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ID1812011800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/120 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Inhalt Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 A b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11603 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 11609 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11614 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11619 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11622 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11625 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11627 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11630 A Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11631 C Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 11632 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 11634 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11635 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11636 D Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11637 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11639 B Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11640 A Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA 11642 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11645 C Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11646 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11647 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11647 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11649 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11651 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11652 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11653 C Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11655 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015II Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11655 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11656 C Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11657 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11659 A Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . 11661 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11663 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11665 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11666 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11667 D Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 11669 C Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11671 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11672 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11674 A Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11675 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11676 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11677 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 11678 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11681 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11682 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11683 D Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11685 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11686 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11688 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11689 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11691 B Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11693 A Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11694 C Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11696 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11697 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11699 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11603 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Beginn 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Stefan Rebmann (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11699 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 09 .09 .2015 Brand, Michael CDU/CSU 09 .09 .2015 Brandl, Dr . Reinhard CDU/CSU 09 .09 .2015 De Ridder, Dr . Daniela SPD 09 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 09 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 09 .09 .2015 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 09 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 09 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 09 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 09 .09 .2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 09 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Mortler, Marlene CDU/CSU 09 .09 .2015 Obermeier, Julia CDU/CSU 09 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 09 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 09 .09 .2015 Röspel, René SPD 09 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 09 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com, Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de http://www.satzweiss.com http://www.printsystem.de http://www.betrifft-gesetze.de 120. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 – Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung Epl 23 wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gabriela Heinrich


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin, lassen Sie sich überraschen . – Herr

    Minister! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegen und
    Kolleginnen! Im Moment – wir haben es schon gehört –
    ist es relativ einfach, die Menschen in unserem Land
    davon zu überzeugen, dass die Entwicklungspolitik ein
    wichtiges Thema ist und dass Entwicklungspolitik Geld
    kostet, vielleicht noch sehr viel mehr kosten muss und
    wird .

    Die Menschen sehen im Fernsehen die furchtbaren
    Bilder von Flüchtlingen, die verzweifelt versuchen, Sta-
    cheldraht und Mauern zu überwinden, die sich schreiend
    auf Bahngleise legen und unter unwürdigsten Bedingun-
    gen im Freien kampieren, um auf ihre Chance zu warten,
    die Chance auf Europa .

    Das alles kommt jetzt plötzlich auch in der deutschen
    Öffentlichkeit an, nicht nur hier im Parlament . Es taucht
    verstärkt die Frage auf, warum wir nicht genug in den
    Herkunfts- und Aufnahmeländern investieren, aus denen
    die Menschen zu uns kommen, warum wir nicht mehr
    versuchen, die Fluchtursachen zu bekämpfen – irgend-
    wie, aber auf jeden Fall mit deutlich mehr Engagement .
    Deshalb – das wurde heute ganz oft angesprochen – ist
    es natürlich ein gutes Zeichen, dass im Haushaltsentwurf
    beim Etat des Ministeriums für wirtschaftliche Zusam-
    menarbeit und Entwicklung ein deutliches Plus zu ver-
    zeichnen ist, auch, aber nicht nur, für die Sonderinitiative
    „Fluchtursachen bekämpfen, Flüchtlinge reintegrieren“ .

    Wir haben uns seit langem für die Stärkung des Ent-
    wicklungsetats eingesetzt, und der Aufwuchs ist sicher
    ein richtiges Signal . Aber – und das kann man auch heu-
    te wieder erkennen – die meisten Entwicklungspolitiker
    haben Fusseln am Mund, wenn sie immer wieder darauf
    hinweisen, dass sich Deutschland international verpflich-
    tet hat, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens für
    die Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen . Wir sind
    von diesem Ziel weit entfernt . Wir müssen das ändern
    und konsequent nachbessern .

    Die Gelder der Industrienationen für Entwicklungszu-
    sammenarbeit sind eine gute Investition in die Zukunft
    von Millionen von Menschen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Klimke, ich kann Ihre Einschätzung nicht teilen,
    dass der gute Aufwuchs, den wir jetzt haben, reichen
    wird, um uns den SDGs so zu nähern, wie wir dies alle
    miteinander gerne möchten .

