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    Plenarprotokoll 18/139 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Inhalt: Begrüßung einer Delegation der Nationalver- sammlung der Republik Korea . . . . . . . . . . 13605 B Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . . 13605 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13605 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13605 B Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13605 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 13610 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13616 D Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13621 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13624 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13627 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13628 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13630 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13631 C Aydan Özoguz, Staatsministerin BK . . . . . . . 13633 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13635 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13636 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13638 B Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13639 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13640 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13641 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13642 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13644 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13645 B Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13646 D I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/6105, 18/6124 . . . . . . . . 13645 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13645 C Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13649 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13651 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13652 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13653 D Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13654 C Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13656 D Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13658 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015II Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13660 A Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13661 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13661 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13663 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13664 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13665 D Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13667 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13668 C Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13668 D I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/6113, 18/6124 . . . . . . . . 13669 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13669 C Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13670 C Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13672 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 13675 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13676 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13678 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13679 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13679 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13680 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13682 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13684 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13685 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13687 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13687 D I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksachen 18/6120, 18/6124 . . . . . . . . 13688 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13688 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13689 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13691 D Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13692 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13693 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 13695 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13696 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13696 D Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13698 B Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13699 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 13701 B Dr . Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13703 B Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13705 A Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13706 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13708 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13709 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13605 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Beginn: 9 .01 Uhr
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    Sonja Steffen (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13709 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 25 .11 .2015 Beckmeyer, Uwe SPD 25 .11 .2015 Brantner, Dr . Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 25 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 25 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU3 25 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 25 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 25 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 25 .11 .2015 Höger, Inge DIE LINKE 25 .11 .2015 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 25 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Lagosky, Uwe CDU/CSU 25 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 25 .11 .2015 Nüßlein, Dr . Georg CDU/CSU 25 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 25 .11 .2015 Spinrath, Norbert SPD 25 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 25 .11 .2015 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Warken, Nina CDU/CSU 25 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 25 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 25 .11 .2015 Zimmermann, Pia DIE LINKE 25 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 139. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Hintze


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Für die Bundesregierung erteile ich das Wort der Bun-

    desministerin Dr . Ursula von der Leyen .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin der
    Verteidigung:

    Vielen Dank . – Herr Präsident! Sehr geehrte Damen
    und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möch-
    te mit einem Dank beginnen . Ich danke insbesondere den
    Berichterstattern für eine sehr vertrauensvolle und gute
    Zusammenarbeit . Das war in diesem Jahr wie in den ver-
    gangenen Jahren ausgesprochen angenehm zu erleben .

    Ich möchte an dieser Stelle auch ganz herzlich den
    Kolleginnen und Kollegen Abgeordneten, insbesondere
    dem Bundestagspräsidenten, danken, nämlich dafür, dass
    vor zwei Wochen der 60 . Geburtstag der Bundeswehr
    hier so klasse gefeiert worden ist .


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir haben am 11 . November einen Großen Zapfenstreich
    vor dem Reichstag erlebt . Wir haben eine tolle Debat-
    te am nächsten Tag hier im Hohen Hause gehabt . Das
    waren ganz besondere Momente, nämlich Momente des
    Innehaltens auch in dieser turbulenten Zeit, Momente der
    Aufmerksamkeit, Momente der Wertschätzung . Das hat
    den Menschen in der Bundeswehr richtig gutgetan . Das
    kann ich Ihnen nach dem sagen, was ich auch an Feed-
    back bekommen habe . Ich glaube, das hatten sie auch
    verdient .

    Die Glückwünsche zu unserem 60 . Geburtstag waren
    kaum verklungen, und die Fackeln zum Großen Zap-
    fenstreich waren kaum erloschen, da haben uns diese
    grauenhaften Bilder aus Paris erreicht: unschuldige Men-
    schen, die von kaltblütigen Terroristen willkürlich hinge-
    richtet werden: beim Konzert, im Café, auf der Straße,
    mitten im Alltag, mitten in Frankreich, mitten in Euro-
    pa . Meine Damen und Herren, wir alle spüren in diesen
    Tagen – das zeigen auch die Debatten in diesem Hohen

    Michael Leutert






    (A) (C)



    (B) (D)


    Hause –, dass diese niederträchtigen Anschläge nicht nur
    Frankreich gegolten haben, sondern insbesondere uns al-
    len . Unsere offene Gesellschaft, unser Wertesystem und
    unsere Überzeugungen, das sollte im Kern getroffen wer-
    den .

