Rede:
ID1818704500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 13
    1. .: 2
    2. Vielen: 1
    3. Dank,: 1
    4. Karl: 1
    5. Lauterbach: 1
    6. –: 1
    7. Nächste: 1
    8. Rednerin:Ekin: 1
    9. Deligöz: 1
    10. für: 1
    11. Bündnis: 1
    12. 90/Die: 1
    13. Grünen: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/187 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 8. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 18507 B Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 18507 B Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18507 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . . 18507 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18512 C Dr . Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18514 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18516 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18517 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 18518 D Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18520 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18522 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18523 B Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 18524 B Jan Metzler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18525 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18526 D Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18528 B Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18529 A Daniela Ludwig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18530 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18532 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 18534 A Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18536 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18538 A Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18540 B Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18541 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18542 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18544 B Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18545 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18546 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18548 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18548 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18550 B Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18551 C Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18552 A Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18553 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016II Tagesordnungspunkt 2: Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2015 – Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2015 – Drucksache 18/8833 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18554 D Zusatztagesordnungspunkt Beratung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur An- passung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetzes und anderer Vorschriften an europa- und völkerrechtliche Vorgaben Drucksache 18/9526 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundes- regierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2014 – – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bun- desregierung für das Haushaltsjahr 2014 – Vorlage der Vermögensrech- nung des Bundes für das Haushalts- jahr 2014 – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Fest- stellungen zur Jahresrechnung 2014) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2015 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 18/5291, 18/5128, 18/6600, 18/6933 Nr . 1 .1, 18/8100, 18/8283 Nr . 4, 18/9108 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18555 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Alois Rainer (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 187 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 8 . September 2016 18617 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bülow, Marco SPD 08 .09 .2016 Burkert, Martin SPD 08 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 08 .09 .2016 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 08 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 08 .09 .2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 08 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 08 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 08 .09 .2016 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 08 .09 .2016 Jüttner, Dr . Egon CDU/CSU 08 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2016 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 08 .09 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 08 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 08 .09 .2016 Lücking-Michel, Dr . Claudia CDU/CSU 08 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 08 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 08 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 08 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 08 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 08 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 08 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 08 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 08 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 08 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 187. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 09 Wirtschaft und Energie EPL 15 Gesundheit TOP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache EPL 11 Arbeit und Soziales EPL 10 Ernährung und Landwirtschaft EPL 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Lauterbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Ich will zunächst einmal auf die Frage einge-
    hen, die heute auch in der Presse diskutiert wurde und
    die indirekt auch in den beiden Reden, die wir zu diesem
    Einzelplan heute schon gehört haben, vorkam: Haben wir
    nur mehr Geld ausgegeben, das System also deutlich teu-
    rer gemacht, und keine Gewinne an Effizienz und Qua-
    lität erzielt, oder haben wir auch etwas erreicht? Das ist
    ja eine legitime Frage . Dieser Frage müssen wir uns in
    dieser Debatte stellen; das ist ganz klar .

    Ich will darauf hinweisen: Selbst wenn man sehr kri-
    tisch ist und sagt: „Vieles von dem, was erreicht werden
    sollte, ist noch nicht komplett erreicht, weil vieles zu
    lange dauert“, sollte man ein Mindestmaß an Fairness
    walten lassen . Man sollte einräumen: Wir haben viel ge-
    macht, was den Versicherten, den Patienten langfristig
    zugutekommt .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Viel gemacht, aber halbherzig! Das ist das Problem!)


    Alles andere ist unehrlich .

    Ich bringe nur ein paar Beispiele, um das konkret zu
    zeigen: Wir haben mit dem Versorgungsstärkungsgesetz
    mit dazu beigetragen, dass Hausärzte und Fachärzte bes-
    ser verteilt werden zwischen den Regionen, in denen Ein-
    kommensschwache wohnen – das sind häufig dörfliche
    Regionen –, und den Innenstädten, in denen viele Privat-
    versicherte wohnen . Wir haben die Terminvergabe durch
    Terminservicestellen beschleunigt . Wir haben spezielle

    Leistungen in Krankenhäusern – insbesondere in Unikli-
    niken, die mit jedem Patienten große Verluste gemacht
    haben –, besser bezahlt . Wir dürfen unsere Unikliniken
    und die Häuser, die sich auf solche Patienten speziali-
    siert haben, nicht plündern . Das ist einfach nicht richtig
    gewesen .

