Rede:
ID1818602100

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Als: 1
    2. nächster: 1
    3. Redner: 1
    4. spricht: 1
    5. Dennis: 1
    6. Rohde: 1
    7. für: 1
    8. dieSPD-Fraktion: 1
    9. .\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/186 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Inhalt: Würdigung von Bundespräsident a. D. Walter Scheel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18407 A Begrüßung des Olympiateilnehmers Andreas Toba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaus- haltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18408 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18408 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 18414 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18418 B Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18423 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18423 D Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18427 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18432 B Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18434 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18437 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18438 D Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 18440 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 18442 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18443 C Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18444 B Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18445 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18447 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18448 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18449 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18452 C Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 18453 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18456 A Michelle Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18457 D Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 18458 C Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18459 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18461 D Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18462 D Dr . Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18463 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016II Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18465 A Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18466 B Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18468 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18470 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 18472 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18473 B Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18475 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18477 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18478 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18480 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 C Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18480 D Dr . Karl A . Lamers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 18481 C Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18483 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18484 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18485 D Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 18486 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18489 A Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18490 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18492 A Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 18493 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18494 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18496 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18497 B Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18498 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18500 C Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18501 D Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18503 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18504 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18505 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18407 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Gabriela Heinrich (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 186 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 7 . September 2016 18505 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 07 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 07 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 07 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 07 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 07 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 07 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 07 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 07 .09 .2016 Lach, Günter CDU/CSU 07 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 07 .09 .2016 Lösekrug-Möller, Gabriele SPD 07 .09 .2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 07 .09 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 07 .09 .2016 Rix, Sönke SPD 07 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 07 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 07 .09 .2016 Schmelzle, Heiko CDU/CSU 07 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 07 .09 .2016 Stadler, Svenja SPD 07 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 07 .09 .2016 Storjohann, Gero CDU/CSU 07 .09 .2016 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 07 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 07 .09 .2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 186. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Wir müssen
    Vertrauen zurückgewinnen . Dazu brauchen wir Ehrlich-
    keit . – Das stimmt . Wir brauchen gerade Linien . Darum
    möchte ich mit einem Zitat der Kanzlerin vom Juni 2009
    auf dem Deutschen Seniorentag zur Rentenangleichung
    beginnen:

    Ich stehe dazu, dass wir eine solche Angleichung
    von Ost und West brauchen . Ich würde, wenn Sie
    mich nach dem Zeitrahmen fragen, sagen, dass das
    Thema in den ersten beiden Jahren der nächsten Le-
    gislaturperiode erledigt sein wird .

    Das wäre übrigens 2011 gewesen . Im Koalitionsvertrag
    von CDU, CSU und FDP von 2009 steht:

    Das gesetzliche Rentensystem hat sich auch in den
    Neuen Ländern bewährt . Wir führen in dieser Legis-
    laturperiode ein einheitliches Rentensystem in Ost
    und West ein .

    Wenn wir jetzt über verlorengegangenes Vertrauen
    sprechen und darüber, dass wir Zeichen setzen wollen,
    dann möchte ich daran erinnern, dass wir in unserem Ko-
    alitionsvertrag uns gegenseitig in die Hand versprochen
    haben, 30 Jahre nach der deutschen Einheit die Anglei-
    chung der Renten in Ost und West in einem Stufensystem
    zu erreichen. Ich finde, Frau Merkel, dieses Wort müs-
    sen wir halten . Als die Bundeskanzlerin und später auch
    Thomas Oppermann Dietmar Bartsch widersprochen
    haben, als es um die Höherbewertung ging, die dann
    selbstverständlich entfallen muss, haben Sie am Beifall
    der SPD und der CDU/CSU in diesem Haus gemerkt:
    In der Sache, wie wir das gestalten wollen, sind wir uns
    in dieser Großen Koalition einig . Es geht aber um einen
    einzigen Punkt – darum gehört das in diese Debatte –: Es
    geht um die Finanzierung .

    Bei dem Konzept von Andrea Nahles, zu dem sie mit
    dem Koalitionsvertrag beauftragt worden ist, geht es um
    1,8 Milliarden Euro für 2018 und ab 2020 um 3,9 Milli-
    arden Euro pro Jahr . Dazu hat Andrea Nahles – aus mei-
    ner Sicht und aus Sicht der SPD natürlich vollkommen
    zu Recht – gesagt: Das ist eine gesamtgesellschaftliche
    Aufgabe . Wir sind über alles, was diese Reform angeht,
    etwa das Tempo, gesprächsbereit . Aber eine Sache ist
    nicht verhandelbar, und das ist die Frage der Finanzie-
    rung .

