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    Plenarprotokoll 18/191 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Ulrich Petzold und Wilfried Lorenz . . 19025 A Tagesordnungspunkt 38: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Be- richt der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungs- freiheit Drucksache 18/8740 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19025 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19025 C Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19027 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19028 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19030 A Dr . Maria Böhmer, Staatsministerin AA . . . . . 19031 C Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19032 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 19033 D Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . 19034 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19035 A Thomas Silberhorn, Parl . Staatssekretär BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19036 C Dr . Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 19037 C Tagesordnungspunkt 9: a) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Manuel Sarrazin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Britische Staatsangehörige rasch und unkompli- ziert einbürgern Drucksache 18/9669 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19038 D b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Volker Beck (Köln), Özcan Mutlu, Luise Amtsberg, weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung der Einbürgerung und zur Ermöglichung der mehrfachen Staatsangehörigkeit Drucksache 18/5631 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19039 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 19040 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 19043 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19044 C Dr . Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19045 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19046 D Detlef Müller (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . . . . 19047 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19049 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19050 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19051 B Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19052 C Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 19052 D Tagesordnungspunkt 40: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Stärkung der pflegerischen Versorgung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Drittes Pflegestärkungsge- setz – PSG III) Drucksache 18/9518 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016II b) Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Pflege teilhabe- orientiert und wohnortnah gestalten Drucksache 18/8725 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 C c) Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Pflege vor Ort gestalten – Bessere Bedingungen für eine nutzerori- entierte Versorgung schaffen Drucksache 18/9668 . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19054 D Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 19056 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 19057 B Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . 19058 B Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19059 A Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19060 A Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19061 B Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 19062 A Tagesordnungspunkt 41: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsches En- gagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in internationalen Friedens- missionen stärken und ausbauen Drucksache 18/9662 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19063 A Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . 19063 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 19064 B Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 19065 B Dr . Franziska Brantner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19067 D Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19069 A Thorsten Frei (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19070 A Tagesordnungspunkt 42: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Herbert Behrens, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wo- chenhöchstarbeitszeit begrenzen und Ar- beitsstress reduzieren Drucksache 18/8724 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 19071 B Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 19072 C Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19074 B Michael Gerdes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19075 B Gabriele Schmidt (Ühlingen) (CDU/CSU) . . . 19076 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 19078 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19079 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 19081 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19081 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19025 191. Sitzung Berlin, Freitag, den 23. September 2016 Beginn: 9 .01 Uhr
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    Helga Kühn-Mengel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 2016 19081 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bär, Dorothee CDU/CSU 23 .09 .2016 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 23 .09 .2016 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 23 .09 .2016 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E . CDU/CSU 23 .09 .2016 Gabriel, Sigmar SPD 23 .09 .2016 Gohlke, Nicole DIE LINKE 23 .09 .2016 Heiderich, Helmut CDU/CSU 23 .09 .2016 Held, Marcus SPD 23 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 23 .09 .2016 Hendricks, Dr . Barbara SPD 23 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Junge, Frank SPD 23 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 23 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 23 .09 .2016 Kudla, Bettina CDU/CSU 23 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 23 .09 .2016 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 23 .09 .2016 Lemke, Steffi BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 23 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 23 .09 .2016 Lips, Patricia CDU/CSU 23 .09 .2016 Mast, Katja SPD 23 .09 .2016 Obermeier, Julia CDU/CSU 23 .09 .2016 Özoğuz, Aydan SPD 23 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Rachel, Thomas CDU/CSU 23 .09 .2016 Ramsauer, Dr . Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 23 .09 .2016 Rützel, Bernd SPD 23 .09 .2016 Ryglewski, Sarah SPD 23 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 23 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 23 .09 .2016 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 23 .09 .2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 23 .09 .2016 Steinbrück, Peer SPD 23 .09 .2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 23 .09 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 23 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23 .09 .2016 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 23 .09 .2016 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 23 .09 .2016 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 23 .09 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mitge- teilt, dass sie den Antrag Beteiligung des Bundestages im Vorfeld der Genehmigung der vorläufigen Anwen- dung des Handelsabkommens mit Kanada (Compre- hensive Economic and Trade Agreement – CETA) auf Drucksache 18/9038 zurückzieht . Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 191 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 23 . September 201619082 (A) (C) (B) (D) Haushaltsausschuss Drucksache 18/8936 Nr . A .15 Ratsdokument 9303/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .16 Ratsdokument 9307/16 Drucksache 18/8936 Nr . A .17 Ratsdokument 9310/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .7 Ratsdokument 10383/16 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/7934 Nr . A .13 EP P8_TA-PROV(2016)0041 Drucksache 18/7934 Nr . A .18 Ratsdokument 6227/16 Drucksache 18/8771 Nr . A .4 EP P8_TA-PROV(2016)0223 Drucksache 18/8936 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0236 Drucksache 18/9141 Nr . A .10 EP P8_TA-PROV(2016)0250 Drucksache 18/9141 Nr . A .11 Ratsdokument 9911/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .13 Ratsdokument 9966/16 Drucksache 18/9141 Nr . A .14 Ratsdokument 9969/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/9141 Nr . A .17 EP P8_TA-PROV(2016)0271 Drucksache 18/9141 Nr . A .18 EP P8_TA-PROV(2016)0272 Drucksache 18/9141 Nr . A .20 Ratsdokument 10133/16 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/9141 Nr . A .22 EP P8_TA-PROV(2016)0267 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 18/419 Nr . C .41 Ratsdokument 14493/12 Drucksache 18/419 Nr . C .42 Ratsdokument 14499/12 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 191. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 38 Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit TOP 9 Erleichterung der Einbürgerung TOP 40 Drittes Pflegestärkungsgesetz TOP 41 Polizeikräfteeinsatz in Friedensmissionen TOP 42 Wochenhöchstarbeitszeit Anlagen Anlage 1 Anlage 2
Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie
herzlich zur letzten Plenarsitzung in dieser Woche .

