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    Plenarprotokoll 18/174 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 174. Sitzung Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 Inhalt: Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Integrationsgesetzes Drucksache 18/8615 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17185 A Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17185 B Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 17187 B Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 17189 A Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17190 D Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17191 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17192 C Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 17193 C Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17195 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 17196 B Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 17197 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17198 A Tagesordnungspunkt 27: Antrag der Abgeordneten Tom Koenigs, Omid Nouripour, Luise Amtsberg, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Eine Menschheit, gemeinsame Verantwortung – Für eine flexible, wirksa- me und zuverlässige humanitäre Hilfe Drucksache 18/8619 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17199 C Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17199 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 17201 B Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 17202 B Michael Roth, Staatsminister AA . . . . . . . . . . 17203 D Michael Brand (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 17205 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17206 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17208 A Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 17209 B Tagesordnungspunkt 28: Vereinbarte Debatte: Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative und Förderung des wis- senschaftlichen Nachwuchses Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17210 A Nicole Gohlke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 17212 A Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . 17214 A Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 17214 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17216 D Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 17218 C Dr. Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17220 A Alexandra Dinges-Dierig (CDU/CSU) . . . . . . 17221 C Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 17222 C Patricia Lips (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 17223 D Tagesordnungspunkt 29: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes  über  Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016II Maßnahmen zur Förderung des deutschen  Films (Filmförderungsgesetz – FFG) Drucksachen 18/8592, 18/8627 . . . . . . . . . . . 17225 A Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 17225 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 17226 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17227 D Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17229 D Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 17231 A Tagesordnungspunkt 30: a) Antrag der Abgeordneten Roland Claus, Matthias W. Birkwald, Caren Lay, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Altersarmut von Ost- Krankenschwestern – Gerechte Renten für Beschäftigte im DDR-Gesundheits- und Sozialwesen schaffen Drucksache 18/8612 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17232 A b) Antrag der Abgeordneten Roland Claus, Matthias W. Birkwald, Caren Lay, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Kumpel zweiter Klasse – Rentenansprüche der Bergleute aus der DDR-Braunkohleveredlung wahren Drucksache 18/7903 . . . . . . . . . . . . . . . . . 17232 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Abgeordneten Roland Claus, Dr. Gregor Gysi, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Ungerechtigkeiten bei Mütterrente  in Ostdeutschland und  beim Übergangszuschlag beheben Drucksachen 18/4972, 18/6706 . . . . . . . . . 17232 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 17232 C Jana Schimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 17233 C Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17235 B Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17236 B Matthias W. Birkwald (DIE LINKE) . . . . . 17236 D Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 17238 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 17239 D Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 17239 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 17240 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17241 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 17243 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17243 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 17185 174. Sitzung Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 Beginn: 9.00 Uhr
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    Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 17243 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aken, Jan van DIE LINKE 03.06.2016 Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Brandl, Dr. Reinhard CDU/CSU 03.06.2016 Daldrup, Bernhard SPD 03.06.2016 Fabritius, Dr . Bernd CDU/CSU 03.06.2016 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 03.06.2016 Hänsel, Heike DIE LINKE 03.06.2016 Heil (Peine), Hubertus SPD 03.06.2016 Hendricks, Dr . Barbara SPD 03.06.2016 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Lämmel, Andreas G. CDU/CSU 03.06.2016 Leidig, Sabine DIE LINKE 03.06.2016 Leikert, Dr. Katja CDU/CSU 03.06.2016 Lerchenfeld, Philipp Graf CDU/CSU 03.06.2016 Leyen, Dr. Ursula von der CDU/CSU 03.06.2016 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Marwitz, Hans-Georg von der CDU/CSU 03.06.2016 Metzler, Jan CDU/CSU 03.06.2016 Michelbach, Dr. h. c. Hans CDU/CSU 03.06.2016 Müller (Chemnitz), Detlef SPD 03.06.2016 Müller, Bettina SPD 03.06.2016 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Oßner, Florian CDU/CSU 03.06.2016 Petry, Christian SPD 03.06.2016 Petzold, Ulrich CDU/CSU 03.06.2016 Pflugradt, Jeannine SPD 03.06.2016 Raabe, Dr . Sascha SPD 03.06.2016 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.06.2016 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 03.06.2016 Scho-Antwerpes, Elfi SPD 03.06.2016 Schröder (Wiesbaden), Dr. Kristina CDU/CSU 03.06.2016 Stegemann, Albert CDU/CSU 03.06.2016 Steinmeier, Dr . Frank- Walter SPD 03.06.2016 Strothmann, Lena CDU/CSU 03.06.2016 Veit, Rüdiger SPD 03.06.2016 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 03.06.2016 Wawzyniak, Halina