Rede:
ID1818510500

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 12
    1. Das: 1
    2. Wort: 1
    3. hat: 1
    4. der: 1
    5. Kollege: 1
    6. Dr: 1
    7. .: 1
    8. Stephan: 1
    9. Harbarth: 1
    10. für: 1
    11. dieCDU/CSU-Fraktion: 1
    12. .\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/185 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 185. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Michael Groß, Anita Schäfer (Saal- stadt), Eberhard Gienger, Dr. Hans-Peter Uhl und Erika Steinbach . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 A Begrüßung des neuen Abgeordneten Jürgen Coße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließlich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18317 C Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 18319 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18321 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18323 B Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18325 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18325 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . . . . . . . . . . 18326 B Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 18326 C Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18328 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18329 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18331 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18332 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18333 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 18334 C Dr . h . c . Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . 18335 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18337 B Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18339 B Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18340 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18344 C Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18346 D Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18347 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 18349 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18349 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18352 B Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18353 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18354 A Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18355 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016II Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18357 D Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18359 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18359 C Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18359 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18360 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18361 B Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18362 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 18363 C Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 18364 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 18366 C Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18367 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18370 A Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18371 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 18372 C Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18373 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18375 C Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18376 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18378 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18379 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18380 B Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18382 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18385 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18386 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18389 A Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18390 B Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18392 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 18393 C Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18395 B Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18396 C Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18398 A Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18398 D Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18400 A René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18401 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18403 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18405 A Anlage 2 Neudruck: Inhaltsverzeichnis Anlage 2 (183 . Sit- zung, Seite VIII) und Anlage 2 (183 . Sitzung, Seite 18131 B) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18405 B Anlage 3 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage 39 der Abgeord- neten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (182 . Sitzung, Anlage 28) . . . . . . 18405 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016 18309 185. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2016 Beginn: 10 .02 Uhr
  • folderAnlagen
    René Röspel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016 18405 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 06 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 06 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 06 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 06 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 06 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 06 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 06 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 06 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 06 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 06 .09 .2016 Menz, Birgit DIE LINKE 06 .09 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 06 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 06 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 06 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 06 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 06 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 06 .09 .2016 Träger, Carsten SPD 06 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 06 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 06 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 06 .09 .2016 Anlage 2 Neudruck: Inhaltsverzeichnis Anlage 2 (183. Sit- zung, Seite VIII) und Anlage 2 (183. Sitzung, Seite 18131 B) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum NATO-Gipfel am 8 ./9 . Juli 2016 in Warschau (Drucksache 18/9086) (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18131 B Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin zum NATO-Gipfel am 8./9. Juli 2016 in Warschau (Drucksache 18/9086) (Tagesordnungspunkt 4) Ich nehme an der Abstimmung nicht teil . Wer das Agieren der NATO bewerten will, muss einen Blick auf den Charakter des Regimes Putin werfen . Das System Putin ist eine Mischung aus KGB/FSB-Struktu- ren mit Oligarchen und kriminellen Methoden . Der Staat ist auf dieses Herrschaftsmodell vollkommen ausgerich- tet . Nichts muss dieses Regime mehr fürchten als Demo- kratie, Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit . Um jegli- chen demokratischen Widerstand im Lande zu ersticken, braucht das Regime „Feinde“ im Ausland und erklärt jeg- liche demokratische Bewegung im Inneren als feindlich . Deswegen kann das Regime am Frieden draußen kein Interesse haben. Es braucht Konflikte, um durch Propa- ganda nach innen sein Regime aufrechtzuerhalten . In diesem Zusammenhang müssen auch die Vorgänge in der Ukraine bewertet werden . Der Kreml wünscht weder den demokratischen und ökonomischen Erfolg der Ukraine noch echten Frieden an seinen Grenzen . Eine erfolgreiche Ukraine könnte der Anstoß für eine ähnliche demokratische Entwicklung in der Russischen Föderation werden . Die Ausrichtung der Fähigkeiten der NATO muss die- se Analyse mit einbeziehen . Das schließt den geduldigen und zähen Dialog mit dem Regime im Kreml nicht aus, sondern er bleibt un- verzichtbar . Anlage 3 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/8998, Frage 39): Welche Erkenntnisse hat das Bundesministerium für Um- welt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) über den derzeitigen antragstellerseitigen Stand der Arbeiten an Anträgen zur Zwischenlagerung der insgesamt 26 ausstehen- den Castoren mit verglasten radioaktiven Wiederaufarbei- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 201618406 (A) (C) (B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de tungsabfällen aus La Hague und Sellafield in Zwischenlagern an Atomkraftwerkestandorten (gegebenenfalls bitte auch mit zeitlichen Prognosen), und gegebenenfalls welche Fortschrit- te wurden bei etwaigen weiteren Sitzungen der gemeinsamen Arbeitsgruppe (AG) des BMUB und der Energieversorgungs- unternehmen zu diesem Thema seit der zweiten AG-Sitzung vom 16 . November 2015 erzielt (gegebenenfalls bitte mög- lichst auch mit Angabe der jeweiligen Sitzungstermine und -teilnehmer wie in Plenarprotokoll 18/142, Anlage 32; dazu, dass zwischen dem 16 . November 2015 und 8 . Juni 2016 keine betreffende AG-Sitzung stattfand, siehe Antwort der Bundesregierung auf meine mündliche Frage 11, Plenarproto- koll 18/175, Anlage 10)? Nach dem Treffen der Arbeitsgruppe aus Vertretern des Bundesumweltministeriums und der Energieversor- gungsunternehmen am 16 . November 2015 hat keine weitere Sitzung der Arbeitsgruppe stattgefunden . In einem Gespräch zu unterschiedlichen Themen ha- ben die Energieversorgungsunternehmen (EVU) Bereit- schaft signalisiert, im Zusammenhang mit der von den Energieversorgungsunternehmen erwarteten und voraus- gesetzten Umsetzung der Empfehlungen der Kommis- sion zur Überprüfung der Finanzierung des Kernener- gieausstiegs (KFK) für die vier im Gesamtkonzept zur Rückführung von verglasten radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung vom 19 . Juni 2015 genannten Standorte Unterlagen für Genehmigungsverfahren nach § 4 und § 6 Atomgesetz vorbereiten zu wollen . (182 . Sitzung, Anlage 28) 185. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2017, Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Epl 06 Inneres Epl 30 Bildung und Forschung Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Harald Petzold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

