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ID1819106400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Ulrich Petzold und Wilfried Lorenz . . 19025 A Tagesordnungspunkt 38: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Be- richt der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungs- freiheit Drucksache 18/8740 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19025 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19025 C Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19027 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19028 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19030 A Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 19031 C Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19032 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 19033 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . 19034 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19035 A Thomas Silberhorn, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19036 C Dr . Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 19037 C Tagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Britische Staatsangehörige rasch und unkompli- ziert einbürgern Drucksache 18/9669 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19038 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung der Einbürgerung und zur Ermöglichung der mehrfachen Staatsangehörigkeit Drucksache 18/5631 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 19040 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19043 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19044 C Dr . Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19045 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19046 D Detlef Müller (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . . . . 19047 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19049 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19050 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19051 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19052 C Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19052 D Tagesordnungspunkt 40: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsge- setz – PSG III) Drucksache 18/9518 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016II b) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Pflege teilhabe- orientiert und wohnortnah gestalten Drucksache 18/8725 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C c) Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pflege vor Ort gestalten – Bessere Bedingungen für eine nutzerori- entierte Versorgung schaffen Drucksache 18/9668 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 19056 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 19057 B Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . 19058 B Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19059 A Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19060 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19061 B Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19062 A Tagesordnungspunkt 41: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsches En- gagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in internationalen Friedens- missionen stärken und ausbauen Drucksache 18/9662 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19063 A Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . 19063 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19064 B Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19065 B Dr . Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19067 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19069 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19070 A Tagesordnungspunkt 42: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Herbert Behrens, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wo- chenhöchstarbeitszeit begrenzen und Ar- beitsstress reduzieren Drucksache 18/8724 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19072 C Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19074 B Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19075 B Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . . 19076 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 19078 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19079 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 19081 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19081 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19025 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Beginn: 9 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Helga Kühn-Mengel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19081 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 23 .09 .2016 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 23 .09 .2016 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 23 .09 .2016 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E . CDU/CSU 23 .09 .2016 Gabriel, Sigmar SPD 23 .09 .2016 Gohlke, Nicole DIE LINKE 23 .09 .2016 Heiderich, Helmut CDU/CSU 23 .09 .2016 Held, Marcus SPD 23 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 23 .09 .2016 Hendricks, Dr . Barbara SPD 23 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Junge, Frank SPD 23 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 23 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 23 .09 .2016 Kudla, Bettina CDU/CSU 23 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 23 .09 .2016 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 23 .09 .2016 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 23 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 23 .09 .2016 Lips, Patricia CDU/CSU 23 .09 .2016 Mast, Katja SPD 23 .09 .2016 Obermeier, Julia CDU/CSU 23 .09 .2016 Özoğuz, Aydan SPD 23 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rachel, Thomas CDU/CSU 23 .09 .2016 Ramsauer, Dr . Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 23 .09 .2016 Rützel, Bernd SPD 23 .09 .2016 Ryglewski, Sarah SPD 23 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 23 .09 .2016 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 23 .09 .2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 23 .09 .2016 Steinbrück, Peer SPD 23 .09 .2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 23 .09 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 23 .09 .2016 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 23 .09 .2016 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- teilt, dass sie den Antrag Beteiligung des Bundestages im Vorfeld der Genehmigung der vorläufigen Anwen- dung des Handelsabkommens mit Kanada (Compre- hensive Economic and Trade Agreement – CETA) auf Drucksache 18/9038 zurückzieht . Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 201619082 (A) (C) (B) (D) Haushaltsausschuss Drucksache 18/8936 Nr . A .15 Ratsdokument 9303/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .16 Ratsdokument 9307/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .17 Ratsdokument 9310/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .7 Ratsdokument 10383/16 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/7934 Nr . A .13 EP P8_TA-PROV(2016)0041 Drucksache 18/7934 Nr . A .18 Ratsdokument 6227/16 Drucksache 18/8771 Nr . A .4 EP P8_TA-PROV(2016)0223 Drucksache 18/8936 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0236 Drucksache 18/9141 Nr . A .10 EP P8_TA-PROV(2016)0250 Drucksache 18/9141 Nr . A .11 Ratsdokument 9911/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .13 Ratsdokument 9966/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .14 Ratsdokument 9969/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/9141 Nr . A .17 EP P8_TA-PROV(2016)0271 Drucksache 18/9141 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0272 Drucksache 18/9141 Nr . A .20 Ratsdokument 10133/16 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/9141 Nr . A .22 EP P8_TA-PROV(2016)0267 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/419 Nr . C .41 Ratsdokument 14493/12 Drucksache 18/419 Nr . C .42 Ratsdokument 14499/12 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 38 Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit TOP 9 Erleichterung der Einbürgerung TOP 40 Drittes Pflegestärkungsgesetz TOP 41 Polizeikräfteeinsatz in Friedensmissionen TOP 42 Wochenhöchstarbeitszeit Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Pia Zimmermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Werte Frau Fischbach, das, was Sie uns hier gerade vor-
    getragen haben, ist kein Paradigmenwechsel in der Pfle-
    ge – auf jeden Fall nicht im positiven Sinne –;


    (Mechthild Rawert [SPD]: Na, na, na!)


    denn mit dem Pflegestärkungsgesetz III manifestieren
    Sie einen weiteren Meilenstein in der Zweiklassenpfle-
    ge, und das ist ein weiterer Schritt zur Aushöhlung des
    Sozialstaates .


