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ID1811911100

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/119 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 119. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. September 2015 Inhalt Glückwünsche zum heutigen Geburtstag des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . 11513 A Glückwünsche zum Geburtstag des Bundes- ministers Dr . Gerd Müller sowie der Abge- ordneten Anette Hübinger, Arnold Vaatz, Kees de Vries, Gerda Hasselfeldt, Josef Göppel, Manfred Zöllmer, Dr . Hans-Peter Uhl und Erika Steinbach . . . . . . . . . . . . . . . . 11513 B Nach Deutschland kommende Flüchtlinge . . 11513 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11514 C b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11514 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11514 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließlich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 11520 C Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . 11522 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11524 C Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 11526 B Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11528 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11530 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11531 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11533 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11534 B Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 11535 C Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11537 B Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11539 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . 11540 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11543 A Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11544 B Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11546 A Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11547 B Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11547 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 11548 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11550 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 119 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 08 . September 2015II Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11551 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11553 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11555 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11557 C Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11558 B Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 11560 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11562 D Dr . Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11564 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11565 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . 11567 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11568 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 11570 A Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11571 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11573 A Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 11574 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11576 A Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . 11577 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11577 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 11578 B Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . 11579 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11581 C Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11583 D Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11584 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11586 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 11587 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 11589 C Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11590 D Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11592 B Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 11593 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11595 C Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11596 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 11598 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11599 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11601 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 119 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 08 . September 2015 11513 119. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. September 2015 Beginn 10 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Matthias Schmidt (Berlin) (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 119 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 08 . September 2015 11601 Anlagen zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 08 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 08 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 08 .09 .2015 Heil (Peine), Hubertus SPD 08 .09 .2015 Heller, Uda CDU/CSU 08 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 08 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 08 .09 .2015 Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lenkert, Ralph DIE LINKE 08 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 08 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 08 .09 .2015 Röspel, René SPD 08 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 08 .09 .2015 Steinbrück, Peer SPD 08 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Veit, Rüdiger SPD 08 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com, Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de http://www.satzweiss.com http://www.printsystem.de http://www.betrifft-gesetze.de 119. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Epl 15 Gesundheit Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 06 Innen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gabriele Fograscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

    Wie München am vergangenen Wochenende die Ankunft
    von Zehntausenden von Flüchtlingen bewältigt hat, war
    großartig und vorbildlich . Wir können dankbar sein für
    die Hilfsbereitschaft der vielen ehrenamtlichen und frei-
    willigen Helferinnen und Helfer . In diesen Dank möchte
    ich ausdrücklich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    des öffentlichen Dienstes und der Verwaltung einbezie-
    hen, die in diesen Tagen mehr als ihren Job machen .


    (Beifall im ganzen Hause)


    Diese Haltung der Menschen steht im krassen Gegen-
    satz zu den Äußerungen einiger aus der CSU .


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Oh ja, das ist wahr!)


    Heute, kurz vor der Debatte, gegen 15 Uhr gab es eine
    Tickermeldung mit dem Wortlaut:

    Aus der CSU wird die Forderung laut, abgelehnte
    Asylbewerber auch in das Bürgerkriegsland Syrien
    abzuschieben .


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Straubinger!)


    … Max Straubinger …: „Nicht überall in Syrien
    wird gekämpft . Aleppo ist nicht Damaskus .“

    Straubinger – so heißt es in dieser Meldung weiter – kri-
    tisierte die Aussage des SPD-Vorsitzenden Gabriel, der
    gesagt hat, dass Deutschland mit einer halben Million
    Flüchtlingen klarkomme . Für Straubinger ist dies „ein
    falsches Signal nach draußen“ .

    Herr Straubinger, geben Sie im Netz nur die Stichwor-
    te „Aleppo“ und „Damaskus“ ein . Dann sehen Sie zer-
    störte und umkämpfte Städte .


    (Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der soll da hinfahren! Dann weiß er, wovon er redet!)


    Die CSU will abschieben, abschrecken, abschotten und
    dann noch die Schuld der SPD zuweisen . So leisten Sie
    keinen Beitrag zur Bewältigung der wahrhaft großen
    Aufgabe, vor der wir stehen .


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zum Haushalt: Der vorliegende Entwurf des Ein-
    zelplans 06 für 2016 sieht Ausgaben in Höhe von rund
    6,8 Milliarden Euro vor . Das sind rund 8,2 Prozent mehr
    als 2015, und er enthält eben noch nicht das Maßnah-
    menpaket, das der Koalitionsausschuss am Wochenende
    beschlossen hat . Mehr Geld, mehr Personal und mehr
    Flexibilität sind nötig, um die Aufnahme und die Inte-
    gration der Flüchtlinge nicht nur kurzfristig bewältigen
    zu können .

