Rede:
ID1813915300

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 17
    1. Vielen: 1
    2. Dank,: 1
    3. Kollege: 1
    4. Movassat: 1
    5. .: 1
    6. –: 1
    7. Nächster: 1
    8. Redner: 1
    9. inder: 1
    10. Debatte: 1
    11. ist: 1
    12. Axel: 1
    13. Schäfer: 1
    14. für: 1
    15. die: 1
    16. SPD: 1
    17. .\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/139 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Inhalt: Begrüßung einer Delegation der Nationalver- sammlung der Republik Korea . . . . . . . . . . 13605 B Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . . 13605 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13605 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13605 B Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13605 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 13610 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13616 D Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13621 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13624 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13627 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13628 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13630 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13631 C Aydan Özoguz, Staatsministerin BK . . . . . . . 13633 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13635 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13636 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13638 B Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13639 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13640 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13641 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13642 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13644 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13645 B Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13646 D I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/6105, 18/6124 . . . . . . . . 13645 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13645 C Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13649 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13651 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13652 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13653 D Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13654 C Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13656 D Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13658 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015II Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13660 A Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13661 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13661 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13663 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13664 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13665 D Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13667 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13668 C Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13668 D I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/6113, 18/6124 . . . . . . . . 13669 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13669 C Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13670 C Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13672 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 13675 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13676 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13678 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13679 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13679 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13680 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13682 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13684 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13685 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13687 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13687 D I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksachen 18/6120, 18/6124 . . . . . . . . 13688 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13688 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13689 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13691 D Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13692 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13693 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 13695 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13696 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13696 D Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13698 B Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13699 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 13701 B Dr . Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13703 B Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13705 A Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13706 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13708 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13709 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13605 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Beginn: 9 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Sonja Steffen (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13709 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 25 .11 .2015 Beckmeyer, Uwe SPD 25 .11 .2015 Brantner, Dr . Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 25 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 25 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU3 25 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 25 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 25 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 25 .11 .2015 Höger, Inge DIE LINKE 25 .11 .2015 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 25 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Lagosky, Uwe CDU/CSU 25 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 25 .11 .2015 Nüßlein, Dr . Georg CDU/CSU 25 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 25 .11 .2015 Spinrath, Norbert SPD 25 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 25 .11 .2015 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Warken, Nina CDU/CSU 25 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 25 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 25 .11 .2015 Zimmermann, Pia DIE LINKE 25 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 139. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Wir müssen

    Bundesminister Dr. Gerd Müller






    (A) (C)



    (B) (D)


    Fluchtursachen bekämpfen . – Der Finger zeigt dabei oft
    auf die Entwicklungspolitik . Die Rechnung: mehr Ent-
    wicklungsgelder gleich weniger Flüchtlinge . Aber ist die
    Rechnung wirklich so einfach? Weltweit sind 60 Millio-
    nen Menschen auf der Flucht, so viele wie noch nie in der
    Geschichte der Menschheit – und das trotz jahrzehnte-
    langer Entwicklungszusammenarbeit, trotz der Tatsache,
    dass weltweit 132 Milliarden US-Dollar für Entwick-
    lungsprojekte ausgegeben werden .

    Die Entwicklungszusammenarbeit, wie sie heute ge-
    macht und verstanden wird, wird die Hauptgründe von
    Flucht, nämlich Krieg und Armut, nicht beenden können .
    Entwicklungspolitik muss als Gesamtkonzept verstanden
    werden, als Ziel, menschliche Entwicklung massiv zu
    fördern und alles zu unterlassen, was ihr schadet .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Peter Meiwald [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Ein Beispiel: Es bringt nichts, Entwicklungsgelder für
    die Kleinbauernförderung in Ghana auszugeben, wenn
    die dortigen Märkte gleichzeitig mit billigem Milchpul-
    ver aus Europa überschwemmt werden; denn dies zer-
    stört die Existenz der Bauern vor Ort, treibt sie in Armut
    und schafft einen Fluchtgrund . Das Beispiel zeigt, wie
    die eine Hand, die Entwicklungspolitik, versucht, etwas
    aufzubauen, was die andere Hand, die Wirtschaftspolitik,
    zerstört . Damit muss Schluss sein .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Peter Meiwald [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Immer mehr Krisen und Kriege, immer mehr Hun-
    gersnöte, immer mehr Opfer des Klimawandels – lange
    haben wir in Deutschland verdrängt, welche Tragödien
    sich vor unserer Haustür abspielen . So musste das Welt-
    ernährungsprogramm seine Rationen für Flüchtende aus
    Syrien in den Flüchtlingslagern, in denen ohnehin schon
    Perspektivlosigkeit herrscht, auf 50 Cent pro Tag und
    Person kürzen . 50 Cent pro Tag zum Essen! Warum?
    Weil die Weltgemeinschaft und damit auch Deutschland
    nicht genug Mittel bereitstellt . Auch deshalb machen sich
    Menschen auf den Weg zu uns, weil sie in den Lagern
    schlichtweg verhungern .