    Wir sehen jetzt, dass alle, die es irgendwie schaffen
    können, vor der Situation in ihren Herkunftsländern flie-
    hen, aber sie werden nicht alle nach Europa kommen

    können . Entwicklungszusammenarbeit – auch das wurde
    schon gesagt – ist kein Allheilmittel, um Fluchtursachen
    zu beseitigen . Ich könnte auch gar nicht alle Fluchtursa-
    chen ordentlich benennen, an denen wir arbeiten müss-
    ten .

    Die Menschen fliehen vor Bürgerkriegen, Gewalt
    und Unterdrückung. Sie fliehen aufgrund fehlender Per-
    spektiven, häufig hervorgerufen durch Korruption und
    organisierte Kriminalität, und sie fliehen eben nicht nur
    aus Afrika, sondern auch aus Europa, wie das Beispiel
    Albanien zeigt. Die Menschen fliehen auch verstärkt aus
    den Flüchtlingslagern in den Aufnahmeländern, vor al-
    lem dann, wenn die internationale Gemeinschaft Kriegs-
    flüchtlinge nicht versorgen kann, es dort keine Sicher-
    heit gibt und die Kinder niemals eine Schule besuchen
    können . Deswegen ist es wichtig, dass wir nicht nur die
    Herkunftsstaaten, sondern auch die Aufnahmeländer un-
    terstützen . Das heißt konkret, dass wir die Infrastruktur
    von Flüchtlingslagern und Flüchtlingsstätten stärken
    müssen, wie wir das vor kurzem, Peter Stein, in unserem
    Antrag „Entwicklungspolitische Chancen der Urbanisie-
    rung nutzen“ gefordert haben . Der Haushaltsaufwuchs ist
    dafür eine große Chance .

    Wir werden in der Entwicklungszusammenarbeit
    Schwerpunkte setzen müssen . Das ist nicht so einfach,
    weil es so viele Baustellen gibt und so viele Länder, die
    Unterstützung brauchen . Schauen wir nach Nordafrika,
    vor die Haustür Europas . Libyen ist ein Land, das im
    Chaos versunken ist, mit unabsehbaren Folgen für die
    Nachbarländer . Die Menschen in dieser Region brauchen
    dringend Stabilitätsanker in diesem Chaos .

    Tunesien gibt Hoffnung, gilt als Leuchtturm für De-
    mokratie und Stabilität, ist aber massiv vom Terrorismus
    bedroht . Die entwicklungspolitische Unterstützung muss
    auch helfen, den Terror einzudämmen, um die Stabilität
    zu fördern,


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Bärbel Kofler [SPD])


    zum einen, indem wir mehr wirtschaftliche, soziale und
    gesellschaftliche Perspektiven für die Menschen schaf-
    fen, zum anderen, indem wir die Demokratisierung wei-
    terhin begleiten und unterstützen .

    Das Gleiche gilt für Marokko, das nicht so sehr im Fo-
    kus steht . Auch dieses Land ist stabil, braucht aber Unter-
    stützung, um die Jugendarbeitslosigkeit in den Griff zu
    kriegen, braucht Unterstützung bei der regionalen Ent-
    wicklung und bei den Demokratisierungsprozessen . Die
    jetzt geplante Verdoppelung der Mittel für die Sonderi-
    nitiative „Stabilisierung und Entwicklung in Nordafrika
    und Nahost“ kann durchaus ein wichtiger Beitrag dazu
    sein .

    Wir müssen wegkommen von der Sicht, dass Ent-
    wicklungspolitik vor allen Dingen Geld kostet . Wir ha-
    ben es in einigen Beiträgen gehört . Das ist immer nur die
    halbe Wahrheit . Natürlich kostet das Geld, aber die Frage
    ist doch – die müssen wir uns alle mit Blick auf unseren
    Gesamthaushalt stellen –: Was kostet es uns, wenn wir
    uns nicht den Ursachen von Flucht stellen, wenn wir Ent-
    wicklungsländer nicht dabei unterstützen, auf erneuerba-

    Vizepräsidentin Claudia Roth






    (A) (C)



    (B) (D)


    re Energien zu setzen oder den Verlust der Biodiversität
    zu stoppen? Und was kostet es uns, wenn wir nicht dabei
    helfen, in anderen Ländern demokratische Strukturen,
    Verwaltungen und einen Rechtsstaat aufzubauen, vor
    allen Dingen, wenn sie diese Hilfe von uns einfordern?
    Diese Fragen müssen diejenigen im Hinterkopf haben,
    die das Erreichen der ODA-Quote immer noch für nach-
    rangig halten .