    Wir haben zudem mehr Pflegekräfte eingestellt. Wir
    haben ein Gesetz erarbeitet – es wird als teures Kranken-
    hausgesetz kritisiert –, mit dem über 500 Millionen Euro
    pro Jahr für die Pflege bereitgestellt werden. Darüber hi-
    naus kommt auch noch ein Pflegeförderprogramm.


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Tropfen auf den heißen Stein! Das wissen wir doch alle!)


    Das sind sehr wichtige Investitionen . Ich bitte Sie
    daher, der Fairness halber zur Kenntnis zu nehmen: Wir
    können nicht mehr Hausärzte, eine bessere Verteilung
    der Hausärzte, eine bessere Intensivmedizin, eine bessere
    Notfallmedizin, auf die ich jetzt nicht eingegangen bin,
    eine bessere Maximalmedizin und mehr Pflegekräfte, die
    wir auch noch besser bezahlen, haben, ohne dass es zu
    kurzfristigen Kostensteigerungen kommt . Das wird nicht
    möglich sein . Unser Gesundheitssystem ist kein Aktien-
    fonds, in den man nur investiert, um später etwas her-
    auszuholen . Wir wollen eine bessere Versorgung und ein
    modernes Gesundheitssystem, und wir wollen, dass un-
    sere Gesellschaft in der Lage ist, sich nach außen als ge-
    rechte Gesellschaft zu profilieren. Diesen Zustand wollen
    wir erhalten . Dafür muss Geld investiert werden .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Es wurde eben darauf hingewiesen, dass die Arbeitge-
    ber nicht bereit sind, diese Investitionen langfristig mit
    zu bezahlen, und dass die Wiederherstellung der paritäti-
    schen Finanzierung von ihnen abgelehnt wird . In diesem
    Zusammenhang wurde der Arbeitgeberpräsident zitiert .


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit wann bestimmen die Arbeitgeber im Gesundheitsministerium?)


    Das war in zweierlei Hinsicht falsch . Es ist zunächst ein-
    mal faktisch falsch; denn zum Glück ist es ja so, dass
    wir als Bundestag beschließen, wie das System finanziert
    wird .


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    Das bestimmen nicht die Verbände, erst recht nicht der
    Arbeitgeberverband . Es war darüber hinaus falsch, zu sa-
    gen, dass die rot-grüne Koalition die Festschreibung des
    Arbeitgeberbeitrags auf 7,3 Prozent eingeführt hat . Das
    ist in der schwarz-gelben Koalition geschehen .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Wir sind dafür, dass diese Regelung wieder aufgehoben
    wird; dafür plädieren wir .

    Nichtsdestotrotz muss man sich aber auch anschauen,
    was wir gemeinsam erreicht haben, und ich danke allen,
    die daran mitgewirkt haben . Ich möchte ein paar Beispie-
    le nennen, die zeigen, was wir noch vorhaben, aber nicht
    bevor ich mich an dieser Stelle bei den Kollegen von der

    Dr. Gesine Lötzsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    Union und beim Ministerium für die gute Zusammenar-
    beit bedankt habe .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich führe die Beispiele so konkret wie möglich an, weil
    die Zeit ja knapp ist .

    Wir haben klare Ziele . In den letzten Monaten wurden
    zum ersten Mal Studien veröffentlicht, die darauf hindeu-
    ten, dass bei der Behandlung einer Demenz, die schon
    da ist, das Fortschreiten der Erkrankung wahrscheinlich
    gebremst, vielleicht sogar ein Stück weit rückgängig ge-
    macht werden konnte . Man weiß noch nicht genau, wie
    viel das ausmacht . Aber zum ersten Mal ist es überhaupt
    gelungen, den pathophysiologischen Prozess, die Amy-
    loid-Ablagerungen im Gehirn, mit einer Antikörperthe-
    rapie ein Stück weit zu bremsen oder ihn sogar zurück-
    zudrängen . Das ist eine sehr, sehr wichtige Entwicklung .
    Dies ist, wie gesagt, das erste Mal, dass in diesem Be-
    reich überhaupt etwas gelungen ist .

