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ID1813908300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/139 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Inhalt: Begrüßung einer Delegation der Nationalver- sammlung der Republik Korea . . . . . . . . . . 13605 B Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . . 13605 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13605 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13605 B Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13605 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 13610 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13616 D Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13621 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13624 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13627 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13628 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13630 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13631 C Aydan Özoguz, Staatsministerin BK . . . . . . . 13633 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13635 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13636 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13638 B Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13639 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13640 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13641 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13642 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13644 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13645 B Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13646 D I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/6105, 18/6124 . . . . . . . . 13645 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13645 C Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13649 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13651 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13652 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13653 D Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13654 C Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13656 D Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13658 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015II Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13660 A Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13661 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13661 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13663 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13664 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13665 D Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13667 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13668 C Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13668 D I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/6113, 18/6124 . . . . . . . . 13669 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13669 C Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13670 C Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13672 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 13675 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13676 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13678 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13679 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13679 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13680 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13682 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13684 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13685 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13687 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13687 D I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksachen 18/6120, 18/6124 . . . . . . . . 13688 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13688 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13689 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13691 D Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13692 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13693 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 13695 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13696 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13696 D Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13698 B Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13699 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 13701 B Dr . Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13703 B Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13705 A Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13706 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13708 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13709 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13605 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Beginn: 9 .01 Uhr
  • folderAnlagen
    Sonja Steffen (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13709 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 25 .11 .2015 Beckmeyer, Uwe SPD 25 .11 .2015 Brantner, Dr . Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 25 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 25 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU3 25 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 25 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 25 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 25 .11 .2015 Höger, Inge DIE LINKE 25 .11 .2015 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 25 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Lagosky, Uwe CDU/CSU 25 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 25 .11 .2015 Nüßlein, Dr . Georg CDU/CSU 25 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 25 .11 .2015 Spinrath, Norbert SPD 25 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 25 .11 .2015 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Warken, Nina CDU/CSU 25 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 25 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 25 .11 .2015 Zimmermann, Pia DIE LINKE 25 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 139. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Manuel Sarrazin


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Es ist gar kein Problem, dass Sie den

    Kollegen Nouripour mit mir verwechselt haben . Zwei
    so brillante Kollegen kann man durchaus einmal mit-
    einander verwechseln . Das verstehen wir natürlich alle
    gut . – Entschuldigen Sie bitte, ich muss nach der Rede
    des Kollegen Jung mit einer Redezeit von, ich glaube,
    17 Minuten versuchen, mit irgendeinem billigen Witz
    Ihre Aufmerksamkeit wiederzugewinnen; denn ich finde,
    dass wir über mehr reden sollten als nur über die Zahlen
    im Haushalt .

    Dieser Etat beinhaltet ja auch das Europaministeri-
    um . Ich glaube, gerade die Situation, die sich an der sy-
    risch-türkischen Grenze abgespielt hat – sie wurde schon
    benannt –, führt uns vor Augen, zu welch riskanten Si-
    tuationen es führt, wenn auf der einen Seite ein geopo-

    litisches Spiel gespielt wird, wenn gebombt wird, wenn
    Gewalt angewendet wird, nur um im Innern das Prestige
    zu erhöhen und in geopolitischer Hinsicht auf eine Bühne
    zu kommen, und wenn auf der anderen Seite schon seit
    vielen Jahren ganz unklar ist, wohin eigentlich die türki-
    sche Außenpolitik führt, wenn vielleicht sogar klar ist,
    dass sie nicht mehr als oberstes Ziel die Stabilität in der
    Region verfolgt .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Das sollte uns darin bestärken, dass der Werteansatz,
    Kollege Karl, also der Ansatz, dass die Europäische Uni-
    on eine wertebasierte Außenpolitik macht, richtig ist und
    dass eine starke und geschlossene Stimme Deutschlands
    ganz entscheidend ist, wenn man vorangehen will .

    Was erleben wir jetzt? Was erleben wir in der aktuel-
    len Lage, in der aktuellen Krise, in der es um Flucht, Ver-
    treibung, Gewalt und schreckliche individuelle Schick-
    sale geht? Wir erleben eine Bundesregierung und eine
    Koalition, die sich dermaßen zerlegt, dass sogar Partner,
    von denen man sonst nicht unbedingt denkt, dass sie das
    Vernünftigste sagen, danach rufen, dass sie Orientierung
    brauchen, in welche Richtung Europa und vor allem Ber-
    lin eigentlich gehen .

