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ID1818708300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/187 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 8. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 18507 B Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 18507 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . 18507 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18512 C Dr . Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18514 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18516 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18517 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 18518 D Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18520 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18522 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18523 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 18524 B Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18525 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18526 D Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18528 B Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18529 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18530 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18532 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 18534 A Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18536 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18538 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18540 B Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18541 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18542 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18544 B Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18545 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18546 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18548 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18548 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18550 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18551 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18552 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18553 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016II Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2015 – Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2015 – Drucksache 18/8833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18554 D Zusatztagesordnungspunkt Beratung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur An- passung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes und anderer Vorschriften an europa- und völkerrechtliche Vorgaben Drucksache 18/9526 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundes- regierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2014 – – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bun- desregierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Vermögensrech- nung des Bundes für das Haushalts- jahr 2014 – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Fest- stellungen zur Jahresrechnung 2014) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 18/5291, 18/5128, 18/6600, 18/6933 Nr . 1 .1, 18/8100, 18/8283 Nr . 4, 18/9108 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Alois Rainer (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016 18617 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bülow, Marco SPD 08 .09 .2016 Burkert, Martin SPD 08 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 08 .09 .2016 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 08 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 08 .09 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 08 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 08 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 08 .09 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 08 .09 .2016 Jüttner, Dr . Egon CDU/CSU 08 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 08 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 08 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 08 .09 .2016 Lücking-Michel, Dr . Claudia CDU/CSU 08 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 08 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 08 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 08 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 08 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 08 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 08 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 08 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 08 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 187. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 09 Wirtschaft und Energie EPL 15 Gesundheit TOP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache EPL 11 Arbeit und Soziales EPL 10 Ernährung und Landwirtschaft EPL 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Frau Ministerin Nahles, Sie haben
    mit der Rente begonnen . Das will ich auch tun . In we-
    nigen Wochen ist der 3 . Oktober . Dann wird wieder die
    deutsche Einheit gefeiert . Die Wiedervereinigung ist
    26 Jahre her . Seit 26 Jahren diskutieren wir darüber, dass
    die Mauer zwischen den Ostrentnern und Westrentnern
    eingerissen werden muss . Das wird jetzt endlich Zeit,
    meine Damen und Herren .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Sie haben gesagt, Frau Nahles, dass Sie die Meinungs-
    bildung in der Union abwarten . Ich kann Ihnen nur raten:
    Machen Sie mächtig Druck! Den Rückenwind der Lin-
    ken bekommen Sie dafür in jedem Fall .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Bundeskanzlerin Merkel hatte im letzten Bundestags-
    wahlkampf den Ostdeutschen eine Rentenangleichung
    versprochen . Dieses Versprechen hat sie augenscheinlich
    gebrochen, und gebrochene Versprechen zahlen sich nie
    aus . Das haben wir gerade erst erlebt, meine Damen und
    Herren .

    Herr Schäuble hat sich nun gegen die Ost-West-
    Angleichung gewandt, weil es angeblich großen Unmut
    über die hohen Ostrenten in den alten Bundesländern im
    Westen gebe . Was der Finanzminister aber völlig ver-
    schweigt und was man immer wieder erklären muss, ist,
    dass die Altersbezüge in den sogenannten alten Bundes-
    ländern bzw . in den westlichen Bundesländern in der Re-
    gel aus mehreren Quellen gespeist werden können .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Richtig!)


    Im Osten ist häufig – in fast allen Fällen – die gesetzliche
    Rente die einzige Quelle zur Sicherung des Lebensunter-
    haltes . Das ist ein gewaltiger Unterschied, meine Damen
    und Herren . Der muss beseitigt werden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich finde, wir sollten auch endlich damit aufhören, Ost
    und West gegeneinander auszuspielen . Sie, Frau Nahles,
    haben in Richtung der Linken gesagt, wir sollten keine
    Rosinenpickerei betreiben; Sie wollten gleiches Recht
    für alle . Gleiches Recht für alle heißt auch in ganz vielen
    Lebensbereichen – wir könnten jetzt alle durchdeklinie-
    ren –, besondere Bedingungen zu berücksichtigen . Ich
    finde, wir sollten endlich einmal aufhören, den unkorrek-
    ten Begriff „Höherwertung“ zu verwenden. Es geht um

    Bundesministerin Andrea Nahles






    (A) (C)



