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20223 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20225 A Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20226 D Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20228 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20231 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20232 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20234 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20234 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20237 A Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20238 A Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20239 C I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20240 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20240 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20241 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20243 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 20244 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 20245 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20248 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20249 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20250 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20252 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20253 A Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20254 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20255 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20256 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20258 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20259 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20259 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20261 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20159 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Niema Movassat (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20261 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 23 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 23 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 23 .11 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 23 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 23 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .11 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 23 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 23 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 23 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 23 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 23 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 23 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 23 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 23 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 23 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 23 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Omid Nouripour


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Erlau-

    ben Sie mir, mit einem Thema anzufangen, bei dem es
    um einen Bereich geht, wo wir uns ausnahmsweise mehr
    von der Bundesregierung wünschen und nicht weniger .
    Es gab Anfang 2014 diverse Diskussions- und Redebei-
    träge von Teilen der Bundesregierung, in denen gesagt
    wurde, Deutschland müsse mehr Verantwortung in der
    Welt übernehmen . Wir haben das nicht bei allen Reden
    immer nur auf das Militärische gemünzt gesehen . Es gibt
    tatsächlich diverse Bereiche, wo wir uns mehr wünschen .
    Zwei Jahre danach muss man feststellen, dass Deutsch-
    land bei der Unterstützung der Missionen der Vereinten
    Nationen auf der Welt immer noch auf Platz 58 liegt .
    Wir haben, Polizistinnen und Polizisten sowie Soldatin-
    nen und Soldaten zusammengezählt, unter 200 Personen
    draußen in UN-Missionen . Das ist, wenn man bedenkt,
    was Deutschland kann, wie viel Reichtum in diesem
    Land existiert und wie viele deutlich ärmere Länder vor
    uns sind, einfach viel zu wenig .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Kolleginnen und Kollegen, es ist offenkundig, dass
    sich in den nächsten Wochen und Monaten vieles ändern
    wird . Wohin genau die Reise geht, wissen wir nicht . Wir
    werden sehen, was das neue Staatsoberhaupt im wich-
    tigsten, größten und potentesten NATO-Partnerstaat, in
    den USA, tun wird . Es ist aber schon jetzt klar, dass man
    sich auf einige Dinge einstellen muss und auch einige
    Dinge umdrehen und verändern muss .

    Der Generalsekretär der NATO, Jens Stoltenberg,
    hat dieser Tage wieder einmal gesagt, dass Demokra-
    tie und Rechtsstaatlichkeit Kernwerte der NATO seien .
    Er hat theoretisch eigentlich recht, und das ist ja auch
    in den letzten Jahren immer wieder gesagt worden . Er
    hat das auf der Parlamentarierversammlung der NATO
    gesagt; einige aus diesem Raum waren dabei . Dann ist
    er aufgefordert worden, dass er, wenn Demokratie und
    Rechtsstaatlichkeit Kernwerte der NATO seien, doch
    auch einmal etwas sagen möge zur Situation in der Tür-
    kei und zu der Tatsache, dass in der Türkei mittlerwei-
    le mehr Journalistinnen und Journalisten im Gefängnis
    sind als in China . Daraufhin hat er einfach nur gesagt,
    dass die Türkei jedes Recht habe, gegen die Putschis-
    ten vorzugehen . – Das ist das Gegenteil von dem, was
    er selbst eingefordert hat, nämlich dass Demokratie und
    Rechtsstaatlichkeit Kernwerte der NATO sein müssen .
    Ich wünschte mir, dass die Bundesregierung – und sei es
    in leisen Gesprächen – darauf hinweist, dass er so die ge-
    samte Glaubwürdigkeit des Bündnisses aufs Spiel setzt .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ein zweites Thema betrifft das 2-Grad-Ziel; das ist ja
    jetzt mehrfach thematisiert worden .


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    – Entschuldigung, falsche Debatte, ich meine das 2-Pro-
    zent-Ziel . Wir Grüne können machen, was wir wollen,
    wir sind Ökos . – Das 2-Prozent-Ziel, also 2 Prozent des
    Bruttoinlandsproduktes für Militärausgaben aufzuwen-
    den, bedeutete – das hat die Kollegin ja gerade vorge-
    rechnet – ein Plus von 27 Milliarden Euro mehr im Jahr .
    Das geht – das ist völlig zu Recht gesagt worden – nur
    durch zwei Maßnahmen .