    Die Anschläge von Paris zeigen auch dem Letzten, vor
    welchem Terror viele Flüchtlinge zu uns fliehen. Stellen
    Sie sich vor: jeden Tag Paris, jeden Tag Anschläge, Ter-
    ror, Tod. Jeder, auch jeder von uns, würde davor fliehen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Peter Meiwald [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Statt Symptome zu behandeln, müssen wir endlich
    grundsätzliche Fragen stellen . Ist es gerecht, dass 1 Pro-
    zent der Menschheit so viel besitzt wie die restlichen
    99 Prozent zusammen? Wieso sind wir der viertgrößte
    Waffenexporteur, wenn wir wissen, dass diese Waffen
    riesiges Leid anrichten und Menschen zur Flucht zwin-
    gen? Wieso arbeiten wir mit Saudi-Arabien zusammen,
    das weltweit eine rückständige Auslegung des Islam mit
    Milliardengeldern fördert und Menschen öffentlich mit
    dem Krummsäbel hinrichtet?

    Halten Sie es für richtig, weiter auf den Krieg gegen
    den Terror zu setzen? Seit seinem Beginn vor 15 Jahren

    hat sich die Anzahl der Terroranschläge versechsfacht .
    Der Terror hat mehrere Staaten destabilisiert, er hat Hun-
    derttausende von Unschuldigen in Afghanistan, dem Irak
    und anderen Staaten das Leben gekostet, und er hat Hun-
    derttausende zur Flucht gezwungen . Wenn wir nicht end-
    lich Frieden und globale Gerechtigkeit durchsetzen, dann
    werden diese Probleme noch drastischer werden . Deshalb
    brauchen wir dringend eine politische 180-Grad-Wende .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die UN haben letzte Woche gewarnt: Bis Ende dieses
    Jahres werden 700 000 Kinder in der Sahelzone verhun-
    gert sein . Gleichzeitig wird bei uns über Obergrenzen für
    Flüchtlinge diskutiert . Aber wollen wir der Mutter, die
    flieht, um ihr Kind vor dem Verhungern zu retten, wirk-
    lich sagen: Sorry, wir haben keinen Platz . Bleib draußen
    und verhungere . – Diese Antwort ist zynisch .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Zynisch war auch der Gipfel in Valletta . Die Kern-
    aussage der EU dort an die Länder Afrikas war: Haltet
    uns die Flüchtlinge vom Hals . Nehmt sie zurück . Dann
    bekommt ihr mehr Entwicklungsgelder . – Im Umkehr-
    schluss läuft das darauf hinaus, dass, wer keine Flücht-
    linge zurücknimmt, weniger Geld bekommt . Das wider-
    spricht allen Ideen der Entwicklungspolitik, und es ist
    auch eine besonders widerliche Form der Erpressung .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Aber es wird noch schlimmer: Die EU und auch die
    Bundesregierung wollen bei der Flüchtlingsabwehr mit
    autoritären Regimen wie dem äthiopischen zusammenar-
    beiten, also mit Ländern, die Menschenrechte mit Füßen
    treten . Indem sie autoritäre Regime mit Geld zuschüt-
    ten, ermöglichen sie diesen, mehr Sicherheitskräfte zu
    haben, die die Bevölkerung noch stärker unterdrücken .
    Den Menschen geht es dann noch schlechter . Es entste-
    hen noch mehr Fluchtgründe . Der Beschluss von Valletta
    läuft darauf hinaus, Entwicklungsgelder auch an Diktatu-
    ren zu geben, wenn diese Flüchtlinge aufhalten . Sie be-
    kämpfen so die Flüchtlinge und nicht die Fluchtursachen,
    und das ist einfach nur pervers .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wenn Sie Fluchtgründe wirklich bekämpfen wollen,
    mache ich Ihnen vier Vorschläge, dies zu tun:

