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ID1818500100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/185 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 185. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2016 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Michael Groß, Anita Schäfer (Saal- stadt), Eberhard Gienger, Dr. Hans-Peter Uhl und Erika Steinbach . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 A Begrüßung des neuen Abgeordneten Jürgen Coße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2017 (Haushaltsgesetz 2017) Drucksache 18/9200 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Drucksache 18/9201 . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18309 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließlich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18317 C Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 18319 A Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18321 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18323 B Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18325 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18325 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . . . . . . . . . . 18326 B Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 18326 C Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18328 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18329 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18331 C Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18332 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18333 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 18334 C Dr . h . c . Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . 18335 D Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18337 B Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18339 B Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18340 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18344 C Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18346 D Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18347 D Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 18349 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 18349 D Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18352 B Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 18353 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18354 A Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18355 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016II Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18357 D Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18359 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18359 C Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18359 D Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 18360 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18361 B Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18362 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 18363 C Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 18364 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 18366 C Dr . Stephan Harbarth (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18367 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18370 A Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18371 C Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 18372 C Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 18373 D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18375 C Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 18376 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18378 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18379 C Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 18380 B Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18382 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 18385 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 18386 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18389 A Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 18390 B Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18392 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 18393 C Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18395 B Katrin Albsteiger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18396 C Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18398 A Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18398 D Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 18400 A René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18401 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18403 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 18405 A Anlage 2 Neudruck: Inhaltsverzeichnis Anlage 2 (183 . Sit- zung, Seite VIII) und Anlage 2 (183 . Sitzung, Seite 18131 B) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18405 B Anlage 3 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage 39 der Abgeord- neten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (182 . Sitzung, Anlage 28) . . . . . . 18405 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016 18309 185. Sitzung Berlin, Dienstag, den 6. September 2016 Beginn: 10 .02 Uhr
  • folderAnlagen
    René Röspel (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 2016 18405 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 06 .09 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 06 .09 .2016 Bülow, Marco SPD 06 .09 .2016 Dehm, Dr . Diether DIE LINKE 06 .09 .2016 Gerster, Martin SPD 06 .09 .2016 Hellmich, Wolfgang SPD 06 .09 .2016 Hintze, Peter CDU/CSU 06 .09 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 06 .09 .2016 Kolbe, Daniela SPD 06 .09 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 06 .09 .2016 Menz, Birgit DIE LINKE 06 .09 .2016 Möhring, Cornelia DIE LINKE 06 .09 .2016 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 06 .09 .2016 Rosemann, Dr . Martin SPD 06 .09 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 06 .09 .2016 Schmidt (Ühlingen), Gabriele CDU/CSU 06 .09 .2016 Steffen, Sonja SPD 06 .09 .2016 Träger, Carsten SPD 06 .09 .2016 Weisgerber, Dr . Anja CDU/CSU 06 .09 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 06 .09 .2016 Zimmermann, Pia DIE LINKE 06 .09 .2016 Anlage 2 Neudruck: Inhaltsverzeichnis Anlage 2 (183. Sit- zung, Seite VIII) und Anlage 2 (183. Sitzung, Seite 18131 B) Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanz- lerin zum NATO-Gipfel am 8 ./9 . Juli 2016 in Warschau (Drucksache 18/9086) (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18131 B Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu der Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin zum NATO-Gipfel am 8./9. Juli 2016 in Warschau (Drucksache 18/9086) (Tagesordnungspunkt 4) Ich nehme an der Abstimmung nicht teil . Wer das Agieren der NATO bewerten will, muss einen Blick auf den Charakter des Regimes Putin werfen . Das System Putin ist eine Mischung aus KGB/FSB-Struktu- ren mit Oligarchen und kriminellen Methoden . Der Staat ist auf dieses Herrschaftsmodell vollkommen ausgerich- tet . Nichts muss dieses Regime mehr fürchten als Demo- kratie, Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit . Um jegli- chen demokratischen Widerstand im Lande zu ersticken, braucht das Regime „Feinde“ im Ausland und erklärt jeg- liche demokratische Bewegung im Inneren als feindlich . Deswegen kann das Regime am Frieden draußen kein Interesse haben. Es braucht Konflikte, um durch Propa- ganda nach innen sein Regime aufrechtzuerhalten . In diesem Zusammenhang müssen auch die Vorgänge in der Ukraine bewertet werden . Der Kreml wünscht weder den demokratischen und ökonomischen Erfolg der Ukraine noch echten Frieden an seinen Grenzen . Eine erfolgreiche Ukraine könnte der Anstoß für eine ähnliche demokratische Entwicklung in der Russischen Föderation werden . Die Ausrichtung der Fähigkeiten der NATO muss die- se Analyse mit einbeziehen . Das schließt den geduldigen und zähen Dialog mit dem Regime im Kreml nicht aus, sondern er bleibt un- verzichtbar . Anlage 3 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Florian Pronold auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/8998, Frage 39): Welche Erkenntnisse hat das Bundesministerium für Um- welt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) über den derzeitigen antragstellerseitigen Stand der Arbeiten an Anträgen zur Zwischenlagerung der insgesamt 26 ausstehen- den Castoren mit verglasten radioaktiven Wiederaufarbei- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 185 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 6 . September 201618406 (A) (C) (B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de tungsabfällen aus La Hague und Sellafield in Zwischenlagern an Atomkraftwerkestandorten (gegebenenfalls bitte auch mit zeitlichen Prognosen), und gegebenenfalls welche Fortschrit- te wurden bei etwaigen weiteren Sitzungen der gemeinsamen Arbeitsgruppe (AG) des BMUB und der Energieversorgungs- unternehmen zu diesem Thema seit der zweiten AG-Sitzung vom 16 . November 2015 erzielt (gegebenenfalls bitte mög- lichst auch mit Angabe der jeweiligen Sitzungstermine und -teilnehmer wie in Plenarprotokoll 18/142, Anlage 32; dazu, dass zwischen dem 16 . November 2015 und 8 . Juni 2016 keine betreffende AG-Sitzung stattfand, siehe Antwort der Bundesregierung auf meine mündliche Frage 11, Plenarproto- koll 18/175, Anlage 10)? Nach dem Treffen der Arbeitsgruppe aus Vertretern des Bundesumweltministeriums und der Energieversor- gungsunternehmen am 16 . November 2015 hat keine weitere Sitzung der Arbeitsgruppe stattgefunden . In einem Gespräch zu unterschiedlichen Themen ha- ben die Energieversorgungsunternehmen (EVU) Bereit- schaft signalisiert, im Zusammenhang mit der von den Energieversorgungsunternehmen erwarteten und voraus- gesetzten Umsetzung der Empfehlungen der Kommis- sion zur Überprüfung der Finanzierung des Kernener- gieausstiegs (KFK) für die vier im Gesamtkonzept zur Rückführung von verglasten radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung vom 19 . Juni 2015 genannten Standorte Unterlagen für Genehmigungsverfahren nach § 4 und § 6 Atomgesetz vorbereiten zu wollen . (182 . Sitzung, Anlage 28) 185. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2017, Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020 Epl 06 Inneres Epl 30 Bildung und Forschung Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
    begrüße Sie alle herzlich zur ersten Plenarsitzung nach
    der Sommerpause. Ich hoffe, dass Sie alle gut erholt und
    gut gelaunt nach Berlin zurückgekehrt sind und die nö-
    tige Energie für die Haushaltsberatungen mitgebracht
    haben .

    Bevor wir diese Debatte eröffnen, möchte ich noch
    einige besondere Geburtstage erwähnen, die in der Som-
    merpause stattgefunden haben: Der Kollege Michael
    Groß hat seinen 60 . Geburtstag gefeiert, die Kollegin
    Anita Schäfer und der Kollege Eberhard Gienger ihren
    65 . Geburtstag – wir arbeiten uns langsam nach vorne –,
    der Kollege Hans-Peter Uhl seinen 72 ., die Kollegin
    Erika Steinbach ihren 73 . Geburtstag . Ihnen allen unse-
    re herzlichen Glückwünsche und guten Wünsche für das
    neue Lebensjahr!


