Rede:
ID1812100100

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Metadaten
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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/121 Textrahmenoptionen: 16 mm Abstand oben Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 121. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 10. September 2015 Inhalt Begrüßung des neuen Abgeordneten Volker Mosblech . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11701 A Wahl der Abgeordneten Dr. Jan-Marco Luczak und Matthias Hauer als Mitglie- der des Kuratoriums der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11701 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 11701 B Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 11701 C Begrüßung des früheren Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Kofi Annan . . . . . . . . . . 11719 D Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11701 C b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11701 D Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi . . . . 11702 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11707 A Dr . Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11708 A Sigmar Gabriel, Bundesminister BMWi (Erklärung nach § 30 GO) . . . . . . . . . . . . . 11710 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11710 D Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11711 A Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 11712 C Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 11714 B Dr . Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11715 D Dr . Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11717 A Dr . Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11719 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11720 A Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 11721 B Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11722 B Dr . Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11724 B Andreas G . Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11725 B Andreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11727 B Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung Dr . Johanna Wanka, Bundesministerin BMBF 11729 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11731 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 121 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 10 . September 2014II Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . 11733 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11735 C Albert Rupprecht (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 11736 D Dr . Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . 11739 B Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . 11740 C Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11742 B Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11743 D Marianne Schieder (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11746 C Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 11747 C Oliver Kaczmarek (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11749 B Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abwicklung der staatlichen Notariate in Baden-Württemberg Drucksache 18/5218 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11750 D b) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Neuordnung des Rechts der Syn- dikusanwälte Drucksache 18/5563 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11750 D c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung (Kranken- hausstrukturgesetz – KHSG) Drucksache 18/5867 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11702 A d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung des Unterhaltsrechts und des Unterhaltsverfahrensrechts Drucksache 18/5918 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11750 D e) Antrag des Bundesministeriums der Finan- zen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2014: – Vorlage der Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2014 – Drucksache 18/5128 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11751 A f) Antrag des Bundesministeriums der Finan- zen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2014: – Haus- haltsrechnung des Bundes für das Haus- haltsjahr 2014 – Drucksache 18/5291 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11751 A Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bun- desregierung für das Haushaltsjahr 2013: – Vorlage der Haushaltsrech- nung des Bundes für das Haushalts- jahr 2013 – – zu dem Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bun- desregierung für das Haushaltsjahr 2013: – Vorlage der Vermögensrech- nung des Bundes für das Haushalts- jahr 2013 – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2014 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Fest- stellungen zur Jahresrechnung 2013) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2014 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes: – Weitere Prüfungser- gebnisse – Drucksachen 18/1930, 18/1809, 18/3300, 18/3617 Nr . 1, 18/4650, 18/4865 Nr .1, 18/5387 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11751 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
  • folderAnlagen
    Alois Rainer (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 121 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 10 . September 2015 11813 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 10 .09 .2015 Brandl, Dr . Reinhard CDU/CSU 10 .09 .2015 De Ridder, Dr . Daniela SPD 10 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .09 .2015 Grindel, Reinhard CDU/CSU 10 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 10 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 10 .09 .2015 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 10 .09 .2015 Kassner, Kerstin DIE LINKE 10 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 10 .09 .2015 Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 10 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lenkert, Ralph DIE LINKE 10 .09 .2015 Maizière, Dr . Thomas de CDU/CSU 10 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .09 .2015 Mortler, Marlene CDU/CSU 10 .09 .2015 Obermeier, Julia CDU/CSU 10 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 10 .09 .2015 Pilger, Detlev SPD 10 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 10 .09 .2015 Röspel, René SPD 10 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 10 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10 .09 .2015 Werner, Katrin DIE LINKE 10 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de Deutscher Bundestag Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 – Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Epl 09 Wirtschaft und Energie Epl 30 Bildung und Forschung TOP 2 Entlastung der Bundesregierung für dasHaushaltsjahr 2014 TOP 3 Entlastung der Bundesregierung für dasHaushaltsjahr 2013 Epl 11 Arbeit und Soziales Epl 10 Ernährung und Landwirtschaft Epl 17 Familie, Senioren, Frauen und Jugend Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()


    Rechnung des Bundesrechnungshofes
    für das Haushaltsjahr 2014: – Einzel-
    plan 20 –
    Drucksachen 18/5020, 18/5388 . . . . . . . . 11751 D



Rede von: Unbekanntinfo_outline


a) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes über die Feststellung des Bundes-
haushaltsplans für das Haushaltsjahr
2016 (Haushaltsgesetz 2016)

Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11701 D

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun-
desregierung: Finanzplan des Bundes
2015 bis 2019
Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11702 A

Einzelplan 11

Bundesministerium für Arbeit und Soziales

Andrea Nahles, Bundesministerin BMAS . . . 11752 A


Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 121 . Sitzung . Berlin, Donnerstag, den 10 . September 2014 III


Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 11754 B

Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11755 B


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11758 D

Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11760 C

Dr . Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 11761 B

Dr . Wolfgang Strengmann-Kuhn

(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . 11763 A


Ralf Kapschack (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11764 C

Sabine Zimmermann (Zwickau)


(DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11765 C


Mark Helfrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11766 C

Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11768 B

Axel E . Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) 11769 B

Einzelplan 10

Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft

Christian Schmidt, Bundesminister BMEL . . 11771 B

Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11774 A

Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 11775 C


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Johannes Röring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11777 D

Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11778 C

Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11780 B

Willi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11781 B


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Waldemar Westermayer (CDU/CSU) . . . . . . 11784 C

Rainer Spiering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11786 B

Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 11788 A


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 11790 D

Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11791 A

Einzelplan 17

Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend

Manuela Schwesig, Bundesministerin BMFSFJ 11793 A

Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11795 C

Nadine Schön (St . Wendel) (CDU/CSU) . . . . 11796 C


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11735 C

Norbert Müller (Potsdam) (DIE LINKE) . . . 11800 A

Marcus Weinberg (Hamburg) (CDU/CSU) . . 11806 B


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11806 B

Sylvia Pantel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11807 B

Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11809 C

Alois Rainer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11810 D

Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11812 D

Anlage

Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11813 A


(A) (C)



(B) (D)






121. Sitzung

Berlin, Donnerstag, den 10. September 2015

Beginn 9 .00 Uhr


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nehmen Sie bitte Platz . Die Sitzung ist eröffnet .

    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
    begrüße Sie herzlich .

    Bevor wir unsere Haushaltsdebatte fortsetzen, möchte
    ich den Kollegen Volker Mosblech als neues Mitglied
    im Deutschen Bundestag begrüßen, der für den verstor-
    benen Kollegen Philipp Mißfelder nachgerückt ist . Ich
    begrüße Sie herzlich, und wir freuen uns auf die Zusam-
    menarbeit .


    (Beifall)


    Wir müssen noch eine Wahl durchführen . Für den
    aus dem Kuratorium der Bundesstiftung Magnus
    Hirschfeld als ordentliches Mitglied ausscheidenden
    Kollegen Jens Spahn soll das bisherige stellvertretende
    Mitglied Dr. Jan-Marco Luczak als ordentliches Mit-
    glied gewählt und als dessen Nachfolger der Kollege
    Matthias Hauer als persönliches stellvertretendes Mit-
    glied berufen werden . Sind Sie damit einverstanden? –
    Das ist offensichtlich der Fall . Dann sind die beiden
    gerade genannten Kollegen Luczak und Hauer in ihrer
    jeweiligen Funktion als Mitglieder des Kuratoriums ge-
    wählt .

    Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
    Tagesordnung um den in der Zusatzpunktliste aufge-
    führten Punkt zu erweitern:

    ZP 1 Weitere Überweisung im vereinfachten Verfah-
    ren

    (Ergänzung zu TOP 2)


    Erste Beratung des von der Bundesregierung
    eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
    Luftverkehrsabkommen vom 16. und 21. Juni
    2011 zwischen den Vereinigten Staaten von
    Amerika als erster Partei, der Europäischen
    Union und ihren Mitgliedstaaten als zweiter
    Partei, Island als dritter Partei und dem Kö-
    nigreich Norwegen als vierter Partei und zu
    dem Zusatzabkommen vom 16. und 21. Juni
    2011 zwischen der Europäischen Union und
    ihren Mitgliedstaaten als erster Partei, Island

    als zweiter Partei und dem Königreich Nor-
    wegen als dritter Partei, betreffend die An-
    wendung des Luftverkehrsabkommens vom
    16. und 21. Juni 2011

    Drucksache 18/5580
    Überweisungsvorschlag:
    A . f . Verkehr und digitale Infrastruktur

    Schließlich mache ich auf eine nachträgliche Aus-
    schussüberweisung im Anhang zur Zusatzpunktliste
    aufmerksam:

    Die am 3 . Juli 2015 gemäß § 80 Absatz 3 der Ge-
    schäftsordnung überwiesene nachfolgende Unterrichtung

    (14 . Ausschuss)


    Unterrichtung durch die Bundesbeauftragte für
    den Datenschutz und die Informationsfreiheit

    Tätigkeitsbericht 2013 und 2014 der Bundes-
    beauftragten für den Datenschutz und die In-
    formationsfreiheit

    – 25. Tätigkeitsbericht –

    Drucksache 18/5300
    Überweisungsvorschlag:
    Innenausschuss (f)

    Sportausschuss
    A . f . Recht und Verbraucherschutz
    Finanzausschuss
    A . f . Ernährung und Landwirtschaft
    Verteidigungsausschuss
    A . f . Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    A . f . Gesundheit
    A . f . Verkehr und digitale Infrastruktur
    A . f . Menschenrechte und humanitäre Hilfe
    A . f . Tourismus
    A . f . Kultur und Medien
    Ausschuss Digitale Agenda

    Ich möchte auch hier fragen, ob es Widerspruch gibt . –
    Das ist nicht der Fall . Dann verfahren wir so .

    Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesordnungs-
    punkt 1 – fort:

    a) Erste Beratung des von der Bundesregierung
    eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
    Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
    Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Drucksache 18/5500
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
    regierung

    Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019
    Drucksache 18/5501
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    Wir haben am Dienstag für die heutige Aussprache
    eine Redezeit von insgesamt achteinhalb Stunden be-
    schlossen .

    Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bun-
    desministeriums für Wirtschaft und Energie, Einzel-
    plan 09.

    Das Wort hat der Bundeswirtschaftsminister Sigmar
    Gabriel .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und
    Energie:

    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-
    ren! Wenn wir in dieser Woche den Bundeshaushalt 2016
    beraten, dann sind die Gedanken aller hier im Parlament
    und die Gedanken derjenigen, die uns beobachten, nicht
    nur bei diesem Zahlenwerk, sondern bei der vermutlich
    größten nationalen und europäischen Herausforderung
    seit der Wiedervereinigung: 800 000 Menschen su-
    chen Sicherheit und Lebensperspektive hier bei uns in
    Deutschland; Millionen Menschen sind auf der Flucht, so
    viele wie nie zuvor; Hunderttausende davon setzen ihre
    Hoffnung auf uns und rufen nach Aufnahme in Deutsch-
    land .

    Alle Routine ist verschwunden . Zahl und Wucht die-
    ser Menschenflucht haben wahrhaft historische Dimen-
    sionen . Angesichts dieser großen Herausforderung kann
    man schon sagen: Selten hat Deutschland so zusam-
    mengestanden wie jetzt . Das tut uns gut, und das tut den
    Flüchtlingen gut .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Denen, die Menschen in Not helfen, möchte ich, wie Sie
    sicherlich alle auch, nicht nur Respekt ausdrücken, son-
    dern vor allen Dingen danken . Das gilt aber auch – auch
    das darf man einmal sagen – für die Angehörigen unseres
    öffentlichen Dienstes. Ich finde, die Arbeit von Ange-
    stellten und Beamten des öffentlichen Dienstes widerlegt
    in diesen Tagen und Wochen alle Vorurteile, die es ihnen
    gegenüber gelegentlich gibt .


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Deutschland ist gefordert, aber Deutschland ist auch
    stark . Ohne die wirtschaftliche Stärke unseres Landes,
    ohne Wachstum und sichere Arbeit würden wir diese
    Herausforderung wohl nicht so optimistisch anpacken .
    Erst die wirtschaftliche Leistungskraft unseres Landes,

    gepaart mit soliden Finanzen, erspart uns jetzt schwe-
    re Entscheidungen und Konflikte darüber, wie wir die
    Aufnahme und die Integration so vieler Menschen in
    Deutschland schaffen und finanzieren wollen. Hätten wir
    in den Jahren zuvor auf die gehört, die uns aufgefordert
    haben, diesen soliden Pfad zu verlassen – mehr Schulden
    zu machen, nicht so sehr auf wirtschaftliche Leistungs-
    fähigkeit zu achten –, hätten wir heute nicht die Kraft,
    ein so großes Paket für die Flüchtlingshilfe auf den Weg
    zu bringen, wie wir es am Sonntag getan haben, ohne
    dass es zu Leistungskürzungen für unsere Bürgerinnen
    und Bürger und zu Steuererhöhungen kommt . Dass wir
    gemeinsam Kurs gehalten haben, meine Damen und
    Herren, zahlt sich jetzt aus – für die Flüchtlinge und die
    Bürgerinnen und Bürger unseres Landes .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Die deutsche Wirtschaft ist auf einem soliden Wachs-
    tumspfad . Die Entwicklung in diesem Jahr zeigt, dass die
    Prognose der Bundesregierung von 1,8 Prozent Wirt-
    schaftswachstum in diesem und im nächsten Jahr realis-
    tisch ist . Das zahlt sich für die Menschen aus . Auch 2015
    rechnen wir mit einer steigenden Zahl von Erwerbstä-
    tigen – ausgehend von einer Rekordbeschäftigung von
    über 42 Millionen Menschen in Deutschland .

    Das Wachstum wird auch von einer robusten Binnen-
    konjunktur getragen . Diese wiederum wird durch gute
    Tarifabschlüsse, den Mindestlohn, höhere Investitionen
    und übrigens auch den Verzicht auf Rentenkürzungen ge-
    tragen . Dazu kommen positiv wirkende Außenfaktoren
    wie die Erholung der Vereinigten Staaten, der niedrige
    Ölpreis und der Wechselkurs des Euro .