    Die  erste  betrifft  Effizienzsteigerung  und Reformen. 
    Reformen sollten aber eben nicht in der Form umgesetzt
    werden, dass man die Bundeswehr mit Geld überschüttet
    und Defizite dadurch überdeckt, wie es in diesem Haus-
    halt ja passiert . Das hat der Kollege Lindner gerade aus-
    führlich beschrieben .

    Die zweite betrifft das Thema Europäisierung . Frau
    Ministerin, Sie haben vorhin sehr eindrücklich erklärt,
    wie viele verschiedene, nicht miteinander kompatible
    Formen von Waffensystemen es gibt . Sie haben ja recht .
    Es ist völlig richtig, dass die Mitgliedstaaten der Euro-
    päischen Union unglaublich viel dadurch verschenken,
    dass sie nicht ausreichend miteinander reden . Aber wenn
    wir wirklich ernsthaft in die Europäisierung einstei-
    gen wollen, statt immer nur – manchmal auch sinnvol-
    le – Leuchtturmprojekte durchzuführen, dann wäre der
    Beginn, dass Sie sich hierhinstellen und das Ende des
    Prinzips „Breite vor Tiefe“ verkünden . Solange jeder
    Mitgliedstaat, auch die Bundesrepublik, laut und heftig
    sagt: „Wir wollen einfach einmal alles haben“, wird es
    keine Europäisierung geben . Das ist der Grund, warum
    die Europäisierung nicht vorankommt . Es ist leicht, da-
    rüber zu sprechen, aber Sie müssen auch etwas dafür tun;
    ansonsten kommen wir bei dieser Thematik nicht voran .

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Bevor ich jetzt dem Kollegen Henning

Otte für die CDU/CSU-Fraktion das Wort gebe, möchte
ich gerne Mitglieder des Feldwebel-/Unteroffizieranwär-
terbataillons 2 aus Celle hier oben auf der Tribüne begrü-
ßen . Herzlich willkommen zur Debatte!


(Beifall)


Herr Kollege Otte, Sie haben das Wort .


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Henning Otte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Ich darf mich diesem Gruß anschließen . – Sehr ge-

    ehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! In den USA
    wurde mit Donald Trump ein neuer Präsident gewählt,
    über dessen außenpolitische Orientierung wir noch nicht
    sehr viel wissen . Es zeichnet sich jedoch schon seit län-






    (A) (C)



    (B) (D)


    gerem ab, dass wir uns künftig weniger darauf verlassen
    können, dass die USA sich in den Krisengebieten so stark
    einbringen wie bisher . Es kommt viel stärker auch auf
    unser Engagement an . Wenn wir die Amerikaner dazu er-
    mutigen wollen, weiterhin Engagement für die Sicherheit
    zu zeigen, dann müssen wir selbst auch bereit sein, uns
    einzubringen .

    Für uns sind Partnerschaft und Verantwortung keine
    Einbahnstraße . Das sagen wir ganz klar auch in Richtung
    der USA . Wir sind da ein verlässlicher Partner . Gemein-
    sam werden wir in der NATO dafür weiterhin einstehen .
    Deutschland ist auch dazu bereit, mehr einzubringen .
    Das ist ebenfalls Ausdruck unserer Verantwortung .

    Genauso klar ist auch ein Bekenntnis für Europa .
    Unser langfristiger Weg ist eine europäische Verteidi-
    gungsunion; unsere Verteidigungsministerin hat dies sehr
    deutlich dargestellt . Es geht darum, dass wir alle unsere
    Fähigkeiten einbringen . Das ist nicht im Sinne einer eu-
    ropäischen Verteidigungsarmee nach dem Vorbild der in-
    ternationalen sozialistischen Bewegung zu sehen, lieber
    Kollege Arnold .


    (Rainer Arnold [SPD]: Herr Kauder könnte da aber nicht rein! – Zuruf von der LINKEN: Keine Ahnung von Sozialismus!)


    Verteidigungsunion bedeutet vielmehr, dass wir die Ko-
    operation von unten immer weiter stärken . Das ist auch
    unser europäischer Gedanke .

