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    Plenarprotokoll 18/138 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Inhalt: Gedenken an die Opfer der Pariser Attentate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13497 A Begrüßung der Delegation von Parlamentari- ern aus Usbekistan unter Vorsitz von Herrn Shadmanov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13518 D Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . 13498 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13498 B I .1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidi- alamt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 B I .2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/6102, 18/6124 . . . . . . . . 13498 B I .3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 C I .4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/6108, 18/6124 . . . . . . 13498 C b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13498 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13498 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13500 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13501 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13503 A Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13504 D Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13506 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13507 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13508 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 13510 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13511 D Dr . Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 13513 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13515 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 13516 A Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13517 D I .5 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/6115, 18/6124 . . . . . . . . 13519 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13519 B Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 13521 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13522 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015II Josef Rief (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13523 C Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13525 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13526 C Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13527 C Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13528 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13531 C Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13532 D Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13533 D Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13535 A Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13536 B Christian Haase (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13537 C I .6 a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/6106, 18/6124 . . . . . 13540 A b) Einzelplan 21 Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und die Informationsfreiheit Drucksachen 18/6119, 18/6124 . . . . . . 13540 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13540 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13541 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13543 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13544 B Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13546 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13548 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13549 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13551 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 13553 A Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13554 D Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13556 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13557 C Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13558 D I .7 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Drucksachen 18/6107,18/6124 . . . . . . 13560 B b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13560 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 13560 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13562 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13562 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13564 B Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 13565 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 13568 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13570 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 13571 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13573 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 13575 A Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 13575 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13577 D Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13578 D I .8 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13580 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13580 C Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13581 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13583 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13584 C Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13587 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13590 A Dr . Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 13591 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13593 A Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13593 D Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13595 C Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13596 A Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13597 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13598 D Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13599 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13599 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13601 B Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13603 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13497 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Beginn: 10 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Claudia Roth (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13603 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 24 .11 .2015 Binder, Karin DIE LINKE 24 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 24 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU 24 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 24 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 24 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 24 .11 .2015 Jung, Andreas CDU/CSU 24 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagosky, Uwe CDU/CSU 24 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 24 .11 .2015 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 24 .11 .2015 Nissen, Ulli SPD 24 .11 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schick, Dr . Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 24 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 24 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 24 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 24 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 138. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08 Finanzen EPL 20 Bundesrechnungshof EPL 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit EPL 06 Innen EPL 21 Datenschutz und Informationsfreiheit EPL 07 Justiz und Verbraucherschutz EPL 19 Bundesverfassungsgericht EPL 30 Bildung und Forschung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Harald Petzold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

    und Kollegen! Liebe Besucherinnen und Besucher auf
    den Tribünen! Wenn wir über den Haushalt des Bundes-
    ministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz für
    das Jahr 2016 reden, dann reden wir selbstverständlich
    über viele Zahlen, über Einnahmen, über Ausgaben, über
    Verpflichtungsermächtigungen – das ist eine Art Bürg-
    schaft für Ausgaben, die in der Zukunft anfallen –, über
    Kredite, über Neuverschuldung oder keine Neuverschul-
    dung sowie über Zinsen . Ich bin der Meinung, wir sollten
    in einem solchen Moment viel mehr darüber sprechen,
    was die Bundesrepublik Deutschland alles tut, damit
    Menschen zu ihrem Recht kommen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Meine Kollegin Caren Lay hat hier für den Bereich des
    Verbraucherschutzes schon einiges gesagt . Ich kann ihr
    nur zustimmen: Die Große Koalition tut zu wenig für

    Verbraucherschutz . Die Linke ist damit nicht einverstan-
    den .

    Ich bin der Meinung, wir sollten darüber hinaus auch
    darüber sprechen, welche Sprache unser Recht hat . Denn
    viele Menschen verstehen schon aufgrund dieser Sprache
    gar nicht, was eigentlich ihr Recht ist, und kommen da-
    mit nicht zu ihrem Recht .

    Wir sollten darüber sprechen, was diese Bundesrepu-
    blik dafür tut, dass sich Menschen ermutigt fühlen, von
    ihrem Recht Gebrauch zu machen . Auch da passiert viel
    zu wenig . Wir haben Verfahren, die Menschen offen-
    sichtlich davon abhalten, einen Rechtsstreit zu führen,
    um zu ihrem Recht zu kommen . Ich kann Sie alle nur ein-
    laden, in meine Sprechstunden zu kommen . Dort würden
    Sie Schicksale im Zusammenhang mit der Rechtspolitik
    kennenlernen, bei denen es einem kalt über den Rücken
    läuft .

