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    Plenarprotokoll 18/139 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Inhalt: Begrüßung einer Delegation der Nationalver- sammlung der Republik Korea . . . . . . . . . . 13605 B Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . . 13605 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13605 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13605 B Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13605 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 13610 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13616 D Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13621 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13624 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13627 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13628 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13630 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13631 C Aydan Özoguz, Staatsministerin BK . . . . . . . 13633 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13635 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13636 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13638 B Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13639 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13640 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13641 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13642 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13644 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13645 B Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13646 D I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/6105, 18/6124 . . . . . . . . 13645 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13645 C Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13649 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13651 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13652 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13653 D Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13654 C Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13656 D Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13658 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015II Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13660 A Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13661 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13661 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13663 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13664 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13665 D Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13667 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13668 C Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13668 D I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/6113, 18/6124 . . . . . . . . 13669 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13669 C Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13670 C Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13672 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 13675 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13676 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13678 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13679 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13679 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13680 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13682 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13684 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13685 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13687 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13687 D I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksachen 18/6120, 18/6124 . . . . . . . . 13688 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13688 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13689 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13691 D Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13692 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13693 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 13695 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13696 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13696 D Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13698 B Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13699 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 13701 B Dr . Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13703 B Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13705 A Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13706 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13708 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13709 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13605 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Beginn: 9 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Sonja Steffen (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13709 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 25 .11 .2015 Beckmeyer, Uwe SPD 25 .11 .2015 Brantner, Dr . Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 25 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 25 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU3 25 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 25 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 25 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 25 .11 .2015 Höger, Inge DIE LINKE 25 .11 .2015 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 25 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Lagosky, Uwe CDU/CSU 25 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 25 .11 .2015 Nüßlein, Dr . Georg CDU/CSU 25 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 25 .11 .2015 Spinrath, Norbert SPD 25 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 25 .11 .2015 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Warken, Nina CDU/CSU 25 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 25 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 25 .11 .2015 Zimmermann, Pia DIE LINKE 25 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 139. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Klimke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Vor einigen Wochen wurde die deutsche Entwicklungs-
    zusammenarbeit durch einen Prüfbericht der OECD un-
    tersucht, und ihr wurde ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt .
    Deutschland sei auf dem richtigen Wege, verkündete der
    Zusammenschluss der wichtigsten Industriestaaten . Der
    OECD-Bericht legt dar, dass wir es in den letzten Jahren,
    und zwar insbesondere im Jahr 2010, geschafft haben,
    durch die Evaluierung eine ganze Reihe von Verbesse-
    rungsmaßnahmen im Bereich der Entwicklungszusam-
    menarbeit auf den Weg zu bringen . So wird hier insbe-
    sondere darauf hingewiesen, dass es eine verbesserte
    Steuerungsfähigkeit des zuständigen Ministeriums gege-
    ben hat . Es sei eine starke Präsenz der Durchführungsor-
    ganisationen in den Partnerländern sichergestellt worden .
    Die Abstimmung mit den multilateralen Akteuren sei in
    einer sehr viel besseren Form erfolgt . In sämtlichen Be-
    reichen zeigen sich also gute Erfolge . Das ist das Urteil
    der Prüfkommission .

    Das zeigt, dass die Wirksamkeit der deutschen Ent-
    wicklungszusammenarbeit in den letzten Jahren schritt-
    weise erhöht worden ist, und das sehr konsequent . Dies
    geht auch – das muss man deutlich sagen – auf die Effek-
    tivierungsmaßnahmen zurück, die unter der letzten Bun-
    desregierung auf den Weg gebracht worden sind .

    Unsere heutige Aussprache zum Etat des Ministeri-
    ums ist auch eine Fortschreibung dieses Erfolges . Es ist
    mehrfach gesagt worden: Im kommenden Jahr werden
    wir rund 7,4 Milliarden Euro für diesen Aufgabenbereich
    zur Verfügung stellen . Das sind 13,2 Prozent mehr als im
    laufenden Jahr . Zur historischen Einordnung: Es ist der
    höchste Etat des Ministeriums seit seinem Bestehen .