    Wir sind bereit, hier als Rahmennation zu agieren und
    voranzugehen . Insbesondere gilt dies nach dem Brexit .
    Wir sind der festen Überzeugung, dass wir die europä-
    ische Säule innerhalb der NATO weiter stärken wollen .
    Auch das ist für uns Ausdruck von Verantwortung, meine
    sehr verehrten Damen und Herren .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Diejenigen, die Europa schwachreden wollen und ver-
    suchen, mit dem Gift des Nationalismus die europäische
    Idee zu untergraben, stellen die Grundlage des Friedens
    und der Freiheit in Europa infrage . Nur gemeinsam sind
    wir stark – in der Wirtschaft, in Fragen der Migration und
    auch in Fragen der Sicherheit .

    Deswegen kann ich nur noch einmal die Schwerpunk-
    te hervorheben, die unsere Frau Ministerin dargestellt
    hat, nämlich Digitalisierung, eine europäische Verteidi-
    gungsunion und ein wachsender Verteidigungshaushalt .

    Frau Ministerin, mit Ihrer Trendwende bei Personal,
    Material und Haushalt haben Sie schnell und weitbli-
    ckend die Lage erkannt und darauf reagiert . Das stärkt
    die Sicherheit und die Stabilität . Es ist auch ein Ausdruck
    des Schutzes unserer Bürgerinnen und Bürger . Dafür
    danken wir Ihnen sehr herzlich . Dabei haben Sie auch
    unsere volle Unterstützung .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es war Konrad Adenauer, der einmal sagte: „Macht
    und Verantwortung sind untrennbar miteinander verbun-
    den .“ Damit hat der erste Bundeskanzler in der damals so
    jungen Bundesrepublik eine ebenso trockene wie kluge
    Feststellung getroffen, die nicht an Aktualität verloren

    hat, gerade im Zusammenhang mit der zurückliegenden
    Wahl in den USA, aber auch bei klarer Betrachtung der
    sicherheitspolitischen Herausforderungen .

    Was bedeutet Macht in dieser Zeit, und was bedeutet
    es, verantwortlich zu handeln? In der Sicherheitspolitik
    sehen wir uns drei großen Herausforderungen gegenüber:

    Die erste Herausforderung ist ein offensiv agierendes
    Russland mit der völkerrechtswidrigen Annexion der
    Krim, mit der Einflussnahme in der Ukraine, aber auch 
    mit dem Agieren in Syrien, mit hybriden Provokatio-
    nen, mit kurzfristigen militärischen Alarmierungen, so-
    genannten „snap exercises“, um die Nachbarn bewusst
    einzuschüchtern . Mit der Aufstellung von drei neuen Di-
    visionen an der NATO-Grenze wird ganz bewusst eine
    Beunruhigung erzeugt . Dies ist beileibe kein neuer kalter
    Krieg. Aber es soll eine Einflusssphäre geltend gemacht 
    werden . Und ich sage ganz deutlich: Wir sind Mitglied
    der NATO . Für uns ist der Artikel 5 des Nordatlantikver-
    trags unumstößlich . Für uns sind Souveränität, Freiheit
    und Rechtsstaatlichkeit unverrückbare Grundwerte .


    (Dr . Alexander S . Neu [DIE LINKE]: Schön wäre es!)


    Das sollte jeder wissen . Im Übrigen bedeutet das auch für
    uns Stabilität und Schutz nach innen . Und das ist auch
    Ausdruck der Verantwortung der Union, meine Damen
    und Herren .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die zweite Herausforderung ist der international agie-
    rende Terrorismus: IS, al-Qaida, Boko Haram . Die Welt
    ist dadurch bedroht . Zonen der Instabilität werden ge-
    schaffen, auch in direkter Nachbarschaft zu Europa . Die
    Anschläge in Brüssel und Paris haben gezeigt, dass auch
    Europa im Kern bedroht ist . Es geht auch um die Be-
    drohung in den Heimatregionen der Menschen, die vor
    Gräueltaten fliehen müssen und bei uns Schutz suchen. 
    Wir dürfen den Fluchtursachen nicht tatenlos gegenüber-
    stehen . Wir müssen dem Terror und der Gewalt dort ent-
    gegentreten, wo sie entstehen, nicht nur militärisch, aber
    eben auch militärisch .

