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ID1817702000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/177 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Inhalt: Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Bauvertragsrechts und zur Än- derung der kaufrechtlichen Mängelhaftung Drucksache 18/8486 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17473 A Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 17473 B Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17474 D Dr . Hendrik Hoppenstedt (CDU/CSU) . . . . . . 17476 B Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 17478 D Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 17480 D Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17482 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 17483 C Volkmar Vogel (Kleinsaara) (CDU/CSU) . . . . 17484 A Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutsch-indi- sche Bildungs- und Wissenschaftskoopera- tion ausbauen Drucksache 18/8708 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17485 C Dr . Stefan Kaufmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 17485 D Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . . 17487 A Dr . Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17488 A Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17489 B Dr . Thomas Feist (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17490 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 17491 D Dr . Claudia Lücking-Michel (CDU/CSU) . . . 17492 D Tagesordnungspunkt 29: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftrag- te oder den unabhängigen Polizeibeauf- tragten des Bundes (Bundespolizeibe- auftragtengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7616 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A b) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aufklärung polizeilichen Fehlverhaltens erleichtern – Ergänzung zum Entwurf eines Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7617 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 A c) Antrag der Abgeordneten Irene Mihalic, Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bun- destages – hier: Umsetzung des Gesetzes über die unabhängige Polizeibeauftragte oder den unabhängigen Polizeibeauftrag- ten des Bundes (Bundespolizeibeauftrag- tengesetz – BPolBeauftrG) Drucksache 18/7618 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17494 B Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17495 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17496 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016II Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17497 D Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17498 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17500 C Tagesordnungspunkt 31: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge- schäftsordnung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr . Petra Sitte, Jan Korte, Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Transparenz herstellen – Einführung eines verpflichtenden Lob- byistenregisters – zu dem Antrag der Abgeordneten Britta Haßelmann, Volker Beck (Köln), Luise Amtsberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Transparenz schaffen – Verbindliches Register für Lobbyistinnen und Lob- byisten einführen Drucksachen 18/3842, 18/3920, 18/8742 . . . . 17501 C Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 17501 C Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 17503 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17504 C Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17505 D Dr . Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 17506 D Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17508 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17509 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 17511 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17511 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17473 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 10. Juni 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Dagmar Ziegler (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 17511 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 10 .06 .2016 Bülow, Marco SPD 10 .06 .2016 Felgentreu, Dr . Fritz SPD 10 .06 .2016 Ferner, Elke SPD 10 .06 .2016 Flachsbarth, Dr . Maria CDU/CSU 10 .06 .2016 Gröhe, Hermann CDU/CSU 10 .06 .2016 Grötsch, Uli SPD 10 .06 .2016 Heck, Dr . Stefan CDU/CSU 10 .06 .2016 Lämmel, Andreas G . CDU/CSU 10 .06 .2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 10 .06 .2016 Leutert, Michael DIE LINKE 10 .06 .2016 Leyen, Dr . Ursula von der CDU/CSU 10 .06 .2016 Liebing, Ingbert CDU/CSU 10 .06 .2016 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 10 .06 .2016 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 10 .06 .2016 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 10 .06 .2016 Petzold, Ulrich CDU/CSU 10 .06 .2016 Rawert, Mechthild SPD 10 .06 .2016 Riesenhuber, Dr . Heinz CDU/CSU 10 .06 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Scho-Antwerpes, Elfi SPD) 10 .06 .2016 Schulz-Asche, Kordula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Spahn, Jens CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbach, Erika CDU/CSU 10 .06 .2016 Steinbrück, Peer SPD 10 .06 .2016 Strothmann, Lena CDU/CSU 10 .06 .2016 Tack, Kerstin SPD 10 .06 .2016 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .06 .2016 Veit, Rüdiger SPD 10 .06 .2016 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 10 .06 .2016 Weinberg, Harald DIE LINKE 10 .06 .2016 Werner, Katrin DIE LINKE 10 .06 .2016 Wicklein, Andrea SPD 10 .06 .2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Energieforschung 2016 Forschungsförderung für die Energiewende Drucksachen 18/8200, 18/8461 Nr. 1.2 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zum Deutschlandsti- pendium über die Ergebnisse der Evaluation nach Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 201617512 (A) (C) (B) (D) § 15 des Stipendienprogramm-Gesetzes und der Begleitforschung Drucksache 18/7890 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Petitionsausschuss Drucksache 18/7612 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2016)0021 Innenausschuss Drucksache 18/6855 Nr . A .1 EP P8_TA-PROV(2015)0388 Drucksache 18/7286 Nr . A .3 Ratsdokument 13819/15 Drucksache 18/8293 Nr . A .1 Ratsdokument 6651/16 Drucksache 18/8668 Nr . A .14 Ratsdokument 8491/16 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 18/8293 Nr . A .14 Ratsdokument 7571/16 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/3618 Nr . A .4 Ratsdokument 16115/14 Drucksache 18/3962 Nr . A .1 Ratsdokument 5112/15 Drucksache 18/6855 Nr . A .17 Ratsdokument 13669/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .25 Ratsdokument 14270/15 Drucksache 18/7286 Nr . A .26 Ratsdokument 14272/15 Drucksache 18/7422 Nr . A .31 Ratsdokument 15362/15 Drucksache 18/7934 Nr . A .30 EP P8_TA-PROV(2016)0050 Drucksache 18/8140 Nr . A .25 EP P8_TA-PROV(2016)0058 Drucksache 18/8470 Nr . A .31 EP P8_TA-PROV(2016)0133 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 177 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 10 . Juni 2016 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 177. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 28 Bekämpfung von Doping im Sport TOP 30 Deutsch-indische Bildungskooperation TOP 29 Bundespolizeibeauftragtengesetz TOP 31 Lobbyistenregister Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Stefan Kaufmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! Aus aktuellem Anlass darf ich
    als Obmann zunächst dem Sprecher der CDU/CSU-Frak-
    tion für Bildung und Forschung ganz herzlich zum heuti-
    gen Geburtstag gratulieren . Lieber Albert, ich denke, das
    tue ich auch im Namen des ganzen Hauses .