    Zu diesem Thema werden auch in Deutschland Stu-
    dien durchzuführen sein . Aus diesem Grunde wollen wir
    das Gesetz an dieser Stelle reformieren, sodass entspre-
    chende Studien in einem ethisch vertretbaren Rahmen –
    wenn der Versicherte, seine Angehörigen bzw . sein Be-
    treuer dies wünschen – auch in Deutschland möglich
    sind. Wir schaffen also die Grundlage dafür, dass diese
    wichtige Forschung, auf die viele Angehörige und auch
    viele Patienten dringend warten, auch in Deutschland
    möglich wird .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber diskutieren wir in der nächsten Sitzungswoche! Was hat das denn mit dem Haushalt zu tun? – Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zurück zum Thema!)


    Wir haben ein Gesetz in Vorbereitung – da danke ich
    insbesondere dem Kollegen Nüßlein, weil das eine Ini-
    tiative ist, die aus den Fraktionen hervorgegangen ist –,
    mit dem wir das Fallpauschalengesetz mit Blick auf die
    Psychiatrie ändern wollen . Bisher haben wir ein System,
    nach dem die einzelnen Krankenhäuser Budgets bekom-
    men; sie sind aber völlig ungerecht bemessen . Es gibt
    also ungerechte Budgets pro Krankenhaus .


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber diskutieren wir dann in zwei Wochen! Sag mal etwas zum Zusatzbeitrag!)


    Es kommt vor, dass Krankenhäuser, die bei der intensi-
    ven Versorgung nur wenig machen und die keine Not-
    fallversorgung anbieten, relativ hohe Budgets erhalten,
    und dass Krankenhäuser, die viel leisten, eine Notfallver-
    sorgung anbieten und die regionale Versorgung gewähr-
    leisten, relativ geringe Budgets erhalten . Die gute Nach-
    richt ist also: Wir haben ein Budgetsystem . Die schlechte
    Nachricht ist: Es ist ungerecht .

    Wir wollten dieses System umstellen und ein System
    mit Fallpauschalen einführen, nach dem der einzelne Pa-
    tient sozusagen der Träger des Budgets ist . Das wäre aber

    noch schlechter gewesen . Denn dann hätten wir nicht pro
    Haus ungerechte Budgets, sondern pro Patient, und dann
    wäre der Patient aufgrund von Rosinenpickerei durch das
    System geschickt worden . Das ändern wir, indem wir ein
    transparentes, gerechtes System für die Häuser einfüh-
    ren . Wir gehen also von einem ungerechten Budgetsys-
    tem pro Haus zu einem gerechten System pro Haus über .
    Wissenschaftlich gesicherte Leitlinien und neue Behand-
    lungsformen sollen die Höhe des Budgets bestimmen .

    Das ist ein wichtiger Schritt der Modernisierung . Er
    könnte aus meiner Sicht sogar maßgeblich sein für ande-
    re Bereiche in unserem Krankenhauswesen, in denen wir
    uns über Alternativen zum Fallpauschalensystem Gedan-
    ken machen . Die stärkere Berücksichtigung dessen, was
    wissenschaftlich gesichert ist, die stärkere Berücksichti-
    gung von Mindestpersonalstandards


    (Harald Weinberg [DIE LINKE]: Hört, hört!)


    sowie die bessere Berücksichtigung dessen, was in den
    Krankenhäusern tatsächlich gemacht wird, das muss
    auch maßgeblich für uns sein bei den weiteren Reformen
    des Krankenhaussystems .

