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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/158 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 158. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 25. Februar 2016 Inhalt Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Eva Bulling-Schröter . . . . . . . . . . . . . . 15465 A Wahl der Abgeordneten Dr. Dorothee Schlegel als Schriftführerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15465 A Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15465 B Tagesordnungspunkt 3: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asyl- verfahren Drucksachen 18/7538, 18/7645, 18/7685 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15465 D – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), Katja Keul, wei- teren Abgeordneten und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Asylverfahrensgeset- zes – Streichung der obligatorischen Widerrufsprüfung Drucksachen 18/6202, 18/7645, 18/7685 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15466 A b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur erleichterten Ausweisung von straffäl- ligen Ausländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asylbewerbern Drucksachen 18/7537, 18/7646, 18/7686 . 15466 A c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordne- ten Katja Dörner, Dr . Konstantin von Notz, Dr . Franziska Brantner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Besonders gefährdete Flücht- linge in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften besser schützen Drucksachen 18/6646, 18/7697 . . . . . . . . . 15466 B Dr . Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI . . 15466 B Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15467 D Reinhold Gall, Minister (Baden-Württem- berg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15469 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15470 D Reinhold Gall, Minister (Baden-Württem- berg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15471 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15471 D Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15473 B Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 15474 B Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15474 C Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 15476 C Aydan Özoğuz, Staatsministerin BK . . . . . . . 15477 C Katja Dörner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15479 C Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 15480 C Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 15482 B Jutta Eckenbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 15484 A Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . . 15485 D, 15489 A Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15486 C, 15491 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016II Tagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie über Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeug- nisse Drucksachen 18/7218, 18/7452, 18/7696 . . . . 15489 C Christian Schmidt, Bundesminister BMI . . . . 15489 D Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 15494 A Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15495 D Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 15497 B Dr . Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15497 C Kordula Kovac (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 15498 C Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15500 A Ursula Schulte (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15500 D Marlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 15502 A Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15503 A Carola Stauche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 15503 D Tagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Luise Amtsberg, Volker Beck (Köln), Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Integration ist gelebte De- mokratie und stärkt den sozialen Zusam- menhalt Drucksache 18/7651 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15505 A Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15505 B Barbara Woltmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 15506 C Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15508 A Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 15509 A Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 15510 C Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15511 D Kerstin Kassner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15512 C Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 15513 C Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15514 C Cemile Giousouf (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 15515 D Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15517 C Tagesordnungspunkt 25: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 655/2014 sowie zur Änderung sonstiger zivilprozessualer Vorschriften (EuKoPfVODG) Drucksache 18/7560 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15518 D b) Antrag der Abgeordneten Martina Renner, Dr . André Hahn, Dr . Konstantin von Notz, Hans-Christian Ströbele, Dr . Sahra Wagenknecht, Dr . Dietmar Bartsch, Katrin Göring-Eckardt, Dr . Anton Hofreiter und weiterer Abgeordneter: Ergänzung des Untersuchungsauftrages des 1. Untersu- chungsausschusses – Hilfsweise: Einset- zung eines Untersuchungsausschusses Drucksache 18/7565 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15518 D Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Annalena Baerbock, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Für mehr Transparenz in der Internationalen Atomenergie-Organi- sation sowie eine starke und unabhängige Weltgesundheitsorganisation Drucksache 18/7658 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15519 A Tagesordnungspunkt 26: a) Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: zu dem Vorschlag für eine Durchführungsver- ordnung der Kommission zur Erneu- erung der Zulassung von Glyphosat SANTE/10026/2016 (Entwurf) hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes Voreilige Neuzulassung von Glyphosat stoppen Drucksache 18/7675 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15519 C b)–h) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 282, 283, 284, 285, 286, 287 und 288 zu Petitionen Drucksachen 18/7569, 18/7570, 18/7571, 18/7572, 18/7573, 18/7574, 18/7575 . . . . 15519 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 15519 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15522 C Tagesordnungspunkt 6: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr und digitale In- frastruktur zu dem Antrag der Fraktionen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 III der CDU/CSU und SPD: Intelligente Mo- bilität fördern – Die Chancen der Digita- lisierung für den Verkehrssektor nutzen Drucksachen 18/7362, 18/7635 . . . . . . . . . 15520 B b) Antrag der Abgeordneten Matthias Gastel, Stephan Kühn (Dresden), Markus Tressel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Intelli- gente Mobilität fördern – Rechtssichere Regelung zur Ausweisung von Carsha- ring-Stationen schaffen Drucksache 18/7652 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15520 C Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 15520 C Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15525 A Andreas Rimkus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15525 D Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15527 A Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15528 A Dr . Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . . 15529 C Florian Oßner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15530 B Tagesordnungspunkt 7: Zweite und dritte Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Anpassung der Zuständigkeiten von Bundesbehörden an die Neuordnung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV-Zuständigkeitsanpassungs- gesetz – WSVZuAnpG) Drucksachen 18/7316, 18/7634 . . . . . . . . . . . 15531 D Manfred Behrens (Börde) (CDU/CSU) . . . . . 15531 D Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15532 C Gustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15533 C Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15535 C Matthias Lietz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 15537 A Hans-Werner Kammer (CDU/CSU) . . . . . . . . 15538 A Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Befristungen im öffentlichen Dienst stoppen Drucksache 18/7567 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15539 C Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15539 D Wilfried Oellers (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 15540 D Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15542 D Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 15543 D Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 15544 C Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15545 A Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15546 C Uwe Lagosky (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15546 D Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15547 A Bernd Rützel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15547 D Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: zu dem Vorschlag für eine Verord- nung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 806/2014 im Hinblick auf die Schaffung eines europäischen Einlagenversicherungs- systems KOM(2015) 586 endg.; Ratsdok. 14649/15 hier: Politischer Dialog mit der Europäi- schen Kommission Drucksache 18/7644 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15548 C Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 15548 C Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15550 A Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15550 D Lisa Paus (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . 15552 A Alexander Radwan (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 15553 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15554 B Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 15555 B Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Cem Özdemir, Claudia Roth (Augsburg), Peter Meiwald, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Erinnerung und Gedenken an den Völkermord an den Ar- meniern vor 100 Jahren Drucksache 18/7648 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15556 B Cem Özdemir (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15556 C Klaus Brähmig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 15557 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 15558 A Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 15559 B Albert Weiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 15560 B Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15561 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15562 A Dr . Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 15563 A Dr . Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . 15564 A Cem Özdemir (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15565 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016IV Dr . Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . 15566 A Cem Özdemir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . 15566 B Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie über die Vergleichbarkeit von Zahlungskon- toentgelten, den Wechsel von Zahlungskon- ten sowie den Zugang zu Zahlungskonten mit grundlegenden Funktionen Drucksachen 18/7204, 18/7691 . . . . . . . . . . . 15567 A Matthias Hauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 15567 B Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15568 A Sarah Ryglewski (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15568 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15569 D Alexander Radwan (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 15570 D Dr . Jens Zimmermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 15571 D Tagesordnungspunkt 12: a) Antrag der Abgeordneten Sabine Leidig, Herbert Behrens, Caren Lay, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Ausstieg aus Stuttgart 21 – Die Deutsche Bahn AG vor einem finanziellen Desas- ter bewahren Drucksache 18/7566 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15572 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr und digitale In- frastruktur zu dem Antrag der Abgeordne- ten Sabine Leidig, Herbert Behrens, Caren Lay, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion DIE LINKE sowie der Abgeordneten Matthias Gastel, Cem Özdemir, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Offene Fragen zum Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 aufklären Drucksachen 18/3647, 18/5399 . . . . . . . . . 15572 D Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 15572 D Norbert Barthle, Parl . Staatssekretär BMVI . . 15574 A Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15575 C Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 15576 B Annette Sawade (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15577 B Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15579 B Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 15580 D Steffen Bilger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15581 A Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Bundesstatistikgesetzes und anderer Statistikgesetze Drucksache 18/7561 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15581 C Dr . Tim Ostermann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 15581 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 15583 B Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 15584 A Dr . Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15585 B Tagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Markus Kurth, Nicole Maisch, Dr . Gerhard Schick, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Für eine faire und transpa- rente private Altersvorsorge und ein stabi- les Drei-Säulen-System Drucksache 18/7371 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15586 B Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15586 C Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . 15587 C Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15588 C Matthias W . Birkwald (DIE LINKE) . . . . . . . 15589 D Ralf Kapschack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15590 D Matthäus Strebl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 15591 D Dr . Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 15592 D Tagesordnungspunkt 15: Zweite und dritte Beratung des von der Bun- desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Designgesetzes und weiterer Vorschriften des gewerblichen Rechtsschutzes Drucksachen 18/7195, 18/7684 . . . . . . . . . . . 15593 D Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Harald Weinberg, Ulla Jelpke, Sabine Zimmermann (Zwickau), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Medizinische Versorgung für Ge- flüchtete  und  Asylsuchende  diskriminie- rungsfrei sichern Drucksache 18/7413 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15594 A Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 15594 A Reiner Meier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15595 A Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15596 B Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15597 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 V Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15597 D Heiko Schmelzle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 15599 B Tagesordnungspunkt 17: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Energie zu der Verordnung der Bundesregierung: Verord- nung zur Modernisierung des Vergabe- rechts (Vergaberechtsmodernisierungsver- ordnung – VergRModVO) Drucksachen 18/7318, 18/7417 Nr . 2, 18/7693 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15600 C Tagesordnungspunkt 18: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung – 2030-Agenda konsequent umsetzen Drucksachen 18/7361, 18/7632 Buchsta- be a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15600 D b) Antrag der Abgeordneten Claudia Roth (Augsburg), Dr . Valerie Wilms, Uwe Kekeritz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Nachhaltige Entwicklungsziele in Deutschland konsequent umsetzen Drucksache 18/7649 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15601 A Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15601 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 15602 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15603 A Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 15603 B Peter Stein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15604 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Düngegesetzes und anderer Vorschriften Drucksache 18/7557 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15605 C Waldemar Westermayer (CDU/CSU) . . . . . . . 15605 D Dr . Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . 15606 C Dr . Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . 15607 C Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15609 A Johannes Röring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 15610 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15611 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 15613 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordne- ten Martin Gerster, Kerstin Griese, Gabriela Heinrich, Wolfgang Hellmich, Dr . Birgit Malecha-Nissen, Michelle Müntefering, Detlev Pilger, Bernd Rützel, Johann Saathoff, Elfi Scho-Antwerpes und Bernd Westphal (alle SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . . 15613 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Bärbel Bas und Frank Junge (beide SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD einge- brachten Entwurf eines Gesetzes zur Einfüh- rung beschleunigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . . 15614 C Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Petra Crone und Sönke Rix (beide SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD einge- brachten Entwurf eines Gesetzes zur Einfüh- rung beschleunigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . . 15615 C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Bernhard Daldrup und Ulrich Hampel (beide SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . . 15616 A Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ralf Kapschack und René Röspel (beide SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Ein- führung beschleunigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . . 15616 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016VI Anlage 7 Erklärungen nach § 31 GO zu der namentli- chen Abstimmung über den von den Fraktio- nen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung be- schleunigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . . 15617 C Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15617 C Dr . Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 15618 C Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 15619 B Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15620 C Dr . Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 15621 B Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15621 C Angelika Glöckner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 15622 B Dirk Heidenblut (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15623 A Rudolf Henke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15624 A Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 15624 C Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 15625 C Christina Jantz-Herrmann (SPD) . . . . . . . . . . 15626 C Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 15627 B Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15628 A Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15628 D Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15629 D Ulli Nissen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15630 B Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15631 A Martin Patzelt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 15631 D Dr . Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15632 B Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15633 A Petra Rode-Bosse (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15634 B Dr . Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 15635 A Dr . Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 15635 D Annette Sawade (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15636 C Dr . Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15637 B Udo Schiefner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15638 A Dr . Dorothee Schlegel (SPD) . . . . . . . . . . . . . 15638 B Stefan Schwartze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15639 B Norbert Spinrath (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15640 A Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15640 D Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15641 B Michael Thews (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15642 A Dr . Karin Thissen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15642 D Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15643 C Dr . Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15644 B Gülistan Yüksel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15645 A Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Axel Knoerig (CDU/CSU) zu der namentli- chen Abstimmung über den von den Frakti- onen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung be- schleunigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . . 15645 C Anlage 9 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Klaus Brähmig (CDU/CSU) zu den Abstim- mungen über – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfah- ren und – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Geset- zes zur erleichterten Ausweisung von straf- fälligen Ausländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asylbewerbern (Tagesordnungspunkt 3 a und 3 b) . . . . . . . . . 15645 D Anlage 10 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) zu den Abstimmungen über – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfah- ren und – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Geset- zes zur erleichterten Ausweisung von straf- fälligen Ausländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asylbewerbern (Tagesordnungspunkt 3 a und 3 b) . . . . . . . . . 15646 A Anlage 11 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Saskia Esken (SPD) zu den Abstimmungen über – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfah- ren und – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Geset- zes zur erleichterten Ausweisung von straf- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 VII fälligen Ausländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asylbewerbern (Tagesordnungspunkt 3 a und 3 b) . . . . . . . . . 15647 A Anlage 12 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr . Karl-Heinz Brunner (SPD) zu den Abstim- mungen über – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfah- ren und – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Geset- zes zur erleichterten Ausweisung von straf- fälligen Ausländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asylbewerbern und – die Beschlussempfehlung des Ausschus- ses für Familie, Senioren, Frauen und Ju- gend zu dem Antrag der Abgeordneten Katja Dörner, Dr . Konstantin von Notz, Dr . Franziska Brantner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Besonders gefährdete Flücht- linge in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften besser schüt- zen (Tagesordnungspunkt 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15648 A Anlage 13 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) zu der Abstim- mung über den von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Umset- zung der Richtlinie über Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse (Tagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15648 D Anlage 14 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordne- ten Ulrike Bahr, Dr . Ute Finckh-Krämer, Martin Gerster, Gabriele Groneberg, Rita Hagl-Kehl, Metin Hakverdi, Ulrich Hampel, Frank Junge, Daniela Kolbe, Dr . Hans-Ulrich Krüger, Hiltrud Lotze, Kirsten Lühmann, Hilde Mattheis, Susanne Mittag, Ulli Nissen, Markus Paschke, Andreas Rimkus, Dr . Hans- Joachim Schabedoth, Dr . Dorothee Schlegel, Matthias Schmidt (Berlin), Svenja Stadler, Martina Stamm-Fibich, Kerstin Tack und Stefan Zierke (alle SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Abgeord- neten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Vorschlag für eine Durchführungsverord- nung der Kommission zur Erneuerung der Zu- lassung von Glyphosat SANTE/10026/2016 (Entwurf) hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesre- gierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes Voreilige Neuzulassung von Glyphosat stoppen (Tagesordnungspunkt 26 a) . . . . . . . . . . . . . . . 15649 A Anlage 15 Erklärungen nach § 31 GO zu der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Abgeordne- ten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Vorschlag für eine Durchführungsverord- nung der Kommission zur Erneuerung der Zu- lassung von Glyphosat SANTE/10026/2016 (Entwurf) hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesre- gierung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes Voreilige Neuzulassung von Glyphosat stop- pen (Tagesordnungspunkt 26 a) . . . . . . . . . . . . . . . 15649 D Marco Bülow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15650 A Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 15650 B Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15650 C Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 15651 A Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15651 B Dr . Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 15651 D Dr . Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15652 C Dr . Karin Thissen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15652 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . . 15653 B Anlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Designgesetzes und weiterer Vorschriften des gewerblichen Rechtsschutzes (Tagesordnungspunkt 15) . . . . . . . . . . . . . . . . 15653 C Alexander Hoffmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . 15653 D Dr . Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . . 15654 D Christian Flisek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15655 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 15656 C Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15656 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016VIII Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Energie zu der Verordnung der Bundesregierung: Verord- nung zur Modernisierung des Vergaberechts (Vergaberechtsmodernisierungsverordnung – VergRModVO) (Tagesordnungspunkt 17) . . . . . . . . . . . . . . . . 15657 C Dr . Herlind Gundelach (CDU/CSU) . . . . . . . . 15657 C Barbara Lanzinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 15658 B Dr . Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 15659 A Marcus Held (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15659 C Jutta Krellmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 15660 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15660 D Anlage 18 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: UN-Ziele für nachhaltige Entwick- lung – 2030-Agenda konsequent umsetzen – des Antrags der Abgeordneten Claudia Roth (Augsburg), Dr . Valerie Wilms, Uwe Kekeritz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nachhaltige Entwicklungsziele in Deutsch- land konsequent umsetzen (Tagesordnungspunkt 18 a und b) . . . . . . . . . . 15661 B Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15661 C Anlage 19 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Norbert Barthle auf die Frage 10 des Abgeord- neten Dr . Axel Troost (DIE LINKE) (157 . Sitzung, Anlage 7) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15662 C Anlage 20 Neudruck: Antwort der Parl . Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf die Frage 13 des Abgeordneten Dr . André Hahn (DIE LINKE) (157 . Sitzung, Anlage 8) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15662 D (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15465 158. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 25. Februar 2016 Beginn: 9 .00 Uhr
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    Johannes Röring (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15613 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 25 .02 .2016 Barley, Dr . Katarina SPD 25 .02 .2016 Bartol, Sören SPD 25 .02 .2016 Bartsch, Dr . Dietmar DIE LINKE 25 .02 .2016 Beckmeyer, Uwe SPD 25 .02 .2016 Bergner, Dr . Christoph CDU/CSU 25 .02 .2016 Binder, Karin DIE LINKE 25 .02 .2016 De Ridder, Dr . Daniela SPD 25 .02 .2016 Dörmann, Martin SPD 25 .02 .2016 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 25 .02 .2016 Eberl, Iris CDU/CSU 25 .02 .2016 Engelmeier, Michaela SPD 25 .02 .2016 Fabritius, Dr . Bernd CDU/CSU 25 .02 .2016 Gröhe, Hermann CDU/CSU 25 .02 .2016 Höger, Inge DIE LINKE 25 .02 .2016 Holzenkamp, Franz- Josef CDU/CSU 25 .02 .2016 Jüttner, Dr . Egon CDU/CSU 25 .02 .2016 Kaczmarek, Oliver SPD 25 .02 .2016 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 25 .02 .2016 Klare, Arno SPD 25 .02 .2016 Kömpel, Birgit SPD 25 .02 .2016 Kühn (Dresden), Stephan BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .02 .2016 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 25 .02 .2016 Müller, Dr . Gerd CDU/CSU 25 .02 .2016 Schäuble, Dr . Wolfgang CDU/CSU 25 .02 .2016 Schlecht, Michael DIE LINKE 25 .02 .2016 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Steffel, Dr . Frank CDU/CSU 25 .02 .2016 Steinbach, Erika CDU/CSU 25 .02 .2016 Tank, Azize DIE LINKE 25 .02 .2016 Thönnes, Franz SPD 25 .02 .2016 Veit, Rüdiger SPD 25 .02 .2016 Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 25 .02 .2016 Wicklein, Andrea SPD 25 .02 .2016 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 25 .02 .2016 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Martin Gerster, Kerstin Griese, Gabriela Heinrich, Wolfgang Hellmich, Dr. Birgit Malecha-Nissen, Michelle Müntefering, Detlev Pilger, Bernd Rützel,  Johann Saathoff, Elfi Scho- Antwerpes und Bernd Westphal (alle SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es uns wichtig, den vielen Ehrenamt- lichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort enga- gieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spen- den, Essen ausgeben, sie medizinisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denje- nigen in kommunalen Ämtern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich un- ermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleich- zeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engage- ment zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Ver- schärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommen- den zügig vorangeht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615614 (A) (C) (B) (D) Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungs- fähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bür- gerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ können wir deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren be- schleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht ei- nes erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorsehen . Insbesondere begrüßen wir, dass da- durch der unsinnige und inhumane Vorschlag von „Tran- sitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Uns bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flücht- linge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein wer- den – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das wir aus humanitären Gründen nicht für richtig halten . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnahme warnen . Wir finden das mit christlichen Werten schwer vereinbar. Wir gehen fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Wir begrüßen, dass vereinbart wurde, dass für unbe- gleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Ein- zelfallprüfung zum Familiennachzug stattfinden wird, und setzen darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskon- vention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Außerdem begrüßen wir, dass vereinbart wurde, dass in- nerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Fami- liennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flücht- lingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehen wir die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine drei-jährige Aus- bildung machen, ein zwei-jähriges Bleiberecht danach haben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für aus- bildungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Wir be- grüßen, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . 11 . 2015 festgehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dau- erhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erler- nen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Wir setzen uns da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Wir stimmen deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die wir auch in weiteren Debatten wie- der einbringen werden, dem Gesetz zur Einführung be- schleunigter Asylverfahren zu . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Bärbel Bas und Frank Junge (beide SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (Tages- ordnungspunkt 3 a) Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es uns wichtig, den vielen Ehrenamt- lichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort enga- gieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spen- den, Essen ausgeben, sie medizinisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denje- nigen in kommunalen Ämtern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich un- ermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleich- zeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engage- ment zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Ver- schärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommen- den zügig vorangeht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungs- fähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bür- gerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ können wir deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren be- schleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht ei- nes erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorsehen . Insbesondere begrüßen wir, dass da- durch der unsinnige und inhumane Vorschlag von „Tran- sitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Uns bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15615 (A) (C) (B) (D) Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flücht- linge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein wer- den – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Wir gehen fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Wir begrüßen, dass ver- einbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familien- nachzug stattfinden wird, und setzen darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern ge- trennt werden dürfen . Außerdem begrüßen wir, dass ver- einbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutsch- land lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehen wir die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Wir begrüßen, dass im Beschluss der Parteivorsitzen- den von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festgehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich be- fristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Inte- gration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Wir setzen uns da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Wir stimmen deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die wir auch in weiteren Debatten wie- der einbringen werden, dem Gesetz zur Einführung be- schleunigter Asylverfahren zu . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Petra Crone und Sönke Rix (bei- de SPD) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Ein- führung beschleunigter Asylverfahren (Tagesord- nungspunkt 3 a) Der vorliegende Gesetzentwurf ist ein Kompromiss zwischen den Koalitionsparteien . Die SPD konnte den Ursprungsentwurf in wesentlichen Bereichen verbessern . Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ha- ben uns in wichtigen Punkten durchgesetzt . Es wird kei- ne „Transitzonen“ an deutschen Grenzen geben . Damit verhindern wir, dass Menschen unter Haftbedingungen auf ihr Verfahren warten müssen . Stattdessen werden wir dezentrale Registrierzentren einrichten, die nötig sind, um ein effektives Verfahren für die Asylsuchenden durchführen zu können . Wir werden für verschiedene Gruppen die Verfahren beschleunigen . Über den Asylantrag entscheidet zu- künftig das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) innerhalb von einer Woche, Rechtsbehelfsver- fahren sollen in zwei Wochen abgeschlossen werden . Grundsätzlich ist der Familiennachzug bei Flüchtlin- gen eine wichtige Maßnahme zur Integration und eine Frage der Humanität . Die jetzt verabredete Einschrän- kung des Familiennachzugs für Flüchtlinge mit nicht langfristiger Bleibeperspektive darf nun nicht im Ge- genzug dazu führen, dass die Vergabe der subsidiären Schutzbedürftigkeit ausgedehnt wird . Wir Sozialdemo- kratinnen und Sozialdemokraten haben dieser Regelung zugestimmt, weil der Familiennachzug auf zwei Jahre befristet ausgesetzt wird und ansonsten das gesamte Asylpaket infrage gestanden hätte . Wir gehen davon aus, dass der Elternnachzug zu minderjährigen Flüchtlingen möglich bleibt und in jedem Einzelfall geprüft wird . Eine gute Maßnahme stellt die Pflicht zur Vorlage ei- nes erweiterten Führungszeugnisses bei Beschäftigung oder regelmäßig Engagierten in einer Flüchtlingsunter- kunft dar . Das kann jedoch nur ein Baustein eines umfas- senden Schutzkonzeptes sein . Bedauerlicherweise sind keine weiteren bindenden Schutzbestimmungen vorgese- hen . Die Länder werden nun noch weitere Maßnahmen folgen lassen . Wir wollen zusätzlich darauf hinwirken, dass auch der Bund sein Schutzkonzept erweitert . Positiv sehen wir die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Nach den Asylpaketen muss es jetzt darum gehen, ei- nen umfassenden Integrationsplan zu erarbeiten . Daher Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615616 (A) (C) (B) (D) begrüßen wir, dass jetzt in Abstimmung zwischen den Ministerien Maßnahmen für ein Integrationsgesetz er- arbeitet werden . Dazu gehören unter anderem auch ein ausreichendes Angebot von Integrationskursen, aber auch Investitionen in Schule, Kitas und den Wohnungs- bau sowie Erleichterungen für den Zugang auf den Ar- beitsmarkt . Ein besonderer Dank gilt den hauptamtlichen und eh- renamtlichen Kräften, die sich mit großem Engagement in den Unterkünften, in Sprachkursen, bei der Begleitung zu Ämtern, in Integrationsmaßnahmen und in unzähligen weiteren Bereichen betätigen . Wir begrüßen, dass im Beschluss der Parteivorsitzen- den von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festgehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Er- lernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Trotz der gravierenden Bedenken bezüglich des Fa- miliennachzugs und für uns nicht ausreichend vorhande- ner Schutzbestimmungen und Integrationsmaßnahmen stimmen wir dem „Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren“ – auch unter Einbeziehung unserer poli- tischen Gesamteinschätzung – zu . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Bernhard Daldrup und Ulrich Hampel (beide SPD) zu der namentlichen Abstim- mung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (Ta- gesordnungspunkt 3 a) Mit dem Gesetz werden verschiedene Maßnahmen zu Verfahren der Anerkennung, Unterbringung von Flücht- lingen und Asylbewerbern sowie deren Lebensbedingun- gen geregelt . Auch wenn wir die Zielsetzung des Geset- zes in wesentlichen Bereichen unterstützen und darin das Ergebnis eines Kompromisses sehen, der weitergehende Verschärfungen wie etwa die Einrichtung von Transit- zonen verhindert hat, bestehen weiterhin erhebliche Be- denken gegen die Wirksamkeit einzelner Regelungen des Gesetzentwurfes . Dies gilt vor allem für die deutliche Verschärfung der medizinischen Gründe, die einer Abschiebung entgegen- stehen, sowie die aus unserer Sicht wirkungslosen Redu- zierungen von Geldleistungen in einzelnen Fällen . Flüchtlinge, die Asyl erhalten oder Schutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention bekommen, können ihre Familien weiter nachholen – das trifft für die meisten Flüchtlinge zu . Wir sind aber im Kern anderer Auffassung bei der vorgesehenen zweijährigen Aussetzung des Familien- nachzuges für Personen mit subsidiärem Schutz . Wir befürchten damit vielleicht sogar eine gegenteilige Wir- kung als beabsichtigt: Durch die Aussetzung des Fami- liennachzuges werden die Lebensbedingungen zumeist unbegleiteter Jugendlicher verschärft . Deren Unterbrin- gung und Betreuung verursachen höhere Kosten als eine Familienzusammenführung und erschweren ihre Integra- tion (während die dennoch nachziehenden Angehörigen auf unsichere Wege gedrängt werden könnten) . Ein relevanter quantitativer Beitrag zur Reduzierung der Flüchtlingszahlen wird offenbar auch durch den In- nenminister selbst angesichts der konkreten Zahlen und damit verbundenen Entwicklungen nicht ernsthaft er- wartet . 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt . Die Stellungnahmen der Kirchen, ihrer Hilfswer- ke und vieler Organisationen der Flüchtlingshilfe sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnahme warnen . Wir erwarten, dass die für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz vorgesehene Einzelfallprüfung zum Familiennachzug unter Berücksichtigung der UN-Kin- derrechtskonvention erfolgt, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Wir gehen davon aus, dass die erst zum 1 . August 2015 eingeführte Möglichkeit des Familiennachzuges für subsidiär geschützte Personen nach der Aussetzung für einen Zeitraum von zwei Jahren wieder reibungslos ermöglicht wird . Wir haben unsere ablehnende Haltung zur Aussetzung des Familiennachzuges im Rahmen der Willensbildung bis zur Entscheidung des Deutschen Bundestages auch in der eigenen Fraktion deutlich gemacht . Da wir im Abstimmungsprozess unterlegen waren, gehört es zu unserem parlamentarischen Verständnis, eine Mehrheits- entscheidung mitzutragen, wenn die eigene Position ge- genwärtig nicht durchsetzbar ist . Wir erwarten darüber hinaus und werden uns massiv dafür einsetzen, dass nach den gesetzlichen Änderun- gen des Asylrechts bei Unterbringung und Anerkennung deutlich größere Anstrengungen zur Integration der Men- schen mit Bleiberechtsperspektive unternommen werden . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ralf Kapschack und René Röspel (beide SPD) zu der namentlichen Abstim- mung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (Ta- gesordnungspunkt 3 a) Wir haben dem „Entwurf eines Gesetzes zur Einfüh- rung beschleunigter Asylverfahren“ nicht zugestimmt . Dabei haben wir selbstverständlich nichts gegen eine Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15617 (A) (C) (B) (D) Beschleunigung der Registrierungs- und Anerkennungs- verfahren . Diese hätten allerdings schon längst über eine Aufstockung des Personals beim BAMF erfolgen kön- nen . Wäre es nach dem Willen der SPD gegangen, hätte es auch bei Sprach- und Integrationskursen längst eine deutliche Aufstockung gegeben . Die Zustimmung zu dem vorliegenden Gesetzentwurf war für uns nicht möglich, vor allem wegen der von der Union geforderten Verschärfungen bei gesundheitlichen Abschiebehindernissen und beim Familiennachzug . Nach dem Kompromiss der Parteivorsitzenden im November 2015 wäre davon nur eine kleine Zahl von schätzungsweise 1 700 subsidiär Schutzberechtigten be- troffen gewesen . Nach Intervention aus der Union, vor allem nach dem Beschluss der CSU – kurz vor Weih- nachten 2015! –, den Familiennachzug „größtmöglich“ zu beschränken, ist nun von einer deutlich höheren Zahl von Kindern, Jugendlichen, Vätern oder Müttern auszu- gehen, denen es verwehrt wird, ihren Ehepartner, ihre El- tern oder ihr Kind nachholen zu dürfen . Dabei sind nach Angaben der Bundesregierung – Antwort auf die Kleine Anfrage 18/7200 – bis Ende September 2015 für Staats- angehörige aus Syrien 18 400 Visa zum Familiennachzug erteilt worden – eine aus unserer Sicht verträgliche Zahl von Fällen . Völlig unakzeptabel ist für uns die Vorstellung, Kinder von ihren Eltern getrennt zu lassen – und umgekehrt –, vermutlich ist es sogar ein Verstoß gegen Artikel 6 des Grundgesetzes und Artikel 8 der Europäischen Men- schenrechtskonvention . Sehr beeindruckt haben uns Diskussionen im letzten November mit Kindern und Jugendlichen in Schulen in unseren Wahlkreisen über die Rechte und Wünsche von Kindern, in denen auch deutlich wurde, wie wichtig es für Kinder ist, nicht von ihren Eltern getrennt zu sein . Mit einer Zustimmung zum sogenannten Asylpaket II würden wir unser Versprechen brechen, uns für die in der UN-Kinderrechtskonvention verbrieften Rechte von Kindern einzusetzen . Wir fühlen uns gegenüber den Kin- dern im Wort . Wir erkennen ausdrücklich an, dass die SPD-Führung und allen voran Sigmar Gabriel in den letzten Wochen auch in Nachverhandlungen versucht hat, wenigstens Er- leichterungen und Härtefallregelungen zu erzielen . Deshalb finden wir es umso bedauerlicher, dass die sogenannten christlichen Parteien auf weitgehend sym- bolischen und populistischen Forderungen beharren und damit einen breiten Konsens verhindert haben, den wir mittragen könnten . Wir sind dankbar für das unglaubliche Engagement vieler Menschen in unserem Land, die sich für einen menschlichen Umgang mit Flüchtlingen einsetzen und diesen jeden Tag leben . Sie brauchen dabei nicht nur mo- ralische, sondern auch materielle Unterstützung, genauso wie die Kommunen . Integration gelingt nur, wenn unsere Städte und Gemeinden in der Lage sind, vor Ort die Vo- raussetzungen dafür zu schaffen . Dazu ist eine deutliche größere Hilfe durch den Bund unerlässlich . Anlage 7 Erklärungen nach § 31 GO zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) Heike Baehrens (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch ver- sorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Ämtern, bei Wohl- fahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisati- onen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingun- gen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ist unge- brochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Po- litik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstützen und die ordnende und steuernde Funktion des Staates bewusst und mit Sorgfalt wahrzunehmen . Es kommt jetzt darauf an, die vollständige Registrierung der Ankommenden zu gewährleisten und die Verfahrensabläufe zu beschleuni- gen und zu optimieren . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, konkret durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unter- stützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsin- nige und inhumane Vorschlag von „Transitzonen“ an den Grenzen vom Tisch ist . Allerdings habe ich auch Bedenken, die mir die Ab- stimmung für dieses Gesetz nicht leicht gemacht haben . So mache ich mir Sorgen bezüglich der Änderungen im Aufenthaltsgesetz, die sich auf Abschiebungshindernis- se aus gesundheitlichen Gründen beziehen . Zwar ist es richtig, Missbrauch entgegenzuwirken . Die getroffenen Regelungen könnten aber in der Praxis schutzbedürftigen Kranken schaden . Denn gesetzlich wird zukünftig erst einmal davon ausgegangen, dass eine Erkrankung einer Abschiebung nicht im Wege steht . Personen, die abge- schoben werden sollen, müssen nicht nur ihre Krankheit nachweisen, sondern diese muss dann auch tatsächlich als Abschiebungshindernis anerkannt werden . Außerdem müssen die Betroffenen – die vermutlich häufig weder über Sprachkenntnisse noch über soziale Anbindung ver- fügen – den Nachweis einer schwerwiegenden Erkran- kung innerhalb einer sehr kurzen Frist erbringen . Diese Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615618 (A) (C) (B) (D) knappe Frist ist gerade bei der Behandlung und Diagno- se von posttraumatischen Belastungsstörungen, von der insbesondere Kriegsflüchtlinge häufig betroffen sind, nur schwer einzuhalten . Nur mit großen Bedenken kann ich die Regelung mit- tragen, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberech- tigte für zwei Jahre auszusetzen, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr weni- ge Personen davon betroffen sein werden – 2015 erhiel- ten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller sub- sidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitä- ren Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke nehme ich sehr ernst, die vor dieser Maßnahme warnen. Ich finde diese Rege- lung mit christlichen Werten schwer vereinbar . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Ausset- zung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidi- ären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familiennach- zug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich die Vereinbarung, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ein demokratisches Staatswesen kann nur funktio- nieren, wenn seine politischen Verantwortungsträger zu Kompromissen bereit sind . Da der Gesetzentwurf zur Einführung beschleunigter Asylverfahren vor dem Hin- tergrund der aktuellen großen Herausforderungen viele notwendige Regelungen enthält, stimme ich ihm trotz der oben genannten schweren Bedenken zu . Dr. Matthias Bartke (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wich- tig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizi- nisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Ämtern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Men- schen zu schaffen . Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren be- schleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flücht- linge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein wer- den – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnahmen der Wohlfahrtsverbände, der Kirchen und ihrer Hilfswerke sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnahme warnen . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijähri- gen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenom- men wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familien- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15619 (A) (C) (B) (D) nachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern ge- trennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass ver- einbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutsch- land lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv ist die zwischen den Koalitionspartnern ge- troffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, nach der Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbildung ma- chen, ein zweijähriges Bleiberecht danach haben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbildungsunterstüt- zende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen . Alles das dient der Integration von geflohenen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und damit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asyl- recht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesserung des Zugangs zu Sprachkursen, Bil- dung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Menschen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdie- nen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren zu . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD): Was würde ich wohl von mir denken? Was würde ich von mir den- ken, wenn ich flüchten müsste, wenn ich meine Heimat, Deutschland, in großer Angst hektisch verlassen müss- te, um einem Bombenangriff zu entkommen, um meine Frau der Folter oder unsere Kinder dem Hungertod zu entreißen? Was würde ich von mir denken, wenn ich dem Asylkompromiss, genannt „Asylpaket II“, nicht zuge- stimmt hätte? Ich käme in ein Land mit einer unvorstellbaren Hilfs- bereitschaft . Ehrenamt . Aber auch hauptamtlich ist die Hilfsbereitschaft in Verbänden und Verwaltungen der Städte und Dörfer groß . Hilfe, Verständnis, Empathie, Nächstenliebe, Verantwortung, Engagement – alles zu- sammen genommen nennen wir Willkommenskultur . Dies ist eine Kulturleistung vieler Männer und Frauen in Deutschland . Diese Kulturleistung Menschlichkeit zeigt sich auch in den Mahnungen vieler Verbände wie des Bundesverbandes der AWO (Arbeiterwohlfahrt), der Di- akonie, der Caritas, des Paritätischen Gesamtverbandes, Amnesty International, des Deutschen Instituts für Men- schenrechte, das Asylpaket II im Bundestag abzulehnen . Das ist die eine Seite . Auf der anderen Seite brennen Asylbewerberheime . Christliche Parteien wie die CSU sowie Teile der CDU wollen riesige Auffanglager bzw . Transitzentren an den Außengrenzen, bevorzugt außerhalb Deutschlands . Es wird über Grenzzäune und von kulturlosen, radikalen Po- litikern sogar über bewaffnete Grenzsicherung an diesen Zäunen schwadroniert . Der Vorsitzende der CSU, Herr Seehofer, fordert gar eine Obergrenze für Asylbewer- ber, also praktisch eine Begrenzung des Grundrechts auf Asyl . Das ist Angriff auf unsere Verfassung . Gleichzeitig fordert auch Herr Palmer, grüner Oberbürgermeister der Stadt Tübingen in Baden-Württemberg, im Spiegel dazu auf, Zäune an den EU-Außengrenzen zu errichten und diese von bewaffneten Grenzbeamten kontrollieren zu lassen . Er fordert eine „klare Grenzpolitik“ . All diese primitiv-populistischen „Vorschläge“ sind nicht nötig . Ein Blick in die jüngere Geschichte hilft . Seit 1990 sind viele Millionen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen . Viele von ihnen haben Deutschland wieder verlassen und kehrten zumeist in ihre Heimat zurück . Menschen lieben ihre Heimat . Schauen wir mit Carl Zuckmayer noch einige Jahre weiter zurück: „Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenrei- he vor – seit Christi Geburt . Da war ein römischer Feld- hauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht . Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begrün- det . Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein deser- tierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Hol- land, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant – das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und ge- sungen und Kinder gezeugt – und – und der der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald und – ach was, schau im Lexikon nach . Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben . Vermischt – wie die Was- ser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen . Vom Rhein – das heißt: vom Abendland . Das ist natürlicher Adel . Das ist Rasse . Seien Sie stolz darauf, Hartmann – und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter in den Ab- tritt . Prost .“ Auch durch gravierende Fehler der Bundeskanz- lerin sehen wir in Europa die Gefahr von Renationali- sierung und Rückentwicklung . Deutschland hat unter schwarz-gelber Regierung die südlichen Länder Euro- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615620 (A) (C) (B) (D) pas mit den vielen Flüchtlingen alleingelassen . Heute gibt in vielen anderen Ländern Europas wenig Neigung, Deutschland zu helfen . Diese Entwicklung, gepaart mit der Berichterstattung bestimmter Medien und aufkeimenden radikalen Partei- en, lässt wenig Raum für symbolische Politik . Es gibt im Bundestag keine Mehrheit in der Regierungskoalition für ein Einwanderungsgesetz, keine Mehrheit für ein Reset- tlement-Programm (also die Möglichkeit zur dauerhaften Neuansiedlung mit Integrationsprogramm, analog zu den USA, Kanada oder Australien), keine Mehrheit für einen Kompromiss ohne die Einschränkungen im Asylpaket II . Mit Blick auf diese Gemengelage besteht größte Ge- fahr, dass jegliche weitere Verhandlung über das Asyl- paket II eine Verschlechterung für die in Deutschland Schutzsuchenden bedeutet und radikale Kräfte gestärkt würden . Wir haben mit dem Kompromiss eine untere (!) Linie gefunden, die uns, die die gesamte Bevölkerung davon abhält, nach rechts abzudriften . Deshalb unter- stütze ich den gefundenen Kompromiss – mit Blick auf die drohenden anderen Szenarien und halte ihn für einen Verhandlungserfolg . Kritisch bleiben die Änderungen im Familiennach- zug und die Vereinfachung der Abschiebung kranker Menschen . Rechtlich bedenklich sind die beschleunigten Verfahren. Kontraproduktiv finde ich die Gebühren für Integrationskurse . Wenigstens soll es für unbegleitete Minderjährige mit „subsidiärem Schutz“ eine Einzelfallprüfung beim Fami- liennachzug geben . Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erklärt: „Auf subsidiären Schutz kann ein Drittstaatsangehöri- ger oder Staatenloser Anspruch haben, dem weder durch die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft noch durch das Asylrecht Schutz gewährt werden kann . Er wird als subsidiär Schutzberechtigter anerkannt, wenn er stichhal- tige Gründe für die Annahme vorgebracht hat, dass ihm in seinem Herkunftsland ein ernsthafter Schaden droht . Als ernsthafter Schaden gilt: – die Verhängung oder Vollstreckung der Todesstra- fe, – Folter oder unmenschliche oder erniedrigende Be- handlung oder Bestrafung oder – eine ernsthafte individuelle Bedrohung des Lebens oder der Unversehrtheit einer Zivilperson infolge willkürlicher Gewalt im Rahmen eines interna- tionalen oder innerstaatlichen bewaffneten Kon- flikts.“ Manche sprechen hier von einem „Pulleffekt“ oder von einer „Sogwirkung“ und vergessen dabei, in welch verzweifelter Lage Familien sein müssen, die ihr min- derjähriges Kind auf die Flucht schicken müssen, um es zu retten . Sie leben mit der absoluten Ungewissheit, ihr Kind jemals wieder zu sehen . Auch die Möglichkeit für Flüchtlinge, nach einer dreijährigen Ausbildung weitere zwei Jahre in Deutschland bleiben zu dürfen, ist ein gutes Ergebnis . Würde ich nach alldem von mir denken: „Gut ge- macht, ich habe denen, die der Bevölkerung Angst ma- chen, abgetrotzt, was möglich war“? Oder würde ich denken: „Hätte ich den faktisch wahrscheinlich sowieso fast unwirksamen Asylkompromiss, den Asylpakt II, ab- gelehnt, ginge es mir nun formal und kurzfristig besser – aber das Damoklesschwert unberechenbarer Verschlech- terungen schwebt weiter über mir“? Ich weiß es nicht . Jedenfalls werden wir zerstören, was uns wichtig ist, wenn wir es weiterhin so schützen wie bisher . Marco Bülow (SPD): Durch das Asylpaket II, über das wir heute im Deutschen Bundestag abstimmen, sol- len die Asylverfahren beschleunigt und Abschiebungen erleichtert werden, um die Zahl der Flüchtlinge zu re- duzieren . Auch der Familiennachzug von Menschen mit subsidiärem Schutz wird für zwei Jahre ausgesetzt . Ich glaube, dass diese Maßnahmen keine wirkliche Wirkung zeigen und nur zur Beruhigung beitragen sol- len . Die Regierung hat damit einen Formelkompromiss geschlossen, der nicht funktionieren wird . Vor allem, weil die eigentlich notwendigen Maßnahmen damit nicht einhergehen . In erster Linie bräuchten wir ein Integrationspaket I, wie es die SPD einfordert . Wir benötigen deutlich mehr Anstrengungen zur Integration der angekommenen Flüchtlinge . Dazu brauchen wir mehr Investitionen vor allem in Schule, Kitas und den Wohnungsbau sowie Er- leichterungen für den Zugang auf den Arbeitsmarkt . Wir benötigen deutlich mehr Geld für die Kommunen, als bisher zugesagt wurde . Ein Hauptaugenmerk sollte dabei neben der Integrationsleistung auch auf Maßnah- men für Langzeit- und Jugendarbeitslose gelegt werden . Wir müssen den sozialen Frieden wahren . Das funktio- niert aber nicht, wenn in einigen Regionen viele Men- schen keine Perspektive haben . Zudem müssen wir endlich klarere Maßnahmen gegen den zunehmenden Terror von rechts gegen Flüchtlinge ergreifen . Angriffe auf Asylbewerberunterkünfte gibt es mittlerweile täglich . 2015 wurden in Deutschland bis Mitte November 1 610 überwiegend rechtsmotivierte Delikte gezählt, die im Zusammenhang mit der „Unter- bringung von Asylbewerbern“ stehen . 2014 lag die Zahl bei 895 Taten, 2013 bei 399 und 2012 bei 62 Delikten . Diese Entwicklung ist dramatisch . Es ist positiv zu erwähnen, dass die SPD in den Ver- handlungen mit der Union dafür gesorgt hat, dass Flücht- linge nach der Ausbildung in Deutschland zwei Jahre arbeiten dürfen . Zudem entfällt die jährliche Neugeneh- migung des Aufenthalts während der Ausbildungszeit . Beides führt zu deutlich mehr Rechtssicherheit für Aus- zubildende und Unternehmer und dient damit einer bes- seren Integration . Es ist ebenfalls gut, dass der Bundesjustizminister Heiko Maas durchgesetzt hat, dass in Härtefällen auch bei Minderjährigen mit eingeschränktem Schutz ein Nachzug der Eltern möglich sein kann . Insgesamt halte ich die Einschränkungen aber immer noch für mangel- haft . Die beschlossene Einzelfallprüfung bedeutet eine Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15621 (A) (C) (B) (D) hohe Belastung für die minderjährigen Flüchtlinge und übrigens auch eine zusätzliche Bürokratisierung . Das Kindeswohl darf nicht unter der aktuellen politischen Si- tuation leiden . Bei der Aussetzung des Familiennachzugs für Min- derjährige verstoßen die Regelungen auch gegen die UN-Kinderrechtskonvention, weil unbegleitete, minder- jährige Flüchtlinge von ihren Eltern und Erziehungsbe- rechtigten getrennt werden . Diese Entscheidung ist umso weniger nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, wie we- nig neue Flüchtlinge damit ins Land kommen würden . Weitere Kritikpunkte: Leider gibt es neben der Einschränkung des Famili- ennachzugs noch weitere Punkte, die ich an diesem Ge- setz kritisiere. Zum Beispiel die vereinbarte finanzielle Beteiligung von Flüchtlingen an Integrationskursen . In Zukunft werden 20 Euro von den Leistungen an Flücht- linge als Eigenbeitrag zu Sprach- und Integrationskursen einbehalten . Durch einen Eigenbetrag wird die Integrati- on nicht gefördert . Im Gegenteil, das wird lediglich dazu führen, dass weniger Menschen die Kurse besuchen wer- den . Auch die Ausweitung der Liste sicherer Herkunfts- staaten auf Algerien, Marokko und Tunesien sehe ich skeptisch . Zum einen ist das Instrument der sicheren Herkunftsstaaten generell problematisch, weil es den individuellen Anspruch auf eine einzelne Prüfung des Asylantrags untergräbt . Zum anderen sind die Berichte von Menschenrechtsorganisationen über die drei Länder bedenklich und sprechen nicht dafür, dass man allgemein von der Einhaltung von Menschenrechten sprechen kann . Gesamtbetrachtung statt Symbolpolitik: Keine Frage, die Situation ist problematisch . Genau deshalb müssten die verschiedenen Aspekte der Flüchtlingspolitik in ei- ner Gesamtdiskussion zusammenfließen, von der Außen- und Sicherheitspolitik über die soziale Lage – vor allem in einigen Regionen in Deutschland – bis hin zur Innen- politik und Integration . Beim Asylpaket I habe ich mich mit Bauchschmerzen noch enthalten können, weil vor al- lem auch die Kommunen entlastet wurden . Diesmal kann ich – trotz intensiver Abwägung – das Gesamtpaket nur ablehnen, nicht nur wegen dessen, was im Gesetz steht, sondern auch wegen dessen, was fehlt . Dr. Karamba Diaby (SPD): Bei Abstimmungen mit erheblicher Reichweite oder auch bei Gewissensfragen nehme ich für mich das Recht eines jeden Abgeordneten nach Artikel 38 (1) des Grundgesetzes in Anspruch . In Abwägung der getroffenen Verschärfungen im Entwurf zum Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfah- ren unter anderem beim Familien- und Elternnachzug für subsidiär geschützte Geflüchtete und unter Berücksich- tigung der Menschen- und Grundrechte stimme ich mit Nein . 1 . Die Einschränkung des Familien- und Eltern- nachzuges bei subsidiär Schutzbedürftigen ist mit dem Grundrecht auf Schutz der Familie (Artikel 6 GG) und der Europäischen Menschenrechtskonvention (Arti- kel 8 EMRK) nicht zu vereinbaren . 2 . Innerhalb von drei Wochen soll ein komplettes Asylverfahren für unter anderem Geflüchtete aus siche- ren Herkunftsstaaten in besonderen Aufnahmezentren durchgeführt werden . Hier besteht die Gefahr, dass ein ausreichender Zugang zur unabhängigen Rechtsberatung in den Aufnahmeeinrichtungen nicht gegeben sein kann . 3 . Die Absenkung der Leistungen für Asylsuchende ist nicht nachvollziehbar . Das Existenzminimum darf nicht weiter herabgesetzt werden . Das hat auch das Bundes- verfassungsgericht in seinem Urteil vom 18 . Juli 2012 zum AsylbLG bekräftigt . Unter Berücksichtigung dieser aufgeführten Argu- mente stimme ich dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren nicht zu . Sabine Dittmar (SPD): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über das von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachte Gesetz zur Einführung be- schleunigter Asylverfahren ab . Nach den Verhandlungen innerhalb der Regierungskoalition und nach intensiven Diskussionen über die Inhalte des Gesetzentwurfs stim- me ich diesem zu . Zugleich mache ich von meinem Recht Gebrauch, zu den gesundheitspolitischen Aspekten, die ich aufgrund meiner langjährigen ärztlichen Tätigkeit sehr kritisch be- werte bzw . ablehne, Stellung zu beziehen: Der Gesetzentwurf regelt, dass lebensbedrohliche und schwerwiegende Erkrankungen, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden, die Abschiebung eines Ausländers verhindern . Die Ein- schränkung bezieht sich somit auf erhebliche konkrete Gefahren für Leib und Leben . Dies muss durch ein quali- fiziertes ärztliches Attest nachgewiesen werden. Die diesbezüglich im Gesetzentwurf formulierte Prä- zisierung der Rahmenbedingungen für die Erstellung qualifizierter ärztlicher Atteste gemäß § 60 a Absatz 2 c erachte ich als sinnvoll . Allerdings möchte ich betonen, dass ich eine verbindliche Einbeziehung der psychologi- schen und psychotherapeutischen Diagnostikkompeten- zen jenseits der Einschränkung auf approbierte Ärzte für notwendig erachte . Darüber hinaus halte ich die Pauschalität der Aussage in der Gesetzesbegründung, dass eine PTBS im Regelfall keine schwerwiegende Erkrankung darstellt, für medizi- nisch falsch . Die Diagnose des „Schweregrades“ einer PTBS ist komplex und sollte hierfür ausgebildeten Spe- zialisten vorbehalten sein Aus dem Begründungsteil ist weiter unterschwellig eine unterschiedliche Bewertung und Gewichtung somatischer und psychischer Erkran- kungen herauszulesen, was abzulehnen ist . Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich die Frage der angemessenen medizinischen Versorgung im Zielland . Durch die Änderung des § 60 Absatz 7 Aufenthaltsgesetz soll geregelt werden, dass ein Ausländer, der an einer Er- krankung leidet, auch dann in einen Zielstaat abgescho- ben werden kann, wenn eine ausreichende medizinische Versorgung nur in einem Teil dieses Zielstaats gewähr- leistet werden kann . Dass die medizinische Versorgung mit der Versorgung in Deutschland im Regelfall nicht Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615622 (A) (C) (B) (D) gleichwertig ist, ist unbestritten . Problematisch ist jedoch der Verweis in der Begründung darauf, dass dem Aus- länder zumutbar ist, sich in einen bestimmten Teil des Zielstaats zu begeben, in dem für ihn eine ausreichende medizinische Versorgung gewährleistet ist, ohne zu wür- digen, ob diese Versorgung für ihn erreichbar ist oder er regelhaften Zugang zur Versorgung hat . Mit Blick auf die jeweiligen regionalen Gegeben- heiten in den Zielstaaten und dem patientenabhängigen medizinischen Bedarf ist jedoch zu differenzieren, ob eine angemessene medizinische Versorgung tatsächlich gewährleistet ist . Hier ist aus meiner Sicht eine weite- re Präzisierung durch die zuständigen Ministerien nötig . Die einschränkende Formulierung „in der Regel“ im § 60 Absatz 7 gibt hoffentlich den zuständigen Gerichten den notwendigen Entscheidungsspielraum, um die medi- zinische Versorgung im Zielstaat genauer unter die Lupe zu nehmen . Der Spielraum für Einzelfallentscheidung ist zu begrüßen . Darüber hinaus bereitet mir die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzbe- rechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjäh- rige Flüchtlinge gelten soll . Ich begrüße daher die Ver- einbarung, für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familiennachzug zu- zulassen . Ich setze darauf, dass hierbei die UN-Kinder- rechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dür- fen . Außerdem befürworte ich die Regelung, dass inner- halb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familien- nachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Eine Evaluierung der in diesem Gesetz beschlossenen Regelungen nach einem angemessenen Zeitraum ist drin- gend geboten . Trotz meiner Bedenken stimme ich dem Gesetzent- wurf zu, da er mit Blick auf die aktuellen großen Heraus- forderungen in der Asylpolitik viele notwendige Rege- lungen und Konkretisierungen beinhaltet . Angelika Glöckner (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wich- tig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medi- zinisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkur- se anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Äm- tern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Men- schen zu schaffen . Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstüt- zen und nicht permanent durch neue Verschärfungsvor- schläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig voran- geht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejeni- gen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unter- stützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Fa- miliennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Rege- lung auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein werden – 2015 er- hielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennach- zug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus huma- nitären Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnah- men der Kirchen und Hilfsorganisationen, die vor dieser Maßnahme warnen, sind ernst zu nehmen . Ich halte das weder mit christlichen noch humanitären Werten schwer vereinbar . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich be- grüße, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Min- derjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familiennachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass vereinbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontin- gente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vorrangig berück- sichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15623 (A) (C) (B) (D) halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten Beden- ken dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylver- fahren zu . Dirk Heidenblut (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch ver- sorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Mandaten und Äm- tern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Men- schen zu schaffen . Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Bundespolitik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstützen und nicht andauernd durch neue Ver- schärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommen- den zügig vorangeht, das Asylverfahren beschleunigt und Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind Voraussetzung für gute Integration, damit diejeni- gen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unter- stützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleuni- gen, die Registrierung verbessern, die Kommunen entlas- ten sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Hel- ferinnen und Helfer vorsehen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinnige und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Fa- miliennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, ganz grundsätzlich, weil es Integration erschwert, besonders aber, weil diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flücht- linge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein wer- den – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz –, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Ich begrüße, dass vereinbart wurde, dass für unbeglei- tete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzel- fallprüfung zum Familiennachzug stattfinden, wird und setze darauf, dass diese im Interesse des Kindeswohls erfolgt . Außerdem begrüße ich, dass vereinbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll – das muss in besonderem Maße für Angehörige unbegleiteter Minderjähriger gelten . In gleicher Weise bereiten mir die Einschränkungen bei der Einbeziehung gesundheitlicher Gründe als Ab- schiebungshindernis massiv Probleme, insbesondere die Regelungen zur Berücksichtigung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) . Ich begrüße zwar, dass es gelungen ist, auch hier bei schwerwiegenden, massiv die Gesundheit beeinträchtigenden Erkrankungen, insbe- sondere wenn diese Eigengefährdung erwarten lassen, Regelungen zu finden. Dennoch halte ich die in der Be- gründung genannte pauschale Herunterstufung der psy- chischen Erkrankung für falsch, weil sie einer individu- ellen, medizinisch fundierten Klärung bedarf . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, im Anschluss ein zweijähriges Bleiberecht erhalten . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für aus- bildungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. All das dient der Integration von geflohe- nen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und damit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren zu . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615624 (A) (C) (B) (D) Rudolf Henke (CDU/CSU): Der Deutsche Bundestag stimmt heute über das von den Fraktionen der CDU/CSU und der SPD eingebrachte Gesetz zur Einführung be- schleunigter Asylverfahren ab . Nach den Abstimmungen in den Fraktionen der Koalition und in den Ausschüssen folge ich den dort getroffenen Entscheidungen und stim- me dem Gesetz zu . Ich will damit auch das Wirken und Engagement der Bundeskanzlerin unterstützen . Zugleich mache ich von der nach der Geschäftsord- nung des Deutschen Bundestages gegebenen Möglich- keit Gebrauch, zu einzelnen Punkten in der Sache Stel- lung zu nehmen, die die gesundheitliche Versorgung von Asylbewerben betreffen . Der Gesetzentwurf stellt klar, dass eine Abschiebung auch dann erfolgen kann, wenn der Ausländer an einer Erkrankung leidet . In der Gesetzesbegründung ist fest- gehalten, dass sie jedoch nicht dazu führen darf, „dass sich die schwerwiegende Erkrankung des Ausländers mangels Behandlungsmöglichkeit in einem Ausmaß verschlechtern wird, dass ihm eine individuell konkre- te, erhebliche Gefahr an Leib oder Leben droht“ . Der Bundesminister des Inneren hat bei der ersten Lesung im Plenum davon gesprochen, dass es für eine Abschiebung eine solide medizinische Versorgung im Zielstaat geben muss, ausreichend und angemessen . Die medizinischen Standards in den Herkunftsländern müssen so sein, dass dem Menschen auch nach der Rückkehr gut geholfen werden kann . Diese Anforderungen unterstütze ich un- eingeschränkt . Durch die Änderung des Aufenthaltsgesetzes soll in § 60 Absatz 7 geregelt werden, dass ein Ausländer, der an einer Erkrankung leidet, auch dann in einen Zielstaat abgeschoben werden kann, wenn eine ausreichende me- dizinische Versorgung nur in einem Teil dieses Zielstaats gewährleistet werden kann . Ich habe Bedenken, ob diese Kriterien ausreichen, um die Möglichkeit einer (Weiter-)Behandlung der be- troffenen Person in jedem Einzelfall zuverlässig genug sicherzustellen . Genauso, wie wir keine Gleichwertigkeit der medizinischen Versorgung im Zielland mit den hohen deutschen Standards erwarten können, werden die Infra- struktur, die Mobilität, die sozialen und die regionalen Gegebenheiten nicht mit denen in Deutschland gleich- zusetzen sein . Das kann den Zugang zu einer medizini- schen Behandlung erschweren oder unmöglich machen . Deshalb habe ich mich während der parlamentarischen Beratung in meiner Fraktion dafür eingesetzt, dass diese Passage um den Aspekt der „Zugänglichkeit“ erweitert wird – leider ohne Erfolg . Auch nach einer Gesetzesänderung werden Ausfüh- rungsvorschriften notwendig sein, die die Existenz einer ausreichenden medizinischen Versorgung im Zielstaat in den Blick nehmen müssen . Dazu müssen das Auswärti- ge Amt bzw . das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit die notwendigen Feststellungen zu den örtlichen Gegebenheiten treffen . Die im Gesetzestext enthaltene einschränkende For- mulierung „in der Regel“ im ergänzten Absatz 7 des § 60 Aufenthaltsgesetz ermöglicht den zuständigen Ge- richten bei Einzelfallentscheidungen einen Entschei- dungsspielraum, der es ihnen weiterhin ermöglicht, die medizinische Versorgungssituation im betroffenen Ziel- land gesondert in den Blick zu nehmen . Das ist sicher zu begrüßen . Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Tauglichkeit der jetzt verfolgten Maßnahmen zur Verfahrensbeschleu- nigung, die der Notwendigkeit folgen, die Flüchtlings- zahlen zu reduzieren, in regelmäßigem Abstand darauf- hin überprüft werden muss, ob eine Anpassung an eine neue Situation möglich ist, zum Beispiel an eine Redu- zierung der Anzahl Asylbegehrender . Auch wenn die aktuelle Flüchtlingssituation uns vor große Herausforderungen stellt, ist die solide medizini- sche Versorgung von erkrankten Menschen eine Sorge, der wir angemessen entsprechen müssen . Ich hoffe sehr, dass die heute beschlossenen Regelungen an dem Be- wusstsein, dieser Verpflichtung nachzukommen, nichts ändern werden . Gabriele Hiller-Ohm (SPD): Aktuell erreichen Deutschland so viele Flüchtlinge wie noch nie in seiner jüngeren Geschichte . Die Aufnahme und Versorgung der Geflüchteten ist eine große gesellschaftliche Aufgabe. Das stellt den Bund, die Länder und Kommunen und die gesamte Gesellschaft vor große Herausforderungen . Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer und den Einsatz vieler weiterer Menschen bei den Wohl- fahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr, den Hilfsorgani- sationen und den Behörden vor Ort wäre dies nicht zu schaffen . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftli- che Engagement zu unterstützen . Angesichts der großen Zahl von teils lange andauernden Asylverfahren ist es für die Geflüchteten selbst, aber auch für alle Beteiligten wichtig, die Verfahren zu beschleunigen . Leider müssen immer noch Hunderttausende Asylbewerberinnen und Asylbewerber Monate warten, bis sie den Antrag über- haupt stellen können . Es kommt daher jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig vor- angeht, dass Asylverfahren beschleunigt und Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch eine wichtige Voraussetzung für gute Integration, damit die- jenigen, die hierbleiben können, schnell durch Sprach- kurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird die Handlungsfä- higkeit des Staates erwartet – sowohl von den Bürgerin- nen und Bürgern als auch von den Geflüchteten. In dem vorliegenden sogenannten Asylpaket II, dessen Hauptübereinkunft bereits am 5 . November 2015 statt- gefunden hat, kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Minderjährigenschutz in den Ein- richtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungs- zeugnisses für dort Beschäftigte sowie Helferinnen und Helfer vorsehen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinnige und inhumane Vorschlag von „Transitzen- tren“, also Massenlagern an den Grenzen, vom Tisch ist . Mir bereitet jedoch die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme . Auch wenn in Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15625 (A) (C) (B) (D) der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein werden (2015 entfielen nur 0,6 Prozent aller Entscheidungen auf subsidiären Schutz), halte ich dies nicht für richtig . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße die Vereinbarung, dass für unbegleitete Min- derjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfall- bzw . Härtefallprüfung zum Familiennachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskon- vention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich die Vereinbarung, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennach- zug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vor- rangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine Regelung für mehr Rechtssicher- heit und Verfahrensvereinfachungen für auszubildende Flüchtlinge und ausbildende Betriebe umgesetzt wird . Auszubildende sollen für die Dauer ihrer Ausbildung (drei Jahre) und weitere zwei Jahre danach ein Aufent- haltsrecht bekommen . Ebenso ist vereinbart, die Alters- grenze für ausbildungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen . Dies dient der Integration von geflohenen jungen Menschen in unseren Arbeits- markt und damit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationspaket zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich be- grüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden zum so- genannten Asylpaket II von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festgehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Er- lernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Am 28 . Januar 2016 wurde bei der Ministerpräsiden- tenkonferenz zudem ein zwischen Bund und Ländern ab- gestimmtes Integrationskonzept vereinbart . Dazu wurde eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe gebildet, die bis Ende Februar 2016 Eckpunkte und bis Ende März 2016 ein Konzept erarbeitet . Es besteht Einigkeit, dass es einer kontinuierlichen Anpassung der Regelsysteme und der Infrastruktur, vor allem in den Bereichen Sprachförde- rung, Integrationskurse, Bildung, Ausbildung, Studium und Arbeitsmarkt sowie beim Wohnungsbau, bedarf . Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Geflüchteten unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb in der Gesamtabwägung der getroffenen Vereinbarungen trotz der obengenannten schweren Bedenken dem Gesetz zur Einführung be- schleunigter Asylverfahren zu . Petra Hinz (Essen) (SPD): Im zurückliegenden Jahr haben unsere Gemeinden, Kommunen und Städte über eine Million Menschen aufgenommen . Die vielen ehren- amtlichen Helferinnen und Helfer haben Großartiges für Deutschland geleistet . Die Kommunen und die ehren- amtlichen Helferinnen und Helfer tragen jeden Tag zum sozialen Frieden bei . Richtig ist aber auch, dass nach die- ser so großen Anstrengung klar ist: so viele Menschen können wir in einem Jahr nicht noch einmal aufnehmen . In dieser Geschwindigkeit überfordern wir die Kommu- nen und werden den Herausforderungen nicht gerecht . Um den Zuzug von Flüchtenden zu reduzieren, stehen deshalb die Lösung des Syrien-Konflikts und die Besei- tigung von Fluchtursachen im Zentrum der SPD Politik . Es reicht also nicht aus, nur zu sagen „Wir schaffen es“, sondern wir müssen den ehrenamtlichen Kommu- nalpolitikern und den Bürgerinnen und Bürgern sagen, wie und was wir verlässlich auf den Weg bringen . Die Kanzlerin und auch der Innenminister haben bisher die Situation nicht wirklich nachhaltig gestaltet . Der bayri- sche Ministerpräsident ist Teil der Regierung und gleich- zeitig Opposition . Es ist nicht nur die Tatsache, dass er eine Verfassungsklage anstrebt, sondern seine Politik und seine Forderungen begünstigen das Erstarken der rechten Parteien und Rechtsextremismus . Meine große Hoffnung sind die vielen zivilgesell- schaftlichen Initiativen, die sich dagegenstellen, und eine demokratische Kultur, die stark genug ist, damit sich extremistische Gedanken nicht weiter ausbreiten . Dazu aber brauchen wir eine nachhaltige Flüchtlingspolitik über alle föderalen Ebenen . In den zurückliegenden Wo- chen haben wir zahlreiche Gesetze im Deutschen Bun- destag beschlossen, die vor Ort noch nicht angekommen sind bzw . noch nicht wirken können . Die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende verfolgt eine Politik, die von ihrer Union nicht getragen wird . Der Koalitionspartner ver- folgt mehrheitlich eine Politik, die Flüchtenden rauszu- halten . Wir aber müssen uns jetzt auf die Integration und auf die Unterstützung der Kommunen konzentrieren . Wir haben über lange Zeit, und das ging gerade von der Kanzlerin, vom Finanzminister und vom Innenmi- nister aus, eine Europapolitik in kurzsichtigem nationa- len Interesse Deutschlands praktiziert . Das ist der Hin- tergrund der aktuellen Situation, in der wir den Mangel an Solidarität erkennen müssen . Deswegen ist es nun so schwer, die Solidarität unserer EU-Partner zu erhalten . Richtig ist auch: Es fehlt eine moralisch-politische Auto- rität. Deswegen befinden wir uns in dieser sehr schwieri- gen, ja fast hoffnungslos scheinenden Krise . Ich bin davon überzeugt, dass eine Schließung der Grenzen Europa nachhaltig belasten würde, und andere beschreiben sogar, dass wir den europäischen Gedanken zerstören würden . Ich halte dies für eine falsche Antwort . Die Schließung der Grenzen wird es zu chaotischen Zu- ständen in Europa kommen lassen . Meiner Meinung nach Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615626 (A) (C) (B) (D) kann nur eine solidarische Aktion helfen, beispielsweise einen Hilfsfonds für die Länder aufzulegen, die in Euro- pa Flüchtlinge aufnehmen . Eine Verteilung der Flücht- linge in Europa ist ohne eine gemeinsame und solidari- sche Politik nicht möglich . Was bei den Befürwortern der Grenzschließung übersehen wird, ist: Die Flüchtenden kommen auch, wenn die Grenzen dicht sind . Wir haben das Problem lange vor uns hergeschoben, aber nun hat uns die Realität eingeholt . Es geht doch nicht um die reine Zahl . Es geht darum, wie wir den Zugang der Menschen nach Deutschland und Europa ordnen . Wir haben in den 50er-Jahren 50 Millio- nen Deutsche in Westdeutschland gehabt und 8 Millio- nen Vertriebene . Auch diese wurden nicht als wunderbare Deutsche in Empfang genommen, sondern als Fremdlin- ge angesehen . Und damals waren die Bedingungen noch viel armseliger . Kurt Schumacher sagte einst: „dass Politik mit dem Betrachten der Wirklichkeit beginnt“ . Haben wir tatsäch- lich unsere Wirklichkeit vergessen, was 1945 bis 1949 für Not und Elend in Deutschland herrschte?! Das tägli- che Brot war knapp, und seitdem haben Quäkerspeisen und CARE-Pakete aus den USA für die Generation mei- ner Eltern und Großeltern ein legendäres Image . Haben wir vergessen, dass das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bis heute nach Vermissten sucht, dass Frauen ihre Männer, Männer ihre Frauen und Kinder, Kinder ihre Eltern und Angehörigen gesucht haben? Mein Vater ist als junger Erwachsener in den Krieg eingezogen worden und mit schweren Verwundungen, die sein ganzes Leben be- stimmten, nach Hause gekommen . Meine Mutter musste ihre Heimat verlassen, sie war ein Flüchtling, eine Ver- triebene . Sie hat auf der Flucht ihren kleinen Bruder ver- loren, und sie haben natürlich alles unternommen, damit sie alle wieder als Familie zusammen sein konnten . Fes- tes Schuhwerk zu haben, Holz zum Heizen, im Winter ei- nen dicken Mantel, zu essen und zu trinken war Lebens- ziel dieser Generation – haben wir dies alles vergessen? In dem Gesetz heißt es, dass diese Regelung nur für subsidiär Schutzberechtigte gilt . Im Jahr 2015 wurde 137 136 Menschen die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt . Demgegenüber erhielten lediglich 1 707 Menschen sub- sidiären Schutz . Das bedeutet: Der Familiennachzug bleibt für die allermeisten Geflüchteten weiterhin mög- lich . Wenn es so ist, dann stellt sich doch die Frage: Wa- rum sollen wir einem Gesetz zustimmen, welches den angedachten Zweck verfehlt?! Wie können wir den jetzigen Flüchtenden den Wunsch auf Familienzusammenführung bzw . Familiennachzug verwehren? Wir sollen heute eine weitere unbefristete Verschärfung des Asylrechts beschließen, nur weil die CDU/CSU nicht bereit ist, ein modernes Einwanderungs- gesetz zu beschließen?! Wir brauchen jetzt eine Entscheidung über ein Ein- wanderungsgesetz, leider schiebt die Kanzlerin, aber auch die CSU, diese Entscheidung auf die lange Bank und verweist auf den Koalitionsvertrag . Mit einem Ein- wanderungsgesetz kann gesteuert werden, wie groß der Zuzug pro Jahr nach Deutschland ist . Dadurch würden die Asylverfahren tatsächlich entlastet . Darüber hinaus vermisse ich auf der EU-Ebene eine überzeugende und nachhaltige Einwanderungsstrategie . Nationale Alleingänge werden nichts bewirken . Das Asylrecht ist eine Schlussfolgerung der Völkerge- meinschaft und der „Väter und Mütter“ des Grundgeset- zes aus der Verfolgung durch den deutschen Faschismus . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Gesetzentwurf (Bundestags-Drucksa- che 18/7538) der Koalitionsfraktionen nicht zu . Christina Jantz-Herrmann (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge will- kommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprach- kurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Äm- tern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen . Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist un- gebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Vo- raussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bil- dungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staa- tes erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bür- ger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Fa- miliennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Rege- lung auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein werden – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragsstel- ler subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familien- nachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen für problematisch halte . Ich be- grüße, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Min- derjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familiennachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15627 (A) (C) (B) (D) dass vereinbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontin- gente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vorrangig berück- sichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren zu . Helga Kühn-Mengel (SPD): Nachdem ich bisher allen gesetzlichen Änderungen in diesem Bereich zuge- stimmt habe, habe ich beim Asylpaket II so starke Be- denken, dass ich dem Gesetzespaket meine Zustimmung nicht geben kann . Dazu möchte ich folgende Gründe an- führen: Der Gesetzesentwurf enthält Einschränkungen beim Familiennachzug . Diese Bestimmungen halte ich für In- tegrationshemmnisse: Ein Aussetzen des Familiennach- zugs zerreißt und belastet Familien, deren Schutz laut Grundgesetz ein besonders hohes Gut ist . Das wirkt sozi- al destabilisierend und ist gegenüber Kindern und Eltern unter menschlichen und psychosozialen Aspekten eine schwer zu ertragende Härte. Als jemand, der beruflich 26 Jahre lang mit Kindern und Familien gearbeitet hat, kann ich diese Härte nicht mittragen . Es ist sehr wahrscheinlich, dass die in den Heimatlän- dern zurückgebliebenen Familienangehörigen nun ihrer- seits die gefährliche Flucht nach Europa antreten, um mit ihren Ehemännern, Ehefrauen, Müttern, Vätern und Kin- dern wieder zusammenzukommen . Die aktuellen Zahlen des UNHCR bestätigen, dass inzwischen rund 60 Pro- zent aller Flüchtlinge Frauen und Kinder sind . Deshalb ist es nicht verantwortbar, die Familien auf diese Wei- se zu trennen. Zu unterstellen, die Geflüchteten würden kollektiv ein Geschäftsmodell mit dem Familiennachzug betreiben, halte ich für unangemessen . Daneben sehe ich weitere Einschnitte in den geplan- ten Verschärfungen der Abschiebebedingungen . Diese sollen dazu dienen, dass Abschiebungen nur verhindert werden, wenn lebensbedrohliche und schwerwiegende Krankheiten vorliegen, die sich bei einer Abschiebung wesentlich verschlechtern würden . Konkret heißt das, dass auch Asylbewerber abgeschoben werden sollen, bei denen eine unmittelbar lebensbedrohliche Krankheit dia- gnostiziert wurde . Die medizinische Versorgung im Ab- schiebeland gilt als theoretisch gegeben, auch wenn diese nicht vergleichbar mit der in Deutschland ist . Es reicht aus, wenn irgendwo im Herkunftsland eine „ausreichen- de“ medizinische Versorgung vorherrscht . Damit wird meines Erachtens billigend in Kauf genommen, dass es zu menschenrechtsunwürdigen Abschiebungen kommen kann . Genauso fragwürdig sind die weiteren Bestimmungen zu medizinischen Abschiebegründen . In der Begründung des Gesetzentwurfes wird verdeutlicht, dass posttrauma- tische Belastungsstörungen nicht als eine schwerwiegen- de oder lebensbedrohliche Erkrankung angesehen wer- den und somit auch kein Abschiebehindernis darstellen . Dieses pauschale Urteil ist in meinen Augen weder medi- zinisch noch politisch gerechtfertigt . Zudem soll „unver- züglich“ ein Attest eines approbierten Arztes vorgelegt werden . Eine Wartezeit zum Beispiel von zwei Wochen wird laut Begründung nicht als unverzüglich angesehen . Angesichts dessen, dass psychische und psychosomati- sche Erkrankungen kaum unverzüglich in ihrer Schwere abschließend diagnostiziert werden können und womög- lich kurzfristig kein Termin bei einem qualifizierten Arzt, also einem für das Fachgebiet zuständigen Mediziner, möglich ist, ist diese Regelung für mich nicht akzeptabel . Der Gesetzentwurf erhebt einen Eigenanteil für Asyl- bewerber für Sprach- und Integrationskurse . Dies ist neben der finanziellen Belastung ein starkes Integrati- onshemmnis, das auch von vielen Lehrkräften in diesem Bereich abgelehnt wird . Wirklich helfen würden umfangreiche Integrations- maßnahmen, wie sie die SPD nun bereits mehrfach vor- geschlagen hat. Diese finden sich im Asylpaket II leider nur als Ankündigung wieder . Meine Hoffnung ist, dass diese nun rasch und energisch umgesetzt werden, um endlich zu zeigen, dass Aufnahmebereitschaft und Inte- gration in diesem Land gelingen kann . Meiner Meinung nach werden die im Gesetzesentwurf vorgeschlagenen Maßnahmen zum Großteil das erklärte Ziel einer Reduzierung der Asylbewerber in Deutschland nicht erreichen, sondern führen stattdessen in der Abwä- gung zwischen Grundrechten zu nicht gerechtfertigten Einschnitten im Asylrecht . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615628 (A) (C) (B) (D) Ich halte es für sinnvoller, statt Symbolpolitik die bis- her beschlossenen Maßnahmen umzusetzen und auf der Grundlage der erhofften Wirkungen die nächsten Schritte anzugehen . Hiltrud Lotze (SPD): Tagtäglich erreichen mehrere Tausende schutzsuchende Menschen Deutschland, im gesamten Januar waren es knapp 92 000 . Es kommen Menschen, das ist Leitbild meines Handelns! Dass sie gut aufgenommen werden, ist den vielen Ehrenamtlichen zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge will- kommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprach- kurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch den Mitarbeiterinnen und Mitar- beitern in den Kommunalverwaltungen, bei Wohlfahrts- verbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren be- schleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hierbleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Probleme bereitet mir die Zustimmung zu der Rege- lung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberech- tigte für zwei Jahre auszusetzen, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr we- nige Personen davon betroffen sein werden – 2015 er- hielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennach- zug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus hu- manitären Gründen nicht für richtig halte . Die Kirchen und ihre Hilfswerke warnen vor dieser Maßnahme; ich teile diese Auffassung, weil diese Maßnahme mit christ- lichen Werten schwer vereinbar ist . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Auch gehe ich davon aus, dass auch in Zukunft nur eine sehr kleine Minderheit der Flüchtlinge subsidiären Schutz erhält . Ich begrüße, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidi- ären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familiennach- zug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern ge- trennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass ver- einbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutsch- land lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. All das dient der Integration von geflohe- nen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrati- onsgesetz zur Verbesserung des Zugangs zu Sprachkur- sen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Menschen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . No- vember 2015 festgehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Er- lernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Herausforderung für unser Land, aber auch eine Chance, denn aufgrund des demografischen Wandels sind wir dringend auf junge Menschen angewiesen . Ich setze mich dafür ein, dass aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kolle- gen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der obengenannten Beden- ken dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylver- fahren zu . Kirsten Lühmann (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es die Auf- gabe der Bundesregierung und der sie tragenden Frak- tionen im Bundestag, sicherzustellen, dass Ordnung, Fairness und Verlässlichkeit im Verfahren und für die Menschen sichergestellt werden . Zuerst aber ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge will- kommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprach- kurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Äm- tern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen . Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist un- gebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15629 (A) (C) (B) (D) Politik erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Un- ruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und die Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Vo- raussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, umgehend durch Sprachkurse, Bil- dungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staa- tes erwartet und darauf haben die Bürgerinnen und Bür- ger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleuni- gen und die Registrierung verbessern sowie den Kin- derschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helfende vorsehen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinnige und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Erschwerend für eine Zustimmung ist für mich die neu geschaffene Regelung zum Familiennachzug bei subsidiär Schutzberechtigten . Dieser soll für zwei Jahre ausgesetzt werden . Das gilt auch für unbegleitete Min- derjährige, die dann ohne Eltern und Familie hier zu- rechtkommen müssen . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnahme warnen. Ich finde das mit christlichen Wer- ten schwer vereinbar . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . In der Realität sind zwar zur Zeit nur sehr wenige Per- sonen davon betroffen – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, da- von waren nur 105 allein reisende Minderjährige –, al- lerdings sehe ich die Gefahr einer deutlichen Erhöhung dieser Zahlen durch die auch veröffentlichte Rechtsauf- fassung namhafter CDU-Abgeordneter im Deutschen Bundestag, nach der eigentlich fast alle Menschen aus Syrien nur subsidiären Schutz beanspruchen können . Wenn wir einer erheblich größeren Zahl von Flüchten- den den Familiennachzug – auch nur zeitweise – unter- sagen, würde dies meines Erachtens nicht zu weniger Flüchtenden führen, sondern eher zu mehr illegaler Einwanderung und damit zu mehr Chaos für unser po- litisches System und mehr Leiden für die Flüchtenden, denn niemand wird seine Familie jahrelang mit unbe- stimmter Perspektive in unsicheren Ländern zurücklas- sen . Die Flüchtlinge werden ihre Familien wenn nötig auf illegalem und gefährlichem Wege, zumeist über das Mittelmeer, zu uns nach Deutschland holen . Wir riskie- ren damit, dass es anstelle geordneter Asylverfahren zu unübersichtlichen und ungeordneten Verfahren kommen wird . Das kann nicht im Interesse unserer Politik sein . Tatsächlich benötigen wir Regelungen und Maßnahmen, die dazu beitragen, die Flüchtlingszahlen zu reduzieren, ohne menschliches Leben zu gefährden . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Auch aufgrund der klaren Aussage des Bundesinnen- ministers in dieser Woche, dass es zu keiner deutlichen Anhebung der Zahl subsidiär Schutzbedürftiger kommen wird, und in der Erwartung der zügigen Umsetzung des oben zitierten Papiers der drei Parteivorsitzenden werde ich trotz meiner schweren Bedenken, die ich auch in wei- teren Debatten einbringen werde, dem Gesetz zur Ein- führung beschleunigter Asylverfahren zustimmen . Hilde Mattheis (SPD): Die im Gesetzentwurf vor- geschlagenen Maßnahmen werden zum Großteil das erklärte Ziel einer Reduzierung der Asylbewerber in Deutschland meiner Meinung nach nicht erreichen, sondern führen stattdessen in der Abwägung zwischen Grundrechten zu nicht gerechtfertigten Einschnitten im Asylrecht . Dies betrifft folgende Punkte: Einschränkung der Abschiebehindernisse Einschränkung des Familiennachzugs Einführung eines Eigenanteils für Sprach- und Integ- rationskurse Die geplanten Verschärfungen der Abschiebehinder- nisse sollen dazu dienen, dass Abschiebungen nur verhin- dert werden, wenn lebensbedrohliche und schwerwiegen- de Krankheiten vorliegen, die sich bei einer Abschiebung wesentlich verschlechtern würden . Konkret heißt das, dass auch Asylbewerber abgeschoben werden sollen, bei denen eine unmittelbar lebensbedrohliche Krankheit dia- gnostiziert wurde . Die medizinische Versorgung im Ab- schiebeland gilt als theoretisch gegeben, auch wenn diese nicht vergleichbar mit der in Deutschland ist . Es reicht aus, wenn irgendwo im Herkunftsland eine „ausreichen- de“ medizinische Versorgung vorherrscht . Damit wird meines Erachtens billigend in Kauf genommen, dass es zu grund- und menschenrechtsunwürdigen Abschiebun- gen kommen kann . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615630 (A) (C) (B) (D) Genauso fragwürdig sind die weiteren Bestimmungen zu medizinischen Abschiebegründen . In der Begründung des Gesetzentwurfes wird verdeutlicht, dass posttrauma- tische Belastungsstörungen nicht als eine schwerwie- gende oder lebensbedrohliche Erkrankung – und somit auch kein Abschiebegrund – angesehen werden . Dieses pauschale Urteil ist weder medizinisch noch politisch ge- rechtfertigt . Zudem soll „unverzüglich“ ein Attest eines approbierten Arztes vorlegt werden . Eine Wartezeit zum Beispiel von zwei Wochen wird laut Begründung nicht als unverzüglich angesehen . Angesichts dessen, dass psychische und psychosomatische Erkrankungen kaum unverzüglich in ihrer Schwere abschließend diagnos- tiziert werden können und womöglich kurzfristig kein Termin bei einem qualifizierten Arzt, also einem für das Fachgebiet zuständigen Mediziner, möglich ist, ist diese Regelung für mich nicht akzeptabel . Des Weiteren enthält der Gesetzentwurf Einschrän- kungen beim Familiennachzug und erhebt einen Eigenan- teil für Asylbewerber für Sprach- und Integrationskurse . Diese Bestimmungen sind Integrationshemmnisse . Ein Aussetzen des Familiennachzugs zerreißt Familien, de- ren Schutz laut Grundgesetz ein besonders hohes Gut ist, es wirkt sozial destabilisierend ist schlicht unmenschlich gegenüber Kindern und Eltern . Zumal ist es sehr wahr- scheinlich, dass die in den Heimatländern zurückgeblie- benen Familienangehörigen nun ihrerseits die gefährliche Flucht nach Europa antreten, um mit ihren Ehemännern, -frauen, Müttern, Vätern und Kindern vereint zu sein . Die aktuellen Zahlen des UNHCR bestätigen, dass in- zwischen rund 60 Prozent aller Flüchtlinge Frauen und Kinder sind . Es ist nicht verantwortbar, die Familien auf diese Weise zu trennen. Zu unterstellen, die Geflüchteten würden kollektiv ein Geschäftsmodell mit dem Familien- nachzug betreiben, halte ich für zynisch . Statt die bisher beschlossenen Maßnahmen umzuset- zen und deren Wirkung abzuwarten, wird mit dem Asyl- paket II versucht, politisches Handeln zu demonstrieren . Wirklich helfen würden umfangreiche Integrations- maßnahmen, wie sie die SPD nun bereits mehrfach vor- geschlagen hat. Diese finden sich im Asylpaket II leider nur als Ankündigung wieder . Meine Hoffnung ist, dass diese nun rasch und energisch umgesetzt werden, um endlich zu zeigen, dass Aufnahmebereitschaft und Inte- gration in diesem Land gelingen kann . Daher kann ich dem Asylpaket II nicht zustimmen . Ulli Nissen (SPD): Heute entscheidet der Deutsche Bundestag über ein Gesetz, an dem es erhebliche Kri- tikpunkte von Menschenrechtsverbänden gibt, die ich teile . Im Mittelpunkt der Kritik steht der Familiennach- zug . Aber auch die Bestimmungen zum Gewaltschutz für Frauen und Kinder sind unzureichend . Darüber hinaus kann es durch die Neuregelung zu medizinischen Ab- schiebungshindernissen zu grund- und menschenrechts- widrigen Abschiebungen kommen . Einschränkungen beim Familiennachzug . Der Ge- setzentwurf sieht Verschärfungen beim grund- und men- schenrechtlich verbrieften Schutz des Familienlebens vor: So soll der Familiennachzug für subsidiär Schutz- berechtigte für einen Zeitraum von zwei Jahren ausge- setzt werden . – Das Recht auf Familienleben ist nicht nur im Grundgesetz, sondern auch in der Europäischen Menschenrechtskonvention und zahlreichen weiteren Menschenrechtskonventionen verbrieft, wie etwa der UN-Flüchtlingskonvention . Die Verschärfungen beim Familiennachzug verstoßen gegen dieses verbriefte Recht . Die Bestimmungen zum Gewaltschutz sind unzurei- chend: Gewalt gegen Frauen und Kinder in Flüchtlings- unterkünften wird befördert durch die Rahmenbedin- gungen der Unterbringung . Enge, fehlende Privatsphäre, Bewegungseinschränkungen und Stress führen zu Aus- einandersetzungen . Hinzu kommt Partnergewalt . Es ist daher dringend notwendig, dass in Deutschland die EU-Aufnahmerichtlinie umgesetzt wird . Dazu liegen Untersuchungen und Empfehlungen für Maßnahmen vor, die die Verpflichtung aus Artikel 18 Absatz 4 der EU-Aufnahmerichtlinie, geschlechtsspezifische Gewalt, sexuelle Belästigungen und Übergriffe zu verhindern, umsetzen . Bauliche Maßnahmen wie abschließbare und getrennte sanitäre Anlagen, abschließbare Zimmer, Schutzräume für Kinder und Frauen in den Unterkünften sollten Standard sein . Der Kinderschutzbeauftragte emp- fiehlt darüber hinaus die Benennung von Ansprechperso- nen und einen Notfallplan für den Verdachtsfall . Es ist möglich, diese Mindeststandards gesetzlich zu definieren, insbesondere im Hinblick auf die besonderen Aufnahmeeinrichtungen für beschleunigte Asylverfah- ren . Das ist leider mit dem Gesetzentwurf zur Einführung beschleunigter Asylverfahren nicht geschehen, obwohl das Deutsche Institut für Menschenrechte und der Kin- derschutzbeauftragte der Bundesregierung hier dringen- de Nachbesserungen angemahnt hatten . Hinzu kommt, dass die im Gesetzentwurf vorgeschla- gene Regelung zur Vorlage eines erweiterten Führungs- zeugnisses eine Sollvorschrift ist . Hier brauchen wir dringend eine Mussvorschrift . Kinderschutz muss auch bei geflüchteten Kindern voll angewandt werden. Ausnahmen aus gesundheitlichen Gründen müssen bei Abschiebungen möglich sein . Schutz vor Abschie- bung liegt nach dem Gesetzentwurf nur bei lebensbe- drohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen vor, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern würden . Allein die Tatsache einer „lebensbedrohlichen“ Erkrankung reicht demnach nicht aus, um Abschiebe- schutz zu erhalten . Zusätzlich ist im Gesetzentwurf vorgesehen, dass ärztliche Bescheinigungen über eine Erkrankung unter Umständen keine Beachtung bei behördlichen Entschei- dungen über Abschiebeschutz finden dürfen, wenn diese nicht zeitgerecht vorgelegt werden . Behördliche Ermes- sensspielräume gibt es nicht mehr . Mit dieser Regelung wird in Kauf genommen, dass es zu grund- und men- schenrechtswidrigen Abschiebungen kommen kann . Das lehne ich ab . Darüber hinaus bin ich der Auffassung, dass es nicht nur bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Er- krankungen einen Abschiebestopp geben muss, sondern auch zum Beispiel bei Schwangerschaft . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15631 (A) (C) (B) (D) All diese Gründe wären ausreichend gewesen, um mit Nein zu stimmen . Ich werde mich jedoch bei der Abstim- mung über das Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren enthalten, weil ich nicht gegen einen Ge- setzentwurf stimmen möchte, den CDU/CSU und SPD gemeinsam in den Deutschen Bundestag eingebracht haben . In meinem bisherigen Abstimmungsverhalten habe ich bis auf eine Ausnahme stets die Große Koaliti- on unterstützt, in diesem Fall aber weicht mein Abstim- mungsverhalten ab, weil ich die Europäische Menschen- rechtskonvention und unser Grundgesetz für wichtige demokratische Errungenschaften halte, die nicht einge- schränkt werden dürfen . Markus Paschke (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch ver- sorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Ämtern, bei Wohl- fahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisati- onen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingun- gen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftli- che Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der An- kommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren be- schleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flücht- linge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein wer- den – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnahme warnen . Ich finde das mit christlichen Werten schwer vereinbar. Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße, dass ver- einbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familien- nachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern ge- trennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass ver- einbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutsch- land lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Wichtig war mir insbesondere die Zusage des Bundes- innenministers de Maiziere, die bisherige Anerkennungs- praxis und die Kriterien für die Gewährung von Asyl und Anerkennung nach der Genfer Flüchtlingskonvention nicht zu ändern . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren zu . Martin Patzelt (CDU/CSU): Ich stimme dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren am heu- tigen Tag zu, da ich die Intention des Gesetzentwurfs teile, die Asylverfahren zu beschleunigen, den Schutz von Minderjährigen in Aufnahmeeinrichtungen und Ge- meinschaftsunterkünften zu verbessern und den Bezug Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615632 (A) (C) (B) (D) von Leistungen mit der Registrierung der Asylsuchenden zu verknüpfen . Auch die Aussetzung des Familiennach- zuges ist vertretbar und unter der Berücksichtigung der praktischen Erfahrungen mit kriminellen Schleuserban- den kaum vermeidbar . Große Bedenken habe ich allerdings gegen den Zeit- punkt des Inkrafttretens der veränderten Regelungen des Familiennachzuges für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge . Die Verabschiedung des Gesetzes in dieser Form führt dazu, dass der Familiennachzug auch bei denjenigen Minderjährigen eingeschränkt wird, die die Flucht aus dem Heimatland im Vertrauen auf die damals geltenden Regelungen zum Familiennachzug begonnen haben . Der Familiennachzug hängt nun von vielen Zufäl- ligkeiten ab, etwa dem Zeitpunkt der Einreichung des Asylantrags durch den Vormund oder Jugendamtsmit- arbeiter und Unwägbarkeiten bei der Bearbeitung im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (zum Beispiel aufgrund krankheits- oder urlaubsbedingter Abwesenhei- ten) . Nicht nur für die jungen Menschen hat dies erheb- liche psychologische Folgen: Wenn sie ständig in Angst um ihre Familie leben müssen, ist eine Integration kaum möglich, und die Verweigerung einer Perspektive für den Familiennachzug der Eltern wird viele der Eltern selbst zur Flucht veranlassen . Eltern in den eigentlichen Kriegsgebieten besitzen ei- nen eigenen Anspruch auf Schutz und machen sich jetzt wieder selbst mit kleinen Kindern auf den gefährlichen Weg . Bereits jetzt sind erstmals seit Beginn der Flücht- lingskrise im Sommer 2015 mehr Frauen und Kinder auf dem Weg nach Europa als Männer . Im Vergleich zur Si- tuation vor einem halben Jahr hat sich der Anteil der Kin- der verdreifacht . Bei der Flucht über das Mittelmeer sind allein im Januar 368 Menschen ums Leben gekommen, darunter viele Kinder . Es wäre deshalb sachgerecht, wenn das Aussetzen des Familiennachzuges an den Tag der Einreise geknüpft und damit erst für künftige Einreisen wirksam wird . Dr. Simone Raatz (SPD): Tagtäglich begegnen mir Menschen aus Syrien, Nordafrika oder dem Balkan, die bei uns in Deutschland Schutz suchen . Alle tragen eine Bürde mit sich: die Bürde, ihre Heimat, Freunde, Fami- lie, Haus – schlicht ihr bisheriges Leben – verlassen zu haben . Bei diesen Begegnungen treffe ich Menschen, die sich ein neues Leben wünschen . Dafür gibt es verschie- dene Gründe . Manche haben ihr Zuhause wegen Krieg verlassen, andere aus wirtschaftlicher Not . Sie alle ver- bindet die Angst um ihr eigenes Überleben und das ihrer Angehörigen, Freunde und früheren Nachbarn . Ich erle- be Menschen, die sich seit vielen Monaten ehrenamtlich engagieren, um denen, die zu uns kommen, zu helfen . Ih- nen ist es egal, woher die Menschen kommen . Dieses En- gagement war in der Vergangenheit so nicht gefragt und daher eher selten, doch jetzt ist das anders und zeigt mir, dass es die gesellschaftliche Wärme noch immer gibt . Gleichzeitig kommen zu mir Menschen, die Angst da- vor haben, was gerade passiert . Es sind Menschen, die sich um ihre eigene Existenz Sorgen machen und be- fürchten, ihnen würde etwas weggenommen . Sie haben in den vergangenen Jahren ihre eigenen Erfahrungen mit Politik gemacht . Immer wieder wurde von „Gürtel enger schnallen“ gesprochen . Auch die Sozialdemokratie hat ihnen gesagt, man könne sich den Sozialstaat in der Form nicht mehr leisten . Und mir begegnen Menschen, die politische Verant- wortung in unseren Kommunen tragen und berichten, dass sie nicht wissen, wie sie auf die Schnelle ausrei- chend Kitaplätze und Klassenzimmer bereitstellen sol- len . Es sind Menschen, die über kommunale Haushalte beschließen müssen und die die Aufgabe haben, Voraus- setzungen zu schaffen, damit Integration in die Gesell- schaft und das Arbeitsleben gelingen kann . Zwischen all diesen unterschiedlichen Gruppen müs- sen wir als Politik vermitteln – das ist im Moment schwer genug – und Antworten auf die drängenden Fragen fin- den . Hinzu kommen Wertvorstellungen, die uns einen, gelegentlich aber auch deutlich unterscheiden . Für mich ist die Abstimmung zum sogenannten Asylpaket II äu- ßerst schwierig . Einerseits ist es mir wichtig, den Staat in eine aktivere Rolle zu bringen und wieder zum aktiven Gestalten zu bekommen . Es muss eine Politik gemacht werden, die agiert, statt immer nur zu reagieren . Daher freue ich mich zunächst, dass es nun endlich verbindliche Regeln für ein längeres Aufenthaltsrecht während und nach einer Ausbildung gibt und wir Stück für Stück zu einer Strategie kommen, die über die schnelle Registrie- rung, dezentrale Unterbringung, Bildung und Ausbildung bis hin zur Arbeitsaufnahme zu einer wirklichen Integra- tion führt . Es ist nach wie vor richtig, dass wir dringend Maßnah- men zur Beseitigung von Fluchtursachen ergreifen müs- sen . Andererseits kann es keine Lösung sein, faktisch un- sichere Staaten als sicher zu erklären, weil eine verrückte Menge auf der Domplatte in Köln den Ruf von Millionen anderer Flüchtlinge beschädigt . Ich halte es für wichtig, dass Staaten, in denen man sicher leben kann, auch zu si- cheren Herkunftsstaaten erklärt werden . Das ist aber bei den Staaten Nordafrikas nur bedingt der Fall . Es ist für mich ein falscher Schritt, das Zusammen- führen von Familien zu verhindern, um die Zahl der Ge- flüchteten in unserem Land zu senken. Gerade mit Blick auf die Menschen aus den Krisenregionen der Erde ist es wichtig, traumatische Erlebnisse mit den Angehörigen gemeinsam zu verarbeiten . Daher kann ich den Ansatz dieser Maßnahme nicht unterstützen . Die Beteiligung an den Kosten für Sprach- und Inte- grationskurse ist nicht zielführend . In Mittelsachsen erlebe ich, dass nur ein geringer Teil der Flüchtlinge regelmäßig an den Kursen teilnimmt . Dafür gibt es un- terschiedliche Gründe . Zum einen gibt es nicht genug Angebote, zum anderen scheint es keinen ausreichenden Anreiz zum Spracherwerb zu geben . Viele, die sich für Kurse anmelden, bleiben nach wenigen Sitzungen fern . Gerade unsere ehrenamtlichen Sprachlehrer klagen darü- ber und verlieren zunehmend ihre Motivation . Es gelingt uns momentan noch nicht ausreichend, zu vermitteln, dass der Spracherwerb für die Arbeitsaufnahme und die Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15633 (A) (C) (B) (D) Integration sehr wichtig ist . Besonders in Gemeinschafts- unterkünften, wo die Kommunikation unter den Bewoh- nern ausreicht, den Alltag zu bestreiten, ist es schwierig, zu vermitteln, dass das Erlernen der deutschen Sprache wichtig ist . Daher denke ich nicht, dass die Erhebung von Gebühren für Sprachkurse der richtige Weg ist, um die Menschen zu motivieren, Sprachkurse regelmäßig zu