    Wir sollten auch darüber sprechen, was die Bundesre-
    publik Deutschland tun müsste, damit in der Geschichte
    begangenes Unrecht aufgearbeitet wird und Menschen,
    die von diesem Unrecht betroffen waren oder sind, end-
    lich zu ihrem Recht kommen .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Um es vorwegzunehmen: Auch bei der Aufarbeitung
    und Beseitigung von Unrecht und von Menschenrechts-
    verletzungen tut die Große Koalition, tut diese Bundes-
    regierung eindeutig zu wenig . Damit ist meine Fraktion
    absolut nicht einverstanden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich will das am Beispiel der Bundesstiftung Magnus
    Hirschfeld deutlich machen . Ich habe bereits in den Aus-
    schusssitzungen darauf hingewiesen: Diese Stiftung ba-
    siert auf einem historischen Erbe, das Deutschland und
    insbesondere seine Hauptstadt Berlin einmal groß ge-
    macht hat, nämlich auf der Tätigkeit, der Forschung und
    den Arbeiten des Berliner Arztes und Sexualforschers
    Magnus Hirschfeld, der 1918 eine Stiftung mit seinem
    Namen und 1919 das weltweit erste wissenschaftliche
    Zentrum für Sexualforschung errichtet hat und dessen
    Werk, dessen Forschungsergebnisse und dessen Leben
    von den Nazis zerstört worden sind . Sie zertrümmerten
    1933 nicht nur sein Institut, sondern sie verbrannten auch
    seine Bücher und versuchten, sein Lebenswerk auszulö-
    schen .

    Sie verschärften 1933 den unsäglichen Strafrechtspa-
    ragrafen 175, der männliche Homosexualität unter Strafe
    stellte, und verhafteten, kerkerten ein und ermordeten
    Tausende von schwulen Männern, an die vor allen Din-
    gen Lesben und Schwule in unserem Land alljährlich
    erinnern . Leider fand das Leid der Homosexuellen auch
    nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kein Ende . Die
    junge Bundesrepublik setzte diesen Paragrafen unverän-
    dert fort, und auch in der DDR wurde er – zwar in abge-
    milderter Form, aber immerhin – fortgesetzt und gesamt-
    deutsch erst 1994 außer Kraft gesetzt .

    Dem Unrecht, das auf dem Paragrafen 175 basierte,
    widmet sich die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, die
    im Jahr 2011 neu gegründet worden ist . Deren Arbeit

    Bundesminister Heiko Maas






    (A) (C)



    (B) (D)


    besteht nicht nur in der Aufarbeitung des Unrechts und
    in der Wiedergutmachung, sondern auch darin, dass Ho-
    mophobie aus unserer Gesellschaft verbannt wird . Ich
    könnte eine Liste von Projekten nennen, aber ich will
    exemplarisch das Projekt „Fußball für Vielfalt“ nennen,
    mit dem die Stiftung maßgeblich versucht, das Klima in
    unserem Land zu verändern und Homophobie zu besei-
    tigen .

    Ich kann dem Bundesjustizminister nur zustimmen,
    wenn er in seinem Grußwort für den Tätigkeitsbe-
    richt 2014 der Bundesstiftung schreibt:

    Die Bundesstiftung trägt mit ihrer engagierten und
    vielfältigen Bildungs- und Forschungsarbeit ent-
    scheidend dazu bei, an die Diskriminierung von
    Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, trans-
    und intergeschlechtlichen Menschen in der Vergan-
    genheit zu erinnern und aktuelle Benachteiligungen
    zu bekämpfen .

    Aber was um alles in der Welt, Herr Justizminister,
    hält Sie dann davon ab, sich wenigstens Überlegungen zu
    öffnen, dass die Arbeit dieser Stiftung auf eine verlässli-
    chere finanzielle Basis gestellt wird?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wer die Arbeit einer solchen Stiftung von den schwan-
    kenden Erträgen des Finanzmarktes abhängig macht,
    dem kann ich nur sagen: Ihm fehlt der politische Wil-
    le, die Arbeit der Stiftung auf eine verlässliche Basis zu
    stellen . Damit wird sich die Linke nicht einverstanden
    erklären . Wir fordern erneut die institutionelle Förderung
    der Stiftung .

    Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Nächster Redner ist Thomas Strobl,

CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Strobl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

    Heute kommen wir zur Halbzeit dieser Legislatur zusam-
    men . Wir können auf die Zwischenbilanz der Rechts- und
    Verbraucherschutzpolitik stolz sein; denn hinter viele
    Projekte, die im Koalitionsvertrag vereinbart wurden,
    können wir inzwischen ein Häkchen machen .

    Jetzt kommt es darauf an, die Marschroute für die
    zweite Hälfte der Legislaturperiode festzuzurren . Und
    es ist schon wahr: Diese Überlegungen stehen bei uns
    allen ganz unter dem Eindruck der schrecklichen Ereig-
    nisse von Paris . Auch nach zehn Tagen sitzt der Schock
    noch tief; denn wie schon bei Anschlägen, die es zuvor
    gegeben hat, wissen wir – das ist klar in unser Bewusst-
    sein eingedrungen –: Das ist kein Anschlag gegen Paris
    oder gegen Frankreich, sondern das ist ein Anschlag ge-
    gen die Art, wie wir leben, gegen unseren freiheitlichen
    Rechtsstaat, gegen unsere Werte und gegen alle Men-
    schen, die für Demokratie, für Menschenwürde und für

    Menschlichkeit stehen . Dass wir in Deutschland noch
    keinen solchen Anschlag beklagen mussten, ist auf die
    erstklassige Arbeit unserer Sicherheitsbehörden zurück-
    zuführen . Aber wir haben natürlich auch verdammt viel
    Glück gehabt . Auf das Glück allein dürfen wir es aber
    nicht ankommen lassen .

    Die Dschihadisten, der IS, die selbsternannten Gottes-
    krieger sollten sich nicht täuschen . Wir sind ein libera-
    les Land, wir sind ein tolerantes Land, aber wer sich mit
    unserem freiheitlichen Staat anlegt, dem sagen wir klar:
    Wenn ihr uns bekämpft, dann werden wir uns wehren,
    dann treten wir euch mit aller Härte und mit aller Schärfe
    entgegen; wir sind eine wehrhafte Demokratie .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben in dieser Legislaturperiode schon viel er-
    reicht . Ich wiederhole das, was der Bundesjustizminister
    soeben gesagt hat: Wir haben schon vor den Attentaten
    von Paris das beschlossen, was für die Sicherheit unserer
    Bürgerinnen und Bürger wichtig ist . Wir haben bereits
    den Versuch der Ausreise in Kampfgebiete mit terroris-
    tischer Absicht unter Strafe gestellt . Damit haben wir
    schon sehr früh die Möglichkeit, Ausreisen in Kriegsge-
    biete zu unterbinden . Aktuell werden im Übrigen viele
    Ermittlungsverfahren wegen genau solcher Straftaten
    geführt .

    Außerdem haben wir einen eigenen Straftatbestand
    der Terrorismusfinanzierung eingeführt und den Anwen-
    dungsbereich erweitert . Wir müssen den Terrorgruppen,
    so gut es geht, den Geldhahn zudrehen, ihnen den finan-
    ziellen Nährboden entziehen . Nicht zuletzt haben wir
    auch die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt . Die
    Ermittler bei unseren Sicherheitsbehörden brauchen ge-
    eignete Instrumente, um die Täter zu fassen und gegen
    Terror vorzugehen . Damit haben wir einiges auf den Weg
    gebracht .

    Wahr ist aber leider auch: Einen Terroranschlag kann
    man auch dadurch nicht gänzlich ausschließen . Gleich-
    wohl sollten wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, die uns
    das Strafrecht bietet, wenn es darum geht, gegen terroris-
    tische Vereinigungen vorzugehen, und – ich sage es an
    dieser Stelle noch einmal – wenn es darum geht, ihnen
    den geistigen Nährboden zu entziehen . In meinen Augen
    sind wir es auch den Opfern schuldig, unsere Instrumente
    zur Bekämpfung von Terror immer wieder zu überprüfen
    und, wenn es sein muss, neu zu justieren – nicht ohne
    Maß und nicht ohne Plan, aber gewissenhaft, gründlich,
    mit Verantwortung .


