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ID1820201600

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    Plenarprotokoll 18/202 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . 20159 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20159 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20159 B Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 20159 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 20165 B Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20172 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20175 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20179 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20182 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20184 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20186 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20188 C Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20190 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20192 A Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20193 D Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20194 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20196 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20197 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20199 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20200 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20201 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20203 C I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/9805, 18/9824 . . . . . . . 20201 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20201 D Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20206 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20208 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20209 A Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20211 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 20213 C Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20214 D Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20216 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20217 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20218 D Dr . Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20219 D Karl-Heinz Wange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20221 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016II I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/9813, 18/9824 . . . . . . . 20222 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20222 C Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20223 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20225 A Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20226 D Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20228 C Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20231 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20232 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20234 A Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 20234 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20237 A Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20238 A Heidtrud Henn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20239 C I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwick- lung Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . . 20240 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20240 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20241 D Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20243 B Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 20244 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 20245 D Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20248 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20249 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20250 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20252 A Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20253 A Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20254 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20255 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20256 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20258 C Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20259 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20259 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20261 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20159 202. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 23. November 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Niema Movassat (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 202 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 23 . November 2016 20261 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 23 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 23 .11 .2016 Gleicke, Iris SPD 23 .11 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 23 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 23 .11 .2016 Hennrich, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .11 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 23 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 23 .11 .2016 Kretschmer, Michael CDU/CSU 23 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 23 .11 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 23 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 23 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 23 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 23 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 23 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 23 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 23 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 202. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bettina Hagedorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

    Für uns Haushälter sind zwei lange, arbeitsreiche Monate
    zu Ende gegangen, die sehr erfolgreich waren, wie wir
    übereinstimmend finden und was auch schon viele Male 
    gesagt worden ist . Es ist aber auch der letzte Haushalt in
    dieser Legislatur, den wir gemeinsam machen .

    Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, einmal die gro-
    ßen Linien zu betrachten, die wir gemeinsam vertreten
    haben . Dabei will ich den Bereich der inneren Sicherheit
    und vor allen Dingen die Menschen, die in diesem Be-
    reich tätig sind, nach vorne stellen .

    Über 40 000 Bundespolizisten haben nämlich genau
    wie die vielen, vielen Ehrenamtler in diesem Land einen
    Hammerjob gemacht und machen ihn bis heute . Schon
    im März hieß es, dass diese Bundespolizisten unter über
    3 Millionen Überstunden ächzen . Darum ist es eine gute
    und überzeugende Antwort des Haushaltsausschusses
    und des Bundestages, dass wir, nachdem wir schon im

    Gerda Hasselfeldt






    (A) (C)



    (B) (D)


    letzten Jahr Tausende von neuen Stellen für die Bun-
    despolizei geschaffen haben, die Zahl jetzt noch ein-
    mal auf insgesamt über 7 000 Bundespolizisten bis zum
    Jahr 2020 erhöhen .


    (Beifall bei der SPD)


    Das ist das Signal an die Bundespolizei: Wir schätzen
    eure Arbeit nicht nur enorm wert, sondern wir unterstüt-
    zen sie auch . Das tun wir nachhaltig; denn es sind ja alles
    Beamte, die uns erhalten bleiben werden . Für diejenigen,
    die diese vielen, vielen Überstunden geschoben haben,
    ist es auch das deutliche Signal, dass sie die Wahlfreiheit
    zwischen der Auszahlung ihrer Überstunden oder Frei-
    zeitausgleich haben . Das sind wir ihrer Lebensqualität
    und der ihrer Familien schuldig, und da wollen wir Wort
    halten .


    (Beifall bei der SPD)


    Dazu gehört auch, dass wir die Mittel für die Sach- und
    Personalausstattung für die Bundespolizisten im Umfang
    von zusätzlich ungefähr 880 Millionen Euro erhöht ha-
    ben . Wir legen den Bereich der inneren Sicherheit auch
    ein bisschen weiter aus, weil noch viele andere Behörden
    dazugehören . Wir haben zum Beispiel den Zoll, das Bun-
    deskriminalamt, die Dienste und den Verfassungsschutz
    massiv gestärkt . Wir haben auch die Justiz und deren
    Ausstattung massiv gestärkt .