    (Beifall)


    Dann möchte ich Sie davon unterrichten, dass die
    Kollegin Petra Hinz aus dem Deutschen Bundestag aus-
    geschieden ist und für sie der Kollege Jürgen Coße als
    Mitglied des Deutschen Bundestages nachrückt . Im
    Namen des gesamten Hauses möchte ich ihn herzlich be-
    grüßen .


    (Beifall)


    Wir wünschen Ihnen einen guten Start und uns eine gute
    Zusammenarbeit .

    Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 1 a und 1 b auf:

    1 . a) Erste Beratung des von der Bundesregie-
    rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
    zes über die Feststellung des Bundeshaus-
    haltsplans für das Haushaltsjahr 2017

    (Haushaltsgesetz 2017)


    Drucksache 18/9200
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun-
    desregierung
    Finanzplan des Bundes 2016 bis 2020
    Drucksache 18/9201
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind im
    Rahmen der Haushaltsberatungen für die heutige Aus-
    sprache im Anschluss an die 40-minütige Einbringung
    des Haushalts 6 Stunden und 24 Minuten, für Mittwoch
    8 Stunden und 32 Minuten, für Donnerstag 8 Stunden und
    29 Minuten sowie für Freitag 4 Stunden und 48 Minuten
    vorgesehen – Sie alle bringen hoffentlich Stoppuhren
    mit . Gibt es Widerspruch gegen diese Vereinbarungen
    der zeitlichen Dauer der jeweiligen Plenartage? – Das ist
    nicht der Fall . Dann ist das so beschlossen .

    Das Wort zur Einbringung des Haushalts hat nun der
    Bundesminister der Finanzen, Dr . Wolfgang Schäuble .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
    zen:

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir leben
    in widersprüchlichen Zeiten . Es geht uns in Deutschland
    gut;


    (Zuruf von der LINKEN: Na ja! – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Aber nicht allen!)


    das ist den Menschen auch bewusst . Wirtschaftlich geht
    es uns so gut wie nie zuvor . Die Zahl der Erwerbstäti-
    gen ist in diesem Jahr mit 43,5 Millionen auf einem er-
    neuten Rekordhoch . Im August hatten wir die niedrigste
    Arbeitslosenzahl seit 25 Jahren . Die Preise sind stabil; in
    diesem Sommer haben sich noch nicht einmal in der Rei-
    sezeit die Benzinpreise erhöht . Die Reallöhne sind seit
    2013 deutlich gestiegen, allein im vergangenen Jahr um
    2,4 Prozent; das ist der höchste Anstieg des Reallohnin-
    dex seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008 . Und auch die
    Renten sind so stark gestiegen wie lange nicht mehr: zum
    1 . Juli um 4,25 Prozent im Westen und um 5,95 Prozent
    im Osten . Wir haben seit 2010 ein gesundes Wirtschafts-






    (A) (C)



    (B) (D)


    wachstum, zuletzt 1,7 Prozent in 2015, und wir können
    auch in diesem und im nächsten Jahr mit einem ordentli-
    chen Wachstum rechnen .

    Dennoch und zugleich machen sich viele Menschen in
    unserem Land Sorgen um die Zukunft . Sie fragen sich,
    ob es uns auch weiter gut gehen wird . Das ist eine be-
    rechtigte Frage . Die Liste der Gründe dafür ist lang, und
    sie ist in letzter Zeit länger geworden . Ich glaube, es sind
    vor allen Dingen die ungeheuer schnellen Veränderungen
    in allen Bereichen unserer Gesellschaft und unserer Wirt-
    schaft, und sie treffen uns – das schwingt immer mit – bei
    unserer nicht ganz unproblematischen demografischen
    Entwicklung .

    Dann erleben wir das Innovationsschwungrad globa-
    lisierter Märkte . Die neue Welt der Digitalisierung und
    der sozialen Netzwerke ist Auslöser eben auch von Über-
    forderung, nicht zuletzt durch die direkte Wahrnehmung
    von Geschehnissen in unserer Umwelt, ob in der unmit-
    telbaren Nachbarschaft oder in weit entfernten Regionen
    in jedem Teil der Welt. Die öffentliche Kommunikation
    im Internet und in sozialen Netzwerken hat oft erratische
    Züge . Viele dieser Veränderungen sind irgendwie abs-
    trakt, nicht so richtig greifbar . Aber dann kommt auch
    noch sehr Konkretes hinzu . Und so wächst das Gefühl
    von Unsicherheit .

    Es stürmt vieles von außen auf uns ein, Bedrohliches,
    Bedrückendes, Beunruhigendes, in der Fülle oft schwer
    zu sortieren: die Angriffe und Attentate dieses Sommers –
    Nizza, München, Würzburg, Ansbach –, die Konflikte,
    Krisen und Kriege um Europa herum, der Horror in Sy-
    rien, in Aleppo, der schwelende, erneut aufflammende
    Konflikt in der Ukraine und immer wieder ertrinkende
    Flüchtlinge im Mittelmeer . Und dann die Sorge, wie un-
    sere Gesellschaft sich verändert: durch die Flüchtlinge,
    durch Zuwanderung, durch zunehmende Ängste vor Ter-
    ror und Unsicherheit . Dann kommen die instabile Lage
    und die beunruhigende Politik in der Türkei hinzu mit
    ihren Konsequenzen für das Zusammenleben in Deutsch-
    land sowie der Propagandakrieg Russlands .

    So gibt es auch bei uns zunehmend Rufe nach dem
    starken Mann . Das ist eine Gemengelage, in der die Sehn-
    sucht nach markigen und einfachen Antworten stärker
    wird, eine Zeit für Demagogen . In dieser widersprüchli-
    chen Lage und Gefühlslage muss demokratische Politik
    Chancen eröffnen, um die Art und Weise, wie wir leben,
    um unsere freiheitliche Gesellschaft, um unseren Wohl-
    stand dauerhaft bewahren zu können . Wir müssen jetzt
    beweisen, dass die Integration der vielen Flüchtlinge ge-
    lingen kann, der Flüchtlinge, die hierbleiben werden, sei
    es auch nur für einen gewissen Zeitraum, und wir müssen
    beweisen, dass wir die möglichen Sicherheitsrisiken, die
    mit diesem Zustrom an Menschen auch verbunden sind,
    erkennen und unter Kontrolle halten .

    Die Aufgaben an sich sind schon groß genug; aber es
    geht um noch mehr . Es hilft alles nichts: Unser Land ver-
    ändert sich . Es hat sich zwar immer schon verändert, und
    das wird es auch weiter tun; aber Ausmaß und Geschwin-
    digkeit der Veränderungen scheinen zuzunehmen, und
    das ängstigt . Wir haben uns in unserer Geschichte immer
    wieder auch großen Veränderungen gestellt, übrigens ge-

    rade in den letzten Jahrzehnten mit großem Erfolg . Das
    kann und das muss uns auch heute gelingen . Wir müssen
    immer wieder lernen, mit Risiken zu leben . Aber wir sind
    eine offene Gesellschaft, und wir sind es geblieben; wir
    werden auch jetzt dafür kämpfen . Wir werden unsere An-
    sprüche an Freiheit, Recht und Gleichheit durchsetzen .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Es geht um Veränderung, aber nicht um Selbstaufgabe .
    Wir wollen offen bleiben, aber nicht für Veränderungen,
    die gesellschaftlichen Rückschritt bedeuten würden . Es
    darf keine Einschränkung unserer freiheitlichen, offe-
    nen und toleranten Lebensweise geben . Da gibt es keine
    Kompromisse .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Aber jeder weiß im Grunde auch: Die Fortsetzung der al-
    ten Wege, immer mehr vom Gleichen, der immer weitere
    Ausbau des in den letzten Jahrzehnten sozial Erreichten
    wird nicht so einfach gehen .