DIE LINKE 03.06.2016 Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 03.06.2016 Wicklein, Andrea SPD 03.06.2016 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 03.06.2016 Zech, Tobias CDU/CSU 03.06.2016 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Bundesrat hat in seiner 945 . Sitzung am 13 . Mai 2016 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Erstes Gesetz zur Novellierung von Finanzmarkt- vorschriften auf Grund europäischer Rechtsakte (Erstes Finanzmarktnovellierungsgesetz – 1. Fi- MaNoG) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 201617244 (A) (C) (B) (D) – Gesetz zur Bekämpfung von Korruption im Ge- sundheitswesen Der Bundesrat hat hierzu ferner folgende Entschlie- ßung gefasst: a) Der Bundesrat begrüßt, dass der Deutsche Bundestag mit dem Gesetz zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen eine rechtliche Grundlage zur Be- kämpfung von korruptivem Handeln durch Angehöri- ge der Heilberufe schafft und damit eine nicht hinzu- nehmende Gesetzeslücke schließt. b) Der Bundesrat hält es jedoch für nicht sachgerecht, dass der Gesetzesbeschluss – anders als noch in der dem Bundesrat seinerzeit zur Stellungnahme zugelei- teten Fassung (BR-Drucksache 360/15) – allein wett- bewerbsbezogene Handlungen erfasst, die patienten- schutzbezogene Handlungsmodalität des „Verstoßes gegen berufsrechtliche Pflichten“ hingegen ausspart und damit wesentliche Inhalte und Schutzzwecke des Gesetzes wegfallen. c) Eine wirksame Bekämpfung von Korruption im Gesund- heitswesen muss gleichermaßen zwei Ziele verfolgen: Zum einen muss sie einen funktionierenden Leis- tungswettbewerb auf Seiten der Anbieter sichern, da nur dieser eine qualitative Weiterentwicklung von Arz- nei-, Heil- oder Hilfsmitteln sowie Medizinprodukten bei gleichzeitig vertretbarer Kostenentwicklung im Gesundheitssektor gewährleisten kann (Wettbewerbs- schutz). Zum anderen muss sie aber auch das Vertrauen der Patienten in eine von unlauteren Geldzahlungen un- beeinflusste Gesundheitsversorgung und damit die Ak- zeptanz des – von ihnen solidarisch finanzierten – Ge- sundheitssystems aufrechterhalten (Patientenschutz). Dadurch, dass der Gesetzesbeschluss ausschließlich auf den Wettbewerbsschutz abstellt und den Patien- tenschutz weitgehend ausblendet, könnten eine Rei- he von Fallkonstellationen straffrei bleiben, in denen medizinische Entscheidungen primär an wirtschaft- lichen Interessen, nicht aber am Wohl des individu- ellen Patienten orientiert getroffen werden. Derge- stalt entstehende Schutzlücken wären geeignet, das Vertrauen der Patienten in das von ihnen getragene Gesundheitssystem erheblich zu beeinträchtigen. Entsprechende Schutzlücken könnten zukünftig ins- besondere in Fällen auftreten, in denen eine wettbe- werbsbezogene Bevorzugung bestimmter Anbieter ge- rade nicht gegeben ist, also etwa – bei der Verordnung patentgeschützter (und damit in Monopolstellung) angebotener Arznei-, Heil- oder Hilfsmittel oder Me- dizinprodukte, – bei der allgemeinen – und gegebe- nenfalls medizinisch gar nicht indizierten – Steigerung von Bezugs-, Verordnungs- oder Zuweisungsmen- gen sowie – bei Arzneimittelverordnungen, die sich allein auf den Wirkstoff beziehen, vgl. hierzu schon BR-Drucksache 451/13 (Beschluss), S. 17. d) Der Bundesrat weist zudem darauf hin, dass die jetzt vorgenommene Beschränkung des Gesetzes auf den Bezug und die Verordnung von Arznei- und Heilmit- teln sowie Medizinprodukten dazu führt, dass ganze Berufsgruppen, vor allem die der Apothekerinnen und Apotheker, aus dem Anwendungsbereich des Gesetzes herausfallen. Vor dem Hintergrund der Bedeutung, die diese Berufsgruppen innerhalb des Gesundheitswe- sens haben, können auch insoweit nicht zu rechtferti- gende Strafbarkeitslücken entstehen. e) Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung zu be- obachten, ob zukünftig in der Praxis die vorbeschrie- benen Strafverfolgungslücken in einem Umfang auf- treten, der geeignet ist, das Vertrauen der Patienten in das Gesundheitssystem zu beeinträchtigen. Sollte dies der Fall sein, müssten die notwendigen gesetzlichen Änderungen im Sinne dieser Entschließung vorge- nommen werden . – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2014/26/EU über  die  kollektive  Wahrnehmung  von  Urheber-  und  verwandten  Schutzrechten  und  die  Vergabe  von  Mehrgebietslizenzen  für  Rechte  an  Musik- werken für die Online-Nutzung im Binnenmarkt sowie zur Änderung des Verfahrens betreffend die  Geräte- und Speichermedienvergütung (VG-Richt- linie-Umsetzungsgesetz) – Fünfzehntes Gesetz zur Änderung des Luftver- kehrsgesetzes Zudem hat der Bundesrat in seiner 945 . Sitzung am 13. Mai 2016 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3, Satz 4 und 6 des Standortauswahlgesetzes Ministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert (Sachsen-Anhalt) als Nachfol- gerin des ausscheidenden Ministers a . D . Dr . Hermann Onko Aeikens (Sachsen-Anhalt) zum Mitglied der „Kommission  Lagerung  hoch  radioaktiver  Abfall- stoffe“ gewählt. Der Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hat mitgeteilt, dass er gemäß § 80 Ab- satz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichter- stattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Unterrichtung durch die Bundesregierung Klimaschutzbericht 2015 Drucksache 18/6840 Unterrichtung durch die Bundesregierung Fortschrittsbericht zur Deutschen Anpassungsstra- tegie an den Klimawandel Drucksachen 18/7111, 18/7276 Nr. 7 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/8470 Nr. A.1 Ratsdokument 7984/16 Drucksache 18/8470 Nr. A.2 Ratsdokument 7998/16 Finanzausschuss Drucksache 18/8293 Nr. A.4 Ratsdokument 6918/16 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 174. Sitzung. Berlin, Freitag, den 3. Juni 2016 17245 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/7127 Nr. A.4 Ratsdokument 14015/15 Drucksache 18/7612 Nr. A.26 Ratsdokument 5187/16 Drucksache 18/7934 Nr. A.16 Ratsdokument 6225/16 Drucksache 18/7934 Nr. A.17 Ratsdokument 6226/16 Drucksache 18/8293 Nr. A.6 Ratsdokument 7115/16 Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/8293 Nr. A.12 Ratsdokument 7489/16 Drucksache 18/8470 Nr. A.20 EP P8_TA-PROV(2016)0119 Drucksache 18/8470 Nr. A.22 Ratsdokument 7781/16 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/7733 Nr. A.19 Ratsdokument 5814/16 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 174. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 4 Integrationsgesetz TOP 27 Qualität der humanitären Hilfe TOP 28 Vereinbarte Debatte zur Exzellenzinitiative TOP 29 Filmförderungsgesetz TOP 30 DDR-Renten-Überleitungsrecht Anlagen Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Kollegin!



