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ID1812010600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/120 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Inhalt Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 A b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11603 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 11609 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11614 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11619 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11622 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11625 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11627 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11630 A Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11631 C Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 11632 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 11634 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11635 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11636 D Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11637 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11639 B Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11640 A Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA 11642 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11645 C Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11646 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11647 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11647 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11649 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11651 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11652 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11653 C Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11655 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015II Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11655 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11656 C Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11657 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11659 A Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . 11661 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11663 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11665 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11666 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11667 D Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 11669 C Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11671 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11672 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11674 A Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11675 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11676 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11677 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 11678 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11681 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11682 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11683 D Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11685 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11686 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11688 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11689 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11691 B Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11693 A Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11694 C Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11696 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11697 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11699 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11603 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Beginn 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Stefan Rebmann (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11699 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 09 .09 .2015 Brand, Michael CDU/CSU 09 .09 .2015 Brandl, Dr . Reinhard CDU/CSU 09 .09 .2015 De Ridder, Dr . Daniela SPD 09 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 09 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 09 .09 .2015 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 09 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 09 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 09 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 09 .09 .2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 09 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Mortler, Marlene CDU/CSU 09 .09 .2015 Obermeier, Julia CDU/CSU 09 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 09 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 09 .09 .2015 Röspel, René SPD 09 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 09 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com, Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de http://www.satzweiss.com http://www.printsystem.de http://www.betrifft-gesetze.de 120. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 – Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung Epl 23 wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Anja Hajduk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Ja, es ist richtig: Dieser Haushaltsplan im Be-
    reich Entwicklungszusammenarbeit steigt um einen er-
    heblichen Anteil – es ist ein zweistelliger Prozentsatz –,
    nämlich von 6,5 Milliarden Euro auf 7,4 Milliarden Euro .
    Herr Minister, das ist erst einmal eine frohe Botschaft .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sonja Steffen






    (A) (C)



    (B) (D)


    Aber man muss auch ganz nüchtern sagen: Das ist ab-
    solut notwendig . Ihr Etat hat einen Anteil von 2,2 Prozent
    am Gesamthaushalt . Ich nehme einmal – ganz zufällig –
    einen anderen Etat zum Vergleich: Der Etat für Verteidi-
    gung hat einen Anteil von 11 Prozent am Gesamthaus-
    halt . Wir leben in einem Zeitalter, in dem international
    niemand infrage stellt, dass das eine Epoche ist, in der
    wir das Ausmaß von globaler Flucht erleben – mit 60, 70
    oder 80 Millionen Menschen auf der Flucht . Diese Zahl
    steigt in Zukunft vielleicht sogar noch an . Vor diesem
    Hintergrund ist es schlicht eine moralische Pflicht und
    auch vernünftig, in den eigenen Haushalten völlig neue
    Akzentsetzungen vorzunehmen .


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


    Da ist ein Anteil von 2,2 Prozent am Gesamtetat doch
    nicht genug .

    Deswegen sage ich Ihnen, Herr Minister: Die Erhö-
    hung des Etats für das Jahr 2016 ist begrüßenswert; aber
    umso bedauerlicher ist es, dass die Langfristentwicklung
    stagniert . Das passt nicht zusammen . Sie haben mir ja
    gerade applaudiert aus den Koalitionsreihen, dass das
    wohl richtig ist . Aber man muss sagen, dass es nicht in
    Ordnung war, Herr Minister, als Sie im Mai dieses Jahres
    mit den EU-Kollegen eine Vereinbarung getroffen haben,
    die Erreichung des 0,7-Prozent-Ziels erst für 2030 anzu-
    streben . Sie verantworten eine Finanzplanung, in der Ihr
    Etat, also Geld für die Entwicklungszusammenarbeit, mit
    einem Anteil von 0,4 Prozent am Bruttoinlandsprodukt
    stagniert . Das passt nicht zusammen . Das ist nicht genug,
    und da muss die Regierung nachbessern .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg . Heike Hänsel [DIE LINKE])


    Vor dem Gipfel in New York war dieses fehlende Signal
    eine Enttäuschung für die internationale Gemeinschaft .
    Da reicht der Hinweis auf den Gipfel in Elmau nicht aus .
    Es wird noch zwei Gipfel geben . Ich kann nicht erkennen,
    dass Deutschland seine Verantwortung so wahrnimmt,
    dass international das Gefühl aufkommt: Mensch, die
    ziehen uns wirklich nach vorne . – Nein, das Gegenteil ist
    der Fall: Enttäuschung .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will nicht sagen, dass international nicht auch an-
    erkannt wird, was Deutschland leistet; wir brauchen aber
    eine andere Langfristplanung . Wir werden von grüner
    Seite mit Blick auf eine wirklich integrierte Betrachtung,
    was den Einsatz von ODA-Mitteln für klassische Ent-
    wicklungszusammenarbeit und für den internationalen
    Klimaschutz angeht, entsprechende Vorschläge während
    dieser Haushaltsverhandlungen vorlegen .