    (B) (D)


    eine Umrechnung der Einkommen . Die spielt eine wich-
    tige Rolle für die Rente .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir wissen, dass viele Menschen aus den verschie-
    densten Gründen – durch die Ausweitung des Niedrig-
    lohnsektors, durch Leiharbeit und Veränderungen der
    Arbeitswelt – keine kontinuierliche Erwerbsbiografie,
    wie man das technisch so sagt, mehr haben . Das heißt,
    sie haben mal weniger verdient, mal waren sie arbeitslos,
    und dann haben sie vielleicht wieder einmal mehr ver-
    dient . Darum ist Altersarmut ein Problem, dem wir alle
    uns stellen sollten .

    Wir brauchen nicht nur ein einheitliches Rentensys-
    tem, sondern auch endlich eine solidarische Mindestren-
    te, die Altersarmut wirksam verhindert, meine Damen
    und Herren .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dazu gehört natürlich auch, dass das Rentenniveau
    wieder angehoben werden muss . Ich will Sie alle da-
    ran erinnern und darauf aufmerksam machen, dass der
    Deutsche Gewerkschaftsbund jetzt eine Rentenkampag-
    ne ins Leben gerufen hat . Viele von Ihnen sind ja auch
    Gewerkschaftsmitglieder. Ich finde, damit müssen Sie
    sich ernsthaft auseinandersetzen . Den Funktionären des
    Deutschen Gewerkschaftsbundes – viele von ihnen sind
    ja Mitglieder von Parteien – sage ich: Machen Sie auch
    in Ihren eigenen Parteien Druck, damit das Rentenniveau
    endlich wieder angehoben wird .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich komme – auch darauf ist Frau Nahles eingegan-
    gen – zum zweiten Punkt . Sie sind stolz auf die Einfüh-
    rung des Mindestlohnes . Ja, darauf sind auch wir stolz;


    (Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben gar nicht zugestimmt!)


    denn wir haben den Mindestlohn 20 Jahre lang immer
    wieder gefordert . Nun haben wir ja Praxiserfahrung und
    wissen, dass ein Beschluss nicht bedeutet, dass er überall
    im Leben umgesetzt wird .

    Es ist so – da kennt vielleicht jeder aus seinem Umfeld
    ein Beispiel –, dass nicht alle Menschen, die einen An-
    spruch auf den gesetzlichen Mindestlohn haben, diesen
    auch erhalten . Die Deutsche Zoll- und Finanzgewerk-
    schaft hat zu Recht darauf hingewiesen, dass das Min-
    destlohngesetz eine derartige Vielzahl bürokratischer
    Ausnahmen enthält, dass dessen Überwachung und Kon-
    trolle erheblich erschwert wird .

    Viele von uns haben in Bürgersprechstunden oder auch
    im Familienkreis davon gehört, wie manche Arbeitgeber
    versuchen, den Mindestlohn mit Tricks zu umgehen . Es
    muss klar geregelt sein – das ist unsere Forderung –,
    welche Zulagen und Zuschläge mit dem Mindestlohn
    verrechnet werden dürfen . Es kann doch nicht sein, dass
    Sachleistungen, Gutscheine und Trinkgelder mit dem
    Mindestlohn verrechnet werden, meine Damen und Her-
    ren . Das muss endlich ein Ende haben .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich habe mich mit Beschäftigten unterhalten, die mir
    sagten, dass sie jetzt weniger Lohn hätten als vor der
    Verabschiedung des Mindestlohngesetzes . Das war doch
    nicht das Ziel dieses Gesetzes . Wir dürfen das nicht wei-
    ter zulassen .

