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ID1818606800

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    Plenarprotokoll 18/186 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Inhalt: Würdigung von Bundespräsident a. D. Walter Scheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18407 A Begrüßung des Olympiateilnehmers Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18408 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 18414 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18418 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18423 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18423 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18427 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18432 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18434 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18437 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18438 D Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 18440 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18442 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18443 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18444 B Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18445 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18447 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18448 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18449 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18452 C Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18453 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18456 A Michelle Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18457 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18458 C Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18459 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18461 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18462 D Dr . Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18463 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016II Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18465 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18466 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18468 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18470 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18472 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18473 B Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18475 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18477 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18478 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18480 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 D Dr . Karl A . Lamers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18481 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18483 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18484 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18485 D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 18486 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18489 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18490 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18492 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 18493 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18494 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18496 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18497 B Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18498 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18500 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18501 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18503 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18504 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18505 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18407 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Gabriela Heinrich (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18505 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 07 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 07 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 07 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 07 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 07 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 07 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 07 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 07 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 07 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 07 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 07 .09 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 07 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 07 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 07 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 07 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 07 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 07 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 07 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 07 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 07 .09 .2016 Storjohann, Gero CDU/CSU 07 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 07 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 07 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 186. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Peter Friedrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Zur Abrundung der Außenpolitik darf die Europapo-
    litik nicht fehlen, wenngleich wir uns in den letzten Jahr-
    zehnten angewöhnt haben, die Europapolitik weniger als
    Außenpolitik anzusehen, sondern eher als europäische
    Innenpolitik; denn die europäische Integration, der Fort-
    gang der Integration, die Erweiterung der Europäischen
    Union kamen uns selbstverständlich vor . Wir dachten,
    dass das alles automatisch weitergeht .

    Heute, im Jahr 2016, schauen wir auf eine Europäische
    Union, die in schweres Fahrwasser geraten ist; „Brexit“
    ist ein Begriff, der das zum Ausdruck bringt. Der Auf-
    stieg der europafeindlichen Parteien in vielen Ländern –
    ich spreche bewusst nicht von europakritischen, sondern
    von europafeindlichen Parteien –, die den Menschen er-
    zählen wollen, dass es auch ohne Europa gehen könnte,
    nimmt zu, obwohl jeder begreifen müsste, dass es für die
    europäischen Länder nur eine gemeinsame Zukunft ge-
    ben kann . Wir werden die Zukunft entweder gemeinsam
    gewinnen, oder wir werden gemeinsam absteigen .

    Wir stellen plötzlich fest, dass es in fundamentalen
    Fragen der Politik Konflikte zwischen den Mitgliedstaa-
    ten gibt, die sehr emotional und vehement ausgetragen
    werden . Wir stellen fest, dass es ein zunehmendes Miss-
    trauen vor allem kleinerer Mitgliedstaaten gegenüber der
    Kommission, aber auch gegenüber größeren Mitglied-
    staaten in Europa gibt . Es reicht eben nicht aus, dass sich
    Deutschland, Frankreich und Italien in der Europapolitik
    einig sind, sondern wir müssen viele andere Länder mit-
    nehmen; ansonsten werden wir dieses Europa nicht in die
    Zukunft führen können . Das ist derzeit unser Problem .

    Günther Oettinger hat vor kurzem gesagt: Das euro-
    päische Projekt ist in Lebensgefahr . – Ich glaube, dass
    das stimmt . Ich glaube aber nicht, dass das nur am Fehl-
    verhalten einzelner Politiker auf unterschiedlichen Ebe-
    nen liegt . Vielmehr gibt es im europäischen Integrati-
    onsprozess zwei Grundprobleme, die wir in den letzten
    Jahrzehnten nie korrigiert haben und die noch mit der
    Phase der Gründung der Europäischen Gemeinschaft vor
    60 Jahren zusammenhängen . Damals hat man gesagt:
    Wir wollen möglichst schnell möglichst viel zusammen

    Norbert Spinrath






    (A) (C)



    (B) (D)


    machen . – Damit das möglichst schnell geht, hat man
    entschieden: Die Parlamente lassen wir außen vor . Wir
    bilden als Exekutive eine Kommission, die auch Ge-
    setzgebungskompetenzen bekommt und die von einem
    Rat – auch da haben wir wieder die Exekutive – kon-
    trolliert wird . – Diese Übermacht der Exekutive, die vor
    60 Jahren verständlich und richtig war, zieht sich bis
    heute durch . Auch der Versuch einer Korrektur in den
    70er-Jahren durch die – halbherzige – Einführung eines
    Europäischen Parlaments hat daran nichts geändert .

