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ID1818709700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/187 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 8. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 18507 B Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 18507 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . 18507 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18512 C Dr . Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18514 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18516 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18517 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 18518 D Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18520 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18522 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18523 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 18524 B Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18525 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18526 D Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18528 B Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18529 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18530 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18532 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 18534 A Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18536 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18538 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18540 B Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18541 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18542 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18544 B Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18545 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18546 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18548 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18548 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18550 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18551 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18552 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18553 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016II Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2015 – Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2015 – Drucksache 18/8833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18554 D Zusatztagesordnungspunkt Beratung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur An- passung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes und anderer Vorschriften an europa- und völkerrechtliche Vorgaben Drucksache 18/9526 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundes- regierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2014 – – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bun- desregierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Vermögensrech- nung des Bundes für das Haushalts- jahr 2014 – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Fest- stellungen zur Jahresrechnung 2014) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 18/5291, 18/5128, 18/6600, 18/6933 Nr . 1 .1, 18/8100, 18/8283 Nr . 4, 18/9108 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Alois Rainer (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016 18617 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bülow, Marco SPD 08 .09 .2016 Burkert, Martin SPD 08 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 08 .09 .2016 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 08 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 08 .09 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 08 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 08 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 08 .09 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 08 .09 .2016 Jüttner, Dr . Egon CDU/CSU 08 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 08 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 08 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 08 .09 .2016 Lücking-Michel, Dr . Claudia CDU/CSU 08 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 08 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 08 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 08 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 08 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 08 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 08 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 08 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 08 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 187. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 09 Wirtschaft und Energie EPL 15 Gesundheit TOP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache EPL 11 Arbeit und Soziales EPL 10 Ernährung und Landwirtschaft EPL 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ekin Deligöz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Ministerin! Liebe Kollegin-

    nen und Kollegen! Der Etat des Bundesministeriums
    für Arbeit und Soziales hat mit 139 Milliarden Euro das
    größte Volumen innerhalb des Bundeshaushalts . Aller-
    dings sind die Spielräume in diesem Haushalt bei wei-
    tem nicht so groß, wie es die Summe vermuten lässt,
    weil zentrale Leistungen wie Arbeitslosengeld II, Ren-
    tenzuschüsse und Altersgrundsicherung einen ganz gro-
    ßen Teil der Mittel verschlingen . Wir wissen, dass dieser
    Bereich nicht erst in den kommenden Jahren, sondern
    wahrscheinlich schon bis zum Abschluss dieses Haushal-
    tes noch anwachsen wird aufgrund der steigenden Sozial-
    leistungen und der Rechtsansprüche, die dahinterstehen .
    Das lässt sich, ehrlich gesagt, auch rechtfertigen und hier
    vertreten, weil es um Grundsätze geht .

    Welche sind das? Dieser Einzelplan beinhaltet die
    Leistungen, die diese Gesellschaft zusammenhalten .
    Existenzsicherung und Teilhabemöglichkeiten sind der
    Kitt, der eine demokratische Gesellschaft zusammenhält .
    Das müssen wir hier hochhalten, wahren und verteidigen .
    Herr Schiewerling, zu Beginn Ihrer Rede haben Sie ge-
    sagt, dass es, wenn man hieran Kritik übe, immer sofort
    um sozial oder unsozial gehe, und dass Armut woanders
    doch viel schlimmer sei als hier . Nein, das ist der falsche
    Ansatz . Der Ansatz ist doch, zu sagen: Gerade wir haben
    die Verpflichtung, soziale Gerechtigkeit in diesem Haus-
    halt abzubilden . Es geht nicht um sozial oder unsozial,
    sondern es geht darum, ob es auch den künftigen Gene-
    rationen gut geht, und darum, was wir tun können, dass
    es ihnen gut geht . Wenn Sie davon reden, was Armut in
    diesem Land ist, und die Familie hochhalten, dann sage
    ich: In diesem Land ist Armut jung und weiblich. Es trifft
    die alleinerziehende Mutter, es trifft das Kind, das in Ar-
    mut heranwächst . Auch die alleinerziehende Mutter mit
    Kind ist Familie . Das ist auch Familienpolitik . Deshalb
    müssen wir genau hinschauen und alles Erdenkliche tun,
    damit wir Armut – sie ist immer subjektiv – in diesem

