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ID1813800200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/138 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Inhalt: Gedenken an die Opfer der Pariser Attentate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13497 A Begrüßung der Delegation von Parlamentari- ern aus Usbekistan unter Vorsitz von Herrn Shadmanov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13518 D Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksachen 18/5500, 18/5502 . . . . . . . . 13498 B b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksachen 18/5501, 18/5502, 18/6127 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13498 B I .1 Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidi- alamt Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 B I .2 Einzelplan 02 Deutscher Bundestag Drucksachen 18/6102, 18/6124 . . . . . . . . 13498 B I .3 Einzelplan 03 Bundesrat Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . . . 13498 C I .4 a) Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen Drucksachen 18/6108, 18/6124 . . . . . . 13498 C b) Einzelplan 20 Bundesrechnungshof Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13498 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13498 D Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13500 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13501 D Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13503 A Dr . Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13504 D Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13506 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13507 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13508 D Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . 13510 B Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13511 D Dr . Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . . 13513 D Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13515 A Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 13516 A Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13517 D I .5 Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksachen 18/6115, 18/6124 . . . . . . . . 13519 B Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13519 B Steffen-Claudio Lemme (SPD) . . . . . . . . . . . . 13521 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13522 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015II Josef Rief (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13523 C Dr . Barbara Hendricks, Bundesministerin BMUB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13525 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13526 C Hubertus Zdebel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13527 C Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13528 D Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13531 C Carsten Träger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13532 D Christian Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13533 D Christian Kühn (Tübingen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13535 A Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13536 B Christian Haase (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13537 C I .6 a) Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Drucksachen 18/6106, 18/6124 . . . . . 13540 A b) Einzelplan 21 Bundesbeauftragte für den Daten- schutz und die Informationsfreiheit Drucksachen 18/6119, 18/6124 . . . . . . 13540 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13540 B Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13541 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13543 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13544 B Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13546 B Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13548 C Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13549 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13551 C Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 13553 A Dr . Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13554 D Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/ CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13556 A Frank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13557 C Susanne Mittag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13558 D I .7 a) Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Drucksachen 18/6107,18/6124 . . . . . . 13560 B b) Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13560 B Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 13560 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13562 A Caren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13562 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13564 B Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . . 13565 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 13568 A Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . . 13570 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 13571 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13573 B Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . 13575 A Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 13575 C Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13577 D Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13578 D I .8 Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Drucksachen 18/6124, 18/6125 . . . . . . 13580 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 13580 C Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 13581 D Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13583 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . 13584 C Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13587 A Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13590 A Dr . Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . 13591 B Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13593 A Stephan Albani (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13593 D Beate Walter-Rosenheimer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13595 C Saskia Esken (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13596 A Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13597 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13598 D Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13599 B René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13599 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13601 B Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13603 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13497 138. Sitzung Berlin, Dienstag, den 24. November 2015 Beginn: 10 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Vizepräsidentin Claudia Roth (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 138 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 24 . November 2015 13603 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 24 .11 .2015 Binder, Karin DIE LINKE 24 .11 .2015 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Ernstberger, Petra SPD 24 .11 .2015 Gundelach, Dr . Herlind CDU/CSU 24 .11 .2015 Gysi, Dr . Gregor DIE LINKE 24 .11 .2015 Hartmann, Sebastian SPD 24 .11 .2015 Heiderich, Helmut CDU/CSU 24 .11 .2015 Jung, Andreas CDU/CSU 24 .11 .2015 Kekeritz, Uwe BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lagosky, Uwe CDU/CSU 24 .11 .2015 Launert, Dr . Silke CDU/CSU 24 .11 .2015 Neu, Dr . Alexander S . DIE LINKE 24 .11 .2015 Nissen, Ulli SPD 24 .11 .2015 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schick, Dr . Gerhard BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24 .11 .2015 Schnieder, Patrick CDU/CSU 24 .11 .2015 Strässer, Christoph SPD 24 .11 .2015 Westphal, Bernd SPD 24 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 24 .11 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 138. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 01 Bundespräsident EPL 02 Bundestag EPL 03 Bundesrat EPL 08 Finanzen EPL 20 Bundesrechnungshof EPL 16 Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit EPL 06 Innen EPL 21 Datenschutz und Informationsfreiheit EPL 07 Justiz und Verbraucherschutz EPL 19 Bundesverfassungsgericht EPL 30 Bildung und Forschung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Vielen Dank . – Herr Präsident! Meine sehr geehrten