    und Kollegen! Die Debatte um den Einzelplan des Bun-
    desministers für Recht und Verbraucherschutz ist nie
    nur eine Debatte um Einnahmen und Ausgaben . Sie ist
    eigentlich immer auch eine Diskussion über grundsätz-
    liche Entwicklungslinien in der Rechts- und Verbrau-
    cherschutzpolitik, und ich finde, das ist auch notwendig,
    da zum einen von den Gesetzen, die in diesem Bereich
    verabschiedet werden, die Menschen in besonderer Wei-
    se betroffen sind, und zum anderen – das ist zumindest
    meine Überzeugung – dieser Politikbereich zu jenen
    gehört, in denen der Widerspruch zwischen Schein und
    Sein, zwischen Anspruch und Wirklichkeit am deutlichs-
    ten auch nach außen sichtbar ist . Denn es vergeht meiner
    Meinung nach kaum eine Woche, in der der Bundesjus-
    tizminister Heiko Maas nicht wenigstens eine Ankündi-
    gung in die Welt setzt, mit der er den Eindruck erweckt,
    den Menschen doch Gutes tun zu wollen .

    Dies nützt möglicherweise seinem Image, und die
    Leute denken: Mensch, was für ein dynamischer Ma-
    cher! Aber wenn man genauer hinschaut, sieht man: Es
    bringt den Menschen in diesem Land tatsächlich nur sel-
    ten Verbesserungen; denn in den meisten Fällen passiert
    dann bestenfalls gar nichts – wenn ich an das Verspre-
    chen der zeitnahen Abschaffung des sogenannten Majes-
    tätsbeleidigungsparagrafen denke, und dabei kann man
    noch sagen: „Bestenfalls“ ist da gar nichts passiert; wer
    weiß, was bei einem Gesetz herausgekommen wäre .

