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ID1819100200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Ulrich Petzold und Wilfried Lorenz . . 19025 A Tagesordnungspunkt 38: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Be- richt der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungs- freiheit Drucksache 18/8740 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19025 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19025 C Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19027 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19028 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19030 A Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 19031 C Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19032 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 19033 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . 19034 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19035 A Thomas Silberhorn, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19036 C Dr . Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 19037 C Tagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Britische Staatsangehörige rasch und unkompli- ziert einbürgern Drucksache 18/9669 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19038 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung der Einbürgerung und zur Ermöglichung der mehrfachen Staatsangehörigkeit Drucksache 18/5631 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 19040 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19043 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19044 C Dr . Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19045 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19046 D Detlef Müller (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . . . . 19047 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19049 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19050 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19051 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19052 C Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19052 D Tagesordnungspunkt 40: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsge- setz – PSG III) Drucksache 18/9518 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016II b) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Pflege teilhabe- orientiert und wohnortnah gestalten Drucksache 18/8725 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C c) Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pflege vor Ort gestalten – Bessere Bedingungen für eine nutzerori- entierte Versorgung schaffen Drucksache 18/9668 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 19056 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 19057 B Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . 19058 B Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19059 A Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19060 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19061 B Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19062 A Tagesordnungspunkt 41: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsches En- gagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in internationalen Friedens- missionen stärken und ausbauen Drucksache 18/9662 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19063 A Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . 19063 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19064 B Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19065 B Dr . Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19067 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19069 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19070 A Tagesordnungspunkt 42: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Herbert Behrens, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wo- chenhöchstarbeitszeit begrenzen und Ar- beitsstress reduzieren Drucksache 18/8724 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19072 C Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19074 B Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19075 B Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . . 19076 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 19078 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19079 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 19081 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19081 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19025 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Beginn: 9 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Helga Kühn-Mengel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19081 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 23 .09 .2016 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 23 .09 .2016 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 23 .09 .2016 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E . CDU/CSU 23 .09 .2016 Gabriel, Sigmar SPD 23 .09 .2016 Gohlke, Nicole DIE LINKE 23 .09 .2016 Heiderich, Helmut CDU/CSU 23 .09 .2016 Held, Marcus SPD 23 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 23 .09 .2016 Hendricks, Dr . Barbara SPD 23 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Junge, Frank SPD 23 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 23 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 23 .09 .2016 Kudla, Bettina CDU/CSU 23 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 23 .09 .2016 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 23 .09 .2016 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 23 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 23 .09 .2016 Lips, Patricia CDU/CSU 23 .09 .2016 Mast, Katja SPD 23 .09 .2016 Obermeier, Julia CDU/CSU 23 .09 .2016 Özoğuz, Aydan SPD 23 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rachel, Thomas CDU/CSU 23 .09 .2016 Ramsauer, Dr . Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 23 .09 .2016 Rützel, Bernd SPD 23 .09 .2016 Ryglewski, Sarah SPD 23 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 23 .09 .2016 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 23 .09 .2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 23 .09 .2016 Steinbrück, Peer SPD 23 .09 .2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 23 .09 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 23 .09 .2016 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 23 .09 .2016 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- teilt, dass sie den Antrag Beteiligung des Bundestages im Vorfeld der Genehmigung der vorläufigen Anwen- dung des Handelsabkommens mit Kanada (Compre- hensive Economic and Trade Agreement – CETA) auf Drucksache 18/9038 zurückzieht . Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 201619082 (A) (C) (B) (D) Haushaltsausschuss Drucksache 18/8936 Nr . A .15 Ratsdokument 9303/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .16 Ratsdokument 9307/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .17 Ratsdokument 9310/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .7 Ratsdokument 10383/16 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/7934 Nr . A .13 EP P8_TA-PROV(2016)0041 Drucksache 18/7934 Nr . A .18 Ratsdokument 6227/16 Drucksache 18/8771 Nr . A .4 EP P8_TA-PROV(2016)0223 Drucksache 18/8936 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0236 Drucksache 18/9141 Nr . A .10 EP P8_TA-PROV(2016)0250 Drucksache 18/9141 Nr . A .11 Ratsdokument 9911/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .13 Ratsdokument 9966/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .14 Ratsdokument 9969/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/9141 Nr . A .17 EP P8_TA-PROV(2016)0271 Drucksache 18/9141 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0272 Drucksache 18/9141 Nr . A .20 Ratsdokument 10133/16 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/9141 Nr . A .22 EP P8_TA-PROV(2016)0267 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/419 Nr . C .41 Ratsdokument 14493/12 Drucksache 18/419 Nr . C .42 Ratsdokument 14499/12 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 38 Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit TOP 9 Erleichterung der Einbürgerung TOP 40 Drittes Pflegestärkungsgesetz TOP 41 Polizeikräfteeinsatz in Friedensmissionen TOP 42 Wochenhöchstarbeitszeit Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Volker Kauder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Schon vor fast 20 Jahren hat die CDU/CSU-Bundestags-
    fraktion das Erstellen eines Berichts über Religionsfrei-
    heit und die Verfolgung von religiösen Minderheiten im
    Deutschen Bundestag thematisiert . Das war unter der
    Regierung Schröder . Die Regierung Schröder sah da-
    mals keine Veranlassung, feststellen zu lassen, dass es
    eine nennenswerte Verfolgung vor allem von Christen in
    der ganzen Welt gibt . Heute diskutieren wir erneut über
    einen Bericht der Bundesregierung . Dieser Bericht zur
    weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungs-
    freiheit ist erstmals aufgrund eines Antrages aus diesem
    Parlament entstanden . Zunächst einmal muss man sagen,
    dass wir dafür dankbar sind, dass die Bundesregierung
    diesen Bericht verfasst hat und wir heute die Möglich-
    keit haben, über dieses Thema, über das wohl wichtigste
    Menschenrecht überhaupt, das Recht auf Religionsfrei-
    heit, miteinander zu diskutieren .