    (Beifall)


    Indien ist ein Land der Extreme, aber auch extrem
    spannend . Auf der einen Seite ist es ein Hightechland auf
    Weltniveau mit erfolgreichen Raketensystemen, einer
    eigenen Raumfahrtagentur und rund 700 000 ITlern in
    einer Stadt wie Bangalore, auf der anderen Seite finden
    sich dort Armut – 30 Prozent der Menschen in Indien le-
    ben von weniger als 1,25 Dollar pro Tag –, Schmutz und
    heilige Kühe auf den Straßen . Dritte Welt! Es ist also ein
    Land der zwei Geschwindigkeiten . Das ist meine Kurz-
    beschreibung unserer sehr harmonischen Delegationsrei-
    se nach Indien im letzten Jahr, die unserem Antrag heute
    ja auch zugrunde liegt .


    (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Erkenntnisse!)


    Wie viel Potenzial in diesem Land steckt, kann man
    sehr gut an einer Zahl ablesen: Weniger als 5 Prozent aller
    Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen,
    verfügen nach Regierungsangaben über eine berufliche
    Qualifikation. Für die jährlich rund 12 Millionen jungen
    Menschen, die neu auf den Arbeitsmarkt kommen, gibt

    Volkmar Vogel (Kleinsaara)







    (A) (C)



    (B) (D)


    es bisher lediglich rund 4,5 Millionen Ausbildungsange-
    bote, die zumeist von äußerst geringer Qualität sind .

    Genau hier kommen wir ins Spiel, Deutschland als
    Land des Mittelstandes . So heißt denn auch die neue
    Strategie der indischen Regierung „MIIM“, also „Make
    in India Mittelstand“ .

    Warum ist Deutschland als Partner so wichtig für In-
    dien? Deutschland ist der größte Handelspartner Indiens
    innerhalb der EU, doch gewünscht ist von indischer Seite
    noch viel mehr, wenn es nach der Regierung Modi geht .
    Das wurde auch vorgestern beim Deutsch-Indischen
    Wirtschaftsdialog noch einmal deutlich . Deshalb gibt es
    seit dem Frühjahr speziell für deutsche Unternehmen ei-
    nen sogenannten „Fast track to India“ .

    Es gibt in Indien sechs Goethe-Institute . Derzeit neh-
    men dort jährlich etwa 17 000 Personen an Deutschkur-
    sen teil, und außerdem wird an zahlreichen Schulen in
    Indien die deutsche Sprache unterrichtet .