    Damen und Herren! Nach den eindringlichen Worten des
    Präsidenten zu Beginn unserer Sitzung fragt man sich na-
    türlich: Wird diese Bundesregierung ihren Aufgaben ge-
    recht? Wir als Linke müssen diese Frage leider mit Nein
    beantworten . Diese Bundesregierung wird ihren Aufga-
    ben überhaupt nicht gerecht .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Präsident Dr. Norbert Lammert






    (A) (C)



    (B) (D)


    Die Bundesregierung und die Koalition aus Union und
    SPD stellen sich in der Öffentlichkeit als Panikorchester
    dar .


    (Johannes Kahrs [SPD]: Na, na!)


    Die Dirigentin Merkel wird vom Orchester ignoriert,
    und der CSU-Vorsitzende Seehofer gibt unaufgefordert
    ein schräges Solo nach dem anderen . Finanzminister
    Schäuble hat den Taktstock schon fest in der Hand und
    gibt den Schattenkanzler . Es vergeht keine Woche, Herr
    Schäuble, in der Sie nicht mit boshaften Formulierungen
    die Stimmung gegen die Flüchtlinge anheizen . Sie haben
    von „Lawinen“ gesprochen, als es um Flüchtlinge, also
    Menschen, ging. Ich finde, das ist mit einem christlichen
    Menschenbild nicht vereinbar, meine Damen und Herren .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie, Herr Schäuble, haben verfassungswidrige Vor-
    schläge unterbreitet; zum Beispiel haben Sie den Einsatz
    der Bundeswehr im Innern gefordert . Mindestens einmal
    in der Woche ruft Herr Seehofer den Notstand aus und
    sieht die Belastungsgrenze erreicht . Meine Damen und
    Herren, ich bitte Sie, ich fordere Sie auf: Reden Sie lie-
    ber über die Ursachen der Flucht! Reden Sie über Krieg,
    über Elend, und lassen Sie uns gemeinsam daran arbei-
    ten, dass es in dieser Welt keinen Krieg mehr gibt .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wer nun den Haushalt liest, muss relativ unaufgeregt
    feststellen, dass im Haushalt von Notstand keine Rede
    sein kann . Die Unterbringung und die Versorgung von
    Flüchtlingen führen nicht dazu, dass der Finanzminister
    neue Schulden aufnehmen muss .


    (Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Woran liegt das? Gute Politik!)


    Er kann das alles aus den laufenden Einnahmen finan-
    zieren .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Super!)


    Das sah 2008, in der Finanzkrise, ganz anders aus:
    Innerhalb einer Woche wurden 480 Milliarden Euro zur
    Rettung von maroden Banken bereitgestellt . Die Steu-
    erzahler wurden für die Kasinokosten der Banken zur
    Kasse gebeten, und die Staatsverschuldung schoss in die
    Höhe . Das war ein echter Notstand;