    In diesem Bericht wird an mehreren Beispielsfällen
    der Frage nachgegangen, was die typischen Verfolgungs-
    muster sind . Wobei in diesem Bericht auch klargestellt
    wird, dass es unterschiedliche Formen der Verfolgung
    gibt: Es gibt zum Beispiel die Ausgrenzung . Es gibt aber
    auch schwere Strafen für Vergehen gegen die Vorgaben
    eines Staates, dass nur bestimmte Religionen zugelassen
    werden .

    Dieser Bericht widmet ein besonderes Kapitel einem
    Thema, das zunehmend Anlass für Unterdrückung und
    Verfolgung ist, nämlich die Frage der Konversion . In Ar-
    tikel 18 der Menschenrechtscharta der Vereinten Natio-
    nen steht nämlich nicht nur expressis verbis, dass jeder
    das Recht hat, seine Religion frei und öffentlich zu leben,
    sondern dort steht auch, dass jeder das Recht hat – weil
    dies zur Religionsfreiheit gehört –, seine Religion zu
    wechseln oder auch nichts zu glauben . Es gibt eine ganze
    Reihe von Staaten – vor allem islamische Staaten und
    Staaten, in denen Muslime die Mehrheit darstellen –, in
    denen der Wechsel vor allem aus der islamischen Religi-
    on mit Strafen, teilweise mit harten Strafen bedroht wird .
    Selbst in den Ländern, in denen die Religionsfreiheit in
    der Verfassung garantiert wird, gibt es in Gesetzen und
    Strafgesetzbüchern harte Sanktionen bei einem Wechsel,






    (A) (C)



    (B) (D)


    immer wieder auch mit dem Hinweis darauf, dass er dann
    bestraft wird, wenn er öffentliches Aufsehen erregt hat.
    Aber wer entscheidet darüber, was „öffentliches Aufse-
    hen“ bedeutet? Wenn jemand die Religion wechselt und
    dies in einem kleinen Dorf bekannt wird, kann das natür-
    lich zu Aufsehen führen, weil die Angehörigen der Re-
    ligion, von der man gewechselt ist, dies publik machen .
    Diesem Punkt wird eine besondere Aufmerksamkeit zu-
    gewendet .

