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    Plenarprotokoll 18/139 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Inhalt: Begrüßung einer Delegation der Nationalver- sammlung der Republik Korea . . . . . . . . . . 13605 B Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . . 13605 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13605 B I .9 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13605 B Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13605 C Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 13610 A Dr . Anton Hofreiter (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13616 D Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13621 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13624 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13627 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13628 C Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13630 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13631 C Aydan Özoguz, Staatsministerin BK . . . . . . . 13633 A Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13635 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13636 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13638 B Marco Wanderwitz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13639 B Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13640 C Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13641 B Martin Dörmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13642 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13644 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13645 B Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13646 D I .10 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Drucksachen 18/6105, 18/6124 . . . . . . . . 13645 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13645 C Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13649 B Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13651 C Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13652 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13653 D Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13654 C Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13656 D Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13658 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015II Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13660 A Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13661 A Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13661 C Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13663 B Christian Petry (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13664 C Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13665 D Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13667 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13668 C Matern von Marschall (CDU/CSU) . . . . . . . . 13668 D I .11 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Drucksachen 18/6113, 18/6124 . . . . . . . . 13669 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13669 C Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13670 C Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13672 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 13675 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13676 C Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13678 D Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13679 A Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13679 B Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13680 C Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13682 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13684 B Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13685 D Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13687 C Florian Hahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13687 D I .12 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksachen 18/6120, 18/6124 . . . . . . . . 13688 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13688 B Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13689 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13691 D Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13692 C Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13693 C Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 13695 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13696 C Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13696 D Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13698 B Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13699 D Sabine Weiss (Wesel I) (CDU/CSU) . . . . . . . . 13701 B Dr . Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13703 B Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13705 A Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13706 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13708 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13709 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13605 139. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 25. November 2015 Beginn: 9 .01 Uhr
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    Sonja Steffen (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 139 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 25 . November 2015 13709 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 25 .11 .2015 Beckmeyer, Uwe SPD 25 .11 .2015 Brantner, Dr . Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Ernst, Klaus DIE LINKE 25 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 25 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU3 25 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 25 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 25 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 25 .11 .2015 Höger, Inge DIE LINKE 25 .11 .2015 Jarzombek, Thomas CDU/CSU 25 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Lagosky, Uwe CDU/CSU 25 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 25 .11 .2015 Nüßlein, Dr . Georg CDU/CSU 25 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 25 .11 .2015 Spinrath, Norbert SPD 25 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 25 .11 .2015 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25 .11 .2015 Warken, Nina CDU/CSU 25 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 25 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 25 .11 .2015 Zimmermann, Pia DIE LINKE 25 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 139. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt EPL 05 Auswärtiges Amt EPL 14 Verteidigung EPL 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Die Sitzung ist eröffnet . Nehmen Sie bitte Platz .
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle

herzlich . Wir setzen unsere Haushaltsberatungen – Ta-
gesordnungspunkt I – fort:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016)

Drucksachen 18/5500, 18/5502

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8 . Ausschuss) zu der Unter-
richtung durch die Bundesregierung
Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019
Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127

Bevor ich den Einzelplan 04 aufrufe, möchte ich eine
Delegation der Nationalversammlung der Republik
Korea begrüßen, die auf der Ehrentribüne Platz genom-
men hat .


(Beifall)

Ich begrüße Sie herzlich im Namen aller Kolleginnen und
Kollegen des Bundestages, von denen Sie einige bereits
gestern in Gesprächen kennengelernt haben . Wir freuen
uns über Ihren Besuch in Berlin . Sie wissen, dass wir der
Zusammenarbeit mit Ihrem Land, insbesondere der Zu-
sammenarbeit zwischen unseren Parlamenten, besondere
Bedeutung beimessen . Alles Gute für Ihren Aufenthalt in
Deutschland und für die weitere Zusammenarbeit!

Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt I .9 auf:
Einzelplan 04
Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt
Drucksachen 18/6124, 18/6125

Berichterstatter sind die Abgeordneten Rüdiger Kruse,
Bernhard Schulte-Drüggelte, Johannes Kahrs, Gesine
Lötzsch, Tobias Lindner und Anja Hajduk .

Über den Einzelplan 04 werden wir nach Abschluss
der Debatte namentlich abstimmen .

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 224 Minuten vorgesehen . Die Stoppuhr
läuft .