    Wachstum und Beschäftigung bringen uns auch in
    diesem Jahr höhere Steuereinnahmen als erwartet . Der
    Bund bzw . die Koalition hat am letzten Sonntag verabre-
    det, dass wir diese gestiegene Finanzkraft jetzt einsetzen
    wollen, um Länder und Kommunen noch einmal dauer-
    haft, strukturell und übrigens auch dynamisch – und
    nicht, wie gestern in einem Redebeitrag gesagt wurde,
    einmalig – zu entlasten . Es wird eine Hilfe zur Verfügung
    gestellt werden, die am Ende natürlich von der Entwick-
    lung der Flüchtlingszahlen abhängig sein muss .

    Länder und Kommunen brauchen diesen Beistand für
    die menschenwürdige Unterbringung und Versorgung,
    aber vor allen Dingen auch für die Integration von Flücht-
    lingen . Vergessen wir nicht: Von den Hunderttausenden,
    die zu uns kommen, werden viele auf Dauer bleiben . Wir
    müssen sie integrieren, und auch dem müssen wir uns
    gesamtstaatlich widmen .

    Der Bund muss die Voraussetzungen bei der Grund-
    sicherung des SGB II, aber auch bei der aktiven Arbeits-
    marktpolitik, bei Sprachkursen und bei der Qualifizie-
    rung schaffen, um eine größere Zahl von Menschen in
    den Arbeitsmarkt zu integrieren . Hier liegen Chancen
    und Risiken der Zuwanderung ganz dicht beieinander .
    Schaffen wir es, die Menschen, die zu uns kommen,
    schnell auszubilden bzw . weiterzubilden und in Arbeit
    zu bringen, dann lösen wir eines unserer größten Proble-
    me im Hinblick auf die wirtschaftliche Zukunft unseres
    Landes, den Fachkräftemangel .

    Präsident Dr. Norbert Lammert






    (A) (C)



    (B) (D)


    Deutschland hat ja ein Experiment vor sich, das noch
    kein anderes Industrieland der Erde hat schaffen müssen .
    Bis 2030 werden wir 6 Millionen Arbeitskräfte weniger
    haben – 6 Millionen Menschen, die nicht für die Erarbei-
    tung unseres Wohlstands am Arbeitsmarkt zur Verfügung
    stehen werden . Das ist nicht nur eine Gefahr für die be-
    troffenen Unternehmen vor allem im Mittelstand und im
    Handwerk, sondern auch eine Gefahr für den Wohlstand
    der ganzen Gesellschaft; denn alternde Gesellschaften
    wachsen langsamer, sind weniger innovativ und verlie-
    ren an wirtschaftlicher Dynamik .

    Die Zuwanderer, die jetzt kommen, können uns hel-
    fen, das zu ändern . Wenn es gut läuft, wenn wir es gut
    machen, dann nutzen wir einen Willen, den alle diese
    Menschen haben, nämlich zu einem besseren und siche-
    ren Leben zu kommen . Sie haben Kinder bei sich, denen
    sie das versprechen wollen, was uns unsere Eltern ver-
    sprochen haben, nämlich: Du sollst es einmal besser ha-
    ben als wir . – Wenn wir es schaffen, das zu nutzen, wenn
    wir sie zu gleichberechtigten Bürgerinnen und Bürgern
    unseres Landes machen, dann erinnern wir uns vielleicht
    auch selbst an manche der Tugenden, die wir in unserem
    Land haben . Manchmal verschwinden dann vielleicht
    auch ein bisschen Trägheit und Selbstzufriedenheit .

    Die, die kommen, können uns wirklich im wahrsten
    Sinne des Wortes bereichern, wenn sie Bürgerinnen und
    Bürger dieses Landes werden . Aber auch das Risiko liegt
    auf der Hand . Kümmern wir uns zu spät um Sprachaus-
    bildung, suchen wir nicht nach der Qualifikation der
    Menschen, die zu uns kommen, und lassen wir sie mona-
    telang oder noch länger untätig bleiben, dann werden die
    Integrationsprobleme wachsen .

    Dann werden aus Leistungsträgern Leistungsemp-
    fänger . Ich appelliere deshalb an die Unternehmen, die
    Wirtschaftsverbände und die Kammern, gemeinsam mit
    Betriebsräten, Gewerkschaften und mit uns in der Bun-
    desregierung eine Ausbildungsinitiative für Flüchtlinge
    zu starten . Zu einem entsprechenden Gespräch haben wir
    schon eingeladen .


    (Beifall bei der SPD)


    Fragen Sie in den Unternehmen ihre Meister und ihre
    Ausbilder! Diese wissen, was man braucht, um Men-
    schen, die noch nicht über ausreichende Qualifikationen
    verfügen, anzulernen .

