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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/201 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 201. Sitzung Berlin, Dienstag, den 22. November 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksachen 18/9200, 18/9202 . . . . . . . . . 20051 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksachen 18/9201, 18/9202, 18/9827 . . . 20051 B I .1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidi- alamt Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20051 B I .2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/9802, 18/9824 . . . . . . 20051 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20051 C I .3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20052 B I .4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/9808, 18/9824 . . . . . . 20052 B b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20052 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20052 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20053 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20055 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20057 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20059 B Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . . 20061 A Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 20062 C Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20064 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 20065 B Dr . Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 20067 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20068 C Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 20069 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20071 A Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20071 C I .5 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Drucksachen 18/9807, 18/9824 . . . . . . 20072 C b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20072 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20072 C Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 20073 C Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20075 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 201 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 22 . November 2016II Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20076 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 20077 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 20079 C Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20080 D Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20082 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 20083 C Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20084 B Dr . Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20085 A Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 20086 C Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20087 D Christina Jantz-Herrmann (SPD) . . . . . . . . . . 20088 A Helmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20088 D Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20090 B Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20091 C I .6 a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/9806, 18/9824 . . . . . . 20092 D b) Einzelplan 21 Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und Informationsfreiheit Drucksachen 18/9824, 18/9825 . . . . . . 20092 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 20093 A Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 20094 B Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20095 D Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20097 B Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20099 B Dr . André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20102 A Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 20103 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20105 A Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 20106 B Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20107 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 20108 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 20110 C Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 20111 D I .7 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Drucksachen 18/9814, 18/9824 . . . . . . 20113 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 20113 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20114 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20116 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20118 A Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 20120 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20122 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20123 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20125 A Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20126 D Dr . Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 20128 A Dr . Katja Leikert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20130 A Thomas Stritzl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20131 C I .8 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/9815, 18/9824 . . . . . . 20133 C Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 20133 C Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 20135 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20135 D Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20137 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . 20138 A Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20140 A Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20142 B Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20142 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 20143 C Josef Rief (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20144 C Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20145 D Manfred Grund (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 20146 B Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20148 A Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 20149 A Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 20149 D Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20151 D Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . . 20153 A Dr . Klaus-Peter Schulze (CDU/CSU) . . . . . . . 20154 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20156 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 20157 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 201 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 22 . November 2016 20051 201. Sitzung Berlin, Dienstag, den 22. November 2016 Beginn: 10 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Dr. Klaus-Peter Schulze (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 201 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 22 . November 2016 20157 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Binder, Karin DIE LINKE 22 .11 .2016 Connemann, Gitta CDU/CSU 22 .11 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 22 .11 .2016 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Heller, Uda CDU/CSU 22 .11 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 22 .11 .2016 Höger, Inge DIE LINKE 22 .11 .2016 Kofler, Dr. Bärbel SPD 22 .11 .2016 Kühn (Dresden), Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 22 .11 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Möhring, Cornelia DIE LINKE 22 .11 .2016 Schimke, Jana CDU/CSU 22 .11 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 22 .11 .2016 Schnieder, Patrick CDU/CSU 22 .11 .2016 Strebl, Matthäus CDU/CSU 22 .11 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 22 .11 .2016 Timmermann-Fechter, Astrid CDU/CSU 22 .11 .2016 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 22 .11 .2016 Troost, Dr . Axel DIE LINKE 22 .11 .2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 22 .11 .2016 Zeulner, Emmi * CDU/CSU 22 .11 .2016 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 201. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08 Finanzen EPL 20 Bundesrechnungshof EPL 07 Justiz und Verbraucherschutz EPL 19 Bundesverfassungsgericht EPL 06 Innen EPL 21 Datenschutz und Informationsfreiheit EPL 15 Gesundheit EPL 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Katja Keul


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister Maas, ich
    will die allgemeine Aussprache heute für einen Appell
    an Sie nutzen, einen Appell an den Justizminister, in der
    verbleibenden Zeit dieser Legislatur den gröbsten Un-
    sinn zu verhindern und gegen die immer populistischer
    anmutenden Debatten standzuhalten; denn auch bei uns
    scheint das Zeitalter des Postfaktischen schon Einzug zu
    halten . Kenntnisse von der geltenden Rechtslage sind da
    offenbar oft nur noch ein Störfaktor in der allgemeinen
    Erregung .

    Bestes Beispiel dafür ist die Debatte um die soge-
    nannten Kinderehen . Der Ruf nach einem Verbot von
    Kinderehen suggeriert zunächst einmal, so etwas sei in
    Deutschland erlaubt . Fakt ist aber: Eheschließungen sind
    bei uns grundsätzlich nur ab 18 Jahren und auch nur vor
    dem Standesbeamten möglich . Fakt ist auch: Irgendwel-

    che religiösen Zeremonien, wie Imam-Ehen oder Ähnli-
    ches, haben bei uns keinerlei Rechtswirkungen und sind
    schlicht nichtig .