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Kollegen Dietmar Bartsch für die Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Dietmar Bartsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir alle

    stehen unter dem Eindruck der Attentate von Paris . Sie
    haben uns alle schockiert . Die Attentäter haben wahllos
    getötet, egal ob Christen, Juden, Muslime, Ungläubige,
    Franzosen, US-Amerikaner, Deutsche, Künstler, Arbeits-
    lose oder Studierende . Wir alle sind verletzbar . Wir alle
    verurteilen diese barbarischen Terroranschläge .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Diese Mörder haben kein staatliches Symbol angegrif-
    fen, sondern den Alltag . Es wurden junge Menschen ge-
    troffen, die in Stadtteilen lebten, die für Weltoffenheit,
    Toleranz und Lebensfreude stehen . Unsere Trauer und
    unser Mitgefühl gelten den Opfern .

    In das Entsetzen über die Anschläge mischt sich aber
    auch Hoffnung . Viele Menschen, darunter ganz viele Ju-
    gendliche, haben Blumen vor Botschaften niedergelegt
    und Kerzen aufgestellt . Ich habe das hier in Berlin gese-
    hen; auch in Paris waren das sehr viele . Diese Tausende
    jungen Menschen stellen die Hoffnung für Europa dar .
    Sie wollen und werden sich ihren Alltag, ihre Freude in
    den Fußballstadien und bei Musik und Tanz nicht kaputt-
    machen lassen . Das ist die Hoffnung für Europa und die
    Welt .


    (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Diese jungen Menschen finden wir auch hier, in allen
    Fraktionen . Deshalb muss unsere Antwort sein: mehr






    (A) (C)



    (B) (D)


    Offenheit und mehr Demokratie, mehr Leben und mehr
    Freiheit .


    (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Die Feinde der offenen Gesellschaft kann man nur mit
    mehr Offenheit erfolgreich bekämpfen . Wir brauchen
    mehr Menschlichkeit, mehr Integration und Teilhabe .

    Wir alle spüren, dass wir uns an einem Punkt befinden,
    wo es sich entscheidet, wie es in Deutschland, Europa
    und der Welt weitergeht . Gestern das Attentat in Tunis,
    die Anschläge in Bamako und in Beirut und auf das rus-
    sische Flugzeug über dem Sinai – die Tränen, die für alle
    Opfer vergossen werden, sind gleich . Mit dem Anschlag
    in Paris ist der Terror des sogenannten „Islamischen Staa-
    tes“ ein weiteres Mal vor unserer Haustür angekommen .

    Es ist menschlich nachvollziehbar, wenn angesichts
    der Toten und der schrecklichen Ereignisse Gefühle
    von Ohnmacht, Wut, Verzweiflung aufkommen. Und ja,
    Überlegungen sind nötig, wie man den für diesen Terror
    Verantwortlichen konsequent das Handwerk legen kann .
    Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, Bomben auf Rak-
    ka sind keine Strategie . Terror bekämpft man nicht mit
    Krieg . Es gibt keine militärische Lösung für den Kampf
    gegen den Terror . Die Spirale der Gewalt liefert den Ter-
    roristen immer neue Attentäter . Jeder im Bombenhagel
    getötete Zivilist bringt gegebenenfalls zehn neue Selbst-
    mordattentäter hervor . Deshalb sage ich Ihnen, Frau
    Merkel: Wenn Sie heute zu Herrn Hollande fahren, gilt:
    Solidarität ja, aber keine Tornados . Das ist nicht der Weg .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Haben Sie eigentlich nichts aus Afghanistan gelernt?
    Auch dort wird es keinen militärischen Sieg über die
    Taliban und über den Terrorismus geben . Über 50 deut-
    sche Bundeswehrsoldaten sind gestorben, viele Milliar-
    den wurden dort versenkt, Tausende tote Zivilistinnen
    und Zivilisten sind zu beklagen – und jetzt wollen Sie
    den Einsatz verlängern und das Kontingent noch einmal
    aufstocken? Es ist doch völlig irre, wenn das Auswärtige
    Amt auf der einen Seite eine Reisewarnung für Afghanis-
    tan herausgibt und die Regierung auf der anderen Seite
    zur gleichen Zeit wegen der Sicherheitslage die Anzahl
    der Soldaten aufstocken will und überlegt, Teile Afgha-
    nistans zu einem sicheren Herkunftsland zu erklären . Das
    ist doch absurd . Keiner weiß doch, wohin die Waffen ge-
    hen .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir müssen doch aus Afghanistan Schlussfolgerungen
    für unser heutiges Agieren ziehen .