    Deshalb sage ich auch ganz unmissverständlich: Wir
    stehen an der Seite Frankreichs, und zwar nicht nur in
    der Trauer um die Toten – die beweinen wir gemeinsam
    mit Frankreich –, sondern vor allem in der Entschlossen-
    heit, den Terror zu bekämpfen . Das ist unsere ganz klare
    Botschaft .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg . Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Frankreich hat zum ersten Mal die Beistandsklausel
    des Artikels 42 Absatz 7 des Vertrags über die EU akti-
    viert, die alle Mitgliedstaaten dann, wenn ein Mitglied-
    staat von außen angegriffen wird, zur Hilfe verpflichtet.
    Deshalb werden wir alles in unserer Macht Stehende tun,
    um unseren französischen Verbündeten und Freunden
    nach diesem Angriff unsere Unterstützung zuzusichern .

    Der Artikel 42 Absatz 7 ist ein ganz starkes politisches
    Signal . Er hat eine starke Bindungswirkung, so wie der
    Artikel 5 des NATO-Vertrags, aber er hat einen viel brei-
    teren Instrumentenkasten, aus dem man sich bedienen
    kann . Das heißt, wir müssen auch darauf achten – das
    tun wir in diesen Tagen –, dass ein ganzes Bündel von
    Maßnahmen im Kampf gegen den Terror nötig ist und
    dass insbesondere auch sämtliche Ressorts der Bundes-
    regierung gefragt sind .

    Frankreich erwartet Hilfe im Kampf gegen den soge-
    nannten „Islamischen Staat“ . Aber es erwartet auch Ent-
    lastung . Ich werde nicht vergessen, wie eindringlich mein
    Kollege Jean-Yves Le Drian im Ministerrat uns um Hil-
    fe gebeten hat und wortwörtlich gesagt hat: Frankreich
    kann das alles nicht mehr alleine tragen . – Und wir wol-
    len helfen . Ich glaube, es zeigt sich in diesen Tagen sehr
    deutlich, wie sinnvoll unsere Entscheidung vor etwas
    mehr als einem Jahr war, im Nordirak die Verantwortung
    zu übernehmen, die Peschmerga auszurüsten und aus-
    zubilden; denn es ist ihnen gelungen, den sogenannten
    „Islamischen Staat“ nicht nur zu stoppen, sondern ihn
    zurückzuschlagen . In diesen Tagen haben sie die Stadt
    Sindschar wiedererobert . Ja, es bedurfte natürlich des
    Mutes der Peschmerga und der Standfestigkeit und auch
    des Willens, ihre Heimat zu verteidigen . Aber es bedurfte
    eben auch unserer Ausrüstung und unserer Ausbildung .
    Das war ein wichtiger Etappensieg bis hierher, und wir
    müssen ganz beharrlich diesen Weg verlässlich mit den
    Kurden auch weitergehen .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Der sogenannte „Islamische Staat“ – ja, wir müssen
    ihn bekämpfen . Viele Rednerinnen und Redner haben
    dies gesagt . Wir müssen aber auch stabilisieren, und wir
    müssen vor allem diejenigen stark machen, die Beute des
    „Islamischen Staates“ geworden sind . Im Haushalt 2016
    haben wir einen Ertüchtigungstitel über 100 Millionen
    Euro eingerichtet . Gemeinsam mit dem Auswärtigen
    Amt können wir ihn in Anspruch nehmen für Ausstat-

    tung, für Stabilisierung, für Staatsaufbau . Alleine für
    den Irak sind da rund 24 Millionen Euro geplant . Denn
    wir wissen, auch wenn militärische Mittel im Kampf ge-
    gen den sogenannten „Islamischen Staat“ unumgänglich
    sind, die wahre Bewährungsprobe kommt erst nach die-
    sem Kampf . Die kommt nämlich in der Zeit, wenn Städte
    oder Gebiete zurückerobert worden sind . Dann müssen
    wir in die Stabilisierung dieser Regionen investieren .
    Dann müssen wir in den Aufbau und vor allen Dingen in
    die Versöhnung investieren .

