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ID1817705300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/177 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Bauvertragsrechts und zur Än- derung der kaufrechtlichen Mängelhaftung Drucksache 18/8486 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17473 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 17473 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17474 D Dr . Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 17476 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 17478 D Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 17480 D Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17482 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 17483 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . . 17484 A Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsch-indi- sche Bildungs- und Wissenschaftskoopera- tion ausbauen Drucksache 18/8708 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17485 C Dr . Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17485 D Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 17487 A Dr . Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17488 A Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17489 B Dr . Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17490 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 17491 D Dr . Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 17492 D Tagesordnungspunkt 29: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftrag- te oder den unabhängigen Polizeibeauf- tragten des Bundes (Bundespolizeibe- auftragtengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7616 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A b) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aufklärung polizeilichen Fehlverhaltens erleichtern – Ergänzung zum Entwurf eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7617 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A c) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages – hier: Umsetzung des Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7618 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17495 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17496 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016II Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17497 D Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17498 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17500 C Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr . Petra Sitte, Jan Korte, Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Transparenz herstellen – Einführung eines verpflichtenden Lob- byistenregisters – zu dem Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Volker Beck (Köln), Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz schaffen – Verbindliches Register für Lobbyistinnen und Lob- byisten einführen Drucksachen 18/3842, 18/3920, 18/8742 . . . . 17501 C Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 17501 C Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17503 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17504 C Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17505 D Dr . Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 17506 D Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17508 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17509 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 17511 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17511 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17473 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Dagmar Ziegler (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17511 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 10 .06 .2016 Bülow, Marco SPD 10 .06 .2016 Felgentreu, Dr . Fritz SPD 10 .06 .2016 Ferner, Elke SPD 10 .06 .2016 Flachsbarth, Dr . Maria CDU/CSU 10 .06 .2016 Gröhe, Hermann CDU/CSU 10 .06 .2016 Grötsch, Uli SPD 10 .06 .2016 Heck, Dr . Stefan CDU/CSU 10 .06 .2016 Lämmel, Andreas G . CDU/CSU 10 .06 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 10 .06 .2016 Leutert, Michael DIE LINKE 10 .06 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 10 .06 .2016 Liebing, Ingbert CDU/CSU 10 .06 .2016 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 10 .06 .2016 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 10 .06 .2016 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 10 .06 .2016 Petzold, Ulrich CDU/CSU 10 .06 .2016 Rawert, Mechthild SPD 10 .06 .2016 Riesenhuber, Dr . Heinz CDU/CSU 10 .06 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Scho-Antwerpes, Elfi SPD) 10 .06 .2016 Schulz-Asche, Kordula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Spahn, Jens CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbach, Erika CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbrück, Peer SPD 10 .06 .2016 Strothmann, Lena CDU/CSU 10 .06 .2016 Tack, Kerstin SPD 10 .06 .2016 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Veit, Rüdiger SPD 10 .06 .2016 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 10 .06 .2016 Weinberg, Harald DIE LINKE 10 .06 .2016 Werner, Katrin DIE LINKE 10 .06 .2016 Wicklein, Andrea SPD 10 .06 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Energieforschung 2016 Forschungsförderung für die Energiewende Drucksachen 18/8200, 18/8461 Nr. 1.2 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Deutschlandsti- pendium über die Ergebnisse der Evaluation nach Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 201617512 (A) (C) (B) (D) § 15 des Stipendienprogramm-Gesetzes und der Begleitforschung Drucksache 18/7890 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Petitionsausschuss Drucksache 18/7612 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2016)0021 Innenausschuss Drucksache 18/6855 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2015)0388 Drucksache 18/7286 Nr . A .3 Ratsdokument 13819/15 Drucksache 18/8293 Nr . A .1 Ratsdokument 6651/16 Drucksache 18/8668 Nr . A .14 Ratsdokument 8491/16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/8293 Nr . A .14 Ratsdokument 7571/16 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/3618 Nr . A .4 Ratsdokument 16115/14 Drucksache 18/3962 Nr . A .1 Ratsdokument 5112/15 Drucksache 18/6855 Nr . A .17 Ratsdokument 13669/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .25 Ratsdokument 14270/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .26 Ratsdokument 14272/15 Drucksache 18/7422 Nr . A .31 Ratsdokument 15362/15 Drucksache 18/7934 Nr . A .30 EP P8_TA-PROV(2016)0050 Drucksache 18/8140 Nr . A .25 EP P8_TA-PROV(2016)0058 Drucksache 18/8470 Nr . A .31 EP P8_TA-PROV(2016)0133 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 177. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 28 Bekämpfung von Doping im Sport TOP 30 Deutsch-indische Bildungskooperation TOP 29 Bundespolizeibeauftragtengesetz TOP 31 Lobbyistenregister Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Britta Haßelmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vielen Dank . – Frau Präsidentin! Meine Damen und