    Aber ganz oft kommen Gesetze dabei heraus, die entwe-
    der das Gegenteil der Ankündigung zur Konsequenz ha-
    ben – Stichwort „Vorratsdatenspeicherung“ –, oder aber
    es sind derart halbgewalkte Kompromisse, dass es mir
    mit den Gesetzen dann geht wie Clara Peller in der Wer-
    bung einer amerikanischen Fast-Food-Kette, die, über ei-
    nen übergroßen Hamburger gebeugt, ständig fragt: „But
    where’s the beef?“


    (Beifall bei der LINKEN)


    Erst in der vergangenen Woche kündigte der Minister
    vollmundig an, dass es mehr Rechtssicherheit beim so-
    genannten Scheinvaterregress geben soll . Das ist wahr-
    lich eine gesetzliche Regelung, auf die unsere Nation
    aufgrund ihrer Dringlichkeit seit Jahren förmlich mit an-
    gehaltenem Atem wartet . Der Minister beruft sich dabei
    auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts .
    Dieses hatte vor allem festgestellt, dass für einen soge-
    nannten Scheinvater, also einen sozialen Vater, der in der
    Überzeugung lebt, auch der biologische Vater eines Kin-
    des zu sein, es aber möglicherweise nicht wirklich ist,
    dagegen oft aber der rechtliche Vater des Kindes, kein
    rechtlich ausdrücklich geregelter Auskunftsanspruch
    gegen die Mutter vorhanden wäre, zu erfahren, wer der
    mutmaßliche Vater ist .

    Bundesminister Heiko Maas






    (A) (C)



    (B) (D)


    Aber anstatt nun das Unterhaltsrecht neu zu regeln,
    wofür es gute Gründe gäbe, legt Herr Minister Maas
    einen Gesetzentwurf vor, der allen Ernstes vorschreibt,
    dass die Mutter eines Kindes künftig dazu verpflichtet
    sein soll – Frau Präsidentin, ich bitte Sie, mir das Zitieren
    zu gestatten –,

    dem Dritten, der dem Kind als Vater Unterhalt
    gewährt hat, auf Verlangen Auskunft darüber zu
    erteilen, wer ihr während der Empfängniszeit bei-
    gewohnt hat, soweit dies zur Feststellung des über-
    gegangenen Unterhaltsanspruchs erforderlich ist .


    (Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Völlig durchgeknallt!)


    Ich frage mich ganz ernsthaft, Herr Minister – ich
    kann noch nicht wirklich glauben, was Sie da vorschla-
    gen –: Was hat Sie geritten, allen Ernstes zu verlangen,
    dass die Mutter eines Kindes künftig preisgeben soll, mit
    wem sie zwischen dem 300 . und dem 181 . Tag vor der
    Geburt eines Kindes Sex gehabt hat, und das, obwohl
    das Bundesverfassungsgericht in seiner Begründung des
    Beschlusses im Leitsatz 1 eindeutig festgestellt hat – ich
    zitiere erneut –:

    Das aus Artikel 2 Absatz 1 in Verbindung mit Arti-
    kel 1 Absatz 1 GG folgende allgemeine Persönlich-
    keitsrecht schützt mit der Privat- und Intimsphäre
    auch das Recht, selbst darüber zu befinden, ob, in
    welcher Form und wem Einblick in die Intimsphä-
    re und das eigene Geschlechtsleben gewährt wird .
    Dies umschließt das Recht, geschlechtliche Bezie-
    hungen zu einem bestimmten Partner nicht offenba-
    ren zu müssen .


    (Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


    Wie gesagt, das steht in Leitsatz 1 der Entscheidung des
    Bundesverfassungsgerichtes .