    7,4 Milliarden Euro und kontinuierliche Verbesse-
    rungen im Wirkungsgrad deutscher Entwicklungszu-
    sammenarbeit: Das zusammen eröffnet einen sehr viel
    größeren Handlungsspielraum . Das ist gerade auch auf-
    grund der Problematik in der Flüchtlingssituation bitter
    notwendig . Es ist an dieser Stelle schon mehrfach ange-
    sprochen worden: Die weltweite Bekämpfung und Be-
    seitigung von Fluchtursachen sehen Minister Müller und
    die Entwicklungspolitiker in der Koalition als das Thema
    der Stunde an . Entwicklungspolitik kann und muss ihren
    Beitrag leisten, um die große Zahl von Flüchtlingen in
    den kommenden Jahren zu reduzieren . Entwicklungs-
    politik ist unsere Hilfe, unser Werkzeug für die Arbeit
    vor Ort . Deswegen begrüße ich den Mittelzuwachs um
    190 Millionen Euro auf 300 Millionen Euro für die Son-
    derinitiative „Fluchtursachen bekämpfen – Flüchtlinge
    reintegrieren“ ausdrücklich .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Sonja Steffen [SPD])


    Machen wir uns noch einmal die Bandbreite bewusst,
    in der die deutsche Entwicklungspolitik ihre Wirkung
    entfaltet . Das Europäische Jahr für Entwicklung 2015
    neigt sich dem Ende zu . Es war ein entscheidendes Jahr
    für die große globale Entwicklungsagenda . Deutschland
    hat diesen Prozess maßgeblich mitgestaltet . Auch hier
    möchte ich der Bundeskanzlerin noch einmal ausdrück-
    lich Dank für ihren Einsatz im Dienste der Entwicklungs-

    politik aussprechen . Insbesondere auf dem G-7-Gipfel
    auf Schloss Elmau im Juni dieses Jahres hat sie entwick-
    lungspolitische Themen propagiert, vorangebracht und
    ihnen auf diesem Gipfel eine Plattform gegeben . Das
    ist nicht selbstverständlich . Sie, Minister Müller, haben
    im Anschluss an dieses Treffen gesagt: So viel Entwick-
    lungspolitik war noch nie . – Das ist völlig richtig .


    (Beifall der Abg . Sibylle Pfeiffer [CDU/ CSU])


    Einen entwicklungspolitischen Meilenstein haben wir
    dieses Jahr auch mit der Verabschiedung der UN-Nach-
    haltigkeitsziele erreicht . Die sogenannte Post-2015-
    Agenda wird Deutschland und die Welt in der Entwick-
    lungszusammenarbeit bis zum Jahr 2030 begleiten . Im
    Rahmen zukünftiger Debatten über diesen Haushalt wird
    die Finanzierung der nachhaltigen Entwicklungsziele na-
    türlich auch nachhaltig auf der Agenda stehen . Denn ei-
    nes muss deutlich kommuniziert werden: Mit den neuen
    Entwicklungszielen wird der Finanzierungsbedarf enorm
    steigen, vor allem für Infrastruktur und klimarelevante
    Investitionen .

    Im Juli dieses Jahres konnte ich Minister Müller auf
    die Financing-for-Development-Konferenz nach Addis
    Abeba begleiten . Aufbauend auf den Konferenzen in
    Monterrey und Doha wurde dort über die Grundlagen der
    internationalen Finanzarchitektur und vor allen Dingen
    über die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele dis-
    kutiert . Von dort konnte ich, konnten wir das Ergebnis
    mitnehmen, dass ein globaler Konsens darüber besteht,
    alle Möglichkeiten der Entwicklungs- und Klimafinan-
    zierung zu nutzen und einheitlich zu erfassen, sowohl
    öffentliche als auch private Ressourcen .

    Die Klimakonferenz in Paris wird im Gipfelkalender
    2015 nun den Abschluss bilden . Auch hier soll Wegwei-
    sendes verkündet und ein Nachfolgeabkommen für das
    Kioto-Protokoll beschlossen werden . Ich erinnere an
    dieser Stelle sehr gerne daran, dass das BMZ mit einer
    Haushaltszuständigkeit für 90 Prozent der globalen
    Klimamittel Deutschlands eine wachsende Verantwor-
    tung trägt; auch das muss hier deutlich gesagt werden .
    Die Mittel im Kampf gegen die globale Erderwärmung
    sollen um 250 Millionen Euro steigen . Denn die Folgen
    des Klimawandels sind vor allem für die Menschen in den
    Schwellen- und Entwicklungsländern spürbar – Bangla-
    desch ist genannt worden –, und sie werden in absehbarer
    Zeit viele Tausende Klimaflüchtlinge verursachen, wenn
    wir nicht handeln, meine Damen und Herren .

