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ID1819102600

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    Plenarprotokoll 18/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Ulrich Petzold und Wilfried Lorenz . . 19025 A Tagesordnungspunkt 38: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Be- richt der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungs- freiheit Drucksache 18/8740 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19025 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19025 C Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19027 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19028 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19030 A Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 19031 C Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19032 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 19033 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . 19034 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19035 A Thomas Silberhorn, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19036 C Dr . Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 19037 C Tagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Britische Staatsangehörige rasch und unkompli- ziert einbürgern Drucksache 18/9669 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19038 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung der Einbürgerung und zur Ermöglichung der mehrfachen Staatsangehörigkeit Drucksache 18/5631 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 19040 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19043 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19044 C Dr . Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19045 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19046 D Detlef Müller (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . . . . 19047 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19049 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19050 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19051 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19052 C Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19052 D Tagesordnungspunkt 40: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsge- setz – PSG III) Drucksache 18/9518 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016II b) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Pflege teilhabe- orientiert und wohnortnah gestalten Drucksache 18/8725 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C c) Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pflege vor Ort gestalten – Bessere Bedingungen für eine nutzerori- entierte Versorgung schaffen Drucksache 18/9668 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 19056 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 19057 B Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . 19058 B Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19059 A Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19060 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19061 B Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19062 A Tagesordnungspunkt 41: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsches En- gagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in internationalen Friedens- missionen stärken und ausbauen Drucksache 18/9662 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19063 A Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . 19063 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19064 B Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19065 B Dr . Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19067 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19069 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19070 A Tagesordnungspunkt 42: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Herbert Behrens, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wo- chenhöchstarbeitszeit begrenzen und Ar- beitsstress reduzieren Drucksache 18/8724 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19072 C Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19074 B Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19075 B Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . . 19076 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 19078 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19079 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 19081 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19081 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19025 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Beginn: 9 .01 Uhr
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    Helga Kühn-Mengel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19081 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 23 .09 .2016 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 23 .09 .2016 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 23 .09 .2016 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E . CDU/CSU 23 .09 .2016 Gabriel, Sigmar SPD 23 .09 .2016 Gohlke, Nicole DIE LINKE 23 .09 .2016 Heiderich, Helmut CDU/CSU 23 .09 .2016 Held, Marcus SPD 23 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 23 .09 .2016 Hendricks, Dr . Barbara SPD 23 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Junge, Frank SPD 23 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 23 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 23 .09 .2016 Kudla, Bettina CDU/CSU 23 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 23 .09 .2016 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 23 .09 .2016 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 23 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 23 .09 .2016 Lips, Patricia CDU/CSU 23 .09 .2016 Mast, Katja SPD 23 .09 .2016 Obermeier, Julia CDU/CSU 23 .09 .2016 Özoğuz, Aydan SPD 23 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rachel, Thomas CDU/CSU 23 .09 .2016 Ramsauer, Dr . Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 23 .09 .2016 Rützel, Bernd SPD 23 .09 .2016 Ryglewski, Sarah SPD 23 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 23 .09 .2016 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 23 .09 .2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 23 .09 .2016 Steinbrück, Peer SPD 23 .09 .2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 23 .09 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 23 .09 .2016 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 23 .09 .2016 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- teilt, dass sie den Antrag Beteiligung des Bundestages im Vorfeld der Genehmigung der vorläufigen Anwen- dung des Handelsabkommens mit Kanada (Compre- hensive Economic and Trade Agreement – CETA) auf Drucksache 18/9038 zurückzieht . Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 201619082 (A) (C) (B) (D) Haushaltsausschuss Drucksache 18/8936 Nr . A .15 Ratsdokument 9303/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .16 Ratsdokument 9307/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .17 Ratsdokument 9310/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .7 Ratsdokument 10383/16 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/7934 Nr . A .13 EP P8_TA-PROV(2016)0041 Drucksache 18/7934 Nr . A .18 Ratsdokument 6227/16 Drucksache 18/8771 Nr . A .4 EP P8_TA-PROV(2016)0223 Drucksache 18/8936 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0236 Drucksache 18/9141 Nr . A .10 EP P8_TA-PROV(2016)0250 Drucksache 18/9141 Nr . A .11 Ratsdokument 9911/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .13 Ratsdokument 9966/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .14 Ratsdokument 9969/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/9141 Nr . A .17 EP P8_TA-PROV(2016)0271 Drucksache 18/9141 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0272 Drucksache 18/9141 Nr . A .20 Ratsdokument 10133/16 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/9141 Nr . A .22 EP P8_TA-PROV(2016)0267 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/419 Nr . C .41 Ratsdokument 14493/12 Drucksache 18/419 Nr . C .42 Ratsdokument 14499/12 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 38 Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit TOP 9 Erleichterung der Einbürgerung TOP 40 Drittes Pflegestärkungsgesetz TOP 41 Polizeikräfteeinsatz in Friedensmissionen TOP 42 Wochenhöchstarbeitszeit Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Heribert Hirte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Werfen Sie einmal einen Blick auf die Uhr: Es ist jetzt
    gleich halb elf . Das ist sozusagen die Primetime in den
    Plenardebatten . Dass wir hier heute im Deutschen Bun-
    destag an so prominenter Stelle über die Religions- und
    Glaubensfreiheit reden können, und das, um im Bild zu
    bleiben, fast in voller Spielfilmlänge, das freut mich.
    Es freut mich als Christ, es freut mich als Vorsitzender
    des Stephanuskreises, und es freut mich auch als Jurist .
    Denn es zeigt: Wir sehen das Menschenrecht der Reli-
    gions- und Glaubensfreiheit nicht als bloße Rechtsgrund-
    lage, die in zahlreichen internationalen und regionalen
    Menschenrechtskonventionen und natürlich in unserer
    eigenen Verfassung verankert ist, nein, wir sehen die Re-
    ligionsfreiheit als ein Freiheitsrecht jedes Einzelnen an,
    ein Freiheitsrecht, das besonders lebendig in einer Ge-
    sellschaft gelebt werden kann, wenn wir es in die Hand
    nehmen und so wie hier heute in die Höhe halten .