    Herren! Kolleginnen und Kollegen! Der Austausch von
    Politik und Interessenvertreterinnen und Interessenver-
    tretern ist für eine funktionierende Demokratie wichtig .
    Lobbyistinnen und Lobbyisten bringen wichtige Erfah-
    rungen aus ihrer Praxis in den Prozess der politischen
    Meinungsbildung ein; so ist es . Gleichwohl hat aber der
    Einfluss von organisierten Vertreterinnen und Vertre-
    tern auf Entstehungs- oder Entscheidungsprozesse von
    Gesetzen in den letzten Jahren erheblich zugenommen .
    Daher muss Lobbytätigkeit im Bereich der politischen
    Entscheidung für die Öffentlichkeit transparent sein . Das

    Sonja Steffen






    (A) (C)



    (B) (D)


    sollte uns allen doch eine Selbstverständlichkeit sein,
    meine Damen und Herren .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Wir als deutsches Parlament sind in diesem Selbst-
    verständnis eben nicht ganz weit vorn, liebe Kollegin-
    nen und Kollegen von der CDU/CSU-Fraktion . Ich frage
    mich nach der Rede von Herrn Kaster wirklich: Was bau-
    en Sie hier in der Abwehr gegen ein solches Transparenz-
    und Lobbyistenregister eigentlich für einen Popanz auf?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wissen Sie eigentlich nicht, dass nicht nur wir im Par-
    lament dafür streiten, sondern dass längst viele Verbän-
    de, viele Unternehmen und Institutionen, deren Vertreter
    nicht nur hier im Bundestag, sondern auch im Europapar-
    lament und in der Kommission ein und aus gehen, sich
    dort den Regeln eines Transparenz- und Lobbyistenregis-
    ters selbstverständlich unterziehen? Sie empfinden das
    nämlich als hilfreich; denn dann steht man nicht mehr in
    einer Ecke nach dem Motto: Gibt es da einen Einfluss,
    den keiner kennt und den keiner beurteilen kann? Wann
    kommen Sie endlich zu dieser Einsicht? Reden Sie doch
    einmal mit den Unternehmen und den Verbänden, die
    nicht nur im deutschen Parlament und bei der Regierung
    ein und aus gehen, sondern auch auf europäischer Ebene .
    Deren Vertreter unterziehen sich alle einer solchen Re-
    gistrierung, wie wir Grüne oder auch die Linken das in
    den entsprechenden Anträgen fordern .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Da sollten Sie doch ein bisschen auf der Höhe der Zeit
    sein und nicht immer auf die Verbändeliste von 1972
    verweisen . Seitdem haben wir doch ganz andere Trans-
    parenzanforderungen, sowohl an die deutsche Gesetzge-
    bung als auch an das Parlament und an die Bundesregie-
    rung . Denken Sie nur an das Informationsfreiheitsgesetz .
    Warum bauen Sie hier einen solchen Popanz auch im
    Hinblick auf das freie Mandat auf?


    (Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Der Vorschlag der Linken zum Informationsfreiheitsgesetz war einfach schlecht!)


    Niemand stellt das freie Mandat infrage,


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Doch!)


    auch in meiner Fraktion nicht . Das ist ganz bedeutend .
    Das wissen wir gerade in diesen Tagen, in denen wir die-
    se massiven Auseinandersetzungen mit Herrn Erdogan
    haben .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg . Dr . Petra Sitte [DIE LINKE])


    Daher wissen wir das freie Mandat zu schätzen und wis-
    sen es auch zu verteidigen . Also, kommen Sie mir nicht
    mit solchen Sachen .