    Die Bereitschaft vieler Unternehmen, jetzt zu helfen,
    ist groß . Ich habe ein wunderbares Erlebnis gehabt . Ein
    mittelständischer Industrieller, der in diesem Jahr 66 Jah-
    re alt wurde, hat mich gefragt: Was kann ich eigentlich
    machen, um zu helfen? Ich habe ihm gesagt: Du musst
    Ausbildungsplätze schaffen . Einen Tag später hat er
    66 neue nur für Flüchtlinge geschaffen . Das ist ein groß-
    artiges Beispiel .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg . Dr . Petra Sitte [DIE LINKE])


    Wir müssen Sprachkurse anbieten und die Anerken-
    nung von Abschlüssen weiter beschleunigen . Wir müs-
    sen die richtige Nachqualifizierung finden, und wir müs-
    sen umdenken . Flucht und Asyl dürfen nicht jahrelanges

    Nichtstun bedeuten . Ausbildung und Arbeit sind die bes-
    te Integration . Integration und soziale Teilhabe bedeu-
    ten vor allem auch Kindertagesstätten- und Schulplätze
    sowie bezahlbarer Wohnraum, übrigens für alle, die ihn
    brauchen, nicht nur für Flüchtlinge .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bund, Länder und Kommunen werden in den kom-
    menden Jahren das damit verbundene Ausgabenwachs-
    tum spüren . Das ist keine einmalige Angelegenheit .
    Wir müssen die Ausgaben nicht nur in diesem und im
    nächsten Jahr, sondern auch in den nächsten fünf, zehn
    Jahren absichern . Deshalb müssen wir vor allem in der
    Wirtschaftspolitik neue Anstrengungen unternehmen .
    Denn klar ist uns allen: Nur eine Wirtschaft, die wächst,
    kann einen Staat und eine Gesellschaft finanzieren, die
    so große Aufgaben wahrnimmt . Schaffen wir das nicht,
    werden Verteilungskonflikte entstehen und wird der so-
    ziale Zusammenhalt in unserer Gesellschaft ganz schnell
    in Gefahr geraten . Die Bundesregierung hat sich deshalb
    zum Ziel gesetzt, die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirt-
    schaft weiter nachhaltig zu stärken . Wir erhöhen Investi-
    tionen . Wir bauen Bürokratie ab . Wir entlasten Bürgerin-
    nen und Bürger und stärken die Kommunen .

    Die Bundesregierung hat die öffentlichen Investitio-
    nen erhöht . Das wollen wir fortsetzen und haben das in
    Haushalts- und Finanzplanung verankert . Bis einschließ-
    lich 2019 werden die investiven Ausgaben des Bundes
    jährlich bei rund 31 Milliarden Euro liegen; vor ein paar
    Jahren waren das noch etwas mehr als 20 Milliarden
    Euro . Das wird auch private Investitionen auslösen und
    die Konjunktur stützen . Zu den herausragend wichtigen
    Zukunftsinvestitionen zählen natürlich in allererster Li-
    nie die Digitalisierung, ihre Infrastruktur und vieles an-
    dere, was damit zusammenhängt . Aber ich zähle auch
    die im Rahmen unserer Klimaschutzziele vorgesehene
    Steigerung der Energieeffizienz dazu. Diese ökologische
    Modernisierung senkt den CO2-Ausstoß . Sie senkt aber
    zugleich auch Kosten und erhöht unsere Wettbewerbsfä-
    higkeit . Die Bundesregierung wird deshalb sicherstellen,
    dass die Mittel des Bundes für die Energieeffizienz auf
    Rekordhöhe steigen .

    Wir werden außerdem mit dem Gesetzespaket zum
    neuen Strommarkt mehr Markt und Wettbewerb bei der
    Energiewende ermöglichen . Auch das wird Wirtschaft-
    lichkeitsreserven heben und Kosten senken . Übrigens
    sind die Strompreise in diesem Jahr gesunken . Die
    EEG-Umlage ist zum ersten Mal seit 15 Jahren gefallen,
    und zwar ohne dass wir, wie manche behauptet haben,
    einen dramatischen Einbruch bei den erneuerbaren Ener-
    gien zu verzeichnen haben .


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Photovoltaik! Biogas!)


    – Herr Krischer, bei der Windenergie hatten wir 2,5 Gi-
    gawatt vorgesehen . Wir lagen letztes Jahr, glaube ich, bei
    4,7 Gigawatt .


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist 2017?)


    Bundesminister Sigmar Gabriel






    (A) (C)



    (B) (D)


    Das ist nicht gerade ein Einbruch, Herr Krischer . Ich
    bin sicher, dass die Entwicklung bei der Solarwirtschaft
    ähnlich verlaufen wird, wenn wir die Förderung wieder
    verstetigen .


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


    – Das tun wir, unter anderem mit den Ausschreibungs-
    modellen, die übrigens exzellent laufen, ganz im Gegen-
    satz zu Ihren Prognosen .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Es beteiligen sich Energiegenossenschaften und Bürger .


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine einzige Genossenschaft hat ein Projekt gewonnen!)


    – Sir, Sie wissen ganz genau, dass wir erst vor der zwei-
    ten Runde stehen. Ich finde das eigentlich gut: Sie ma-
    chen die Prognose, und wir zeigen später, dass sie nicht
    stimmt . Das ist schon okay .