    In diesem Umfeld von Unsicherheiten, Ängsten und
    berechtigten Sorgen steht unsere Finanz- und Haushalts-
    politik . Sie steht für Stabilität, für Verlässlichkeit, und sie
    steht für Zukunftsgestaltung – und das ist das Wesentli-
    che . Wir bringen heute einen Haushalt ein, der die Linie
    unserer Politik seit 2009 fortsetzt . Man kann das einen
    langen Atem nennen . Wir standen damals vor einem ge-
    waltigen Defizit als Folge der Finanz- und Wirtschafts-
    krise . Wir hatten – daran muss man immer wieder erin-
    nern – für 2010 eine Neuverschuldung von 86 Milliarden
    Euro geplant . Wir haben seitdem Schritt für Schritt, Jahr
    für Jahr die Neuverschuldung gesenkt, bis wir 2014 ganz
    ohne neue Schulden ausgekommen sind – und das ohne
    Steuererhöhungen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das war unser Plan . Bis wir ohne neue Schulden aus-
    kommen konnten, haben wir die Ausgaben insgesamt
    nicht erhöht – von 2010 bis 2014 –, und seitdem erhöhen
    wir sie nur so weit, wie die Einnahmen steigen, orientiert
    an der Wirtschaftsentwicklung . Der geplante Ausgaben-
    anstieg bleibt auch in den nächsten Jahren im Einklang
    mit dem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts . Wir geben
    also vernünftigerweise nur das aus, was wir nachhaltig
    haben .

    Natürlich – darüber brauchen wir nicht zu streiten –
    gehören zu einer so guten Lage auch gute Gesamtum-
    stände. Aber gute Umstände werden offenbar von man-
    chen Regierungen besser genutzt als von anderen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Gute Umstände fallen auch nicht einfach vom Himmel .
    Die Stetigkeit und die Solidität unserer Finanzpolitik ha-
    ben wesentlich dazu beigetragen, dass nach der großen
    Krise Vertrauen zurückgekehrt ist, und das wiederum
    hat sehr viel zu dem stabilen Wirtschaftswachstum der
    letzten Jahre beigetragen . Oft wird in der internationa-
    len Debatte der Ökonomen nur über Zahlen geredet, und
    es wird unterschätzt, dass Wirtschaft sehr viel mehr mit
    Psychologie, mit Vertrauen zu tun hat . Das hat schon
    Ludwig Erhard gewusst .

    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    Bei all dem haben wir übrigens alle vorrangigen Vor-
    haben umgesetzt, auf die wir uns im Koalitionsvertrag
    geeinigt haben . Wir haben die Ausgaben, insbesondere
    bei Forschung, Bildung und Verkehrsinfrastruktur, mas-
    siv erhöht, und wir haben Länder und Kommunen so
    stark wie nie zuvor entlastet, und wir tun das weiter . Des-
    wegen können Länder und Kommunen ihre Aufgaben
    vor allem in den Bereichen Infrastruktur, Bildung und
    Kinderbetreuung verlässlich finanzieren. Schon eine un-
    vollständige Auswahl wichtiger Entlastungen der Länder
    und Kommunen durch den Bund in dieser Legislaturperi-
    ode ergibt zusammengerechnet ein Entlastungsvolumen
    von mindestens 65 Milliarden Euro . Da sind die 7 Milli-
    arden Euro vom letzten Flüchtlingsgipfel noch gar nicht
    mitgerechnet .

    Gleichzeitig konnten wir übrigens in diesen Jahren
    wie vorgesehen die Schuldenquote zurückführen . Sie
    wird den Maastricht-Kriterien voraussichtlich 2020 wie-
    der genügen . Man muss gelegentlich daran erinnern:
    Noch liegen wir weit über der vom Maastricht-Vertrag
    vorgesehenen Schuldenquote . Wir haben uns Spielräume
    geschaffen, und wir konnten Rücklagen bilden. So sind
    wir angesichts neuer drängender Aufgaben handlungsfä-
    hig geblieben .

    Vielleicht ist die Flüchtlingssituation nur ein Vorbote .
    Vielleicht stehen wir eher am Anfang einer Phase, in der
    Entwicklungen irgendwo auf der Welt immer mehr und
    spürbarer Einfluss auch auf unser Leben in Europa haben
    werden . Wie sich zum Beispiel Afrika entwickeln wird,
    wird uns in Europa betreffen. Das wird eine der großen
    Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehn-
    te sein . Wir fangen an, zu spüren, was das heißt . Diese
    Welt ist voller Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten .
    Wir erleben in vielerlei Form die Gleichzeitigkeit des
    Ungleichzeitigen. Das schafft Spannungen und Konflik-
    te, das nährt Radikalismen und Fundamentalismus . Auch
    wenn es vielen in der Welt immer besser geht, setzen
    fortdauernde, durch mancherorts rasche Entwicklungen
    wachsende Unterschiede, nicht enden wollende und im-
    mer neue Konflikte und der Klimawandel Menschen in
    Bewegung . Da wird Europa keine Insel der Seligen blei-
    ben, zumal wir immer noch an der Spitze der globalen
    Wohlstandspyramide stehen .

    In dieser Lage der Welt müssen wir handlungsfähig
    sein und handlungsfähig bleiben . Deshalb müssen wir
    Prioritäten setzen . Im Bundeshaushalt nutzen wir dazu
    unsere Spielräume . Wir erhöhen die Ausgaben, aber wir
    erhöhen sie verantwortlich dort, wo es unserer Zukunft
    nutzt, dort, wo Investitionen die Produktivität unseres
    Landes erhöhen . Wir steigern in diesem Haushalt die In-
    vestitionen erneut um fast 2 Milliarden Euro .

    Fast ebenso stark steigen die Ausgaben für Bildung
    und Forschung . Allein dem Bildungs- und Forschungsmi-
    nisterium steht 2017 wieder über 1 Milliarde Euro mehr
    als in diesem Jahr zur Verfügung, insgesamt 17,6 Mil-
    liarden Euro . Bei meinem Amtsantritt Ende 2009 hatte
    der Einzelplan noch ein Volumen von rund 10 Milliarden

    Euro . Es ist leicht zu rechnen, dass das eine Steigerung
    von über 70 Prozent ist .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir steigern erneut die Investitionen in Straße, Schie-
    ne, Wasserstraße, auch für den kombinierten Verkehr . Die
    Mittel sind seit Beginn der Legislaturperiode um 25 Pro-
    zent gestiegen . Sie sind so hoch wie nie zuvor . Mit dem
    neuen Bundesverkehrswegeplan haben wir zudem einen
    aktuellen Katalog wichtiger Investitionsvorhaben mit ei-
    nem Gesamtvolumen von rund 270 Milliarden Euro . Wir
    investieren Milliarden in den Breitbandausbau, in die
    Marktentwicklung für Elektrofahrzeuge und in die Mi-
    kroelektronik, um die Digitalisierung der Wirtschaft zu
    unterstützen .

