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    Plenarprotokoll 18/188 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 188. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. September 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18619 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18619 B Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr und digita- le Infrastruktur Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18619 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18623 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18624 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18626 A Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18627 D Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18629 C Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18630 C Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18633 A Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18633 D Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18636 A Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18636 C Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18637 D Andreas Rimkus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18639 B Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz, Bau und Reaktorsicherheit Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18640 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 18642 C Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18644 A Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18646 A Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 18647 C Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18649 A Christian Haase (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18650 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18652 A Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18653 C Artur Auernhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18654 C Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18656 A Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18657 A Schlussrunde: Haushaltsgesetz 2017 Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18659 A Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18661 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 18662 D Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18664 C Lisa Paus (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18665 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18665 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 2016II Jens Spahn, Parl . Staatssekretär BMF . . . . . . . 18667 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18670 C Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18671 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18672 D Alois Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18674 C Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18676 A Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18678 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18679 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18681 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18682 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 2016 18619 188. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
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    Kerstin Radomski (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 2016 18681 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Annen, Niels SPD 09 .09 .2016 Bartke, Dr . Matthias SPD 09 .09 .2016 Beyer, Peter CDU/CSU 09 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 09 .09 .2016 Burkert, Martin SPD 09 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 09 .09 .2016 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 09 .09 .2016 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 09 .09 .2016 Erler, Dr . h . c . Gernot SPD 09 .09 .2016 Fischer (Karlsru- he-Land), Axel E . CDU/CSU 09 .09 .2016 Freitag, Dagmar SPD 09 .09 .2016 Gabriel, Sigmar SPD 09 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 09 .09 .2016 Held, Marcus SPD 09 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 09 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 09 .09 .2016 Högl, Dr . Eva SPD 09 .09 .2016 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 09 .09 .2016 Jung, Xaver CDU/CSU 09 .09 .2016 Jüttner, Dr . Egon CDU/CSU 09 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 09 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 09 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 09 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 09 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 09 .09 .2016 Lücking-Michel, Dr . Claudia CDU/CSU 09 .09 .2016 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 09 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 09 .09 .2016 Müller, Dr . Gerd CDU/CSU 09 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 09 .09 .2016 Özoğuz, Aydan SPD 09 .09 .2016 Pilger, Detlev SPD 09 .09 .2016 Röring, Johannes CDU/CSU 09 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 09 .09 .2016 Schäuble, Dr . Wolfgang CDU/CSU 09 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 09 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 09 .09 .2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 09 .09 .2016 Schuster (Weil am Rhein), Armin CDU/CSU 09 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 09 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 09 .09 .2016 Steinbach, Erika CDU/CSU 09 .09 .2016 Steinbrück, Peer SPD 09 .09 .2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 09 .09 .2016 Thönnes, Franz SPD 09 .09 .2016 Vaatz, Arnold CDU/CSU 09 .09 .2016 Weinberg (Hamburg), Marcus CDU/CSU 09 .09 .2016 Weinberg, Harald DIE LINKE 09 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 09 .09 .2016 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 09 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 09 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 09 .09 .2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 201618682 (A) (C) (B) (D) Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Bundesrat hat in seiner 947 . Sitzung am 8 . Juli 2016 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw . einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Stärkung der beruflichen Weiterbildung und des Versicherungsschutzes in der Arbeitslosen- versicherung (Arbeitslosenversicherungsschutz- und Weiterbildungsstärkungsgesetz – AWStG) Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Zu Artikel 2a (§ 71 Absatz 3 und § 232a Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 SGB V) Nach Artikel 2a des Gesetzes sollen auch Änderun- gen des Fünften Buches Sozialgesetzbuch vorgenommen werden . Der Bundesrat kann die gesetzgeberische Inten- tion nachvollziehen, Folgeänderungen zu den am 1 . Ja- nuar 2016 in Kraft getretenen Rechtsvereinfachungen zur Versicherungspflicht der Beziehenden von Arbeitslosen- geld II (ALG II) in der gesetzlichen Krankenversiche- rung (GKV) vorzunehmen . Der Bundesrat bedauert aber, dass er hierzu nur einge- schränkt beteiligt worden ist . Vor dem Hintergrund einer immer noch unzureichenden Finanzierung der GKV-Bei- träge von ALG II-Beziehern durch den Bund sowie des Anstiegs des ALG II-Bezugs durch Flüchtlinge wäre eine ausführlichere Diskussion in einem regulären Bundes- ratsverfahren geboten gewesen . Der Bundesrat fordert daher die Bundesregierung auf, bei der Umsetzung von § 232a Absatz 1 Satz 1 Num- mer 2 SGB V transparent und zeitnah die Leistungsaus- gaben der Krankenkassen und die geleisteten Beiträge für ALG II-Bezieher zu evaluieren . Der Bundesrat bittet ferner die Bundesregierung, bei einer zunehmenden