    Allerdings stellt der Bericht ein gewisses Problem für
    uns, die wir uns schon seit vielen Jahren und Jahrzehn-
    ten mit diesem Thema befassen, dar . Es wird nämlich
    vom klassischen Muster der sogenannten Länderberich-
    te abgewichen . Jetzt kann man sagen: Gut, man kann ja
    ein neues Darstellungsverfahren wählen . – Aber warum
    gerade hier und beispielsweise nicht in dem Bericht zur
    Menschenrechtslage, der auch regelmäßig vorgelegt
    wird und in dem Beschreibungen nach Länderkategori-
    en oder zumindest nach regionalen Kategorien erfolgen?
    Das führt dazu, dass man intensiv nachschauen muss,
    wo bzw . in welchen Kapiteln die entsprechenden Länder
    aufgeführt sind, und dann zusammentragen muss, was
    die Bundesregierung dazu meint, wie schlimm, wie tra-
    gisch oder wie auffällig die Verfolgungssituation in den
    verschiedenen Ländern ist . Das hat zur Folge, dass – si-
    cher aus Versehen – auch das eine oder andere vergessen
    wird .

    Ein Beispiel . Alle, die sich intensiv mit diesem The-
    ma befassen, wissen, dass vor allem Pakistan mit seinen
    Blasphemiegesetzen eine besondere Sanktion im Bereich
    der Religionsfreiheit – in Anführungsstrichen – vorsieht .
    Schaue ich mir nun in diesem Bericht die verschiedenen
    Stellen an, an denen Pakistan aufgeführt wird, stelle ich
    fest: Dort steht, dass in Pakistan vor allem muslimische
    Minderheiten verfolgt werden . Es steht dort kein einziges
    Wort darüber, dass in Pakistan Christen verfolgt werden,
    und dies vor dem Hintergrund – das muss ich der Bundes-
    regierung schon sagen –, dass wir alle seit Jahren, auch
    hier in diesem Haus, mit großer Sorge das Schicksal von
    Asia Bibi verfolgen, die mit ihren fünf Kindern noch im-
    mer im Gefängnis sitzt . Das letzte Urteil ist noch immer
    nicht gesprochen . Wir müssen immer noch bangen, dass
    das Todesurteil gegen sie nicht doch vollstreckt wird .
    Dass in dem Bericht im Zusammenhang mit Pakistan das
    Thema „Christen und Asia Bibi“ nicht erwähnt wird, ist
    nicht akzeptabel, liebe Kolleginnen und Kollegen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir finden in diesem Bericht auch neue Begrifflich-
    keiten, die im Menschenrechtsbericht nicht auftauchen,
    etwa „antimuslimischer Rassismus“ . Gleichzeitig wird
    die sogenannte Christianophobie, die im Menschen-
    rechtsbericht noch ausdrücklich benannt wird, in diesem
    Bericht gar nicht aufgeführt . Der Hinweis auf antimus-
    limischen Rassismus ist außerordentlich schwierig . Bei
    der Einführung dieses Begriffs hätte man zumindest ei-
    nen Hinweis auf die sehr intensive Diskussion über die-
    sen Begriff – ob man so etwas überhaupt sagen kann –
    erwarten können .