    In Ihrer Pressemitteilung schreiben Sie dann, dass Sie
    eine Regelung schaffen würden, die einen Auskunfts-
    anspruch des Scheinvaters gegenüber der Mutter auf
    Preisgabe des Namens des mutmaßlichen leiblichen Va-
    ters des Kindes zur Folge hat . Das haben Sie aber nicht
    in das Gesetz geschrieben . Herausgekommen ist etwas
    völlig anderes . Und das nenne ich „Irreführung der Öf-
    fentlichkeit“ oder „Vortäuschung falscher Tatsachen“ .
    Das ist leider in Ihrem Verantwortungsbereich die Re-
    gel . Mal davon abgesehen, dass in vergleichbaren um-
    gekehrten Fällen niemand auf die Idee kommen würde,
    einen Mann zu derartigen Offenlegungen zu zwingen, ist
    dieser Gesetzentwurf ein typisches Beispiel für „Thema
    verfehlt“ vom Bundesministerium für Recht und Ver-
    braucherschutz . Es geht nämlich gar nicht mehr um die
    Verbesserung der Rechtssituation von Betroffenen, hier
    von Scheinvätern, sondern es geht um Aktionismus, der
    rechtsstaatliches Engagement vortäuscht und dabei ver-
    schleiern soll, dass mit unwürdigen Methoden in der Pri-
    vatsphäre von Menschen herumgeschnüffelt wird.


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Liste ließe sich fortsetzen: große Ankündigungen,
    wenig Substanz, wenig Rückgrat, wenig bis kein Beef .

    Ich habe den Majestätsbeleidigungsparagrafen bereits
    genannt, die Vorratsdatenspeicherung könnte hinzuge-
    fügt werden . „Ich lehne sie entschieden ab“, „sie verstößt
    gegen das Recht auf Privatheit und Datenschutz“, und
    was Sie sonst noch getwittert haben: Das Ergebnis ist
    bekannt . Nach wie vor ist das Strafrecht sprachlich nicht
    von NS-Normen befreit, wie Sie es versprochen haben .
    Zur groß angekündigten sogenannten Mietpreisbremse
    wird meine Kollegin Caren Lay nachher noch das Not-
    wendige sagen .

    Und so sehr ich mich über die Ankündigung freue,
    dass Sie die Opfer nach § 175 jetzt endlich entschädi-
    gen und rehabilitieren wollen, so wenig kann ich es Ih-
    nen ersparen, Ihnen immer wieder deutlich zu machen,
    dass das Versprechen, die Diskriminierung von gleich-
    geschlechtlichen Lebenspartnerschaften und Menschen
    aufgrund ihrer sexuellen Identität vollständig abschaffen
    zu wollen, nicht eingehalten wird, dass die Arbeit der
    Bundesstiftung Magnus Hirschfeld nach wie vor auf un-
    sicheren Füßen steht und aufgrund der Lage auf den Fi-
    nanzmärkten fast völlig unmöglich wird, dass beim Per-
    sonenstandsrecht für intersexuelle Menschen, bei dem
    Sie evaluieren wollten, welche Verbesserungen durch die
    Änderung erzielt wurden, wo Sie schauen wollten, wie
    Sie es gegebenenfalls ausbauen und dabei die besonde-
    re Situation von trans- und intersexuellen Menschen in
    den Fokus nehmen könnten, bis heute nichts umgesetzt
    wurde .

    Wir haben keinen Opferentschädigungsfonds für die
    Wiedergutmachung von Menschen, die offensichtlich
    Justizopfer geworden sind . Wir haben keine Gesetze, die
    die Menschen tatsächlich verstehen . TTIP und CETA, für
    die Sie sich besonders einsetzen, werden unsere Rechts-
    staatlichkeit weiter untergraben . Gegen all das tun Sie
    nichts . Wenn Sie nicht als Ankündigungsminister in die
    Geschichte eingehen wollen, dann ändern Sie endlich
    Ihre Politik . Ein Umsteuern im Einzelplan 07 des Haus-
    haltsgesetzes wäre dazu ein guter Anfang .

