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    Plenarprotokoll 18/137 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 137. Sitzung Berlin, Freitag, den 13. November 2015 Inhalt: Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Petra Ernstberger . . . . . . . . . . . . . . . . 13417 A Wahl der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Dr. Dietmar Bartsch und Dr. Sahra Wagenknecht als Mitglieder des Vermitt- lungsausschusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13417 A Wahl der Abgeordneten Gabriela Heinrich und Josip Juratovic als Vertreter der Bun- desrepublik Deutschland zur Parlamentari- schen Versammlung des Europarates . . . . . 13417 B Tagesordnungspunkt 27: a) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Stärkung der pflegerischen Versor- gung und zur Änderung weiterer Vorschriften (Zweites Pflegestär- kungsgesetz – PSG II) Drucksachen 18/5926, 18/6182, 18/6410 Nr . 2, 18/6688 . . . . . . . . . . . . 13417 D – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/6689 . . . . . . . . . . . . . . 13417 D b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Harald Weinberg, Sabine Zimmermann (Zwickau), weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Bürgerinnen- und Bürger- versicherung in der Pflege – Solida- rische Pflegeversicherung einführen – zu dem Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Katja Dörner, Kordula Schulz-Asche, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Gute Pflege braucht sichere und zukunftsfeste Rahmenbedingungen Drucksachen 18/5110, 18/6066, 18/6688 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13417 D Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . . 13418 A Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13419 B Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13420 A Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13421 A Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13423 A Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . 13423 C Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13424 C Hilde Mattheis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13425 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13426 C Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13427 B Mechthild Rawert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13428 B Erich Irlstorfer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 13429 B Tino Sorge (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13430 B Heike Baehrens (SPD) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13431 C Tagesordnungspunkt 28: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Do- ping im Sport Drucksachen 18/4898, 18/6677 . . . . . . . . . 13433 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 137 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 13 . November 2015II b) Beschlussempfehlung und Bericht des Sportausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Dr . André Hahn, Katrin Kunert, Jan Korte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anti-Doping-Ge- setz für den Sport vorlegen Drucksachen 18/2308, 18/6678 . . . . . . . . . 13433 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 13433 C Dr . André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13435 A Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13436 D Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13438 A Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13439 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13440 D Dagmar Freitag (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13441 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13442 B Eberhard Gienger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13442 C Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13443 D Dr . André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13444 C Eberhard Gienger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13445 A Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13445 B Tagesordnungspunkt 29: Antrag der Abgeordneten Katharina Dröge, Bärbel Höhn, Renate Künast, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Dem CETA-Abkommen so nicht zustimmen Drucksache 18/6201 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13447 D Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13447 D Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13449 A Dr . Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . 13450 A Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 13451 B Mark Hauptmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 13451 C Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13453 A Bernd Westphal (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13454 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13454 D Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13456 A Katharina Dröge (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13457 D Peter Beyer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13458 B Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13458 D Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13459 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13460 B Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13461 B Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 13462 A Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13462 C Tagesordnungspunkt 30: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Industrie 4.0 und Smart Services – Wirtschafts-, arbeits-, bildungs- und for- schungspolitische Maßnahmen für die Digi- talisierung und intelligente Vernetzung von Produktions- und Wertschöpfungsketten Drucksache 18/6643 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13463 C Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13463 C Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 13465 B Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 13467 A Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13468 C Axel Knoerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13469 D Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13471 A Gabriele Katzmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 13472 B Dr. Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) . . . . . . . 13473 C Dr . Simone Raatz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13474 D Jens Koeppen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13476 A Tagesordnungspunkt 31: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen Drucksache 18/6446 . . . . . . . . . . . . . . . . . 13477 B b) Antrag der Abgeordneten Kathrin Vogler, Sabine Zimmermann (Zwickau), Matthias W . Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Korruption im Gesundheitswesen effektiv bekämpfen Drucksache 18/5452 . . . . . . . . . . . . . . . . . 