    Ein Letztes . Wenn wir uns anschauen, was in dieser
    Welt passiert, dann sehen wir, dass Angehörige von Min-
    derheiten bis hin zum Tod verfolgt werden . Ich denke da-
    bei beispielsweise auch an Muslime im Irak . Allerdings
    steht in diesem Bericht nur relativ wenig – um nicht zu
    sagen: fast nichts – darüber, dass die Christen die größte
    verfolgte Gruppe in der ganzen Welt sind – mindestens
    100 Millionen Menschen –, und er enthält beispielsweise
    auch keine Hinweise auf Boko Haram in Afrika . Das zeigt
    schon, dass wir uns in der Diskussion im Ausschuss mit
    diesem Punkt noch einmal ausdrücklich befassen müs-
    sen . Hier reicht der Hinweis auf den Bericht der beiden
    großen Kirchen, der evangelischen und der katholischen
    Kirche – und ich füge hinzu: auch der jährliche Bericht
    von Open Doors zu diesem Thema wurde wahrscheinlich
    vergessen –, nicht .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Man fragt sich, ob es in dieser Frage nicht doch not-
    wendig wäre, dem Beispiel anderer Staaten zu folgen .
    Die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada und Nor-
    wegen beispielsweise haben bzw . hatten einen Sonder-
    botschafter für Religionsfreiheit . Bisher wurde dies aus
    der Bundesregierung immer mit dem Hinweis abgelehnt:
    Wir haben ja einen Menschenrechtsbeauftragten . – Aber
    man sieht deutlich, dass Menschenrechte im Allgemei-
    nen und Religionsfreiheit im Besonderen unterschiedli-
    che Ansatzpunkte haben . Gerade deshalb, weil wir jetzt
    erleben, dass Religion zu einem dramatischen Thema
    politischer Auseinandersetzungen wird – bis hin zu der
    Frage von Krieg und Frieden –, würde ich mir wünschen,
    dass wir uns mit dieser Frage noch einmal ausführlich
    beschäftigen .

    Wir hatten in der letzten Woche eine große internatio-
    nale Parlamentarierkonferenz zum Thema Religionsfrei-
    heit hier in Berlin in unserem Fraktionssitzungssaal . Alle
    Religionen waren dort vertreten, und wir haben teilweise
    dramatische Berichte von Abgeordneten gehört, die Min-
    derheiten angehören . Besonders dramatisch war der Be-
    richt einer Kollegin aus Pakistan, die dargelegt hat, wie
    es in diesem Land aussieht . Deswegen sollten wir uns,
    glaube ich, in den Beratungen des Ausschusses noch ein-
    mal ausführlich mit dieser Frage befassen .

    Ich fasse zusammen: Wir sind dankbar, dass die Bun-
    desregierung diesen Bericht erstmals vorgelegt hat . Ich
    weiß aus vielen Besuchen bei deutschen Botschaften in
    der ganzen Welt, dass sie unglaublich gute Informationen
    über die konkrete Situation im jeweiligen Land haben
    und uns darüber auch sehr pointiert berichten . Ich würde
    mir wünschen, dass in einem neuen Bericht darüber mehr
    zu lesen wäre .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg . Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Der nächste Redner ist Gregor Gysi für die Fraktion

Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)


Volker Kauder






(A) (C)



(B) (D)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gregor Gysi


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu-

    nächst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass
    ich nach der Rede leider gehen muss, weil ich auf einer
    Europakonferenz meiner Fraktion zu sprechen habe .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Bleiben Sie lieber hier!)


    Es handelt sich also nicht darum, dass mich das nicht in-
    teressiert, und ich verspreche Ihnen auch: Alle Reden zu
    diesem Debattenpunkt werde ich anschließend lesen .

    Wenn wir über Religions- und Glaubensfreiheit dis-
    kutieren, müssen wir auch die europäische Geschichte
    betrachten . Sie alle wissen: Im Mittelalter, vom 11 . bis
    zum 13 . Jahrhundert, gab es entsetzliche Kreuzzüge .
    Gewaltsam wurde das Christentum durchgesetzt . Wenn
    heute über Flüchtlinge gesprochen wird, sollten wir auch
    an andere Teile der europäischen Geschichte denken: Es
    waren die Europäerinnen und Europäer, die Nord-, Mit-
    tel- und Südamerika besetzten und die indigene Bevölke-
    rung zum Teil grausam umbrachten und unterdrückten .
    Sie brachten ihre Sprachen – Englisch, Spanisch, Portu-
    giesisch – auf den amerikanischen Kontinent und setzten
    ihre Sprachen, ihre Kultur und ihre Religion durch . Es
    waren Europäerinnen und Europäer, die Australien be-
    setzten und ihre Sprache, Kultur und Religion gegenüber
    den Aborigines gewaltsam durchsetzten . Und die Kolo-
    nien?