    Im Angesicht des Terrors muss die Politik natürlich
    einen kühlen Kopf bewahren, besonnen und entschlos-
    sen handeln . Es ist der Kampf mittelalterlicher Barbarei
    gegen Menschlichkeit, gegen die Zivilisation, gegen die
    Werte der Aufklärung, gegen Freiheit, Gleichheit, Brü-
    derlichkeit . Ja, Antworten müssen wir alle geben . Da
    kann ein Gedanke von Nietzsche vielleicht hilfreich sein:

    Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er
    nicht dabei zum Ungeheuer wird .

    Vielleich kann Norwegen für uns ein Beispiel sein . Die
    Norweger haben nach dem Wahnsinn des Herrn Breivik
    mit mehr Offenheit und mehr Liberalität agiert .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Natürlich müssen wir die Frage stellen: Warum ist die
    Lage so? Die Versuche der NATO-Partner, unliebsame
    Regierungen im Irak und in Libyen aus dem Weg zu
    räumen, haben zur politischen Destabilisierung in den
    betroffenen Ländern beigetragen und einen fruchtbaren
    Boden für die Entstehung terroristischer Strukturen ge-
    schaffen . Noch vor wenigen Jahren war der „Islamische
    Staat“ doch vergleichsweise schwach . Er ist ein direktes
    Ergebnis des Irakkriegs der Vereinigten Staaten .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Jetzt ist der IS die mächtigste und reichste Terrororgani-
    sation der Welt .

    Was ist zu tun? Erstens muss man natürlich auf Dip-
    lomatie setzen, nicht bezogen auf den IS . Aber die fünf
    ständigen Sicherheitsratsmitglieder dürfen nicht gegen-
    einander agieren, sondern müssen trotz aller sonst un-
    terschiedlichen Sichtweisen miteinander agieren . Der
    Konflikt zwischen dem Iran und Saudi-Arabien muss in
    grundsätzlicher Art und Weise angegangen werden . Und
    natürlich brauchen wir auch ein Perspektivkonzept: Was
    soll mit Syrien werden? Was soll mit Irak werden? Was
    soll mit den Kurdinnen und Kurden werden?


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Zweitens . Wir brauchen dringend ein konsequentes
    Waffenembargo für die Krisenregion, vor allen Dingen
    gegen die Unterstützerländer des IS, gegen Saudi-Arabi-
    en, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate . Kei-
    ner weiß doch, wohin die Waffen gehe .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es ist doch völliger Irrsinn, wenn an dem Tag, an dem die
    Verschärfung des Asylrechts in Deutschland beschlossen
    wird, Kampfpanzer Leopard 2 nach Katar exportiert
    werden . Das ist doch wirklich Irrsinn . Die Schiffe, die
    Sie dort hinschicken, können Sie gleich da lassen, um
    Flüchtlinge einzusammeln; denn das wird neue Flücht-
    lingsströme produzieren . Das ist Irrsinn .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Wir können doch nicht zusehen, wenn damit Geld ver-
    dient wird . Wenn Vertragsstrafen anfallen, dann fallen sie
    eben an . Das muss uns der Frieden wert sein .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Drittens . Der Kampf gegen den Terror kann nur ge-
    lingen, wenn die Finanzierungs- und Einnahmequellen
    des IS trockengelegt werden . Die Ölquellen und die Öl-
    schmuggelwege sind doch eine der Grundlagen des IS .

    Dr. Dietmar Bartsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    Täglich zieht er 2 Millionen Dollar aus dem Ölhandel .
    Das läuft vor allen Dingen über die Türkei . Auch die in-
    ternationalen Finanzströme müssen gekappt werden, und
    die Konten müssen gesperrt werden .


    (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg . Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Ein Wort zur Türkei: Die Türkei wird mit Sicherheit
    bei der Lösung der Flüchtlingsfrage gebraucht; aber sie
    war auch über Jahre ein Transitland des Terrorismus . Er-
    dogan agiert in seinem Land undemokratisch . Die Kur-
    den kämpfen gegen den IS, und die Türkei bombardiert
    die Kurden . Wir müssten den Kurden für ihren Kampf
    gegen den IS dankbar sein . Das wäre die richtige Hal-
    tung . Da muss Druck auf Herrn Erdogan ausgeübt wer-
    den .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Der Abschuss des Flugzeuges kann die Spannungen in
    dieser Region natürlich nur erhöhen .

