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ID1818501000

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    Plenarprotokoll 18/185 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 185. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Michael Groß, Anita Schäfer (Saal- stadt), Eberhard Gienger, Dr. Hans-Peter Uhl und Erika Steinbach . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 A Begrüßung des neuen Abgeordneten Jürgen Coße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließlich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18317 C Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 18319 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18321 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18323 B Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18325 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18325 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . . . . . . . . . . 18326 B Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 18326 C Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18328 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18329 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18331 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18332 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18333 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 18334 C Dr . h . c . Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . 18335 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18337 B Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18339 B Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18340 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18344 C Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18346 D Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18347 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 18349 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18349 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18352 B Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18353 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18354 A Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18355 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016II Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18357 D Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18359 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18359 C Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18359 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18360 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18361 B Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18362 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 18363 C Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 18364 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 18366 C Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18367 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18370 A Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18371 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 18372 C Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18373 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18375 C Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18376 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18378 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18379 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18380 B Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18382 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18385 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18386 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18389 A Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18390 B Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18392 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 18393 C Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18395 B Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18396 C Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18398 A Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18398 D Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18400 A René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18401 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18403 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18405 A Anlage 2 Neudruck: Inhaltsverzeichnis Anlage 2 (183 . Sit- zung, Seite VIII) und Anlage 2 (183 . Sitzung, Seite 18131 B) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18405 B Anlage 3 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage 39 der Abgeord- neten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (182 . Sitzung, Anlage 28) . . . . . . 18405 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016 18309 185. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2016 Beginn: 10 .02 Uhr
  • folderAnlagen
    René Röspel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016 18405 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 06 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 06 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 06 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 06 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 06 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 06 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 06 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 06 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 06 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 06 .09 .2016 Menz, Birgit DIE LINKE 06 .09 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 06 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 06 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 06 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 06 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 06 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 06 .09 .2016 Träger, Carsten SPD 06 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 06 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 06 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 06 .09 .2016 Anlage 2 Neudruck: Inhaltsverzeichnis Anlage 2 (183. Sit- zung, Seite VIII) und Anlage 2 (183. Sitzung, Seite 18131 B) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum NATO-Gipfel am 8 ./9 . Juli 2016 in Warschau (Drucksache 18/9086) (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18131 B Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin zum NATO-Gipfel am 8./9. Juli 2016 in Warschau (Drucksache 18/9086) (Tagesordnungspunkt 4) Ich nehme an der Abstimmung nicht teil . Wer das Agieren der NATO bewerten will, muss einen Blick auf den Charakter des Regimes Putin werfen . Das System Putin ist eine Mischung aus KGB/FSB-Struktu- ren mit Oligarchen und kriminellen Methoden . Der Staat ist auf dieses Herrschaftsmodell vollkommen ausgerich- tet . Nichts muss dieses Regime mehr fürchten als Demo- kratie, Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit . Um jegli- chen demokratischen Widerstand im Lande zu ersticken, braucht das Regime „Feinde“ im Ausland und erklärt jeg- liche demokratische Bewegung im Inneren als feindlich . Deswegen kann das Regime am Frieden draußen kein Interesse haben. Es braucht Konflikte, um durch Propa- ganda nach innen sein Regime aufrechtzuerhalten . In diesem Zusammenhang müssen auch die Vorgänge in der Ukraine bewertet werden . Der Kreml wünscht weder den demokratischen und ökonomischen Erfolg der Ukraine noch echten Frieden an seinen Grenzen . Eine erfolgreiche Ukraine könnte der Anstoß für eine ähnliche demokratische Entwicklung in der Russischen Föderation werden . Die Ausrichtung der Fähigkeiten der NATO muss die- se Analyse mit einbeziehen . Das schließt den geduldigen und zähen Dialog mit dem Regime im Kreml nicht aus, sondern er bleibt un- verzichtbar . Anlage 3 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/8998, Frage 39): Welche Erkenntnisse hat das Bundesministerium für Um- welt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) über den derzeitigen antragstellerseitigen Stand der Arbeiten an Anträgen zur Zwischenlagerung der insgesamt 26 ausstehen- den Castoren mit verglasten radioaktiven Wiederaufarbei- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 201618406 (A) (C) (B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de tungsabfällen aus La Hague und Sellafield in Zwischenlagern an Atomkraftwerkestandorten (gegebenenfalls bitte auch mit zeitlichen Prognosen), und gegebenenfalls welche Fortschrit- te wurden bei etwaigen weiteren Sitzungen der gemeinsamen Arbeitsgruppe (AG) des BMUB und der Energieversorgungs- unternehmen zu diesem Thema seit der zweiten AG-Sitzung vom 16 . November 2015 erzielt (gegebenenfalls bitte mög- lichst auch mit Angabe der jeweiligen Sitzungstermine und -teilnehmer wie in Plenarprotokoll 18/142, Anlage 32; dazu, dass zwischen dem 16 . November 2015 und 8 . Juni 2016 keine betreffende AG-Sitzung stattfand, siehe Antwort der Bundesregierung auf meine mündliche Frage 11, Plenarproto- koll 18/175, Anlage 10)? Nach dem Treffen der Arbeitsgruppe aus Vertretern des Bundesumweltministeriums und der Energieversor- gungsunternehmen am 16 . November 2015 hat keine weitere Sitzung der Arbeitsgruppe stattgefunden . In einem Gespräch zu unterschiedlichen Themen ha- ben die Energieversorgungsunternehmen (EVU) Bereit- schaft signalisiert, im Zusammenhang mit der von den Energieversorgungsunternehmen erwarteten und voraus- gesetzten Umsetzung der Empfehlungen der Kommis- sion zur Überprüfung der Finanzierung des Kernener- gieausstiegs (KFK) für die vier im Gesamtkonzept zur Rückführung von verglasten radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung vom 19 . Juni 2015 genannten Standorte Unterlagen für Genehmigungsverfahren nach § 4 und § 6 Atomgesetz vorbereiten zu wollen . (182 . Sitzung, Anlage 28) 185. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2017, Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Epl 06 Inneres Epl 30 Bildung und Forschung Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ralph Brinkhaus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Vielen Dank, Herr Präsident . – Meine Damen und