    Ich komme zur Situation in der Pflege. Es wurde
    schon erwähnt: In der Pflege machen wir da weiter, wo
    wir angefangen haben . Bisher werden Patienten mit De-
    menz und psychiatrischen Erkrankungen in diesem Sys-
    tem oft nicht so gut behandelt, wie sie eigentlich behan-
    delt werden müssten, weil es sich in den Budgets nicht
    widerspiegelt . Das beseitigen wir, indem wir umstellen
    auf Pflegegrade, weg von den Pflegestufen. Wir moder-
    nisieren unser Einstufungssystem . Das machen wir jetzt
    auch für all diejenigen, die die Leistungen derzeit über
    die Sozialhilfe bezahlt bekommen . Das ist ein wichtiger
    Schritt nach vorn . Darüber hinaus stärken wir die Kom-
    munen bei der Planung dieser Versorgung .

    Der entscheidende Flaschenhals für die langfristige
    Versorgungsqualität im Krankenhaus und auch in der
    Altenpflege wird die Zahl gut qualifizierter Pflegerinnen
    und Pfleger sein. Das – und übrigens nicht das Geld – ist
    der wichtigste Punkt .


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn die Bedingungen nicht stimmen, können Sie so viel ausbilden, wie Sie wollen!)


    Daher müssen wir das Pflegeberufegesetz unbedingt mo-
    dernisieren .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dafür haben wir einen entsprechenden Vorschlag vorge-
    legt . Die Ausbildung wird besser; sie wird universalisiert .
    Das heißt, derjenige, der in einem Bereich angefangen
    hat, kann in den anderen Bereich wechseln . Er muss sich
    nicht für den Rest seines Lebens festlegen . Wir werden
    dann viel weniger Menschen haben, die, wenn sie einmal
    in diesem Bereich tätig waren, die Pflege verlassen und
    aus dem Beruf ganz aussteigen . Der Beruf wird attrakti-
    ver werden, besser bezahlt werden, und es wird besser

    Dr. Karl Lauterbach






    (A) (C)



    (B) (D)


    qualifiziert werden. Das ist ein wichtiger Schritt nach
    vorn, den wir jetzt gehen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir werden bei den Arzneimitteln verhindern, dass
    es Windfall Profits gibt. Die Firmen gehen immer mehr
    dazu über, die Gewinne des gesamten Produktes in das
    erste Jahr zu verlagern, nach dem Motto: Im ersten Jahr
    wähle ich Mondpreise, um bei dem Medikament, ob-
    wohl es noch nicht so gut erforscht ist, trotz nur gerin-
    gen Zusatznutzens komplett abzukassieren . – Da werden
    wir einen Schwellenwert einführen, sodass diese Praxis
    unmöglich wird . Wir werden das AMNOG, das die Prei-
    se regelt, weiter verbessern . Es ist ein gutes Gesetz . Wir
    werden zum Schluss die Ergebnisse auch den Ärzten zur
    Verfügung stellen .

    Zum Schluss . In einem Punkt gebe ich der Rednerin
    von der Opposition recht . Es ist ganz klar: Langfristig
    haben wir ein großes Problem in Deutschland . Das Ge-
    sundheitssystem ist ungerecht finanziert. Einkommens-
    schwache zahlen relativ zu viel . Einkommensstarke
    zahlen relativ zu wenig . Gleichzeitig werden aber Ein-
    kommensstarke und Bildungsstarke in der Regel besser
    versorgt . Wir haben in Deutschland mit die größten Le-
    benserwartungsunterschiede zwischen Reich und Arm
    in Europa . Das ist für uns, ehrlich gesagt, eine Schande .
    Daran müssen wir arbeiten . Daher halte ich das Projekt
    der paritätischen Bürgerversicherung für langfristig das
    wichtigste Projekt, welches diese Ungerechtigkeit besei-
    tigen kann . Dafür werbe ich bei allen hier im Hause .

    Ich danke für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Karl Lauterbach . – Nächste Rednerin:

Ekin Deligöz für Bündnis 90/Die Grünen .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ekin Deligöz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe

    Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir über das Gesund-
    heitssystem in Deutschland reden, reden wir eigentlich
    über eine wirklich stolze Summe . Das sind nämlich
    220 Milliarden Euro . Hier in diesem Haushalt reden wir
    aber nur über 15 Milliarden Euro . Und genau genommen
    reden wir über noch viel weniger, nämlich über 596 Mil-
    lionen Euro; denn 14,5 Milliarden Euro werden als Bun-
    deszuschuss an die gesetzlichen Krankenkassen gezahlt .
    Das hat auch eine Rechtfertigung . Das sind die Zahlun-
    gen des Bundes an den Gesundheitsfonds zur pauscha-
    len Abgeltung der Aufwendungen der Krankenkassen
    für versicherungsfremde Leistungen . Der entsprechende
    Ausgleich soll das System stabil halten .