    Für uns ist das selbstverständlich . Aber Religions- und
    Glaubensfreiheit ist kein Thema, das irgendeine Region
    dieser Welt auf ihrer To-do-Liste abhaken könnte, selbst
    wenn wir nicht Gegenstand des vorliegenden Berichts
    sind . Angesichts einer religiös und kulturell vielfältiger
    werdenden Gesellschaft spüren wir es deutlich: Die Re-
    ligionsfreiheit ist ein umkämpftes Recht . Dabei ist nach
    meiner Einschätzung in unserem christlich geprägten
    Deutschland das, was uns ernsthaft zu schaffen macht,
    vor allen Dingen die religiöse Bildungslücke in unserer
    eigenen Gesellschaft . Immer mehr junge Menschen kön-
    nen auf den lieben Gott ganz gut verzichten, aber nicht
    auf das Internet . Doch eine Gesellschaft, die ihre eige-
    nen religiösen Wurzeln nicht mehr kennt, teilweise sogar
    bewusst ignoriert, kann kaum Verständnis für Menschen

    Parl. Staatssekretär Thomas Silberhorn






    (A) (C)



    (B) (D)


    aufbringen, die offen und mit Nachdruck für ihren eige-
    nen Glauben eintreten,


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    seien es zu uns geflüchtete Muslime, Christen oder Ange-
    hörige anderer Religionsgruppen .

    Um das an dieser Stelle gleich klar zu sagen: Bei uns
    in Deutschland und in ganz Europa ist die Religions- und
    Glaubensfreiheit besser umgesetzt als in vielen anderen
    Regionen dieser Welt . Deshalb haben wir eine besondere
    Vorbildfunktion und Verantwortung . Wir Parlamentarier
    sind in der Lage, mit dem Finger auf Missstände in an-
    deren Ländern zu zeigen – das tun wir hier jetzt gerade
    auch –, aber dieser Fingerzeig sollte vor allen Dingen als
    Handreichung dienen, damit Parlamentarier aus anderen
    Staaten von uns lernen können und umgekehrt wir auch
    von ihnen .

    Ein gelungenes Beispiel für dieses gegenseitige An-
    die-Hand-Nehmen ist die Parlamentarierkonferenz, die
    letzte Woche hier in Berlin zur Religionsfreiheit statt-
    gefunden hat . Auf Einladung der CDU/CSU-Bundes-
    tagsfraktion konnten wir hier in Berlin über 100 Par-
    lamentarier verschiedenster Glaubensrichtungen, aller
    Glaubensrichtungen, aus über 50 Ländern dieser Welt
    begrüßen . Wir werden und wollen uns auch in Zukunft
    regelmäßig treffen. Wir werden weiter den Finger in die
    Wunde legen, und wir werden weiter gemeinsame Appel-
    le an die Regierungen richten, die die Religionsfreiheit
    missachten . Wir werden nicht aufhören, dieses Freiheits-
    recht weiter einzufordern, so lange, bis es für alle gilt .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Je enger wir uns international vernetzen und je en-
    ger wir zusammenarbeiten, desto erfolgreicher sind wir .
    Denn – das muss man klar sagen – öffentlicher Druck
    von allen Seiten hilft . Kein Staat der Welt, auch nicht
    Nordkorea, möchte ewig am Pranger stehen . Das zweite
    Land, das in diesem Zusammenhang zu nennen ist, ist
    Saudi-Arabien .