    Wir erleben eine Nebenaußenpolitik, die die Be-
    mühungen von Herrn Steinmeier konterkariert . Herr
    Nouripour hat gerade schon ein Beispiel genannt . Es
    gibt noch weitere: Da gibt es diesen Parteivorsitzenden,
    der als Vizekanzler privat nach Moskau fährt und einen
    Auftritt hinlegt, den man sonst eigentlich nur Viktor
    Orban zutrauen würde, der einen eigenen Energie deal
    vorschlägt und zum Ausdruck bringt, die Sanktionen
    gegenüber Russland seien eigentlich blöd . Das ist doch
    kein Auftreten einer deutschen Bundesregierung in einer
    solch kritischen Lage, meine Damen und Herren!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir erleben auf der einen Seite, dass auch ein bay-
    erischer Ministerpräsident Außenpolitik macht und die
    gesamte Union mittlerweile seit Wochen von der Schlie-
    ßung der Grenzen faselt . Auf der anderen Seite reden
    Sie darüber, Fluchtursachen zu bekämpfen . Aber, meine
    Damen und Herren, wenn Sie die Grenzen Deutschlands
    dichtmachen würden und wenn auch Österreich, Slowe-
    nien und Kroatien die Grenzen dichtmachen würden,
    dann sage ich Ihnen, wo als Nächstes Fluchtursachen
    entstehen, weil der Bürgerkrieg dann vorprogrammiert
    ist, nämlich in den Erweiterungsstaaten des westlichen
    Balkans, die eigentlich schon viel weiter vorangekom-
    men sind . Die Frage ist doch: Welche sind die Werte die-
    ser Union?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Welche Zuversicht strahlt eine so zerstrittene Koalition
    in dieser schwierigen Lage aus, in der der wichtigste sta-
    bilisierende Faktor, der im Moment überhaupt infrage
    kommen könnte, doch die Europäische Union ist?

    Ein weiterer Aspekt der Nebenaußenpolitik: Welches
    Land grenzt eigentlich an diese Region an? Griechen-
    land . Was haben wir im Juli dieses Jahres erlebt, als der
    Bundesfinanzminister – so halb abgesprochen – Grie-

    Dr. Franz Josef Jung






    (A) (C)



    (B) (D)


    chenland plötzlich entgegen allen deutschen Interessen
    aus dem Euro und damit faktisch auch aus der Europäi-
    schen Union herausschmeißen wollte?


    (Zuruf von der CDU/CSU: Ach, Quatsch! Sie verstehen so etwas nicht!)


    War das denn etwas, was mit der jetzigen Lage überhaupt
    zu vereinbaren ist?

    Noch etwas . Dieser Außenminister macht etwas, was
    schon lange kein deutscher Außenminister mehr gemacht
    hat – dafür möchte ich ihn ausdrücklich loben –: Er en-
    gagiert sich persönlich im Rahmen der Friedensbemü-
    hungen auf Zypern . Sie waren dort, Herr Außenminister;
    auf Zypern ist das sehr gut angekommen . Wenn es uns
    gelingt, dort im nächsten Jahr eine Lösung hinzubekom-
    men, dann wäre das doch ein Signal der Stabilität, das
    auch eine Ausstrahlung auf das Nachbarland, auf Syrien,
    haben könnte . Das könnte auch das Verhältnis zwischen
    Russland und der Türkei, aber auch die Situation in der
    gesamten Region positiv beeinflussen. Das ist Außenpo-
    litik, die man braucht . Man muss die Partner in Europa
    zusammenhalten und darf sie nicht gegeneinander aus-
    spielen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Meine Damen und Herren, ich glaube, Europa ist in
    dieser Situation gefordert . Uns ist ganz klar: Die Welt
    um uns herum wird gefährlicher . Ich bin der festen Über-
    zeugung, dass mehrere Dinge notwendig sind, wenn wir
    mit unseren Werten durch die nächsten Jahre kommen
    wollen .

    Wir brauchen die klare Botschaft, dass man Europa
    nicht stärkt, wenn man ein Land herausdrängt, wenn es
    zu einer Spaltung kommt oder wenn neue Gremien ge-
    gründet werden, in denen manche Mitglied sind, manche
    nicht .