13477 C Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13477 C Kathrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 13478 B Dr . Jan-Marco Luczak (CDU/CSU) . . . . . . . . 13479 B Maria Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13480 D Dr . Silke Launert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 13482 A Dr . Edgar Franke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13482 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 137 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 13 . November 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 137 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 13 . November 2015 III Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 13483 D Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13484 D Tagesordnungspunkt 32: Beschlussempfehlung und Bericht des Finanz- ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Susanna Karawanskij, Kerstin Kassner, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Einstieg in die Weiterentwick- lung der Gewerbesteuer zu einer Gemeinde- wirtschaftsteuer – Freie Berufe in die Ge- werbesteuerpflicht einbeziehen Drucksachen 18/3838, 18/6396 . . . . . . . . . . . 13485 D Philipp Graf Lerchenfeld (CDU/CSU) . . . . . . 13485 D Susanna Karawanskij (DIE LINKE) . . . . . . . . 13487 A Bernhard Daldrup (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 13488 A Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13490 A Markus Koob (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 13491 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13492 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 13493 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Halina Wawzyniak (DIE LINKE) zu den Ab- stimmungen über – den von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurf eines Gesetzes zur Bekämp- fung von Doping im Sport (Tagesordnungspunkt 28 a) . . . . . . . . . . . . 13493 D – die Beschlussempfehlung des Sportaus- schusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr . André Hahn, Katrin Kunert, Jan Korte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Anti-Doping-Gesetz für den Sport vorlegen (Tagesordnungspunkt 28 b) . . . . . . . . . . . . 13494 B Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13494 C (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 137 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 13 . November 2015 13417 137. Sitzung Berlin, Freitag, den 13. November 2015 Beginn: 9 .01 Uhr
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    Markus Koob (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 137 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 13 . November 2015 13493 Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bülow, Marco SPD 13 .11 .2015 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 13 .11 .2015 Erler, Dr . h . c . Gernot SPD 13 .11 .2015 Freudenstein, Dr . Astrid CDU/CSU 13 .11 .2015 Gabriel, Sigmar SPD 13 .11 .2015 Gohlke, Nicole DIE LINKE 13 .11 .2015 Held, Marcus SPD 13 .11 .2015 Hintze, Peter CDU/CSU 13 .11 .2015 Jung, Andreas CDU/CSU 13 .11 .2015 Kaufmann, Dr . Stefan CDU/CSU 13 .11 .2015 Kelber, Ulrich SPD 13 .11 .2015 Kindler, Sven-Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13 .11 .2015 Klare, Arno SPD 13 .11 .2015 Krellmann, Jutta DIE LINKE 13 .11 .2015 Kretschmer, Michael CDU/CSU 13 .11 .2015 Kühn-Mengel, Helga SPD 13 .11 .2015 Lanzinger, Barbara CDU/CSU 13 .11 .2015 Ludwig, Daniela CDU/CSU 13 .11 .2015 Malecha-Nissen, Dr . Birgit SPD 13 .11 .2015 Mast, Katja SPD 13 .11 .2015 Nahles, Andrea SPD 13 .11 .2015 Rüthrich, Susann SPD 13 .11 .2015 Schäfer (Bochum), Axel SPD 13 .11 .2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 13 .11 .2015 Schulte, Ursula SPD 13 .11 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Terpe, Dr . Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13 .11 .2015 Werner, Katrin DIE LINKE 13 .11 .2015 Wicklein, Andrea SPD 13 .11 .2015 Wolff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 13 .11 .2015 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 13 .11 .2015 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Halina Wawzyniak (DIE LIN- KE) zu den Abstimmungen über – den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung von Doping im Sport (Tagesordnungspunkt 28 a) – die Beschlussempfehlung des Sportausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. André Hahn, Katrin Kunert, Jan Korte, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE An- ti-Doping-Gesetz für den Sport vorlegen (Tages- ordnungspunkt 28 b) 1 . Gesetz zur Bekämpfung von Doping im Sport (Drucksache 18/4898) Ich habe bei dem Gesetzentwurf der Bundesregierung (Drucksache 18/4898) mit „Nein“ gestimmt . Mit dem Gesetz wird unter anderem der Zweck ver- folgt, die Gesundheit der Sportlerinnen und Sportler zu schützen und die Chancengleichheit und Fairness im Sportwettbewerb zu sichern (§ 1) . Der § 3 stellt das Selbstdoping unter Strafe, soweit dies in Absicht stattfin- det, sich in einem Wettbewerb des organisierten Sports einen Vorteil zu verschaffen, anzuwenden oder anwen- den zu lassen . Der Gesetzentwurf sieht ein Strafmaß von bis zu drei Jahren vor, der Versuch ist strafbar . Der Gesetzentwurf argumentiert damit, dass Doping tief in die ethisch-moralischen Grundwerte des Sports eingreife und ihm seine Glaubwürdigkeit und Vorbild- funktion raube . Der Gesetzentwurf gibt mithin eine mo- ralisch-ethische Haltung vor und gründet darauf eine staatliche Strafbarkeit . Es ist aber zunächst eine Frage der Selbstbestimmung, ob Sportlerinnen und Sportler durch Selbstdoping ihre eigene Gesundheit gefährden . Eine Täuschung von Konkurrenten/innen ist überhaupt Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 137 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 13 . November 201513494 (A) (C) (B) (D) erst durch das Verbot des Eigendopings möglich . Diese Täuschung im Hinblick auf Veranstalter, Sportvereine, Sponsoren und Zuschauer ist ebenfalls nur durch das Ver- bot des Eigendopings möglich . All diese Probleme wür- den nicht bestehen, wenn man die Entscheidung treffen würde, Doping zu erlauben . Aber selbst wenn dieser Weg nicht gegangen werden soll, bleibt festzustellen, dass mit dem Selbstdoping der Sportler/die Sportlerin zunächst nur sich selbst schädigt . Eine solche Eigengefährdung fällt unter die Selbstbestimmung . Mit den Mitteln des Strafrechts auf eine solche Eigengefährdung zu reagie- ren, ist unverhältnismäßig . Denn entgegen den Aussagen im Gesetzentwurf halte ich die Maßnahmen des organi- sierten Sports für ausreichend . Es ist – anders als es der Gesetzentwurf nahelegt – gerade nicht Aufgabe des Staa- tes, zum Schutz der Gesundheit, soweit es sich wie beim Doping um Eigengefährdung handelt, und zum Schutz der Integrität des Sports mit den Mitteln des Strafrechts beizutragen . Wie Dr . Volkmar Schöneburg, ehemaliger Justizminister des Landes Brandenburg, richtig anmerk- te, sind zwei oder vier Jahre Sperre bzw . der lebenslange Ausschluss aus dem Wettkampfbetrieb ein Berufsverbot und treffen die soziale Existenz des/der Dopenden, Titel und Siegprämien können aberkannt und Schadensersatz- forderungen geltend gemacht werden (vgl . Schönburg, Rechtspolitik und Menschenwürde, S . 