    Danke schön .


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat der Kollege Dr . Stephan Harbarth für die

CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Stephan Harbarth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

    gen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Über die
    Qualität eines Haushalts entscheiden Zahlen . Die Zahlen
    dieses Haushalts, vorgelegt unter einer unionsgeführten
    Bundesregierung, vorgelegt unter unserem Bundesfi-
    nanzminister Wolfgang Schäuble, sind wahrlich be-
    eindruckend . Wir haben im vierten Jahr in Folge einen
    ausgeglichenen Haushalt . Das setzt Maßstäbe, auch im
    Hinblick auf die Folgejahre .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Harald Petzold (Havelland)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Über die Qualität von Rechtspolitik entscheiden nicht
    Zahlen, sondern Inhalte . Deshalb stehen heute auch In-
    halte im Mittelpunkt meiner rechtspolitischen Bestands-
    aufnahme . Was ist die zentrale Herausforderung der
    Rechtspolitik im Jahre 2016? Es ist ohne jede Frage der
    Umgang unseres Staates, unseres Rechtsstaates mit der
    Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus, der
    nicht nur Deutschland, sondern Europa insgesamt mit
    seinen Vorstellungen von gesellschaftlicher Freiheit fun-
    damental herausfordert . Unsere Demokratie ist seit jeher
    eine wehrhafte Demokratie . Deshalb gilt heute mehr
    denn je: Wer gegen unsere freiheitlich-demokratische
    Grundordnung arbeitet, wer die Grundrechte als Deck-
    mantel für den Kampf gegen Freiheit und Rechtsstaat
    missbraucht, der wird mit allen Mitteln dieses Rechts-
    staats konfrontiert und bekämpft . Dies war seit jeher die
    Linie von CDU und CSU, und dies setzen wir auch in der
    heutigen Zeit mit aller Konsequenz durch .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Für uns ist klar: Ohne Sicherheit ist Freiheit undenk-
    bar . Sicherheit ist dabei nicht lediglich die Abwesenheit
    von existenzieller Gefahr . Vielmehr dreht sich die Sicher-
    heit, die wir schützen, die wir stärken wollen, auch um
    das Gefühl der Unbeschwertheit, um die Gewissheit, in
    Deutschland in einem sicheren und guten Land zu leben .
    Wir meinen deshalb, wenn wir über innere Sicherheit,
    wenn wir über Freiheit und Sicherheit sprechen, auch den
    nervösen Blick über die Schulter, wenn jemand nachts
    durch einen Park läuft, das ungute Gefühl, das eine Fami-
    lie bei einem Aufenthalt in einem Kaufhaus beschleichen
    mag, oder die Sorge, ob die Wohnung ausreichend ver-
    schlossen ist, wenn wir in den Urlaub fahren .

    Wir haben in der Frage, wie wir Sicherheit in diesem
    Land gewährleisten, ganz unterschiedliche Auffassun-
    gen. Die Linkspartei ist der Auffassung: Wir gewähr-
    leisten Sicherheit, indem wir die Nachrichtendienste
    abschaffen. Die Grünen sind der Auffassung: Wir ge-
    währleisten Sicherheit, indem wir alle Maßnahmen, die
    auf mehr Sicherheit abzielen, ablehnen und bekämpfen .


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo haben Sie das denn her?)