    (Maria Michalk [CDU/CSU]: Sie wissen, dass das nicht stimmt!)


    Ihr Pflegegesetz verdient auch nicht den Zusatz „Stär-
    kung“, weil es niemanden in der Pflege wirklich stärkt –


    (Zuruf von der CDU/CSU: Natürlich! Das ist doch Quatsch!)


    nicht die Menschen mit einem Pflegebedarf, nicht die
    Pflegekräfte und nicht die pflegenden Angehörigen.

    Die Pflege wird noch immer nicht am tatsächlichen
    Bedarf und an den individuellen Wünschen, sondern aus-
    schließlich an den zur Verfügung gestellten Mitteln ori-
    entiert. Die Pflege bleibt markt­ und profitorientiert. Alle
    Betroffenen gemeinsam sollen das Geld einsparen, das
    Sie den Betreibern und Investoren von Pflegeheimen und
    den Pflegeversicherungen versprochen haben.

    Dieses Gesetz wird auch niemandem nützen, der auf
    professionelle Unterstützung angewiesen ist und dessen
    Rente nicht ausreicht, um die Eigenbeteiligung in der
    Pflegeversicherung, die steigenden Investitionskosten für
    die Pflegeeinrichtungen, die Miete, die Lebenshaltungs-
    kosten oder was auch immer zu bezahlen .


    (Zuruf von der CDU/CSU: Falsche Pauschalsätze!)


    Wer auf Hilfe zur Pflege angewiesen ist – das ist die
    schöne Umschreibung für Menschen, die eigentlich So-
    zialhilfe benötigen –, wird zukünftig noch stärker auf das
    Wohlwollen seiner Mitmenschen angewiesen sein, als es
    bisher der Fall gewesen ist . Durch dieses Gesetz werden
    Menschen, die Hilfe zur Pflege brauchen, gesetzlich ge-
    zwungen, ehrenamtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen,
    weil ihnen sonst gar keine Unterstützung zusteht . Damit
    kommen die Angehörigen nicht nur finanziell für die
    Menschen mit Pflegebedarf auf, indem sie ihr Einkom-
    men und ihr Vermögen zur Verfügung stellen müssen,
    sondern sie sollen auch die Pflegearbeit übernehmen, und
    zwar unentgeltlich, in ihrer Freizeit und ohne Anspruch
    auf irgendeine Sozialversicherung .

    Meine Damen und Herren, Sie können einwenden,
    dass es doch mehr Pflegegeld und mehr Sachleistungen
    gibt; Frau Fischbach, Sie haben es gesagt . Ich entgegne
    Ihnen aber, dass all das nicht gegen die Ohnmacht helfen
    wird, wenn der 90-jährige Vater 200 Kilometer entfernt
    allein in seiner Wohnung ist und dann vielleicht doch ein-
    mal vergisst, den Gasherd abzustellen . Hier würde es hel-
    fen, wenn sich die Angehörigen darauf verlassen könn-
    ten, dass es Strukturen gibt, innerhalb derer man sich um
    ihren Vater kümmert . Es würde helfen, wenn sie wüssten,
    dass die Menschen, die sich um ihren Vater kümmern,
    gut ausgebildet und anständig bezahlt werden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es würde helfen, zu wissen, dass ihr Vater selbst ent-
    scheiden kann, ob er zu Hause oder in einer Einrichtung
    versorgt wird, und dass seine Wünsche und Würde res-
    pektiert werden .


    (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das machen wir! Wir fragen!)


    Dieses Gesetz verspricht solche Strukturen, aber die-
    se Versprechen werden nicht gehalten . Die Kommunen
    sollen gestärkt werden . Sie sagen, dafür bekommen sie
    die Möglichkeit, mehr Beratungsangebote einzurich-
    ten . Aber gerade einmal 60 Modellkommunen von über
    11 000 Kommunen kommen in den Genuss . Was für ein
    Hohn! Außerdem: Eine echte Entscheidung über die Ver-
    sorgungsangebote dürfen die Kommunen gar nicht tref-
    fen, und Pflegesatzverhandlungen finden weiterhin hinter
    verschlossenen Türen statt .

