Rede:
ID1818611700

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 10
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. die: 1
    5. Kollegin: 1
    6. Dagmar: 1
    7. Wöhrl: 1
    8. für: 1
    9. dieCDU/CSU-Fraktion: 1
    10. .\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/186 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Inhalt: Würdigung von Bundespräsident a. D. Walter Scheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18407 A Begrüßung des Olympiateilnehmers Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18408 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 18414 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18418 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18423 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18423 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18427 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18432 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18434 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18437 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18438 D Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 18440 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18442 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18443 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18444 B Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18445 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18447 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18448 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18449 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18452 C Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18453 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18456 A Michelle Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18457 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18458 C Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18459 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18461 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18462 D Dr . Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18463 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016II Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18465 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18466 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18468 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18470 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18472 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18473 B Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18475 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18477 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18478 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18480 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 D Dr . Karl A . Lamers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18481 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18483 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18484 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18485 D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 18486 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18489 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18490 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18492 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 18493 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18494 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18496 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18497 B Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18498 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18500 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18501 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18503 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18504 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18505 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18407 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Gabriela Heinrich (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18505 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 07 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 07 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 07 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 07 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 07 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 07 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 07 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 07 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 07 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 07 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 07 .09 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 07 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 07 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 07 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 07 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 07 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 07 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 07 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 07 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 07 .09 .2016 Storjohann, Gero CDU/CSU 07 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 07 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 07 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 186. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Uwe Kekeritz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

    Könnte es sein, Herr Minister, dass wir Ihre Rede schon
    drei- oder viermal gehört haben? Glauben Sie nicht, dass

    das Kritik ist . Ich freue mich immer wieder, wenn wir
    aus Teilen Ihrer Rede grüne Programmatik heraushören .
    Aber es wäre doch schön, wenn Sie sich mal mit der
    Bundeskanzlerin zusammensetzen und klären würden,
    was zu tun ist, damit dann doch am Schluss etwas mehr
    herauskommt .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Der Aufwuchs – wir haben es heute gehört – ist da,
    er reicht aber nicht aus . Das möchte ich mit einem ein-
    zigen Beispiel, nämlich dem Global Fund, belegen .
    Sie erinnern sich: Unter Frau Wieczorek-Zeul wurde
    er eingeführt . Seitdem gibt es für ihn jedes Jahr – seit
    13 Jahren – 200 Millionen Euro. Wenn wir die Inflation
    und die Währungskursschwankungen der letzten Jahre
    nehmen, dann wird klar, dass der Global Fund von uns
    heute effektiv 30 Prozent – wahrscheinlich sind es sogar
    40 Prozent – weniger an Kaufkraft zur Verfügung gestellt
    bekommt als vor 14 Jahren . Damit werden wir unserer
    internationalen Verpflichtung in diesem Bereich nicht
    gerecht .

    Herr Minister, Sie stecken lieber weitere Mittel in das
    mehr als fragwürdige Konstrukt der Sonderinitiativen;
    das wurde schon problematisiert . Statt auf Nachhaltigkeit
    zu setzen, bauen Sie ineffektive Parallelstrukturen auf.
    Genauso wie Ihr Vorgänger bauen Sie nicht auf Multila-
    teralismus, sondern auf bilaterale Strukturen . Angesichts
    der globalen Herausforderungen ist das ein rückwärtsge-
    wandtes, falsches, aber auch fatales Signal an die Welt-
    gemeinschaft .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Lassen Sie mich zu den Fluchtursachen kommen .
    Überall tragen Sie, Herr Minister, mantraartig vor, wie
    Fluchtursachen bekämpft werden sollen . Natürlich müs-
    sen wir Fluchtursachen bekämpfen . Aber davon sind wir
    weit weg . Ich habe sogar den Eindruck, dass wir davon
    immer weiter wegkommen . Diese Bundesregierung be-
    kämpft im Schulterschluss mit der EU Flüchtlinge anstatt
    Fluchtursachen . Das hilft langfristig gar nicht .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Wer ernsthaft Fluchtursachen bekämpfen will, muss für
    eine Veränderung der globalen Strukturen eintreten . Ge-
    nau das verhindert diese Regierung bei jeder sich ihr bie-
    tenden Möglichkeit .