    Matthias W. Birkwald






    (A) (C)



    (B) (D)


    Land offensiv bekämpfen. Für die betroffenen Menschen
    müssen wir uns einsetzen . Das ist unser großer Auftrag .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Weil es um den sozialen Zusammenhalt, um Existenz-
    sicherung und Teilhabemöglichkeiten geht, sage ich: Ge-
    rade weil es uns in Deutschland so gut geht, wäre doch
    in diesem Haushalt viel mehr drin gewesen . Das ist eine
    berechtigte Kritik, die Sie sich anhören müssen . Ich gebe
    Ihnen einmal ein paar Beispiele dazu: Sie haben, Frau
    Ministerin, gesagt, was Sie alles tun, damit der Arbeits-
    markt funktioniert . Ja, es stimmt, die Arbeitslosigkeit
    ist niedrig . Die Anzahl der Langzeitarbeitslosen ist aber
    nach wie vor sehr hoch, und zwar wirklich alarmierend
    hoch . Es reicht nicht, was Sie da gemacht haben .

    Schauen wir uns einmal an, wie es bei den Jobcentern
    aussieht . Die Ausgaben bleiben immer noch strukturell
    gedeckelt . Die Anpassung für die Flüchtlinge macht das
    nicht wett . Vielmehr verschlingen die Verwaltungskos-
    ten immer mehr Mittel aus den Eingliederungsmaßnah-
    men . Für das Jahr 2015 reden wir da über 600 Millionen
    Euro . Gleichzeitig müssen die Jobcenter eine GMA von
    100 Millionen Euro zusätzlich erbringen . Das kann doch
    nicht richtig sein, wenn es darum geht, Langzeitarbeitslo-
    sigkeit in diesem Land offensiv zu bekämpfen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Nehmen Sie als Beispiel den Bereich Entbürokratisie-
    rung der Arbeit in den Jobcentern . Es hat vorne und hin-
    ten nicht funktioniert . Die Rechtsvereinfachung hat nicht
    funktioniert . Sie machen zwar ein Programm nach dem
    anderen, aber die Nachhaltigkeit bleibt auf der Strecke .
    Wenn Sie wirklich etwas gegen Langzeitarbeitslosigkeit
    unternehmen wollen, dann seien Sie endlich einmal kon-
    sequent . Investieren Sie in Eingliederungsmaßnahmen .
    Schaffen Sie Modelle für die Menschen wie den Pas-
    siv-Aktiv-Transfer . Das würde nicht nur bedeuten, dass
    die Hilfe bei den Menschen ankommt, sondern das wür-
    de auch Bewegung auf diesen Markt bringen . Das wäre
    konsequent .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Stichwort „Altersarmut“ . Sie haben jetzt ein bisschen
    Geld eingestellt . Sie sagen, dass die Altersarmut um
    8 Prozent pro Jahr zunimmt . Diese Annahme kann ich so
    bestätigen . Im nächsten Jahr werden wir 7,2 Milliarden
    Euro für die Grundsicherung im Alter diesem Bereich
    ausgeben . Im Jahr 2020 reden wir übrigens schon über
    9,2 Milliarden Euro, die wir dafür ausgeben .

    Sie haben ganz lange nichts gemacht . Kurz vor Schluss
    machen Sie noch eine Lebensleistungsrente . Aber Sie
    glauben doch selber nicht daran, dass die Lebensleis-
    tungsrente wirkt . Warum? Sie stellen bei der Grundsi-
    cherung eine Entlastung von gerade einmal 22 Millionen
    Euro ein . Wenn es ein wirkungsvolles Programm sein
    soll, das Menschen aus der Grundsicherung holt, dann
    würden Sie doch nicht so wenig einstellen, dann würden
    Sie doch eine adäquate Summe einstellen . Das tun Sie
    aber nicht, also glauben Sie auch nicht daran, also bringt
    das auch nichts . Hier geht es nicht um Zahlenhuberei,
    sondern es geht darum, dass Menschen, die gearbeitet ha-