    Wir müssen gleichzeitig die Wirtschafts- und Wäh-
    rungsunion, also das wirtschaftliche Zutrauen in die
    Europäische Union, stärken und zeigen, dass wir auch
    in einer ökonomischen Krise handlungsfähig sind, dass
    junge Menschen Chancen in Europa haben . Wir sehen
    doch, dass die Jugend aus manchen unserer Nachbarlän-
    der flieht, weil sie dort keine Chancen hat. Es ist für die
    jungen Menschen auf dem Balkan, die vor Korruption,
    Hoffnungslosigkeit und einer grassierenden Arbeitslo-
    sigkeit nach Europa fliehen, keine Perspektive, wenn
    wir uns nicht auch um die wirtschaftlichen Probleme der
    Jugend im Süden Europas und in anderen Staaten küm-
    mern .

    Wir wissen, dass wir alle zusammenhalten müssen –
    alle 28 Staaten . Deshalb müssen wir auch klarmachen,
    dass man die Wertegrundlage der Europäischen Union
    nicht infrage stellen darf . Hier wird Deutschland gefor-
    dert sein, gegenüber unseren Partnern in Großbritannien
    klare Worte zu sprechen, dass wir gemeinsam weiterar-
    beiten wollen, aber die Werte der Europäischen Union
    nicht verhandelbar sind .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, gute deutsche Europapo-
    litik ist verlässlich . Sie ist oftmals eine Politik der Mit-
    te, die zwischen Ost und West und zwischen Süden und
    Norden ausgleicht . Das ist die Rolle, die Deutschland
    wieder einnehmen muss . Sie verhindert, dass Partner he-
    rausgedrängt werden, aber sie bringt Partner auch dazu,
    sich zu verändern .

    Diese Koalition kann nur dann dafür sorgen, dass
    Deutschland ein solcher Integrationsmotor in Europa
    ist, wenn sie zu Geschlossenheit findet und sich auf die
    Werte Europas besinnt . Dazu gehört gerade in der Flücht-
    lingsfrage das humanitäre, christliche, abendländische,
    humanistische, jüdische Wertefundament .

    Danke .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Nächster Redner ist Christian Petry,

SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christian Petry


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Die Behandlung des Einzelplans 05 – Auswär-
    tiges Amt – ist in der Haushaltsdebatte natürlich der au-
    ßenpolitische Schlagabtausch schlechthin . Mein Dank
    gilt Frank-Walter Steinmeier und Michael Roth für ihren
    unermüdlichen Einsatz für die deutsche Außenpolitik mit
    klarer sozialdemokratischer Handschrift .


    (Beifall bei der SPD)


    Ich möchte meinen Fokus nun auf die EU richten . Vie-
    le Themen wären hier aktuell . Wir könnten uns über die
    Zukunft Griechenlands, über die Krise in der Ukraine,
    über die Debatte, ob Großbritannien in der Europäischen
    Union bleibt oder nicht, über die Bankenunion, über die
    Kapitalmarktunion, über die Forderung nach mehr Be-
    schäftigung und Wachstum – das ist ganz wichtig – und
    über die Ablösung der Austerität unterhalten . Diese The-
    men zeigen schon, dass wir ein vereintes Europa dringen-
    der brauchen denn je . Dabei müssen die europäischen Er-
    rungenschaften verteidigt werden: Freizügigkeit, offener
    Arbeitsmarkt, grenzüberschreitende Ausbildung . Auch
    die gemeinsame Währung gehört dazu .

    Wenn wir heute, an diesem Tage, über Europa spre-
    chen, dann sprechen wir aber leider natürlich auch über
    den Terror – er darf in dieser Debatte natürlich nicht feh-
    len – und über die Anschläge in Paris . Dieser wiederholte
    Anschlag auf unsere französischen Nachbarn forderte
    viele Tote und Verletzte . Es war ein Angriff auf unsere
    gemeinsamen Werte und auf ganz Europa . Und natürlich
    sprechen wir hier auch über die Toten des Flugzeugab-
    sturzes im Sinai und über die Toten von Tunis, Bamako,
    Beirut, Kabul und Bagdad . Sie alle sind Opfer des Ter-
    rors geworden .

    Als Saarländer möchte ich ein besonderes Wort an un-
    sere französischen Freunde richten:

    Chers amis français,

    Manuel Sarrazin






    (A) (C)



    (B) (D)


    Nous allons faire face ensemble . Les terroristes ne
    vaincront pas .