    Nehmen wir als Beispiel den Handel . Es ist der un-
    faire Handel, der global die Ungleichheit vorantreibt,
    und zwar nicht nur innerhalb der Nationen, sondern auch
    zwischen den Nationen . Es ist der unfaire Handel, der
    Entwicklungschancen der Länder reduziert und damit
    Fluchtursachen vergrößert . In Ihren Sonntagsreden ge-
    ben Sie sich als großer Versteher, der den Handel mas-
    siv kritisiert . Man könnte fast Respekt davor bekommen .
    Doch wo bleibt Ihre Kritik an den Handelsverträgen der
    EU mit den afrikanischen Ländern?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Michaela Engelmeier






    (A) (C)



    (B) (D)


    Das BMZ ist für diese Verträge federführend zuständig .
    Immer da, wo Sie konkret Einfluss nehmen müssten, ist
    es verdammt still um Ihre Aktivitäten . Da merkt man
    nichts .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Nach 14 Jahren sind diese Verträge noch immer nicht
    unter Dach und Fach . Wenn diese Verträge wirklich posi-
    tiv für die afrikanischen Staaten wären, wären sie schon
    längst unterschrieben . Die Erklärung, die ich aus Ihrem
    Hause höre, dass die afrikanischen Länder nur nicht be-
    greifen würden, welche Vorteile sie aus den Verträgen
    ziehen könnten, halte ich für dreist . Gerade mit Handels-
    verträgen für Entwicklungsländer könnten Impulse für
    positive Entwicklungen gesetzt werden . Damit könnte
    man auch den Fluchtdruck reduzieren . Aber hier sehe ich
    von Ihnen keinerlei Initiativen .

    Wer den Menschen ein Leben als Flüchtling ersparen
    will, muss auch bäuerliche Strukturen fördern . Was ma-
    chen Sie, Herr Minister? Sie lassen grüne Zentren aus
    dem Boden stampfen, deren Wirkung zweifelhaft ist . Si-
    cher ist nur, dass die deutsche Agrarindustrie davon pro-
    fitiert. Wem ernsthaft daran gelegen ist, Ursachen statt
    Symptome zu bekämpfen, muss sich für eine faire Be-
    steuerung multinationaler Konzerne einsetzen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Aber auf der Finanzierungskonferenz in Addis Abeba
    2015 sprach sich das OECD-Mitglied Deutschland gegen
    eine Stärkung der UN-Steuerkommission aus . Nur diese
    Kommission wäre völkerrechtlich legitimiert, die globa-
    le Finanz- und Steuerarchitektur zu reformieren . Aber
    das verhindert die OECD . Zur Erinnerung: Die OECD
    ist der Klub der 34 reichsten Länder dieser Erde . Die Ge-
    staltung der Finanz- und Steuerarchitektur lässt sich die
    OECD nicht aus den Händen nehmen . So kann globale
    Zukunft nicht gestaltet werden .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wer Fluchtursachen bekämpfen will, muss sich für
    verbindliche Öko- und Sozialstandards in der globalen
    Lieferkette einsetzen . Was macht unser Herr Minister? Er
    stampft ein Textilbündnis aus dem Boden – da haben wir
    unterschiedliche Einschätzungen –, das der Textilindus-
    trie staatlich gefördertes Fairwashing ermöglicht, wofür
    sich diese schön bedankt . Als Mitglied im Bundessicher-
    heitsrat, Herr Minister, müssten Sie Ihren massiven Pro-
    test bei einer Vielzahl der Waffenexportgenehmigungen
    zum Ausdruck bringen .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber gerade beim Waffenexport haben Sie als Minister
    von Seehofers Gnaden einfach nicht den Mut, gegen die
    Interessen der bayerischen Rüstungsbetriebe den Mund
    aufzumachen .

    Eine neue Fehlleistung, die nichts mit Entwicklungs-
    politik zu tun hat, für die aber Ihr Haus verantwortlich
    ist, ist das sogenannte Grenzmanagementprogramm . Um
    Menschen daran zu hindern, das Land zu verlassen oder
    zu fliehen, ist man inzwischen bereit, mit Despoten zu-

    sammenzuarbeiten . Die EU und die Bundesregierung
    machen den Kotau nicht nur vor Erdogan, sondern auch
    vor Regimen, die Wahlen manipulieren, Menschenrecht-
    ler und Journalisten einsperren und foltern, die verant-
    wortlich für schwerste Menschenrechtsverletzungen sind
    oder deren Repräsentanten international steckbrieflich
    gesucht werden . Herr Minister, wenn Sie Ihre Glaub-
    würdigkeit zurückgewinnen wollen – das empfehle ich
    Ihnen –, dann sollten Sie sich bitte schön für eine andere
    Politik einsetzen .