    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Auch bei der regionalen Strukturpolitik stellen wir
    in Ost und West mehr Geld für die Gemeinschaftsauf-
    gabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“
    zur Verfügung . Die Lage in Ostdeutschland hat sich in
    den letzten 25 Jahren natürlich drastisch verbessert, aber
    nicht gut genug . Deshalb wird es über das Jahr 2019 hi-
    naus nötig sein, die strukturschwachen Regionen Ost-
    deutschlands weiter zu fördern .

    Die Förderprogramme des Wirtschaftsministeriums
    dafür wachsen auf . Die Mittel für die Gemeinschafts-
    aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruk-
    tur“ werden von 580 Millionen Euro im Jahr 2013 auf
    jetzt 600 Millionen Euro erhöht . Davon gehen übrigens
    80 Prozent in die ostdeutschen Bundesländer . Beim Zen-
    tralen Innovationsprogramm Mittelstand sind es immer-
    hin 42 Prozent .

    Auch der hier im Haus so umstrittene Kompromiss mit
    der Braunkohlewirtschaft hat etwas mit der Unterstüt-
    zung Ostdeutschlands und mit Strukturpolitik insgesamt
    zu tun . Ja, wir haben im Wirtschaftsministerium, wie wir
    finden, ein nach wie vor relativ preiswertes Instrument –
    die Klimaabgabe – zur Erreichung der CO2-Ziele bis
    zum Jahr 2020 entworfen . Aber wir haben jetzt eine Al-
    ternative gewählt . Und ja, die Alternative zum Erreichen
    dieser Ziele ist teurer . Wir erreichen die Ziele genauso
    wie mit der Klimaabgabe . Aber es stimmt: Die Alterna-
    tive ist teurer; sie kostet deutlich mehr Geld . Die stärke-
    re Förderung von KWK, die Sicherung der Existenz der
    Stadtwerke und auch die Begleitung des Strukturwandels
    in der Braunkohle kosten Geld . Aber das Risiko einzu-
    gehen, dass es zu Strukturbrüchen in der Braunkohle
    kommt, hätte uns noch viel mehr Geld gekostet .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Ob es wirklich klug ist, zu sagen: „Wir in der Politik
    mit unseren Gutachten wissen das am Ende besser als
    die, die vor Ort das Risiko tragen“, wenn sich heraus-

    stellte, dass man sich geirrt hat? Da waren wir eben an-
    derer Meinung .


    (Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vom Paulus zum Saulus!)


    10 000 Arbeitsplätze sind keine Kleinigkeit für Re-
    gionen, die den Schock der Deindustriealisierung nicht
    vergessen haben . Die vergütete Stilllegung von Braun-
    kohlekraftwerken senkt die CO2-Emissionen erheblich;
    aber sie kostet Geld – klar . Außerdem hilft sie den Un-
    ternehmen und den Beschäftigten, den Strukturwandel
    sozial sicher zu vollziehen . Wer dagegen ist und dagegen
    polemisiert, dem rate ich, mal hinzufahren und mit den
    Menschen zu reden .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Zukunft unserer Unternehmen und unseres Lan-
    des liegt in den Investitionen, natürlich auch in Investi-
    tionen in die öffentliche Infrastruktur . Dafür haben wir
    mit Professor Fratzscher Vorschläge entwickelt, die im
    November dieses Jahres ins Kabinett kommen, damit wir
    sie umsetzen können .

    Unsere Wirtschaft wird aber nur stark bleiben, wenn
    auch die privaten Unternehmen mehr investieren . Die
    Nettoinvestitionsquote deutscher Unternehmen muss ei-
    nem seit mehr als zehn Jahren große Sorge machen; sie
    ist nämlich viel zu niedrig . Dafür wollen wir die Rahmen-
    bedingungen weiter verbessern . Es geht um mehr Innova-
    tionen, um Fachkräftemobilisierung, um das Lösen von
    Investitionsbremsen . Das Bürokratieabbaugesetz schafft
    eine Entlastung von 700 Millionen Euro . Für die Mobili-
    sierung von Venture Capital für die Wachstumsphase von
    Unternehmen verabschieden wir gemeinsam mit dem Fi-
    nanzministerium in diesen Tagen die Vorschläge .

    Von der günstigen Wirtschafts- und Finanzentwick-
    lung profitieren auch die Bürgerinnen und Bürger vor al-
    len Dingen durch sichere Beschäftigung und ordentliche
    Löhne . Große Ungleichheit, sagen IWF, OECD und jetzt
    auch das Weltwirtschaftsforum, behindert und blockiert
    eine Wirtschaft . Mehr Chancen und bessere Zugänge für
    mehr Menschen hingegen vergrößern das Wachstumspo-
    tenzial . Die Entwicklung der Reallöhne in Deutschland
    ist gut . Im vergangenen Jahr sind die Löhne je Arbeitneh-
    mer um knapp 4 Prozent gestiegen . Ordentliche Tarifab-
    schlüsse, Tarifbindung, mehr sozialversicherungspflich-
    tige Beschäftigung stehen dahinter . Das ist gut und muss
    weitergehen .

