Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Frau Kollegin Vogler, Sie haben das gemacht, was
auch der Kollege Gehring wieder gemacht hat: Sie haben
unseren Antrag offensichtlich nicht genau gelesen .
Sie haben nämlich Kooperation mit Konfrontation ver-
wechselt . Das heißt, Sie haben das herausgegriffen, was
Ihnen nicht gepasst hat, und die anderen Dinge einfach
nicht erwähnt, und das ist nicht gut .
Worüber reden wir in diesem Antrag? Wir reden über
Innovation, und wir reden ganz konkret über Translation .
Translation heißt nichts anderes als Übersetzung, so viel
wie die PS im Forschungsbereich auf die Straße zu brin-
gen . Das heißt, wir wollen Grundlagenforschung, klini-
sche Forschung und ärztliche Anwendung besser mitei-
nander verbinden . Das ist nichts Schlimmes . Wir haben
das Ziel, wissenschaftliche Ergebnisse schneller zum
Wohle der Patienten anwenden zu können, aber wech-
selseitig auch Fragen und Erkenntnisse aus der ärztlichen
Praxis in die Wissenschaft zurückzugeben .
Dass das schon immer ein wichtiger Grundsatz war,
sieht man daran, dass bereits 1654 der Naturwissen-
schaftler Otto von Guericke mit dem Magdeburger Halb-
Kai Gehring
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kugelversuch die Existenz des Vakuums nachgewiesen
hat .
Er hat zwei Halbkugeln mit einer umgebauten Feuer-
spritze so zusammengefügt, dass die Pferdegespanne,
die von beiden Seiten an den Halbkugeln zogen, diese
Halbkugeln nicht auseinanderziehen konnten . Damit hat
er nachgewiesen, wie hoch der auf ihnen lastende Luft-
druck war . Das heißt ganz konkret, wenn man das auf
Translation bezieht, dass Innovationen wie die Glühbirne
oder das Elektronenmikroskop Eigenschaften des Vaku-
ums nutzen .
Deutschland ist auch heute noch das Land von For-
schung und Innovationen . Das haben wir erst letztens
gesehen, als der Nobelpreis für Chemie an den Forscher
Stefan Hell ging . Er bekam ihn für seine Forschung und
die Entwicklung der hochauflösenden Fluoreszenzmi-
kroskopie. Das finde ich deshalb so bemerkenswert, weil
noch 1873 der Wissenschaftler und Optiker Ernst Abbe
sagte, dass Lichtmikroskope keine Objekte vergrößern
können, die kleiner als 0,2 Mikrometer sind . Strukturen,
die kleiner sind als die Wellenlänge von Licht, sichtbar
zu machen, ginge nicht, so hat man bisher immer gesagt .
Stefan Hell hat das Gegenteil nachgewiesen und die Ge-
setze der Optik ausgetrickst .
Wie ist die Situation bei uns? Wir haben eine hervor-
ragende Ausgangssituation; wir haben forschungsstarke
Firmen und eine exzellente universitäre Forschung . Die
Zahl der Unternehmensgründungen ist bundesweit 2013
gegenüber dem Vorjahr um rund 15 Prozent gestiegen .
Deutschland belegt weltweit einen Spitzenplatz, wenn
es um den Export von Gütern der Hochtechnologie geht .
Die Exportquote im Bereich der Medizintechnik liegt bei
65 Prozent . Das heißt aber nicht, dass wir nicht noch bes-
ser werden können; denn wer aufhört, besser zu werden,
hört auf, gut zu sein .
Es herrscht erheblicher Innovationsdruck . Die Innova-
tionszyklen werden kürzer . Wenn man sich überlegt, dass
sich zwischen 1800 und 1900 das Wissen verdoppelt hat
und heute die Verdoppelung des Wissens in vier Jahren
geschieht, dann erkennt man, wie hoch der Innovations-
druck ist . Wir reden gerade in Zeiten der Digitalisierung
und Globalisierung darüber, den Anschluss nicht zu ver-
lieren . Wir diskutieren über disruptive Geschäftsmodel-
le; wir reden darüber, dass sich unser Kommunikations-
verhalten durch das Smartphone in den letzten Jahren
erheblich verändert hat . Andere Nationen drängen mit
Spitzentechnologien auf den Markt . Da heißt es für uns,
mit ihnen Schritt halten zu können .
Eine große Chance bietet – darauf haben wir in dem
Antrag hingewiesen – der Gesundheitsbereich . Man kann
natürlich, wie die Opposition es gerne macht, sagen, dass
alles schlimm ist und die Gesundheitswirtschaft nur ge-
winnorientiert ist . Man muss aber sagen, dass öffentliche
Forschungsförderung allein nicht ausreicht, Innovatio-
nen schneller in den Markt zu bringen .