    Zum Thema Flüchtlinge: Die Genfer Flüchtlingskon-
    vention von 1951 war eine Antwort der Völker auf die
    verheerenden Folgen und das millionenfache menschli-
    che Leid im Ergebnis des von Hitler-Deutschland vom
    Zaune gebrochenen Zweiten Weltkrieges . Wir Deutschen
    haben auch 70 Jahre nach dem Ende des Krieges gegen-
    über flüchtenden Menschen eine besondere Verantwor-
    tung . Flüchtlinge sind die Botschaft der Kriege und des
    Elends dieser Welt . Deswegen kann unsere Botschaft nur
    lauten: Wir helfen . – Hören Sie doch alle auf die Bot-
    schaften der Kirchen in Deutschland . Die sollten für uns
    Maßstab sein .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh!)


    – Ja, Union, da müssen Sie durch . Dass ich Ihnen das
    sagen muss, zeigt, wie es um Sie steht .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will einmal aus dem Matthäusevangelium zitieren,
    Herr Kauder:

    Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen ge-
    geben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken
    gegeben; ich war fremd und obdachlos und ihr habt
    mich aufgenommen; . . .


    (Max Straubinger [CDU/CSU]: Ach nee!)


    Das ist menschlich . – Im Übrigen heißt das heute über-
    setzt: Wir schaffen das .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg . Volker Kauder [CDU/CSU])


    Ich füge hinzu: weil wir es können .

    Zugleich ist es natürlich überfällig, dass die Bundes-
    regierung endlich einmal sagt, wie sie es schaffen will .
    Die Herausforderungen sind lösbar . Das kostet Anstren-
    gungen, Geld und Geduld . Aber Sie mit Ihrem Chaos-

    bild werden es nicht schaffen . Dieses Fahren auf Sicht ist
    in dieser Situation eben nicht die richtige Strategie . Wir
    brauchen zuallererst eine Haltung zu der Flüchtlingsfra-
    ge . Diese ist Ihnen offensichtlich abhandengekommen .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Verantwortliche in den Ländern und in den Kommu-
    nen, viele Hilfsorganisationen, die Bundespolizei, das
    THW und Zigtausende ehrenamtliche Helferinnen und
    Helfer kümmern sich um die Flüchtlinge, leben eine
    überzeugende Willkommenskultur . Das hat im prakti-
    schen Leben übrigens überhaupt nichts mit Parteizuge-
    hörigkeit zu tun . Mitglieder aller hier im Bundestag ver-
    tretenen Parteien engagieren sich dort .

    Ich will im Übrigen auch feststellen – das sollte klar
    ausgesprochen werden –: Die meisten Flüchtlinge kom-
    men in Bayern in Deutschland an . Dort sind die Her-
    ausforderungen besonders groß . Von der Bevölkerung
    und auch von den Behörden in Bayern wird Großar-
    tiges geleistet . Allen, die sich in dieser Weise engagie-
    ren, gebührt ausdrücklich der Dank dieses Hauses und
    allerhöchste Würdigung . Aber in völlig inakzeptablem
    Gegensatz dazu steht das unverantwortliche Agieren von
    Politikern der CSU .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Oh!)


    Ich zitiere einmal Horst Seehofer – ich könnte den Rest
    meiner Redezeit mit CSU-Zitaten füllen –:

    Wir werden uns gegen Zuwanderung in deutsche
    Sozialsysteme wehren – bis zur letzten Patrone .

    Er nimmt auch gerne einmal den NPD-Spruch in den
    Mund: „Wir sind nicht das Sozialamt für die ganze Welt .“
    Herr Söder hat den wahnsinnigen Satz gesagt: „Seit heu-
    te Morgen um 9 Uhr wird geklagt .“ Meine Damen und
    Herren, wo leben wir eigentlich, wenn so etwas möglich
    ist?


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn ich mir anschaue, wie auf dem CSU-Parteitag
    mit der Kanzlerin umgegangen worden ist,


    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


    muss ich sagen: Sie haben da jegliche bürgerliche An-
    standsform verletzt .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich habe mir das mit jungen Leuten angesehen . Die ha-
    ben gesagt: Was hat denn der Seehofer eingeworfen? Das
    kann doch nicht wahr sein! – Was ist eigentlich die po-
    litisch-moralische Geschäftsgrundlage dieser Koalition,
    meine Damen und Herren?