    Trotz der gegenteiligen Unkenrufe von ganz rechts:
    Eine solche Gefahr besteht für Europa gegenwärtig über-
    haupt nicht .


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Nach den demokratischen Revolutionen in Europa wur-
    de die Religions- und Glaubensfreiheit zu einem wichti-
    gen Gut – allerdings mit wesentlichen Einschränkungen,
    wenn ich an die zahllosen Pogrome gegen Menschen
    jüdischen Glaubens in vielen europäischen Ländern und
    die millionenfache Ermordung von Jüdinnen und Juden
    durch Nazideutschland denke . In der Allgemeinen Erklä-
    rung der Menschenrechte der Vereinten Nationen wurde
    die Religions- und Glaubensfreiheit nach 1945 als allge-
    meines Menschenrecht weltweit gefordert . Dazu gehört
    auch, dass Religion freiwillig ist – wie Sie es gesagt ha-
    ben, Herr Kauder –, man sich also auch entscheiden darf,
    nicht religiös zu sein .


    (Beifall bei der LINKEN)


    In vielen Verfassungen wird seit dieser Zeit die Reli-
    gions- und Glaubensfreiheit garantiert . Aber die Praxis
    sah und sieht anders aus . Die staatssozialistischen Länder
    zum Beispiel benachteiligten einen Teil der gläubigen
    Menschen und gewährten ihnen keine Chancengleich-
    heit . Unvergleichlich und viel schlimmer erleben wir die
    Verhältnisse heute: Al-Qaida und der „Islamische Staat“
    verfolgen und jagen Schiiten, also andere Muslime, Je-
    sidinnen und Jesiden sowie Christinnen und Christen .
    Ich hätte wirklich nicht geglaubt, in meinem Leben eine
    solche Verfolgung von Christinnen und Christen noch zu

    erleben; aber sie geschieht auf barbarische und brutale
    Art und Weise .

    Die Welt ist aber gelegentlich verkehrt gestrickt . Wenn
    Sie auch mit Assad nicht reden: Er schützt die Christin-
    nen und Christen, während andere in Syrien sie jagen und
    verfolgen . – Und in Europa? In Europa gibt es eine im-
    mer stärkere Diskreditierung von Menschen islamischen
    Glaubens . Das widerspricht klar dem Stand unserer de-
    mokratischen und kulturellen Zivilisation .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir müssen die Religions- und Glaubensfreiheit auch für
    Menschen islamischen Glaubens garantieren . Allerdings
    wird der Islam auch von Extremisten missbraucht, um
    Gewalt zu rechtfertigen . Diesen Missbrauch hat es vor
    einigen Jahrhunderten, wie dargestellt, auch im Hinblick
    auf das Christentum gegeben . Schon deshalb müssen wir
    entschieden gegen diesen Missbrauch der Religion auf-
    treten .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich wünsche mir, dass gerade die Organisationen fried-
    licher Muslime in Deutschland sich so entschieden wie
    möglich in Verlautbarungen, auf Demonstrationen und
    Kundgebungen von diesem Missbrauch ihrer Religion
    distanzieren und ihn verurteilen .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die AfD erklärt, dass der gesamte Islam nicht zu
    Deutschland gehöre . Sie beschränkt sich nicht auf den
    politischen Islam, auf den Missbrauch der Religion, son-
    dern will eine gesamte Religion ausschließen . Sie will
    Minarette, Schleier und Muezzinrufe verbieten . – Zu den
    Schleiern werde ich noch etwas sagen . – Außerdem will
    sie Spenden aus dem Ausland zum Bau von Moscheen
    verbieten . Da nach dem Grundgesetz Menschen, aber
    auch Religionsgemeinschaften gleichzubehandeln sind,
    bedeutete das auch das Verbot von Spenden für den übri-
    gen Kirchenbau . Wenn man allein an das Verhältnis un-
    serer katholischen Kirche zum Vatikan oder an das Ver-
    hältnis der russisch- und griechisch-orthodoxen Kirchen
    zu Russland und Griechenland denkt, wird einem die
    Absurdität und Abenteuerlichkeit dieser Idee sofort klar .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die anderen Forderungen der AfD verletzen eindeutig
    und schwer den Artikel 4 Absatz 1 und 2 unseres Grund-
    gesetzes . Ich zitiere wörtlich Absatz 1:

    Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die
    Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Be-
    kenntnisses sind unverletzlich .

