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ID1812005500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/120 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Inhalt Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 A b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11603 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 11609 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11614 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11619 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11622 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11625 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11627 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11630 A Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11631 C Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 11632 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 11634 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11635 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11636 D Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11637 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11639 B Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11640 A Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA 11642 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11645 C Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11646 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11647 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11647 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11649 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11651 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11652 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11653 C Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11655 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015II Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11655 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11656 C Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11657 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11659 A Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . 11661 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11663 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11665 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11666 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11667 D Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 11669 C Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11671 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11672 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11674 A Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11675 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11676 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11677 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 11678 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11681 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11682 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11683 D Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11685 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11686 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11688 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11689 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11691 B Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11693 A Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11694 C Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11696 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11697 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11699 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11603 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Beginn 9 .00 Uhr
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    Stefan Rebmann (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11699 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 09 .09 .2015 Brand, Michael CDU/CSU 09 .09 .2015 Brandl, Dr . Reinhard CDU/CSU 09 .09 .2015 De Ridder, Dr . Daniela SPD 09 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 09 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 09 .09 .2015 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 09 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 09 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 09 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 09 .09 .2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 09 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Mortler, Marlene CDU/CSU 09 .09 .2015 Obermeier, Julia CDU/CSU 09 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 09 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 09 .09 .2015 Röspel, René SPD 09 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 09 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com, Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de http://www.satzweiss.com http://www.printsystem.de http://www.betrifft-gesetze.de 120. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 – Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung Epl 23 wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Niels Annen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Vielen Dank, Herr Präsident! -Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Lieber Herr Schmidt, Sie haben,
    wie ich denke, zu Recht, die Bekämpfung von Fluchtur-
    sachen angesprochen . Sie haben dabei den Außenminis-
    ter angesprochen . Ich kann nur sagen: Die Bekämpfung
    der Fluchtursachen ist das Ziel der Bundesregierung .
    Ich finde, in der Rede von Frank-Walter Steinmeier ist
    sehr deutlich geworden, wie mühsam, wie mühevoll,
    wie energieintensiv diese Arbeit ist und dass man einen
    langen Atem braucht . Aber dass die Bekämpfung der
    Fluchtursachen das zentrale Ziel der Regierungspolitik
    ist, steht, glaube ich, außer Zweifel .

    Wenden wir uns einmal in Richtung Syrien . Schau-
    en wir uns an, wie sich die Lage dort darstellt . Natürlich
    gibt es in Syrien Regionen, die in den letzten Monaten
    und Jahren im Wesentlichen nicht vom Krieg betroffen
    waren, in denen heute aber gekämpft wird . Das löst neue
    Fluchtbewegungen aus und hat Auswirkungen, und zwar
    innerhalb Syriens, aber auch – das erleben wir täglich
    in unseren Wahlkreisen – auf die Situation in unserem
    Land .

    Ich bin sehr dankbar dafür, dass in dieser Debatte
    deutlich geworden ist, dass es Entwicklungen gibt, die
    wir nicht unmittelbar beeinflussen können. Dafür brau-
    chen wir – Stichwort Bekämpfung der Fluchtursachen –
    den langen Atem, und den haben wir in dieser Großen
    Koalition .

    Es gibt aber auch Elemente, die wir direkt beeinflus-
    sen können . Deswegen bin ich froh darüber, dass wir in
    diesem Hause darüber reden – denn das ist in der Tat ein
    Skandal –, dass die Weltgemeinschaft es nicht schafft,
    diese wenigen Milliarden zusammenzukratzen, derer
    es bedarf, um die Operationen des Welternährungspro-
    gramms, des UNHCR und des Palästinensischen Flücht-
    lingshilfswerks der Vereinten Nationen auszufinanzieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich bin in den letzten zwei Jahren mehrfach in diesen
    Flüchtlingslagern gewesen . Die Menschen haben sich
    nach zwei, drei Jahren Krieg damit abgefunden, dass sie
    nicht in wenigen Monaten in ihr Land zurückgehen kön-
    nen . Diese Hoffnung gab es ja . Auch viele von uns haben
    gedacht, dass Assad relativ schnell stürzen würde und
    man das Land dann wieder betreten könnte, um sich eine
    Existenz aufzubauen . Wenn man mit diesen Familien ge-
    sprochen hat, merkte man, dass sie sich im wahrsten Sin-
    ne des Wortes eingerichtet haben – mit der Hilfe der in-
    ternationalen Gemeinschaft, auch mithilfe des deutschen
    Steuerzahlers . Heute bekommen sie kein Geld mehr . An
    wen sollen sie sich eigentlich wenden? Das ist etwas,
    was wir mit beeinflussen können. Das spiegelt sich auch
    in diesem Etat wider. Ich finde, das ist die eigentliche
    Botschaft: Ja, Deutschland übernimmt Verantwortung .