    (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Kommt jetzt noch mal das Evangelium, oder was?)


    Dr. Dietmar Bartsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    Es muss Schluss sein mit den verantwortungslosen Ge-
    dankenspielen und den verbalen Entgleisungen von
    Seehofer und Söder!


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist doch niederträchtig, Flüchtlinge in die Nähe von
    Mörderbanden zu stellen .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Herr Bartsch, im Evangelium heißt es: Du sollst demütig sein! Sei ein bisschen demütig! Aber so weit gehen die Kenntnisse wohl nicht!)


    Die verbalen Entgleisungen befördern Rechtspopulismus
    und Rechtsextremismus . Es stimmt einfach: Das Umfra-
    gehoch der AfD ist ohne Söder und Seehofer nicht er-
    klärbar .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Nötig ist entschlossenes Handeln aller politisch Ver-
    antwortlichen, aller Demokraten gegen Rechtsextremis-
    mus . Aber es ist kein Brandanschlag endaufgeklärt . Es ist
    kein Täter zur Verantwortung gezogen worden . Ich will
    an den Mordanschlag auf Henriette Reker erinnern . Sie
    steht für die vielen, die dem rechten Alltagsterror trotzen
    und jeden Tag Mitmenschlichkeit zeigen .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Es ist nicht hinnehmbar, dass Rechtsextremisten, alte und
    neue Nazis, im Internet und auf Demos ausländerfeind-
    liche Parolen verbreiten, zu Mord – ob nun mit Galgen
    oder Guillotine – aufrufen können und keiner zur Verant-
    wortung gezogen wird .

    Ja, das Tempo und die Effizienz bei der Bearbeitung
    der Flüchtlingsfrage sind unzureichend . Ich will Sie an
    Ihren Koalitionsvertrag erinnern . Da steht: drei Monate
    Bearbeitungszeit . – Aktuell sind es fünfeinhalb . In ei-
    nigen Ländern dauert die Bearbeitung über ein Jahr . In
    keinem einzigen europäischen Land dauert das so lange .
    Wir haben in unserer Fraktion unlängst mit Kommunal-
    politikern, mit Oberbürgermeistern und Landräten aus
    West und Ost, geredet . Sie alle haben klar gesagt: Ja, wir
    können das hinbekommen . Aber wir brauchen geordnete
    Verfahren: bei der Registrierung der Flüchtlinge, bei der
    Bearbeitung der Anträge und bei unverzüglichen Maß-
    nahmen zur Integration . – Wer hat denn all die Jahre zum
    Beispiel die Bundespolizei so heruntergespart? Wer hat
    denn den unglaublichen Abbau im öffentlichen Dienst zu
    verantworten? Wer hat so lange gezögert, beim BAMF
    die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen?


    (Widerspruch bei der CDU/CSU)


    Das waren immer Sie von der Union! Sie waren immer in
    der Regierungsverantwortung!


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir brauchen ein Flüchtlingsaufnahmegesetz, das
    bundesweit einheitliche Standards und Verfahren fest-
    legt . Ein Element muss die Übernahme aller Unterbrin-
    gungs- und Versorgungskosten durch den Bund für die
    Dauer des Asylverfahrens und eine Übergangszeit sein .
    Das, was Sie gemacht haben, die Anrechnung von Kos-
    ten für Sprach- und Integrationskurse auf das Existenz-
    minimum, ist ein verheerendes Signal .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Asylsuchenden muss schneller Zugang zu Sprachkursen
    verschafft werden . Die gezielte Eingliederung in Arbeit
    wird die Zukunftsaufgabe für eine erfolgreiche Integra-
    tion . Ich meine, auch die Attentäter von Paris sind doch
    Ergebnis gescheiterter Integration und gescheiterter Poli-
    tik; auch das müssen wir aussprechen .