    Wir arbeiten zugleich an besseren Rahmenbedingun-
    gen vor allem für private Investitionen in Innovationen,
    etwa bei der Wagniskapitalfinanzierung. Wir haben gera-
    de den Entwurf eines Gesetzes zur Neuausrichtung der
    steuerlichen Verlustverrechnung bei Körperschaften vor-
    gelegt . Damit wird vor allem jungen Unternehmen mit
    innovativen Geschäftsmodellen das weitere Wachstum
    erleichtert . In den vergangenen Jahren ist viel dafür ge-
    tan worden, dass aufstrebende Unternehmen hinreichend
    Eigenkapital finden können. Aber viele junge, innovative
    Unternehmen, die den digitalen Wandel vorantreiben
    und sehr schnell wachsen, bekommen auf herkömmli-
    chem Wege oft kein Fremdkapital, weil sie erst eine sehr
    kurze Unternehmensgeschichte haben . Deswegen wollen
    wir für solche Finanzierungen bei der KfW einen Fonds
    in Höhe von 10 Milliarden Euro einrichten . Aus diesem
    Fonds sollen junge Unternehmen Fremdkapital erhalten
    können, wenn ein privater Kapitalgeber in gleichem Um-
    fang Eigenkapital zur Verfügung stellt . Mit diesem Leve-
    rage-Effekt wollen wir die Anreize für private Kapitalge-
    ber weiter verstärken . Die Kredite sind zu verzinsen und
    zurückzuzahlen, sodass die Mittel immer wieder neuen
    Unternehmen offenstehen. Wir schließen damit eine Lü-
    cke in der Wachstumsfinanzierung, und wir stärken die
    Gründungskultur in unserem Land .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die Finanz- und Haushaltspolitik der letzten Jahre
    hat sich für die Menschen ausgezahlt . Sie hat wesentlich
    dazu beigetragen, dass es uns heute wirtschaftlich so gut
    geht . Deswegen – bei allem Respekt – ist das Gerede in
    Europa über eine angebliche Austeritätspolitik wirklich
    nicht nachvollziehbar . Es ist in Wahrheit ein Ablenkungs-
    manöver .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Man will davon ablenken, dass man bei Strukturrefor-
    men, Verwaltungsmodernisierung und Ausgabendiszi-
    plin in den vergangenen Jahren zu wenig getan hat


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: So ist es!)


    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    und teilweise immer noch zu wenig tut .


    (Heike Hänsel [DIE LINKE]: Unglaublich! Sie wissen ja gar nicht, was los ist in Europa, Herr Schäuble! Fragen Sie mal die Länder!)


    Noch einmal: In Deutschland investieren wir . Wir
    erhöhen die Ausgaben . Löhne und Renten steigen . Wir
    leisten unseren Beitrag zur Stärkung der globalen Nach-
    frage, und das tun wir schon seit Jahren . Übrigens – auch
    das zum wiederholen Male –: Kein anderes europäisches
    Land gibt mehr für Investitionen aus als Deutschland,
    auch nicht für Forschung und Entwicklung .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der LINKEN: Im Vergleich zu was?)


    Wir werden auch künftig die Spielräume des Haushalts
    vorrangig für Investitionen nutzen . Das bedeutet natür-
    lich auch, dass ein weiterer Anstieg der Sozialausgaben,
    die ohnehin deutlich über 50 Prozent des Bundeshaus-
    halts ausmachen, vermieden werden muss .

    Auch ein Zweites muss klar sein: Im Wesentlichen
    wird unser Wirtschaftswachstum von privaten Investi-
    tionen getragen. Die öffentlichen Investitionen sind nur
    die Rahmenbedingungen für die privaten Investitionen .
    Im europäischen Vergleich gilt: Nur weil einige Länder
    in Europa mehr Schulden machen, investieren sie noch
    lange nicht mehr . Selbst wenn sie investieren, sind längst
    nicht alle Investitionen mit öffentlichem Geld auch sinn-
    voll . Es gibt oft intelligentere Wege, wirtschaftlich sinn-
    volle und wachstumsfördernde Projekte in einer Partner-
    schaft mit privaten Investoren umzusetzen . Das haben
    wir in Deutschland in dieser Legislaturperiode mit einer
    Reihe von Projekten erfolgreich bewiesen . Die Beteili-
    gung privater Investoren fördert die Rentabilität; das ist
    der Sinn von Investitionen und nicht, einfach nur mehr
    Schulden zu machen .

    Noch einmal: Wir investieren, und wir sind im Rah-
    men der europäischen Hilfsprogramme solidarisch; auch
    da muss uns niemand irgendwelche Ratschläge geben .


    (Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Das kann man wohl sagen!)


    Unsere Solidität und unsere Solidarität ermöglichen an-
    deren Euro-Ländern die Kapitalaufnahme zu guten Kon-
    ditionen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Sie zerstören andere Ökonomien!)


    Unsere Wirtschaftskraft kommt auch der wirtschaftli-
    chen Entwicklung unserer europäischen Partner zugute .
    Deshalb nennt man uns „Lokomotive“ . Wenn man Ihre
    Politik machen würde, wäre man wahrscheinlich eher im
    Bremserhäuschen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Oder gar nicht auf dem Zug! – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Rote Laterne!)


    Im Übrigen: Auf europäischer Ebene fehlt es doch
    längst nicht mehr an Geld . Der Juncker-Fonds ist ein in-
    telligenter europäischer Ansatz, zusammen mit privatem
    Geld zusätzliche Investitionen zu stärken . Ich bin dafür,
    den Juncker-Fonds fortzuführen und die Mittel, wenn
    nötig und sinnvoll, auch zu erhöhen . Aber zunächst brau-
    chen wir eine gründliche Evaluierung seiner Stärken und
    seiner Schwächen . Wichtig ist, dass der Fonds wirklich
    Projekte mit europäischem Mehrwert ermöglicht,


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist es!)


    die zum Beispiel Beiträge zur Industrie 4 .0 oder zur Di-
    gitalisierung leisten . Diese bringen ganz Europa voran .
    Wir haben bei den deutsch-italienischen Regierungs-
    konsultationen in der vergangenen Woche gerade über
    konkrete grenzüberschreitende Projekte gesprochen .
    Der gute Gedanke hinter dem Fonds ist: Wir wollen mit
    öffentlichen Mitteln private Investitionen anziehen, um
    Geld in Projekte zu lenken, die wirtschaftlich wirklich
    vernünftig sind . Dafür ist das Engagement von Privaten
    wichtig . Wir sollten schon vermeiden, dass das Ganze am
    Ende auf den Bau der x-ten kaum befahrenen Autobahn
    irgendwo in Europa hinausläuft .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir müssen Europa für private Investoren attraktiver
    machen; das ist überall in Europa unser großes Problem .
    Sonst werden wir international zurückfallen . In diesem
    Zusammenhang sollten wir auch daran denken, dass
    Freihandelsabkommen, wenn sie denn abgeschlossen
    werden, in bedeutendem Umfang private Investitionen
    freisetzen – gerade in unserer exportorientierten Wirt-
    schaft .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr . Axel Troost [DIE LINKE]: Das stimmt einfach nicht! – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Das ist gar nicht bewiesen!)


    Wir sind heute Nacht vom G-20-Gipfel in China zu-
    rückgekommen . Dort ist auch viel darüber geredet wor-
    den, und es herrschte übrigens völliges Einvernehmen
    aller Teilnehmer, dass es natürlich ganz falsch ist, dass
    der Welthandel eher rückläufig ist und dass Protektionis-
    mus herrscht, und dass wir stärker auf Freihandel setzen
    sollten . Wir sollten nicht glauben, dass wir recht haben,
    wenn wir alleine gegen den Rest der Welt sind .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Freihandel bedeutet mehr Güter, mehr Dienstleistun-
    gen, mehr Aufträge an den deutschen Mittelstand für den
    Export, leichterer Marktzugang für die kleinen und mitt-
    leren Unternehmen, mehr produktive Arbeitsplätze und
    höhere Löhne . Internationaler Handel ist die Grundlage
    von Wachstum – überall in der Welt .

    Es ist schon merkwürdig: Viele bekommen fast glän-
    zende Augen, wenn sie von einer Freihandelszone von

    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wladiwostok bis Lissabon reden . Nur mit Amerika wol-
    len sie sie nicht . Irgendetwas kann hier nicht richtig sein .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir dürfen die Bemühungen um TTIP nicht aufgeben .