    Wir haben ja in den vielen Lehren, die wir in den ver-
    gangenen Jahren auch in Afghanistan gezogen haben, ge-
    lernt, dass die Zeit nach dem Kampf die entscheidende ist
    für die Nachhaltigkeit des Erfolges und dass wir da die
    Wurzeln legen für ein friedliches Zusammenleben . Da
    hinein muss investiert werden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deshalb zieht sich dieser Krisenbogen nicht nur von
    Afghanistan über das Gebiet zwischen Euphrat und
    Tigris, sondern bis nach Westafrika hinein . Auch das ist
    in mehreren Beiträgen angeklungen . Wir werden deshalb
    auch unsere Präsenz in Afrika ausweiten . In Mali, einem
    Land, das noch stabil ist, das mit den Terroristen ringt,
    die alles tun, um die Stabilität des Landes zu erschüttern
    und es in seiner Gesamtheit zu zerstören, wird eine dau-
    erhafte Befriedung nur wachsen, wenn die Aussöhnung
    zwischen den Tuareg, den Rebellen und der Regierung –
    wenigstens denjenigen, die dem Friedensvertrag zuge-
    stimmt haben – tatsächlich eine Besserung für die Men-
    schen in dem Land mit sich bringt und natürlich wenn die
    Sicherheitsstrukturen in Mali gefestigt werden .

    Für den Friedensprozess ist die VN-geführte Mission
    MINUSMA ein unverzichtbarer Rahmen, der aber – wir
    haben heute Morgen schon darüber gesprochen – so aus-
    gestattet sein muss, dass MINUSMA seine Funktion des
    Begleitens des Friedensvertrages tatsächlich ausüben
    kann . Die Ausstattung der VN-geführten Mission ist in
    ganz vielen verschiedenen Beiträgen hier Dauerthema
    gewesen . Wir wollen substanziell zu MINUSMA beitra-
    gen, auch um unserer gewachsenen Verantwortung ge-
    recht zu werden .

    Das ist auch der Leitgedanke für die Grundhaltung,
    aus der heraus wir in der letzten Woche im Kabinett die
    Verlängerung des Resolute-Support-Mandates in Af-
    ghanistan beschlossen haben . Wir müssen auch dem af-
    ghanischen Volk zeigen, dass wir an seiner Seite stehen;
    denn es ist ein langer beschwerlicher Weg, gerade für
    die af ghanische Regierung und die Sicherheitskräfte, bis
    sie die Sicherheit in Afghanistan tatsächlich selber tra-
    gen können . Kunduz hat mehr als deutlich gezeigt, wie
    schwer der Weg ist und wie sehr sie noch auf unseren
    Rat und unsere Unterstützung angewiesen sind, und wir
    müssen unsere Lehren aus Kunduz ziehen .

    Ich finde aber vor allem wichtig, dass wir nach diesen
    vergangenen anderthalb Jahren Resolute Support Missi-
    on wegkommen von dieser monatsweisen Betrachtung
    des Mandats und davon, ununterbrochen auf Rückzugs-
    pläne gepolt zu sein; vielmehr müssen wir unsere Hal-
    tung in Afghanistan ändern und viel stärker deutlich ma-

    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen






    (A) (C)



    (B) (D)


    chen, dass wir eher in Jahren der Präsenz in Afghanistan
    denken, damit wir aufbauen, damit wir nach vorne den-
    ken . Es geht also darum, dass wir dieses Mandat tatsäch-
    lich auch mit Leben erfüllen und nicht permanent über
    den Rückzug diskutieren . Denn damit, meine Damen und
    Herren, senden wir vor allem der afghanischen Bevölke-
    rung das klare Signal, dass wir Zutrauen in die Zukunft
    Afghanistans haben, dass wir verlässlich sind und dass
    wir an ihrer Seite bleiben, bis Afghanistan es geschafft
    hat, selbst Stabilität herzustellen . Deswegen müssen wir
    länger dort bleiben .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir haben uns deshalb am Montag mit 21 Verbündeten
    und Partnern zusammengesetzt . Es war beeindruckend zu
    erleben, wie sehr unsere Partner im Norden Afghanistans
    mit uns in diesem Grundansatz übereinstimmen, über
    lange Fristen zu diskutieren und nicht monatsweise, und
    wie sehr sie uns ihre Unterstützung zugesichert haben .

    Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, als ich hier Anfang September bei der ersten
    Lesung dieses Haushaltes vor Ihnen stand, da standen
    wir alle noch unter dem starken Eindruck des Flücht-
    lingsthemas, das im Augenblick noch genauso bedeutend
    ist, wie es damals war, aber heute überlagert wird von der
    Diskussion – auch diese ist wichtig – über die Bekämp-
    fung des Terrors . Ich möchte hier nur berichten, dass uns
    als Bundeswehr diese Aufgabe nach wie vor enorm for-
    dert, in der Amtshilfe und mittlerweile unverzichtbar .

    Wir haben inzwischen mit der Bundeswehr über
    35 000 Unterkunftsplätze für Flüchtlinge und Asylsu-
    chende geschaffen . Das Verteidigungsministerium hat
    im Bundeskabinett die Verantwortung für das Thema
    Unterbringung übernommen . Und wir haben uns darauf
    eingerichtet, langfristig zu helfen: mit Personal und mit
    unserer geballten Erfahrung in Führung und Organisati-
    on . Das heißt, dass wir aktuell mit deutlich mehr als dop-
    pelt so vielen Soldatinnen und Soldaten, fast dreimal so
    vielen Soldatinnen und Soldaten, wie wir im Auslands-
    einsatz haben, per Amtshilfe in der Flüchtlingshilfe ge-
    bunden sind .

    Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich finde es beeindru-
    ckend, mit welchem Elan und mit wie viel Herz die Sol-
    datinnen und Soldaten sich da engagieren . Und das wird
    wahrgenommen . Es wird wahrgenommen von den Mi-
    nisterpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, von den
    Landesinnenministern, von Bürgermeistern, Oberbür-
    germeistern, Landräten, aber auch vom Deutschen Roten
    Kreuz, vom THW, von den Flüchtlingsinitiativen . Sie
    sind voll des Lobes über die Bundeswehr .


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: In Passau!)


    Ich höre das immer mit ganz großer Freude und mit
    Stolz . Ich glaube, wir können uns diesem großen Lob
    auch anschließen .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das Bild, das ich eben gezeichnet habe, ist natürlich,
    der Kürze der Zeit geschuldet, noch unvollständig . Aber

    all das würdigt auch die Bevölkerung . Wir haben eine
    aktuelle repräsentative Umfrage in der Bevölkerung
    durch unser Zentrum für Militärgeschichte und Sozial-
    wissenschaften der Bundeswehr – Sie kennen es; kurz
    ZMSBw –, durchgeführt, die zeigt, dass inzwischen je-
    der Zweite in Deutschland für steigende Verteidigungs-
    ausgaben ist: 51 Prozent . Das ist der höchste Wert, der
    je gemessen worden ist . Im letzten Jahr lag er noch bei
    32 Prozent und im Jahr 2013 nur bei 19 Prozent . Was
    sagt uns das?

    Es sagt uns – bitter genug –, dass die Menschen inzwi-
    schen natürlich um den Ernst der Lage wissen .

    Es sagt uns zweitens aber auch, dass Vertrauen in die
    Bundeswehr herrscht und dass die Bundeswehr das vor
    allem durch ihre persönliche Leistung – ich betone: per-
    sönliche Leistung – rechtfertigt .

    Es zeigt aber auch, dass die Menschen wahrnehmen,
    dass die Truppe Aufholbedarf hat bei Material und Aus-
    rüstung, dass in Sicherheit investiert werden muss, wenn
    man sie in Krisensituationen sicherstellen will .

    Dafür steht auch dieser Haushalt 2016 . Es ist ein guter
    Verteidigungshaushalt; denn er beschreibt die notwendi-
    ge, so lang ersehnte Trendwende nach vielen Jahren der
    Schrumpfkur . Die 34,3 Milliarden Euro erlauben es uns,
    den Pfad der Modernisierung der Bundeswehr, den wir
    gemeinsam eingeschlagen haben, weiterzugehen . Des-
    halb bitte ich Sie dafür um Zustimmung .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Peter Hintze
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Als nächstem Redner erteile ich das Wort dem Abge-

ordneten Dr . Tobias Lindner, Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen .


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Tobias Lindner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dieser

    Etat ist wenige Stunden vor den Ereignissen in Paris be-
    raten worden . Man kann ihn – ich sage: glücklicherwei-
    se – auch nicht als Reaktion auf die Ereignisse in Paris
    sehen . Aber natürlich führen wir diese Debatte nicht nur
    im Lichte der Ereignisse in Paris, sondern auch im Lichte
    der Anschläge in Beirut und Bamako, im Lichte der an-
    haltenden Gewalt in Syrien .

    Wir stehen vor vielen Herausforderungen, auf die
    Politik Antwort geben soll . Ich will für meine Fraktion
    sagen: Am Ende wird die Antwort auf diese Herausfor-
    derungen nur eine politische sein können . Unser oberstes
    Ziel muss es sein, dass das Töten endlich ein Ende findet.
    Die Menschen in Syrien sollen in Frieden leben können .
    Wir dürfen diesen Krieg nicht weiter anheizen . Wir müs-
    sen unser gesamtes Gewicht in die Waagschale werfen,
    damit die Waffen endlich zum Schweigen kommen, mei-
    ne Damen und Herren .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Michael Leutert [DIE LINKE])


    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ich will in Reaktion auf die Anschläge in Paris ganz
    deutlich sagen: Für mich, für uns Grüne sind Besonnen-
    heit und Entschlossenheit kein Begriffspaar, das sich ge-
    genseitig ausschließt . Ich will deutlich sagen: Natürlich
    kann man mit dem IS – wir sollten es besser Da‘isch nen-
    nen – nicht politisch reden . Den IS, Da‘isch, kann man
    nur bekämpfen . Aber genauso müssen wir uns darüber
    einig sein, dass die Lösung am Ende nur in Syrien liegen
    und nur eine politische Lösung sein kann, liebe Kollegin-
    nen und Kollegen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Ministerin, Sie haben es schon angesprochen:
    Solange in Syrien, solange im Nahen Osten kein Frie-
    den herrscht, so lange werden neue Flüchtlinge nach
    Deutschland kommen . Bei allem Streit in der Sache, vor
    allem über den Verteidigungsetat, den wir heute beraten,
    sage ich: Meine Fraktion erkennt den signifikanten Bei-
    trag, den die Bundeswehr bei der Versorgung und Unter-
    bringung der Flüchtlinge in Deutschland leistet, an . Wir
    möchten den Soldatinnen und Soldaten und den zivilen
    Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz, den sie unent-
    wegt leisten, an dieser Stelle danken .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


    Kommen wir zum Verteidigungsetat . Ich habe schon
    vom Streit gesprochen . Frau Ministerin, ich habe den
    Eindruck, was den Zuwachs beim Einzelplan 14 angeht,
    über den Sie sich freuen und wo ich Ihnen durchaus gute
    Medienarbeit attestiere, wollen Sie der simplen Logik
    folgen: Viel hilft viel . Auf dem NATO-Gipfel in Wales
    hat sich die Bundesregierung noch zum 2-Prozent-Ziel
    bekannt . Wir müssen uns klarmachen, dass die Erfüllung
    dieses Ziels bei dem heutigen BIP bedeuten würde, dass
    sich der Etat des Verteidigungshaushalts um 28 Milliar-
    den Euro erhöhen würde, auf ganze 62 Milliarden Euro .
    Das ist nicht nur überdimensioniert, liebe Kolleginnen
    und Kollegen, es ist völlig unrealistisch, dieses Ziel
    überhaupt erreichen zu wollen . Und um ehrlich zu sein:
    2 Prozent des BIP als politisches Ziel – nach dem Motto:
    Wofür das Geld ausgegeben wird, ist uns egal; wir wol-
    len nur festlegen, wie viel es ist – zu definieren, ist eine
    ziemlich schlechte Zielmarke . Nein, das ist keine gute
    Verteidigungspolitik, liebe Kolleginnen und Kollegen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie selbst haben erklärt, dass Sie schon froh sind, dass
    der Verteidigungshaushalt auf 1,17 Prozent anwächst . Sie
    haben immer wieder ausgeführt, Sie wollen dieses Ziel
    halten . Wir haben bereits gestern in diesem Haus darüber
    gesprochen, dass es Deutschland gut geht, und haben uns
    alle darüber gefreut . Wenn man sich die aktuellen Kon-
    junkturprognosen und Ihre aktuelle Finanzplanungslinie
    ansieht, dann würde die Verfolgung des 2-Prozent-Ziels
    zusätzliche Aufwüchse über die mittlere Finanzplanung
    bedeuten . Ich will ganz deutlich sagen: Abgesehen da-
    von, dass ich das nicht für sinnvoll halte, glaube ich auch
    nicht, dass das bei den enger werdenden Spielräumen im
    Bundeshaushalt möglich sein wird . Meine Damen und