    Verteilungsfragen sind soziale und wirtschaftliche Zu-
    kunftsfragen . Wir können ein durchlässiges Bildungssys-
    tem am Ende nur finanzieren, wenn wir dafür die Kraft
    und die Mittel haben . Also geht es immer wieder auch
    um eine gerechte und faire Steuerpolitik . Insbesondere
    die in Europa nach wie vor existierende Ungerechtigkeit
    beim Steuerzahlen müssen wir beseitigen . Es kann nicht
    sein, dass sich große Konzerne vor einem angemessenen
    Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwesens drücken
    können .


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg . Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])


    Bundesminister Sigmar Gabriel






    (A) (C)



    (B) (D)


    Wer nach dringend notwendigen Reformen in Europa
    fragt, der hat hier eine Antwort: Die großen Konzerne
    müssen endlich mehr zahlen, damit wir die mittleren und
    niedrigen Einkommen von der zu hohen Last der Steuern
    und Sozialabgaben, die Weltwirtschaftsforum, OECD
    und andere kritisieren, entlasten können . Europa ist nicht
    durch Griechenland in Gefahr, sondern durch den wach-
    senden nationalen Egoismus seiner Mitgliedstaaten .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    Wenn wir den nicht überwinden, dann werden wir die
    Menschen von der europäischen Idee nicht mehr über-
    zeugen können .

    Insofern müssen wir den Blick auch auf die Zukunft
    und die vor uns liegenden zehn Jahre richten . Wir müs-
    sen eine Vorstellung davon entwickeln, wovon wir 2025
    leben wollen . Wir müssen die Quellen unserer wirtschaft-
    lichen Stärke beachten . Im Inland geht es um höhere In-
    vestitionen – aber wahrlich nicht nur in Beton, Glasfaser
    und Maschinen –, vor allen Dingen aber geht es um die
    Menschen, die wir hier haben: soziale Teilhabe, gleicher
    Lohn für gleiche Arbeit, übrigens auch gleicher Lohn für
    gleichwertige Arbeit;


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg . Josef Göppel [CDU/CSU])


    denn die Art und Weise, wie wir Menschen in Pflegebe-
    rufen bezahlen – schlecht nämlich –, ist der eigentliche
    Grund, warum wir dort Nachwuchssorgen haben .


    (Zuruf der Abg . Jutta Krellmann [DIE LINKE])


    – Ich glaube schon, dass das so ist .

    Das gilt im Inland wie übrigens auch in der internatio-
    nalen Vernetzung; denn die internationale Vernetzung ist
    die zweite Quelle unseres wirtschaftlichen Wohlstands .
    Deutschland bekommt jede internationale Krise zu spü-
    ren . Wo sich Märkte verschließen, droht unsere Produk-
    tion zu erlahmen . Ukraine, Russland, Strukturprobleme,
    Börsenturbulenzen in China, Wachstumsschwäche in
    Schwellenländern, Unsicherheiten in der Eurozone und
    in Europa – wenn alles zusammenkommt, ist unsere wirt-
    schaftliche Entwicklung nicht mehr sicher .

    Deshalb glaube ich: Zusammenhalt, Stabilität und
    Vertiefung der Europäischen Wirtschafts- und Währungs-
    union ist in unserem vitalen Interesse . Der Kollege
    Schäuble hat richtigerweise gefordert, dass sich die Mit-
    gliedstaaten der Währungsunion an die Regeln halten
    müssen; keine Frage. Aber zur finanziellen Stabilität des
    Euroraums gehören ganz sicher auch die Harmonisierung
    von Steuerbemessungsgrundlagen und eine weitgehende
    Harmonisierung der Körperschaftsteuer . Dazu gehört üb-
    rigens auch, dass wir nicht immer nur sehr klar wissen,
    wie finanzielle Solidität organisiert wird, sondern endlich
    genauso klar wissen, dass wir die zweite Säule brauchen .
    Wir brauchen Klarheit darüber, wie Wachstum und Be-
    schäftigung sowie Arbeit und Innovation in Europa fi-
    nanziert werden .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Daran mangelt es in Europa .

    Meine Damen und Herren, für Deutschlands Stärke
    im kommenden Jahrzehnt gibt es, glaube ich, wichtige
    Grundwerte in unserer Republik . Wir dürfen uns nicht
    abschotten oder abkehren von der internationalen Ent-
    wicklung, nicht von Europa und nicht vom Nahen Osten
    oder von Afrika . Das Signal, dass Deutschland Flüchtlin-
    ge nicht abweist, sondern aufnimmt, ist übrigens ein Zei-
    chen der Stärke, das unsere Partner in der Welt gut ver-
    stehen . Jedenfalls international wird es klar verstanden .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Natürlich müssen wir Fluchtursachen bekämpfen . Wir
    müssen für Stabilität sorgen .