    Dr . André Berghegger






    (A) (C)



    (B) (D)


    Schon seit Jahren steht die Bundespolizei am Rand
    der personellen und sachlichen Kapazitäten . Der Einsatz
    bei Großereignissen, der Kampf gegen die Alltagskri-
    minalität an Bahnhöfen und an Flughäfen und der Be-
    förderungsstau im mittleren Polizeivollzugsdienst wa-
    ren in den vergangenen Jahren immer Themen in den
    Haushaltsdebatten . Ich begrüße es ausdrücklich, dass
    der Koalitionsausschuss am vergangenen Sonntag be-
    schlossen hat, in den kommenden drei Jahren zusätzliche
    3 000 Stellen zu schaffen . Uns ist es wichtig, dass diese
    zusätzlichen Stellen nicht nur wegen der aktuellen Lage
    geschaffen werden, sondern langfristig erhalten bleiben .


    (Beifall bei der SPD)


    Vor der Sommerpause haben wir die Reform des Bun-
    desamtes für Verfassungsschutz beschlossen . Diese Kon-
    sequenz aus dem NSU-Untersuchungsausschuss bildet
    sich jetzt im Haushaltsentwurf ab . Die Zusammenarbeit
    mit den Verfassungsschutzbehörden der Länder und die
    Analysekompetenz im Bereich Rechtsextremismus sol-
    len und werden sich durch diese Aufstockung der Mittel
    verbessern .

    Die Bundeszentrale für politische Bildung leistet ei-
    nen wesentlichen Beitrag zur Extremismusprävention.
    Sie hat im Bereich „Salafismus und Dschihadismus“
    einen Aufgabenschwerpunkt gesetzt . Deshalb ist die im
    Haushaltsentwurf vorgesehene Kürzung der Mittel von
    6,8 Prozent kontraproduktiv . Sie muss im parlamentari-
    schen Verfahren korrigiert werden .


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg . Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Digitalisierung unserer Gesellschaft schreitet
    unaufhaltsam voran . Neben den positiven Seiten steigt
    auch die Gefährdung der digitalen Infrastruktur . Deshalb
    ist die Aufstockung der Mittel für das Bundesamt für
    Sicherheit in der Informationstechnik um 11 Millionen
    Euro notwendig . Wie wichtig die Arbeit des BSI ist, ha-
    ben wir hier im Deutschen Bundestag selbst erfahren, als
    das Bundestagsnetz das Ziel eines Hackerangriffs war .

    Auch das Bundeskriminalamt braucht eine moderne
    und leistungsfähige Software- und IT-Ausstattung . Der
    vorliegende Entwurf hält für das BKA einen Aufwuchs
    der Mittel für den Bereich „Software und Informations-
    technik“ um 3,7 Prozent bereit .

    Die wachsende Cyberkriminalität auf der einen Seite
    und das zunehmende digitale Abwickeln von Geschäften
    und Behördenangelegenheiten auf der anderen Seite ma-
    chen das BSI und das BKA zu unverzichtbaren Behör-
    den, die gut ausgestattet werden müssen .

    Datenschutz und Datensicherheit sind elementar für
    das Funktionieren der digitalen Welt . Die Datenschutz-
    beauftragte hat jetzt mit einer eigenen Behörde die not-
    wendige Unabhängigkeit, um öffentliche Stellen beraten
    und kontrollieren zu können . Um ihrem Auftrag gerecht
    zu werden, ist eine angemessene personelle und sach-
    liche Ausstattung notwendig . Der Haushalt der Daten-
    schutzbeauftragten ist von 9 Millionen Euro in 2013 auf
    13,2 Millionen in 2016 gestiegen . Aber auch für die Zu-
    kunft gilt: Mit steigenden Aufgaben muss auch die Per-
    sonalausstattung mithalten .

    Das Technische Hilfswerk ist im In- und Ausland im
    Einsatz . Die technische Ausstattung, der Fahrzeugbe-
    stand und die Liegenschaften entsprechen noch immer
    nicht den vielfältigen Aufgaben, die es zu bewältigen hat .
    Auch die vorgesehenen Kürzungen beim Bundesamt für
    Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe werden wir
    in den Beratungen nochmals thematisieren .

    Das BMI und seine nachgeordneten Behörden stehen
    beim Thema „Integration und Innere Sicherheit“ vor gro-
    ßen Herausforderungen . Wir werden bei den Beratungen
    zum Bundeshaushalt und zum Nachtragshaushalt alles
    daransetzen, dass das BMI diesen Herausforderungen
    gerecht werden kann .

    Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die Menschen,
    die nach Deutschland kommen, erhoffen sich Perspekti-
    ven, und sie wollen in Sicherheit leben . Perspektiven und
    Sicherheit erwarten auch die Menschen hier in Deutsch-
    land . Diese Aufgabe, vor der wir stehen, beschrieb
    Johannes Rau bereits 2000 in seiner Berliner Rede, aus
    der auch Sie, Herr Innenminister, zitiert haben, treffend:

    Wir brauchen eine neue Anstrengung für das Zu-
    sammenleben aller Menschen in Deutschland –
    ohne Angst und ohne Träumereien .

    Ich danke für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Der Kollege Dr . Reinhard Brandl hat für die CDU/

CSU-Fraktion das Wort .


(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Reinhard Brandl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

    Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging, als Sie am Wochen-
    ende die Bilder aus Ungarn und vom Münchener Haupt-
    bahnhof gesehen haben . Ich persönlich war hin- und
    hergerissen . Auf der einen Seite ging mir das Herz auf,
    als ich sah, mit welchem Engagement, mit welcher Hilfs-
    bereitschaft zahlreiche Ehrenamtliche und Vertreter von
    Hilfsorganisationen den Menschen auf der Flucht und in
    Not sofort unkompliziert beigestanden sind .

    Auf der anderen Seite ist mir auch bewusst, dass ge-
    nau diese Bilder dazu geeignet sind, falsche Hoffnungen
    bei Abertausenden Menschen zu wecken, die ebenfalls
    auf der Flucht sind und die vielleicht auch nach Deutsch-
    land kommen wollen . Es ist heute schon mehrmals ge-
    sagt worden: Wir können nicht alle aufnehmen . Wir kön-
    nen auch nicht allen, die zu uns wollen, eine Perspektive
    für Integration in Deutschland bieten .

    Meine Damen und Herren, ich werde gleich darüber
    sprechen, was wir in unserem Haushalt alles an Maß-
    nahmen stehen haben, um die aktuelle Krise in Deutsch-
    land und in Europa zu bewältigen . Aber ich will eines
    vorausschicken: Lösen können wir das Problem nicht in
    Deutschland und auch nicht in Europa . Die Lösung muss
    in den Herkunftsländern gefunden werden .

    Gabriele Fograscher






    (A) (C)



    (B) (D)



    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir befinden uns momentan gesamtstaatlich in ei-
    nem Notfallmodus . Die Zahl der Asylbewerber wächst
    exponentiell. Jede Prognose ist eine Verdoppelung der
    vorhergehenden Prognose . Erst waren es 200 000, dann
    400 000, jetzt 800 000 Menschen . Damit wir dieses
    Problem lösen, reicht es jetzt nicht, nur mehr Geld und
    Personal bereitzustellen – das werden wir auch in den
    kommenden Wochen tun –, sondern wir müssen auch an
    Strukturen, an Gesetze und Standards herangehen .

    Ich will Ihnen ein Beispiel nennen . Ich war letzte Wo-
    che mit einem Fall befasst, bei dem sich ein Landrat fast
    gezwungen sah, ein ehemaliges Kasernengebäude der
    Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zu be-
    schlagnahmen, weil er keine andere Möglichkeit mehr
    gesehen hat, die ihm zugewiesenen Flüchtlinge unter-
    zubringen . Dank einer guten Kooperation mit der BImA
    konnte in letzter Minute eine Lösung gefunden werden .
    Wir werden jetzt daran arbeiten, wie in solchen Fällen
    die Kommunen bei den Herrichtungskosten unterstützt
    werden .

    Aber das eigentliche Problem ist ein anderes . In dieses
    Gebäude sollte ursprünglich eine Hochschule einziehen .
    Dieser Plan ist zumindest zeitlich verschoben worden .
    Das Problem ist auch, dass wenige Kilometer davon ent-
    fernt an einer Bahnlinie Flächen zur Verfügung stehen,
    auf denen man Unterkünfte bauen und Asylbewerber
    unterbringen wollte, aber dann waren sie zu nah an der
    Bahnlinie, und aus immissionsschutzrechtlichen Grün-
    den war es nicht möglich, dort Unterkünfte zu errichten .

    Selbst wenn das möglich gewesen wäre, gab es noch
    eine andere Sache . Der Bürgermeister vor Ort sagte mir:
    Wenn er jetzt hier etwas Massives, etwas Festes bauen
    möchte und er sich dabei an die bei uns geltenden Bau-
    vorschriften und Vergabeverfahren hält, dann dauert das
    Ganze mindestens ein halbes Jahr, bevor er überhaupt
    daran denken kann, einen Auftrag zu vergeben . Deswe-
    gen, liebe Kolleginnen und Kollegen, müssen wir in der
    nächsten Woche nicht nur mehr Geld und Personal be-
    reitstellen, sondern wir müssen insbesondere auch unsere
    Standards der Situation anpassen .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Aber trotzdem bin ich ein Stück weit zuversichtlich,
    dass wir die Situation meistern, weil ich in den letzten
    Wochen gesehen habe, welche Kraft in unserem Land
    steckt . Ich habe vorher die Ehrenamtlichen und die Hilfs-
    organisationen erwähnt . Aber was unsere Mitarbeiter auf
    allen staatlichen Ebenen im Moment leisten, ist schier
    unbeschreiblich . Ich möchte mich deswegen an dieser
    Stelle explizit bei den Mitarbeitern im Bund bedanken,
    vor allen Dingen bei denen im BAMF und in der Bun-
    despolizei, bei den Mitarbeitern in den Ländern, aber vor
    allem auch bei den Mitarbeitern in den Kommunen, in
    den Landkreisen, die vor Ort täglich damit befasst sind,
    neue Unterkünfte zu organisieren, zu schauen, wie man
    Menschen unterbringen und ihnen unkompliziert helfen
    kann . Es ist unglaublich, wie sie über sich hinauswach-

    sen . Meine Damen und Herren, herzlichen Dank von die-
    ser Stelle aus .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Gleiches gilt für die Bürgermeister und Landräte, die
    diese Aufgabe als das begreifen, was sie ist, nämlich
    eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir profitieren als
    Gesamtgesellschaft auch davon, dass wir in einem der
    stabilsten, wohlhabendsten und sichersten Länder der
    Welt wohnen dürfen . Meine Damen und Herren, dann
    müssen wir auch damit umgehen, dass von uns für alle
    Menschen, die nicht so wie wir hier leben können, eine
    magnetische Anziehungskraft ausgeht .

    Meine Damen und Herren, ich habe es vorhin erwähnt:
    Wir können nicht alle, die zu uns kommen, bei uns auf-
    nehmen . Das fairste Verfahren für alle Beteiligten ist es,
    den Menschen, die zu uns kommen, frühzeitig mitzutei-
    len, ob sie in unserem Land eine Perspektive haben, und,
    wenn sie eine solche haben, ihnen schnellstmöglich In-
    tegrationsangebote – zum Beispiel in Form von Sprach-
    kursen – zu machen . Wenn sie keine Perspektive haben,
    sollten wir ihnen das auch offen sagen, sie zur Ausreise
    auffordern oder notfalls zurückführen .

    Gerade deshalb haben wir bereits in den letzten Jahren
    das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kontinu-
    ierlich verstärkt . Wir haben es im letzten Jahr um 300
    Mitarbeiter und in diesem Jahr in einer ersten Tranche
    um 350 Mitarbeiter verstärkt, und in einer zweiten Tran-
    che gab es eine Aufstockung um 750 Mitarbeiter .


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie wissen mittlerweile selber, dass das nicht konzentriert genug angegangen wird!)


    Liebe Frau Kollegin Hajduk, Sie haben jetzt gerade den
    Vorwurf gemacht, dass dort auch noch zu viele unbesetz-
    te Stellen vorhanden sind . Man muss aber natürlich sa-
    gen: 750 Stellen gelten seit dem 2 . Juli 2015 . Seitdem ist
    der Nachtragshaushalt in Kraft .


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir reden seit dem 8 . Mai von den 2 000!)


    Seitdem läuft auch die Besetzung, und ich bin zuversicht-
    lich, dass das Bundesamt bis Ende des Jahres all seine
    Stellen besetzt haben wird .


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und dann reicht das, glauben Sie?)


    Wir merken es auch bei den Verfahren . In den letzten
    Jahren wurden die Asylverfahren deutlich beschleunigt .
    In 2014 hatten wir eine durchschnittliche Verfahrensdau-
    er von 7,1 Monaten . Jetzt sind wir mittlerweile schon bei
    5,3 Monaten . Bei Syrern sind es 3,9 Monate .


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Brandl, Sie können so nicht weitermachen!)


    Das Problem ist nur, dass die Anzahl der Flüchtlinge viel
    schneller wächst, als dass wir in gleichem Tempo Perso-
    nal seriös einstellen und qualifizieren können; denn wir
    haben hohe Anforderungen an dieses Personal, was die
    Qualität ihrer Entscheidungen angeht .

    Dr . Reinhard Brandl






    (A) (C)



    (B) (D)



    (Thomas Strobl ist das! – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie reiten ins Chaos, wenn Sie so weitermachen!)


    Meine Damen und Herren, der Konflikt in der arabi-
    schen Welt, insbesondere in Syrien, betrifft uns nicht nur
    in Bezug auf die Flüchtlinge, sondern es gibt im Moment
    auch die größte Gefährdung – es ist die größte überhaupt
    in unserer Geschichte – durch islamistischen Terroris-
    mus . Auch wenn das jetzt momentan in den Medien nicht
    so sehr präsent ist – die Anschläge in Paris und Belgien
    sind erst wenige Monate her : Wir müssen uns auch, was
    die Sicherheitsbehörden anbelangt, auf diese Lage ein-
    stellen . Wir haben bei der Bundespolizei im letzten Jahr
    für dieses Jahr bereits 400 Stellen genehmigt . Dann ka-
    men die Anschläge . Der Minister hat das Antiterrorpaket
    mit verhandelt . Danach gab es 350 weitere Stellen . Und
    jetzt, angesichts der Eskalation der Flüchtlingskrise, gab
    es noch einmal 3 000 Stellen für die Bundespolizei .

    Sehr geehrter Herr de Maizière, sehr geehrter Herr
    Schäuble, vertreten heute durch Jens Spahn, ich möchte
    mich ganz herzlich bei BMI und BMF für den Schritt
    bedanken, der am letzten Sonntag getan worden ist . Das
    ist ein starkes Signal für die innere Sicherheit in unserem
    Land . Herzlichen Dank dafür .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Meine Damen und Herren, ich könnte noch über an-
    dere Sicherheitsbehörden sprechen . Die Frau Kollegin
    Fograscher hat vorhin angesprochen, dass das BSI groß-
    artige Leistungen bei der Bewältigung des Cyberangriffs
    gezeigt hat . Ich wüsste gar nicht, wie wir es ohne das BSI
    geschafft hätten .

    Der Präsident der Bundeshelfervereinigung des THW
    hat mich explizit auch noch einmal gebeten, etwas zum
    THW zu sagen . Das mache ich – insbesondere auch im
    Kontext der aktuellen Flüchtlingskrise – gern. Denn das
    THW ist die Organisation, die wirklich überall hilft . Auf
    der einen Seite muss es dorthin, wo Flüchtlinge ankom-
    men und kurzfristig in großem Maße schnell und unkom-
    pliziert untergebracht werden müssen . Auf der anderen
    Seite gilt das aber auch für die Herkunftsländer .

    Wir – Kollege Gerster und Frau Hajduk waren auch
    dabei – waren in al-Zaatari, einem Flüchtlingslager in
    Jordanien mit über 80 000 Flüchtlingen, die dort unter-
    gebracht sind .


    (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die handeln ganz andere Zahlen! Genau!)


    Das deutsche THW baut dort Kläranlagen und trägt
    vor Ort massiv dazu bei, dass die Menschen dort blei-
    ben . Deswegen haben wir das THW schon im laufenden
    Jahr mit einem großen Liegenschaftsprogramm gestärkt .
    Überall in Deutschland werden im Moment Liegenschaf-
    ten renoviert und neu gebaut . Ich möchte mich bei Bun-
    desminister de Maizière bedanken, der dem THW bereits
    im Regierungsentwurf 2 Millionen Euro mehr für Inves-
    titionen zur Verfügung gestellt und es auch bei den Ein-
    sparungen deutlich entlastet hat .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, der Haushalt des Bundes-
    innenministers ist nicht der größte im Bundeshaushalt,
    aber der Minister, sein Haus und der Haushalt werden
    einen entscheidenden Einfluss darauf haben, ob wir die
    aktuellen Krisen bewältigen . Herr Minister, unsere Un-
    terstützung haben Sie dabei .

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)