    Erstens: sofortiger Stopp von Waffenexporten, insbe-
    sondere in Krisenregionen . Denn wer Waffen sät, erntet
    Flüchtlinge .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Peter Meiwald [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Zweitens . Die Bundesregierung muss aufhören, das
    Wohl der deutschen Wirtschaft über das ärmerer Län-
    der zu stellen, damit diese endlich eine Chance haben,
    sich zu entwickeln . Deshalb müssen die Wirtschaftspart-
    nerschaftsabkommen, die EPAs, mit Afrika ausgesetzt
    werden . Diese zwingen Afrikas Länder zu massiven
    Marktöffnungen und werden die Wirtschaft dort ruinie-
    ren .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Niema Movassat






    (A) (C)



    (B) (D)


    Drittens . Beenden Sie die außenpolitische Hörigkeit
    gegenüber den USA . Die USA sind verantwortlich für
    das Auseinanderbrechen des irakischen Staates, was ja
    den „Islamischen Staat“ erst ermöglicht hat . Zudem füh-
    ren die USA ihre illegalen Drohnenkriege auch von deut-
    schem Boden aus . Deutschland muss endlich aufhören,
    hier Beihilfe zu leisten, und aufhören, sich weltweit an
    Kriegen zu beteiligen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Viertens . Orientieren Sie die Entwicklungszusammen-
    arbeit an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort . Führen
    Sie Maßnahmen durch, die Kleinbauern statt Agrokon-
    zerne unterstützen, die soziale Sicherungssysteme und
    Gesundheitssysteme aufbauen und die Bildung für alle
    Menschen ermöglichen .

    Über allen Maßnahmen muss ein Grundsatz stehen .
    Ich zitiere den ehemaligen UN-Sonderberichterstatter für
    das Recht auf Nahrung Jean Ziegler . Er sagte:

    Es kommt nicht darauf an, den Menschen der Drit-
    ten Welt mehr zu geben, sondern, ihnen weniger zu
    stehlen .

    Danke für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Kollege Movassat . – Nächster Redner in

der Debatte ist Axel Schäfer für die SPD .


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Axel Schäfer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Selten war eine entwicklungspolitische Debatte um
    Haushaltsfragen so sehr von den drängenden Problemen
    bestimmt, die nicht mehr nur in irgendwelchen Ländern
    vorhanden sind, sondern auch zu hiesigen Problemen
    geworden sind . Diese Debatte ist zugleich Ausdruck der
    Ambivalenz, in der wir uns befinden.

    Ich glaube, wir können hier nur ehrlich und aufrichtig
    diskutieren, indem wir das mit einem Sowohl-als-auch
    unterlegen . Das Sowohl heißt – das muss auch von den
    lieben Kolleginnen und Kollegen der Opposition aner-
    kannt werden –, dass die Etatmittel in diesem Bereich
    den größten Zuwachs seit Bestehen dieses Ministeriums
    erfahren . Das ist nicht irgendetwas .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Selbstverständlich ist das eine wichtige Leistung, die für
    etwas steht, was erarbeitet und durchgesetzt worden ist,
    und das ist auch gut so . Mein Dank geht natürlich auch
    an den Minister .