    Der zweite Fehler war: Man wollte möglichst umfas-
    send zusammenarbeiten und möglichst viel zusammen
    machen, egal was . Damals, vor 60 Jahren, war es richtig,
    zu sagen: Alles, was wir gemeinsam machen, ist für das
    gemeinsame Friedensprojekt Europa stabilisierend . – Es
    gab einen Grundsatz, den heute noch das Europäische
    Parlament und die Kommission, aber auch der EuGH
    vertreten: Bei Kompetenzkonflikten wird im Zweifel im-
    mer zugunsten der Gemeinschaft und immer zulasten der
    einzelnen Mitgliedstaaten entschieden .

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese bei-
    den Webfehler müssen wir korrigieren, wenn dieses eu-
    ropäische Projekt eine Zukunft haben soll . Wir müssen
    dafür sorgen, dass das parlamentarische Element bei den
    Entscheidungen in Europa gestärkt wird . Das kann man
    am besten und schnellsten dadurch erreichen, dass man
    möglichst viele Kompetenzen auf die Mitgliedstaaten,
    die nationale Ebene und die nationalen Parlamente in den
    jeweiligen Staaten zurückverlagert .

    Zudem brauchen wir einen Paradigmenwechsel bei
    Kompetenzkonflikten. Im Zweifel müssen die Mitglied-
    staaten zuständig sein . Das hat etwas mit dem zu tun,
    was Norbert Röttgen angesprochen hat, mit Identität . Es
    geht nicht nur um die Identität Europas im Vergleich zur
    Identität anderer Erdteile, sondern auch um die Identi-
    tät einzelner Mitgliedstaaten innerhalb der Europäischen
    Union . Unsere europäischen Freunde und Mitbürger
    wollen ihre Identität behalten: in ihrer Region, in ihrer
    Heimat, in ihren Ländern . Deswegen ist es wichtig, die-
    sen Paradigmenwechsel vorzunehmen und zu sagen: Im
    Zweifel sind die Mitgliedstaaten zuständig, es sei denn,
    wir können eindeutig und für jeden einleuchtend begrün-
    den, warum es einen Mehrwert hat, etwas gemeinsam auf
    europäischer Ebene zu machen .

    Ich will die einzelnen Bereiche, in denen offensicht-
    lich ist, dass wir zusammenarbeiten müssen und nur ge-
    meinsam vorgehen können, beispielhaft benennen .

    Erstens: die äußere Sicherheit . Die meisten Experten
    sind sich einig: Egal wie die Wahlen in den USA ausge-
    hen werden, die Amerikaner werden sich zunehmend aus
    der Verantwortung für die Verteidigung Europas zurück-
    ziehen . Wir Europäer werden künftig selber in der Lage
    sein müssen, uns zu verteidigen . Wir brauchen deswegen
    eine starke Säule der NATO in Europa .