Der Bundestag ist nicht nur, aber auch deswegen heu-
te Morgen zusammengetreten, um dem Kollegen Ulrich
Petzold zu seinem heutigen 65 . Geburtstag zu gratulieren


(Beifall)


und nachträglich dem Kollegen Wilfried Lorenz, der in
der vergangenen Woche seinen 74 . Geburtstag gefeiert
hat . Ihnen beiden alle guten Wünsche des Hauses für das
neue Lebensjahr .


(Beifall)


Wir rufen jetzt den Tagesordnungspunkt 38 auf:

Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Bericht der Bundesregierung zur weltweiten
Lage der Religions- und Weltanschauungs-
freiheit

Drucksache 18/8740
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 77 Minuten vorgesehen. – Das ist offen-
kundig einvernehmlich . Also können wir so verfahren .

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst dem Kollegen Volker Kauder für die CDU/
CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg . Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volker Kauder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Schon vor fast 20 Jahren hat die CDU/CSU-Bundestags-
    fraktion das Erstellen eines Berichts über Religionsfrei-
    heit und die Verfolgung von religiösen Minderheiten im
    Deutschen Bundestag thematisiert . Das war unter der
    Regierung Schröder . Die Regierung Schröder sah da-
    mals keine Veranlassung, feststellen zu lassen, dass es
    eine nennenswerte Verfolgung vor allem von Christen in
    der ganzen Welt gibt . Heute diskutieren wir erneut über
    einen Bericht der Bundesregierung . Dieser Bericht zur
    weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungs-
    freiheit ist erstmals aufgrund eines Antrages aus diesem
    Parlament entstanden . Zunächst einmal muss man sagen,
    dass wir dafür dankbar sind, dass die Bundesregierung
    diesen Bericht verfasst hat und wir heute die Möglich-
    keit haben, über dieses Thema, über das wohl wichtigste
    Menschenrecht überhaupt, das Recht auf Religionsfrei-
    heit, miteinander zu diskutieren .

    In diesem Bericht wird an mehreren Beispielsfällen
    der Frage nachgegangen, was die typischen Verfolgungs-
    muster sind . Wobei in diesem Bericht auch klargestellt
    wird, dass es unterschiedliche Formen der Verfolgung
    gibt: Es gibt zum Beispiel die Ausgrenzung . Es gibt aber
    auch schwere Strafen für Vergehen gegen die Vorgaben
    eines Staates, dass nur bestimmte Religionen zugelassen
    werden .