    Meine Damen und Herren, wir müssen mehr in Soli-
    darität investieren . Wir brauchen eine Gerechtigkeitsof-
    fensive. Mehr Solidarität schafft auch mehr Sicherheit
    für die Menschen . Das heißt, wir müssen unsere Solidar-
    systeme stärken . Doch die Bundesregierung – wir haben
    es ja beim zuletzt behandelten Tagesordnungspunkt, als
    es um den Gesundheitsetat ging, schon angesprochen –
    schwächt diese Systeme . Sie schwächt die Rentenkasse,
    die Krankenkassen und die Arbeitslosenversicherung, in-
    dem aus diesen Kassen versicherungsfremde Leistungen
    finanziert werden. Sie werden ihnen aufgebürdet. Dabei
    handelt es sich um Aufgaben, die eigentlich von allen fi-
    nanziert werden müssten . Zum Beispiel müsste die Müt-
    terrente aus Steuermitteln finanziert werden.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Meine Damen und Herren, wir sollten die Haushalts-
    verhandlungen nutzen, um das viele Geld, das sich in
    diesem Etat befindet, gerecht und vernünftig zu verteilen.
    Vor allen Dingen aber sollten wir darauf hinwirken, dass
    es in unserem Land gerecht zugeht und dass die Vermö-
    genden endlich ihren Beitrag zum Gemeinwesen leisten,
    dass sie sich nicht weiter davonstehlen können .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächster Redner hat Karl

Schiewerling von der CDU/CSU-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Schiewerling


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

    Kolleginnen und Kollegen! Sozialpolitik hat die Auf-
    gabe, den Schwächeren zu schützen, Solidarität in der
    Gesellschaft herzustellen und Teilhabe zu ermöglichen .
    Das ist kein Geschenk, das sind Rechtsansprüche . Und:
    Überall dort, wo es Rechtsansprüche gibt, entstehen auch
    Klagen bzw . Ansprüche, die gerichtlich geltend gemacht
    werden . Das ist gemäß der Systematik, die wir haben,
    auch völlig in Ordnung . Das führt dann allerdings auch
    schnell dazu, dass bei jeder Kleinigkeit – wenn dieses
    oder jenes nicht geleistet wird – gesagt wird, dieser Staat
    sei unsozial .

    Meine Damen und Herren, in unserem Sozialstaat
    werden jährlich Mittel in Höhe von insgesamt 750 Mil-
    liarden Euro – jeweils zu einem erheblichen Teil umla-
    ge- und steuerfinanziert – für soziale Leistungen zur Ver-
    fügung gestellt . Allein im Bundeshaushalt haben wir für
    das Jahr 2017 139 Milliarden Euro angesetzt . Ich sage
    Ihnen: Dieser Staat ist nicht unsozial . Dieser Staat hält
    mit seinem Sozialetat zusammen . Wir tun alles, damit
    diese Gesellschaft nicht auseinanderfällt . Ich glaube,

    Dr. Gesine Lötzsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    dass wir dabei sehr erfolgreich sind . Wir lassen uns das
    von nichts und niemandem kaputtreden .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Das heißt nicht, dass es im Einzelfall keinen Nachbes-
    serungsbedarf gibt . Wenn Sie aber unsoziale Staaten
    kennenlernen wollen, dürfen Sie nicht nach Deutschland
    schauen . Dafür empfehle ich Ihnen den Blick auf andere
    Regionen .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber billig!)


    Grundlage dieses Sozialstaates ist natürlich – die Frau
    Bundesministerin hat zu Recht darauf hingewiesen – eine
    stabile Wirtschaft . Ohne eine stabile Wirtschaft werden
    wir die Leistungen, die wir erbringen, nicht finanzieren
    können . Ich bin der Frau Bundesministerin außerordent-
    lich dankbar, dass sie an die Zeit von vor gut zehn Jahren
    erinnert hat, als es 5 Millionen Arbeitslose gab und die
    Situation in der Wirtschaft und bei den Sozialträgern ka-
    tastrophal war . Es geht nicht darum, Schuld zuzuweisen;
    das wäre Unfug . Aber das soll uns daran erinnern, dass
    der Wohlstand, den wir im Augenblick erarbeitet haben,
    nicht selbstverständlich ist . Aber wir müssen daran den-
    ken, dass wir für konjunkturell schwierigere Lagen, die
    unzweifelhaft auf uns zukommen werden – wann und
    wie, wissen wir nicht; wir hoffen auch nicht, dass sie
    kommen; aber aufgrund der Erfahrungen in den letzten
    70 bis 80 Jahren ist das quasi ein Naturgesetz –, gerüstet
    sein müssen, um die zukünftigen Herausforderungen zu
    stemmen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Wirtschaft prosperiert; das ist gut . Das Ergeb-
    nis ist eine hohe Beschäftigung . Es gibt 43,5 Millio-
    nen erwerbstätige Menschen. 31,5 Millionen befinden
    sich in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. In
    Deutschland gibt es 685 000 offene Stellen, insbesondere
    172 000 offene Stellen im Ausbildungsbereich. Ich war
    im Sommer in meinem Wahlkreis viel unterwegs . Über
    50 Termine habe ich wahrgenommen . Weit mehr als die
    Hälfte entfiel auf Betriebsbesuche. Das Hauptproblem
    der Betriebe ist im Augenblick ein Thema, von dem wir
    vor zehn Jahren nicht gedacht hätten, dass es auf uns zu-
    kommt . Das ist der Fachkräftemangel . Zur Wahrheit ge-
    hört, dass es Betriebe gibt, die Aufträge nicht annehmen,
    weil sie keine Mitarbeiter finden und so nicht über aus-
    reichende Kapazitäten verfügen . Das stellt uns vor neue
    Herausforderungen .