Belastung der Solidargemeinschaft der Beitragszahler der GKV durch unzureichende Bei- träge für ALG II-Bezieher in einem weiteren Gesetzge- bungsverfahren geeignete Abhilfe zu schaffen . Begründung: Seit 1 . Januar 2016 zahlt der Bund entsprechend § 232a Absatz l Satz 2 SGB V für jeden ALG II-Emp- fänger einen wegen des Wegfalls der Familienversiche- rung reduzierten Krankenkassenbeitrag in Höhe von 90,36 Euro pro Monat . Die Änderung des § 232a Ab- satz 1 Satz 1 Nummer 2 SGB V sieht vor, dass der Fak- tor auf Basis aktuell verfügbarer Daten des Jahres 2015 von „0,2060“ auf „0,2155“ angehoben wird . Der vom Bund zu tragende Beitrag soll damit um 4,17 Euro auf 94,53 Euro erhöht werden . An der Revisionsklausel nach § 232a Absatz 1a SGB V, wonach die Zuweisungshöhe erst im Jahr 2018 evaluiert und gegebenenfalls zum 1 . Januar 2018 ange- passt werden soll, soll festgehalten werden . Die vorgesehene Korrektur ist im bestehenden rechtli- chen Rahmen nachvollziehbar, erscheint jedoch im Ergebnis nicht ausreichend: Bis Ende 2015 erhielten die Krankenkas- sen als Zuweisung vom Bund für jeden ALG II-Empfänger und alle über ihn familienversicherten Personen noch rund 140 Euro . Den um 4,17 Euro auf 94,53 Euro angehobenen Zuweisungen des Bundes stehen noch immer wesentlich höhere Leistungsausgaben gegenüber . Die durchschnittli- chen Leistungsausgaben der GKV je Versicherten/Monat betragen laut Schätzerkreis beim Bundesversicherungsamt 234,49 Euro in 2015 beziehungsweise 245,49 Euro in 2016 . Es gibt daher keinen Anhalt, dass den Leistungsausgaben der Krankenkassen für ALG II-Empfänger kostendeckende Beiträge gegenüberstehen . Eine konkrete Gesetzesfolgenabschätzung der Kosten für die GKV durch die Änderung des § 232a Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 SGB V fehlt . Ferner ist eine Evaluation der Finanzwirkung in der GKV durch die seit 1 . Januar 2016 umgesetzte Rechtsänderung des GKV-Finanzstruk- tur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetzes (GKV- FQWG) insgesamt erforderlich . Soweit die Gesetzesbegründung auf eine finanziel- le Neutralität der mit dem GKV-FQWG eingeführten Rechtsänderungen abstellt, bezieht sich diese auf den Stand vor dem 1 . Januar 2016 . Der GKV-Spitzenverband hat bereits in der Vergangenheit auf nicht kostendecken- de Kassenbeiträge für ALG II-Empfänger hingewiesen . Gerade angesichts einer zunehmenden Zahl von Flücht- lingen, die nach Abschluss der jeweiligen Asylverfahren mit ALG II-Bezug zu Mitgliedern der GKV werden, ist nicht zu erwarten, dass die Änderung des § 232a Absatz 1 Satz 1 Nummer 2 SGB V finanzneutral für die Beitrags- zahler der Solidargemeinschaft ist . – Neuntes Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch – Rechtvereinfachung – sowie zur Vorübergehenden Aussetzung der Insolvenzan- tragspflicht – Gesetz zur Änderung des Tierische Nebenproduk- te-Beseitigungsgesetzes und des BVL-Gesetzes – Gesetz zur Reform der Investmentbesteuerung (In- vestmentsteuerreformgesetz – InvStRefG) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Der Bundesrat begrüßt, dass das Gesetz eine Reihe von Steuerschlupflöchern schließt und unerwünschte Gestaltungen unterbindet, für die das Investmentsteu- errecht aufgrund seiner Komplexität besonders anfäl- lig war . Er begrüßt insbesondere, dass Gestaltungen zur Vermeidung der Dividendenbesteuerung durch Aktiengeschäfte in zeitlicher Nähe zum Dividenden- stichtag – so genannte Cum/Cum-Geschäfte – durch die Einführung einer Mindesthaltefrist für die Aktien und den tatsächlichen Übergang des Kursänderungs- risikos künftig weitgehend eingegrenzt werden . 2 . Allerdings zeichnen sich bereits jetzt zu den ab 2018 in Kraft tretenden Regelungen zur Besteuerung der Anleger von Publikums-Investmentfonds notwendi- ge Folgeänderungen ab . Vor allem im Bereich des Außensteuergesetzes sind Änderungen notwendig, um inländisches Steuersubstrat im Fall des Wegzugs von Anlegern wirksam zu schützen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 2016 18683 (A) (C) (B) (D) 3 . Die Diskussion zu den Cum/Cum-Gestaltungen im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens hat erneut deutlich gemacht, dass eine ungleiche Besteuerung von laufenden Erträgen aus Kapitalgesellschaften (z . B . Dividenden) einerseits und außerordentlichen Erträgen (z . B . Veräußerungsgewinnen) anderer- seits – wie sie auch bei der derzeitigen Besteuerung von Streubesitzanteilen gegeben ist – ein Einfallstor für Steuergestaltungen ist . Nationale Regelungen, um diesen Umgehungen Einhalt zu gebieten, sind wichtig und müssen unverzüglich weiterentwickelt werden . 4 . Der Bundesrat bittet darüber hinaus zu prüfen, in- wieweit langfristig ein international abgestimmter Lösungsansatz zielführend sein könnte, bei dem die Besteuerung von Dividenden und Veräußerungsge- winnen einheitlichen Prinzipien folgt . Denn dann wären Umgehungen der regelmäßig dem Sitzstaat zustehenden Quellensteuerrechte auf Dividenden wirksam und endgültig ausgeschlossen . 5 . Die konkrete Ausgestaltung des § 36a des Einkom- mensteuergesetzes lässt weiterhin Spielraum für eine Umgehung der Dividendenbesteuerung . Insbe- sondere die Fälle, in denen das Tragen des Mindest- wertänderungsrisikos maßgebend ist, erscheinen in der Praxis schwer umsetzbar . Es ist nicht klar, wie die Berechnung des geforderten prozentualen Wert- änderungsrisikos erfolgen kann . Daher sieht der Bundesrat die nun beschlossene Regelung als ersten Schritt, der in einem weiteren Gesetzgebungsver- fahren nachgebessert werden muss . 6 . Der Bundesrat ist der Auffassung, dass die Cum/ Cum-Gestaltungen noch zielgenauer unterbunden werden müssen . Aus Sicht des Bundesrates sollte deshalb in einem der nächsten steuerlichen Gesetz- gebungsvorhaben eine mit Dividenden gleichge- stellte Besteuerung von Kompensationszahlungen aus Wertpapierdarlehen und Wertpapierpensions- geschäften eingeführt werden, um Cum/Cum-Ge- schäften mittels einer Wertpapierleihe endgültig die Grundlage entziehen . 7 . Aus Sicht des Bundesrates ist auch die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen aus Streubesitzantei- len notwendig, um die gegenwärtig unterschied- liche Behandlung von Streubesitzdividenden und Veräußerungsgewinnen und damit einhergehendes Gestaltungspotenzial zu beseitigen . Daher bedauert der Bundesrat, dass keine entsprechende Regelung Aufnahme in das Gesetz zur Reform der Invest- mentbesteuerung gefunden hat . 8 . Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, eine verfassungsfeste, gegenüber Gestaltungen ro- buste und – in Abstimmung mit der EU-Kommis- sion – unter Beihilfegesichtspunkten unbedenkliche Neuregelung vorzulegen, die sicherstellt, dass für die Bereitstellung von Wagniskapital und die Finan- zierung junger innovativer Unternehmen keine neue Belastung entsteht . – Gesetz zum besseren Informationsaustausch bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus – Gesetz zur Neuregelung des Kulturgutschutzrechts – Gesetz zur Änderung des Umweltstatistikgesetzes, des Hochbaustatistikgesetzes sowie bestimmter im- missionsschutz- und wasserrechtlicher Vorschrif- ten – Gesetz zur Neuordnung der Organisationsstruktur im Bereich der Endlagerung – Gesetz zur Änderung soldatenbeteiligungs- und personalvertretungsrechtlicher Vorschriften – Gesetz zur Änderung berg-, umweltschadens- und wasserrechtlicher Vorschriften zur Umsetzung der Richtlinie 2013/30/EU über die Sicherheit von Off- shore-Erdöl- und –Erdgasaktivitäten – Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Der Bundesrat nimmt das vorliegende Gesetz zur Kenntnis . Er bedauert, dass sowohl die Bundes- regierung in ihrer Gegenäußerung als auch der Deutsche Bundestag mit seinem Gesetzesbeschluss den verbraucherschützenden Anregungen in der Stellungnahme des Bundesrates nicht gefolgt sind (BRDrs . 