    Ich möchte noch einen anderen Punkt ansprechen, bei
    dem ich glaube, dass wir wirklich auf einem falschen Weg
    sind. Sie, Herr Minister, sollten darauf Einfluss nehmen.
    Darüber müssen Sie sich im Kabinett vielleicht richtig
    streiten . Es geht darum, dass wir in einem Punkt, der in
    Addis Abeba als Ziel angestrebt wurde, einen wirklich
    großen Schritt weiterkommen, nämlich bei der Bekämp-

    fung der Steuervermeidung in Entwicklungsländern . Wir
    können nicht immer nur über ODA-Mittel reden . Wir
    müssen auch ernst nehmen, dass den Entwicklungslän-
    dern jährlich bis zu 1 Billion US-Dollar an finanziellen
    Ressourcen durch illegale Kapitalabflüsse und auch
    durch legale Steuervermeidung internationaler Konzerne
    verloren gehen . Allein auf Afrika bezogen, sind das 50
    bis 60 Milliarden US-Dollar .

    Sie haben gerade über das Thema Fluchtursachen
    gesprochen . Wenn die reichen Länder des Westens kei-
    ne internationale Steuerpolitik ermöglichen, die diese
    teilweise auch legalen Steuergestaltungsmöglichkeiten
    verhindert, dann fehlt uns ein ganz wesentlicher Faktor
    bei der Fluchtursachenbekämpfung . Und da müssen wir
    heran .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


    Sie haben im Juli dieses Jahres eigentlich das Gegen-
    teil getan . Einerseits hat die Bundesregierung eine Initi-
    ative – die Addis Tax Initiative – ins Leben gerufen, was
    richtig ist . Diese konzentriert sich darauf, die Steuerbasis
    der Entwicklungs- und Schwellenländer in Augenschein
    zu nehmen . Gleichzeitig haben Sie aber leider von die-
    sem Ziel abgelenkt, indem Sie nicht zugelassen haben,
    dass die internationale Gemeinschaft an die ursprüngli-
    che Forderung nach einer Gesamtbesteuerung der akti-
    ven Konzerne herangegangen ist .

    Insofern kann ich nur sagen: Wir sind enttäuscht, dass
    sich Deutschland in Addis Abeba dagegengestellt hat, die
    Vereinten Nationen bei der Diskussion um Reformen der
    internationalen Steuerpolitik mit einzubinden . Das muss
    korrigiert werden; denn das untergräbt unsere Glaubwür-
    digkeit, wenn es um die Frage geht, ob wir an dieses The-
    ma wirklich herangehen wollen .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Herr Minister, wir sind bei Ihnen, wenn die Mittel in
    Ihrem Etat – das wird auch aus der SPD heraus vorge-
    schlagen – stärker auf Fluchtursachen konzentriert wer-
    den . Wir müssen aber aufpassen, dass es keine Kanni-
    balisierung zulasten der besonders gering entwickelten
    Länder gibt . Deren Anteil an der Hilfe – da sind wir uns,
    glaube ich, eigentlich auch einig – muss gesteigert wer-
    den . Insofern muss ich Sie bitten, an der Stelle auch vor-
    sichtig vorzugehen . Es kann außerdem nicht sein, dass
    die im Rahmen des Welternährungsprogramms gewährte
    Unterstützung der syrischen Flüchtlinge im Libanon und
    in Jordanien im Juni 2015 wegen knapper Finanzen ein-
    gestellt werden musste .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich komme zu meinem allerletzten Punkt, wo wir, Herr
    Minister, Ihnen nicht folgen . Sie haben meiner Heimat-
    stadt Hamburg einen Besuch abgestattet und dort einen
    Vorschlag zu Rüstungsexporten gemacht . Sie haben dann
    aber auch noch gesagt, dass Rüstungsausgaben an eine
    Forderung nach einer Friedensdividende gekoppelt wer-
    den sollen . Dazu muss ich Ihnen klar sagen: Wir werden

    Anja Hajduk






    (A) (C)



    (B) (D)


    Ihnen da nicht folgen . Wir wollen keine Friedensdividen-
    de bei Rüstungsausgaben, mit der man dann diesen auch
    noch Freibriefe erteilt . Nehmen Sie bitte davon Abstand,
    und schalten Sie in den von mir gerade vorgetragenen
    Punkten um . Dann kämen wir einen erheblichen Schritt
    voran .