    Dieser Bericht widmet ein besonderes Kapitel einem
    Thema, das zunehmend Anlass für Unterdrückung und
    Verfolgung ist, nämlich die Frage der Konversion . In Ar-
    tikel 18 der Menschenrechtscharta der Vereinten Natio-
    nen steht nämlich nicht nur expressis verbis, dass jeder
    das Recht hat, seine Religion frei und öffentlich zu leben,
    sondern dort steht auch, dass jeder das Recht hat – weil
    dies zur Religionsfreiheit gehört –, seine Religion zu
    wechseln oder auch nichts zu glauben . Es gibt eine ganze
    Reihe von Staaten – vor allem islamische Staaten und
    Staaten, in denen Muslime die Mehrheit darstellen –, in
    denen der Wechsel vor allem aus der islamischen Religi-
    on mit Strafen, teilweise mit harten Strafen bedroht wird .
    Selbst in den Ländern, in denen die Religionsfreiheit in
    der Verfassung garantiert wird, gibt es in Gesetzen und
    Strafgesetzbüchern harte Sanktionen bei einem Wechsel,






    (A) (C)



    (B) (D)


    immer wieder auch mit dem Hinweis darauf, dass er dann
    bestraft wird, wenn er öffentliches Aufsehen erregt hat.
    Aber wer entscheidet darüber, was „öffentliches Aufse-
    hen“ bedeutet? Wenn jemand die Religion wechselt und
    dies in einem kleinen Dorf bekannt wird, kann das natür-
    lich zu Aufsehen führen, weil die Angehörigen der Re-
    ligion, von der man gewechselt ist, dies publik machen .
    Diesem Punkt wird eine besondere Aufmerksamkeit zu-
    gewendet .

    Allerdings stellt der Bericht ein gewisses Problem für
    uns, die wir uns schon seit vielen Jahren und Jahrzehn-
    ten mit diesem Thema befassen, dar . Es wird nämlich
    vom klassischen Muster der sogenannten Länderberich-
    te abgewichen . Jetzt kann man sagen: Gut, man kann ja
    ein neues Darstellungsverfahren wählen . – Aber warum
    gerade hier und beispielsweise nicht in dem Bericht zur
    Menschenrechtslage, der auch regelmäßig vorgelegt
    wird und in dem Beschreibungen nach Länderkategori-
    en oder zumindest nach regionalen Kategorien erfolgen?
    Das führt dazu, dass man intensiv nachschauen muss,
    wo bzw . in welchen Kapiteln die entsprechenden Länder
    aufgeführt sind, und dann zusammentragen muss, was
    die Bundesregierung dazu meint, wie schlimm, wie tra-
    gisch oder wie auffällig die Verfolgungssituation in den
    verschiedenen Ländern ist . Das hat zur Folge, dass – si-
    cher aus Versehen – auch das eine oder andere vergessen
    wird .

    Ein Beispiel . Alle, die sich intensiv mit diesem The-
    ma befassen, wissen, dass vor allem Pakistan mit seinen
    Blasphemiegesetzen eine besondere Sanktion im Bereich
    der Religionsfreiheit – in Anführungsstrichen – vorsieht .
    Schaue ich mir nun in diesem Bericht die verschiedenen
    Stellen an, an denen Pakistan aufgeführt wird, stelle ich
    fest: Dort steht, dass in Pakistan vor allem muslimische
    Minderheiten verfolgt werden . Es steht dort kein einziges
    Wort darüber, dass in Pakistan Christen verfolgt werden,
    und dies vor dem Hintergrund – das muss ich der Bundes-
    regierung schon sagen –, dass wir alle seit Jahren, auch
    hier in diesem Haus, mit großer Sorge das Schicksal von
    Asia Bibi verfolgen, die mit ihren fünf Kindern noch im-
    mer im Gefängnis sitzt . Das letzte Urteil ist noch immer
    nicht gesprochen . Wir müssen immer noch bangen, dass
    das Todesurteil gegen sie nicht doch vollstreckt wird .
    Dass in dem Bericht im Zusammenhang mit Pakistan das
    Thema „Christen und Asia Bibi“ nicht erwähnt wird, ist
    nicht akzeptabel, liebe Kolleginnen und Kollegen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir finden in diesem Bericht auch neue Begrifflich-
    keiten, die im Menschenrechtsbericht nicht auftauchen,
    etwa „antimuslimischer Rassismus“ . Gleichzeitig wird
    die sogenannte Christianophobie, die im Menschen-
    rechtsbericht noch ausdrücklich benannt wird, in diesem
    Bericht gar nicht aufgeführt . Der Hinweis auf antimus-
    limischen Rassismus ist außerordentlich schwierig . Bei
    der Einführung dieses Begriffs hätte man zumindest ei-
    nen Hinweis auf die sehr intensive Diskussion über die-
    sen Begriff – ob man so etwas überhaupt sagen kann –
    erwarten können .