    Natürlich kann die Flüchtlingsfrage nur europäisch
    beantwortet werden . Europa versagt in der Flüchtlings-
    frage . Es mangelt an europäischer Einigung, es mangelt
    an europäischer Solidarität . Ich bin im Übrigen der Über-
    zeugung: Die Zukunft Europas entscheidet sich daran,
    wie Europa die Herausforderungen durch die Flüchtlinge
    meistert; das ist die Zukunftsfrage . Europa muss moder-
    nisiert und auf eine neue vertragliche Grundlage gestellt
    werden . Da sollte Deutschland Führung zeigen, Führung
    in Menschlichkeit .

    Wenn ich mir anschaue, wie Sie im Haushalt zum
    Beispiel mit dem Thema Entwicklungspolitik umgehen,
    stelle ich aber fest: Seit Jahrzehnten haben wir das Ziel
    0,7 Prozent . Sie machen viel zu wenig . Wir liegen immer
    noch bei 0,4 Prozent . Die Steigerung im Verteidigungs-
    etat ist größer als die in der Entwicklungspolitik . Was ist
    denn das für eine Politik, meine Damen und Herren?


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Na ja, so kann man das aber nicht sagen!)


    Deutschland befindet sich an einem Punkt, an dem
    sich entscheidet, wie es in unserem Land weitergeht,
    welche Perspektiven wir haben . Diese Große Koalition
    allerdings hat kein Konzept, wie Deutschlands Zukunft
    zu gestalten ist. Sie agieren hilflos, planlos und ziellos.
    Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben . Vor
    allen Dingen versuchen Sie jetzt – das stört uns beson-
    ders –, die Schwächsten gegen die Schwachen auszu-
    spielen . Frau Merkel, beenden Sie endlich die unsägliche
    Diskussion, ob es neue Ausnahmen beim Mindestlohn
    geben sollte!


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Nein, wir müssen die bisherigen Ausnahmen einschrän-
    ken; sonst ist das das Einfallstor für prekäre Beschäfti-
    gung . Neben der Tatsache, dass der Mindestlohn wichtig
    ist: Es gibt auch 2 Millionen Solo-Selbstständige, von
    denen viele in der Land- und Forstwirtschaft und im
    Kommunikations- und Informationsgewerbe tätig sind .
    Sie brauchen ebenfalls ein auskömmliches Einkommen .

    Dr. Dietmar Bartsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    Vielleicht ist ein Mindesthonorar der richtige Weg dort-
    hin .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Seit Jahren driftet unsere Gesellschaft auseinander .
    Die Ungleichheit wächst; den wirtschaftlichen und po-
    litischen Eliten ist der Wertekompass abhandengekom-
    men . Ich will nur drei Kürzel nennen: DFB, VW, BND .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Diese Kürzel sind Synonyme für windige Geschäfte,
    Manipulation und offenen Betrug . Das alles ist doch gar
    nicht denkbar gewesen . Wer hätte denn vor Jahren ge-
    glaubt, dass das bei einem Staatskonzern wie VW mög-
    lich ist? Zur selben Zeit, als die Kanzlerin sagte, unter
    Freunden spioniere man nicht, hat der BND Freunde
    ohne Ende ausspioniert . Was beim DFB passiert ist, ist
    genauso ein Skandal . Im Übrigen: Herr Winterkorn be-
    kommt jetzt von VW 100 000 Euro Rente im Monat . Das
    ist doch absurd . Wo sind denn die Werte in diesem Land
    hingeraten?


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ein Land, in dem die Kinderarmut wächst, während
    den Reichsten erlaubt wird, ihr Geld in Steueroasen zu
    bunkern, wird die aktuellen Herausforderungen nicht be-
    wältigen . Diese Regierung erweist sich als unfähig, die
    aktuellen Probleme anzupacken und das Land sozial zu
    modernisieren . Deutschland ist ein so reiches Land; aber
    Sie fahren das Land seit Jahren auf Verschleiß . Ihr mani-
    sches Verhältnis zur schwarzen Null ist einer der Gründe,
    warum wir die Herausforderungen nur mühsam anpa-
    cken . Mit der schwarzen Null machen Sie Schulden bei
    den nächsten Generationen . Es ist politisches Versagen,
    dass in diesem Land Kinder in Armut leben müssen


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    und dass die Zahl der Rentnerinnen und Rentner, die in
    Grundsicherung leben, weiterhin steigt . Ist Ihnen eigent-
    lich nicht aufgefallen, wie viele alte Menschen hier in
    Berlin in Mülltonnen nach leeren Flaschen suchen?