    Gestern ist in der Debatte zu Recht, ich glaube, von
    Frau Göring-Eckardt, auf die Rüstungsexportthemen
    hingewiesen worden . Sie hat gesagt: Das dürft ihr nicht
    machen . – Sie hat, glaube ich, zu mir gesagt, dass sie
    mich am Handeln messen möchte . Deswegen habe ich
    mir vorgenommen, heute dazu zumindest ein paar Be-
    merkungen zu machen .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt ist sie nicht da! Schade!)


    – Da gibt es welche, die ihr das sicher erzählen werden .


    (Heiterkeit bei der SPD – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut, dass Sie jetzt was sagen!)


    Wenn ich fertig bin, könnte es sein, dass sie es ihr lieber
    nicht erzählen .

    Der Gesamtwert der Rüstungsexporte, Herr Krischer,
    ist 2014 um 1,8 Milliarden Euro gesunken . Das sagt aber
    eigentlich gar nichts über die Qualität von Rüstungs-
    exporten aus .


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


    Es können kleine Summen sein, weil Kleinwaffen
    preiswert sind . Sie sind aber viel gefährlicher als viel-
    leicht ein teures, großes Schiff .

    Wir haben die Verkaufszahlen von Kleinwaffen, Herr
    Krischer, halbiert, und wir haben den Rüstungsexport
    in Entwicklungsländer ebenfalls halbiert . Die Top Vier
    bei Kleinwaffen sind heute: NATO, EU, NATO-gleich-
    gestellte Länder . 2015 haben wir in Deutschland den
    Kleinwaffenexport so stark reduziert, dass für das erste
    Halbjahr der geringste Wert seit 15 Jahren ausgewiesen
    wird . Ehrlich gesagt, ich lasse mich bei dieser Bilanz
    gern an meinem Handeln messen. Ich finde, das kann
    noch besser werden, aber so schlecht wie in der Vergang-
    enheit ist es in Deutschland Gott sei Dank nicht mehr .


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg . Josef Göppel [CDU/CSU])


    Die Große Koalition ist weit restriktiver als alle Vor-
    gängerregierungen, deren Genehmigungen übrigens noch
    immer zum Teil die Ausfuhrstatistik prägen . Ich gebe zu,
    dass ich mich darüber ärgere, dass ich immer noch Aus-
    fuhrgenehmigungen mittragen muss, die von Vorgänger-
    regierungen erteilt wurden . Die Bilanz wäre noch besser,
    wenn ich das nicht müsste. Allerdings finde ich es be-
    sonders ärgerlich, wenn ausgerechnet Kollegen von den

    Bundesminister Sigmar Gabriel






    (A) (C)



    (B) (D)


    Grünen mich dafür kritisieren; denn ich habe jedenfalls
    keine Lizenzen erteilt, Fabriken für deutsche Gewehre
    in Spannungsgebieten zu errichten . Im Gegenteil: Wir
    haben in der Bundesregierung mit unseren Kleinwaffen-
    grundsätzen gerade beschlossen, dass es solche Lizenz-
    fertigungen in Zukunft gar nicht mehr geben wird . Wir
    haben Schluss gemacht mit dem Liefern und Vergessen .
    Wir verschärfen die Endverbleibskontrolle vor Ort, und
    wir haben keine Kampfpanzer für Regionen genehmigt,
    in denen Krieg herrscht und aus denen die Leute fliehen.
    Vorgängerregierungen haben das getan .

    Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Grünen,
    schlimm genug, dass es auch eine rot-grüne Regierung
    gewesen ist, die das gemacht hat. Ich finde es nur nicht
    ganz fair, wenn ausgerechnet ich für die Politik kritisiert
    werde, die wir gemeinsam mit Ihnen – ich nicht; ich war
    nicht dabei, aber ein paar von Ihnen


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Joschka!)


    damals gemacht haben . Deswegen würde ich doch herz-
    lich darum bitten, dass wir in der Debatte anständig und
    fair miteinander umgehen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Statt Waffen brauchen wir einen neuen Nord-Süd-Di-
    alog . Das fängt damit an, mehr Mittel für internationale
    Hilfsorganisationen zur Verfügung zu stellen . Es ist ja
    eine Schande, wie die derzeitige Lage in Syrien ist . Das
    UN-Flüchtlingshilfswerk verzeichnet für Syrien eine Fi-
    nanzierungslücke von 200 Millionen Euro . 65 Prozent
    der notwendigen Kosten sind nicht gedeckt . Dem regio-
    nalen Hilfsprogramm für syrische Flüchtlinge im Nahen
    Osten fehlen 800 Millionen Euro – eine Unterfinanzie-
    rung von 60 Prozent . Das Welternährungsprogramm für
    Syrien ist ebenfalls zu 60 Prozent unterfinanziert. Das ist,
    finde ich, eine große Schande für die internationale Staa-
    tengemeinschaft .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)