Rede:
ID1818605800

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 19
    1. sehr: 2
    2. Wenn: 1
    3. es: 1
    4. nur: 1
    5. ein: 1
    6. Satz: 1
    7. ist,: 1
    8. geschätzter: 1
    9. Herr: 1
    10. Kol-lege: 1
    11. Röttgen,: 1
    12. weil: 1
    13. die: 1
    14. Redezeit: 1
    15. schon: 1
    16. weit: 1
    17. fortge-schritten: 1
    18. ist: 1
    19. .: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/186 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Inhalt: Würdigung von Bundespräsident a. D. Walter Scheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18407 A Begrüßung des Olympiateilnehmers Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18408 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 18414 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18418 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18423 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18423 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18427 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18432 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18434 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18437 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18438 D Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 18440 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18442 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18443 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18444 B Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18445 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18447 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18448 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18449 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18452 C Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18453 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18456 A Michelle Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18457 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18458 C Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18459 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18461 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18462 D Dr . Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18463 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016II Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18465 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18466 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18468 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18470 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18472 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18473 B Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18475 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18477 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18478 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18480 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 D Dr . Karl A . Lamers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18481 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18483 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18484 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18485 D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 18486 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18489 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18490 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18492 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 18493 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18494 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18496 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18497 B Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18498 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18500 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18501 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18503 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18504 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18505 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18407 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Gabriela Heinrich (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18505 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 07 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 07 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 07 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 07 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 07 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 07 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 07 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 07 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 07 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 07 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 07 .09 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 07 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 07 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 07 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 07 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 07 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 07 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 07 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 07 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 07 .09 .2016 Storjohann, Gero CDU/CSU 07 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 07 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 07 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 186. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Röttgen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen

    und Kollegen! Seit gut zwei Jahren diskutieren alle in
    Deutschland so viel wie noch nie über Außenpolitik .
    Das liegt, wie wir alle wissen, daran, dass wir ein immer
    weiter sich steigerndes Krisen- und Kriegsgeschehen
    in der Welt, aber auch in unserer Nachbarschaft haben .
    Ich glaube, dass es nicht so sehr die Zahl der Krisen und
    Kriege ist, die die neue Qualität außenpolitischer Diskus-
    sion ausmacht . Neu ist die Tatsache, dass die Krisen zu
    uns kommen . Außenpolitische Krisen haben eine inner-
    staatliche, innergesellschaftliche Dimension angenom-
    men . Die Konsequenzen der Hölle von Aleppo sehen
    wir auch in unseren Dörfern . Es ist eine völlig neue Di-
    mension von Außenpolitik, mit der wir es zu tun haben .
    Diese innergesellschaftliche Dimension von Außenpoli-
    tik verändert nicht nur die Aufgaben, sondern auch den

    Wolfgang Gehrcke






    (A) (C)



    (B) (D)


    Charakter von Außenpolitik . Außenpolitik wird immer
    mehr zur Globalisierungsgestaltung . Das ist ein vernünf-
    tiger konzeptioneller Anspruch, den wir, wie ich meine,
    an Außenpolitik stellen sollten .

    Wenn man Außenpolitik als Versuch der Gestaltung
    von Globalisierung versteht, dann hat Außenpolitik nicht
    mehr nur mit den Interstaatenbeziehungen zu tun . Dann
    werden die innenpolitischen, die innergesellschaftlichen
    Verhältnisse in den anderen Ländern außenpolitisch im-
    mer relevanter . Damit haben wir es mit dem Dilemma
    zu tun, das uns so große Schwierigkeiten macht: Die in-
    neren Verhältnisse in Syrien, im Irak, im Iran, in Afgha-
    nistan, in Russland, in der Türkei bestimmen über uns,
    sogar über unsere Sicherheit in Deutschland . Gleichzei-
    tig haben wir auf diese inneren Verhältnisse, die für uns
    entscheidend sind, keinen Zugriff. – Wie gehen wir damit
    um? Es hat einen Antwortversuch gegeben, nämlich den,
    zu sagen: Dann machen wir die so, wie wir sind . Aber
    die Euphorie und die Hybris von Regime-Change-Politik
    sind verflogen, die zum Teil katastrophalen Folgen dieses
    Politikansatzes – nebenbei gesagt – noch lange nicht .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg . Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir können und wollen unsere Identität, die wir als
    Europäer haben, den anderen nicht aufzwingen . Ich glau-
    be aber gleichwohl, dass der Begriff der Identität, also
    unser Bekenntnis, unsere Überzeugung von Menschen-
    würde, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, die uns als
    europäische Staaten ausmacht, ganz entscheidend auch
    in der Außenpolitik ist . Das Bedürfnis nach Identität wird
    stärker. Es ist sozusagen ein gegenläufiges Bedürfnis zur
    Globalisierung, die alles auflöst, die alles entgrenzt. Ich
    bin fest davon überzeugt, dass der Begriff der Identität zu
    den Begriffen gehört, die wir nicht den Rechtspopulisten
    und Linkspopulisten überlassen dürfen . Wir Demokraten
    müssen unsere Identität einbringen .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg . Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Bei Außenpolitik unter diesen veränderten Bedingungen
    geht es also darum, zu versuchen, unsere europäische
    Identität als Staaten in internationale Regeln der Fair-
    ness und der Gerechtigkeit einzubringen und uns an der
    Durchsetzung dieser Regeln zu beteiligen . Ich möchte
    versuchen, ganz kurz und knapp anhand einiger Beispie-
    le darzulegen, zu welchen Konsequenzen es in den ak-
    tuell kontroversen Politikbereichen führen könnte, wenn
    man diesen Ansatz wählte .