    Im Wintersemester 2014/15 waren rund 11 860 indi-
    sche Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrie-
    ben . Das entspricht einer Steigerung um 24 Prozent ge-
    genüber dem Vorjahr . Die Zahl deutscher Studierender
    an indischen Hochschuleinrichtungen wird auf etwa
    1 000 geschätzt . In Deutschland bilden über 1 000 indi-
    sche Doktoranden die zweitgrößte Gruppe ausländischer
    Promotionsstudenten direkt nach der chinesischen . Das
    Potenzial für den Ausbau der Zusammenarbeit ist also
    riesig .

    In einem Bereich sind die Beziehungen zu Indien be-
    sonders eng, nämlich in der Forschung . Für Indien ist
    Deutschland weltweit der zweitwichtigste Forschungs-
    partner hinter den USA . Die indische Wissenschaft ge-
    nießt auch in Deutschland einen exzellenten Ruf . Ich darf
    nur den Bereich Biotechnologie nennen .

    Im Jahr 2014 haben beispielsweise über 800 in-
    dische Wissenschaftler an Forschungsaufenthal-
    ten an Max-Planck-Instituten teilgenommen . Die
    Max-Planck-Gesellschaft unterhält gleich zwei
    deutsch-indische Forschungseinrichtungen, das In-
    do-German Max Planck Center for Computer Science
    und das Max Planck Center on Lipid Research am Na-
    tional Center of Biological Sciences in Bangalore . Das
    Erstere haben wir übrigens auf unserer Delegationsreise
    besucht .

    Dann gibt es dort seit 2012 das Deutsche Wissen-
    schafts- und Innovationshaus in Delhi . 15 Konsortial-
    partner werden dort unter einem Dach zusammengeführt .
    Sie erleichtern indischen und deutschen Wissenschaft-
    lern sowie Studierenden den Aufbau von Kontakten
    und erhöhen vor allem die Sichtbarkeit Deutschlands
    als Wissenschafts- und Forschungsstandort . Seit 2012
    fanden laut eigenen Angaben des DWIH rund 50 000 di-
    rekte Kontakte mit Wissenschaftlern und Studierenden
    dort statt . Weltweit gibt es im Übrigen nur sechs dieser
    DWIHs . Auch dies unterstreicht den großen Stellenwert
    der Forschungszusammenarbeit zwischen Deutschland
    und Indien .

    Weiterhin unterhält Deutschland sein weltweit einzi-
    ges bilaterales Forschungsförderzentrum, das Indo-Ger-

    man Science and Technology Centre in Gurgaon – das
    ist in der Nähe von Delhi –, das wir auch in unserem
    Antrag explizit erwähnen . Es wird von Deutschland und
    Indien zu gleichen Teilen mit bisher jährlich 2 Millionen
    Euro und ab dem nächsten Jahr mit 4 Millionen Euro
    finanziert. Es fördert bilaterale, anwendungsorientierte
    Forschungsprojekte unter Einbeziehung von Unterneh-
    men auf beiden Seiten und ist deshalb, so finden wir, ein
    vorbildliches Projekt .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Umgekehrt ist Indien auch an mehreren Großfor-
    schungseinrichtungen in Deutschland maßgeblich be-
    teiligt; Sie wissen das . Der indische Beitrag zum mul-
    tinationalen Teilchenbeschleuniger FAIR in Darmstadt
    beträgt rund 30 Millionen Euro . Das ist ein stattlicher
    Betrag . Auch in Nutzungsrechte des Teilchenbeschleuni-
    gers DESY in Hamburg hat Indien erheblich investiert .
    Schließlich ist Indien an ITER als einer von sieben Part-
    nern mit 9 Prozent maßgeblich beteiligt .

    Im November 2012 hat das Fraunhofer-Institut ein er-
    folgreiches Marketing-Office in Bangalore eröffnet, das
    Projekte in Millionenhöhe für die deutsche Wirtschaft
    akquiriert . Übrigens gibt es in Bangalore – deshalb wa-
    ren wir dort gewesen – etliche große Forschungszentren
    deutscher Konzerne . Bei unserem Besuch konnten wir
    uns von der hohen Qualität von Wissenschaft und For-
    schung persönlich überzeugen .