    Schönen Dank .


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Claudia Roth
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Kollegin Hajduk . – Nächste Rednerin ist

Dagmar Wöhrl für die CDU/CSU-Fraktion .


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dagmar G. Wöhrl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kolle-

    gen! Wir wissen, die Haushaltsdebatte, die diese Woche
    läuft, ist hauptsächlich von einem Thema beherrscht . Uns
    allen sind die schrecklichen Bilder von im Mittelmeer
    ertrunkenen Menschen vor Augen – inzwischen sind es
    über 2 600 –, von Menschen, die in Europa in Lastwagen
    erstickt sind, Flüchtlinge, die mit ihren Familien versu-
    chen, an der ungarischen Grenze Stacheldrahtzäune zu
    überwinden .

    Ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche .

    Es sind Bilder, die uns allen nicht mehr aus dem Kopf
    gehen . Vielen von uns standen die Tränen in den Augen,
    als wir das Bild von Aylan gesehen haben . Aber es sind
    auch Bilder, die uns zum Handeln zwingen und die uns
    sagen: Wir müssen umdenken . Wir müssen in diesem
    Zusammenhang wieder verstärkt das Heft in die Hand
    nehmen .

    Wir haben gehört, dass über 60 Millionen Menschen
    auf der Flucht sind, darunter 38 Millionen Binnenflücht-
    linge . 86 Prozent der Menschen, die aus ihrem Heimat-
    land fliehen, leben in Entwicklungsländern. Das heißt,
    jeder 122 . Mensch auf der Welt ist auf der Flucht . Hier
    sind auch wir gefordert, und zwar in vielfältiger Art und
    Weise . Gefordert, dass wir verhindern müssen, dass es
    in den Ländern, in die die Flüchtlinge vor allem flie-
    hen – wie Jordanien oder den Libanon, wo inzwischen
    25 Prozent der Bevölkerung Flüchtlinge sind –, zu einer
    Destabilisierung kommt .

    Ich bin froh, dass wir auch schon in der Vergangenheit
    mit 170 verschiedenen Projekten im Rahmen der Syri-
    en-Krise aktiv gewesen sind . Ich möchte nicht wissen,
    wo wir heute stünden, wenn wir nicht in der Vergangen-
    heit schon so aktiv unsere Entwicklungszusammenarbeit
    gestaltet hätten .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deswegen auch vielen herzlichen Dank an die vielen, die
    auch in der Vergangenheit mit aktiv gewesen sind! Ich
    bin froh, dass wir jetzt durch das Aufstocken des Etats
    die Möglichkeit haben, in diesem Bereich noch stärker
    aktiv zu werden .

    Wir leben in einer Zeit zunehmender Gewalt . Krisen
    und Konflikte spitzen sich immer mehr zu. Es gibt im-
    mer mehr Vertreibung durch Terrorismus und ethnische
    Probleme, und vor allem auch immer mehr bittere Ar-
    mut und Hunger, die die Menschen fliehen lassen. Das
    Flüchtlingsthema hat also eine neue Dimension erreicht .

    Ich bin froh, dass wir die drei Sonderinitiativen haben,
    die von unserem Minister auf den Weg gebracht worden
    sind, nämlich „EineWelt ohne Hunger“, „Fluchtursachen
    bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ und „Stabilisie-
    rung und Entwicklung in Nordafrika und Nahost“, die es
    schon vorher gab, und dass wir die Mittel von 200 Milli-
    onen Euro auf 400 Millionen Euro verdoppeln konnten .
    Vielen Dank auch an die Haushälter über die Fraktions-
    grenzen hinweg! Aber wir wissen, es wirkt immer alles
    wie ein Tropfen auf den heißen Stein . Wir würden uns in
    diesem Rahmen natürlich mehr wünschen .