    Reformieren, Rahmenbedingungen verbessern, inves-
    tieren: Das ist die einzige wirklich erfolgversprechende
    Antwort auf eine andere große und berechtigte Sorge,
    nämlich der zu niedrigen Zinsen . Wir werden aus dieser
    Niedrigzinsphase nur herauskommen, wenn wir in Euro-
    pa mehr nachhaltiges Wachstum haben . Das bekommen
    wir nicht, wenn wir alte Wege mit neuem Geld weiter-
    gehen, sondern nur dann, wenn wir uns verändern . Wir
    brauchen mehr Strukturreformen, überall in Europa . Es
    ist nötig, das immer wieder zu sagen .

    Wir brauchen auch weltweit mehr Strukturreformen;
    darüber gibt es Einigkeit .


    (Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fangen wir doch mal hier an!)


    – Ja, ich komme gleich darauf . – Daneben brauchen wir
    weltweit einen Abbau der viel zu hohen öffentlichen und
    privaten Verschuldung . Lesen Sie zwischendurch einmal
    einen Bericht der Bank für Internationalen Zahlungs-
    ausgleich über das Niveau der internationalen Verschul-
    dung –


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die lesen nur die taz!)


    Staatsverschuldung, Unternehmensverschuldung, Privat-
    verschuldung – und die besorgniserregend hohe Liquidi-
    tät durch die Geldpolitik der großen Zentralbanken . Wir
    werden hier nur durch eine vorsichtige Reduzierung die
    Widerstandskraft der Volkswirtschaften gegen Schocks
    und Krisen – das, was wir „Resilienz“ zu nennen gelernt
    haben – stärken, und das ist dringend notwendig .

    Deutschland wird im Dezember die Präsidentschaft im
    G-20-Prozess übernehmen, und wir werden sie – so ha-
    ben wir das besprochen – auf dem Programm der jetzigen
    chinesischen Präsidentschaft aufbauen . Unsere chinesi-
    schen Partner haben sich auf die Förderung nachhaltigen
    Wachstums durch Strukturreformen konzentriert . Auch
    das ist schon ein Ergebnis eines langen Lernprozesses,
    und wir werden das konsequent fortsetzen, indem wir die
    Widerstandsfähigkeit der einzelnen Volkswirtschaften
    und der Weltwirtschaft insgesamt stärken . Man beginnt
    allmählich weltweit, die Notwendigkeit von Strukturre-
    formen besser zu begreifen .

    Nun fragen viele – nicht nur Sie –: Wo sind die Refor-
    men in Deutschland?


    (Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Genau!)


    Einfach ist das nicht, das wissen wir alle; sonst gehen Sie
    einmal in eine Bundesratssitzung .


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


    Aber, meine Damen und Herren, auch da muss man
    sich einfach selber klarmachen – es ist ja wahr –: Men-
    schen, also wir, Gesellschaften, zumal in Demokratien,

    ändern eigentlich, solange es ihnen gut geht, nur ungern
    etwas, nämlich nur dann, wenn sie müssen, wenn es
    nicht anders geht, wenn eine Krise herrscht . Das habe ich
    manchmal schon gedacht . Insofern ist es vielleicht, weil
    es uns immer noch so gut geht, gar keine ganz einfache
    Zeit für tiefgreifende Reformen in Deutschland . Aber das
    darf nicht das letzte Wort sein .

    Wir reden viel über unsere föderale Ordnung . Kom-
    munen, Länder und Bund sind vor allem durch die starke
    Zuwanderung von Flüchtlingen – jeder für sich und zu-
    gleich gemeinsam – in einem selten gekannten Ausmaß
    gefordert . Ich bin überzeugt: Die föderale Ordnung, die
    Gliederung in Bund, Ländern und Kommunen, ist gerade
    in Zeiten von Globalisierung, von schnellem Wandel und
    Verunsicherung jeder zentralistischen Ordnung überle-
    gen . Aber die föderale Ordnung muss sich auch durch
    schnelle Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit bewäh-
    ren . Dazu braucht es neben Solidarität auch die richtigen
    Anreizsysteme .

    Entscheidungs- und Finanzierungszuständigkeiten
    sollten nicht zu sehr auseinanderfallen . Das ist in der
    Wirtschaft so . Das war in Bezug auf Chancen und Risi-
    ken bzw . Gewinn und Haftung in der Finanz- und Ban-
    kenkrise das Problem . Man nennt das in Deutschland
    übrigens Ordnungspolitik . Auch darum muss es bei den
    Gesprächen von Bund und Ländern gehen, nicht nur um
    die Verschiebung von Finanzmassen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Metin Hakverdi [SPD])


    Ich hoffe, dass wir bei den ab Mitte September verab-
    redeten Gesprächen rasch gute Ergebnisse erzielen, um
    die Zukunftsfähigkeit unseres Landes insgesamt zu stär-
    ken . Dazu gehört übrigens – da sollten wir ehrlich sein –,
    dass wir 2020 bei der Überwindung struktureller Schwä-
    chen in den ostdeutschen Ländern noch nicht am Ziel
    sind . Noch immer sind die Folgen von 40 Jahren Teilung
    in der wirtschaftlichen Entwicklung stärker spürbar, als
    wir – jedenfalls einer wie ich – das damals vor 25 Jahren
    gehofft haben. Wir waren damals optimistischer.

    Das Statistische Bundesamt hat übrigens vor ein paar
    Wochen über Überschüsse bei Bund, Ländern und Kom-
    munen und bei der gesetzlichen Sozialversicherung im
    ersten Halbjahr berichtet . Es hat damit natürlich entspre-
    chende Erwartungen und Diskussionen ausgelöst .

    Zunächst einmal können Halbjahressalden aus einer
    Reihe von Gründen nicht auf das ganze Jahr hochge-
    rechnet werden . Seit Aufstellung des Haushaltsentwurfs
    Anfang Juli gibt es bereits erhebliche zusätzliche Anfor-
    derungen, insbesondere bei Integration und innerer Si-
    cherheit . Dennoch ist die Entwicklung auch in diesem
    Jahr erfreulich; das muss man gar nicht bestreiten, dafür
    muss man sich auch nicht entschuldigen. Denn sie schafft
    Handlungsspielraum für steuerpolitische Entscheidun-
    gen für die kommenden Jahre .

    Wir haben uns in dieser Legislaturperiode entschie-
    den – wir haben auch Wort gehalten –, die Ausgaben mit
    der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im Gleichge-
    wicht zu halten, aber auch die kalte Progression regel-
    mäßig auszugleichen . Das soll jetzt wieder zum 1 . Ja-

    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    nuar nächsten Jahres geschehen . Wir werden in Kürze
    den Existenzminimumbericht und den Bericht über die
    Wirkung der kalten Progression vorlegen, so wie es ge-
    setzlich festgelegt ist . In der Folge dieses Berichts wer-
    den wir Grundfreibetrag, Tarif, Kindergeld und Kinder-
    freibetrag anpassen. Das hat bei der geringen Inflation
    natürlich nur begrenzte Auswirkungen . Immerhin: Man
    kommt hier auch für 2017 gesamtstaatlich gesehen auf
    eine Größenordnung von 2 Milliarden Euro . Auf die Be-
    geisterung im Bundesrat bin ich schon gespannt .


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Im Übrigen: Auch jenseits der kalten Progression
    wachsen die Steuereinnahmen aus einer Reihe von Grün-
    den .


    (Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ohne Inflation gibt es keine kalte Progression! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Stimmt! – Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sachlich richtig! Aber es ist kein Seminar hier!)


    – Sie bekommen demnächst den Bericht und den Ge-
    setzgebungsvorschlag . Damit können Sie sich dann be-
    schäftigen; das ist schon klar . Wir haben immer noch eine
    leichte Inflationsrate, Herr Kollege.