    Finanziell beteiligen wir uns stärker, als wir das eigent-
    lich müssten, weil das notwendig ist . Deswegen erwartet
    dieses Haus – ich denke, das können wir gemeinsam so
    festhalten –, dass sich die anderen europäischen Staaten
    und weitere Länder an dieser Aufgabe, die bewältigt wer-
    den kann, beteiligen. Auch ich finde, dass sich die rei-
    chen Golfstaaten einmal die Frage stellen sollten, ob sie
    diese wenigen Milliarden Euro nicht aufbringen können,
    um die Arbeit der Vereinten Nationen auszufinanzieren.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Als Reaktion auf das Flüchtlingsdrama haben wir in
    den letzten Tagen Deklarationen zur Kenntnis genom-
    men, auch von engen Verbündeten von uns, die angekün-
    digt haben, sich stärker bzw . erstmals an Luftschlägen
    gegen ISIS zu beteiligen . Grundsätzlich bin ich der Mei-
    nung, dass ein größeres Engagement im Rahmen der An-
    ti-IS-Koalition etwas ist, was man begrüßen muss . Wir
    werden diesen Konflikt nicht mit diplomatischen Mitteln
    allein lösen können . Allein mit Luftangriffen werden wir
    diesen Konflikt aber auch nicht beseitigen können. Ich
    bin ein bisschen in Sorge, dass der Eindruck entsteht: Wir
    schicken ein paar mehr Flugzeuge, werfen Bomben über
    von ISIS kontrolliertem Gebiet ab und leisten damit einen
    Beitrag zur Bekämpfung der Fluchtsituation . Das kann
    sich sehr schnell als Irrtum herausstellen, auch weil ein
    Großteil der Menschen, die zu uns nach Europa kommen
    oder in eines der Nachbarländer fliehen, nicht unbedingt
    nur vor ISIS fliehen, sondern auch vor den Fassbomben,
    die Assad jeden Tag einsetzt, vor den Chemiewaffen, die
    er einsetzt, vor der Brutalität seiner Sicherheitskräfte .


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deswegen brauchen wir am Ende eine politische
    Entwicklung, die doch nur dazu führen kann, dass alle
    Akteure in Syrien selber, aber auch diejenigen, die dort
    direkt und indirekt Einfluss nehmen, die Regionalmächte
    Saudi-Arabien und der Iran, aber auch unser Verbünde-
    ter, die Türkei, die dort bestenfalls eine ambivalente Rol-
    le spielt, Russland und die Vereinigten Staaten und auch
    wir hier in der Europäischen Union dafür sorgen, dass
    keine dieser Kriegsparteien mehr der Illusion erliegt,
    den Konflikt militärisch gewinnen zu können. Solange
    irgendjemand das noch glaubt, wird dieser Krieg nicht
    enden .

    Deswegen bin ich dem Außenminister sehr dankbar,
    dass er so energisch und engagiert die Vereinten Natio-
    nen und den Sonderbeauftragten de Mistura dort unter-
    stützt; denn das ist am Ende die einzige Möglichkeit, die
    wir haben . Ich glaube, dafür brauchen wir nicht nur die
    Unterstützung dieses Hauses, sondern der gesamten Eu-
    ropäischen Union und der Weltgemeinschaft .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich am Ende meiner Redezeit noch etwas
    zur Ukraine sagen . Auch bei uns, in der Öffentlichkeit
    und unserer Mediengesellschaft, ist alles sehr kurzlebig .






    (A) (C)



    (B) (D)


    Man hat manchmal den Eindruck, es gibt nur noch ein
    Thema . Vor wenigen Monaten gab es nur das Thema
    „Beziehungen zu Russland und zur Ukraine“ . Deswegen
    will ich die Gelegenheit nutzen, ohne hier Euphorie ver-
    breiten zu wollen, noch einmal darauf hinzuweisen, dass
    im Gegensatz zu dem, was uns viele aufgeschrieben und
    gesagt haben, das Minsker Abkommen weiterhin eine
    Grundlage dafür bildet, mit den Konfliktparteien einen
    Prozess zu bestreiten, und dass die Diplomatie Erfolge
    vorzuweisen hat – nicht die Lösung des Problems, aber
    Erfolge vorzuweisen hat: Der Waffenstillstand, der ver-
    handelt worden ist, wird weitgehend eingehalten . Es ist
    unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das so weitergeht .

    Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass auch die Unter-
    stützung für die Kräfte in der Ukraine vernehmlich arti-
    kuliert wird, die sich ja – Kollege Jung hat darauf hinge-
    wiesen – nicht nur einer erbitterten Opposition, sondern
    sogar terroristischer Mittel erwehren müssen . Wir müs-
    sen die ukrainische Politik und die Gesellschaft auf die-
    sem Weg unterstützen . Die Entscheidungen in der Rada
    sind ein ganz wichtiger Schritt in diese Richtung . Auch
    da, glaube ich, gibt es eine breite Unterstützung in die-
    sem Hause .

    In diesem Sinne bedanke ich mich für die Aufmerk-
    samkeit und freue mich auf die weiteren Beratungen .
    Vielen Dank .


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Johannes Singhammer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

Der Kollege Wolfgang Gehrcke spricht jetzt für die

Fraktion Die Linke .


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Gehrcke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich

    denke, dass man nüchtern und traurig aussprechen muss,
    dass wir heute wieder in Kriegszeiten und nicht in Frie-
    denszeiten leben . Wir leben in Zeiten des Krieges . Kurze
    Zeit schien es so, als ob man den Krieg endgültig von
    unserer Erde verbannen könnte, zumindest von unserem
    Kontinent . Kurze Zeit schien es auch so, als könnte man
    Atomwaffen wirklich abschaffen . Eine Welt ohne Atom-
    waffen! Es war leider nicht so . Das Gegenteil ist der Fall .
    Ich spreche es nüchtern aus: Aus meiner Sicht ist heute
    das Überleben der Gattung Mensch und unseres Planeten
    infrage gestellt . Um nichts weniger geht es bei der Frage,
    ob man aus diesen katastrophalen Entwicklungen einen
    Ausweg finden kann.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Mir sind dieser Tage immer wieder einige Zeilen von
    Bertolt Brecht durch den Kopf gegangen . Ich will sie Ih-
    nen nicht ersparen . Brecht schreibt in seinem Gedicht An
    die Nachgeborenen:

    Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
    . . .
    Was sind das für Zeiten, wo
    Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist

    Weil es ein Schweigen über so viele Untaten ein-
    schließt!

    Mahnt uns das? Mahnt uns das nicht, Schweigen über
    Untaten? Reden wir doch einmal darüber, dass weltweit
    60 Millionen Menschen auf der Flucht sind . 60 Milli-
    onen weltweit! Reden wir darüber, dass jeden Tag auf
    der Erde 57 000 Menschen verhungern . Die Erde wäre
    reich genug, um alle ernähren zu können . Reden wir
    darüber, dass durch schlechte Wasserversorgung, auch
    durch Privatisierungen, jedes Jahr 100 000 Menschen
    sterben . Fluchtursachen muss man bekämpfen und nicht
    die Flüchtenden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Wir haben es zu tun mit einem Krieg der Reichen
    gegen die Armen dieser Welt . Auch das muss man aus-
    sprechen, wenn man über alternative Außenpolitik nach-
    denkt .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Die Kriegstoten, die Flüchtenden, die Verhungernden
    sind Opfer einer kannibalischen Weltordnung . Es ist die
    Unordnung der Macht des Profits, des Kapitalismus. Ein
    Bruch mit der Macht des Kapitalismus, mit der Macht
    transnationaler Konzerne ist nötig, wenn die Menschheit
    überleben soll .


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


    Das erfordert auch weltweite Eingriffe in die Eigen-
    tumsverhältnisse, in die Verfügungsgewalt über Eigen-
    tum, und das erfordert auch eine Unterbindung weltwei-
    ter Finanzspekulationen . Das sagt selbst der Papst . Das
    ist ja keine linke Erfindung.


    (Zuruf des Abg . Dr . Rolf Mützenich [SPD])