    Herren, ich habe den Eindruck, Sie fordern einfach mehr
    Geld und wissen gar nicht, wofür .


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wer fordert das?)


    Verabschieden Sie sich von diesem unrealistischen Ziel!
    Denn Sie führen dadurch eher die Bundeswehr nach Wol-
    kenkuckucksheim, als dass das zu einer besseren Aus-
    stattung der Bundeswehr oder zu einer besseren Verteidi-
    gungspolitik führen würde .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Henning Otte [CDU/ CSU]: Das ist eine Märchenrede!)


    Weil der Kollege Otte gerade Angst vor Märchen hat:
    Schauen wir uns doch einmal den Verteidigungsetat im
    Detail an .


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Gerne!)


    Wenn Sie, Kollege Otte, hineingeschaut hätten, hätten
    Sie erkannt, dass es dort eine sonderbare Gleichzeitigkeit
    von Überfluss und Mangel gibt. Das macht die Forde-
    rung noch absurder .

    Schauen wir uns die Personalmittel an . Ich muss Sie
    nicht darauf hinweisen, dass das eine gesetzliche Pflicht-
    aufgabe ist . Wir haben wahrgenommen, dass in den letz-
    ten Jahren die Mittel für das Personal immer unterveran-
    schlagt waren, und zwar nicht wegen Tarifsteigerungen,
    die den Soldatinnen und Soldaten zu Recht zustehen und
    die sie von Herrn Schäuble bekommen: Nein, sie waren
    systematisch zu niedrig veranschlagt . Damit werden Sie
    Ihrer Verantwortung gegenüber der Truppe nicht gerecht,
    Frau von der Leyen . An der Stelle haben wir einen Man-
    gel .

    Wenn man in das Beschaffungskapitel, in den Bereich
    Rüstung, schaut, dann sieht man das absolute Gegenteil .
    2013 ist über 1 Milliarde Euro liegen geblieben, 2014
    waren es 763 Millionen Euro . Auch in diesem Jahr –
    Stand: Ende August – gehen Sie von mehr als einer hal-
    ben Milliarde Euro aus .


    (Florian Hahn [CDU/CSU]: Es wird immer weniger! Das ist eine gute Entwicklung!)


    Da herrscht Überfluss. Sie brauchen diesen Überfluss
    sogar, um die Personalausgaben zu finanzieren. Wie ab-
    surd ist es denn, einen Haushalt aufzustellen, bei dem Sie
    schon heute hoffen müssen, dass Sie weitere Probleme
    im Rüstungsbereich haben werden, damit Sie die Sol-
    datinnen und Soldaten am Ende des Monats finanzieren
    können? Das sorgt weder für Klarheit noch für Wahrheit
    im Haushalt, noch hat es irgendetwas mit einer vernünf-
    tigen Planung zu tun, Frau von der Leyen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Das ist grüne Logik, oder was?)


    Jetzt schauen wir uns einmal den Beschaffungsbereich
    im Detail an . Da könnte ich als Überschrift wählen: vie-
    le Berichte, einige Ansätze, die wir durchaus anerken-
    nen, aber vor allem wenig Verbesserung . – Auf meinem

    Dr. Tobias Lindner






    (A) (C)



    (B) (D)


    Schreibtisch liegen ganze fünf Berichte zur Beschaffung
    des G36 .