    Herren! Normalerweise müsste ich jetzt sagen: 2014
    Haushaltsausgleich, 2015 erfolgreich abgeschlossen,
    2016 erfolgreich abgeschlossen, 2017 die schwarze Null,
    im Finanzplanungszeitraum bis 2020 die schwarze Null .
    Normalerweise müsste ich jetzt sagen: Da können wir
    uns alle zusammen ein Loch in den Bauch freuen, weil
    das, glaube ich, kein Finanzminister in der jüngeren und
    auch etwas weiter zurückliegenden Geschichte erreicht
    hat .

    Normalerweise würde ich jetzt auch sagen: Das haben
    wir erreicht, ohne die Steuern erhöht bzw . neue Steuern –
    die Grünen haben ja gerade ein Bekenntnis hierzu ab-
    gegeben – eingeführt zu haben . Wir haben das erreicht,
    ohne bei den Investitionen zu kürzen . Im Gegenteil: Wir
    haben mehr investiert . Wir haben mehr Geld für For-
    schung ausgegeben . Wir haben 120, 150, 170 Milliarden
    Euro – je nachdem, wie man es rechnet – für die Kom-
    munen und die Länder gegeben . Wir haben mit dem Geld
    wichtige Herausforderungen gemeistert, beispielsweise
    die Integration und die Aufnahme von Flüchtlingen und
    Migranten . – All das müsste ich normalerweise sagen .