    Deswegen wäre es das wichtigste und vordringlichste
    Ziel der Europäischen Union, jetzt dafür zu sorgen, dass
    wir eine Vernetzung und Abstimmung der militärischen
    Fähigkeiten bekommen und dass wir in der Lage sind,
    unseren Bürgern in Europa, vom Baltikum bis zur Iberi-

    schen Halbinsel, zu sagen: Wir sind in der Lage, euch vor
    allen zu verteidigen, die es nicht gut meinen mit Europa .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das zweite Thema, das Thema „Innere Sicherheit, Be-
    kämpfung organisierter Kriminalität und Terrorismus“,
    beginnt mit dem Schutz unserer Außengrenzen . Weder
    ein Staat noch ein Staatengebilde wie die Europäische
    Union werden das Vertrauen ihrer Bürger haben, wenn
    sie nicht in der Lage sind, das Territorium zu schützen .
    Deswegen gehört es zur allerwichtigsten Voraussetzung,
    dass wir die Außengrenzen Europas schützen, und zwar
    wirksam, und dass wir dazu übergehen, die Zusammen-
    arbeit der Sicherheitsbehörden in Europa noch effizienter
    zu organisieren als bisher. Das betrifft sowohl Fragen des
    Terrorismus als auch der organisierten Kriminalität; denn
    eines versteht jeder Mensch in Europa: Da die Banden
    europäisch bzw . international organisiert sind, müssen
    wir in Europa zusammenarbeiten, wenn wir ihnen das
    Handwerk legen wollen . Es versteht jeder Mensch, dass
    man den Terrorismus, der ein europäisches Problem ge-
    worden ist, nur gemeinsam europäisch bekämpfen kann .
    Deswegen kann man an diesen Beispielen auch deutlich
    machen: Da hat Europa einen Mehrwert .

    Ich nehme ein drittes Beispiel: Energiepolitik . Ein
    Land hat viel mehr Sicherheit für seine Energieversor-
    gung und eine stärkere Unabhängigkeit von anderen
    Mächten, wenn es einen sehr effizienten und vielschich-
    tigen Energiemix hat . Es muss uns gelingen, einen euro-
    päischen Energiemix breit aufzustellen, der sowohl die
    Sonnenenergie von Spanien als auch die Kernenergie
    von Frankreich auch für das Baltikum verfügbar macht,
    wenn die Russen kein Gas mehr liefern wollen . Deswe-
    gen brauchen wir eine gemeinsame europäische Ener-
    giepolitik .

    Herr Außenminister, ich will ganz ehrlich sagen: Mir
    gefällt nicht, dass wir zulassen, dass um Polen herum
    eine Nord-Stream-Leitung gebaut werden soll, die ganz
    klar nur ein Ziel hat, nämlich unsere polnischen Nach-
    barn auszugrenzen . Ich denke, dass diese Entscheidung
    nicht gut für den europäischen Geist wäre; vielmehr müs-
    sen wir dafür sorgen, dass auch in der Energiepolitik eine
    europäische Gemeinsamkeit auf allen Ebenen entsteht .

    Das Gleiche gilt für den Bereich der Infrastruktur –
    bei Straßen, Schienen, Leitungen ist das überhaupt keine
    Frage –, aber auch für die Digitalisierung . Da gilt das,
    was Norbert Röttgen vorhin gesagt hat: Rechtsetzung .
    Man kann Recht setzen, aber man muss dieses Recht
    auch durchsetzen können . Es kann nicht jedes Land für
    sich genommen den Googles dieser Welt entgegentreten .
    Aber 500 Millionen Verbraucher, der größte Verbrau-
    chermarkt der Welt, sind in der Lage, mit Macht seine
    Rechtsetzung gegenüber den Googles dieser Welt durch-
    zusetzen . Daran können wir unseren Bürgern verdeutli-
    chen, warum wir Europa auch in der Frage der Digitali-
    sierung brauchen .


    (Zuruf von der SPD: Auch bei den Steuern!)


    Schließlich – das wurde schon angesprochen – das
    Thema Afrika . Wir als Europäer haben eine Verantwor-
    tung für Afrika, nicht zuletzt deswegen, weil wir in den

    Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)







    (A) (C)



    (B) (D)


    letzten 200 Jahren in Afrika selber genügend Unruhe an-
    gezettelt haben . Ich glaube, dass wir nur gemeinsam –
    die Konferenz von Valetta war ja ein guter Anfang – eine
    verantwortungsvolle Afrikapolitik in Europa zustande
    bringen können . Jedes einzelne Land wäre überfordert .
    Auch das verstehen die Bürgerinnen und Bürger in Eu-
    ropa . Auch da kann man ihnen klarmachen, warum man
    Europa braucht, um die große Herausforderung, den
    Menschen in Afrika eine Perspektive zu geben, gemein-
    sam annehmen zu können .