    Wenn das Ministerium von Herrn Schäuble, wie in
    der Zeitung Die Welt am 28 . Juli berichtet wird, mitteilt,
    daher sei die Gegenfinanzierung unmittelbar, vollständig
    und dauerhaft bei der gesetzlichen Rentenversicherung
    sicherzustellen, dann ist das, sorry, eine Unverschämt-
    heit . Denn es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe .
    Dies gehört nicht in die Rentenkasse .

    Die Wahrheit ist – daran möchte ich an dieser Stelle
    erinnern –, dass die deutsche Einheit insgesamt durch
    die Weichenstellung in den 90er-Jahren – wir fanden das
    immer falsch – ganz maßgeblich zulasten der sozialen
    Sicherungssysteme und gerade auch zulasten der Ren-
    tenversicherung in Deutschland finanziert worden ist.
    Darum ist es eine Frage der Gerechtigkeit, dass jetzt der
    letzte Schritt der Anpassung aus den Steuermitteln finan-
    ziert wird .


    (Beifall bei der SPD)


    Die Stellungnahme aus dem Finanzministerium macht
    deutlich – das ist auch gestern schon bei ein paar Red-
    nern angeklungen, nach dem Motto „Wir blicken besorgt
    auf die Sozialquote“ und Ähnliches; damit war das, den-
    ke ich, indirekt ein Stück weit gemeint –, dass es nicht
    technokratisch um die Frage geht, ob wir es uns leisten
    können, das aus Steuermitteln zu finanzieren. Die Frage
    muss vielmehr sein: Wollen wir uns das leisten? Das hat
    auch etwas mit der Frage von Frau Merkel heute Morgen
    zu tun . Es ist nämlich eine wertebezogene Frage, und wir
    müssen darauf eine wertebezogene Antwort geben: In
    welcher Welt wollen wir eigentlich leben, und wo wollen
    wir hin?

    Gerda Hasselfeldt






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ich appelliere ganz dringend an die Große Koalition .
    Sie haben es gehört: Wir wollen das eigentlich alle ge-
    meinsam machen . Wir haben noch ein Jahr Zeit . Lassen
    Sie uns diese Zeit nutzen, um das gemeinsam hinzube-
    kommen und damit auch ein Stück Vertrauen bei den
    Menschen in den ostdeutschen Ländern zurückzugewin-
    nen .

    Zurück zu dem, was ich zur Finanzierung gesagt habe,
    und zu dem hohen Beitrag, den wir Jahr für Jahr aus
    Steuermitteln für die Rentnerinnen und Rentner ausge-
    ben . Herr Schäuble hat es gestern erwähnt . Er hat gesagt:
    Ein Drittel jedes Euros, der an Renten ausbezahlt wird,
    stammt aus Steuermitteln . – Ich habe mich gefragt: Was
    will er mir damit sagen? Denn die Wahrheit ist: Das war
    vor zehn Jahren auch schon so . Dieser Aufwuchs der
    Steuerfinanzierung hat etwas mit der Finanzierung der
    deutschen Einheit zu tun . Darum komme ich nicht um-
    hin, ein paar Zahlen dazu zu nennen .

    1991 betrug dieser Steuerzuschuss 30 Milliarden Euro .
    1998 waren es 51,4 Milliarden Euro . Das sind 21,4 Mil-
    liarden Euro mehr – pro Jahr wohlgemerkt – innerhalb
    von sieben Jahren . Ich muss nicht weiter erklären, wa-
    rum das so gekommen ist . Dass dieser Steuerzuschuss
    innerhalb von 20 Jahren – also von 1991 bis 2011 – um
    50 Milliarden Euro angestiegen ist, zeigt, dass wir in den
    90er-Jahren eben nicht offen und ehrlich in Deutschland
    die Debatte darüber geführt haben, ob wir zum Beispiel
    die Steuern erhöhen müssen, um die deutsche Einheit als
    Generationenwerk zu vollenden, sondern das wurde auf
    die gerade beschriebene Art und Weise gemacht . Jetzt
    ist es wichtig, dass wir an dieser Stelle auch den letzten
    Schritt machen .