    Aber auch in Deutschland sind wir einen guten Schritt
    weitergekommen; das darf ich in einer Bilanz, die im Zu-
    sammenhang mit dem Haushalt notwendig ist, deutlich
    sagen . Das von Minister Müller initiierte Bündnis für
    nachhaltige Textilien hat seine Mitgliederzahl ein Jahr
    nach seiner Gründung verfünffacht – eine gute Entwick-
    lung, die uns Hoffnung gibt, dass das Bündnis auch sicht-
    bare Erfolge für die Verbraucher erarbeitet .

    Meine Damen und Herren, wie schaffen wir es nun, in
    diesem breiten Aufgabenfeld mit den uns zur Verfügung
    stehenden Finanzmitteln möglichst viel zu erreichen?
    Lassen Sie mich an dieser Stelle auf die von mir bereits
    angesprochene strategische Ausrichtung der Entwick-






    (A) (C)



    (B) (D)


    lungspolitik eingehen . Jedem von uns investierten Euro,
    der in den betroffenen Ländern für die Bekämpfung von
    Fluchtursachen, für die Begrenzung des Klimawandels
    oder zur Förderung der Gleichberechtigung von Frauen
    in Entwicklungsländern eingesetzt wird, steht ein Mehr-
    wert gegenüber, den wir nicht für die Folgen von Flucht,
    von Klimaschäden und zur Beseitigung von Ungleichheit
    aufbringen müssen . Das sind eben Investitionen in die
    Zukunft; das ist wichtig .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Minister Müller hat dies an einem Beispiel deutlich ge-
    macht: 1 Euro, den wir im Libanon investieren, kann dort
    einen Nutzen von bis zu 30 Euro entfalten . Er nützt dort
    also 30-mal mehr; das müssen wir sehen .

    Doch nicht selten steht die Entwicklungspolitik in der
    Kritik . Ihr Nutzen wird nicht nur von Politikern, sondern
    auch von der Bevölkerung – wir alle wissen das – immer
    wieder hinterfragt . Von einem Fass ohne Boden ist die
    Rede . „Kommt das denn eigentlich auch unten an?“, ist
    die Frage . Die Entwicklungszusammenarbeit und wir als
    Entwicklungspolitiker, wenn wir an unseren Ständen auf
    den Märkten stehen, befinden uns in einer besonderen
    Rechtfertigungssituation und stehen unter einem beson-
    deren Erfolgsdruck . Denn wir geben – oder schleudern;
    wie auch immer – die Steuergelder ins Ausland .

    Die gute Nachricht ist, meine Damen und Herren:
    Meines Erachtens hat sich in den vergangenen Monaten
    in der deutschen Öffentlichkeit auch hier eine positivere
    Einschätzung zur Notwendig von nachhaltiger Entwick-
    lungszusammenarbeit verbreitet . Aus diesem Grunde ist
    die Politik verpflichtet, mit größter Sorgfalt zu überprü-
    fen, wie wir unsere entwicklungspolitischen Projekte
    zum größtmöglichen Erfolg führen können . Jeden Tag
    müssen wir aufs Neue auswerten, was gut läuft und wo
    Verbesserungen notwendig sind . Um dem Vertrauen in
    die Entwicklungspolitik ein solides Fundament zu geben,
    ist es meines Erachtens von großer Bedeutung, aus Er-
    reichtem zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen .

    2012 haben wir deshalb das Deutsche Evaluierungs-
    institut der Entwicklungszusammenarbeit gegründet und
    damit ein nützliches Instrument geschaffen . Es hat das
    Potenzial, uns auf unsere Fehler aufmerksam zu machen,
    unsere Erfolge zu bewerten und die Misserfolge deutlich
    und transparent zu machen und sachlich zu analysieren .
    Das DEval kann uns durch seine Evaluierungsempfeh-
    lungen eine effektivere Entwicklungszusammenarbeit
    ermöglichen und uns helfen, zukünftige Projekte auf den
    richtigen Kurs zu bringen .

