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ID1811910900

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    Plenarprotokoll 18/119 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 119. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. September 2015 Inhalt Glückwünsche zum heutigen Geburtstag des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . 11513 A Glückwünsche zum Geburtstag des Bundes- ministers Dr . Gerd Müller sowie der Abge- ordneten Anette Hübinger, Arnold Vaatz, Kees de Vries, Gerda Hasselfeldt, Josef Göppel, Manfred Zöllmer, Dr . Hans-Peter Uhl und Erika Steinbach . . . . . . . . . . . . . . . . 11513 B Nach Deutschland kommende Flüchtlinge . . 11513 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2016 (Haushaltsgesetz 2016) Drucksache 18/5500 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11514 C b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Finanzplan des Bundes 2015 bis 2019 Drucksache 18/5501 . . . . . . . . . . . . . . . . . 11514 C Dr . Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11514 D Allgemeine Finanzdebatte (einschließlich Einzelpläne 08, 20, 32 und 60) Dr . Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . 11520 C Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . 11522 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11524 C Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 11526 B Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11528 B Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11530 B Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11531 B Dr . Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11533 A Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11534 B Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 11535 C Antje Tillmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11537 B Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11539 A Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Hermann Gröhe, Bundesminister BMG . . . . 11540 D Dr . Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 11543 A Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11544 B Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11546 A Dr . Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11547 B Kordula Schulz-Asche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11547 D Dr . Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . 11548 B Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 11550 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 119 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 08 . September 2015II Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11551 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11553 D Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 11555 C Burkhard Blienert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11557 C Helmut Heiderich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11558 B Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz und für Ver- braucherschutz Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . 11560 C Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11562 D Dr . Patrick Sensburg (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11564 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11565 B Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . 11567 B Dennis Rohde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11568 D Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE) . . 11570 A Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 11571 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11573 A Dr . Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 11574 D Dr . Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 11576 A Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . 11577 D Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11577 C Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . 11578 B Klaus-Dieter Gröhler (CDU/CSU) . . . . . . . . 11579 C Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr . Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11581 C Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11583 D Dr . Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11584 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 11586 C Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 11587 D Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 11589 C Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 11590 D Luise Amtsberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11592 B Dr . André Berghegger (CDU/CSU) . . . . . . . . 11593 C Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 11595 C Dr . Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . 11596 D Matthias Schmidt (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . 11598 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11599 C Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 11601 A (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 119 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 08 . September 2015 11513 119. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. September 2015 Beginn 10 .00 Uhr
  • folderAnlagen
    Matthias Schmidt (Berlin) (A) (C) (B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 119 . Sitzung . Berlin, Dienstag, den 08 . September 2015 11601 Anlagen zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Becker, Dirk SPD 08 .09 .2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Groth, Annette DIE LINKE 08 .09 .2015 Hartmann (Wackern- heim), Michael SPD 08 .09 .2015 Heil (Peine), Hubertus SPD 08 .09 .2015 Heller, Uda CDU/CSU 08 .09 .2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 08 .09 .2015 Kiziltepe, Cansel SPD 08 .09 .2015 Klein-Schmeink, Maria BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Kolbe, Daniela SPD 08 .09 .2015 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lenkert, Ralph DIE LINKE 08 .09 .2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 08 .09 .2015 Renner, Martina DIE LINKE 08 .09 .2015 Röspel, René SPD 08 .09 .2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 08 .09 .2015 Schwarzelühr-Sutter, Rita SPD 08 .09 .2015 Steinbrück, Peer SPD 08 .09 .2015 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08 .09 .2015 Veit, Rüdiger SPD 08 .09 .2015 Satz: Satzweiss.com, Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de http://www.satzweiss.com http://www.printsystem.de http://www.betrifft-gesetze.de 119. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1 Einbringung Haushaltsgesetz 2016 Epl 08, Epl 20, Epl 32, Epl 60 Allgemeine Finanzdebatte Epl 15 Gesundheit Epl 07 Justiz und Verbraucherschutz Epl 06 Innen Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. André Berghegger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

    nen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Wir bera-
    ten hier den Regierungsentwurf 2016 für den Bereich des
    Bundesministeriums des Innern und seiner Behörden . Der
    Bereich hat ein Gesamtvolumen von 6,8 Milliarden Euro .
    Das ist eine Steigerung von gut 520 Millionen Euro im
    Vergleich zum letzten Jahr . Es werden deutliche Schwer-
    punkte in diesem Bereich gesetzt . Aus meiner Sicht sind
    es zwei Schwerpunkte, die wir vernehmen können, und
    zwar die Stärkung der Terrorismusbekämpfung und der
    Bereich des Asylverfahrens und der Integration .