    (Zuruf des Abg . Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


    aber damals haben weder Seehofer noch Schäuble dieses
    Wort in den Mund genommen, und sie waren nicht der
    Meinung, dass bei 480 Milliarden Euro eine Belastungs-
    grenze erreicht sei . Damals hätte man von einem Not-
    stand sprechen müssen!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die Koalitionsfraktionen sagen nun, dass sie für 2016
    circa 7,5 bis 8 Milliarden Euro für die Flüchtlinge bereit-
    gestellt hätten . Ich sage Ihnen: Das ist nicht ganz richtig;
    denn die neuen Stellen für die Bundespolizei zum Bei-
    spiel sind ja nicht in erster Linie für die psychologische
    Betreuung der Flüchtlinge gedacht . Die Bundespolizisten

    sollen auch dafür sorgen, dass Flüchtlinge abgeschoben
    und die Grenzen dichtgemacht werden. Ich finde, das ist
    nicht die richtige Priorität . Die richtigen Prioritäten für
    mehr Sicherheit in unserem Land sind Integration und
    die Beendigung einer nicht friedlichen Außenpolitik .


    (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Geht es eigentlich jetzt um Haushalt?)


    Besonders die Auseinandersetzung um die Sprachkur-
    se für Flüchtlinge finde ich sehr bezeichnend. Finanz-
    minister Schäuble meinte, dass die Flüchtlinge nicht
    nur 1,39 Euro pro Monat für die Sprachkurse zahlen
    sollen, sondern 36 Euro . Die Begründung, die aus dem
    Finanzministerium zu hören war, hieß – ich zitiere –: Der
    Sprach erwerb schaffe erst „die elementare Vorausset-
    zung dafür . . . im späteren Verlauf auch andere Angebote
    in Anspruch zu nehmen“ . Was ist denn das für eine Be-
    gründung?

    Herr Schäuble, ich frage Sie: Wie viel Geld haben Sie
    von den Bankvorständen zurückgefordert, als wir die
    schlimmste Finanzkrise nach dem Zweiten Weltkrieg er-
    lebten? Wenn es um Hartz IV, Kindergeld, Flüchtlinge
    und Alleinerziehende geht, werden Sie zum Pfennigfuch-
    ser . Wenn es aber um Ihre CDU-Klientel geht, die Vermö-
    genden, dann kennt Ihre Großzügigkeit keine Grenzen .
    Wann wollen wir endlich für eine gerechte Besteuerung
    der Vermögenden in unserem Land sorgen? Ich finde, das
    ist die Aufgabe der Stunde .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Die von der SPD eingeführte Abgeltungsteuer war
    ein Geschenk an die, die hohe Kapitaleinkünfte haben .
    Allein die Dividendenkönigin des Jahres 2015, Frau
    Schaeffler und ihre Familie, haben nach Berechnungen
    der Wirtschaftswoche 549 Millionen Euro an Ausschüt-
    tungen eingestrichen .


    (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ja, aber Dividenden haben damit nichts zu tun! Das muss man aber wissen, Frau Lötzsch! Es geht um Zinsen!)


    Es ist doch nicht gerecht, dass Kapitaleinkünfte steuer-
    lich besser behandelt werden als Arbeitseinkünfte . Wir
    als Linke fordern die sofortige Abschaffung der Abgel-
    tungsteuer . Dann hätten wir wesentlich mehr Geld in der
    Kasse .


    (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Bei den jetzigen Zinssätzen macht das gar nichts!)


    Mit dem Bundeshaushalt versucht die Bundesregie-
    rung nur die allernötigsten Aufgaben abzusichern . Doch
    es wäre jetzt an der Zeit, einen Haushalt zu beschließen,
    der unsere Zukunft absichert . Die Linke hat deshalb ein
    Investitionsprogramm für die Zukunft vorgeschlagen .
    Ein solches Programm würde die Erfüllung von zwei
    Aufgaben gleichzeitig möglich machen: Modernisierung
    unserer Gesellschaft und Integration von Flüchtlingen .