    Aber ich wollte gerade sagen: Es gibt auch jenseits der
    kalten Progression einen langsamen Anstieg der Steuer-
    einnahmen, der höher ist als der der wirtschaftlichen Ge-
    samtleistungskraft . Deshalb ist die gesamtwirtschaftliche
    Steuerquote in den letzten Jahren leicht angestiegen .
    Wenn wir das korrigieren – wofür ich plädiere, weil ich
    nicht glaube, dass die gesamtwirtschaftliche Steuerquo-
    te ansteigen sollte –, dann haben wir nach 2017 in der
    nächsten Legislaturperiode einen Steuersenkungsspiel-
    raum von etwa 15 Milliarden Euro . Den können und
    den sollten wir nutzen bei der Korrektur von Lohn- und
    Einkommensteuer – insbesondere für kleine und mittlere
    Einkommen –, aber auch für den Abbau des sogenannten
    Mittelstandsbauchs .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir arbeiten aber auch global und auf europäischer
    Ebene unermüdlich und mit wachsendem Erfolg daran,
    dass die gesetzlich geschuldeten Steuern auch bezahlt
    werden . Wir haben den globalen Informationsaustausch
    für Einkünfte aus Kapitalvermögen vereinbart, und wir
    haben im G-20-Prozess die von uns auf den Weg gebrach-
    te BEPS-Initiative beschlossen, die wir jetzt in europäi-
    sches und nationales Recht umsetzen . Wir sind schneller
    und weiter vorangekommen, als es von den allermeisten
    noch vor ein paar Jahren für möglich gehalten wurde .

    Es bleibt viel zu tun, und die Schwierigkeiten und
    die Widerstände sind global ebenso vielfältig wie groß .
    Deswegen nutzen wir übrigens immer wieder das Mo-
    mentum, wenn spektakuläre Fälle international öffent-
    liche Erregung hervorrufen . Das haben wir bei den Lu-
    xemburg-Leaks gemacht, als wir bei den Tax Rulings
    Transparenz geschaffen haben. Das haben wir bei den
    Panama Papers geschafft, wo wir Informationsregister
    und den Austausch über die wirtschaftlichen Eigentü-

    mer vereinbart haben . Und genauso werden wir jetzt
    nach der Entscheidung der Europäischen Kommission
    bzw . der Wettbewerbskommissarin im Apple-Fall wieder
    das Momentum für die Bemühungen nutzen, BEPS wie
    vereinbart zu implementieren . Denn wäre das, was ver-
    einbart ist, damals schon in Kraft gewesen, hätte es den
    Fall Apple in Irland so nicht gegeben . Das zeigt, dass wir
    auf dem richtigen Weg sind . Wir müssen ihn konsequent
    weitergehen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Natürlich geht es bei dem Thema eigentlich um eine
    international faire Steuergesetzgebung – und insofern
    nicht in erster Linie um eine Frage des Wettbewerbs- und
    Beihilferechts . Ich will aber gleich hinzufügen: Wenn es
    um die Besteuerung internationaler Konzerne geht – ins-
    besondere auch solcher, die überwiegend im Netz tätig
    sind; das wird ja zunehmend die große Herausforderung
    für die nationale und die internationale Steuerpolitik
    sein –, dann werden wir auch Konsequenzen für unsere
    Unternehmensbesteuerung mit zu bedenken haben .

    Bei der guten Haushaltslage wird ja immer wieder
    auch die Frage gestellt: Könnten wir bei Investitionen
    nicht noch mehr tun? Zunächst einmal ist doch der Hin-
    weis notwendig, dass bereitgestelltes Geld oft nicht ab-
    gerufen wird . Wir haben 2015 einen Fonds aufgelegt – da
    waren die Länder auch bereit, mitzumachen; das war gar
    nicht so ganz leicht am Anfang –, um besonders finanz-
    schwachen Kommunen zusätzliche Investitionen zu er-
    möglichen . Das war als schnelle Hilfe gedacht . Wir ha-
    ben inzwischen – und das schon nach kurzer Zeit – die
    Fristen für den Abruf dieser Mittel erheblich verlängern
    müssen, weil es offenbar vor Ort an schnell realisierbaren
    Vorhaben fehlt .

    Wir haben den Kitaausbau in den vergangenen Jahren
    mit Milliardenbeträgen des Bundes gefördert . Aber auch
    hier das gleiche Bild: Nach der jüngsten Mittelaufsto-
    ckung, als die Eckwerte im Frühjahr vorlagen, mussten
    zunächst einmal die Fristen für die Inanspruchnahme der
    Mittel deutlich verlängert werden, weil sie nicht schnell
    genug abgerufen werden . Die Familienministerin hat da-
    mals darauf hingewiesen, dass die Kommunen zu sehr
    mit der Flüchtlingsfrage beschäftigt seien . Zusätzliche
    Kindertagesstätten sind aber gerade wegen der Flücht-
    linge notwendig . Wir können sie nicht erst bauen, wenn
    die Kinder das Seniorenalter erreicht haben . Deswegen
    müssen wir schneller werden .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wenn wir uns das im Übrigen genauer ansehen, stellen
    wir fest, dass wir zunehmend nicht nur einen Mangel an
    umsetzungsreifen Projekten, sondern auch an Planungs-
    kapazitäten haben. Offenbar besteht dieses Problem auf
    allen staatlichen Ebenen .


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Auch beim Bund!)


    Es liegt ja nicht an fehlendem Geld, dass der Berliner
    Flughafen, der in Brandenburg liegt, nicht fertig wird .
    Angesichts der Tatsache, dass die Verwirklichung des
    Gesamtprojektes Rheintalbahn jetzt für das Jahr 2035 ins
    Auge gefasst wird, muss man sagen: Wir hatten mal mit

    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    der Schweiz 2016 verabredet . Die Schweiz hat schon in
    diesem Jahr den Gotthardtunnel in Betrieb genommen .
    An mangelndem Geld liegt es also nicht . Es muss schon
    damit zu tun haben, dass wir bei der Umsetzung von In-
    vestitionsvorhaben schneller werden müssen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich lasse gerade in meinem Haus prüfen, ob wir bei
    Projekten, bei denen es um Mittel für die Kommunen
    geht, möglicherweise auch die Kapazitäten für Planungs-
    verfahren bei den Kommunen miteinbeziehen können .
    Das ist verfassungsrechtlich nicht ganz einfach, aber wir
    suchen jeden Weg, um zu helfen .


    (Zuruf der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Wir müssen jedenfalls – dabei appelliere ich an alle in
    diesem Haus – in den Verfahren deutlich schneller wer-
    den . Ich will es noch einmal sagen: Mir leuchtet es im-
    mer noch nicht ein, warum wir die Geschwindigkeit, mit
    der wir die Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ nach
    der Wiedervereinigung verwirklichen konnten, nicht
    auch heute bei großen Infrastrukturprojekten ermögli-
    chen können .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, damit bin ich wieder an
    dem Punkt, an dem ich die Diskussion über das Verhält-
    nis von Bund, Ländern und Kommunen gerne hätte . Es
    geht um Handlungsfähigkeit . Es geht um den Willen und
    die Fähigkeit zur Übernahme von Verantwortung . Es geht
    darum, dass jede Ebene tatsächlich tut und tun kann, was
    jeweils ihre Aufgabe für die Zukunft unseres Landes ist .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aufgabe des Bundes, der wir nachkommen, ist die Fi-
    nanzierung weiter Bereiche sozialer Sicherheit in unse-
    rem Land . Mehr als jeder zweite Euro im Bundeshaushalt
    geht in die soziale Sicherung .


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Das meiste geht in die Rente!)


    Dazu kommt noch die Unterstützung der Kommunen
    bei ihren sozialen Aufgaben . Im Jahre 2020 werden über
    100 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt in die
    Rentenkasse zu überweisen sein . Das ist der mit Abstand
    größte Einzelposten im Bundeshaushalt .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: In absoluten Zahlen!)


    Übrigens stammt jeder dritte Euro, den ein Rentner heute
    erhält – auch das muss man zwischendurch einmal sa-
    gen –, aus dem Steuerhaushalt .