    Wahrlich, wir leben in finsteren Zeiten, in Kriegszei-
    ten, auch in Europa . Europa steckt in seiner schwers-
    ten Krise seit Ende des Systemkonflikts. Seitdem war
    das Verhältnis EU-Deutschland-Russland noch nie so
    schlecht wie heute . Für die Verschärfung der euroatlanti-
    schen Großkonflikte, des ukrainischen Konfliktes inklu-
    sive der gegenseitigen Drohungen der USA und Russ-
    lands mit Atomwaffen trägt auch die deutsche Politik mit
    Verantwortung . Sanktionen, Dialogverbote und primitive
    antirussische Propaganda sind keine Argumente, sondern
    zerstören die Grundlagen von Zusammenarbeit . Auch
    das muss hier ausgesprochen werden .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich möchte an dieser Stelle mit wirklicher Trauer da-
    rauf aufmerksam machen: In seinem letzten Dokument
    hat Egon Bahr mit dem Willy-Brandt-Kreis der SPD an
    uns alle appelliert, sich auf eine gemeinsame europäische
    Friedensordnung zurückzubesinnen . Ich denke, dass man
    von der Bundesregierung fordern muss: Macht uns die
    Russen nicht zu Feinden . NATO-Manöver und damit
    auch deutsche Soldaten an der Westgrenze Russlands,
    das ist eine unvorstellbar kaputte Politik . In diesem Jahr
    haben bereits 16 solcher Manöver stattgefunden .

    Deutschland muss überhaupt aus dem ganzen Kriegs-
    getöse aussteigen, denke ich . Hören Sie einmal in die
    Friedensbewegung hinein . Sie waren ja früher einmal

    Niels Annen






    (A) (C)



    (B) (D)


    sehr eng mit der Friedensbewegung verbunden; lang ist
    es her . Die Losung „Deutsche Waffen, deutsches Geld
    morden mit in aller Welt“ finde ich begründet und be-
    weisbar .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Es sollte für uns eine Schande sein, wenn man zu solch
    einer Feststellung kommt .

    Syrien, Afghanistan, Irak, Libyen, Jemen, in Euro-
    pa der Krieg in Jugoslawien und jetzt in der Ukraine –
    in diesen Kriegen haben 350 000 Menschen ihr Leben
    verloren . An vielen dieser Kriege war Deutschland di-
    rekt oder indirekt beteiligt . Ich möchte wissen, was die
    Bundesregierung in der Auseinandersetzung mit dem
    NATO-Partner Türkei macht, dem sie ja die Patriot-Ra-
    keten vor die Tür gestellt hat, um zu verhindern, dass es
    in der Türkei zu einem Bürgerkrieg kommt . Das ist doch
    ein Problem, über das auch in der NATO debattiert wer-
    den muss und mit dem man sich auseinandersetzen muss .

    Herr Außenminister, Herr Steinmeier, Sie haben ein-
    mal formuliert, dass Deutschland die Weltpolitik nicht
    von der Außenlinie betrachten soll . Meine Überlegung
    ist: Besser an der Außenlinie der Weltpolitik stehen blei-
    ben, als ein Teil der Kriege dieser Welt zu werden . Das
    ist eine andere Politik, und darüber muss man streiten .


    (Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Dazwischen gibt es auch noch anderes!)


    Ich sage sehr offen, weil immer wieder darüber speku-
    liert wird: Die Außenpolitik der Linken geht nicht mit der
    Außenpolitik der SPD und dieser Regierung zusammen .
    Dazwischen liegen Welten . Ich bin stolz darauf, dass
    Welten dazwischen liegen .


    (Dr . Rolf Mützenich [SPD]: Wem sagen Sie das jetzt? – Dr . Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt ist die Katze aus dem Sack!)


    – Ich sage es euch und der Öffentlichkeit, weil ich von
    euch erwarte, dass ihr endlich eure Außenpolitik verän-
    dert und zu einer Außenpolitik, wie Egon Bahr sie be-
    trieben hat, wie andere sie betrieben haben, zurückkehrt .


    (Dr . Rolf Mützenich [SPD]: Wollen Sie ihn auch noch vereinnahmen?)


    Das wäre vernünftig . Besinnt euch auf Willy Brandt, und
    lernt endlich wieder von einer solchen Außenpolitik .


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich komme zum Schluss . In diesem sehr schönen Ge-
    dicht von Bertolt Brecht gibt es einen Rat an uns alle, den
    ich bitte zu beherzigen . Brecht schreibt:

    Ich wäre gerne auch weise .

    In den alten Büchern steht, was weise ist:

    Sich aus dem Streit der Welt halten . . .

    So weit Brecht . Die deutschen Außenpolitik sollte weise
    sein, sich aus dem militärischen Streit der Welt heraus-
    halten, nicht aufrüsten und nicht Soldaten in alle Welt
    schicken, sondern still und beharrlich für den Frieden

    arbeiten . Das wäre eine Grundlage der Zusammenarbeit,
    die ich mit ganzem Herzen bejahen würde .

    Danke .


    (Beifall bei der LINKEN – Dr . Rolf Mützenich [SPD]: Das ist nur selbstgerecht!)