543/15 – Beschluss –) . Der Bundesrat un- terstreicht insbesondere seine Forderung, mit dem vorliegenden Gesetz dem privaten Letztverbrau- cher ein Mitspracherecht beim Einbau intelligenter Messsysteme oder der Einbindung in ein Kommuni- kationsnetz einzuräumen . 2 . Die nun beschlossene Regelung, die Messstellenbe- treiber dazu ermächtigt, private Haushalte mit einem Verbrauch von mehr als 6 000 Kilowattstunden pro Jahr Jahresverbrauch mit Inkrafttreten des Gesetzes und alle anderen Haushalte mit einem Verbrauch unter 6 000 Kilowattstunden pro Jahr ab 2020 mit einem intelligenten Messsystem auszustatten, hält der Bundesrat für unverhältnismäßig . Mit der nun getroffenen Regelung werden berechtigte Verbrau- cher- und Datenschutzbedürfnisse der Bevölkerung nicht berücksichtigt . 3 . Der Bundesrat begrüßt, dass es keinen Roll Out um jeden Preis geben darf und Kosten und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis stehen müssen . Die Letztverbraucher und Erzeuger dürfen nicht mit un- verhältnismäßigen Kosten belastet und die grundzu- ständigen Messstellenbetreiber bzw . Netzbetreiber nicht zu einer betriebswirtschaftlich unverhältnis- mäßigen Einbaumaßnahme verpflichtet werden. 4 . Der Bundesrat betont, dass die privaten Endverbrau- cher keinen Vorteil erlangen. Eine mögliche finanzi- elle Ersparnis wird ihnen durch die Auferlegung der Betriebskosten von bis zu 100 Euro pro Jahr gleich wieder genommen . Dabei geht die Bundesregierung davon aus, dass überhaupt ein Einsparpotenzial besteht und zwingt private Endverbraucher, es im Voraus zu bezahlen . Gelingt es Verbrauchern nicht, durch das intelligente Messsystem Einsparungen vorzunehmen, tragen sie allein die Mehrkosten . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 201618684 (A) (C) (B) (D) 5 . Aus datenschutzrechtlicher Sicht hat der Bundesrat Bedenken, dass durch die Erfassung der Energiever- brauchsdaten eines privaten Endverbrauchers Rück- schlüsse auf die private Lebensführung ermöglicht werden . 6 . Aus den vorgenannten Gründen hält der Bundesrat es für erforderlich, dass der Einbau von intelligen- ten Messsystemen bei privaten Letztverbrauchern unter 6 000 Kilowattstunden pro Jahr von der Zu- stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher abhängig gemacht wird . Privaten Endverbrauchern mit einem Verbrauch über 6 000 Kilowattstunden pro Jahr sollte bezüglich des Einbaus der Geräte ein Widerspruchsrecht eingeräumt werden . Unabhängig von der individuellen Verbrauchshöhe sollten priva- te Letztverbraucher in jedem Fall ein Widerspruchs- recht gegen die Einbindung eines Messsystems in ein Kommunikationsnetz erhalten . 7 . Aus energiewirtschaftlicher Perspektive kann der Bundesrat nicht nachvollziehen, dass der grund- zuständige Messstellenbetreiber ab dem Jahr 2018 neue Energieerzeugungsanlagen mit einer installier- ten Leistung über einem bis einschließlich sieben Kilowatt mit intelligenten Messsystemen ausstatten kann, ohne dass diese Ausstattung abgelehnt wer- den kann . Der Bundesrat weist darauf hin, dass die- se Regelung zu einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation von kleinen PV-Anlagen führt . Auch mögliche Systemvorteile beim Einbau von Smart Metern bei Kleinanlagen stehen in kei- nem Verhältnis zu den entstehenden Kosten für den Betreiber . Aus diesen Gründen hält der Bundesrat die Einbeziehung von Kleinerzeugungsanlagen mit einer installierten Leistung über einem bis ein- schließlich sieben Kilowatt in den optionalen Roll- out für nicht sinnvoll und erwartet negative Auswir- kungen auf den weiteren PV-Ausbau und damit auf die bereits unter Druck stehende PV-Branche . 8 . Der Bundesrat hält es zudem für erforderlich, die gesetzlichen Vorgaben in regelmäßigen Abständen zu überprüfen . Die Kosten-Nutzen-Analyse geht von einem Einsparpotenzial bei privaten Haushal- ten aus, das bislang nur hypothetisch angenommen wird . Der Einbau intelligenter Messsysteme führt per se noch nicht zu einer Energieeinsparung . De facto bedarf es dazu sowohl des Angebots lastvaria- bler Tarife und anderer finanzieller Anreize als auch einer Verhaltensveränderung der Verbraucher . – Gesetz zu dem Abkommen vom 17. Dezember 2015 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan zur Beseitigung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und be- stimmter anderer Steuern sowie zur Verhinderung der Steuerverkürzung und -umgehung – Gesetz zu dem Abkommen vom 29. Juni 2015 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung der Republik Kosovo über die justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen – Gesetz zu dem Abkommen vom 24. September 2014 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Republik Ru- anda über den Luftverkehr – Integrationsgesetz – Gesetz zur Änderung wasser- und naturschutz- rechtlicher Vorschriften zur Untersagung und zur Risikominimierung bei den Verfahren der Fra- cking-Technologie Der Bundesrat hat ferner die folgende Entschließung gefasst: 1 . Der Bundesrat begrüßt, dass der Deutsche Bundes- tag nach mehr als einem Jahr seit der Einbringung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung den Be- schluss zum Gesetz zur Änderung wasser- und na- turschutzrechtlicher Vorschriften zur Untersagung und zur Risikominimierung bei den Verfahren der Fracking-Technologie gefasst hat . 2 . Der Bundesrat begrüßt, dass der Deutsche Bun- destag in einigen wesentlichen Punkten der Stel- lungnahme des Bundesrates (BR-Drs . 143/15 – Beschluss –) aus dem letzten Jahr gefolgt ist . Insbesondere wurden die Streichung der 3 000-Me- ter-Grenze, die Ausweitung der Gebiete, in denen jegliches Fracking zur Aufsuchung und Förderung von Kohlenwasserstoffen insbesondere unter Ein- satz von umwelttoxischen Substanzen verboten ist, die Ausweitung des Verbotes auch auf Fracking zur Erdölgewinnung sowie die veränderte Rolle der Ex- pertenkommission aus den Forderungen des Bun- desrates übernommen . Er begrüßt ebenfalls in diesem Zusammenhang, dass zukünftig „unkonventionelles Fracking“ nicht ohne Zustimmung der jeweiligen Landesregierung möglich ist . – Gesetz zur Ausdehnung der Bergschadenshaftung auf den Bohrlochbergbau und Kavernen Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Der Bundesrat stellt fest, dass von Bergschä- den betroffene Anwohner im Bereich der Tage- baue zur Braunkohlegewinnung, die insbesondere durch großflächige Grundwasserabsenkungen und auch durch tagebauinduzierte Erderschütterungen schadenswirksame Bodenbewegungen an der Ta- gesoberfläche im Umfeld der Betriebe verursachen können, beim Nachweis einer bergbaubetrieblichen Ursache eines Schadens aufgrund der oftmals kom- plexen Sachverhalte häufig an nicht überwindbare Grenzen stoßen . Daher ist es erforderlich, die Berg- schadensvermutung gemäß § 120 Bundesberggesetz (Beweislastumkehr) auch auf diese bergbaulichen Tätigkeiten anzuwenden . 2 . Der Bundesrat bittet, die Bergschadensvermutung gemäß § 120 Bundesberggesetz (Beweislastum- kehr) auf Braunkohletagebaubetriebe, die insbeson- dere durch großflächige Grundwasserabsenkungen oder Erschütterungen schadenswirksame Bodenbe- wegungen an der Tagesoberfläche im Umfeld der Betriebe verursachen können, zu erweitern . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 2016 18685 (A) (C) (B) (D) 3 . Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, durch eine weitere Neufassung der Bergverordnung über Einwirkungsbereiche (Einwirkungsbereichs- Berg- verordnung – EinwirkungsBergV) zu definieren, auf welche Bereiche an der Tagesoberfläche Braun- kohletagebaubetriebe, die insbesondere durch groß flächige Grundwasserabsenkungen oder Erschütte- rungen schadenswirksame Bodenbewegungen an der Tagesoberfläche im Umfeld der Betriebe verur- sachen können, einwirken können . Begründung: Durch den Betrieb von Braunkohletagebauen selbst treten in der Regel keine Bergschäden auf . Jedoch ist für einen sicheren Betrieb von tiefen Braunkohletagebauen eine Absenkung des Grundwasserniveaus im Bereich und Umfeld dieser übertägigen Gewinnungsbetriebe erforderlich, die in besonderen Fällen zu schadenswirk- samen Bodenbewegungen führen kann . Infolge dieser Grundwasserabsenkung treten in einem begrenzten Be- reich gleichmäßige Bodenbewegungen auf, die grund- sätzlich kaum schadensrelevant sind . Im Bereich von geologischen Anomalien (Auebereiche usw .) und hy- draulisch wirksamen Störungen im Untergrund inner- halb des Einflussbereiches der Grundwasserabsenkung ist aber ein ungleichmäßiges Setzungsverhalten und da- mit das Auftreten von zum Teil erheblichen Bergschä- den möglich . Zudem führen in Einzelfällen die enor- men Massenumlagerungen im Braunkohlentagebau zu Spannungsumlagerungen im Untergrund, die ihrerseits Erderschütterungen an der Erdoberfläche verursachen. Die Bundesregierung selbst hat schon in Ihrer Unter- richtung des Deutschen Bundestages (BT-Drucksa- che 18/4952) den Buchstabe a zugrunde liegenden bergtechnischen Sachverhalt bestätigt (Gegenäußerung zu a) aa) aaa) der Nummer 4 der Stellungnahme des Bundesrates vom 08 .05 .2015) . Bedauerlicherweise ist sie jedoch einer praktikablen Lösung bislang nicht nä- hergetreten . – Gesetz zur Einführung von Ausschreibungen für Strom aus erneuerbaren Energien und zu weiteren Änderungen des Rechts der erneuerbaren Energien – Gesetz zu Weiterentwicklung des Strommarktes (Stromarktgesetz) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Der Bundesrat bekräftigt, dass ein zukunftsfähiges Strommarktdesign ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende ist . 2 . Aus Sicht des Bundesrates hat es sich bewährt, die Länder frühzeitig in den Reformprozess zur Opti- mierung des Strommarktdesigns einzubinden . Der Bundesrat sieht daher die hohe Zahl an Verord- nungsermächtigungen im Strommarktgesetz, die nicht der Zustimmung des Bundesrats bedürfen, mit Sorge und erwartet, dass die Bundesregierung die erforderliche umfassende Beteiligung der Länder auch zukünftig und bei Erlass der Verordnungen si- cherstellt . 3 . Der Bundesrat begrüßt, dass die Bundesregierung mit dem Strommarktgesetz die Bedeutung der Fle- xibilität für ein auf die Nutzung erneuerbarer Ener- gien ausgerichtetes Stromversorgungssystem be- tont . Ein wichtiger Baustein für die Stärkung der Flexibilität ist die Absenkung des konventionellen must-runs . Der konventionelle must-run bindet zu- dem in nicht unerheblichem Maße die vorhandenen, knappen Netzkapazitäten und trägt so dazu bei, dass Netzbetreiber in zunehmendem Maße die Option für Einspeisemanagementmaßnahmen nutzen müssen . Der Bundesrat fordert daher die Bundesregierung auf, bei zukünftigen Maßnahmen stets Möglichkei- ten zur Absenkung des konventionellen must-runs zu prüfen und gegebenenfalls umzusetzen . 4 . Der Bundesrat bekräftigt die zentrale Bedeutung von Speichern in einem auf erneuerbaren Energien ausgerichteten Stromversorgungssystem und bedau- ert, dass die sich mit dem Strommarktgesetz bieten- den Chancen zur umfassenden Stärkung der Rolle der Speicher weitgehend ungenutzt bleiben . Der Bundesrat verweist diesbezüglich auch auf seinen Beschluss vom 18 . Dezember 2015 (BR-Drucksa- che 542/15 – Beschluss –) . Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die wirtschaftliche Situation und die aus energiepolitischer Sicht erforderliche Ent- wicklung von Speichern weiterhin und kontinuier- lich zu evaluieren und den hieraus sich ergebenden Handlungsbedarf unter Einbindung der Länder un- verzüglich umzusetzen . Zudem sollten die Potenzia- le eines netzdienlichen Einsatzes von Speichern und unter anderem Pumpspeicheranlagen durch eine zeitnahe Neuregelung der entsprechenden gesetzli- chen Regelungen erschlossen werden . – Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs im Eisen- bahnbereich Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Ferner hat der Bundesrat folgende Entschließung gefasst: 1 . Der Bundesrat fordert die Bundesregie- rung auf sicherzustellen, dass die in § 2 Absatz 9 Ei- senbahnregulierungsgesetz vorgesehene Ausnahme- regelung für Betreiber der Schienenwege von den Vorgaben des § 37 nur im Einvernehmen mit den betroffenen Ländern und Aufgabenträgern erfolgen kann . 2 . Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf si- cherzustellen, dass die im neuen Eisenbahnregu- lierungsgesetz (insbesondere §§ 36 und 37) vor- gesehenen Regelungen zur Höhe der Stations- und Trassenpreise nicht zu negativen Auswirkungen auf den Schienengüter- und den Schienenpersonenfern- verkehr führen . Mit Blick auf den Schienenperso- nenfernverkehr darf die Wachstumsstrategie der DB AG, die bis zum Jahr 2030 die Wiederanbindung der Fläche an den IC- und ICE-Verkehr vorsieht, nicht in Frage gestellt werden . Zudem hat der Bundesrat hat in seiner 947 . Sitzung am 8 . Juli 2016 gemäß Artikel 94 Absatz 1 des Grund- gesetzes in Verbindung mit §§ 5 und 7 des Gesetzes über Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 201618686 (A) (C) (B) (D) das Bundesverfassungsgericht Frau Prof . Dr . Christine Langenfeld als Nachfolgerin für Bundesverfassungsrich- ter Prof . Herbert Landau in den Zweiten Senat des Bun- desverfassungsgerichts gewählt . Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/3898 Nr . A .7 Ratsdokument 14476/14 Innenausschuss Drucksache 18/7286 Nr . A .5 Ratsdokument 14910/15 Drucksache 18/7422 Nr . A .6 Ratsdokument 15208/15 Drucksache 18/7422 Nr . A .7 Ratsdokument 15210/15 Drucksache 18/7612 Nr . A .5 Ratsdokument 5240/16 Drucksache 18/7934 Nr . A .4 Ratsdokument 5615/16 Drucksache 18/7934 Nr . A .7 Ratsdokument 6056/16 Drucksache 18/8140 Nr . A .3 Ratsdokument 6798/16 Drucksache 18/8140 Nr . A .7 Ratsdokument 7331/16 Drucksache 18/8293 Nr . A .2 Ratsdokument 7180/16 Finanzausschuss Drucksache 18/4749 Nr . A .28 Ratsdokument 7374/15 Drucksache 18/5004 Nr . A .9 Ratsdokument 7759/15 Drucksache 18/5004 Nr . A .10 Ratsdokument 7784/15 Drucksache 18/6146 Nr . A .6 Ratsdokument 11469/15 Drucksache 18/6146 Nr . A .7 Ratsdokument 11471/15 Drucksache 18/7733 Nr . A .10 Ratsdokument 5638/16 Drucksache 18/7733 Nr . A .11 Ratsdokument 5639/16 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsi- cherheit Drucksache 18/8668 Nr . A .22 ERH 3/2016 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 18/5982 Nr . A .49 Ratsdokument 11194/15 Drucksache 18/6146 Nr . A .12 Ratsdokument 11538/15 Drucksache 18/6146 Nr . A .13 Ratsdokument 11667/15 Drucksache 18/8140 Nr . A .22 EP P8_TA-PROV(2016)0066 Drucksache 18/8470 Nr . A .24 EP P8_TA-PROV(2016)0128 Drucksache 18/8470 Nr . A .25 EP P8_TA-PROV(2016)0129 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 188 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 9 . September 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 188. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Schlussrunde Haushaltsgesetz 2017 Epl 12 Verkehr und digitale Infrastruktur Epl 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ekin Deligöz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Ich möchte zu Beginn meiner Rede auf etwas eingehen,
    was der Kollege Ralph Brinkhaus zum Auftakt der Haus-
    haltsdebatte gesagt hat . Er hat gesagt, in diesem Land zu
    leben, sei wie ein Lottogewinn; nie sei es Deutschland
    besser gegangen .