    Zum ersten Bereich, der Stärkung der Terrorismusbe-
    kämpfung . Über 4 Milliarden Euro – das sind gut zwei
    Drittel des Etats – werden in den Sicherheitsbereich ein-
    gebracht und dort verwendet . Das sind insbesondere die
    Bereiche der Bundespolizei, des Bundeskriminalamtes,
    des THW, des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und
    Katastrophenhilfe und des Bundesamtes für Sicherheit in
    der Informationstechnik . Die Bedrohungslage durch den
    internationalen Terrorismus stellt unsere Sicherheitsbe-
    hörden vor große Herausforderungen . Da nenne ich ins-
    besondere das Bundeskriminalamt als Zentralstelle für
    die deutschen Polizeibehörden und als zuständige Be-
    hörde für die internationale Zusammenarbeit . Hier wer-
    den nach derzeitigem Stand zusätzlich 200 Stellen und
    12 Millionen Euro als Sachmittel hinzugegeben .

    Nennen möchte ich auch die Bundespolizei, die nach
    dem Stand des Regierungsentwurfs zusätzlich 350 Stel-
    len und 26 Millionen Euro an Sachmitteln bekommt .
    Insbesondere hat sie die Aufgabe, die kritischen Infra-
    strukturen wie Bahn und Flughäfen zu schützen . Nicht
    vergessen wollen wir das Bundesamt für Verfassungs-
    schutz .

    Seit zwei Jahren hat sich insbesondere der Konflikt
    in Syrien zum Anziehungspunkt für gewaltbereite Isla-
    misten aus ganz Europa und damit auch aus Deutschland
    entwickelt . Die Ausreise nach Syrien sowie die Rück-
    kehr stellen besondere Gefahrenlagen für die Sicherheit
    in Deutschland dar . Über 700 Islamisten aus Deutschland
    sind in Richtung Syrien und in den Irak gewandert . Rund
    ein Drittel dieser gereisten Personen ist zurzeit wieder in
    Deutschland, davon rund 50 Personen, die sich aktiv an
    bewaffnetem Widerstand beteiligt haben . Damit ist die
    Gefahr von dschihadistisch motivierten Gewalttaten im
    Bundesgebiet jederzeit so, dass sie sich konkretisieren

    Luise Amtsberg






    (A) (C)



    (B) (D)


    kann . Deswegen denke ich, dass der Aufwuchs in diesen
    beiden Bereichen dieses Einzelplans, so wie ich es gera-
    de beschrieben habe, gut und richtig ist und dass diese
    Schwerpunktsetzung stimmt .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Der weitere Schwerpunkt „Asylverfahren und Integra-
    tion“ – wir haben es heute in vielen Beiträgen gehört – ist
    ein äußerst emotionaler Bereich . In den letzten Wochen
    haben wir ständig Bilder von leidgeplagten Menschen
    vor Augen, die auf der Flucht vor Krieg und Elend alles
    verloren haben und nach Sicherheit suchen und sich des-
    wegen auf nach Europa gemacht haben .

    Ich habe neulich gelesen, dass Kinderfotos uns die
    Wahrheit in all ihrer Emotionalität und Bandbreite näher-
    bringen sollen; das ist richtig. Zwei Bilder haben sich bei
    mir besonders eingeprägt . Eines ist heute schon mehrfach
    erwähnt worden . Das ist das Bild des kleinen syrischen
    Jungen, der leblos an die türkische Küste gespült worden
    ist . Das ist eine Bandbreite der Skala . Das andere Bild
    zeigt das lachende kleine Mädchen mit den schwarzen
    Locken, das sich freut, in Deutschland zu sein, das sich
    aufs Lernen freut, weil es Ärztin werden will . Diese Bil-
    der berühren uns alle, und es kommen täglich neue hinzu .