    (Beifall bei der SPD)


    Frau Merkel hat dazu am 26 . Februar 2016 gesagt: Es
    gibt, was zusätzliche Leistungen für die einheimische
    Bevölkerung betrifft, eine Vielzahl von Projekten, die
    wir noch gar nicht umgesetzt haben . Als Beispiele nannte
    sie die geplante schrittweise Erhöhung der Ostrenten auf
    Westniveau und die Eingliederungshilfe für Behinderte .
    Super! Wir nehmen Sie beim Wort, Frau Merkel: Diese
    beiden wichtigen Punkte wollen wir mit vielen anderen
    Vorhaben noch gemeinsam in dieser Legislatur umset-
    zen .


    (Beifall bei der SPD)


    Es wird ja hier – auch in den Medien – oft gefragt, ob
    es nach den Landtagswahlen nicht irgendwelche Kurs-
    wechsel geben müsse . Wenn ich auf Bayern blicke: Da
    wäre – das könnte ich mir vorstellen – ein Kurswechsel
    vielleicht einmal angebracht . Ansonsten aber sollte es kei-
    ne hektischen Bemühungen geben . Nein, wir in der Gro-
    ßen Koalition – das gilt gerade für uns Sozialdemokra-
    ten – gehen nicht hektisch vor, sondern haben eine klare,
    lange Linie entwickelt . Wir sagen schon lange: Es ist die
    eine Seite der Medaille, die Flüchtlinge bei uns aufzu-
    nehmen, sie zu registrieren und all die damit zusammen-
    hängenden Dinge zu machen . Sie zu integrieren, ist die
    andere Seite der Medaille . Das ist die wichtigere und viel
    langfristigere Aufgabe . Das ist uns übrigens nicht gerade
    erst heute eingefallen . Vielmehr haben unsere fünf Spit-
    zenpolitikerinnen – Andrea Nahles, Manuela Schwesig,

    Aydan Özoğuz, Malu Dreyer und Barbara Hendricks –
    schon im Dezember 2015 das SPD-Integrationskonzept
    vorgestellt, das wir seitdem nicht nur anmahnen, sondern
    auch in dieser Regierung als Koalitionspartner umsetzen
    wollen . Sigmar Gabriel konnte am 18 . März nach langen
    Verhandlungen im Hause Schäuble, die – so hört man –
    in einer nicht ganz komplett konfliktfreien Gesprächs-
    atmosphäre stattfanden, verkünden, dass wir das Soli-
    darpaket in der Großen Koalition miteinander umsetzen
    wollen . In ihm ist sehr viel Geld – 5 Milliarden Euro –
    für aktive Arbeitsmarktpolitik, Wohnungsbau und Städ-
    tebau, Kitaausbau, Sprachkitas, Initiativen gegen rechts,
    Sprachförderung, Integrationskurse und all diese Dinge –
    das Bundesteilhabegesetz und die Solidarrente kommen
    noch hinzu – vorgesehen . Mit diesen Mitteln soll sicher-
    gestellt werden, dass die Menschen in Deutschland ganz
    deutlich spüren, dass wir sie nicht vergessen, sie ernst
    nehmen und wir all die genannten Dinge noch in dieser
    Legislatur umsetzen wollen .


    (Beifall bei der SPD)


    Eine letzte Bemerkung zum Stichwort „innere Si-
    cherheit“ . Das spielt hier ja zu Recht auch eine große
    und wichtige Rolle . Wir sind gemeinsam froh, dass wir
    schon mit den Beschlüssen der Haushälter im letzten Jahr
    3 000 neue Bundespolizistenstellen geschaffen haben,
    von denen natürlich – das ist klar – erst 1 000 Stellen
    vorhanden sind . Die Bundespolizisten werden drei Jahre
    lang ausgebildet . Es wurden aber noch viele andere Stel-
    len geschaffen. Da Herr de Maizière nicht anwesend ist,
    wende ich mich an Ole Schröder:


    (Abg . Dr . Thomas de Maizière [CDU/CSU] nimmt in den Reihen der CDU/CSU-Fraktion Platz und grüßt zur Rednerin – Johannes Kahrs [SPD]: Da geht er!)