185) . Eine zusätz- liche strafrechtliche Sanktion stellt eine faktische Dop- pelbestrafung dar . Es ist anmaßend, wenn staatlicherseits gegen Eigen- doping im organisierten Sport eingeschritten werden soll, damit „nicht die ethisch-moralischen Grundwerte des Sports und damit seine Grundlagen beschädigt werden“.  Darüber hinaus verkennt der Gesetzentwurf die Gefähr- dungen der ethisch-moralischen Grundwerte des Sports durch die fast vollständige Kommerzialisierung und Ver- marktung des sportlichen Wettbewerbs . 2 . Antrag „Anti-Doping-Gesetz für den Sport vorle- gen“ (Drucksache 18/2308) Ich habe mich bei diesem Antrag enthalten . Der An- trag benennt zu Recht Probleme im organisierten sportli- chen Wettbewerb, wenn er auf Korruption verweist und das Problem benennt, dass der Spitzensport zu einem eigenständigen Wirtschaftszweig geworden ist . Der An- trag verweist darüber hinaus auf die Notwendigkeit von Prävention . Allerdings verfolgt auch der vorgelegte Antrag das Ziel, ,,zum Schutz des sportlichen Wettbewerbs und nicht zuletzt auch zum Schutz des Sports und seiner Werte“  ein Regelwerk zu schaffen, „um gegen Doping im Sport vorzugehen“ . Auch dieser Antrag beabsichtigt, „sport- rechtliche und staatliche Sanktionsverfahren nebenei- nander“ zu etablieren, ,,um sich gegenseitig effektiv zu ergänzen“ . Auch dieser Antrag verfolgt das Ziel, einen Straftatbestand des Eigendopings einzuführen . Da ich ei- nen solchen Straftatbestand aus den bereits aufgeführten Gründen ablehne, konnte ich trotz einiger positiver As- pekte diesem Antrag nicht zustimmen . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen ohne Verlesung Der Bundesrat hat in seiner 938 . Sitzung am 6 . No- vember 2015 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw . einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Umsetzung der Transparenzrichtli- nie-Änderungsrichtlinie – Gesetz zur Bereinigung des Rechts der Lebenspart- ner – Gesetz zur Bekämpfung der Korruption – Gesetz zur Änderung des Unterhaltsrechts und des Unterhaltsverfahrensrechts sowie zur Änderung der Zivilprozessordnung und kostenrechtlicher Vorschriften – Gesetz zur Einführung einer Speicherpflicht und einer Höchstspeicherfrist für Verkehrsdaten – Erstes Gesetz zur Änderung des Batteriegesetzes und des Kreislaufwirtschaftsgesetzes – Gesetz zu dem Protokoll von Nagoya vom 29. Okto- ber 2010 über den Zugang zu genetischen Ressour- cen und die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt – Gesetz zur Umsetzung der Verpflichtungen nach dem Nagoya-Protokoll, zur Durchführung der Ver- ordnung (EU) Nr. 511/2014 und zur Änderung des Patentgesetzes sowie zur Änderung des Umweltau- ditgesetzes – Vierzehntes Gesetz zur Änderung des Atomgeset- zes – Gesetz zur Änderung des Umwelt-Rechtsbehelfsge- setzes zur Umsetzung des Urteils des Europäischen Gerichtshofs vom 7. November 2013 in der Rechts- sache C-72/12 – Erstes Gesetz zur Änderung des Energiever- brauchskennzeichnungsgesetzes und zur Änderung weiterer Bestimmungen des Energiewirtschafts- rechts – Gesetz zu dem Partnerschafts- und Kooperations- abkommen vom 11. Mai 2012 zwischen der Euro- päischen Union und ihren Mitgliedstaaten einer- seits und der Republik Irak andererseits – Gesetz zu dem Protokoll vom 3. Dezember 2014 zur Änderung des Abkommens vom 30. März 2011 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Ir- land zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Ver- mögen – Gesetz zu dem Abkommen vom 7. Mai 2015 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung von Jersey über die Zu- sammenarbeit in Steuersachen und die Vermeidung der Doppelbesteuerung bei bestimmten Einkünften Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 137 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 13 . November 2015 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 137 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 13 . November 2015 13495 (A) (C) (B) (D) – Gesetz zu dem Zusatzabkommen vom 31. März 2015 zum Abkommen vom 21. Juli 1959 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französi- schen Republik zur Vermeidung der Doppelbesteu- erungen und über gegenseitige Amts- und Rechts- hilfe auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie der Gewerbesteuern und der Grundsteuern – Gesetz zu dem Protokoll vom 17. März 2014 zur Änderung des Abkommens vom 30. März 2010 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nord- irland zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Ver- mögen – Gesetz zu dem Abkommen vom 19. Oktober 2010 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Föderation St. Kitts und Nevis über die Unterstüt- zung in Steuer- und Steuerstrafsachen durch Infor- mationsaustausch – Gesetz zu dem Abkommen vom 21. August 2014 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel zur Vermeidung der Doppelbe- steuerung und der Steuerverkürzung auf dem Ge- biet der Steuern vom Einkommen und vom Vermö- gen – Gesetz zu dem Protokoll vom 24. Juni 2010 zur Än- derung des am 25. und 30. April 2007 unterzeichne- ten Luftverkehrsabkommens zwischen den Verei- nigten Staaten von Amerika und der Europäischen Gemeinschaft und ihren Mitgliedstaaten – Gesetz zu dem Luftverkehrsabkommen vom 16. und 21. Juni 2011 zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika als erster Partei, der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten als zweiter Par- tei, Island als dritter Partei und dem Königreich Norwegen als vierter Partei und zu dem Zusatzab- kommen vom 16. und 21. Juni 2011 zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten als erster Partei, Island, als zweiter Partei, und dem Königreich Norwegen, als dritter Partei, betreffend die Anwendung des Luftverkehrsabkommens vom 16. und 21. Juni 2011 – Gesetz über die Feststellung eines Zweiten Nach- trags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushalts- jahr 2015 (Zweites Nachtragshaushaltsgesetz 2015) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1 . Die steigende Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber stellt die Länder vor große Herausforderungen . Dies gilt nicht nur für den Bereich der Unterbringung, son- dern auch für den Bereich der Kinderbetreuung . Aus diesem Grunde wurde in der Besprechung der Regie- rungschefinnen  und Regierungschefs  der  Länder mit  der Kanzlerin am 24 . September 2015 unter anderem verabredet, dass die Bundesregierung die Kinderbe- treuung weiter unterstützen wird . Dafür sollen die Spielräume, die im Bundeshaushalt durch den Wegfall des Betreuungsgeldes bis 2018 entstehen, aufwach- send mit dem sukzessiven Auslaufen der Altfälle ge- nutzt werden . Der Bundesrat geht entsprechend den Äußerungen der Bundeskanzlerin von einem Finanzvolumen in Höhe von nahezu 1 Mrd. Euro pro Jahr aus. Die Länder se- hen die Absprache allerdings mit Blick auf Artikel  8 des Asylverfahrensbeschleunigungsgesetzes, das für die Jahre  2016 bis 2018 lediglich Mittel in Höhe von 339  Mio., 774  Mio. bzw. 870  Mio. Euro für die Ent- lastung der Länder vorsieht, als unzureichend erfüllt an. Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung, im Rahmen der Haushaltsberatungen zum Bundes- haushalt  2016 die Mittelzuweisungen an die Länder entsprechend den Verabredungen anzupassen. Der Bundesrat erwartet, dass die Mittel über 2018 hinaus dauerhaft zur Verfügung stehen. 2 . Der soziale Wohnungsbau ist eine der drängenden aktuellen Fragestellungen, auch im politischen Zu- sammenhang mit der großen Anzahl von Deutschland erreichenden Flüchtlingen . Entsprechend der Verein- barung zwischen den Regierungschefinnen und Regie- rungschefs der Länder und der Bundeskanzlerin vom 24 . September 2015 sollen Länder und Kommunen beim Neubau von Wohnungen und bei der Ausweitung des Bestandes an Sozialwohnungen durch den Bund unterstützt werden . So wird der Bund über Konversi- onsliegenschaften hinausgehend den Kommunen und kommunalen Gesellschaften weitere Immobilien und Liegenschaften schnell und verbilligt für den sozialen Wohnungsbau bereitstellen . In den anstehenden Be- ratungen des Bundeshaushalts 2016 sollte daher der Haushaltsvermerk in Kapitel 60 04 Titel 121 01 unter Nummer 60 .3 angepasst werden . Es ist erforderlich, dass der Bund für den sozialen Wohnungsbau geeignete Grundstücke zum Verkehrs- wert an Kommunen bzw. kommunale Gesellschaften abgibt. Die künftig beabsichtigte und vertraglich ab- gesicherte Nutzung muss dabei in die Ermittlung des Verkehrswertes einfließen. Dadurch kommt vorrangig ein Ertragswertverfahren zur Anwendung. Zudem be- darf es eines Verfahrens, wie eventuelle Streitigkeiten zwischen der BImA und der Belegenheitskommune geschlichtet werden; z.  B. durch den Gutachteraus- schuss gemäß § 192 BauGB. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Zusammenar- beit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinten Nationen und einzelnen, global agierenden, internationalen Organisationen und Institutionen im Rahmen des VN-Systems in den Jahren 2012 und 2013 Drucksachen 18/2487, 18/2672 Nr. 1.1 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 137 . Sitzung . Berlin, Freitag, den 13 . November 201513496 (A) (C) (B) (D) Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Vierter Bericht der Bundesregierung über die Ent- wicklung und Zukunftsperspektiven der mariti- men Wirtschaft in Deutschland Drucksache 18/5764 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2015 Drucksache 18/6100 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak- torsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sondergutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen Stickstoff: Lösungsstrategien für ein drängendes Umweltproblem Drucksachen 18/4040, 18/4147 Nr. 6 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfol- genabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zum Anerkennungsgesetz 2015 Drucksache 18/5200 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat . Innenausschuss Drucksache 18/642 Nr . C .1 Ratsdokument 5833/12 Drucksache 18/642 Nr . C .2 Ratsdokument 5853/12 Drucksache 18/5286 Nr . A .3 EP P8_TA-PROV(2015)0176 Drucksache 18/5459 Nr . A .5 Ratsdokument 9345/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .6 Ratsdokument 9355/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .7 Ratsdokument 9376/15 Drucksache 18/5459 Nr . A .8 Ratsdokument 9483/15 Drucksache 18/6146 Nr . A .2 Ratsdokument 11843/15 Drucksache 18/6417 Nr . A .4 EP P8_TA-PROV(2015)0317 Haushaltsausschuss Drucksache 18/5982 Nr . A .19 KOM(2015)300 endg . Drucksache 18/5982 Nr . A .21 Ratsdokument 11069/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .22 Ratsdokument 10343/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .25 Ratsdokument 11068/15 Drucksache 18/6417 Nr . A .19 Ratsdokument 11949/15 Drucksache 18/6417 Nr . A .20 Ratsdokument 12037/15 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/822 Nr . A .30 Ratsdokument 6202/14 Drucksache 18/5459 Nr . A .16 Ratsdokument 9534/15 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 18/544 Nr . A .47 EP P7_TA-PROV(2013)0575 Drucksache 18/4152 Nr . A .9 EP P8_TA-PROV(2015)0006 Drucksache 18/4152 Nr . A .10 EP P8_TA-PROV(2015)0007 Drucksache 18/4152 Nr . A .11 EP P8_TA-PROV(2015)0012 Drucksache 18/4375 Nr . A .6 EP P8_TA-PROV(2015)0031 Drucksache 18/4375 Nr . A .7 EP P8_TA-PROV(2015)0036 Drucksache 18/4749 Nr . A .38 EP P8_TA-PROV(2015)0072 Drucksache 18/4749 Nr . A .39 EP P8_TA-PROV(2015)0076 Drucksache 18/4749 Nr . A .40 EP P8_TA-PROV(2015)0079 Drucksache 18/5004 Nr . A .13 EP P8_TA-PROV(2015)0095 Drucksache 18/5286 Nr . A .11 EP P8_TA-PROV(2015)0175 Drucksache 18/5286 Nr . A .12 EP P8_TA-PROV(2015)0178 Drucksache 18/5286 Nr . A .14 EP P8_TA-PROV(2015)0187 Drucksache 18/5459 Nr . A .17 EP P8_TA-PROV(2015)0210 Drucksache 18/5982 Nr . A .42 EP P8_TA-PROV(2015)0227 Drucksache 18/5982 Nr . A .43 EP P8_TA-PROV(2015)0229 Drucksache 18/5982 Nr . A .44 EP P8_TA-PROV(2015)0231 Drucksache 18/5982 Nr . A .45 EP P8_TA-PROV(2015)0274 Drucksache 18/5982 Nr . A .46 EP P8_TA-PROV(2015)0275 Drucksache 18/5982 Nr . A .48 Ratsdokument 10056/15 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr . A .184 Ratsdokument 12883/13 Drucksache 18/419 Nr . A .188 Ratsdokument 14102/13 Drucksache 18/4152 Nr . A .13 Ratsdokument 5467/15 Drucksache 18/5982 Nr . A .54 Ratsdokument 10972/15 137. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 27 Stärkung der pflegerischen Versorgung TOP 28 Bekämpfung von Doping im Sport TOP 29 CETA-Abkommen TOP 30 Industrie 4.0 und Smart-Services TOP 31 Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen TOP 32 Weiterentwicklung der Gewerbesteuer Anlagen Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Johannes Singhammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Damit schließe ich die Aussprache .

    Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
    Drucksache 18/6201 an die in der Tagesordnung aufge-
    führten Ausschüsse vorgeschlagen . Sind Sie damit ein-
    verstanden? – Ich sehe, das ist der Fall; es gibt keinen
    Widerspruch . Dann ist die Überweisung so beschlossen .

    Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 30 auf:

    Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
    CSU und SPD

    Industrie 4.0 und Smart Services – Wirt-
    schafts-, arbeits-, bildungs- und forschungs-
    politische Maßnahmen für die Digitalisierung
    und intelligente Vernetzung von Produktions-
    und Wertschöpfungsketten

    Drucksache 18/6643

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
    diese Aussprache 60 Minuten vorgesehen . – Ich höre kei-
    nen Widerspruch . Dann ist auch dieses so beschlossen .

    Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster
    Rednerin das Wort der Bundesministerin Professor
    Dr . Johanna Wanka .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung
    und Forschung:

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Industrie 4 .0 wissen Sie, wer sich diesen Begriff
    überlegt hat, woher dieses Wort kommt?


    (Hubertus Heil – Nicht acatech . – Vielmehr kommt dieser Begriff aus dem BMBF . Der erste Versuch, diesen Begriff zu etablieren, wurde am 1 . April 2011 – es war aber kein Aprilscherz; das Ganze hat ja funktioniert – von Wahlster, Lukas und Kagermann unternommen . Dieser Begriff hat sich durchgesetzt. Ich finde ihn immer noch wunderbar.  „4.0“, das heißt, dieser Begriff hat etwas mit Digitalisierung zu tun und einer vierten industriellen Revolution . Das klingt sehr viel besser als „Internet der Dinge“ oder  anderes . Außerdem freut sich Herr Singhammer darüber, dass es ein deutsches Wort ist, das sich international auch wirklich durchsetzt . Es wird von Chinesen und anderen verwendet . An diesen Fakt wollte ich noch einmal erinnern . Ich möchte darauf verweisen, dass unsere Hightech-Strategie „Industrie 4.0“ schon in der letzten Legislaturperiode als Zukunftsprojekt verfolgt hat . Ich freue mich, dass wir heute in der Situation sind, dass auch die anderen Ressorts an diesem Punkt ganz entscheidend mitziehen . Wir sind gemeinsam der Meinung: Das ist eine Riesenchance für Deutschland . Warum bedeutet „Industrie 4.0“ für uns so eine große  Chance? Ich will zwei Fakten nennen: Zum einen geht es um Industrie und um eine industrielle Revolution . Viele Länder, zum Beispiel Großbritannien und die USA, haben seit Jahren deindustrialisiert, Deutschland nicht . Wir haben also einen viel höheren Dirk Wiese Industrialisierungsgrad . Wenn man Industrie entwickeln will, braucht man eine entsprechende industrielle Basis . Die anderen Länder versuchen jetzt, da aufzuholen . Der zweite Punkt . Wir sind in Deutschland weltspitze – ich hoffe, dass keiner nachher das Gegenteil behauptet; denn das würde nur Unkenntnis zeigen –, wenn es um Embedded Systems, um Robotik und Sensorik mit der dazugehörigen Software geht . Wir exportieren mehr Software, als wir importieren . Ich möchte zum Vergleich folgende Zahlen nennen: In China kommen auf 10 000 Industriearbeitsplätze 14 Roboter . In Deutschland kommen auf 10 000 Industriearbeitsplätze 286 Roboter . Das heißt, wir haben da einen Vorsprung . Aber auf einem Vorsprung sollte man sich nicht ausruhen, sondern man muss etwas daraus machen . Die Ausgangsposition ist jedenfalls klasse . (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)





    (A) (C)


    (B) (D)


    Wir haben – „wir“ heißt an der Stelle: der Wirtschafts-
    minister und ich – in diesem Jahr anlässlich der letzen
    Hannover Messe die Plattform Industrie 4 .0 etabliert . So
    etwas schaffen wir in Deutschland, wo Wirtschaft, Wis-
    senschaft und gesellschaftliche Kräfte zusammensitzen
    und über diese Dinge beraten . So wird eine Andockstelle
    geschaffen . Es ist also nicht so, dass gesagt wird: Die
    Wirtschaft soll sich von allein entwickeln, und außer-
    dem sind wir schon gut . Es wird vielmehr überlegt, wie
    man die neuen Entwicklungen vonseiten der Politik, aber
    auch vonseiten der Wissenschaft flankieren kann. 

    Man könnte ständig darüber reden, dass es die größte
    Plattform ihrer Art weltweit ist und dass dort viele Part-
    ner beteiligt sind . Das stimmt zwar alles; aber das Einzi-
    ge, was uns interessiert, ist: Was liefert diese Plattform?
    In der nächsten Woche werden wir auf dem IT-Gipfel
    200 Beispiele präsentieren, die zeigen, wo Industrie 4 .0
    in Deutschland schon realisiert wurde .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Hubertus Heil Was noch spannender ist, ist die Tatsache, dass wir auf der nächsten Hannover Messe Entwicklungsszenarien der nächsten Jahre für Industrie 4 .0 präsentieren wollen . Die Umsetzung von Industrie 4 .0 ist für die Großindustrie in Deutschland kein Problem . Was diese größten Player auf der Hannover Messe ausstellen, ist spitze und wird im Internet weltweit sofort angeklickt . Ganz entscheidend für Deutschland ist aber, dass der Mittelstand, die KMUs, mitziehen . (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    In diesem Zusammenhang möchte ich drei Punkte her-
    ausgreifen:

    Erster Punkt . Die KMUs stehen bei uns im Fokus,
    wenn es um Industrie 4 .0 geht . Wir haben dafür entspre-
    chende Programme entwickelt . Im Programm „Indus-
    trie 4.0 auf dem Hallenboden“ geht es ganz konkret da-
    rum, wie die Wirtschaftlichkeit von Industrie 4 .0 durch
    kleine Unternehmen beurteilt werden kann und welche
    Einführungsstrategien man anwenden kann . Dazu gehört

    nicht so sehr das Herstellen von Handreichungen, son-
    dern es geht um das Erstellen von Musterbeispielen auf
    der Grundlage von einfachen Szenarien . Der Mittelstand
    wird durch diese Programme an Industrie 4 .0 herange-
    führt und entsprechend motiviert .

    Ich freue mich, dass wir jetzt die Situation haben – an-
    ders als im letzten Jahr –, dass 70 Prozent der KMUs
    glauben, dass durch die mit Industrie 4 .0 verbundene
    Effizienzsteigerung  ein  großer Vorteil  für  ihre Betriebe 
    entstehen kann . Das Wirtschaftsministerium will nächs-
    tes Jahr die fünf angekündigten Demonstrationszentren
    einrichten . Das ist eine gute Anlaufstelle für den Mittel-
    stand . Dazu brauchen wir aber die Ergebnisse aus diesen
    Programmen . Wir müssen eine Antwort auf die Frage ge-
    ben, wie man Investitionsentscheidungen trifft . Da müs-
    sen wir etwas vorzuweisen haben .

    Wir wollen – diese Neuerung haben wir angekur-
    belt –, dass man auch testen kann; ein Mittelständler
    soll seine Idee testen können . Aber vonseiten unseres
    Ressorts werden keine Testzentren eingerichtet . Denn in
    der Forschung, auch bei Großunternehmen in Deutsch-
    land gibt es Testmöglichkeiten, und wir geben dem Mit-
    telstand über ein Förderprogramm das dazu notwendige
    Geld . Die Mittelständler können selbst entscheiden, wo
    sie ihre Idee austesten wollen . Wir werden nächste Wo-
    che bekannt geben, wo es Koordinierungsstellen gibt, in
    denen man sich beraten lassen kann . Ich denke, dies ist
    eine ganz wesentliche Maßnahme, um den Mittelstand
    mitzunehmen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Zweiter Punkt . Ohne entsprechende Sicherheit – da brau-
    chen wir uns gar nicht katholisch zu machen – ist es nicht
    möglich, Industrie 4 .0 zu realisieren . Ich bin sehr stolz
    darauf, dass wir die Idee des Industrial Data Space, die
    von Fraunhofer kam, durchgekämpft haben . Da gab es
    viele Gegner etc .; das können Sie in der Presse noch ein-
    mal nachlesen . Jetzt ist es Standard .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Jetzt haben wir dazu bei der Plattform Industrie 4 .0 or-
    ganisatorisch alle zusammen – es sind alle Großen dabei;
    es ist der Mittelstand dabei –, sodass es umgesetzt wird;
    Stichwort „MoU“. Wir geben im Moment Geld, um die 
    Entwicklung der Softwarebausteine zu befördern .

    Thema IT-Sicherheit . Die drei Kompetenzzentren für
    IT-Sicherheit  haben wir  vier  Jahre  finanziert  und  dann 
    evaluiert . Bei einer solchen Evaluation kann auch einer
    rausfallen . Das Ergebnis aber ist: Exzellent! Super! – So
    ist die internationale Einschätzung . Deshalb erhöhen wir
    jetzt die Summe für die nächsten vier Jahre . Wir gehen
    auf 40 Millionen Euro . Diese Summe werden wir dort
    hineinstecken . Dann gibt es Kontinuität . Ich nenne auch
    das große Programm „Referenzprojekt für IT-Sicherheit
    in Industrie 4.0“, das im Juli gestartet ist, und, und, und.

    Der dritte Punkt . Allen ist klar, dass Industrie 4 .0 nur
    funktionieren kann, wenn die Mitarbeiter mitziehen oder
    mitgezogen werden . Das heißt, es gibt Veränderungen
    in der Arbeitsorganisation, in der Arbeitsmotivation, bei
    dem, was man können muss . Das muss jetzt in Deutsch-

    Bundesministerin Dr. Johanna Wanka






    (A) (C)



    (B) (D)


    land entsprechend umgesetzt werden, und das ist nicht
    einfach . Wir behandeln dieses Thema im Ministerium in
    unterschiedlichsten Programmen, schon seit Jahren . Ich
    hoffe, ich höre nachher nicht das Märchen, das ich schon
    mehrfach gehört habe, nämlich dass wir erst jetzt, nach
    all der Technologie, anfangen, uns um diese Punkte zu
    kümmern . Das ist einfach Quatsch . Das kann man bele-
    gen . Das kann man zeigen .

    Ich habe noch vor der Bundestagswahl Verhandlun-
    gen mit den Sozialpartnern gehabt, also mit den Ge-
    werkschaften, mit den Arbeitgeberverbänden . Deswegen
    haben wir jetzt die Möglichkeit, gemeinsam ein großes
    Programm zu etablieren, bei dem es um die Arbeitswelt
    von morgen geht, bei dem von Vornherein die Interes-
    sen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer mit verankert
    sind – mit richtig vielen 100 Millionen .

    Aber es geht nicht darum, dass man nur Forschung
    macht; Forschung muss immer an die konkrete Wirt-
    schaft gebunden sein . Deswegen wird es keine abstrak-
    ten Forschungsprojekte geben, sondern sie werden an-
    wendungsbezogen sein, immer in Verbindung mit einem
    Betrieb, einem kleinen, einem mittelgroßen, je nachdem .