besuchen . Das Asylpaket beinhaltet allerdings auch Ansatz- punkte, die ich als wichtig empfinde. So soll jetzt sicher- gestellt werden, dass Kinder in den Flüchtlingsunterkünf- ten besser vor möglichen Übergriffen geschützt werden . Alle Personen, die sich in den Aufnahmezentren und Unterkünften um die Beaufsichtigung, Betreuung oder Ausbildung minderjähriger Migranten kümmern, müssen künftig ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen . Doch nach Abwägung aller genannten Argumente und nach einem langen Abwägungsprozess habe ich mich dazu entschieden, dem Gesetzesvorhaben nicht zuzu- stimmen . Mechthild Rawert (SPD): Als Mitglied des den „Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren“ mitberatenden Gesundheitsausschusses nehme ich aus gesundheitspolitischer Sicht Stellung zum obigen Gesetzentwurf . Ich stimme mit Nein . Der vorliegende Gesetzentwurf erfährt aus gesund- heitspolitischer Sicht erhebliche Kritik vonseiten der Bundesärztekammer, der Bundespsychotherapeutenkam- mer und der Diakonie Deutschland . Er enthält erhebliche qualitative und zeitliche Einschränkungen bei der Glaub- haftmachung krankheitsbedingter Abschiebungshinder- nisse (unverzügliche Vorlage der Bescheinigung allein von approbierten Ärztinnen und Ärzten) und beim Zu- gang zur medizinischen Versorgung im Zielstaat . Für mich ist klar, Ärztinnen und Ärzte müssen auch bei einem beschleunigten Verfahren ausreichend Zeit haben, Asylbegehrende auf körperliche und seelische Krankheiten hin zu untersuchen und diese im begrün- deten Fall geltend zu machen . Ob Erkrankungen bereits in ihrem Heimatland bestanden oder erst auf der Flucht bzw . in Deutschland aufgetreten sind, ist aus ärztlicher Sicht unerheblich . Für medizinische Gutachten, Stel- lungnahmen und Untersuchungen von Geflüchteten und Asylsuchenden in aufenthaltsrechtlichen Verfahren und vor der Abschiebung sind ausschließlich Ärztinnen und Ärzte und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu beauftragen, die über eine entsprechende Qualifikati- on verfügen . Lebensbedrohliche oder schwerwiegende Erkran- kungen können auch psychische Krankheiten sein . Die EU-Aufnahmerichtlinie 2013/33/EU, die mit Frist zum Juni 2015 von allen EU-Mitgliedstaaten umgesetzt werden sollte, enthält in Kapitel IV Bestimmungen für schutzbedürftige Personen . Nach Artikel 21 der Richt- linie haben die Mitgliedstaaten die spezielle Situation von schutzbedürftigen Personen, wie beispielsweise Menschen mit psychischen Störungen und Personen, die Folter, Vergewaltigung oder sonstige schwere For- men psychischer, physischer oder sexueller Gewalt er- litten haben, zu berücksichtigen . Die Richtlinie ist in Deutschland bisher nicht in nationales Recht umgesetzt worden . Nur mit der Umsetzung der EU-Aufnahmericht- linie kann den medizinischen und psychologischen Be- dürfnissen besonders schutzbedürftiger Geflüchteter und Asylbegehrender zu allen Zeitpunkten ihres Aufenthaltes in Deutschland Rechnung getragen werden . Es bedarf verpflichtender Gewaltschutzkonzepte für Betreiberin- nen und Betreiber von Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften . Ein Abschiebungsverbot bei drohender Gefahr für Leib oder Leben aus gesundheitlichen Gründen soll nicht mehr gelten, wenn eine ausreichende medizinische Ver- sorgung nur in einem Teil des Zielstaats der Abschiebung gewährleistet ist . Die geplante Regelung widerspricht jedoch der Rechtsprechung, nach der es bei der Beur- teilung der schwerwiegenden Gesundheitsgefahr auf die Zugangsmöglichkeit im jeweiligen Einzelfall ankommt und nicht pauschal der Zugang zu ausreichender Versor- gung angenommen werden kann . Bei ausreisepflichtigen Personen, insbesondere abge- lehnten Asylantragstellerinnen und Asylantragstellern, wird eine gesetzliche Vermutung aufgestellt, dass der Gesundheitszustand einer Abschiebung grundsätzlich nicht entgegensteht . Der Generalverdacht, dass diese Personen ihre Symptome lediglich vortäuschen, um nicht abgeschoben zu werden, ist empirisch nicht belegt . Dies gilt insbesondere für psychische Erkrankungen – vor al- lem für die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) . Psychische Erkrankungen sind aber als schwerwiegende und lebensbedrohliche Erkrankungen zu berücksichti- gen . In der Herkunftsregion, wo das Trauma gesetzt wur- de, gibt es in der Regel keine Voraussetzungen für eine erfolgreiche psychotherapeutische Behandlung . Die S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung legt zudem dar, dass eine traumaspezifische Psychotherapie nicht allein durch eine Psychopharmakotherapie ersetzt werden kann . Zudem muss eine angemessene psychiatri- sche und psychotherapeutische Begutachtung von Asyl- suchenden gewährleistet sein . Die Einschränkung, dass eine medizinische Versorgung auch dann vorliegt, wenn sie nur in einem Teil des Zielstaates gewährleistet ist, muss dahin gehend präzisiert werden, dass das Erlangen der medizinischen Versorgung im konkreten Einzelfall realistisch möglich sein muss . Laut der geplanten Regelung soll künftig nur noch ein „qualifiziertes ärztliches Attest“ zu einer „Beeinträchti- gung“ der Abschiebung führen können . Es ist sachlich nicht nachvollziehbar, warum ein Attest nur durch einen approbierten Arzt oder Ärztin vorgelegt werden darf . Dies verstößt außerdem gegen das Psychotherapeuten- gesetz, welches die statusmäßige Gleichstellung von Psychologinnen und Psychologen und Psychotherapeu- tinnen und Psychotherapeuten mit den ärztlichen Berufs- gruppen vorsieht . Für die Bescheinigung psychischer Erkrankungen sollte allein fachlich spezialisiertes Perso- nal wie ärztliche Psychotherapeutinnen und Psychothe- rapeuten, Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Fachärztinnen und Fachärzte Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615634 (A) (C) (B) (D) für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie oder psychologische Psychotherapeutinnen und Psychothera- peuten zugelassen werden . Ohne Sprachverständigung wird es regelhaft nicht möglich sein, eine ärztliche Bescheinigung nach den im Gesetzentwurf genannten Kriterien zu erstellen . Zur Erstellung einer qualifizierten ärztlichen Bescheinigung müssen qualifizierte Dolmetscherinnen und Dolmetscher oder Dolmetscherdienste in ausreichender Zahl zur Ver- fügung stehen . Zudem muss gewährleistet sein, dass Ärztinnen und Ärzte auch im beschleunigten Verfahren ausreichend Zeit für das Ausstellen einer qualifizierten ärztlichen Bescheinigung zur Verfügung steht . Die Anforderung, eine Bescheinigung einer Posttrau- matischen Belastungsstörung (PTBS) unverzüglich nach der Abschiebungsandrohung vorzulegen, widerspricht Erkenntnissen der Wissenschaft, wonach eine PTBS teil- weise erst nach erheblichen Zeiträumen erkannt werden kann . Wird ein Gutachten nicht unmittelbar nach Erhalt der Abschiebungsandrohung vorgelegt, soll es keine Be- rücksichtigung mehr finden können. Dies ist nicht sachge- recht, insbesondere ist bei den geplanten beschleunigten Verfahren eine Berücksichtigung von Abschiebungshin- dernissen bei einer gesamten Verfahrensdauer innerhalb von zwei Wochen nahezu ausgeschlossen . In der Flüchtlingshilfe wurden aufgrund der unzurei- chenden Versorgung von Geflüchteten im gesundheitli- chen Regelsystem psychosoziale Zentren aufgebaut, da sie trotz dringender Behandlungsbedürftigkeit teilweise als Leistungsbeziehende nach dem Asylbewerberleis- tungsgesetz keinen Zugang zur Regelgesundheitsver- sorgung haben . Hier bestehen regelmäßig Wartezeiten von einem halben Jahr, teilweise von über einem Jahr . Aufgrund dieser Überlastung ist es umso schwieriger, zeitnah Gutachten zu erstellen, die eine Aussetzung der Abschiebung bewirken könnten . Petra Rode-Bosse (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommt, ist es mir wich- tig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medi- zinisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkur- se anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Äm- tern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen . Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist un- gebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Vo- raussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bil- dungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staa- tes erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bür- ger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helfer und Helferinnen vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Fa- miliennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein werden – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsi- diären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitä- ren Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnahme warnen . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familiennachzug stattfin- den wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinder- rechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass vereinbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15635 (A) (C) (B) (D) auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten Beden- ken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Asyl- verfahren zu . Dr. Martin Rosemann (SPD): Angesichts der gro- ßen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge will- kommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprach- kurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Äm- tern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen . Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist un- gebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Vo- raussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bil- dungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staa- tes erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bür- ger ein Anrecht . Das vorliegende „Asylpaket II“ ist ein Kompromiss . Für wesentlich halte ich diejenigen Punkte, mit denen Verfahren beschleunigt werden und die Registrierung verbessert wird . Wichtig ist auch die Verbesserung des Kinderschutzes in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer . Insbesondere begrüße ich, dass durch die jetzt gefundenen Regelungen der unsinnige und inhuma- ne Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Die Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, halte ich für fragwürdig, zumal diese Regelung auch für unbe- gleitete minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Allerdings betrifft sie lediglich eine kleine Zahl von Flüchtlingen . Ich begrüße in diesem Zusammenhang, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidi- ären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familiennach- zug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern ge- trennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass ver- einbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutsch- land lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist auch eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wan- del dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Über 50 Prozent sind unter 25 Jahren, 70 Prozent sind unter 35 Jahren, mehr als ein Viertel sind Kinder . Jetzt gilt es, die notwendigen Investitionen dafür zu tätigen, aus mög- lichst vielen von ihnen die Fachkräfte von morgen zu machen . Ich setze mich dafür ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flücht- lingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz einiger Bedenken in Ein- zelpunkten dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren zu . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): Der vorliegende Gesetzentwurf ist ein Kompromiss zwischen den Koali- tionsparteien . Die SPD konnte den Ursprungsentwurf in wesentlichen Bereichen verbessern . Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ha- ben uns in wichtigen Punkten durchgesetzt . Es wird kei- ne „Transitzonen“ an deutschen Grenzen geben . Damit verhindern wir, dass Menschen unter Haftbedingungen auf ihr Verfahren warten müssen . Stattdessen werden wir dezentrale Registrierzentren einrichten, die nötig sind, um ein effektives Verfahren für die Asylsuchenden durchführen zu können . Wir werden für verschiedene Gruppen die Verfahren beschleunigen . Über den Asylantrag entscheidet zu- künftig das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) innerhalb von einer Woche, Rechtsbehelfsver- fahren sollen in zwei Wochen abgeschlossen werden . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615636 (A) (C) (B) (D) Grundsätzlich ist der Familiennachzug bei Flüchtlin- gen eine wichtige Maßnahme zur Integration und eine Frage der Humanität . Die jetzt verabredete zeitlich be- fristete Einschränkung des Familiennachzugs für Flücht- linge mit nicht langfristiger Bleibeperspektive darf nun nicht im Gegenzug dazu führen, dass die Vergabe der subsidiären Schutzbedürftigkeit ausgedehnt wird . Ich vertraue hier auf das Wort des Bundesinnenministers, das er der SPD-Bundestagsfraktion am 23 . Februar 2016 zum Verfahren und Vorgehen seiner Person gegeben hat . Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben dieser Regelung zugestimmt, weil der Familiennachzug auf zwei Jahre befristet ausgesetzt wird und ansonsten der gesamte Kompromiss mit der CDU/CSU in Frage ge- standen hätte . Ich gehe davon aus, dass der Elternnach- zug zu minderjährigen Flüchtlingen möglich bleibt und in jedem Einzelfall geprüft wird . Eine gute Maßnahme stellt die Pflicht zur Vorlage ei- nes erweiterten Führungszeugnisses bei Beschäftigung oder regelmäßig Engagierten in einer Flüchtlingsunter- kunft dar . Das kann jedoch nur ein Baustein eines umfas- senden Schutzkonzeptes sein . Bedauerlicherweise sind keine weiteren bindenden Schutzbestimmungen vorgese- hen . Die Länder werden nun noch weitere Maßnahmen folgen lassen . Ich will zusätzlich darauf hinwirken, dass auch der Bund sein Schutzkonzept erweitert . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Nach den Asylpaketen muss es jetzt darum gehen, ei- nen umfassenden Integrationsplan zu erarbeiten . Daher begrüße ich, dass jetzt in Abstimmung zwischen den Mi- nisterien Maßnahmen für ein Integrationsgesetz erarbei- tet werden . Dazu gehören unter anderem auch ein aus- reichendes Angebot von Integrationskursen, aber auch Investitionen in Schule, Kitas und den Wohnungsbau sowie Erleichterungen für den Zugang auf den Arbeits- markt . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 fest- gehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Er- lernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ In Abwägung und Bewertung dieser Sachverhalte stimme ich dem Gesamtpaket zu . Ein besonderer Dank gilt den hauptamtlichen und eh- renamtlichen Kräften, die sich mit großem Engagement in den Unterkünften, in Sprachkursen, bei der Begleitung zu Ämtern, in Integrationsmaßnahmen und in unzähligen weiteren Bereichen betätigen . Annette Sawade (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch ver- sorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Ämtern, bei Wohl- fahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisati- onen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingun- gen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftli- che Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der An- kommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren be- schleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flücht- linge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein wer- den – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnahme warnen . Ich finde das mit christlichen Werten schwer vereinbar. Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße, dass ver- einbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familien- nachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern ge- trennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass ver- einbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutsch- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15637 (A) (C) (B) (D) land lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Deshalb ist es dringend erforderlich, über die bereits genannten Verbesserungen der Integration hinaus weite- re konstruktive und vor allem schnell umsetzbare Inte- grationsmaßnahmen rasch und mit weniger Bürokratie umzusetzen . Der Zwölf-Punkte-Plan vom 1 . Dezember 2015 der SPD-Politikerinnen Malu Dreyer, Manuela Schwesig, Andrea Nahles, Barbara Hendricks und Aydan Özoğuz ist ein erster Schritt, dem konkrete Vorgaben fol- gen müssen . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren zu . Dr. Nina Scheer (SPD): Den heutigen Entscheidun- gen zum Asylpaket II kann ich mich in vielen Punkten nicht anschließen . So halte ich es sowohl aus humanitä- ren als auch integrationsspezifischen Gründen prinzipiell für verfehlt, den Familiennachzug zu subsidiär Geschütz- ten auszusetzen . Ferner vermisse ich in den betreffenden Neuerungen über zu beschleunigende Verfahren, dass Aufklärung und Informationen über Rechtsschutz si- chergestellt werden . Zudem halte ich den Umgang mit psychisch Erkrankten für verfehlt . Die betreffenden Re- gelungen setzen meines Erachtens eine zu große Hürde, um Menschen mit Traumata in einer human vertretbaren Weise gerecht zu werden . Bereits die genannten Fragen wären für mich Grund, den vorliegenden Gesetzesänderungen nicht zuzustim- men . Die Neuregelungen enthalten allerdings auch Maß- nahmen, die meines Erachtens im Gesamtgefüge drin- gend erforderlich sind . Hierzu zählen Regelungen über in Aufnahmeeinrichtungen zu beschäftigende Personen, die deren Rechtstreue gewährleisten, auch um das Risiko von sexuellen Übergriffen auf Minderjährige zu reduzie- ren. Zudem erachte ich es für sinnvoll, die Identifizierung von Flüchtlingen besser zu gewährleisten und besser zu koordinieren . In einer Abwägung käme ich nach meiner rein per- sönlichen Überzeugung mit Blick auf die Punkte, die ich für sich genommen für nicht vertretbar halte, zu einer Ablehnung . Eine solche Abwägung entspräche meiner sozialdemokratischen, humanistischen sowie einer auf die Ordnungsstrukturen unseres Rechtsstaates bedachten Grundhaltung . Eine solche Abwägung ließe aber das demokratische Gestaltungsgefüge und eine politische Gesamtbetrach- tung außer Acht . Eine Entscheidung innerhalb einer Koa- lition setzt immer auch die Bereitschaft für eine Einigung beider Seiten voraus . In der Asyl- und Flüchtlingspoli- tik sind die Grundhaltungen der Koalitionspartner sehr unterschiedlich . Dies verunmöglicht geradezu eine ge- meinsame Haltung und gesetzliche Fortentwicklung des betreffenden Rechtsrahmens – und dies in einer für die Stabilität unseres Landes so zentralen Frage . Eben dies spiegelt sich auch im Asylpaket II wider . Insofern muss auch die eigene Erwartung an asylgesetzliche Regelun- gen die gegebenen divergierenden Grundhaltungen ein- beziehen . Somit muss auch erkannt werden: Die vorliegenden Regelungen enthalten nicht die Einrichtung von Transit- zonen . Sie enthalten auch keine Festlegung von Ober- grenzen . Sie enthalten ferner nicht ein Aussetzen des Fa- miliennachzuges für Bürgerkriegsflüchtlinge. Angesichts der gesamtpolitischen Bedeutung der be- treffenden Fragen erkenne ich in Bezug auf die anstehen- den Entscheidungen in einem Nein oder einer Enthaltung in der gegenwärtigen Situation zugleich eine Einfallstür für Vorhalte von Populisten und volksverhetzenden Stim- men . Uneinigkeit in den Asyl- und Flüchtlingsfragen wird von Rechtspopulisten instrumentalisiert, um die Regierungsfähigkeit der Bundeskanzlerin und der Regie- rungskoalition infrage zu stellen und auf dem Wege der Angstmacherei Stimmen zu gewinnen . Zu Ende gedacht können in ebendieser Uneinigkeit Mandate der AfD bei den anstehenden Landtagswahlen liegen oder aber im Bundestag, sollte es über einen Bruch der Großen Koali- tion zu Neuwahlen kommen . Dies muss in der gegenwär- tigen Situation insbesondere mit Blick auf die gesamteu- ropäische Perspektive vermieden werden . Mein Ja ist kein Ja zum Asylpaket II . Mein Ja ist von der Erwägung getragen, welche politische Folge ein Nein oder eine Enthaltung meiner Fraktion in letzter Konse- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615638 (A) (C) (B) (D) quenz mit Blick auf das derzeitige – auch europäische – Gesamtgefüge nach sich zöge . Ein Nein im Vertrauen darauf, dass meine Fraktion dies mit mehr Jastimmen ausgleicht, ist dabei wohlgemerkt für mich und mein Po- litikverständnis kein gangbarer Weg . Udo Schiefner (SPD): In der aktuellen Situation kommt es darauf an, dass die Registrierung ankom- mender Flüchtlinge schnell geht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Verfahren optimiert wer- den . Schnellere Verfahren sind Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hierbleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Aus dem vorliegenden „Asylpaket II“ ist wichtig, jetzt schnell die Punkte durchzusetzen, die die Verfahren be- schleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht ei- nes erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorsehen . Große Probleme hingegen habe ich mit der Zustim- mung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsi- diär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, zu- mal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Das ist ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen für nicht richtig halte . Ich begrüße aber, dass vereinbart wurde, dass für un- begleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Ein- zelfallprüfung zum Familiennachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskon- vention angewandt wird . Außerdem begrüße ich, dass vereinbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingen- te für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vorrangig berück- sichtigt werden soll . Positiv sehe ich zudem die zwischen den Koalitions- partnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetzgebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umge- setzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijäh- rige Ausbildung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach haben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbildungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen . Alles das dient der Integration von geflohenen jungen Menschen in unseren Arbeits- markt und damit in unsere Gesellschaft . Ich stimme trotz meiner benannten Bedenken dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren zu . Die wichtigen und jetzt notwendigen Schritte überwie- gen die zu kritisierenden am gefundenen Kompromiss . Dr. Dorothee Schlegel (SPD): Angesichts der gro- ßen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge will- kommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprach- kurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch den Hauptamtlichen in kommu- nalen Ämtern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuer- wehr und Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich ein- setzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen . Die Hilfsbereitschaft der Men- schen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik erwartet, die Arbeit vor Ort in den Kommunen und das zivilgesellschaftli- che Engagement zu unterstützen und nicht durch weite- re neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Dringender denn je kommt es jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig geschieht, dass die Bearbeitung von Asylverfahren beschleunigt wird und die Verfahrensabläufe vor allem optimiert werden . Schnellere Verfahren sind die beste Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hierbleiben kön- nen, zeitnah durch Sprachkurse, Bildungs- und Ausbil- dungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird von den Bürgerinnen und Bürgern zu Recht die Handlungsfähigkeit des Staates er- wartet . In dem nun vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren be- schleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht ei- nes erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorsehen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinnige und inhumane Vorschlag von „Transitzen- tren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Große Probleme bereitet mir jedoch die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidi- är Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen . Denn diese Regelung soll auch für unbegleitete minderjäh- rige Flüchtlinge gelten . Auch wenn in der Realität ins- gesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein werden – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der bereits ent- schiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und es fan- den nur 105 Fälle von Familiennachzug statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen absolut nicht für richtig halte und für mich mit meinen christli- chen Werten nicht vereinbar ist . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke, die vor dieser Maßnahme warnen, nehme ich hierbei sehr ernst . Ich gehe fest da- von aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße die Vereinbarung, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familiennachzug stattfinden wird . Ich setze ebenso darauf, dass hierbei die UN-Kin- derrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt wer- den dürfen . Außerdem begrüße ich die Vereinbarung, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Denn unser Staat hat sich per Grundgesetz dazu verpflichtet, Familien zu fördern, und nicht, Familien zu verhindern . Vielleicht wird ein Familiennachzug kurzfristig zu einer Belastung führen . Langfristig wird er aber die Integration ganz sicher deutlich erleichtern . Ich bin der festen Über- zeugung, dass ein legaler Familiennachzug vor allem ein Zeichen der Mitmenschlichkeit gegenüber Menschen in großer Not ist . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15639 (A) (C) (B) (D) Sehr positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspart- nern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetzgebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umge- setzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijäh- rige Ausbildung absolvieren, danach ein zweijähriges Bleiberecht erhalten . Ebenso ist vereinbart, die Alters- grenze für ausbildungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen . Alles das dient der Inte- gration von geflohenen jungen Menschen in unseren Ar- beitsmarkt und damit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt umgehend und vorrangig ein förderndes und forderndes Integrationsgesetz zur Verbesserung des Zu- gangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Dies schafft so- ziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Menschen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebens- unterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land und unsere Kommunen, die durch den demogra- fischen Wandel dringend auf junge Menschen angewie- sen sind . Ich setze mich dafür ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flücht- lingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme, trotz der oben genannten für mich schwer- wiegenden Bedenken, dem Gesetz zur Einführung be- schleunigter Asylverfahren zu . Stefan Schwartze (SPD): Die große Zahl an Hilfe- suchenden, die vor Krieg, Unterdrückung und Vertrei- bung zu uns nach Europa flüchten, stellt unser Land vor eine der größten Herausforderungen, die wir bisher in der Bundesrepublik Deutschland zu bewältigen haben . Seit Wochen und Monaten ist sowohl die Außen- als auch die Innenpolitik aktiv tätig, um die Situation zu entspannen . Manche Entscheidung wirkt sofort und bringt messbaren Erfolg, andere Maßnahmen wirken verzögert und sind nicht unmittelbar sichtbar, wieder andere Handlungen werden erst in Monaten oder Jahren ihre volle Wirkung entfalten . Außenpolitisch werden Maßnahmen in Zusammen- arbeit mit der Türkei zur Sicherung der EU-Außengren- zen ergriffen, um einen Rückgang der Flüchtlingszahlen zu erreichen . Erst dann können wir die Aufnahme von Flüchtlingen durch Kontingente steuern . Ganz wesent- lich sind die unermüdlichen Bemühungen von Frank- Walter Steinmeier, zu einer Waffenruhe in Syrien zu kommen . Der andauernde Einsatz zur Verbesserung der Lebenssituation in den Flüchtlingslagern ist ein weiterer Schritt zur Bekämpfung der Fluchtursachen . Innenpolitisch erweitern wir mit dem Gesetz zur Ein- führung beschleunigter Asylverfahren Maßnahmen mit dem Ziel, mehr Ordnung bei der Aufnahme von Flücht- lingen zu erreichen . Dies kann nur erfolgreich sein, wenn wir schnellere Asylverfahren haben und auch die, die keine Bleiberechtsperspektive haben, zügig in ihre Hei- matländer rückführen . Dies gilt insbesondere für Men- schen aus sicheren Herkunftsstaaten, für Menschen mit Wiedereinreisesperren oder für diejenigen, die keine Be- reitschaft zeigen, bei der Prüfung der Asylberechtigung wahrheitsgetreu mitzuwirken . Für diesen Personenkreis gilt auch eine verschärfte Residenzpflicht, und eine Rückführung soll unmittelbar aus der Aufnahmeeinrich- tung erfolgen . Ich bin froh, dass wir in der politischen Diskussion verhindern konnten, dass an unseren Gren- zen riesige Auffanglager für mehrere Tausend Flüchtlin- ge entstehen . Dies hat die SPD mit der Schaffung dieser besonderen Aufnahmeeinrichtungen verhindert . Ein weiterer Bestandteil des Gesetzes ist die Ausset- zung des Familiennachzuges für subsidiär Schutzberech- tigte befristet für zwei Jahre . Dieser Regelung stehe ich ablehnend gegenüber . Der Aufschub gilt nur für eine relativ kleine Gruppe der subsidiär Schutzberechtigten, nicht aber für Flüchtlinge, die als Asylbewerber oder als Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention an- erkannt werden . Einer gesonderten Regelung bedürfte es nach meiner Meinung nicht . Daher bin ich froh, dass wir für minderjährige Flüchtlinge mit subsidiärem Schutz eine Härtefallklausel durchsetzen konnten . In dringen- den humanitären Fällen bleibt der Nachzug der Eltern möglich und wird in einer Einzelfallbetrachtung durch das Auswärtige Amt im Einvernehmen mit dem Bundes- innenministerium entschieden . Die Länder und insbesondere die Kommunen und Eh- renamtlichen leisten einen außerordentlichen Beitrag bei der Unterbringung der Flüchtlinge . Die Veränderungen im Asylverfahren erfolgen auch, um insbesondere die Kommunen zu entlasten . Sie brauchen die Möglichkeit, ihre Ressourcen bündeln zu können, um in einem weite- ren Schritt die nächste große Aufgabe angehen zu kön- nen – die Integration für diejenigen Menschen zu bieten, die bei uns bleiben werden . Das ist eine enorme Aufgabe, die unser Land nachhal- tig prägen wird . Ich bin überzeugt, dass wir es schaffen, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden . Das bedeu- tet: Wir müssen von Anfang an unsere volle Konzentrati- on auf Spracherwerb, Schulbildung und Eingliederung in den Arbeitsmarkt richten . Daher begrüße ich, dass zwi- schen den Koalitionspartnern die Vereinbarung getroffen wurde, in einem weiteren Gesetzgebungsverfahren ein zweijähriges Bleiberecht für diejenigen Menschen umzu- setzen, die eine dreijährige Ausbildung absolviert haben . Zudem wollen wir die Altersgrenze für ausbildungsun- terstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochset- zen . Dies und weitere Maßnahmen sind der Grundstein für eine erfolgreiche Integration . Deswegen werde ich mich als Sozialdemokrat auch für ein Integrationsförd- ergesetz einsetzen . Nach Abwägung aller aufgeführten Aspekte werde ich dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Verfahren zu- stimmen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615640 (A) (C) (B) (D) Norbert Spinrath (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch ver- sorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Ämtern, bei Wohl- fahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisati- onen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingun- gen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftli- che Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der An- kommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren be- schleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hierbleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flücht- linge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein wer- den – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnahme warnen . Ich finde das mit christlichen Werten schwer vereinbar. Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße, dass ver- einbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familien- nachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern ge- trennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass ver- einbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutsch- land lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht nach Ab- schluss der Ausbildung haben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbildungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen . Alles das dient der Integration von geflohenen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und damit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 . November 2015 festge- halten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erlernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren zu . Sonja Steffen (SPD): In dem Gesetz gibt es einige Punkte, die ich begrüße: beispielsweise die Beschleuni- gung der Verfahren, die Erweiterung der Aufgaben der Bundespolizei, die Einführung polizeilicher Führungs- zeugnisse für Beschäftigte in Flüchtlingsunterkünften und der Leistungsbezug erst nach Registrierung . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlin- ge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein werden (2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragsstel- ler subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familien- nachzug fanden statt), ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Im Übrigen habe ich auch verfas- sungsrechtliche Zweifel an der Regelung . Ich begrüße, dass vereinbart wurde, dass für unbeglei- tete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzel- fallprüfung zum Familiennachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonven- tion angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15641 (A) (C) (B) (D) Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Außer- dem begrüße ich, dass vereinbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennach- zug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vor- rangig berücksichtigt werden soll . Gleichermaßen Schwierigkeiten bereitet mir die Ver- schärfung der gesundheitlichen Abschiebehindernisse . Hier gehe ich jedoch davon aus, dass die Ärztinnen und Ärzte ihre Aufgabe der Feststellung bedrohlicher Erkran- kungen sehr ernst nehmen werden . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrati- onsgesetz zur Verbesserung des Zugangs zu Sprachkur- sen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Menschen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst ver- dienen können . Ich stimme deshalb trotz der obengenannten schwe- ren Bedenken dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren zu . Kerstin Tack (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch ver- sorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Ämtern, bei Wohl- fahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisati- onen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingun- gen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftli- che Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der An- kommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren be- schleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flücht- linge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein wer- den – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnahme warnen . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße, dass ver- einbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familien- nachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern ge- trennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass ver- einbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutsch- land lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 .11 .2015 festgehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dau- erhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erler- nen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615642 (A) (C) (B) (D) Ich stimme deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren zu . Michael Thews (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizinisch ver- sorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Dieser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Ämtern, bei Wohl- fahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisati- onen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingun- gen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwar- tet, durch die Gesetzgebung die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstüt- zen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvor- schläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig voran- geht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejeni- gen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unter- stützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Fa- miliennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Rege- lung auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein werden – 2015 er- hielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennach- zug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus huma- nitären Gründen nicht für richtig halte . Ich hätte mir gewünscht, dass im Verfahren die Stel- lungnahmen der AWO, ProAsyl und anderen mehr Be- achtung gefunden hätten . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijähri- gen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenom- men wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familien- nachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern ge- trennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass ver- einbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutsch- land lebenden Flüchtlingen vorrangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesserung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 .11 .2015 festgehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dauerhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Er- lernen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren zu . Dr. Karin Thissen (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wich- tig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren, Flüchtlinge willkommen heißen, Kleidung spenden, Essen ausgeben, sie medizi- nisch versorgen, mit den Kindern spielen, Sprachkurse anbieten, sie zu Ämtern begleiten und vieles mehr . Die- ser Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Ämtern, bei Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr und Hilfs- organisationen, die sich unermüdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen . Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist unge- brochen . Das ist großartig . Gleichzeitig wird von der Politik jetzt erwartet, die Arbeit in den Kommunen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu unterstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungsvorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15643 (A) (C) (B) (D) Ankommenden zügig vorangeht, dass Asylverfahren be- schleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Mir bereitet die Zustimmung zu der Regelung, den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, große Probleme, zumal diese Regelung auch für unbegleitete minderjährige Flücht- linge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein wer- den – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnahmen der Vereine und Verbände aus den Be- reichen Menschenrechte, Asyl und Migration, die vor dieser Maßnahme warnen, nehme ich sehr ernst . Ich gehe jedoch fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich begrüße, dass vereinbart wurde, dass für unbeglei- tete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzel- fallprüfung zum Familiennachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonven- tion angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Außer- dem begrüße ich, dass vereinbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontingente für Flüchtlinge der Familiennach- zug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vor- rangig berücksichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 .11 .2015 festgehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dau- erhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erler- nen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der oben genannten schwe- ren Bedenken, die ich auch in weiteren Debatten wieder einbringen werde, dem Gesetz zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren zu . Carsten Träger (SPD): Angesichts der großen Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, ist es mir wichtig, den vielen Ehrenamtlichen sehr herzlich zu danken, die sich vor Ort engagieren . Mein Dank gilt auch denjenigen in kommunalen Ämtern, bei Wohlfahrtsverbänden, Po- lizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die sich uner- müdlich einsetzen, um gute Bedingungen für die zu uns geflohenen Menschen zu schaffen. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist ungebrochen . Das ist großartig . Von der Politik wird erwartet, die Arbeit in den Kom- munen und das zivilgesellschaftliche Engagement zu un- terstützen und nicht dauernd durch neue Verschärfungs- vorschläge Unruhe zu verbreiten . Es kommt jetzt darauf an, dass die Registrierung der Ankommenden zügig vor- angeht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Verfahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejeni- gen, die hier bleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bildungsmöglichkeiten und Integration in Arbeit unter- stützt werden können . Hier wird Handlungsfähigkeit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerinnen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleunigen und die Registrierung verbessern sowie den Kinderschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helferinnen und Helfer vorse- hen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinni- ge und inhumane Vorschlag von „Transitzentren“ an den Grenzen vom Tisch ist . Bedenken habe ich zu der Regelung, den Familien- nachzug für subsidiär Schutzberechtigte für zwei Jahre auszusetzen, zumal diese Regelung auch für unbegleite- te minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein werden – 2015 erhielten nur 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt –, ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Die Stellungnahmen der Kirchen und ihrer Hilfswerke sind ernst zu nehmen, die vor dieser Maßnah- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615644 (A) (C) (B) (D) me warnen. Ich finde das mit christlichen Werten schwer vereinbar . Ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich be- grüße, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Min- derjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprüfung zum Familiennachzug stattfinden wird, und setze darauf, dass hierbei die UN-Kinderrechtskonvention angewandt wird, nach der Kinder nicht gegen ihren Willen von ihren Eltern getrennt werden dürfen . Außerdem begrüße ich, dass vereinbart wurde, dass innerhalb künftiger Kontin- gente für Flüchtlinge der Familiennachzug zu bereits in Deutschland lebenden Flüchtlingen vorrangig berück- sichtigt werden soll . Positiv sehe ich die zwischen den Koalitionspartnern getroffene Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetz- gebungsverfahren eine „3+2 Regelung“ umgesetzt wird, das heißt, dass Flüchtlinge, die eine dreijährige Ausbil- dung machen, ein zweijähriges Bleiberecht danach ha- ben . Ebenso ist vereinbart, die Altersgrenze für ausbil- dungsunterstützende Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre hochzusetzen. Alles das dient der Integration von geflo- henen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und da- mit in unsere Gesellschaft . Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Ich begrüße, dass im Beschluss der Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD vom 5 .11 .2015 festgehalten ist: „Denjenigen Menschen, die zeitlich befristet oder dau- erhaft in Deutschland Aufnahme finden, wollen wir die Integration ermöglichen, indem wir das schnelle Erler- nen der deutschen Sprache und ihre Integration in den Arbeitsmarkt umfassend fördern .“ Der Zuzug von Flüchtlingen ist eine Chance für unser Land, das durch den demografischen Wandel dringend auf junge Menschen angewiesen ist . Ich setze mich da- für ein, dass die Menschen in unserem Land alles dafür tun können, damit aus Flüchtlingen unsere Nachbarn, Kolleginnen und Kollegen und unsere Freundinnen und Freunde werden . Ich stimme deshalb trotz der genannten Bedenken dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren zu . Dr. Valerie Wilms (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das von der Bundesregierung und der Koalition vorge- legte Asylpaket II wird die bestehenden Probleme kaum lösen . Es bleibt in den meisten Punkten Symbolpolitik und wagt sich an die grundlegenden Probleme nicht he- ran . Die Beschränkung beim Familiennachzug für Per- sonen mit sogenanntem subsidiärem Schutz wird nur wenige betreffen und damit kaum Entlastung schaffen . Gleichzeitig werden die Betroffenen darunter leiden, wenn sie über Jahre von ihren Familien getrennt bleiben . Es ist damit zu rechnen, dass sich viele der Angehörigen dann auf den Weg über das Meer machen werden . Das kann nicht das Ziel unserer Politik sein, weil wir diese Menschen schließlich dennoch bei uns aufnehmen müs- sen . Unter anderem deswegen kann ich den Vorschlägen im Gesamtpaket nicht zustimmen, auch wenn ich Teile davon richtig finde. Sinnvoll sind zentrale Aufnahmeeinrichtungen, in de- nen Gruppen von Asylbewerbern mit geringer Erfolgs- aussicht Schnellverfahren durchlaufen sollen . Angesichts der großen Zahl an Asylbewerbern ist es dringend nötig, Möglichkeiten zu schaffen, welche die Verfahren be- schleunigen und die Kommunen entlasten . Es hat wenig Sinn, alle Ankommenden gleich auf die Kommunen zu verteilen und den kommunalen Einrichtungen dann bei Nichtanerkennung des Flucht- oder Asylgrundes die Rückführung in die Heimatländer aufzuerlegen . Da es in Deutschland keine funktionierende Möglichkeit zur legalen Einwanderung gibt, weichen viele auf das Asyl- verfahren aus . Das überlastet die Behörden und verzögert die Anerkennung und Integration von denjenigen, denen wir Schutz gewähren müssen . Wo Leben oder Freiheit im Herkunftsland bedroht sind, wollen und müssen wir helfen . Dieses Recht auf Schutz müssen wir durchsetzen und dafür sorgen, dass diese Menschen so schnell wie möglich integriert werden . Gleichzeitig müssen wir je- doch denen, die nachweisbar keinen Anspruch auf Schutz haben, diesen auch wirksam verwehren können . Zentrale Aufnahmeeinrichtungen mit beschleunigten Verfahren können hierzu sinnvoll sein . Das Grundproblem der derzeitigen Asylpolitik wird jedoch mit dem gesamten Gesetzespaket nicht gelöst . Weil es in Deutschland kein modernes Einwanderungs- recht gibt, werden alle, die in ihren Herkunftsländern kei- ne Perspektive sehen, auf lebensgefährliche Fluchtrouten und schließlich bei uns in ein Asylverfahren gedrängt . Die derzeitige chaotische Situation bei der Flüchtlings- aufnahme ist vor allem der Ignoranz der Bundesregie- rung in den vergangenen Jahren geschuldet . Seit Jahren ertrinken Menschen im Mittelmeer . Jahrelang wurden Länder wie Italien und Griechenland mit den Problemen allein gelassen . Schon lange hätte deswegen etwas ge- schehen müssen, um den Flüchtlingen Alternativen zu bieten . Auch zukünftig werden Menschen zu uns kom- men wollen, weil sie in ihren Ländern keine Perspektive sehen . Solange es keine legale Möglichkeit zur Einwan- derung gibt, wird kein Meer und kein Stacheldraht Men- schen daran hindern, sich auf den Weg zu machen und ihr Glück zumindest zu versuchen . Wir brauchen deswegen ein modernes Einwande- rungsrecht . Damit könnte zum einen eine Alternative zur lebensgefährlichen Flucht geschaffen werden . Gleichzei- tig könnte man festlegen, aus welchen Ländern welche Anzahl von Menschen mit welcher Qualifikation zu uns kommen und hier leben, lernen, arbeiten und Steuern zahlen dürfte . Statt Chaos in Aufnahmeeinrichtungen und allen Probleme, die mit Abschiebungen verbunden sind, könnten wir Zuwanderung so steuern und lenken, wie es unsere Gesellschaft braucht . Statt immer neue Debat- ten über sichere Herkunftsländer zu führen, müssen wir ein brauchbares Einwanderungsrecht schaffen . In vielen Ländern besteht eine sehr zweifelhafte Menschenrechts- situation . Daran wird sich auch nichts ändern, wenn wir Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15645 (A) (C) (B) (D) immer mehr davon als sichere Herkunftsländer deklarie- ren . Immer wieder wird es Menschen geben, die zu Recht bei uns um Asyl bitten und denen wir es gewähren müs- sen . Wer kein Recht auf diesen Schutz hat, der wird sich aber ganz sicher nicht von einer Liste im Anhang eines Gesetzes aufhalten lassen, sondern hoffen, dass das Asyl- verfahren dauert, die Abschiebung verzögert wird oder sogar den illegalen Aufenthalt ohne Papiere in Erwägung ziehen . Ein Einwanderungsgesetz mit klaren Regeln zur legalen Zuwanderung könnte dagegen eine echte Alter- native zu lebensgefährlicher Flucht, horrenden Preisen für Schleuser, erschreckender Rechtlosigkeit und oft jah- relanger Trennung von der Familie sein . Statt Symbolpolitik brauchen wir ein neues Einwan- derungsgesetz . Gülistan Yüksel (SPD): Mit dem Gesetz werden ver- schiedene Maßnahmen zu Verfahren der Anerkennung, Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern so- wie deren Lebensbedingungen geregelt . Auch wenn ich die Zielsetzung des Gesetzes in wesentlichen Bereichen unterstütze und darin das Ergebnis eines Kompromisses sehe, der weitergehende Verschärfungen wie etwa die Einrichtung von Transitzonen verhindert hat, kommt es jetzt darauf an, dass die Registrierung zügig vorangeht, dass Asylverfahren beschleunigt werden und dass Ver- fahren optimiert werden . Schnellere Verfahren sind auch Voraussetzung für gute Integration, damit diejenigen, die hierbleiben können, schnell durch Sprachkurse, Bil- dungsmöglichkeiten und Integration in den Arbeitsmarkt unterstützt werden können . Hier wird Handlungsfähig- keit des Staates erwartet, und darauf haben die Bürgerin- nen und Bürger ein Anrecht . In dem vorliegenden „Asylpaket II“ kann ich deshalb den Punkten zustimmen, die die Verfahren beschleuni- gen und die Registrierung verbessern sowie den Kin- derschutz in den Einrichtungen durch die Pflicht eines erweiterten Führungszeugnisses für Helfer und Helferin- nen vorsehen . Insbesondere begrüße ich, dass dadurch der unsinnige und inhumane Vorschlag von Transitzonen an den Grenzen vom Tisch ist . Allerdings habe ich erhebliche Bedenken gegen die Wirksamkeit einzelner Regelungen des Gesetzentwurfes . Dies gilt vor allem für die deutliche Verschärfung der medizinischen Gründe, die einer Abschiebung entgegen- stehen, sowie die zweijährige Aussetzung des Familien- nachzugs für subsidiär Schutzbedürftige . Sorgen bereitet mir, dass die Regelung zum Familiennachzug auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten soll . Ich befürchte, dass durch die Aussetzung des Familiennach- zuges die Lebensbedingungen dieser Jugendlichen ver- schärft werden, Integration erschwert wird und nachzie- hende Angehörige auf unsichere Wege gedrängt werden . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr wenige Personen davon betroffen sein werden (2015 erhielten nur 0,6 Prozent der Antragssteller, über die entschieden wurde, subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Fami- liennachzug fanden statt), ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Ich begrü- ße deshalb, dass vereinbart wurde, dass für unbegleitete Minderjährige im subsidiären Schutz eine Einzelfallprü- fung zum Familiennachzug stattfinden soll. Statt weiterer Verschärfungen beim Asylrecht müssen wir jetzt vorrangig ein Integrationsgesetz zur Verbesse- rung des Zugangs zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende auf den Weg bringen . Das schafft soziale Teilhabe und sorgt dafür, dass die Men- schen, die zu uns geflohen sind, so schnell wie möglich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können . Die Stellungnahmen von Verbänden, Hilfswerken, Kirchen und vielen weiteren Organisationen sind in meine Entscheidung mit eingeflossen. Trotz der obenge- nannten Bedenken werde ich dem Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren – auch unter Einbeziehung meiner politischen Gesamteinschätzung – zustimmen, denn was wir jetzt brauchen, sind schnellere und bessere Verfahren zur Unterbringung und Anerkennung . Zu guter Letzt: Mein besonderer Dank gilt den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften, die sich mit großem Engagement in den Unterkünften, in Sprachkur- sen, bei der Begleitung zu Ämtern, in Integrationsmaß- nahmen und in unzähligen weiteren Bereichen betätigen . Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Axel Knoerig (CDU/CSU) zu der namentlichen Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleu- nigter Asylverfahren (Tagesordnungspunkt 3 a) Die Auszählung hat ergeben, dass ich bei dem oben genannten Gesetzentwurf mit Nein gestimmt habe . Dazu möchte ich erklären: Ich habe versehentlich mit Nein gestimmt . Mein Vo- tum lautet Ja . Anlage 9 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Klaus Brähmig (CDU/CSU) zu den Abstimmungen über – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren und – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur erleichterten Ausweisung von straffälligen Aus- ländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asyl- bewerbern (Tagesordnungspunkt 3 a und 3 b) Im Rahmen der namentlichen Abstimmung am 25 . Februar 2016 werde ich den oben genannten von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Gesetzen zustimmen . Wie auch schon in meiner Erklä- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615646 (A) (C) (B) (D) rung vom 15 . Oktober 2015 weise ich erneut mit allem Nachdruck darauf hin, dass meiner Überzeugung nach dieses Maßnahmenpaket nur ein – wenn auch sehr wich- tiger – weiterer Schritt sein kann, um die gesellschaftli- chen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der Flüchtlingsströme in unserem Land besser zu bewältigen . Zugleich bitte ich die Bundesregierung, den Weg der Restriktion von illegaler und ungesteuerter Zuwanderung beherzt weiterzugehen . In vielen Gesprächen mit Bürge- rinnen und Bürgern aus meinem Wahlkreis wird grund- sätzliche Hilfsbereitschaft für wirkliche Flüchtlinge und politisch Verfolgte deutlich . Allerdings wird zunehmend auch Unzufriedenheit über eine Art Wagenburgmentalität der etablierten Parteien deutlich . Wenn wir es nicht schaf- fen, eine offene Diskussion über die Frage zu führen, ob, inwieweit und in welcher Form unsere Bevölkerung eigentlich Zuwanderung will, werden wir die Spaltung der Gesellschaft vertiefen . Viele Menschen sehen den sozialen Frieden und die politische Statik Deutschlands gefährdet . Wer diese Menschen mit Verachtung und Vor- verurteilung straft, handelt auch nicht christlich . Wer Empathie für die Flüchtlinge fordert, sollte auch Empa- thie für die eigene Bevölkerung zeigen, die sich teilweise für den Kampf um Arbeitsplatz, Wohnraum etc . nicht so gut gerüstet fühlt . Anlage 10 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) zu den Abstimmungen über – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Ein- führung beschleunigter Asylverfahren und – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur er- leichterten Ausweisung von straffälligen Aus- ländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asyl- bewerbern (Tagesordnungspunkt 3 a und 3 b) Es ist in weiten Teilen der Bevölkerung und der Po- litik unstrittig, was Bundespräsident Joachim Gauck in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit 2015 so for- muliert hat: „Unser Herz ist weit . Aber unsere Möglich- keiten sind endlich .“ Seit diesen im Oktober formulierten Worten hat sich die Flüchtlingssituation außen- und innenpolitisch wei- ter verschärft . Die EU und ihre Anrainerländer streiten um die Festlegung von Kontingenten und die Schlie- ßung von Grenzen, die Bundesrepublik dringt auf eine gemeinsame Strategie . Im Inneren geht es uns vor allem um eine Beschleunigung von Verfahren, zudem haben insbesondere die Ereignisse der Silvesternacht in Köln die Notwendigkeit zu einer Verschärfung von Maßnah- men bei der Kriminalitätsbekämpfung und zugleich zu einer Intensivierung von Integrationsangeboten deutlich gemacht . Angesichts dieser Situation halte ich die zügige Verab- schiedung des sogenannten Asylpakets II, welches lange zwischen den Koalitionspartnern verhandelt wurde, für ein notwendiges politisches Signal und stimme diesem schwierigen Kompromiss auch zu . Dennoch gibt es innerhalb der Summe von Maßnah- men, die ich für richtig halte, einige Punkte, die mir Bauchschmerzen machen und bei denen ich mich für Änderungen einsetzen werde . Dies sind in zwei Fällen humanitäre Gründe, in einem Fall habe ich rechtliche Bedenken: Erstens . Zur Aussetzung des Familiennachzugs: Der Fa- miliennachzug für subsidiär Schutzberechtigte wird für zwei Jahre ausgesetzt (subsidiär Schutzberechtigte sind Menschen, die keinen Anspruch auf Asyl oder Schutz- status nach der Genfer Flüchtlingskonvention haben, gleichwohl aber im Land bleiben dürfen, weil ihnen bei der Rückkehr Gefahr durch Krieg, Folter oder Todesstra- fe droht) . Hier halte ich es für unbedingt notwendig, den Familiennachzug zu ermöglichen, wenn Kinder der Ge- flüchteten betroffen sind. Hier sollte in der Diskussion deutlich gemacht werden, dass die Genfer Flüchtlings- konvention eben nicht unterlaufen wird . Ich begrüße al- lerdings die im Asylpaket ausdrücklich veranlagte Ein- zelfallprüfung . Ich wünsche und arbeite darauf hin, dass dies möglichst bald – aus humanitären Gründen – wieder der Regelfall und nicht die Ausnahme ist . Zweitens . Abschiebehindernisse aus gesundheitlichen Gründen: In Zukunft sollen grundsätzlich nur noch le- bensbedrohliche und schwerwiegende Erkrankungen die Abschiebung verhindern können . Dem kann ich grund- sätzlich zustimmen . Zukünftig sollen feste Kriterien formuliert werden, denen eine ärztliche Bescheinigung genügen muss . Aber auch hier muss es, insbesondere bei psychischen Erkrankungen, die Möglichkeit zu Einzel- fallprüfungen und Zweitgutachten geben . Drittens . Juristisch sauber geregelt werden muss der Verlust des Schutzstatus und die Ausweisung verurteil- ter Flüchtlinge . Wie die öffentliche Anhörung des In- nenausschusses ergab, führt ein Verlust des Schutzstatus und selbst eine Ausweisung nicht notwendig zu einer Abschiebung . Wie ist dann aber die Duldung zu gestal- ten, ohne eine weitere Marginalisierung (oder Krimina- lisierung) bei den Betroffenen zu bewirken? Hier gilt es, aufzupassen, wie die Umsetzung (auch in den Verwaltun- gen) in den Bundesländern geschieht . Möglicherweise muss dann auch gesetzlich reagiert werden . Zuletzt möchte ich darauf hinweisen, dass auch der be- kannte Aktivist und Gründer der Flüchtlingshilfsorgani- sation Cap Anamur, Rupert Neudeck, dem man wahrlich nicht nachsagen kann, dass er die Not von Flüchtlingen nicht kenne, die Einschränkung des Familiennachzugs, auch bei Minderjährigen, für vertretbar hält und zudem als notwendige Voraussetzung für eine Reduzierung des Flüchtlingszustroms sieht, gerade im Hinblick auf Schlepperorganisationen, die von der Schleusung von Jugendlichen und Kindern profitieren. Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15647 (A) (C) (B) (D) Anlage 11 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Saskia Esken (SPD) zu den Ab- stimmungen über – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren und – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur erleichterten Ausweisung von straffäl- ligen Ausländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asyl- bewerbern (Tagesordnungspunkt 3 a und 3 b) Ich habe heute dem sogenannten Asylpaket II zuge- stimmt . Diese Entscheidung ist mir, wie vielen meiner Abgeordnetenkolleginnen und -kollegen auch, sehr schwer gefallen . Die Kolleginnen und Kollegen in meiner Fraktion, die sich entschieden haben, anders abzustim- men, haben dabei meinen allergrößten Respekt . In Sit- zungen der Bundestagsfraktion, in meiner Landesgruppe, mit Kolleginnen und Kollegen, meinem Team und auch seit Wochen mit den Genossinnen und Genossen vor Ort in meinem Wahlkreis habe ich intensiv über die bisheri- gen Maßnahmen in der Flüchtlingspolitik diskutiert und darüber, was wir uns für die Zukunft wünschen und was wir erwarten . Mein Anspruch an meine Arbeit als Bundestagsabge- ordnete ist es, keine Spiele (mit-) zu spielen – populisti- sche Scheinlösungen und reine Symbolpolitik sind mir zuwider, ich will wirksame politische Entscheidungen treffen . Es ist mir deshalb ein Anliegen, mich offen und verständlich dazu zu erklären, was das Asylpaket II bein- haltet und was eben noch nicht damit beschlossen wurde, aber durchaus schon zwischen den Koalitionspartnern CDU, CSU und SPD vereinbart wurde . Im Deutschen Bundestag wurde heute über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asyl- verfahren und den Entwurf zur erleichterten Auswei- sung von straffälligen Ausländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asylbewerbern abgestimmt . Ziele des Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren sind mehr Ordnung bei der Aufnahme von Flüchtlingen, schnellere Asylverfahren und eine raschere Rückführung von Menschen, die kein Bleiberecht haben . Das bedeutet, Asylsuchende mit geringen Chancen auf Anerkennung werden künftig in besonderen Aufnahme- einrichtungen untergebracht, in denen die Asylverfahren in rund drei Wochen abgeschlossen sein sollen . Ich hal- te diese Maßnahme für sinnvoll und bin mir sicher, dass sie auch Wirkung entfalten wird . Die Regelung betrifft Menschen aus sicheren Herkunftsstaaten, mit Wiederein- reisesperren oder solche, die keine Bereitschaft zeigen, ihre wahre Herkunft aufzudecken . Für diesen Personen- kreis gilt auch eine verschärfte Residenzpflicht, das heißt sie dürfen den Bezirk der zuständigen Ausländerbehörde nicht verlassen . Ihre Rückführung soll unmittelbar aus der Aufnahmeeinrichtung erfolgen . Wer sich diesem Ver- fahren verweigert, dem drohen künftig Sanktionen wie etwa Wegfall des Leistungsanspruchs . Außerdem sieht das geplante Gesetz vor, den Famili- ennachzug für subsidiär Schutzberechtige ab Inkrafttre- ten des Gesetzes befristet für zwei Jahre auszusetzen . Die Zustimmung zu dieser Regelung bereitet mir große Pro- bleme . Auch wenn in der Realität insgesamt nur sehr we- nige Personen davon betroffen sein werden (nach Zahlen des Bundesministerium des Inneren erhielten 2015 nur 1 707 Personen, das heißt 0,6 Prozent der entschiedenen Antragssteller, subsidiären Schutz, und nur 105 Fälle von Familiennachzug fanden statt), ist das ein Zeichen, das ich aus humanitären Gründen nicht für richtig halte . Ich bin überzeugt: Integration gelingt besser, wenn ganze Familien nach Deutschland kommen . Und ich gehe fest davon aus, dass nach Ende der zweijährigen Aussetzung der Familiennachzug wieder aufgenommen wird, wie es das Gesetz vorsieht . Ich bin sehr froh, dass wir uns vehement dafür einge- setzt haben, dass für minderjährige Flüchtlinge mit subsi- diärem Schutzstatus eine Härtefallregelung gelten wird . Wie diese Kompromisslinie der Einzelfallprüfung durch Auswärtiges Amt und Innenministerium im Einzelfall wirkt und wie die Bürokratie mit diesen Fällen überhaupt zurechtkommt, das muss man dann in der Praxis sehen, aber die Zahl der Betroffenen liegt im niedrigen dreistel- ligen Bereich und ist damit auch hier recht gering . In Rahmen des Gesetzentwurfs zur erleichterten Ausweisung von straffälligen Ausländern und zum er- weiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asylbewerbern soll die Ausweisung straf- fälliger Ausländer erleichtert werden . Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder der Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte begründen zukünftig ein sogenanntes schwerwiegendes Ausweisungsinteresse, sofern ein Ausländer hierfür zu einer Freiheits- oder Ju- gendstrafe, unabhängig von deren Höhe, verurteilt wur- de . Dies gilt auch, wenn die Strafe zur Bewährung ausge- setzt wurde . Bislang musste die verhängte Freiheitsstrafe mindestens ein Jahr betragen, um ein schwerwiegendes Ausweiseinteresse zu begründen . Allerdings erfolgt stets eine Einzelfallabwägung aller Interessen, was ich sehr begrüße . Zudem sieht der Gesetzentwurf vor, dass Asyl- bewerbern, die Straftaten begehen, trotz Vorliegen von Fluchtgründen leichter als bislang die rechtliche Aner- kennung als Flüchtling versagt werden kann . Mir ist es aber auch wichtig, deutlich zu machen: In den Verhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD wur- den weitere Vereinbarungen getroffen, die in einem künf- tigen Gesetzgebungsverfahren umgesetzt werden sollen, das die bessere Integration derer zum Ziel hat, die eine Bleibeperpektive haben . Ich werde mich gemeinsam mit meiner SPD-Bundestagsfraktion dafür einsetzen, dass dies schnell geschieht . Dazu gehört es beispielsweise, dass wir für Ausbil- dungsbetriebe und Geflüchtete Planungssicherheit schaf- fen, weil Auszubildende unabhängig von ihrem Status für die Dauer einer dreijährigen Ausbildung ebenso Bleibe- recht erhalten wie für die zwei Jahre danach . Ebenso ist Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615648 (A) (C) (B) (D) vereinbart, die Altersgrenze für ausbildungsunterstützen- de Maßnahmen von 21 auf 25 Jahre anzuheben . All das dient der Integration von geflohenen jungen Menschen in unseren Arbeitsmarkt und damit in unsere Gesellschaft . Eines muss ich aber ganz deutlich sagen: Ich werde jede weitere Verschärfung des Asylrechts ablehnen, die Spirale von Beschlüssen, die stets weitere Forderungen nach sich zogen, muss jetzt beendet werden . Wir müssen uns jetzt endlich damit beschäftigen, die Registrierung, die Unterbringung und die Integration der Geflüchteten gut zu bewältigen und dabei unsere Gesellschaft in ihrer humanitären und offenen Grundhaltung zusammenzuhal- ten . Was jetzt folgen muss, das ist ein Integrationsgesetz zur Verbesserung des Zugangs zu Sprachkursen, Bil- dung, Ausbildung und Arbeit für Asylsuchende, das sozi- ale Teilhabe schafft und dafür sorgt, dass die Menschen, die zu uns geflohen sind, als Teil unserer Gesellschaft ihr Leben selbst in die Hand nehmen und gestalten können . Anlage 12 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD) zu den Abstimmungen über – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Einführung beschleunigter Asylverfahren und – den von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur erleichterten Ausweisung von straffälligen Aus- ländern und zum erweiterten Ausschluss der Flüchtlingsanerkennung bei straffälligen Asyl- bewerbern und – die Beschlussempfehlung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu dem Antrag der Abgeordneten Katja Dörner, Dr. Konstantin von Notz, Dr. Franziska Brantner, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Besonders gefährdete Flüchtlinge in Erstaufnah- meeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften besser schützen (Tagesordnungspunkt 3) Mit diesem Gesetz sollen die Verfahren von Asylbe- werberinnen und Asylbewerbern mit geringer Bleibe- perspektive vereinfacht und beschleunigt werden . Das soll für eine dringend notwendige Entlastung sorgen und mehr Ordnung und Steuerung bei der Aufnahme und Re- gistrierung schaffen . Jedoch halte ich das Kriterium si- cherer Herkunftsstaaten für unzureichend . Ich begrüße ausdrücklich, dass mit dem sogenann- ten Asylpaket II Kernforderungen der CSU und anderer Gruppierungen rechts davon verhindert werden konnten . Sie forderten unter anderem große Auffanglager unter haftähnlichen Bedingungen an den deutschen Grenzen, eine Aussetzung des Mindestlohnes für Flüchtlinge und eine Flüchtlingsobergrenze . Stattdessen konnten wesentliche Forderungen der SPD durchgesetzt werden: – Kontingente für Flüchtlinge aus der Türkei, dem Libanon oder Jordanien vorrangig für Ehegatten und Kinder von hier bereits lebenden Geflüchteten. – Schutz minderjähriger Geflüchteter; Beschäftigte und regelmäßig ehrenamtlich tätige Personen in Flüchtlingsunterkünften, die in Kontakt zu Min- derjährigen stehen, dürfen nicht durch Gewalt- und Sexualdelikte aufgefallen sein und müssen daher ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen . – Vereinbarung, dass in einem weiteren Gesetzge- bungsverfahren Regelungen für mehr Rechtssi- cherheit und Verfahrensvereinfachungen für aus- zubildende Flüchtlinge und ausbildende Betriebe geschaffen werden . Auszubildende sollen für die Dauer ihrer Ausbildung – drei Jahre – und weite- re zwei Jahre danach ein Aufenthaltsrecht bekom- men . In einem weiteren Schritt gilt es, mit umfassenden Maßnahmen die gesellschaftliche Integration geflüchte- ter Menschen erfolgreich zu gestalten . Ich sehe jedoch das beschleunigte Asylverfahren aufgrund des Kriteriums sicherer Herkunftsstaaten als problematisch an . Das Bundeskabinett hat beschlossen, Marokko, Algerien und Tunesien als sichere Herkunfts- staaten einzustufen . Zwar erhalten die Menschen aus die- sen Ländern auch weiterhin das Recht auf individuelle Prüfung ihres Asylgesuchs und erhalten Asyl, wenn ihr Gesuch begründet ist . Jedoch halte ich es für nicht gesi- chert, dass Menschen dort nicht weiter Diskriminierung, Verfolgung und Gewalt ausgesetzt werden aufgrund ihrer sexuellen Identität . Es besteht weiterhin ein hoher Grad an Diskriminierung und Gewaltbereitschaft gegenüber homo-, bi-, trans- oder intersexuellen Menschen . Die Justiz unternimmt wenig, um vor gewaltsamen Übergrif- fen zu schützen, Menschenrechte werden allein durch die sexuelle Identität infrage gestellt . Solange dies der Fall ist, bleibt der Wunsch vieler Menschen, nach Deutsch- land zu fliehen, verständlich. Mit dieser persönlichen Erklärung bringe ich meine Sorge an der Ausweitung sicherer Herkunftsstaaten zum Ausdruck . Dem Gesetzespaket werde ich aufgrund der Koalitionsvereinbarung zustimmen . Die Regierung hat damit einen auch für mich gangbaren Weg gefunden, Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, ohne das Recht auf Asyl zu schleifen . Anlage 13 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) zu der Abstimmung über den von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Um- setzung der Richtlinie über Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse (Tagesordnungspunkt 4) Ich stimme dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Umsetzung der Richtlinie über Tabakerzeugnisse und Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15649 (A) (C) (B) (D) verwandte Erzeugnisse – Drucksache 18/7218 – nicht zu, da der Gesetzesentwurf keine Verlängerung der Fristen für die tiefgreifenden Umstellungen aller auf dem Markt befindlichen Verpackungen für Tabakprodukte beinhal- tet . Die Industrieverbände, wie auch Gutachten externer Sachverständiger, haben seit Monaten darauf hingewie- sen, dass es für die Hersteller faktisch unmöglich ist, die von der EU gesetzte Frist – 20 . Mai 2016 – zu erfüllen, da die technischen Vorgaben seitens der EU erst im No- vember 2015 vorgelegt wurden . Dass eine Verlängerung der Frist für die Umstellung der Produktion zwingend notwendig ist, unterstreicht zudem die Tatsache, dass am 17 . Februar 2016 die Kommission nochmals die ab Mai zu verwendenden Textwarnhinweise für sechs Spra- chen – darunter auch Deutsch – für mehrere Tabakpro- duktkategorien geändert hat . Dies bedeutet, dass die in Deutschland produzierenden Tabakunternehmen keiner- lei Rechtssicherheit für die notwendigen umfangreichen Investitionen haben . Anlage 14 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulrike Bahr, Dr. Ute Finckh- Krämer, Martin Gerster, Gabriele Groneberg, Rita Hagl-Kehl, Metin Hakverdi, Ulrich Hampel, Frank Junge, Daniela Kolbe, Dr. Hans-Ulrich Krüger, Hiltrud Lotze, Kirsten Lühmann, Hilde Mattheis, Susanne Mittag, Ulli Nissen, Markus Paschke, Andreas Rimkus, Dr. Hans-Joachim Schabedoth, Dr. Dorothee Schlegel, Matthias Schmidt (Berlin), Svenja Stadler, Martina Stamm-Fibich, Kerstin Tack und Stefan Zierke (alle SPD) zu der nament- lichen Abstimmung über den Antrag der Abge- ordneten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Frakti- on BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Vorschlag für eine Durchführungsverord- nung der Kommission zur Erneuerung der Zulas- sung von Glyphosat SANTE/10026/2016 (Entwurf) hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregie- rung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grund- gesetzes Voreilige Neuzulassung von Glyphosat stoppen (Tagesordnungspunkt 26 a) Seit langem warnen Ärzte, Wissenschaftler, Umwelt- und Verbraucherverbände vor den gesundheitlichen und ökologischen Folgen des übermäßigen Glyphosateinsat- zes . Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft . Vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit werden diese Bedenken nicht geteilt . Eine europaweite erneute Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat ist damit ziemlich wahrscheinlich . Die widersprüchlichen wissenschaftlichen Beurteilun- gen haben in der Gesellschaft zu einer großen Besorgnis geführt . Als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten nehmen wir diese Sorgen sehr ernst . Auch wir sehen die erneute Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat äußerst kri- tisch . Wenn wir den Antrag der Grünen heute nicht un- terstützen, dann tun wir dies, weil wir der Meinung sind, dass wir für den Glyphosateinsatz in der Landwirtschaft zunächst eine gesundheits- und umweltverträgliche Al- ternative brauchen . Forschung und Entwicklung müssen gestärkt werden, damit wir gemeinsam mit der Landwirt- schaft den Ausstieg aus dem Glyphosateinsatz und den Umstieg auf solche Alternativen organisieren können . Bis dahin wollen wir die Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft auf ein Mindestmaß reduzieren und effizienter gestalten. In vielen Fällen ist die Anwen- dung schon heute überflüssig, wie zum Beispiel bei der Stoppelbearbeitung nach der Ernte und vor der Aussaat der Folgekultur . Am größten ist die Gefahr der Fehlanwendung und Überdosierung jedoch bei der privaten Nutzung . Wir set- zen uns deshalb in der Großen Koalition für ein Verbot von glyphosathaltigen Herbiziden in Haus- und Klein- gärten und auch im kommunalen Bereich ein . Wir wol- len verhindern, dass auf Spielplätzen und in öffentlichen Gärten Glyphosat gespritzt wird . Denn solange die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit unklar sind, wollen wir Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen dem Vorsorgeprinzip folgen und sicherstellen, dass die Menschen so wenig wie mög- lich damit in Berührung kommen . Die großen Baumarktketten haben bereits verantwor- tungsvoll gehandelt und Unkrautvernichtungsmittel mit Glyphosat aus ihrem Sortiment genommen . Auch in ih- rem Interesse kann es nur sein, wenn wir zügig eine Re- gelung schaffen, die für den gesamten Handel gilt . Wir erwarten, dass die Bundesregierung die Bedenken in der Wissenschaft und in der Bevölkerung gegenüber Glyphosat ernst nimmt und einen konkreten Ausstiegs- plan für die Anwendung in der Landwirtschaft erarbeitet, der dann auch anderen EU-Mitgliedstaaten als Vorbild dienen kann . Anlage 15 Erklärungen nach § 31 GO zu der namentlichen Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Harald Ebner, Nicole Maisch, Friedrich Ostendorff, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu dem Vorschlag für eine Durchfüh- rungsverordnung der Kommission zur Er- neuerung der Zulassung von Glyphosat SANTE/10026/2016 (Entwurf) hier: Stellungnahme gegenüber der Bundesregie- rung gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grund- gesetzes Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615650 (A) (C) (B) (D) Voreilige Neuzulassung von Glyphosat stoppen (Tagesordnungspunkt 26 a) Marco Bülow (SPD): Seit Jahrzehnten ist Glyphosat auf dem Markt. Es ist das weltweit am häufigsten ein- gesetzte Herbizid . Mittlerweile stuft die Internationale Krebsforschungsagentur IARC der WHO Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ ein . Auch das Umweltbundesamt (UBA) hat in einer Untersuchung vor kurzem festgestellt, dass bei bis zu 60 Prozent der Probanden eine eindeutige Anreicherung von Glypho- sat im Urin nachweisbar ist . Das UBA kommt zu dem Schluss, dass das Herbizid problematisch ist, und ruft zum Umdenken auf . Spätestens jetzt ist es Zeit, zu han- deln . Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich daher mit Gly- phosat befasst und setzt sich dafür ein, dass das Mittel nicht mehr für Privatkunden im freien Handel, wie zum Beispiel in Baumärkten oder im Internet, verfügbar ist, da es besonders im privaten Bereich häufig zu Fehlan- wendungen und Überdosierungen kommt . Das Verbot soll auch für den kommunalen Bereich gelten . Glyphosat hat auf Spielplätzen und öffentlichen Grünflächen nichts zu suchen . Zudem muss es eine deutliche Reduktion der Anwendung in der Landwirtschaft geben . Da, wo der Einsatz überflüssig ist, sollte er sofort unterlassen werden . Die nächste Zeit muss dringend dafür genutzt werden, sehr viel intensiver die Folgen von Glyphosat zu untersuchen und sichere Alternativen zu erforschen . Wenn Landwirte statt auf Glyphosat auf schon bestehen- de, ebenso schädliche oder noch gefährlichere Herbizide zurückgreifen, ist nichts gewonnen . Ich habe grundsätzlich Verständnis für das Anliegen von Bündnis 90/Die Grünen, Glyphosat auf EU-Ebene nicht wieder zuzulassen . Allerdings lag mir der nament- lich abzustimmende Antrag auch am Mittwochvormittag immer noch nicht vor . Dieses Vorgehen der Opposition ist leider kontraproduktiv . Ich werde den Antrag ohne die Möglichkeit einer Debatte ablehnen, unterstütze aber die Fachpolitiker meiner Fraktion, das Thema Glyphosat weiterhin aktiv und kritisch im Bundestag zu behandeln . Ziel muss auch hier ein eigener Antrag sein . Bernhard Daldrup (SPD): Ärzte, Wissenschaft- ler, Umwelt- und Verbraucherverbände warnen vor den gesundheitlichen und ökologischen Folgen eines über- mäßigen Glyphosateinsatzes . Die Weltgesundheitsorga- nisation (WHO) hat den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft . Vom deutschen Bundesinsti- tut für Risikobewertung und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit werden diese Bedenken zwar nicht geteilt, doch haben die widersprüchlichen wissen- schaftlichen Beurteilungen in der Gesellschaft zu einer großen Besorgnis geführt . Ich nehme diese Sorgen ernst und sehe die erneute Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat äußerst kritisch . Vor einem generellen Verbot des Glyphosateinsatzes in der Landwirtschaft rege ich eine intensive Prüfung aller gesundheits- und umweltverträglichen Alternativen an . Forschung und Entwicklung müssen gestärkt werden, da- mit wir gemeinsam mit der Landwirtschaft den Ausstieg aus dem Glyphosateinsatz und den Umstieg auf solche Alternativen organisieren . Bis dahin muss die Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft auf ein Mindestmaß reduziert und effizi- enter gestaltet werden . In vielen Fällen ist die Anwen- dung schon heute überflüssig, wie zum Beispiel bei der Stoppelbearbeitung nach der Ernte und vor der Aussaat der Folgekultur . Am größten ist die Gefahr der Fehlanwendung und Überdosierung bei der privaten Nutzung . Ich setze mich deshalb für ein Verbot von glyphosathaltigen Herbiziden in Haus- und Kleingärten und auch im kommunalen Be- reich ein . Ich erwarte, dass die Bundesregierung aufgrund der nicht ausschließbaren Risiken einen konkreten Ausstiegs- plan für die Anwendung von Glyphosat in der Landwirt- schaft entwickelt, der dann auch anderen EU-Mitglied- staaten als Vorbild dienen kann . Sabine Dittmar (SPD): Seit langem warnen Exper- ten vor den gesundheitlichen und ökologischen Folgen des übermäßigen Einsatzes des Breitbandherbizids Gly- phosat . Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebser- regend“ eingestuft . Vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit werden diese Bedenken jedoch nicht geteilt . Eine europaweite erneute Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat ist damit absehbar . Ich sehe diese jedoch kritisch . Die widersprüchlichen Risikobeurteilungen sind be- denklich, insbesondere wenn Meldungen kursieren, dass in Lebensmitteln Glyphosat nachgewiesen wurde . Als Sozialdemokratin und Gesundheitspolitikerin nehme ich die diesbezüglichen Sorgen der Bevölkerung sehr ernst . Am größten ist die Gefahr bei der privaten Nutzung . Dort kommt es immer wieder zu Fehlanwendungen und Überdosierungen . Wir setzen uns deshalb innerhalb der Großen Koalition für ein Verbot von glyphosathaltigen Herbiziden in Haus- und Kleingärten und im kommuna- len Bereich ein . Unser Ziel muss es sein, dass Glypho- sat auf Spielplätzen und in öffentlichen Bereichen nicht mehr zum Einsatz kommt . Ein weiteres Problem ist der Einsatz des Wirkstoffs in der Landwirtschaft . Dort müssen wir mit Nachdruck für eine gesundheits- und umweltverträglichere Alterna- tive sorgen . Ich erwarte, dass die Bundesregierung die Bedenken der Wissenschaft und der Bevölkerung gegen- über der Nutzung von Glyphosat ernst nimmt und einen konkreten Ausstiegsplan für die Anwendung in der Land- wirtschaft erarbeitet . Da die gesundheitlichen Auswirkungen von Glypho- sat unklar sind, müssen wir dafür sorgen, dass die An- wendung auf ein Mindestmaß reduziert bzw. effizienter gestaltet wird, damit Menschen und Tiere so wenig wie möglich mit dem Wirkstoff in Berührung kommen . Die großen Baumarktketten haben bereits verantwortungs- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15651 (A) (C) (B) (D) voll gehandelt und Unkrautvernichtungsmittel mit Gly- phosat aus ihrem Sortiment genommen . Dem vorliegenden Antrag werde ich nicht zustimmen . Ich erwarte jedoch, dass die Bundesregierung sich mit Nachdruck für eine Alternative einsetzt, damit Glyphosat zeitnah nicht mehr zum Einsatz kommt . Josef Göppel (CDU/CSU): Ich werde dem Antrag „Voreilige Neuzulassung von Glyphosat stoppen“ zu- stimmen . Begründung: Die Bewertungsprozesse der europäischen Behörde für Chemikalien, ECHA, zu Glyphosat sind noch nicht abgeschlossen . Dennoch strebt die Generaldirektion Ge- sundheit und Lebensmittelsicherheit eine Abstimmung über die Zulassung glyphosathaltiger Pestizide für weite- re 15 Jahre im Ständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel- und Futtermittel an . Eine nach der Euro- päischen Chemikalienverordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH) erteilte Zulassungsverlängerung für Glyphosat läuft Ende Juni 2016 aus . Als Berichterstatter hatte das Bundesamt für Risi- kobewertung (BfR) 2015 eine positive Stellungnahme zur Zulassungsverlängerung von Glyphosat abgegeben . Allerdings lag die Einschätzung der Krebsforschungs- agentur der Weltgesundheitsorganisation (IARC), deren Arbeitsgruppe von unabhängigen Wissenschaftlern Gly- phosat im März 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hatte, noch nicht vor . Außerdem hatte das BfR nur den reinen Wirkstoff Glyphosat untersucht, nicht aber fertige Herbizidmi- schungen mit Träger- und Zusatzstoffen . Die Kombina- tionswirkungen der verschiedenen Stoffe und Anreiche- rungen bei Langzeitexposition wurden ebenfalls nicht untersucht . Die Zulassung bezieht sich auf 33 glypho- sathaltige Herbizide unter 95 Handelsbezeichnungen für 470 Anwendungsgebiete . Mit dem europäischen Vorsorgeprinzip ist eine vorzei- tige Erneuerung der Zulassung von Glyphosat für weitere 15 Jahre nicht vereinbar . Bettina Hagedorn (SPD): Heute stimmt der Deut- sche Bundestag in namentlicher Abstimmung über ei- nen extrem kurzfristig vorgelegten Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ab, auf dessen öffentliche Aus- sprache im Plenum die Grünen ausdrücklich verzichtet haben . Dieses Vorgehen ist unparlamentarisch und ent- larvt den Antrag mit namentlicher Abstimmung als ein Showinstrument zu Wahlkampfzwecken . Damit aber wird diesem ernsten Thema objektiv nicht angemessen Rechnung getragen, weil nur in einer öffentlichen De- batte im Bundestagsplenum die Gründe für eine Zustim- mung oder Ablehnung darlegt werden können . Ich kri- tisiere dieses Verfahren ausdrücklich und möchte daher meine Auffassung zum Thema Glyphosat jedenfalls in einer schriftlichen Erklärung zur Abstimmung darlegen . Seit langem warnen Ärzte, Wissenschaftler, Umwelt- und Verbraucherverbände vor den gesundheitlichen und ökologischen Folgen des übermäßigen Glyphosateinsat- zes . Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft . Vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit werden diese Bedenken nicht geteilt . Eine europaweite erneute Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat ist damit ziemlich wahrscheinlich . Die widersprüchlichen wissenschaftlichen Beurtei- lungen haben in der Gesellschaft zu einer großen Be- sorgnis geführt . Als Sozialdemokratin nehme ich diese Sorgen sehr ernst . Auch ich sehe die erneute Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat äußerst kritisch . Wenn ich den Antrag der Grünen heute nicht unterstütze, dann tue ich dies, weil ich der Meinung bin, dass wir für den Glyphosat einsatz in der Landwirtschaft zunächst eine ge- sundheits- und umweltverträgliche Alternative brauchen . Forschung und Entwicklung müssen gestärkt werden, da- mit wir gemeinsam mit der Landwirtschaft den Ausstieg aus dem Glyphosateinsatz und den Umstieg auf solche Alternativen organisieren können . Bis dahin wollen wir die Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft auf ein Mindestmaß reduzieren und effizienter gestalten. In vielen Fällen ist die Anwen- dung schon heute überflüssig, wie zum Beispiel bei der Stoppelbearbeitung nach der Ernte und vor der Aussaat der Folgekultur . Am größten ist die Gefahr der Fehlanwendung und Überdosierung jedoch bei der privaten Nutzung . Wir set- zen uns deshalb in der Großen Koalition für ein Verbot von glyphosathaltigen Herbiziden in Haus- und Klein- gärten und auch im kommunalen Bereich ein . Wir wol- len verhindern, dass auf Spielplätzen und in öffentlichen Gärten Glyphosat gespritzt wird . Denn solange die Aus- wirkungen auf die menschliche Gesundheit unklar sind, wollen wir Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen dem Vorsorgeprinzip folgen und sicherstellen, dass die Menschen so wenig wie möglich damit in Berührung kommen . Die großen Baumarktketten haben bereits verantwor- tungsvoll gehandelt und Unkrautvernichtungsmittel mit Glyphosat aus ihrem Sortiment genommen . Auch in ih- rem Interesse kann es nur sein, wenn wir zügig eine Re- gelung schaffen, die für den gesamten Handel gilt . Ich erwarte, dass die Bundesregierung die Bedenken in der Wissenschaft und in der Bevölkerung gegenüber Glyphosat ernst nimmt und einen konkreten Ausstiegs- plan für die Anwendung in der Landwirtschaft erarbeitet, der dann auch anderen EU-Mitgliedstaaten als Vorbild dienen kann . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): Erstens . Mit allergrößtem Befremden nehme ich die Tatsache wahr, dass hier im Parlament ein Antrag zur namentlichen Abstimmung gestellt wird, ohne dass es hierzu eine parlamentarische Aussprache gegeben hat, in der auch differenzierte Positionen zum Sachverhalt eingenom- men und ein Votum in der Sache bzw . ein Sachverhalt hätten erklärt werden können . Ich halte dieses für einen unmöglichen parlamentarischen Stil, unabhängig davon, Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615652 (A) (C) (B) (D) ob dieses nun durch Bündnis 90/Die Grünen bewusst herbeigeführt worden ist, weil deren Fraktion zwar die namentliche Abstimmung, aber nicht die inhaltliche Aus- sprache und differenzierte parlamentarische Behandlung wichtig gewesen ist, oder ob dieses im Einvernehmen al- ler Fraktionen im Ältestenrat so entschieden worden ist . Gute parlamentarische Arbeit sieht für mich jedenfalls anders aus . Zweitens . So bleibt mir an dieser Stelle nur die Möglich- keit, der differenzierten politischen Position beizutreten, die von den dafür zuständigen und kompetenten Abge- ordneten der SPD-Bundestagsfraktion erarbeitet und von der SPD-Bundestagsfraktion in einem Positionspapier beschlossen worden ist . Diese Position bietet zumindest die Perspektive einer konsequenten Rückführung der Nutzung von Glyphosat in Deutschland und muss jetzt auch Schritt für Schritt angegangen werden . Drittens . Seit langem warnen Ärzte, Wissenschaftler, Umwelt- und Verbraucherverbände vor den gesundheitli- chen und ökologischen Folgen des übermäßigen Glypho- sateinsatzes . Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft . Vom deutschen Bundesinstitut für Risikobe- wertung und der Europäischen Behörde für Lebensmit- telsicherheit werden diese Bedenken nicht geteilt . Eine europaweite erneute Zulassung des Wirkstoffes Glypho- sat ist damit ziemlich wahrscheinlich . Die widersprüchlichen wissenschaftlichen Beurteilun- gen haben in der Gesellschaft zu einer großen Besorgnis geführt . Als Sozialdemokrat nehme ich diese Sorgen sehr ernst . Auch ich sehe die erneute Zulassung des Wirk- stoffs Glyphosat äußerst kritisch . Wenn ich den Antrag der Grünen heute nicht unterstütze, dann tue ich dies, weil ich der Meinung bin, dass wir für den Glyphosa- teinsatz in der Landwirtschaft zunächst eine gesundheits- und umweltverträgliche Alternative brauchen . Forschung und Entwicklung müssen gestärkt werden, damit wir ge- meinsam mit der Landwirtschaft den Ausstieg aus dem Glyphosateinsatz und den Umstieg auf solche Alternati- ven organisieren können . Bis dahin wollen wir die Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft auf ein Mindestmaß reduzieren und effizienter gestalten. In vielen Fällen ist die Anwen- dung schon heute überflüssig, wie zum Beispiel bei der Stoppelbearbeitung nach der Ernte und vor der Aussaat der Folgekultur . Am größten ist die Gefahr der Fehlanwendung und Überdosierung jedoch bei der privaten Nutzung . Wir set- zen uns deshalb in der Großen Koalition für ein Verbot von glyphosathaltigen Herbiziden in Haus- und Klein- gärten und auch im kommunalen Bereich ein . Wir wol- len verhindern, dass auf Spielplätzen und in öffentlichen Gärten Glyphosat gespritzt wird . Denn solange die Aus- wirkungen auf die menschliche Gesundheit unklar sind, wollen wir Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen dem Vorsorgeprinzip folgen und sicherstellen, dass die Menschen so wenig wie möglich damit unmittelbar in Berührung kommen . Die großen Baumarktketten haben bereits verantwor- tungsvoll gehandelt und Unkrautvernichtungsmittel mit Glyphosat aus ihrem Sortiment genommen . Auch in ih- rem Interesse kann es nur sein, wenn wir zügig eine Re- gelung schaffen, die für den gesamten Handel gilt . Ich erwarte, dass die Bundesregierung die Bedenken in der Wissenschaft und in der Bevölkerung gegenüber Glyphosat ernst nimmt und einen konkreten Ausstiegs- plan für die Anwendung in der Landwirtschaft erarbeitet, der dann auch anderen EU-Mitgliedstaaten als Vorbild dienen kann . Dr. Nina Scheer (SPD): Seit einigen Jahren war- nen Ärzte, Wissenschaftler, Umwelt- und Verbraucher- verbände vor den gesundheitlichen und ökologischen Folgen des übermäßigen Einsatzes von Glyphosat . Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft . Vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit wer- den diese Bedenken nicht geteilt . Eine europaweite er- neute Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat ist somit wahrscheinlich . Glyphosat ist ein Wirkstoff, der als sogenanntes To- talherbizid als Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird. Die widersprüchlichen wissenschaftlichen Beurteilungen sei- ner krebserregenden Wirkung haben in der Gesellschaft zu großer Besorgnis geführt . Dies muss auch politische Konsequenzen nach sich ziehen . Vor dem Hintergrund des Vorsorgeprinzips halte ich die erneute Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat für unverantwortlich . Ich erwarte, dass Wege gefunden werden, um mit den gegebenen Mehrheiten die Anwendung von Glyphosat baldmöglichst auszuschließen . Dr. Karin Thissen (SPD): Voreilige Neuzulassung von Glyphosat stoppen: Seit einigen Jahren warnen Ärzte, Wissenschaftler, Umwelt- und Verbraucherverbände vor den gesundheit- lichen und ökologischen Folgen des übermäßigen Ein- satzes von Glyphosat . Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebser- regend“ eingestuft . Vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung und der Europäischen Behörde für Le- bensmittelsicherheit werden diese Bedenken hingegen nicht geteilt, und eine europaweite erneute Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat ist somit wahrscheinlich . Glyphosat ist ein Wirkstoff, der als sogenanntes To- talherbizid als Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird. Die widersprüchlichen wissenschaftlichen Beurteilungen sei- ner krebserregenden Wirkung haben in der Gesellschaft zu großer Besorgnis geführt . Als Sozialdemokratin neh- me ich diese Sorgen sehr ernst . Auch ich sehe die er- neute Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat sehr kritisch . Fehlanwendungen im privaten Bereich in Haus- und Kleingärten und Überdosierungen wie auch der Einsatz im kommunalen Bereich müssen verhindert werden . Wenn ich den Antrag der Grünen heute jedoch nicht unterstütze, dann tue ich dies, weil ich neben dem Er- fordernis gesicherter wissenschaftlicher Faktenlage und Erkenntnisse auch für die Landwirtschaft in einer Zu- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15653 (A) (C) (B) (D) lassungsverweigerung keine augenblickliche, aber auch noch keine langfristige Alternative sehe . Forschung und Entwicklung müssen daher gestärkt werden, damit wir gemeinsam mit der Landwirtschaft den Ausstieg aus dem Glyphosateinsatz und den Umstieg auf ökologisch nach- haltige Wege organisieren können . Bis dahin wollen wir die Anwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft auf ein Mindestmaß reduzieren und effizienter gestalten. In vielen Fällen ist die Anwen- dung schon heute überflüssig, wie zum Beispiel bei der Stoppelbearbeitung nach der Ernte und vor der Aussaat der Folgekultur . Solange die Auswirkungen auf die menschliche Ge- sundheit unklar sind, wollen wir Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen dem Vorsorgeprinzip folgen und sicherstellen, dass die Menschen so wenig wie möglich mit Glyphosat in Berührung kommen . Beim derzeitigen Stand der Wissenschaft stehe ich deshalb für eine diffe- renzierte Betrachtung der Einsatzgebiete zwischen priva- ten und kommunalen Bereichen und der Landwirtschaft . Während wir es auf der einen Seite umgehend verbieten müssen, müssen wir in der Landwirtschaft nach Wegen suchen, es einerseits zu reduzieren, und andererseits langfristig andere Wahlmöglichkeiten nutzbar machen . Für den privaten Sektor haben große Baumarktketten bereits verantwortungsvoll gehandelt und Unkrautver- nichtungsmittel mit Glyphosat aus ihrem Sortiment ge- nommen . Auch in ihrem Interesse kann es nur sein, wenn wir zügig eine Regelung schaffen, die für den gesamten Handel gilt . Ich erwarte, dass die Bundesregierung die Bedenken in der Wissenschaft und in der Bevölkerung gegenüber Glyphosat ernst nimmt und einen konkreten Ausstiegs- plan für die Anwendung in der Landwirtschaft erarbeitet, der auch anderen EU-Mitgliedstaaten als Vorbild dienen kann . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD): Seit langem warnen Ärzte, Wissenschaftler, Umwelt- und Verbrau- cherverbände vor den gesundheitlichen und ökologi- schen Folgen des übermäßigen Glyphosateinsatzes . Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Wirkstoff als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft . Vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit wer- den diese Bedenken nicht geteilt . Eine europaweite er- neute Zulassung des Wirkstoffes Glyphosat ist damit ziemlich wahrscheinlich . Die widersprüchlichen wissenschaftlichen Beurteilun- gen haben in der Gesellschaft zu einer großen Besorgnis geführt . Auch ich sehe die erneute Zulassung des Wirk- stoffs Glyphosat äußerst kritisch . Wenn ich den Antrag der Grünen heute nicht unterstütze, dann tue ich dies, weil wir für den Glyphosateinsatz in der Landwirtschaft zunächst eine gesundheits- und umweltverträgliche Al- ternative brauchen . Forschung und Entwicklung müssen gestärkt werden, damit wir gemeinsam mit der Landwirt- schaft den Ausstieg aus dem Glyphosateinsatz und den Umstieg auf Alternativen organisieren können . In vielen Fällen ist die Anwendung schon heute über- flüssig, wie zum Beispiel bei der Stoppelbearbeitung nach der Ernte und vor der Aussaat der Folgekultur . Am größten jedoch ist die Gefahr der Fehlanwendung und Überdosierung bei der privaten Nutzung . Wir setzen uns deshalb in der Großen Koalition für ein Verbot von glyphosathaltigen Herbiziden in Haus- und Kleingärten und auch im kommunalen Bereich ein . Wir werden ver- hindern, dass auf Spielplätzen und in öffentlichen Gärten Glyphosat gespritzt wird . Wir wollen dem Vorsorgeprinzip folgen und sicher- stellen, dass die Menschen so wenig wie möglich damit in Berührung kommen . Die großen Baumarktketten haben bereits verantwor- tungsvoll gehandelt und Unkrautvernichtungsmittel mit Glyphosat aus ihrem Sortiment genommen . Auch in ih- rem Interesse kann es nur sein, wenn wir zügig eine Re- gelung schaffen, die für den gesamten Handel gilt . Ich erwarte, dass die Bundesregierung die Bedenken in der Wissenschaft und in der Bevölkerung gegenüber Glyphosat ernst nimmt und einen konkreten Ausstiegs- plan für die Anwendung in der Landwirtschaft erarbeitet, der dann auch anderen EU-Mitgliedstaaten als Vorbild dienen kann . Anlage 16 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des von der Bundesregierung einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Designgesetzes und weiterer Vorschriften des gewerblichen Rechtsschutzes (Tagesordnungs- punkt 15) Alexander Hoffmann (CDU/CSU): Das Design spielt heute eine erhebliche Rolle bei der Kaufentschei- dung . Es gibt Impulse und weckt Emotionen . Nachdem funktionale Unterschiede zwischen den einzelnen Pro- dukten weniger werden, ist das Design der Punkt, an dem sich ein Produkt von anderen abheben kann . Durch das Design können Unternehmer ihren Produkten einen ein- zigartigen Charakter geben und so den Kunden an sich binden . Zunächst möchte ich uns die Unterschiede zwischen den einzelnen Schutzvorschriften nochmals kurz ins Ge- dächtnis rufen: Das Patentrecht schützt als einziges Schutzrecht eine bloße Idee, wie zum Beispiel das von iPhone und iPad bekannte „Wischen“ und die dahinter stehenden techni- schen Abläufe . Voraussetzung für den Patentschutz ist die Neuheit einer Idee und die Lösung eines technischen Problems durch sie . Durch das Markenrecht werden die Unterscheidung von Produkten verschiedener Hersteller und der Schutz vor Verwechselungen gewährleistet . Solche Kennzei- chenmittel können zum einen drei Streifen an einem Sportschuh, das auffällige Design einer Cola-Flasche Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615654 (A) (C) (B) (D) oder das Jingle eines Radiosenders sein . Das Marken- recht schützt das Design daher nur mittelbar – aber es ist ein höchst effektives Schutzrecht, das ohne zeitliche Grenze besteht . In Anlehnung an das Design kann man sich auch eine dreidimensionale Marke eintragen lassen . Diese dreidi- mensionale Marke erlangt man, wenn die Marke oder das Produkt nicht die übliche Form hat, sondern eine be- sonders einprägsame Form für den Verbraucher vorliegt, welche direkt auf den Hersteller schließen lässt . Dies liegt unter anderem bei der Verpackung der berühmten dreieckigen Schweizer Schokolade oder der unverwech- selbaren Flasche eines großen amerikanischen Soft- drink-Herstellers vor . Dies zeigt, dass nicht nur Produkte, sondern auch ihre Verpackungen eine Marke ausmachen können . Das Urheberrecht schützt jedes geistige Eigentum, das über dem handwerklichen Durchschnitt liegt . Die Anforderungen beim Urheberrecht sind durchaus hoch; der Schutz des Urheberrechts geht aber bis 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers hinaus . Eingetragene Designs schützen die Farb- und Form- gebung von nahezu allen handwerklich herzustellenden Erzeugnissen, wie zum Beispiel Bekleidung . Durch die Eintragung eines Designs wird ein zeitlich begrenztes Monopol auf die Form und die Gestaltung eines Produkts gesichert . Die mit einer Anmeldung ein- gereichten Darstellungen des Designs legen Gegenstand und Umfang des Rechts fest und sind daher von zentraler Bedeutung . Die Eintragung kann durch jeden erfolgen, durch Privatpersonen und durch Unternehmen . Wenn sich ein Designer seine Rechte hat eintragen lassen, besitzt ausschließlich er das Recht, dieses De- sign zu benutzen . Der Rechtsinhaber kann es anderen verbieten, sein Design zu benutzen – sei es zur Herstel- lung oder zum Verkauf von anderen Gütern . Das heißt, als Designinhaber kann man gegen jedes nachgemachte Design vorgehen, das beim informierten Benutzer keinen anderen Gesamteindruck hinterlässt als das eingetragene Design . Durch die Neuerungen nehmen wir technische Anpas- sungen im Designgesetz und in weiteren Gesetzen des gewerblichen Rechtsschutzes vor . Neben der Anpassung deutschen Rechts an diverse EU-Verordnungen vereinfa- chen und beschleunigen wir dabei die Verfahrensabläufe im Deutschen Patent- und Markenamt, etwa hinsichtlich des elektronischen Rechtsverkehrs und der Vermeidung aufwendiger Nichtigkeitsverfahren . Ziel des Gesetzes zur Änderung des Designgesetztes und der weiteren Vorschriften des gewerblichen Rechts- schutzes ist es, weitere Vereinfachungen und Beschleuni- gungen der Prozesse im Deutschen Patent- und Marken- amt (kurz DPMA) zu erreichen . Durch die Änderungen wird auch der Rechtsverkehr beim DPMA erheblich erleichtert . Hinzu kommt, dass es Verbesserungen im Nichtigkeitsverfahren vor dem DPMA gibt und eine An- passung an geändertes Recht zur Beschlagnahme rechts- verletzender Waren an den Grenzen sowie zum Schutz geografischer Angaben und Ursprungsbezeichnungen. Diese genannten Änderungen sollen und werden zum Abbau von Bürokratie beitragen . Im Nichtigkeitsverfahren zum Beispiel kann der Inha- ber durch die Änderung des § 33 Designgesetz nun auch bei absoluten Nichtigkeitsgründen in die Löschung ein- willigen und somit ein Nichtigkeitsverfahren vermeiden oder einvernehmlich beenden . Dies führt zu erheblichen Kosten- und Zeitersparnissen . Durch die Änderungen kann auch im Klageverfahren der Einwand der Nichtigkeit eines eingetragenen Designs nur durch Erhebung der Widerklage oder durch Stellung eines Nichtigkeitsantrags beim DPMA geltend gemacht werden . Dies führt zu überaus sinnvollen Vereinfachun- gen im Prozessrecht und bei den Kosten im Nichtigkeits- verfahren . Dieser Gesetzentwurf dient der wirtschaftlichen Zu- kunftsvorsorge und somit einer nachhaltigen Entwick- lung im Sinne der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie . Durch die Zustellung von Dokumenten über den elektronischen Verkehr entstehen erhebliche Effizi- enzgewinne und Kosteneinsparungen: So können zum Beispiel 37,5 Prozent der Patentanmeldungen die elek- tronische Zustellung an das DPMA nutzen . Und bei den durchschnittlich 2 500 Paketsendungen pro Tag werden durchschnittlich 350 förmlich zugestellt . Durch die Neu- erungen kann eine elektronische Zustellung daher in 130 Fällen pro Tag erfolgen . Das ergibt ein Einsparpo- tenzial von bis zu 316 000 Euro pro Jahr . Die einheitliche Zustimmung aller Fraktionen gestern im Ausschuss sowie das Lob der Markenverbände zeigen die hohe Praxistauglichkeit und die Vorteile, die dadurch entstehen . Ich bitte daher um Zustimmung . Dr. Jan-Marco Luczak (CDU/CSU): Es ist selten, aber es kommt vor, dass wir einen Gesetzentwurf der Bundesregierung beraten, bei dem wir keinen Ände- rungsbedarf sehen . Sogar der Bundesrat wie auch zum Beispiel der Mar- kenverband und die GRUR, die Deutsche Vereinigung für gewerblichen Rechtschutz und Urheberrecht, haben keine Einwände gegen den Gesetzentwurf erhoben . Das ist auch für mich ein Novum . Insofern möchte ich mal die – leider viel zu seltene – Gelegenheit nutzen und das Bundesjustizministerium loben . Es wäre schön, wenn ich das auch bei Entwürfen mit größerer rechtspolitischer Relevanz und Substanz machen könnte . Ich denke etwa an das Mietrecht, wo ja demnächst auch ein Referentenentwurf aus Ihrem Hause kommen soll . Ich bin skeptisch gespannt und freue mich auf Überraschungen, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt! Bei dem heutigen Gesetzentwurf zur Änderung des Designgesetzes und weiterer Vorschriften des gewerb- lichen Rechtsschutzes sprechen wir in erster Linie über eine Vielzahl von technischen Verfahrensfragen . Dabei geht es im Wesentlichen um Modernisierungsmaßnah- men, Anpassungen an das europäische Recht und redak- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15655 (A) (C) (B) (D) tionelle Änderungen . Die Änderungen dienen vor allem der Erleichterung des elektronischen Rechtsverkehrs beim Deutschen Patent- und Markenamt, einer Verbesse- rung des Nichtigkeitsverfahrens in Designsachen sowie der Modernisierung von Verfahrensabläufen insgesamt . Die Änderungen leisten insoweit einen wichtigen Bei- trag nicht nur zur Umsetzung des Koalitionsvertrags, in dem wir uns auch zum Abbau von unnötiger Bürokratie verpflichtet haben, sondern sie dienen auch der Vereinfa- chung und Beschleunigung der Prozesse im DPMA . Unter dem Stichwort „Law made in Germany“ dis- kutieren wir derzeit die Frage, wie wir unnötige Wett- bewerbsnachteile des Rechtsstandorts Deutschland be- seitigen können . Insofern begrüße ich mit Blick auf den Wettbewerb der Rechtsordnungen die Zielsetzung des Gesetzentwurfes . Denn der Abbau von Bürokratie stärkt die Wettbe- werbsfähigkeit insbesondere kleiner und mittlerer Un- ternehmen . Eine leistungsfähige öffentliche Verwaltung und ein geringer Erfüllungsaufwand sind dabei ein we- sentlicher Standortvorteil für unser Land . Die konsequente Umsetzung und Weiterentwicklung des elektronischen Rechtsverkehrs ist hierbei ein bedeu- tender Faktor . Bereits heute besteht die Möglichkeit, im Schutzrechtsverfahren vor dem DPMA Dokumente elek- tronisch zu übermitteln . Um den elektronischen Rechts- verkehr jedoch weiter zu erleichtern, soll insbesondere eine virtuelle Poststelle als ein sicherer Übermittlungs- weg für eine elektronische Zustellung etabliert werden . Als zusätzliche Transportsicherung sollen dabei für die Übermittlung sämtlicher elektronischer Dokumente fort- geschrittene elektronische Signaturen eingesetzt werden . Zu diesem Zweck wird das BMJV im Patent- und Mar- kengesetz ermächtigt, in einer Rechtsverordnung nähere Bestimmungen dazu zu erlassen . Weiterhin ist im Gesetzentwurf beabsichtigt, dass eine Bekanntmachung einer Eintragung in das DPMA-Regis- ter künftig auch in elektronischer Form erfolgen kann . Das begrüße ich an dieser Stelle ausdrücklich . Dies dient nicht nur der Verfahrensbeschleunigung, sondern es wer- den bisher bestehende Wettbewerbsnachteile zum „Har- monisierungsamt für den Binnenmarkt“ beseitigt . Einziger Punkt, über den man hier hätte nachdenken können, ist, dass bei einigen absoluten Eintragungshin- dernissen im Markengesetz die Notwendigkeit der Ver- öffentlichung im Bundesgesetzblatt entfallen soll . Dies betrifft zum Beispiel geschützte Wappen, Siegel und Zeichen zwischenstaatlicher Organisationen . Insofern verweist die Gesetzesbegründung darauf, dass man die- se Zeichen auch bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum recherchieren könne . Deren Datenbank dient jedoch lediglich der einfachen Recherche von Eintra- gungshindernissen . Ihr kommt in Bezug auf das deutsche Recht keine konstitutive, sondern nur eine deklaratori- sche Wirkung zu . Im Einzelfall muss also geprüft wer- den, ob zum Beispiel ein Zeichen, das nicht in der Daten- bank vorhanden ist, ein absolutes Eintragungshindernis darstellen kann . Hier wird sich zeigen, inwieweit dies in der Praxis nicht doch zu Rechtsunsicherheiten führt . Das BMJV hat mir jedenfalls mitgeteilt, dass bei anderen absolu- ten Eintragungshindernissen, wo keine Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt erfolgt, dies bisher nicht der Fall sei . Insofern besteht zwar kein akuter Handlungsbedarf, dennoch sollten wir diesen Punkt nicht aus den Augen verlieren . Einen letzten Punkt möchte ich noch ansprechen . Das ist die im Gesetzentwurf vorgesehene Änderung des Nichtigkeitsverfahrens in Designsachen . Sie ermöglicht künftig die Einwilligung des Designinhabers in die Lö- schung des eingetragenen Designs auch für Fälle absolu- ter Nichtigkeitsgründe – zum Beispiel wenn von Anfang an gar kein Design, also eine Farb- und Formgestaltung von hergestellten Produkten, vorgelegen hat . Damit soll nun auch in diesen Fällen ein Nichtigkeitsverfahren ver- mieden oder einvernehmlich beendet werden können . Bisher war es nur bei relativen Nichtigkeitsgründen möglich, in eine Löschung einzuwilligen . Es verzögert jedoch ungemein das Verfahren, wenn trotz Einverständ- nis des Designinhabers zwingend ein Löschungsverfah- ren durchzuführen ist . Insofern ist diese Änderung eben- falls zu begrüßen . Sie macht das Verfahren schneller und effektiver . Das ist gut . Insgesamt ist der Gesetzentwurf mit seinen Rege- lungsansätzen überzeugend – viele Verfahrensfragen vor dem DPMA werden erleichtert . Insbesondere vollzieht der Gesetzentwurf sinnvolle Anpassungen im Rahmen des Löschungsverfahrens und schafft verschiedene Vo- raussetzungen für den elektronischen Rechtsverkehr, sodass meine Fraktion und ich ihm guten Gewissens zu- stimmen können . Christian Flisek (SPD): Gutes Design macht unser Leben schöner! Ich würde jetzt gerne behaupten, dass wir mit den vorgelegten Änderungen zum Designgesetz dazu beitragen, dass es in Zukunft nur noch geschmackvolles Design geben wird, dass unser Leben auch tatsächlich schöner wird . Aber das wäre natürlich zu viel der Ehre für ein sol- ches Gesetz, und vor allem würde es nicht der Wahrheit entsprechen . Denn – so wünschenswert es wäre – das De- signgesetz schützt nicht gutes Design, sondern nur „De- sign an sich“ bzw . eine bestimmte „Eigenart“ – egal ob gut oder schlecht . Oder wie es das Deutsche Patent- und Markenamt – das DPMA – ausdrückt: „Ein besonderes Gestaltungsniveau ist nicht erforderlich“ . Voraussetzung für den Schutz ist – laut Deutschem Patent- und Mar- kenamt – vielmehr der durch das Design hervorgerufene Gesamteindruck bei einem sogenannten „informierten Benutzer“ . Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass gutes Design häufig besonders schutzwürdig ist. Nicht umsonst wer- den hochwertige Produkte häufig mit dem Präfix wie zum Beispiel „Design-Möbel“, „Designer-Taschen“ oder gar „Design-Klassiker“ versehen . Ganz besonders deutlich wird der Wert von gutem De- sign zum Beispiel an den Produkten der früheren deut- schen Firma „Braun“, die es so heute leider nicht mehr gibt . Ihre Produkte genießen aber bis heute Kultstatus, Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615656 (A) (C) (B) (D) der sich alleine aus der Tatsache speist, dass es diese Fir- ma verstand, Form und Funktion bis zu Perfektion zu ver- binden . Sogar bis in das MOMA in New York (Museum of Modern Art) haben es die Braun-Produkte geschafft . Ein aktuelles Beispiel für den ökonomischen Wert von gutem Design ist die Firma Apple, die – wie früher Braun – eine richtige Fan-Gemeinde hat . Auch die Ap- ple-Produkte genießen heute Kultstatus . Und das haben wir nur dem akademischen Scheitern von Steve Jobs, dem Gründer von Apple, zu verdanken . Hätte Jobs 1972 nicht sein Physik- und Literaturstudium geschmissen, hätte er nach eigener Aussage nie einen Kalligrafie-Kurs besucht . Zehn Jahre später nutzte Jobs sein Wissen über Formen für das Design des ersten Mac und für die auf dem Mac verfügbaren Schriftarten . Damit begann der steile Aufstieg der Marke „Apple“ . Viele Menschen kaufen bis heute nur teure Apple-Pro- dukte, obwohl diese nicht mehr – aber auch nicht weni- ger – können als viel günstigere Handys anderer Herstel- ler . Viele Konsumenten sind bereit, für gutes Design tief in die Tasche zu greifen . Das trifft nicht nur auf Kultmar- ken wie Apple oder Braun zu, sondern auf nahezu jedes bessere Produkt, das etwas auf sich hält . Ohne gutes De- sign lässt sich kein Produkt erfolgreich verkaufen . Aus diesem Grund ist der Schutz von Design not- wendig, und aus diesem Grund benötigen wir auch ein modernes Designgesetz . Und wir benötigen es dringen- der denn je! Design wird für den Erfolg von Produkten immer wichtiger und damit natürlich auch, dass Design effektiv geschützt werden kann . Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf zur Änderung des Designgesetzes werden wir das Designgesetz zwar nicht revolutionieren, aber durch Verfahrensvereinfa- chungen an entscheidender Stelle verbessern . Insbesondere erleichtern wir den elektronischen Rechtsverkehr, das heißt, in naher Zukunft wird eine vir- tuelle Poststelle als sicherer Übermittlungsweg für elek- tronische Zustellungen beim DPMA eingerichtet . Damit werden Verfahrensabläufe modernisiert und der Bürokra- tieaufwand erheblich reduziert . Für die Wirtschaft wer- den Einsparungen von rund 300 000 Euro prognostiziert . Außerdem verbessern wir das Nichtigkeitsverfahren vor dem DPMA in Designsachen . Dadurch kann ein Nichtigkeitsverfahren in Zukunft vermieden oder ein- vernehmlich – mit dem Inhaber eines eingetragenen De- signs – beendet werden . Nicht zuletzt passen wir das deutsche Recht an die eu- ropäische Verordnung zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums durch die Zollbehörden und an die europäische Verordnung über Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel an . Ich bin mir sicher, dass wir das Designgesetz mit diesen Änderungen ein gutes Stück modernisieren . Da selbst die Opposition kein Haar in der Suppe findet und sich im Ausschuss enthalten hat, kann man getrost von einem parlamentarischen Konsens sprechen . So etwas kommt ja auch nicht alle Tage vor . Die Anpassung des Designgesetzes in dieser Legisla- tur ist – neben der Modernisierung des Urheberrechts – aber auch ein weiterer wichtiger Baustein zur Stärkung der Rechte am geistigen Eigentum in Deutschland . Gutes Design ist nicht einfach . Ein gutes Designgesetz ebenso wenig . Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird das Designgesetz weiter verbessert . Kultstatus – wie ein Apple iPhone – wird unser Gesetz wohl nicht erlangen . Aber das muss ja nicht sein . Es reicht, wenn wir damit – gutes – Design mithilfe digitaler Verfahren in Zukunft effizienter schützen können. Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE): Gesetz zur Änderung des Designgesetzes und weiterer Vor- schriften des gewerblichen Rechtsschutzes – abgesehen davon, dass der Titel des Gesetzes den durchschnittlichen Politik-Verbraucher wahrscheinlich in eine völlig falsche Richtung schickt, schlägt der Gesetzentwurf, über den wir heute hier abschließend beraten und beschließen wer- den, selbst die richtige Richtung ein . Mit dem Gesetz vereinfachen sich vor allem die An- meldung und die Löschung von Patenten, Verfahren beim Deutschen Patent- und Markenamt können zügiger und vereinfachter stattfinden, bürokratischer Aufwand wird verringert, nicht mehr notwendige Regelungen in einzelnen Gesetzen werden aufgehoben oder notwendi- ge Verweise angepasst, und das Gesetz soll dabei helfen, Kosten zu sparen . Gut so! Und da all diejenigen, die heutzutage ein Patent anmelden wollen, in der Regel sehr technikfreundliche und mit den Tücken und Klippen von Internet und elektronischem Post- und Rechtsverkehr bestens vertraute Menschen sind, wird das Gesetz ihnen wahrscheinlich wirklich nützen . Dies ist der wichtigste Grund, warum Die Linke dem Gesetzentwurf in der vor- liegenden Fassung zustimmen wird . Aber um Ihre Euphorie, verehrte Kolleginnen und Kollegen der Koalition, über unsere Zustimmung nicht ins Uferlose wachsen zu lassen, möchte ich wenigstens daran erinnert haben, dass trotz aller gesetzlichen Rege- lungen darüber, eine virtuelle Poststelle (VPS) – diesmal die des Deutschen Patent- und Markenamtes – als einen sicheren Übermittlungsweg für eine elektronische Zu- stellung zu etablieren, diese Sicherheit aus unserer Sicht nicht absolut gegeben sein wird . Alle Erfahrungen über Datensicherheit, die wir bisher sammeln durften und sammeln mussten, bestätigen das . Wir sollten uns dieser Tatsache bewusst bleiben und schon mal mit der Suche nach weiteren alternativen und sicheren Übermittlungs- wegen beginnen, die trotzdem zügig und unbürokratisch, einfach und kostensparend funktionieren und dabei nicht gehackt werden können . Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das sogenannte Designgesetz soll unter anderem nationales Recht an die EU-Verordnungen beim Kampf gegen Pro- duktpiraterie und dem Schutz geografischer Herkunftsan- gaben anpassen . Außerdem sollen Prozesse im Marken- und Patentamt vereinfacht und beschleunigt werden . Um eine elektronische Zustellung realisieren zu können, soll die virtuelle Poststelle des Deutschen Patent- und Mar- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15657 (A) (C) (B) (D) kenamtes (DPMA) als sicherer Übermittlungsweg für elektronische Zustellungen etabliert werden . Mit dem Gesetz soll also auch der elektronische Rechtsverkehr beschleunigt werden . Dagegen ist erst einmal nichts einzuwenden; sinnvolle Vereinfachungen und Beschleunigungen begrüßen wir . Deutschland kann von zügiger und vertrauenswürdiger Kommunikation über das Internet erheblich profitieren, sowohl bei der Verwaltung als auch bei Firmen oder bei der privaten Kommunikation . Die zunehmende Digitalisierung unseres Alltags be- deutet aber auch, dass wir dem Datenschutz und der Datensicherheit immer mehr Rechnung tragen müssen; denn gerade wenn jemand zum Beispiel seine Erfindung patentieren lassen möchte, handelt es sich doch um ei- nen besonders sensiblen und schützenswerten Bereich . Deshalb muss die Kommunikation mit dem zuständigen Patent- und Markenamt vertraulich und vor allem sicher erfolgen . Genau das hat der Gesetzgeber aber bisher im- mer versäumt . Ich erinnere an das Beispiel „De-Mail-Ge- setz“ . Hier wurde eine besonders unsichere Technologie ohne verpflichtende „Ende-zu-Ende-Verschlüsselung“ eingeführt und quasi per Gesetz als sicher erklärt und damit die Datensicherheit ad absurdum geführt . Ich be- fürchte, Ähnliches droht uns nun beim sogenannten De- signgesetz, weswegen wir diesem Gesetz nicht zustim- men, sondern uns enthalten . Im Gesetz steht in Artikel 2 „Änderung des Patentge- setzes“, Absatz 4 b – ich zitiere –: „Für die Zustellung von elektronischen Dokumenten ist ein Übermittlungs- weg zu verwenden, bei dem die Authentizität und Inte- grität der Daten gewährleistet ist und der bei Nutzung allgemein zugänglicher Netze die Vertraulichkeit der zu übermittelnden Daten durch ein Verschlüsselungsverfah- ren sicherstellt . Das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz erlässt durch Rechtsverordnung, die nicht der Zustimmung des Bundesrates bedarf, nä- here Bestimmungen über die nach Satz 1 geeigneten Übermittlungswege sowie die Form und den Nachweis der elektronischen Zustellung .“ Das ist nicht gerade das, was wir Grünen uns unter Datenschutz vorstellen; denn hier verlässt man sich mal eben auf eine nachgeordnete Verordnung, um Datensicherheit zu gewährleisten, und das könnte dann wieder in so einem Desaster wie dem „De-Mail-Gesetz“ enden . Wir können daher nur dringend an die Bundesregie- rung appellieren: Ziehen Sie die richtigen Schlüsse aus der jahrelangen Debatte um das „De-Mail-Gesetz“ und der IT-Sicherheit in den letzten Jahren . Sorgen Sie da- für, dass der elektronische Rechtsverkehr im Umgang mit dem Deutschen Patent- und Markenamt verschlüsselt und absolut sicher erfolgt und für die Verbraucherinnen und Verbraucher trotzdem anwendbar ist . Leider gehe ich aufgrund der Vergangenheit davon aus, dass hier Skepsis angebracht ist . Wir werden daher den Umsetzungsprozess genau beobachten und, wo nö- tig, den Finger in die Wunde legen . Anlage 17 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Ener- gie zu der Verordnung der Bundesregierung: Ver- ordnung zur Modernisierung des Vergaberechts (Vergaberechtsmodernisierungsverordnung – VergRModVO) (Tagesordnungspunkt 17) Dr. Herlind Gundelach (CDU/CSU): Das Vergabe- recht enthält alle Regeln und Vorschriften, die die öffent- liche Hand bei der Beschaffung von Gütern und Leistun- gen zu beachten hat . Mir ist durchaus bewusst, dass das erst mal sehr trocken klingt . Was den meisten aber nicht bewusst ist: Wir beschaffen nicht nur Papier und Büro- stühle . Auch Weiterbildungsmaßnahmen, neue Quartiere oder die Versorgung von Flüchtlingen unterliegen dem Vergaberecht . Jährlich vergibt die öffentliche Hand Auf- träge in Höhe eines dreistelligen Milliardenbetrages! Wie hoch dieser dreistellige Milliardenbetrag genau ist, kann bisher nur grob geschätzt werden . Nach der Verabschiedung des Modernisierungsgeset- zes bringen wir mit der Vergabeverordnung die Novellie- rung des deutschen Vergaberechts zu einem erfolgreichen Abschluss . Ich bin davon überzeugt, dass wir damit einen substanziellen Fortschritt für eine moderne, transparente sowie wirtschafts- und mittelstandsfreundliche Vergabe- rechtspraxis erreichen . Außerdem geben wir den öffentli- chen Auftraggebern in vielen Bereichen endlich Rechts- sicherheit . Nur um ein Beispiel zu nennen: Zukünftig können beispielsweise der Aspekt der Nachhaltigkeit und die Qualität mehr Gewichtung erfahren; der Preis allein ist nicht mehr das ausschlaggebende Kriterium . Wir haben mit der Novellierung des Vergaberechts eine Strukturreform vollzogen: Ab sofort werden neben den grundlegenden Regelungen im Gesetz die Details des oberschwelligen Vergabeverfahrens nur noch in der Vergabeverordnung – VgV –, der Sektorenverordnung – SektVO –, der Verordnung über die Vergabe in den Be- reichen Verteidigung und Sicherheit – VSVgV – sowie in der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – VOB/A – geregelt . Die VOL und die VOF wurden integ- riert . Dies führt zu mehr Anwenderfreundlichkeit . Große Teile der alten Verordnungen wurden ins Gesetz gezogen . Da aber auch weiterhin Punkte mit politischer Relevanz in der Vergabeverordnung geregelt werden, haben wir uns dazu entschieden, einen Zustimmungs- vorbehalt des Parlaments für die Verordnung im Gesetz zu verankern . Und genau deshalb können wir heute hier über die Vergabeverordnung diskutieren . Die Verordnung begleitet das Gesetz und regelt wich- tige Details . So werden zum Beispiel bei der Vergabe von Arbeitsmarktdienstleistungen und Qualifizierungs- maßnahmen Qualitätskriterien genauer definiert. Erfreu- licherweise bringt die Verordnung in diesem Bereich eine gute Ergänzung der Bewertungskriterien . Als frühere Bildungssenatorin begrüße ich dies sehr . Ein anderer aus meiner Sicht großer Fortschritt ist – vor allem auch für die Weiterentwicklung des Verga- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615658 (A) (C) (B) (D) berechts – die Statistikverordnung . Selbstverständlich bedeutet dies einen gewissen Aufwand für die Auftrag- geber, jedoch bekommen wir so zum ersten Mal tragfä- hige Daten über die Anzahl und das Volumen von Ver- gaben in Deutschland . Bisher haben wir diese ja nicht, wie eingangs erwähnt . Wir schätzen, dass jedes Jahr ein dreistelliger Milliardenbetrag vergeben wird . Aber ob es jetzt 200, 300 oder 400 Milliarden sind, weiß keiner . Durch die Statistikverordnung wird zukünftig auch im unterschwelligen Bereich ab 25 000 Euro gemeldet wer- den müssen . Ich möchte noch einmal auch in dieser Debatte beto- nen, dass wir zwar mit der Novellierung viele strukturelle Änderungen beschließen, jedoch die Systematik des Ver- gaberechts nicht grundlegend verändern . Denn auch das Kaskadensystem bleibt in Teilen bestehen . Zwar haben wir manches ins Gesetz und manches in die hier vorlie- gende Verordnung gezogen, aber bei Bauleistungen wer- den auch weiterhin wesentliche Details in der VOB, der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, gere- gelt . Dies bedeutet nach meiner Auffassung einen Bruch in der Systematik, den wir bei der nächsten Novellierung des Vergaberechts beseitigen sollten . Das hier heute abschließend zu beratende Gesetzes- werk beschränkt sich ausschließlich auf die Vergaben im sogenannten Oberschwellenbereich, die meisten Ver- gaben finden aber im Unterschwellenbereich statt. Und auch dort brauchen wir Veränderungen . Lassen Sie mich deshalb in Anlehnung an Marcus Porcius Cato den Älteren, der seine Reden vor dem rö- mischen Senat immer mit dem gleichen Satz beendete – Ceterum censeo Crathaginem delendam esse –, weil es ihm ein Anliegen war, auch meine letzte Rede im Zu- sammenhang des Modernisierungsprozess des deutschen Vergaberechts wie immer mit meinem Appell an die Länder schließen, sich im Interesse vor allem der klei- nen und mittleren Unternehmen auf eine Angleichung der 15 Ländervergabegesetze zu verständigen . Die Un- ternehmen werden es ihnen danken . Dies müsste den Ländern ja umso leichter fallen, als sie in das bisherige Verfahren zur Modernisierung des Bundesrechts intensiv eingebunden waren . Der sich abzeichnende Trend zur elektronischen Vergabe in allen Ländern könnte hierfür ein geeigneter Anlass sein . Barbara Lanzinger (CDU/CSU): Mit der heutigen Debatte über die Verordnung zur Modernisierung des Vergaberechts schließen wir die parlamentarischen Bera- tungen zur Reform des Vergaberechts ab . Diese Debatte können wir dank des sogenannten Parlamentsvorbehalts führen, den wir im Vergaberechtsmodernisierungsgesetz verankert haben . Die Verabschiedung des Gesetzes zur Modernisierung des Vergaberechts im vergangenen November war die erste Etappe auf dem Weg zu einem effizienteren, an- wenderfreundlicheren und flexibleren Vergaberecht. Mit der heute zur Beratung stehenden Verordnung führen wir die Reform des Vergaberechts konsequent zu Ende . Ich denke, wir haben viel erreicht . Wir sorgen für ein mittelstandsfreundlicheres Verga- berecht . Der Zugang zu Ausschreibungen wird für klei- nere Wettbewerber noch weiter erleichtert . Wir haben die komplexe Rechtsstruktur des Vergabe- rechts verschlankt, indem wir die Vergabeordnungen für Leistungen und freiberufliche Leistungen in die Vergabe- verordnung integriert haben . Um den spezifischen Anforderungen für Planungs- leistungen der Architekten und Ingenieure Rechnung zu tragen, gibt es für sie zusätzliche Regelungen . Ebenso für soziale und andere besondere Dienstleistungen . Von besonderem Interesse für Architekten und In- genieure ist die Frage der Auftragswertberechnung bei Planungsleistungen (in § 3 Absatz 7 VgV) . Hier ist es uns dank unseres Mitspracherechts schon im Vorfeld ge- lungen, eine mittelstandsfreundliche Lösung zu erzielen . Die Auftragswertberechnung sollte nämlich zunächst unter Berücksichtigung eines sogenannten funktionalen Zusammenhangs erfolgen . Dies hätte bedeutet, dass der Gesamtwert der auf ein Projekt bezogenen, aber teils sehr unterschiedlichen Planungsleistungen im Rahmen der Auftragswertermittlung hätte zusammengerechnet wer- den müssen . Die Folge wäre gewesen, dass der maßgeb- liche EU-Schwellenwert bereits bei kleineren Projekten erreicht würde und eine europaweite Projektausschrei- bung erfolgen müsste . Mit der jetzigen Formulierung halten wir an der bisher geltenden Regelung zur Auftragswertberechnung fest . Es wird klargestellt, dass nur die Werte gleichartiger Pla- nungsleistungen zusammenzurechnen sind . Maßgeblich für die Gleichartigkeit ist ihre wirtschaftliche oder tech- nische Funktion . Die Beteiligung kleinerer und mittlerer Büros bei der Vergabe von Architekten- und Ingenieurleistungen haben wir zentral in der Verordnung verankert (§ 75 Absatz 4) . Wenn die Aufgabenstellung dafür geeignet ist, müssen Eignungskriterien so bestimmt werden, dass kleinere Büroorganisationen und Berufsanfänger sich beteiligen können . Damit stellen wir sicher, dass kleine und mittlere Büros nicht durch zu große Anforderungen faktisch von der Vergabe ausgeschlossen werden . Wir stärken das Instrument des Planungswettbewerbs (§§ 78 bis 80 VgV): Planungswettbewerbe dienen der Förderung der Baukultur und sind insbesondere für klei- ne und „junge“ Planungsbüros eine gute Möglichkeit, ihr Kreativpotenzial zu entfalten . Die Vergabeverordnung hebt die Bedeutung von Planungswettbewerben expli- zit hervor und geht damit über die EU-Vorgaben hinaus . Öffentliche Auftraggeber müssen bei Ausschreibun- gen in der Stadt- und Freiraumplanung nun prüfen, ob ein Planungswettbewerb durchgeführt werden soll; ihre Entscheidung müssen sie dokumentieren . Dies geht über das bisher geltende Recht hinaus und wird künftig einen Anreiz geben, verstärkt Planungswettbewerbe durchzu- führen . Ich weiß, dass es teilweise Wünsche gegeben hat, die wir nicht erfüllen konnten . Dazu muss ich sagen, dass uns die europäischen Vorgaben keinen Spielraum gelas- sen haben . Das betrifft zum Beispiel die Mindestfristen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15659 (A) (C) (B) (D) für die Interessenbekundungen oder die Referenzzeiträu- me bei den Eignungsnachweisen . Ich denke aber, dass wir insgesamt nun ein gut hand- habbares Vergaberecht vorliegen haben . Es gibt den öf- fentlichen Auftraggebern ein hohes Maß an Spielräumen, das geeignete Verfahren für die jeweilige Aufgabenstel- lung zu wählen . Gleichzeitig haben wir an vielen Stellen dafür gesorgt, dass der Zugang auch junger oder kleiner Bieterbüros gewährleistet wird . Ich möchte betonen, dass es nun in der Hand der Auf- traggeber liegt, dieses flexible Rechtsinstrument mit Le- ben zu füllen . Ob die Spielräume des Vergaberechts gut genutzt werden, liegt auch an der Güte der Leistungsbe- schreibungen, an der Wahl der Eignungskriterien, also generell an der Gestaltung des Vergabeverfahrens . Wir haben uns bewusst zurückgehalten, hier allzu starre Vorgaben zu machen . Umso mehr möchte ich nun an die ständischen Berufsorganisationen appellieren, im Zusammenspiel mit den Auftraggebern, den Kommunen, dafür zu sorgen, dass die Vergabeverfahren zweckmäßig ausgestaltet werden . Dr. Matthias Bartke (SPD): Wir haben in das Gesetz zur Modernisierung des Vergaberechts einen Parlaments- vorbehalt eingefügt . Damit können wir die vorliegende Vergabeverordnung ändern oder ablehnen . Aber als Sozialpolitiker sage ich Ihnen: Aus arbeits- markt- und sozialpolitischer Sicht besteht dazu keinerlei Anlass! Denn die neue Verordnung ist ein großer Erfolg . Wir haben schon das neue Vergabegesetz intensivst vorbereitet und beraten . Ich selber habe unter anderem ein Regionales Einkaufszentrum der Bundesagentur für Arbeit besucht, um mich über die Vergabepraxis zu infor- mieren . Wir haben uns von Problemen und Befürchtun- gen berichten lassen und Lösungsvorschläge diskutiert . Das Resultat sind ein komplett reformiertes und weg- weisendes Vergabegesetz und eine ebensolche Verord- nung . Soziale Aspekte werden künftig bei der Vergabe verstärkt berücksichtigt . Vergaberecht ist künftig nicht mehr nur klassisches Wirtschaftsrecht, sondern auch ar- beitsmarkt- und sozialpolitisches Umsetzungsrecht . Ein Schwerpunkt der Vergaberechtsnovelle liegt in dem neuen Sonderregime für soziale und andere be- sondere Dienstleistungen . Hier geht es vor allem um Arbeitsmarktdienstleistungen, für die wir deutliche Ver- besserungen durchgesetzt haben . Dort werden zukünftig Rahmenvereinbarungen mit Laufzeiten von bis zu sechs Jahren mit weiterer Verlängerungsoption möglich sein . Die Bundesagentur für Arbeit hat bereits angekündigt, dass sie verstärkt längerfristige Rahmenverträge mit breiterer Produktpalette abschließen wird . Das bietet gro- ße Vorteile für die Träger: Sie gewinnen deutlich mehr Planungssicherheit, und sie haben weniger Aufwand durch kleinteilige Vergabeverfahren . Noch viel wichtiger ist aber die Qualität . Arbeitsmarktdienstleistungen lassen sich nämlich nicht allein über den Preis bestimmen . Hier treffen ganz verschiedene Menschen mit ganz verschie- denen Bedürfnissen aufeinander . Darauf muss die Quali- tät der Dienstleistung abgestimmt sein . Es ist daher genau richtig, die Gewichtung der Quali- tät zukünftig nicht mehr auf 25 Prozent zu beschränken . Im Vergleich zum Referentenentwurf haben wir konkre- te Qualitätskriterien durchgesetzt . Die Verordnung stellt nun klar, dass über die Integrationsquoten hinaus auch Abbruchquoten, Bildungsabschlüsse und die Zufrieden- heit des Auftraggebers in die Bewertung einfließen kön- nen . So vermeiden wir auch eine Bestenauslese bei den Teilnehmenden, den sogenannten Creaming-Effekt . Wir haben den positiven Rahmen für das Vergaberecht gesetzt . Nun muss die Bundesagentur für Arbeit diesen mit Leben füllen . Ich habe keinen Zweifel, dass sie das tun wird . Herr Keck von der Bundesagentur für Arbeit hat bei der Anhörung letzte Woche gesagt: Das ist aus unserer Sicht der richtige Weg, hier in die Arbeitsmarktdienst- leistungen mehr Qualität hineinzubringen . – Dem ist nichts hinzuzufügen! Marcus Held (SPD): Heute behandeln wir abschlie- ßend die Verordnung zur Modernisierung des Vergabe- rechts . Bereits Ende Dezember haben wir hier im Deutschen Bundestag das Vergaberecht beschlossen . Die weiteren parlamentarischen Beratungen zur Vergabeverordnung waren nötig, weil wir uns in der Koalition darauf ver- ständigt haben, dass es zu der Verordnung einen Parla- mentsvorbehalt geben soll . Deswegen gab es auch noch einmal eine öffentliche Anhörung, bei der alle Argumen- te vonseiten der Architektenverbände, Industrieverbän- de, Sozialverbände und Umweltverbände ausgetauscht werden konnten . Es kann nun keiner behaupten, dass die Modernisie- rung des Vergabegesetzes nicht gründlich vorgenommen wurde . Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, viele Gespräche geführt und gründlich abgewogen . Meiner Meinung nach ist das Gesetz nicht nur äußerst gelungen, sondern es ist auch Vorbild und Anreiz für die Bundes- länder, ebenfalls ihre Vergabegesetze zu modernisieren . Die Verordnung zur Modernisierung des Vergabe- rechts regelt übersichtlich und leicht handhabbar die Vergabe von öffentlichen Aufträgen und Konzessionen . Für Unternehmen ebenso wie für die öffentliche Hand und Kommunen wird es zukünftig einfacher und unbüro- kratischer werden, die für sie einschlägigen Vorschriften genau zu ermitteln und anzuwenden . So hatten wir es vorgehabt, so haben wir es auch umgesetzt . Wir als SPD-Bundestagsfraktion haben un- ser Versprechen gehalten, das Vergaberecht anwender- freundlicher, unbürokratischer und einfacher zu machen . Besonders stolz bin ich darauf, dass wir im Gesetz, das im Dezember beschlossen wurde, den Personalübergang beim Schienenpersonennahverkehr sichergestellt haben . Damit müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Sektor keine Angst mehr vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes haben, nur weil ein neuer, möglicherweise Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615660 (A) (C) (B) (D) privater Anbieter eine Strecke übernimmt . Wir durchbre- chen somit Sozialdumping durch diese wichtige neue Re- gelung im Vergaberecht . Die Kriterien für Vergaben liegen uns durch Gesetz und Verordnung ohnehin sehr stark am Herzen . Deshalb freuen wir uns, allen Vergabestellen für die Zukunft er- möglicht zu haben, soziale und ökologische Aspekte zum Vergabekriterium zu machen . Und wer nach diesen Tatsachen immer noch der Mei- nung sein sollte, das neue Vergaberecht sei nicht sozial genug, den möchte ich auf § 36 der heute zu beschlie- ßenden Verordnung hinweisen . Denn hier kann künftig der öffentliche Auftraggeber in der Auftragsbekanntma- chung das Unternehmen auffordern, bei Angebotsabgabe nicht nur die Teile des Auftrages, die im Wege der Un- terauftragsvergabe an Dritte vergeben werden sollen, zu benennen, sondern auch das beabsichtigte Unternehmen anzugeben . Gleichsam ist es möglich, dass der Nachweis erbracht wird, dass dieser Unterauftragsnehmer auch die nötigen sozialen Kriterien erfüllt . Wichtig war uns in der Diskussion des Weiteren, dass gerade soziale Dienstleistungen mit einem hohen Qua- litätsniveau versehen werden können . Dies regelt in der Verordnung nun ganz explizit der § 65, indem er öffent- lichen Auftraggebern bereits verschiedene Vergabever- fahren ermöglicht, die zu einem viel engeren Kontakt zwischen Auftraggebern und dem künftigen Beauftrag- ten führen . Hier wollen wir in den kommenden Jahren ganz genau hinschauen und prüfen, ob gerade die großen Auftraggeber, die im Eigentum des Bundes stehen, diese Möglichkeiten der Qualitätssicherung auch nutzen . Bevor ich zum Ende komme, möchte ich nun an die Länder appellieren, ihr jeweils geltendes Vergaberecht ebenfalls zu modernisieren und unseren Regelungen in Gesetz und Verordnung möglichst schnell anzupassen, nicht zuletzt deshalb, weil dies zu einer Vereinfachung für die Bieter und damit für die Wirtschaft wird . Zum Schluss meiner Rede möchte ich noch danken: nicht nur meinen beiden Berichterstatterkolleginnen von der Union für die gute Zusammenarbeit, sondern auch den zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bundeswirtschaftsministerium, zu guter Letzt auch mei- nen Kolleginnen und Kollegen aus der SPD-Bundes- tagsfraktion für ihre Anregungen und unserem Bundes- wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der sich für diese mittelstandsfreundliche Modernisierung starkgemacht hat . Jutta Krellmann (DIE LINKE): Was hat das Verga- bemodernisierungsgesetz samt Verordnung mit den Men- schen in diesem Land zu tun? Der Staat vergibt Aufträge in Höhe von 400 Milliarden Euro, und viele Menschen könnten da gute Arbeit finden. Die vorliegende Verord- nung verbessert nun, was im Gesetz von der Bundes- regierung noch verpennt wurde . So könnte ein erster Schritt zu einer fairen öffentlichen Auftragsvergabe mög- lich sein . Selbst die EU hat dazu Spielräume eröffnet, um die öffentliche Auftragsvergabe unter anderem nach so- zialen Kriterien zu gestalten . Und Deutschland hat das nicht genutzt . Leider fehlen in der vorliegenden Verordnung Rege- lungen, die möglich und wichtig gewesen wären . Jetzt müssen Sie hier alle ganz tapfer sein, denn ich erkläre Ihnen das jetzt ganz kurz anhand von sechs Beispielen . Erstens: Es geht um einen fairen Wettbewerb, und der findet nicht über den Preis, sondern über die Quali- tät statt . Das heißt, soziale Standards müssen zwingend berücksichtigt werden . Nur so entsteht Wettbewerb ohne Lohndumping . Wir fordern eine „Muss“- statt einer „Kann“-Regelung Zweitens: Öffentliche Aufträge dürfen nur an tarif- gebundene Unternehmen vergeben werden . Das allein stärkt die Tarifautonomie . Drittens: Auch Subunternehmer müssen die Kriterien der Auftragsvergabe einhalten . Das fehlt ebenfalls in der Verordnung . Viertens: Alle Subunternehmen müssen selbstver- ständlich dem öffentlichen Auftraggeber genannt wer- den, und nicht nur „wenn zumutbar“, so wie es in der Verordnung steht . Da komme ich auch direkt zu Fünftens: Dieses ganze „Sub-Sub-Sub-Unternehmertum“ muss auf eine über- schaubare Anzahl von Ebenen begrenzt werden . So ma- chen es beispielsweise längst die Spanier . Grenze liegt bei vier Subunternehmer-Ebenen . Warum geht das nicht auch in Deutschland? Jetzt haben Sie so lange durchgehalten, und jetzt kom- me ich auch schon zu Sechstens: Bei sozialen Dienstleis- tungen, wie zum Beispiel der Alten- oder Krankenpflege, muss die Weitergabe an Subunternehmer grundsätzlich verboten werden . Hier muss der Auftraggeber die direkte Kontrolle über die Leistung behalten . Und für all das braucht es selbstverständlich wirksa- me Kontrollen und Sanktionsmöglichkeiten . Davon steht nichts in der Verordnung . Ich rede hier von Vertragsstra- fen . Bis zur fristlosen Kündigung des Auftrags muss bei Verstößen alles möglich sein . Aber alles in allem – das gebe ich zu – gibt es in der Verordnung schon eine kleine Verbesserung gegenüber dem Gesetz . Aus diesem Grund wird sich die Linke bei der Abstimmung enthalten . Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Kurz vor Weihnachten haben wir hier im Bundestag Ihr Gesetz zur Vergaberechtsreform debattiert . Wir hatten an Ihrem Gesetzentwurf einiges auszusetzen und haben Sie dafür kritisiert, dass Sie die sehr gelungene Vorlage der Europäischen Union so unentschlossen umgesetzt haben . In einem Punkt waren wir uns aber einig: Weil in die- ser Verordnung so viele wichtige Fragen für die Vergabe geregelt werden, müssen wir uns die Verordnung genau- so wie das Gesetz ansehen und darüber am Ende auch abstimmen . Hier waren wir einer Meinung, und es ist gut, dass der Bundestag sich in den Ausschüssen und im Rah- men einer Anhörung mit dieser Verordnung befasst hat . Allerdings haben wir mit diesem Verfahren natürlich auch die Hoffnung verbunden, dass Sie dem Gesetz mit Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15661 (A) (C) (B) (D) der Verordnung zumindest eine präzisere und passendere Ausgestaltung geben und auf die Kritikpunkte eingehen, die von vielen Gruppen an Sie herangetragen wurden . Denn schon im Gesetzgebungsverfahren gab es deut- liche und fundierte Kritik an Ihrer Umsetzung . Diese Kritik hat sich nun anhand der Vergabeverordnung – ich muss wirklich sagen: leider! – beinahe deckungsgleich wiederholt . Die Anhörung im Wirtschaftsausschuss in der letzten Woche war in einigen Teilen ein echtes Déjà-vu . Dort trugen Vertreter von Gewerkschaften, der freien Wohl- fahrt und der Sozialverbände und Experten für Entwick- lungszusammenarbeit viele der Kritikpunkte vor, die sie bereits in der Anhörung zum Gesetz genannt hatten . Und genau wie beim Gesetz hat die Bundesregierung auch hier viele der wichtigen und sinnvollen Hinweise und Vorschläge einfach in den Wind geschlagen: – Es ist unverständlich, wenn Sie auf der der einen Seite eine Eins-zu-eins Umsetzung der EU-Richtlinien ankündigen, dann aber wichtige Bausteine ignorieren . So sieht die Richtlinie zum Beispiel vor, dass die Qua- lität von Leistungen im sozialen Bereich besonders gesi- chert werden muss . Qualität ist der entscheidende Faktor, wenn es um Dienstleistungen am Menschen geht – in Ihrem Gesetz und in Ihrer Verordnung finden wir dazu aber nichts . – Die richtigen und überfälligen Ansätze der EU-Richt- linie, mehr Transparenz in die Lieferketten in der Verga- be zu bringen, schwächen Sie mit Ihrer Verordnung . Sie stellen das Angeben von Informationen über Unterauf- tragnehmer unter den Vorbehalt der Zumutbarkeit . Damit lassen Sie zu, dass weniger, nicht mehr Transparenz ge- schaffen wird . Das ist ein Schritt in die falsche Richtung . – Die Regeln zum Umgang mit Gütezeichen, die Sie erarbeitet haben, sind geeignet, etablierte und gerade für die Verbesserung der humanitären Situation in Entwick- lungsländern wichtige Gütezeichen wie das Fair- Trade- Siegel in ihrer Bedeutung einzuschränken und zu schwä- chen . Auch das ist das Gegenteil von dem, was eigentlich nötig wäre . Die Vorlagen der EU waren wirklich gut . Was Sie daraus gemacht haben, ist einfach zu wenig . Ja, es gibt gute Ansätze . Aber angesichts der großen Bedeutung, die die Regeln der öffentlichen Auftragsvergabe für die Art und Weise unseres Wirtschaftens haben, reicht das nicht . Auch mit Ihrer Verordnung vergeben Sie eine gro- ße Chance, und das werden wir nicht mittragen . Anlage 18 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenar- beit und Entwicklung zu dem Antrag der Frak- tionen der CDU/CSU und SPD: UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung – 2030-Agenda konse- quent umsetzen – des Antrags der Abgeordneten Claudia Roth (Augsburg), Dr. Valerie Wilms, Uwe Kekeritz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nachhaltige Ent- wicklungsziele in Deutschland konsequent um- setzen (Tagesordnungspunkt 18 a und b) Stefan Rebmann (SPD): 2015 war ein Jahr zahlrei- cher Konferenzen, die für uns Entwicklungspolitiker von großer Bedeutung waren – Elmau Addis Abeba, New York, Paris –, und ich finde, im Großen und Ganzen kann man mit ein paar Abstrichen schon sagen: Es waren er- folgreiche Konferenzen und Gipfel . Die Entwicklungspolitik kommt ja – auch wegen der aktuellen Situation und der enormen weltweiten Flucht- und Wanderungsbewegungen – immer mehr in den öf- fentlichen und vor allem politischen Fokus . Nun sind die großen Gipfel aber vorbei; jetzt geht es darum, das Er- reichte auch umzusetzen . Dazu brauchen wir das langfristige Engagement vieler Akteure und aller Politikbereiche und Ressorts, denn die SDGs beinhalten einen ganzen Katalog an Arbeitsaufträ- gen – für uns alle . Und im Gegensatz zu den MDGs, den Millenniums- zielen, gelten die UN-Nachhaltigkeitsziele, die SDGs, für alle Staaten gleichermaßen, egal ob es sich um Ent- wicklungs- oder Industrieländer handelt . Mit den neuen Nachhaltigkeitszielen verabschieden wir uns also von der klassischen Geber-Nehmer-Struktur . Es ist die Abkehr von der Annahme, dass sich die soge- nannten Entwicklungsländer – die Länder des Globalen Südens – zwangsweise nach dem Vorbild der Industrie- nationen entwickeln müssen . Die SDGs haben eine wesentliche Eigenschaft: Sie umfassen alle Lebens- und Politikbereiche . Und das bedeutet auch: Erstens . Wir müssen auch vor unserer eigenen Haustü- re kehren; auch wir sind Entwicklungsland . Zweitens. Entwicklungszusammenarbeit findet in Zu- kunft auf Augenhöhe statt . Drittens . Es bedarf eines hohen Maßes an Kohärenz und Kommunikationsbereitschaft zwischen den ver- schiedenen Politikbereichen und den handelnden Akteu- ren – und das ist, glaube ich, eine enorme kommunikati- ve Herausforderung und leichter gesagt als getan . Bei aller – zum Teil ja auch berechtigter – Kritik an den SDGs kann nicht geleugnet werden: Die SDGs stel- len einen Paradigmenwechsel innerhalb der Entwick- lungszusammenarbeit dar, und der ist auch bitter nötig . In einer zunehmend globalisierten Welt hängt alles mit allem zusammen . Das gilt für den Klimaschutz wie für Krankheiten und Seuchen, die nicht an Grenzen haltmachen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 201615662 (A) (C) (B) (D) Und deshalb ist es auch notwendig, dass wir das SDG Gesundheit und das Ziel, Aids, Tuberkulose und Malaria bis 2030 endgültig zu besiegen, ernsthaft angehen . Es ist möglich; dazu müssen wir aber jetzt und nicht morgen oder übermorgen investieren, und wir dürfen es nicht zulassen, dass Krieg und Fluchtbewegungen zum Pull- faktor für diese Krankheiten werden . Deshalb müssen wir jetzt die Ressourcen zur Verfügung stellen, wenn es darum geht, in den Aufnahmeländern rund um Syrien die entsprechenden Strukturen, zum Beispiel durch den GFATM, zu schaffen . Auch das ist konsequente Umset- zung der SDGs . Alles hängt mit allem zusammen . Das gilt für ver- fehlte Städtebau- und Kommunalpolitiken, für verfehlte Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik in vielen Staaten . Das gilt für das Auseinanderdriften von Arm und Reich, für die wachsende Zahl der Armen, der Arbeitslosen, der von der Gesellschaft abgehängten, verstoßenen, ungebil- deten, perspektivlosen und verzweifelten Menschen, die dann oftmals als Rekrutierungszielgruppen im Fokus von allen möglichen wirren Gruppierungen, wie „Angst für Deutschland“, AfD, Extremisten und Rattenfängern die- ser Welt bis hin zum IS stehen . Das gilt für unser Konsumverhalten und die Gier nach immer günstigeren Produkten, die Unternehmen dazu verleiten, zu menschenunwürdigen Arbeitsbedin- gungen zu produzieren, und damit zu Ausbeutung von Menschen und nicht selten auch von Kindern führt . Wir können nicht von menschenunwürdiger Arbeit profitie- ren und gleichzeitig abfällig von Wirtschaftsflüchtlingen sprechen und uns wundern, wenn sich Menschen auf den Weg machen . Die Liste der Wechselwirkungen könnte ich fortfüh- ren – nur helfen würde es niemandem . Fragen wir lieber: Was können wir, was kann Deutschland tun? – Ich finde, eine ganze Menge! Deutschland muss die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte ehrgeizig in nationales Recht umsetzen . Mit unserem NAP sind wir unter Beteiligung vieler Ressorts gerade dabei, Regeln zu schaffen . Aus meiner Sicht müssen das übrigens Regeln sein, die aus einem intelligenten Mix aus freiwilligen und sanktionierbaren verbindlichen Regeln bestehen, die die Unternehmen in die Pflicht nehmen, die Menschenrechte entlang ihrer gesamten Lieferkette zu wahren . Ich hoffe, wir schaffen das, auch wenn ich hin und wieder geneigt bin, dem Eindruck nachzugeben, dass in der einen oder anderen Ministeriumsamtsstube verbindliche Regeln als Todsünde und Teufelszeug betrachtet und entsprechend bekämpft werden . Deutschland muss die SDGs konsequent umsetzen, anwenden, und wir müssen Fehlentwicklungen nicht als Niederlagen begreifen, sondern als Lernprozess verste- hen, Fehler erkennen und korrigieren . Wir müssen uns auch mit dem Thema Steuerflucht auseinandersetzen. Steuerflucht und Steuervermeidung sind nicht nur hier bei uns ein großes Problem, son- dern es ist auch ein riesiges Entwicklungshemmnis . Den Entwicklungsländern gehen dadurch jährlich min- destens 100 Milliarden US-Dollar an Steuereinnahmen verloren – Mittel, die für eine nachhaltige Entwicklung dringend notwendig sind . Deshalb müssen wir Steuer- flucht und Steuervermeidungsmodelle bei uns und in den EZ-Ländern bekämpfen . Ich meine, das ist eine reizvolle Aufgabe als angewendete SDG-Politik, nicht nur für Ent- wicklungspolitiker, sondern auch und gerade für Finanz- politiker, denn alles hängt mit allem zusammen . Lassen Sie uns gemeinsam die SDGs umsetzen! All jenen, die wieder mit Unkenrufen um die Ecke kommen, alles schlechtreden, jetzt schon wissen, was alles falsch ist, und sagen: „Wo kommen wir da denn hin, wenn wir das so und so machen?“, sage ich: Ja, genau! Wo kommen wir da hin, wenn jeder nur sagen würde: „Wo kommen wir da hin?“, ohne dass einer ginge, um nachzusehen, wo wir denn hinkönnen? Wo kommen wir denn da hin?! Anlage 19 Neudruck: Antwort des Parl . Staatssekretärs Norbert Barthle auf die Fra- ge des Abgeordneten Dr. Axel Troost (DIE LINKE) (Drucksache 18/7603, Frage 10): Sieht sich die Bundesregierung als Gesellschafterin der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH veranlasst, aufgrund der Feststellungen bezüglich des Verfahrens der Prüfung der Organhaftung (Abschnitt F) in der Mitteilung des Landesrech- nungshofes Brandenburg über die „Prüfung der Betätigung des Landes Brandenburg als Gesellschafter der FBB GmbH im Zusammenhang mit den Kostensteigerungen und Verzöge- rungen beim Bau des Flughafens BER“ eine erneute Prüfung der Organhaftung vorzunehmen, und wird sie diesbezüglich gegenüber den Mitgesellschaftern, den Ländern Berlin und Brandenburg, Initiative ergreifen? Die Bundesregierung sieht sich nicht zu einer erneuten Prüfung der Organhaftung veranlasst . Die an der Flugha- fen Berlin Brandenburg GmbH beteiligten Gebietskör- perschaften unterliegen jeweils einer eigenen Finanzkon- trolle durch ihre Rechnungshöfe . Für die Finanzkontrolle der Bundesregierung ist der Bundesrechnungshof zustän- dig . Der Bundesrechnungshof hat die Haftungsprüfung nicht beanstandet . (157 . Sitzung, Anlage 7) Anlage 20 Neudruck: Antwort der Parl . Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf die Frage des Abgeordneten Dr. André Hahn (DIE LIN- KE) (Drucksache 18/7603, Frage 13): Welche Aktivitäten im Zusammenhang mit dem 30 . Jah- restag der atomaren Katastrophe von Tschernobyl finden im Jahr 2016 unter Mitwirkung oder Unterstützung der Bundes- regierung statt (bitte die einzelnen Aktivitäten und das jeweils zuständige Bundesministerium nennen), und welche weiteren Aktivitäten mit deutscher Beteiligung sind der Bundesregie- rung darüber hinaus bekannt? In Zusammenhang mit dem 30 . Jahrestag der Reaktor- katastrophe von Tschernobyl plant das Bundesministeri- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 158 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 25 . Februar 2016 15663 (A) (C) (B) (D) um für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Jahr 2016 folgende Aktivitäten, die sich in das 30-jäh- rige Jubiläum des Bundesministeriums für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit einreihen: – Reise der Bundesministerin für Umwelt, Natur- schutz, Bau und Reaktorsicherheit nach Tscherno- byl vom 20 . bis zum 22 . März 2016, – Öffentliche Fachkonferenz „Den Atomausstieg vollenden – 30 Jahre nach Tschernobyl“ am 6 . Ap- ril 2016, – Magazin „30 Jahre nach Tschernobyl“, Veröf- fentlichung als Zeitungsbeilage im April des Jah- res 2016 . (157 . Sitzung, Anlage 8) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 158. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 3 Einführung beschleunigter Asylverfahren TOP 4 Umsetzung der Richtlinie über Tabakerzeugnisse TOP 5 Integrationspolitik TOP 25, ZP 2 Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP 26 Abschließende Beratungen ohne Aussprache TOP 6 Intelligente Mobilität im Verkehrssektor TOP 7 Wasser- und Schifffahrtsverwaltung TOP 8 Befristungen im öffentlichen Dienst TOP 9 Europäisches Einlagenversicherungssystems TOP 10 Gedenken an den Völkermord an den Armeniern TOP 11 Umsetzung der Richtlinie zu Zahlungskonten TOP 12 Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 TOP 13 Änderung des Bundesstatistikgesetzes TOP 14 Private Altersvorsorge TOP 15 Änderung des Designgesetzes TOP 16 Medizinische Versorgung für Geflüchtete TOP 17 Verordnung zur Modernisierung des Vergaberechts TOP 18 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung – 2030-Agenda ZP 3 Änderung des Düngegesetzes Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13 Anlage 14 Anlage 15 Anlage 16 Anlage 17 Anlage 18 Anlage 19 Anlage 20
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Matthias Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Vielen Dank . – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren auf den Zuschauertribünen! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Wir sprechen in diesen Tagen
    sehr viel über Demokratie, und das hat seinen Grund . Die
    Bilder aus Clausnitz und Bautzen haben uns alle erschüt-
    tert und zeigen: Genau hierauf muss unser Augenmerk
    liegen, und das nicht erst seit diesen Vorfällen . Alle De-
    mokratinnen und Demokraten waren und sind gefordert,
    dazu eine Haltung einzunehmen; denn Hetze, Gewalt
    und Terror gegen Menschen, die bei uns Schutz suchen,
    betreffen uns alle . Feinde von rechts bekämpfen nicht nur
    Flüchtlinge . Sie bekämpfen die Demokratie . Hier müs-
    sen wir zusammenstehen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben dieses Thema in der gestrigen Debatte aus-
    führlich erörtert und haben es gemeinsam als ein säch-
    sisches Phänomen beschrieben . Aber seien wir ehrlich:
    Es ist nicht ein rein sächsisches Phänomen, sondern ein
    deutsches Phänomen . Wir alle haben in unseren Wahl-
    kreisen Flüchtlingsunterkünfte . Ich denke, nicht nur in
    den Flüchtlingsunterkünften in meinem Wahlkreis, son-
    dern auch in denen in Ihren Wahlkreisen wird von der
    Zivilgesellschaft hervorragende Arbeit geleistet, vor der
    wir alle nur täglich den Hut ziehen können . Aber wenn
    ich ganz ehrlich bin: Würde eine Flüchtlingsunterkunft
    bei mir im Wahlkreis brennen, was Gott verhüten möge,
    dann müsste ich sagen: Ich kenne die Leute in meinem
    Wahlkreis, die davor stehen und applaudieren würden .
    Diese Entwicklung, die in Sachsen schon weiter vor-
    angeschritten ist, dürfen wir nicht hinnehmen, sondern,
    liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen dagegen ge-
    meinsam aufstehen und als Demokraten Geschlossenheit
    zeigen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich bin sehr froh, in einem Land zu leben, in dem
    Schutzsuchende noch immer ein Dach über dem Kopf
    bekommen und ein faires Verfahren . Das muss auch so
    bleiben . Der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen greift
    nun einen Aspekt heraus, um die Demokratie zu stärken,
    nämlich die Integration . Ja, liebe Kolleginnen und Kolle-
    gen, ich gebe Ihnen recht: Die Integration von Flüchtlin-
    gen ist gelebte Demokratie . Sie zu stärken, ist ebenfalls
    ein wichtiges Ziel, absolut d’accord .

