Rede von
Dr.
Georg
Kippels
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
In der Tat war das erhöhte Finanzvolumen natürlich ab-
sehbar. Sie haben im Rahmen der Analysen schon 2014
formuliert – da komme ich gerne noch einmal auf Sie,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von den Grü-
nen, zurück –, dass hier Handlungsbedarf besteht. Schon
damals wollten Sie ein Finanzvolumen von 10,5 Milli-
onen Euro in den Raum stellen und haben eine Reihe
von Anforderungsprofilen formuliert, die jetzt Eingang
in die Ausschreibung gefunden haben. Was also soll an
der neuen Betätigung so kritisch und problematisch sein?
Eins müssen wir allerdings im Rahmen dieser Tätig-
keit auf jeden Fall berücksichtigen und bewerten – ich
glaube, das ist der ausschlaggebende Gesichtspunkt –:
Richtig ist, dass der Bedarf der Bürgerinnen und Bürger,
kompetente Unterstützung im Umgang mit dem Gesund-
heitswesen zu erhalten, steigt. Aber er steigt nicht nur
quantitativ, sondern er steigt auch qualitativ. Insofern ist
natürlich auch die dauerhafte personelle Bewältigung
des Beratungsaufkommens, insbesondere durch geschul-
te Ärzte, dringend geboten. Das kann natürlich nur mit
einem geeigneten Finanzvolumen sichergestellt werden.
Zudem haben wir ein verändertes Nachfrageverhal-
ten. Jedem ist bekannt, dass die größte Horrorsituation
eines Hilfesuchenden das Einreihen in die Warteschlei-
fe am Telefon ist. Sie können dann zwar irgendwann die
Musik mitsummen oder den Text mitsingen, aber Sie
befinden sich möglicherweise in einer aktuellen Notlage
und wollen nach zwei- bis dreimaligem Klingeln einen
kompetenten Ansprechpartner haben, der Ihnen in dieser
Situation mit Ihren ganz vielfältigen Fragen die notwen-
digen Informationen zur Verfügung stellt oder zumindest
Führung gibt. Hinzu kommt dann heutzutage auch noch,
dass bei den komplexen Sachverhalten, mit denen sich
die Gesundheitswirtschaft und damit auch der Patient
auseinanderzusetzen hat, Verknüpfungen verschiedener
Sachbereiche erforderlich sind. Das heißt, man muss
dauerhaft eine sehr komplexe Beratungsstruktur vorhal-
ten. Das erfordert natürlich auch Organisationskompe-
tenzen eines Unternehmens.
Wir werden uns zunächst einmal sinnvollerweise kon-
struktiv mit den Ergebnissen auseinandersetzen. Die sie-
ben Jahre sind nun beileibe kein Zeitraum, der sich hier
als Menschheitsgeschichte darstellt. Die ersten fünf Jahre
haben uns schon gelehrt, dass vor allen Dingen ein dyna-
mischer Prozess entsteht. Den haben wir im Ausschrei-
bungsverfahren adäquat aufgenommen, und der wird be-
gleitet. Er wird durch den Auditor begleitet, er wird durch
den Patientenbeauftragten begleitet, und er wird durch
uns im Rahmen permanenter Rechenschaftsberichte be-
gleitet werden können. Wir haben vor allen Dingen auch
innerhalb der sieben Jahre das Kündigungsrecht. Wenn
wir der Auffassung sind, dass dieses Anforderungsprofil,
das – so verstehe ich die heutige Diskussion – inhaltlich
keiner Kritik unterliegt –
nur die hypothetische Unabhängigkeit ist der Kritikpunkt
an vorderster Front – nicht erfüllt wird, so haben wir die
Möglichkeit, vor Ablauf der sieben Jahre aus diesem Ver-
trag auszusteigen.
Ich glaube, gerade mit Rücksicht auf die Komplexi-
tät der Gesundheitswirtschaft ist ein dauerhafter Quali-
tätswettbewerb, auch zwischen denen, die die Leistun-
gen zu erbringen haben, wertvoll, sinnvoll und durchaus
den notwendigen Anpassungsgegebenheiten geschuldet.
Letzten Endes werden uns ja auch die Zahlen – ich glau-
be, damit sollten wir uns sinnvollerweise auseinanderset-
zen – eine Grundlage zur Reflexion geben und zeigen, ob
der Bürger, der Kunde, der Patient mit den Leistungen
dieser Patientenberatung in ausreichendem Maße zufrie-
den ist. Die Zufriedenheit wird sich in der Häufigkeit der
Inanspruchnahme zeigen, und es wird mit Sicherheit eine
lebhafte Diskussion über dieses neue Angebot geben.
Geben Sie dieser UPD in ihrem neuen Kleid eine Chan-
ce, sich am Markt zu bewähren. Wir und natürlich auch
Sie werden sie begleiten und an entscheidender Stelle
eingreifen. Aber hier und heute schon das endgültige Ur-
teil zu fällen, dass diese Institution nicht die erforderliche
Unabhängigkeit und möglicherweise auch keine ausrei-
chende Kompetenz aufweist, ist aus meiner Sicht zu früh.
Jeder muss eine adäquate Chance haben. Das ist im Sinne
der Bürgerinnen und Bürger.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.