    Wir haben nicht nur drei neue Bundespolizeischiffe
    möglich gemacht – ich komme von der Küste; man möge
    es mir nachsehen –, für die 165 Millionen Euro vorgese-
    hen sind, sondern auch drei neue Zollboote


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Auch noch! Wahnsinn! Ich dachte, nur Korvetten!)


    und Hubschrauber . Herr de Maizière ist leider gerade
    nicht anwesend . Aber die Transporthubschrauber waren
    ein wichtiger Punkt, und auch davon wird es vier geben,
    die aus- oder umgerüstet werden und zusätzlich zur Ver-
    fügung stehen .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Fernsehtürme, Hubschrauber, Korvetten!)


    Diese Große Koalition hält also in diesem wichtigen Feld
    Wort .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ein Kaufhaus ist ein Dreck dagegen!)


    Das hat in der Tat auch sehr viel mit der inneren Si-
    cherheit nicht nur in unserem Land zu tun, sondern es
    geht auch um die Stärkung der Außengrenzen des Schen-
    gen-Raumes und um unsere Verantwortung innerhalb
    von Frontex, wo wir ja mehr Verantwortung übernehmen
    wollen und müssen . Das Ganze hat etwas damit zu tun,
    dass die Stabilität in Europa nur dann auf Dauer erhalten
    bleiben kann, wenn die Außengrenzen auch mit unserer
    massiven Unterstützung gesichert sind und gesichert
    bleiben . Darum ist das, was wir hier machen, richtig .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Aber auch das THW gehört nach unserer Auffassung
    zur inneren Sicherheit .


    (Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Ja!)


    Das THW ist die größte Ehrenamtsorganisation mit
    80 000 ehrenamtlich Tätigen, die in vielen Situationen in
    unserem Land hilfreich sind . Sie sind aber auch gute Bot-
    schafter Deutschlands in der ganzen Welt und machen
    auch in vielen Krisengebieten und Flüchtlingslagern ei-
    nen hervorragenden Job .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Man muss wissen, dass das THW mit seinen mehr als
    80 000 Ehrenamtlern über 800 hauptamtliche Kräfte ver-
    fügt hat, als diese Große Koalition ihre Arbeit aufgenom-
    men hat . Wir haben im letzten Jahr gut 200 neue Stellen
    geschaffen, und jetzt kommen noch einmal 150 neue
    dazu . Das heißt, die Zahl der hauptamtlichen Stellen
    ist bei deutlich über 1 100 . Darauf sind wir gemeinsam
    stolz . Das ist genau das, was das Ehrenamt und das THW
    zur langfristigen Stärkung brauchen . Vielen Dank, dass
    das geklappt hat .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wichtig ist auch, dass 375 Stellen beim THW gehoben
    werden; denn es handelt sich um eine anspruchsvolle Ar-
    beit, die entsprechend entlohnt werden muss . Wir haben
    im Haushaltsauschuss schon in den letzten beiden Jahren
    ein Bauprogramm mit einem Volumen von fast 30 Milli-
    onen Euro für die Liegenschaften des THW auf den Weg
    gebracht und zeigen nun mit einem Programm mit einem
    Volumen von 100 Millionen Euro für die Erneuerung des
    Fuhrparks bis 2023: Liebe Freunde vom THW, es ist uns
    wichtig, dass ihr richtig gut ausgestattet seid . – Natürlich
    soll es auch ein Motivationsschub sein, um weitere Mit-
    streiter für das THW langfristig zu gewinnen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zum Haushalt von Herrn de Maizière gehört natür-
    lich auch das wichtige Thema Integration . Hier hat die
    Große Koalition im Vergleich zu dem Zeitpunkt, als sie
    gestartet ist, die Mittel zur Deckung der Kosten der Inte-
    grationskurse mehr als verdoppelt . Das haben wir nicht
    erst gemacht, als im letzten Jahr die Flüchtlinge in gro-
    ßer Zahl zu uns gekommen sind . Vielmehr haben wir das
    in mehreren Stufen gemacht . Was ich besonders schön
    finde und woran ich noch einmal erinnern will, ist, dass 
    wir es waren, die Haushälter der Großen Koalition, die
    die Initiative ergriffen haben, dass der Stundensatz für
    die Lehrkräfte, die in den Integrationskursen unterrichten
    und einen absoluten Hammerjob machen und von deren
    Qualität es abhängt, ob Integration in Deutschland ge-
    lingt oder nicht, von 23 Euro – das war beschämend – auf
    35 Euro angehoben wird; das ist ein gutes und richtiges
    Signal .