    ben, an ihrem Lebensende von der Rente nicht mehr le-
    ben können . Es geht um Würde, es geht um Existenz und
    um Teilhabe . Seien Sie konsequent! Legen Sie uns etwas
    vor, worüber es sich lohnt, zu reden, damit wir über Al-
    tersarmutsbekämpfung reden können, und nicht nur das
    Zahlenspielchen, das Sie hier vorlegen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Im Bereich Flüchtlingsintegration haben Sie endlich
    einmal Ihre Annahmen angepasst . Das ist gut so . Sie wer-
    den auch noch ein paar Modelle zur Sprachförderung und
    zur Arbeitsmarktmigration vorlegen . Gleichzeitig holen
    Sie das ein; denn heute lese ich in der Zeitung, dass Sie
    an anderer Stelle wieder kürzen können . Entweder Sie
    haben begriffen, dass wir in diesem Land investieren
    müssen, damit Integration auch gelingt, oder Sie wollen
    es eigentlich gar nicht und laufen den Populisten hinter-
    her . Sie sind unentschieden . Wir werden es sehr kritisch
    beäugen, Frau Ministerin . Konsequent sind Sie hier nicht .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Enttäuschend ist übrigens auch die Vorlage zum Bun-
    desteilhabegesetz . Dazu gibt es ein gesondertes Gesetz-
    gebungsverfahren . Das werden wir uns genau anschauen .
    Ich hoffe sehr, dass die 5 Milliarden Euro bei den Kom-
    munen ankommen . Darauf wird es hinauslaufen . Mein
    Vertrauen fehlt leider noch . Aber wir werden es im Haus-
    haltsverfahren sehen .

    Frau Präsidentin, erlauben Sie mir bitte zum Schluss,
    noch ein Wort des Dankes auszusprechen . Weiter hinten
    im Einzelplan gibt es einen Titel „Hilfen für Betroffene,
    die als Kinder und Jugendliche in Heimen der Behinder-
    tenhilfe bzw . stationären psychiatrischen Einrichtungen
    Leid und Unrecht erfahren haben“ . Es war ein Auftrag
    des Bundestages an das Ministerium, hier ein Hilfesys-
    tem aufzubauen . Es gab lange Debatten, sowohl mit den
    Kirchen als auch mit den Ländern . Ich weiß, dass die
    Verhandlungen sehr lange und sehr hart waren . An dieser
    Stelle Dank an Ihr Haus, an Ihre Mitarbeiter und auch an
    Sie, dass Sie das durchgehalten haben . Wir haben jetzt
    ein System, das demnächst startet . Das ist gut, und es ist
    wichtig für dieses Land . Es ist auch ein starkes Symbol,
    dass die Ergebnisse der parlamentarischen Beratungen
    von Ihnen so umgesetzt werden . Vielen Dank dafür .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächster Redner spricht Ewald

Schurer für die SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ewald Schurer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

    Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir werden
    bei solchen Debatten über Sozialstaatlichkeit über un-
    sere Gesellschaft lernen müssen – nicht nur vor dem
    Hintergrund des Wahlergebnisses vom letzten Sonntag
    in Mecklenburg-Vorpommern –, dass wir den Menschen
    die sozialen Prozesse in der Gesellschaft näherbringen,
    auch in Sprache und Verständlichkeit, um diesen provo-

    Ekin Deligöz






    (A) (C)



    (B) (D)


    kativen und strategisch gezielten giftigen Pfeilen eines
    Rechtspopulismus mit Fakten zu entgegnen . Das ist eine
    ganz wichtige Sache . Hier bin ich ganz bei Frau Ministe-
    rin, die das am Anfang intoniert hat .

    Wir haben zurzeit eine enorm starke volkswirtschaft-
    liche Leistung . Das kann man mit den Höchstständen
    am Arbeitsmarkt hinsichtlich der Beschäftigung im so-
    zialversicherungspflichtigen Bereich belegen. Das kann
    man mit den historisch niedrigen – leider doch vorhan-
    denen, gerade was die Langzeitarbeitslosigkeit angeht;
    das ist richtigerweise gesagt worden –, guten Werten
    am Arbeitsmarkt begründen . Da gibt es eine ganz wich-
    tige Dualität . Auf der einen Seite ist die Wirtschaft in
    einer sehr guten Verfassung, mit hoher Wertschöpfung .
    Nur deswegen sind wir in der Lage, in der Sozialpoli-
    tik – hier verstehe ich die Kritiken; aber es ist einfach so,
    liebe Kollegin Deligöz – den Haushalt 2017 um immer-
    hin 8,7 Milliarden Euro zu steigern . Das ist eine enorme
    Leistung . Das muss man nicht nur aussprechen können,
    sondern man muss auch sehen, wohin das Geld geht .