    Für uns als Union ist das Verständnis klar: Uns geht es
    darum, dass wir einen starken Staat, einen handlungsfä-
    higen Staat haben zum Schutz der Schwachen unserer
    Gesellschaft, völlig egal, ob das die Opfer von islamisti-
    schem Terror sind oder Flüchtlinge, gegen die der braune
    Mob wütet .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben in dieser Legislaturperiode viel erreicht,
    damit wir in Deutschland frei und sicher leben können .
    Ja, Deutschland ist eines der sichersten Länder über-
    haupt . Dennoch nehmen die Bedrohungen zu, und des-
    halb brauchen wir weitere Maßnahmen . Was sind die
    Schlüssel für mehr Sicherheit in Deutschland? Es ist
    ein Dreiklang: mehr Polizisten, bessere Ausrüstung und
    bessere gesetzliche Möglichkeiten . Die besseren gesetz-
    lichen Möglichkeiten zu schaffen, ist eine Kernaufgabe
    der Rechtspolitik . Hier haben wir in dieser Legislaturpe-
    riode viel erreicht .

    Wir haben allein im Kernbereich der inneren Sicher-
    heit mehr als ein halbes Dutzend Gesetze verabschiedet .
    Die Opposition hat in jedem dieser Gesetze nur einen
    Anschlag auf die Freiheitsrechte der Bürger erkennen
    wollen und gegen jede einzelne Maßnahme gestimmt .
    Wir haben das Reisen in terroristischer Absicht unter
    Strafe gestellt – die Opposition war dagegen . Wir haben
    das Terrorismusbekämpfungsgesetz verlängert – die Op-
    position war dagegen . Wir haben für einen besseren In-
    formationsaustausch unter den europäischen Sicherheits-
    behörden gesorgt – die Opposition war dagegen .


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht! Sie haben was falsch gemacht!)


    Wer so handelt wie die Opposition, wird seiner Verant-
    wortung für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger
    in Deutschland gewiss nicht gerecht .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die Terroristen werden leider immer besser, perfek-
    tionieren ihre Strukturen, werden enthemmter und radi-
    kaler . Darauf muss der Rechtsstaat immer wieder Ant-
    worten finden, und er muss mit Vernunft, Augenmaß und
    Verantwortung dort nachjustieren, wo dies nötig und
    möglich ist . Da hilft keine Vogel-Strauß-Taktik – einfach
    nur den Kopf in den Sand zu stecken und sonst nichts
    zu tun, bringt unser Land nicht weiter . Insofern brauchen
    wir weitere gesetzliche Verbesserungen . Ich will Ihnen
    dies an wenigen Beispielen deutlich machen .

    Für uns als Union ist klar: Terrorwerbung ist kein
    Grundrecht, sondern strafwürdig . Wer für Terrorvereini-
    gungen oder andere extremistische Organisationen Sym-
    pathie äußert und für sie wirbt, muss bestraft werden . Um
    potenzielle Anhänger gerade auch in unserem Land an-
    zusprechen, sind Terrororganisationen zunehmend auch
    auf Twitter, auf Facebook, auf Instagram und andernorts
    aktiv . Die Werbung für solche Organisationen ist mit
    unserer Werteordnung so absolut unvereinbar, dass sie
    aus sich heraus strafbar sein muss, auch ohne kompli-
    zierte vereinsrechtliche Verbote . Dies gilt nicht nur für
    islamistischen Terror, sondern auch für rechtsextremis-
    tische Gruppen, die über das Internet Werbung für ihre
    unseligen Positionen machen . Insofern möchten wir Sie,
    Herr Bundesminister Maas, bitten, in diesem Punkt Ihre
    ablehnende Haltung noch einmal zu überdenken, damit
    wir zu einer besseren Regelung kommen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich nenne andere Bereiche, etwa die Ermittlungsmög-
    lichkeiten unserer Sicherheitsbehörden im digitalen Be-
    reich, ich nenne auch den Verlust der Staatsbürgerschaft
    bei Doppelstaatern, wenn diese im Ausland für eine Ter-
    rororganisation kämpfen und sich von unserer Werteord-
    nung fundamental und abschließend verabschieden . Herr
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat im August
    eine ganze Reihe von fachlich gebotenen Vorschlägen
    gemacht, die für unseren Koalitionspartner politisch zu-
    mutbar sein sollten – sie überfordern niemanden .