    Danke schön .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat die Kollegin Dagmar Wöhrl für die

CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Stefan Rebmann [SPD])



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dagmar G. Wöhrl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Wir haben heute die erste Lesung des Haushaltes . Als
    wir letztes Jahr die erste Lesung des Haushaltes hatten,
    kamen täglich noch über 1 000 Flüchtlinge zu uns . Die
    Zahlen sind zurückgegangen . Das heißt aber nicht, dass
    wir in unseren Anstrengungen nachlassen dürfen . Im
    Gegenteil: Ich glaube, wir brauchen eher mehr Entwick-
    lungszusammenarbeit als weniger Entwicklungszusam-
    menarbeit .

    Wir führen leider die Debatten, gerade die Flücht-
    lingsdebatte, immer noch zu sehr auf uns bezogen .
    Flüchtlinge sind aber keine deutsche oder europäische
    Angelegenheit, sondern eine globale, eine weltweite An-
    gelegenheit . Schauen wir uns die Zahlen des UNHCR
    an: Über 65,8 Millionen Menschen sind auf der Flucht .
    Das ist ein Zuwachs von fast 7 Millionen Menschen in-
    nerhalb eines Jahres . Wenn man dann noch sieht, dass
    nur 200 000 Flüchtlinge zurückgeführt worden sind oder
    in ihre Heimatländer zurückgegangen sind, erkennt man
    den Aufwuchs .

    Frau Engelmeier, ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie
    das Thema Kinder angesprochen haben . Denn 51 Pro-
    zent der Flüchtlinge sind Kinder, meistens Kleinkinder .
    150 000 Kinder sind mittlerweile während der Flucht ih-
    rer Eltern auf die Welt gekommen . Jedes neunte Kind auf
    der Welt lebt in einem Krisengebiet . 250 Millionen Kin-
    der erleben jeden Tag Krieg . Das Schlimme an dieser Sa-
    che ist, dass inzwischen Gewalt gegen Kinder als Kriegs-
    waffe eingesetzt wird, um die Eltern zu demoralisieren:
    ob das Entführung ist, ob das Vergewaltigung ist – das
    geht hin bis zur Folter und Tötung von kleinen Kindern .

    Deswegen müssen wir schauen, dass wir Rettungs-
    modelle schaffen, damit die Kinder aus diesem Kreislauf
    herauskommen . Diese Kinder sind die Lost Generation,
    die, wenn sie erwachsen sind, mit unseren Kindern und
    Kindeskindern später zusammen auf dieser Welt leben .
    Wichtig ist in diesem Zusammenhang der Dreiklang
    von Ausbildung, Beschäftigung und Schule . Das müs-
    sen wir organisieren . Ich bin dankbar, dass wir es gerade

    Uwe Kekeritz






    (A) (C)



    (B) (D)


    in Syrien und Syriens Nachbarländern geschafft haben,
    mit deutschem Geld in drei Jahren für 500 000 Schüler
    Schulplätze zu schaffen. Dafür ein ganz herzliches Dan-
    keschön .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die Krisen werden leider nicht weniger . Das hören wir
    jeden Tag in den Debatten, das sehen wir jeden Tag in
    den Medien . Nigeria, Kamerun, Niger, Tschad – 2,6 Mil-
    lionen Menschen sind inzwischen in dieser Region auf
    der Flucht allein wegen Boko Haram . In Afghanistan rü-
    cken die Taliban wieder vor . Dort gibt es inzwischen wie-
    der 1,2 Millionen Binnenflüchtlinge. Aus dem Südsudan
    sind allein innerhalb der letzten Wochen 70 000 Men-
    schen geflohen.

    Zu den Kriegen, die die Menschen in die Flucht
    treiben, kommen noch andere Ursachen . Das sind der
    Klimawandel, El Niño, Dürrekatastrophen; Millionen
    Menschen sind vom Hungertod bedroht . Das Bevölke-
    rungswachstum in den afrikanischen Staaten ist schon
    angesprochen worden . Das wird uns in der Zukunft vor
    ganz große Herausforderungen stellen .