    Ich halte es vor diesem Hintergrund für falsch, so wie
    es die Opposition macht, nur den Blick auf die prekären
    Situationen zu richten . Wenn alles so prekär wäre, wären
    die Sozialversicherungen nicht so hervorragend ausge-
    stattet . Dann hätten wir nicht solche Überschüsse in der
    Rentenversicherung zu verzeichnen und könnten uns im
    Gesundheitssystem überhaupt nicht mehr bewegen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich freue mich, dass sich die Beschäftigung in vielen
    Bereichen positiv entwickelt . Ich will als Beispiel das
    deutsche Hotel- und Gaststättengewerbe nennen . Dort ist
    ein Aufwuchs von 260 000 neuen sozialversicherungs-
    pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen zu verzeichnen.
    Das entspricht einem Anstieg von 33 Prozent . In der Ver-
    gangenheit haben wir von dieser Branche eher Negatives
    gehört . Wir freuen uns nun mit den Beschäftigten und der
    Branche über diese neue Entwicklung .

    Wir müssen aber unseren Blick auch auf die Situa-
    tion derjenigen Menschen richten, die keine Arbeit ha-
    ben . 830 000 Arbeitslose haben wir im Regelkreis des
    SGB III . Das sind Menschen, die bis zu einem Jahr ar-
    beitslos sind . Zudem gibt es rund 1,85 Millionen Men-
    schen, die schon länger arbeitslos sind . Auch wenn man
    uns immer anderes unterstellt: Die Situation gerade der
    Langzeitarbeitslosen ist uns nicht gleichgültig . Aber wir
    stehen vor Herausforderungen, die nicht mit einem Fin-
    gerschnippen zu erledigen sind . Wenn die Arbeitslosen-
    quote wie in meinem Wahlkreis bei 2,9 Prozent oder in
    bestimmten bayerischen Regionen bei 1,7 Prozent liegt,
    dann kann man getrost davon ausgehen, dass es nicht an
    den Betrieben allein liegt, wenn Langzeitarbeitslose in
    solchen Regionen nicht in Arbeit gebracht werden kön-
    nen . Hier sind wir gefordert, den Menschen zu helfen,
    damit sie den Weg in den Arbeitsmarkt schaffen. Das ist
    oft langwieriger und mühsamer, als wir uns das wün-
    schen und es bei einer anderen Verfassung der Betreffen-
    den der Fall wäre .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Aber wir wollen ihnen helfen, den Weg in den Ar-
    beitsmarkt zu finden. Der Eingliederungstitel ist ange-
    passt bzw . leicht erhöht worden . Es stehen mehr Mittel
    pro Langzeitarbeitslosen zur Verfügung, als das noch
    vor vielen Jahren der Fall war . Es liegt an uns, die Mittel
    richtig zu konzentrieren .