    Normalerweise müsste ich jetzt mahnend den Finger
    erheben und all denjenigen, die meinen, dass jetzt ge-
    nügend Geld vorhanden sei, sagen, dass das Ganze nur
    aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung funk-
    tioniert und dass diese wirtschaftliche Entwicklung mor-
    gen vorbei sein kann und dass in diesem Fall der Bun-
    deshaushalt dreifach bestraft würde: Wir hätten weniger

    Steuereinnahmen, wir müssten mehr in die Sozialversi-
    cherungssysteme geben, und


    (Beifall des Abg . Johannes Kahrs [SPD])


    wir müssten Geld ausgeben, um die Konjunktur wieder
    anzuheizen .

    Normalerweise müsste ich auch sagen: Es gibt noch
    andere Herausforderungen: innere Sicherheit, äuße-
    re Sicherheit, Migration, der demografische Wandel in
    den Sozialversicherungssystemen . All das sollte für uns
    Anlass sein, vorsichtig zu sein und behutsam und ver-
    antwortungsvoll mit den Mitteln in diesem Haushalt
    umzugehen . Deswegen müsste ich normalerweise sa-
    gen: Liebe Fachpolitiker, tut uns Haushältern bitte einen
    Gefallen und kommt jetzt nicht noch mit irgendwelchen
    Sonderwünschen mit der Begründung: Das ist wichtig,
    und das Geld dafür ist doch da . – Kommt doch vielleicht
    auch einmal und sagt: Diese oder jene Ausgabe ist nicht
    mehr notwendig . – Das ist ein Mechanismus, der uns ir-
    gendwie fremd geworden ist .

    Normalerweise müsste ich jetzt auch sagen, dass sich
    die gute Situation auch auf den Steuerzahler auswirken
    wird, und zwar durch höhere Freibeträge – Grundfrei-
    betrag, Kinderfreibetrag –, durch die Bekämpfung der
    kalten Progression, aber auch dadurch, dass wir – damit
    müssen wir spätestens in der nächsten Legislaturperiode
    dringend beginnen – den Solidaritätszuschlag abschmel-
    zen .

    Meine Damen und Herren, das alles müsste ich nor-
    malerweise sagen .


    (Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie doch gerade!)


    Aber momentan ist dafür nicht die Zeit; denn momentan
    erleben wir, dass eine sachliche Diskussion in der politi-
    schen Debatte nicht mehr stattfindet. Ein besonders be-
    eindruckendes Beispiel hat Frau Lötzsch geliefert . Frau
    Lötzsch, ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Falls die
    Menschen von der rechten Seite ins Parlament einzie-
    hen sollten, dann setzen wir sie zu Ihnen; denn das, was
    Sie an Aufhetzung und Angstmache geboten haben, das
    macht der AfD alle Ehre .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Pfui! Pfui! Schämen Sie sich! Schämen Sie sich! – Dr . Petra Sitte [DIE LINKE]: Das ist ja unfassbar! – Weitere Zurufe von der LINKEN)


    Meine Damen und Herren, wie gehen wir mit der Situ-
    ation um, dass wir keine Sachdiskussionen mehr führen
    und dass alles emotional ist? Wir könnten darauf hinwei-
    sen, was alles erreicht worden ist, und zwar im demokra-
    tischen Konsens in dieser Großen Koalition, auch in der
    Koalition vorher, in der die Liberalen mit dabei waren .
    Wir könnten sagen: Deutschland steht so gut da wie nie
    zuvor, nicht nur in Bezug auf die Beschäftigungssituati-
    on, nicht nur in Bezug auf höhere Rentenzahlungen und
    nicht nur in Bezug auf die Stärkung des sozialen Zusam-
    menhalts durch zugegebenermaßen umstrittene Maßnah-
    men wie die Einführung des Mindestlohns oder die Ren-

    Sven-Christian Kindler






    (A) (C)



    (B) (D)


    tenpakete . Das könnte man jetzt eigentlich sagen, aber
    das wird wahrscheinlich nicht mehr ziehen .