    Die dritte Herausforderung ist die Verschiebung in
    internationalen Machtgefügen . Neue Akteure und Hand-
    lungsfelder verlangen nach Aufmerksamkeit: im Cyber-
    raum, auf hoher See, am Nord- und Südpol, im Welt-
    raum . Dies wird zunehmend auch in den Fokus unserer
    Betrachtung kommen müssen . Die Digitalisierung ist ein
    richtiges Stichwort . Aber auch hier gilt es, Chancen und
    Risiken zu sehen . Die Globalisierung birgt Chancen und
    Risiken, und auch der Klimawandel stellt eine große He-
    rausforderung dar . Das sind rasante Veränderungen, die
    für Deutschland als Exportnation, als internationalen
    Verantwortungsträger von strategischer Bedeutung sind .

    Ungehinderter Zugang zu Handelsrouten, Kommuni-
    kationslinien, Rohstoffen: Wir dürfen uns hier nicht ab-
    hängig machen . Die Herausforderung ist, dass wir weiter
    für Frieden und Freiheit eintreten, dass wir unser Land
    weiter wirksam schützen, dass wir die Sicherheitspolitik
    gestalten, dass wir den Koalitionsvertrag dahin gehend
    umsetzen, dass wir sagen: Wir lassen uns von den Inte-
    ressen und Werten unseres Landes leiten .

    Henning Otte






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dazu leistet der Verteidigungshaushalt einen ganz
    wichtigen Beitrag . Frau Kollegin Buchholz, wenn Sie
    sagen, es handelt sich hier ausschließlich um einen Rüs-
    tungshaushalt, dann verkennen Sie, dass es sich hierbei
    auch um Personalkosten handelt, dass es sich um Ver-
    sorgungskosten handelt, dass es sich um Einsatzkosten
    handelt, um in Ländern Stabilität zu erzeugen,


    (Christine Buchholz [DIE LINKE]: Na ja, das ist eine Behauptung! Es geht um Aufrüstung!)


    auch damit die Menschen dort nicht fliehen. Das sollten 
    Sie in Anbetracht der Wahrheiten zur Kenntnis nehmen
    und den Leuten nicht etwas Falsches vorgaukeln .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Die Stabilisierung in Afghanistan ist ja gut gelungen!)


    Unser Anspruch ist weiterhin, dass wir auf jede sicher-
    heitspolitische Frage auch eine Antwort geben können .
    Das machen wir bewusst mit einem breiten Fähigkeits-
    spektrum . Die Bündnisverteidigung steht dabei wieder
    im Fokus . Der NATO-Gipfel jüngst in Warschau hat
    deutlich gemacht, dass wir mit einer Vorne-Präsenz eine
    Stabilität im Baltikum erzeugen wollen,


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Säbelrasseln!)


    dass wir rotierend stationieren, dass wir in Litauen ei-
    nen Beitrag leisten, damit man weiß: Wenn im Balti-
    kum ein Angriff erfolgen soll, dann würde hiermit jedes
    NATO-Land getroffen werden, und wir würden uns zur
    Wehr setzen müssen . – Das ist beileibe kein Säbelrasseln,
    das ist wie eine Haftpflichtversicherung. 


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Fragen Sie mal Herrn Steinmeier!)


    Wir sagen auch deutlich: Wir wollen einen Beitrag zur
    VJTF im Jahr 2019 leisten .

    Unser Antrieb ist es, Krisen dort zu besänftigen, wo
    sie entstehen . Wir wollen sie mit 64 Nationen auch bei
    der Anti-IS-Mission entschärfen . Es zeigt sich, dass der
    IS besiegbar ist, dass er zurückgedrängt wird . Deswegen
    war es auch wichtig und richtig, dass wir unseren Beitrag
    leisten:  mit  Aufklärungstornados,  mit  Tankflugzeugen, 
    mit einer Fregatte als Schutzfregatte, und vor allem, in-
    dem wir die AWACS-Fähigkeiten zur Verfügung stellen .
    Ich sage allen: Dieser Einsatz wird aus der Türkei he-
    raus geflogen, nicht für die Türkei geflogen, weil es uns 
    darum geht, dass wir den Menschen wieder eine sichere
    Heimat in Syrien ermöglichen wollen .

