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    Plenarprotokoll 18/144 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 144. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2015 Inhalt: Zur Geschäftsordnung Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 14105 B Dr . Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 14106 B Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . . 14107 D Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14108 C Zusatztagesordnungspunkt 5: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Einsatz bewaffne- ter deutscher Streitkräfte zur Verhü- tung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisati- on IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Ver- bindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Ver- trages über die Europäische Union so- wie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Drucksachen 18/6866, 18/6912 . . . . . . . . . 14110 B – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/6913 . . . . . . . . . . . . . . . . . 14110 B Dr . Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 14110 B Dr . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . 14112 C Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14113 D Dr . Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 14115 C Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . . 14117 C Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14118 A Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14120 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . 14120 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14121 C Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 14123 B Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . . 14124 D Dr . Johann Wadephul (CDU/CSU) . . . . . . . . . 14126 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . . 14127 C Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14131 D, 14134 B Tagesordnungspunkt 24: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: zur UN-Klima- konferenz in Paris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14128 A Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14128 B Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14137 D Andreas Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 14139 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14140 D Dr . Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 14142 A Dr . Anja Weisgerber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 14143 C Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 14145 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14146 A Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14147 B Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 14148 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015II Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14149 C Dr . Thomas Gebhart (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 14150 D Dr . Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14152 A Tagesordnungspunkt 26: a) Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Jan van Aken, Herbert Behrens, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Für eine lebendige Demokratie – Fairer Handel statt TTIP und CETA Drucksache 18/6818 . . . . . . . . . . . . . . . . . 14153 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Energie zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Matthias W . Birkwald, Dr . Diether Dehm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Paralleljustiz für in- ternationale Konzerne durch Freihan- delsabkommen Drucksachen 18/5094, 18/6911 . . . . . . . . . 14153 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 14153 B Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 14154 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 14156 B Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14157 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14158 D Dr . Matthias Heider (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 14160 A Dr . Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14161 D Tagesordnungspunkt 27: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor den Gefahren des Konsums von elektroni- schen Zigaretten und elektronischen Shi- shas Drucksache 18/6858 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14162 D Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14163 A Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . . 14164 A Markus Koob (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 14165 B Dr . Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14166 D Dr . Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14167 B Stefan Schwartze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14168 B Tagesordnungspunkt 28: Beschlussempfehlung und Bericht des 2 . Un- tersuchungsausschusses der 18 . Wahlperiode gemäß Artikel 44 des Grundgesetzes Drucksache 18/6700 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14169 A Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14169 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 14170 B Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14171 B Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 14173 B Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14174 C Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 14175 D Tagesordnungspunkt 29: Antrag der Abgeordneten Richard Pitterle, Dr . Gerhard Schick, Dr . Sahra Wagenknecht, Dr . Dietmar Bartsch, Katrin Göring-Eckardt, Dr . Anton Hofreiter, Jan van Aken, Luise Amtsberg und weiterer Abgeordneter: Einset- zung eines Untersuchungsausschusses Drucksache 18/6839 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14177 B Dr . Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14177 C Matthias Hauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 14178 D Richard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 14180 C Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 14181 B Dr . Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14182 A Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . . 14183 B Dr . Jens Zimmermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 14184 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14185 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 14187 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Michaela Noll und Alexander Radwan (beide CDU/CSU) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswär- tigen Ausschusses zu dem Antrag der Bun- desregierung: Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terroror- ganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Zusatz- tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14187 B Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordne- ten Ingrid Arndt-Brauer, Bärbel Bas, Uwe Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 III Beckmeier, Willi Brase, Martin Burkert, Petra Crone, Bernhard Daldrup, Elvira Drobinski- Weiß, Siegmund Ehrmann, Elke Ferner, Ulrich Freese, Dagmar Freitag, Martin Gerster, Iris Gleicke, Angelika Glöckner, Ulrike Gottschalck, Gabriele Groneberg, Michael Hartmann, Dirk Heidenblut, Hubertus Heil, Gabriela Heinrich, Markus Held, Gustav Herzog, Thomas Hitschler, Josip Juratovic, Oliver Kaczmarek, Gabriele Katzmarek, Ulrich Kelber, Arno Klare, Lars Klingbeil, Dr.  Bärbel  Kofler,  Dr.  Hans-Ulrich  Krüger,  Gabriele Lösekrug-Möller, Kirsten Lühmann, Helga Kühn-Mengel, Caren Marks, Katja Mast, Dr . Matthias Miersch, Klaus Mindrup, Susanne Mittag, Michelle Müntefering, Dietmar Nietan, Ulli Nissen, Detlev Pilger, Stefan Rebmann, Dr . Carola Reimann, Petra Rode-Bosse, Bernd Rützel, Annette Sawade, Axel Schäfer, Marianne Schieder, Dr . Dorothee Schlegel,  Dagmar  Schmidt,  Elfi  Scho- Antwerpes, Frank Schwabe, Stefan Schwartze, Carsten Träger, Ute Vogt, Bernd Westphal, Brigitte Zypries (alle SPD) zu der namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Un- terbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Ver- trages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nati- onen (Zusatztagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . 14187 D Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marco Bülow und Cansel Kiziltepe (bei- de SPD) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswär- tigen Ausschusses zu dem Antrag der Bun- desregierung: Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terroror- ganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Zusatz- tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14189 C Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordne- ten Rita Hagl-Kehl und Hilde Mattheis (bei- de SPD) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswär- tigen Ausschusses zu dem Antrag der Bun- desregierung: Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terroror- ganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Zusatz- tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14190 D Anlage 6 Erklärung nach § 31 Absatz 2 GO des Abge- ordneten Dr . h . c . Gernot Erler (SPD) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Einsatz be- waffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nati- onen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Zusatztagesordnungspunkt 5) . . . . 14191 C Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen), Dr . Franziska Brantner und Cem Özdemir (alle BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Un- terbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Ver- trages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nati- onen (Zusatztagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . 14191 C Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr . Thomas Gambke, Dieter Janecek und Kerstin Anderae (alle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswär- tigen Ausschusses zu dem Antrag der Bun- desregierung: Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terroror- ganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015IV 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Zusatz- tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14193 A Anlage 9 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordne- ten Uwe Kekeritz, Sylivia Kotting-Uhl, Monika Lazar, Peter Meiwald, Beate Müller- Gemmeke, Tabea Rößner und Corinna Rüffer (alle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zu der na- mentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Einsatz be- waffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nati- onen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Zusatztagesordnungspunkt 5) . . . . 14193 D Anlage 10 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Katja Keul, Maria Klein-Schmeink und Irene Mihalic (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Zusatztagesordnungs- punkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14194 B Anlage 11 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordne- ten Tom Koenigs, Manuel Sarrazin, Kordula Schulz-Asche (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswär- tigen Ausschusses zu dem Antrag der Bun- desregierung: Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terroror- ganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Zusatz- tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14196 A Anlage 12 Erklärungen nach § 31 GO zu der namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Un- terbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Ver- trages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nati- onen (Zusatztagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . 14197 B Heike Baehrens (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14197 B Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14198 D Dr . Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 14199 D Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14201 B Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14202 D Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 14203 B Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 14204 A Dr . Karl-Heinz Brunner (SPD) . . . . . . . . . . . . 14205 A Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 14205 D Dr . Daniela De Ridder (SPD) . . . . . . . . . . . . . 14207 B Dr . Karamba Diaby (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 14208 A Sabine Dittmar (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14209 C Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14210 D Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14212 C Siegmund Ehrmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 14213 A Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 14214 C Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14216 A Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 14216 D Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14218 D Michael Groß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14220 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14221 D Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14222 C Ulrich Hampel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14224 A Sebastian Hartmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 14226 A Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 14226 D Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14228 B Angela Kermer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14230 A Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14232 A Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 14233 C Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 14234 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 V Dr . Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 14234 C Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 14234 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14235 B Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14235 D Hiltrud Lotze (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14237 A Aydan Özoğuz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14238 C Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14240 A Sabine Poschmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 14241 C Dr . Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14243 A Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14243 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14244 D Dr . Martin Rosemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 14246 A Dr . Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 14247 B Dr . Hans-Joachim Schabedoth (SPD) . . . . . . . 14248 A Dr . Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14248 D Udo Schiefner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14249 D Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 14251 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 14252 B Ursula Schulte (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14252 C Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 14254 A Svenja Stadler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14254 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14256 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14256 B Kerstin Tack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14256 D Michael Thews (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14258 A Dr . Karin Thissen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14259 B Franz Thönnes (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14260 D Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14263 A Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 14264 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14264 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . . 14266 B Gülistan Yüksel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14266 D Stefan Zierke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14268 A Brigitte Zypries (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14270 A Anlage 13 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14271 B (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14105 144. Sitzung Berlin, Freitag, den 4. Dezember 2015 Beginn: 9 .00 Uhr
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    Dr. Jens Zimmermann (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14187 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Flisek, Christian SPD 04 .12 .2015 Grindel, Reinhard CDU/CSU 04 .12 .2015 Gunkel, Wolfgang SPD 04 .12 .2015 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04 .12 .2015 Jantz, Christina SPD 04 .12 .2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 04 .12 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04 .12 .2015 Kömpel, Birgit SPD 04 .12 .2015 Lagosky, Uwe CDU/CSU 04 .12 .2015 Lamers, Dr . Karl A . CDU/CSU 04 .12 .2015 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 04 .12 .2015 Mortler, Marlene CDU/CSU 04 .12 .2015 Nahles, Andrea SPD 04 .12 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04 .12 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 04 .12 .2015 Spinrath, Norbert SPD 04 .12 .2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 04 .12 .2015 Uhl, Dr . Hans-Peter CDU/CSU 04 .12 .2015 Wicklein, Andrea SPD 04 .12 .2015 Wilms, Dr . Valerie BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 04 .12 .2015 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Michaela Noll und Alexander Radwan (beide CDU/CSU) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bun- desregierung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Wir haben der Beschlussempfehlung zum Antrag der Bundesregierung „Einsatz bewaffneter deutscher Streit- kräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS“ zuge- stimmt, da dieser Einsatz ein Zeichen der Solidarität mit Frankreich ist und Frankreich nach den Anschlägen von Paris Deutschland ausdrücklich um Unterstützung im Kampf gegen den IS gebeten hat . Rechtsgrundlage des Einsatzes ist die UN-Resoluti- on 2249, die die Mitgliedstaaten zur Bekämpfung des Terrors und Eindämmung des IS in Syrien und Irak auf- ruft . Zudem ist Deutschland bereits seit September 2014 Teil der internationalen Allianz im Kampf gegen den IS . Die Bundeswehr beteiligt sich bereits seit vergangenem Jahr mit der Ausrüstung und Ausbildung kurdischer Pe- schmerga in Nordirak . Dennoch sind wir der festen Überzeugung, dass der Kampf gegen den IS und den Terror nicht allein militä- risch zu gewinnen ist . Eine Einbettung in den politischen Prozess ist unerlässlich . Für den politischen Prozess wurde bereits bei der Wiener Konferenz ein erster wich- tiger Grundstein gelegt . Ziel der Verhandlungen ist ein Waffenstillstand, die Bildung einer Übergangsregierung und die Aussöhnung der politischen Gegner . Es ist eine Befriedung der gesamten Region notwendig . Aus unserer Sicht ist es unerlässlich, die muslimischen Länder und die arabischen Länder miteinzubeziehen, dabei ist es be- reits gelungen, Iran und Saudi-Arabien an einen Tisch zu bringen . Es ist entscheidend, dass die Nachbarländer Sy- riens ein ebenso großes Interesse an Frieden haben und gegen den IS kämpfen . Es darf nicht sein, dass sich die Probleme aus Syrien weiter in die Nachbarstaaten ver- lagern . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ingrid Arndt-Brauer, Bärbel Bas, Uwe Beckmeier, Willi Brase, Martin Burkert, Petra Crone, Bernhard Daldrup, Elvira Drobinski- Weiß, Siegmund Ehrmann, Elke Ferner, Ulrich Freese, Dagmar Freitag, Martin Gerster, Iris Gleicke, Angelika Glöckner, Ulrike Gottschalck, Gabriele Groneberg, Michael Hartmann, Dirk Heidenblut, Hubertus Heil, Gabriela Heinrich, Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514188 (A) (C) (B) (D) Markus Held, Gustav Herzog, Thomas Hitschler, Josip Juratovic, Oliver Kaczmarek, Gabriele Katzmarek, Ulrich Kelber, Arno Klare, Lars Klingbeil, Dr. Bärbel Kofler, Dr. Hans-Ulrich Krüger, Gabriele Lösekrug-Möller, Kirsten Lühmann, Helga Kühn-Mengel, Caren Marks, Katja Mast, Dr. Matthias Miersch, Klaus Mindrup, Susanne Mittag, Michelle Müntefering, Dietmar Nietan, Ulli Nissen, Detlev Pilger, Stefan Rebmann, Dr. Carola Reimann, Petra Rode-Bosse, Bernd Rützel, Annette Sawade, Axel Schäfer, Marianne Schieder, Dr. Dorothee Schlegel, Dagmar Schmidt, Elfi Scho-Antwerpes, Frank Schwabe, Stefan Schwartze, Carsten Träger, Ute Vogt, Bernd Westphal, Brigitte Zypries (alle SPD) zu der na- mentlichen Abstimmung über die Beschlussemp- fehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Opposi- tionsgruppen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine mi- litärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungs- truppen haben systematisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen einge- setzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen ge- lungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlus- ses die chemischen Waffenbestände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt letztlich nur eine politische Regelung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14189 (A) (C) (B) (D) Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem militä- rischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS haben wir nach intensiven Diskussionen und einem schwieri- gen Abwägungsprozess uns entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt uns nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – müssen mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere An- strengungen zur Integration insbesondere junger Musli- me müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „Ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung ste- henden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimmen wir dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streit- kräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marco Bülow und Cansel Kiziltepe (beide SPD) zu der namentlichen Abstim- mung über die Beschlussempfehlung des Auswär- tigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregie- rung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Verein- ten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Die Anschläge in Paris waren abscheulich, und unser Mitgefühl und unsere Solidarität gehören den Angehöri- gen und denen, die diesen Terror erleben mussten . Nichts kann den Terror und die Gewaltakte rechtfertigen, mit de- nen der sogenannte „Islamische Staat“, Boko Haram und andere extremistische Gruppen in immer mehr Regionen der Welt Menschen in Angst und Schrecken versetzen . Genau diese Gruppen hätten wir schon längst viel ent- schlossener als bisher bekämpfen müssen . Auch militä- rische Mittel dürfen dabei nicht ausgeschlossen werden . Frankreich ist unser wichtigster europäischer Partner . Wir müssen den Franzosen in diesem schweren Augen- blick helfen und sie unterstützen . Wir sind aber der Auf- fassung, dass die Unterstützung mit einem militärischen Kampfeinsatz ein falsches Zeichen der Solidarität ist . Guten Freunden muss man auch sagen können, dass man glaubt, dass ihre Pläne in die falsche Richtung gehen . Seit den Anschlägen in New York 2001 versuchen die USA und ihre Alliierten, den Terror vor allem mili- tärisch zu bekämpfen . Dieser Weg ist gescheitert . Der is- lamistische Terror ist stärker denn je . Es herrscht zudem eine Doppelmoral, weil gleichzeitig extreme Regime und menschenverachtende Staaten wie Saudi-Arabien unterstützt und weiterhin mit Waffen beliefert werden . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514190 (A) (C) (B) (D) Die westliche Welt hat durch ihr Vorgehen zur Destabi- lisierung und zur Radikalisierung beigetragen . Militär- interventionen haben die Zustände in einigen Regionen verschlimmert und viele Menschen in die Hände der Ex tremisten getrieben . Deshalb ist eine militärische Ant- wort auf die Terrorangriffe – vor allem aus der Luft – ge- nau das, was die Terroristen wollen . Wieder wollen wir konzeptlos und übereilt einen Ein- satz starten, dessen Ausmaß wir noch gar nicht abschät- zen können . Auch gibt es keine Exitstrategie . Wenn man sich dennoch dazu entscheidet, dann sollte man unsere Bevölkerung wenigstens nicht täuschen . Dieser Mili- täreinsatz ist ein Kriegseinsatz . Ein Einsatz, der wahr- scheinlich lange dauert, sehr viel Geld und Ressourcen verschlingen und vor allem viele Opfer fordern wird . Ein Rückzug ist dann kaum mehr verantwortbar . Und zur Wahrheit gehört auch: Er wird die Gefahr von Terroran- schlägen hierzulande erhöhen . Verhandeln kann man mit Terroristen nicht, und des- halb gibt es Gründe für den Einsatz, die nicht hauptsäch- lich mit der Solidarität zu Frankreich zu tun haben und auch offen genannt werden sollten . Für uns überwiegen aber eindeutig die Gegenargumente, die wir hier noch einmal auflisten möchten: Es besteht keine völkerrechtliche Grundlage für diesen Einsatz . Rechtlich gesehen ist ein militärisches Eingrei- fen, wie in Syrien, ein Verstoß gegen das Völkerrecht . Eine Legitimation kann nur der Sicherheitsrat der Verein- ten Nationen geben . Wer leichtfertig auf ein UN-Mandat verzichtet, der darf dann zukünftig andere Nationen nicht belehren, sich doch solch ein Mandat einzuholen . Es gibt kein abgestimmtes Konzept, ein Ziel oder eine Strategie . In diesem Krieg führen bereits 14 Staa- ten Krieg mit unterschiedlichen Zielen . Selbst der Vor- sitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat vor kurzem in einem Interview deutlich gemacht, dass die EU „immer noch keine glaubhafte Sy- rien-Strategie“ hat . Auch führende Militärs kritisieren die Vorgehenswei- se und auch die Sprache dieses Einsatzes . Denn diese mi- litärische Aktion ist ein Kriegseinsatz, der nach Exper- tenmeinungen lange andauern muss, wenn er die Chance haben soll, erfolgreich zu sein . Es wird verschwiegen, dass die Gefahr eines Terroranschlags in Deutschland dadurch steigt . Wir haben keine Lehren aus den vergangenen Terror- einsätzen gezogen . In Afghanistan und im Irak wird zum Beispiel seit vielen Jahren ein sogenannter Krieg gegen den Terror geführt mit dem Effekt, dass die Extremisten stärker sind als je zuvor . Terror kann man nicht genauso bekämpfen wie einen Diktator . Gerade bei Luftangriffen muss man mit vielen zivi- len Opfern rechnen . Die Familien und Freunde solcher Opfer treibt man förmlich in die Arme der Terroristen . Eine Spirale der Gewalt hilft selten, zu einer Lösung zu kommen . Eine Abwägung wurde bisher nicht getroffen . Bei solch einer wichtigen Frage, bei der es um Si- cherheit, Leben und Tod – auch unserer Soldaten – geht, brauchen wir eine intensive, differenzierte Diskussion . Eine solche Abstimmung im Parforceritt innerhalb von wenigen Tagen im Parlament durchzusetzen, schadet der Demokratie . Es ist nicht vorstellbar, dass irgendein Abgeordneter wirklich in der Lage ist, die Folgen seiner Abstimmung abzusehen . Wenn man wirklich entschlossen handeln will, dann müssten andere mutige Schritte eingeleitet werden, mit denen man dem „IS“ wirklich das Wasser abgraben kann . Dazu gehört es beispielsweise, ihre Finanzquellen auszu- trocknen und sie von neuen Waffenlieferungen und dem Nachschub an neuen Kämpfern abzuschneiden . Dafür ist es nötig, besonders die türkische Grenze besser zu kont- rollieren und für diesen Nachschub zu schließen . Zudem müssten endlich die Beziehungen zu Saudi-Arabien und anderen diktatorischen islamistischen Staaten überdacht werden . Alle Waffenlieferungen an solche Staaten müss- ten sofort unterbunden werden . Insgesamt müsste viel mehr Hilfe an die Länder in der Region fließen, die ver- suchen, ein demokratisches System aufzubauen, und in denen die verschiedenen Religionen noch friedlich zu- sammenleben – so wie dies beispielsweise in Äthiopien der Fall ist . Auch den Sunniten in der Region, die auf- grund von erfahrener Unterdrückung durch Schiiten und Perspektivlosigkeit den „IS“ teilweise unterstützen, muss eine Perspektive gegeben werden . Syrien braucht eine politische Lösung . Syrien braucht Maßnahmen, welche den Menschen eine lebenswerte Zukunft in Aussicht stellt . Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rita Hagl-Kehl und Hilde Mattheis (beide SPD) zu der namentlichen Abstim- mung über die Beschlussempfehlung des Auswär- tigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregie- rung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Dieser Einsatz ist Folge der Terroranschläge von Paris am 13 . November 2015, zu dem sich der sogenannte „Is- lamische Staat“ (IS) bekannte . In Folge ersuchte Frank- reich die Unterstützung der Mitgliedstaaten der EU auf Grundlage des Artikels 42 EUV zu einem Militäreinsatz gegen den sogenannten IS in Syrien . Die Bundesregie- rung begründet die Unterstützung französischer Militär- einsätze mit der Notwendigkeit europäischer Solidarität . Begründet wird der Einsatz damit, dass es sich um eine asymmetrische Bedrohung handele, das heißt nicht Staaten sich kriegerisch bekämpfen, sondern einzelne Kämpfer gezielt versuchen, durch Anschläge in anderen Staaten Terror zu säen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14191 (A) (C) (B) (D) Ich verurteile diesen Terror aufs Schärfste und stehe solidarisch zu den Opfern und deren Angehörigen der Anschläge in Paris, Beirut und anderen Städten . Ich habe entschieden, dem Antrag der Bundesregie- rung nicht zuzustimmen . Folgende Gründe habe ich für meine Haltung: Es gibt kein robustes Mandat der Vereinten Nationen für einen Kampfeinsatz in Syrien . Es lässt sich im jetzigen Militäreinsatz der französi- schen Armee kein schlüssiges Gesamtkonzept erkennen . Es ist unklar, welches Ziel am Ende des Einsatzes steht . Es ist ebenfalls unklar, bis wann ein solches Ziel erreicht werden könnte . Somit erscheint der Einsatz übereilt und unüberlegt . Das Fehlen eines schlüssigen Konzeptes ermöglicht einen weiten Spielraum, wie dieser Einsatz sich zukünf- tig gestaltet: Obwohl die Bundeswehr nun für ein Jahr mandatiert werden soll, spricht die Verteidigungsminis- terin von der Leyen von einem Einsatz von mindestens zehn Jahren . Gleichzeitig meinen viele Experten, dass ein Krieg gegen den sogenannten IS ohne Bodentruppen nicht zu gewinnen sei . Offen ist also, ob eine Ausweitung des Einsatzes daher bald folgen wird . Diese Fragen blei- ben ungeklärt . Die Attentäter von Paris stammten mutmaßlich aus Frankreich, Belgien oder anderen europäischen Staaten . Es wird mit dem Einsatz nicht in den Blick genommen, dass also offensichtlich überwiegend Menschen aus dem eigenen Land diesen Terror verursachen . Eine entschei- dende und überzeugende Antwort wäre also eine soziale und bildungsfördernde Initiative für junge Menschen in den jeweiligen Brennpunkten der europäischen Länder . Nur so kann durch Integration verhindert werden, dass sich Menschen Terrororganisationen zuwenden . Ebenso ist bis heute nicht geklärt, ob die Terroranschläge von Paris tatsächlich von Syrien aus geplant und koordiniert wurden . Entsprechende Beweise konnten nicht vorgelegt werden . Das Argument der Verteidigung Frankreichs nach einem Angriff ist nicht haltbar, da es sich beim so- genannten IS auch nicht um einen Staat handelt . Die Kriege in Afghanistan und im Irak, die ebenfalls mit dem Kampf gegen Terror begründet wurden, haben gezeigt, dass es mit einem militärischen Einsatz keine Perspektive für einen geordneten Friedensprozess gibt, sondern die Regionen durch das vorschnelle militärische Eingreifen Gefahr laufen, weiter destabilisiert zu werden . Die bislang praktizierten militärischen Einsätze tragen unserer Auffassung nach nicht zu einer Befriedung bei . In der unübersichtlichen Gemengelage zwischen den USA, Russland, der Türkei, der EU, Saudi-Arabien sowie dem Assad-Regime wird keine klare Strategie sichtbar, wie dem sogenannten IS wirksam begegnet werden kann . Die Konfliktursachen im Nahen Osten werden ebenso  wenig bearbeitet wie die Rekrutierungsmöglichkeiten für die menschenverachtende Ideologie, der unter anderem auch der sogenannte IS anhängt, in Europa . Auch hierfür fehlt es an einer schlüssigen Analyse und Strategie . Anlage 6 Erklärung nach § 31 Absatz 2 GO des Abgeordneten Dr. h. c. Gernot Erler (SPD) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) An den  heute  stattfindenden  zwei  namentlichen Ab- stimmungen zum Zusatztagesordnungspunkt 5 – Antrag der Bundesregierung zum Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte und Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke – kann ich entsprechend § 31 Absatz 2 der Ge- schäftsordnung des Deutschen Bundestages leider nicht teilnehmen . Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen), Dr. Franziska Brantner und Cem Özdemir (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bun- desregierung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Erstens . Die Terroranschläge in Paris am 13 . No- vember 2015 waren ein Angriff auf unsere freiheitliche Ordnung in Europa . Ziel der Attacke waren unsere euro- päischen Grundwerte der Demokratie, der Achtung der Menschenwürde, der Wahrung der Menschenrechte und des pluralistischen Zusammenlebens in gegenseitigem Respekt . Die verheerenden Anschläge in Paris galten eben nicht allein Frankreich, sondern richten sich gegen das liberale Europa . Zweitens . Präsident Hollande hat sich mit der Bitte um Beistand bewusst nicht an die NATO gewandt, son- dern an die Solidarität der Europäischen Union appel- liert . Unsere grünen Freunde in Frankreich haben dem Einsatz in Syrien größtenteils zugestimmt . Wer jetzt Frankreich die erbetene militärische Unterstützung ver- weigert, läuft Gefahr, die gegenseitige Solidarität – den Kernbestand der europäischen Idee – noch weiter zu Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514192 (A) (C) (B) (D) unterhöhlen, als es ohnehin schon der Fall ist . Die EU sieht sich momentan Fliehkräften ausgesetzt, welche ein Zusammenrücken wichtiger denn je machen . Dazu zählen das Erstarken rechtspopulistischer Strömungen und Parteien, die Folgen der Finanzkrise in Griechen- land, die Diskussionen um Abspaltungen von der EU, das Wiedererstarken von Nationalismen und das Ringen um gemeinsame Antworten in der Flüchtlingspolitik . Die Solidarität mit Frankreich, unserem engsten Partner in Europa, steht daher für uns außer Frage . Eine deutsche Verweigerung gibt der französischen Rechten außerdem das Argument an die Hand, nicht die ungeliebte EU, son- dern das „partnerschaftliche“ Russland stehe der Nation bei . Die Propaganda des Kremls wird daraus einen Vor- teil zu ziehen wissen . Der Zusammenhalt innerhalb Eu- ropas ist daher der wichtige Grund, warum Paris uns jetzt an seiner Seite braucht . Daher halten wir es grundsätzlich für richtig, dem Gesuch unserer französischen Freunde nachzukommen und sie im Kampf gegen den sogenann- ten „Islamischen Staat“ bzw . Da'isch auch militärisch zu unterstützen . Drittens . Das Argument, man dürfe in Syrien kei- nen Krieg führen, verstellt den Blick auf eine unbeque- me Realität: Der Krieg ist in Syrien seit Jahren blutige Wirklichkeit . Der Krieg in Syrien ist ausgebrochen, weil Assad mit brutaler Gewalt gegen große Teile der Bevölkerung vorging, die sich gegen seine despotische Herrschaft  auflehnten.  Zehntausende  sind  verhaftet,  verschwunden oder gefoltert worden . Als es für dieses verbrecherische Regime immer enger wurde, kamen der Iran, die Hisbollah und die russische militärische Auf- rüstung Assad zu Hilfe . Der IS kämpfte sich in Gebiete vor, die die Freie Syrische Armee erobert hatte . Assads Armee bekämpfte nicht den IS, sondern überzog die ei- gene Bevölkerung mit chemischen Waffen und Fassbom- ben . Wir dürfen nicht ausblenden, dass vier Jahre später der  brutale Konflikt Assads  gegen die  eigene Bevölke- rung weiter tobt und der völkerrechtswidrige Einsatz von Fassbomben grausame Alltäglichkeit ist . Assad hat den weit überwiegenden Teil der mehr als 220 000 Toten zu verantworten . Er ist auch verantwortlich für den übergro- ßen Teil der syrischen Flüchtlinge . Viertens . Der Terror, die menschenverachtende Ideo- logie und die enorme Gewalt, die von Da'isch ausgeht, erfordern zweifelsfrei ein entschiedenes Vorgehen der Staatengemeinschaft . Ohne einen politischen Transfor- mationsprozess in Syrien und einer inklusiven irakischen Regierung wird man Da'isch nicht besiegen können . Wir müssen aber auch bereit sein, uns auch militärischen Mitteln nicht zu verschließen, um durch ein territoriales Zurückdrängen von Da'isch Raum für eine politische Lösung zu schaffen . Allein durch Einschränkung der ausländischen Finanzströme und des Ölhandels mit dem IS lässt sich der Terror nicht austrocknen . Die wichtigste (Finanz-)Ressource des IS ist die unter seiner Kontrol- le stehende Bevölkerung und seine Fähigkeit, Tausende Dschihadisten aus aller Welt anzuziehen, zu trainieren und in den Kampf zu schicken . Diese Ressourcen wird man nur einschränken können, wenn man dem IS wieder Territorium abringt . Fünftens. Zugleich wird  in  Syrien  ein Konflikt  zwi- schen benachbarten Mächten ausgetragen . Der Iran will Assad als Verbündeten an der Macht halten . Saudi-Ara- bien und Katar wollen eine Vormachtstellung des Iran in Syrien verhindern und unterstützen die Rebellen . Sie haben aus demselben Grund aber auch lange den IS ge- stützt . Die Türkei hat ihrerseits ein zumindest undurch- sichtiges Verhältnis zum IS und bekämpft die einzige erfolgreiche Kraft, die vermocht hat, den IS zurückzu- drängen – die kurdischen Kämpfer . Sechstens . Das erklärte Ziel Russlands ist es, Assad an der Macht zu halten . Bisher haben die russischen Luftan- griffe den Rebellen und kaum dem IS gegolten . Sie wa- ren und sind mit hohen Verlusten in der Zivilbevölkerung verbunden und haben die Flüchtlingskrise verschärft . Die Entscheidung von Präsident Putin, mit der Luftwaffe und Spezialeinheiten am Boden in den Krieg einzugreifen, hat das Assad-Regime aus der Defensive geholt . Gleichzei- tig hat die Stationierung hochmoderner russischer Flug- abwehrsysteme (S 300 und S 400) das Kräfteverhältnis massiv zugunsten russischer Konditionen verschoben . Siebtens . Daher: Die Ziele der militärischen Allianz gegen ISIS sind widersprüchlich . Die zweifelhafte Rolle Russlands im Syrien-Konflikt verstärkt die Befürchtung,  dass der Einsatz der Bundeswehr in Syrien zu einer mi- litärischen Kooperation mit der Armee Assads führen könnte . Weder das Mandat noch die Äußerungen der Bundesregierung legen offen, ob, wie und unter welchen Bedingungen eine militärische Zusammenarbeit mit Russland erfolgen soll . Es ist nicht klar, ob die Türkei und Russland sich mit den westlichen Alliierten darauf verständigt haben, ausschließlich gegen den IS und nicht gegen die Freie Syrische Armee und andere unabhängige Rebellengruppen vorzugehen . Insbesondere schließt das Mandat eine Kooperation mit der Regierung des syri- schen Staatspräsidenten Baschar al-Assad nicht aus . Die widersprüchlichen Aussagen der Bundesregierung dazu im Vorfeld der Abstimmung haben unsere dahingehenden Sorgen noch verstärkt . Sowohl der französische Außen- minister als auch die deutsche Verteidigungsministerin sprechen von der Assad-Armee als möglichem Partner im Kampf am Boden . Damit steigt die Wahrscheinlich- keit, dass diese Intervention ein bipolares Machtsystem herbeiführen wird: auf der einen Seite der IS und auf der anderen Seite ein gestärktes Assad- Regime . Die Freie Syrische Armee, so heterogen sie auch ist, droht zerrie- ben zu werden, wenn sie weiterhin das Ziel der Truppen Assads bleibt . Das wird große Teile der sunnitischen Milizen dem IS in die Arme treiben . Der IS würde da- mit faktisch gestärkt . Die Kurden drohen, zwischen die Mühlsteine zu geraten . Dabei muss aus unserer Sicht auch klar sein: Eine Kooperation mit Moskau darf nicht auf Kosten der Ukraine geschehen . Achtens . Alle diese offenen Fragen müssten vor einer Einsatzentscheidung geklärt sein . Sonst wird ein Einsatz beschlossen, bei dem die Teilnehmer der Koalition mög- licherweise entgegengesetzte Ziele verfolgen und in der Konsequenz den IS nicht zurückdrängen, sondern stär- ken . Bisher steht bei dieser Entscheidung demgemäß nur die Alternative zwischen schlecht und schlechter zur Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14193 (A) (C) (B) (D) Wahl . Leider hat die Bundesregierung auf diese gestell- ten Fragen keine Antwort gegeben, um zu einer sachge- rechten Entscheidung kommen zu können . So bleibt nur die Wahl zwischen Enthaltung und Nein . Eine Ableh- nung allerdings würde das dringend notwendige unver- brüchliche Bündnis zwischen Frankreich und Deutsch- land in Frage stellen . Eine Enthaltung – auch wenn sie angesichts des Gewichts der Entscheidung ungewöhn- lich sein mag – kann dem politischen Dilemma Ausdruck verleihen: „Ja“, weil der IS auch militärisch bekämpft werden muss und das deutsch-französische Bündnis der elementare Kern der europäischen Union bleiben muss . „Nein“, weil die politischen Rahmenbedingungen dieses Einsatzes in fundamentalen Fragen bisher ungeklärt ge- blieben sind . Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Thomas Gambke, Dieter Janecek und Kerstin Andreae (alle (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Seit Jahren tobt der Bürgerkrieg in Syrien . Das Assad-Regime hat mit einer gnadenlosen Kriegsführung gegen das eigene Volk Syrien ins Chaos gestürzt . Es hat damit den Boden bereitet für das Ausbreiten des Terror- netzwerkes des sogenannten „Islamischen Staates“ IS . Das Assad-Regime und der IS haben mit unvorstellba- rer Brutalität die eigene Bevölkerung zur massenhaften Flucht aus Syrien getrieben . Die Völkergemeinschaft hat dieser Entwicklung lange tatenlos zugesehen, einzelne Staaten haben aus sehr nationalen Gründen den Konflikt  weiter angeheizt, zum Beispiel mit Geldzuwendungen, Ankauf von Öl aus erbeuteten Ölquellen bis hin zur krie- gerischen Unterstützung einzelner Akteure . Die westli- che Staatengemeinschaft hat erst mit dem Fall von Ko- bane ein Bewusstsein entwickelt, in dem Konflikt selbst  Partei zu ergreifen . So hat der Deutsche Bundestag ent- schieden, Waffen an die Kurden zu liefern um damit den drohenden Genozid der Jesiden durch den IS abzuwen- den . Nur zögerlich wurden in diesem Zusammenhang auch diplomatische Bemühungen in Gang gesetzt mit dem Ziel, eine Befriedung der Region zu erreichen . Klar wurde schon bei dieser Entscheidung zur Verhinderung weiterer Gräueltaten, dass unbedingt ein umfassenderes Konzept entwickelt werden muss, um ein Ausbreiten des Konfliktes zu verhindern. Nachdem auf UN-Ebene eine  gemeinsame Haltung zumindest nicht kurzfristig erreich- bar ist – obwohl die Maßgabe „responsibility to protect“ das eigentlich erfordert – muss vor allem auf europäi- scher Ebene ein strategisches Konzept entwickelt wer- den . In dieser Situation haben die Anschläge von Paris in schrecklicher Weise aufgezeigt, dass die Sicherheit selbst in Europa gefährdet ist . Aber vor dem Hintergrund Tau- sender Toter in Syrien und von Millionen Flüchtlingen hat sich die Situation nicht grundlegend verändert . Viel- mehr ist mehr als deutlich geworden, dass nur ein auf langfristige Veränderung ausgelegtes Konzept die Hoff- nung auf eine Befriedung erlaubt . Kurzfristiges militäri- sches Eingreifen – in Afghanistan, im Irak, in Tunesien – haben uns in jüngster Vergangenheit vor Augen geführt, dass Militärschläge ohne eine Struktur im jeweiligen Land die Länder bzw . Regionen destabilisieren und das Gegenteil ihres Zieles bewirken . Ein Gegenbeispiel ist die Situation in Mali . Vor dem Hintergrund vorhandener staatlicher Strukturen scheint es dort zu gelingen, mit- hilfe des französischen militärischen Einsatzes eine Be- friedung zu erreichen . So ist es unabdingbar, zumindest eine Idee über die Strukturen in der Region zu haben, in der eine Befriedung und Stabilisierung erreicht werden soll . – Und Maßnahmen, diese Ideen auch umzusetzen . So sehr nach den menschenverachtenden Anschlä- gen von Paris auch die Reaktion und Bitte der franzö- sischen Regierung verständlich ist, die Aufnahme eines Luftkrieges zu unterstützen, umso mehr muss Deutsch- land die – sehr beschränkten – Möglichkeiten militäri- scher Aktionen abwägen . Dabei sind Ziele, Zeitraum und Verantwortung des heute vorgelegten Mandates nicht klar beschrieben und sind damit keine Option, die einen auch nur kleinen Schritt in Richtung einer Lösung des Konfliktes erkennen lassen. Der Einsatz deutscher Trup- pen – und da spielt es keine Rolle, welche Aufgabe diese haben – kann keinesfalls allein mit einem Freundschafts- dienst für die befreundete französische Nation begründet werden . Solidarität zeigt sich nicht darin, eine falsche Strategie zu unterstützen . Deshalb kann ich dem von der Bundes- regierung vorgeschlagenen Mandat zur Unterstützung des französischen Einsatzes in Syrien nicht zustimmen . Anlage 9 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Sylivia Kotting- Uhl, Monika Lazar, Peter Meiwald, Beate Müller- Gemmeke, Tabea Rößner und Corinna Rüffer (alle (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zu der namentli- chen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514194 (A) (C) (B) (D) 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Terror und Terroristen können mit Militäreinsätzen nicht besiegt werden . Das ist noch nie gelungen . Seit mehr als einem Jahr werden Luftangriffe gegen den IS geflogen,  und  er  konnte  dadurch  nicht  einmal  ansatz- weise gestoppt werden . Diese Bomben-Strategie weiter- zuverfolgen und sogar noch zu verstärken, ist nicht nur sinnlos, sondern auch höchst verantwortungslos . Denn sie birgt das unkalkulierbare Risiko, dass sich das Virus der Terrormiliz weiter verbreitet . Wer auf immer mehr Bomben gegen ISIS setzt, aber die brutale Gewalt des Assad-Regimes gegen die Zivilbevölkerung nicht unter- bindet, treibt dem ISIS immer neue Dschihadisten in die Arme . Deshalb wäre es nötig, sich mit aller Kraft dafür ein- zusetzen, die Luftangriffe sowie die Fassbombenangriffe des Assad-Regimes auf die Zivilbevölkerung zu stoppen und alle Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Ziel  muss es sein, dass die Menschen in Syrien wieder Hoff- nung auf eine friedliche Zukunft haben können . Eines ist dabei klar: Mit Assad wird es genauso wenig Frieden ge- ben wie mit ISIS . An einer friedlichen Lösung, die das Sterben beendet und es den Menschen wieder ermöglicht, in ihre Hei- mat zurückzukehren, arbeitet die Bundesregierung nicht ernsthaft . Diplomatische Mittel bleiben ungenutzt, und stattdessen werden Soldaten in einen Krieg mit unvorher- sehbaren Folgen geschickt . Die Luftangriffe des Westens werden auch dazu beitragen, die Zivilbevölkerung zu ter- rorisieren . Es werden noch mehr Menschen zur Flucht gezwungen, die Region weiter destabilisiert und eine Friedenslösung in absehbarer Zukunft unwahrscheinlich . Deshalb lehne ich das Bundeswehrmandat für Syrien ab und stimme mit „Nein“ . Anlage 10 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Katja Keul, Maria Klein- Schmeink und Irene Mihalic (alle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Warum wir den bewaffneten Einsatz in Syrien ableh- nen müssen: Nachdem bereits beim Einsatz im Nordirak die vom Grundgesetz vorgeschriebenen Voraussetzungen für einen Bundeswehreinsatz ignoriert worden sind, wird mit dem Einsatz in Syrien auch die weitere Hürde des Völkerrechts abgeräumt . Bislang hat sich die Bundesregierung immer von der amerikanischen Sichtweise eines „war on terror“, der zu einem weltweiten beliebigen Einsatz militärischer Mittel, also zum unbegrenzten Krieg, berechtige, distanziert . In- dem aber jetzt Artikel 51 der UN-Charta (Selbstverteidi- gung) herangezogen wird, um auf einen Terrorakt inner- halb Europas mit militärischen Mitteln zu reagieren, gibt die Bundesregierung diese Haltung auf und schwenkt auf einen Kurs ein, der nicht mehr als Auslegung, sondern nur noch als Bruch von Völkerrecht bezeichnet werden kann . In der Konsequenz würde jeder Staat künftig selbst entscheiden, wo und wann er einen kriminellen Akt für schlimm genug hält, um darauf mit kriegerischen Mitteln zu reagieren und das Gewaltmonopol der UNO außer Kraft zu setzen . Der Mainstream lautet nun: Eine Rechtsgrundlage wäre ganz schön, aber wenn es ernst wird, kann man sich nicht durch rechtliche Argumente hindern lassen . Das ist der Abschied vom Konsens der Völkergemeinschaft nach 1945, wonach Krieg nur durch die Verrechtlichung der internationalen Beziehungen vermieden werden kann und muss . Manche glauben auch, auf eine Rechtsgrundlage kön- ne es nicht ankommen, wenn es wenigstens eine gemein- same Strategie gäbe . Sie verkennen, dass die fehlende Rechtsgrundlage nichts weiter ist als das dokumentierte Fehlen einer gemeinsamen Strategie . Gäbe es eine ge- meinsame Strategie, wäre sie im Sicherheitsrat beschlos- sen worden . Die Mütter und Väter der UN-Charta haben sich die Normen nicht einfach so ausgedacht, sondern aus der Er- fahrung verheerender Vernichtung heraus formuliert . Ge- sichtswahrung und missverstandene Solidarität standen schon zu oft am Beginn verheerender Kriege . Statt dieser Logik zu widerstehen und die UN-Charta zu verteidigen, gibt nun auch die Bundesregierung ihren Widerstand da- gegen auf . Wer aber die Verfassung und das Völkerrecht im An- gesicht großer Betroffenheit wie eine lästige juristische Formalie betrachtet, gibt der Spirale aus Gewalt und Gegengewalt einen Freiraum, den er selbst nicht mehr begrenzen kann . Zu den Rechtsgrundlagen im Einzelnen: UN-Charta: Die UN-Resolution 2249 vom 20 . No- vember 2015 fordert alle Staaten auf, im Rahmen des Völkerrechts alle notwendigen Mittel zu ergreifen, um terroristische Handlungen zu verhüten und den siche- ren Zufluchtsort zu beseitigen, den der IS in erheblichen  Teilen Iraks und Syriens geschaffen habe . Dennoch fehlt die ausdrückliche Autorisierung von Gewaltanwendung und der dafür unverzichtbare Bezug auf Kapitel VII der UN-Charta . Der Verweis auf das Völkerrecht durch das Gremium, das im Rahmen seiner Zuständigkeit selber Völkerrecht setzen kann, macht zusätzlich deutlich: Der Sicherheits- rat hätte die Möglichkeit gehabt, Gewaltanwendung zu autorisieren, und hat es dennoch nicht getan . Russland hatte einen eigenen Vorschlag vorgelegt, wo- nach die Lufteinsätze mit Einverständnis der syrischen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14195 (A) (C) (B) (D) Regierung hätten erfolgen können . Auf dieser Grundlage agiert die russische Luftwaffe seit Ende September . Als man sich darauf nicht einigen konnte, hat die russische Seite ihren Entwurf zugunsten der französischen Vorlage zurückgezogen . Diese Kooperation macht deutlich, dass der Sicherheitsrat keinesfalls blockiert wäre, wie manche behaupten, sondern durchaus handlungsfähig ist . Die amerikanischen Lufteinsätze wurden seinerzeit von der syrischen Regierung ebenfalls begrüßt mit der Bedingung, dass diese mit ihr koordiniert würden . Diese Bedingung haben die Amerikaner zwar brüsk zurück ge- wiesen . Dennoch ist davon auszugehen, dass eine solche Koordinierung tatsächlich stattgefunden hat, da anderen- falls das Agieren im syrischen Luftraum schlicht nicht möglich gewesen wäre . Untragbar ist die Berufung auf Artikel 51 UN-Char- ta . Die Selbstverteidigung kann nur gegen den Angrei- fer gerichtet sein und einen gegenwärtigen Angriff ab- wehren . Wer die Angreifer von Paris gesteuert hat, ist im Einzelnen noch zu ermitteln . Sicherlich war es nicht der syrische Staat . Anders als nach 9/11 gibt es auch in der jetzigen Resolution 2249 keinerlei Bezug auf Arti- kel 51 – so auch Professor Reinhard Merkel in der FAZ vom 19 . November . Nichts ist gefährlicher für das System der kollekti- ven Sicherheit nach der UN-Charta und damit für den Weltfrieden als eine staatliche Befugnis zur militärischen Gewalt, die sich nicht mehr als Selbstverteidigung gegen akute Angriffe, sondern darüber hinaus als Gefahrenvor- sorge für die Zukunft versteht . Grundgesetz: Verstößt ein Militäreinsatz gegen das Völkerrecht, ist er automatisch immer auch verfassungs- widrig, weil das Grundgesetz eine strikte Bindung an das Völkerrecht vorsieht . Darüber hinaus schreibt Arti- kel 24 GG fest, dass die Bundeswehr im Ausland jenseits der Selbstverteidigung nur im Rahmen eines Systems kollektiver Sicherheit tätig werden darf . Ohne UN-Man- dat ist dies nicht der Fall und der Militäreinsatz ist daher ebenso verfassungswidrig wie der Einsatz im Nordirak . Artikel 42 Lissabon-Vertrag: Die EU ist weder ein Militärbündnis, noch ein System kollektiver Sicherheit – so auch Röttgen in der FAZ vom 28 . November . Nach Artikel 42 Absatz 7 Lissabon-Vertrag sind die Mitglieder  verpflichtet,  sich  im  Fall  eines  bewaffneten  Angriffs gegenseitig alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung zu leisten . Zunächst einmal sind die Attentate von Paris als ver- brecherische Akte krimineller Akteure einzuordnen und kein bewaffneter Angriff mit militärischen Mitteln, so- dass schon aus diesem Grund keine militärischen Maß- nahmen geschuldet sind . Darüber hinaus wären diese Angriffe nicht mehr ge- genwärtig . Das allerdings wäre weitere Voraussetzung, um das Selbstverteidigungsrecht angegriffener Staaten auszulösen . Das Selbstverteidigungsrecht zum Krieg außerhalb der Kontrolle und ohne Autorisierung durch den Si- cherheitsrat wird nur im engen Rahmen eines akut ge- genwärtigen oder unmittelbar bevorstehenden Angriffs gewährt . Darüber besteht im Völkerrecht Einigkeit . Die Bei stands pflicht des Artikel 42 Absatz 7 wird aber aus- drücklich „im Einklang mit Artikel 51 der UN-Charta“ gewährleistet . Die EU ist außerdem kein Militärbündnis, da sonst die neutralen Staaten wie beispielsweise Österreich gar nicht hätten Mitglied werden dürfen . Das war auch Konsens unter den Vertragschließenden . Es ist besonders verheerend, wenn ausgerechnet jetzt in Krisenzeiten den bislang unberechtigten Unterstellun- gen linker Gegner des Lissabon-Vertrages im Hinblick auf eine Militarisierung der EU Vorschub geleistet wird . Immerhin macht sich der Außenminister diese Ausle- gung auch nicht zu eigen . Nach seiner Aussage in der Sonderfraktionssitzung der grünen Bundestagsfraktion soll der Lissabon-Vertrag hier nicht als Grundlage für militärische Interventionen herangezogen werden . Sicherheitspolitische Argumente: Am Ende sind alle militärischen Einsätze, die jenseits einer abgestimmten Strategie der internationalen Gemeinschaft erfolgen, kontraproduktiv, weil sie sinnloser Gewalt weitere sinn- lose Gewalt entgegensetzen, um die eigene Hilflosigkeit  zu kaschieren . Jeder scheinbare Erfolg gegen den IS in Syrien führt nur zu einem Ausweichen in den libyschen Rückzugs- raum . Wer mit tunesischen Sicherheitspolitikern spricht, weiß, was das für deren Land bedeutet . Einem Angriff des IS aus Libyen könnte die tunesische Armee schlicht nicht standhalten . Libysche Beobachter berichten, dass der IS aus der Luft mit Waffen versorgt wird, und zwar mit modernstem amerikanischen Material, von dem die tunesischen Streitkräfte nur träumen können . Unkoordinierte Bombardierungen sind keine Strate- gie gegen den IS . Im Gegenteil: Bislang hat der IS jede Bombardierung zum Anlass genommen, beim jeweili- gen Akteur Anschläge zu begehen . Seit Ende September fliegt Russland Luftangriffe und Ende Oktober erfolgte  der Anschlag  auf  das  russische  Passagierflugzeug  über  dem Sinai . Die Franzosen bombardieren ebenfalls seit Septem- ber 2015 . Es wäre naiv zu glauben, dass sich die An- schlagsgefahr in Deutschland durch ein militärisches Eingreifen nicht substanziell erhöhen würde . Hinzuneh- men wäre dieses Risiko aber allenfalls dann, wenn es der Preis für irgendeine Aussicht auf Erfolg wäre . Nach der jetzigen Lage wäre der Preis schlicht umsonst gezahlt . Es führt kein Lösungsweg an einer Einigung im Si- cherheitsrat vorbei . Die deutsche Bundesregierung muss deutlich machen, dass sie dann und nur dann zu einer mi- litärischen Unterstützung bereit ist . Hier muss sie jetzt ihr ganzes Gewicht in die Waagschale werfen . Wenn sie jetzt dem Druck für einen Kriegseinsatz nachgibt, gibt es niemanden mehr, der glaubwürdig Druck für eine Eini- gung im Sicherheitsrat aufbauen kann . Die Verhandlungen über die Resolution 2249 haben gezeigt, dass die Akteure durchaus kooperationsfähig Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514196 (A) (C) (B) (D) sind . Jetzt gäbe es eine große Chance, den Sicherheits- rat als Inhaber des globalen Gewaltmonopols zu stärken, anstatt über die illegitime Ausdehnung des Artikel 51 UN-Charta die Grundlagen des Völkerrechts insgesamt zu unterminieren . Die Bundesregierung muss darauf bestehen, dass eine Koordinierung der militärischen Aktionen, mithin eine gemeinsame Strategie der internationalen Gemeinschaft gefunden und im Sicherheitsrat beschlossen wird, bevor sie sich an militärischer Gewalt beteiligt . Welche gravierenden Folgen ein unabgestimmtes Agieren verschiedener Akteure im syrischen Luftraum haben kann, haben wir gerade erst beim Abschuss des russischen Flugzeuges durch die Türkei erlebt . Was den IS hingegen wirklich getroffen und verunsi- chert hat, ist die Willkommenskultur gegenüber den mus- limischen Flüchtlingen . Diese Verhaltensweise des ver- teufelten Westens stellt die eigene Existenzberechtigung des „Islamischen Staates“ in Frage und wirkt bedrohli- cher als jede Bombe . Eine gemeinsame Strategie sollte daher auch diesen Aspekt nicht aus den Augen verlieren . Anlage 11 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Tom Koenigs, Manuel Sarrazin, Kordula Schulz-Asche (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zu der namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Nein, es ist keine einfache Entscheidung, dem Antrag der Bundesregierung zum Einsatz der Bundeswehr ge- gen den sogenannten „Islamischen Staat“ zuzustimmen . Viele Menschen in Deutschland haben Zweifel an der Beteiligung ihres Landes, und sie haben gute Gründe . Die Schnelligkeit, mit der der Bundestag jetzt entschei- den soll, ist nicht nachvollziehbar . Denn der nun unzurei- chende politische Diskurs ist diesem wichtigen Mandat nicht angemessen . Gleichzeitig halten wir das Mandat für völkerrecht- lich ausreichend legitimiert . Der VN-Sicherheitsrat hat mit seiner Resolution am 20 . November dafür die Basis geschaffen . Einer der Gründe für das Versagen der Staa- tengemeinschaft  im  Syrien-Konflikt  war  die  Blockade  des Sicherheitsrates durch Russland und China . Diese Blockade ist nun beendet; wir können und müssen in Sy- rien handeln . Deutschland sollte daran mitwirken, dass jetzt entschieden und planvoll gehandelt wird . Solche verheerenden Terroranschläge wie in Paris gel- ten nicht allein einem Land, sondern richten sich gegen das liberale Europa und eine pluralistische Lebensweise . Präsident Hollande hat sich mit der Bitte um Beistand bewusst nicht an die NATO gewandt, sondern an die So- lidarität der Europäischen Union appelliert . Frankreich vertritt in einer Koalition gegen den sogenannten „Isla- mischen Staat“ dadurch nicht mehr nur französische In- teressen, wenn es um eine politische Lösung des Kon- flikts  in  Syrien  geht,  sondern  versucht,  gestärkt  durch  eine gemeinsame europäische Position, eine internati- onale Lösung für den Konflikt zu schmieden. Dabei  ist  das Vorgehen Frankreichs noch nicht so, wie wir uns eine europäische Lösung vorstellen . Es ist noch stark bilateral geprägt und nutzt nicht alle Möglichkeiten der Gemein- samen Sicherheits- und Verteidigungspolitik . Dennoch ist es ein erster bemerkenswerter Schritt dahin, die eigene nationale Verteidigung künftig nicht mehr national, son- dern europäisch zu verstehen und zu organisieren . Frankreich hat Deutschland, seinen engsten Partner in Europa und der Welt, um Unterstützung gebeten . Wir dürfen jetzt Frankreich die erbetene militärische Unter- stützung nicht verweigern, da wir sonst Gefahr laufen, die gegenseitige Solidarität – den Kernbestand der euro- päischen Idee – noch weiter zu unterhöhlen, als es ohne- hin schon der Fall ist . Unsere grünen Freunde in Frank- reich haben dem Einsatz in Syrien zugestimmt . Viele Länder – auch Frankreich – engagieren sich bereits jetzt im Kampf gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ – mit unterschiedlichen Motivationen und Strategien . Das Argument, man dürfe in Syrien keinen Krieg füh- ren, verstellt den Blick auf eine unbequeme Realität: Der Krieg ist in Syrien seit Jahren blutige Wirklichkeit . Zu- dem geschehen in den Gebieten, die der sogenannte „Is- lamische Staat“ erobert, die schrecklichsten Gräueltaten . Tausende Menschen werden grausam ermordet, misshan- delt und versklavt . Es geht also um die Frage, wie ein Krieg und das Schreckensregime des sogenannten „Isla- mischen Staates“ beendet werden können, damit Raum für eine politische Lösung geschaffen wird . Denn dass man  diesen  Konflikt  nicht  militärisch  gewinnen  kann,  weiß auch die Bundesregierung . Deshalb muss Deutsch- lands militärisches Engagement nun umso größeres Engagement auf der zivilen Seite zur Folge haben . Der Frieden muss jetzt vorbereitet werden . Dazu gehört die Stabilisierung des Iraks, die Reform des irakischen Si- cherheitssektors, die Verhandlungen zu Syrien in Wien, ein Waffenstillstand in Syrien . Mit diesem Mandat wird Deutschland Teil einer he- terogenen Koalition von Akteuren, die zum Teil unter- schiedliche Ziele verfolgen . Es ist bisher nicht geklärt, ob es eine Einigung auf ein gemeinsames Vorgehen gegeben hat . Es ist nicht klar, ob die Türkei und Russland sich mit den westlichen Alliierten darauf verständigt haben, aus- schließlich gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ und nicht gegen die Freie Syrische Armee und andere unabhängige Rebellengruppen vorzugehen . Auch die Frage nach einem gemeinsamen Militärkommando mit Russland ist ungeklärt . Strebt die westliche Allianz ein solches Bündnis an – und wenn ja, mit welchen Zielen und zu welchen Bedingungen? Die Koalition muss sich Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14197 (A) (C) (B) (D) auf eine politische Linie einigen – vor allem, um die Poli- tik nach dem Waffenstillstand vorzubereiten, wenn diese Koalition erst richtig nötig ist . Das ist auch unser Kritik- punkt an der VN-Resolution, die den Einsatz mandatiert: Sie gibt diese Linie nicht vor . Das muss nun innerhalb der Koalition geschehen . Diese offenen Fragen machen die Zustimmung zum jetzigen Zeitpunkt nicht leicht . Es stimmt, eine politisch konsistente Gesamtstrategie fehlt . Deutschland sollte seine Fähigkeiten nutzen, an ihrer Entwicklung mitzu- wirken . Eine Beteiligung Deutschlands stärkt die Ver- handlungsposition der Franzosen und damit Europas ge- genüber anderen Akteuren, die gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ kämpfen . Hier könnte auch endlich ein profunder Ansatz zur Bekämpfung von Fluchtursa- chen liegen, und das wäre zusätzlich eine maßgebliche Unterstützung der Nachbarländer, die ebenfalls mit die- ser Herausforderung konfrontiert sind . Dazu gehört auch verstärkte humanitäre Hilfe . Der Zugang zur notleidenden Bevölkerung ist den Hilfsor- ganisationen nach wie vor in vielen Teilen Syriens und des Iraks versperrt . Daran müssen wir arbeiten, das muss sich ändern . Die Bundesregierung muss letztendlich si- cherstellen, dass sie in der Ausführung dieses Mandats das humanitäre Völkerrecht strikt beachtet und dass die Zivilbevölkerung geschützt wird . Aber nicht nur Deutschland, auch die anderen Koali- tionspartner sind dazu verpflichtet. Die Bundesregierung  muss alles dafür tun, dass auch sie sich an die Regeln des humanitären Völkerrechts halten . Im Interesse der Menschenrechte muss Deutschland seine Stimme hörbar machen . Anlage 12 Erklärungen nach § 31 GO zu der namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation IS auf Grundlage von Artikel 51 der Satzung der Ver- einten Nationen in Verbindung mit Artikel 42 Ab- satz 7 des Vertrages über die Europäische Union sowie den Resolutionen 2170 (2014), 2199 (2015), 2249 (2015) des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen (Zusatztagesordnungspunkt 5) Heike Baehrens (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, veränderten sie vor ei- niger Zeit ihre Strategie . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tu- nesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Stra- tegiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass der zugrunde liegende Sy- rien-Konflikt  letztlich  nur  politisch  entschärft  werden  kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbeson- dere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amts- übernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, dass die Vereinten Nationen und ihr Sonderbeauftrag- ter, Staffan Domingo de Mistura, die führende Rolle in diesem Konflikt ausüben können. Eine erste Konferenz  zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wur- de auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir uns  mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Sonder- gesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Arbeits- gruppen unter Einbeziehung der Konfliktparteien – ohne  ISIS –  zu Kernfragen des Konflikts gegründet wurden.  Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nahost-Exper- ten Professor Volker Perthes geleitet . Die Ergebnisse der vier Arbeitsgruppen können Grundlage einer Vereinba- rung zur politischen Konfliktregelung werden.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514198 (A) (C) (B) (D) ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten und Personal im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören  sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflug- zeuge sowie eine Fregatte zum Schutz eines französi- schen Flugzeugträgers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz meiner großen Skepsis gegenüber einem mi- litärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwägungsprozess entschieden, dem Man- dat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch und werde dies in der Zukunft auch weiter nach- drücklich einfordern, dass die Bundesregierung ihr En- gagement nicht auf das Militärische konzentriert . Das militärische Engagement im und über dem Operations- gebiet der Terrororganisation ISIS ist nur ein Teil des gesamten Engagements in der Region . Absolute Priorität muss weiterhin der politische Verhandlungsprozess ha- ben, wie er in Wien begonnen wurde . Hierdurch hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrie- ges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ih- ren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass ISIS erfolgreich ist in seinem perfiden Plan, Hass in unseren Gesellschaften  zu säen . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen oder gar Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert wer- den, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vor- zugehen . In Anbetracht der über 6 Millionen Binnenflüchtlinge  und über 4 Millionen Flüchtlinge in den Nachbarländern und in Europa müssen wir weiterhin humanitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 ha- ben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den Ansatz für hu- manitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen im Nahen Osten in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich  sein,  endlich  einen Weg  zu  finden,  den  bruta- len Bürgerkrieg in Syrien mit bisher schon mehr als 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz be- waffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Annalena Baerbock (BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN): Ich bin davon überzeugt, dass man einen militärischen Einsatz gegen den sogenannten „IS“ – im Folgenden ver- wende ich den Begriff Da'isch – durchaus auch braucht . Das vorgelegte Mandat halte ich aber für nicht zustim- mungsfähig . Die Terroranschläge in Paris galten nicht allein Frank- reich, sondern richten sich gegen das liberale Europa, unsere Werte und unsere säkulare, pluralistische Lebens- weise . Frankreichs Präsident Hollande hat sich mit der Bitte um Beistand bewusst nicht an die NATO gewandt, sondern an die Solidarität der Europäischen Union ap- pelliert . Wie immer man also entscheidet: Man muss re- flektieren, was diese Entscheidung für das deutsch-fran- zösische Verhältnis bedeutet . Es ist daher alles andere als leicht, diesem Mandat nicht zuzustimmen . Wir müssen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14199 (A) (C) (B) (D) und werden Frankreich unterstützen – zum Beispiel auch durch unseren Einsatz in Mali . Das steht für mich außer Frage . Der von der Koalition vorgelegte Mandatstext für Syrien enthält jedoch so viele offene Fragen und Unklar- heiten, dass ich darin nicht die Unterstützung sehe, auf die es jetzt ankäme . Zudem ist es mehr ein Vergeltungs- schlag als eine politische Antwort auf die Gräueltaten des Da'isch . Die unbequeme Realität ist leider: Der Krieg ist in Sy- rien seit fünf Jahren blutige Wirklichkeit . Deswegen geht es zuvorderst um die Frage, wie dieser Krieg beendet werden kann, um Raum für eine politische Lösung her- beizuführen . Wichtig ist darüber hinaus die Einschrän- kung der ausländischen Finanzströme und des Ölhandels von Da'isch, aber allein damit lässt sich ihr Terror nicht austrocknen . Die bedeutendste Ressource des Da'isch ist die unter seiner Kontrolle stehende Bevölkerung und sei- ne Fähigkeit, tausende Dschihadisten aus aller Welt an- zuziehen, zu trainieren und in den Kampf zu schicken . Diese Ressourcen wird man nur einschränken können, wenn man Da'isch wieder Territorium abringt – wie es im übrigen zum Beispiel den Peschmerga-Kämpfern im Nordirak gelungen ist . Russland hat seit dem . 30 . September 2015 massiv zugunsten des Assad-Regimes in den Konflikt eingegrif- fen . Dabei trafen seine Angriffe bislang vorwiegend die syrischen Widerstandskämpfer und weniger Da'isch . Die Türkei geht gegen Stellungen der Kurden in Syrien vor, die wiederum verstärkt von den USA unterstützt werden . All dies macht deutlich, dass die Allianz der Willigen, die dort jetzt verstärkt eingreifen, kein gemeinsamer Wille eint, sondern sie widersprüchliche Ziele verfolgen . Auch fährt die Bundesverteidigungsministerin einen Zickzack- kurs in Bezug auf die Beteiligung der Regierungstruppen von Assad . Weder das Mandat noch die Äußerungen der Bundesregierung legen offen, ob, wie und unter welchen Bedingungen eine militärische Zusammenarbeit mit Russland – das Assads Armee unterstützt – erfolgen soll . Insbesondere offen ist: Wer sind die Kooperationspartner als Bodentruppen, wer wird dabei wie stabilisiert und un- terstützt? Wer schließt zum Beispiel das Vakuum am Bo- den, wenn Da'isch dort verdrängt wurde? Diese Fragen sind zu relevant und auch zu riskant, als dass ein Mandat sie offen lassen dürfte . Angesichts einer so komplexen Akteurskonstellation braucht es hier Klarheit, bevor die deutschen Truppen entsendet werden . Zudem ist die völkerrechtliche Grundlage für das Mandat enorm umstritten, auch deswegen stimme ich mit Nein . Auch die mittelfristigen Ziele und politischen Strate- gien dieser militärischen Intervention in Syrien sind un- klar . Wie soll der Übergang zu einer Post-Assad-Ära ge- staltet werden? Wie will die westliche Allianz den Schutz von Minderheiten und die Beteiligung aller relevanten Gruppen an einem politischen Prozess zur Zukunft des Landes sicherstellen? Wie könnte eine Nachkriegsord- nung für Syrien aussehen? Leider hat die Bundesregierung ein extrem verkürztes parlamentarisches Verfahren gewählt, sodass nicht ein- mal eine angemessene, parlamentarische Beratung über diese  Fragen  stattfinden  konnte.  So  sehr  rasches  Han- deln nötig ist und so sehr auch die Solidarität mit unse- ren französischen und insgesamt europäischen Partnern selbstverständlich ist – bevor der Startpunkt für einen womöglich jahrelangen Bundeswehreinsatz gesetzt wird, müssen die Rahmenbedingungen erörtert werden . Hierzu gehört: – die Akteure zu benennen, mit denen kooperiert und Informationen ausgetauscht werden und sich auch über diejenigen Akteure klarzuwerden, mit denen ein solcher Austausch nicht erfolgt – hierzu gehört für mich die klare Festlegung darauf, dass mit der Assad-Armee nicht zusammengearbeitet wird –, – eine planvolle, politische Strategie zu bedenken und darzulegen, was zum Beispiel mit erkämpften Gebieten geschieht und wie Arrangements für ei- nen Waffenstillstand vereinbart werden können . Insgesamt bleiben zu viele entscheidende Fragen offen, das Handeln besitzt keine klare Perspektive und scheint damit auch hilflos. Es braucht dagegen eine lang- fristige Strategie – in die auch durchaus militärische Ein- sätze einzubinden sind . Der Wiener Prozess gibt hierfür leichte Hoffnung . Dieser Einsatz ist so wenig planvoll, dass die Gefahr besteht, das Gegenteil zu bewirken von dem, was beabsichtigt ist . Daher kann ich dem Mandat in dieser Form nicht zu- stimmen, auch wenn es mich umtreibt, dass wir seit Jah- ren unserer Schutzverantwortung nicht nachkommen . Dr. Matthias Bartke (SPD): Die Lage in Syrien er- füllt mich mit großer Sorge . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514200 (A) (C) (B) (D) Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine beispiellose Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit ausgeht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozes- ses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben  wir uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter ande- rem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Län- der spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Die deutsche Bundesregierung unterstützt den politi- schen Ansatz des UN-Sondergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Arbeitsgruppen unter Einbezie- hung der Konfliktparteien – ohne ISIS – zu Kernfragen  des  Konflikts  gegründet  wurden.  Eine  Arbeitsgruppe  wird vom deutschen Nahost- Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeits- gruppen könnte die Grundlage für eine Vereinbarung ge- schaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung  näherzukommen . Dabei spielt auch die Stabilisierung befreiter Gebiete eine ganz wesentliche Rolle . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dör- fern und Städten geflüchteten Menschen beginnen in ihre  Heimat zurückzukehren . Dazu tragen auch unsere zivilen Stabilisierungsmaß- nahmen bei, zum Beispiel die Förderung von Maßnah- men zur Sicherung von Strom- und Wasserversorgung, aber auch Strukturen für die medizinische Grundversor- gung . Auf diese Weise wirken wir dem Staatszerfall in den Oppositionsgebieten entgegen, erhalten Infrastruktur aufrecht und schaffen Bleibeperspektiven . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz meiner großen Skepsis gegenüber einem mili- tärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach reiflicher Überlegung, intensiven Diskus- sionen und einem schwierigen Abwägungsprozess ent- schieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustim- men . Diese Zustimmung ist mir nur möglich, da gleichzei- tig alle diplomatischen Mittel für eine politische Lösung ausgeschöpft werden . Die Bundesregierung konzentriert ihr Engagement nicht auf die militärische Komponente, sondern betrachtet das militärische Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Re- gion . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nut- zen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . In Anbetracht der über  sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14201 (A) (C) (B) (D) Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Wir müssen unsere Anstrengun- gen zur Integration insbesondere junger Muslime stei- gern, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Des Weiteren muss die Prävention gegen islamistische Radikalisierung gestärkt werden . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran ge- hindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszurei- sen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Ver- fügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung umzusetzen . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Diese Entscheidung fällt mir sehr schwer, da ich prin- zipiell  der Auffassung  bin,  dass  Konflikte  friedlich  zu  lösen sind . Ich selber habe drei Jahre meines Lebens am Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicher- heitspolitik an der Universität Hamburg gearbeitet . Dort habe  ich  mich  immer  für  friedliche  Konfliktlösungen  stark gemacht, was bis heute Maxime meiner Entschei- dungen ist . Es fällt mir daher besonders schwer, zuzu- gestehen, dass ausschließlich friedliche Lösungsansätze hier nicht möglich sind . ISIS stellt sich mit seinem bewusst zur Schau gestell- ten Terror gegenüber Andersgläubigen und Andersden- kenden außerhalb jeglicher zivilisatorischer Werte . Ich bin daher zu der Überzeugung gelangt, dass hier nur eine Lösung möglich ist, die sowohl auf politische als auch auf militärische Maßnahmen setzt . Sören Bartol (SPD): Die Lage in Syrien ist furchtbar . Die Weltgemeinschaft hat viel zu lange weggeschaut . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Opposi- tionsgruppen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine mi- litärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungs- truppen haben systematisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen einge- setzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen ge- lungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlus- ses die chemischen Waffenbestände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg ist mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg eskaliert,  in dem insbesondere die aus dem Irak stammende terro- ristische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewonnen und in den von ihr kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror, unter dem die syrische Bevölkerung tagtäg- lich leidet, vermehrt und konzentriert in die Nachbarlän- der und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Stra- tegiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt letztlich nur eine politische Regelung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514202 (A) (C) (B) (D) ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebeten, sich neben ihrem politischen Engagement zur Regelung  des  Syrien-Konfliktes  und  dem militärischen  Beitrag zur Zurückdrängung von ISIS im Nordirak auch mit militärischen Mitteln am Kampf der internationalen Allianz gegen ISIS zu beteiligen . Nach intensiver Prü- fung hat die Bundesregierung Frankreich militärische Unterstützung angeboten . Hierzu gehören sowohl Auf- klärungs- und Luftbetankungsflugzeuge sowie eine Fre- gatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträgers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz Skepsis gegenüber einem militärischen Engage- ment gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich ent- schieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustim- men . Es ist keine leichte Entscheidung . Terror kann man nicht allein militärisch besiegen; wir müssen seine Wur- zeln beseitigen – auf politischer und gesellschaftlicher Ebene . Das militärische Engagement der Bundesregie- rung ist Teil einer breit angelegten Politik, keinesfalls ihr Ersatz . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nut- zen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Veronika Bellmann (CDU/CSU): Deutschland be- findet sich hier in einem echten Dilemma. Auf der einen  Seite steht die Rückeroberung von Gebieten durch die Peschmerga gegen den barbarischen Da'isch, die auch mithilfe der Luftangriffe der Alliierten, der deutschen Waffen und der deutschen Ausbildungsmission erfolgt ist . Da stehen auch der notwendige entschiedene Kampf gegen den islamistischen Terror, die schnelle Eindäm- mung der militärischen Erfolge des IS und die europä- ische Solidarität zu Frankreich . Wobei uns die Erfah- rungen aus Afghanistan lehren, welche Folgen spontane Zusagen von „uneingeschränkter Solidarität“ haben kön- nen . Ausdrücklich betone ich, lieber im EU-Bündnisfall mit Frankreich im Wort zu stehen als in einem möglichen NATO-Bündnisfall mit der zweifelhaft agierenden Tür- kei . Auf der anderen Seite fehlt eine geschlossene inter- nationale Koalition, die mit einem klaren Auftrag, einem gemeinsamen Ziel und einer abgestimmten Gesamtkon- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14203 (A) (C) (B) (D) zeption auch für das Kriegsende und die Zeit danach ge- gen den sogenannten IS vorgeht . Stattdessen kämpft jeder gegen jeden . Die Türkei kämpft gegen Kurden, Russland und Diktator Assad . Russland kämpft mit Assad gegen gemäßigte Rebellen und die Türkei . Frankreich kämpft gegen IS und Assad und der IS gegen alle . Dazwischen fliegen  die  Briten  und Amerikaner Kampfeinsätze, mit  denen sie die Kurden unterstützen, damit die einzigen Bodentruppen gegen den IS einigermaßen erfolgreich sein können . Wo ist die Allianz gegen das Böse, und wer hat den Oberbefehl? In einen solchen Konflikt deutsche  Soldaten zu schicken, und sei es „nur“ in einer Unterstüt- zungsmission, ist keine einfache Entscheidung . Mir ist klar, dass die einzig realistische Lösung nur in einer systematischen, langfristigen und aggressiven Lösung der Eindämmung des Terrors besteht, zu der militärische Einsätze dazugehören, aber unbedingt auch das Unterbinden des Nachschubs von Waffen, Finanzen, Personal sowie der Öllieferungen, durch die sich Da'isch finanziert.  Dazu  gehören  aber  auch  Grundsatzdiskus- sionen über die Rolle Saudi-Arabiens, Katars oder der Türkei, über Wahhabismus und fundamentalistischen Is- lam . Genauso wichtig sind aber Diplomatie und Politik, mindestens ein europäisches Handlungsmandat, Unter- stützung der Nachbarstaaten, die von den Flüchtlings- strömen betroffen sind, aktive Konfliktprävention in den  Staaten, in die der IS zu expandieren versucht . Dafür sind im Wiener Prozess allenfalls Ansätze erkennbar . Zu guter Letzt rückt auch der Zustand der Bundeswehr wieder in den Fokus . Die vielfältigen Einsätze im In- und Ausland bedingen unbedingt  einen finanziellen,  techni- schen und personellen Aufwuchs und ein Ende der Aus- setzung der Wehrpflicht.  Insofern macht auch die Kürze der Zeit, in der über das Mandat der Bundeswehr entschieden werden soll, die Entscheidung nicht einfacher . Es gibt mehr Fragen als Antworten . Insofern ist mehr als eine Unterstützungs- mission nicht zu tolerieren . Das Parlament darf nicht nur das Mandat beschließen, sondern muss es auch dauernd begleiten und notfalls auch vor Ablauf der Mandatszeit ändern oder stoppen können . Nur unter dieser Bedingung stimme ich dem Antrag der Bundesregierung für einen Bundeswehreinsatz gegen die Terrororganisation IS/ Da'isch zu . Karin Binder (DIE LINKE): Ich stimme diesem Bun- deswehreinsatz nicht zu, weil ich diesen Militäreinsatz für unverantwortlich halte . Tornadoeinsätze und Bom- bardements treffen wieder einmal zu allererst die Zivilbe- völkerung . Sie bringen weitere Zerstörung und weiteres Leid über diese Bevölkerung und treiben aufgebrachte Menschen geradezu in die Arme der Terroristen . Zudem wurde bislang keine einzige erkennbare Maß- nahme ergriffen, die Handlungsmöglichkeiten des IS zu beschränken . Dabei hätten Deutschland und die EU viele Möglichkeiten mit politischem Handeln und wirtschaftli- chen Maßnahmen den IS zu bekämpfen und diesen terro- ristischen Sumpf auszutrocknen . Wohlwissend, dass der IS über Länder wie die Tür- kei oder Saudi-Arabien mit Waffen sowie finanziell und  personell unterstützt wird, werden bis heute auch von Deutschland Waffen in diese Krisenregion geliefert . Das ist eine Schande . Der erste Schritt im Kampf gegen den Terror müsste ein sofortiger Stopp der Waffenexporte sein . Stattdessen werden sogar ganze Waffenfabriken zum Beispiel nach Saudi-Arabien geliefert . Aber daran verdienen einige Rüstungsunternehmen viel Geld . Also wird der Rüs- tungsexport aus wirtschaftlichen Interessen von der gro- ßen Koalition aus CDU/CSU und SPD nicht gestoppt . Das ist eine Schande . Ein weiterer,  finanzpolitischer  Schritt wäre  das Ein- frieren der Finanzmittel des IS . Konten, die den IS bedie- nen, müssen gesperrt werden . Niemand kann mir weis- machen, dass diese Konten und Bankverbindungen nicht bekannt sind . Dass dieser Schritt nicht gegangen wird, ist ebenfalls eine Schande . In einem weiteren, wirtschaftspolitischen Schritt muss der Ölhandel des IS mit seinen Nachbarländern unterbun- den werden. Dieser Ölhandel finanziert den Terror gegen  die syrische und irakische Bevölkerung und finanziert die  Anschläge gegen die westlichen Industrienationen . Dazu müssen die Lieferwege dieses Öls unterbrochen und ge- schlossen werden . Dazu muss die EU und allen voran die deutsche Re- gierung ihre politische Zusammenarbeit insbesondere mit der Türkei und dem Regime Erdogan überdenken und ändern . Die Türkei müsste diese Öllieferungen un- terbinden und ihre Grenzen für diesen Handel schließen . Solange aber das Regime Erdogan diese Terroristen ma- teriell und personell unterstützt, dürften weder die EU noch die deutsche Regierung mit der Türkei einfach wie bisher weiter  zusammenarbeiten  oder  sie  gar  finanziell  unterstützen . Aber stattdessen erhält die Türkei zur Abschottung der EU gegen Flüchtlinge noch zusätzliches Geld . Ganz abgesehen von der Menschen verachtenden Politik der EU  gegen  die  geflüchteten Menschen,  die  wir  in  ihrer  Notlage einem undemokratischen und Menschenrechte verletzenden System wie der Türkei überlassen und aus- liefern, könnten wir dieses Geld dann auch gleich dem IS zukommen lassen . Auch das ist eine Schande . Nun wird der Lissabonvertrag und die sogenannte Beistandsklausel bemüht, um einen Kriegseinsatz zu rechtfertigen . Aber Terroristen sind Verbrecher und müssen als sol- che verfolgt und vor Gericht gestellt werden . Mit diesem Einsatz begibt sich Deutschland nach meiner Auffassung in einen neuen Krieg . Mit einem so- genannten „Krieg gegen den Terror“ wurde nach dem 9 . November 2001 bereits einmal ein ganzes Land zer- stört und seine Bevölkerung mit Zigtausenden Opfern ins Mittelalter zurückgebombt . Das alles soll jetzt noch einmal wiederholt werden? Obwohl klar ist, dass die Täter von Paris keine Syrer waren, sondern Europäer, erklärt auch Deutschland mit diesem Militäreinsatz den Syrerinnen und Syrern den Krieg . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514204 (A) (C) (B) (D) Nach wie vor ist die Bundeswehr nach unserer Ver- fassung eine Verteidigungsarmee . Nie wieder sollte von deutschem Boden ein Krieg ausgehen . Auch deshalb habe ich heute gegen diesen Militärein- satz der Bundeswehr gestimmt . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD): Ziel des Ter- rors ist es, Angst zu schüren, um so die Überlegenen zu unüberlegten Reaktionen zu verleiten . Daher auch der Name „Terrorist“ . Terroristen haben nicht die Macht, in eine offene Konfrontation zu treten . Der Gegner ist ih- nen militärisch haushoch überlegen . Ihre einzige Hoff- nung besteht darin, den Gegner so zu reizen, dass er sich unüberlegt in schwieriges, unübersichtliches Gelände begibt . Erst dann haben die Terroristen eine Chance, da im darauffolgenden Chaos die überlegenen Kräfte bzw . Mächte eigentlich nur verlieren können . Genau dies passiert gerade in Syrien . Der IS könnte keinen offenen Kampf gegen „den Westen“ führen . Er kann aber dafür sorgen, dass wir uns unüberlegt verhalten und keinen kühlen Kopf bewahren . Die Terroranschläge in Paris ha- ben Angst und Schrecken verbreitet und eine unüberlegte Reaktion hervorgerufen – die westlichen Kräfte werden immer stärker in den Bürgerkrieg hineingezogen . Dieser Logik möchte ich mich nicht unterwerfen . Bomben sind keine Lösung . Die Luftangriffe werden auch immer wieder viele unschuldige zivile Opfer for- dern, die den Hass auf „den Westen“ weiter schüren wer- den . Der IS ist doch erst als eine Reaktion auf die Invasi- on in den Irak, der wir uns erfolgreich widersetzt hatten, entstanden . Dank Gerhard Schröder . Die Invasionen in Irak und Afghanistan sollten damals schnell und sauber ablaufen . Diese Vorstellungen und Hoffnungen haben sich nicht erfüllt . Schon damals wurde als Reaktion auf einen Terrorakt unüberlegt in einen Krieg gezogen, der sich dann als nicht zu gewinnen herausgestellt hat . Was wird aus unserem Einsatz in Syrien folgen? Ist eine Befristung denn wirklich realistisch? Wer weiß denn, wie sich die Situation in einem Jahr verändert hat? Woran erkennen wir, ob unser Einsatz erfolgreich war? Ist der IS besiegt? Das sind Fragen, die niemand beant- worten kann . Deshalb und aus den weiteren folgenden Punkten wer- de ich im Bundestag gegen eine Beteiligung Deutsch- lands am Krieg in Syrien stimmen: – Es besteht keine völkerrechtliche Grundlage für diesen Einsatz . Rechtlich gesehen ist ein militäri- sches Eingreifen, wie in Syrien, ein Verstoß gegen das Völkerrecht . Eine Legitimation kann nur der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen geben . Wer hier auf ein UN-Mandat verzichtet, der darf dann zukünftig andere Nationen nicht belehren, wenn sie ohne Mandat in einen Krieg eintreten . – Es gibt kein abgestimmtes Konzept oder eine klare Strategie . In diesem Krieg führen bereits 14 Staa- ten Krieg mit unterschiedlichen Zielen . Selbst der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat vor kurzem in einem Inter- view deutlich gemacht, dass die EU „immer noch keine glaubhafte Syrien-Strategie“ hat . – Auch führende Militärs kritisieren die Vorgehens- weise und auch die Sprache dieses Einsatzes . Denn diese militärische Aktion ist ein Kriegseinsatz, der nach Expertenmeinungen lange andauern muss, wenn er die Chance haben soll, erfolgreich zu sein . Es wird verschwiegen, dass die Gefahr eines Terror anschlags in Deutschland dadurch steigt . – Wir haben keine Lehren aus den vergangenen Mi- litäreinsätzen gegen den Terror gezogen . In Afgha- nistan und im Irak wird zum Beispiel seit vielen Jahren ein sogenannter Krieg gegen den Terror ge- führt mit dem Effekt, dass die Extremisten stärker sind als je zuvor . Terror kann man nicht genauso bekämpfen wie diktatorische Regime . – Gerade bei Luftangriffen muss man mit vielen zi- vilen Opfern rechnen . Die Familien und Freunde solcher Opfer treibt man so förmlich in die Arme der Terroristen . Eine Spirale der Gewalt entsteht . Eine Abwägung wurde bisher nicht getroffen . Krieg bleibt für mich, so wie Willy Brandt es einmal sagte, die „Ultima Irratio“ . Deswegen unterstütze ich alle diplomatischen Bemühungen Frank-Walter Steinmeiers, alle Parteien, mit Ausnahme des IS, an einen Tisch zu bringen . Nur so gibt es eine Hoffnung für Syrien . Ich verstehe auch jene, die heute mit Blick auf die Rede von Frank-Walter Steinmeier vor zwei Tagen zustimmen, weil seine Rede gezeigt hat, dass militärisches Engage- ment allein keine Lösung darstellt und viele weitere poli- tische, humanitäre und wirtschaftliche Aufgaben zu lösen sind . Ich denke aber, dass wir die militärischen Mittel zu eilfertig einsetzen – dies erklärt sich ein wenig mit Blick auf die Rede der Verteidigungsministerin am Mittwoch dieser Woche . Will man den IS wirklich bekämpfen, muss man mit Saudi-Arabien hart ins Gericht gehen, das den IS unter- stützt . Auch die Türkei – unser NATO Partner – gilt es an einer weiteren Unterstützung des IS zu hindern . Die Fi- nanzierungsquellen des IS sind klar; hier gilt es mit aller Härte gegen ihn vorzugehen . Ohne zivile Opfer, die nur weiter neuen Terror schaffen und seinen Zulauf verstär- ken werden . Doch wie entwickelt sich dadurch das Verhältnis zu unseren engsten Verbündeten Frankreich? Ich bin der Überzeugung, dass man einem guten Freund kein gu- ter Freund ist, wenn man ihn in etwas unterstützt, was ihm nicht helfen wird . Ich bin der Überzeugung, ein gu- ter Freund ist der, der einem klar sagt, wenn man falsch liegt . und trotzdem an seiner Seite steht . Für diese Bezie- hung gilt es zu kämpfen . Und das Wichtigste: Wir Europäer müssen unsere Ver- säumnisse eingestehen, die uns gedanklich auch zu den Ursachen führen, warum Flüchtlinge infolge von Krieg und Terror ihre Heimat verlassen . Als Indikator möge der langjährige Streit über ein Einwanderungsgesetz dienen – eine frühe Forderung der SPD, leider ohne Mehrheit . Außerdem hätten wir im Libanon, in der Türkei, in Griechenland, in Italien, auf Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14205 (A) (C) (B) (D) dem Mittelmeer, früher schon in Melilla, helfen können . Rechtzeitig, mit Geld . Auch durch eine bessere Unter- stützung des UNHCR – United Nations High Commissi- oner for Refugees – und die Anhebung der ODA-Quote wenigstens auf die versprochenen 0,7 Prozent des BIP . Aber uns waren Haushaltskennzahlen wichtiger . Im Gegensatz zu diesen Überlegungen hat der Bun- despräsident schon Anfang des Jahres auf der Münch- ner Sicherheitskonferenz gefordert: „Deutschland muss international mehr Verantwortung zeigen, auch militä- risch .