    Einige wollen jetzt, dass solche Zeremonien mit einem
    Bußgeld verfolgt werden . Ich sehe quasi schon vor mei-
    nem inneren Auge, wie Beamte der Ordnungsbehörden
    in den Moscheen beim Gottesdienst Protokoll führen .
    Das kann man nur noch als groben Unfug bezeichnen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Relativieren Sie Kinderehen, oder was?)


    Bei einer sachlichen Befassung damit stellen wir fest:
    Es gibt an einem Punkt tatsächlich Handlungsbedarf .


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)


    Wenn Minderjährige zu uns kommen, die im Ausland
    wirksam geheiratet haben, dann brauchen wir ein Ver-
    fahren, mit dem die Aufhebung der Ehe aus Kindeswohl-
    gründen auch von Amts wegen erfolgen kann .


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


    Dabei geht es aber weder um Anerkennung oder Nich-
    tigkeit, sondern um eine Aufhebung mit Wirkung für die
    Zukunft. Ich finde, so viel juristische Differenziertheit
    muss schon sein .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE])


    Stattdessen verzetteln sich jetzt einige in der völlig
    unerheblichen Frage, ob die Möglichkeit, in Deutsch-
    land mit familiengerichtlicher Genehmigung schon mit
    16 Jahren zu heiraten, abgeschafft werden muss . Als ob
    wir keine anderen Probleme hätten!


    (Elisabeth Winkelmeier-Becker [CDU/CSU]: Wenn es danach geht!)


    Diese Ausnahmegenehmigung wird in Deutschland un-
    gefähr 100 Mal im Jahr erteilt, meist aus guten Gründen
    und nach Prüfung des Kindeswohls . Zu dieser völlig ir-
    relevanten Frage erhalte ich als Bundestagsabgeordnete
    seitenlange Schreiben aus Landesjustizministerien, von
    denen ich in den letzten drei Jahren bei all den gravieren-
    den Einschnitten in die freiheitliche Rechtsordnung


    (Beifall der Abg . Dr . Eva Högl [SPD])


    durch immer neue Strafverschärfungen noch nie ein Wort
    des Widerstands gehört habe .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr . Eva Högl [SPD]: Das gefällt mir!)


    Herr Maas, ich bitte Sie: Legen Sie eine konkrete,
    sachbezogene Lösung vor, und bieten Sie dem populisti-
    schen Geschrei Einhalt! Dann können Sie auch auf unse-
    re Unterstützung zählen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Harald Petzold [Havelland] Elisabeth Winkelmeier-Becker [DIE LINKE] – Dr . Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nur dann!)





    (A) (C)


    (B) (D)


    Ich wundere mich allerdings auch, wie schnell Sie in
    dieser Sache plötzlich aktiv werden, während wir die
    Hoffnung längst aufgegeben haben, in dieser Legisla-
    turperiode lang angekündigte Gesetzentwürfe, wie bei-
    spielsweise zum kollektiven Rechtsschutz oder zum
    Schmerzensgeld für Angehörige, zu Gesicht zu bekom-
    men . Aber vielleicht geschehen ja noch Wunder .

    Ich wünsche mir von einem Justizminister aber auch,
    dass er dem ständigen Verlangen der Konservativen nach
    neuen Sicherheitspaketen standhält . Es wird doch kein
    einziger Anschlag dadurch verhindert, dass Sie sich jetzt
    mit dem Innenminister auf Fußfesseln für Extremisten
    und Videoüberwachungen im öffentlichen Raum geei-
    nigt haben .


    (Zurufe von der CDU/CSU: Haben wir gar nicht! – Woher wollen Sie das wissen?)


    Im Gegenteil: Es ist eine gefährliche Illusion, zu glauben,
    wir könnten ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, indem
    wir ständig die Gesetze ändern . Das ist wie eine Droge,
    bei der wir ständig die Dosis erhöhen müssen, um die
    Wirkung zu erhalten .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Harald Petzold [Havelland] [DIE LINKE] – Dr . Volker Ullrich [CDU/ CSU]: Ich würde Sicherheitsgesetze nicht als Droge bezeichnen!)


    Was die Menschen in diesem Land brauchen, ist we-
    der Fußfessel noch Burkaverbot, sondern eine politische
    Führung, die mit Bedacht handelt, statt Ängste zu schü-
    ren;


    (Dr . Patrick Sensburg [CDU/CSU]: Machen wir ja!)


    eine politische Führung, die zugesteht, nicht jeden An-
    schlag verhindern zu können, die aber deutlich macht,
    dass unser Rechtsstaat über die Instrumente verfügt,
    mit den Herausforderungen umzugehen; eine politische
    Führung, die gerade jetzt den freiheitlichen Rechtsstaat
    verteidigt und sich dem Ansturm der Populisten entge-
    genstellt .

    Herr Justizminister, je stärker dieser Wind bläst, desto
    mehr sind gerade Sie gefordert . Seien Sie also bitte kein
    Fähnchen im Wind, sondern ein Fels in der Brandung!
    Denn das ist es, was unser Land und unser Rechtsstaat
    jetzt braucht .