    Trotz aller Emotionen – da schließe ich an die Aus-
    sagen von Thomas Strobl an – brauchen wir, glaube ich,
    die – ich will es einmal so formulieren – richtige Balance
    zwischen Herz und Verstand, um dieser Aufgabe gerecht
    zu werden, um diese Herausforderung der Asyl- und
    Flüchtlingspolitik zu lösen . Das wird die größte Heraus-
    forderung, der wir uns gegenübersehen . Ich glaube auch,
    dass sich die Denkweise dieser Unterscheidung mehr und
    mehr in der Bevölkerung verbreitet .

    Diese Herausforderung wird Auswirkungen auf viele
    Bereiche des Haushaltes haben. Wir sollten die finan-
    ziellen Spielräume, die wir dieses Jahr haben, für die-
    se Aufgabe nutzen . Das wird schwierig genug, und das
    erfordert Disziplin . Aber wir können das schaffen und
    dennoch die langfristigen Haushaltsziele einhalten, als
    da sind: ein ausgeglichener Haushalt, eine Steigerung der
    Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung und
    im Bereich der Bildung . Andere Wünsche sollten sich
    hier zurücknehmen und unterordnen .

    Die Situation rund um die Flüchtlinge zeigt aus mei-
    ner Sicht ein Weiteres: Der Haushalt von einem Jahr, so
    wie wir es systematisch kennen, ist manchmal viel zu
    langfristig gedacht . Er kann mit den Entwicklungen in
    der Realität gar nicht Schritt halten . Bei Aufstellung des
    Entwurfs des Haushaltsplans ging die Prognose noch –
    wir haben es gehört – von 400 000, 450 000 Flüchtlingen
    aus . Das ist erst einige Wochen her . Im August prognos-
    tizierte der Innenminister dann die Ankunft von 800 000
    Flüchtlingen in diesem Jahr .

    Natürlich hat das Auswirkungen . Es hat Auswirkun-
    gen auf Stellen und Sachmittel . Ich knüpfe da an Frau
    Hajduk an . Natürlich hat das einen weiteren Schritt zur
    Folge . Die Beschlusslage hier bei uns im Hohen Haus ist
    das eine, aber die Beschlüsse müssen umgesetzt werden .
    Wir müssen uns in nächster Zeit darüber unterhalten, wie

    wir bei diesen gestiegenen Anforderungen ausgewiesene
    Stellen weiterhin schnellstmöglich besetzen können, um
    dieser Aufgabe effektiv nachgehen zu können . Darüber
    werden wir während des Haushaltplanverfahrens, denke
    ich, im Detail diskutieren .

    Diese Entwicklung ist aus meiner Sicht auch ein Beleg
    dafür, dass es gut ist, den Haushalt auf Sicht zu fahren,
    nicht vorschnell Spielräume nachhaltig zu verplanen,
    sondern Freiräume zu erarbeiten, um flexibel auf genau
    solche Situationen zu reagieren, wie wir sie jetzt vorfin-
    den .

    Ich glaube, man kann es nur immer wieder betonen:
    Die Menschen in Deutschland begegnen den Flücht-
    lingen mit einer überwältigenden Hilfsbereitschaft und
    Solidarität . Ich habe das Bild vom Wochenende vor Au-
    gen: Spalier stehende Menschen in München, wo am
    Wochenende Tausende am Bahnhof angekommen sind .
    Das stimmt mich und, ich denke, uns alle zuversichtlich .
    Dieses große Engagement gemeinsam mit unserer wirt-
    schaftlichen Stärke in unserem Land ist der Grund da-
    für, dass wir die Herausforderung selbstbewusst angehen
    können und dass wir sie auch stemmen können .