“ Ob Freundschaft und Solidarität mit Frankreich nicht auch anders gezeigt und verwirklicht werden kann? Wir könnten auf vielfältige Weise unsere Solidarität leben ohne den nun vorgesehenen Waffengang! Das sind die wesentlichen Gründe, warum ich im Bun- destag gegen eine Beteiligung Deutschlands am Krieg in Syrien stimme . Dr. Karl-Heinz Brunner (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage im Nahen Osten . Was mit fried- lichen Protesten begann, ist längst keine regionale Aus- einandersetzung mehr . Rebellen gegen den Staat, Assad gegen Revolutionäre und der ISIS gegen alle . Der syrische Bürgerkrieg ist eskaliert . Während es im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Gift- gaseinsatz Syriens den Vereinten Nationen gelungen ist, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffenbestände zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernich- ten, hat die aus dem Irak stammende Terrorgruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewon- nen und in den von ihr kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet . ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in Nachbarländer und nach Europa . Die Anschläge im tunesischen Sousse, in Beirut, in Ankara, über der Sinai-Halbinsel und in Pa- ris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dessen . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit den Resolutionen 2170 vom 15 . August 2014, 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit ist . Letztendlich wird jedoch der Syrien-Konflikt nur poli- tisch lösbar sein . Hierfür setzt sich die Bundesregierung, insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier, seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft ein . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauf- tragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle zu verschaffen . Der politische Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Verein- ten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und ein Weg für  eine  politische  Konfliktregelung  vereinbart,  jedoch  ohne ISIS, der weder Verhandlungspartner sein wird noch sein darf . Nach den Terroranschlägen vom 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande Deutschland gebeten, sich neben dem politischen Engagement zur Regelung des  Syrien-Konfliktes,  dem  militärischen  Beitrag  zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak auch mit militä- rischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Diese Anschläge galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen uns, unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Wir dürfen nicht zulassen, dass der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen und der Religionen“ wird . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selbst Musli- me . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instru- mentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengung zur Integration von Muslimen muss gesteigert werden . Sogenannte „ausländische Kämpfer“ müssen daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe und Verantwortung unseres Landes, dazu alle rechtsstaatlichen Mittel dage- gen einzusetzen . Deshalb stimme ich trotz großer Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement, nach intensiven Dis- kussionen und einem schwierigen Abwägungsprozess dem Mandat der Bundesregierung zu . Edelgard Bulmahn (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation ge- setzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systema- tisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroristi- sche Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten Ge- bieten im Irak und in Syrien ein menschenverachtendes Terrorregime errichtet hat . Tausende von Menschen wur- den seitdem von ISIS-Mitgliedern ermordet, gefoltert, verschleppt und versklavt . Nachdem sich die terroristi- schen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514206 (A) (C) (B) (D) ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resolu- tion 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festge- stellt, dass „der Terrorismus in allen seinen Arten und Erscheinungsformen eine der schwersten Bedrohungen des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit dar- stellt“ und dass wir entschlossen sind, „diese beispiellose Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Si- cherheit mit allen Mitteln zu bekämpfen .“ Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde liegen- den Syrien-Konflikt letztlich nur eine politische Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Die Vereinten Nationen und ihr Sonderbeauftragter, Staffan Domingo de Mistura, müssen eine führende Rolle bei den Verhandlungen spielen . Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durch- geführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Kon- fliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir uns mit  Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen je- weils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem militä- rischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS haben wir nach intensiven Diskussionen und einem schwieri- gen Abwägungsprozess uns entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt uns nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14207 (A) (C) (B) (D) werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir darüber hinaus auch weiterhin humanitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haus- halt 2016 haben wir den Ansatz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorgani- sationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimmen wir dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streit- kräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Dr. Daniela De Ridder (SPD): Die Akte des Terrors vorn 13 . November in Paris sowie die Anschläge in Tu- nesien, Beirut, Ankara und auf der Sinai-Halbinsel haben gezeigt, dass der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) sei- ne Aktivitäten längst nicht mehr auf die Kerngebiete im Irak und in Syrien beschränkt . Die Vereinten Nationen haben in mehreren Resolutionen immer wieder die Be- drohung für den Weltfrieden und die internationale Si- cherheit herausgestellt, die vom IS ausgeht . Mit dem Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Unterbindung und Verhütung terroristischer Ak- tivitäten des IS trifft der Deutsche Bundestag eine Ent- scheidung, die diesem offenkundigen Strategiewechsel Rechnung trägt . Die Bundesregierung zeigt damit, dass sie sich ihrer Verantwortung in der internationalen Politik bewusst ist und solidarisch an der Seite Frankreichs, sei- ner europäischen und internationalen Partner steht . Im Rahmen des Mandats wird Deutschland die inter- nationale Allianz bei der Aufklärung und Beobachtung des militärischen Einsatzes und durch den Schutz eines französischen Flugzeugträgers unterstützen . Ein Einsatz von Bodentruppen ist von der Bundesregierung nicht vorgesehen und für mich keinesfalls die logische Konse- quenz des jetzigen Beschlusses . Mit militärischen Mitteln wird man die Bedrohungs- lage, die vom IS ausgeht, jedoch nicht auflösen können.  Es darf nicht vergessen werden, dass die Saat des IS be- reits mit dem Irakkrieg zu Beginn des Jahrtausends aus- gebracht wurde  und  so  eine Ausdehnung  des  Einfluss- gebietes des IS während des syrischen Bürgerkrieges überhaupt erst ermöglicht wurde . Das Assad-Regime hat gezielt auf eine militärische Eskalation gegen die eigene Zivilgesellschaft gesetzt und damit die Destabilisierung des gesamten Staates mutwillig provoziert . Umso mehr unterstütze ich die Anstrengungen der Bundesregierung, und hier in erster Linie unseres Au- ßenministers Dr . Frank-Walter Steinmeier, politische Lö- sungen  des Syrien Konflikts  zu  erwirken. Es  ist meine  feste Überzeugung, dass Konflikte mit derart verhärteten  Fronten nur mit diplomatischen und politischen Mitteln gelöst werden können . Die Erklärungen der Wiener Kon- ferenzen sind erste Anzeichen von erfolgreichen Ver- handlungen, insbesondere da erstmals auch die wichtigen Regionalmächte Iran und Saudi-Arabien miteinbezogen werden . Es ist jedoch weiterhin zwingend erforderlich, eine gemeinsame internationale Linie zu finden, um die  Erfolgsaussichten der Diplomatie weiter zu verbessern . Eine einheitliche Position in der Europäischen Union, die alle Partnerstaaten einbezieht und niemanden aus seiner Verantwortung entlässt, ist dabei unerlässlich . Gleichwohl muss bedacht werden, dass ein politi- scher Prozess unter Beteiligung des IS nicht stattfindet,  da dieser weder ein Verhandlungspartner sein kann noch sein will . Umso mehr kommt es jetzt darauf an, dieser Terrorgruppierung ihre Grundlage zu entziehen; nicht je- doch, indem man allein die Symptome mit Luftschlägen eindämmen will und dadurch unbeabsichtigt die Argu- mentation der Radikalen stärkt . Vielmehr muss es darum gehen, jene Ursachen klar zu benennen und zu bekämp- fen, die das Erstarken des Terrors in der gesamten Regi- on überhaupt erst ermöglichten . Zum einen kann hier die Friedens- und Konfliktforschung wertvolle Befunde lie- fern . Dabei gilt es aber dringend, diese Forschungsvorha- ben nicht nur punktuell, sondern langfristig finanziell so  auszustatten, dass sie wirksame Lösungsstrategien ent- wickeln können . Hierbei ist es von zentraler Bedeutung, die Ergebnisse mit großer Ernsthaftigkeit und Sorgfalt in  die  Entscheidungsprozesse  einzubeziehen.  Konflikte  entstehen nicht über Nacht; es gibt zumeist eindeutige Anzeichen, die präventiv behandelt werden müssen: Die gezielte Exklusion ganzer Bevölkerungsschichten von Entscheidungsprozessen, die bewusste Diskrimi- nierung ethnischer Gruppen, Armut und soziale Unge- rechtigkeiten sowie die flächendeckende Bildungsarmut  sind wesentliche Gründe, die Menschen für eine radikale Weltanschauung zugänglich machen . Es bedarf daher zum anderen erheblicher Anstrengungen im Bereich der Sozialpolitik, der Wirtschafts- und Bildungspolitik sowie in der Entwicklungszusammenarbeit . Gerade die- se Politikfelder gilt es, mit Vehemenz und Engagement zur Friedenssicherung in den Fokus weiterer politischer Entscheidungen zu stellen . Als Bildungspolitikerin ist es mir besonders wichtig, dass Aufklärung, Information und Qualifikation unsere primären Maxime sein müssen. Hier  dürfen wir nicht hasenfüßig sein, sondern müssen diese Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514208 (A) (C) (B) (D) Interessen zur Stabilisierung der Region mutig und kei- neswegs leise artikulieren . Alphabetisierung, Grundbildung, Ausbildung und akademisches Wissen sind Grundpfeiler, auf denen die Kohäsion der Gesellschaft aufgebaut wird . Deutschland hat die Kompetenz und die Mittel, um die Entwicklung dieser Fähigkeiten voranzutreiben – etwa durch eine ge- zielte Außenwissenschaftspolitik . Nach intensiven Diskussionen und einem schwieri- gem Abwägungsprozess stimme ich dem Mandat für den Einsatz bewaffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Ter- rororganisation IS zu . Jedoch betone ich ausdrücklich, dass damit nicht das Einfallstor für den fortwährenden Ausbau des Einsatzes geschaffen werden darf, der letzt- lich zum Einsatz von Bodentruppen führt . Vielmehr gilt es, die Chancen der Diplomatie zu nutzen und unmittel- bar die Ursachen für die Stärke der Terrororganisation zu bekämpfen . Deutschland hat eine starke Stimme in der internationalen Gemeinschaft, die gehört wird . Mehr Frieden zu wagen, dazu bedarf es des Mutes zu diplomatischen Lösungen oder wie Willy Brandt sagte: ,,Krieg ist nicht mehr die Ultima Ratio, sondern die Ul- tima Irratio .“ Dr. Karamba Diaby (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung – und insbesondere Außenminister Dr . Frank-Walter Steinmeier (SPD) – mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in der Lösung  des  Konflikts  zu  verschaffen.  Eine  erste  Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – hat sich  Deutschland mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Frankreichs Präsident, François Hollande, die Bundesregierung gebeten, neben ihrem politischen En- gagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem  militärischen Beitrag zur Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unter- stützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angebo- ten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs- und Luftbe- tankungsflugzeuge sowie eine Fregatte zum Schutz eines  französischen Flugzeugträgers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14209 (A) (C) (B) (D) Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem mi- litärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwägungsprozess entschieden, dem Man- dat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht ausschließlich auf den militärischen Bereich konzen- triert, sondern das militärische Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung deshalb ausdrück- lich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Ter- rorismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere An- strengungen zur Integration insbesondere junger Musli- me müssen gesteigert werden, um die Entstehung von „Pa rallelgesellschaften“ zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen ihm zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 hat die Bundesregierung hierzu über 1,1 Milli- arden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 ha- ben CDU, CSU und SPD dafür Sorge getragen, dass der Ansatz für humanitäre Hilfe und zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht wird . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzu- setzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Sabine Dittmar (SPD): Der syrische Bürgerkrieg hat sich mittlerweile zu einem regional und international be- einflussten Krieg ausgeweitet. Insbesondere die aus dem  Irak stammende terroristische Gruppe ISIS hat seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewonnen und in  den von ihr kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet . Nachdem sich die terroristi- schen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind bruta- ler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten Staffan Domingo de Mistura eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Pro- zesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – hat  sich die Bundesregierung mit Nachdruck für die Einbe- ziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien ein- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514210 (A) (C) (B) (D) gesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die kein Verhandlungspartner sein kann . Im letzten Jahr hat die Bundesregierung ent- schieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Ab- wehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwie- sen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebeten, sich auch mit militärischen Mitteln zur Unter- stützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angebo- ten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs- und Luftbetan- kungsflugzeuge als auch eine Fregatte zum Schutz eines  französischen Flugzeugträgers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Die Frage nach der Solidarität aller Europäer darf daher durchaus gestellt werden . Trotz meiner großen Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwägungsprozess entschieden, dem Man- dat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Deshalb unterstütze ich die Bundesregierung da rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwi- ckelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS sel- ber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flücht- linge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegen- teil: Unsere Anstrengungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallel- gesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Nur durch einen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 hat Deutschland hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 wurde der Ansatz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprä- vention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, das Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzu- setzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu Martin Dörmann (SPD): Nach intensiven Diskussio- nen und einem schwierigen Abwägungsprozess habe ich mich entschieden, dem von der Bundesregierung vorge- legten Mandat zum Einsatz bewaffneter deutscher Streit- kräfte gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) zuzustimmen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14211 (A) (C) (B) (D) Erstens . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat wiederholt festgestellt, dass vom IS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Die kritische und komplexe Lage in Syrien, dem Irak und in der benachbarten Region erfordert nachhaltige politische Lösungen, die internationale Absprachen und Zeit erfordern . Es wäre falsch, einseitig auf militärische Mittel zu setzen . Allerdings werden politische Lösungen dadurch erleichtert oder sogar erst ermöglicht, dass die militärische Expansion des IS aufgehalten und dieser so weit wie möglich zurückgedrängt wird . Gleichzeitig be- droht der IS durch Terroranschläge das Leben der Men- schen in Europa und darüber hinaus . Er muss auch des- halb gestoppt werden . Es ist gerechtfertigt und politisch erforderlich, dass sich Deutschland an der internationalen Allianz gegen den IS aktiv beteiligt, und zwar auch durch einen an- gemessenen militärischen Beitrag . Nicht zuletzt erfor- dert es die europäische Solidarität, das diesbezügliche Unterstützungsersuchen Frankreichs nicht abzulehnen sondern positiv aufzugreifen . Der IS würde gestärkt statt geschwächt, wenn es ihm gelänge, Deutschland und Frankreich in dieser wichtigen Frage zu entzweien . Zweitens . Neben dieser grundsätzlichen Einschätzung und über die aus meiner Sicht zutreffende Mandatsbe- gründung der Bundesregierung hinaus sind für meine Zu- stimmung auch folgende Überlegungen von Bedeutung: Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Opposi- tionsgruppen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine mi- litärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungs- truppen haben systematisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen einge- setzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen ge- lungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlus- ses die chemischen Waffenbestände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe des IS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten des IS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe IS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tu- nesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Stra- tegiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation des IS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt letztlich und vordringlich eine politische  Regelung geben muss . Hierfür hat sich die Bundesre- gierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft einge- setzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine  führende Rolle  in diesem Konflikt zu verschaffen.  Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur hu- manitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im Novem- ber 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des poli- tischen  Prozesses  zur  Konfliktregelung  –  Konferenzen  in Wien – hat sich Deutschland mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabi- en eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Sonder- gesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Arbeits- gruppen unter Einbeziehung der Konfliktparteien – ohne  IS –zu Kernfragen des Konflikts gegründet wurden. Eine  Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nahost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grundlage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe des IS ein, der weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentral- regierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen den IS im Irak zu unter- stützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere vom IS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen begin- nen, in ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung des IS im Nordirak sich auch mit mili- tärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen den IS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach in- tensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen den IS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514212 (A) (C) (B) (D) Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Meine Zustimmung zu einem Einsatz deutscher Streit- kräfte gegen die Terrorgruppe des IS fällt mir nicht leicht . Ich weiß jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engage- ment nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militärische Engagement im und über dem Opera- tionsgebiet der Terrororganisation IS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen IS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen den IS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terrorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausrei- se von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Sy- rien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss an den IS – oftmals durch staatliche Insti- tutionen geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es un- abdingbar, dass IS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer des IS selber Muslime . Die An- schläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben des IS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Seit Jahren tobt der Bürgerkrieg in Syrien . Das Assad- Regime hat mit einer gnadenlosen Kriegsführung gegen das eigene Volk Syrien ins Chaos gestürzt . Es hat damit den Boden bereitet für das Ausbreiten des Terrornetz- werkes des sogenannten „Islamischen Staates“ IS . Das Assad-Regime und der IS haben mit unvorstellbarer Bru- talität die eigene Bevölkerung zur massenhaften Flucht aus Syrien getrieben . Die Völkergemeinschaft hat dieser Entwicklung lange tatenlos zugesehen, einzelne Staaten haben aus sehr nationalen Gründen den Konflikt weiter  angeheizt, beispielsweise mit Geldzuwendungen, An- kauf von Öl aus erbeuteten Ölquellen bis hin zur krie- gerischen Unterstützung einzelner Akteure . Dem Treiben dieser Terrororganisation muss Einhalt geboten werden . Dafür braucht es jedoch ein international abgestimmtes politisches und militärisches Vorgehen . Das durch die Bundesregierung vorgelegte Mandat erfüllt diese Voraus- setzungen jedoch nicht und lässt zu viele Fragen offen . Ich werde dem von der Bundesregierung vorgeschlage- nen Mandat zur Unterstützung des französischen Einsat- zes in Syrien daher nicht zustimmen . Die Solidarität mit Frankreich ist zweifelsfrei ein wichtiges und gewichtiges Argument und der europä- ische Zusammenhalt von großer Bedeutung . Dennoch muss bei jedem Auslandseinsatz der Bundeswehr sorg- sam und gewissenhaft entschieden werden, welches En- gagement verantwortbar und sinnvoll ist . So sehr nach den menschenverachtenden Anschlägen von Paris auch die Reaktion und Bitte der französischen Regierung ver- ständlich  ist, so  ist es auch unsere Pflicht, den militäri- schen Einsatz der Bundeswehr nicht ohne ein schlüssiges politisches Gesamtkonzept zu beschließen . Das vorlie- gende Mandat macht für mich nicht deutlich genug klar, mit wem Deutschland gegen wen und für welches poli- tische Ziel kämpft . Die Bundesregierung hat keine ein- deutige Aussage getroffen, ob sie explizit oder implizit an der Seite Assads und Russlands gegen ISIS vorgehen will . Der Abschuss eines russischen Militärjets durch die Türkei in der jüngsten Vergangenheit hat gezeigt, wie Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14213 (A) (C) (B) (D) unterschiedlich die Ziele und Interessen der handeln- den Akteure in der Region sind . Die Uneinigkeit in der Allianz gegen den IS und das unkonkrete vorliegende Mandat der Bundesregierung, in dem Ziele, Zeitraum und Verantwortung nicht klar beschrieben sind, stellen für mich keine Option dar, die einen auch nur kleinen Schritt in Richtung einer Lösung des Konfliktes erkennen  lässt . Dies und die hochproblematische völkerrechtliche Grundlage dieses Einsatzes lassen mich zu dem Schluss kommen, einem Einsatz der Bundeswehr in Syrien ge- genwärtig nicht zuzustimmen . Siegmund Ehrmann (SPD): Das Mandat verlangt einen extrem schwierigen Abwägungsprozess über Handlungsoptionen, die das Ziel haben, Konflikte zu be- heben, die in einer nahezu verfahrenen Situation, die in Nahost und auf der arabischen Halbinsel Leid und Zer- störung verursachen . Zugleich strahlen Hass und Gewalt auch auf andere Regionen aus, destabilisieren zum Bei- spiel afrikanische Staaten und säen Terror und Gewalt in die europäischen Länder . Auch wenn sich die Konturen einer dauerhaften Kon- fliktlösung  nur  schemenhaft  abzeichnen,  ist  die  von  Frank-Walter Steinmeier wesentlich mitgeprägte Vor- gehensweise der Weg . Es bedarf erstens politischer Ver- handlungen zur Konfliktlösung, zweitens der regionalen  Stabilisierung und – gerade wegen des ausufernden men- schenverachtenden terroristischen Gewaltakts – drittens militärischer Mittel Ich werde dem Einsatzmandat zustimmen; es steht in folgendem Kontext: Erstens . Die Lage in Syrien ist alarmierend . Seit Be- ginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgrup- pen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militäri- sche Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstrup- pen haben systematisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Gift- gaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelun- gen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffenbestände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe IS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten Ge- bieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von IS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe IS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tu- nesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Stra- tegiewechsels . Zweitens . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolution 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resolution 2249 vom 20 . November 2015 wieder- holt festgestellt, dass von der Terrororganisation IS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Si- cherheit ausgeht . Für  den  zugrunde  liegenden  Syrien-Konflikt  kann  es nur eine politische Lösung geben . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nati- onen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu ver- schaffen . Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräf- te zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konfe- renzen in Wien – haben wir uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabi- en eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne  IS –  zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe IS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen IS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von IS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dör- fern  und  Städten  geflüchteten  Menschen  beginnen,  in  ihre Heimat zurückzukehren . Drittens . Nach den Terroranschlägen am 13 . Novem- ber 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesre- gierung gebeten, neben ihrem politischen Engagement zur  Regelung  des  Syrien-Konfliktes  und  dem  militäri- schen Beitrag zur Zurückdrängung des IS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreich, des Iraks und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen IS zu beteiligen . Die Bundesregie- rung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen IS angeboten . Hierzu ge- hören sowohl Aufklärungs- und Luftbetankungsflugzeu- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514214 (A) (C) (B) (D) ge sowie eine Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträgers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sie galten uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Auch ist jetzt des- halb die Solidarität aller Europäer gefordert . Ich stimme dem Mandat in dem Wissen zu, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militäri- sche konzentriert, sondern das militärische Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisati- on IS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrie- ges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ih- ren Partnern nutzen will und muss . Die Bundesregierung unterstütze ich ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen IS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen IS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syri- en muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinder- te Finanzzufluss  an  IS – oftmals durch  staatliche  Insti- tutionen geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Zudem ist es unabdingbar, dass IS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Viertens . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „ Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von IS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu ins- trumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlin- ge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Integration insbesondere jun- ger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelge- sellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran ge- hindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszurei- sen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Ver- fügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen breiten politischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von IS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 wurde der Ansatz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Unser Land handelt nicht allein; unsere Entscheidun- gen sind eingebettet in ein abgestimmtes Vorgehen der Staatengemeinschaft . In der Hoffnung, dass die Erfolge der Diplomatie das Morden stoppen und militärische Einsätze schnell ent- behrlich machen – auch wenn ich nicht frei von Zweifeln bin –, stimme ich dem vorgelegten Mandat zu . Michaela Engelmeier (SPD): Mit großer Sorge bli- cken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedli- chen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusam- menhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation ge- setzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systema- tisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14215 (A) (C) (B) (D) Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozes- ses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben  wir uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter ande- rem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Län- der spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Misrura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Permes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener-Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem mi- litärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwägungsprozess entschieden, dem Man- dat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht allein auf das Militärische konzentriert, sondern das mili- tärische Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres ge- samten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesre- gierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Meine Fraktion unterstützt die Bundesregierung aus- drücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internatio- nalen Terrorismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta be- schlossenen Maßnahmen gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terrorgruppen . Insbesondere die An- werbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Eben- so müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnah- men zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss an ISIS – oftmals  durch staatliche Institutionen geduldet oder gar organi- siert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Da- rüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514216 (A) (C) (B) (D) In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Saskia Esken (SPD): Im Deutschen Bundestag habe ich heute – Freitag, 4 . Dezember 2015 – eine Entschei- dung zu treffen, die sehr schwerfällt . Unter Abwägung aller mir zur Verfügung stehenden Informationen und nach  reiflicher Überlegung werde  ich  in  dieser Gewis- sensentscheidung für den Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte in Syrien stimmen . Schon mit den Anschlägen vom Beginn des Jahres in Paris war der barbarische Terror des sogenannten „Isla- mischen Staates“ (IS) in Europa angekommen . Dieser Terror wütet schon seit langem in Syrien und in Irak, in Libyen und Tunesien . Es ist ein Terror gegen alle, die in Freiheit und Frieden leben wollen, in Syrien und den Nachbarländern und eben auch in Europa . Es sind brutale Taten verblendeter, unmenschlicher und kulturverachten- der Terroristen, die eine Religion zur Rechtfertigung ih- rer Terrorakte missbrauchen . Der seit Jahren herrschende Bürgerkrieg in Syrien ist mittlerweile zu einem regional und international beein- flussten Krieg eskaliert, in dem insbesondere der IS seit  2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewonnen  und in dem von ihm kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Dieser Terror ist eine Bedrohung für die Staatenge- meinschaft als Ganzes, und deshalb halte ich es für wich- tig, dass wir gemeinsam mit den arabischen Staaten ge- gen den Terror kämpfen . Ebenso wie die Terrorabwehr und die politische Befriedung der Region wird auch die- ser militärische Einsatz nur dann von Erfolg gekrönt sein, wenn der Westen sich nicht etwa alleine, sondern in einer Allianz mit der arabischen Welt gegen den IS stellt . Denn nur gemeinsam können wir dem IS entgegenhalten: ,,Ihr seid nicht der Islam . Ihr seid nicht der Staat . Und ihr re- präsentiert nicht die arabische Welt .“ Der IS macht sich die Instabilität der arabischen Welt zunutze . Hier tobt zwischen unterschiedlichen nationalen und religiösen Kräften ein Machtkampf, der aus einem Vakuum heraus entstehen konnte, das der Rückzug der Weltmächte nach dem Ende des kalten Krieges hinter- lassen hat . Rein militärisch ist dieser Terror nicht zu besiegen, und doch muss mit militärischen Mitteln dafür gesorgt werden, dass der IS sich nicht noch weitere Teile Syri- ens zu eigen macht . Denn sonst bleibt von Syrien nichts übrig, was wir befrieden und in eine neue Zukunft über- führen können . Damit die arabische Welt auf friedlichem Weg wie- der zu einer stabilen Ordnung und zu einem guten und gerechten Miteinander der Völker und der Glaubens- richtungen finden kann, braucht es eine politisch-diplo- matische Verhandlungsstrategie, wie sie Frank-Walter Steinmeier und andere mit der Wiener Konferenz bereits angelegt haben . Solche Verhandlungen können sicher nur schrittweise und nur mit langem Atem und langem Mut mehr Frieden und mehr Stabilität bewirken . Zu einem gesamtpolitischen Ansatz gehören auch die bereits 2014 von den Vereinten Nationen beschlossenen Maßnahmen gegen IS, al-Qaida und mit ihnen verbün- dete Terrorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnahmen zur Un- terbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der unge- hinderte Finanzzufluss an den IS muss mit allen Mitteln  unterbunden werden . Im Bürgerkrieg in Syrien haben bisher über 250 000 Menschen ihr Leben verloren, andere sind durch den Terror des IS überall auf der Welt umgekommen, Abertausende Menschen haben ihre Heimat verloren und befinden  sich auf der Flucht. Frieden und Freiheit  sind  die Grundlage für ein menschenwürdiges Leben . Diese echte und einzige Lebensperspektive liegt meiner Ent- scheidung in dieser schwierigen Abstimmung zugrunde . Karin Evers-Meyer (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14217 (A) (C) (B) (D) ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Insbesondere die Resolution 2249, die nach den „Anschlägen von Paris“ verfasst wurde, fordert die inter- nationale Staatengemeinschaft zum Handeln auf . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Pro- zesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – ha- ben wir uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Seide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Besonders anzumerken ist, dass sich bei diesem Prozess absolute Gegner an einen Tisch gesetzt haben – eben wie zum Beispiel Saudi-Arabien und Iran, USA und Russland . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Genau dieses Vorgehen unterscheidet sich von der Vorgehensweise im Irak und in Afghanistan . Hier wird über den Tag hinaus nach einer Zukunft für Syrien ge- sucht, die mehrheitlich von den Kräften im Land getra- gen werden kann . Jetzt nicht einzugreifen, hieße, Syrien komplett dem IS zu überlassen . Somit würde den Men- schen im Land jede Möglichkeit genommen werden, in ihrer Heimat zu verbleiben oder dorthin zurückzukeh- ren – sie werden dauerhaft zu Flüchtlingen . Eine Verfestigung des IS im Irak und Syrien würde eine Ausbreitung des IS in Nachbarstaaten zur Folge ha- ben . Dies ist eine erklärte Strategie des IS . Insofern geht es nicht allein um die Bekämpfung des IS in Syrien und im Irak, sondern gleichzeitig auch um den Schutz anderer Staaten im Nahen Osten . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden . die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Ganz besonders richtete sich der Anschlag auf das Fußballspiel auch ge- gen uns . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Euro- päer gefordert . Diese Solidarität gilt für mich im Übrigen auch für die Verteilung der Flüchtlinge in Europa . Trotz großer Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS hab ich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwä- gungsprozess mich dazu entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514218 (A) (C) (B) (D) Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration, insbesondere junger Muslime, müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . An dieser Stelle möchte ich eindringlich daran erin- nern, was der IS seit geraumer Zeit in Syrien treibt: Ver- sklavung von Frauen für die Krieger des IS, Verfolgung und Ermordung von Männern, die sich dem IS verwei- gern, Entführung von Kindern, um sie zu Kriegern auszu- bilden; systematische Landnahme, Abschlachtung gan- zer Dörfer – selbst in der UN-Versammlung ist das Wort Genozid gefallen . Es ist traurig, dass vor allem aufgrund des russischen Widerstandes kein robustes UN-Mandat zum Einsatz in Syrien erreicht werden konnte . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS ein- zudämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden – allein eine militärische Lösung kann es ebenso wenig richten, wie nur auf humanitäre Maßnahmen zu setzen . Auf die- ser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Dazu gehört aber auch ein umfassendes Konzept zur Bekämpfung von Fluchtursachen . Ich setze mich in Berlin schon seit langem für die Bekämpfung von Fluchtursachen durch die Stärkung wirtschaftlicher Beziehungen ein . Meiner Meinung nach können ein militärischer Einsatz in Syrien und auch die immensen humanitären Anstrengungen zur Stabilisierung der Region nur dauerhaft wirken, wenn auch die Zivilgesellschaften durch eine intensivere wirt- schaftliche Verflechtung an dieser großen Aufgabe mit- wirken . Damit dies gelingt, gilt es, Handelshemmnisse weitestgehend abzubauen, Bildung und Forschung zu stärken, Tourismus zu fördern und aktiv unternehmeri- sches Engagement in den arabischen sowie afrikanischen Ländern zu unterstützen . Sehr zu begrüßen ist der auf dem Valletta-Gipfel ver- abschiedete Aktionsplan, dessen erste Priorität die Be- kämpfung von Fluchtursachen durch Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten in Herkunftsländern ist . Da sich deutsche Unternehmen zurzeit beispielsweise kaum in Syrien niederlassen werden, müssen wir Länder, die in Krisenregionen als Stabilitätsfaktoren anzusehen sind, zum Beispiel Jordanien oder Tunesien, dringend in den Fokus nehmen und zu ihrer Stabilisierung beitragen . Fluchtursachen bekämpfen bedeutet vielfältige, aufei- nander abgestimmte Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen . Die langfristige Stärkung wirtschaftlicher Beziehungen kann dabei Multiplikatoren-Effekte schaf- fen, die aber auch kurzfristig helfen können, Stabilität und Struktur wiederherzustellen . Vor allem aber zeigen sie für die Menschen in den betroffenen Regionen Pers- pektiven auf . Nur dann werden sie dort bleiben bzw . zu- rückkehren wollen . Daran arbeiten wir . Liebe Genossinnen, liebe Genossen, nach intensiver Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorge- legten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Kerstin Griese (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die weltweite Lage, auf die Zunahme von Terror, Ge- walt und Unfreiheit, besonders in Syrien und im Nord- irak . Die Anschläge in Paris haben mich erschüttert, ebenso die Anschläge in Ägypten, Bamako, Sarajevo, Bagdad, Beirut und auch die nahezu täglichen Attacken, wie sie in Israel und in den palästinensischen Gebieten stattfinden. Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositi- onsgruppen 2011 hat das Assad-Regime die eigene Bevöl- kerung angegriffen und auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systema- tisch zivile Ziele beschossen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg ist mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg eskaliert,  in dem die aus dem Irak stammende terroristische Grup- pe Da'isch, die sich „Islamischer Staat“ (IS oder ISIS) nennt, seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14219 (A) (C) (B) (D) gewonnen und in den von ihr kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Sie ermorden alle, die sich nicht ihren Vorstellungen einer gewalttätigen und fundamentalistischen Auslegung des Islam unterwerfen, seien es Christen, Jesiden, Schiiten oder andersdenkende Sunniten . Aus den historischen Ursprungsgebieten des Christentums sind inzwischen fast alle aramäischen Christinnen und Christen vertrie- ben, ermordet und immer noch viele entführt . Die Ter- roristen vertreiben dort seit Jahrtausenden angesiedelte Volksgruppen, entführen, misshandeln, missbrauchen und ermorden massenhaft Mädchen und Frauen und wü- ten mit unvorstellbarer Grausamkeit . Nachdem sich ihre terroristischen und militärischen Aktivitäten zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe Da'isch/IS und ihr nahestehende Grup- pen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer, nach Nordafrika und bis nach Europa . Die Terroranschläge mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Stra- tegiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  eine  politische  Lösung  geben  muss  und  dass  zivile Konfliktlösungen  immer Vorrang  haben . Hierfür haben sich die Bundesregierung und ins- besondere unser Außenminister Frank Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe fand auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin statt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – hat sich  der Außenminister mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem des Iran und von Saudi Arabien einge- setzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg, deshalb muss mit ihnen trotz aller un- terschiedlicher Werte gesprochen werden . Wir unterstüt- zen den politischen Ansatz des UN-Sondergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Arbeitsgruppen unter Einbeziehung der Konfliktparteien – ohne Da'isch/IS  –  zu Kernfragen des Konflikts gegründet wurden. Aus den  Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen kann die Grundlage für eine Vereinbarung entwickelt werden, um einer poli- tischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Verein- ten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für  eine  politische  Konfliktregelung  vereinbart.  