    Bundespolizisten – das sagt hier jeder – muss man nicht
    nur haben, die muss man auch gut ausstatten . Daher passt
    es überhaupt nicht ins Bild, dass die 165 Millionen Euro
    für drei Schiffe, die wir für Nord- und Ostsee anschaf-
    fen wollten, verschwunden sind . Wir sind uns mit den
    Kollegen im Haushaltsausschuss einig, dass wir das na-
    türlich reparieren werden; aber Vertrauen gegenüber der
    Bundespolizei wäre leichter zu erreichen gewesen, wenn
    diese Mittel mit dem Regierungsentwurf gar nicht erst
    verschwunden wären .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Er war da, saß neben unseren Reihen!)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Als nächster Redner spricht Dennis Rohde für die

SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dennis Rohde


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geschätzte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

    und Kollegen! Wir haben auch in dieser Debatte wieder
    gemerkt, dass die Aussprache zum Haushalt des Bundes-

    Bettina Hagedorn






    (A) (C)



    (B) (D)


    kanzleramtes mehr ist als eine Debatte über Tagespolitik .
    Es geht um mehr als Einnahmen und Ausgaben . Im End-
    effekt geht es um eine allgemeine gesellschaftspolitische
    Debatte .

    Jetzt haben wir vorhin schon gelernt, wann Herr
    Kauder und wann Herr Bartsch geboren wurden . Ich oute
    mich selbst als 1986 Geborenen . Ein Ergebnis der Gna-
    de der späten Geburt ist sicherlich, dass man viele ver-
    gangene Epochen aus eigenem Erleben nicht mitbekom-
    men hat . Ich kenne die Zeiten der nationalen Egoismen
    in Europa nur aus Erzählungen . Die Zeiten des Kalten
    Krieges, die Zeit der andauernden Bedrohung in Europa
    kenne ich nicht aus eigenem Erleben . Die Jahre des Ent-
    behrens nach dem Krieg, in denen man froh war, wenn
    man genug zu essen hatte, kenne ich nur aus den Erzäh-
    lungen meiner Großeltern . Krieg, Nationalismus, Armut
    und Entbehrung kenne ich nicht aus eigenem Erleben .
    Ich kann heute, im Jahr 2016, ausdrücklich sagen, dass
    ich froh bin, all das nicht erlebt haben zu müssen . Ich
    bin denjenigen dankbar, die Deutschland und Europa zu
    einer Region gemacht haben, in der wir in Frieden leben
    können .


    (Beifall bei der SPD)


    Mein Großvater war ein einfacher Bahnarbeiter . Er
    hatte dieses Glück nicht . Er musste die Leiden des Krie-
    ges durchleben und in der Nachkriegszeit das Land wie-
    der mit aufbauen . Er war es, der mich politisiert hat und
    der wahrscheinlich auch dafür verantwortlich ist, dass ich
    heute hier stehe . Mein Opa hat – genauso wie Millionen
    andere – dieses Land wiederaufgebaut . Dabei haben die
    Menschen damals nicht nur an sich selbst und an ihren
    eigenen Vorteil gedacht, sondern auch an die Allgemein-
    heit . Ohne Solidarität, ohne dass man einander geholfen
    hat – so hätte es mein Großvater formuliert –, hätte man
    dieses Land nicht binnen kürzester Zeit aus den Trüm-
    mern des Zweiten Weltkrieges wiederaufbauen können .
    Ich bin der festen Überzeugung: Nur weil sich die Gene-
    ration meiner Großeltern trotz aller Entbehrungen gegen
    nationale Egoismen gestellt hat, nur weil sie solidarisch
    füreinander eingestanden ist, kann ich, können wir heute
    in Frieden in Deutschland leben .


    (Beifall bei der SPD)


    Die Leistung der vorherigen Generation sollte uns
    Mahnung für das Hier und Jetzt sein . Ich schäme mich –
    genauso wie es mein Großvater vermutlich tun würde –,
    dass nationale Rechtspopulisten in diesem Land wieder
    Erfolge haben, Populisten, getarnt als Beschützer bür-
    gerlicher Werte, die aber in Wirklichkeit die Schwachen
    gegen die noch Schwächeren ausspielen . Dabei sollte uns
    allen doch bewusst sein: Nationalismus, der Rückzug in
    die vermeintlich heile, abgeschottete Welt, war noch nie
    die richtige Antwort . Es gibt kein Beispiel in der Ge-
    schichte der letzten 200 Jahre, das zeigt, dass blinder
    Nationalismus den Menschen und dem Frieden gut getan
    hätte, kein einziges Beispiel .