    Die größte Belastung entsteht natürlich bei den Kom-
    munen . Die Aufgabe können wir lösen, aber wir können
    sie nur gesamtgesellschaftlich lösen, Staat und Zivilge-
    sellschaft gemeinsam . Für dieses große Engagement,
    teilweise über die Belastungsgrenze hinweg – Frau Högl,
    hier möchte ich gerne an das anknüpfen, was Sie gesagt
    haben –, egal ob haupt- oder ehrenamtlich, möchte ich an
    dieser Stelle allen Menschen danken, die sich da einge-
    setzt haben . Danke für dieses Engagement!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir sind ein weltoffenes, tolerantes und solidarisches
    Land . Darauf können wir stolz sein . Deshalb gibt es bei
    uns auch keinerlei Toleranz für diese empörenden Vor-
    gänge der Extremisten und radikalen Gewalttäter in der
    letzten Zeit .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Im Gegenteil: Wir werden das staatliche und das ehren-
    amtliche Engagement im Bereich der Flüchtlingsarbeit in
    Zukunft weiter verstärken und verstetigen . Wir müssen
    aber auch die Behördenstrukturen und die Verfahren in
    den Fokus nehmen und auf ein dauerhaft hohes Niveau
    anpassen und nicht dauerhaft nur improvisieren . Das gilt
    für den Bund ebenso wie für die Länder. Ich finde, es
    ist ein wichtiges Signal, was der Koalitionsausschuss am
    Wochenende beraten und beschlossen hat . Frau Jelpke,
    natürlich kann man sagen, dass 3 Milliarden Euro zu we-
    nig sind, aber ich möchte eines anmerken: Lassen Sie uns
    nicht in einen Wettbewerb der Überbietung gehen, wel-
    che Zahl richtig ist . Ich glaube, wir sollten erst die Auf-
    gabe beschreiben, an der Lösung arbeiten und uns dann
    gemeinsam um die Finanzierung kümmern .


    (Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Uns geht es auch mehr um die grundsätzliche Struktur: Bund und Länder! – Thomas Strobl [CDU/CSU]: Das ist die richtige Reihenfolge, ja!)


    Dr . André Berghegger






    (A) (C)



    (B) (D)


    Am Wochenende wurde im Koalitionsausschuss fest-
    gehalten – so verstehe ich es -: Alle, die zu uns kom-
    men, werden menschenwürdig behandelt . Alle, die zu
    uns kommen, werden menschenwürdig aufgenommen .
    Die, die einen Asylgrund haben, werden schnell auf die
    Kommunen verteilt, und die Integration soll frühestmög-
    lich – so wie Sie es beschrieben haben, Herr Lischka –
    anfangen .

    Wir haben in Deutschland einen Rechtsstaat, um den
    uns viele in der Welt beneiden . Ich bin aber der tiefen
    Überzeugung, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung,
    die wir jetzt haben, auch davon abhängt, dass ein Rechts-
    staat vollzogen wird . Deshalb müssen diejenigen ohne
    Asylgrund, so schwer es auch ist, schnell in ihre Heimat
    zurückgeführt werden, so menschlich nachvollziehbar
    wirtschaftliche oder andere soziale Gründe auch sind .
    Unser Asylrecht bietet keinen geeigneten Weg hierfür .


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Richtig!)


    Ich appelliere an dieser Stelle an die Länder, ihrer Ver-
    antwortung nachzukommen und sich dort, höflich formu-
    liert, noch mehr zu engagieren .

    Wir werden für Angehörige der Weltbalkanstaaten die
    Möglichkeit der Einwanderung insbesondere bei Vor-
    liegen eines Arbeitsvertrages oder eines Ausbildungs-
    vertrages deutlich machen, um legale Einreisewege aus
    der Heimat aufzuzeigen . Wir werden Fluchtursachen in
    den Heimatländern stärker bekämpfen und natürlich die
    Solidarität anderer EU-Länder einfordern . Hierzu hat der
    Minister am Anfang ein umfassendes Maßnahmenpaket
    vorgestellt . Denn eines ist klar: Bei weltweit geschätzten
    60 Millionen Flüchtlingen geht es auf Dauer nicht, dass
    einige wenige Länder mit der Bewältigung dieser Ent-
    wicklung alleingelassen werden .

    Neben der europäischen Solidarität müssen wir auf
    ein gemeinsames Asylsystem drängen, immer wieder
    Wert darauf legen und dafür werben . Wir werden schnell
    handeln, so wie es auch bei anderen Themen geschehen
    ist und wie es beispielsweise Kardinal Marx angemerkt
    hat . Den Zeitplan haben wir gehört: Wenn alles glatt
    läuft und alle mitmachen, werden wir Mitte Oktober ein
    großes Maßnahmenpaket beschlossen haben, in die Um-
    setzung gehen können und gute, nachhaltige Lösungen
    erarbeiten .


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg . Burkhard Lischka [SPD])


    Zum Schluss kann ich sagen: Die Menschen in diesem
    Land erwarten von uns eine sachliche Debatte ohne par-
    teipolitisches Klein-Klein . Der Regierungsentwurf für
    diesen Haushalt und die Beschlusslage im Koalitionsaus-
    schuss liefern hierfür eine gute Grundlage, eine Chance,
    diese gesellschaftliche Herausforderung anzugehen . Der
    Wunsch ist eine möglichst große Zustimmung . Ich kann
    für die CDU/CSU-Fraktion sagen, dass wir sicherlich un-
    seren Beitrag dazu leisten werden .

    Ich freue mich auf die anstehende Debatte und bedan-
    ke mich fürs freundliche Zuhören .


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Das Wort hat die Kollegin Gabi Fograscher für die

SPD-Fraktion .


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gabriele Fograscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

    Wie München am vergangenen Wochenende die Ankunft
    von Zehntausenden von Flüchtlingen bewältigt hat, war
    großartig und vorbildlich . Wir können dankbar sein für
    die Hilfsbereitschaft der vielen ehrenamtlichen und frei-
    willigen Helferinnen und Helfer . In diesen Dank möchte
    ich ausdrücklich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
    des öffentlichen Dienstes und der Verwaltung einbezie-
    hen, die in diesen Tagen mehr als ihren Job machen .


    (Beifall im ganzen Hause)


    Diese Haltung der Menschen steht im krassen Gegen-
    satz zu den Äußerungen einiger aus der CSU .


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Oh ja, das ist wahr!)


    Heute, kurz vor der Debatte, gegen 15 Uhr gab es eine
    Tickermeldung mit dem Wortlaut:

    Aus der CSU wird die Forderung laut, abgelehnte
    Asylbewerber auch in das Bürgerkriegsland Syrien
    abzuschieben .


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Straubinger!)


    … Max Straubinger …: „Nicht überall in Syrien
    wird gekämpft . Aleppo ist nicht Damaskus .“

    Straubinger – so heißt es in dieser Meldung weiter – kri-
    tisierte die Aussage des SPD-Vorsitzenden Gabriel, der
    gesagt hat, dass Deutschland mit einer halben Million
    Flüchtlingen klarkomme . Für Straubinger ist dies „ein
    falsches Signal nach draußen“ .

    Herr Straubinger, geben Sie im Netz nur die Stichwor-
    te „Aleppo“ und „Damaskus“ ein . Dann sehen Sie zer-
    störte und umkämpfte Städte .


    (Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der soll da hinfahren! Dann weiß er, wovon er redet!)


    Die CSU will abschieben, abschrecken, abschotten und
    dann noch die Schuld der SPD zuweisen . So leisten Sie
    keinen Beitrag zur Bewältigung der wahrhaft großen
    Aufgabe, vor der wir stehen .


    (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Zum Haushalt: Der vorliegende Entwurf des Ein-
    zelplans 06 für 2016 sieht Ausgaben in Höhe von rund
    6,8 Milliarden Euro vor . Das sind rund 8,2 Prozent mehr
    als 2015, und er enthält eben noch nicht das Maßnah-
    menpaket, das der Koalitionsausschuss am Wochenende
    beschlossen hat . Mehr Geld, mehr Personal und mehr
    Flexibilität sind nötig, um die Aufnahme und die Inte-
    gration der Flüchtlinge nicht nur kurzfristig bewältigen
    zu können .

    Dr . André Berghegger






    (A) (C)



    (B) (D)


    Schon seit Jahren steht die Bundespolizei am Rand
    der personellen und sachlichen Kapazitäten . Der Einsatz
    bei Großereignissen, der Kampf gegen die Alltagskri-
    minalität an Bahnhöfen und an Flughäfen und der Be-
    förderungsstau im mittleren Polizeivollzugsdienst wa-
    ren in den vergangenen Jahren immer Themen in den
    Haushaltsdebatten . Ich begrüße es ausdrücklich, dass
    der Koalitionsausschuss am vergangenen Sonntag be-
    schlossen hat, in den kommenden drei Jahren zusätzliche
    3 000 Stellen zu schaffen . Uns ist es wichtig, dass diese
    zusätzlichen Stellen nicht nur wegen der aktuellen Lage
    geschaffen werden, sondern langfristig erhalten bleiben .