    Der neue Pflegebegriff soll für alle Menschen gelten –
    sagen Sie. Aber: Alle Menschen, die auf Hilfe zur Pflege
    angewiesen sind, werden durch dieses Gesetz strukturell
    benachteiligt, weil ihnen nicht die gleichen Leistungen
    zustehen . Das ist das, was ich am Anfang schon einmal
    gesagt habe: Mit diesem Gesetz verabschiedet sich die
    Bundesregierung vom Bedarfsdeckungsprinzip in der
    Sozialhilfe .

    Meine Damen und Herren, mit unserem Antrag „Pfle-
    ge teilhabeorientiert und wohnortnah gestalten“ legen
    wir realistische Handlungsoptionen vor, die für Gerech-
    tigkeit in der Pflege sorgen können. Wir fordern gleich-
    wertige Lebensbedingungen in der Pflege für alle Men-
    schen mit Pflege­, Unterstützungs­ und Assistenzbedarf

    Parl. Staatssekretärin Ingrid Fischbach






    (A) (C)



    (B) (D)


    und gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in
    allen Regionen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir wollen die Kommunen tatsächlich in die Lage
    versetzen, für Menschen, die Pflege und Unterstützung
    brauchen, wohnortnah und individuell passende Angebo-
    te bereitzustellen und auch zu finanzieren. Lassen Sie die
    Kommunen bitte nicht wieder auf den Kosten sitzen, wie
    es so gerne gemacht wird!

    Wir wollen vor allen Dingen die Mitbestimmung der
    Menschen mit Pflegebedarf und ihrer Angehörigen stär-
    ken . Denn diese Menschen wissen doch am besten, was
    gewünscht wird und was nötig ist .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir wollen den Pflegemindestlohn erhöhen und die Ar-
    beitsbedingungen der Pflegekräfte verbessern, weil nur
    so dem Fachkräftemangel entgegengetreten werden
    kann . Das ist absolut notwendig .

    Unser Ziel ist es auch, meine Damen und Herren, dass
    Menschen sich vor Pflege nicht fürchten müssen, weil sie
    wissen, dass sie gut versorgt werden . Sie dürfen nicht da-
    vor Angst haben, dass sie einmal auf die Unterstützung
    von anderen Menschen angewiesen sind, sondern es
    muss eine gute Versorgung geben . Es ist auch unser Ziel,
    dass sich Freunde, Nachbarn und Familien gerne um ihre
    Angehörigen kümmern und füreinander da sind, weil sie
    es wollen, und nicht, weil sie es müssen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Unser Ziel ist es, dass Menschen so leben können, wie
    sie es sich wünschen, und nicht, wie es ihr Geldbeutel
    erlaubt .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächste Rednerin hat Mechthild

Rawert von der SPD-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Mechthild Rawert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Liebe Bürgerinnen und Bürger! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Unser Ziel, die Vollendung einer großen
    Pflegereform mit ihren zahlreichen Gesetzen, ist in Sicht-
    weite, und das ist auch gut so .

    An dieser Stelle, Frau Zimmermann, muss ich doch
    auf Ihren Beitrag eingehen . Erstens ist heute noch nicht
    die Zeit für großes Wahlkampfgetöse . Zweitens empfehle
    ich Ihnen, Ihr Recht als Versicherte auf Pflegeberatung –
    das haben Sie seit 2009 – auch in Anspruch zu nehmen;
    denn dann würden Sie erfahren, wie viel Gutes im PSG I,
    wie viel Gutes im PSG II und auch im PSG III steht . Ich
    kann sagen: Beratung erhöht das Wissen – und das gilt
    für uns alle .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Pia Zimmermann [DIE LINKE]: Sagen Sie mal, was Sie vor der letzten Wahl versprochen haben!)


    Mit den Pflegestärkungsgesetzen I bis III stellen wir
    uns den demografischen Herausforderungen in unserer
    immer älter werdenden Gesellschaft . Wir machen Ernst
    mit der Aussage „Gute Pflege ist ein Menschenrecht“.
    Und das ist auch gut so; denn wir brauchen eine zukunfts-
    feste Pflege im Interesse der heute schon über 2,5 Milli-
    onen pflegebedürftigen Menschen – mit stark steigender
    Tendenz –, im Interesse der pflegenden Angehörigen
    inklusive ihrer besseren sozialversicherungsrechtlichen
    Absicherung und im Interesse der Hauptamtlichen, die
    da, wo es einen Tariflohn gibt, tatsächlich den Tariflohn
    bezahlt bekommen . All das haben wir geregelt, und das
    ist gut so und stärkt die Pflege.