Rede von Sevim Dağdelen
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Machen Sie das Grundgesetz nicht noch einmal zum

Steinbruch .

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Das Wort erhält nun die Bundesministerin für Arbeit

    und Soziales, Andrea Nahles.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und So-
    ziales:

    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    „Bitte Arbeit!“ – ich habe in den letzten Monaten auch
    persönlich erleben dürfen, mit wie viel Energie, mit wie
    viel Willen die Menschen, die zu uns gekommen sind,
    versuchen, sich eine neue Zukunft aufzubauen, und das
    nach einschneidenden Erlebnissen, nach Erfahrung von
    Gewalt, Krieg, langer Flucht und Verlust.

    „Bitte Arbeit!“ – das sind oft die ersten deutschen
    Worte, die viele lernen und auch lernen wollen, weil sie
    gar nicht abhängig sein wollen, weil sie es hassen, nicht
    arbeiten zu können, weil ihnen vielleicht noch Vorausset-
    zungen wie Sprache oder zum Beispiel der Status fehlen,
    die sie brauchen, um arbeiten zu können. Vielleicht sind
    die ersten Worte auch deswegen „Bitte Arbeit!“, weil sie
    wissen, weil auch wir wissen: Der beste Weg zu Integra-
    tion ist der Weg in Arbeit .