    (Beifall bei der SPD)


    Ich schaue mit Sorge auf den Versuch, unsere Gesell-
    schaft zu spalten . Zwietracht zu säen und das dann auch

    noch Mut zu nennen, ist an Widerlichkeit nicht zu über-
    bieten .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es tut mir leid um diejenigen, deren Ängste und Zweifel
    missbraucht werden, deren Ängste und Zweifel geschürt
    und instrumentalisiert werden . Anstatt ihnen Mut zu ma-
    chen und Perspektiven zu eröffnen, sollen sie mitgenom-
    men werden auf die eine Seite der Gesellschaft, die dann
    gegen die andere Seite der Gesellschaft ausgespielt wird .
    Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich möchte nicht
    in einem Deutschland leben, in dem man wieder nach
    seinem Aussehen oder seiner Herkunft bewertet wird .
    Ich möchte nicht in einem Deutschland leben, in dem die
    religiöse Orientierung, die Sprache, die Homosexualität
    oder der soziale Status Grundlage für Stigmatisierung
    sind . Ich möchte nicht in einem Deutschland leben, in
    dem das Gegeneinander wieder vor dem Miteinander
    kommt . Die Generaldebatte über den Haushalt ist der
    richtige Ort, um zu sagen: Lassen Sie uns alle gemeinsam
    für ein tolerantes und weltoffenes, für ein friedliches und
    solidarisches Deutschland streiten .


    (Beifall bei der SPD)


    Ich möchte genauso wie alle anderen das friedliche
    Miteinander in unserem Land weiterhin sicherstellen .
    Neben den Debatten über Burka und doppelte Staats-
    bürgerschaft glaube ich, dass es bei Frieden zuvorderst
    um sozialen Frieden geht; denn auch und gerade soziale
    Spaltung kann zur Gefahr für unsere innere Sicherheit
    werden . Spaltung bedeutet nichts anderes als Ausgren-
    zung, und Ausgrenzung führt letztlich zum Verlust unser
    aller Freiheit .

    Was eine gespaltene Gesellschaft bedeutet, durfte ich
    erst vor kurzem von einer Austauschschülerin lernen .
    Louise ist 17 Jahre alt und kommt aus Brasilien, aus dem
    Land, das wir alle noch vor Augen haben wegen der teils
    kontrovers diskutierten und teils imposanten Olympi-
    schen Spiele und der Fußballweltmeisterschaft . Brasilien
    ist aber zuvorderst ein Land tiefer sozialer Gräben . Die
    daraus resultierende Sprengkraft schlägt sich im tagtäg-
    lichen Leben nieder und nimmt allen Menschen die Frei-
    heit . In vielen Städten Brasiliens kann man nicht einfach
    über die Straße spazieren oder mit dem Fahrrad fahren .
    Diese für uns selbstverständliche Freiheit war für Louise
    am Anfang etwas ganz Besonderes . Es ist daher sehr klug
    von den Müttern und Vätern unserer Verfassung gewe-
    sen, dafür zu sorgen, dass der Kampf gegen Armut als
    Wesensmerkmal des Sozialstaates Verfassungsrang hat .

    Ich sage mit Blick auf die kommenden Haushalts-
    verhandlungen: Wir brauchen einen starken Staat . Wir
    sollten uns nicht in wahltaktische Debatten über Steuer-
    senkungen nach dem Gießkannenprinzip verzetteln . Wir
    sollten nicht auf kurzfristige Versprechen hereinfallen,
    deren Zeche die Gesellschaft am Ende zu zahlen hätte .
    Vertrauen gewinnt man nicht durch Steuergeschenke,
    von denen das Gros der Menschen nichts hätte, weil sie
    entweder keine Einkommensteuer oder so wenig Ein-

    Dennis Rohde






    (A) (C)