    (Florian Hahn [CDU/CSU]: Fünf Kopien?)


    Vier weitere, nämlich die halbjährlich veröffentlich-
    ten Berichte zu Rüstungsangelegenheiten, gesellen sich
    hinzu . Das macht schon ein ganz nettes Türmchen von
    BMVg-Berichten .

    Sie haben hier in der ersten Lesung angekündigt, dass
    Sie die Rüstungsprojekte, die Sie selbst anstoßen, in eine
    neue Struktur bringen wollen; ich glaube, Sie haben es
    „Kapsel“ genannt . Das ist etwas, worüber man durchaus
    diskutieren kann . Aber dann will ich Ihnen schon zuru-
    fen: Sie müssen auch auf die Projekte schauen, die laufen
    und sich in einem schweren Fahrwasser befinden;


    (Florian Hahn [CDU/CSU]: Das wird doch systematisch gemacht!)


    Sie müssen auf die Schmuddelkinder gucken, auf Pro-
    jekte, die uns Geld kosten, die nicht in der vorgesehenen
    Zeit, in der vorgesehenen Qualität umgesetzt werden . Sie
    müssen sich also um den A400M, den Eurofighter und
    die Fregatte kümmern, anstatt weiterhin nur – um im Bild
    zu bleiben – mit den neuen Babys zu spielen und nur sie
    fürsorglich zu behandeln .

    Die Probleme im Rüstungsbereich, meine Damen
    und Herren, bestehen auch im dritten Jahr der Amtszeit
    der Ministerin von der Leyen fort . Nach all den Berich-
    ten und Ankündigungen braucht es endlich strukturelle
    Veränderungen bei den bestehenden Rüstungsprojekten .
    Frau von der Leyen, kümmern Sie sich nicht nur um Ihre
    Babys; Sie müssen auch mit den Schmuddelkindern spie-
    len .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Verhaltener Beifall bei den Grünen!)


    Bei all diesem Durcheinander führt jetzt die Große
    Koalition, die sonst immer von mehr Transparenz redet,
    die jährliche Übertragbarkeit der Mittel für einzeln veran-
    schlagte Rüstungsprojekte ein . Das klingt sehr technisch;
    aber da geht es um die Projekte, die besonders teuer sind,
    besonders viel Ärger machen und unsere besondere Auf-
    merksamkeit benötigen . Statt wie bisher, wenn Geld in
    einem Jahr liegen bleibt und Sie es im kommenden Jahr
    benötigen, darüber eine Debatte im Parlament und im
    Haushaltsausschuss führen zu müssen, sodass wir uns
    damit beschäftigen können, besteht nun die Möglichkeit,
    Mittel ohne Diskussion von einem Jahr auf das andere zu
    übertragen .

    Dies führt dazu, dass wir erst nach Ablauf von ein paar
    Monaten, wenn nicht gar erst am Ende eines Haushalts-
    jahres, erfahren werden, welches Projekt sich verzögert
    oder in einem schweren Fahrwasser ist . Sie hätten auch
    andere Möglichkeiten gehabt; sogar meine Fraktion hat
    sich vor einem Jahr, als es darum ging, Mittel von ei-
    nem Jahr in das andere zu transferieren – ich erinnere
    an den Puma –, nicht verweigert . Diese Maßnahme hilft
    zum einen nicht dabei, die Projekte in den Griff zu krie-
    gen . Zum anderen sorgt sie vor allem für weniger Trans-
    parenz. Ich finde, mit diesem Mechanismus werden Sie

    Ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht . Wir fordern Sie
    auf: Lassen Sie das mit der Übertragbarkeit der Mittel für
    große Rüstungsprojekte! Es schafft weniger Durchblick
    und nicht mehr, Frau Ministerin .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Henning Otte [CDU/CSU]: Das glauben Sie!)


    Jetzt ist es ja nicht so, dass es im Verteidigungshaus-
    halt keine Spielräume gäbe, um Mittel umzuschichten .
    Braucht die Bundeswehr wirklich mehr Geld, oder ha-
    ben Sie nicht vielleicht Spielräume in Ihrem Etat? Ich
    habe den Eindruck, Ihnen fehlt der Mut, sich diese zu
    erschließen .