    (Zurufe von der CDU/CSU: Richtig! Sehr gut! Recht hat er!)


    Deutschland steht gut da; das haben wir in allen Debat-
    ten mitbekommen . Aber, Herr Brinkhaus, wir sollten uns
    davon auch nicht blenden lassen . Nicht alle Menschen
    in diesem Land sind Lottogewinnerinnen und Lottoge-

    Swen Schulz (Spandau)







    (A) (C)



    (B) (D)


    winner im Brinkhaus’schen Sinn . Es gibt auch noch die
    anderen Menschen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wer das ausblendet, verzichtet auf jedwede Überlegung
    darüber, wie man das alles noch besser machen kann .
    Das ist doch eigentlich unser Auftrag in diesem Haus:
    nicht uns selbst zu loben oder zu feiern, wie Sie das tun,
    indem Sie sich selbst loben und feiern, sondern uns im-
    mer zu fragen, was wir besser machen können, damit es
    den Menschen in diesem Land jetzt und später besser
    geht, und damit auch nicht aufzuhören .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Unsere Kritik an Ihnen ist ganz eindeutig . Obwohl
    es uns gut geht, obwohl die Wirtschaftsdaten gut sind,
    obwohl die Zinsen niedrig sind und obwohl die Arbeits-
    losigkeit niedrig ist, lassen Sie die Menschen im Regen
    stehen . Die zentralen Probleme packen Sie nicht an . Das
    gilt auch für die Große Koalition . Sie machen eine Poli-
    tik des kleinsten gemeinsamen Nenners . Das heißt, Sie
    machen nichts entschlossen, Sie führen nichts zu Ende .
    Wenn überhaupt, fangen Sie die Sachen nur an . Aber bei
    den Menschen kommt das am Ende nicht an . Das ist die
    größte Schwäche, und das ist unser größter Kritikpunkt
    bei Ihnen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Christian Haase [CDU/CSU]: Wenn die Länder es nicht umsetzen!)


    Wenn Sie mir das nicht glauben, will ich Ihnen zeigen,
    dass in diesem Land nicht jeder ein Lottogewinner ist .
    Ich will Ihnen die Bilder dieser Gesellschaft in Erinne-
    rung rufen, die ich sehe und die uns den Auftrag erteilen,
    dass noch viel in dieser Gesellschaft zu tun ist . Schauen
    Sie sich einmal junge Familien an . Viele junge Famili-
    en wissen nicht, wie sie tagtäglich alle Bälle des Alltags
    überhaupt noch in der Luft halten können . Wenn in die-
    sem Land alleinerziehend zu sein für Hunderttausende
    bedeutet, dass sie automatisch in Hartz IV landen, wenn
    in diesem Land ein Kind mit einem ausländischen Na-
    men keine Ausbildungsstelle findet, keine Aufstiegs- und
    keine Bildungschancen hat,


    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch ein Zerrbild!)


    wenn in diesem Land, obwohl der Arbeitsmarkt brummt,
    Langzeitarbeitslose noch immer nicht vom Abstellgleis
    wegkommen, wenn in diesem Land bei einer Flücht-
    lingsanerkennungsquote von 47 Prozent leider noch
    immer viele Asylbewerberinnen und Asylbewerber im
    Warteraum der Integration Platz nehmen müssen, wenn
    in diesem Land Menschen nach einem soliden Arbeits-
    leben Grundsicherung beziehen anstelle einer höheren
    Rente – das hat auch etwas mit Würde zu tun –, wenn in
    diesem Land die Kosten für das Gesundheitssystem nicht
    auf alle Schultern verteilt werden, sondern nur von einem
    Teil der Menschen finanziert werden,


    (Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Ich glaube, Sie leben in einem anderen Land!)


    wenn in diesem Land bezahlbarer Wohnraum schwieri-
    ger zu kriegen ist, als im Lotto zu gewinnen, dann hat der
    Lottogewinn, von dem Sie reden, diese Menschen nicht
    erreicht . Dann hat dieses Land diese Menschen im Stich
    gelassen und der Lottogewinn ist an ihnen vorbeigegan-
    gen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Herr Brinkhaus, wenn Sie sagen, dass ich das Land
    schlecht mache und alles dramatisiere, dann frage ich
    mich, warum Sie das alles gar nicht sehen .


    (Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Nein, Sie müssen es differenziert machen!)


    Warum sind wir diejenigen, die das immer thematisie-
    ren? Warum sehen Sie das alles nicht? Ich mache das
    nicht schlecht,


    (Zuruf von der CDU/CSU: Nein!)


    sondern ich mache das, wofür ich gewählt worden bin .
    Ich übernehme Verantwortung in diesem Land, und zwar
    genau für diese Menschen, für Menschen, die auf der
    Schattenseite stehen . Damit sollten wir uns beschäftigen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Ulrike Gottschalck [SPD]: Na ja!)


    Der Ökonom Marcel Fratzscher sagt in seinem Buch:
    In diesem Land brauchen wir mehr Investitionen in Inte-
    gration, Infrastruktur und Innovation .


    (Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Der will die ganze Infrastruktur privatisieren!)


    Er sagt: Wir haben eine Investitionslücke von 100 Mil-
    liarden Euro . – Was ist Ihre Antwort? Eine Investitions-
    quote von noch nicht einmal 10 Prozent; die wird in den
    nächsten Jahren auf 8,8 Prozent zurückgehen . Von einer
    Investitionsoffensive kann man hier wahrlich nicht spre-
    chen, sondern eher von einem großen Stillstand dort, wo
    wir Investitionen am meisten bräuchten .

    Kollege Schulz, als ich Ihrer Rede zugehört habe,
    konnte ich an ganz vielen Stellen sagen: Ja, genau, Sie
    haben vollkommen recht . Dann stellte sich mir aber eine
    Frage – es gibt nämlich einen Unterschied zwischen Ih-
    nen und mir; ich sitze in der Opposition, Ihre Partei sitzt
    in der Regierung –: Warum setzen Sie Ihre Vorschläge
    denn nicht um? Warum kämpfen Sie nicht dafür in der
    Koalition?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ich habe es schwerer!)


    Dieser Haushalt ist ein Haushalt der verpassten Chan-
    cen . Er ist kein Haushalt, der dafür sorgt, dass es uns
    auch in Zukunft gut geht .


    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


    Wenn Sie jetzt von Entlastungen reden, dann kann
    ich Ihnen nur sagen: Schön guten Tag, darüber reden wir
    doch die ganze Zeit! – Es geht nämlich um Entlastun-
    gen dort, wo wir Entlastungen am meisten brauchen, im

    Ekin Deligöz






    (A) (C)



    (B) (D)


    Alltag, im Leben der Menschen . Ja, wir brauchen gute
    Schulen, um Kindern auch morgen den sozialen Aufstieg
    zu ermöglichen . Ja, wir brauchen die Investitionen dort,
    wo der Schuh drückt . Dazu zählen Investitionen in be-
    zahlbare Wohnungen, dazu gehört auch eine Garantie-
    rente, um Altersarmut in diesem Land zu bekämpfen und
    Menschen aus der Grundsicherung herauszuholen . Ja,
    wir wollen Alleinerziehende nicht alleine lassen .


    (Zuruf des Abg . Christian Haase [CDU/ CSU])


    Ihre Vorschläge dazu sind im Moment nur verbal . De fac-
    to sehen wir nichts in Ihrem Haushalt .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ja, wir kämpfen in diesem Land nach wie vor für
    saubere Energiequellen und Klimaschutz . Wir legen das
    Thema nicht ad acta, weil es um Lebensqualität für die
    Menschen in diesem Land geht, weil es um gutes Leben
    geht . Ja, dafür setzen wir uns ein .