    Sie alle wissen: Wir haben in Deutschland einen rie-
    sigen Investitionsstau . Investitionen in Wohnungen,

    Dr. Gesine Lötzsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Theater und
    Schwimmhallen sind für alle gut . Sie schaffen Arbeits-
    plätze für die Menschen, die schon hier sind, und für die,
    die als Flüchtlinge zu uns kommen . Für solch ein Pro-
    gramm – das kann ich nur noch einmal unterstreichen –
    müsste man keine neuen Schulden aufnehmen, wenn
    man Vermögen gerecht besteuern würde .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ihre Angst, meine Damen und Herren, insbesondere
    von der Union, vor der Macht der Vermögenden setzt die
    Zukunft unserer Gesellschaft aufs Spiel . Gerechtigkeit
    geht anders .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun der Kollege Eckhardt Rehberg für

die CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Eckhardt Rehberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Kommen wir zum Bundeshaushalt, zu in Zahlen gegos-
    sener Politik .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Frau Lötzsch, wir als Regierungsfraktionen nehmen
    gerne das Lob entgegen, dass wir die Herausforderungen
    des Jahres 2016 und der nächsten Jahre ohne neue Schul-
    den meistern . Das ist Politik, die CDU, CSU und SPD
    am 12 . und 13 . November gemeinsam im Haushaltsaus-
    schuss beschlossen haben . Wir haben in wichtigen Poli-
    tikbereichen die Grundlage der Bundesregierung durch
    Aufschläge verstärkt .

    Wir werden im Jahr 2016 8 Milliarden Euro für das
    Thema „Herausforderung Flüchtlinge/Asylbewerber“
    ausgeben . Davon geht fast die Hälfte an Länder und
    Kommunen . Hier ist die Herausforderung nicht mehr die
    Höhe der Mittel, die der Bund bereitstellt, sondern die
    Herausforderung ist in vielen Ländern – nicht in Bayern,
    nicht im Saarland und nicht in Mecklenburg-Vorpom-
    mern –, dass das Geld, das wir als Bund an die Länder
    ausreichen, auch bei den Kommunen ankommt . Das sehe
    ich als gemeinsame große Herausforderung an .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir geben mehr als jeden zweiten Euro des Bundes-
    haushalts für Soziales aus . Im Jahr 2015 sind es 153 Mil-
    liarden Euro . Dieser Betrag wird im Jahr 2019 auf
    172 Milliarden Euro aufwachsen . Gleichzeitig, Frau Kol-
    legin Lötzsch, investieren wir in die Zukunft . Ich mache
    das nur an zwei Beispielen klar: Im Bereich Bildung und
    Forschung steigern wir die Ausgaben des Jahres 2014 bis
    zum nächsten Jahr von 14 Milliarden Euro auf 16,4 Mil-
    liarden Euro – plus 2,4 Milliarden Euro –, und im Ver-

    kehrsbereich erhöhen wir die Mittel von 10,2 Milliarden
    Euro auf 12,3 Milliarden Euro . Das heißt, in den letzten
    drei Jahren wurden keine neuen Schulden aufgenommen,
    sondern es wurden Investitionen in Wachstum und Be-
    schäftigung, Bildung und Forschung und in die Verkehrs-
    infrastruktur getätigt . Wir haben, liebe Frau Lötzsch,
    überhaupt keinen Nachholbedarf – weder die CDU noch
    die CSU noch die SPD –, wenn es um die Sicherstellung
    der Zukunft in Deutschland geht .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ja, wir meistern die Herausforderungen . Schon im
    Jahr 2015, in diesem Jahr, geben wir 5 Milliarden Euro
    mehr aus . Es werden 2 Milliarden Euro für Flüchtlin-
    ge und zusätzliche Mittel für den Energie- und Klima-
    fonds bereitgestellt . Wir entlasten Familien – Stichworte:
    Kinderfreibetrag und Kinderzuschlag – dieses Jahr um
    750 Millionen Euro . Im nächsten Jahr wird die Entlas-
    tung der Familien gesamtstaatlich 5,5 Milliarden Euro
    kosten, den Bund 2,5 Milliarden Euro . Da kann man
    nun wahrlich nicht davon reden, dass sich die Regie-
    rungsfraktionen nicht den Herausforderungen stellen,
    sondern – ganz im Gegenteil – das ist Ausgewogenheit:
    zwischen investieren, Wachstum und Beschäftigung ge-
    nerieren und dabei die soziale Balance nicht aus den Au-
    gen verlieren .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor wenigen Tagen
    jährte sich die Kanzlerschaft von Angela Merkel zum
    zehnten Mal . In der Zeit der Regierung Merkel – das gilt
    sowohl für die Große Koalition von 2005 bis 2009 als
    auch für die Koalition von 2009 bis 2013 und für diese
    Große Koalition – hat der Bund Länder und Kommunen
    mehr unterstützt als je zuvor, und das bei Aufgaben, für
    die der Bund eigentlich nicht zuständig ist; der Bundes-
    rechnungshof kritisiert uns dafür .