    Es ist gut, dass der 11 . Europäische Entwicklungs-
    fonds, der bis 2020 läuft, über mehr als 30 Milliarden
    Euro verfügt . Dazu muss man nicht nur hier, sondern
    auch nach außen hin sagen: Ja, das ist ein wichtiger Fort-
    schritt, für den wir gekämpft haben und der nicht von

    allein gekommen ist . Er ist neuen Erkenntnissen aus
    schlechten Erfahrungen geschuldet, die wir gemacht ha-
    ben, aus denen wir aber gemeinsam die richtigen Schlüs-
    se ziehen . Das ist die eine Seite, und die sollten wir hier
    in diesem Haus wirklich einmal als gemeinsamen Erfolg
    betonen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Jetzt reden wir über das Als-auch, über die Schwie-
    rigkeiten . Der Herr Minister hat vieles gesagt; das alles
    kann ich unterstützen . Ich will es nur an einer Zahl noch
    einmal deutlich machen . Wenn dem UNHCR für dieses
    Jahr über 4,2 Milliarden Dollar zugesagt werden und wir,
    Stand Ende Oktober, erst 2 Milliarden Dollar haben flie-
    ßen lassen, so heißt das ganz simpel zweierlei: Erstens .
    Viele Länder halten sich nicht an ihre Zusagen . Das ist
    unmoralisch und in Demokratien, wo immer sie sind,
    unakzeptabel . Zweitens . Die Konsequenz ist ganz klar:
    Wir schaffen uns bestimmte Probleme selbst, die wir ver-
    meiden könnten . Viele Länder vermeiden sie nicht, bis
    sie schließlich bei uns anlanden . Das ist die Konsequenz,
    die man offen und vor allen Dingen auch öffentlich aus-
    sprechen muss .


    (Beifall bei der SPD)


    Auch eine andere Konsequenz muss klar sein, wenn
    wir über den Zusammenhang von Problemen diskutieren,
    gerade wenn wir in Richtung „Klimagipfel in Paris“ bli-
    cken . Der Anstieg der Erderwärmung um 1 Grad mehr
    oder weniger, das ist für viele Menschen nur eine Zahl .
    Eine Zahl ist nicht so dramatisch . Die dramatische Zahl,
    die dahintersteht, lautet, dass zum Beispiel aus Bangla-
    desch ganz konkret 15 Millionen mehr Menschen fliehen
    müssten, weil ihnen sozusagen die Lebensgrundlage un-
    ter den Füßen weggeschwemmt würde . Das Land wäre
    nicht mehr zu bewirtschaften . Da könnte man nicht mehr
    leben . Aber wir haben die Chance, dies mit einer Kli-
    mapolitik, gemeinsam in Europa, von Deutschland stark
    getragen, zu verändern . Wir haben die Chance, und die
    sollten wir in Paris auch nutzen .


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn es auch wichtige Übereinstimmungen in der Ko-
    alition gibt, so muss man doch auf ein paar Unterschiede
    hinweisen . Heute Morgen hat der Kollege Kauder ge-
    sagt: Die rot-grün regierten Länder haben das und das
    nicht gemacht . – Natürlich muss man über sein eigenes
    Land auch mal gut reden . Also: Nordrhein-Westfalen
    zum Beispiel, lange rot-grün regiert, hat es seit 1985 –
    da regierte die SPD allerdings noch allein – im Rahmen
    seines Programms „Eine-Welt-Initiative“ geschafft, dass
    bis heute 7 500 junge Menschen in Projekten der Ent-
    wicklungszusammenarbeit für Frieden und vieles andere
    Gute mehr in über 50 Staaten gearbeitet haben . Auch das
    ist ein wichtiger Punkt, den wir gerade bei einer Bun-
    destagsdebatte nennen sollten, nicht nur deshalb, weil es
    Nordrhein-Westfalen ist – das ist sowieso gut –,


    (Beifall bei der SPD)


    sondern auch deshalb, weil es in fast allen Bundeslän-
    dern, zumindest soweit ich weiß, diese Form der Zusam-
    menarbeit im Rahmen eines solchen Projekts gibt; be-

    Niema Movassat






    (A) (C)



    (B) (D)


    sonders berührend: Rheinland-Pfalz/Ruanda . Auch das
    gehört in den Bundestag . Wir sind ein Bundesstaat . Wir
    haben den Bund und die Länder . Die Länder machen da
    eine ganze Menge, und das ist gut so . Das sollten wir in
    diesem Hause auch einmal ausdrücklich würdigen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir wollen nicht mit Goethe sagen: „Die Botschaft
    hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ . – Wir müs-
    sen dabei schon auch ein bisschen an die zukünftige Ent-
    wicklung denken, gerade was die Länder anbelangt . Wir
    wollen viel zur selben Zeit . Die Länder haben – wir ha-
    ben das gemeinsam in entsprechenden Gesetzesänderun-
    gen beschlossen – eine Schuldenbremse ab 2019 . Seit der
    Finanzminister, der bekanntlich kein Sozialdemokrat ist,
    gesagt hat, die oberste Priorität sei – Klammer auf: nicht
    mehr die schwarze Null; Klammer zu –, die Probleme zu
    bekämpfen, die mit einer großen Zahl von Flüchtlingen,
    mit Wanderungsbewegungen zu tun haben, müssen wir
    über ganz bestimmte Fragen hier auch ein Stück weit an-
    ders diskutieren .