Dieser  wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe Da'isch/IS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher hat der Deutsche Bundestag im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentral- regierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen die Terroristen im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von Da'isch/IS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen  beginnen, in ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Francois Hollande die Bundesregie- rung gebeten, sich neben ihrem politischen Engagement zur Lösung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen  Beitrag zur Zurückdrängung von Da'isch/IS im Nordirak (Waffenlieferungen und Ausbildung der kurdischen Peschmerga) auch mit militärischen Mitteln zur Unter- stützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz am Kampf gegen Da'isch/IS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung militäri- sche Fähigkeiten in Form von Aufklärungs- und Luft- betankungsflugzeugen sowie einer Fregatte zum Schutz  eines französischen Flugzeugträgers angeboten . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art zu leben . Sie richten sich gegen die unteilbaren Menschenrechte . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Die An- schläge in Paris sind aus meiner Sicht zwar der Auslöser, aber nicht die Ursache der Notwendigkeit eines verstärk- ten deutschen Engagements . Deutschland ist schon seit langem Teil der internationalen Allianz gegen den Terror, damit ist Deutschland auch schon lange im Visier inter- national agierender Terroristen . Trotz meiner Skepsis gegenüber militärischen Einsätzen und den unbedingt zu diskutierenden Fragen nach langfristigen Strategien habe ich mich nach intensiven Diskussionen und in einem schwierigen Abwägungsprozess entschieden, diesem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Für mich ist entscheidend, dass zivile Krisenlösungen immer Vorrang haben und zivile Prozesse gestärkt wer- den müssen . Gewaltfreie Lösungen, der politische Weg und die Diplomatie müssen immer Vorrang haben . Der Einsatz militärischer Gewalt kann nur die äußerste Mög- lichkeit angesichts schwerster andauernder Menschen- rechtsverletzungen sein . Ich weiß, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das mi- litärische Engagement im und über dem Operationsge- biet der Terrororganisation Da'isch/IS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrien-Krieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen Da'isch/lS im Besonde- ren zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514220 (A) (C) (B) (D) Maßnahmen gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbün- dete Terrorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnahmen zur Un- terbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der un- gehinderte Finanzzufluss an Da'isch/IS – oftmals durch  staatliche Institutionen geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hi- naus ist es unabdingbar, dass Da'isch/IS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Gleichzeitig muss es gelingen, Waffenlieferun- gen an Länder dieser Region zu reduzieren . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ oder gar einem Kampf der Religionen oder der Gläubigen gegen Nicht-Gläubige entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von Da'isch/IS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dür- fen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Integration des Islam in unsere Gesellschaft und insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden . Ebenso müssen jun- ge Menschen – sogenannte „Ausländische Kämpfer“ – daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur mit diesem gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben einzudämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grund- lage wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien mit über  250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für Humanitäre Hilfe und die zivile Krisenpräven- tion um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzu- setzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Michael Groß (SPD): Mir fällt eine Entscheidung für oder gegen das Mandat sehr schwer . Grundsätzlich ersetzen Kriegseinsätze keine politischen Lösungen . Deswegen habe ich unter anderem seit der Aufnahme meines Mandats gegen militärische Einsätze in Afgha- nistan gestimmt . In der heutigen Abstimmung gilt für mich jedoch der Grundsatz, Unschuldige vor Terroristen, Kriminellen und brutalen Mördern zu schützen . In Syrien tobt ein Krieg, der sich inzwischen massiv ausgeweitet hat . Unschuldige sterben, werden vor den Augen unserer friedliebenden, demokratischen und freiheitlichen Welt hingerichtet und brutal ermordet . Millionen Menschen sind auf der Flucht vor dem Terror des IS . Frank-Walter Steinmeier ist mit hohem politischem Engagement aller Akteure mit dem „Wiener Gespräch“ auf dem richtigen Weg . Die diplomatischen Bemühun- gen zur Beendigung des Krieges laufen verstärkt . Ich unterstütze Navid Kermani, Träger des Frie- denspreises des Deutschen Buchhandels, dass ein weit entschlosseneres diplomatisches und zivilgesellschaftli- ches Handeln erforderlich ist, möglicherweise auch mili- tärische Schritte notwendig sind . Am Anfang standen friedliche Proteste, denen mit unerbittlicher Härte begegnet wurde . Gespräche wurden abgelehnt, auf Eskalation durch das Regime von Baschar al-Assad gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen ha- ben systematisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zu- sammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgasein- satz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die che- mischen Waffenbestände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Es gilt, diejenigen zu schützen, die weder der einen noch der anderen Gruppierung angehören . Es müssen si- chere Zonen geschaffen werden . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14221 (A) (C) (B) (D) den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt letztlich nur eine politische Regelung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt, mit denen ein kritischer Dialog gesucht werden muss, um die Situation vor Ort zu stabilisieren . Ebenso muss dafür gesorgt wer- den, dass die Geldquellen für IS ausgetrocknet werden . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert, denn Soli- darität ist keine Einbahnstraße . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich bin davon überzeugt, dass man einen militärischen Einsatz gegen den sogenannten IS – im Folgenden verwende ich den Begriff Da'isch – durchaus auch unter Beteiligung deutscher Truppen braucht . Das vorgelegte Mandat halte ich aber für nicht zustimmungsfähig . Die Terroranschläge in Paris galten nicht allein Frank- reich, sondern richten sich gegen das liberale Europa, unsere Werte und säkulare, pluralistische Lebensweise . Frankreichs Präsident Hollande hat sich mit der Bitte um Beistand bewusst nicht an die NATO gewandt, sondern an die Solidarität der Europäischen Union appelliert . Wie immer man also entscheidet: Man muss reflektieren, was  diese Entscheidung für das deutsch-französische Verhält- nis bedeutet . Es ist daher alles andere als leicht, diesem Mandat nicht zuzustimmen . Wir müssen und werden Frankreich unterstützen – zum Beispiel auch durch un- seren Einsatz in Mali . Das steht für mich außer Frage . Der von der Koalition vorgelegte Mandatstext für Syrien Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514222 (A) (C) (B) (D) enthält jedoch so viele offene Fragen und Unklarheiten, dass ich darin nicht die Unterstützung sehe, auf die es jetzt ankäme . Die unbequeme Realität ist leider: Der Krieg ist in Sy- rien seit fünf Jahren blutige Wirklichkeit . Deswegen geht es zuvorderst um die Frage, wie dieser Krieg beendet werden kann, um Raum für eine politische Lösung her- beizuführen . Wichtig ist darüber hinaus die Einschrän- kung der ausländischen Finanzströme und des Ölhandels von Da'isch, aber allein damit lässt sich ihr Terror nicht austrocknen . Die bedeutendste Ressource des Da'isch ist die unter seiner Kontrolle stehende Bevölkerung und seine Fähigkeit, Tausende Dschihadisten aus aller Welt anzuziehen, zu trainieren und in den Kampf zu schicken . Diese Ressourcen wird man nur einschränken können, wenn man Da'isch wieder Territorium abringt – wie es im übrigen zum Beispiel den Peschmerga-Kämpfern im Nordirak gelungen ist . Ich habe die Waffenlieferungen an  sie  unterstützt  und finde,  dass  dies  eine notwendige  Maßnahme war und ist . Russland hat seit dem 30 . September 2015 massiv zugunsten des Assad-Regimes in den Konflikt eingegrif- fen . Dabei trafen seine Angriffe bislang vorwiegend die syrischen Widerstandskämpfer und weniger Da'isch . Die Türkei geht gegen Stellungen der Kurden in Syrien vor, die wiederum verstärkt von den USA unterstützt werden . All dies macht deutlich, dass die Allianz der Willigen, die dort jetzt verstärkt eingreifen, kein gemeinsamer Wille eint, sondern sie widersprüchliche Ziele verfolgen . Auch fährt die Bundesverteidigungsministerin einen Zickzack- kurs in Bezug auf die Beteiligung der Regierungstruppen von Assad . Weder das Mandat noch die Äußerungen der Bundesregierung legen offen, ob, wie und unter welchen Bedingungen eine militärische Zusammenarbeit mit Russland – das Assads Armee unterstützt – erfolgen soll . Insbesondere offen ist: Wer sind die Kooperationspartner als Bodentruppen, wer wird dabei wie stabilisiert und un- terstützt? Wer schließt zum Beispiel das Vakuum am Bo- den, wenn Da'isch dort verdrängt wurde? Diese Fragen sind zu relevant und auch zu riskant, als dass ein Mandat sie offen lassen dürfte . Angesichts einer so komplexen Akteurskonstellation braucht es hier Klarheit, bevor die deutschen Truppen entsendet werden . Ob die völkerrechtliche Grundlage für das Mandat vorhanden ist, ist zwar umstritten, eventuell aber doch gegeben; deswegen stellt dies nicht die Begründung für mein Nein dar . Auch die mittelfristigen Ziele und politischen Strate- gien dieser militärischen Intervention in Syrien sind un- klar . Wie soll der Übergang zu einer Post-Assad-Ära ge- staltet werden? Wie will die westliche Allianz den Schutz von Minderheiten und die Beteiligung aller relevanten Gruppen an einem politischen Prozess zur Zukunft des Landes sicherstellen? Wie könnte eine Nachkriegsord- nung für Syrien aussehen? Leider hat die Bundesregierung ein extrem verkürztes parlamentarisches Verfahren gewählt, sodass nicht ein- mal eine angemessene, parlamentarische Beratung über diese  Fragen  stattfinden  konnte.  So  sehr  rasches  Han- deln nötig ist und so sehr auch die Solidarität mit unse- ren französischen und insgesamt europäischen Partnern selbstverständlich ist – bevor der Startpunkt für einen womöglich jahrelangen Bundeswehreinsatz gesetzt wird, müssen die Rahmenbedingungen erörtert werden . Hierzu gehört – die Akteure zu benennen, mit denen kooperiert und Informationen ausgetauscht werden und sich auch über diejenigen Akteure klarzuwerden, mit denen ein solcher Austausch nicht erfolgt – hierzu gehört für mich die klare Festlegung darauf, dass mit der Assad-Armee nicht zusammengearbeitet wird –, – eine planvolle, politische Strategie zu bedenken und darzulegen, was zum Beispiel mit erkämpften Gebieten geschieht und wie Arrangements für ei- nen Waffenstillstand vereinbart werden können . Insgesamt bleiben zu viele entscheidende Fragen offen, das Handeln besitzt keine klare Perspektive und scheint damit auch hilflos. Es braucht dagegen eine lang- fristige Strategie, in die auch durchaus militärische Ein- sätze einzubinden sind . Dieser Einsatz ist so wenig plan- voll, dass die Gefahr besteht, das Gegenteil zu bewirken von dem, was beabsichtigt ist . Daher kann ich dem Man- dat in dieser Form nicht zustimmen . Metin Hakverdi (SPD): Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Zuletzt hat der Sicherheitsrat in seiner Resoluti- on 2249 nach den Pariser Terroranschlagen festgestellt: Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14223 (A) (C) (B) (D) ,,Der IS ist eine Bedrohung für Frieden und Sicherheit weltweit . Der Sicherheitsrat ruft daher die Staatenge- meinschaft dazu auf, alle notwendigen Maßnahmen ge- gen diese Bedrohung zu ergreifen .“ Für mich steht fest, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt letztlich nur eine politische Regelung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Auf Initiative des UN-Sondergesandten de Mistura wurden vier Arbeitsgruppen unter Einbeziehung der Konfliktparteien – ohne ISIS – zu Kernfragen des Kon- flikts gegründet. Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen  Nahost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grundlage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher hat der Bundestag auch im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regionalre- gierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung mit militärischer Ausbildung und Aus- rüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Ge- biete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen  beginnen, in ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz großer Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS stimme ich heute dem Mandat der Bundesregierung zu . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich bin je- doch überzeugt, dass die Bundesregierung ihr Engage- ment nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militärische Engagement im und über dem Operati- onsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514224 (A) (C) (B) (D) barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräfte zu . Ulrich Hampel (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Pro- teste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das As- sad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar che- mische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffenbe- stände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Insbesondere die Resolution 2249, die nach den „Anschlägen von Paris“ verfasst wurde, fordert die in- ternationale Staatengemeinschaft zum Handeln auf . Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde lie- genden  Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung geben kann . Hierfür hat sich die Bundesre- gierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft einge- setzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine  führende Rolle  in diesem Konflikt zu verschaffen.  Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur hu- manitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im Novem- ber 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politi- schen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in  Wien – haben wir uns mit Nachdruck für die Einbezie- hung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien einge- setzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Besonders anzumerken ist, dass sich bei diesem Prozess absolute Gegner an einen Tisch gesetzt haben – eben wie zum Beispiel Saudi-Arabien und Iran, USA und Russland . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en  (ohne  ISIS)  zu Kernfragen  des Konflikts  gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten, Professor Volker Perthes, geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Genau dieses Vorgehen unterscheidet sich von der Vorgehensweise im Irak und in Afghanistan . Hier wird über den Tag hinaus nach einer Zukunft für Syrien ge- sucht, die mehrheitlich von den Kräften im Land getra- gen werden kann . Jetzt nicht einzugreifen, hieße, Syrien komplett dem IS zu überlassen . Somit würde den Men- schen im Land jede Möglichkeit genommen werden, in ihrer Heimat zu verbleiben oder dorthin zurückzukeh- ren – sie werden dauerhaft zu Flüchtlingen . Eine Verfestigung des IS im Irak und Syrien würde eine Ausbreitung des IS in Nachbarstaaten zur Folge ha- ben . Dies ist eine erklärte Strategie des IS . Insofern geht es nicht allein um die Bekämpfung des IS in Syrien und im Irak, sondern gleichzeitig auch um den Schutz anderer Staaten im Nahen Osten . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14225 (A) (C) (B) (D) intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Ganz besonders richtete sich der Anschlag auf das Fußballspiel auch ge- gen uns . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Euro- päer gefordert . Diese Solidarität gilt für mich im Übrigen auch für die Verteilung der Flüchtlinge in Europa Trotz großer Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwä- gungsprozess mich dazu entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration, insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . An dieser Stelle möchte ich eindringlich daran erin- nern, was der IS seit geraumer Zeit in Syrien treibt: Ver- sklavung von Frauen für die Krieger des IS Verfolgung und Ermordung von Männern, die sich dem IS verwei- gern, Entführung von Kindern, um sie zu Kriegern aus- zubilden, systematische Landnahme Abschlachtung gan- zer Dörfer – selbst in der UN-Versammlung ist das Wort Genozid gefallen . Es ist traurig, dass vor allem aufgrund des russischen Widerstandes kein robustes UN-Mandat zum Einsatz in Syrien erreicht werden konnte . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS ein- zudämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden – allein eine militärische Lösung kann es ebenso wenig richten, wie nur auf humanitäre Maßnahmen zu setzen . Auf die- ser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Dazu gehört aber auch ein umfassendes Konzept zur Bekämpfung von Fluchtursachen . Wir setzen uns in Berlin schon seit langem für die Bekämpfung von Fluchtursachen durch die Stärkung wirtschaftlicher Beziehungen ein . Meiner Meinung nach kann ein militärischer Einsatz in Syrien und auch die immensen humanitären Anstrengungen zur Stabilisierung der Region nur dauerhaft wirken, wenn auch die Zivilgesellschaften durch eine intensivere wirt- schaftliche Verflechtung an dieser großen Aufgabe mit- wirken . Damit dies gelingt, gilt es, Handelshemmnisse weitestgehend abzubauen, Bildung und Forschung zu stärken, Tourismus zu fördern und aktiv unternehmeri- sches Engagement in den arabischen sowie afrikanischen Ländern zu unterstützen . Sehr zu begrüßen ist der auf dem Valletta-Gipfel ver- abschiedete Aktionsplan, dessen erste Priorität die Be- kämpfung von Fluchtursachen durch Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten in Herkunftsländern ist . Da sich deutsche Unternehmen zurzeit beispielsweise kaum in Syrien niederlassen werden, müssen wir Länder, die in Krisenregionen als Stabilitätsfaktoren anzusehen sind, beispielsweise Jordanien oder Tunesien, dringend in den Fokus nehmen und zu ihrer Stabilisierung beitra- gen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514226 (A) (C) (B) (D) Fluchtursachen bekämpfen bedeutet, vielfältige, auf- einander abgestimmte Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen . Die langfristige Stärkung wirtschaft- licher Beziehungen kann dabei Multiplikatoren-Effekte schaffen, die aber auch kurzfristig helfen können, Sta- bilität und Struktur wiederherzustellen . Vor allem aber zeigen sie für die Menschen in den betroffenen Regionen Perspektiven auf . Nur dann werden sie dort bleiben bzw . zurückkehren wollen . Daran arbeiten wir . Nach intensiver Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz be- waffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Sebastian Hartmann (SPD): Deutschland steht zu seinen  Bündnisverpflichtungen,  ganz  besonders  zu  un- serem engsten und treuesten Verbündeten – Frankreich . Auf die konkrete Aufforderung und Anfrage seitens un- serer französischen Freunde und Nachbarn, die sich auf die kollektive Bündnisstruktur in Europa beruft, kann und darf die Antwort Deutschlands nur Ja sein, natürlich nur im Einklang mit unserem Verfassungsrecht . Beistand und Solidarität sind geschuldet . Die Bundesrepublik Deutschland unterstützt Frank- reich, Irak und die internationale Allianz, die aus mehr als 60 Partnern besteht, in ihrem Kampf gegen Da'isch auf der Grundlage des Rechts auf kollektive Selbstvertei- digung gemäß Artikel 51 UN-Charta . Nach den Angrif- fen auf Paris am 13 . November 2015 hat sich mit Frank- reich erstmals ein EU-Mitgliedstaat auf die in Artikel 42 Absatz 7 des Vertrages über die Europäische Union ver- ankerte sogenannte Beistandsklausel berufen . Auf dem Treffen des Rates der EU für Außenbeziehungen im For- mat der EU-Verteidigungsminister in Brüssel am 17 . No- vember 2015 haben dann alle Mitgliedstaaten einhellig den französischen Antrag unterstützt und ihre Solidarität und ihren Beistand zugesichert . Die Entsendung der deut- schen Streitkräfte erfolgt im Rahmen und nach den Re- geln eines Systems gegenseitiger kollektiver Sicherheit nach Artikel 24 Absatz 2 des Grundgesetzes – und da- mit in Übereinstimmung mit den verfassungsrechtlichen und völkerrechtlichen Vorgaben für Auslands einsätze der Bundeswehr . Mit dem neuen Mandat führt Deutschland sein sicherheitspolitisches Engagement, das 2014 mit der Unterstützung der kurdischen Regionalregierung zum Schutz der Zivilbevölkerung im Nordirak begann, fort . Aber es geht nicht nur um Frankreich, nicht aus- schließlich um die konkrete Reaktion auf einen grausa- men Terroranschlag in Paris . Mit einer Terrororganisa- tion wie Da'isch kann es keine Friedensgespräche oder einen Mediationsprozess geben . Im Machtbereich des Da'isch leiden seit Jahren Millionen Menschen, werden gefoltert, versklavt, missbraucht, ermordet – im Nahen und Mittleren Osten, vor allem in Syrien und im Irak . Aber der Terror überzieht auch Afrika, vom Norden über Mali bis Nigeria . Und auch Asien ist bedroht . Die Menschen, die dort leben, bedürfen unseres Schut- zes . Ein politisches Konzept ist vonnöten . Wir brauchen auch eine internationale Lösung, die Deutschland ein- bezieht – ohne Assad . Der syrische Machthaber gehört vor Gericht gestellt . Das Recht steht über der Macht . An diejenigen, die wohl auch mit guten Gründen ablehnen, richte ich die Frage: Wenn Lufteinsätze nicht die erhoffte Wirkung erzielen, ist die Antwort dann die Entsendung von Bodentruppen? Oder erneut die Bewaffnung regio- naler Gruppen? Für Prävention, das Markenzeichen deutscher Außen- politik, ist es hier zu spät . Die Situation ist so, wie sie ist, und wir müssen in ihr entscheiden . Selbstverständ- lich müssen wir auch die Finanzquellen austrocknen und den politischen Prozess weiterverfolgen . Aber Da'isch müssen wir nicht irgendwann, sondern jetzt stoppen . Das geht nicht ohne Waffen, und wir dürfen es nicht anderen überlassen . Eine seit Jahren versprochene, aber uneinge- löste Perspektive in naher oder ferner Zukunft hilft den konkret Betroffenen wenig . Zumal ich auch einen Allein- gang von Präsident Putin unter Ausschluss westlicher Partner nicht für eine erstrebenswerte Lösung halte . Ich möchte nach der strittigen Entscheidung zur Bewaffnung regionaler Gruppen im Irak, wenn auch zur Selbstver- teidigung, nicht erneut die Verantwortung durch solche Entscheidungen und Delegation ablegen . Jetzt sind wir direkt gefordert . Wir wollen uns daran beteiligen, dass eine breite in- ternationale Mission den Terror in der Region beendet, auf der Grundlage des Völkerrechts und im Einklang mit der Wahrnehmung der Selbstverteidigungsrechte unserer französischen Freunde, denen wir beistehen . Dem ver- einzelt geäußerten Hinweis, wir riskierten dadurch eine erhöhte Terrorgefahr durch Racheakte, ist zu entgegnen: Unsere Lebensweise und unsere Gesellschaft stehen oh- nehin im Fokus der religionsmissbrauchenden Terroris- ten und Mörder des Da'isch . Doch Freiheit und Recht stehen immer vor Macht und Gewalt . Ich stimme der Entscheidung heute deshalb trotz aller offenen Fragen zu . Wolfgang Hellmich (SPD): Mit großer Sorge bli- cken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedli- chen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusam- menhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation ge- setzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systema- tisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroristi- sche Gruppe Da'isch seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von Da'isch zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14227 (A) (C) (B) (D) Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe Da'isch und ihr nahstehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resoluti- on 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resolution 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation Da'isch eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich  bin  überzeugt,  dass  es  für  den  Syrien-Konflikt  letztlich eine politische Regelung geben muss . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außen- minister Frank-Walter Steinmeier mit ganzer Kraft ein- gesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine  führende Rolle  in diesem Konflikt zu verschaffen.  Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur hu- manitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im Novem- ber 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des poli- tischen  Prozesses  zur  Konfliktregelung  –  Konferenzen  in Wien – haben wir uns mit Nachdruck für die Einbe- ziehung unter anderem des Iran und von Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg und bringen eigene Interessen konfliktverschärfend ein. Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen unter Einbeziehung der Konfliktparteien –  ohne Da'isch  –  zu Kernfragen  des Konflikts  gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, mit der wir  einer  politischen  Konfliktregelung  näherkommen  können . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe Da'isch ein, die weder Verhandlungspart- ner sein will noch sein kann, mit dieser Terrororganisa- tion lässt sich nicht verhandeln . Daher haben wir auch im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regionalre- gierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung mit militärischer Ausbildung und Aus- rüstung in ihrem Abwehrkampf gegen Da'isch im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als richtig erwiesen . Mehrere von Da'isch besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von Da'isch im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf ge- gen Da'isch zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen Da'isch angeboten . Hierzu gehören so- wohl Aufklärungs- und Luftbetankungsflugzeuge sowie  eine Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeug- trägers und Satellitenkapazitäten und Unterstützung in der Stabsarbeit . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . So haben wir Frankreich für den Fall eines Großschadenereignis- ses sanitätsdienstliche Hilfe zugesagt . Nach intensiven Diskussionen und einem schwieri- gen Abwägungsprozess haben wir uns entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zur Anwendung auch mi- litärischer Mittel gegen die Terrorgruppe Da'isch zuzu- stimmen . Wir wissen, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das mili- tärische Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation Da'isch ein Teil ihres gesamten Engagements in der Region ist . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Sy- rienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen Da'isch im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen Da'isch, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terrorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausrei- se von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Sy- rien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss  an  ISIS  –  oftmals  durch  staatliche  Insti- tutionen geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unab- dingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Da'isch hat Europa den Krieg erklärt . Nach wie vor sind aber die meisten Opfer von Da'isch selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514228 (A) (C) (B) (D) Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Integration insbe- sondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhin- dern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämp- fer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzu- gehen . Mit diesem umfassenden Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von Da'isch einzudämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hi- naus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundla- ge wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien mit über  300 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Dr. Eva Högl (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die weltweite Lage, auf die Zunahme von Terror, Gewalt und Unfreiheit, besonders in Syrien und im Nordirak . Die Anschläge in Paris haben mich erschüttert, ebenso die Anschläge in Ägypten, Bamako, Sarajevo, Bagdad, Beirut und auch die nahezu täglichen Attacken, wie sie in Israel und in den palästinensischen Gebieten stattfinden.  Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppo- sitionsgruppen 2011 hat das Assad-Regime die eigene Bevölkerung angegriffen und auf eine militärische Es- kalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zivile Ziele beschossen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusam- menhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die chemi- schen Waffenbestände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernich- ten . Der syrische Bürgerkrieg ist mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg eskaliert,  in dem die aus dem Irak stammende terroristische Grup- pe Da'isch, die sich ,,Islamischer Staat“ (IS oder ISIS) nennt, seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewonnen und in den von ihr kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Sie ermorden alle, die sich nicht ihren Vorstellungen einer gewalttätigen und fundamentalistischen Auslegung des Islam unterwerfen, seien es Christen, Jesiden, Schiiten oder andersdenkende Sunniten . Aus den historischen Ursprungsgebieten des Christentums sind inzwischen fast alle aramäischen Christinnen und Christen vertrie- ben, ermordet und immer noch viele entführt . Die Ter- roristen vertreiben dort seit Jahrtausenden angesiedelte Volksgruppen, entführen, misshandeln, missbrauchen und ermorden massenhaft Mädchen und Frauen und wü- ten mit unvorstellbarer Grausamkeit . Nachdem sich ihre terroristischen und militärischen Aktivitäten zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe Da'isch/IS und ihr nahestehende Grup- pen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer, nach Nordafrika und bis nach Europa . Die Terroranschläge mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Stra- tegiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  eine  politische  Lösung  geben  muss  und  dass  zivile Konfliktlösungen  immer Vorrang  haben . Hierfür haben sich die Bundesregierung und ins- besondere unser Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe fand auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin statt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – hat sich  der Außenminister mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem des Iran und von Saudi-Arabien einge- setzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg, deshalb muss mit ihnen trotz aller un- terschiedlicher Werte gesprochen werden . Wir unterstüt- zen den politischen Ansatz des UN-Sondergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Arbeitsgruppen unter Einbeziehung der Konfliktparteien  –  ohne Da'isch/IS  –  zu Kernfragen des Konflikts gegründet wurden. Aus den  Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen kann die Grundlage für eine Vereinbarung entwickelt werden, um einer poli- tischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg  für  eine  politische  Konfliktregelung  vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Ter- rorgruppe Da'isch/IS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher hat der Deutsche Bun- destag im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regio- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14229 (A) (C) (B) (D) nalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der iraki- schen Zentralregierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen die Terroristen im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von Da'isch/ IS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurücker- obert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüch- teten Menschen beginnen, in ihre Heimat zurückzukeh- ren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident François Hollande die Bundesregie- rung gebeten, sich neben ihrem politischen Engagement zur Lösung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen  Beitrag zur Zurückdrängung von Da'isch/IS im Nordirak (Waffenlieferungen und Ausbildung der kurdischen Peschmerga) auch mit militärischen Mitteln zur Unter- stützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz am Kampf gegen Da'isch/IS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung militäri- sche Fähigkeiten in Form von Aufklärungs- und Luft- betankungsflugzeugen sowie einer Fregatte zum Schutz  eines französischen Flugzeugträgers angeboten . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Sie richten sich gegen die unteilbaren Menschenrechte . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Die An- schläge in Paris sind aus meiner Sicht zwar der Auslöser, aber nicht die Ursache der Notwendigkeit eines verstärk- ten deutschen Engagements . Deutschland ist schon seit langem Teil der internationalen Allianz gegen den Terror, damit ist Deutschland auch schon lange im Visier inter- national agierender Terroristen . Trotz meiner Skepsis gegenüber militärischen Einsät- zen und den unbedingt zu diskutierenden Fragen nach langfristigen Strategien habe ich mich nach intensiven Diskussionen und in einem schwierigen Abwägungspro- zess entschieden, diesem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Für mich ist entscheidend, dass zivile Krisenlösungen immer Vorrang haben und zivile Prozesse gestärkt wer- den müssen . Gewaltfreie Lösungen, der politische Weg und die Diplomatie müssen immer Vorrang haben . Der Einsatz militärischer Gewalt kann nur die äußerste Mög- lichkeit angesichts schwerster andauernder Menschen- rechtsverletzungen sein . Ich weiß, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das mi- litärische Engagement im und über dem Operationsge- biet der Terrororganisation Da'isch/IS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen Da'isch/IS im Besonde- ren zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Si- cherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnahmen gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terror- gruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syri- en muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss  an  Da'isch/IS  –  oftmals  durch  staatliche  Institutionen geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass Da'isch/IS-Kämpfern der unkontrol- lierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Gleichzeitig muss es gelingen, Waffenlieferungen an Länder dieser Region zu reduzieren . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ oder gar einem Kampf der Religionen oder der Gläubigen gegen Nicht-Gläubige entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von Da'isch/IS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dür- fen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Integration des Islam in unsere Gesellschaft und insbesondere jun- ger Muslime müssen gesteigert werden . Ebenso müssen junge Menschen (sogenannte „ausländische Kämpfer“) daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur mit diesem gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben einzudämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grund- lage wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien mit über  250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514230 (A) (C) (B) (D) te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Angela Kermer (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Pro- teste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das As- sad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zivile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar che- mische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffenbe- stände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Insbesondere die Resolution 2249, die nach den „Anschlägen von Paris“ verfasst wurde, fordert die inter- nationale Staatengemeinschaft zum Handeln auf . Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde lie- genden  Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung geben kann . Hierfür hat sich die Bundesre- gierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft einge- setzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine  führende Rolle  in diesem Konflikt zu verschaffen.  Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur hu- manitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im Novem- ber 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politi- schen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in  Wien – haben wir uns mit Nachdruck für die Einbezie- hung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien einge- setzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Besonders anzumerken ist, dass sich bei diesem Prozess absolute Gegner an einen Tisch gesetzt haben – eben wie zum Beispiel Saudi-Arabien und Iran, USA und Russland . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Genau dieses Vorgehen unterscheidet sich von der Vorgehensweise im Irak und in Afghanistan . Hier wird über den Tag hinaus nach einer Zukunft für Syrien ge- sucht, die mehrheitlich von den Kräften im Land getra- gen werden kann . Jetzt nicht einzugreifen, hieße, Syrien komplett dem IS zu überlassen . Somit würde den Men- schen im Land jede Möglichkeit genommen werden, in ihrer Heimat zu verbleiben oder dorthin zurückzukeh- ren – sie werden dauerhaft zu Flüchtlingen . Eine Verfestigung des IS im Irak und Syrien würde eine Ausbreitung des IS in Nachbarstaaten zur Folge ha- ben . Dies ist eine erklärte Strategie des IS . Insofern geht es nicht allein um die Bekämpfung des IS in Syrien und im Irak, sondern gleichzeitig auch um den Schutz anderer Staaten im Nahen Osten . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Ganz besonders richtete sich der Anschlag auf das Fußballspiel auch ge- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14231 (A) (C) (B) (D) gen uns . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Euro- päer gefordert . Diese Solidarität gilt für mich im Übrigen auch für die Verteilung der Flüchtlinge in Europa . Trotz großer Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwä- gungsprozess mich dazu entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration, insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . An dieser Stelle möchte ich eindringlich daran erin- nern, was der IS seit geraumer Zeit in Syrien treibt: Ver- sklavung von Frauen für die Krieger des IS, Verfolgung und Ermordung von Männern, die sich dem IS verwei- gern, Entführung von Kindern, um sie zu Kriegern aus- zubilden, systematische Landnahme, Abschlachtung gan- zer Dörfer – selbst in der UN-Versammlung ist das Wort Genozid gefallen . Es ist traurig, dass vor allem aufgrund des russischen Widerstandes kein robustes UN-Mandat zum Einsatz in Syrien erreicht werden konnte . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS ein- zudämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden – allein eine militärische Lösung kann es ebenso wenig richten, wie nur auf humanitäre Maßnahmen zu setzen . Auf die- ser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenpräven- tion um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzu- setzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Dazu gehört aber auch ein umfassendes Konzept zur Bekämp- fung von Fluchtursachen . Ich setze mich in Berlin schon seit Langem für die Bekämpfung von Fluchtursachen durch die Stärkung wirtschaftlicher Beziehungen ein . Meiner Meinung nach kann ein militärischer Einsatz in Syrien und auch die immensen humanitären Anstrengun- gen zur Stabilisierung der Region nur dauerhaft wirken, wenn auch die Zivilgesellschaften durch eine intensivere wirtschaftliche  Verflechtung  an  dieser  großen Aufgabe  mitwirken . Damit dies gelingt, gilt es, Handelshemmnis- se weitestgehend abzubauen, Bildung und Forschung zu stärken, Tourismus zu fördern und aktiv unternehmeri- sches Engagement in den arabischen sowie afrikanischen Ländern zu unterstützen . Sehr zu begrüßen ist der auf dem Valletta-Gipfel ver- abschiedete Aktionsplan, dessen erste Priorität die Be- kämpfung von Fluchtursachen durch Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten in Herkunftsländern ist . Da sich deutsche Unternehmen zurzeit beispielsweise kaum in Syrien niederlassen werden, müssen wir Länder, die in Krisenregionen als Stabilitätsfaktoren anzusehen sind, zum Beispiel Jordanien oder Tunesien, dringend in den Fokus nehmen und zu ihrer Stabilisierung beitragen . Fluchtursachen bekämpfen bedeutet, vielfältige, auf- einander abgestimmte Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen . Die langfristige Stärkung wirtschaft- licher Beziehungen kann dabei Multiplikatoren-Effekte schaffen, die aber auch kurzfristig helfen können, Sta- bilität und Struktur wiederherzustellen . Vor allem aber zeigen sie für die Menschen in den betroffenen Regionen Perspektiven auf . Nur dann werden sie dort bleiben bzw . zurückkehren wollen . Daran arbeiten wir . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514232 (A) (C) (B) (D) Liebe Genossinnen, liebe Genossen, nach intensiver Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorge- legten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation ,,Islamischer Staat“ zu . Daniela Kolbe (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen Im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahstehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Pro- zesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – hat  sich Deutschland mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in die- sem Krieg . Deutschland unterstützt den politischen Ansatz des UN-Sondergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Arbeitsgruppen unter Einbeziehung der Konfliktpar- teien – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegrün- det wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nahost-Experten, Professor Volker Perthes, geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grundlage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher hat der Deutsche Bun- destag auch im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS be- setzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten  Menschen beginnen in ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz meiner großen Skepsis gegenüber einem mi- litärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwägungsprozess entschieden, dem Man- dat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über den Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14233 (A) (C) (B) (D) verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 hat die Koalition den Ansatz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisen- prävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürfti- gen in der Region in Abstimmung mit unseren internati- onalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Sabine Leidig (DIE LINKE): Ich sage Nein zum Ein- satz der Bundeswehr in Syrien . Es bewegt mich sehr, und ich bin entsetzt, dass Deutschland demnächst Kriegspartei in Syrien sein wird . Ich finde, dass Solidarität mit den Opfern von Terror und  Gewalt anders aussehen muss . Krieg war und ist auch heute die falsche Antwort auf den Terror . Es gibt viele Gründe für dieses Nein zum Krieg: Der wichtigste ist, dass Unschuldige dabei getötet werden . Bei den Bombardierungen, die künftig mithilfe deutscher Militärs stattfinden sollen, sterben heute schon  Männer, Frauen und Kinder, die das Unglück haben, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein . Man kann nicht Blut mit Blut wegwaschen . Das Zweite ist, dass genau damit den terroristischen Gruppen wie dem IS neue Kämpfer zugetrieben wer- den, weil sie den Hass gegen „den Westen“ schüren . Der 14-jährige „Krieg gegen den Terror“, der im Irak und in Afghanistan geführt wurde, hat den Terrorismus nicht vermindert – im Gegenteil . Weil das viele Geld anders eingesetzt den Menschen nützen könnte, wieder stabile Strukturen aufzubauen; alleine Deutschland, als relativ kleiner Partner, hat fast 9 Milliarden Euro für den militärischen Einsatz in Afgha- nistan ausgegeben – wie viele Schulen, landwirtschaftli- che Genossenschaften oder Krankenstationen hätte man in diesem bitterarmen Land für diese Summe aufbauen können? Und dieser Kriegseinsatz schwächt das Völkerrecht . Die EU-Beistandsklausel wird genutzt und die NATO eingesetzt, ohne UN-Mandat und ohne dass die UN-Re- solutionen zuvor umgesetzt wurden . Nichts tun ist nicht die Alternative . Im Gegenteil – es wird schon zu lange zu wenig getan, um das Morden dort in Syrien und im Irak zu stoppen . Unverzüglich müssen die UN-Resolutionen umgesetzt werden, um die Nachschubströme für den IS zu unterbre- chen . Dabei geht es um Hunderte Millionen Dollar aus dem Handel mit Öl, Kunstgegenständen, Frauen – mit denen der IS seine Gefolgsleute und Schergen bezahlt . Handelspartner sitzen in der Türkei und in Saudi-Arabi- en . Die EU und Deutschland müssen entschlossen dafür eintreten, dass diese Geschäfte beendet werden . Über die Grenze zur Türkei kommt auch der Zustrom von Kämp- fern – die Türkei muss endlich ihre offene und verdeckte Unterstützung des IS stoppen und die Grenze an dieser Stelle dichtmachen . Deutschland müsste die Zonen der „Demokratischen Autonomie“ – Stichwort: Rojava – und die kurdische Selbstverwaltung in Syrien unterstützen . In dieser Re- gion ist so viel demokratische Selbstbestimmung, Ge- schlechtergerechtigkeit und multiethnisches Zusam- menleben entwickelt worden, dass sie als Modell dienen kann . Und: Von den Kurdinnen und Kurden kommt der bisher einzig wirksame Widerstand gegen den IS . Schließlich: keine Waffenlieferungen mehr in den Na- hen und Mittleren Osten . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514234 (A) (C) (B) (D) Wir müssen die eigene Verstrickung erkennen und die sozialen Verhältnisse nicht ausblenden Dazu zitiere ich aus dem Kommentar von Johannes Angermüller, Kurato- riumssprecher des Instituts Solidarische Moderne aus Pa- ris: „… Doch der islamistische Terror ist kein kulturelles oder religiöses Problem, das gleichsam von außen in den Westen hineinschwappt, gehen die seit 9/11 in westlichen Metropolen begangenen Terrorakte doch ganz überwie- gend auf das Konto von Leuten, die in den westlichen Metropolen geboren und aufgewachsen sind und mit der westlichen  Kultur  mehr  als  nur  oberflächlich  vertraut  sind: Der Terror gegen den Westen ist eine Frucht, die im Westen selbst gewachsen ist . Gerade die Anschläge in Paris erinnern an die sozi- ale Situation, in der Jugendliche und junge Erwachse- ne ideologisch motivierte Gewalt ausüben: Sozial hoch stigmatisierte Immigranten-Kinder der x-ten Generation aus den nordöstlichen Pariser Vororten (wie etwa Drancy, Saint Denis) brauen sich eine apokalyptische Ideologie zusammen und bekommen in Syrien oder Afghanistan eine militärische Ausbildung, um unvorstellbare Verbre- chen dort und dann im Westen zu begehen . . . Nicht zu- letzt werden mit solchen Aktionen gesellschaftliche Vi- sionen kommuniziert: ein reaktionärer und patriarchaler Gottesstaat gegen die urban-linksliberale Postmoderne . Die Kreise, in denen dieser Konflikt ausgetragen wird,  beschränken sich nicht auf New York und London, Ma- drid und Paris . Diese sozialen und politischen Kämpfe haben sich mit religiösen und kulturellen Kodes zu ei- nem globalisierten Guerillakrieg verquickt, der in den 1990er-Jahren mit internationalen Terrortouristen in Al- gerien  und Russland  anfing  und  inzwischen  von  allem  in Syrien Tausende aus den Vororten der westlichen Me- tropolen und aus reichen arabischen Ländern wie Sau- di-Arabien angezogen hat . In jedem Fall gilt: Will man den globalisierten Terro- rismus dauerhaft bekämpfen, darf man die sozialen Ver- hältnisse nicht ausblenden, aus denen sich dieser immer wieder speist . Zäune, Bomben und Ausgrenzung sind nicht die Lösung, sondern eine seiner Ursachen . Unsere Antwort muss in einer Politik der internationalen Solida- rität, der Offenheit und der Toleranz liegen .“ Steffen-Claudio Lemme (SPD): In der Kürze der Zeit, die uns Abgeordneten für unsere Entscheidung zur Verfügung stand, sehe ich mich außerstande, dem Mili- täreinsatz der Bundeswehr zuzustimmen . Immerhin han- delt es sich um einen der auch personell umfangreichsten Einsätze, über die ich bisher jemals zu entscheiden hatte . Auch ich bin davon überzeugt, dass Deutschland in der Verantwortung steht, für eine Beendigung des IS-Ter- rors einzutreten . Jedoch fehlt es gegenwärtig an einem UN-Mandat für den Einsatz . Es ist für mich nicht erkennbar, auf welche Art und Weise die Terroristen gezielt bekämpft werden sollen, ohne die Zivilbevölkerung und letztendlich auch unsere eigenen Soldaten in große Gefahr zu bringen . Die Vergangenheit, insbesondere auch die Erfahrung im Einsatz in Afghanistan, hat gezeigt, dass militärische Interventionen eher zu einer Eskalation der Gewalt und zur Radikalisierung von Bevölkerungsgruppen beitragen statt die Probleme zu lösen . Die Irritationen in den letzten Tagen über den politischen Umgang mit dem syrischen Staatschef Assad haben zu meiner Entscheidung beige- tragen . So groß mein Vertrauen in Außenminister Steinmeier auch ist: bei dieser Entscheidung bin ich alle in meinem Gewissen unterworfen . Militärische Kampfeinsätze sind immer mit Opfern unter Zivilisten und ungewissem Aus- gang verbunden . Sie können nur letztes Mittel sein, wenn alle diplomatischen Bemühungen gescheitert sind . Die- sen Zeitpunkt sehe ich, gerade im Zusammenhang mit dem Wiener Prozess, lange nicht gekommen . Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU): Ich bin nicht kate- gorisch gegen einen Einsatz der Bundeswehr in Syrien . Manchmal sind militärische Mittel notwendig, um eine Perspektive für Veränderungen zu schaffen . Es liegt jedoch diesem Einsatz aus meiner Sicht kein hinreichendes Ziel zugrunde . Das bloße Zurückdrängen des sogenannten IS kann im Sinne einer Gesamtkonzep- tion nur ein Lösungsansatz sein . Der sehr begrüßenswerte Wiener Prozess sollte aus meiner Sicht genau dazu dienen, um dann die mitunter militärischen Maßnahmen zu ermitteln, die für eine mög- lichst gemeinsame Bekämpfung des sogenannten IS not- wendig sind . Des Weiteren ist nicht klar, wie mit der syrischen Ar- mee verfahren wird . Ein solcher Schritt erfordert meiner Ansicht nach auch jetzt schon eine Abschätzung, welche weiteren Schritte sich dadurch unter Umständen ergeben . Eine entspre- chende Abschätzung sollte deshalb auch schon zum jet- zigen Zeitpunkt erfolgen . Ich sehe natürlich die internationalen Bündnisver- pflichtungen; dies sollte uns aber nicht davon abhalten,  zunächst die offenen Fragen zu klären . Andrea Lindholz (CDU/CSU): Meine Entscheidung für den Bundeswehreinsatz zur Bekämpfung des IS habe ich nicht leichtfertig getroffen und möchte sie daher be- gründen . Deutschland setzt sich wie kaum ein anderes Land für Syrien, für die syrischen Flüchtlinge und für den politi- schen Friedensprozess in der Region ein . Um die Glaub- würdigkeit der Bundesregierung und ihr umfassendes Engagement zu unterstützen, trage ich das Mandat für eine aktive Bekämpfung der IS-Terrororganisation mit . Der Vormarsch des IS muss gestoppt, und den Terroristen müssen die Rückzugsräume genommen werden . Das Ziel des Einsatzes ist die Stabilisierung Syriens . Die Erfolge der von der Bundeswehr unterstützten Pesch- merga-Kämpfer zeigen, dass es Perspektiven gibt . Der Militäreinsatz muss aber Teil einer Gesamtstrategie wer- den . Ein humanitärer und wirtschaftlicher Prozess, um den 12 Millionen syrischen Flüchtlingen eine Lebensper- spektive in der Region zu geben und den Wiederaufbau Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14235 (A) (C) (B) (D) zu unterstützen, ist unverzichtbar . Vor allem braucht es einen politischen Friedensprozess, damit der IS nicht länger  vom  Bürgerkrieg  profitieren  kann.  Die  Wiener  Friedensverhandlungen sind fragil, aber ein wichtiger Fortschritt . Trotz der Unsicherheit müssen wir jetzt ent- schlossen handeln . Wenn der IS nicht gestoppt wird, gibt es in Syrien nichts mehr zu stabilisieren . Ein Übergreifen des IS auf den Libanon oder Jordanien wäre fatal . Deutschlands Solidarität darf keine leere Floskel sein . Der Terror von Paris richtete sich nicht nur gegen Frank- reich, sondern gegen ganz Europa . Das zeigt der Versuch, das deutsch-französische Freundschaftsspiel in ein Blut- bad zu verwandeln . Frankreich und Deutschland bilden den Motor der EU, die mit der Flüchtlingskrise, dem Ter- ror und der Wirtschaftskrise im Euro-Raum vor gewalti- gen Herausforderungen steht . Die deutsch-französische Freundschaft bleibt für Europa unverzichtbar . Wir sind längst im Fadenkreuz der Islamisten . Deutschland muss auch aus nationalem Interesse handeln . Bundeswehrsoldaten stellen sich bereits in Afghanistan, in Mali und im Irak den Islamisten in den Weg . Dieser Einsatz ist ein weiterer Beitrag Deutschlands im globalen Kampf gegen den Terror . Als führende Wirtschaftsmacht dürfen wir diese gefährliche Aufgabe nicht nur anderen überlassen . Rechtlich abgesichert ist der Einsatz durch drei UN-Resolutionen und Artikel 51 der UN-Charta in Verbindung mit Artikel 42 Absatz 7 EU-Vertrag . Natür- lich müssen wir der steinzeitlichen Ideologie der Islamis- ten auch bei uns in Europa den Nährboden entziehen . Ich wünsche allen Bundeswehrsoldaten, die ihre kör- perliche und seelische Gesundheit für unsere Sicherheit riskieren, eine unversehrte Rückkehr . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich stimme gegen den Antrag der Bundesregierung . Dies ist eine Gewissensentscheidung . In Syrien und im Irak sind in den vergangenen vier Jahren Hunderttausende unschuldige Menschen den Fol- gen eines schrecklichen Krieges und dem Handeln der Terrororganisation Da'isch, die sich selbst als „Islami- scher Staat“ bezeichnet, zum Opfer gefallen . Wir stehen in der Verantwortung, dieses Morden zu beenden . Dazu braucht es sowohl einen zivilen, politischen Ansatz als auch in letzter Konsequenz militärische Mittel gegen Da'isch . Meine Überzeugung, dass zu befürchten ist, Da'isch nicht vollkommen ohne militärische Mittel bekämpfen zu können, kann jedoch nicht heißen, dass jedwede mi- litärische Aktion auch sinnvoll ist . Die Bundesregierung beabsichtigt mit dem vorgelegten Mandat, den derzeit größten Auslandseinsatz deutscher Streitkräfte in die Wege zu leiten, und geht nach eigener Einschätzung selbst davon aus, dass dieser Einsatz möglicherweise über Jahre andauern kann . Vom Verfahren her ist es in dieser Situation vollkommen unangebracht, das vorge- legte Mandat binnen vier Tagen parlamentarisch zu einer abschließenden Beschlussfassung zu bringen, zumal es weder politische noch materielle Gründe für diesen Zeit- druck gibt . Dies gilt auch vor dem Hintergrund der Bitte Frank- reichs um unsere Unterstützung . Es steht außer Frage, dass wir unseren europäischen Partnern gegenüber soli- darisch sein wollen und werden . Dies heißt jedoch kei- neswegs, dass wir uns überhastet in einen Auslandsein- satz begeben müssen . Die materiell tragenden Gründe für mein Abstim- mungsverhalten sind vor allem zwei Schwächen, die das Vorgehen der Bundesregierung aufweist: Ein militärisches Vorgehen gegen Da'isch wird nur dann Aussicht auf Erfolg haben können, wenn es von einer breiten internationalen Koalition gegen den Ter- rorismus getragen ist . Die Russische Föderation und die Republik Türkei müssen gemeinsam mit dem Rest der Koalition Da'isch bekämpfen und nicht eigene kontra- produktive Ziele verfolgen . Hierzu bedarf es eines ge- meinsam abgestimmten Vorgehens unter dem Dach der Vereinten Nationen . Dies ist mit dem vorgelegten Man- dat nicht der Fall . Auch wenn ich der Überzeugung bin, dass das Vor- gehen gegen Da'isch in letzter Konsequenz wohl nicht ohne Militär erfolgreich sein wird, so kann der Konflikt  in Syrien und im Irak am Ende nur politisch gelöst wer- den . Die Frage bleibt unbeantwortet, wie die übrigen Konfliktparteien  der Region  zu  einem  friedlichen Aus- gleich  finden  sollen.  Es  braucht  zumindest  Grundzüge  eines Lösungsansatzes, wenn der Einsatz von Militär gegen Da'isch wirklich zu einer Befriedung der Region beitragen soll . Burkhard Lischka (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errich- tet hat . Nachdem sich die terroristische und militärische Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514236 (A) (C) (B) (D) Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung – und insbesondere Außenminister Dr . Frank-Walter Steinmeier (SPD) – mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in der Lösung  des  Konflikts  zu  verschaffen.  Eine  erste  Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – hat sich  Deutschland mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Frankreichs Präsident, François Hollande, die Bundesregierung gebeten, neben ihrem politischen En- gagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem  militärischen Beitrag zur Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unter- stützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angebo- ten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs- und Luftbe- tankungsflugzeuge sowie eine Fregatte zum Schutz eines  französischen Flugzeugträgers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem mi- litärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwägungsprozess entschieden, dem Man- dat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht ausschließlich auf den militärischen Bereich konzen- triert, sondern das militärische Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung deshalb ausdrück- lich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Ter- rorismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere An- strengungen zur Integration insbesondere junger Musli- me müssen gesteigert werden, um die Entstehung von „Pa rallelgesellschaften“ zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen ihm zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln dagegen vorzugehen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14237 (A) (C) (B) (D) Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 hat die Bundesregierung hierzu über 1,1 Milli- arden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 ha- ben CDU, CSU und SPD dafür Sorge getragen, dass der Ansatz für humanitäre Hilfe und zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht wird . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzu- setzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Hiltrud Lotze (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Pro- teste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011, hat das Assad-Regimes auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von .deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Meine Fraktion und ich sind überzeugt, dass es für den  zugrunde  liegenden  Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine politische Regelung geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nati- onen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu ver- schaffen . Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräf- te zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konfe- renzen in Wien – haben wir uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabi- en eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dör- fern und Städten geflüchteten Menschen beginnen in ihre  Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514238 (A) (C) (B) (D) unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem militä- rischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS haben wir uns nach intensiven Diskussionen und einem schwie- rigen Abwägungsprozess entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt uns und mir nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engage- ment nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militärische Engagement im und über dem Operati- onsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Meine Fraktion unterstützt die Bundesregierung aus- drücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internatio- nalen Terrorismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta be- schlossenen Maßnahmen gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terrorgruppen . Insbesondere die An- werbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Eben- so müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnah- men zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss an ISIS – oftmals  durch staatliche Institutionen geduldet oder gar organi- siert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Da- rüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen und wollen wir weiter- hin humanitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den Ansatz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisen- prävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürfti- gen in der Region in Abstimmung mit unseren internati- onalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Aydan Özoğuz (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit eine geographische Ausweitung vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelperso- nen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Terroran- schläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Anka- ra, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hun- derten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses extremistischen Machtkampfes . Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass unterschiedliche Kon- fliktparteien involviert sind. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt letztlich nur eine politische Regelung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14239 (A) (C) (B) (D) lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem militä- rischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS haben wir uns nach intensiven Diskussionen und einem schwie- rigen Abwägungsprozess entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt uns nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass der IS-Terror uns spal- tet und Religionsgemeinschaften unter terroristischen Generalverdacht stellt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzu- lande gegen Flüchtlinge zu hetzen oder Muslime auszu- grenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Inte- gration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen wie in Frankreich zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514240 (A) (C) (B) (D) nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimmen wir dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streit- kräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation ,,Islamischer Staat“ zu . Dieses Mandat gilt längstens bis zum 31 . Dezember 2016 . Markus Paschke (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahstehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in andere arabi- sche Länder, Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit ausgeht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden  Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung geben kann . Hierfür hat sich die Bundesre- gierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft einge- setzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine  führende Rolle  in diesem Konflikt zu verschaffen.  Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur hu- manitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im Novem- ber 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politi- schen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in  Wien – hat sich die SPD mit Nachdruck für die Einbezie- hung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien einge- setzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen  Konfliktregelung  näherzukommen. Mit  den  Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Vereinten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine po- litische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige po- litische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher wurde im vergangenen Jahr entschieden, die kur- dische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung, mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten  Menschen beginnen in ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident François Hollande die Bundesregie- rung gebeten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung  des  Syrien-Konfliktes  und  dem militärischen  Beitrag zur Zurückdrängung von ISIS im Nordirak, sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frank- reichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fä- higkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu ge- hören sowohl Aufklärungs- und Luftbetankungsflugzeu- ge sowie eine Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträgers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich – sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Mir ist bewusst, dass die Bundesregierung ihr Engage- ment nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militärische Engagement im und über dem Operati- onsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14241 (A) (C) (B) (D) Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Ich möchte nicht, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von IS selber Mus- lime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instru- mentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Die Anstrengungen zur Integration insbesondere junger Mus- lime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaf- ten und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- oder auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch die- sen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von IS einzudämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wir- kungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich  sein,  endlich  einen Weg zu finden,  den brutalen Bürgerkrieg in Syrien mit über 250 000 To- ten zu beenden und eine politische Regelung zu ermög- lichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa muss Deutschland auch weiter- hin humanitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 wurden bereits mehr als 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 wurde der Ansatz für die humanitäre Hilfe und für die zivile Krisen- prävention um mehr als 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, das Engagement für die Flüchtlinge und die Hilfs- bedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu ver- stärken . Ich bin zutiefst überzeugt, dass Terrorismus nicht mit militärischen Mitteln zu besiegen ist . Andererseits bin ich aber auch davon überzeugt, dass wir die Ausbreitung des IS im Irak, in Syrien und in anderen Ländern verhindern müssen . Für mich ist die Ausgangssituation eine andere wie in Afghanistan. Der IS hat nicht nur Zuflucht unter  dem Regime eines Staates gefunden, sondern mit barba- rischen Mitteln weite Teile von Syrien und Irak besetzt . Auch in der deutschen Geschichte hat ein Terrorregime das ganze Land besetzt . Damals haben sich viele Län- der auch mit militärischen Mitteln an unserer Befreiung beteiligt . Die Entscheidung für oder gegen das Mandat emp- finde ich als äußerst schwer und problematisch. Ich sehe  zurzeit nur zwei Möglichkeiten: erstens unsere Freunde und Verbündeten auch mit mi- litärischen Mitteln zu unterstützen, um die Ausweitung von IS zu verhindern, zweitens die Menschen in Syrien und dem Irak sowie in weiteren Ländern dem barbarischen Terror von IS zu überlassen . Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut . In Abwägung aller von mir beschriebenen Umstände werde ich dem Mandat zustimmen . Ich erwarte jedoch von der Bundesregierung und allen beteiligten Regierun- gen, dass sie mit noch stärkerem Nachdruck die finanzi- elle Basis des IS austrocknet sowie die humanitäre Hilfe für die Menschen vor Ort verstärkt und alle diplomati- schen Möglichkeiten ausschöpft, damit die Menschen im Nahen Osten, in Asien und Afrika friedlich zusammen- leben können . Wirtschaftliche Interessen dürfen hierbei keine Rolle spielen . Sabine Poschmann (SPD): Der syrische Bürger- krieg eskalierte zu einem regional und international be- einflussten Krieg, in dem insbesondere die aus dem Irak  stammende terroristische Gruppe IS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewann und in den von ihr  kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terror- regime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten vom IS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe IS und ihr nahstehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation IS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Pro- zesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – hat  sich die SPD mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514242 (A) (C) (B) (D) Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Sonder- gesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Arbeits- gruppen unter Einbeziehung der Konfliktparteien – ohne  den IS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet wurden.  Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nahostexperten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grundlage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen  der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . No- vember 2015 wurde den Vereinten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Kon- fliktregelung vereinbart.  Daher wurde im vergangenen Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstim- mung mit der irakischen Zentralregierung mit militä- rischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehr- kampf gegen den IS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwie- sen . Mehrere vom IS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten  geflüchteten  Menschen  beginnen  zum  Teil,  in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung des IS im Nordirak sich auch mit mili- tärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen den IS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach in- tensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen den IS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Mir ist jedoch bewusst, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, son- dern das militärische Engagement im und über dem Ope- rationsgebiet der Terrororganisation IS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen den IS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen den IS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terrorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausrei- se von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Sy- rien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss an den IS – oftmals durch staatliche Insti- tutionen geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es un- abdingbar, dass IS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer vom IS selber Muslime . Die An- schläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Die Anstrengun- gen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghet- tobildungen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben des IS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa muss Deutschland weiterhin humanitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den Ansatz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisen- prävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, das Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit den internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzu- setzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Ich bin zutiefst überzeugt, dass Terrorismus nicht mit militärischen Mitteln zu besiegen ist . Andererseits bin ich aber auch davon überzeugt, dass wir die Ausbreitung des IS im Irak, in Syrien und in anderen Ländern verhindern müssen . Für mich ist die Ausgangssituation eine andere wie in Afghanistan. Der IS hat nicht nur Zuflucht unter  dem Regime eines Staates gefunden, sondern mit barba- rischen Mitteln weite Teile von Syrien und Irak besetzt . Auch in der deutschen Geschichte hat ein Terrorregime das ganze Land besetzt . Damals haben sich viele Län- der auch mit militärischen Mitteln an unserer Befreiung beteiligt . Die Entscheidung für oder gegen das Mandat emp- finde ich als äußerst schwer und problematisch. Ich sehe  zurzeit nur zwei Möglichkeiten: erstens unsere Freun- de und Verbündeten auch mit militärischen Mitteln zu unterstützen, um die Ausweitung des IS zu verhindern, zweitens die Menschen in Syrien und dem Irak sowie in weiteren Ländern dem barbarischen Terror des IS zu überlassen . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14243 (A) (C) (B) (D) Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut . In Abwägung aller von mir beschriebenen Umstände werde ich dem Mandat zustimmen . Ich erwarte jedoch von der Bundesregierung und allen beteiligten Regierun- gen, dass sie mit noch stärkerem Nachdruck die finanzi- elle Basis des IS austrocknen sowie die humanitäre Hilfe für die Menschen vor Ort verstärken und alle diplomati- schen Möglichkeiten ausschöpfen, damit die Menschen im Nahen Osten, in Asien und Afrika friedlich zusam- menleben können . Wirtschaftliche Interessen dürfen hierbei keine Rolle spielen . Dr. Simone Raatz (SPD): Für mich ist es eine sehr schwere Entscheidung, ob wir auf die Terroranschläge des IS auch mit Waffengewalt reagieren sollen . Ja, der Terror ist eine klare Kampfansage an unsere demokrati- schen Grundwerte und unsere Gesellschaftsordnung . Es geht um die Solidarität mit den Menschen in Frankreich und das Zusammenstehen Europas . Es geht um einen Beitrag Deutschlands, in einer Koalition von 64 Staaten im Einklang mit dem Recht der Vereinten Nationen, und es geht um ein deutliches Zeichen gegen Gewalt und Ter- ror . Doch dafür braucht es dringend eine Gesamtstrate- gie . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztendlich nur  eine politische Lösung  geben kann . Insbesondere der Prozess in Wien muss dazu führen, dass es eine politische Einigung über die Zukunft Syriens gibt . Unsere bisherige „Scheckbuchdiplomatie“ gerät hier endgültig an ihre Grenzen . Jedes Handeln muss dazu führen, Europa und unsere Bevölkerung zu schützen und gleichzeitig den Menschen in Syrien die Perspekti- ve eines friedlichen Lebens zu schaffen . Zu lang haben wir hier bereits zugesehen und zu wenig die USA in die Pflicht genommen. Klar ist, alleine mit Diplomatie werden wir die Terro- risten des IS nicht in die Schranken weisen können . Aber auch eine militärische Lösung wird die Terrororganisati- on IS so schnell nicht bezwingen . Hier gehört sehr viel mehr dazu . Daher werde ich mich der Stimme enthalten . Mechthild Rawert (SPD): Nach Abwägung nachfol- gender Umstände stimme ich nach bestem Wissen und Gewissen in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit beim vorgelegten Mandat mit Enthaltung: Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien und auf die ganze Region . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Verteidigungsministerin von der Leyen (CDU) sprach im Zusammenhang mit dem zur Abstimmung stehenden Mandat nun aber von einem möglichen „politischem Zweckbündnis auf Zeit“ mit dem syrischen Diktator Baschar al-Assad – eine politische Vorstellung, der ich meine Stimme nicht geben will . Einschätzung der rechtlichen Grundlage: In mitt- lerweile drei Resolutionen – die Resolution 2170 vom 15 . August 2014, die unter Kapitel VII der UN-Charta Maßnahmen gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen ver- bündete Terrorgruppen beschlossen hat, die Resolution 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie die Resolution 2249 vom 20 . November 2015 – hat der Sicherheitsrat der Ver- einten Nationen festgestellt, dass von dieser Terrororga- nisation weltweit eine Bedrohung für den Frieden und die internationale Sicherheit ausgeht . Nach den barbari- schen Terroranschlägen in Paris hat sich Frankreich als erster Mitgliedstaat der EU auf die Beistandsklausel in Artikel 42 Absatz 7 des Lissabon-Vertrages berufen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen Da'isch ange- boten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs- und Luftbe- tankungsflugzeuge sowie eine Fregatte zum Schutz eines  französischen Flugzeugträgers . Zusätzlich zum Aufruf des Sicherheitsrates an die Staatengemeinschaft, alle notwendigen Maßnahmen gegen den barbarischen Terror zu ergreifen, erfolgen Deutschlands militärische Beiträ- ge, soweit die kollektive Selbstverteidigung zugunsten von Frankreich geleistet wird, auch in Erfüllung dieser EU-Beistandsklausel . Ich bin davon überzeugt, dass da- mit zusammengenommen eine ausreichend legitimierte rechtliche Grundlage für einen militärischen Einsatz ge- geben ist . Fördert ein militärischer Beitrag Deutschlands die Terrorgefahr? – Längst ist der nun fünfjährige syrische Bürgerkrieg zu einem regional und international beein- flussten Krieg eskaliert.  Insbesondere die aus dem Irak  stammende terroristische Gruppe, die sich selbst fälschli- cher- und überheblicherweise „Islamischer Staat“ nennt, hat seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss ge- wonnen . In den von ihr kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien hat der Da'isch ein Terrorregime errichtet . Nach den anfänglich ausschließlich auf den Irak und Sy- rien konzentrierten terroristischen Aktivitäten haben der Da'isch und ihm nahestehende Gruppen und Einzelper- sonen einen Strategiewechsel vollzogen . Sie tragen den brutalen Terror mit Hunderten von Toten und Verletzten nun in zahlreiche Gesellschaften: Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, in Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris zeugen davon . Der Da'isch richtet sich gegen unsere „westlichen“ Werte von Offenheit und Pluralität und die dadurch möglichen vielfältigen Lebensformen . Deutschland steht im Fokus des Da'isch, Terroranschläge sind möglich – dieses aber nicht erst aufgrund dieses militärischen Beitrags . Unklarheiten hinsichtlich Dauer und möglicher Aus- weitung des militärischen Beitrags: Selbstverständlich ist die Überlegung unseres Bundesaußenministers Frank- Walter Steinmeier bedenkenswert: „Wenn wir nicht ver- hindern, dass sich der IS noch weitere Teile Syriens unter den Nagel reißt, dann wird in Syrien nichts übrig bleiben, Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514244 (A) (C) (B) (D) was wir befrieden und durch einen politischen Prozess in eine andere, hoffentlich bessere, Zukunft überführen können .“ . Ob die daraus von der Bundesregierung voll- zogene Eile auch im Hinblick auf das parlamentarische Verfahren wirklich notwendig war, ziehe ich in Zweifel . Jede Parlamentarierin, jeder Parlamentarier weiß, dass es keine militärische Lösung geben wird . Expertinnen und Experten äußern, dass dieser Einsatz wohl zehn Jahre andauern werde und dass ein Krieg gegen den Da'isch ohne Bodentruppen nicht zu gewinnen ist . Wer aber führt in dieser Zeitspanne den Kampf am Boden? Der Deutsche Bundestag hat im letzten Jahr mehrheitlich ent- schieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Ab- wehrkampf gegen Da'isch im Irak zu unterstützen . Seit- dem sind zwar mehrere besetzte Gebiete im Norden Iraks von den kurdischen Peschmerga zurückerobert worden . Diese alleine reichen als Bodentruppen aber nicht aus . Wer werden die anderen sein? Gibt es bei diesem mili- tärischen Einsatz eine Perspektive für einen geordneten Friedensprozess? Oder laufen die Regionen durch ein möglicherweise vorschnelles militärisches Eingreifen Gefahr, weiter destabilisiert zu werden? Eine politische Lösung für den Syrien-Konflikt wird  angestrebt: Ich anerkenne die großen Anstrengungen ins- besondere von Außenminister Frank-Walter Steinmeier für eine politische Lösung . Im November 2014 wurde auf seine Initiative in Berlin eine erste Konferenz zur Bün- delung der Kräfte zur humanitären Hilfe durchgeführt . In Wien haben die diplomatischen Anstrengungen für ein Ende der Kampfhandlungen in Syrien – unter anderem unter Einbeziehung auch des Iran und von Saudi-Arabi- en – begonnen . Das Ziel von Frank-Walter Steinmeier war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem politischen Prozess zur Konflikt- regelung – Konferenzen in Wien – zu verschaffen . Der UN-Sondergesandte hat bereits vier Arbeitsgruppen un- ter Einbeziehung der Konfliktparteien – ohne Da'isch  –  zu Kernfragen des Konflikts gegründet. Aus den Ergeb- nissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grundlage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politi- schen Konfliktregelung näherzukommen.  Die Arbeitsgruppe für Militär, Sicherheit und Ter- rorabwehr wird vom deutschen Nahost-Experten Profes- sor Volker Perthes, Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), in Berlin geleitet . An diesem die Bun- desregierung häufig beratenden Institut ist auch Markus  Kaim, Senior Fellow der Arbeitsgruppe Sicherheitspo- litik, tätig . In einem Zeit-Online-Interview verweist er auf Fragen, die auch mich sehr bewegen: Was passiert wann – unter anderem bei einem schnellen Sieg – über- haupt mit den zurückeroberten Gebieten und den Regio- nen, aus denen der Da'isch verdrängt wird? Fallen diese an das syrische Regime zurück? Bilden sie den Keim für einen Kurdenstaat? Werden sie einem internationalen Protektorat zum Schutz der Zivilbevölkerung unterstellt? Der Konsens der „Militär-Partner“ ist die gemeinsame Absicht, gegen den Da'isch vorzugehen . Was wird aus ih- nen als „Friedens-Partner“? Mir macht sehr große Sorge, dass die beim Militärschlag vereinten Partner untereinan- der so viele verschiedene und teilweise so gegensätzliche Interessen verfolgen . So würde ich mir beispielsweise die Beziehung Russland–Türkei fast gerne als „eisig“ vorstellen, bin aber eher von sehr „heiß“ überzeugt . In der unübersichtlichen Gemengelage zwischen den USA, Russland, der Türkei, der EU, Saudi-Arabien sowie dem Assad-Regime wird mir aber keine andauernd klare Stra- tegie erkennbar . Meiner Meinung nach muss im Hinblick auf eine nachhaltige politische Friedensaufbauperspektive auch die Rolle Saudi-Arabiens, Irans und Katars debattiert werden . Diese Diskussion fehlt mir in diesem Zusam- menhang . Den Militäreinsatz übergreifende politische Maßnah- men sind erforderlich . Wir alle sind uns einig, dass die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristi- schen Kämpfern und Kämpferinnen nach Syrien unter- bunden werden muss . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzu- fluss an die Terrormiliz Da'isch – oftmals durch staatli- che Institutionen geduldet oder gar organisiert – ist mit allen Mitteln zu unterbinden . Darüber hinaus ist es unab- dingbar, dass Da'isch-Kämpferinnen und -Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Wie wird dieses sichergestellt? International und national dürfen wir nicht zulas- sen, dass sich der Da'isch-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Da'isch-Opfer selber Muslime . Hetze gegen Flüchtlin- ge und die Ausgrenzung von Menschen muslimischen Glaubens muss unterbunden werden . Im Gegenteil: Un- sere Anstrengungen zur Integration insbesondere junger Muslime und Muslima müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhin- dern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämp- fer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe unseres Rechtsstaates als auch unserer Zivilgesellschaft, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Wir brauchen ei- nen gesamtpolitischen Ansatz . Über einen militärischen Einsatz hätte ich gerne ausführlicher im Deutschen Bun- destag debattiert . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Dennis Rohde (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Pro- teste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammenhang Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14245 (A) (C) (B) (D) mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat sich der Konflikt mittlerweile zu einem regional und international  beeinflussten Krieg entwickelt, in dem insbesondere die  aus dem Irak stammende terroristische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewann und  in den von ihr kontrollierten Gebieten im Irak und in Sy- rien ein Terrorregime errichtet hat Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Bereits im letzten Jahr haben wir entschieden, die kur- dische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf ge- gen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zu- rückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in ihre Heimat zurück- zukehren . In meiner politischen Arbeit habe ich die damalige Si- tuation aktiv begleitet . In Oldenburg, der größten Stadt meines Wahlkreises, ist der Zentralrat der Jesiden in Deutschland ansässig . Jesiden sind eine religiöse Min- derheit mit mehreren hunderttausend Angehörigen, die ursprünglich im nördlichen Irak, in Nordsyrien und in der südöstlichen Türkei beheimatet sind . Die Jesiden werden vom IS in außerordentlich brutaler und men- schenverachtender Weise verfolgt, ermordet und gefol- tert, jesidische Frauen durch sie vergewaltigt und als Sklavinnen gehalten . Im August 2014 rückten IS-Terror- brigaden in das Sindschar-Gebirge im Nordwestirak vor und kesselten mehrere zehntausend Jesiden ein . Darauf- hin wandte sich der Vorstand der Jesidischen Gemeinde Deutschlands hilfesuchend an mich . Mein Büroteam und ich haben daraufhin den gesamten August teilweise bis zum späten Abend und in die Nacht hinein in zahllosen Telefonaten mit dem Auswärtigen Amt auf die drohende menschlichen Katastrophe hingewiesen und auf eine Lö- sung gedrängt . Auch deutsche Staatsbürger waren unten den eingeschlossenen, von Hunger, Durst, Hitze und dem Beschuss der IS-Milizen akut bedrohten Menschen . Erst durch Luftschläge der USA war es den kurdischen Pesch- merga-Kämpfern möglich, einen schmalen Korridor zu öffnen, der den Eingeschlossenen die Flucht ermöglichte . Diese Tage im August 2014, die grenzenlos brutalen Vi- deos der Gräueltaten des IS, die Telefonate mit dem Jesi- dischen Forum und die vielen Augenzeugenberichte habe ich nicht vergessen, und sie haben mir dabei geholfen, heute die Notwendigkeit dieses Mandates zu akzeptieren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Das militärische Engagement ist und kann nur Teil ei- ner breit angelegten Politik sein – aber nicht ihr Ersatz . So notwendig der militärische Kampf ist, so beharrlich arbeiten Frankreich und Deutschland, allen voran der Bundesaußenminister, auf politischer Ebene an einer Lö- sung . Er arbeitet jeden Tag daran, dass – gerade nach dem Vorfall an der türkisch-syrischen Grenze – die wichtigen internationalen Partner Russland und die USA wie auch die regionalen Akteure Türkei, Iran und Saudi-Arabien am Tisch bleiben . An die Stelle von Chaos und Anarchie, die eine Ausbreitung von ISIS erst möglich gemacht ha- ben, muss eine regionale Ordnung treten . Das wird nur mit einer gemeinsamen Strategie gelingen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016, den ich als Mit- glied des Haushaltsausschusses mitgestalte, haben wir den Ansatz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisen- prävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region muss in Abstimmung mit unseren internati- onalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortgesetzt und wo möglich und nötig verstärkt werden . Nach genauer Abwägung dieser Argumente und inten- siven Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen sowie Bürgerinnen und Bürgern in meinem Wahlkreis habe ich diesem Einsatz der Bundeswehr in Syrien zugestimmt . Wir dürfen bei allem nötigen, auch militärischen Engagement nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um die Rekrutierung dieser Menschen durch Terrorgruppen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran ge- hindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszurei- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514246 (A) (C) (B) (D) sen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Ver- fügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird hoffentlich ein Beitrag dazu geleistet werden, den brutalen Bürgerkrieg in Syrien mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Dr. Martin Rosemann (SPD): Der syrische Bürger- krieg, der im März 2011 mit Protesten einiger syrische Oppositionsgruppen im Zuge des Arabischen Frühlings gegen den Präsidenten Assad begann, ist mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg es- kaliert. In den ersten Jahren des Konflikts waren die Re- gierungstruppen für Zehntausende zivile Opfer, darunter viele Kinder, verantwortlich . Der völkerrechtswidrige Einsatz von Giftgas durch syrische Regierungstruppen bildete den vorläufigen Höhepunkt  eines menschenver- achtenden Umgangs mit der eigenen Bevölkerung durch das herrschende Assad-Regime . Zum Glück ist es damals den Vereinten Nationen gelungen, aufgrund eines Sicher- heitsratsbeschlusses die chemischen Waffenbestände Sy- riens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Seit 2014 gewinnt in der Region die aus dem Irak stammende Terrororganisation IS immer mehr an Macht und  Einfluss. Aufgrund  der  instabilen  politischen  Ver- hältnisse im Irak und in Syrien hat es der IS innerhalb kürzester Zeit geschafft, ein weite Teile der Region um- fassendes Terrorregime im Nordwesten des Iraks und im Osten Syriens zu errichten . In den vom IS kontrollierten Gebieten werden Terroristen ausgebildet und Anschläge vorbereitet . Nachdem sich die terroristischen und mili- tärischen Aktivitäten des IS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, ist die Terrororgani- sation vor einiger Zeit dazu übergegangen, ihre Terroran- schläge nach und nach geografisch auszuweiten, wie die  Anschläge in im Badeort Sousse in Tunesien, in Beirut, Ankara, der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris zeigen . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2246 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation IS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht, die mit allen Mitteln bekämpft werden muss . Klar ist, dass der IS nur mit einem Gesamtpaket unter- schiedlicher Maßnahmen erfolgreich bekämpft werden kann . Zu den bisher beschlossenen Maßnahmen gehö- ren die Unterbindung der Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien und vor allem die konsequente Unterbindung der Finanzie- rung des Terrorismus . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- fluss  an den  IS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass IS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Doch auch wenn alle Staaten diese Maßnahmen kon- sequent umsetzen würden, würde das nicht reichen, die Ausbreitung des IS zu stoppen . Ohne militärisches Ein- greifen wird der IS sein brutales Terrorregime in der Re- gion weiter ausbreiten . Daher war auch die Entscheidung richtig, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung mit mi- litärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehr- kampf gegen den IS im Irak zu unterstützen . Die Rück- eroberung der Stadt Sinjar durch kurdische Peschmerga vor wenigen Wochen war ein wichtiger Schlag gegen den IS. Die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Men- schen beginnen, in ihre Heimat zurückzukehren . Dieser militärische Erfolg der Peschmerga wäre aber ohne die unterstützenden Luftangriffe der Amerikaner nicht mög- lich gewesen . Infolge der Terroranschläge vom 13 . November in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung ge- beten, sich auch mit Soldaten und weiterem technischen Gerät zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen den IS zu beteiligen . Aus Solidarität zu unserem Nachbarland und wichtigsten Verbündeten in Europa kommen wir mit der Erteilung des Mandats dieser Bitte nach . Wichtig ist mir, dass die Anschläge von Paris und die Bitte Hollandes der Anlass, nicht aber der Grund für ein weitergehendes mi- litärisches Engagement Deutschlands sind . Wenn richtig ist, dass es auch militärischer Mittel bedarf, um den IS zu besiegen, dann kann sich Deutschland dabei nicht ein- fach raushalten . Konkret unterstützt die Bundeswehr im Rahmen des Mandats Frankreich, den Irak und weitere Mitglieder der internationalen Allianz gegen den IS wie Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Großbritannien und die USA durch Luftbetankung, See- und Luftraumüberwa- chung, Aufklärung, Begleitschutz und Beitrag zur Si- cherung des Marineverbandes sowie Wahrnehmung von Verbindungs-, Beratungs- und Unterstützungsaufgaben gegenüber Hauptquartieren der multinationalen Partner . Insgesamt können bis zu 1 200 Soldaten dafür eingesetzt werden . Kurzfristiges Ziel des Einsatzes ist es, ein weiteres Vorrücken des IS in der Region zu verhindern und den IS zurückzudrängen, um somit die Chancen auf eine politi- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14247 (A) (C) (B) (D) sche Lösung des Syrien-Konflikts zu erhöhen. langfristig  geht es um die Bildung einer noch breiteren Allianz mit dem Ziel, dass die sunnitischen Kräfte den IS auch am Boden besiegen und dem IS gleichzeitig der politische und finanzielle Boden entzogen wird. Die beschriebene Gesamtstrategie zur Bekämpfung des IS ist in einen politischen Prozess zur Stabilisie- rung Syriens und zur Linderung der humanitären Kata- strophe eingebettet . Unser Außenminister Frank-Walter Steinmeier arbeitet seit seinem Amtsantritt intensiv an einer politischen Lösung . Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durch- geführt . Deutschland hat sich zudem mit Nachdruck da- für eingesetzt, dass der Iran und Saudi-Arabien bei den aktuell laufenden Verhandlungen in Wien über eine Lö- sung des Konflikts mit am Tisch sitzen. Die Bemühun- gen um eine politische Lösung werden ununterbrochen weitergehen . Und auch die humanitäre Hilfe wird weiter ausgebaut . Im Haushalt 2016 haben wir den Betrag für humanitäre Hilfe und zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Mir ist völlig klar, dass man mit militärischen Mitteln allein Terrorismus im Allgemeinen und den IS im Beson- deren nicht besiegen kann . Aber mit einer Gesamtstrate- gie aus politischen Bemühungen, humanitärer Hilfe und eben auch militärischem Einsatz haben wir wenigstens die Chance, endlich einen Weg zu finden, die Menschen  im Irak und Syrien vor dieser brutalen Terrororganisation zu schützen und ihnen Leben in ihrer Heimat zu ermög- lichen . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD): Meine Zustim- mung zu dem von der Bundesregierung vorgelegten Mandat begründet sich nach gründlicher Überlegung und Abwägung darin, dass ich dieses Mandat und die daraus abgeleitete Umsetzung als in sich sinnvolle und tragfä- hige Maßnahmen beurteile, die der Situation und den überschaubaren Konsequenzen gegenüber angemessen sind und die sich einordnen in eine umfassende mehr- dimensionale Handlungsstrategie mit kalkulierbaren Zielen . Ich weiß, dass es für das Gesamtproblem keine einfache durchschlagende Lösung gibt und dass sich alle Beteiligte auch noch erst schrittweise und in mühseliger Abstimmung auf ein umfassendes Gesamtziel und eine entsprechende Gesamtstrategie werden einigen müssen . Aber wer nur abwartet und jetzt nichts tun will, muss sich nach seiner Verantwortung und den Konsequenzen seines Abwartens und Nichtstuns genauso fragen lassen wie der, der sich jetzt für konkrete begrenzte Maßnah- men entscheidet . Für mich setzt sich meine Zustimmung aus drei wich- tigen Punkten zusammen: Erstens . Die deutsche und die europäische Solidarität mit Frankreich . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Ich stehe zu dieser So- lidarität mit unserem engsten Nachbarn und Freund . Zweitens . Die ISIS als terroristischer Teilstaat und die Bedrohung von Weltfrieden und Menschenrechten . Der syrische Bürgerkrieg ist seit 2011 mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg es- kaliert, in dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroristische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewonnen und  in den von  ihr kon- trollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorre- gime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließ- lich auf den Irak und Syrien konzentriert hatte, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terror- gruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzel- personen tragen ihren Terror jetzt vermehrt und konzen- triert in die Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind bruta- ler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin deshalb dafür, in diesem Sinne aktiv geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die ich mit der Zustimmung zu dem Mandat ermöglichen möchte . Ich unterstütze das Ziel, die ISIS und ihren terroristischen Teilstaat zu schwächen und zurückzudrängen und damit auch einen Beitrag zu einer notwendigen politischen Regelung zu leisten . Drittens . Die politische Initiative und die Unterstüt- zung für die Vereinten Nationen . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Hierauf konnte aufgebaut werden . So wurde mit den Erklärungen der Wiener Konferen- zen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 den Ver- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514248 (A) (C) (B) (D) einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Für  diesen politischen Ansatz des UN-Sondergesandten de Mistura wurden auf dessen Initiative hin vier Arbeits- gruppen unter Einbeziehung der Konfliktparteien – ohne  ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet. Aus den  Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Ich erhoffe mir von diesem Wiener Prozess ein im- mer stärkeres Zusammengehen aller Beteiligten, die sich in der großen Gemeinschaft von 64 Staaten im Kampf gegen die Terrororganisation ISIS zusammengefunden haben und von denen ein Teil sich sehr konkret auch in militärischen Maßnahmen auf syrischem Gebiet enga- giert . Das Ziel dieses Prozesses muss am Ende die Ent- wicklung und Durchsetzung einer Gesamtstrategie sein, mit einer Befriedung des Konfliktes in Syrien, einer Be- seitigung und Auflösung von ISIS und einem Aufbau ei- ner Nachbürgerkriegsordnung und einem Wiederaufbau in Syrien . Dieser Wiener Prozess ist für mich auch eine Voraussetzung dafür, dass es zu einer noch mehr Nach- druck und Legitimation gebenden Resolution des UN-Si- cherheitsrates nach Kapitel VII kommt . Mit dem Mandat, das die Bundesregierung ins Parla- ment eingebracht hat, wird dieser politische Wiener Pro- zess flankiert und abgesichert. Auch deshalb stimme ich  dem Mandat zu . Dr. Hans-Joachim Schabedoth (SPD): Trotz gro- ßer Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach inten- siven Diskussionen und einem schwierigen Abwägungs- prozess entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engage- ment nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militärische Engagement im und über dem Operati- onsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen  Binnenflüchtlinge  und  über  vier  Millionen  Flüchtlinge in den Nachbarländern und in Europa müs- sen wir weiterhin humanitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haus- halt 2016 wurde der Ansatz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, das Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit den internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu ver- stärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Dr. Nina Scheer (SPD):Terrorismus und die Ausbrei- tung von Terrorismus stellen ohne Zweifel eine Bedro- hung von Frieden, für Kulturen, für Zivilgesellschaften und auch Rechtsstaatlichkeit dar . Terrorismus, wie er mit den Anschlägen von Paris für eine unfassbare Dimension menschenverachtender Grausamkeit steht, muss insofern schnellstmöglich bekämpft werden, auch aus Solidarität mit den Opfern von Terrorismus und ihren Angehörigen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14249 (A) (C) (B) (D) sowie zu unserem eigenen Schutz und zum Schutz von Kultur und Rechtsstaatlichkeit . Terrorismus zielführend und wirksam zu bekämpfen setzt unweigerlich voraus, die Wurzeln für Terrorismus zu erkennen und an ihnen anzusetzen . Wir wissen, dass der Nährboden von Terrorismus in Armut, Verelen- dung, Zerstörung und Perspektivlosigkeit, auch infolge von Kriegen liegt . So hat der vergangene Irakkrieg und mit ihm einhergehende Zerstörung das Aufkeimen der Terror organisation IS und deren Ausbreitung begünstigt . Luftschläge bergen das erhöhte Risiko, unschuldige Zivilisten zu treffen, Städte und Infrastruktur, Versor- gungszentren zu zerstören . Wenn zugleich staatliche Strukturen versagen oder Rechtsstaatlichkeit fehlt, folgt Not, Flucht und Armut – die Gefahr von Extremismus und die Verführbarkeit von Menschen mit Perspektivlo- sigkeit steigt, zumal in kulturell bereits zuvor fragilen oder gar zerrütteten Regionen . Der nun geplante Bundeswehreinsatz stützt sich auch auf die Solidarität mit Frankreich . Angesichts der weit- reichenden Auswirkungen von Militäreinsätzen erachte ich die Solidarität mit einem anderen Staat grundsätzlich als keine opportune Motivation für einen Militäreinsatz . Ein Militäreinsatz muss auf den Grundlagen des Völker- rechts vielmehr von der gründlich abgewogenen Über- zeugung getragen sein, dass er zur Friedenserlangung ein unverzichtbares Mittel ist . Das umkämpfte Syrien ist gekennzeichnet von Zer- störung, Not, Armut, Zersplitterung, kulturell-religiösen Konflikten  und  geopolitischen  Interessensgegensätzen.  Nach meinem Verständnis gibt der mit dem vorliegenden Antrag geplante Bundeswehreinsatz keinen Aufschluss darüber, wie sich Deutschland gegenüber den vorherr- schenden Interessensgegensätzen, insbesondere dem Staat Syrien und dessen Regierungstruppen und damit auch gegenüber Russland, verhält . Eine inkongruente Antwort etwa im Verhältnis zu Russland kann in einen unkalkulierbaren Konflikt münden. Einen Militäreinsatz  ohne ein diesen explizit benennendes UN-Mandat, das den  gegebenen  Interessenskonflikten  Rechnung  trägt,  halte ich vor diesem Hintergrund für nicht verantwortbar . Die Solidarität mit Frankreich darf nicht zu Entschei- dungen verleiten, deren sachliche Bewertung sich uns verschließt . Die mit dem Bundeswehreinsatz vorgesehe- nen Unterstützungshandlungen bewirken eine gemeinsa- me Verantwortung für die von Frankreich ausgehenden Einsätze, ohne dass deren Art und Ausmaß von Deutsch- land beeinflussbar wäre. Solidarität mit Frankreich ist von uns nach unseren Möglichkeiten, aber notwendiger Weise auch mit Blick auf die gemeinsam zu verfolgenden Ziele zu leisten . Dies setzt voraus, dass die Bekämpfung des für die Anschläge von Paris maßgeblichen Terrorismus mit Militäreinsät- zen in Syrien erreicht werden kann . Die Anschläge von Paris am 13 . November haben of- fenbart, dass die Bedrohung europäischer Staaten durch den IS auch in Europa besteht . Der IS ist kein Staat, er ist ein terroristisches Netzwerk, das weder auf den Irak, Syrien, noch angrenzende Staaten begrenzt ist . Die At- tentäter von Paris, wie auch zuvor Attentäter von An- schlägen in London, kamen aus Europa bzw . ihrer Hei- mat . Verstärkt werden hierbei Jugendliche aus Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit von extremistischen Gruppie- rungen, so auch Terrororganisationen, angesprochen und verführt . Die heutige terroristische Bedrohung ist somit auch Kennzeichen eines Versagens der westlichen Welt, Ursa- chen von Terrorismus frühzeitig zu begegnen . Dies muss etwa durch konsequente Bekämpfung von Jugendarbeits- losigkeit und Perspektivlosigkeit innerhalb Europas so- wie im Zuge internationaler Zusammenarbeit und Ent- wicklungshilfe erfolgen . Terrororganisationen, die zwar ihre Wurzeln häufig in Kriegsgebieten haben, etablieren  ihre Strukturen zunehmend außerhalb dieser Gebiete, auch mit Hilfe von Medien und sozialen Netzwerken, Finanzierungsquellen und Waffen, die sie in westlichen, industrialisierten Staaten vorfinden bzw. aus denen jene  stammen . Solidarität verlangt nach einer gründlichen Auseinan- dersetzung mit zielführenden Lösungen . Dem IS kann offenkundig nur mit gewaltsamen Maßnahmen begegnet werden, die aber ihrerseits sowohl völkerrechtsgemäß als auch auf Stabilisierung der betreffenden Regionen ausge- richtet sein müssen . Dies setzt ein UN-Mandat sowie ein gemeinsames Vorgehen der Beteiligten bzw . involvierten Staaten voraus . Für den geplanten Bundeswehreinsatz trifft dies nicht zu . Wir müssen uns verstärkt für das Austrocknen von Finanzierungsquellen des IS einsetzen und gegen Waf- fenlieferungen in Krisengebiete . Armutsrisiken muss entgegengewirkt werden, auch im Umgang mit Ressour- cen, Lebensgrundlagen und in Anbetracht der Wirkungs- weisen globalisierter Weltwirtschaft . Auch wenn solche Ziele und die mit ihnen zu bekämpfenden Verelendungs- ursachen nur langfristig erreichbar sind, sind sie nicht minder wirksam, Terrorismus vorzubeugen und dessen weitere Ausbreitung zu bekämpfen – in Solidarität mit unseren Mitmenschen . Der betreffende Bundeswehreinsatz erfüllt nach mei- ner Überzeugung weder die für ein Mandat benötigten völkerrechtlichen Voraussetzungen noch ist er geeignet, das verfolgte Ziel zu erreichen, ohne in einer nicht abseh- baren Dimension weitere Risiken, auch eine Ausbreitung von Terrorismus, einzugehen . Insofern werde ich bei der Abstimmung über die Er- teilung des Bundeswehrmandats mit Nein stimmen . Udo Schiefner (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514250 (A) (C) (B) (D) bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errich- tet hat . Nachdem sich die terroristischen und militäri- schen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelperso- nen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Stra- tegiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Insbesondere die Resolution 2249, die nach den „Anschlägen von Paris“ verfasst wurde, fordert die inter- nationale Staatengemeinschaft zum Handeln auf . In der SPD-Bundestagsfraktion sind wir überzeugt, dass  es  für  den  zugrunde  liegenden  Syrien-Konflikt  letztlich nur eine politische Regelung geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsüber- nahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in die- sem Konflikt  zu  verschaffen. Eine  erste Konferenz  zur  Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durch- geführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Kon- fliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir uns mit  Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen je- weils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Genau dieses Vorgehen unterscheidet sich von der Vorgehensweise im Irak und in Afghanistan . Hier wird über den Tag hinaus nach einer Zukunft für Syrien ge- sucht, die mehrheitlich von den Kräften im Land getra- gen werden kann . Jetzt nicht einzugreifen, hieße, Syrien komplett der ISIS zu überlassen . Somit würde den Men- schen im Land jede Möglichkeit genommen werden, in ihrer Heimat zu verbleiben oder dorthin zurückzukeh- ren – sie werden dauerhaft zu Flüchtlingen . Eine Verfestigung der Terrorgruppe ISIS im Irak und Syrien hätte ihre Ausbreitung in Nachbarstaaten zur Fol- ge . Dies ist ihre erklärte Strategie . Insofern geht es nicht allein um die Bekämpfung der Terrorgruppe ISIS in Syri- en und im Irak, sondern gleichzeitig auch um den Schutz anderer Staaten im Nahen Osten . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist die Solidarität aller Europäer gefordert . Diese Solidarität gilt für mich im Übrigen auch für die Verteilung der Flücht- linge in Europa Trotz großer Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwä- gungsprozess mich dazu entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14251 (A) (C) (B) (D) rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maß- nahmen gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terrorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von aus- ländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Reso- lution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss an ISIS – oftmals  durch staatliche Institutionen geduldet oder gar organi- siert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Da- rüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der ISIS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration, insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . An dieser Stelle möchte ich eindringlich daran erin- nern, was die ISIS seit geraumer Zeit in Syrien treibt: Versklavung von Frauen für die Krieger, Verfolgung und Ermordung von Männern, die sich der Terrorgruppe ver- weigern, Entführung von Kindern, um sie zu Kriegern auszubilden, systematische Landnahme, Abschlachtung ganzer Dörfer – in der UN-Versammlung ist das Wort Genozid gefallen . Nur durch einen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS ein- zudämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden – allein eine militärische Lösung kann es ebenso wenig richten, wie nur auf humanitäre Maßnahmen zu setzen . Auf die- ser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Dazu gehört aber auch ein umfassendes Konzept zur Bekämpfung von Fluchtursachen . Ich setze mich in Berlin schon seit Langem für die Bekämpfung von Fluchtursachen durch die Stärkung wirtschaftlicher Beziehungen ein . Meiner Meinung nach können ein militärischer Einsatz in Syrien und auch die immensen humanitären Anstrengungen zur Stabilisierung der Region nur dauerhaft wirken, wenn auch die Zivilgesellschaften durch eine intensivere wirt- schaftliche Verflechtung an dieser großen Aufgabe mit- wirken . Damit dies gelingt, gilt es, Handelshemmnisse weitestgehend abzubauen, Bildung und Forschung zu stärken, Tourismus zu fördern und aktiv unternehmeri- sches Engagement in den arabischen sowie afrikanischen Ländern zu unterstützen . Sehr zu begrüßen ist der auf dem Valletta-Gipfel ver- abschiedete Aktionsplan, dessen erste Priorität die Be- kämpfung von Fluchtursachen durch Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten in Herkunftsländern ist . Da sich deutsche Unternehmen zurzeit kaum in Syrien und angrenzenden Ländern niederlassen werden, müssen wir Länder, die in Krisenregionen als Stabilitätsfaktoren anzusehen sind, zum Beispiel Jordanien oder Tunesien, dringend in den Fokus nehmen und zu ihrer Stabilisie- rung beitragen . Fluchtursachen bekämpfen bedeutet, vielfältige, auf- einander abgestimmte Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen . Die langfristige Stärkung wirtschaft- licher Beziehungen kann dabei Multiplikatoren-Effekte schaffen, die aber auch kurzfristig helfen können, Sta- bilität und Struktur wiederherzustellen . Vor allem aber zeigen sie für die Menschen in den betroffenen Regionen Perspektiven auf . Nur dann werden sie dort bleiben bzw . zurückkehren wollen . Daran arbeiten wir . Nach intensiver Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz be- waffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Tankred Schipanski (CDU/CSU): Dem Antrag der Bundesregierung stimme ich zu . Angesichts der klaren Bedrohungslage durch den sogenannten „IS“ (Da'isch) ist eine geschlossene Haltung der EU von eminenter Be- deutung . Die Bundesrepublik steht richtigerweise fest und solidarisch an der Seite Frankreichs – dies galt vor den Anschlägen in Paris am 13 . November – und gilt selbstverständlich auch weiterhin . Der Antrag der Bundesregierung sieht die militärische Unterstützung Frankreichs, des Iraks und der internatio- nalen Allianz gegen Da'isch vor . Dabei soll die Bundes- wehr in den Bereichen Führung und Führungsunterstüt- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514252 (A) (C) (B) (D) zung, Aufklärung, Sanitätsdienst, Logistik und Sicherung und Rettung von Einsatzkräften eingesetzt werden . Die Entsendung von Bodentruppen in Kriegsgebiete ist damit nicht verbunden . Auch wenn ich diesen Beitrag der Bundeswehr im Kampf gegen Da'isch im Grundsatz befürworte, so be- reitet mir die Eile der parlamentarischen Entscheidungs- findung  gleichwohl  ernsthafte  Sorge.  Dem  Parlament  blieben letztlich nur wenige Tage zur Beratung zwischen Zuleitung des Antrags und Beschluss in dritter Lesung des Bundestags am 4 . Dezember . Bedauerlicherweise kann ich nicht erkennen, dass die internationale Alli- anz bislang in der Lage war, eine langfristig angelegte Strategie und eine klare Zielvorstellung hinsichtlich der Bekämpfung von Da'isch zu entwickeln . Eine solche Strategie und eine zwischen den Partnern der Allianz abgestimmte Zielvorstellung sollte aber üblicherweise grundlegende Voraussetzung eines jeden Kampfeinsatzes sein und ist absolut zwingende Voraussetzung für einen nachhaltig erfolgreichen internationalen Militäreinsatz . Es ist daher unabdingbar, dass die Bundesregierung nun unverzüglich und mit Nachdruck auf die Entwick- lung einer solchen Strategie hinarbeitet, dazu eine Ver- ständigung mit den Partnern innerhalb und außerhalb der NATO herbeiführt und so zu einer belastbaren Koalition gegen den Da'isch beiträgt . Sollte dies bis zum Ende des Mandats am 31 . Dezember 2016 nicht gelingen, ist eine Verlängerung des Mandats meines Erachtens nicht zu rechtfertigen . Matthias Schmidt (Berlin) (SPD): Die Entscheidung, dem Antrag der Bundesregierung nicht zuzustimmen, ist die schwerste in meiner bisherigen Zeit als Mitglied des Deutschen Bundestages . Es gibt zahlreiche gewichtige Argumente, den Einsatz zu befürworten . Dem stehen je- doch ebenso gute Argumente entgegen . Die Gewichtung der Argumente nimmt jeder Abgeordnete individuell und unterschiedlich vor . Ich verstehe, besonders nach den terroristischen An- schlägen von Paris, den französischen Ruf nach europä- ischer Solidarität . Die gewünschte militärische Beteili- gung Deutschlands bedeutet einen gefährlichen Einsatz und die geforderte Beteiligung deutscher Soldatinnen und Soldaten an diesem Mandat stellt eine Zäsur dar . Hinzu kommt, dass Europa nach mehreren Rück- schlägen in den vergangenen Monaten ohnehin wenig geschlossen auftritt . Mir ist bewusst, dass durch meine Nein-Stimme das deutsch-französische Verhältnis – mit- hin der Kern von Europa – auf eine schwere Belastungs- probe gestellt wird . Ich beabsichtige mit meiner Entscheidung weder dem deutsch-französischen Verhältnis noch der europäischen Idee Schaden zuzufügen . Jedoch konnte mir bisher nie- mand schlüssig darlegen, dass Luftschläge dem soge- nannten „Islamischen Staat“ (IS) bisher in der Substanz geschadet hätten, obwohl die Operation bereits über ein Jahr läuft und mehr als 16 000 Ziele angegriffen wurden . Zahlreiche Militärexperten teilen meine Zweifel . Meine Vorbehalte werden auch dadurch genährt, dass multilate- rale Militäreinsätze weder in Afghanistan noch im Irak militärische Erfolge zeitigten . Zugleich beobachte ich eine zunehmende Radikalisierung der entsprechenden Jugendlichen, beispielsweise in Frankreich . Ich sehe kei- ne militärischen Vorteile dieses Mandats, jedoch erhebli- che politische Nachteile . Wer sich gleichwohl mit dem Status quo nicht abfin- den möchte, muss Alternativen benennen . Auch die Be- fürworter der Luftschläge sehen diese niemals als einzige Handlungsoption . Mit vielen Kolleginnen und Kollegen befürworte ich die in Wien laufenden Verhandlungen mit den  Konfliktbeteiligten,  die  sich  mühsam  voranbewe- gen . Dass momentan ausgerechnet die zukünftige Rol- le Assads im Mittelpunkt des medialen Interesses steht, zeigt die Verhandlungsprobleme in ungeschminkter Form . Ich setze sehr auf die Verhandlungen in Wien und hoffe, dass es in jedem Fall gelingt, den IS finanziell aus- zutrocknen, indem zunächst seine Ölverkäufe boykottiert werden . Ich kann 1 200 deutschen Soldatinnen und Soldaten nur in einen gefährlichen Auslandseinsatz entsenden, wenn ich von der Richtigkeit meiner Entscheidung über- zeugt bin . Dies ist bei mir nicht der Fall . Darum kann ich diesen Zweifel für mich nur auflösen, indem ich dem An- trag der Bundesregierung meine Zustimmung versage . Ursula Schulte (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroristi- sche Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewann und in den von ihr kontrollierten Gebie- ten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Akti- vitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Stra- tegiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind bruta- ler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14253 (A) (C) (B) (D) den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt letztlich nur eine politische Regelung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Genau dieses Vorgehen unterscheidet sich von der Vorgehensweise im Irak und in Afghanistan . Hier wird über den Tag hinaus nach einer Zukunft für Syrien ge- sucht, die mehrheitlich von den Kräften im Land getra- gen werden kann . Jetzt nicht einzugreifen, hieße Syrien komplett dem IS zu überlassen . Somit würde den Men- schen im Land jede Möglichkeit genommen werden, in ihrer Heimat zu verbleiben oder dorthin zurückzukeh- ren – sie würden dauerhaft zu Flüchtlingen . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher wurde auch im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit mi- litärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf ge- gen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach in- tensiver Prüfung Frankreich militärische Unterstützung im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem militä- rischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS hat sich die SPD-Bundestagsfraktion nach intensiven Diskussio- nen und einem schwierigen Abwägungsprozess entschie- den, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir persönlich nicht leicht . Mir ist jedoch bewusst, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militärische Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als ei- nen Teil ihres gesamten Engagements in der Region be- trachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Regelung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere muss die Anwerbung und Aus- reise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss  an  ISIS  –  oftmals  durch  staatliche  Insti- tutionen geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unab- dingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer der ISIS Menschen mit muslimi- schem Glauben . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Integration insbe- sondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhin- dern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämp- fer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514254 (A) (C) (B) (D) allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzu- gehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 wurden hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig, zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Swen Schulz (Spandau) (SPD): Diese Abstimmung über den Einsatz der Bundeswehr im Kampf gegen den IS ist für mich eine der schwersten Entscheidungen in meiner Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter . Ich sehe starke Argumente für den Einsatz, weil letzt- lich militärische Mittel notwendig sind und weil der tätigen Solidarität mit Frankreich und den Opfern des islamistischen Terrors weltweit sehr große Bedeutung zukommt . Gleichwohl kann ich nach sorgfältiger Ab- wägung nicht zustimmen . Die hauptsächlichen Gründe dafür sind: Es liegt kein zweifelsfreies UN-Mandat vor . Das ist zum einen ein völkerrechtliches Problem . Zum anderen macht das aber auch deutlich, dass es keine gemeinsame Position der Weltgemeinschaft gibt . Die jedoch ist zwin- gende Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg einer Intervention . Es ist weder ein militärisches noch ein politisches Kon- zept erkennbar, das Vorgehen, Zielstellung sowie Been- digungsoptionen beinhaltet . Die Tatsache, dass noch vor kurzem von der Bundesregierung die Bombardements in Syrien als Belastung für den politisch-diplomatischen Prozess betrachtet und unter anderem Frankreich dafür kritisiert wurde, dass sich die Koalitionsfraktionen nicht auf eine begleitende Entschließung haben einigen kön- nen, und dass in den letzten Tagen Irritationen über den Umgang mit Assad und seinen Unterstützergruppen auf- getreten sind, zeigt das deutlich . Erfahrungen zeigen, dass militärische Interventionen und im Besonderen Luftschläge ohne sorgfältige Einbet- tung in ein politisches Konzept tendenziell zu einer Es- kalation der Gewalt und zur Radikalisierung von Bevöl- kerungsgruppen beitragen, anstatt das Problem zu lösen . Es steht außer Frage, dass der IS auch militärisch bekämpft werden muss . Ich halte eine Beteiligung Deutschlands an einer militärischen Intervention, auch mit Bodentruppen, nicht für ausgeschlossen . Doch die Voraussetzungen müssen durch ein entsprechendes UN-Mandat und die politische Einigkeit der Weltge- meinschaft im Vorgehen und in der Zielstellung geschaf- fen werden . Solidarität mit Frankreich und den Opfern des isla- mistischen Terrors kann nicht nur mit der Beteiligung an den Bombardements in Syrien gezeigt werden . Soli- darität darf sich nicht in zwar menschlich und politisch verständlichen, letztlich aber kontraproduktiven quasi Schock-Reaktionen zeigen . Vielmehr sollte Deutschland fortfahren mit der effektiven humanitären Hilfe, weiter- hin als Motor für politisch-diplomatische Fortschritte wirken und gegebenenfalls bei Vorliegen der beschrie- benen Voraussetzungen auch einen militärischen Beitrag leisten . Svenja Stadler (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regimes auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahstehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14255 (A) (C) (B) (D) Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt letztlich nur eine politische Regelung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten, Professor Volker Perthes, geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dör- fern und Städten geflüchteten Menschen beginnen in ihre  Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem militä- rischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS haben wir nach intensiven Diskussionen und einem schwieri- gen Abwägungsprozess uns entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt uns nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über den Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514256 (A) (C) (B) (D) um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Sonja Steffen (SPD): In der Kürze der Zeit, die uns Abgeordneten für unsere Entscheidung zur Verfügung stand, sehe ich mich außerstande, dem Militäreinsatz der Bundeswehr zuzustimmen . Immerhin handelt es sich um einen der auch personell umfangreichsten Einsätze, über die ich bisher jemals zu entscheiden hatte . Auch ich bin davon überzeugt, dass Deutschland in der Verantwortung steht, für eine Beendigung des IS-Ter- rors einzutreten . Jedoch fehlt es gegenwärtig an einem UN-Mandat für den Einsatz . Es ist für mich nicht erkennbar, auf welche Art und Weise die Terroristen gezielt bekämpft werden sollen, ohne die Zivilbevölkerung und letztendlich auch unsere eigenen Soldaten in große Gefahr zu bringen . Die Vergangenheit, insbesondere auch die Erfahrung im Einsatz in Afghanistan, hat gezeigt, dass militärische Interventionen eher zu einer Eskalation der Gewalt und zur Radikalisierung von Bevölkerungsgruppen beitra- gen, statt die Probleme zu lösen . Die Irritationen in den letzten Tagen über den politischen Umgang mit dem sy- rischen Staatschef Assad haben zu meiner Entscheidung beigetragen . So groß mein Vertrauen in Außenminister Steinmeier auch ist: Bei dieser Entscheidung bin ich allein meinem Gewissen unterworfen . Militärische Kampfeinsätze sind immer mit Opfern unter Zivilisten und ungewissem Aus- gang verbunden . Sie können nur letztes Mittel sein, wenn alle diplomatischen Bemühungen gescheitert sind . Die- sen Zeitpunkt sehe ich, gerade im Zusammenhang mit dem Wiener Prozess, noch nicht gekommen . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Ich lehne die Beteiligung der deutschen Bundes- wehr am Einsatz gegen den IS in Syrien und im Nordirak ab . Dieser Einsatz ist politisch und militärisch falsch und kontraproduktiv . Dadurch, dass immer mehr zivile Opfer getroffen werden, wird auch der Hass, die Wut geschürt, die dem IS neue Anhänger in die Arme treibt . Der Einsatz wird die Zahl der IS-Kämpfer nicht verringern, sondern erhöhen und das nicht nur in Syrien und den Nachbar- ländern, sondern auch bei uns in Europa . Das zeigen die Erfahrungen des Krieges in Afghanistan und im Irak . Der US-Krieg im Irak hat ISIS überhaupt erst möglich ge- macht . Auszuschließen ist zudem, dass der IS mit bloßen Luftangriffen besiegt werden kann . Dafür ist ISIS schon zu groß und verbreitet . Die Vertreibung von ISIS aus Sy- rien und Irak würde nur zum Ausweichen in die Nachbar- staaten wie Jordanien, Libanon, Tunesien oder Algerien führen . Diese Ausweitung wird die Bekämpfung schwie- riger machen und den IS stärken . Der bevorstehende Einsatz soll eine Reaktion auf die Terroranschläge in Paris und Zeichen der Solidarität mit Frankreich sein . Dabei wird jedoch nicht berücksich- tigt, dass die Täter der Anschläge zuvor in Frankreich und Belgien gelebt haben und von dort aus die Anschlä- ge koordiniert und verübt haben, nicht von Syrien oder vom Nordirak aus. Auch ich finde, Solidarität mit Frank- reich ist nach den grauenhaften Anschlägen richtig, doch das heißt nicht, dass man allein aus Solidarität einen Kriegseinsatz beginnen muss . Es gibt kein UN-Mandat, der Einsatz ist nicht ausreichend geplant, es fehlen ein klares Ziel und eine Exitstrategie, Dauer und Umfang des Einsatzes sind nicht abzuschätzen . Der Krieg in Syrien ist komplex, es gibt mehrere Fronten und mehrere Partei- en mit unterschiedlichen und zum Teil gegensätzlichen Interessen . Eine Schwächung des IS ist nicht gleichzu- setzen mit einer Befriedung der Region und wird auch Terroranschläge in Europa nicht verhindern . Eher im Ge- genteil wird sich die Gefahr auch in Deutschland drama- tisch erhöhen . Zu dem Kriegseinsatz gibt es Alternativen: Man hät- te längst die Ölausfuhr effektiv stoppen müssen . Ebenso müssen die Finanzzuwendungen, die aus den Golfstaa- ten kommen, konsequent unterbunden werden . So wür- de dem IS die Finanzierung insbesondere des Soldes der IS-Kämpfer abgeschnitten, der Rückhalt des IS in den eigenen Reihen würde schwinden . Solidarität mit Frankreich ja, aber nicht mit dem Ein- tritt in den Bombenkrieg . Kerstin Tack (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Pro- teste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14257 (A) (C) (B) (D) von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resoluti- on 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resolution 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrienkonflikt letztlich nur eine politische Regelung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrienkonfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem militä- rischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS haben wir nach intensiven Diskussionen und einem schwieri- gen Abwägungsprozess uns entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere An- strengungen zur Integration insbesondere junger Musli- me müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „Ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung ste- henden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514258 (A) (C) (B) (D) Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Michael Thews (SPD): Der syrische Bürgerkrieg es- kalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten  Krieg,  in  dem  insbesondere  die  aus  dem  Irak stammende terroristische Gruppe ISIS seit 2014 mehr  und mehr  an Macht  und Einfluss  gewann  und  in  den von ihr kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroris- tischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozes- ses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben  wir uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter ande- rem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Län- der spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vorn deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem militä- rischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS haben wir nach intensiven Diskussionen und einem schwieri- gen Abwägungsprozess uns entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt uns nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr . Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14259 (A) (C) (B) (D) solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere An- strengungen zur Integration insbesondere junger Musli- me müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „Ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung ste- henden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und, wo möglich und nötig, zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Dr. Karin Thissen (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskaliert zu einem regional und international beeinflussten Krieg,  in dem insbeson- dere die aus dem Irak stammende terroristische Gruppe „Islamischer Staat“ (IS) oder Da'isch seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewinnt und in den von ihr  kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terror- regime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten des IS zunächst ausschließ- lich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terror- gruppe und ihr nahestehende Gruppen sowie Einzelper- sonen tragen ihren Terror zunehmend und konzentriert in die Nachbarländer und sogar bis nach Europa . Die Ter- roranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind Ausdruck die- ser menschenverachtenden Philosophie . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Si- cherheit ausgeht . Wir sind überzeugt, dass es für den zugrundeliegenden Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit aller Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in dieser Krise zu verschaffen . Eine erste Konfe- renz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Arbeitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpar- teien – ohne den „Islamischen Staat“ – zu Kernfragen des  Konflikts  gegründet  wurden.  Eine  Arbeitsgruppe  wird vom deutschen Nahost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeits- gruppen könnte die Grundlage für eine Vereinbarung ge- schaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung  näherzukommen . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober 2015 und 14 . November 2015 wurde den Vereinten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktlösung vereinbart.  Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514260 (A) (C) (B) (D) Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe IS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen den sogenannten „Islami- schen Staat“ im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere vom IS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zu- rückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in ihre Heimat zurück- zukehren . Nach den Terroranschlägen vom 13 . November 2015 in Paris hat der französische Präsident François Hollande die Bundesregierung gebeten, neben ihrem politischen Engagement  zur  Regelung  des  Syrien-Konfliktes  und  dem militärischen Beitrag zur Zurückdrängung des IS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Un- terstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen die Terrorgruppe zu betei- ligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung unserem Nachbarn Frankreich militärische Unterstüt- zung im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ angebo- ten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs- und Luftbetan- kungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte  zum  Schutz  eines  französischen Flugzeugträgers . Die Anschläge vom 13 . November 2015 gelten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz meiner großen Skepsis gegenüber einer militä- rischen Intervention habe ich nach intensiven Diskussi- onen und einem schwierigen Abwägungsprozess mich entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzu- stimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf vorrangig militärisches Engagement konzentriert, sondern dieses im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation IS nur als ein Teil eines gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen den „Islamischen Staat“ im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor·allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta be- schlossenen Maßnahmen gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terrorgruppen . Insbesondere die An- werbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Eben- so müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnah- men zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss an ISIS – oftmals  durch staatliche Institutionen geduldet oder gar organi- siert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Da- rüber hinaus ist es unabdingbar, dass IS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer des sogenannten „Islamischen Staates“ selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Musli- me auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghet- tobildungen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben des IS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für Humanitäre Hilfe und die zivile Krisenpräven- tion um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzu- setzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Franz Thönnes (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14261 (A) (C) (B) (D) nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite durch den Einsatz von Bundeswehreinheiten und Experten zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe IS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten Ge- bieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten des IS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe IS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara; über der Sinai-Halb- insel mit der Sprengung des russischen Urlauber-Jets und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resoluti- on 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resolution 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation IS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Insbesondere die Resolution 2249, die nach den „Anschlägen von Paris“ verfasst wurde, fordert die inter- nationale Staatengemeinschaft zum Handeln auf . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegen- den Syrienkonflikt letztlich nur eine politische Regelung  geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit der Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Son- derbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine füh- rende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste  Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Pro- zesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien am  30 . Oktober 2015 und 14 . November 2015 – haben wir uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Be- sonders anzumerken ist, dass sich bei diesem Prozess bislang eher gegnerische Parteien an einen Tisch gesetzt haben . So sind nun in der International Syria Support Group (ISSG) die Arabische Liga, China, Ägypten, die EU, Deutschland, Iran, Irak, Italien, Jordanien, Libanon, Oman, Katar, Russland, Saudi-Arabien, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Großbritannien, die Vereinten Nationen und die USA vertreten . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne  IS –  zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Genau dieses Vorgehen unterscheidet sich von der Vorgehensweise im Irak und in Afghanistan . Hier wird über den Tag hinaus nach einer Zukunft für Syrien ge- sucht, die mehrheitlich von den Kräften im Land getra- gen werden kann . Jetzt nicht einzugreifen, hieße, Syrien komplett dem IS zu überlassen . Somit würde den Men- schen im Land jede Möglichkeit genommen werden, in ihrer Heimat zu verbleiben oder dorthin zurückzukeh- ren – sie werden dauerhaft zu Flüchtlingen . Eine Verfestigung des IS im Irak und in Syrien würde eine Ausbreitung des IS in Nachbarstaaten zur Folge ha- ben . Dies ist eine erklärte Strategie des IS . Insofern geht es nicht allein um die Bekämpfung des IS in Syrien und im Irak, sondern gleichzeitig auch um den Schutz anderer Staaten im Nahen Osten . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Verein- ten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Man un- terstützte einen landesweiten Waffenstillstand und kam ebenso darin überein, dass die syrische Regierung und die Opposition ab Anfang 2016 über ein Ende des Konfliktes  verhandeln sollen . Innerhalb von sechs Monaten soll eine glaubwürdige und inklusive Übergangsregierung stehen, und vor dem Hintergrund einer neuen Verfassung sollen binnen 18 Monaten Neuwahlen stattfinden. Das Pariser  IS-Attentat vom 13 . November 2015, also am Vorabend der zweiten Verhandlungsrunde, war damit auch zentral gegen diesen friedlichen, internationalen, politischen Prozess gerichtet . Dieser wichtige Prozess bezieht nicht die Terrorgrup- pe IS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher wurde auch im letzten Jahr entschie- den, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Ab- wehrkampf gegen den IS im Irak zu unterstützen . Dies hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere vom IS besetzte Gebiete im Norden Iraks konnten zu- rückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in ihre Heimat zurück- zukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Frankreichs Präsident Hollande gemäß Art . 42 (7) des EU-Vertrages die anderen EU-Mitglied- staaten um Beistand und Deutschland um militärische Unterstützung gebeten . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen den IS angeboten . Hierzu gehören so- wohl Aufklärungs- und Luftbetankungsflugzeuge sowie  eine Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeug- trägers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere freiheitlichen Werte und unsere Art, zu leben . Ganz besonders richtete sich der Anschlag auf das Fuß- ballspiel-Länderspiel gegen die stabile europäische Ach- se Frankreich/Deutschland . Deshalb steht für mich auch Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514262 (A) (C) (B) (D) die Solidarität aller Europäer außer Frage . Die europä- ische Solidarität galt für mich nicht nur für die Finanz- und Griechenland-Krise, sondern sie gilt im Übrigen auch für die Verteilung der Flüchtlinge innerhalb der Eu- ropäischen Union . Trotz grundsätzlicher Zurückhaltung gegenüber jed- wedem militärischen Engagement, habe ich nach in- tensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwä- gungsprozess mich dazu entschieden, dem Mandat der Bundesregierung gegen die Terrorgruppe IS zuzustim- men . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation IS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen den IS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen den IS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terrorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausrei- se von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Sy- rien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanzzufluss an den IS – oftmals durch staatliche Insti- tutionen geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es un- abdingbar, dass IS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Meiner Einschätzung nach darf nicht zugelassen wer- den, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kul- turen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer des IS selbst Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande ge- gen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Integration, insbesondere junger Muslime müssen gesteigert wer- den, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen sogenannte „Ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vor- zugehen . An dieser Stelle erinnere ich eindringlich daran, was der IS seit geraumer Zeit in Syrien treibt: Versklavung von Frauen für die Krieger des IS, Verfolgung und Er- mordung von Männern, die sich dem IS verweigern, Ent- führung von Kindern, um sie zu Kriegern auszubilden, systematische Landnahme; Abschlachtung ganzer Dör- fer – selbst in der UN-Versammlung ist das Wort Geno- zid gefallen . Es ist traurig, dass vor allem aufgrund des russischen Widerstandes kein robustes UN-Mandat zum Einsatz in Syrien erreicht werden konnte . Nur durch den beschriebenen gesamtpolitischen An- satz wird es möglich sein, das terroristische Treiben des IS einzudämmen und künftige Terroranschläge in der Re- gion und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden – allein eine militärische Lösung kann es ebenso wenig richten, wie nur auf humanitäre Maßnahmen zu setzen . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 hat die Bundesrepublik Deutschland hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 wurde der Ansatz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser Engagement für die Flücht- linge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partneror- ganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Dazu gehört aber auch ein umfassen- des Konzept zur Bekämpfung von Fluchtursachen . Be- reits seit längerem unterstütze ich die Bekämpfung von Fluchtursachen durch die Stärkung wirtschaftlicher und entwicklungspolitischer Beziehungen . Meiner Meinung nach kann ein militärischer Einsatz in Syrien und auch die immensen humanitären Anstrengungen zur Stabili- sierung der Region nur dauerhaft wirken, wenn auch die Zivilgesellschaften durch eine intensivere wirtschaftli- che Verflechtung  an  dieser  großen Aufgabe mitwirken.  Damit dies gelingt, gilt es, Handelshemmnisse weitest- gehend abzubauen, Bildung und Forschung zu stärken, Tourismus zu fördern und aktiv unternehmerisches En- gagement in den arabischen sowie afrikanischen Ländern zu unterstützen . Sehr zu begrüßen ist der auf dem EU-Valletta-Gipfel verabschiedete Aktionsplan, dessen erste Priorität die Bekämpfung von Fluchtursachen durch Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten in Herkunftsländern ist . Da sich deutsche Unternehmen zurzeit beispielsweise kaum in Syrien niederlassen werden, müssen wir Länder, die in Krisenregionen als Stabilitätsfaktoren anzusehen sind, zum Beispiel Jordanien oder Tunesien, dringend in den Fokus nehmen und zu ihrer Stabilisierung beitragen . Fluchtursachen bekämpfen bedeutet, vielfältige, auf- einander abgestimmte Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen . Die langfristige Stärkung wirtschaft- licher Beziehungen kann dabei Multiplikatoren-Effekte schaffen, die aber auch kurzfristig helfen können, Sta- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14263 (A) (C) (B) (D) bilität und Struktur wiederherzustellen . Vor allem aber zeigen sie für die Menschen in den betroffenen Regionen Perspektiven auf . Nur dann werden sie dort bleiben bzw . zurückkehren wollen . Daran gilt es weiter zu arbeiten . Nach intensiver Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz be- waffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Gabi Weber (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Protes- te syrischer Oppositionsgruppen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroristi- sche Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewann und in den von ihr kontrollierten Gebie- ten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Akti- vitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Stra- tegiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror jetzt vermehrt und konzentriert in die Nachbarlän- der und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Stra- tegiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resoluti- on 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resolution 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrien-Konflikt letztlich nur eine politische Lösung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Der durch Deutschland maßgeblich unterstützte poli- tische Prozess muss mit intensiven diplomatischen Maß- nahmen in Bezug auf einen wesentlichen Ursprungsherd der Terrorgruppe ISIS flankiert werden. Nachweislich ist  die Exklusion der Sunniten im Irak eine der Triebfedern für das Erstarken und erfolgreiche Bestehen von ISIS, auch bis nach Syrien hinein . Ohne nationale Versöhnung und Integration zwischen Minderheit (Sunniten) und Mehrheit (Schiiten) im Irak wird ISIS von den sunniti- schen Stämmen weiterhin Unterstützung erfahren und Rückzugsorte finden. Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebeten, sich neben ihrem politischen Engagement zur Lösung  des  Syrien-Konfliktes  und  dem  militärischen  Beitrag zur Zurückdrängung von ISIS im Nordirak auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz meiner Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514264 (A) (C) (B) (D) Abwägungsprozess dafür entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich stelle jedoch fest, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das mili- tärische Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres ge- samten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Lösung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregie- rung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze deshalb die Bundesregierung dar- in, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen, terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln verhindert werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es, auf alle EU-Staaten und darü- ber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in Kriegsgebiete ein- und aus ihnen auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung ste- henden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen umfassenden politischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzudämmen und künftige Terroranschläge in der Re- gion und darüber hinaus wirkungsvoller zu verhindern . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Lösung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich des- halb dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristi- scher Handlungen durch die Terrororganisation „Islami- scher Staat“ zu . Harald Weinberg (DIE LINKE): Ich werde den mili- tärischen Eintritt Deutschlands in den Krieg in Syrien ab- lehnen . Der Hauptgrund dafür ist: Nach 14 Jahren Krieg gegen den Terror haben wir eine verheerende Bilanz . Fast 1 Million Tote, Zerstörung mehrerer Staaten, Verheerung weiter Landstriche, Entwurzelung ganzer Völker, enorme Fluchtbewegungen, eine Internationalisierung des Terro- rismus sowie das Entstehen des IS . Zudem schafft der Krieg gegen den Terror internationale Krisen, wie die, die durch den Abschuss des russischen Bombers durch türkische  Kampfflugzeuge  ausgelöst  wurde,  wodurch  auch die NATO an diesem Konflikt beteiligt wurde.  Wir taumeln aus falscher Solidarität mit Frankreich in  einen  internationalen militärischen Konflikt,  der  die  oben skizzierte Spirale nur weiter beschleunigen wird . Wir müssen aber raus aus dieser Spirale der Gewalt . Aus Solidarität das Falsche zu tun, bleibt falsch . Stattdessen müssen die Waffen-, Öl- und Geldströme des IS trocken- gelegt werden. Und die politische Konfliktlösung, die mit  der Wiener Konferenz begonnen wurde, muss fortgesetzt werden . Deshalb ist dieser Beschluss der falsche Weg und ich werde dagegenstimmen . Dirk Wiese (SPD): Die Lage in Syrien bietet Grund für große Sorge . Seit Beginn der friedlichen Proteste sy- rischer Oppositionsgruppen im Zusammenhang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zivile Ziele ange- griffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waf- fen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechts- widrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheits- ratsbeschlusses die chemischen Waffenbestände Syriens zu sichern und diese unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14265 (A) (C) (B) (D) und ihr nahstehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich bin überzeugt, dass es für den zugrunde liegenden Syrienkonflikt letztlich nur eine politische Regelung ge- ben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und ins- besondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbe- auftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine führende Rolle in diesem Konflikt zu verschaffen. Eine erste Kon- ferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Ber- lin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – haben wir  uns mit Nachdruck für die Einbeziehung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien eingesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Ich unterstütze den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher hat Deutschland auch im letzten Jahr entschieden, die kurdische Regionalre- gierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung mit militärischer Ausbildung und Aus- rüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Ge- biete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen  beginnen in ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrienkonfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Europäer gefordert . Trotz großer Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich nach intensiver Diskussion und einem schwierigen Abwä- gungsprozess entschieden, dem Mandat der Bundesre- gierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß je- doch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über den Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Ich unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich da- rin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terroris- mus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Die SPD-Bundestagsfraktion darf nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ ent- wickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstrengungen zur Integration insbe- sondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhin- dern . Ebenso müssen sogenannte „ausländische Kämp- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514266 (A) (C) (B) (D) fer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufgabe des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzu- gehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD): Ich verurteile den Terror der IS aufs Schärfste und stehe solidarisch zu den Opfern und deren Angehörigen der Anschläge in Pa- ris, Beirut und anderen Städten . Ein militärischer Einsatz wird aber die Ursachen und damit die Existenz des Ter- rors nicht beseitigen: – Es gibt kein robustes Mandat der Vereinten Natio- nen für einen Kampfeinsatz in Syrien . – Es lässt sich im jetzigen Militäreinsatz der fran- zösischen Armee kein schlüssiges Gesamtkonzept erkennen . Es ist unklar, welches Ziel am Ende des Einsatzes steht . Es ist ebenfalls unklar, bis wann ein solches Ziel erreicht werden könnte . Somit er- scheint der Einsatz übereilt und unüberlegt . – Das Fehlen eines schlüssigen Konzeptes ermög- licht einen weiten Spielraum, wie dieser Einsatz sich zukünftig gestaltet: Obwohl die Bundeswehr nun für ein Jahr mandatiert werden soll, spricht die Verteidigungsministerin von der Leyen von einem Einsatz von mindestens zehn Jahren . Gleichzei- tig meinen viele Experten, dass ein Krieg gegen den sogenannten IS ohne Bodentruppen nicht zu gewinnen sei . Offen ist also, ob eine Ausweitung des Einsatzes daher bald folgen wird . Diese Fragen bleiben ungeklärt . – Die Attentäter von Paris stammten mutmaßlich aus Frankreich, Belgien oder anderen europäischen Staaten . Es wird mit dem Einsatz nicht in den Blick genommen, dass also offensichtlich überwiegend Menschen aus dem eigenen Land diesen Terror verursachen . Eine entscheidende und überzeugen- de Antwort wäre also eine soziale und bildungs- fördernde Initiative für junge Menschen in den jeweiligen Brennpunkten der europäischen Länder . Nur so kann durch Integration verhindert werden, dass sich Menschen Terror-Organisationen zuwen- den . Ebenso ist bis heute nicht geklärt, ob die Ter- roranschläge von Paris tatsächlich von Syrien aus geplant und koordiniert wurden . Entsprechende Beweise konnten nicht vorgelegt werden . Das Ar- gument der Verteidigung Frankreichs nach einem Angriff ist nicht haltbar, da es sich beim sogenann- ten IS auch nicht um einen Staat handelt . – Die Kriege in Afghanistan und im Irak, die eben- falls mit dem Kampf gegen Terror begründet wur- den, haben gezeigt, dass es mit einem militärischen Einsatz keine Perspektive für einen geordneten Friedensprozess gibt, sondern die Regionen durch das vorschnelle militärische Eingreifen Gefahr lau- fen, weiter destabilisiert zu werden . – Die bislang praktizierten militärischen Einsätze tragen meiner Auffassung nach nicht zu einer Be- friedung bei . In der unübersichtlichen Gemengela- ge zwischen den USA, Russland, der Türkei, der EU, Saudi-Arabien sowie dem Assad-Regime wird keine klare Strategie sichtbar, wie dem sogenann- ten IS wirksam begegnet werden kann . –  Die  Konfliktursachen  im  Nahen  Osten  werden  ebenso wenig bearbeitet wie die Rekrutierungs- möglichkeiten für die menschenverachtende Ideo- logie, der unter anderen auch der sogenannte IS anhängt, in Europa . Auch hierfür fehlt es an einer schlüssigen Analyse und Strategie . Gülistan Yüksel (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien, in dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroristische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr  an Macht und Einfluss gewinnt und  in  den von ihr kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroris- tischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer und sogar bis nach Eu- ropa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sous- se, in Beirut, in Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resoluti- on 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resolution 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde lie- genden  Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14267 (A) (C) (B) (D) Regelung geben kann . Hierfür hat sich die Bundesre- gierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft einge- setzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine  führende Rolle  in diesem Konflikt zu verschaffen.  Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur hu- manitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im Novem- ber 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politi- schen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in  Wien – haben wir uns mit Nachdruck für die Einbezie- hung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien einge- setzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Sondergesandten de Mistura , auf dessen Initi- ative vier Arbeitsgruppen unter Einbeziehung der Kon- fliktparteien – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts  gegründet wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deut- schen Nahost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grundlage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen. Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart. Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Trotz unserer großen Skepsis gegenüber einem militä- rischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS haben wir nach intensiven Diskussionen und einem schwieri- gen Abwägungsprozess uns entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt uns nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS einzu- dämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden . Auf dieser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich ei- nen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg  in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin humani- täre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Im Haushalt 2016 haben wir den Ansatz für humanitäre Hil- fe und die zivile Krisenprävention erhöht . Es gilt, unser Engagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Partnern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzu- setzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514268 (A) (C) (B) (D) Ich habe viele gute Argumente für, aber auch gute Ar- gumente gegen den Militäreinsatz gehört und mir eine Entscheidung nicht leicht gemacht . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Ter- rororganisation „Islamischer Staat“ zu . Stefan Zierke (SPD): Mit großer Sorge blicken wir auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Im Zusammenhang mit dem völkerrechtswidrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage ei- nes Sicherheitsratsbeschlusses die chemischen Waffen- bestände Syriens zu sichern und diese unter maßgebli- cher Hilfe auch von deutscher Seite zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg eskalierte mittlerweile zu einem regional und international beeinflussten Krieg, in  dem insbesondere die aus dem Irak stammende terroris- tische Gruppe ISIS seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss  gewann  und  in  den  von  ihr  kontrollierten  Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet hat . Nachdem sich die terroristischen und militärischen Aktivitäten von ISIS zunächst ausschließlich auf den Irak und Syrien konzentrierten, wurde vor einiger Zeit ein Strategiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbar- länder und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Insbesondere die Resolution 2249, die nach den „Anschlägen von Paris“ verfasst wurde, fordert die inter- nationale Staatengemeinschaft zum Handeln auf . Wir sind überzeugt, dass es für den zugrunde lie- genden  Syrien-Konflikt  letztlich  nur  eine  politische  Regelung geben kann . Hierfür hat sich die Bundesre- gierung und insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft einge- setzt . Ziel war und ist es, den Vereinten Nationen und ihrem Sonderbeauftragten, Staffan Domingo de Mistura, eine  führende Rolle  in diesem Konflikt zu verschaffen.  Eine erste Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur hu- manitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im Novem- ber 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politi- schen Prozesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in  Wien – haben wir uns mit Nachdruck für die Einbezie- hung unter anderem von Iran und Saudi-Arabien einge- setzt . Seide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Besonders anzumerken ist, dass sich bei diesem Prozess absolute Gegner an einen Tisch gesetzt haben – eben wie zum Beispiel Saudi-Arabien und Iran, USA und Russland . Wir unterstützen den politischen Ansatz des UN-Son- dergesandten de Mistura, auf dessen Initiative vier Ar- beitsgruppen  unter  Einbeziehung  der  Konfliktpartei- en – ohne ISIS – zu Kernfragen des Konflikts gegründet  wurden . Eine Arbeitsgruppe wird vom deutschen Nah- ost-Experten Professor Volker Perthes geleitet . Aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen könnte die Grund- lage für eine Vereinbarung geschaffen werden, um einer politischen Konfliktregelung näherzukommen.  Genau dieses Vorgehen unterscheidet sich von der Vorgehensweise im Irak und in Afghanistan . Hier wird über den Tag hinaus nach einer Zukunft für Syrien ge- sucht, die mehrheitlich von den Kräften im Land getra- gen werden kann . Jetzt nicht einzugreifen, hieße, Syrien komplett dem IS zu überlassen . Somit würde den Men- schen im Land jede Möglichkeit genommen werden, in ihrer Heimat zu verbleiben oder dorthin zurückzukeh- ren – sie werden dauerhaft zu Flüchtlingen . Eine Verfestigung des IS im Irak und Syrien würde eine Ausbreitung des IS in Nachbarstaaten zur Folge ha- ben . Dies ist eine erklärte Strategie des IS . Insofern geht es nicht allein um die Bekämpfung des IS in Syrien und im Irak, sondern gleichzeitig auch um den Schutz anderer Staaten im Nahen Osten . Mit den Erklärungen der Wiener Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Dieser wichtige politische Prozess bezieht nicht die Terrorgruppe ISIS ein, die weder Verhandlungspartner sein will noch sein kann . Daher haben wir auch im letz- ten Jahr entschieden, die kurdische Regionalregierung im Nordirak in Abstimmung mit der irakischen Zentralre- gierung mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Gebiete im Nor- den Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen beginnen, in  ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak sich auch mit militärischen Mitteln zur Unterstützung Frankreichs, des Irak und der internationalen Allianz in ihrem Kampf gegen ISIS zu beteiligen . Die Bundesregierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich militärische Fähigkeiten im Kampf gegen ISIS angeboten . Hierzu gehören sowohl Aufklärungs-  und  Luftbetankungsflugzeuge  sowie  eine  Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeugträ- gers . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14269 (A) (C) (B) (D) Die Anschläge vom 13 . November galten nicht nur Frankreich, sondern uns allen . Sie richteten sich gegen unsere Werte und unsere Art, zu leben . Ganz besonders richtete sich der Anschlag auf das Fußballspiel auch ge- gen uns . Deshalb ist jetzt auch die Solidarität aller Euro- päer gefordert . Diese Solidarität gilt für mich im Übrigen auch für die Verteilung der Flüchtlinge in Europa . Trotz großer Skepsis gegenüber einem militärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwä- gungsprozess mich dazu entschieden, dem Mandat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Wir wissen jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement nicht auf das Militärische konzentriert, sondern das militäri- sche Engagement im und über dem Operationsgebiet der Terrororganisation ISIS nur als einen Teil ihres gesamten Engagements in der Region betrachtet . Mit dem Wiener Prozess hat sich eine Chance für eine politische Rege- lung des Syrienkrieges eröffnet, die die Bundesregierung zusammen mit ihren Partnern nutzen will und muss . Wir unterstützen die Bundesregierung ausdrücklich darin, ihre Aktivitäten gegen den internationalen Terro- rismus im Allgemeinen und gegen ISIS im Besonderen zu verstärken . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsratsresolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnah- men gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Ter- rorgruppen . Insbesondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Re- solution aufgeführten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewendet werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen sowie der ungehinderte Finanz- zufluss  an  ISIS – oftmals durch  staatliche  Institutionen  geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbunden werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu ande- ren Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Die deutschen Behörden arbeiten in der Terrorismus- bekämpfung bereits sehr eng und in einem breiten Spek- trum von Maßnahmen mit Frankreich zusammen . Diese enge Kooperation gilt es auf alle EU-Staaten und darüber hinaus auszudehnen . Wir dürfen nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwickelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS selber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flüchtlinge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegenteil: Unsere Anstren- gungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallelgesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Ebenso müssen soge- nannte „ausländische Kämpfer“ daran gehindert werden, in die Kriegsgebiete ein- und auszureisen . Es ist Aufga- be des Rechtsstaates, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen vorzugehen . An dieser Stelle möchte ich eindringlich daran erin- nern, was der IS seit geraumer Zeit in Syrien treibt: Ver- sklavung von Frauen für die Krieger des IS, Verfolgung und Ermordung von Männern, die sich dem IS verwei- gern, Entführung von Kindern, um sie zu Kriegern aus- zubilden, systematische Landnahme, Abschlachtung gan- zer Dörfer – selbst in der UN-Versammlung ist das Wort Genozid gefallen . Es ist traurig, dass vor allem aufgrund des russischen Widerstandes kein robustes UN-Mandat zum Einsatz in Syrien erreicht werden konnte . Nur durch diesen gesamtpolitischen Ansatz wird es möglich sein, das terroristische Treiben von ISIS ein- zudämmen und künftige Terroranschläge in der Region und darüber hinaus wirkungsvoll zu unterbinden – allein eine militärische Lösung kann es ebenso wenig richten, wie nur auf humanitäre Maßnahmen zu setzen . Auf die- ser Grundlage wird es hoffentlich möglich sein, endlich einen Weg zu finden, den brutalen Bürgerkrieg in Syrien  mit über 250 000 Toten zu beenden und eine politische Regelung zu ermöglichen . In Anbetracht der über sechs Millionen Binnenflücht- linge und über vier Millionen Flüchtlinge in den Nach- barländern und in Europa müssen wir weiterhin huma- nitäre Hilfe und die sogenannte Übergangshilfe leisten . Seit 2012 haben wir hierzu über 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt . Im Haushalt 2016 haben wir den An- satz für humanitäre Hilfe und die zivile Krisenprävention um über 400 Millionen Euro erhöht . Es gilt, unser En- gagement für die Flüchtlinge und Hilfsbedürftigen in der Region in Abstimmung mit unseren internationalen Part- nern und den Partnerorganisationen vor Ort fortzusetzen und wo möglich und nötig zu verstärken . Dazu gehört aber auch ein umfassendes Konzept zur Bekämpfung von Fluchtursachen . Ich setze mich in Berlin schon seit langem für die Bekämpfung von Fluchtursachen durch die Stärkung wirtschaftlicher Beziehungen ein . Meiner Meinung nach können ein militärischer Einsatz in Syrien und auch die immensen humanitären Anstrengungen zur Stabilisierung der Region nur dauerhaft wirken, wenn auch die Zivilgesellschaften durch eine intensivere wirt- schaftliche Verflechtung an dieser großen Aufgabe mit- wirken . Damit dies gelingt, gilt es, Handelshemmnisse weitestgehend abzubauen, Bildung und Forschung zu stärken, Tourismus zu fördern und aktiv unternehmeri- sches Engagement in den arabischen sowie afrikanischen Ländern zu unterstützen . Sehr zu begrüßen ist der auf dem Valletta-Gipfel ver- abschiedete Aktionsplan, dessen erste Priorität die Be- kämpfung von Fluchtursachen durch Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten in Herkunftsländern ist . Da sich deutsche Unternehmen zurzeit beispielsweise kaum in Syrien niederlassen werden, müssen wir Länder, die in Krisenregionen als Stabilitätsfaktoren anzusehen sind, zum Beispiel Jordanien oder Tunesien, dringend in den Fokus nehmen und zu ihrer Stabilisierung beitragen . Fluchtursachen bekämpfen bedeutet, vielfältige, auf- einander abgestimmte Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen . Die langfristige Stärkung wirtschaft- licher Beziehungen kann dabei Multiplikatoren-Effekte schaffen, die aber auch kurzfristig helfen können, Sta- bilität und Struktur wiederherzustellen . Vor allem aber Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514270 (A) (C) (B) (D) zeigen sie für die Menschen in den betroffenen Regionen Perspektiven auf . Nur dann werden sie dort bleiben bzw . zurückkehren wollen . Daran arbeiten wir . Nach intensiver Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz be- waffneter Streitkräfte zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Handlungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Brigitte Zypries (SPD): Mit großer Sorge blicke ich auf die Lage in Syrien . Seit Beginn der friedlichen Proteste syrischer Oppositionsgruppen im Zusammen- hang mit dem Arabischen Frühling Anfang 2011 hat das Assad-Regime auf eine militärische Eskalation gesetzt . Die syrischen Regierungstruppen haben systematisch zi- vile Ziele angegriffen und im Laufe des Krieges sogar chemische Waffen eingesetzt . Nach dem völkerrechts- widrigen Giftgaseinsatz Syriens ist es den Vereinten Nationen gelungen, auf der Grundlage eines Sicherheits- ratsbeschlusses die chemischen Waffenbestände Syriens zu sichern und sie – unter maßgeblicher Hilfe auch von deutscher Seite – zu vernichten . Der syrische Bürgerkrieg ist mittlerweile zu einer re- gional und international beeinflussten militärischen Aus- einandersetzung eskaliert . Insbesondere die aus dem Irak stammende terroristische Gruppe ISIS hat seit 2014 mehr und mehr an Macht und Einfluss gewonnen. Sie hat  in  den von ihr kontrollierten Gebieten im Irak und in Syrien ein Terrorregime errichtet und vor einiger Zeit einen Stra- tegiewechsel vollzogen . Die Terrorgruppe ISIS und ihr nahestehende Gruppen und Einzelpersonen tragen ihren Terror vermehrt und konzentriert in die Nachbarländer Syriens und sogar bis nach Europa . Die Terroranschläge im tunesischen Badeort Sousse, in Beirut, Ankara, über der Sinai-Halbinsel und zuletzt in Paris mit Hunderten von Toten und Verletzten sind brutaler Ausdruck dieses Strategiewechsels . Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat mit der Resolution 2170 vom 15 . August 2014 und der Resolu- tion 2199 vom 12 . Februar 2015 sowie mit der Resoluti- on 2249 vom 20 . November 2015 wiederholt festgestellt, dass von der Terrororganisation ISIS eine Bedrohung für den Weltfrieden und die internationale Sicherheit aus- geht . Ich  bin  überzeugt,  dass  es  für  den  Syrien-Konflikt  nur eine politische Regelung geben kann . Hierfür hat sich die Bundesregierung und insbesondere Außenmi- nister Frank-Walter Steinmeier seit Amtsübernahme mit ganzer Kraft eingesetzt . Die Vereinten Nationen und ihr Sonderbeauftragter, Staffan Domingo de Mistura, sollen eine führende Rolle in diesem Konflikt haben. Eine ers- te Konferenz zur Bündelung der Kräfte zur humanitären Hilfe wurde auf deutsche Initiative im November 2014 in Berlin durchgeführt . Im Rahmen des politischen Pro- zesses zur Konfliktregelung – Konferenzen in Wien – hat  sich Bundesaußenminister Steinmeier mit Nachdruck für die Einbeziehung auch von Iran und Saudi Arabien ein- gesetzt . Beide Länder spielen jeweils eine wichtige Rolle in diesem Krieg . Mit den Erklärungen der Wiener-Konferenzen vom 30 . Oktober und 14 . November 2015 wurde den Ver- einten Nationen eine zentrale Rolle zugewiesen und der Weg für eine politische Konfliktregelung vereinbart.  Den politischen Ansatz des UN-Sondergesandten de Mistura, vier Arbeitsgruppen unter Einbeziehung der Konfliktparteien – ohne ISIS – zu Kernfragen des Kon- flikts zu gründen, halte ich für richtig. Wir brauchen das  kontinuierliche Gespräch, damit aus den Ergebnissen der vier Arbeitsgruppen die Grundlage für eine Vereinbarung geschaffen werden kann, die eine politische Konfliktre- gelung hoffentlich ermöglicht . Die Terrorgruppe ISIS kann weder Verhandlungspart- ner sein, noch will sie es sein . Daher hat die Bundesregie- rung letztes Jahr entschieden, die kurdische Regionalre- gierung im Nordirak – in Abstimmung mit der irakischen Zentralregierung – mit militärischer Ausbildung und Ausrüstung in ihrem Abwehrkampf gegen ISIS im Irak zu unterstützen . Dieses Engagement hat sich als sinnvoll und notwendig erwiesen . Mehrere von ISIS besetzte Ge- biete im Norden Iraks konnten zurückerobert werden – die aus den Dörfern und Städten geflüchteten Menschen  beginnen, in ihre Heimat zurückzukehren . Nach den Terroranschlägen am 13 . November 2015 in Paris hat Präsident Hollande die Bundesregierung gebe- ten, neben ihrem politischen Engagement zur Regelung des Syrien-Konfliktes und dem militärischen Beitrag zur  Zurückdrängung von ISIS im Nordirak, Frankreich und die internationale Allianz mit militärischen Mitteln in ihrem Kampf gegen ISIS zu unterstützen . Die Bundes- regierung hat nach intensiver Prüfung Frankreich ange- boten, Aufklärungs- und Luftbetankungsflugzeuge sowie  eine Fregatte zum Schutz eines französischen Flugzeug- trägers zur Verfügung zu stellen . Trotz meiner großen Skepsis gegenüber einem mi- litärischen Engagement gegen die Terrorgruppe ISIS habe ich mich nach intensiven Diskussionen und einem schwierigen Abwägungsprozess entschieden, dem Man- dat der Bundesregierung zuzustimmen . Diese Zustimmung fällt mir nicht leicht . Ich weiß jedoch, dass die Bundesregierung ihr Engagement jetzt nicht auf das Militärische begrenzt, sondern sich weiter im politischen Friedensprozess engagiert . Die mit dem Wiener-Prozess erlangte Chance für eine politische Re- gelung des Syrienkrieges wird die Bundesregierung zu- sammen mit ihren Partnern nutzen . Wichtig ist auch, dass die Bundesregierung ihre Akti- vitäten gegen den internationalen Terrorismus im Allge- meinen und gegen ISIS im Besonderen verstärkt . Hierzu gehören vor allem die bereits in der UN-Sicherheitsrats- resolution 2170 vom 15 . August 2014 unter Kapitel VII der UN-Charta beschlossenen Maßnahmen gegen ISIS, al-Qaida und mit ihnen verbündete Terrorgruppen . Insbe- sondere die Anwerbung und Ausreise von ausländischen terroristischen Kämpfern nach Syrien muss unterbunden werden . Ebenso müssen die in der Resolution aufgeführ- ten Maßnahmen zur Unterbindung der Finanzierung des Terrorismus konsequent und von allen Staaten angewen- det werden . Der illegale Verkauf von Öl und anderen Ressourcen  sowie  der  ungehinderte  Finanzzufluss  an  Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14271 (A) (C) (B) (D) ISIS – oftmals durch staatliche Institutionen geduldet oder gar organisiert – muss mit allen Mitteln unterbun- den werden . Darüber hinaus ist es unabdingbar, dass ISIS-Kämpfern der unkontrollierte Zugang zu anderen Staaten in der Region verwehrt wird . Hier kommt der Türkei eine maßgebliche Rolle zu . Mit der Bundesregierung halte auch ich die Rechts- grundlage für den Einsatz für gegeben . Der Wissen- schaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat ein umfassendes Gutachten dazu vorgelegt und kommt zu folgenden Ergebnis: Artikel 24 Absatz 2 GG (in Ver- bindung mit Artikel 42 Absatz 7 EUV und der VN-Re- solution 2249) bildet eine vertretbare Rechtsgrundlage, wenn man für Artikel 24 Absatz 2 GG neben der Ein- bindung in kollektive Sicherheitsstrukturen auch die Ein- bindung in kollektive Verteidigungsstrukturen zulässt . Dies entspricht der Rechtsprechung des BVerfG, das für Artikel 24 Absatz 2 GG eine glaubwürdige kollektive Einbindung von Bundeswehreinsätzen in überstaatliche multilaterale Strukturen fordert und in diesem Zusam- menhang Systeme kollektiver Sicherheit und Systeme kollektiver Verteidigung als gleichwertig ansieht . Wir dürfen in Deutschland nicht zulassen, dass sich der IS-Terror zu einem „Kampf der Kulturen“ entwi- ckelt . Nach wie vor sind die meisten Opfer von ISIS sel- ber Muslime . Die Anschläge von Paris dürfen nicht dazu instrumentalisiert werden, um hierzulande gegen Flücht- linge zu hetzen und Muslime auszugrenzen . Im Gegen- teil: Unsere Anstrengungen zur Integration insbesondere junger Muslime müssen gesteigert werden, um Parallel- gesellschaften und Ghettobildungen zu verhindern . Das ist eine der großen politischen Aufgabe in den nächsten Jahren . Nach Abwägung all dieser Umstände stimme ich dem vorgelegten Mandat zum Einsatz bewaffneter Streitkräf- te zur Verhütung und Unterbindung terroristischer Hand- lungen durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu . Anlage 13 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Bundesrat hat in seiner 939 . Sitzung am 27 . No- vember 2015 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw . einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Zweites Gesetz zur Änderung agrarmarktrechtli- cher Bestimmungen – Gesetz zur Neuorganisation der Zollverwaltung – Gesetz zur Reform der Strukturen der Kranken- hausversorgung (Krankenhausstrukturgesetz – KHSG) – Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativ- versorgung in Deutschland (Hospiz- und Palliativ- gesetz – HPG) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Der Bundesrat stellt mit Bedauern fest, dass der Geset- zesbeschluss des Deutschen Bundestages vom 5 . No- vember 2015 zu der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland wesentliche Inhalte der Stellungnahme des Bundesrates vom 12 . Juni 2015, vgl . BR-Druck- sache 195/15 (Beschluss), unberücksichtigt lässt . Das von der Bundesregierung eingebrachte und nun im Wesentlichen unveränderte Gesetz berücksichtigt bei der konzeptionellen Weiterentwicklung der Palliativ- versorgung  in Deutschland den Bereich der pflegeri- schen Versorgung nicht in ausreichendem Umfang . Die Länder hatten in ihrer umfassenden Stellung- nahme Lösungsvorschläge zu einer bedarfsgerechten Berücksichtigung des palliativen und hospizlichen Leistungsangebotes  in  vollstationären  pflegerischen  Einrichtungen  und  deren  Gegenfinanzierung  unter- breitet, die nun nicht zum Tragen kommen . 2 . Das Gesetz berücksichtigt nicht, dass eine Ergänzung des Leistungskatalogs des § 28 SGB XI und der Rah- menverträge nach § 75 SGB XI um Maßnahmen der Sterbebegleitung über eine reine gesetzgeberische Klarstellung hinausgeht . Mit dem Ziel, die Bedürfnis- se sterbender Menschen nach einer umfassenden me- dizinischen, pflegerischen, psychosozialen und spiritu- ellen Betreuung und Begleitung, die der individuellen Lebenssituation und dem hospizlich-palliativen Ver- sorgungsbedarf Rechnung trägt, bei der Erbringung von Pflegeleistungen zu berücksichtigen (vgl. Begrün- dung zu § 28 SGB XI), ist eine erhöhte Leistungser- wartung verbunden . 3 . Da eine ergänzte Leistungserwartung die Frage von Mehrkosten  und  ihrer  Gegenfinanzierung  aufwirft,  fordert der Bundesrat, hierzu eine Regelung zu treffen . Eine weitere finanzielle Belastung der Pflegebedürfti- gen und der Träger der Sozialhilfe gilt es hierbei vor dem Hintergrund des bestehenden Teilleistungssys- tems der Pflegeversicherung zu vermeiden.  4 . In diesem Zusammenhang ist auch die Finanzierung der besonderen medizinischen Behandlungspflege für  Patientinnen und Patienten in der letzten Lebensphase in Pflegeheimen zu überprüfen.  5 . Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, zeit- nah die vom Bundesrat eingeforderten Verbesserungen in der hospizlichen und palliativen Versorgung im Be- reich der pflegerischen Versorgung durch entsprechen- de weitere Initiativen umzusetzen . – Gesetz zur Verlängerung der Befristung von Vor- schriften nach den Terrorismusbekämpfungsgeset- zen – Siebtes Besoldungsänderungsgesetz (7. BesÄndG) – Zweites Gesetz zur Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb – Gesetz zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen För- derung der Selbsttötung – Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2016 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 2016) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514272 (A) (C) (B) (D) – Gesetz zur Auswahl und zum Anschluss von Tele- kommunikationsendgeräten – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 29. Juni 2015 zur Gründung der Asiatischen Infrastruktur-In- vestitionsbank – Gesetz zur Änderung vom 10. Dezember 2014 des Übereinkommens vom 27. Juni 1980 zur Gründung des Gemeinsamen Fonds für Rohstoffe – Gesetz zur Bekämpfung von Doping im Sport Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag In die Zukunft investie- ren – Asylsuchende auf ihrem Weg in Arbeit und Ausbildung unterstützen auf Drucksache 18/5095 zu- rückzieht . Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung 17. Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Drucksache 18/579 – Unterrichtung durch die Bundesregierung 18. Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Drucksache 18/5057 Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht nach § 3 des Energieleitungsausbaugeset- zes Drucksachen 18/6270, 18/6410 Nr. 3 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Tätigkeit der Verkehrsinfrastrukturfi- nanzierungsgesellschaft im Jahr 2014 Drucksachen 18/5700, 18/5976 Nr. 1.7 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/6607 Nr . A .1 EuB-BReg 50/2015 Drucksache 18/6607 Nr . A .2 EuB-BReg 55/2015 Drucksache 18/6607 Nr . A .3 EuB-BReg 56/2015 Drucksache 18/6607 Nr . A .4 EuB-BReg 57/2015 Drucksache 18/6607 Nr . A .5 EU-Dok 393/2015 Drucksache 18/6607 Nr . A .6 EP P8_TA-PROV(2015)0342 Drucksache 18/6711 Nr . A .1 EU-Dok 400/2015 Ausschuss für Wirtschaft und Energie Drucksache 18/5982 Nr . A .29 Ratsdokument 10807/15 Drucksache 18/6146 Nr . A .10 Ratsdokument 11885/15 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/6146 Nr . A .11 Ratsdokument 11065/15 Drucksache 18/6607 Nr . A .22 EP P8_TA-PROV(2015)0359 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 18/5286 Nr . A .19 EP P8_TA-PROV(2015)0179 Drucksache 18/6417 Nr . A .25 EP P8_TA-PROV(2015)0293 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 144. Sitzung Inhaltsverzeichnis ZP 5 Bundeswehreinsatz gegenTerrororganisation IS TOP 24 Regierungserklärung zur UN-Klimakonferenz in Paris TOP 26 Handelsabkommen mit den USA und Kanada TOP 27 Elektronische Zigaretten und Shishas TOP 28 Bericht des 2. Untersuchungsausschusses TOP 29 Einsetzung eines Untersuchungsausschusses Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8 Anlage 9 Anlage 10 Anlage 11 Anlage 12 Anlage 13
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Frieser