    (Zuruf der Abg . Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Trotz der Herausforderung durch die Flüchtlinge wer-
    den wir das Zugesagte in den Jahren 2015 bis 2018 ein-
    halten . Das heißt, wir werden an Länder und Kommu-
    nen insgesamt Mittel in Höhe von 13 Milliarden Euro
    überweisen . Das kommunale Investitionsprogramm hat
    ein Volumen von 3,5 Milliarden Euro . Zusätzlich werden
    den Ländern – ungebunden über die Verteilung der Um-
    satzsteuerpunkte – weitere Mittel in Höhe von 9,5 Milli-
    arden Euro zur Verfügung gestellt .

    Hinzu kommen 18,5 Milliarden Euro im Rahmen der
    Zuweisungen . Dabei geht es um Leistungen der Grund-
    sicherung im Alter, Entflechtungsmittel, BAföG usw.
    usf . Auch hier wieder ein Appell an uns alle – über alle
    Fraktionsgrenzen hinweg –: Achten wir in den Ländern –
    dort, wo wir Verantwortung tragen, aber auch dort, wo
    wir in der Opposition sind – darauf, dass diese Mittel
    wirklich dort ankommen, wo sie hingehören! Von diesen
    18,5 Milliarden Euro gehören nämlich 11,5 Milliarden
    Euro eigentlich den Kommunen . Dieses Geld darf nicht
    zur Sanierung von Länderhaushalten zweckentfremdet
    werden .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Dr. Gesine Lötzsch






    (A) (C)



    (B) (D)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch das, glaube ich,
    muss einmal gesagt werden: Für die Jahre 2014 bis 2020
    wird ein Aufwuchs der Steuereinnahmen um 152 Milli-
    arden Euro prognostiziert . Davon entfallen 64 Milliar-
    den Euro auf den Bund, gute 60 Milliarden Euro auf die
    Länder und 21,4 Milliarden Euro auf die Kommunen .
    Das heißt, von 1 Euro Steuermehreinnahmen bekommt
    der Bund 44 Cent, Länder und Kommunen aber 56 Cent .
    Wenn jetzt schon wieder neue Forderungen von den Län-
    dern an den Bund herangetragen werden – Stichwort:
    Unterbringung von Asylbewerbern –, muss klar und
    deutlich gesagt werden: Wahr ist, dass der Bund in sei-
    nen Liegenschaften 125 000 Flüchtlinge untergebracht
    hat, und auch die Herrichtungskosten für diese Liegen-
    schaften hat der Bund getragen . Das führt bei der BImA
    zu Mindereinnahmen von rund 315 Millionen Euro . Des-
    wegen: Wenn die Länder die Herausforderung der Un-
    terbringung und Integration der Flüchtlinge als nationale
    Aufgabe betrachten – so haben sie sie ja bezeichnet –,
    dann erwarte ich von den Ländern, dass sie auch ihren
    Beitrag zur Erfüllung dieser nationalen Aufgabe leisten
    und nicht immer auf den Bund zeigen . Hier ist auch ein
    Stückchen Eigenverantwortung gefragt .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben in der
    Koalition gemeinsam vereinbart – das war 36 Stunden
    vor den Terroranschlägen in Paris –, dass wir die Nach-
    richtendienste personell und materiell massiv unterstüt-
    zen werden . Ich glaube, das war ein guter, wichtiger und
    richtiger Schritt zur Bekämpfung des Rechtsextremismus
    und zur Bekämpfung des Islamismus, wofür zusätzliches
    Personal und zusätzliche Technik eingesetzt werden sol-
    len . Ich will jetzt aber nicht näher darauf eingehen . Ich
    glaube, hier hat die Koalition vorausschauend gehandelt,
    ohne einen situationsbezogenen Anlass gehabt zu haben .