    Wir haben die Initiative Berufsbildung 4 .0 zur Berufs-
    feldentwicklung gestartet – mit den Kammern, mit dem
    BIBB . Die Berufsfelder müssen geändert werden . Die
    Digitalisierung muss sich in den Curricula wiederfinden. 
    Wir werden hier hoffentlich beschließen, was gestern in
    der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses nicht
    strittig war: An die überbetrieblichen Ausbildungszen-
    tren des Handwerks geben wir 14 Millionen Euro im
    nächsten Jahr; das soll sich steigern bis auf 20 Millionen
    Euro . Das ist für die Hardware an der Stelle .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, es wird in Deutschland im-
    mer gesagt: Guckt bei Industrie 4 .0 auf die Amerikaner!
    Was die alles können! – Unsere großen Wirtschaftschefs,
    ob nun Denner oder Veit, sind dagewesen . Sie sagen uni-
    sono – sie sagen das jetzt auch vor versammelter Mann-
    schaft, auf großer Bühne –: Da ist viel heiße Luft . Wir
    sind richtig gut . – Dieses Selbstbewusstsein wünsche
    ich uns bei diesem Thema; denn Marketing gehört auch
    dazu . Wir haben es oft ein bisschen vergeigt oder nicht
    geschafft . Ich denke, mit Industrie 4 .0 sind wir, auch was
    das Marketing anbetrifft, gut gewesen . Und jetzt wollen
    wir handeln .

    Danke .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Als nächster Redner hat Herbert

Behrens von der Fraktion Die Linke das Wort .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Herbert Behrens


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Es geht um Industrie 4 .0, eine Produktionsweise, die
    heute in den Betrieben schon teilweise vorhanden ist –

    wir haben es gerade gehört –, aber in der Zukunft noch
    wesentlich größere Dimensionen erreichen wird . Darum
    hätte ich bei diesem umfassenden und umfangreichen
    Antrag der Koalitionsfraktionen erwartet, dass sie Ant-
    worten auf die neuen Herausforderungen geben,


    (Hubertus Heil Ihre Anträge?)


    dass sie klarmachen, an was es eigentlich fehlt, nachdem
    im Bundestag seit zwei Jahren über Industrie 4 .0 disku-
    tiert wird . Diese Antworten bleiben sie schuldig . Diesen
    Anforderungen werden sie nicht gerecht .

    Sie haben keine Antwort auf die Frage gegeben: Wie
    müssen eigentlich die Schwerpunkte gesetzt werden? Es
    ist eine Ansammlung, teilweise ein Sammelsurium von
    verschiedenen Maßnahmen, die es in der Vergangenheit
    gegeben hat und die es auch künftig noch geben soll . Sie
    haben nicht gleich zu Anfang festgestellt: Es bedarf eines
    schnellen Internets auf Glasfaserbasis . – Sie haben wie-
    derholt: Es kann so weiterlaufen wie bisher . Die Indust-
    rie hat ja zugesagt, zu investieren . Sie wollen sozusagen
    technologieneutral – das ist ja das besondere Wort, das
    Sie verwenden – agieren. Nein, es bedarf eines flächen-
    deckenden Glasfaserausbaus, um wirklich das umzuset-
    zen, was wir mit Industrie 4 .0 verbinden .


    (Beifall bei der LINKEN – Hubertus Heil Industrie 4 .0 ist aber auch nicht nur Wirtschaftspolitik . Frau Ministerin Wanka hat ja – allerdings erst unter Punkt 3 – darauf hingewiesen, dass es eben auch darauf ankommt, dass wir es mit real existierenden Belegschaften zu tun haben, die heute und morgen damit konfrontiert sein werden, wie sich ihre Arbeit verändert und auf was sie sich einstellen müssen . Auch dazu gibt es deutliche Leerstellen in diesem Antrag . Sie haben keine Ansagen zu Ihrer Position bzw . klaren Schwerpunktsetzung in Bezug auf die Beschäftigten gemacht . (Hubertus Heil Die Linke stellt die heutigen und künftigen Belegschaften ins Zentrum von Industrie 4 .0 und ordnet dem alles unter, was wir dort zu erwarten haben . Wir machen Vorschläge, wie wir die Produktivitätsgewinne, die zu erwarten sind, verteilen wollen, um den Fortschritt der Produktion auch zu einem gesellschaftlichen Fortschritt zu machen . Die Gewinne sollen nicht allein den Kapitalgebern zukommen, auch die Belegschaften sollen etwas davon haben . Konkret heißt das: Wenn in der Zukunft weniger Beschäftigte mehr günstiger und schneller produzieren können, dann dürfen die Gewinne eben nicht einseitig verteilt werden . Wir müssen beispielsweise die kürzeren Produktionszeiten – bedingt durch die produktivere Art und Weise, mit der wir produzieren – in kürzere Arbeitszeiten umsetzen, um Arbeitsbedingungen zu schaffen, die mehr Zeit für ehrenamtliche Tätigkeit und Familie mit sich bringen . Bundesministerin Dr. Johanna Wanka Kolleginnen und Kollegen, Sie haben keine Antworten auf die teilweise anmaßenden Forderungen gegeben, die seitens der Industrieverbände an Sie herangetragen worden sind . Das wäre ein Signal gewesen . Sie wären frei gewesen, die Bundesregierung in Ihrem Antrag dazu aufzufordern, eindeutig zu der Frage Stellung zu nehmen: Was halten Sie davon, wenn die Industrie den Ausbau von Werkverträgen verlangt und wenn sie fordert, dass die Leiharbeit nicht abgeschafft werden soll? Und sogar der Achtstundentag soll infrage gestellt werden . Es gibt keine kommentierenden Hinweise oder Abgrenzungen gegenüber diesen absurden Forderungen . Arbeit im 21 . Jahrhundert darf nicht zu Arbeitsbedingungen des 19. Jahrhunderts stattfinden! Belegschaften, Betriebsräte und Gewerkschaften haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viel Erfahrung mit der Umstellung von Produktionsweisen bzw . ganzer Produktionszweige gemacht . Sie haben Erfahrungen darüber gesammelt, wie Belegschaften darauf reagieren, wie Kolleginnen und Kollegen mit den technologischen Veränderungen umgehen und wie diese einbezogen werden oder eben auch nicht einbezogen werden . Und sie haben sehen müssen, dass es zusätzliche Belastungen gab und dass es zu Qualifikationsverlusten  gekommen ist, was einseitig auf die Schultern der Kolleginnen und Kollegen abgewälzt worden ist . Das hat seinen Grund darin, dass die bisherige Mitbestimmung, die es in den Betrieben gibt, diesen neuen Herausforderungen noch nicht gerecht geworden ist . Darum sagen die Linke, aber auch die Gewerkschaften in ihren Vorschlägen, wie sich Mitbestimmung verändern muss, um diesen Herausforderungen gerecht zu werden: Wir brauchen a)