    Wenn Sie immer noch glauben, Sie könnten sich zu-
    rücklehnen, weil Deutschland ein Land der Lottogewin-
    nerinnen und Lottogewinner sei, dann kann ich Ihnen nur
    antworten: Das ist bequem, aber das zeugt von einer ver-
    dammt verzerrten Wahrnehmung der Realität in diesem
    Land .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Deshalb: Lehnen Sie unsere Anträge nicht gleich ab .
    Das, was wir Ihnen vorschlagen, wird in diesem Land für
    Aufbruch stehen . Das wird aber auch für eine bodenstän-
    dige Politik stehen, die Verantwortung übernimmt . Das
    ist die grüne Idee . Darauf würden wir gerne mit Ihnen
    hinarbeiten .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Ekin Deligöz . – Nächster Redner: Parla-

mentarischer Staatssekretär Jens Spahn .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Thomas Jurk [SPD])


J
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jens Spahn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Damit mir nicht das Gleiche passiert wie dem Kollegen
    Schulz, dass ich nämlich vor lauter Berliner Wahlkampf
    gar nicht zum Eigentlichen komme, beginne ich mit dem
    Grundsätzlichen und gehe dann auf ein paar Punkte ein .

    Seitdem ich vor etwa 20 Jahren in die Junge Union
    eingetreten bin,


    (Dr . Petra Sitte [DIE LINKE]: Ich dachte, das war vorgestern!)


    habe ich immer dafür gekämpft, dass das Schuldenma-
    chen, das Leben auf Kosten nachfolgender Generationen
    endlich aufhört . Die Bundesrepublik Deutschland – das
    ist nicht irgendwer; das sind am Ende alle Bürger dieses
    Staates zusammen – hat 45 Jahre lang jedes Jahr Schul-

    den gemacht; das ist länger, als ich auf der Welt bin . Am
    Ende gab es immer einen guten Grund, warum man ge-
    nau jetzt doch Schulden machen müsste, egal wie gut
    oder wie schlecht die Situation gerade war .

    Wenn wir einmal schauen, wo wir jetzt stehen, dann
    stellen wir fest: Im Jahr 2014 haben wir zwar noch mit
    Schulden geplant, konnten das Jahr aber mit einem
    Überschuss abschließen . Wir haben übrigens dann auch
    Schulden getilgt . Wir haben 2015, also das letzte Jahr,
    mit fast 13 Milliarden Euro Überschuss abgeschlossen .
    Das ist ein historischer Überschuss gewesen . Das muss
    man sich auch immer wieder einmal vergegenwärtigen .
    Das Jahr 2016 läuft gut . Das lässt sich nicht anders sa-
    gen . Auch in diesem Jahr wird es gut aussehen . Und der
    Haushaltsplan, den wir hier vorliegen haben und den wir
    in den nächsten Wochen weiter beraten, sieht auch für
    das Jahr 2017 und in der Finanzplanung bis 2020 kei-
    ne neuen Schulden vor . Das ist, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, relativ einmalig in unserer gesamtdeutschen
    Geschichte . Das ist historisch, das ist ziemlich einmalig
    in Europa und in der Welt für ein Land dieser Größe . Ich
    finde, das ist etwas, das man in der Schlussrunde einer
    solchen Woche einmal herausarbeiten darf und worüber
    man sich freuen darf .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das ist am Ende auch kein Fetisch oder Grützebrei,
    wie ich im Laufe der Woche auch in einer Debatte hier
    gehört habe, sondern wir machen das aus guten Gründen .
    Ich will drei nennen:

    Staatsverschuldung ist immer ein Verschieben von
    Lasten in die Zukunft . Im Zweifel gibt es immer einen
    guten Grund, warum man das gerade jetzt machen muss .
    Diejenigen aber, die das später bezahlen müssen, hat man
    nie gefragt . Das ist übrigens der Unterschied zum priva-
    ten Kredit . Ein solcher Kredit geht nicht zulasten Dritter,
    wo ein anderer für das bezahlt, wofür man Schulden auf-
    genommen hat .

    Zum Zweiten schränkt die Staatsverschuldung immer
    die Spielräume für folgende Generationen ein, weil na-
    türlich durch die Zinszahlungen am Ende Gelder belegt
    sind, die dann nicht mehr für etwas anderes zur Verfü-
    gung stehen . Ja, im Moment hilft die Phase der niedrigen
    Zinsen, ohne Zweifel . Natürlich hat das auch Spielräume
    bei uns im Haushalt möglich gemacht . Das ist im Übri-
    gen auch das, Frau Kollegin Lötzsch, was der Minister
    gemeint hat, als er in seiner Eingangsrede sagte, die Um-
    stände seien günstig .

    Ich kann Ihnen sagen: Andere Länder in Europa haben
    auch diese günstigen Zinsen . Manch eines dieser Länder
    profitiert natürlich davon, dass wir in Deutschland und
    in noch einigen anderen Ländern mit einer guten wirt-
    schaftlichen Situation insgesamt mithelfen, das Zinsni-
    veau so niedrig zu halten . Wenn bestimmte Länder – das
    ist ausgerechnet worden – ihre ersparten Zinsen genutzt
    hätten – das macht natürlich bei Ländern mit sehr viel
    höherer Staatsverschuldung auch entsprechend mehr
    aus –, wären sie nach elf bis zwölf Jahren schuldenfrei
    gewesen .

    Ekin Deligöz






    (A) (C)



    (B) (D)


    Es gibt im Übrigen selbst in Deutschland ein Beispiel
    dafür, wie unterschiedlich man mit dieser Situation um-
    gehen kann . Nehmen Sie mein Heimatbundesland Nord-
    rhein-Westfalen .


    (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ach, und das ist kein Wahlkampf?)


    Auch da sind die Steuereinnahmen hoch und die Zinsen
    niedrig . Da wird aber nach dem Motto vorgegangen: Die
    Zinsen sind niedrig, wir hauen noch einmal richtig ei-
    nen raus! Beide Beispiele zeigen: Es macht einen Unter-
    schied, wer den Finanzminister stellt und welche Finanz-
    politik gemacht wird . Und genau das hat die Debatte in
    dieser Woche auch gezeigt .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das war ja so gar kein Wahlkampf!)


    Es gibt einen dritten Grund, warum wir keine weitere
    Erhöhung der Staatsverschuldung wollen . Hier geht es
    um die Frage der Resilienz, also der Widerstandsfähig-
    keit für den Fall, dass Schocks, Veränderungen, Rezessi-
    onen oder weltweite Krisen vor der Tür stehen . Es geht
    uns – darüber ist hier ja gerade diskutiert worden; ich
    gehe gleich auch noch einmal darauf ein – gut wie lan-
    ge nicht . Die Löhne steigen, die Renten steigen so stark
    wie seit 23 Jahren nicht mehr, die staatliche Nachfrage
    ist hoch wie lange nicht mehr, weil der Bund sowie alle
    Länder und Kommunen gut dastehen . Die Binnennach-
    frage, die in den letzten Jahren gestiegen ist – das ist für
    Deutschland etwas Neues –, trägt also zum ersten Mal
    das Wachstum mit . In einer solchen Situation kann selbst
    der überzeugteste linkeste Keynesianer nicht auf die Idee
    kommen, dass das die Zeit sei, um Schulden zu machen .


    (Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Hat keiner von uns gesagt!)


    Die Frage ist doch: Wann sollen wir denn mit dem Schul-
    denmachen aufhören, wenn nicht in einer Zeit wie dieser?
    Wann, wenn nicht jetzt? Es geht darum, das Pulver für
    schlechtere Zeiten trockenzuhalten; denn diese werden
    irgendwann wieder kommen . Das ist im Leben immer so .
    Auch für die wirtschaftliche Entwicklung gilt das .