    Vor allem aber soll es auch Vertrauen schaffen. Herr
    Lauterbach, wenn ich es vorhin richtig verstanden habe,
    was die aktuelle Diskussion angeht, so muss ich sagen:
    Ich glaube nicht, dass es richtig ist, wenn man Ihnen vor-
    wirft, Sie hätten zu wenig gemacht . Darum geht es gar
    nicht . Es geht um zwei andere Sachen .

    Der erste Punkt ist: Haben Sie entschlossen genug
    agiert?


    (Maria Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


    Da gibt es ein ganz großes Fragezeichen .

    Der zweite Punkt ist: Was ist mit dem Vertrauen der
    Menschen? Denn der größte Anteil dieses Geldes für das
    Solidarsystem kommt von den Beitragszahlerinnen und
    Beitragszahlern, verbunden mit einem ganz großen Ver-
    trauensvorschuss . Und genau dieses Vertrauen dürfen wir
    nicht aufs Spiel setzen; darum muss es gehen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Dieses Vertrauen wird aber verspielt, wenn der Arbeit-
    geberbeitrag weiterhin bei 7,3 Prozent verbleibt . Warum?
    In einer Krise, in der die Arbeitslosigkeit hoch ist und es
    der Wirtschaft schlecht geht, Herr Gröhe, lässt sich so
    etwas vielleicht rechtfertigen . Aber in einer Zeit, in der es
    uns wirtschaftlich gut geht und die Arbeitslosigkeit nied-
    rig ist, brauchen wir eine echte Solidarität . Dann müs-
    sen wir die Arbeitgeber auch nicht schonen, dann gibt es
    keinen Grund dafür, mit Investitionen oder Ähnlichem
    zu argumentieren, sondern Solidarität muss es beidseitig
    geben – auf der Seite der Arbeitgeber und auf der Seite
    der Arbeitnehmer –, damit das System auch in Zukunft
    und nicht nur jetzt stabil und verlässlich ist und Vertrauen
    schaffen kann. Hier wird aber Vertrauen verspielt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ein anderes Beispiel ist, dass Sie auf die Reserve des
    Gesundheitsfonds zurückgreifen und 1,5 Milliarden Euro
    entnehmen . Sie können jetzt sagen: Die Reserven sind
    hoch . Warum sollen wir dort nicht hineingreifen? – Auch
    das hat ganz viel mit Vertrauen zu tun . Das ist das Geld
    der Beitragszahler . Sie zahlen das Geld ein in dem Glau-
    ben, dass es dann, wenn es gebraucht wird, für sie auch
    zur Verfügung steht . Wenn der Bund in diese Reserve hi-
    neingreift, dann steht es aber nicht mehr zur Verfügung .

    Sie nehmen dieses Geld jetzt, um, wie Sie sagen, in
    die Telematikinfrastruktur und die gesundheitliche Ver-
    sorgung von Flüchtlingen zu investieren . Man muss aber
    sagen: Die Zahlungen nach dem SGB II würden ohne-
    hin anfallen – mit oder ohne Flüchtlinge . Entscheidend
    ist: Eigentlich müssten dafür Steuergelder und nicht die
    Gelder der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler ver-
    wendet werden . Das zerstört das Vertrauen der Beitrags-
    zahlerinnen und Beitragszahler .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Im Sozialsystem vorausschauend zu agieren, heißt,
    darauf zu setzen, dass man sich auch in Zukunft darauf
    verlassen kann . Bei dieser Gelegenheit fällt noch eines
    auf: Eigentlich müssten wir jetzt die Zahlungen nach dem
    SGB II neu berechnen . Sie sind zu niedrig und knapp be-
    messen . Das fällt uns irgendwann einmal auf die Füße,
    weil wir dieses Geld zuzahlen müssen . Hier bräuchten