    Ich fange mit einem Thema an, das heute schon häufi-
    ger diskutiert worden ist, nämlich der Transatlantischen
    Handels- und Investitionspartnerschaft, die wir TTIP
    nennen . Ich will jetzt überhaupt nicht über die einzel-
    nen Fachfragen sprechen – vielleicht muss man am Ende
    der Verhandlungen ja sagen: das Verhandlungsergebnis
    ist schlecht, ich lehne es ab –, sondern möchte auf die
    Grundfrage hinweisen . Die Chance von TTIP ist, dass

    eine westliche Regelsetzung in einem der wichtigsten
    Bereiche der internationalen Politik ermöglicht wird .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Darum geht es, meine Damen und Herren . Es geht da-
    rum, dass wir im Westen, wir Europäer und Amerikaner,
    zu einem vernünftigen, fairen Regelsetzer in der Welt
    werden wollen; denn die praktische Alternative zu west-
    licher Standardsetzung ist chinesische Standardsetzung .
    Ob wir das zulassen wollen, ist die politische Grundfra-
    ge . Wenn man sich ihr verschließt, dann verschließt man
    sich dem Versuch, Globalisierung fair und gerecht zu ge-
    stalten . Das bedeutet die Grundablehnung von TTIP .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich möchte eine zweite Anmerkung zur Europäischen
    Union machen . Die Europäische Union ist die bislang
    erfolgreichste Antwort auf die Globalisierung; es gibt
    keine erfolgreichere Antwort, meine Damen und Herren .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die Europäische Union ist als internationaler Regelsetzer
    für die europäischen Staaten schlichtweg unverzichtbar .
    Kein europäisches Mitgliedsland hätte die Macht, rele-
    vanter Regelsetzer zu sein; die Europäische Union hat
    sie . Trotzdem haben die Briten entschieden, sich dieser
    Regelmacht zu entziehen und die Gemeinschaft zu ver-
    lassen . Eine Lehre sollten wir aus dieser sehr britischen
    Debatte und Entscheidung ziehen, aus der Beobachtung,
    dass dort die Parteien der Mitte, die Konservativen und
    auch Labour, es zugelassen haben, dass UKIP, die Anti-
    europäer, die öffentliche Debatte bestimmt: Wir dürfen
    in Deutschland und auch in anderen Ländern nicht zulas-
    sen, dass diejenigen, die gegen Europa sind, die europäi-
    sche Debatte in den jeweiligen Ländern bestimmen . Wir
    müssen die europäische Debatte bestimmen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Was die Folgerungen für das Verhältnis zu Großbri-
    tannien anbelangt, plädiere ich dafür, dass wir danach
    trachten und suchen, ein Verhältnis zu Großbritannien zu
    entwickeln, das den Schaden von Brexit begrenzt, soweit
    es möglich ist, also ein so enges und gutes Kooperations-
    verhältnis zu Großbritannien zu entwickeln, wie es nur
    eben geht . Ich bin gegen die Idee eines strafenden Euro-
    pas nach dem Motto: Derjenige, der uns verlässt, muss es
    auch zu spüren bekommen . – Ich bin für ein attraktives
    Europa, bei dem man dazugehören möchte . Ich glaube,
    wir brauchen mehr Flexibilität, wir brauchen ein Ende
    von Schwarz und Weiß, von Alles-oder-Nichts . Es ist im
    beiderseitigen Interesse, dass wir als Europäer zu Groß-
    britannien ein so enges politisches und wirtschaftliches
    Verhältnis erhalten, wie es nur möglich ist .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich gehe, was einen identitätsbasierten, regelorientier-
    ten Ansatz in der Außenpolitik anbelangt, auf ein drittes
    Beispiel ein: Russland. Der Konflikt zu Russland speist
    sich nach meiner Einschätzung exakt daraus, dass sich
    Russland unter Wladimir Putin für das exakte Gegenteil
    eines regelorientierten Ansatzes entschieden hat . Putin

    Dr. Norbert Röttgen






    (A) (C)