    Sie sehen, meine Damen und Herren, wie eng die For-
    schungszusammenarbeit mit dem Subkontinent ist und
    vor allem auch wie wichtig sie ist . Deshalb möchte ich
    jetzt nur drei Forderungen aus unserem Antrag hervorhe-
    ben, die mir besonders wichtig sind .

    Erstens . Wir müssen alles daransetzen, dass wir den
    Studierenden- und Wissenschaftleraustausch mit Indien
    weiter intensivieren . Da sind DFG, AvH und DAAD ge-
    fordert . Dies ist schon deshalb erfolgsträchtig, weil die
    Unterrichts- und Landessprache Englisch ist und damit
    auch die Verständigung im Alltag unkompliziert ist .

    Zweitens . Ich habe die Zahlen bereits genannt: Wenn
    nur etwa 5 Prozent der Bevölkerung über eine berufliche
    Qualifikation verfügen, ergibt sich hier ein enormes Po-
    tenzial . Dementsprechend müssen wir die duale Ausbil-
    dung in Indien insgesamt und besonders die Ausbildung
    von Facharbeitern fördern .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Regierung Modi will bis 2022 500 Millionen Inder
    beruflich qualifizieren, ein wirklich gigantisches Projekt.
    Mein Kollege Thomas Feist wird mit Sicherheit zu die-
    sem Aspekt im Detail noch etwas sagen .

    Drittens . Wir sollten für eine ausreichende räumliche
    Ausstattung der deutschen Schule in Neu Delhi sorgen .
    Denn was bringt die Finanzierung von Lehrkräften und
    auch das enorm wachsende Interesse an der deutschen

    Dr. Stefan Kaufmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    Sprache, wenn die Räume nicht da sind, um die jungen
    Menschen zu unterrichten?


    (Beifall des Abg . Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Zusammenfassend bin ich davon überzeugt, dass der
    indische Subkontinent als größte Demokratie der Welt
    mit seiner demografischen Entwicklung, seinem enormen
    Potenzial und auch dem großen Hunger auf Bildung und
    Fortschritt ein besonders enger Partner für Deutschland
    sein muss . Das hat übrigens auch die Bundesregierung
    richtig erkannt, wie erst jüngst bei den Regierungskon-
    sultationen gezeigt wurde . Wissenschaft und Forschung
    spielen dabei eine ganz zentrale Rolle . Lassen Sie uns
    diesen Weg gemeinsam weitergehen .

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und vielen
    Dank auch an die Kollegen, dass wir diesen Antrag hier
    gemeinsam geschrieben haben und auch die Reise so har-
    monisch verlaufen ist .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Für die Fraktion Die Linke hat die Kollegin Rosemarie

Hein das Wort .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rosemarie Hein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Oktober 2011 in Neu-Delhi, Nachmittag: Besuch eines
    indischen Grabmals mit Säulenhalle aus dem 17 . Jahr-
    hundert, eines von unzähligen wertvollen Objekten des
    indischen Kulturerbes, das restauriert werden soll . Am
    Boden sitzt eine Handvoll Männer mit Schutzbrille und
    Mundschutz, die unter Anleitung eines Fachmannes für
    Denkmalpflege Steinmetzarbeiten verrichten. Sie erhal-
    ten im Zuge dieser Restaurierungsarbeiten eine Ausbil-
    dung als Handwerker – ganz praktisch, ohne Schule .

    Zwei Tage später: Besuch in einer PASCH-Schule,
    also einer Schule aus dem Programm „Partner der Zu-
    kunft“, von denen es weltweit 1 800 gibt – nicht alle in
    Indien – und die eine verstärkte Vermittlung der deut-
    schen Sprache anbieten . Die jungen Leute zeigen uns en-
    gagiert ihre Schule . Natürlich sprechen sie Deutsch . Wir
    erleben ein trotz Schulferien eingeübtes Programm, eine
    Kurzfassung indischer Geschichte – auch in Deutsch .

    Es ist klar, dass bei einem solchen Besuch von Mit-
    gliedern des Deutschen Bundestages uns vor allem die
    Vorzüge eines Landes gezeigt werden . Beeindruckend
    war das schon . Aber wir haben auch von den unbe-
    schreiblichen Schwierigkeiten erfahren, von der sozialen
    Spaltung Indiens, die man überwinden möchte und von
    der man sich nur ein Bild machen kann, wenn man über-
    haupt einmal da war .