    Wir müssen – neben diesen gesetzlichen Maßnah-
    men – in der Rechtspolitik auch die richtigen Signale
    aussenden, was den Stellenwert der Polizistinnen und

    Dr. Stephan Harbarth






    (A) (C)



    (B) (D)


    Polizisten anbelangt, die mit ihrer hervorragenden Arbeit
    und ihrem großen Einsatz entscheidend zur inneren Si-
    cherheit in Deutschland beitragen . Dies beginnt mit dem
    Respekt, den wir ihnen entgegenbringen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Dies gilt auch – ich muss es leider ansprechen – für die
    Frage, wie die Vorsitzende des Rechtsausschusses sich
    über Polizisten äußert . Im Anschluss an die schlimme Tat
    in Würzburg galt ihre Sorge dem Täter, der mit einer Axt
    durch den Regionalzug lief, um möglichst viele Men-
    schen zu töten oder zu verletzen .


    (Zuruf des Abg . Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Ihre erste vorwurfsvolle Frage war, ob die Polizei den
    Täter nicht lediglich angriffsunfähig hätte machen kön-
    nen, statt ihn in einer Nothilfesituation zu erschießen . Ich
    glaube, wir tun als Politiker gut daran, wenn wir nicht nur
    aus unseren gewärmten Sesseln heraus solche Materien
    beurteilen,


    (Zuruf des Abg . Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    sondern uns einmal einen Moment in die Situation ei-
    ner Polizistin oder eines Polizisten hineinversetzen, der
    im Bruchteil einer Sekunde eine solche Entscheidung zu
    treffen hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die Polizei hat Anspruch auf die Solidarität der Politik
    auch dann, wenn es ernst wird . Unsere Polizistinnen und
    Polizisten, die uns und unsere Gesellschaft jeden Tag mit
    Mut und Courage und unter Inkaufnahme persönlicher
    Risiken für ihr Leben, für ihre Gesundheit schützen, ver-
    dienen Rückhalt statt unterschwelliger Unterstellungen .

    Ich möchte Ihnen, Herr Bundesjustizminister, sagen,
    dass es unsere Fraktion in der Sommerpause irritiert hat,
    wie Sie oder Ihr Team Lob für eine Musikband ausge-
    sprochen haben, die sich ansonsten durch Hass auf und
    Ablehnung von Polizisten auszeichnet . Sie haben das
    sehr schnell korrigiert . Das war aus unserer Sicht richtig
    und auch deshalb wichtig, weil wir in der Großen Koa-
    lition gemeinsam seit vielen Jahren viel für den Stellen-
    wert der Polizistinnen und Polizisten in unserem Land
    tun . Wir müssen aber auch in diesem Bereich noch ein-
    mal zu gesetzlichen Verbesserungen kommen .

    Wir beobachten seit Jahren mit großer Sorge, wie sich
    unsere Einsatzkräfte – das gilt nicht nur für die Polizei,
    das gilt auch für das Rote Kreuz, das gilt für die Feuer-
    wehr – einer wachsenden Welle der Gewalt ausgesetzt
    sehen . Die Union hat hier klare Vorstellungen, wie man
    die Einsatzkräfte auch durch Änderungen im Strafrecht
    besser schützt . Wir möchten Sie und auch die Kollegin-
    nen und Kollegen der SPD sehr herzlich bitten, in den
    verbleibenden Monaten der Legislaturperiode mit uns
    gemeinsam an einem Strang zu ziehen . Die Polizei hätte
    es wahrlich verdient .