    Auch in Syrien zeichnet sich momentan leider kei-
    ne Lösung der Krise ab, sodass wir sagen könnten: Wir
    schaffen es, die 4,6 Millionen Flüchtlinge aus Syrien, die
    in die Nachbarländer Jordanien, Libanon und Türkei ge-
    flohen sind, zurückzuführen. Für uns ist es wichtig, dass
    gerade die Nachbarländer, in denen sich die Flüchtlinge
    aufhalten, weil sie nicht zurückkönnen, da wir politisch
    noch nicht zu einer Lösung gekommen sind, nicht voll-
    kommen destabilisiert werden .

    Wir konnten allein dieses Jahr mit deutschem Geld
    4,2 Millionen Syrer in Syrien ernähren, weil wir das
    World Food Programme mit Mitteln ausgestattet haben .
    Wir haben 1,2 Millionen Syrer auf der Flucht mit Nah-
    rungsmitteln versorgen können . Ich glaube, das ist sehr
    gut angelegtes Geld .

    Den Nachbarländern von Syrien – ich habe es ange-
    sprochen – droht Destabilisierung . Die Stimmung kippt .
    Die Lage spitzt sich zu . Nach fast sechs Jahren syrischem
    Krieg kommen Flüchtlinge mit dem wenigen, was sie
    noch haben, immer noch an . Viele haben einiges ver-
    kauft, ob es eine Firma war, ihr Haus oder anderes – wenn
    sie dazu noch Zeit hatten . Ihr Geld ist aufgebraucht . Das
    heißt, es besteht ein Konkurrenzdruck, auch ein Konkur-
    renzdenken zwischen einheimischer Bevölkerung und
    den Flüchtlingen . Die Jugendarbeitslosigkeit steigt .

    Der IS breitet sich inzwischen leider auch in Jordani-
    en aus . Wir haben hier jetzt den ersten Anschlag des IS
    erlebt. Wir müssen schauen, dass wir es schaffen, diesen
    Stabilitätsanker, der Jordanien ja noch ist, zu halten . Des-
    wegen ist auch der Jordan Compact, den wir vereinbart
    haben, ein wichtiges Thema . 200 000 Arbeitserlaubnisse
    für syrische Flüchtlinge, Bildungsmöglichkeiten für die
    Flüchtlingskinder, aber auch Bildungsmöglichkeiten für
    die Kinder in den Gemeinden, wo die Flüchtlinge sind:
    Wir müssen darauf schauen, dass wir hier eine Harmo-
    nie hinbekommen in den Gemeinden, wo die Flüchtlinge

    aufgenommen werden, damit die Diskrepanz in dem Zu-
    sammenhang nicht noch stärker wird .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Auch im Libanon werden die Spannungen angesichts
    von mehr als 1 Million Flüchtlingen nicht weniger, son-
    dern mehr . Inzwischen leben 75 Prozent der Flüchtlinge
    in Jordanien in absoluter Armut . Vor zwei Jahren waren
    es noch 50 Prozent; jetzt sind es 75 Prozent . Auch deren
    Ersparnisse sind aufgebraucht . Die Hälfte der Kinder be-
    sucht keine Schule . Über ein Drittel der unter 14-Jähri-
    gen arbeitet .

    Ich bin auch froh über das Cash-for-Work-Programm .
    Wir wollen insgesamt 200 000 Menschen in Arbeit brin-
    gen . Mit 1 Euro – es ist schon angesprochen worden, in
    was wir investieren, auch in Infrastruktur und vieles an-
    dere mehr – kann man dort das 30-Fache dessen schaf-
    fen, was man hier in Deutschland für dieses Geld machen
    könnte .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind froh um
    jedes bisher vom IS besetzte Gebiet, das zurückerobert
    wird . Aber leider kommt es bei der Vertreibung des IS
    unweigerlich auch zu negativen Erscheinungen . Es kom-
    men neue Flüchtlingswellen. Die Bevölkerung flieht,
    weil sie Angst hat, von den Terroristen als Schutzschild
    missbraucht zu werden . Ich erinnere an Falludscha mit
    90 000 Flüchtlingen . Allein in Mossul rechnen wir jetzt
    mit 1 Million zusätzlichen Flüchtlingen . Natürlich gilt
    es, zuerst die Versorgung, das Humanitäre zu gewähr-
    leisten, die Menschen zu unterstützen . Aber wir müssen
    auch schauen, dass wir Rückkehrperspektiven eröffnen,
    sodass sie zurückkehren können, dass wir auch den Wie-
    deraufbau mit ihnen begleiten können, dass sie künftig
    dort ein würdiges Leben führen können .