    Man könnte auch sagen, dass Deutschland eine Posi-
    tion in der Welt hat, die es zuvor noch nie hatte; denn bei
    allen Konflikten in der Welt sind wir, unser Bundesau-
    ßenminister, unsere Bundeskanzlerin, diejenigen, die ge-
    fragt werden: Wie können wir diese Konflikte lösen? Ob
    es in der Ukraine ist, im Mittleren Osten oder in Afrika:
    Die Welt hört auf unseren Rat . Die Welt braucht unseren
    Rat und unsere Vermittlung . Das ist toll .

    Der Bundesfinanzminister hat es gerade angedeutet:
    Wir leben eigentlich in den möglicherweise glücklichs-
    ten Jahren unserer Geschichte . Irgendwann einmal wer-
    den wir uns, wenn wir von der Geschichte beurteilt wer-
    den, fragen müssen: Was haben wir daraus gemacht?


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Viel zu wenig!)


    Dementsprechend sollten wir diese Haushaltsberatungen
    nutzen, um aufzuzeigen, was wir machen . Im Bundes-
    haushalt ist vieles enthalten, das sehr zukunftsweisend
    ist . Wir können jedes Ministerium durchgehen .

    Das Wirtschaftsministerium hat versucht, die Be-
    kämpfung des Klimawandels in einen vernünftigen Rah-
    men zu bringen . Es hat viel Energie investiert, damit wir
    wirtschaftliche Notwendigkeiten und die Notwendigkei-
    ten des Klimaschutzes – zwei ganz wichtige Fragen – zu-
    sammenbringen .

    Das Außenministerium gibt viel Geld für Krisenprä-
    vention aus . Frank-Walter Steinmeier ist überall auf der
    Welt unterwegs und versucht, Krisen in Libyen und an-
    derswo einzudämmen, damit die Menschen nicht mehr
    zu uns kommen .

    Wir können das Innenministerium nehmen und dabei
    nicht nur auf die Mittel für die innere Sicherheit und für
    Integration verweisen, sondern auch auf Projekte, die in
    die Zukunft gerichtet sind, zum Beispiel im Bereich der
    Informationstechnik .

    Unser Bundesverkehrsminister ist momentan nicht
    anwesend, weil er Förderbescheide für den Bereich Di-
    gitalisierung und Breitbandausbau übergibt . Das ist ein
    Schwerpunkt unserer Politik . Das ist gut, und davon
    profitieren alle in unseren Wahlkreisen. Wir haben ge-
    meinsam einen Bundesverkehrswegeplan aufgestellt,
    durch den Verkehrsprojekte finanziert werden, von deren
    Umsetzung unsere Kolleginnen und Kollegen 30 oder
    40 Jahre geträumt haben .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir können uns auch darüber unterhalten – ich gehe
    weiter zum Zuständigkeitsbereich des Finanzministers –,
    wie viel Geld wir den Kommunen in die Hand gegeben
    haben, damit sie wichtige Aufgaben erfüllen können, da-
    mit sie in Bildungseinrichtungen und Infrastruktur inves-
    tieren können .

    Blicken wir auf das Bundesministerium für Arbeit und
    Soziales . Auch da gibt es gute Konzepte . Die Frage lau-
    tet: Was machen wir mit den Langzeitarbeitslosen, die
    wir trotz der guten Beschäftigungssituation noch haben?

    Wir gehen diese Probleme an . Wir werden etwas dagegen
    machen .

    Schauen wir auf die Landwirtschaft . Auch hier packen
    wir die Themen an, ob es um Tierwohl, gesunde Ernäh-
    rung oder die Restrukturierung der Landwirtschaft geht .

    Schauen wir zum Verteidigungsministerium . Auch in
    diesem Bereich gehen wir die Zukunftsfragen an . Wir
    stellen uns mit unserer Bundeswehr den Aufgaben des
    21 . Jahrhunderts, ob es um Cyberkrieg oder anderes geht .