    Dr. Karl Lauterbach






    (A) (C)



    (B) (D)


    wir eine ehrliche Berechnung, damit wir das korrekt dar-
    stellen können .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zur Schaffung von Vertrauen gehört nicht nur der ver-
    antwortungsvolle Umgang mit den Ausgaben, sondern
    auch eine gute Rechnungsprüfungskontrolle . Hier hat
    Ihr Haus – dank dem Bundesrechnungshof ist das an uns
    herangetragen worden – einen großen Fehler gemacht .
    Es geht hier konkret um eine Ihrem Haus untergeord-
    nete Behörde . Der Bundesrechnungshof hat aufgezeigt,
    dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
    ein Schimmelproblem im Gebäude hatte . Das ist schon
    schlimm genug, kann aber passieren . Bei dieser Gelegen-
    heit kam aber heraus, dass drei Jahre lang die Rechnun-
    gen nicht überprüft wurden und verschimmelt sind . Die
    Frage ist: Wie kann es eigentlich passieren, dass Rech-
    nungen in diesem Land nicht überprüft werden? Zu ei-
    ner guten Regierungsführung gehört eben auch eine gute
    Kontrolle, wohin das Geld geht .

    Herr Minister, ich hoffe, Sie haben daraus gelernt. Sie
    haben nämlich auch Verantwortung für die Ihnen zuge-
    hörigen Behörden . Wir müssen mit dem Geld der Steuer-
    zahler nicht nur achtsam, sondern auch verantwortungs-
    voll umgehen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Bettina Hagedorn [SPD])


    Es ist gut, dass Sie einen Teil unserer Anträge aus dem
    letzten Jahr übernommen haben, zum Beispiel unseren
    Antrag zur Erhöhung der Mittel für die Migration und
    Integration im Gesundheitswesen . Weil es so gut ist, dass
    Sie unsere guten Ideen übernehmen, haben wir natürlich
    noch viel mehr gute Ideen, die wir Ihnen im Rahmen der
    Verhandlungen vorschlagen werden . Dazu gehört ganz
    definitiv, dass wir mehr Geld für Prävention, Aufklärung
    und Forschung brauchen .

    Ja, Sie machen hier sehr viel, aber der Bedarf liegt
    weit höher . Warum? Das Gesundheitswesen hat eben
    auch den Auftrag, darauf zu reagieren, dass sich der Le-
    bensstil und die Lebenswelten der Menschen verändern .
    Darauf, dass Prävention immer wichtiger wird und dass
    auch die Gesundheitsrisiken steigen, brauchen wir noch
    entschlossenere Antworten in diesem Etat .


    (Beifall des Abg . Dr . Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Es geht hier übrigens nicht nur um nationale, sondern
    auch um internationale Fragen . Es ist gut und richtig,
    dass Sie inzwischen erkannt haben, dass die UN und die
    WHO eine wichtige Rolle spielen . In einer globalen, mo-
    bilen Welt müssen wir auch global und mobil denken .
    Wir müssen diese Strukturen in Zukunft stärken und
    noch viel stärker in den Fokus des Etats nehmen, weil
    wir nicht mehr weggucken können . Das dürfen wir aus
    Verantwortung nicht, aber auch deshalb nicht, weil die
    Welt sozusagen immer kleiner wird und wir immer auch
    für die anderen mitdenken müssen . Jetzt in Prävention zu
    investieren, bedeutet, dass uns diese Kosten an anderer
    Stelle später erspart werden .

    In diesem Sinne, Herr Minister, werden wir in der
    kommenden Zeit, denke ich, konstruktiv zusammenar-
    beiten . Wichtig ist, dass wir gemeinsam wissen: Gesund-
    heitspolitik ist eben mehr als nur das, was wir in Bezug
    auf die Sozialversicherungen machen . Der Auftrag des
    Bundes ist auch, in den Bereichen tätig zu sein, die nicht
    in klassischer Weise durch die Versicherten finanziert
    werden, damit die Menschen auch in Zukunft gesund
    bleiben können .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)