    (Beifall bei der SPD)


    Die Integrationskurse helfen aber nur den Menschen,
    die eine gute Bleibeperspektive in unserem Land haben .
    Das sind aktuell Syrer, Iraker, Iraner, Eritreer und Soma-

    Bettina Hagedorn






    (A) (C)



    (B) (D)


    lier . Viele Menschen, die ehrenamtlich in der Flüchtlings-
    hilfe engagiert sind, schreiben uns immer wieder Briefe
    und sagen: Es ist nicht in Ordnung, dass die Afghanen
    keinen Zugang haben . – Mit ungefähr 47 Prozent liegt
    die Anerkennungsquote bei den Afghanen nur knapp un-
    ter 50 Prozent . Wenn man bedenkt, dass viele Afghanen,
    die bei uns nicht bleiben können, nicht nach Afghanistan
    zurückgehen, sondern in andere europäische Länder nach
    dem Dublin-II-Verfahren gehen, in denen sie anerkannt
    werden, dann stellt man fest, dass die Anerkennungsquo-
    te in Wahrheit höher ist . Wir versündigen uns an ihnen,
    wenn wir ihnen nicht die Chance bieten, sich hier zu in-
    tegrieren . Dazu gehört zuallererst der Erwerb der deut-
    schen Sprache .


    (Beifall bei der SPD)


    Darum bin ich besonders froh, dass es im Rahmen des
    Integrationspaktes der Großen Koalition gelungen ist,
    Orientierungskurse zu bilden . Diese werden in diesem
    Haushalt finanziell  ausgestattet. Für  sie werden wir bis 
    2020 100 Millionen Euro in die Hand nehmen . Diese
    Kurse werden auch denjenigen offenstehen, die keine
    sichere Bleibeperspektive haben . Das sind vorrangig
    die Afghanen . Ich bin fest davon überzeugt: Wenn diese
    jungen Menschen unsere Sprache erlernen – unabhängig
    davon, ob sie bleiben oder nicht –, beschäftigt und qua-
    lifiziert werden, dann  ist das ein wichtiger Beitrag, um 
    sie von Dingen abzuhalten, die wir uns nicht wünschen
    können, und ihnen die Chance zu bieten, in ihrem Leben
    eigenes Geld zu verdienen und ihre Familien selbst zu
    ernähren, ob in Deutschland oder woanders .


    (Beifall bei der SPD)


    Im Haushalt der Arbeitsministerin haben wir sehr viel
    getan, um die Jobcenter zu stärken . Wir haben sie mit
    mehr Mitteln ausgestattet, damit sie in der Lage sind, zu
    verhindern, dass die vielen Flüchtlinge, die in absehbarer
    Zeit nach Abschluss ihres Asylverfahrens zu ihnen kom-
    men werden, zulasten der Langzeitarbeitslosen gehen,
    und den Flüchtlingen die gleichen Chancen zu bieten .
    Vor Ort wurden bereits sehr viele Menschen zusätzlich
    eingestellt . Wir haben zudem die Mittel im Rechtskreis
    des SGB II noch einmal um 300 Millionen Euro erhöht .
    Die Mittel für die Sprachförderung der Bundesagen-
    tur für Arbeit werden von 410 Millionen Euro 2017 auf
    470 Millionen Euro 2018 erhöht . Das ist der richtige
    Weg; denn nur wenn die Menschen gut bei uns integriert
    werden, sind sie auch ein großer Gewinn für uns und für
    unsere Gesellschaft . Dann haben sie auch die Chance,
    selbst für ihren Unterhalt zu sorgen, was sie auch wollen .