    Evaluierung erhöht den Druck auf uns, die Nachhal-
    tigkeit von Projekten noch ernster zu nehmen . Doch lei-
    der spielt das DEval nicht immer die Rolle, die man ihm
    bei seiner Gründung zugedacht hat . Bisher ist lediglich
    eine überschaubare Anzahl an Evaluierungsberichten fer-
    tiggestellt worden . Wir nutzen dieses Potenzial des Insti-
    tutes noch in einem zu geringen Umfang; das muss man
    auch selbstkritisch sagen .

    Neben dem DEval gibt es eine Reihe weiterer Orga-
    nisationen, zum Beispiel die KfW, die eigenständig eine

    sehr breit angelegte Evaluation von entwicklungspoliti-
    schen Projekten durchführen . Wir brauchen eine stärkere
    Verzahnung zwischen dem DEval und diesen Organisa-
    tionen . Wir müssen die Kräfte besser bündeln und ko-
    ordinieren und einen Weg finden, aus dieser Vielzahl an
    Evaluationen und Erkenntnissen strategisch zu lernen
    und einen Mehrwert zu erzielen .

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich auch noch
    einige Sätze zur Flüchtlingsthematik sagen . Derzeit be-
    schäftigen wir uns ja mit dem Thema Obergrenze und
    damit, wie viele Menschen zu uns kommen und wel-
    che Kosten entstehen werden . Das alles ist hier schon
    mehrfach gesagt worden . Diese Fragen beschäftigen die
    Menschen natürlich deutschlandweit, und wir müssen
    Antworten darauf geben . Vor allen Dingen müssen wir
    die Menschen auch vor Demagogen schützen und deut-
    lich machen, dass sie nicht missbraucht werden dürfen .
    Beispiele dafür hat es in der jüngsten Zeit ja sehr viele
    gegeben . Nichtsdestotrotz darf unsere Unterstützung für
    diese Krisenregion nicht aus dem Fokus verschwinden .
    Deshalb müssen die Anliegen der Entwicklungszusam-
    menarbeit Gehör finden.

    Vergessen wir nicht: Staaten wie die Türkei, der Liba-
    non oder Jordanien haben Hunderttausende Flüchtlinge
    aus Syrien und dem Irak aufgenommen . Deshalb geht
    mein Appell hier nochmals in Richtung Intensivierung
    der Entwicklungszusammenarbeit .

    Die politische Ressortabgrenzung in Deutschland gibt
    vor, dass das Auswärtige Amt für den gesamten Bereich
    der humanitären Hilfe verantwortlich ist . Der Einzel-
    plan 05 – Auswärtiges Amt – zeigt: Für humanitäre Hilfs-
    maßnahmen im Ausland sind im kommenden Jahr rund
    730 Millionen Euro veranschlagt . Diese Summe ist auf-
    grund der aktuellen Lage auch dringend notwendig . Wir
    müssen versuchen, das gemeinsam mit dem Auswärtigen
    Amt effektiv umzusetzen und hier eine gute Synthese der
    beiden Ministerien zu erreichen .

    Zum Schluss möchte ich noch einmal die Gelegenheit
    nutzen, auf die historische Steigerung im Haushaltsent-
    wurf hinzuweisen . Dieses Mehr an Entwicklungsmitteln
    brauchen wir auch dringend, um die maßgeblichen Ver-
    besserungen der Lebensbedingungen der Menschen in
    den Krisenregionen zu bewirken . Noch einmal: Sie leis-
    ten einen wichtigen, wenn nicht sogar den wichtigsten
    Beitrag dafür, Flucht und Vertreibung abzumildern .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Kollege Klimke . – Letzte Rednerin

in dieser Debatte: Sonja Steffen für die SPD .


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Sonja Steffen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Mir kommt jetzt die ehrenvolle Aufgabe der
    Abschlussrede zu .

    Jürgen Klimke






    (A) (C)



    (B) (D)


    Nachdem wir heute vieles gehört haben – der Etat ist
    sehr gelobt und auch sehr kritisiert worden –, kann ich
    abschließend vielleicht auch grafisch ein bisschen mehr
    Licht in den Etat – also nicht ins Dunkle – bringen . Ich
    zeige Ihnen jetzt einmal die Entwicklung unseres Etats
    seit 2005 .