Was haben wir als Politik gemacht? Wir wollen
sinnvolle Rahmenbedingungen schaffen . Der Etat des
Bildungs- und Forschungsministeriums ist erneut um
1,1 Milliarden Euro gestiegen . Das ist ein Zuwachs um
18 Prozent im Vergleich zum Beginn der Legislatur und
um 65 Prozent gegenüber 2006 .
Das sind Zahlen, die man nennen und durchaus positiv
würdigen sollte .
Die Investitionen der öffentlichen Hand in Koopera-
tion mit der privatwirtschaftlichen Forschung sind ein
Erfolgsbeispiel . Es geht um den Patientennutzen . Schau-
en wir uns den Gesundheitsbereich einmal an: Es gibt
technologische Innovationen wie mitwachsende Herz-
klappen . Es gäbe viele andere Beispiele, die ich hier
nennen könnte . Wir müssen damit aufhören, den Ge-
sundheitsbereich immer nur als Kostenblock zu sehen .
Der Gesundheitsbereich ist einer der größten Wachs-
tumsmotoren – mein Kollege Stephan Albani hat bereits
darauf hingewiesen – mit einem Anteil von 13 Prozent
am Bruttoinlandsprodukt . Es sind mehr Menschen im
Bereich der Gesundheitswirtschaft beschäftigt als in der
Automobilindustrie .
Das sind Punkte, die wir durchaus häufiger erwähnen
müssen .
Warum tun wir das alles? Wir tun das vor dem Hin-
tergrund der demografischen Entwicklung und einer al-
ternden Gesellschaft . Wir wissen, dass in Deutschland im
Jahr 2050 jeder Dritte 65 Jahre oder älter sein wird . Die
Zahl der Menschen, die an Volkskrankheiten wie Krebs,
Diabetes, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
leiden, steigt erheblich an . Gleichzeitig ist festzustellen,
dass aufgrund der Forschung beispielsweise im onkolo-
gischen Bereich die Überlebensraten signifikant steigen.
Viele Erkrankungen, die bisher tödlich verliefen, sind zu
chronischen Erkrankungen geworden . Im immunonko-
logischen Bereich haben wir in den letzten Jahren Fort-
schritte erlebt, die bisher nicht denkbar waren . Deshalb
ist es so wichtig, dass wir Ergebnisse aus dem Bereich
der Grundlagenforschung in innovative therapeutische
Verfahren überführen und schneller in die Regelversor-
gung aufnehmen .
Das Beispiel der Deutschen Zentren der Gesundheits-
forschung mit ihrer Vernetzung ist angesprochen worden .
Ich denke, wir müssen auch da viel besser werden . Es
Tino Sorge
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sind gute Grundlagen gelegt . Aber es geht auch darum,
dass Wissenschaft und Wirtschaft an den Schnittstellen
interdisziplinär besser vernetzt werden .
Da wir von Kosten und Kostendeckelung gesprochen
haben, will ich den Grundsatz bemühen: Am besten spart
man, indem man das Geld erst gar nicht ausgibt, sondern
vorhandene Quellen nutzt . Zu diesen Quellen gehören
auch die Datenquellen . Wir haben daher mit viel En-
gagement den Aufbau von Registern vorangetrieben . Wir
werden ihn weiter forcieren . Dies ist deshalb so wichtig,
um valide Daten über die Ursache, Entstehung und Ver-
breitung von Volkskrankheiten zu bekommen . Deshalb
ist es wichtig, dass wir die Nationale Kohorte, eine der
größten Gesundheitsstudien mit 200 000 Teilnehmern,
vorantreiben . Deshalb ist es so wichtig, dass wir Krebs-
register zentralisieren, um gute Daten zu bekommen .
Deshalb ist es so wichtig, ein Diabetesregister zu bekom-
men . Zum Transplantationsregister liegt uns bereits ein
Referentenentwurf aus den letzten Wochen vor .
Ich will damit sagen: Wir brauchen keine Datenfried-
höfe . Vielmehr müssen wir anonymisierte Routinedaten,
die sowieso erhoben werden und jetzt verfügbar sind,
viel stärker nutzen . Wir müssen gerade im Sinne einer
besseren Versorgung Forschungseinrichtungen und auch
Kassenärztliche Vereinigungen Daten, die ohnehin schon
den Krankenkassen vorliegen, nutzen lassen .
Ich will das an einem konkreten Beispiel aus meinem
Wahlkreis Magdeburg – -