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ah!)


    – Schön, dass Sie alle auch zu dieser etwas fortgerückten
    Stunde noch wach und aufmerksam sind .

    Für mich gilt: Terrorwerbung ist kein Grundrecht . Wer
    für Terrorvereinigungen wie die Terrormiliz „Islamischer
    Staat“ Sympathie äußert und für sie wirbt, der muss be-
    straft werden können .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Harald Petzold (Havelland)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Um potenzielle neue Anhänger gerade auch in unserem
    Land anzusprechen, sind Terrororganisationen zuneh-
    mend auch auf den Plattformen Twitter, Facebook und
    Instagram unterwegs . Dies gilt im Übrigen nicht nur für
    islamistische Terrorgruppen, sondern in starkem Maße
    auch für rechtsextreme Gruppen, die auch über das Inter-
    net Werbung für ihre kruden Positionen machen .


    (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine ganz neue Erkenntnis!)


    Die Terrorwerbung ist der geistige Nährboden für
    terroristische Gewalt. Insbesondere onlineaffine junge
    Männer werden so direkt und in einer wirklich furchterre-
    genden Art und Weise angesprochen . Sympathiewerbung
    für terroristische – islamistische wie rechtsextremisti-
    sche – Vereinigungen ist nichts anderes als Werbung für
    Terror und Gewalt . Deswegen reicht es, jedenfalls nach
    meiner Auffassung, nicht aus, auf Vereins- oder Betäti-
    gungsverbote nach dem Vereinsgesetz durch den jeweili-
    gen Innenminister zu warten . Es ist unzweifelhaft richtig,
    dass das vom Innenminister im September 2014 gegen
    die Terrormiliz „Islamischer Staat“ ausgesprochene ver-
    einsrechtliche Betätigungsverbot eine Grundlage bietet –
    das war eine völlig richtige Entscheidung des Innenmi-
    nisters –; die Werbung für eine solche Organisation ist
    jedoch mit unserer Werteordnung so absolut unvereinbar,
    dass sie auch aus sich heraus strafbar sein sollte, auch
    ohne ein vereinsrechtliches Verbot . Es darf doch keinen
    Unterschied machen, ob man für den „Islamischen Staat“
    Werbung macht – das ist strafbar – oder für al-Qaida;
    das ist nicht strafbar, weil es hier kein Betätigungsver-
    bot gibt . Wer unseren freiheitlichen Staat bekämpft, dem
    müssen wir so früh wie möglich wehrhaft entgegentre-
    ten . Dazu gehört, dass Werbung für terroristische Verei-
    nigungen unter Strafe gestellt wird . Denn damit können
    wir früh ansetzen und auch dem geistigen Nährboden,
    der täglich rasend schnell über das Internet verbreitet
    wird, die Grundlage entziehen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Einen Bereich dürfen wir hierbei ebenfalls keinesfalls
    aus den Augen verlieren: Je mehr Islamisten wir verhaf-
    ten können, umso größer wird die Herausforderung in un-
    seren Haftanstalten . Klar ist: Wir dürfen diese Menschen
    nicht einfach nur einsperren und sich selbst überlassen .
    Damit bleiben sie eine Gefahr für sich selbst und für viele
    andere . Zudem besteht die Gefahr, dass sie Mithäftlinge
    in ihre kruden Gedankenwelten mit hineinziehen .

    Radikalisierungsprozessen müssen wir dort entgegen-
    wirken, wo sie entstehen . Dies ist in den Haftanstalten in
    starkem Maße der Fall . Hier sind natürlich die Bundes-
    länder in erhöhtem Maße gefragt . Es liegt seit längerem
    auf der Hand, dass hier sehr große Probleme auf uns zu-
    rollen . Denn irgendwann werden die Extremisten wieder
    aus den Gefängnissen entlassen . Möglicherweise sind
    sie dann noch mehr radikalisiert, möglicherweise ist es
    ihnen gelungen, andere, die vorher gar nicht radikal wa-
    ren, zu radikalisieren . Das ist natürlich eine gefährliche
    Entwicklung .