    Ich will den Blick insbesondere auf diejenigen rich-
    ten, die es besonders schwer haben . Wir haben die Si-
    tuation, dass circa 300 000 Kinder und Jugendliche in
    Deutschland leben, deren Eltern und Großeltern bereits
    von Sozialhilfe gelebt haben . Sich denen zuzuwenden
    und alles zu tun, dass sie mit unserer Hilfe in Ausbildung
    und Beschäftigung kommen und eine Lebensperspektive
    erhalten, halte ich für eine der zentralen Zukunftsaufga-
    ben, die wir miteinander zu bewältigen haben . Deswegen
    freue ich mich, dass wir die rechtlichen Voraussetzungen
    dafür im Zweiten Sozialgesetzbuch mit dem neuen § 16h
    geschaffen haben. Ich bin gespannt, wie die zurzeit lau-
    fenden Modellprojekte bewertet werden. Ich hoffe sehr,
    dass dies zu einer guten Regelförderung wird .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn wir einen Aufwuchs an Arbeitslosen in unserem
    System haben, dann hängt das damit zusammen, dass die
    Flüchtlinge, wenn sie anerkannt sind und aus dem Be-
    reich des Asylbewerberleistungsgesetzes herausfallen,
    durch die Grundsicherung aufgefangen werden, also in
    den Bereich des Zweiten Sozialgesetzbuches fallen . Des-
    wegen müssten die Ansätze in diesem Bereich erhöht
    werden, was auch richtig ist .

    Karl Schiewerling






    (A) (C)



    (B) (D)


    Aber ich freue mich auch, dass wir alle Anstrengun-
    gen unternehmen, Flüchtlinge, die anerkannt sind, in
    Ausbildung und Beschäftigung zu bringen . Wir haben
    mit dem Integrationsgesetz beschlossen, dass die Jugend-
    lichen, die geduldet sind, die Möglichkeit erhalten, eine
    Ausbildung zu machen und anschließend noch zwei Jah-
    re beschäftigt zu sein . Ich kenne viele Betriebe, die aus-
    bilden wollen . Es gibt eine große Bereitschaft – übrigens
    bevorzugt im Mittelstand –, gerade Flüchtlinge auszubil-
    den oder zu beschäftigen, wenn die Voraussetzungen wie
    die Kenntnis der deutschen Sprache und die rechtlichen
    Voraussetzungen für die Anerkennung vorliegen .

    Viele Betriebe haben das schon getan . Ich habe viele
    Betriebe kennengelernt, in denen das mit Erfolg läuft . Ich
    kenne auch Betriebe, in denen das gescheitert ist, wie es
    auch bei anderen Personengruppen in Deutschland gele-
    gentlich scheitern kann . Aber grundsätzlich besteht eine
    große Bereitschaft . Ich meine, wir als Deutscher Bundes-
    tag sollten alles daransetzen, diesen Weg weiter zu ver-
    folgen, weil auch die Menschen, die zu uns gewandert
    sind, über diesen Weg eine Perspektive erhalten und weil
    wir ihnen so über ihr Verweilen in Deutschland hinaus
    eine Perspektive mit auf den Weg geben können . Ich
    glaube, es ist eine wichtige Aktion, die wir hier starten .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Lassen Sie mich eine Sorge äußern . Wir haben ein
    Programm aufgelegt und Gelder für die Schaffung von
    100 000 Stellen bewilligt, die im Rahmen des Asylbe-
    werberleistungsgesetzes zur Verfügung gestellt werden,
    damit Flüchtlinge erste Schritte auf dem Arbeitsmarkt
    unternehmen können . Die Verwaltung liegt bei der Bun-
    desagentur für Arbeit, die Entscheidung bei den Kommu-
    nen . Ich bitte nur sehr darum, dass die Bundesagentur für
    Arbeit wirklich nur ihre Verwaltung einsetzt, aber nicht
    den kompletten Inhalt bestimmen will . Der soll in der
    Hand der Kommunen bleiben, damit es nicht zu einem
    Reibungsverlust kommt .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich will, weil es ein wichtiges Thema ist, wenigstens
    kurz auf die Rentenpolitik eingehen . Die Daten für die
    Deutsche Rentenversicherung sind gut . Wir haben zur-
    zeit einen Beitrag von 18,7 Prozent . Wir haben eine
    Nachhaltigkeitsrücklage von etwa 34 Milliarden Euro,
    trotz Rente mit 63 und Mütterrente . Das ist ein Hinweis
    darauf, dass unsere Beschäftigungssituation offensicht-
    lich gut ist . Sonst hätten wir nicht die hohen Einnahmen .
    Wir haben ein Rentenniveau von 47,8 Prozent . Ich glau-
    be, dass wir insgesamt mit der Rente in einer guten Ver-
    fassung sind .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Erzählen Sie das mal den Rentnerinnen und Rentnern! Die sagen Ihnen etwas anderes!)