    Ich verstehe im Übrigen nicht die Logik, die hinter
    den internationalen Forderungen an Deutschland steckt –
    gerade jetzt auch wieder auf dem G 20-Gipfel –, dass wir
    doch unsere fiskalischen Möglichkeiten nutzen sollten,
    um Impulse zu setzen . Ich glaube nicht daran, dass, wenn
    wir uns jetzt verschulden, um zusätzliche Ausgaben zu
    machen, es am Ende die italienische oder griechische
    Wirtschaft nach vorne bringen wird . Es geht nicht da-
    rum – auch das ist bei der Debatte auf dem G 20-Gipfel
    deutlich geworden –, die Probleme, die wegen Schulden
    entstanden sind, mit neuen Schulden zu bekämpfen . Es
    geht darum, dass wir in Europa insgesamt wettbewerbs-
    fähiger werden . Dafür braucht es Strukturreformen . Da-
    rum, Frau Kollegin Lötzsch, geht es übrigens auch bei
    den Dingen, die in Griechenland zu tun sind, wofür wir
    ja auch mit Griechenland ein gemeinsames Programm
    entwickelt haben .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Obwohl wir sagen, dass wir keine neuen Schulden
    machen, um all dieses möglich zu machen, können wir
    gestalten . Wir haben Spielräume, weil wir wachsende
    Einnahmen haben: gut 328 Milliarden Euro Einnah-
    men und Ausgaben im nächsten Jahr . Damit können wir
    Schwerpunkte setzen, und genau darüber ist im Laufe
    dieser Woche ja auch diskutiert worden, gerade heute
    Morgen noch beim Etat für Bauen und Verkehr . Bei den
    Ausgaben für die Bereiche Straße und Schiene haben wir
    in dieser Legislaturperiode – das ist schon ein ziemliches
    Wort – eine Steigerung in Höhe von 25 Prozent . Den
    Breitbandausbau werden wir in den nächsten vier Jahren
    mit 4 Milliarden Euro fördern .

    Das Spannende ist ja – dies ist eine neue Situation; in
    der Debatte wurde gerade schon darauf hingewiesen –,
    dass im Moment auch gar nicht mehr geht . Selbst wenn
    sie uns 5 oder 10 Milliarden Euro zusätzlich für Baupro-
    jekte des Bundes zur Verfügung stellen würden, könnten
    wir sie im Moment gar nicht verbauen . Es scheitert im
    Moment nicht am Geld, sondern an baureifen Projekten,
    also an den Planungskapazitäten . Es müsste uns eigent-
    lich ziemlich umtreiben, wenn daran am Ende das Bauen
    scheitert . Es ist gut, wenn wir auf allen Ebenen kreativ
    daran arbeiten, das zu verändern, liebe Kolleginnen und
    Kollegen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ein weiterer Schwerpunkt sind alle Maßnahmen rund
    um die Integration insbesondere der Flüchtlinge, die für
    eine bestimmte längere Zeit hier bei uns in Deutschland
    bleiben werden . Darunter sind in großer Zahl viele junge
    Männer . Auch darüber hat man schon öfter diskutiert . Ich
    sage immer – das war jedenfalls bei mir daheim im Dorf
    so –: Junge Männer in Gruppen ohne Aufgabe bringen
    Ärger, egal ob sie deutsch, syrisch, albanisch oder bri-
    tisch sind . Deswegen geht es darum, wie wir diesen Men-
    schen möglichst schnell eine Perspektive, eine Aufgabe
    geben können, sodass es klar für sie wird, wie es weiter-
    geht . Es geht darum, wie wir es mit Sprachkursen, mit
    Integrationskursen, mit Arbeitsmarktmaßnahmen, auch
    für diejenigen, die eben nicht Ärzte oder Ingenieure sind,
    möglich machen können, dass sie für sich eine Aufgabe,
    eine Perspektive finden.

    Wir merken: Das Geld ist da . Viele Milliarden Euro
    sind in den unterschiedlichen Haushalten, um das zu tun .
    Wir merken aber auch: Das umzusetzen vor Ort – das
    bekommt jeder in seinem Wahlkreis mit –, ist unendlich
    viel mühsamer, weil es natürlich konkreter Projekte zur
    Umsetzung bedarf . Wenn es konkret wird, wird es meis-
    tens schwierig . Aber die entscheidende Botschaft ist –
    ich finde, auch die sollten wir deutlich machen –: Das
    nötige Geld ist da . Wir arbeiten an den Strukturen – sie
    sind schon deutlich anders als noch vor sechs oder neun
    Monaten –, um diese große Aufgabe zu meistern; denn
    wir wollen, dass an dieser Stelle Integration nicht nur,
    aber auch in den Arbeitsmarkt sowie insgesamt in die-
    se Gesellschaft gelingt . Auch das bildet sich in diesem
    Haushalt ab, liebe Kolleginnen und Kollegen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben große Aufwüchse – darauf ist schon hin-
    gewiesen worden – beispielsweise bei der inneren Si-

    Jens Spahn, Parl. Staatssekretär BMF






    (A) (C)



    (B) (D)


    cherheit, bei der Frage der Fluchtursachenbekämpfung
    oder auch beim Verteidigungsministerium . Aber eins
    müssen wir auch gemeinsam feststellen – da komme ich
    zu dem, was gerade diskutiert wurde –: Es gibt auch ein
    paar Abers in diesem Haushalt; ein Aber ist die Frage
    der Sozialquote, die mit dem, was wir gemacht haben,
    verbunden ist . Ich wundere mich in der Tat darüber, wel-
    ches Bild hier gezeichnet wird, auch von denjenigen, die
    Unterstützung brauchen . Ich will nur mit ein paar Punk-
    ten verdeutlichen, was wir alles in den letzten Jahren ge-
    macht haben: BAföG erhöht, Wohngeld erhöht, Hartz IV
    erhöht, Kindergeld erhöht, Kitaausbau vorangetrieben,
    Pflegeleistungen massiv ausgebaut.

    Ja, natürlich sind nicht alle Lottogewinner, wenn man
    es wortwörtlich nehmen will; so hat es aber, glaube ich,
    der Kollege Brinkhaus gar nicht gemeint .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Genau!)


    Vielmehr geht es bei uns in Deutschland um einen rela-
    tiven Armutsbegriff . Es geht am Ende immer um relative
    Armut, nicht um absolute Armut im Sinne von „nichts zu
    essen“ oder „kein Dach über dem Kopf“ – natürlich ist
    auch das ein Problem; darüber brauchen wir gar nicht zu
    diskutieren . Aber dass wir eines der besten Gesundheits-
    systeme der Welt haben, das selbst denen, die nicht viel
    haben, eine gute Versorgung sichert, dass wir unter ande-
    rem mit all den Maßnahmen, die ich gerade aufgezählt
    habe, auch denen, die es schwer haben, mehr Unterstüt-
    zung geben, als sie in den meisten anderen Ländern der
    Welt bekämen, könnten Sie ja einmal anerkennen . Genau
    diese Unterstützungsleistung findet sich auch in diesem
    Bundeshaushalt wieder .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Insofern sollten Sie auch da kein Zerrbild der Situation
    zeichnen, die wir hier im Land haben .

    Mehr kann immer geleistet werden; das ist überhaupt
    keine Frage . Trotzdem müssen wir darauf achten, dass
    die Balance stimmt . Wir hatten 2013 im Bundeshaushalt
    für Sozialausgaben 145 Milliarden Euro vorgesehen .
    Nach der Finanzplanung werden es 2020 187 Milliarden
    Euro sein .