    Wir können das für alle Ministerien weiter durchde-
    klinieren . Wir stehen für Innovation . Unter Führung des
    Bundesministeriums für Bildung und Forschung machen
    wir die beste Innovations- und Forschungspolitik, die
    diese Republik je gehabt hat . Die Welt beneidet uns um
    unsere Spitzenforschungsinstitute . Wir haben Exzellenz-
    initiativen gestartet . Forscherteams kommen wieder nach
    Deutschland zurück, und der Bundeswirtschaftsminister
    legt Fazilitäten auf, damit diese Forschungsergebnisse
    auch in Wachstumsunternehmen genutzt werden kön-
    nen, damit in dieser Republik Wachstum entstehen kann .
    Auch das läuft in diesem Land .

    Meine Damen und Herren, das große Versprechen der
    Populisten, die wir innerhalb und außerhalb der Parla-
    mente haben, lautet: Die Zukunft ist bedrohlich; wir neh-
    men diese Ängste der Menschen wahr und bringen euch
    die Vergangenheit zurück . – Auf diesen Algorithmus
    sollten wir nicht reinfallen, weil wir die Vergangenheit
    nicht zurückbringen können .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Gute Politik bedeutet, den Menschen die Wahrheit zu
    sagen, ihnen zu sagen, wie die Welt aussieht, und Kon-
    zepte anzubieten, die diese Wahrheiten anerkennen, und
    sie im Sinne der Menschen umzusetzen . Das müssen wir
    in diesen Haushaltsberatungen machen . Lassen Sie uns
    weniger über einzelne Zahlen, weniger über Einzelpos-
    ten reden! Lassen Sie uns Lust auf Zukunft machen, las-
    sen Sie uns an jedem Einzelplan zeigen, dass wir die Zu-
    kunft gestalten wollen, dass wir nach vorne schauen und
    Antworten für die Menschen haben! Lassen Sie uns aber
    auch sagen, dass diese Antworten nicht schnell kommen,
    dass wir manchmal dicke Bretter bohren müssen! Aber
    wenn wir die zukünftige Geschichte dieses Landes nicht
    erzählen, wenn wir nicht sagen, wo wir hinwollen, son-
    dern uns in Nörgeln, Aufhetzen und ähnlichen Sachen
    ergehen, dann werden wir in diesem Land keine Zukunft
    haben . Dann wird uns die Geschichte bezüglich der Fra-
    ge, was wir aus diesen glücklichsten Jahren gemacht ha-
    ben, so beurteilen: Ihr habt immer nur versucht, den Sta-
    tus quo zu erhalten, ihr habt versucht, die Vergangenheit
    wiederherzustellen, aber ihr habt euch nicht der Zukunft
    zugewandt .

    Noch eine letzte Bemerkung: Uns geht es gut . Das ist
    mehrfach gesagt worden . Wenn Sie sich das Leben aller
    Menschen, die je auf dieser Welt gelebt haben, und das
    Leben aller Menschen, die momentan auf dieser Welt le-

    Ralph Brinkhaus






    (A) (C)



    (B) (D)


    ben, anschauen, dann erscheint es wie ein Lottogewinn,
    dass man heute in Deutschland leben darf .


    (Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Nicht für alle!)


    Es geht Einzelnen schlecht – das ist überhaupt keine Fra-
    ge, Herr Bartsch –; aber im Schnitt geht es uns so gut
    wie nie .


    (Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Uns geht es hier allen sehr gut!)