    Im Jahr 2015 hat Transparency International die Studie
    „Lobbying in Europe“ veröffentlicht, in der 19 EU-Staa-

    ten und 3 EU-Institutionen untersucht wurden . Wissen
    Sie, auf welchem Platz Deutschland darin gelandet ist?
    Auf Platz 16 . Das heißt, wir haben hier erheblichen
    Nachholbedarf . Inzwischen haben acht europäische Län-
    der und europäische Institutionen ein solches Lobbyre-
    gister . In Kanada und den USA gibt es seit Jahrzehnten
    verpflichtende Lobby- und Transparenzregister. Was also
    veranlasst Sie, bei diesem alten Hut zu bleiben und ge-
    betsmühlenartig davon abzulenken, dass mehr Transpa-
    renz in unser aller Interesse ist, nicht nur im Interesse des
    Parlaments, meine Damen und Herren?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Ich will zum Schluss noch ein Beispiel nennen, den
    legislativen Fußabdruck . Schon einmal etwas davon ge-
    hört, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union?
    Wäre es nicht für uns Parlamentarier, aber auch für die
    Öffentlichkeit wichtig, ganz deutlich und unmissver-
    ständlich dargelegt zu bekommen, und zwar ohne ent-
    sprechende Fragen an die Bundesregierung, wie viele
    Großkanzleien, wie viele Interessenverbände, wie viele
    Unternehmen möglicherweise auf einen Gesetzentwurf,
    der dem Parlament vorliegt und hier beraten wird, Ein-
    fluss genommen haben? Das wäre doch für uns alle wich-
    tig zu wissen,


    (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird man doch mal wissen dürfen!)


    für uns Abgeordnete und für die Öffentlichkeit . Warum
    sträuben Sie sich dagegen?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Durch die von uns vorgeschlagene Registrierung würde
    auch der legislative Fußabdruck ganz deutlich gemacht
    werden . Von daher, meine Damen und Herren, führen
    Sie doch nicht diese Old-fashion-Debatten in Abwehr-
    schlachten, sondern nähern Sie sich einmal sachlichen
    Argumenten an!

    Herr Uhl, ich bin gespannt, ob Sie gleich über die An-
    hörung reden werden, bei der Sie bei der Beantwortung
    Ihrer Frage noch nicht einmal mehr da waren .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Dazu hätte der Kollege Dr . Hans-Peter

Uhl jetzt Gelegenheit; denn er ist der nächste Redner für
die CDU/CSU-Fraktion . Bitte schön .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Peter Uhl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und

    Kollegen! Frau Haßelmann, nach Ihrer aufgeregten Spra-
    che


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Genau!)


    Britta Haßelmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    und der Art und Weise, mit diesem Thema umzugehen,
    dass Sie vom legislativen Fußabdruck sprechen, also
    in der Sprache der Kriminalpolizei, als müssten Sie auf
    Spurensuche gehen, wo hier im Haus zwischen den Ab-
    geordneten Straftaten begangen worden sind, frage ich
    mich schon: Was sind das für verwirrte Geister, die hier
    am Rednerpult stehen?


    (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es sind undurchdachte Anträge, die Sie hier vorgelegt
    haben . Es ist immer ärgerlich, wenn man sich mit solchen
    Anträgen herumschlagen muss, vor allem dann, wenn sie
    von den Linken und den Grünen in bürgernaher Attitüde
    vorgetragen worden sind .

    Nach den Vorschlägen der Antragsteller ist Lobbyis-
    mus offensichtlich etwas ganz Schlimmes .


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! – Dr . Petra Sitte [DIE LINKE]: Nein!)


    – Doch . – Lobby, das war und ist teilweise noch die
    Wandelhalle im englischen und im amerikanischen Par-
    lament, in der den Abgeordneten Meinungen und Ansich-
    ten von Bürgern vorgetragen worden sind . Daher kom-
    men die Wörter „Lobby“ und „Lobbyisten“ .


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das ist so!)


    Schon im Altertum kam in der Politik vor dem „parla-
    re“, dem Reden, Frau Haßelmann,


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, man kann auch engagiert reden!)


    das „audire“, das Hören . Von „audio“ kommt übrigens
    das Wort „Audienz“ . Der Gedanke „erst hören, dann re-
    den“ gilt auch für die heutige Demokratie .


    (Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt lassen Sie doch mal Ihre Arroganz!)


    Das freie Mandat – das haben wir in der Anhörung
    gelernt; Sie hätten da zuhören sollen – hat grundrechts-
    gleichen Charakter, Artikel 38 Grundgesetz, und ist der
    Mittelpunkt der gelebten parlamentarischen Demokratie .