    (Bettina Hagedorn [SPD]: Das war vor zehn Jahren auch schon so!)


    Wir haben eine klare Drittelfinanzierung. Das wissen die
    Menschen zum Teil gar nicht .

    Wir müssen weiter darauf achten, das Geld für Sozia-
    les zielgerichtet einzusetzen . Wir haben bei der Rente in
    dieser Legislaturperiode viel getan . Wir haben Renten-

    steigerungen wie seit langem nicht mehr . Was ich heute
    am ehesten für vernünftig halte, ist eine Stärkung der in-
    dividuellen Vorsorge . Ich glaube, die Förderung der Ries-
    ter-Rente ist für Geringverdiener und Familien attraktiv .
    Die Riester-Rente ist gut, und es lohnt sich, daran zu ar-
    beiten, sie weiter zu verbessern .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Frau Nahles und ich arbeiten an Vorschlägen, wie wir
    die betriebliche Altersvorsorge weiter stärken können .
    Wir wollen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit
    geringerem Einkommen steuerliche Anreize zu solcher
    Vorsorge geben, und wir wollen mehr kleinen und mitt-
    leren Unternehmen ermöglichen, betriebliche Altersver-
    sorgung anzubieten . Auch dazu sind wir mit den Sozial-
    partnern im Gespräch .

    Wir müssen uns jetzt auch darauf konzentrieren, dass
    die Alterssicherung der heute Erwerbstätigen – nicht nur
    der heutigen Rentner – weiter ein solides Fundament hat .


    (Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: Dann dürfen Sie die Umrechnung im Osten nicht abschaffen!)


    Dabei wäre es bei allem Respekt angezeigt, die Debatte
    über den offensichtlichen Zusammenhang von Lebens-
    zeit und Lebensarbeitszeit zu enttabuisieren .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Gestatten Sie mir – ich habe mich nämlich in mei-
    nem politischen Leben viel mit der deutschen Einheit
    beschäftigt – noch eine Bemerkung zur Ost-West-Ren-
    tenangleichung . Es geht dabei nicht in erster Linie um
    Finanzierungsfragen . Es geht um einen fairen Ausgleich
    zwischen Ost und West, aber es geht auch um einen fai-
    ren Ausgleich zwischen Jung und Alt . Das Konzept der
    lohnbezogenen Angleichung hat alles in allem gut funkti-
    oniert. Die heutigen Rentner im Osten profitieren von der
    Hochwertung ihrer Löhne und von Rentensteigerungen
    wie zuletzt um fast 6 Prozent . Viele Rentner im Osten
    haben eine sehr auskömmliche Altersversorgung – ich
    erinnere mich noch daran, wie die Altersversorgung vor
    der Wende war –, und das hat in den vergangenen Jahren
    zunehmend zu kritischen Anmerkungen im Westen ge-
    führt . Auch das muss man im Blick haben .

    Dass es noch 2016 unterschiedliche Rechengrößen
    in Ost und West in der Rente gibt, hängt damit zusam-
    men, dass auch die Jüngeren im Osten eine Chance auf
    das Erarbeiten höherer Rentenansprüche haben sollen .
    Bisher war das Konsens unter allen großen Parteien .
    Die lohnbezogene Rentenangleichung nun zu beenden,
    würde bedeuten, manche Gruppen besser, aber manche
    Gruppen schlechter zu stellen . Es würde nicht „mehr für
    alle“ bedeuten . Deswegen muss es sorgfältig abgewogen
    werden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Alle damit zusammenhängenden Debatten haben viel
    mit unserem Bedürfnis nach Sicherheit zu tun . Auch da
    erleben wir gerade einen Wandel . Die Sorge um Sicher-
    heit von Leib und Leben, um Freiheit und Eigentum wird

    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    größer, und immer öfter wird die Frage gestellt, ob wir da
    genug tun . Im Bundeshaushalt erhöhen wir die Mittel für
    innere und äußere Sicherheit weiter; das ist ein wichtiger
    Schwerpunkt . Der Verteidigungshaushalt wird 2017 um
    1,7 Milliarden Euro angehoben, bis 2020 um mehr als
    10 Milliarden Euro . Wir wissen schon, dass militärische
    Interventionen des Westens in den letzten Jahren nicht
    immer Erfolg gebracht haben, jedenfalls nicht den Er-
    folg, den man sich versprochen hat . Aber wir sehen auch,
    dass wir in der Welt, wie sie ist, nicht ganz ohne Interven-
    tionen auskommen .

    Wir werden zugleich die Ausgaben für die innere Si-
    cherheit bis 2020 deutlich erhöhen, um mehr als 2,2 Mil-
    liarden Euro gegenüber der bisherigen Finanzplanung .
    Bis zu 4 500 neue Stellen sind bei den relevanten Sicher-
    heitsbehörden vorgesehen: beim Bundeskriminalamt, bei
    der Bundespolizei und beim Bundesamt für Sicherheit in
    der Informationstechnik .

    Aus gegebenem Anlass, Herr Kollege Gabriel, will
    ich durch ein paar Zahlen die Erhöhung von Ausgaben
    und Stellen im Bereich der inneren Sicherheit in der Zeit
    unionsgeführter Bundesregierungen seit 2005 noch ein-
    mal verdeutlichen . Das Volumen des Einzelplans des
    Bundesinnenministeriums hat sich von 4,1 Milliarden
    Euro im Jahr 2005 auf 8,3 Milliarden Euro im Jahr 2017
    mehr als verdoppelt . Die Ausgaben für die Bundespoli-
    zei haben sich von 2,2 Milliarden Euro im Jahr 2006 auf
    4,3 Milliarden im Jahr 2017 ebenfalls fast verdoppelt .
    Die Ausgaben für die Ausrüstung der Bundespolizei sind
    von 148 Millionen Euro im Jahr 2006 auf 253 Millionen
    Euro im Jahr 2017 gestiegen . Die Zahl der Stellen bei der
    Bundespolizei ist von 38 000 auf gut 40 000 gestiegen .

    Wir haben in der vergangenen Woche ein weiteres Si-
    cherheitspaket zur Terrorismusbekämpfung vorgestellt;
    das muss man, wenn das Parlament dem folgt, einbe-
    ziehen . Wir werden damit bei den Sicherheitsbehörden
    noch einmal zusätzlich 4 500 Stellen einrichten . Bei der
    Bundespolizei sollen zwischen 2017 und 2020 zusätzlich
    3 250 Stellen geschaffen werden. Mehr ist gar nicht mög-
    lich, weil man die entsprechenden Leute bekommen und
    ausbilden muss . Das verdoppelt den zwischen 2015 und
    2017 vorgesehenen und bereits realisierten Stellenauf-
    wuchs . Es gab und gibt keinen Sparkurs in der inneren
    Sicherheit .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr . Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Das ist ein Witz!)


    Wir können viel tun, und wir tun viel . Aber kein Na-
    tionalstaat kann allein viel erreichen . Ohne europäische
    Lösungen werden wir am Ende nicht weit kommen . Lei-
    der zweifeln immer mehr Menschen – und das nicht nur
    in Großbritannien – an der Fähigkeit der Europäischen
    Union, übergreifende Probleme gut zu lösen . Man kann
    sicherlich lange darüber diskutieren, wie berechtigt diese
    Zweifel sind . Aber viel besser ist es, sie durch Taten zu
    widerlegen . Deshalb muss Europa den Beweis antreten,
    dass es handlungsfähig ist . Die Europäische Union muss
    bei gemeinsamen, zentralen Problemen zeigen, dass sie
    diese Probleme besser lösen kann . Nur so werden die

    Menschen wieder Vertrauen in Europa und zu Europa
    fassen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir sind dabei, in Europa der vielleicht nur noch 27
    eine neue Dynamik zu entfachen . Es gibt eine Reihe
    von überzeugenden Ansätzen und Ideen . Mit der Kapi-
    talmarktunion wird es für Unternehmen mehr Finanzie-
    rungsmöglichkeiten geben . Es liegt auf der Hand, wel-
    ches Potenzial in einer europäischen Digitalunion – sie
    wurde von der Europäischen Kommission schon an-
    gekündigt –, etwa in einer europäischen Cloud, liegen
    könnte . Man muss es jetzt nur machen .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Warum machen wir nicht endlich Ernst mit der Ener-
    gieunion? Das ist in unser aller Interesse . Ich glaube
    auch, dass wir auf dem Weg zu einem gemeinsamen eu-
    ropäischen Arbeitsmarkt weitergehen können . Warum
    gründen wir auf dem Weg dorthin nicht einen europäi-
    schen Ausbildungsverbund gegen die immer noch viel zu
    hohe Jugendarbeitslosigkeit in manchen Teilen Europas?