    (Zuruf des Abg . Dr . Wolfgang StrengmannKuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Das heißt, wir haben bei den Sozialausgaben allein schon
    in diesem kurzen Zeitraum eine Steigerung um über
    40 Milliarden Euro .

    Wenn man die Zinsausgaben herausrechnet, stellt
    man fest: 1990 wurden von 100 Euro 30 Euro für So-
    ziales ausgegeben . 1990! 2017 werden es von 100 Euro
    55 Euro sein, die wir für Soziales ausgeben, 2020 in der
    Entwicklung 57 Euro. Ich finde, da kann keiner sagen –
    wir sollten diesen Eindruck in der öffentlichen Debatte
    auch nicht erwecken –, dass wir gerade in diesem Haus-
    halt keinen Schwerpunkt im Bereich Soziales mit viel
    Geld und vielen Maßnahmen setzen . Man kann immer
    darüber reden, wie etwas effizienter geht. Aber fest steht:
    Solche Geldsummen, die da zur Verfügung stehen, gibt

    es in wenigen Ländern auf der Welt . Da sollten wir den
    Menschen auch nichts anderes einreden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir sind ein Sozialstaat auf hohem Niveau, und das wird
    an diesen Zahlen deutlich .

    Wir müssen aber tatsächlich aufpassen, dass das nicht
    dazu führt, dass wir am Ende keine Spielräume mehr
    haben, etwa für Investitionen in die Zukunft und andere
    Maßnahmen, die wichtig sind . Im Übrigen sagt das auch
    Herr Professor Fratzscher, der hier ja mehrfach zitiert
    wurde .

    Ich weiß nicht, ob alle sein Buch gelesen haben . Beim
    genauen Lesen seines Buches sieht man, dass er konsta-
    tiert, dass die Einkommensungleichheit in Deutschland
    in den letzten Jahren zurückgegangen ist, weil sich bei
    sinkender Arbeitslosigkeit, bei 43 Millionen Erwerbs-
    tätigen, bei steigenden Löhnen und Renten die Schere
    zwischen Arm und Reich wieder schließt . Wir sollten
    aufhören, ständig das Märchen von der wachsenden Ein-
    kommensungleichheit zu erzählen; vielmehr sollten wir
    einfach einmal sagen, dass es gut gelaufen ist, übrigens
    auch wegen der Reformen, die hier gemeinsam beschlos-
    sen worden sind .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Thomas Jurk [SPD] – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Genau, dank Mindestlohn!)


    Noch ein Wort zum Thema Ostrenten, weil das gera-
    de angesprochen worden ist – einmal mehr, ich habe die
    Debatte darüber in dieser Woche ja verfolgt . Es gab in
    den letzten Jahren jedes Jahr Steigerungen der Ostren-
    ten, die höher als die im Westen waren, weil die Lohn-
    entwicklung entsprechend war . Es gab übrigens auch da
    jedes Jahr Diskussionen zwischen Ost und West, weil die
    Menschen das natürlich wahrnehmen . Außerdem haben
    wir eine Höherwertung der Einkommen .


    (Dr . Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: „Umrechnung“ heißt das! Umrechnung! – Gegenruf des Abg . Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Höherwertung!)


    Wir haben bei der Umrechnung eine Höherwertung der
    Beiträge, die in Ostdeutschland gezahlt werden .

    Jetzt schauen wir aber mal, wie die Einkommensun-
    terschiede insgesamt in Deutschland sind . Sie sind auch
    zwischen dem Bayerischen Wald und der Eifel einerseits
    und Hamburg oder Stuttgart andererseits deutlich . Des-
    wegen müssen wir sehr aufpassen – ich weiß, Sie sind am
    Ende eine Ostpartei, eine Regionalpartei –, dass wir die
    Spaltung in diesem Land mit der Debatte, so wie Sie sie
    bei diesem Thema führen, nicht noch weiter vergrößern;


    (Widerspruch des Abg . Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


    denn alles, was wir im Osten tun, wird natürlich im Wes-
    ten wahrgenommen und umgekehrt . Deswegen geht es
    darum, das in der Sache zu diskutieren und nicht so, wie
    Sie das hier einmal mehr gemacht haben .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Jens Spahn, Parl. Staatssekretär BMF






    (A) (C)



    (B) (D)


    Das bringt mich abschließend, Frau Präsidentin, zu
    der Frage der Spielräume; auch das Wort ist in dieser
    Woche mit Blick auf die Zukunft oft gefallen .

    Zunächst: Ich habe schon bei vielen Etatdebatten er-
    lebt, dass beim Wort „Spielräume“ viele Augen leuchte-
    ten, weil natürlich viele schon Ideen hatten, was man mit
    möglicherweise zukünftig vorhandenem Geld machen
    kann . Ich will nur darauf hinweisen: Dieses Jahr läuft
    gut und schließt wahrscheinlich auch sehr gut ab, aber
    wir haben in der Finanzplanung für 2018 noch eine soge-
    nannte globale Minderausgabe in Höhe von etwa 5 Mil-
    liarden Euro . Das heißt, wir müssen noch miteinander
    definieren, wie wir sie entweder durch Mehreinnahmen –
    das kann vielleicht gelingen – oder durch Ausgabenkür-
    zungen auflösen. Also: Wir brauchen Spielraum dafür.

    Dann stellt sich die Frage – die Debatte darüber ist ja
    in vollem Gange –, ob man den Spielraum nicht dafür
    nutzt, um die Steuern zu senken . Ich habe gerade darauf
    hingewiesen, welche Steigerungen wir im Bereich der
    Sozialausgaben in den letzten Jahren gehabt haben, also
    für die, die es nicht so leicht hatten . Dass wir jetzt auch
    einmal diejenigen in den Blick nehmen, die den ganzen
    Laden am Laufen halten, die hart arbeiten, die Kranken-
    schwestern, die Polizisten, die Facharbeiter und all die
    anderen, schadet, glaube ich, in der Debatte über die Fra-
    ge „Wozu nutzen wir Spielräume?“ auch nicht . Deswe-
    gen ist „Steuern senken“


    (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Abgaben! Sozialabgaben!)


    ein Thema, das sich genau in diese Debatte um soziale
    Gerechtigkeit einfügt, liebe Kolleginnen und Kollegen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Es beginnt in einem ersten Schritt, jetzt diskutiert,
    wenn es gut läuft und der Deutsche Bundestag das mit
    uns machen möchte, bei der kalten Progression, beim
    Kinder- und Grundfreibetrag . Wir wollen Ihnen vorschla-
    gen, entsprechende Anpassungen jetzt vorzunehmen; in
    bestimmtem Umfang müssen wir es ja auch .

    In einem zweiten Schritt geht es darum – die Debat-
    te haben der Minister und andere in dieser Woche auf-
    gebracht –, wie wir, ohne Schulden machen zu müssen,
    Spielräume in der Zukunft für entsprechende Steuersen-
    kungen nutzen .

    Zusammenfassend, liebe Kolleginnen und liebe Kol-
    legen: Deutschland geht es gut wie nie . Die Umstände
    sind gut . Man muss die Umstände aber auch nutzen; da-
    rauf habe ich hingewiesen . Diese guten Umstände sind
    wie ein heißes Eisen . Man muss es schmieden und daraus
    etwas formen, was auch in der Zukunft trägt, solange es
    heiß ist; denn wenn es wieder kalt ist – das sind im Zwei-
    fel die schlechteren Umstände –, ist es unendlich viel
    schwieriger, etwas zu verändern . In diesem Sinne freue
    ich mich auf die Haushaltsberatungen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)