    Fluchtursachen bekämpfen: Das ist zurzeit in al-
    ler Munde . Aber was sind Fluchtursachen? Ich habe es
    schon angesprochen: Wie würden wir dastehen, wenn
    wir in diesem Zusammenhang bisher nicht aktiv gewe-
    sen wären?

    Für uns ist es wichtig, dass wir im Rahmen unserer
    Entwicklungszusammenarbeit es schaffen, Lebenspers-
    pektiven in den Entwicklungsländern bzw . in den krisen-
    geschüttelten Ländern zu verbessern . Das sind Länder,
    die eine sehr junge Bevölkerung haben . In Afrika leben
    jetzt 1,2 Milliarden Menschen . 2100 soll Afrika 4,4 Mil-
    liarden Einwohner haben . Das ist fast das Vierfache . Über
    50 Prozent sind junge Leute, die eine Perspektive brau-
    chen . Das sind junge Leute, die in ihrer Heimat bleiben
    wollen . Es ist schließlich nicht so, dass sie ihre Heimat
    gerne verlassen . Sie möchten zu Hause bei ihrer Familie
    bleiben: bei ihrer Schwester, bei ihrem Bruder oder bei
    ihren Kindern . Wir müssen ihnen eine Chance geben . Sie
    brauchen unsere Unterstützung, damit sie in ihrem Hei-
    matland und in ihrem Heimatort etwas bewegen können .
    Sonst werden sich viele von ihnen in Bewegung setzen .

    Ich hoffe, dass wir auf dem Gipfeltreffen in Malta
    im Herbst geschlossen mit einer Stimme sprechen . Die
    Europäische Union ist eine Macht, aber nur dann, wenn
    sie auch zukünftig mit einer Stimme spricht . Die Staaten
    müssen umdenken . Sie müssen mehr gemeinsam agieren
    und auch einmal gegenüber den Regierenden in den af-
    rikanischen Ländern mit der Faust auf den Tisch hauen,
    nach dem Motto „So geht es nicht weiter“ . Sie müssen
    wissen, dass sie in die Pflicht genommen werden, sie
    müssen wissen, dass sie selbst den Exodus der Einwoh-
    ner ihrer Länder verhindern müssen und dass sie aktiver
    sein müssen als bisher .


    (Beifall des Abg . Martin Patzelt [CDU/CSU])


    Nichtsdestoweniger ist es für uns wichtig, auch wei-
    terhin für die Ernährungssicherung zu sorgen, was wir
    auch schon in der Vergangenheit gemacht haben: durch
    ländliche Entwicklung und Aufklärung der Frauen, damit
    sie ihre Kinder ernähren können, und durch viele andere
    Maßnahmen mehr .

    Bildung und Beschäftigungsförderung sind genauso
    wichtige Themen wie die Rückkehr von Flüchtlingen .

    Anja Hajduk






    (A) (C)



    (B) (D)


    Gesundheitszentren, die vernichtet wurden, müssen wie-
    der aufgebaut werden . Des Weiteren steht die Förderung
    von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie im Vordergrund .
    In diesem Zusammenhang möchte ich mich besonders
    bei unseren politischen Stiftungen bedanken, die hier
    hervorragende Arbeit leisten . Ich bin daher froh, dass es
    möglich war, den Etatansatz in diesem Bereich zu erhö-
    hen .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wichtig ist für uns, in Zukunft mithilfe präventiver
    Ansätze noch mehr dafür zu sorgen, dass Konflikte erst
    gar nicht zustande kommen; das ist unsere primäre Auf-
    gabe . Wir dürfen nicht erst dann aktiv werden, wenn das
    Kind schon in den Brunnen gefallen ist . Vielmehr müs-
    sen wir zukünftig noch mehr Präventionsmaßnahmen er-
    greifen . Dass wir uns um die Ausbildung von Richtern
    und kommunalen Verwaltungsbeamten kümmern . Dass
    wir funktionierende Justizsysteme in den betreffenden
    Ländern aufbauen, damit die Menschen Gerechtigkeit
    einfordern können und so nicht mehr zur Flucht gezwun-
    gen sind . In den betreffenden Ländern müssen freie und
    pluralistische Medienlandschaften entstehen, damit kor-
    rupte politische Führungen kontrolliert werden können .
    Wir müssen Maßnahmen zu Versöhnungsprozessen er-
    greifen, um Konflikte zwischen verfeindeten Gruppen
    und Ethnien zu beseitigen .