    Ich will eine Zahl herausgreifen: Wir haben allein im
    letzten Jahr einen Zugang in die Rente von 1,4 Millionen
    Menschen gehabt . Das sind fast 8 Prozent mehr als im
    Jahr davor . Der mit dieser Entwicklung einhergehende
    Druck auf die Rentenversicherung wird beibehalten .

    Wir als Deutscher Bundestag dürfen vor dieser Ent-
    wicklung die Augen nicht verschließen . Ich bin sehr da-

    für, für die Menschen etwas zu tun, die 40 oder 45 Jahre
    gearbeitet, Kinder erzogen und alte Eltern gepflegt ha-
    ben, Vollzeit beschäftigt waren und dennoch eine Rente
    bekommen, die unterhalb der Grundsicherung liegt . Das
    können wir den Menschen auf Dauer nicht zumuten . Hier
    brauchen wir eine Regelung, die mit den unterschiedli-
    chen Sozialsystemen konform ist . An diesem Punkt wird
    zurzeit gearbeitet . Aber ich bin auch dafür, darüber nach-
    zudenken, wie die Ost-West-Angleichung funktionieren
    kann .


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: So ist es!)


    In dieser Frage geht es auch um Klarheit und Wahrheit .
    Zur Klarheit gehört neben all den Fragen der Anpassung
    auch die Frage, was das für die jungen Menschen, die in
    den fünf betroffenen Bundesländern wohnen, bedeutet.
    Zu bedenken sind alle Auswirkungen, etwa, dass wir eine
    Spreizung haben zwischen den realen Gehältern im Wes-
    ten und im Osten und dass eine höhere Ostrente durch die
    Besteuerung dieser Gehälter mitfinanziert werden muss.

    Wir stehen hier vor Fragen, die nicht ideologisch zu
    beantworten sind; eine ideologische Herangehensweise
    haben wir lange genug erlebt . Frau Lötzsch, das diskutie-
    ren wir nicht seit 25 Jahren,


    (Dr . Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Seit 26!)


    sondern erst jetzt, weil bei der deutschen Einheit von
    Anfang an klar war, dass die unglaubliche Leistung, die
    die deutsche Rentenversicherung West bei der deutschen
    Einheit erbracht hat, zwar irgendwann einmal zu dem
    Ergebnis führen wird, dass es in Ost und West gleiche
    Renten gibt, dass wir uns dafür aber, wie jeder weiß, Zeit
    lassen müssen .

    Ich plädiere sehr dafür, dass wir uns an das halten,
    was wir im Koalitionsvertrag 2013 festgelegt haben . Das
    heißt, dass wir uns anschauen, wie die Situation 2019
    sein wird . Mit dem Auslaufen des Solidarpakts wollen
    wir annähernd gleiche Lebensverhältnisse haben . Des-
    halb schauen wir uns Ende 2017 und 2018 die Situation
    an und schauen, wie die Renten weiter anzupassen sind
    und welche Schritte zu gehen sind .

    Ich glaube, es gehört zur Klarheit und zur Konse-
    quenz, dass wir das Rentensystem auch unter diesen Ge-
    sichtspunkten betrachten . Ich weiß, dass das emotional
    hoch beladen ist, und ich weiß, dass Rentenpolitik hoch-
    komplex ist . Wir haben erlebt, zu welchen Ergebnissen
    der Versuch, komplexe Systeme einfach zu erklären, am
    letzten Sonntag geführt hat . In diesem Fall halte ich es
    aber für notwendig, diese komplexen Systeme wirklich
    zu erklären und den Menschen näherzubringen . Man soll-
    te nicht sagen, dass es eine böse Absicht des Deutschen
    Bundestages ist, die Schritte nicht sofort zu vollziehen .
    In unserer Fraktion ringen wir um den richtigen Weg .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Lassen Sie mich noch einen Hinweis geben . Es wird
    von anderer Seite immer wieder geäußert, wir seien da-
    bei, die jüngere Generation auf Dauer gesehen zu über-
    fordern . Zur Generationengerechtigkeit gehört auch, die
    jüngere Generation in den Blick zu nehmen . Aber lassen

    Karl Schiewerling






    (A) (C)



    (B) (D)


    Sie mich hier wenigstens die Randnotiz mitteilen, dass
    Jahr für Jahr etwa 25 Milliarden Euro von der jetzigen
    Rentnergeneration an ihre Kinder oder ihre Enkel weiter-
    gegeben werden .