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Die Koalition hat vor ein paar Wochen im Parlament –
    wir haben das gemeinsam gemacht – einen Antrag zur
    Urbanisierung verabschiedet – ich habe schon darauf hin-
    gewiesen –, auch weil das schnelle Anwachsen der Städ-
    te und eine völlig ungeplante Urbanisierung unheimlich
    viel Konfliktpotenzial bergen. Wenn, wie erwartet, im
    Jahr 2050 3 Milliarden Menschen unter katastrophalen
    Lebensbedingungen in einem Slum leben, dann werden
    wir versagt haben . Das müssen wir uns heute deutlich
    bewusst machen .


    (Beifall der Abg. Dr. Bärbel Kofler [SPD] sowie der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Es gehört deswegen zur Prävention, dass wir betroffene
    Länder und Städte stärker bei der Stadtplanung unter-
    stützen . Wir reden immer alle von der ländlichen Ent-
    wicklung . Ja, dieses Thema ist wichtig, aber es gibt auch
    andere wichtige Themen, Möglichkeiten, wie man wahn-
    sinnig viele Menschen in diesen riesigen Molochen von
    Städten auf einmal erreichen kann, wie man ihre Lebens-
    situation verbessern kann . Das gilt auch für die Dezent-
    ralisierung, den Aufbau kommunaler Selbstverwaltung,
    die Energie- und Wasserversorgung und die Infrastruk-
    tur – bis hin zu Urbanisierungspartnerschaften. Ich fin-
    de es sehr begrüßenswert, dass wir im Haushaltsentwurf
    eine Erhöhung der Mittel für die kommunale Zusammen-
    arbeit und die Städtepartnerschaften vorgesehen haben .
    Die Mittel sollen mehr als verdoppelt werden .

    Genauso begrüßenswert finde ich das vorgesehe-
    ne eigenständige Ziel mit Stadtbezug bei den globalen
    Nachhaltigkeitszielen . Das müssen wir um eine New-Ur-
    ban-Agenda ergänzen, die auf der Habitat-III-Konferenz
    im kommenden Jahr beschlossen und umgesetzt werden
    muss . Fluchtursachen und der Umgang der Städte mit
    Flüchtlingen werden dabei eine wichtige Rolle spielen
    müssen .

    Entwicklungspolitik darf nicht nur auf Krisen reagie-
    ren . Der Anspruch ist und bleibt, Krisen zu vermeiden
    und die Lebensumstände von Menschen deutlich zu
    verbessern . Wir müssen diese Aufgabe mit den Investi-
    tionen, die ich erwähnt habe, angehen, um diese Krisen
    zu vermeiden . Sie dürfen gar nicht erst entstehen . In den
    letzten Wochen ist deutlich geworden, dass es dazu keine
    Alternative gibt .

    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Danke, Frau Heinrich . – Nächster Redner: Volkmar

Klein für die CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Volkmar Klein


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
    gen! Jetzt, gegen Ende der Debatte, wird klar, dass wir
    die Herausforderungen annehmen, dass Deutschland zu
    seiner weltweit gewachsenen Bedeutung und Verantwor-
    tung steht . Genau das hat der Minister eben bereits sehr
    eindrucksvoll für uns alle unterstrichen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es bleiben zwei klare Botschaften: Erstens . Wir küm-
    mern uns um die Flüchtlinge in Lagern im Nahen Osten .
    Das ist auch wichtig . Wir müssen helfen, dass die Le-
    bensbedingungen dort besser werden – im Übrigen nicht
    nur als Nothilfe über das Auswärtige Amt, sondern so,
    dass, realistisch betrachtet, diese Menschen dort auch
    einen längeren Zeitraum bleiben können . Dafür braucht
    man entsprechende Investitionen . Dafür braucht man
    entsprechende Infrastruktur, bis hin zu Bildung . Wenn
    uns das nicht gelingt, dann werden sich die Menschen
    von dort auf den Weg machen .