    Der heute hier vorliegende Entwurf eines Integrati-
    onsgesetzes ist so wichtig, weil wir damit die klare Bot-
    schaft aussenden: Wir wollen es gemeinsam mit diesen
    Menschen schaffen, dass sie den Weg in den deutschen
    Arbeitsmarkt erfolgreich gehen können, liebe Kollegin-
    nen und Kollegen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Kollege de Maizière hat es sehr deutlich gesagt: Das
    ist keine Kleinigkeit, das geht auch nicht mal eben so
    nebenher. Das wird eine große Anstrengung werden: für
    die, die zu uns kommen, genauso wie für uns, weil wir
    die Bringschuld haben, Angebote zu machen.

    Umgekehrt stehe ich voll hinter dem Gesetz, wenn es
    um die Mitwirkungspflichten geht, die es geben muss.
    Angebote machen, Chancen geben, das heißt auf der an-
    deren Seite auch: Mitwirken. Ehrlich gesagt: Das halte

    ich für einen fairen Deal. Ich kann nicht nachvollziehen,
    dass sich an dieser Stelle so viel Kritik entzündet hat.
    Wie sollten wir es denn anders machen als genau auf die-
    se Weise?


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Die Menschen, die zu uns gekommen sind, haben
    Hoffnungen, Fähigkeiten, Potenzial, Kreativität und Ehr-
    geiz. Und dass sie zu uns kommen, das war weiß Gott
    nicht so geplant, es war überhaupt nicht geplant. Aber
    wir können doch jetzt feststellen: Es ist auch eine Rie-
    senchance. Und es ist keine Alternative für Deutschland,
    diese Menschen auszugrenzen, zu diffamieren, anzu-
    greifen und zu verletzen. Es ist auch keine Alternative
    für Deutschland, dass wir an dieser Stelle Vorurteile und
    Ängste schüren . Die einzige Sache, die wir machen müs-
    sen, ist Integration, Integration, Integration .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Die Situation ist sehr gut; denn 70 Prozent derjenigen,
    die zu uns gekommen sind, sind unter 30 Jahren. Das
    heißt für mich, dass sie von Leistungsempfängern, die sie
    vielleicht eine Weile sein werden, ohne Weiteres mit der
    Hilfe, die wir ihnen hiermit geben, zu Leistungsträgern
    unserer Gesellschaft werden können, wenn die Integra-
    tion gelingt. Das ist eine gute Nachricht für unser Land.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir beginnen mit diesem Integrationsgesetz nicht bei
    null. Wir haben eine ganze Reihe gesetzlicher Verände-
    rungen schnell auf den Weg gebracht, um auf die neue
    Situation zu reagieren. Als Beispiel nenne ich, dass wir
    dafür gesorgt haben, dass schon nach drei Monaten, also
    sehr schnell, ein Zugang zum Arbeitsmarkt besteht. Der
    Entwurf des Integrationsgesetzes, den Herr de Maizière
    und ich heute hier vorlegen, geht aber einen Schritt wei-
    ter . Er nimmt den ganzen Prozess der Integration in den
    Blick, hat eine längere Perspektive – nicht Sprint, son-
    dern Langstrecke –, und die werden wir auch brauchen.

    Wir stecken Wegmarken für die Flüchtlinge. Das be-
    ginnt in der Erstaufnahmeeinrichtung, wo wir für die
    Menschen, die bisher keinen Zugang zum Arbeitsmarkt
    haben – sie sind ausgeschlossen von jeder sinnvollen Be-
    tätigung, solange sie nicht den entsprechenden Status ha-
    ben und im SGB-II-Bezug sind –, Arbeitsgelegenheiten
    schaffen . Ich darf Ihnen versichern, dass es bei diesen
    Menschen hochwillkommen ist, dass sie sich endlich ein-
    bringen können in diese Gesellschaft.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Vielerorts helfen die Flüchtlinge in den Unterkünf-
    ten, in der Küche oder der Wäscherei. Aber wir wollen,
    dass sie auch rauskommen, dass sie erste Kontakte mit
    der Arbeitswelt machen können. In Tübingen beispiels-
    weise helfen sie in der Stadtbücherei oder kümmern sich
    bei der Feuerwehr um die Autos – das hilft im Übrigen
    auch den Kommunen –, und nachmittags geht es dann
    zum Deutschkurs. So kann man lernen und ankommen in

    Sevim Dağdelen






    (A) (C)