    (B) (D)


    sagt: Nein, nicht Recht vor Macht . Er sagt: Die Macht
    entscheidet – die Macht vor dem Recht . Das ist seine
    Politik in der Ukraine, wo es, wie es der Außenminister
    gesagt hat, zu einer völkerrechtswidrigen Annexion kam,
    zu einem völkerrechtswidrigen militärischen Eingreifen
    in der Ostukraine . Das Bomben und das Konterkarieren
    internationaler Handlungs- und Verhandlungsansätze in
    Syrien ist Ausdruck genau dieser Politik . Es entscheidet
    die Macht; durch Macht will man Größe erreichen und
    ein Gestalter in der internationalen Politik werden . Das
    ist der Grundkonflikt im Verhältnis der Europäer, des
    Westens zu Russland unter der jetzigen Regierung und
    Führung. Diesen Grundkonflikt müssen wir benennen.
    Wir dürfen ihn nicht beschönigen . Wir sollten ein solches
    Vorgehen, solange es bei diesem Ansatz bleibt, sanktio-
    nieren . Aber gleichzeitig ist unser Angebot an Russland,
    zu Regeln zurückzukommen . Darum führen wir Gesprä-
    che . Es wäre auch dort Unsinn, eine Politik des Rückzu-
    ges, der Gesprächsverweigerung zu betreiben . Wir wol-
    len Gespräche; aber wir bestehen darauf, unsere Identität
    in diese Gespräche einzubringen . Das ist der Sinn dieser
    Gespräche .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Der vierte und vorletzte Fall, auf den ich eingehen
    möchte, ist natürlich die Türkei . Ich möchte drei Bewer-
    tungen abgeben zu dem, was aktuell türkische Politik ist .

    Die erste Bewertung: Die von Staatspräsident Erdogan
    selbst so genannten „Säuberungen“ in der öffentlichen
    Verwaltung, in den Ministerien, in der Justiz, in den
    Schulen, im Militär, die inzwischen in die Zehntausende
    gehen, bedeuten eine erhebliche innere Schwächung der
    Türkei, bedeuten eine Fortsetzung der Politik der Pola-
    risierung und der Instabilität . Das ist kein nachhaltiger
    Weg für die Türkei . Er erfüllt uns mit größter Sorge, und
    wir appellieren, diesen Weg zu beenden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Zweitens . Die immer weiter steigenden rechtsstaats-
    widrigen Repressionen, die in der Türkei durch die
    staatliche Gewalt stattfinden, entfernen die Türkei von
    Europa . Der heute in der Presse diskutierte Fall der
    grundlosen, rechtswidrigen Beschlagnahme von Presse-
    material der Deutschen Welle ist ein nicht hinnehmbarer
    Angriff auf die Pressefreiheit, den wir hier auch so be-
    nennen müssen .


    (Beifall im ganzen Hause)


    Dritte Stellungnahme . Die Ausdehnung des militä-
    rischen Kampfes vom eigenen Staatsgebiet – auch hier
    eine Militarisierung zu innenpolitischen Zwecken, zu
    einem erheblichen Grad jedenfalls – gegen die Kurden
    auf syrisches Gebiet macht den Syrien-Konflikt und sei-
    ne Lösung noch viel komplizierter . Die Türkei ist unver-
    zichtbar zur Lösung des Konflikts. Sie ist aber auch ein
    Teil des Problems in der Region, und das schwächt die
    Anti-IS-Koalition in ihrem Kampf gegen den „Islami-
    schen Staat“ . – Das ist die Bewertung zum Verhalten .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sind Demokraten und befürworten die Prinzipien
    von Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde und libera-
    le Werte wie Pressefreiheit; darin stimmen wir überein .
    Die Frage ist: Welche Schlussfolgerungen ziehen wir da-
    raus? Was tun wir mit einem Staat, der sich so verhält?
    Es gibt die Aufforderung: „Wir müssen uns zurückzie-
    hen“, fast schon mit Freude: „Das Flüchtlingsabkommen
    muss scheitern .“ Nein, meine Damen und Herren, es gilt
    auch hier: Wir müssen auch gegenüber der Türkei unsere
    Identität einbringen . Wir müssen verhandeln, wir müs-
    sen zu Übereinkommen, wir müssen zu Regeln kommen .
    Aber wir dürfen eines nicht tun, nämlich unsere Werte
    kompromittieren . Das ist die rote Linie . Auf dieser Basis
    dürfen wir verhandeln .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident, mit Ihrer Erlaubnis einen unangemes-
    sen kurzen Satz zum Nahen Osten .



Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Wenn es nur ein Satz ist, sehr geschätzter Herr Kol-

lege Röttgen, weil die Redezeit schon sehr weit fortge-
schritten ist .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Röttgen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Der Nahe Osten ist in einer so desaströsen Lage, dass

    es nicht um Globalisierungsgestaltung geht, sondern um
    Prävention . Es geht darum, dass wir diesen Testfall der
    europäischen Außenpolitik besser bestehen . Der Nahe
    und Mittlere Osten hat auf keine andere Region so viel
    Auswirkung wie auf Europa . Wir sind gleichzeitig nicht
    wirklich relevant in dieser Region . Das ist ein Testfall
    für europäische Außenpolitik . Es geht weniger um Ge-
    staltung; vielmehr geht es um das Ende von Gewalt . Es
    geht um Prävention und Stabilisierung . Prävention ist die
    wirksamste und billigste Politik . Daher ist es vernünf-
    tig, –