    Die zweite Botschaft lautet: Chancen in den Heimat-
    ländern für die Menschen schaffen . Das ist ein Anlie-
    gen unserer Politik insgesamt und etwas, was in diesem
    Haushaltsentwurf bereits ziemlich deutlich wird . Wir
    müssen Chancen für die Menschen in ihrer Heimat schaf-
    fen – auf dem Balkan und in Afrika . Zumindest müssen
    die Menschen das Gefühl haben, dass sie in ihrer Heimat
    langfristig ihren Lebensunterhalt verdienen und ein gutes
    Leben führen können .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wenn wir nun dieses in dem vorgelegten Haushaltsent-
    wurf mit einem Plus von 880 Millionen Euro – das ist
    im Vergleich zum laufenden Haushaltsjahr eine Steige-
    rung um 13,5 Prozent – unterstreichen, dann ist das gut .
    Gut ist das allerdings vor allem dadurch, dass wir diese
    deutliche Steigerung ohne Aufnahme von neuen Schul-
    den hinbekommen . Das wiederum ist ein gutes Signal für
    diese Menschen, für die Länder, die unserer Hilfe bedür-
    fen; denn das macht klar: Auf der Basis dieser Solidität,
    dieser Stabilität wird sich unsere Wirtschaft auch künftig
    erfolgreich entwickeln . Dieser Erfolg wird uns auch in
    Zukunft in die Lage versetzen, unsere internationale Ver-
    antwortung wahrzunehmen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wie genau dieser erhebliche Zuwachs um 880 Millio-
    nen Euro im nächsten Jahr ausgegeben werden soll, das
    werden wir in den nächsten neun Wochen diskutieren .
    Die sogenannten vertraulichen Erläuterungen liegen ja
    noch nicht vor . Insofern ist das, was wir bisher haben,
    noch nicht ganz befriedigend, aber die richtige Diskus-

    Gabriela Heinrich






    (A) (C)



    (B) (D)


    sionsgrundlage, um Einzelheiten in den nächsten neun
    Wochen zu klären .

    Im Moment ist es vielleicht sogar noch ein bisschen
    zu wenig . Die Kollegin Sonja Steffen hat eben gesagt:
    Verteilen nach dem Gießkannenprinzip reicht nicht . Die
    Begründung, die ich im Haushaltsentwurf beispielswei-
    se bei Titeln wie „Technische Zusammenarbeit“ oder
    „Finanzielle Zusammenarbeit“ oder auch bei den Kir-
    chen und vielen anderen für Steigerungen sehe, nämlich
    „mehr wegen ODA-Aufwuchs“, ist natürlich ein biss-
    chen zu wenig . Das heißt ja quasi, das Geld muss raus;
    wir stecken das jetzt einfach mal da rein . – Das ist keine
    Begründung, sondern das muss die Folge für die Aufga-
    ben sein, die wir aus diesen Titeln finanzieren wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Dabei ist es tatsächlich so, dass einige in Deutschland
    weiterhin das schiere Ausgeben von Geld bereits für das
    Erreichen des Erfolgs halten . Aber wir wissen inzwi-
    schen, dass das nicht der Fall ist .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Für die Linke nicht!)


    Wir müssen mit den noch ausstehenden vertraulichen
    Erläuterungen konkretisieren, was genau Chancen bringt
    und was genau Fluchtursachen bekämpft .

    Heute Morgen hat Thomas Oppermann eine weitere
    Konzentration auf genau dieses Anliegen vorgeschla-
    gen, nämlich eine Umschichtung hin zu diesem Titel
    für die Sonderinitiative „Fluchtursachen bekämpfen,
    Flüchtlinge reintegrieren“ . In der Tat wächst dieser Ti-
    tel nur relativ gering auf, nämlich von 70 Millionen auf
    110 Millionen Euro . Andererseits – das ist ja auch aus
    der bisherigen Diskussion hervorgegangen – ist ja ei-
    gentlich der gesamte Haushaltsplan des Ministeriums für
    wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der
    Versuch, Fluchtursachen zu bekämpfen und Chancen zu
    geben .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Stefan Rebmann [SPD]: Richtig! – Dr . Bärbel Kofler [SPD]: Endlich hat er es verstanden!)