    La justice vaincra .
    La solidarité vaincra .
    La liberté vaincra .

    La grande Nation française vaincra .

    Mes amis français, nous sommes avec vous dans le
    camp du monde libre .

    Merci bien .

    Europa ist das Bollwerk der Menschenrechte, der
    Freiheit und der Demokratie . Es steht für Toleranz, Ge-
    genseitigkeit und Respekt sowie für das Recht eines je-
    den Bürgers, sein Glück zu suchen . Genau diese Werte
    wollen Terroristen zerstören . Unsere klare Antwort ist
    das Bekenntnis zu Europa .

    Flüchtlinge dürfen in dieser Situation nicht unter einen
    Generalverdacht gestellt werden . Hierzu wäre normaler-
    weise mehr zu sagen, aber ich appelliere nur insbesonde-
    re an die CSU in Bayern: Wir sollten unsere gemeinsa-
    men Beschlüsse erst einmal umsetzen, bevor wir hier auf
    diese Art und Weise agieren . Das hilft nur dem rechten
    Rand und ist nicht gut für die politische Diskussion . Die-
    se Art des Ausspielens untereinander sollte nicht weiter
    fortgeführt werden .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Zurück zu Europa: Frankreich hat mit Artikel 42 Ab-
    satz 7 des EU-Vertrages die Beistandsklausel aktiviert .
    Europa muss zusammenstehen . Es muss die Zusammen-
    arbeit verbessern, für einen engeren Austausch sorgen,
    gemeinsame Standards bei den Polizeien und den Ge-
    heimdiensten einführen und den Datenaustausch zwi-
    schen den Behörden forcieren .

    Vieles ist zwar schon vereinbart worden, aber hier
    kann auch vieles noch besser werden . Ein gemeinsa-
    mes politisches Handeln muss hier im Vordergrund ste-
    hen, und es ist natürlich sehr zu begrüßen, dass wir als
    Deutschland den französischen Freunden gegenüber un-
    seren Beistand versichern . Zum Bundeswehreinsatz ist
    hier schon einiges gesagt worden . Diese Einsätze gibt es
    in vielfältiger Weise . Ich bin froh, dass dies mit dem Par-
    lamentsvorbehalt versehen ist .

    Wir können in vielfältiger Weise helfen: Wir müssen
    die Zivilgesellschaften stärken . Wir müssen den Dialog
    und den Austausch stärken . Das stärkt auch die Sicher-
    heit . Und: Wir müssen den Zusammenhalt in Europa wei-
    ter verbessern . Dazu gehört natürlich eine Vision, die wir
    in diesen Krisenzeiten nicht vergessen dürfen . Die Vision
    ist, dass Europa Reformen erfährt und dass wir Europa
    stärken müssen . Die Vorschläge von Sigmar Gabriel und
    Macron zur Flüchtlingsfrage sind da durchaus hilfreich .

    Wir brauchen eine Reform der Institutionen . Wir brau-
    chen eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik .
    Diese könnte gegebenenfalls der Weg hin zu einem har-
    monisierten Asylrecht sein . Wir brauchen eine Koordina-
    tion in der Wirtschaftspolitik . In diesem Zusammenhang
    sind eine stärkere Kapitalmarkt- und Bankenunion ge-

    nannt worden . Auch die Steuerpolitik ist hier angespro-
    chen worden . Eine Harmonisierung tut not . Natürlich
    brauchen wir zur Stärkung der Institutionen eine grund-
    legende Reform .

    Wir müssen den aufkeimenden Nationalismus wieder
    zurückdrängen . Dem aufkeimenden Nationalismus in
    Europa muss durch diese Maßnahmen ein starkes und
    solidarisches Europa entgegengesetzt werden .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Das haben Sie ja bei Griechenland gezeigt, wie das geht!)


    In diesem Sinne möchte ich Frank-Walter Steinmeier,
    Michael Roth und alle Demokraten hier in diesem Land
    ermuntern, diesen Weg in der Außenpolitik und in der
    Europapolitik weiterzugehen . Ich hoffe, dass wir im
    nächsten Jahr eine Debatte unter besseren Vorzeichen
    führen können und dass etwas mehr Friede in der Welt
    herrscht .

    Mit diesem frommen Wunsch möchte ich schließen
    und danke für Ihre Aufmerksamkeit . – Glück auf!


    (Beifall bei der SPD)