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn es
    uns nicht gelingt, jetzt mit grundlegenden Reformen die
    Webfehler der europäischen Integration der letzten Jahr-
    zehnte zu korrigieren, werden wir dieses europäische
    Projekt strangulieren. Ich hoffe, dass es uns gelingt. Ich
    denke, dass wir alle Kraft darauf verwenden müssen .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Für die SPD spricht jetzt der Kollege Frank Schwabe .


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Frank Schwabe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

    Debatte ist nun schon etwas fortgeschritten, und vieles ist
    schon angesprochen worden . Ich möchte noch ein paar
    Dinge zu den Themen Menschenrechte und humanitäre
    Hilfe hinzufügen .

    Es sind viele Staaten und viele Probleme in vielen
    Ländern angesprochen worden . Ich habe gerade einmal
    ein bisschen überlegt und festgestellt: Fast alle Staaten,
    die hier angesprochen worden sind, haben eigentlich ei-
    nes gemeinsam, nämlich, dass die Entwicklung im Land
    in den letzten Jahren alles andere als – ich sage es einmal
    so – der Demokratie förderlich war . Die Bertelsmann-
    Stiftung hat – im Übrigen völlig unabhängig von ideolo-
    gischen und religiösen Differenzen – eine Untersuchung
    gemacht und festgestellt, dass sich viele dieser Staaten
    autoritär entwickeln .

    Viele dieser Staaten sind dabei, die Möglichkeiten der
    Zivilgesellschaft einzuschränken . Das sind Länder wie
    China, aber auch Russland, die Türkei, leider auch Israel,
    leider auch Ungarn in der Europäischen Union und viele
    andere Länder. Ich finde, völlig unabhängig von ideolo-
    gischen und religiösen Differenzen und Unterschieden
    sollten wir uns hier einig sein und deutlich machen, dass
    eine lebendige Zivilgesellschaft ein grundlegender Be-
    standteil jedes Staates und jeder Demokratie sein muss
    und dass wir uns in der deutschen Außenpolitik alle ge-
    meinsam dafür einsetzen müssen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich bin Frank-Walter Steinmeier für vieles dankbar,
    unter anderem dafür, dass er den Europarat angesprochen
    hat, über den wir eigentlich viel zu wenig reden . Gestern
    gab es eine wichtige Konferenz im Auswärtigen Amt un-
    ter Beteiligung des Europarates .

    Der Europarat bietet eine ganze Reihe von Chancen,
    nicht nur gerade in der Konfliktsituation in der Türkei,
    sondern auch darüber hinaus . Er birgt aber auch Risiken .
    Wir entsenden eine 36-köpfige Delegation aus dem Deut-
    schen Bundestag in die Parlamentarische Versammlung
    und reden über 47 Länder im Europarat . Wir haben eine
    Reihe von Möglichkeiten, Brücken zu bauen und uns
    im Sinne von Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit und
    Demokratie einzusetzen . Es gibt andere Länder, die den
    Europarat auch sehr ernst nehmen, aber dort Lobbying in
    eine problematische Richtung betreiben .

    Deswegen würde ich mich sehr freuen, wenn diese
    Debatte um die Türkei vielleicht Anlass dazu geben wür-
    de, als Deutscher Bundestag den Europarat noch wichti-
    ger zu nehmen und genau hinzugucken, wie wir die Inte-
    grität dieses Hauses stärken und wahren können .