    Meine Damen und Herren, das bedeutet nicht zwangs-
    läufig,  dass  wir  überallhin  Soldaten  entsenden  wollen. 
    Nein, ganz im Gegenteil; das wollen wir nicht . Wir wol-
    len stattdessen im Rahmen einer Ertüchtigungsstrategie,
    so wie es unsere Bundeskanzlerin einmal deutlich gesagt
    hat, Länder in die Lage versetzen, selbst für Sicherheit
    und Stabilität zu sorgen . Mit einem eigenen Titel, der
    2016 erstmals mit 100 Millionen Euro, jetzt mit 130 Mil-
    lionen Euro auf unseren Antrag hin ausgestattet ist, wol-
    len wir genau diese Ertüchtigung weiter voranbringen,
    für Länder, die einen guten Weg gehen wollen, aber unter
    Druck stehen, Länder wie Mali, Tunesien, Nigeria, Jor-
    danien und auch Irak . Ich sage einmal in Richtung Op-

    position, vielleicht mehr in Richtung der Grünen: Es hieß
    einmal: Du musst dazu beitragen, die Menschen das An-
    geln zu lehren, anstatt ihnen Fische zu geben . – In diesem
    Sinne sagen wir: Wir ziehen es vor, Länder in die Lage zu
    versetzen, selbst für Sicherheit und Stabilität zu sorgen .
    Dazu kann auch der Export von Ausrüstungsgütern ein
    wichtiger Beitrag sein, meine Damen und Herren .


    (Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie dann unseren Antrag abgelehnt?)


    Der Verteidigungshaushalt 2017 umfasst circa 37 Mil-
    liarden Euro . Das sind notwendige Investitionen in und
    für die Sicherheit Deutschlands . In Ergänzung der bisher
    aufgeführten Maßnahmen sage ich: Wir beschaffen neue
    Brückenlegepanzer Leguan, um Hindernisse überwinden
    zu können und damit die Landes- und Bündnisverteidi-
    gung zu gewährleisten . Wir ertüchtigen den Transport-
    panzer Fuchs, weil die Unversehrtheit der Soldatinnen
    und Soldaten für uns oberstes Gebot ist . Wir verbes-
    sern die Luftabwehrfähigkeit von Fregatten . Wir bauen
    die sanitätsdienstliche Versorgung aus . Wir stärken den
    Eurofighter  in  den  Bereichen  Radar,  Selbstschutz  und 
    Bewaffnung . Vor allem ertüchtigen wir Rettungshub-
    schrauber und beschaffen neue Rettungshubschrauber
    wie den NH90 Forward Air MedEvac . Das macht uns
    handlungsfähiger . Das gibt uns die Möglichkeit, Verant-
    wortung zu übernehmen, ganz im Sinne und Verständnis
    von Adenauer, als er sagte, was Macht bedeutet . Macht
    bedeutet,  dass  wir  Einfluss  nehmen  können,  dass  wir 
    unsere Werte weiter voranbringen können und dass wir
    Menschen helfen können, die in Not sind .

    Deutschland ist ein verlässlicher Partner, ein wirt-
    schaftlich starkes Land, in die internationale Gemein-
    schaft fest eingebunden . Wir wollen Gestaltungsmög-
    lichkeiten wahrnehmen und uns nicht hinter Partnern
    verstecken . Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass
    die NATO als Verteidigungsbündnis eine 360-Grad-Ver-
    teidigung zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger zu
    jeder Zeit gewährleisten kann . Es geht um die Sicherheit
    der Bürgerinnen und Bürger, und es geht um den Schutz
    der Einsatzkräfte . Sie sind verantwortungsbewusste
    Staatsbürger in Uniform, auch in Zivil, die jeden Tag be-
    reit sind, im Einsatz zu sein und eine gute Zukunft unse-
    res Landes zu gewährleisten – sicher, frei und vielfältig .
    Darum danke ich allen Soldatinnen und Soldaten, auch
    allen Polizeikräften und Rettungskräften, die im Einsatz
    und im Heimatbetrieb für die Sicherheit Deutschlands
    und unserer Partnerländer einstehen .

    Diesen Männern und Frauen die bestmögliche Ausrüs-
    tung zu geben, gute politische Rahmenbedingungen zu
    geben, vor allem auch moralische Rückendeckung zu ge-
    ben – das ist unsere Aufgabe, und das ist Ausdruck dieses
    Haushaltes . Es geht um nicht weniger als die Sicherheit
    unseres Landes für die Bürgerinnen und Bürger . Deswe-
    gen ist dieser Verteidigungshaushalt richtig, und deswe-
    gen stimmen wir ihm auch aus voller Überzeugung zu .


    (Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Überraschung!)


    Henning Otte






    (A) (C)



    (B) (D)


    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)