    (Die Rednerin hält ein Schaubild hoch)


    Wenn Sie gute Augen haben, dann stellen Sie fest, dass
    wir im Jahr 2005 mit einem Etat von 3,9 Milliarden Euro
    gestartet sind . Dieser Etat ist bis zum Haushaltsentwurf
    für das Jahr 2016 fast verdoppelt worden. Ich finde, das
    ist sehr gut . Darüber freuen wir uns alle sehr .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Auf der Grafik kann man übrigens auch die Niebel-Delle
    erkennen .


    (Heiterkeit)


    Sie sieht zwar 2013 relativ klein aus . Aber immerhin
    wurde der Etat um 100 Millionen Euro gekürzt .

    Was man auch sehr schön erkennen kann – ich neh-
    me an, alle, die hier sitzen, werden sich erinnern –, ist
    der Zeitpunkt, als wir in der Großen Koalition gestartet
    sind . Die Fachpolitiker waren damals sehr enttäuscht da-
    rüber – mein Kollege Herr Raabe hat das vorhin vorge-
    tragen –, dass damals der Finanzplan für unseren Haus-
    halt recht traurig aussah. Auch das ist auf der Grafik zu
    erkennen . Der ursprüngliche Finanzplan sah so aus, dass
    man fast einen waagerechten Strich hätte ziehen können .
    Nun sieht man aber hier, 2015, wie diese Linie stark nach
    oben geht . Das zeigt uns, dass wir in diesem Jahr einen
    enormen Aufwuchs haben . Ich denke, wir alle haben uns
    über 860 Millionen Euro mehr in diesem Etat gefreut .

    Es ist auch schon gesagt worden: Wir haben fast
    400 Millionen Euro Barmittel umverteilt . An dieser Stel-
    le möchte ich mich übrigens beim Hauptberichterstatter
    Volkmar Klein bedanken, nicht nur für die Umverteilung,
    sondern auch für die gute Unterstützung und Organisati-
    on der gesamten Haushaltsdebatten, besonders der Be-
    richterstattergespräche .

    Es ist richtig – Frau Hajduk hat es gesagt; ich glaube,
    auch Frau Weiss –: Wir haben bei den Umschichtungen
    die 400 Millionen Euro irgendwo wegnehmen müssen .
    Dieses Geld haben wir in der Tat bei der GIZ und der
    KfW gekürzt . Ich will einmal sagen: mit deren Einver-
    ständnis . Es blieb ihnen auch nichts anderes übrig .


    (Heiterkeit)


    Aber wir wissen, dass das keine dauerhafte Lösung sein
    kann . Insofern bin ich ganz bei Ihnen, wenn Sie sagen:
    Das ist keine Dauerlösung . Es kann sich nur um eine
    kurzzeitige Umschichtung handeln, die eben den beson-
    deren Problemen geschuldet ist, die wir mithilfe dieses
    Etats – Stichwort: Fluchtursachen bekämpfen – lösen
    wollen . Langfristig kann also nur eine Erhöhung der Mit-
    tel erfolgen, damit wir auch an dieser Stelle weiterhin
    gute Arbeit leisten können .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Es ist schon gesagt worden, dass wir die Mittel aus
    zwei großen Titeln umgeschichtet haben . Das betrifft zum
    einen die Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen“
    und zum anderen den Titel „Krisenbewältigung und Wie-
    deraufbau, Infrastruktur“ . Hier ist es besonders wichtig,
    dass wir die Mittel bereitstellen, weil damit beispielswei-
    se die Krisen in den Anrainerstaaten Syriens angegangen
    werden . Da ist unsere Hilfe unbedingt erforderlich .