    Frau Lötzsch, Sie werden den Terrorismus nicht mit
    irgendwelchen Friedensstiftungen bekämpfen können .


    (Dr . Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Doch! Mit Friedensstiftungen!)


    Wir werden die Bundespolizei und das Bundeskrimi-
    nalamt massiv weiter aufbauen . Deshalb stellen wir im
    Einzelplan des Innenministeriums fast 1 Milliarde Euro
    zusätzlich für die innere Sicherheit zur Verfügung . Ich
    glaube, auch hier haben wir vorausschauend gehandelt,
    ohne dass es dafür einen Anlass gegeben hat .

    Ich denke, dass dies nicht nur deutlich macht, wie
    wichtig der Regierungskoalition die innere Sicherheit ist,
    sondern das ist auch eine Wertschätzung unserer Sicher-
    heitsbehörden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich darf mich an
    dieser Stelle wirklich ganz herzlich beim Koalitionspart-
    ner bedanken. Ich glaube, Johannes Kahrs, jeder findet
    sich in dem, was wir am 13 . November gemeinsam be-
    schlossen haben, wieder .

    Ich will nur einige wenige Punkte nennen, die für die
    Unionsfraktion wichtig waren . Ich glaube, es war ein
    wichtiges Zeichen, dass wir die schwierige Situation der
    Landwirte etwas abmildern . Wir werden 78 Millionen
    Euro an zusätzlichen Mitteln für die landwirtschaftliche
    Unfallversicherung bereitstellen . Das ist nicht nur, wie
    manche suggerieren, eine Hilfe für die Landwirte in Bay-
    ern, sondern das ist eine Hilfe von Kap Arkona bis nach
    Garmisch-Partenkirchen . Zusätzlich werden wir 30 Mil-
    lionen Euro für ein Programm für die ländlichen Räume
    bereitstellen . Ich glaube, gerade mit Blick auf die ländli-
    chen Räume, auf die strukturschwachen Räume ist dies
    eine gute Hilfe, um auch dem demografischen Wandel
    entgegenzutreten .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Lassen Sie mich ein Letztes sagen, was nicht nur mir
    persönlich, sondern auch vielen Kolleginnen und Kolle-
    gen in der Unionsfraktion seit vielen Jahren ein Anliegen
    ist: Ich stehe dazu – und das gilt auch für unsere Frakti-
    on –, dass wir 70 Jahre nach Kriegsende eine symboli-
    sche Anerkennung für sowjetische Kriegsgefangene im
    Bundeshaushalt festgelegt haben . Ich glaube aber, ge-
    nauso richtig ist es, dass wir auch den zivilen deutschen
    Zwangsarbeitern, die während des Zweiten Weltkrie-
    ges und danach zwangsverschleppt worden sind – egal
    wohin –, eine symbolische Anerkennung zuteilwerden
    lassen . Ich glaube, 70 Jahre nach Kriegsende ist beides
    richtig gewesen: eine symbolische Anerkennung für
    sow jetische Kriegsgefangene und eine symbolische An-
    erkennung für das Leiden der zivilen deutschen Zwangs-
    arbeiter .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)