    Das heißt, mit der Vertreibung des IS werden die Pro-
    bleme nicht weniger, damit sind nicht alle Probleme ge-
    löst, sondern es gibt noch viele Herausforderungen für
    uns . Viele Menschen, die in den besetzten Gebieten wa-
    ren, blicken natürlich mit Freude auf die Befreiung . Aber
    es gibt auch viele, die mit Sorge auf die Befreier schauen .
    Deswegen müssen wir sehen, dass wir dazu beitragen,
    dass keine neuen Spannungen und Konflikte durch Ra-
    cheakte der Befreier an der Bevölkerung entstehen, die
    während der IS-Herrschaft wirklich oder angeblich mit
    dem IS kooperiert hat .

    Es gibt Machtansprüche schiitischer und kurdischer
    Befreier in Gebieten, wo mehrheitlich Sunniten leben:
    Wir müssen hier schauen, dass wir eine Grundlage schaf-
    fen für ein friedliches Zusammenleben der einzelnen
    Gruppen in der Zukunft – eine riesige Herausforderung .
    Abbau von ethnisch-religiösen Spannungen, auch mit
    Blick auf die Christen in diesem Land: Das heißt Ver-
    söhnungsarbeit . Ferner sind zu nennen: Programme der
    Integration, auch von ehemaligen Kämpfern, in die Ge-
    sellschaft, Programme zur Beförderung des religiösen
    Dialogs, das heißt auch Maßnahmen zur Einbindung
    von Minderheiten . Das heißt, in der Zukunft wird nicht
    nur wichtig sein, dass wir planen, wirtschaftliche Maß-
    nahmen durchzuführen, etwa Wiederaufbaumaßnahmen
    durchzuführen, Gesundheitsversorgungsstationen zu

    Dagmar G. Wöhrl






    (A) (C)



    (B) (D)


    bauen und vieles andere mehr; sondern wir müssen auch
    Programme für Konfliktbewältigung schaffen. Wir müs-
    sen ferner Programme für Prävention schaffen, sodass
    nicht wieder alte Konflikte durch neue ersetzt werden
    und Konflikte dadurch wieder ausbrechen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit dies alles be-
    wältigt werden kann, gab es viele große Geberkonferen-
    zen.Viele haben finanzielle Zusagen gemacht. Ich kann
    nur appellieren, dass diese Zusagen


    (Stefan Rebmann [SPD]: Auch eingehalten werden!)


    zukünftig auch eingehalten werden .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Wir alle haben uns gefreut, als es geheißen hat, dass
    von den 9 Milliarden Euro, die in London auf der Geber-
    konferenz vereinbart worden sind, 1,4 Milliarden Euro
    in die Schulbildung gegeben werden, für Kinder, die auf
    der Flucht sind . Fakt ist, dass erst 400 Millionen Euro
    eingegangen sind und dass die Hälfte der Kinder, die ei-
    gentlich schon in der Schule hätten sein müssen, nicht
    in der Schule sind . Ich bin froh, dass Deutschland seine
    Zusagen wirklich vollständig und als Erster erfüllt hat .
    Dafür, dass wir hier wirklich Vorreiter der internationa-
    len Gemeinschaft in diesem Bereich sind, auch deinem
    Haus, lieber Gerd Müller, ein herzliches Dankeschön!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich möchte damit schließen, dass ich Danke sage an
    die vielen, die vor Ort sind, an unsere Durchführungs-
    organisationen, an die vielen Entwicklungshelfer . Wir
    reden hier über Zahlen und vieles andere – sicher, ohne
    Geld geht es nicht; das ist klar –; aber die vor Ort halten
    ihren Kopf hin . Ich glaube, das ist keine einfache Auf-
    gabe; es ist eine schwierige Aufgabe . Wenn man Tag für
    Tag das Elend sieht, dann kann man einfach nicht ab-
    stumpfen . In dem Sinne ein herzlicher Dank an alle, die
    vor Ort sind, an unsere GIZ, an unsere Durchführungs-
    organisationen, an UNICEF und viele andere mehr, die
    für uns draußen in der Welt die Aufgaben erledigen . Auf
    eine bessere Welt!

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)