    Unsere Fraktion setzt sich mit Volker Kauder an der
    Spitze bereits seit vielen Jahren engagiert für die Religi-
    onsfreiheit in aller Welt ein .


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und für Panzer nach Saudi-Arabien!)


    Seit dieser Legislaturperiode leite ich den Stephanus-
    kreis, an dem sich ein Drittel unserer Fraktion aktiv be-
    teiligt . Hier legen wir den Fokus auf Christen, die auf-
    grund ihres Glaubens diskriminiert und verfolgt werden .
    Wir laden diese Menschen zu uns ein . Wir reisen zu ih-
    nen in die verschiedenen Regionen der Welt und zeigen
    ihnen so: Wir sind für euch da . Wir hören euch und sehen
    euer Leid . Wir setzen uns für euch ein .

    Wenn wir den Fokus auf die Christen richten, dann
    heißt das aber nicht, dass wir andere Religionsgruppen
    benachteiligen . Wenn wir für die Rechte von Christen
    kämpfen, dann kämpfen wir für alle religiösen Minder-
    heiten, damit alle ihren Glauben frei und offen leben

    können . Denn überall dort, wo Religionsfreiheit fehlt –
    Volker Beck hat das eben deutlich gesagt –, sind auch
    Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Versammlungsfrei-
    heit beeinträchtigt und die Freiheit von Mann und Frau
    in Gefahr .

    Unsere effizienteste Waffe im Kampf für die Religi-
    onsfreiheit – ich kann das nicht oft genug sagen – ist das
    Wort. Der interreligiöse Dialog öffnet Türen, die einem
    durch Drohungen und Sanktionen verschlossen bleiben;
    das hat Kollege Silberhorn eben schon angesprochen .

    Wir sind dankbar dafür, dass die Bundeskanzlerin
    auf ihren vielen Reisen auch dieses Themenfeld immer
    wieder anspricht . Auch die Entwicklungspolitik unserer
    Regierung besteht zu einem erheblichen Teil aus dem
    Eintreten für die Religions- und Weltanschauungsfrei-
    heit . Aber die Frage ist: Wie soll es weitergehen? Ein
    wichtiges Signal ist, dass auf unsere Initiative der eu-
    ropäische Sonderbotschafter Figel bestellt wurde . Aber
    ich glaube, wir müssen noch einen Schritt weitergehen –
    Volker Kauder hat es angesprochen –: Wir müssen über
    eine ähnliche Institution auch bei der Bundesregierung
    nachdenken .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben einen
    umfassenden Bericht der Bundesregierung vorliegen, der
    deutlich macht, welche Maßnahmen unternommen wur-
    den und welche Aufgaben noch vor uns liegen . Deshalb
    müssen wir unseren Worten Taten folgen lassen, damit
    Christen, Muslime, Juden, Aleviten, Jesiden, Bahai und
    die vielen anderen unterdrückten Religionsgruppen end-
    lich so leben können – da zitiere ich den Kölner Kardinal
    Woelki –, „wie es Gott gefällt: aufrecht und frei“ .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für den Kardinal kriegen Sie immer Applaus!)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ich schließe die Aussprache .

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf der
Drucksache 18/8740 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen . – Dazu darf ich Ihr
Einvernehmen feststellen . Also ist die Überweisung so
beschlossen .

Wir kommen nun zu den Tagesordnungspunkten 9 a
und 9 b:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Özcan Mutlu, Manuel Sarrazin,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Britische Staatsangehörige rasch und unkom-
pliziert einbürgern

Drucksache 18/9669

Dr. Heribert Hirte






(A) (C)



(B) (D)


Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Özcan Mutlu, Luise Amtsberg,
weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur Erleichterung der Einbür-
gerung und zur Ermöglichung der mehrfa-
chen Staatsangehörigkeit

Drucksache 18/5631
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Auch diese Aussprache soll nach einer interfraktionel-
len Vereinbarung 77 Minuten dauern . – Auch dazu sehe
ich keinen Widerspruch . Also verfahren wir so .