    Ein Letztes . Wenn wir uns anschauen, was in dieser
    Welt passiert, dann sehen wir, dass Angehörige von Min-
    derheiten bis hin zum Tod verfolgt werden . Ich denke da-
    bei beispielsweise auch an Muslime im Irak . Allerdings
    steht in diesem Bericht nur relativ wenig – um nicht zu
    sagen: fast nichts – darüber, dass die Christen die größte
    verfolgte Gruppe in der ganzen Welt sind – mindestens
    100 Millionen Menschen –, und er enthält beispielsweise
    auch keine Hinweise auf Boko Haram in Afrika . Das zeigt
    schon, dass wir uns in der Diskussion im Ausschuss mit
    diesem Punkt noch einmal ausdrücklich befassen müs-
    sen . Hier reicht der Hinweis auf den Bericht der beiden
    großen Kirchen, der evangelischen und der katholischen
    Kirche – und ich füge hinzu: auch der jährliche Bericht
    von Open Doors zu diesem Thema wurde wahrscheinlich
    vergessen –, nicht .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Man fragt sich, ob es in dieser Frage nicht doch not-
    wendig wäre, dem Beispiel anderer Staaten zu folgen .
    Die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada und Nor-
    wegen beispielsweise haben bzw . hatten einen Sonder-
    botschafter für Religionsfreiheit . Bisher wurde dies aus
    der Bundesregierung immer mit dem Hinweis abgelehnt:
    Wir haben ja einen Menschenrechtsbeauftragten . – Aber
    man sieht deutlich, dass Menschenrechte im Allgemei-
    nen und Religionsfreiheit im Besonderen unterschiedli-
    che Ansatzpunkte haben . Gerade deshalb, weil wir jetzt
    erleben, dass Religion zu einem dramatischen Thema
    politischer Auseinandersetzungen wird – bis hin zu der
    Frage von Krieg und Frieden –, würde ich mir wünschen,
    dass wir uns mit dieser Frage noch einmal ausführlich
    beschäftigen .

    Wir hatten in der letzten Woche eine große internatio-
    nale Parlamentarierkonferenz zum Thema Religionsfrei-
    heit hier in Berlin in unserem Fraktionssitzungssaal . Alle
    Religionen waren dort vertreten, und wir haben teilweise
    dramatische Berichte von Abgeordneten gehört, die Min-
    derheiten angehören . Besonders dramatisch war der Be-
    richt einer Kollegin aus Pakistan, die dargelegt hat, wie
    es in diesem Land aussieht . Deswegen sollten wir uns,
    glaube ich, in den Beratungen des Ausschusses noch ein-
    mal ausführlich mit dieser Frage befassen .

    Ich fasse zusammen: Wir sind dankbar, dass die Bun-
    desregierung diesen Bericht erstmals vorgelegt hat . Ich
    weiß aus vielen Besuchen bei deutschen Botschaften in
    der ganzen Welt, dass sie unglaublich gute Informationen
    über die konkrete Situation im jeweiligen Land haben
    und uns darüber auch sehr pointiert berichten . Ich würde
    mir wünschen, dass in einem neuen Bericht darüber mehr
    zu lesen wäre .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg . Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])