    (B) (D)


    kommensteuer zahlen, dass die Steuersenkung am Ende
    bei ihnen im Portemonnaie nicht auffällt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ja, wir haben in den letzten Jahren Spielräume im
    Bundeshaushalt geschaffen, finanzielle Spielräume. Er-
    arbeitet haben sie aber die Menschen in unserem Land,
    und zwar die, die aufrichtig und ehrlich ihre Steuern und
    Abgaben zahlen . Genau die sind es, die nun auch von
    diesen Spielräumen profitieren sollten.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir müssen die Spielräume zur Gestaltung nutzen, um
    in unsere Gesellschaft und damit in den Zusammenhalt
    zu investieren. Ich finde, wir müssen in Schulen und Uni-
    versitäten investieren, damit junge Leute die beste Bil-
    dung bekommen und damit höhere Bildung keine Cha-
    raktereigenschaft einer Elite wird. Ich finde, wir müssen
    in Mütter und Väter investieren, damit sie für ihr Kind
    trotz der Herausforderung des Berufs und des Alltags als
    Eltern da sein können . Das Elterngeld Plus von Manuela
    Schwesig war ein Schritt in die richtige Richtung .

    Ich finde, wir müssen ganz ausdrücklich in neue und
    bezahlbare Wohnungen investieren, in die Verstetigung
    des sozialen Wohnungsbaus . Mir ist ganz egal, wer da-
    für eigentlich verfassungsrechtlich zuständig ist. Ich fin-
    de, wir müssen mehr Geld in die Hand nehmen; denn es
    kann nicht sein, dass insbesondere junge Menschen und
    Menschen mit kleinen Einkommen keinen Platz mehr in
    unseren Städten finden.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir müssen diejenigen im Auge behalten, die Quali-
    fizierungsmaßnahmen brauchen, um überhaupt wieder
    auf dem Arbeitsmarkt eine Beschäftigung zu finden. Wir
    werden natürlich in Polizei und Sicherheit investieren,
    damit sich jeder hierzulande überall und zu jeder Zeit frei
    und sicher fühlen kann . Deshalb fordern wir auch einen
    massiven Stellenaufwuchs bei der Polizei und halten uns
    bei der Debatte über Hilfssheriffs und einen Einsatz der
    Bundeswehr im Inland ganz gepflegt heraus.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir sollten, wenn wir Menschen wirklich finanziell
    entlasten wollen, genau das tun, was Johannes Kahrs
    und Thomas Oppermann vorhin gesagt haben, nämlich
    nicht das Gießkannenprinzip bei der Einkommensteuer
    anwenden, sondern gezielt bei kleinen Einkommen an-
    setzen, gezielt bei den Sozialabgaben ansetzen; denn die
    Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen sind die wirk-
    lichen Leistungsträger in unserer Gesellschaft .


    (Beifall bei der SPD)


    Wir müssen in unsere Gesellschaft investieren . Das ist
    der Gegenentwurf zu einfachen Forderungen nach Steu-
    ersenkungen, die nur die Besserverdienenden bevortei-
    len . Das ist auch der Gegenentwurf zu all denen, die den
    Mindestlohn aushöhlen wollen, das ist der Gegenentwurf
    zu all denen, die die Renten kürzen wollen, die die Le-
    bensarbeitszeit am liebsten bis in die Ewigkeit verlän-
    gern würden und für ein unfaires Steuersystem plädieren,

    sodass diejenigen, die ohnehin wenig haben, noch weni-
    ger in der Tasche haben werden .

    In unserer sozialen Marktwirtschaft muss immer ein
    Grundsatz gelten: Starke müssen den Schwachen helfen .
    Schwächere müssen sich anstrengen und, unterstützt von
    uns allen, versuchen, wieder stärker zu werden . Deshalb
    noch einmal mein Appell: Wenn wir Menschen entlas-
    ten wollen, dann diejenigen, die die Entlastung dringend
    brauchen, aber nicht diejenigen, denen man gerne ein
    Geschenk machen möchte .

    Ich möchte weiterhin in einem Deutschland der Ge-
    meinsamkeiten leben, ich möchte, dass unsere gemeinsa-
    me Prämisse der Erhalt des sozialen Friedens ist . Sozialer
    Friede kommt aber nicht von selbst, sondern er muss po-
    litisch begleitet und verteidigt werden . Gemeinsamkeit
    vor Egoismus, Toleranz vor Ausgrenzung, Miteinander
    statt Gegeneinander – der Aufgabe, dies im Dialog mit
    den hier lebenden Menschen sicherzustellen, ihre Ängste
    ernst zu nehmen, Zweifel zu beseitigen und alle mitzu-
    nehmen, die es wollen, müssen wir uns als Politik mehr
    denn je zuvor stellen .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Johannes Kahrs [SPD]: Sehr gute Rede!)