    Deswegen sage ich: Es gibt verschiedene Begriffe,
    was Investitionen sind . Für mich ist dieser Haushalt eine
    Investition ganz und gar für die Menschen in zwei ganz
    großen Blöcken: auf der einen Seite am Arbeitsmarkt,
    um die richtigen Impulse zu setzen, auf der anderen Seite
    bei der Alterssicherung, über die wir uns im Herbst noch
    einmal ganz intensiv unterhalten müssen . Man muss –
    bei aller Kritik – die Botschaft setzen können, dass diese
    Bundesregierung im sozialpolitischen Bereich Enormes
    leistet .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, es sind Struktur-
    daten, die ich genannt habe; der Arbeitsmarkt hat sich
    nochmals verbessert . Die Welt, die sozialpolitischen Pro-
    zessen ja nicht immer automatisch sehr positiv gegen-
    übersteht, titelt heute, am 8 . September 2016: „Deutsch-
    land hat aus Misserfolgen bei der Integration gelernt“ .
    Sie zitiert einen OECD-Bericht, der dezidiert sagt, dass
    sich die Voraussetzungen für eine gelungene Integration
    heute besser darstellen als vor einem Jahr . Es ist zwar
    so, dass grundsätzlich Flüchtlinge, Menschen, die zu uns
    gekommen sind, größere Schwierigkeiten haben, am Ar-
    beitsmarkt zu punkten, aber es sind viele Maßnahmen
    geschaffen worden, vom Integrationsgesetz bis zu den
    100 000 Arbeitsgelegenheiten, die mit 300 Millionen
    Euro in diesem Haushalt unter aktiver Arbeitsmarktpo-
    litik finanziert werden. Wir haben daher selbst von der
    OECD in einem ersten Jahr ganz besonderer Belastungen
    ein gutes Zwischenzeugnis bekommen: Von der Bundes-
    regierung werden die richtigen Maßnahmen aufgelegt .


    (Beifall bei der SPD)


    Keine Frage: Die aktiven Arbeitsmarktleistungen
    steigen in diesem Haushalt immerhin auf 9,18 Mil-
    liarden Euro; die passiven – darüber hat der Kollege
    Schiewerling bereits gesprochen; das sind die Rechts-
    ansprüche – liegen insgesamt bei 28,5 Milliarden Euro .
    Wir erleben einen guten Arbeitsmarkt und setzen bei den
    Maßnahmen an den richtigen Stellen an .

    Die BA, die Bundesagentur für Arbeit, sagt: Es ist bei
    der Integration von Menschen ganz klar, wir brauchen
    vermehrte Sprachförderung, Qualifikationsmaßnahmen
    auf allen Leistungsebenen – dazu gehören auch diese
    100 000 Arbeitsgelegenheiten für noch nicht anerkann-
    te Flüchtlinge –, und wir brauchen natürlich auch eine
    fachlich gute Beratung für Ausbildung und Arbeitsver-
    mittlung .

    Mein Fazit an dieser Stelle ist: Dieser Haushalt – das
    ist eine wichtige Botschaft nach draußen – tut allgemein
    viel am Arbeitsmarkt . Er spielt nicht die Menschen, die
    bisher Hilfe gebraucht haben, gegen die neu ankommen-
    den Menschen in der Integration aus, sondern er ergänzt
    mit ganz spezifischen Maßnahmen für jene, die es am
    schwersten haben – für die Migranten –, die bisherige
    sehr gute Arbeitsmarktpolitik . Wir spielen niemanden
    gegeneinander aus, sondern wir versuchen, additiv für
    die Menschen etwas zu tun, die es bisher in unserer Ge-
    sellschaft schwer hatten, und wir tun etwas Spezielles für
    die Menschen auf dem Gebiet der Migration . Das hal-
    te ich für eine wichtige Botschaft, die man auch drau-
    ßen nicht laut genug sagen kann, um dem unsäglichen
    Rechtspopulismus und anderen Brunnenvergiftern etwas
    zu entgegnen .