    Absatz 2:

    Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleis-
    tet .

    Stellen Sie sich vor, die AfD käme umfassend an die
    Macht . Sie müsste entweder Artikel 4 Absatz 1 und 2
    des Grundgesetzes streichen, oder, wie die polnische
    Führung das polnische Verfassungsgericht, das Bundes-
    verfassungsgericht entmündigen – dieses Gericht würde
    Gesetze zur Einschränkung oder zum faktischen Verbot






    (A) (C)



    (B) (D)


    der Ausübung einer Religion immer als grundgesetzwid-
    rig aufheben –, oder sie müsste das Bundesverfassungs-
    gericht ganz abschaffen. Als nichtreligiöser Mensch sage
    ich Ihnen heute: Gott sei Dank wird die AfD einen sol-
    chen weitgehenden Einfluss wohl nicht bekommen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Eine Bitte an die Medien: Wenn man in den Medien
    Muslime sieht und hört, dann rufen sie entweder so laut
    nach Allah, dass manche Menschen bei uns Angst be-
    kommen, oder sie sprengen sich als Selbstmordattentä-
    ter in die Luft . Wie wäre es damit, einmal die Millionen
    friedlich betender, arbeitender und gastfreundlicher Mus-
    lime zu zeigen, die sich um ihre Kinder, ihre Angehöri-
    gen, ihre Freundinnen und Freunde kümmern?


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist keine Nachricht? Ich glaube, es wäre zurzeit eine
    besonders wichtige Nachricht .

    Noch etwas zur Kleidung . Ich denke an das Kopftuch
    und die Burka . Also, wenn es nicht unbedingt nötig ist,
    sollte sich der Staat nicht in Kleiderfragen seiner Bürge-
    rinnen und Bürger einmischen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn Mädchen und Frauen ihre Kopftücher tragen wol-
    len, dann ist das ihre Angelegenheit . Wenn sie dazu aber
    gezwungen werden, dann müssen wir sie schützen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dasselbe gilt für die Burka, auch wenn ich Menschen
    lieber ins Gesicht sehe . Allerdings muss es hier – auch
    wenn die Burka freiwillig getragen wird – Einschränkun-
    gen geben: Erzieherinnen, Lehrerinnen, Beschäftigte im
    öffentlichen Dienst mit Publikumsverkehr, Richterinnen,
    Staatsanwältinnen, Notarinnen, Rechtsanwältinnen und
    andere müssen bei ihrer Arbeit ihr Gesicht zeigen: für die
    Kinder, für andere Bürgerinnen und Bürger, für die Öf-
    fentlichkeit . Außerdem gibt es Kontrollen, bei denen das
    Gesicht gezeigt werden muss .

    Mit anderen Worten: Das Notwendige müssen wir
    regeln und ansonsten die Freiheit der Menschen, ein-
    schließlich der Religions- und Glaubensfreiheit sowie
    des Rechts auf Freiheit von der Religion, achten .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es gilt, diese Freiheit in Deutschland durchzusetzen
    und dafür weltweit zu streiten . Für Menschenrechte kann
    man sich nicht je nach politischen Gegebenheiten einset-
    zen, wie es die Bundesregierung macht . Sie schweigt zu
    vielen Menschenrechtsverletzungen von Erdogan, und
    in anderen Fällen nutzt sie Menschenrechtsverletzungen
    sogar als Begründung für militärische Aktionen . Das ist
    höchst unglaubwürdig .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Für Menschenrechte muss man sich immer und gegen-
    über jedermann einsetzen, sonst wird man diesbezüglich
    unglaubwürdig .


    (Beifall bei der LINKEN)