    Deshalb brauchen wir ein umfassendes Konzept so-
    wohl für Prävention als auch gerade für die Arbeit mit
    radikalen Islamisten in der Haft, um weitere Radikalisie-

    rung zu verhindern und Menschen zu schützen . Experten
    sagen uns: Gerade in der Haft entstehen häufig salafis-
    tische Netzwerke, die später genutzt werden . Manche
    Bundesländer wie etwa Hessen und Bayern haben das
    frühzeitig erkannt und ein Konzept entwickelt, wie sie
    damit umgehen .

    Aus meiner Sicht – darum möchte ich uns alle bit-
    ten – sollten wir einen Antiterrorpakt oder eine Allianz
    gegen den Terror auch im Präventions- und Deradikali-
    sierungsbereich bilden . Herr Bundesminister Maas, lie-
    be Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns in diesem
    Bereich beispielsweise eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe
    einsetzen . Lassen Sie uns gemeinsam mit den Ländern
    den außerordentlichen Herausforderungen des extremis-
    tischen Islamismus in unseren Gefängnissen tatkräftig
    und schnell begegnen . Wir brauchen auch hier dringend
    eine bessere Vernetzung, ein gesamtheitliches Konzept
    und einen Austausch von gewonnenen Informationen
    zwischen Bund und Ländern, etwa Informationen aus
    den beiden genannten Ländern, die hier seit einiger Zeit
    über Erfahrungen verfügen . Ein erster richtiger Schritt
    ist hierbei sicherlich die Einrichtung einer neuen An-
    ti-Salafismus-Koordinierungsstelle im Hause von Frau
    Schwesig .

    Einen Aspekt möchte ich noch anbringen, nämlich ein
    Lob für unsere Polizei, für unsere Dienste und für alle,
    die gerade in diesen Zeiten an vorderster Front für die
    Sicherheit und die Freiheit in Deutschland stehen . Wir in
    der Großen Koalition sind es unseren Polizistinnen und
    Polizisten schuldig, dass wir ihren Einsatz honorieren
    und ihnen zeigen: Wir stehen hinter euch . Wir wissen,
    was ihr gerade in dieser Zeit jeden Tag leistet . Wir dan-
    ken euch herzlich für eure Arbeit, die ihr tagein und tag-
    aus macht .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Im Koalitionsvertrag haben wir im Übrigen noch ste-
    hen, dass wir den Schutz von Polizistinnen und Polizis-
    ten sowie anderen Einsatzkräften verbessern wollen .


    (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie lange steht das noch drin?)


    Niemals war das nötiger als jetzt, sowohl was die Aus-
    bildung und Ausrüstung als auch was den strafrechtli-
    chen Schutz angeht . Wir sollten das zwingend auf unsere
    To-do-Liste für die zweite Hälfte der Legislaturperiode
    schreiben und schnell weiter an diesem Thema arbeiten .


    (Beifall des Abg . Klaus-Dieter Gröhler [CDU/CSU])


    Noch ein Gedanke zum Abschluss . Nach Paris und zu-
    letzt auch Mali bin ich noch verärgerter darüber, welch
    absurde Diskussionen, die jeden Bezug zur Realität
    verloren haben, in unserem Land in letzter Zeit geführt
    werden . Unsere Freiheit ist in allererster Linie durch den
    Terror bedroht und durch nichts anderes . Bedenken der
    Opposition gegen die Vorratsdatenspeicherung und ihre
    Kritik an der Arbeit der Geheimdienste sind mir über

    Thomas Strobl (Heilbronn)







    (A) (C)



    (B) (D)


    weite Strecken gerade in dieser Zeit gänzlich unverständ-
    lich .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wer so argumentiert, hat den Schutz der Bürgerinnen und
    Bürger aus den Augen verloren . Ich jedenfalls möchte,
    dass jede Bürgerin und jeder Bürger auch in diesem Jahr
    ohne Angst auf einen Weihnachtsmarkt gehen kann . Da-
    für müssen wir unsere Sicherheitsbehörden tatsächlich
    und rechtlich so ausstatten, dass sie uns schützen können .