    Lassen Sie mich kurz zwei andere Themen anspre-
    chen, die für die Rechtspolitik des Jahres 2016 von
    großer Bedeutung waren oder sind . Auf die Reform des

    Sexualstrafrechts, die wir vor wenigen Wochen beschlos-
    sen haben, können wir stolz sein . Der Referentenentwurf
    des Bundesjustizministeriums war noch relativ weit von
    einem modernen Sexualstrafrecht entfernt . Dass wir ein
    solches gemeinsam umsetzen konnten, ist in besonde-
    rer Weise das Verdienst der Kolleginnen aus den beiden
    Fraktionen von CDU/CSU und SPD . Ihnen gilt dafür
    mein herzlicher Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Noch nicht gelöst haben wir die Frage, wie wir in
    Deutschland mit Kinderehen umgehen . Wir müssen da-
    von ausgehen, dass es in Deutschland über 1 000 verhei-
    ratete minderjährige Mädchen gibt, denen das Recht auf
    Selbstbestimmung und das Recht, über ihren Ehepartner
    selbst zu entscheiden, vorenthalten wird, und dies kann
    unsere Rechtsordnung nicht hinnehmen . Wir als Union
    haben deshalb schon Anfang August erste Vorschläge
    unterbreitet . Wir haben in der vergangenen Woche ein
    Eckpunktepapier beschlossen . Sie haben im Bundesjus-
    tizministerium eine Expertenkommission etabliert, die in
    dieser Woche zusammengekommen ist . Wir haben gegen
    eine solche Arbeitsgruppe keine Einwendungen, aber
    wir haben die Sorge, dass die Arbeit nicht schnell genug
    geht . Für uns ist es wichtig, dass wir zügig zu Lösungen
    kommen im Sinne dessen, was wir vorgeschlagen haben .
    Denn wir sind der festen Überzeugung: Ein zwölfjähri-
    ges Mädchen gehört nicht in die Ehe, es gehört in die
    Schule . Für ein zwölfjähriges Mädchen, das in einer ihm
    aufgezwungenen Ehe gefangen ist, ist jeder Tag in dieser
    Ehe ein Tag zu viel . Deshalb sollten wir als Fraktionen
    von CDU/CSU und SPD zusehen, dass wir gemeinsam
    rasch zu einer Lösung kommen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir sollten dies auch deshalb tun, weil wir anhand dieses
    Beispiels die Frage, nach welchen Spielregeln wir un-
    sere Gesellschaft organisieren, konkret zu beantworten
    haben . Organisieren wir unsere Gesellschaft nach den
    Spielregeln, die wir hier haben, oder nach den Spielre-
    geln, die jedermann in unser Land mitbringen kann? Un-
    sere Antwort als Union ist klar: Wir wollen, dass Integra-
    tion stattfindet auf Basis unserer Werteordnung, auf Basis
    des Grundgesetzes . Das wird in diesem Fall sehr konkret .

    Wir sind der Auffassung – Sie haben es angesprochen,
    Herr Bundesjustizminister, und ich teile Ihre Einschät-
    zung –: In der Rechtspolitik geht es auch immer um Ge-
    sellschaftspolitik . Deshalb ist es wichtig, dass wir über
    die Frage diskutieren und entscheiden, wie wir mit Män-
    nern umgehen, die aufgrund ihrer Homosexualität ver-
    folgt und verurteilt wurden. Ich bin aber auch der Auffas-
    sung, dass wir Gesellschaftspolitik nicht auf diese Frage
    reduzieren können . Es geht in der Gesellschaftspolitik
    und deshalb auch in der Rechtspolitik um die Frage, wie
    wir mit den großen Herausforderungen der Integration
    umgehen .

    Es ist heute vielfach zu Recht gesagt worden: Die Bur-
    ka ist keine Frage der inneren Sicherheit, die Burka ist
    eine Frage der Integration, der Werteordnung . Ich wür-
    de mir wünschen, dass wir uns auch in der Rechtspolitik
    und im Bundesjustizministerium der Verantwortung, die

    Dr. Stephan Harbarth






    (A) (C)



    (B) (D)


    Frage der Integration auch im Rahmen der Gesellschafts-
    politik zu beantworten, verstärkt stellen . Ich glaube, dann
    haben wir die Chance, gemeinsam einiges erfolgreich
    hinzubekommen . Wir als Union stehen dafür gerne be-
    reit .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU)