Rede:
ID1812001900

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 12
    1. die: 2
    2. Vielen: 1
    3. Dank: 1
    4. .: 1
    5. –: 1
    6. Für: 1
    7. CDU/CSU-Fraktion: 1
    8. sprichtjetzt: 1
    9. Kollegin: 1
    10. Gerda: 1
    11. Hasselfeldt: 1
    12. .\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/120 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Inhalt Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 A b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11603 B Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Dr . Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11603 B Dr . Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . 11609 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11614 C Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11619 A Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11622 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11625 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11625 D Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11627 C Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11630 A Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11631 C Monika Grütters, Staatsministerin BK . . . . . . 11632 D Sigrid Hupach (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 11634 A Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11635 A Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11636 D Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11637 D Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11639 B Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11640 A Einzelplan 05 Auswärtiges Amt Dr . Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA 11642 B Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11645 C Dr . Franz Josef Jung (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11646 C Stefan Liebich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11647 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11647 D Dr . Frithjof Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11649 C Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11651 A Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11652 B Jürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11653 C Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11655 C Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015II Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11655 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11656 C Detlef Seif (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11657 C Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11659 A Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr . Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMVg . . . . . . . . . . . . . . 11661 A Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11663 D Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11665 A Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11666 B Henning Otte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 11667 D Dr . Alexander S . Neu (DIE LINKE) . . . . . . . 11669 C Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11671 B Doris Wagner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11672 D Ingo Gädechens (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11674 A Lars Klingbeil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11675 B Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11676 B Dr . Fritz Felgentreu (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 11677 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung Dr . Gerd Müller, Bundesminister BMZ . . . . . 11678 D Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 11681 B Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11682 C Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11683 D Dagmar G . Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11685 A Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11686 D Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11688 B Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11689 D Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11691 B Gabriela Heinrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11693 A Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11694 C Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11696 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11697 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11699 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11603 120. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 9. September 2015 Beginn 9 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Stefan Rebmann (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 120 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 9 . September 2015 11699 Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 09 .09 .2015 Brand, Michael CDU/CSU 09 .09 .2015 Brandl, Dr . Reinhard CDU/CSU 09 .09 .2015 De Ridder, Dr . Daniela SPD 09 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Ebner, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 09 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 09 .09 .2015 Hirte, Dr . Heribert CDU/CSU 09 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 09 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 09 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 09 .09 .2015 Lenkert, Ralph DIE LINKE 09 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Mortler, Marlene CDU/CSU 09 .09 .2015 Obermeier, Julia CDU/CSU 09 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 09 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 09 .09 .2015 Röspel, René SPD 09 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 09 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 09 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com, Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de http://www.satzweiss.com http://www.printsystem.de http://www.betrifft-gesetze.de 120. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 – Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Epl 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung Epl 23 wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bettina Hagedorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Lieber Herr Kauder, ich bin Ihnen ganz besonders dank-
    bar dafür, dass Sie am Ende Ihrer Rede noch einmal sehr
    nachdrücklich und deutlich darauf hingewiesen haben,
    dass es vor allen Dingen auch darum geht, mit noch mehr
    Nachdruck Fluchtursachen zu bekämpfen . Dem will ich

    Volker Kauder






    (A) (C)



    (B) (D)


    mich – bestimmt mit dem ganzen Haus – anschließen .
    Aber weil Frau Göring-Eckardt vorhin auch davon ge-
    sprochen hat, wie stolz sie und wir alle auf die Menschen
    in Deutschland sind für das, was sie aktuell an Solidarität
    leisten – das treibt einem als Politiker manchmal fast die
    Schamröte ins Gesicht –, muss ich, um bei der Wahrheit
    zu bleiben, sagen: Das ist natürlich bei der Bekämpfung
    der Fluchtursachen nicht anders . Denn wir haben es bei
    dem Thema „Bekämpfung der Fluchtursachen“ ja nicht
    mit Neuigkeiten zu tun . Wir haben seit Jahren kein Er-
    kenntnisdefizit, sondern ein Handlungsdefizit,


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    und zwar in Europa, weltweit und auch in Deutschland .

    Unser Fraktionsvorsitzender, Thomas Oppermann, hat
    darauf aufmerksam gemacht, dass der elementare Mitte-
    laufwuchs im Entwicklungshilfeministerium – ich nen-
    ne es jetzt einmal so verkürzt – im Jahr 2016 bisher nur
    zu einem Bruchteil zur Bekämpfung der Fluchtursachen
    eingesetzt werden soll . Da muss man sagen: Hier müssen
    wir unser Handeln verändern und dürfen nicht nur darü-
    ber reden .


    (Beifall bei der SPD)


    Ich will einen kurzen Blick 35 Jahre zurück wer-
    fen . Damals hat Willy Brandt als Vorsitzender der
    Nord-Süd-Kommission einen berühmten Bericht vorge-
    legt . Er hat mit seiner Kommission – leider – sehr ge-
    nau prognostiziert, wie reich die Nordhalbkugel werden
    wird, wie arm die Südhalbkugel werden wird, was das an
    weiteren Konflikten, an Massenelend, an Hunger, an Not
    und damit natürlich auch an Flüchtlingsströmen mit sich
    bringen wird . All das ist heute längst eingetroffen . Ein
    Erkenntnisdefizit gab es also nicht, auch nicht im Deut-
    schen Bundestag .

    Für alle, die damals noch nicht dabei waren, sage ich:
    Ich bin im April 2007 mit Kolleginnen und Kollegen des
    Haushaltsausschusses, und zwar aus allen Fraktionen,
    in Spanien und Marokko gewesen . Der Titel der Reise
    lautete: „Flüchtlingsproblematik aus Afrika im Mittel-
    meerraum“ . Das war das Thema, mit dem wir uns damals
    beschäftigt haben . Ich möchte jetzt aus einem Papier zi-
    tieren, das wir 2007 vom deutschen Botschafter vorge-
    legt bekommen haben . Darin heißt es:

    Die Kanarischen Inseln sehen sich vor allem in den
    letzten fünf Jahren

    – also wohlgemerkt: seit 2002 –

    mit einem zuvor nie erlebten Ausmaß an illegaler
    Einwanderung auf dem Seeweg vom Nachbarkon-
    tinent Afrika konfrontiert . Einen Höhepunkt er-
    reichten die Einwanderungsströme im Jahr 2006 .
    Fast 32 000 Menschen haben in kaum seetauglichen
    Booten und den damit verbundenen Tragödien auf
    hoher See mit schätzungsweise 9 500 Toten den Ar-
    chipel erreicht .

    Das war 2007 . Wenn man diesen Bericht liest, dann er-
    schüttert einen schon, dass all das, was dort steht und was
    auch wir erfahren haben, so viel mit dem zu tun hat, was
    wir heute immer noch erleben .

    Herr Juncker stellte gerade einen Aktionsplan für
    Flüchtlinge auf europäischer Ebene vor . Er hat vorhin
    gesagt: Flüchtlinge lassen sich nicht durch Grenzen und
    Zäune aufhalten . – Das stimmt . Es ist trotzdem so, dass
    die Europäische Union damals, 2006, angesichts der Zahl
    von fast 10 000 Toten auf der Flucht nach Europa vor
    allen Dingen eines gemacht hat: Sie hat Frontex aufge-
    baut . Mit den Konsequenzen haben wir uns beschäftigt .
    Der Aufbau von Frontex hat vor allen Dingen dazu ge-
    führt, dass die Fluchtwege weiter geworden sind, dass
    sie gefährlicher geworden sind, dass es noch mehr Tote
    gegeben hat . Die Zahl derer, die sich in ihren Ländern
    voller Verzweiflung in Boote gesetzt und sich auf eine
    gefährliche Reise begeben haben, wurde dadurch nicht
    einmal ansatzweise gesenkt . Vor diesem Hintergrund –
    wir wissen das alles ja nicht erst seit vorgestern – ist es
    unglaublich wichtig, dass dem, was hier in vielen Reden
    benannt worden ist, nämlich Bekämpfung der Fluchtur-
    sachen, endlich Taten folgen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich will mit Blick auf die erwähnte Reise noch daran
    erinnern: Wir waren auch in Flüchtlingslagern – einige
    Kollegen, die damals mit dabei waren, gehören dem
    Deutschen Bundestag noch an -; wir waren übrigens die
    ersten Abgeordneten aus einem europäischen Land, die
    überhaupt dort waren . Wir waren auch in Melilla, einer
    Enklave in Nordafrika, wie viele von Ihnen wissen . Wer
    kann sich eigentlich noch an die Bilder von damals erin-
    nern? Es war 2005, als 2 000 Menschen über die 12 Ki-
    lometer lange Grenze in Melilla, die schon damals durch
    einen Zaun gesichert war, geklettert sind; wir haben die
    Bilder in den Nachrichten gesehen . Es hat dabei viele
    Todesopfer gegeben . Was war die Reaktion 2006? Der
    Zaun wurde auf 6 Meter erhöht . Geändert hat sich da-
    durch nichts .


    (Dr . André Hahn [DIE LINKE]: Leider, leider! – Dr . Gregor Gysi [DIE LINKE]: Ja, das stimmt!)


    Ich möchte jetzt auf das eigentliche Thema zu spre-
    chen kommen . Dieser Einstieg war allerdings, denke ich,
    wichtig, weil es natürlich auch darum geht, was wir hier
    in Deutschland machen . Unser Handeln muss in eine
    internationale und vor allen Dingen in eine europäische
    Verantwortung eingebettet werden . Wie glaubwürdig wir
    im Hinblick auf die Idee Europa in Zukunft weltweit da-
    stehen werden, wird sich daran messen lassen müssen,
    wie wir als Europäer mit dieser Herausforderung fertig-
    werden .

    Es war im Jahr 2000, nach einem Brandanschlag auf
    die Düsseldorfer Synagoge, als Gerhard Schröder das Zi-
    tat geprägt hat:

    Wir brauchen einen Aufstand der Anständigen,
    wegschauen ist nicht mehr erlaubt .

    Es war Sigmar Gabriel, der 2015 bei der SPD-Veranstal-
    tung „Verantwortungsvolle Flüchtlingspolitik – Jetzt!“
    daraus folgenden Ausspruch gemacht hat:

    Bettina Hagedorn






    (A) (C)



    (B) (D)


    Den Aufstand der Anständigen zu fordern, nützt nur
    dann was, wenn der Anstand der Zuständigen sicht-
    bar wird .

    Darum geht es jetzt in meiner Rede .

    Es ist schon viel darüber gesprochen worden, was wir
    in Deutschland tun wollen und was wir mit diesem Haus-
    halt nach den Haushaltsberatungen bewältigen werden .
    Ob die 6 Milliarden Euro, die in der letzten Woche ver-
    einbart worden sind, letzten Endes ausreichen werden,
    kann heute noch niemand sagen . Ich danke aber allen, die
    sich am Sonntagabend getroffen haben, weil von diesem
    Treffen das starke Signal ausgegangen ist, dass all die
    Menschen, die sich in Deutschland für die Flüchtlinge
    einsetzen, ob hauptamtlich oder ehrenamtlich, nicht al-
    leingelassen werden und dass wir alles in unserer Macht
    Stehende tun werden – darin sind wir uns einig –, um uns
    diesen Aufgaben zu stellen. Am 24. September findet der
    Flüchtlingsgipfel statt . Danach werden wir wissen – Sie
    haben darauf hingewiesen –, ob das Geld reicht .

    Fakt ist – ich finde, das muss man noch einmal sa-
    gen –, dass erst diese Große Koalition ein neues Asyl-
    bewerberleistungsgesetz eingeführt hat . Bis dahin waren
    ausschließlich die Länder und Kommunen in den ersten
    vier Jahren für die Leistungen nach dem Asylbewerber-
    leistungsgesetz zuständig . Den Bund hat das in dieser
    Zeit kein Geld gekostet . Das ist noch nicht lange her . Erst
    2012 hat das Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass
    diese Situation – die Asylbewerber haben damals nur
    60 Prozent der SGB-II-Leistungen erhalten – nicht ver-
    fassungskonform ist . Wir haben daraufhin in der Großen
    Koalition eine neue Regelung mit den Ländern gefunden .
    Es wurde vor allen Dingen geregelt, dass die Asylbewer-
    ber viel früher einen Anspruch auf Sprachkurse und den
    Zugang zum Arbeitsmarkt haben . Das kostet den Bund
    selbstverständlich eine Menge Geld . Angesichts dieser
    Flüchtlingsströme stehen wir natürlich vor der Heraus-
    forderung, dieses Geld auch bereitzustellen .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Dabei wird es darauf ankommen, dass die Flüchtlinge,
    die heute in Erstaufnahmeeinrichtungen sind, registriert,
    erstversorgt und medizinisch betreut werden . Ein großer
    Teil von ihnen wird vor dem Hintergrund dieses neuen
    Asylbewerberleistungsgesetzes schon bald vor unseren
    Jobcentern und der Bundesagentur für Arbeit stehen .

    Ja, Herr Kauder, wir wollen, dass diese Menschen
    schnellstmöglich in Deutschland arbeiten können . Wir
    wissen aber, dass vom Mathematikprofessor bis zum
    Analphabeten die ganze Bandbreite der Gesellschaft
    hierherkommt . Deswegen werden sie sehr individuelle
    Angebote brauchen, um letzten Endes arbeiten zu kön-
    nen, was sie auch ganz ausdrücklich wollen . Das wird
    die Mitarbeiter in den Jobcentern jedoch vor ganz neue
    Herausforderungen stellen . Wir müssen hier zum einen
    personell tätig werden . Vor allen Dingen aber müssen
    wir qualitätsvolle Bildungsangebote sicherstellen, die die
    Voraussetzung für Integration und Arbeit sind . An die-
    ser Stelle wird sich zeigen, ob wir wirklich erfolgreich
    sind . Ich denke, die Haushaltsberatungen werden sehr
    stark von diesem Faktor getragen werden . Ich bin mir

    eigentlich ziemlich sicher, dass es alle Kolleginnen und
    Kollegen im Haushaltsausschuss als ihre Hauptaufgabe
    ansehen, dies zu ermöglichen, und dann werden wir diese
    Herausforderung auch gemeinsam bewältigen .

    Ich danke Ihnen allen herzlich für Ihre Aufmerksam-
    keit .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank . – Für die CDU/CSU-Fraktion spricht

jetzt die Kollegin Gerda Hasselfeldt .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerda Hasselfeldt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Es ist in dieser Haushaltsdebatte unbestritten zum Aus-
    druck gekommen: Die zentrale Herausforderung unserer
    Zeit ist die Bewältigung der Flüchtlingsströme .

    Wir erleben in diesen Wochen und Monaten, speziell
    in den letzten Tagen, ein großartiges Engagement vieler
    Menschen . Wir haben es am Wochenende gerade in Mün-
    chen erlebt . Innerhalb von drei Tagen kamen 25 000 Men-
    schen . Wir haben den Einsatz vieler ehrenamtlich Täti-
    ger, Frauen und Männer, erlebt, die spontan oder auch im
    Rahmen ihrer Organisationen geholfen haben . Wir haben
    aber auch eine hervorragende Organisation erlebt . Die
    Zusammenarbeit von Beamten verschiedener Behörden,
    die Zusammenarbeit mit den Transportunternehmen, mit
    der Bahn, hat reibungslos funktioniert . Wir erleben und
    erlebten ein großartiges Engagement . Wir erleben ein
    sehr hohes Maß an Humanität und Solidarität . Dafür, lie-
    be Kolleginnen und Kollegen, möchte ich ganz herzlich
    danken .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir in Bayern brauchen keinen Nachhilfeunterricht in
    Sachen Umgang mit Fremden . Noch vor wenigen Jah-
    ren hatten wir eine Einwohnerzahl von 11 Millionen,
    heute liegt sie bei fast 13 Millionen . Die Hälfte dieses
    Zuwachses ist auf Menschen zurückzuführen, die aus an-
    deren Teilen Deutschlands zu uns kamen und kommen .
    Die andere Hälfte sind Menschen aus anderen Ländern .
    Die Integration funktioniert . Das ist eine großartige Leis-
    tung, eine Leistung der Menschen in Bayern, aber auch
    der Migranten, eine Leistung in den Kinderbetreuungs-
    einrichtungen, in den Schulen und eine großartige Leis-
    tung auch in den Behörden . Das lassen wir uns auch nicht
    kaputtreden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das, was wir zu bewältigen haben, ist eine große
    Aufgabe, eine Aufgabe aller politischer Ebenen, der des
    Bundes, der Länder und der Kommunen . Wir spüren alle,
    dass viele derjenigen, die hier aktiv mitarbeiten, hauptbe-
    ruflich oder ehrenamtlich, an die Grenze ihrer physischen
    und ihrer psychischen Leistungsfähigkeit gelangen . Wir
    spüren auch, dass wir insgesamt an personelle, an or-

    Bettina Hagedorn






    (A) (C)



    (B) (D)


    ganisatorische und auch an finanzielle Grenzen kom-
    men . Deshalb müssen wir diese Problematik sehr ernst
    diskutieren, auch differenziert diskutieren . Aber sie zu
    verkürzen und in den Mittelpunkt womöglich noch die
    finanzielle Situation zu stellen, das, meine Damen und
    Herren, wird der Bedeutung der Aufgabe mit Sicherheit
    nicht gerecht. Ich finde, es ist viel zu kurz gesprungen,
    wenn man den Fokus nur auf die finanzielle Situation
    zwischen Bund, Ländern und Kommunen legt . Deshalb
    ist es auch zu kurz gesprungen, jetzt nur die 3 Milliarden
    Euro vonseiten des Bundes für die Kommunen und die
    Länder zu sehen .

    Es ist vorhin schon mehrfach angesprochen worden:
    Nicht nur der Bund hat zusätzliche Steuereinnahmen,
    sondern auch die Länder und Kommunen; auch darauf
    will ich hinweisen .

    Zum Zweiten will ich auf Folgendes hinweisen: Zu-
    nächst müssen wir uns fragen: Was ist an strukturellen
    Maßnahmen notwendig? Wie können wir die Menschen,
    die hier bleiben, die also nicht mehr zurück in ihre Hei-
    mat können, weil dort Krieg herrscht, am schnellsten und
    am besten integrieren? Wie schaffen wir es aber auch,
    dass diejenigen, die keine Bleibeperspektive haben, in
    ihre Heimatländer zurückgeführt werden? Das ist die
    zentrale Aufgabe . Dann können wir uns auch über die
    finanzielle Situation unterhalten. Wir vonseiten des Bun-
    des haben in den vergangenen Jahren mehrfach unter Be-
    weis gestellt, dass wir die Kommunen in ihrer Aufgaben-
    wahrnehmung unterstützen . Darauf können sie sich auch
    künftig verlassen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, etwa 40 Prozent – das
    schwankt noch ein bisschen –, auf jeden Fall ein großer
    Teil derjenigen, die zu uns kommen, stammt aus den Bal-
    kanländern . Wir in der CSU-Landesgruppe haben nicht
    nur angesichts der großen Zahl der Menschen, die in den
    letzten Wochen und Monaten zu uns gekommen sind, auf
    ein Problem aufmerksam gemacht, sondern schon im Ja-
    nuar dieses Jahres auf einen Punkt hingewiesen . Wir ha-
    ben damals gesagt, dass wir differenzieren müssen zwi-
    schen denen, die wirklich schutzbedürftig sind, die aus
    Bürgerkriegsgebieten kommen und die persönlich ver-
    folgt sind, und den anderen, die aus ganz anderen Grün-
    den zu uns kommen: weil es ihnen bei uns wirtschaftlich
    besser geht, weil sie hier sozial besser ausgestattet sind
    und vieles andere mehr .

    Wir können das nicht in einen Topf werfen . Wir kön-
    nen die Flüchtlinge aus Bürgerkriegsgebieten nicht in
    den gleichen Topf werfen wie diejenigen, die aus Wohl-
    standsgründen zu uns kommen, meine Damen und Her-
    ren . Wegen dieser Meinung sind wir im Januar dieses
    Jahres, wie Sie wissen, hart gescholten worden . Heute
    ist diese Grundüberzeugung – Gott sei Dank – Meinung
    aller 16 Ministerpräsidenten, und es ist weitgehend Kon-
    sens in der Gesellschaft, dass diese Trennung auch vorge-
    nommen werden muss .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Thomas Oppermann [SPD])


    Wir müssen bei den Bürgerkriegsflüchtlingen – bei
    denen, die tatsächlich verfolgt sind – dafür sorgen, dass
    sie – mit Sprachkursen und am Arbeitsmarkt – schnell in
    diese Gesellschaft integriert werden . Das ist unbestritten,
    und da geschieht auch vieles . Wir müssen aber, um dies
    sinnvoll und effizient zu gestalten, auch dafür sorgen,
    dass wir schnellere Asylverfahren bekommen . Das ist
    eine ganz große Notwendigkeit .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dazu sind zusätzliche Stellen beim Bundesamt für
    Migration und Flüchtlinge notwendig . Dazu ist auch die
    Hilfe anderer Behörden notwendig . Ich bin sehr dank-
    bar, dass es zwischen dem Bundesfinanzminister und der
    Bundesarbeitsministerin Gespräche gegeben hat, Teile
    der Mitarbeiter des Zolls für diese Aufgabe, für diese
    neuen Herausforderungen, die wir zu bewältigen haben,
    zur Verfügung zu stellen und dafür auch so manche ande-
    ren bürokratischen Kontrollen – zum Beispiel beim Min-
    destlohn – ein bisschen hintanzustellen . Das ist genau der
    richtige Ansatz .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Zusätzlich müssen wir natürlich dafür sorgen, dass
    die Menschen schon in den Erstaufnahmeeinrichtungen,
    wo immer es möglich ist, ihre Verfahren abgeschlossen
    bekommen, damit dann auch die Konsequenz daraus ge-
    zogen wird, nämlich sie in ihre Heimatländer zurückzu-
    führen . Das, meine Damen und Herren, muss mit auf der
    Tagesordnung stehen, sonst bewältigen wir diese große
    Zahl von Flüchtlingen nicht .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ein Zweites gehört – neben den schnelleren Verfah-
    ren, es hängt aber auch ein bisschen damit zusammen –
    dazu . Wir brauchen eine Ausweitung der sogenannten
    sicheren Herkunftsstaaten . Das ist übrigens auch die
    Meinung von so manchen Kommunalpolitikern aus den
    Reihen der Grünen wie beispielsweise des Oberbürger-
    meisters von Tübingen . All diejenigen, die sich ernsthaft
    mit den Dingen beschäftigen und Erfahrungen aus der
    Praxis einbringen, geben uns darin recht, übrigens auch
    der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flücht-
    linge . Die Erfahrungen der letzten Monate haben auch
    gezeigt, dass dies erstens dazu führt, dass das richtige
    Signal in diese Länder gesendet und ihnen aufgezeigt
    wird: Wir nehmen euch nicht die Arbeitskräfte weg, die
    ihr selbst zum Aufbau eures Landes braucht . – Zweitens
    ist das aber auch eine Grundlage für schnellere Verfah-
    ren, obwohl jeder Einzelne auch dabei sein persönliches
    Asylverfahren erhält .

    Wir brauchen ein Drittes, um den Zustrom zu begren-
    zen, und das ist, Fehlanreize zu verhindern . Wir wissen
    alle, dass gerade aus den Balkanstaaten viele zu uns kom-
    men, die mit den Sozialleistungen, die sie bei uns bekom-
    men, besser leben, als wenn sie in ihren Heimatländern
    arbeiten würden . Das ist Fakt . Alle Experten, alle, die
    etwas von der Sache verstehen, sagen uns: Das hat eine
    Sogwirkung . Deshalb, meine Damen und Herren, müs-
    sen wir, wenn wir uns auf den Schutz derjenigen und die
    Hilfe für diejenigen konzentrieren wollen, die tatsächlich

    Gerda Hasselfeldt






    (A) (C)



    (B) (D)


    verfolgt sind und unsere Hilfe brauchen – ich denke, das
    müssen wir –, auch dafür sorgen, dass wir keine zusätz-
    lichen Anreize für die Menschen geben, die nur aus wirt-
    schaftlichen Gründen zu uns wollen . Dazu gehört auch,
    die Fehlanreize zu reduzieren und zu minimieren, wenn
    wir sie schon nicht ganz abschaffen können .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Frau Göring-Eckardt hat vorhin davon gesprochen,
    Deutschland würde eine Art Sankt-Florians-Prinzip be-
    treiben . Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen .
    Wenn mehr als 40 Prozent der Flüchtlinge, die in die
    Europäische Union kommen, von Deutschland aufge-
    nommen werden und noch mehr nach Deutschland kom-
    men, dann weiß ich nicht, was das mit dem Sankt-Flori-
    ans-Prinzip zu tun hat . Im Gegenteil: Wir brauchen eine
    gerechte, eine faire Verteilung in Europa . Das sind wir
    übrigens auch den Menschen schuldig . Wir können nicht
    alle Probleme der Welt nur auf deutschem Boden lösen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Deshalb begrüße ich es sehr, dass auf europäischer
    Ebene jetzt eine verstärkte Aktivität in der Flüchtlings-
    politik erkennbar ist . Wir sind damit noch nicht dort, wo
    wir eigentlich hinmüssen, aber wir sind ein Stück wei-
    ter, als wir es noch vor einigen Monaten waren . Ich gehe
    so weit, zu sagen: Dieses Thema, der Umgang mit der
    Flüchtlingsproblematik, ist auch ein Stück Bewährungs-
    probe für ganz Europa . Hier zeigt sich, in welchem Aus-
    maß wir eine echte Wertegemeinschaft sind und wie es
    mit der Solidarität und im Übrigen auch mit dem Einhal-
    ten der Regeln in Europa aussieht . Auch darauf müssen
    wir – genauso, wie wir es beim Euro gesagt haben – be-
    sonders achten .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich will all das unterstreichen, was zur Bekämpfung
    der Fluchtursachen gesagt wurde . Auch das gehört in die-
    sen Kanon . Ich glaube, es ist uns gerade in dieser Zeit be-
    sonders bewusst geworden, dass Innenpolitik, Entwick-
    lungshilfepolitik und Außenpolitik zusammengehören
    und nicht getrennt werden können, dass außenpolitische
    und entwicklungshilfepolitische Fragen Auswirkungen
    auf unsere innenpolitische Situation und Debatte haben .
    Deshalb darf dies in diesem Zusammenhang nicht außen
    vor gelassen werden .

    Ich danke sehr herzlich der Bundeskanzlerin, dem
    Bundesaußenminister, dem Bundesinnenminister und
    auch dem Bundesentwicklungshilfeminister für die Akti-
    vitäten und die vielen Gespräche auf europäischer Ebene
    in diesem Bereich, bei denen es darum geht, dicke Bret-
    ter zu bohren, um die Gesamtverantwortung der freien
    Welt zum Ausdruck zu bringen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg . Bettina Hagedorn [SPD])


    Meine Damen und Herren, ich will das Ganze neben
    den fachlichen Fragen auch in einen politischen Zusam-
    menhang stellen . Es ist eine Gesamtverantwortung von
    Bund, Ländern und Gemeinden, die wir haben . Ich den-
    ke aber auch, es ist eine Gesamtverantwortung, der sich

    alle demokratischen Parteien stellen müssen . Ich bin alt
    genug, um mich nicht nur als Beobachterin an den An-
    fang der 90er-Jahre zu erinnern, sondern als jemand, die
    damals schon dabei war . Aus dieser Erfahrung heraus
    kann ich nur sagen: Wir werden rechtsradikale Tenden-
    zen und Bestrebungen im Land nicht dadurch bekämp-
    fen, dass wir Dinge verschweigen und die Lebensrealität
    der Bevölkerung in den Städten und Gemeinden nicht
    wahrnehmen, genauso wenig, wie wir sie durch dumpfe
    Parolen bekämpfen werden . Vielmehr werden wir sie nur
    dann bekämpfen können, wenn wir die Aufgabe lösen,
    den Problemen ins Auge sehen und die Herausforderung
    annehmen . Dazu gehört aber auch, dass wir die Men-
    schen mitnehmen, dass wir ihre Sorgen und Ängste ernst
    nehmen und dass wir mit der nötigen Differenziertheit
    diskutieren, handeln und entscheiden .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir sind für diese große Aufgabe und Herausforde-
    rung meines Erachtens gut gewappnet . Die Bundeskanz-
    lerin hat heute deutlich gemacht, dem Land geht es gut .
    Es gibt mehr als 43 Millionen sozialversicherungspflich-
    tige Beschäftigte, so viele wie noch nie . Die Konjunktur
    läuft gut . Die Prognosen sind gut . Die Steuereinnahmen
    nicht nur des Bundes, sondern auch der Länder und Kom-
    munen sind gestiegen . Wir haben Handlungsspielräume
    nicht zuletzt aufgrund der soliden Politik der letzten Jah-
    re . Das zahlt sich heute aus . In den Jahren 2008 und 2009
    wären wir nicht in der Lage gewesen, die Herausforde-
    rungen, die sich uns heute stellen, zu meistern . Heute
    sind wir dazu in der Lage, weil wir solide gewirtschaf-
    tet und solide Politik gemacht haben . Wir haben heute
    Handlungsspielräume nicht nur in finanzieller Hinsicht,
    sondern auch von der Stimmung in der Bevölkerung her .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich sage das nicht, um uns in Zufriedenheit, schon gar
    nicht Selbstzufriedenheit zu wiegen . Vielmehr sage ich
    das in großer Dankbarkeit gegenüber allen Beteiligten in
    unserer Gesellschaft, den Arbeitnehmern, den Tarifpar-
    teien und den Unternehmern, aber auch gegenüber denje-
    nigen, die politische Verantwortung getragen haben und
    weiterhin tragen .

    Der vorliegende Haushalt setzt meines Erachtens
    die völlig richtigen Prioritäten . Erstens . Wir nehmen
    die große Herausforderung, die die Bewältigung der
    Flüchtlingsströme darstellt, an . Zweitens . Es bleibt bei
    der soliden Haushaltspolitik und der weiteren Entlastung
    der Kommunen . Drittens . Der Schwerpunkt bleiben die
    Investitionen in die Zukunft . Wir verstärken das bei der
    Verkehrsinfrastruktur und der Breitbandinfrastruktur, um
    nur zwei Bereiche zu nennen . Dazu gehören aber auch
    Bildung und Forschung. Viertens. Das Ganze findet in ei-
    nem völlig stabilen sozialen Umfeld statt . Wir vergessen
    nicht die Kranken und Schwächeren in unserer Gesell-
    schaft. Die Bundeskanzlerin hat bereits auf die Pflege-
    versicherung und die entsprechenden Stärkungsgesetze
    hingewiesen .

    Ich möchte ergänzend auf das hinweisen, was wir für
    die Familien getan haben . Zum Betreuungsgeld kann ich

    Gerda Hasselfeldt






    (A) (C)



    (B) (D)


    nur sagen: Die bayerischen Familien können sich darauf
    verlassen, dass sie auch künftig das Betreuungsgeld be-
    kommen .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das Bundesverfassungsgericht hat nicht, wie Herr Gysi
    behauptet hat, das Betreuungsgeld gekippt, sondern nur
    die Zuständigkeit moniert; ein bisschen Wahrheit muss
    schon sein, Herr Gysi .


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist genau der
    richtige Politikansatz, den wir in diesen schwierigen Ta-
    gen brauchen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)