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Gegensatz zu Ihnen war ich die ganze Zeit bei der Anhörung anwesend!)


    Wir Abgeordnete, vom Volk gewählt, genießen das Ver-
    trauen der Mehrheit des Volkes . Diesem Vertrauen sollten
    wir gerecht werden; wir sollten uns nicht kleiner machen,
    als wir sind . Das Volk hat Vertrauen in uns .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Dagmar Ziegler [SPD])


    Wir sollten uns auch nicht ohne Not „kriminell“ machen,
    indem wir vom Fußabdruck reden, den wir oder andere
    eventuell in den Zimmern hinterlassen haben . Das ist al-
    les dummes Zeug .

    Die Linken und die Grünen meinen, dass der Abge-
    ordnete, der von uns wohlverstandene Abgeordnete im

    Sinne des Grundgesetzes, das ihm Vorgetragene nicht
    selber einordnen und beurteilen kann . Ich verstehe mein
    Amt so, dass man mir das Vertrauen gegeben hat, aus den
    vielfältigen Meinungen, die mir vorgetragen werden –
    immer aus Partikularinteresse heraus –, das Gemeinwohl
    herauszuarbeiten und dieses abstrakt in Regelungen und
    Gesetzen zu formulieren . Das ist unsere Aufgabe, und
    dafür werden wir bezahlt .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die CDU wurde auch für anderes bezahlt!)


    Die Menschen haben Vertrauen darin . Das sollte nicht
    kriminalisiert werden . Deswegen müssen wir die Parti-
    kularinteressen aufnehmen, anhören und etwas Vernünf-
    tiges daraus machen .

    Wenn Sie diese Gespräche, dieses Vortragen von Par-
    tikularinteressen durch Interessenvertreter, kriminalisie-
    ren,


    (Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Das will doch niemand!)


    mit Misstrauen überziehen und „Fußabdrücke“ entde-
    cken wollen, dann wollen Sie Misstrauen säen .


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Absurd!)


    Sie wollen, dass die Gesprächspartner online an den
    Pranger gestellt werden . Das ist Ihre Absicht .


    (Dr . Petra Sitte [DIE LINKE]: Ist das Old School! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Absurd!)


    Das Wesensmerkmal der Demokratie heißt Interessen-
    vertretung . Das Wesensmerkmal der Demokratie ist der
    Wettbewerb der Meinungen . Möglichst viele Interessen
    und Stimmungen der Gesellschaft sollen aufgenommen
    werden, und zwar von uns, von niemand anderem, weil
    wir daraus Gesetze machen sollen .


    (Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie die Spenderliste nicht endlich offenlegen?)


    Das nennt man responsive Demokratie . Haben Sie davon
    schon gehört, Frau Sitte?


    (Dr . Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja! Aber Sie haben noch nichts vom legislativen Fußabdruck gehört!)


    Wer den Prozess der responsiven Demokratie bürokra-
    tisch reglementieren will, der sorgt nicht für mehr, son-
    dern für weniger Demokratie .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Neben so anmaßenden Einrichtungen wie Abgeord-
    netenwatch soll es jetzt also eine Informations- und Ge-
    sprächswatch geben . Das ist Ihre Absicht . Der Fähigkeit
    des Abgeordneten zur Einordnung und Abwägung wird
    nicht vertraut . „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ –
    dieses Schlagwort, das Lenin zugeschrieben wird, wird
    heute eher scherzhaft benutzt . Es hat aber im Lauf der

    Dr. Hans-Peter Uhl






    (A) (C)



    (B) (D)


    Geschichte der Unfreiheit, Regulierung und Bevormun-
    dung Tür und Tor geöffnet . Das wollen wir nicht .

    Meine Fraktion und ich haben Vertrauen in die Ur-
    teilskraft der Abgeordneten und Ministerialbeamten .
    Wir sind auch nicht bereit, an einer Diskriminierung und
    Stigmatisierung der Menschen mitzuwirken, die für sich,
    ihre Unternehmen, ihre privaten Interessen oder für ihre
    NGOs Gedanken, Konzepte und Anliegen vortragen . Das
    darf nicht diskreditiert werden .

    Interessant war in der Anhörung die Antwort auf un-
    sere Frage


    (Dagmar Ziegler [SPD]: Auf meine! Das war meine Frage!)