    Da ist natürlich immer das taktische Problem: Wer
    sagt was und wie? Ich habe mir gedacht, ich löse das heu-
    te einmal ganz elegant und nehme etwas Unverdächtiges:
    den Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung und Frau
    Höll; beide gehören sicherlich nicht zu den Linken in der
    SPD . Es geht um das Thema Flüchtlinge . Ich zitiere eini-
    ge gute Anregungen:

    Es stimmt, die zusätzlichen Milliarden sind Kosten
    für uns alle . Für Schreckensszenarien aber besteht
    keinerlei Anlass . Im Gegenteil . Dieses Geld ist nicht
    nur eine notwendige, sondern auch eine gute Inves-
    tition, die unsere Gesellschaft stärkt und damit die
    Stabilität unseres Landes . Was nützen uns Schul-
    denbremsen und schwarze Nullen, wenn der soziale
    Frieden auf die Probe gestellt wird?

    Weiter schreibt der Hauptkommentar in der Süddeut-
    schen:

    Bleibt die Frage, wer das bezahlen soll? Die Kom-
    munen, die sich in den letzten Jahren bemüht ha-
    ben, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen, werden
    es nicht leisten können, jedenfalls dann nicht, wenn
    sie den Frieden vor Ort wahren wollen . Die Länder
    wären – übrigens auch ohne Wahrung der Schulden-
    bremse – überfordert . Bleibt also der Bund . Der hat
    noch ein paar Reserven, darf auch nur in begrenz-
    tem Maß neue Schulden aufnehmen .

    Da sind wir uns einig .

    Aber wenn die Merkels und Schäubles die stren-
    ge Etatdisziplin nicht aufgeben wollen, können sie
    auch die Steuern erhöhen . Die für Spitzenverdiener,
    wohlgemerkt .

    Zu der Kategorie gehören wahrscheinlich auch Bun-
    destagsabgeordnete . – Das ist eine völlig richtige Aussa-
    ge von der Süddeutschen Zeitung .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich glaube – das wird wichtig sein –, gerade wenn wir
    über Werte im Jahre 2015 diskutieren – dass Europa eine
    Wertegemeinschaft ist, ist heute zu Recht auch von mei-
    nen geschätzten Kolleginnen und Kollegen der Union
    immer wieder unterstrichen worden –, dann werden wir
    auch perspektivisch über die Preise reden .

    Ich sage ganz offen und ganz entspannt: Ich habe als
    Fraktionsvize, als Erster in bestimmter Verantwortung im
    September gesagt: Wir müssen die europäischen Außen-
    grenzen so dicht wie möglich machen, das heißt, kon-
    trollieren und sichern . – Sie können mir glauben, das hat
    nicht überall in der SPD nur Beifall gefunden . Ich halte
    das jedoch weiterhin für richtig .

    Heute, nach acht Wochen, sagen alle, dass das der
    richtige Weg ist . Ich bin mir deshalb auch sicher, dass
    wir über die Frage von Gerechtigkeit und Finanzen auch
    noch ein Stück anders diskutieren werden, und zwar ohne
    eine bestimmte Ideologie, ohne Dogmen, weil uns ein-
    fach die Probleme vor neue Herausforderungen stellen,
    die wir vor einem Jahr oder auch vor einem halben Jahr
    und auch bei Abschluss des Koalitionsvertrages noch
    nicht so gesehen haben . Das ist meine persönliche Mei-
    nung . Dazu gibt es keinen Fraktionsbeschluss . Ich glaube
    aber, das trifft relativ gut die Stimmung der Mitglieder
    meiner Partei .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)