    Beim Pflegestärkungsgesetz III werden wir auf jeden
    Fall in diesem Jahr noch die Zielgerade erreichen – das
    garantiere ich hier –, obwohl wir im parlamentarischen
    Verfahren noch große Baustellen zu bearbeiten haben
    und das Struck’sche Gesetz auch hier gilt, das lautet:
    „Kein Gesetz kommt aus dem Parlament so heraus, wie
    es eingebracht worden ist .“

    Frau Fischbach hat schon ganz verschiedene Bereiche
    und Felder dieses Gesetzes erwähnt, auf die ich an dieser
    Stelle nicht mehr eingehen möchte .

    Neu ist – das wird also noch kommen –: Dieses Gesetz
    dient auch als ein Omnibusgesetz . Denn wir senden mit
    ihm berufspolitische Signale aus, indem wir vorhandene
    Modellklauseln für die Ergotherapeutinnen und Ergothe-
    rapeuten, für die Hebammen und Entbindungspfleger, für
    die Logopädinnen und Logopäden, für die Masseure und
    Physiotherapeuten verlängern. Wir treffen Regelungen
    für die Verbesserung der Qualität unter den Heilpraktike-
    rinnen und Heilpraktikern .

    An dieser Stelle eine Anmerkung von mir als sozialde-
    mokratische Gesundheits- und Gleichstellungspolitike-
    rin: Ich verstehe nicht, dass wir den Medizinerinnen und
    Medizinern rund 1 Milliarde Euro Honorar mehr geben,
    aber für die vielen zumeist von Frauen ausgeübten Ge-
    sundheitsberufe keine professionelleren Strukturen von
    nachhaltigem Bestand schaffen.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir wollen eine Stärkung der Gesundheitsfachberufe .
    Das ist auf jeden Fall unser Credo . Dazu sage ich auch:
    Das sich ärgerlicherweise immer noch im parlamentari-
    schen Verfahren befindliche Pflegeberufereformgesetz
    soll dazu dienen, dass wir auch hier zu einer besseren
    Qualität kommen. Hier hoffe ich doch auf professionelle
    Einsicht in Teilen der Reihen unseres Koalitionspartners .

    Eingehen will ich auf einige Punkte zum PSG III . Ein
    Thema sind die Hilfen zur Pflege. Das Ziel ist, dass die
    Regelungen aus dem PSG II, die wir bis jetzt beschlos-
    sen haben, auch für die Menschen Wirklichkeit werden,
    die Hilfen zur Pflege laut SGB XII, also dem Sozialhil-
    ferecht, erhalten. Das heißt, der neue Pflegebedürftig-
    keitsbegriff und das neue Begutachtungsverfahren gelten
    auch hier . Weiterhin soll gelten: Körperlich, kognitiv und
    psychisch Pflegebedürftige werden gleichgestellt, mit

    Pia Zimmermann






    (A) (C)



    (B) (D)


    dem Ergebnis, dass mehr Individualität und Gerechtig-
    keit für alle, unabhängig vom Geldbeutel, gelten .


    (Pia Zimmermann [DIE LINKE]: Das kommt dann im Pflegestärkungsgesetz IV, oder was?)


    Zum PSG III gehören auch die Stärkung der örtlichen
    Pflegeinfrastruktur und der Ausbau der Pflegeberatung;
    Fälle, in denen das notwendig ist, habe ich schon er-
    wähnt . Mit diesen Punkten setzen wir Forderungen der
    SPD aus der letzten Legislaturperiode um . Wir stärken
    die kommunale Verantwortung . Wir stärken die Infra-
    struktur vor Ort .

    Auf eines möchte ich Sie hinweisen: Viele von Ihnen
    mögen den Begriff „Pflegestützpunkt“ noch gar nicht ge-
    hört haben, aber auch in Ihren Kommunen gibt es diese
    Pflegestützpunkte.


    (Elisabeth Scharfenberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht unbedingt!)


    Aber es gibt noch nicht genug davon . Hier muss noch
    mehr Beratung erfolgen . Daher sind auch die 60 Modell-
    vorhaben von so herausragender Bedeutung . Wir wollen
    die Vernetzung vor Ort stärken .


    (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Zum Teil gab es die!)


    Wir wollen die individuellen Bedarfe besser abdecken .
    Wir wollen natürlich auch dazu beitragen, dass kulturelle
    Hintergründe berücksichtigt und alle Menschen über alle
    Möglichkeiten vor Ort umfassend informiert werden .

    Mit dem PSG III machen wir deutlich: Die Pflegebera-
    tung spielt in der Politik eine zentrale Rolle . Wir wollen,
    wie gesagt, mehr Pflegeschutzpunkte vor Ort, initiiert
    von Kommunen . Wir wollen mehr Qualität durch bessere
    Beratung. Dabei soll nicht nur über Angebote der Pflege
    beraten werden, sondern auch über Angebote der Alten-
    hilfe, der Eingliederungshilfe und auch über die der Pfle-
    geversicherung . Es soll eine „Beratung aus einer Hand“
    erfolgen .