    – Ihre Frage; das gebe ich gerne zu –, wer von den An-
    hörpersonen bei den Anträgen der Grünen und der Lin-
    ken mitgewirkt haben .


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie denn da enttarnt, Herr Staatsanwalt?)


    Die angehörten Personen von Transparency Interna-
    tional haben gesagt: Ja, wir haben die Anträge mitge-
    schrieben . – Dann habe ich gefragt: Halten Sie sich denn
    für Interessenvertreter, für Lobbyisten? Da mussten sie
    kleinlaut zugeben: Ja, wir sind insoweit auch Lobbyis-
    ten . – Ich wollte schon sagen: Wenn Sie das jetzt nicht
    zugeben, dann müssten Sie eigentlich zum Psychiater ge-
    hen . – Denn ein Mensch, der keine Interessen hat, sollte
    sich in Behandlung begeben . Jeder Mensch hat Interes-
    sen und sollte sie auch offen vortragen können .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr . André Hahn [DIE LINKE]: Unterste Schublade!)


    Die Antragsteller wollen sich die volksnahe Deutung
    von Lobbyisten als Negativurteil zunutze machen .


    (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Irgendwie wirkt das alles ziemlich hilflos!)


    Das Wort „Lobbyist“ hat schon einen schmutzigen
    Beiklang und kommt fast einer Beleidigung gleich . Auf
    dieser Klaviatur spielen Sie mit diesen beiden Anträgen .

    Natürlich kann die Grenze zwischen legitimer de-
    mokratischer Interessenvertretung und illegitimer Ein-
    flussnahme überschritten werden; das ist völlig un-
    bestritten . Missbrauch gibt es überall, wo Menschen
    unterwegs sind . Solche Missstände – zum Beispiel gab
    es in der Europäischen Kommission Zeiten, wo Vertre-
    ter des Bankenverbandes Berater der Kommission waren
    und ihre Bankenrichtlinie gleich selbst geschrieben ha-
    ben – muss man offen ansprechen und abstellen; das ist
    selbstverständlich . Missstände muss man erkennen, und
    man muss ihnen entgegentreten . Dafür haben wir aber
    schon Gesetze und Regelungen . Ich nenne stellvertretend
    § 108e Strafgesetzbuch, in dem wir geregelt haben, dass
    der Stimmenkauf und -verkauf bei Wahlen und Abstim-
    mungen strafbar ist . Das ist doch selbstverständlich, und
    dies sollten wir auch offen ansprechen .

    Eine Registrierungsbürokratie führt aber keinen
    Schritt weiter . Sie ist ein Bürokratiemonster und zwingt
    die Parlamentsverwaltung, die typischerweise eine Ser-
    viceverwaltung für uns Abgeordnete ist, zu einer Be-
    hörde zur Kontrolle von Abgeordneten zu werden . Das
    wollen wir nicht, und die Parlamentsverwaltung will es
    auch nicht .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr . Volker Ullrich [CDU/CSU]: Das ist auch verfassungswidrig! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu welchem Antrag sprechen Sie gerade?)


    Das alles ist leerer Aktionismus . Was soll geschehen,
    wenn sich ein Abgeordneter mit einem Lobbyisten statt
    im Abgeordnetenbüro in einem Café auf der anderen
    Straßenseite trifft? Das ist nicht geregelt und auch nicht
    regelbar . An diesem kleinen Beispiel sehen Sie schon die
    Unsinnigkeit eines solchen Lobbyistenregisters . Nein, es
    handelt sich um ein Bürokratiemonster und ist nichts an-
    deres als Aktionismus . Ein solches Register schadet der
    Demokratie und nutzt ihr nicht . Deswegen lehnen wir die
    beiden vorliegenden Anträge strikt ab .

    Frau Steffen, Sie haben allen Ernstes gesagt – das hat
    mich verwundert –, dass Sie den Anträgen gerne zustim-
    men, aber vom Koalitionspartner CDU/CSU daran ge-
    hindert würden . Eine Sozialdemokratin, die so spricht,
    wird bei ihren Wählern Stirnrunzeln verursachen . Die
    Wähler werden sagen: Dann wählen wir doch gleich lie-
    ber die Linke – das ist das Original – statt die SPD . –
    Lassen Sie in Zukunft solche Anmerkungen . Sie schaden
    Ihnen mehr, als dass sie nutzen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)