    Ich könnte die Liste der Schäbigkeiten unendlich
    fortsetzen . Deswegen brauchen wir ein Investitionspro-
    gramm für unser Land . Deswegen sollten wir die Mittel
    für die Arbeitsmarktpolitik von 3,9 Milliarden Euro auf
    5,6 Milliarden Euro aufstocken . Die Integration in den
    Arbeitsmarkt ist eine Zukunftsfrage .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Daneben müssen wir ab sofort mindestens 200 000 So-
    zialwohnungen jährlich bauen . Das Deutsche Studen-
    tenwerk hat dazu aktuell eine entsprechende Forderung
    gestellt . Wir sollten die Länder mit 1,5 Milliarden Euro
    dabei unterstützen .

    Wenn Sie sagen, das alles sei nicht finanzierbar, dann
    kann ich nur sagen: Das ist ein irrer Vorwurf . Die Sche-
    re zwischen Arm und Reich ist in nahezu keinem Land
    Europas so groß wie in unserem Land . Die 500 reichsten

    Familien verfügen über ein Vermögen von 615 Milliar-
    den Euro .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Nummer kennen wir ja schon! – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: 10 Prozent der Deutschen zahlen 50 Prozent der Steuern!)


    Das ist zweimal ein Bundeshaushalt . Für diesen Irrsinn
    gibt es vor allen Dingen einen Grund: Wie der Teufel
    das Weihwasser fürchtet, sträuben Sie sich dagegen, den
    Reichtum dieses Landes gerechter zu verteilen . Mit einer
    gerechten Steuerpolitik könnten wir jährlich Milliarden
    einnehmen .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das geht allerdings nicht ohne eine Umverteilung von
    oben nach unten .

    Wir fordern eine wirkliche Reform der Erbschaft-
    steuer . Ihr komisches Reförmchen reicht hier nicht . In
    Großbritannien müssen die Superreichen sechsmal so
    viel berappen wie in Deutschland . In Kanada und in den
    USA ist es das Fünffache . Alle diese Länder sind nicht
    verdächtig, den demokratischen Sozialismus einführen
    zu wollen . Hier wird deutlich, welche Privilegierung von
    sehr Reichen wir uns leisten . Angesichts der gesellschaft-
    lichen Handlungsbedarfe lässt sich das überhaupt nicht
    rechtfertigen .


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Von 2015 bis 2024 werden in Deutschland insge-
    samt 3,1 Billionen Euro vererbt; aber in dieser Koalition
    kommt niemand auf die Idee, dort irgendetwas zur Fi-
    nanzierung des Gemeinwohls abzuholen . Ich sage Ihnen:
    Niemand von der Linken will Unternehmen gefährden;
    das ist überhaupt nicht der Punkt . Es geht um Privatver-
    mögen . Auch eine Vermögensabgabe in Form der Milli-
    onärssteuer auf Privatvermögen wäre eine richtige Maß-
    nahme . Es ist längst an der Zeit, die Milliardäre und die
    Millionäre in Deutschland stärker zur Finanzierung der
    Aufgaben des Gemeinwohls heranzuziehen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    In aller Klarheit:


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt aber!)


    Die teuersten Flüchtlinge in Deutschland sind die Steu-
    erflüchtlinge,


    (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    die Konzerne und die Superreichen, die mit unendlich
    vielen Tricks und von Finanzämtern selten kontrolliert
    die öffentliche Hand in Deutschland jedes Jahr um bis zu
    100 Milliarden Euro prellen . Meine Damen und Herren,
    da sollten Sie ran! Da müssen Sie etwas tun . Es ist in
    unserem Land genügend Geld da, um die Herausforde-
    rungen, vor denen wir stehen, zu bewältigen .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Dr . Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Dr. Dietmar Bartsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    Sie haben in Ihren Koalitionsvertrag geschrieben:
    „Deutschlands Zukunft gestalten“ . In der Realität steht
    die Große Koalition immer mehr für ein schwarzes Loch .
    Sie gestalten nicht, Sie verwalten nur noch . Sie sind vor
    allen Dingen mit sich selbst beschäftigt . Damit es den
    Menschen in unserem Land besser geht, braucht es einen
    sozialen Aufbruch . Dazu brauchen wir Mut; da bedarf es
    einer Haltung . Das sehe ich bei Ihnen leider nicht .

    Herzlichen Dank .


    (Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)