    100 000 1-Euro-Jobs sind für Asylbewerber geschaf-
    fen worden, die noch nicht anerkannt sind, die aber eine
    gute Bleibeperspektive haben . Für die soziale Teilhabe
    am Arbeitsmarkt haben wir die Mittel verdoppelt . Diese
    Mittel sind mit europäischen Geldern verstärkt worden,
    damit entsprechende Angebote von den Jobcentern ge-
    macht werden können .

    Abschließend möchte ich sagen: Wir sind stolz auf
    das, was wir gemeinsam gemacht haben . Wir sind fest
    davon überzeugt, dass wir damit einen Beitrag zur so-
    zialen Stabilität in unserem Land leisten und geleistet

    haben . Insofern bin ich dankbar dafür, dass das so gut
    funktioniert hat .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat die Kollegin Antje Tillmann für die

CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Antje Tillmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Liebe Zuhörerinnen und liebe Zuhörer! Wir blicken auf
    ein anstrengendes, aber für die Menschen in Deutschland
    erfolgreiches Jahr zurück . Mein Fraktionsvorsitzender
    hat eben gesagt, diese Situation sei nicht vom Himmel
    gefallen, sondern das Resultat gemeinsamer Arbeit . Lie-
    ber Volker Kauder, ich bin mir sicher, dass wir uns einig
    sind, dass auch ein bisschen vom Himmel gefallen ist .

    Es ist die Zeit des kommenden Advents, die uns
    vielleicht dazu bringt, innezuhalten und auch dankbar
    für diese Situation zu sein, dankbar dafür, dass wir in
    Deutschland leben können, dass unsere Kinder nicht in
    Krisenregionen dieser Welt groß werden, sondern dass
    wir dieses Land aufbauen und gemeinsam gestalten kön-
    nen . Dass wir das überwiegend in Frieden und in sozialer
    Ruhe tun können, ist schon ein bisschen vom Himmel
    gefallen . Aber ich weiß, Volker, da sind wir gar nicht weit
    auseinander .

    Aber es schadet auch nicht, dem Himmel ein bisschen
    nachzuhelfen . Deshalb haben wir auch in diesem Haus-
    halt Maßnahmen ergriffen, die die Situation in unserem
    Land noch besser machen . Ich glaube, es ist ganz pas-
    send, dass ich nach Bettina Hagedorn spreche, die sich
    auf Flüchtlinge konzentriert hat . Ich will auf die deut-
    schen Familien zurückkommen und klarmachen, dass
    niemand in Deutschland darunter leidet, dass wir Flücht-
    linge integrieren . Wir legen die gleichen Programme
    auf – da bist du ja sehr aktiv –, und niemand hat dadurch
    weniger, dass wir in die Integration von Flüchtlingsfami-
    lien Geld investieren .

    Ganz im Gegenteil: Auch Familien in Deutschland
    fördern wir mit diesem Haushalt in großem Umfang .
    Wir fördern sie zum Beispiel durch das Kindergeld,
    das bis 2018 um 10 Euro pro Monat erhöht wird . Der
    Kinderfreibetrag wird erheblich auf 4 788 Euro erhöht .
    Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende wird erhöht,
    der Kinderzuschlag für Geringverdiener ebenfalls . Seit
    2015 haben wir Familien in Deutschland gezielt mit rund
    7 Milliarden Euro Barleistungen unterstützt .

    Dazu kommt, dass Familien insbesondere unter der
    Wohnsituation leiden und dass erhöhte Mietpreise gerade
    denjenigen zu schaffen machen, die für viele Menschen
    Wohnraum suchen . Die Situation auf dem Zinsmarkt,
    die uns sonst sehr große Probleme bereitet, ist hier eine
    Chance für junge Familien, sich eine selbstgenutzte Im-
    mobilie zuzulegen . Wir unterstützen diese Familien mit

    Bettina Hagedorn






    (A) (C)



    (B) (D)


    KfW-Programmen; bis zu 50 000 Euro gibt es für eine
    selbstgenutzte Immobilie . Wir wollen das Baukindergeld
    für Familien einführen, damit sich auch die Eigenkapi-
    talquote von Familien angemessen erhöht und sich mehr
    Menschen eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus
    leisten können .