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn man weiß, dass Wettbewerbsfähigkeit und Wachs-
    tum in der Zukunft vom Potenzial der ausgebildeten Ar-
    beitskräfte abhängig werden, ist Jugendarbeitslosigkeit
    in Europa ein Verschleudern unseres künftigen Poten-
    zials . Das dürfen wir nicht zulassen . Das darf am Geld
    nicht scheitern .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Joachim Poß [SPD])


    Wir brauchen eine Mobilitätsoffensive. Ich werbe bei
    unseren Partnern dafür . Wir haben gerade in Italien dazu
    Gespräche geführt . Es kann doch nicht sein, dass wir aus-
    bildungssuchende junge Menschen aus Südeuropa nicht
    zu den Ausbildungsbetrieben bei uns und woanders brin-
    gen, die junge Menschen als Auszubildende suchen . Das
    muss doch möglich sein in Europa .

    Um ein letztes Beispiel zu nennen: Warum lassen wir
    es weiterhin geschehen, dass 27 europäische Mitglied-
    staaten viel Geld relativ ineffektiv für ihre Rüstungsbe-
    schaffung ausgeben, weil diese immer noch national or-
    ganisiert ist?


    (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    In der Flüchtlingspolitik kommen wir Schritt für
    Schritt zu europäischen Lösungen . Nach dem europäi-
    schen Abkommen mit der Türkei brauchen wir entspre-
    chende Rücknahmeabkommen mit Ägypten und den
    nordafrikanischen Staaten . Die Kommission arbeitet da-
    ran . Es muss schließlich Europa entscheiden können, wer
    zu uns kommt, und nicht die Schlepperbanden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Die Zahl der bei uns ankommenden Flüchtlinge ist
    inzwischen deutlich zurückgegangen . Aber das Schlep-
    perunwesen auf dem Mittelmeer hat nicht abgenommen,

    Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble






    (A) (C)



    (B) (D)


    sondern es nimmt wieder zu . Wenn man bedenkt, dass
    in diesem Jahr schon über 100 000 Menschen im Mittel-
    meer aus Seenot gerettet werden konnten, kann man nur
    ahnen, wie viele ertrunken sein mögen . Aber solange der
    Weg nach Europa über das Mittelmeer führt und nicht
    zurück an die südliche Mittelmeerküste in geordneten
    Verfahren, so lange wird der Skandal weitergehen . Es
    war der Sinn des Abkommens mit der Türkei – und es hat
    geklappt –, den Schlepperbanden die Geschäftsgrundla-
    ge zu nehmen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es wäre übrigens fahrlässig, anzunehmen, die Heraus-
    forderung durch weltweite Migration für Europa und für
    Deutschland klinge bald wieder ab . Deswegen stellen
    wir für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen
    und für die Bekämpfung von Fluchtursachen 2017 knapp
    19 Milliarden Euro im Haushalt bereit, und für den Ge-
    samtzeitraum bis 2020 sind es über 77 Milliarden Euro .

    Neben den neuen Mitteln für die Bekämpfung der
    Fluchtursachen haben wir die Aufwendungen für die Ent-
    wicklungszusammenarbeit in den vergangenen Jahren
    erheblich gesteigert . Der Etat des Bundesministeriums
    für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
    wird 2017 erstmals auf rund 8 Milliarden Euro steigen .
    Die Krisenregionen des Nahen und Mittleren Ostens und
    Afrikas – Syrien, Irak, Libyen und Subsahara-Afrika –
    werden sich ohne unsere Mithilfe nicht stabilisieren und
    wirtschaftlich entwickeln können .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Solange sich die Lebensbedingungen in diesen Regionen
    nicht verbessern, sind die Menschen auf der Flucht vor
    Krieg, Gewalt, Hunger und Armut und werden sich auf
    den Weg nach Europa machen . Wir werden in diesen Re-
    gionen die Bedingungen für mehr Investitionen schaffen
    müssen, damit die Menschen eine Perspektive in ihrer
    Heimat sehen können .

    Europa hat eine Verantwortung für Afrika im ureige-
    nen Interesse . Deshalb haben wir verabredet, dass wir
    im Rahmen unserer G-20-Präsidentschaft auf die Ent-
    wicklung neuer Märkte und neuer Wachstumspotenzia-
    le mit unseren afrikanischen Partnern einen besonderen
    Schwerpunkt setzen werden . Ich sagte, dass wir gerade
    von dem G-20-Treffen in China kommen. Wir haben dort
    über ein Compact with Africa gesprochen – ein deutscher
    Vorstoß für unsere Präsidentschaft . Wir wollen damit
    eine Einigung auf Standardelemente für Investitionsver-
    einbarungen erreichen, um private Investitionen in Afri-
    ka sicherer zu machen, Investitionshemmnisse abzubau-
    en und Investitionsanreize zu setzen . Europa muss sich
    mehr für die Stabilisierung unserer Nachbarschaft enga-
    gieren . Es wird uns nicht gut gehen, wenn um uns herum
    die Welt in immer größere Turbulenzen gerät .

    Hier schließt sich der Kreis zum Bundeshaushalt . Das
    alles kostet; aber wir sind fähig und bereit, Mittel dafür
    aufzuwenden . Von der kommunalen Infrastruktur bis zur
    Bekämpfung von Fluchtursachen in Afrika: Dieser Bun-
    deshaushalt ist ein politisches Angebot für Zukunftsge-
    staltung, ein Programm zur Bewahrung und Erneuerung

    von Wohlstand und Sicherheit in unserem Land, in einer
    unsicheren Zeit ein gangbarer Weg, eine Chance dafür,
    dass wir auch morgen noch so leben können, wie wir uns
    das vorstellen .

    Meine Damen und Herren, wir leben in Deutschland
    seit mehr als einem halben Jahrhundert in der glücklichs-
    ten Phase unserer Geschichte . Die Welt verändert sich
    rasend schnell . Wenn wir bereit sind, Veränderungen als
    Chance zu begreifen, Herausforderungen anzunehmen
    und aus Erfahrungen zu lernen, dann werden wir Stabi-
    lität, Sicherheit im Wandel bewahren . Wenn wir das tun,
    ist mir um die Zukunft nicht bange .

    Herzlichen Dank .


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Nach der Einbringung des Haushaltsentwurfs der

Bundesregierung beginnen wir nun mit der Debatte .

Ich erteile als Erster das Wort Gesine Lötzsch für die
Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank . – Herr Präsident! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Wir als Linke meinen, der Haus-
    haltsentwurf 2017 fällt bei drei wichtigen Tests durch .


    (Johannes Kahrs [SPD]: Frau Kollegin, ich würde die zahlreichen Kolleginnen und Kollegen der Unionsfraktion erst einmal aus dem Saal gehen lassen! Das ist ja eine Massenflucht!)


    – Eine Massenflucht ist das, glaube ich, nicht. Aber danke
    für den Hinweis, Kollege Kahrs . Vor allen Dingen weisen
    Sie damit ein bisschen auf mangelnde Disziplin hin .