Ich eröffne die Aussprache und erteile Volker Beck für
die antragstellende Fraktion das Wort .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volker Beck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir wol-

    len heute darüber reden, wie wir beim Thema „Integra-
    tion und Einbürgerung“ besser vorankommen . Dazu
    haben wir zwei Initiativen vorgelegt . Zum einen geht es
    um eine umfassende Liberalisierung des Staatsangehö-
    rigkeitsrechts unter der Überschrift „Wir wollen mehr
    Mehrstaatigkeit wagen“, zum anderen wollen wir eine
    Antwort auf die Auswirkungen der anstehenden Bre-
    xit-Verhandlungen auf die britischen Bürger geben .

    Der italienische Regierungschef Renzi hat hierzu
    vorgeschlagen, dass die Briten, die in den europäischen
    Staaten leben, schnell eingebürgert werden sollen . Das
    haben wir in einem Antrag aufgeschrieben . Schon das
    gegenwärtige Recht erlaubt es, europäische Staatsbürger,
    die sich kürzer als sechs Jahre hier in Deutschland aufhal-
    ten, unter Hinnahme der Doppelstaatigkeit einzubürgern .
    Dies sollten wir hier tun, auch wenn die Anwendungs-
    hinweise des Bundesinnenministers etwas anderes besa-
    gen . Wir sollten das Signal setzen: Die Briten gehören zu
    Europa; die Briten sind uns in Deutschland willkommen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Nach Auskunft der Bundesregierung betrifft das
    107 000 britische Staatsbürger, die gegenwärtig in
    Deutschland leben . Davon haben wir in den vergangenen
    Jahren 5 000 eingebürgert . Wir schlagen vor, auch den
    anderen etwa 100 000 Briten dieses Angebot zu machen .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ist das mit dem britischen Botschafter abgesprochen?)


    Dann wären alle Fragen, die sich aus den Verhandlungen
    über den Austritt Großbritanniens aus der EU womöglich
    ergeben, zumindest für diese Menschen geklärt . Sie hät-
    ten dann gleiche Rechte und gleiche Möglichkeiten, und
    sie wären Teil unseres Landes .

    Herr Gabriel hat das ja auch gefordert, und ich rechne
    deshalb damit, dass zumindest die SPD-Fraktion mit der
    Linken dafür sorgt, dass das hier eine Mehrheit findet. Da

    wir uns vorhin bei der Religionsfreiheit so gut verstanden
    haben, hoffe ich aber, dass die gesamte Große Koalition
    diesen Schritt mit uns gemeinsam gehen wird .

    Der Bundesrat diskutiert heute über ein Einwan-
    derungsgesetz . Wir haben in der letzten Woche unter
    Führung von Katrin Göring-Eckardt eine umfassende
    Anhörung zu dem Thema durchgeführt, wie ein moder-
    nes Einwanderungsrecht aussehen muss . Zu einem mo-
    dernen Einwanderungsland gehört nicht nur die Ermög-
    lichung, nach Deutschland zu kommen, sondern es gilt
    auch, gerade für die hochgebildeten und gut qualifizier-
    ten Menschen eine attraktive Atmosphäre auszustrahlen,
    und dazu gehört das Staatsangehörigkeitsrecht .

    Deshalb schlagen wir Ihnen heute vor, im jetzigen
    Staatsangehörigkeitsrecht ganz wesentliche Veränderun-
    gen vorzunehmen:

    Wir wollen von dem Prinzip der Vermeidung der
    Mehrstaatigkeit grundsätzlich abrücken . Wir halten das
    in einer globalisierten Welt nicht für zeitgemäß . Sprin-
    gen Sie über Ihren Schatten! Ein Pass bzw . eine Staats-
    angehörigkeit ist kein Religionsbekenntnis, sondern die
    Ermöglichung der gleichberechtigten Teilhabe für die
    Menschen, die hier arbeiten, leben und Steuern zahlen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Ulla Jelpke [DIE LINKE])


    Wir wollen die Fristen bei der Anspruchseinbürgerung
    herabsetzen . Wir wollen, dass fortan Menschen, die ei-
    nen Aufenthaltstitel oder eine Niederlassungserlaubnis
    haben, einen leichteren Zugang erhalten .