    Indien ist ein Land mit jetzt 1,3 Milliarden Menschen,
    und es hat das Ziel, seinen Menschen viel Bildung mit
    auf den Weg zu geben . Das Ziel „Erziehung für alle“ ist
    in der Verfassung festgeschrieben . So etwas haben wir

    nicht einmal im Grundgesetz, obwohl ich mir da lieber
    „Bildung für alle“ wünschen würde . Seit 2010 gibt es das
    gesetzlich verankerte Recht auf staatlich geförderte Bil-
    dung – nicht auf kostenlose . Doch das staatliche Schul-
    system ist schlecht ausgestattet, und es ist eine Mammut-
    aufgabe für die indische Regierung .

    Was in großen Städten langsam Gestalt annimmt, ist
    in den ländlichen Gebieten sehr viel schwerer umzuset-
    zen . Aber Indien hat das ehrgeizige Ziel, 400 Millionen
    Menschen – das ist etwa ein Drittel der Bevölkerung –
    in den nächsten Jahren beruflich zu qualifizieren und
    40 Millionen Studienplätze zu schaffen . Was für ein Ziel
    angesichts der Zahlen, mit denen wir uns hier herum-
    schlagen und die wir gestern im Rahmen der Debatte des
    Berufsbildungsberichts benannt haben .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Trotzdem ist dies angesichts der Zahl der Menschen,
    die in Indien leben, erst ein Anfang . Darum ist es ein
    richtiges Anliegen, die Wissenschaftskooperation und
    die Bildungszusammenarbeit zu intensivieren . Aller-
    dings darf es uns dabei nicht nur darum gehen, die Fach-
    kräftesituation für deutsche Unternehmen in Indien zu
    verbessern, sondern es muss auch um eine Kooperation
    auf Augenhöhe gehen .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Ich bin mir nicht sicher, ob das bei der Erstellung des
    Antrags immer im Blick war . Es geht mir vor allem um
    gegenseitigen Respekt und nicht um die missionarische
    Verbreitung unserer Weisheiten .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich sage das insbesondere mit Blick auf den Ausbau
    der beruflichen Bildung. So wichtig uns das duale Sys-
    tem ist: Indien muss in Sachen beruflicher Bildung sei-
    nen Weg, der möglicherweise ein anderer ist, gehen . Wir
    sind immer schnell dabei, anderen Ländern aufzuschwat-
    zen, was wir für gut befunden haben .


    (Zurufe von der CDU/CSU: Ui! Ui!)


    Andere Länder nehmen das angesichts der wirtschaftli-
    chen Stärke Deutschlands auch ganz gerne an. Ich finde,
    wir täten gut daran, mit etwas mehr Vorsicht und Demut
    in die Welt zu schauen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Dabei sind Beratung und Zusammenarbeit ganz sicher
    richtig und wichtig, Copy and Paste nicht . Ich wunde-
    re mich schon, dass die Grünen hier so wenig kritisches
    Gespür haben; denn Sie haben ja diesen Antrag mitge-
    zeichnet . Überhaupt müssen wir ein Auge darauf haben,
    dass die großen Entwicklungsbedarfe in Indien nicht
    dazu verleiten, dass deutsche Firmen nur den eigenen
    Mehrwert sehen . Zum Beispiel ist Indien ein Land, in
    dem gerne Arzneimittelstudien durchgeführt werden .
    Wir müssen sehr peinlich darauf achten, dass dabei kei-

    Dr. Stefan Kaufmann






    (A) (C)



    (B) (D)


    ne schlechteren Standards zugelassen werden, als sie in
    Europa gelten .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Swen Schulz [Spandau] [SPD])


    Und schließlich – auch da schaue ich die Grünen fra-
    gend an –: Wieso findet man eigentlich in dem Antrag
    an mehreren Stellen Förderangebote für profitorientier-
    te private Bildungsdienstleister, aber kein Wort zu den
    Möglichkeiten von NGOs? Standen die nicht auf dem
    Besuchsprogramm? Möglicherweise wollen Sie mit dem
    Antrag auch nur die famosen Kooperationsbemühungen
    der Bundesregierung unterstützen und ins öffentliche
    Bewusstsein bringen . Das ist sicher gut . Mir allerdings
    würde das nicht reichen .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)