    Genau das wird gebraucht . Dafür reichen einfach nur
    Gesundheitsprogramme und Bildung, so wichtig dies
    auch ist, nicht aus . Dadurch allein bekommt nämlich in
    Afrika noch niemand einen Job, hat noch niemand eine
    Perspektive zur Erarbeitung seines eigenen Lebensunter-
    halts in der Zukunft . Dafür müssen wir noch mehr tun .
    Es gibt auch an den Universitäten Afrikas IT-Absolven-
    ten . Wir müssen darüber nachdenken, wie wir Gründer-
    zentren und Businessparks für diese Absolventen schaf-
    fen können . Das müssen wir uns auch für Handwerker
    überlegen . Es reicht nicht, auch wenn es gut gemeint ist,
    im Rahmen traditioneller Entwicklungszusammenarbeit
    Handwerker auszubilden . Ein Handwerker – das wissen
    wir; das ist auch in Deutschland so – muss nicht nur sein
    Handwerk beherrschen, sondern er muss auch Unterneh-
    mer sein, wenn er Jobs schaffen will . Wir müssen in der
    Tat noch mehr deutsche Firmen dafür begeistern, in Afri-
    ka Betriebe zu eröffnen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Denn am Ende bleibt: Wer keine Perspektive auf einen
    Job hat, der wird, auch wenn er noch so gut ausgebildet
    ist und noch so gut gesundheitlich versorgt ist, in seinem
    Land nicht bleiben können, weil er keine Arbeitsgele-
    genheit hat und seinen Lebensunterhalt nicht erarbeiten
    kann . Deswegen brauchen wir eine stärkere Kooperation
    auch mit der Wirtschaft in diesen Ländern .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Hilfe ist ausgesprochen wichtig . Deswegen die Mit-
    telsteigerung, und deswegen sind wir so begeistert dabei,
    unsere Hilfe anzubieten und gemeinschaftlich einzubrin-
    gen . Wir wissen aber auch, dass in den meisten Ländern
    Afrikas die Hauptgründe dafür, dass die Menschen keine
    Chancen und keine Perspektiven haben, Misswirtschaft
    und – ich sage es einmal ganz diplomatisch – optimierba-
    re Effizienz von Regierungshandeln sind. Dazu gehören
    natürlich auch – die Kollegin Hajduk hat es eben gesagt –
    effiziente Steuersysteme. Auch viele andere Dinge gehö-
    ren dazu . Möglicherweise kann auch eine intensivierte
    Zusammenarbeit mit den Kommunen in Deutschland
    helfen, Erfahrungen weiterzugeben . Das alles ist wichtig .

    Vielleicht sollten wir in der Entwicklungszusammen-
    arbeit ein bisschen von unseren Erfahrungen im Eu-
    ro-Raum lernen . Denn auch in einigen der Programm-
    länder waren Defizite bei der Regierungsführung das
    Problem . Dort hat die Troika entscheidend dazu beige-
    tragen, Verwaltungskompetenz zu stärken und vor allen
    Dingen Bremsklötze für eine erfolgreichere Entwicklung
    wegzuräumen . Genau das braucht Afrika . Troikas für Af-
    rika – das wäre der richtige Spruch .


    (Beifall bei der CDU/CSU – Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber müssen wir diskutieren, ob das so ist! – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Um Gottes willen!)


    Keine Sorge, es geht nicht um eine Aufnahme in den
    Euro-Raum, das ganz bestimmt nicht, aber sehr wohl um
    eine klare Konditionalität, um die Ansage: Wir geben
    Hilfe, aber wir erwarten eine bessere Regierungsführung .
    Dies müssen wir wahrscheinlich ein bisschen robuster
    angehen, als wir bisher bereit gewesen sind .


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Je besser wir das schaffen, desto mehr können wir mit
    unseren Mitteln erreichen . Im Übrigen müssen wir uns
    dafür ja auch gegenüber unseren Steuerzahlern verant-
    worten .

    Wenn wir das schaffen, kann unser jetzt vorliegen-
    der Haushaltsentwurf eine wirklich hervorragende Aus-
    gangslage für die weitere Diskussion in den nächsten
    neun Wochen sein . Damit können wir dann genau das er-
    reichen, was Minister Gerd Müller in seiner hervorragen-
    den Art überall kommuniziert . Wir können das erreichen,
    wenn wir es gemeinsam wollen .

    Wir schaffen es auf diesem Wege, Chancen und Per-
    spektiven für die Menschen zu schaffen, nicht nur auf
    dem Balkan, nicht nur im Mittleren Osten, sondern auch

    Volkmar Klein






    (A) (C)



    (B) (D)


    in Afrika . Um das zu erreichen, sollten wir weniger Streit
    anzetteln und gemeinsam in diese Richtung arbeiten .

    Herzlichen Dank .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch weniger?)