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Vielen Dank . – Frau Präsidentin! So mancher steht

    enttäuscht und sieht betroffen den Vorhang zu und zu-
    mindest noch einige Fragen offen . – Das kann man am
    Ende eines solchen Untersuchungsausschusses schon so
    sehen . Ich sage es gleich am Anfang: So wie es im Au-
    genblick die Wortgewalt der Opposition erscheinen lässt,
    so war die Stimmung im Ausschuss nicht . Sie war sehr
    viel kontemplativer, sie war sehr viel kollegialer, sie war
    an der Sache orientiert, sie war sehr ernsthaft und diesem
    Thema angemessen .


    (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind auch heute kollegial!)


    Dafür will ich insgesamt Dank sagen . Das schließt auch
    die Kollegen aus der Opposition ein .


    (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie großzügig!)


    Die Kritik kommt gleich noch . Aber zumindest wollte
    ich das am Anfang meiner Rede sagen . Ich glaube, dass

    Uli Grötsch

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514176


    (A) (C)



    (B) (D)


    der Ausschuss es geschafft hat, diesen Themenkomplex,
    um den sich wahrlich niemand gerissen hat, so auszu-
    leuchten, dass man am Ende des Tages sagen kann: Wir
    sind unserer Aufgabe tatsächlich gerecht geworden .

    Ich will mit dem BKA anfangen und nur noch einen
    Gedanken hinzufügen . Wir konnten uns ein Bild von der
    Arbeit machen, die die Mitarbeiter dort dankenswerter-
    weise für uns erledigen . Das ist eine Arbeit, die keiner
    in diesem Haus gerne machen würde, nämlich Tausende
    und Abertausende von Bildern der Kinderpornografie zu 
    durchforsten . Ja, man kann sagen, dass das Teil des Jobs
    ist, aber am Ende des Tages muss man damit zurecht-
    kommen . Dass es dabei einer Priorisierung bedarf, dass
    es dabei einer Gewichtung bedarf, ist selbstverständ-
    lich, weil man dem Schrecknis dieser ganzen Welt – es
    geht ja nicht nur um Deutschland, sondern um sehr, sehr
    viele Bezugsorte – gerecht werden muss . Deshalb kann
    ich am Ende mit einiger Dankbarkeit für die Arbeit des
    BKA auch sagen: Wir konnten uns davon überzeugen,
    dass diese Arbeit ordnungsgemäß und dem Sachverhalt
    angemessen durchgeführt wurde . Das ist keine Petites-
    se . Denn das war immerhin der Ausgangspunkt für den
    Untersuchungsgegenstand, mit dem wir uns beschäftigen
    mussten .

    Ja, eindeutig, es gab eine Warnung . Von wem, das
    konnte der Ausschuss nicht mehr aufklären . Wir haben
    genügend Zeugen befragt, die die These gestützt haben,
    dass Michael Hartmann eine der entscheidenden Quel-
    len hätte sein können . Nach unserer Begutachtung, Frau
    Mihalic, war er das auch . Aber das, was wir glauben,
    ist nicht das, was ein Untersuchungsausschuss belegen
    kann . Deshalb ist es eine Frage der Interpretation . Ich
    hätte mich gefreut, wenn Herr Hartmann heute dieser
    Debatte hätte folgen können .


    (Irene Mihalic [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist wahrscheinlich krank! Weiß man nicht!)


    Er hätte vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch
    etwas zur Aufklärung beitragen können . Wir freuen uns
    alle ganz narrisch darüber, dass er an dem Tag, an dem
    der Untersuchungsausschuss beendet war, wieder ge-
    nesen ist . Wir wünschen ihm auf Dauer alles Gute . Ich
    hoffe trotzdem, dass der Rechtsstaat in der Lage ist, an
    dieser Stelle auch im Rahmen des Ermittlungsverfahrens
    seinen Beitrag zu leisten .

    Mit einer Sache will ich dann doch noch einmal
    aufräumen, nämlich mit der Aussage, dass eindeutig
    bewiesen ist, dass der Ursprung dieses Untersuchungs-
    ausschusses ein Geheimnisverrat gewesen ist . Dass die
    CSU durch den Verlust eines amtierenden Ministers ei-
    nen politischen Preis zahlen musste, ist klar . Es ging hier
    aber weder um einen Rachefeldzug noch um das Kühlen
    irgendwelcher politischer Mütchen . Was nützt mir ein
    Minister im Amt, wenn er nicht die entscheidende Frage
    beantworten kann: Was tue ich, damit ich Schaden von
    diesem Land abwenden kann? Was tue ich, damit eine
    Person, über die Dinge bekannt sind, nicht in ein Amt
    kommt, was tatsächlich diesem Land, dem Ansehen der
    Bundesrepublik Deutschland schaden kann? Deshalb

    halte ich das Verhalten von Hans-Peter Friedrich zur da-
    maligen Zeit nach wie vor für absolut richtig .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD -Frank Tempel [DIE LINKE]: Eindeutig rechtswidrig!)


    Im Ergebnis stellt sich die Frage, wie nun der Gesprächs-
    partner von Hans-Peter Friedrich als Inhaber dieses Ge-
    heimnisses damit umgegangen ist und wem alles er da-
    von erzählt hat . Diese Frage darf man stellen .

    Letztendlich schauen wir, wenn wir wissen, wie weit
    das hinuntergegangen ist, vor allem in die Reihen der
    SPD . Ja, das war nicht angenehm, keine Frage . Wir ha-
    ben Sternstunden der Fragetechnik im Untersuchungs-
    ausschuss hinter uns . Manch SPD-Abgeordneter hat der
    Bedeutung des Wortes „vage“ eine ganz neue Dimension
    verliehen . Wir erlebten stundenlange Aussagen, in denen
    tatsächlich nichts mehr übrig blieb . Am Ende half das al-
    les nichts .

    Wir konnten auch noch den Blick nach Niedersachsen
    wenden . Wenn es um die entscheidende Frage geht, wie
    Informationen behandelt werden sollten, wenn es um die
    entscheidende Frage geht, wie man sein Haus im Griff
    haben sollte, dann sind die Kollegen aus Niedersachsen
    ein Hort der tollen Erkenntnis: So sollte man es nicht ma-
    chen . Man sollte nicht so mit Informationen umgehen,
    dass am Ende keiner mehr weiß, was die linke und was
    die rechte Hand tut . Das war mit Sicherheit nicht das
    beste Beispiel dafür, wie wir dieses Thema behandeln
    sollten .

    Ich will noch einen Punkt ansprechen, der die Men-
    schen im Kontext dieses Untersuchungsausschusses
    um Edathy wirklich verunsichert hat . Was wird in die-
    sem Staat von der Justiz nicht alles aufgeklärt, und was
    wird nicht alles angeklagt? Dass aber jemand, der als
    Konsument Tausender und Abertausender kinderporno-
    grafischer Bilder  angeklagt  ist,  das Verfahren  am Ende 
    mit einer Geldauflage von 5 000 Euro – und sogar ohne 
    Schuldeingeständnis – hinter sich lassen kann, hat viele
    Menschen zu Recht verunsichert . Da muss man schon
    fragen, ob das gerade in Anbetracht des öffentlichen In-
    teresses an diesem Verfahren noch angemessen war . Ich
    bin keiner, der gerne Justizschelte betreibt . Aber die Ant-
    wort auf die Frage, ob das in Anbetracht des öffentlichen
    Interesses an diesem Fall wirklich angemessen war, ist
    uns die Justiz immer noch schuldig .

    Letztendlich kann ich sagen: Wir müssen sehen – das
    sage ich jetzt natürlich nur, damit auch die Grünen wis-
    sen, wo wir redetechnisch hingehören; ich meine es al-
    lerdings sehr ernst –, dass auch Höchstspeicherfristen ein
    Thema sind; da schaue ich jetzt die Kollegin Mihalic an .
    Wir haben, auch im Ausschuss, Fälle geschildert bekom-
    men, in denen wirklich eindeutig war, dass dieses Instru-
    ment – nur dieses und sonst keines – der einzige Hebel
    ist, um zeitgerecht, zeitgleich an Menschen heranzukom-
    men . Das muss man gar nicht in Abrede stellen, und da
    muss man gar keine Gutbeterei betreiben . Dass es aber
    Fälle gibt, in denen ohne das Instrument der Höchstspei-

    Michael Frieser

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 2015 14177


    (A) (C)



    (B) (D)


    cherfristen keine Rechtsverfolgung stattfinden kann, war 
    ein eindeutiges Ergebnis der Arbeit dieses Ausschusses .


    (Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat mit dem Fall Edathy gar nichts zu tun! Haben Sie das immer noch nicht verstanden?)


    Zur  Präzisierung  beim  Thema  Kinderpornografie  in 
    den Anfangstagen und -wochen dieses Ausschusses muss
    ich sagen: Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass es uns
    tatsächlich gelingt, dafür zu sorgen, dass wir in der Lage
    sind, Vorgänge, die für uns damals noch grenzwertig und
    schwierig zu beurteilen waren, heute mit den Behörden
    zusammen eindeutig zu entscheiden .

    Ich glaube, am Ende lässt sich sagen: Vielleicht sind
    mit dem Ergebnis dieses Untersuchungsausschusses
    nicht alle zufrieden . Vielleicht konnten wir nicht alles
    aufklären, was wir aufklären wollten . Ich bedanke mich
    aber trotzdem – an dieser Stelle darf ich das auch einmal
    als stellvertretender Vorsitzender tun – bei der Vorsitzen-
    den, die als Mitglied einer doch stark betroffenen Frakti-
    on in einer nicht besonders einfachen Situation war und
    der es gelungen ist, dieses Schiff einigermaßen durch die
    Wirrnis zu steuern . Auch den Kollegen herzlichen Dank
    für die Zeit! Man hat sehr viel gelernt, auch wenn es
    manchmal nächtelang gedauert hat . Ich glaube, dass wir
    sagen können – auch wenn wir nicht bei allen Bewertun-
    gen übereinstimmen –: Der Ausschuss hat seine Arbeit
    getan . Dafür herzlichen Dank!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Ich schließe die Aussprache .

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des 2 . Untersuchungsausschusses auf
Drucksache  18/6700.  Der  Ausschuss  empfiehlt,  den 
Bericht zur Kenntnis zu nehmen . Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig
angenommen .

Ich denke, dass wir alle auch den auf der Besucher-
oder Zuhörertribüne sitzenden Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeitern des Ausschusssekretariats für die Begleitung
dieser Arbeit noch einmal danken .


(Beifall)


Ich rufe den Tagesordnungspunkt 29 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Richard Pitterle, Dr . Gerhard Schick, Dr . Sahra
Wagenknecht, Dr . Dietmar Bartsch, Katrin
Göring-Eckardt, Dr . Anton Hofreiter, Jan van
Aken, Luise Amtsberg und weiterer Abgeordne-
ter

Einsetzung eines Untersuchungsausschusses

Drucksache 18/6839
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäfts-
ordnung

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 38 Minuten vorgesehen . – Ich höre kei-
nen Widerspruch . Dann ist so beschlossen .

Ich eröffne die Aussprache . Das Wort hat der Kollege
Dr . Gerhard Schick .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerhard Schick


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Über zehn Jahre lang haben Millionäre und große Ban-
    ken unsere öffentlichen Kassen geplündert . Über zehn
    Jahre lang sind sie unbehelligt beim Finanzamt ein- und
    ausgegangen und haben unter den Augen von Politik und
    Verwaltung Geld abgezweigt . Diese haben leider zugese-
    hen und den Betrügereien lange kein Ende gesetzt .

    Weder haben die damaligen Bundesregierungen recht-
    zeitig und wirksam gehandelt, obwohl es Hinweise gab,
    noch haben die Steuerverwaltungen der Länder oder die
    Finanzaufsicht Alarm geschlagen . Öffentliche Banken,
    Landesbanken, haben an diesem Skandal sogar mitge-
    wirkt .

    Viele fragen sich auch heute noch, was eigentlich
    Cum-Ex-Geschäfte sind .


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


    Diese Geschäfte beruhen auf einem Konstrukt, das dazu
    führte, dass eine Steuer zweimal zurückerstattet wurde,
    obwohl sie nur einmal gezahlt wurde . Dies ist so, als ob
    Eltern für dasselbe Kind zweimal Kindergeld kassieren –
    einmal die Mutter und einmal der Vater . Das ist natürlich
    ungerecht und im Steuergesetz nicht vorgesehen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg . Matthias Hauer [CDU/ CSU])


    Für unsere Aufgabe als Abgeordnete steht aber nicht
    die Technik, also die Art, wie das im Einzelnen arran-
    giert wurde, im Mittelpunkt, sondern entscheidend ist,
    was im Ergebnis passiert ist, nämlich ein Schaden für das
    Gemeinwesen von geschätzt 12 Milliarden Euro . Das ist
    absolut inakzeptabel . Diese 12 Milliarden Euro fehlten
    für sinnvolle Ausgaben . Oder übersetzt: Banken und Mil-
    lionäre konnten jedem einzelnen Bundesbürger 150 Euro
    aus dem Geldbeutel klauen . So etwas darf sich nie wie-
    derholen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Genau deswegen wollen wir Aufklärung .

    Obwohl der Schaden so groß ist, haben die Fraktio-
    nen der Großen Koalition es abgelehnt, aufzuklären, wie
    das passieren konnte . Sie haben unseren Antrag auf einen
    Sonderermittler abgelehnt und somit der Aufklärung lei-
    der eine Absage erteilt .


    (Dr . Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ungeheuerlich!)


    Michael Frieser

    Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 144 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 4 . Dezember 201514178


    (A) (C)



    (B) (D)


    Wir haben auch Gespräche geführt, um andere Formen
    der Aufklärung zu finden und auszuloten, ob wir gemein-
    sam aufklären können – leider ergebnislos . Für mich und
    für unsere beiden Fraktionen ist das unverständlich .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Wir haben doch einen Untersuchungsausschuss angeregt! Schon vor Monaten!)


    Deswegen machen wir von unserem Minderheiten-
    recht Gebrauch und beantragen einen Untersuchungsaus-
    schuss zum Steuerbetrug an den Finanzmärkten mittels
    Cum-Ex-Geschäften .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es geht uns nicht darum, einzelne Personen an den Pran-
    ger zu stellen, und auch nicht um Parteipolitik,


    (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Nein, keinesfalls! Das wollen wir doch mal hören!)


    sondern es geht darum, sicherzustellen, dass die Bürge-
    rinnen und Bürger nie wieder in diesem Ausmaß abge-
    zockt werden, wie es hier vorgekommen ist .

    Dafür müssen wir wissen, wieso staatliche Institutio-
    nen in Bund und Ländern jahrelang untätig blieben, statt
    das Geld der Bürgerinnen und Bürger zu schützen . Wir
    müssen wissen, ob heute dieselben Institutionen willens
    und in der Lage sind, bei ähnlichen Fällen rechtzeitig mit
    wirksamen Mitteln einzugreifen . Wir müssen wissen, wie
    es passieren konnte, dass öffentliche Banken am Betrug
    an den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern mitgewirkt
    haben .

    Wir sind nämlich schon längst in der nächsten Runde
    im Hase-und-Igel-Spiel auf dem Finanzmarkt zulasten
    der Bürger . Mit den sogenannten Cum-Cum-Geschäften
    stehen erneut Milliarden auf dem Spiel . Auch hier wird
    dem Treiben auf dem Finanzmarkt schon viel zu lange
    zugesehen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Die Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen
    laden Sie zu einer parteiübergreifenden sachlichen Arbeit
    im Interesse aller Steuerzahlerinnen und Steuerzahler
    ein . Bei einem Schaden dieser Größenordnung für das
    Gemeinwesen dürfen Demokraten nicht zur Tagesord-
    nung übergehen . Wenn die Bürger den Eindruck gewin-
    nen, dass Staat und Bürger zum Spielzeug von Betrügern
    auf dem Finanzmarkt werden, und wenn nicht sichtbar
    wird, dass wir im Parlament alles tun, damit nicht wieder
    Steuergeld in so großem Umfang von Betrügern auf dem
    Finanzmarkt abgezweigt wird, dann verlieren die Men-
    schen das Vertrauen in unsere Institutionen . Deswegen
    müssen wir hier gemeinsam tätig werden .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie haben damals zwei Gegenargumente gegen den
    Antrag auf einen Sonderermittler vorgebracht . Das eine
    Gegenargument war: Es gibt für einen Sonderermittler
    keine Rechtsgrundlage .


    (Antje Tillmann [CDU/CSU]: Das ist ein komisches Gegenargument!)


    Das ist ein sehr merkwürdiges Argument, weil im Saar-
    land unter der Leitung der CDU im Moment genau das
    stattfindet, was wir hier gefordert haben. Aufgrund eines 
    kläglichen Versagens in der Steuerfahndung wird dort
    eine externe Sonderermittlerin eingesetzt, um das aufzu-
    klären und um diese Dinge für die Zukunft richtig aufzu-
    stellen . – Ihr Gegenargument trägt nicht .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Das zweite Gegenargument war: Die Staatsanwalt-
    schaften und die Gerichte sind doch im Moment mit der
    Aufklärung dieser Fälle beschäftigt . – In der Tat: Zum
    Glück gibt es da Aufarbeitung vor den Gerichten . Aber
    diese klären, wer jetzt was zahlen muss und wer bei den
    Investoren strafrechtlich Verantwortung trägt . Sie klären
    nicht, was auf staatlicher Seite schiefgelaufen ist . Damit
    können Sie nicht die Arbeit voranbringen, die unsere Ar-
    beit ist, nämlich dafür zu sorgen, dass sich ein solcher
    Skandal nie mehr wiederholen kann . Das können nur wir
    hier tun .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Genau deswegen wollen wir jetzt wissen, was schief-
    gelaufen ist, und zwar nicht nur mit Blick auf die Ver-
    gangenheit . Ich wiederhole es: Es geht darum, über die
    Erkenntnisse der Vergangenheit sicherzustellen, dass es
    in Zukunft nie wieder passieren kann, dass das Geld, das
    die kleinen Leute in unserem Land mit ihrer Umsatzsteu-
    er und mit ihrer Einkommensteuer zahlen, unkontrolliert
    an Trickser und Betrüger am Finanzmarkt abfließt. Das 
    können wir den Menschen nicht zumuten . Deswegen
    heute der Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungs-
    ausschusses .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)