    Sie halten bei der Bundeswehr an einer längst über-
    holten Fähigkeit fest . Sie klammern sich fast sprichwört-
    lich an die Atombomben und die nukleare Teilhabe . Ich
    will sagen: Auch vor dem Hintergrund einer aggressiver
    werdenden Politik Russlands bleiben Szenarien, in de-
    nen deutsche Jagdbomber plötzlich taktische Atomwaf-
    fen auf gegnerische Panzerheere werfen, für mich nach
    wie vor ein Anachronismus des Kalten Krieges . Ich kann
    nicht verstehen, warum Sie an der negativen Utopie der
    80er-Jahre, des Kalten Krieges, festhalten wollen und
    wertvolles Steuergeld in die Infrastruktur und in Doppe-
    lungen bei Düsenflugzeugen investieren wollen.

    Sie müssten es eigentlich besser wissen . Vor ein paar
    Monaten hat sich Ashton Carter, der amerikanische
    Verteidigungsminister, nur wenige Meter von hier dazu
    geäußert . Er hat deutlich gesagt: Auf die neuen sicher-
    heitspolitischen Herausforderungen des 21 . Jahrhunderts
    wird man nicht mit dem Drehbuch des Kalten Krieges
    reagieren können . Recht hat er! Wir fordern Sie auf: Sor-
    gen Sie dafür, dass Deutschland die nukleare Teilhabe
    endlich beendet!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg . Michael Leutert [DIE LINKE] – Henning Otte [CDU/CSU]: Gut, dass wir regieren!)


    Sie haben den Ertüchtigungstitel angesprochen . Er
    ist im Haushalt ganz schön verklausuliert als Titel „Er-
    tüchtigung von Partnerstaaten im Bereich Sicherheit,
    Verteidigung und Stabilisierung“ aufgeführt . Aus den
    Erläuterungen zum Haushaltsvermerk geht hervor, dass
    auch letale Waffen geliefert werden können sollen und
    die Bewirtschaftung durch Ihr Haus und das Auswärti-
    ge Amt erfolgt . Dabei stehen Ihnen als Bundesregierung
    bereits ganz andere Strukturen zur Verfügung, mit denen
    Sie wirklich nachhaltig zur Ertüchtigung und zur Stabili-
    sierung beitragen könnten .

    Es gibt unter anderem den Ressortkreis Zivile Krisen-
    prävention, an dem eben nicht nur das Auswärtige Amt
    und Ihr Haus teilnehmen; vielmehr liefern auch das Bun-
    desinnenministerium für den Bereich der Polizeiarbeit
    und das BMZ wichtigen Input . Wir sehen auch die Deut-
    sche Stiftung für internationale rechtliche Zusammenar-
    beit aus dem BMJV als einen wichtigen Partner . Die von
    Ihnen veranschlagten Mittel wären in der Ausstattung
    des Ressortkreises Zivile Krisenprävention besser ange-
    legt gewesen . Wir haben das beantragt, aber Sie haben es

    Dr. Tobias Lindner






    (A) (C)



    (B) (D)


    abgelehnt . Ich muss sagen: Das ist eine verpasste Chan-
    ce, Frau Ministerin .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Mir bleibt zum Verteidigungsetat 2016 nur festzustel-
    len: Ihnen fehlt das Herz, um mit der Abschaffung der
    nuklearen Teilhabe wirklich Ernst zu machen . Ich kann
    keinen Plan erkennen, wie Sie im Verteidigungsbereich
    die großen offenen Baustellen angehen wollen . Ich glau-
    be, am Ende des Tages fehlt Ihnen der Mut, schwierige
    und unbequeme Entscheidungen gerade auch gegenüber
    der Rüstungsindustrie zu treffen . Wir Grüne lehnen den
    vorliegenden Einzelplan ab . Wir haben Ihnen gezeigt,
    wie es besser gegangen wäre .


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Da täuschen Sie sich mal nicht!)


    Schade drum! Jetzt sind Sie in der Verantwortung


    (Henning Otte [CDU/CSU]: Das ist gut für unser Land!)


    für das, was in den kommenden Monaten passieren wird .

    Danke .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)