    Wir haben tolle Beschäftigungszahlen, wir haben Sozi-
    alversicherungssysteme, die immer noch gut funktionie-
    ren, wir haben eine medizinische Versorgung für die brei-
    te Masse, die ihresgleichen sucht, wir haben eine längere
    Lebenserwartung, und wir haben vor allem eines – im
    Schnitt, Herr Bartsch; Einzelfälle, bei denen das anders
    aussieht, gibt es immer –: Wir haben in diesem Land ein
    soziales Miteinander . Herr Schneider, das zum Stichwort
    „Soziales“ . Wir zeigen uns solidarisch mit den Schwa-
    chen und gehen achtsam miteinander um . Ich frage Sie
    alle: Wann hat es das in der Geschichte auf deutschem
    Boden je gegeben? Und ich frage Sie auch: In welchem
    Land ist das besser? Ich habe nur eine Bitte: dass wir
    uns in der aufgeheizten Diskussion, die wir in diesem
    Land momentan führen, vielleicht einmal fünf Minuten
    Zeit nehmen, um dankbar zu sein für das, was wir haben .
    Vielleicht können wir das in der Haushaltsdebatte ein
    bisschen klarmachen .

    Danke schön .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Zu einer Kurzintervention erhält die Kollegin Sitte das

Wort .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Petra Sitte


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Brinkhaus, das, was Sie vorhin gesagt haben, die

    Art und Weise, in der Sie mit der Position, die die Linke
    hier vertritt, umgegangen sind, kann natürlich nicht so
    stehen bleiben .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ach was? Warum nicht?)


    Normalerweise müssten Sie sich bei meiner Kollegin
    Gesine Lötzsch entschuldigen .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Normalerweise müssten Sie sich gerade in der gegen-
    wärtigen Situation mit den Inhalten, mit den Positionen
    der anderen Redner und Rednerinnen hier auseinander-
    setzen .


    (Dr . h . c . Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie machen doch Populismus!)


    Das entspräche dem normalen Umgang unter Demokra-
    ten in einem Parlament . Wenn Sie hier Schuldzuweisun-
    gen vornehmen, die genauso populistisch sind wie man-

    che Position, die jetzt gewählt worden ist, dann kommen
    wir keinen Schritt weiter .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Normalerweise müssten Demokraten aller Partei-
    en über ihre inhaltlichen Unterschiede diskutieren . Bei
    allen Unterschieden der Inhalte wäre es, wenn Sie hier
    schon immer von Normalität oder Nichtnormalität reden,
    notwendig, dass Sie sich auch einmal damit auseinan-
    dersetzen, was denn das Rezept wäre, um gegen diese
    Stimmungen anzugehen, um dagegen anzugehen, dass
    sich die Leute zutiefst verunsichert fühlen . Dazu gibt es
    eine lange Vorgeschichte, die nicht erst gestern angefan-
    gen hat . Sie müssten sich mit den Botschaften der letzten
    Wahlen auseinandersetzen . Sie müssten sich mit der Tat-
    sache auseinandersetzen, dass die Politik, so wie wir sie
    bisher betrieben haben, eben genau nicht ankommt .

    Man mag es als Glücksfall empfinden, in Deutsch-
    land zu leben . Aber es gibt sehr viele Menschen, die in
    den letzten Jahrzehnten genau dieses Glück nicht hatten .
    Auch damit muss man sich auseinandersetzen .

    Bei allem Reichtum in diesem Land gibt es Menschen,
    die abgekoppelt sind . Es gibt Kinderarmut in diesem
    Land . Sie wissen das genauso gut wie ich . Das strahlt
    natürlich aus . Diese Abkopplung führt gerade zu dieser
    Verunsicherung . Darauf einzugehen, darüber in einer
    Haushaltsdebatte zu diskutieren, das ist aus meiner Sicht
    der Normalfall .


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Der Haushalt Arbeit und Soziales kommt ja noch! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ist das jetzt eine Kurzintervention oder ein Redebeitrag?)


    Demzufolge ist Ihre Schuldzuweisung uns gegenüber
    nicht nur unnormal, sondern auch völlig destruktiv im
    politischen Umgang mit den Ergebnissen vom Wochen-
    ende .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)