    Vielen Dank .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Katja Keul . – Nächste Rednerin: Elvira

Drobinski-Weiß für die SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Elvira Drobinski-Weiß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Herr Minister! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Verehrte Zuschauerinnen und Zuschau-
    er auf den Tribünen! 2013 sind wir mit dem Ziel in den
    Wahlkampf gezogen, Verbraucherinnen und Verbraucher
    besser vor Risiken zu schützen und ihnen zu helfen, ihre
    Rechte wirksamer durchzusetzen . Das Ziel war und ist,
    transparente Märkte zu schaffen, auf denen sichere und
    nachhaltige Produkte angeboten werden .

    Ich kann heute nur stichpunktartig Bilanz ziehen – das
    ist der letzte Haushalt in dieser Legislaturperiode, den wir
    hier miteinander beschließen; ich konzentriere mich auf
    die für eine gute Verbraucherpolitik notwendigen Struk-
    turen –: Wir haben zum Beispiel bei der Bundesanstalt
    für Finanzdienstleistungsaufsicht, abgekürzt BaFin, den
    kollektiven Verbraucherschutz als weiteres Aufsichtsziel
    mit dem Kleinanlegerschutzgesetz im Finanzdienstleis-
    tungsaufsichtsgesetz, abgekürzt FinDAG, verankert .

    Außerdem haben wir 2014 den Sachverständigenrat
    für Verbraucherfragen eingerichtet . Es ist uns wichtig,
    dass Erkenntnisse aus verbraucherbezogenen Wissen-
    schaften in unsere Strategien für eine gute Verbraucher-
    politik einfließen. Tatsächlich sind die Mittel für die Ver-
    braucherforschung in den vergangenen Jahren nahezu
    verdoppelt und nicht gekürzt worden .


    (Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der Summe schon!)


    Die alternative Streitbeilegung ist mein nächstes
    Stichwort. Es muss ein flächendeckendes Angebot außer-
    gerichtlicher Streitbeilegungsstellen vorhanden sein . Das
    Ministerium der Justiz und für Verbraucherschutz fördert
    im Rahmen eines Pilotprojektes bis 2019 eine privat or-
    ganisierte, sogenannte Allgemeine Verbraucherschlich-
    tungsstelle .

    Neu geschaffen und einem sehr großen Teil der Bevöl-
    kerung schon bekannt sind die Marktwächter für Finan-
    zen und für die Digitale Welt . Im Gegensatz zu dem, was
    hier vorhin gesagt worden ist, finde ich, das ist genau der
    richtige Weg . Auf Basis eigener Untersuchungen und auf
    die Beschwerden von vielen Tausenden von Menschen
    hin haben die Marktwächter bereits die Öffentlichkeit,
    die Behörden und die Politik auf Probleme und Missstän-
    de im Markt aufmerksam machen und Verbraucherwar-
    nungen aussprechen können . Das ist gut, und wir haben
    immer betont, dass wir die beiden Marktwächter verste-
    tigen


    (Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie es doch! Unsere Unterstützung hätten Sie!)


    und den Ausbau weiterer Marktwächter anstoßen wollen,
    Herr Lindner . Ich bin besonders stolz darauf, dass es jetzt
    1,5 Millionen Euro für einen Marktwächter Energie gibt .


    (Beifall bei der SPD – Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Dann verstetigen Sie die beiden anderen!)


    Das betrachte ich sehr wohl als Anschubfinanzierung in
    dem vorliegenden Haushalt . Wir werden uns auch dafür

    Katja Keul






    (A) (C)



    (B) (D)


    einsetzen, dass genau diese Politik engagiert fortgesetzt
    und dauerhaft etabliert wird .


    (Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir werden sehen!)


    Spätestens seit den Verhandlungen zu CETA und TTIP
    wissen wir, dass auch international der Verbraucher-
    schutz einen hohen Stellenwert hat . Allen ist auch klar,
    wie wichtig es ist, sich frühzeitig gemeinsam über die
    Verbraucherstandards auszutauschen . Ich begrüße des-
    halb, dass es im Rahmen der G-20-Ratspräsidentschaft
    im nächsten Jahr am Weltverbrauchertag, am 15 . März,
    eine große Veranstaltung zum Thema „Digitaler Ver-
    braucherschutz“ geben wird, die auch mit einer entspre-
    chenden Summe aus dem Ministerium der Justiz und für
    Verbraucherschutz finanziert wird, ebenso wie die Ver-
    anstaltung beim Deutschen Verbrauchertag im nächsten
    Jahr, der unter dem Thema „Verbraucherschutz schafft
    Sicherheit“ steht; denn Sicherheit schafft Vertrauen . Ich
    bin dem Minister der Justiz und für Verbraucherschutz
    dankbar dafür, dass dies finanziert wird.

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)