    Wir wollen bei jungen Menschen, die gerade ihre
    Ausbildung beendet haben und bei uns zur Schule, zur
    Universität gegangen sind, vielleicht aber noch nicht so
    viel verdienen, Ausnahmen beim Nachweis der Lebens-
    unterhaltssicherung machen . Das soll kein Hinderungs-
    grund dafür sein, hier von Anfang an gleichberechtigt als
    Staatsbürgerinnen und Staatsbürger der Bundesrepublik
    Deutschland mitzuwirken . Ähnliches wollen wir für äl-
    tere Menschen, die aufgrund des Eintritts ins Rentenalter
    nicht mehr so leicht die entsprechenden Anforderungen
    erfüllen können .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Bei den Kenntnissen der deutschen Sprache wollen
    wir grundsätzlich keine Abstriche machen . Für Men-
    schen, die aufgrund von Krankheit, Behinderung oder
    Alter die erforderlichen Sprachniveaus nicht erreichen
    können, wollen wir aber ein Auge zudrücken und sagen:
    Das hindert nicht daran, dass sie als gleichberechtig-
    te Bürgerinnen und Bürger unseres Landes mitmischen
    können .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Das ist ja sehr großzügig!)


    Der Einbürgerungstest ist umstritten .


    (Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den schaffen nicht einmal die Bayern!)


    Präsident Dr. Norbert Lammert






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ich habe bei seiner Einführung nicht viel davon gehalten .
    Wir schlagen Ihnen vor, dass zumindest Menschen, die
    hier Abitur gemacht, zur Universität gegangen sind, nicht
    mit so etwas Albernem konfrontiert werden .


    (Dr . Tim Ostermann [CDU/CSU]: Werden sie auch nicht!)


    Das ist ein schlechtes Signal, ein Misstrauenssignal . Hier
    wollen wir mehr Liberalität wagen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren von der Union, wir hatten in
    diesem Jahr angesichts der Demonstrationen für Erdogan
    in meiner Heimatstadt Köln eine Diskussion darüber, ob
    die deutsch-türkischen Doppelstaatler ein Loyalitätspro-
    blem mit unserem Land haben .


    (Marian Wendt [CDU/CSU]: Gute Frage!)


    Ich muss Ihnen sagen: Bei der Anzahl der Doppelstaat-
    ler liegen die Menschen aus der Russischen Föderation
    vorne . Die Türken liegen an dritter oder vierter Stelle bei
    der Anzahl der Personen, die von der Doppelstaatigkeit
    Gebrauch machen durften .

    Wir wissen nicht, wer da demonstriert hat, ob das wel-
    che mit türkischem Pass, mit deutschem Pass oder mit
    einem deutschen und einem türkischen Pass waren, und
    selbstverständlich muss es doch durchaus auch möglich
    sein, sich zu den Verhältnissen im Herkunftsland der El-
    tern politisch zu artikulieren .

    Wer sich da artikuliert hat und wie sie sich artikuliert
    haben: Damit habe ich auch einen Dissens . Das gehört
    aber zu einer Auseinandersetzung in einer demokra-
    tischen Einwanderungsgesellschaft dazu . Nicht alle
    Migranten sind gleich . Nicht alle denken das Gleiche –
    genauso wie die Leute, die schon seit Generationen hier
    leben, auch nicht alle das Gleiche denken .

    Ich habe mit einem AfDler den gleichen Dissens wie
    mit einem AKPler . Beide Formen des Nationalismus sind
    mir zuwider, und ich will als Demokrat auch politisch
    dagegen argumentieren . Das tue ich aber nicht über das
    Staatsangehörigkeitsrecht .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg . Ulla Jelpke [DIE LINKE])


    Man muss sich schon einmal die Frage stellen, was
    geschähe, wenn der Satz richtig wäre, dass jemand, der
    von woanders herkommt, sich in politische Debatten sei-
    ner Herkunftsregion nicht mehr einmischen sollte . Wol-
    len wir allen Ernstes, dass ein deutsch-britischer Doppel-
    staatler hier in Deutschland nicht dafür wirbt, dass die
    Entscheidung für den Brexit falsch ist und dass Groß-
    britannien besser in der Europäischen Union aufgeho-
    ben wäre? Wollen wir allen Ernstes einem deutsch-fran-
    zösischen Doppelstaatler sagen, es wäre falsch, dass er
    seine Regierung unterstützt, wenn sie sich gegen rechts-
    radikale und antisemitische Politiker in ihrem Lande
    wendet? Wollen wir einem deutsch-costa-ricanischen
    Doppelstaatler untersagen, dass er seine Regierung da-
    bei unterstützt, wenn sie sich für Biodiversität und erneu-
    erbare Energien einsetzt? Was wollen wir sagen, wenn

    ein deutsch-kolumbianischer Doppelstaatler die kolum-
    bianische Regierung unterstützt, wenn diese sich für den
    Ausgleich und für Friedensverhandlungen mit der FARC
    einsetzt?