    (B) (D)


    dieser Gesellschaft. Deshalb ist das, was wir hier heute
    auf den Weg bringen, eine wichtige und gute Maßnahme.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich stehe im Übrigen zur Wohnsitzauflage. Auch als
    Arbeitsministerin stehe ich zur Wohnsitzauflage, um das
    einmal ganz klar zu sagen; denn Ghettobildungen kann
    nun wirklich niemand wollen. Aber es gibt Tendenzen
    in diese Richtung . Man braucht eine Wohnung, aber
    man braucht auch einen Arbeitsplatz, und das ist nicht
    dasselbe. Deswegen brauchen wir diese Regulierungen.
    Deswegen stehe ich in vollem Umfang dazu. Wir haben
    einen guten Kompromiss gefunden, der beide Aspek-
    te gleichrangig berücksichtigt. Warum nicht? Ich kann
    Ihnen aus der Erfahrung der BA berichten: Im Sieger-
    land bieten wir Kurse mit 70 Plätzen an, aber über Nacht
    ziehen die Teilnehmer nach Gelsenkirchen, weil sie da
    jemanden kennen. Dazu kann ich als Arbeitsministerin
    nur sagen: Schlechte Entscheidung! Deswegen machen
    wir die Wohnsitzauflage und passgenaue Angebote, um
    den Menschen eine Perspektive zu geben . Wer eine so-
    zialversicherungspflichtige Beschäftigung hat, der kann
    selbstverständlich umziehen. Wer woanders einen Aus-
    bildungsplatz hat, kann umziehen. Wir kasernieren die
    Leute doch nicht, sondern wir wollen ihnen helfen, Ar-
    beit zu finden und nicht nur eine Wohnung, was am Ende
    des Tages eben nicht reicht .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Wir machen hier einen wirklich substanziellen Fort-
    schritt in Sachen Ausbildung. Es gab bisher eine Rege-
    lung, nach der man als Flüchtling bzw. Geduldeter nach
    dem 21. Lebensjahr nicht in eine Ausbildung gehen durf-
    te. Das ist eine mir nicht ganz verständliche Regel; die
    gab es aber. Diese Regel haben wir jetzt abgeschafft. Wir
    schaffen Planungssicherheit für die Betriebe und für die
    Betroffenen, indem wir ihnen eine Duldung geben für
    die ganze Zeit der Ausbildung. Danach können sie ein
    halbes Jahr suchen, und dann bekommen sie für zwei
    Jahre einen Aufenthaltstitel. Kurzum: Sie können sich
    hier auf eine Ausbildung einlassen; sie und die Betriebe
    haben Rechtssicherheit. Das ist der goldene Weg: Diese
    70 Prozent derjenigen, die zu uns gekommen sind, die
    unter 30-Jährigen, sind in Ausbildung zu bringen. Hey,
    die Leute können wir in diesem Land gut gebrauchen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich habe gestern mit Frau Wanka das Spitzentreffen
    der Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung ge-
    leitet. Es gibt 41 000 offene Ausbildungsplätze. Viele
    Handwerker suchen Auszubildende. – Wunderbar, es gibt
    Chancen in unserem Land. Lassen Sie uns diese Chancen
    zusammen ergreifen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich denke, wir haben eine große Aufgabe vor uns,
    aber wir haben auch viele motivierte Leute, sowohl bei
    der Bundesagentur für Arbeit als auch bei den einzelnen
    Anbietern, bei den Volkshochschulen, bei vielen anderen
    Trägern, die sich wirklich kümmern, und bei den Wohl-
    fahrtsverbänden.

    Wir haben diese Situation nicht nur am Anfang er-
    lebt, als so viele kamen, sondern es wird sich weiter mit
    großer Anstrengung und großer Offenherzigkeit geküm-
    mert und bemüht, und vor diesem Hintergrund bin ich
    zuversichtlich, dass wir mit diesem Gesetz die Grundlage
    legen für passende Integration. Dass wir darüber hinaus
    mehr brauchen, ein Einwanderungsgesetz, steht auf ei-
    nem anderen Blatt. Das ist auch wichtig, darüber debat-
    tieren wir ein anderes Mal.

    Heute haben wir das Integrationsgesetz auf dem Tisch .
    Und in diesem Sinne: Wir wollen es anpacken. Bitte, bit-
    te schauen Sie einfach auch mal in das Gesetz rein.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dann wird man nämlich feststellen, dass vieles, was es
    in der Öffentlichkeit, mit Verlaub, an Diskussionen dazu
    gegeben hat, haarscharf daneben geht .

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)