    Das konterkarieren Maßnahmen der Länder, die bei
    jeder schwierigen Haushaltssituation die Grunderwerb-
    steuer erhöhen . Alles das, was wir steuerlich begünsti-
    gen, wird durch die erhöhte Grunderwerbsteuer aufge-
    fressen . Ich kann nur an die Länder appellieren, dass sie
    die Familien mehr in den Blick nehmen und zum Bei-
    spiel durch Freibeträge für Familien diese Situation ver-
    bessern .

    Unser Justizminister Maas hat versucht, mit dem
    Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Wohnim-
    mobilienkreditrichtlinie diesen Markt zu beruhigen und
    Schwierigkeiten auf dem Wohnungsmarkt in den Griff zu
    bekommen . Diesen Versuch unterstütze ich dem Grunde
    nach, aber leider schießt der Gesetzentwurf über das Ziel
    hinaus, sodass es gerade junge Familien jetzt schwer ha-
    ben, Kredite zu bekommen . Da müssen wir nachsteuern .
    Ich bin froh, dass mein Kollege Lothar Binding mit mir
    am gleichen Strang zieht . Wir wollen, dass junge Fami-
    lien diese Kredite bekommen, um sich Wohneigentum
    zuzulegen . Wir werden – Lothar nickt – dieses Problem
    auch lösen . Ich hoffe sehr, dass wir das in diesem Jahr tun
    können, damit diese Familien tatsächlich ihre Kredite in
    dem Umfang bekommen können, wie es verträglich und
    für sie notwendig ist .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Bei einem weiteren Gesetzentwurf droht ein bisschen
    Unbill . Die BaFin soll im Bereich des Immobilienmark-
    tes zusätzliche Eingriffsrechte bekommen . Wir disku-
    tieren heftig darüber, um sicherzustellen, dass wir hier
    nicht wieder überschießen . Denn es kann nicht sein, dass
    Anschlussfinanzierungen  oder  sozialer  Wohnungsbau 
    beeinträchtigt werden, weil die BaFin verhindert, dass
    Kredite ausgereicht werden . Da müssen wir mit Augen-
    maß vorgehen . Ich hoffe, dass wir da auf einem guten
    Weg sind .

    Neben den 7 Milliarden Euro, um die wir Familien
    seit 2015 entlasten, haben wir zahlreiche Infrastruktur-
    maßnahmen durchgeführt, die für Familien gut sind . Ich
    erwähne das Programm zum Ausbau der Kinderbetreu-
    ung, das ein Volumen von 9,3 Milliarden Euro hat . Auf
    diese Weise wurde die Zahl der Kindergartenplätze in
    den letzten Jahren verdoppelt . Die Qualität verbessern
    wir zum Beispiel dadurch, dass wir in speziellen Sprach-
    kindergärten benachteiligte Kinder stärker fördern . El-
    tern können sich dank des Programms „KitaPlus“ auf
    längere Öffnungszeiten verlassen . Diese Maßnahmen
    zeigen, dass wir für Familien unterwegs sind .

    Das Schulsanierungsprogramm ist schon erwähnt
    worden . 7 Milliarden Euro können in die Sanierung
    von Schulen gesteckt werden . Ich sage ganz offen: Es
    kann nicht sein, dass durch den Verteilungsschlüssel die
    Länder begünstigt werden, die ihre Kommunen bisher
    kurzgehalten haben . Auch die Verschuldungssituation
    der Kommunen ist nicht vom Himmel gefallen . Es muss