    Meine Damen und Herren, das Kapitel Rente ist hier
    ebenfalls bereits sehr intensiv angesprochen worden .
    Auch dafür gilt: Man muss erklären können, worum es
    geht . Es geht um 21 Millionen Menschen, die im Au-
    genblick in Deutschland Rente beziehen . Es geht bei-
    spielsweise darum, zu wissen – nach einer Studie, die im
    November 2015 in einer Drucksache veröffentlicht wur-
    de –: Die Basis ist die gesetzliche Rentenversicherung .
    Sie wird zu 75 Prozent aus Beiträgen und zu 25 Prozent
    aus Bundeszuschüssen gespeist . Es gibt dabei sicherlich
    eine steigende Tendenz im Vollzug der von uns beschlos-
    senen Gesetze . Die Ausgaben der Rentenkassen sind zu
    90 Prozent originär die Renten selbst, 6,5 Prozent gibt
    die gesetzliche Rentenversicherung in Zuschüsse für die
    Krankenversicherung der Rentner, und 2,2 Prozent sind
    für die Erhaltung und Wiederherstellung der Erwerbsfä-
    higkeit da . Dies alles sind Dinge, die man draußen gut
    erklären muss .

    Dass wir insgesamt beim größten Block des Haushal-
    tes mit 98,4 Milliarden Euro im Jahr 2017 5 Milliarden
    Euro mehr ausgeben werden, ist eine wichtige Informa-
    tion . Davon entfallen auf die allgemeine Rentenversi-
    cherung 67,8 Milliarden Euro, auf die knappschaftliche
    Rentenversicherung 5,5 Milliarden Euro und auf die
    Grundsicherung im Alter und die Erwerbsminderung
    7,2 Milliarden Euro . Für die Beitragszahlungen für Kin-
    dererziehungszeiten sind es immerhin 13,2 Milliarden
    Euro, und die Zuschüsse auf Rentenversicherungsbeiträ-
    ge für die Behindertenwerkstätten betragen 1,3 Milliar-
    den Euro . Das sind enorme Ausgaben, die den größten
    Teil dieses Bundeshaushaltes ausmachen .

    Es ist schon wichtig – was auch von der Linken an-
    gesprochen worden ist –, zu wissen: Wie sind die Alters-
    einkünfte der Menschen zusammengesetzt? Dabei gibt
    es einen in der Tat signifikanten Unterschied. Während
    die Menschen in Deutschland insgesamt durchschnittlich
    64 Prozent ihres Alterseinkommens aus der gesetzlichen

    Ewald Schurer






    (A) (C)



    (B) (D)


    Rentenversicherung und 21 Prozent aus anderen Alterssi-
    cherungsleistungen beziehen, ist es in Ostdeutschland, in
    den neuen Ländern, in der Tat so, dass die Leistungen der
    gesetzlichen Rentenversicherung 91 Prozent des Alters-
    einkommens ausmachen . Das muss man bei den Überle-
    gungen zur Rente in Ost und West berücksichtigen; das
    gehört dazu .

    Wir werden im Herbst ein Alterssicherungskonzept
    vorlegen und über die künftigen Aufgaben der Renten-
    versicherung reden . Ich sehe es schon so: Es spricht et-
    was dafür, ganz gezielt Altersarmut zu bekämpfen . Gute
    ökonomische Leistungsdaten sind das eine; aber eine ge-
    zielte Bekämpfung der Altersarmut auch im Rahmen der
    Rentenversicherung ist für mich ein ganz großes Thema .
    Ich blicke der Diskussion darüber mit großem Interesse
    entgegen .

    Ein letzter Punkt . Der bayerische Ministerpräsident
    Horst Seehofer, der mich immer wieder überrascht –
    nicht gerade bei seinen Aussagen zu Migration und
    Flüchtlingen –, hat im April dieses Jahres gefordert, im
    Rahmen einer umfassenden Rentenreform ganz gezielt
    Altersarmut zu bekämpfen . Da warte ich mal ab, was
    von der CSU aus München kommt, um diese wichtige
    Diskussion für die Zukunft zu befruchten .

    In diesem Sinne herzlichen Dank .


    (Beifall bei der SPD)