    (Beifall bei der SPD)


    Vor der Sommerpause haben wir die Reform des Bun-
    desamtes für Verfassungsschutz beschlossen . Diese Kon-
    sequenz aus dem NSU-Untersuchungsausschuss bildet
    sich jetzt im Haushaltsentwurf ab . Die Zusammenarbeit
    mit den Verfassungsschutzbehörden der Länder und die
    Analysekompetenz im Bereich Rechtsextremismus sol-
    len und werden sich durch diese Aufstockung der Mittel
    verbessern .

    Die Bundeszentrale für politische Bildung leistet ei-
    nen wesentlichen Beitrag zur Extremismusprävention.
    Sie hat im Bereich „Salafismus und Dschihadismus“
    einen Aufgabenschwerpunkt gesetzt . Deshalb ist die im
    Haushaltsentwurf vorgesehene Kürzung der Mittel von
    6,8 Prozent kontraproduktiv . Sie muss im parlamentari-
    schen Verfahren korrigiert werden .


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg . Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Die Digitalisierung unserer Gesellschaft schreitet
    unaufhaltsam voran . Neben den positiven Seiten steigt
    auch die Gefährdung der digitalen Infrastruktur . Deshalb
    ist die Aufstockung der Mittel für das Bundesamt für
    Sicherheit in der Informationstechnik um 11 Millionen
    Euro notwendig . Wie wichtig die Arbeit des BSI ist, ha-
    ben wir hier im Deutschen Bundestag selbst erfahren, als
    das Bundestagsnetz das Ziel eines Hackerangriffs war .

    Auch das Bundeskriminalamt braucht eine moderne
    und leistungsfähige Software- und IT-Ausstattung . Der
    vorliegende Entwurf hält für das BKA einen Aufwuchs
    der Mittel für den Bereich „Software und Informations-
    technik“ um 3,7 Prozent bereit .

    Die wachsende Cyberkriminalität auf der einen Seite
    und das zunehmende digitale Abwickeln von Geschäften
    und Behördenangelegenheiten auf der anderen Seite ma-
    chen das BSI und das BKA zu unverzichtbaren Behör-
    den, die gut ausgestattet werden müssen .

    Datenschutz und Datensicherheit sind elementar für
    das Funktionieren der digitalen Welt . Die Datenschutz-
    beauftragte hat jetzt mit einer eigenen Behörde die not-
    wendige Unabhängigkeit, um öffentliche Stellen beraten
    und kontrollieren zu können . Um ihrem Auftrag gerecht
    zu werden, ist eine angemessene personelle und sach-
    liche Ausstattung notwendig . Der Haushalt der Daten-
    schutzbeauftragten ist von 9 Millionen Euro in 2013 auf
    13,2 Millionen in 2016 gestiegen . Aber auch für die Zu-
    kunft gilt: Mit steigenden Aufgaben muss auch die Per-
    sonalausstattung mithalten .

    Das Technische Hilfswerk ist im In- und Ausland im
    Einsatz . Die technische Ausstattung, der Fahrzeugbe-
    stand und die Liegenschaften entsprechen noch immer
    nicht den vielfältigen Aufgaben, die es zu bewältigen hat .
    Auch die vorgesehenen Kürzungen beim Bundesamt für
    Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe werden wir
    in den Beratungen nochmals thematisieren .

    Das BMI und seine nachgeordneten Behörden stehen
    beim Thema „Integration und Innere Sicherheit“ vor gro-
    ßen Herausforderungen . Wir werden bei den Beratungen
    zum Bundeshaushalt und zum Nachtragshaushalt alles
    daransetzen, dass das BMI diesen Herausforderungen
    gerecht werden kann .

    Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die Menschen,
    die nach Deutschland kommen, erhoffen sich Perspekti-
    ven, und sie wollen in Sicherheit leben . Perspektiven und
    Sicherheit erwarten auch die Menschen hier in Deutsch-
    land . Diese Aufgabe, vor der wir stehen, beschrieb
    Johannes Rau bereits 2000 in seiner Berliner Rede, aus
    der auch Sie, Herr Innenminister, zitiert haben, treffend:

    Wir brauchen eine neue Anstrengung für das Zu-
    sammenleben aller Menschen in Deutschland –
    ohne Angst und ohne Träumereien .

    Ich danke für die Aufmerksamkeit .


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)