    einen anderen Verteilungsschlüssel geben, damit auch
    die Länder von diesen Mitteln profitieren können, die mit 
    ihren Kommunen vernünftig umgegangen sind .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Insgesamt können sich Familien auf uns verlassen . Da
    diese Programme überwiegend aus Steuermitteln bezahlt
    werden, müssen wir uns natürlich auch um die Steuer-
    zahlerinnen und Steuerzahler kümmern, die das wirt-
    schaftliche Wachstum in Deutschland aufrechterhalten,
    die die Leistungsfähigkeit des Staates aufrechterhalten .
    Auch da haben wir unser Wahlversprechen eingehalten .
    Wir haben versprochen, die kalte Progression in den Griff
    zu bekommen . Maßnahmen dazu haben wir in dieser Le-
    gislaturperiode schon einmal ergriffen; das werden wir
    Ende des Jahres wieder tun . Wir entlasten die Bürgerin-
    nen und Bürger im kommenden Jahr um 7,3 Milliarden
    Euro und in 2018 sogar um 11 Milliarden Euro . In der
    gesamten Legislaturperiode standen Steuerentlastungen
    von 25 Milliarden Euro auf dem Programm . Ich glaube,
    das ist eine Zahl, die sich sehen lassen kann . Ich danke
    Herrn Finanzminister Schäuble, der gesagt hat, dass der
    in der nächsten Legislaturperiode vorhandene Spielraum
    zu einem ganz entscheidenden Teil dazu genutzt werden
    soll, denen, die diese Leistungen erarbeitet haben, etwas
    zurückzugeben . Wir stehen dahinter . Leistungsträger in
    diesem Land müssen sehen, dass wir nicht nur gut mit ih-
    ren Geldern umgehen, sondern sie auch einen Teil davon
    zurückbekommen .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Neben den Maßnahmen für Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer, die diese Leistungen erbringen, müssen
    wir dafür sorgen, dass die Unternehmen dauerhaft Steu-
    ern zahlen können . In diesem Sinne fördern wir zum
    Beispiel mittelständische Unternehmen . Darum haben
    wir Vereinfachungen beim Investitionsabzugsbetrag vor-
    genommen – das Thema Bürokratieabbau ist eben schon
    angesprochen worden –: Wirtschaftsgüter können dem-
    nächst steuerbegünstigt angeschafft werden, ohne dass
    im Einzelfall klar sein muss, für welches Produkt dieses
    Wirtschaftsgut tatsächlich genutzt wird .

    Für Start-ups ist Wagniskapital von erheblicher Be-
    deutung . Deshalb haben wir den INVEST-Zuschuss er-
    höht .

    Die Mittel für die Gemeinschaftsforschung im Bereich
    der Industrie haben wir erhöht, und auch die ZIM-Pro-
    gramme, die Investitionsprogramme für die neuen Län-
    der, haben wir mit zusätzlichem Geld ausgestattet .

    Im  Gesetzgebungsverfahren  befindet  sich  der  Ent-
    wurf eines Gesetzes für verbesserte Verlustnutzungen
    bei Start-ups, damit Ideen, die in Deutschland entstanden
    sind, auch tatsächlich in Deutschland umgesetzt werden
    können . Auch das wird zu zusätzlichen Steuereinnahmen
    führen, die wir im Haushalt gut gebrauchen können .

    Der Kampf gegen Steuerhinterziehung wird fortge-
    führt . Auch das ist eine Maßnahme zum Schutz der mit-
    telständischen Unternehmen; denn diese Unternehmen
    leiden am meisten unter Konkurrenten, die international

    Antje Tillmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    unterwegs sind und an ihrem Unternehmensstandort die
    entsprechenden Steuern nicht zu zahlen haben .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Von Haushaltskonsolidierung über den Abbau der
    kalten Progression, von Familienentlastung und Verbes-
    serung der Infrastruktur bis zur Förderung von jungen,
    innovativen Unternehmen: Was wir in dieser Legisla-
    turperiode versprochen haben, haben wir getan . Wir tun
    es mit diesem Haushalt einmal mehr, damit dieses Land
    wirtschaftlich gut aufgestellt ist und die Probleme, die
    von außerhalb auf uns zukommen, gut meistern kann .

    Ich bitte Sie, diesen Haushalt mit zu unterstützen .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Kann man auch!)