    Nun ist das allerdings nur ein Aspekt . Zu Recht spre-
    chen Sie auch das Asylverfahren an, werfen es aber im-
    mer mit der Integration in einen Topf . Da geht einiges
    durcheinander . Darum will ich versuchen, das ein wenig
    zu ordnen .

    Welche Abfolge, welche Schritte durchläuft ein
    Flüchtling? Die erste Phase ist die von der Einreise bis
    zur Antragstellung . Diese Phase ist unerträglich lang . Ich

    Kerstin Kassner






    (A) (C)



    (B) (D)


    habe davon gehört, dass man für die Terminvergabe zur
    Antragstellung im BAMF einen Vorlauf von neun Mona-
    ten braucht . Das kann nicht sein . Wir müssen alle dafür
    sorgen, dass diese Frist verkürzt wird . Wir müssen darü-
    ber auch mit der Bundesregierung reden . Ich glaube, das
    ist überwiegend ein exekutives Problem, aber möglicher-
    weise ist es auch legislativ . Darüber müssen wir gemein-
    sam nachdenken .

    Erst nach dieser Phase beginnt der zweite Teil, näm-
    lich das eigentliche Asylverfahren beim BAMF . In un-
    serem Koalitionsvertrag haben wir uns geeinigt, dass
    das gesamte Asylverfahren nicht länger als drei Monate
    dauern soll . Das ist unverändert weiter unser Ziel . Der
    Koalitionsvertrag stammt allerdings aus dem Jahr 2013,
    und die Anzahl der Flüchtlinge hat sich inzwischen ver-
    fünffacht . Wenn man die fünffache Zahl von Menschen
    in das System hineinbringt, dann ist es völlig klar, dass
    das ganze System mehr Zeit braucht . Gleichwohl hat die
    Koalition bzw . die Bundesregierung auch beim BAMF
    gehandelt und wichtige und richtige Schritte unternom-
    men .

    Nach Abschluss des Asylverfahrens gibt es, grob
    gesagt, zwei Möglichkeiten: Entweder bekommt der
    Flüchtling einen anerkannten Schutzstatus, kann bleiben
    und muss integriert werden, oder er muss zurückgeführt
    werden. Ich finde, bei diesem Teil müssen wir unbedingt
    die freiwillige Ausreise noch stärken . Da gibt es einen
    Wildwuchs in den Ländern . Lassen Sie uns das genauer
    ansehen . Innenminister Gall hat das heute sehr detailliert
    dargestellt .

    Kommen wir zum eigentlichen Gegenstand Ihres An-
    trags, der Integration . Natürlich gibt es da einen Zusam-
    menhang: Wenn die Verfahren so beschleunigt sind, dann
    wird sich das auch positiv auf die Integration auswirken .
    In Ihrem Antrag wird das allerdings – ich habe es schon
    gesagt – ein wenig vermischt .

    Sie fordern ein Integrationskonzept und machen das
    Asylverfahren zum Bestandteil der Integration. Ich finde,
    das ist nicht zielführend . Wir sollten das sauber vonein-
    ander trennen .


    (Luise Amtsberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht aber nicht!)


    Sie kritisieren in Ihrem Antrag erheblich die Bundes-
    regierung. Ich finde, damit haben Sie nicht recht. Ja, die
    Verfahren dauern insgesamt viel zu lange, wie gesagt .
    Aber es wurde auch einiges auf den Weg gebracht .

    Mir ist klar, dass Sie als Opposition die Regierung
    nicht loben müssen . Aber Sie sollten auch nicht alles ne-
    gieren, was die Große Koalition auf den Weg gebracht
    hat .

    Die vielen neuen Stellen beim BAMF habe ich bereits
    genannt . Das BAMF hatte kürzlich noch 1 600 Mitarbei-
    ter, inzwischen sind es über 4 000 . Wir haben mit dem so-
    genannten Datenaustauschverbesserungsgesetz den ein-
    heitlichen Ausweis, den Ankunftsnachweis, eingeführt .
    Im Bereich der Integration wurden die Mittel erheblich
    aufgestockt, und einen erleichterten Arbeitsmarktzugang
    gibt es bereits seit Juli 2014 .

    Lassen Sie uns das so zusammenfassen: Es wurde be-
    reits gehandelt, und die Große Koalition handelt weiter .
    Dennoch gibt es in Ihrem Antrag selbstverständlich viele
    Dinge, die ich auch begrüße: Wohnkonzepte, Bildung,
    Gesundheitsversorgung, der Kampf gegen Hetze . Das ist
    alles richtig .

    Gleichwohl: Die Koalition führt ihren Kurs weiter .
    Wir werden die Verfahren weiter beschleunigen, und
    zwar von der Einreise bis zum Ende des Asylverfahrens .
    Wir werden die freiwillige Rückkehr stärken und die In-
    tegration vorantreiben . Ich freue mich auf die Diskussion
    mit Ihnen in den Ausschüssen .

    Vielen herzlichen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächster Rednerin erteile ich das Wort der Abge-

ordneten Luise Amtsberg, Bündnis 90/Die Grünen .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Luise Amtsberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Vielen Dank, Herr Präsident . – Meine Damen und

    Herren! Liebe Gäste! Integration braucht Offenheit statt
    Vorurteile und Ressentiments . Sie braucht selbstver-
    ständlich die Bereitschaft der Neuankommenden, aber
    auch der aufnehmenden Gesellschaft, sich füreinander
    zu öffnen .

    Wer will, dass Schutzsuchende in Deutschland an-
    kommen, die deutsche Gesellschaft, unsere Verfassung,
    unsere Geschichte und unsere Werte kennenlernen, der
    muss mit genau dieser Haltung auch auf die Menschen,
    die zu uns geflüchtet sind, zugehen. Genau hier, meine
    Damen und Herren, liegt das Problem .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wer, statt unsere offene und demokratische Gesell-
    schaft vom allerersten Tag an zu vermitteln, mit Restrik-
    tionen und Maßnahmen willkommen heißt, die allein der
    Reduzierung von Flüchtlingszahlen dienen, der wird an
    dem Anspruch unseres Grundgesetzes scheitern .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen – das müssen Sie mir
    sozusagen im Nachklang zu der Debatte über das Asyl-
    paket gestatten –, Rechtsstaatlichkeit vermittelt sich doch
    dann am besten, wenn man das Grundrecht auf Asyl ernst
    nimmt und wenn man in dieser Frage nicht mit zweierlei
    Maß misst .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Stefan Liebich [DIE LINKE])


    Um das einmal auf den Punkt zu bringen: Wie bitte
    sollen wir Menschen in einer Unterkunft vermitteln, wa-
    rum ein Syrer Anrecht auf einen Sprachkurs hat, eine af-
    ghanische Frau aber nicht, weil ihre Bleibeperspektive
    angeblich sehr viel schlechter ist, und das, obwohl beide
    aus denselben Gründen geflohen sind?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wie sollen wir vermitteln, dass der Wert der Familie bei
    uns grundgesetzlich geschützt ist, wenn wir Kindern den

    Matthias Schmidt (Berlin)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Nachzug ihrer Eltern verweigern oder Vätern den Nach-
    zug der im Kriegsgebiet verbliebenen Familie?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wie sollen wir Rechtsstaatlichkeit vermitteln, wenn
    künftig Bewährungsstrafen zur Ausweisung führen
    können, wenn wir Menschen für Sprachkurse bezahlen
    lassen, die sie gar nicht in Anspruch nehmen können?
    Weil diese Form der Asylpolitik im Widerspruch zu den
    Werten steht, die wir vermitteln wollen, behindern wir
    automatisch die Integration . Deswegen kann man, Herr
    Schmidt, das nicht trennen . Integration und Asylpolitik
    gehören genau an dieser Stelle zusammen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Flucht und Migration geschehen nicht planbar, nicht
    auf wirtschaftlichen Befehl hin . Sie sind auch nicht steu-
    erbar oder in Gänze vorhersehbar . Das mussten wir alle
    im vergangenen Jahr lernen; da bin ich bei Ihnen, Herr
    Castellucci . Es war nach meiner Auffassung in Ordnung,
    für eine bestimmte Zeit zu sagen, dass wir flexibel re-
    agieren müssen, dass wir nicht alle bisherigen Standards
    bei der Aufnahme von Flüchtlingen umsetzen können . Es
    war auch in Ordnung und in Wirklichkeit auch ein gro-
    ßer Gewinn für unser Land, dass die Zivilgesellschaft die
    entstandenen Lücken in einem bewundernswerten Maße
    und sehr selbstlos gefüllt hat . Aber diese Situation darf
    kein Dauerzustand bleiben . Das sage ich, nicht weil ich
    befürchte, dass eine allgemeine Überforderung einsetzt –
    das ist nicht der Fall –, sondern weil ich finde, dass es
    jetzt an der Zeit ist, dass Politik zurückgibt, verantwor-
    tungsbewusst und nach vorne schauend handelt und vor
    allem aus den gemachten Fehlern oder – besser – Ver-
    säumnissen lernt .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Wir brauchen uns nichts vorzumachen: Dieses Jahr
    wird neue, wird mehr Herausforderungen mit sich brin-
    gen . Dieses Jahr wird schwieriger als das vergangene;
    denn es werden weiterhin Menschen in Deutschland
    Schutz suchen, und andere, die schon hier sind, müssen
    integriert werden. Wir hatten ein Jahr Zeit, uns fit zu ma-
    chen für diese Aufgabe, und ja, es ist viel passiert, vor
    allen Dingen vor Ort, aber nicht genug . Wir sind davon
    überzeugt, dass Integration, wenn man sie richtig angeht,
    nicht Überforderung zur Folge hat, sondern eine enorme
    Chance eröffnet . Wir haben nun in unserem Antrag dar-
    gelegt, wie unsere Erfahrungen, aber auch unsere Struk-
    turen besser genutzt werden können und wo dringend
    Strukturen aufgebaut werden müssen . Ich habe wahrge-
    nommen, dass es durchaus Bereitschaft gibt, über ein-
    zelne Punkte unseres Antrags zu reden . Also kann unser
    Antrag nicht so falsch sein .

    Ich kann nicht auf alle Punkte eingehen . Aber ich
    möchte zwei Dinge hervorheben . Integration gelingt
    über Bildung und Arbeit; auch darüber sind wir uns alle
    einig . Deshalb muss im Zentrum unserer Bemühungen
    der Spracherwerb stehen . Daher ist es hochgradig absurd,
    wenn wir den Zugang zu Sprach- und Integrationskur-

    sen an eine statistische Bleibeperspektive von Menschen
    knüpfen und das Herkunftsland zum einzigen Kriterium
    machen; das ist falsch . Das wird nicht dazu führen, dass
    wir die Menschen langfristig in unserem Land integrie-
    ren .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Der Teufelskreis geht weiter . Es ist schön, dass Sie
    sich, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der SPD,
    endlich dazu durchgerungen haben, der Forderung der
    IHK nach einem Drei-plus-zwei-Modell nachzukom-
    men; zumindest nehme ich das so wahr. Das finde ich
    richtig . Aber hier wird der zweite Schritt vor dem ersten
    gemacht; denn auch hier brauchen wir die Sprachkurse
    zwingend. Da ist der Bund weiterhin in der Pflicht. Ja,
    mir ist bewusst, dass die Mittel für die Sprachkurse auf-
    gestockt wurden, Herr Frieser . Das alles ist richtig . Aber
    das ist nicht analog zu den gestiegenen Flüchtlingszahlen
    geschehen . Deshalb müssen Sie zuvor anhand der Na-
    tionalität und nicht nach Sinnhaftigkeit eine Auswahl
    treffen .

    Statt also die noch nicht verplanten 6 Milliarden
    Euro aus der Rücklage des vergangenen Jahres für die
    schwarze Null im Wahljahr 2017 zurückzuhalten, sollte
    die Bundesregierung – auch mit unserer Unterstützung –
    schleunigst einen Nachtragshaushalt vorlegen; denn Inte-
    gration ist nicht zum Nulltarif zu haben, Herr Castellucci;
    da bin ich bei Ihnen . Diese Mittel brauchen wir für die
    Integration, vor allen Dingen für die Sprachkurse . Geben
    Sie sich also einen Ruck! Bitte ein bisschen mehr Druck
    aus den Reihen des Parlaments, damit wir den Nachtrags-
    haushalt für die Sprachkurse noch durch das Parlament
    bekommen!

    Herzlichen Dank .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)