    Ich möchte mich jetzt noch im Zusammenhang mit
    der Deutschen Welle an Sie wenden . Ich freue mich sehr,
    dass die Mittel für die Deutsche-Welle-Akademie auch in
    unserem Etat einen Aufwuchs erhalten haben . Ich halte
    das für sehr wichtig; denn aus Mitteln des BMZ fördert
    die Deutsche-Welle-Akademie in 25 Ländern die Mei-
    nungsfreiheit und den Zugang zu Informationen durch
    Entwicklung freier und transparenter Mediensysteme .
    Ich denke, das ist eine sehr wichtige Aufgabe, die die
    Deutsche Welle weltweit erfüllt .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Erfreulich finde ich persönlich – der Minister weiß
    es –, dass auch die Mittel für GPEI erhöht werden konn-
    ten . GPEI ist die Organisation, die sich insbesondere um
    die Bekämpfung von Polio kümmert . Polio, also Kinder-
    lähmung, ist eine Krankheit, die man fast im Griff hat
    und die weltweit sehr erfolgreich bekämpft wird . Aber
    sie ist in Pakistan wieder aufgetreten . Wir konnten es in
    diesem Etat ermöglichen, wieder Gelder für GPEI zur
    Bekämpfung von Polio in Pakistan zur Verfügung zu
    stellen . An Ihr Haus herzlichen Dank dafür, dass Sie das
    so schnell umgesetzt haben .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Nun muss ich aber ein bisschen Wasser in den Wein
    schütten . Was ich weniger erfreulich fand, ist, dass die
    Wiederauffüllungskonferenz des GFATM im nächsten
    Jahr nicht in Deutschland stattfinden wird. Vor allem wir
    von der SPD-Fraktion hatten uns davon versprochen,
    dass wir es auf diesem Wege vielleicht ermöglichen, den
    Titel für GFATM, also für die Bekämpfung von Aids, Tu-
    berkulose und Malaria, zu erhöhen . Das ist leider nicht
    der Fall gewesen . Aber vielleicht kommen wir auf einem
    anderen Weg dorthin .

    Sie hatten ja schon den Titel für das Welternährungs-
    programm angesprochen, Herr Müller . Es hat mich sehr
    traurig gestimmt, dass Sie vorhin noch einmal gesagt
    haben, dass wir da eine Lücke von 4,4 Milliarden Euro
    haben . Sie haben auch noch UNICEF erwähnt . Die Fach-
    politiker der Koalition und die der Opposition ohnehin
    haben sich dafür eingesetzt und Anträge geschrieben,
    um zu erreichen, dass die Mittel für das Welternährungs-
    programm erhöht werden und auch für UNICEF erhöht
    werden . Leider konnten wir das in diesem Etat nicht ver-
    wirklichen .


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre aber die richtige Priorität gewesen!)


    Ich glaube aber, dass das nicht das Ende der Fahnenstan-
    ge ist . Sie können sich also meiner Unterstützung sicher

    Sonja Steffen






    (A) (C)



    (B) (D)


    sein, wenn es darum geht, die Mittel zu erhöhen, was,
    denke ich, erforderlich ist .


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zum Abschluss will ich noch etwas zur ODA-Quo-
    te sagen; auch mein Kollege Sascha Raabe hat vorhin
    schon darauf hingewiesen . Wir haben im Haushaltsaus-
    schuss diesmal viel darüber diskutiert . Die ODA-Quote
    von 0,7 Prozent ist – das ist schon gesagt worden – nicht
    erreicht worden . Wir haben jetzt eine leichte Steigerung
    auf 0,41 Prozent erreicht . Auch im Haushaltsausschuss
    ging es unter anderem darum, was denn nun anrech-
    nungsfähig ist . In der Tat ist es so: Es gibt viele Staaten,
    die auch inländisch verwandte Mittel auf die ODA-Quote
    anrechnen . Das muss diskutiert werden . Einerseits ist es
    vielleicht richtig, dass man sagt: Wir müssen die Mittel,
    die wir im ersten Jahr in Deutschland für Flüchtlinge auf-
    wenden, auf die ODA-Quote anrechnen .

    Andererseits muss ich Ihnen sagen, dass ich es nicht
    richtig finde, dass man beispielsweise Rückführungs-
    und Abschiebungskosten auch auf die ODA-Quote an-
    rechnet . Da wird es nun auch ein Stück weit pervers . Ich
    habe gerade heute Nachmittag vor meiner Rede erfah-
    ren, dass in meinem Landkreis eine Albanerin mit acht
    Kindern – acht Kindern! – abgeschoben wurde . Der Ehe-
    mann ist noch da . Man weiß nicht, wie es in der Praxis
    dazu kommt; aber so etwas gibt es. Ich finde es schon
    besonders merkwürdig, wenn diese Kosten tatsächlich
    auf die ODA-Quote angerechnet werden könnten .