    Ich will noch ein paar Sätze zur humanitären Hilfe sa-
    gen und die Debatte, die hier entsprechend geführt wur-
    de, vielleicht ein bisschen zusammenfassen . – Trotz aller
    Beteuerungen, dass die humanitäre Hilfe unglaublich
    wichtig ist, ist die Realität noch immer, dass wir weltweit
    einen Bedarf von knapp 20 Milliarden US-Dollar für die-
    ses Jahr haben, wovon gerade einmal 38 Prozent gedeckt
    sind . Das gilt auch für Syrien: Trotz aller Anstrengungen,
    trotz der wichtigen London-Konferenz und der Nach-
    folgekonferenzen, die es jetzt noch geben wird, sind nur
    42 Prozent der notwendigen Hilfsgelder gedeckt .

    Das führt dazu, dass Menschen hungern, Durst haben,
    nicht die notwendige medizinische Versorgung erhalten,
    im Winter nicht genug Kleidung und anderes haben und
    die Kinder nicht in Schulen gehen können. Das betrifft
    weltweit über 100 Millionen Menschen, von denen im
    Übrigen viele dabei sind, sich zu überlegen, ob sie sich
    nicht auf den Weg in andere Teile der Welt bis hin nach
    Europa machen sollten .

    Wahr ist: Wer nicht in die humanitäre Hilfe und in Kri-
    senpräventionen investiert, der wird am Ende noch tiefer
    in Konflikte verstrickt werden. Wir würden Konflikte
    eher weiter anheizen, und am Ende würde das Ganze zu
    ungezähltem zusätzlichem Leid führen und auch viel teu-
    rer werden, als wenn wir entsprechend investieren wür-
    den .

    Herr Leutert, Sie haben vom schlechtesten Haushalt
    gesprochen . Man muss einfach sagen: Das stimmt aus-
    drücklich nicht .


    (Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen es ja sagen!)


    Dieser Haushalt ist angesichts der Krisen in der Welt not-
    wendig . Wir haben die Mittel für die humanitäre Hilfe
    und auch die Krisenprävention in den letzten Jahren mas-
    siv gesteigert . Das ist am Ende ein Verdienst des gesam-
    ten Hauses hier .

    Deutschland spielt eine wichtige Rolle . Der Außenmi-
    nister hat es gesagt: Wir sind weltweit an dritter Stelle .
    Wir setzen uns nicht nur für finanzielle Mittel ein. Ich
    will dem Außenminister noch einmal ausdrücklich dafür
    danken, dass er sich auch für Waffenruhen und Wege der
    Versorgung in der Ostukraine, in Aleppo und anderswo
    einsetzt . Wir haben auf dem Humanitären Weltgipfel in

    Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Istanbul eine wichtige Rolle gespielt, wo wir uns für eine
    neue Qualität der humanitären Hilfe eingesetzt haben .

    Am Ende geht es aber eben um Geld . Wenn man kein
    Geld hat, dann wird man die Dinge, die man international
    tun muss, nicht leisten können . Deswegen – und so habe
    ich viele Redner hier verstanden, auch die des Koaliti-
    onspartners – muss es uns darum gehen, die Mittel, die
    wir für die humanitäre Hilfe in diesem Jahr einsetzen, zu
    verstetigen . Das steht im jetzigen Haushaltsplanentwurf
    noch nicht in ausreichendem Maße, aber uns bleiben ja
    ein paar Wochen der Debatten, und am Ende wird es in
    diesem Deutschen Bundestag einen Haushalt geben, der,
    wie ich jedenfalls hoffe, diesen internationalen Verpflich-
    tungen gerecht wird .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich habe immer gesagt: Wenn die Notwendigkeit für
    die humanitäre Hilfe nicht mehr gegeben ist, dann müs-
    sen wir als Fachpolitiker auch bereit sein, mit den Sum-
    men wieder herunterzugehen . Das kann ich aber zurzeit
    nicht sehen . Wir haben einen immensen Bedarf an hu-
    manitärer Hilfe in allen Krisen der Welt, insbesondere in
    der Syrien-Krise . Deswegen bitte ich darum, dass wir in
    den Haushaltsberatungen wirklich dazu kommen, diesen
    Posten aufzustocken und zu verstetigen . – Ich gebe jetzt
    das Wort an Alois Karl weiter, der uns dazu positive Bot-
    schaften übermitteln kann .

    Danke schön .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)