    (Peine) [SPD]: Steht aber drin!)


    (Beifall bei der LINKEN)


    (Beifall bei der LINKEN)





    (A) (C)


    (B) (D)


    (Beifall bei der LINKEN)

    Unternehmensentscheidungen, b) zwingend Mitbestim-
    mung bei allen personellen Maßnahmen einschließlich
    Outsourcing, Leiharbeit und Werkverträgen, und wir
    brauchen c) Gestaltungsmöglichkeiten von Betriebsräten
    über die Betriebsgrenze hinaus, wenn es zu Kooperati-
    onen kommt . Wenn es dazu kommt, dass Betriebe eng
    kooperieren, darf die Mitbestimmung nicht an den Be-
    triebsgrenzen Halt machen . Das alles macht ein anderes
    Betriebsverfassungsgesetz möglich .

    Die Linke fordert mehr Mitbestimmung und Beteili-
    gung; denn nur mit mehr Demokratie im Betrieb wird
    es auch zu einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
    Fortschritt kommen können .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Unsere Aufgabe als Politiker ist es, die Rahmenbedin-
    gungen zu setzen . Wir können – das ist klar – nicht jeden
    einzelnen kleinen Schritt vorgeben . Darum gehört noch
    viel Forschungsarbeit auf diesem Feld dazu . Ministerin
    Wanka hat recht, wenn sie sagt: Wir fangen nicht erst
    heute an . Es gibt bereits aus den Jahren des technologi-
    schen Umbruchs bzw . der Digitalisierung in der Produk-
    tion weitreichende Forschungsergebnisse . Damals hieß
    die Überschrift dazu „Leben und Arbeiten in der Infor-
    mationsgesellschaft“.

    Wir brauchen Forschung darüber, wie Belegschaften
    mit diesem Veränderungsprozess umgehen . Wir müssen
    ihnen Sicherheit geben, damit sie wissen, auf was sie
    sich  –  qualifikatorisch,  aber  auch  im  Hinblick  auf  die 
    Veränderung des Betriebes – vorbereiten müssen . Des-
    halb fordern wir, dass die Forschungen, die hier in dem
    Antrag noch einmal explizit genannt worden sind, auch
    wirklich ernst genommen werden . Wir brauchen keine
    weiteren Forschungsergebnisse, die in den Bibliotheken
    der Universitäten verschwinden oder verstauben . Diese
    Forschungsergebnisse müssen in die politischen, aber
    auch  in  die  unternehmerischen Entscheidungen  einflie-
    ßen, sonst machen sie keinen Sinn .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich kritisiere an Ihrem Antrag, dass Sie, wie vorhin
    schon gesagt, keine eindeutigen Hinweise darauf geben,
    wie Sie zu den Forderungen stehen, die beispielsweise
    von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber-
    verbände oder vom Bundesverband der Deutschen In-
    dustrie kommen . Ich lese nichts von Widerspruch zu der
    anmaßenden Forderung, Unternehmensgründer mit Son-
    derrechten auszustatten, keine gesetzlichen Beschrän-
    kungen beim mobilen Arbeiten zuzulassen oder das
    Verbot der Sonntags- und Feiertagsarbeit aufzuweichen .
    Dazu haben Sie Stellung zu nehmen, damit wir Sicher-
    heit in den Umbau der Industrie bekommen . Ohne diese
    Sicherheit, insbesondere auch für die Beschäftigten, wird
    es keinen vernünftigen Einstieg in die Industrie 4 .0 geben
    können .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es besteht die Gefahr, dass Belegschaften zur Rest-
    größe von industriellen Veränderungsprozessen werden .
    Sie haben keine Antworten auf die Frage, wie sich mög-
    licherweise die Lebensqualität der Belegschaften verän-
    dert, wenn es zur Entgrenzung von Arbeitszeiten kommt,
    sei es, dass sie zu Hause arbeiten müssen oder sollen, sei
    es, dass sie just in time in den Produktionsprozess inte-
    griert werden . Ohne diese Antworten werden wir aber die
    Industrie 4 .0 nicht gestalten können .


    (Hubertus Heil einen Antrag! Wäre mal schön!)


    Von daher ist es erforderlich, dass wir zu den Forde-
    rungen der Wirtschaftsverbände eindeutig Position be-
    ziehen, die aus den Möglichkeiten, die ihnen die neuen
    Technologien bieten, einseitig ihren Profit heraussaugen 
    wollen . Die Linke sagt: Ja, wir wollen einen technologi-
    schen Fortschritt, der den Menschen dient . Wir wollen
    die Möglichkeiten nutzen für gute Arbeit, für gute Löh-
    ne, für eine umweltverträglichere Produktion und für
    Entwicklungsmöglichkeiten in den Ländern des globalen
    Südens .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Das sind die wirklichen Herausforderungen der Digi-
    talisierung von Wirtschaft und Arbeit . Ihr Denken ist von

    Herbert Behrens






    (A) (C)



    (B) (D)


    gestern und lässt es nicht zu, dass wir wirklich die Pro-
    bleme von morgen lösen können .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg . Dieter Janecek [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])