    Ich möchte noch ein Wort zum Westbalkan sagen . Wir
    wissen alle, dass es für die Flucht der Migranten vom
    Westbalkan andere Ursachen gibt als für die Flucht der
    Menschen aus Syrien oder Eritrea, wo eine Militärdikta-
    tur herrscht, oder aus Nigeria, wo Boko Haram sein Un-
    wesen treibt . Aber wir müssen dafür sorgen, dass auch
    die Menschen vom Westbalkan eine wirtschaftliche und
    soziale Entwicklung erfahren und eine Zukunft haben,
    und zwar unter klaren Bedingungen . Wenn man einmal
    gesehen hat, unter welchen Bedingungen die Roma auf
    dem Westbalkan leben, dann weiß man, dass das kein
    Leben ist . Das ist menschenunwürdig . Man glaubt, im
    schlimmsten Entwicklungsland in Afrika zu sein . Die
    Roma haben keinen Zugang zu Arbeit und Gesundheits-
    systemen, teilweise keinen Zugang zu Schulen . Ange-
    sichts dessen frage ich mich, was aus der EU-Konven-
    tion geworden und wohin das Geld geflossen ist, das die
    betreffenden Länder für die Roma bekommen haben . Ich
    glaube, in diesem Zusammenhang müssen wir den Fin-
    ger noch viel stärker auf die Wunde legen .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Ich bin dem Minister dankbar, dass er mit der GIZ
    das DIMAK im Kosovo geöffnet hat . Das ist eine sehr
    gute Einrichtung, zu der die Menschen vor Ort hingehen
    und von der sie sich Hilfe und Beratung erbeten können .
    Für die Verbesserung ihrer beruflichen Chancen in ihrem
    Land . Dort werden ihnen aber auch legale Möglichkei-
    ten der Arbeitsvermittlung nach Deutschland aufgezeigt .
    Ich würde mich freuen, wenn wir auch in Albanien und
    anderen Ländern des Westbalkans nach Abschluss der Pi-
    lotphase dieses Projekt installieren könnten .

    Europa sollte – ich sage absichtlich: sollte – beim
    Flüchtlingsthema eine Rolle spielen . Als die Euro-Krise
    akut wurde, wurde ein Gipfel nach dem anderen – fast im
    Tagesrhythmus – einberufen . Aber wo sind den jetzt die
    Gipfel und Zusammenkünfte im Tagesrhythmus, wenn
    es um Flüchtlinge geht? Europa muss beweisen, dass es
    in der Lage ist, nicht nur von Werten zu reden, sondern
    auch den Schutz von Flüchtlingen als gemeinsamen Wert
    anzuerkennen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Europa hat den Friedensnobelpreis bekommen . Es muss
    jetzt aber beweisen, dass es diesen Friedensnobelpreis
    tatsächlich verdient hat . Europa muss hier langsam in die
    Puschen kommen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich bedanke mich ganz herzlich bei unserem Minister,
    der das Ministerium sehr gut aufgestellt hat . Er ist au-
    thentisch und ein Vordenker, der erkannt hat, dass sein
    Haus das Zukunftsministerium ist und noch mehr im
    Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen wird . Wir,
    die wir im exklusiven Wohlstand leben, sitzen in einem
    Boot und haben gemeinsam Verantwortung . Ich möch-
    te in diesem Zusammenhang auch das Auswärtige Amt
    einbeziehen, das sich in vielen Bereichen in die richtige
    Richtung neu aufgestellt hat . Vielleicht schaffen wir es,
    die Kräfte noch mehr zu bündeln und insbesondere bei
    der Verzahnung von humanitärer Hilfe und Übergangs-
    hilfe noch besser zusammenzuarbeiten . Ich glaube, das
    wäre in diesem Zusammenhang sehr gut .

    Wir alle sind gefragt, ob es die Industrieländer sind, ob
    es die Schwellenländer sind . Aber vor allem müssen hier
    die Entwicklungsländer selbst aktiv werden . Wir haben
    unterschiedliche Verantwortlichkeiten entlang der jewei-
    ligen Leistungsfähigkeit . Das ist ganz klar; das wissen
    wir alle . Entweder sind wir bereit, unseren Wohlstand
    mit anderen zu teilen, oder wir teilen mit anderen deren
    Schicksal .

    In diesem Sinne: Vielen Dank für die Aufmerksam-
    keit .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)