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ID1811009400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/110 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 110. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 23: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erhöhung der Si- cherheit informationstechnischer Sys- teme (IT-Sicherheitsgesetz) Drucksachen 18/4096, 18/512110563 A . . 10563 A – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/5122 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10563 B Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10563 C Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10566 A Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 10567 A Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10569 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 10570 C Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 10572 A Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10573 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10574 C Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10576 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 10577 D Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 10579 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 10580 D Tagesordnungspunkt 24: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung ei- ner Speicherpflicht und Höchstspei- cherfrist für Verkehrsdaten Drucksache 18/5088 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10582 C b) Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Dr. André Hahn, Ulla Jelpke, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Auf Vorratsdatenspeicherung verzichten Drucksache 18/4971 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10582 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10582 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10585 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 10586 A Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10588 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10589 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10591 C Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 10593 B Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10594 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 10594 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10596 A Dr. Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 10597 C Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 10598 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10600 D Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10602 A Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, Dr. Diether Dehm, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 Keine Paralleljustiz für internationale Kon- zerne durch Freihandelsabkommen Drucksache 18/5094 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10603 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 10603 B Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10604 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 10606 B Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10607 A Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10608 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 10610 A Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10610 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 10612 C Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10613 A Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10613 B Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des nationalen Bankenabwick- lungsrechts an den Einheitlichen Abwick- lungsmechanismus und die europäischen Vorgaben zur Bankenabgabe (Abwick- lungsmechanismusgesetz – AbwMechG) Drucksache 18/5009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10614 C Dr. Michael Meister, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10614 C Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 10615 D Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10616 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10617 D Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . 10618 D Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 10619 D Alexander Radwan (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10621 A Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Einhaltung der Menschenrechte in Aserbaidschan einfordern Drucksache 18/5092 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10621 D b) Antrag der Abgeordneten Özcan Mutlu, Monika Lazar, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Demokra- tie, Rechtsstaatlichkeit und Menschen- rechte in Aserbaidschan auch bei den Europaspielen 2015 einfordern Drucksache 18/5097 (neu) . . . . . . . . . . . . 10622 A Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 10622 A Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 10624 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10625 B Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 10625 B Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 10625 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10626 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . 10627 B Tagesordnungspunkt 28: a) Antrag der Abgeordneten Luise Amtsberg, Tom Koenigs, Omid Nouripour, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Seenotrettung jetzt – Konsequenzen aus Flüchtlings- katastrophen auf dem Mittelmeer zie- hen Drucksache 18/4695 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10628 B b) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Mittelmeer darf nicht zum Massen- grab werden – Für eine Umkehr in der EU-Asylpolitik Drucksache 18/4838 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10628 C Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10628 C Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10629 D Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10630 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10631 A Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10632 B Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10632 C Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 10633 B Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 10634 B Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 10635 C Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 10636 D Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 10638 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10639 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 10641 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10641 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 10563 (A) (C) (D)(B) 110. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 10641 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Baerbock, Annalena BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Barthel, Klaus SPD 12.06.2015 Becker, Dirk SPD 12.06.2015 Behrens (Börde), Manfred CDU/CSU 12.06.2015 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 12.06.2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Evers-Meyer, Karin SPD 12.06.2015 Ferner, Elke SPD 12.06.2015 Flisek, Christian SPD 12.06.2015 Freese, Ulrich SPD 12.06.2015 Freitag, Dagmar SPD 12.06.2015 Gabriel, Sigmar SPD 12.06.2015 Giousouf, Cemile CDU/CSU 12.06.2015 Groneberg, Gabriele SPD 12.06.2015 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 12.06.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 12.06.2015 Ilgen, Matthias SPD 12.06.2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 12.06.2015 Dr. Kippels, Georg CDU/CSU 12.06.2015 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 12.06.2015 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 12.06.2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Movassat, Niema DIE LINKE 12.06.2015 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 12.06.2015 Nietan, Dietmar SPD 12.06.2015 Post (Minden), Achim SPD 12.06.2015 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 12.06.2015 Röspel, René SPD 12.06.2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 12.06.2015 Schulte, Ursula SPD 12.06.2015 Stein, Peter CDU/CSU 12.06.2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 12.06.2015 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sozialbericht 2013 Drucksache 17/14332 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Strategie der Bundesregierung zum Europäischen For- schungsraum Leitlinien und nationale Roadmap Drucksache 18/2260 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 10642 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 (A) (C) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Umsetzung des Bologna-Prozesses 2012 bis 2015 in Deutschland Drucksachen 18/4385, 18/4732 Nr. 1 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 18/4152 Nr. A.1 EP P8_TA-PROV(2015)0009 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/4749 Nr. A.24 EP P8_TA-PROV(2015)0070 Drucksache 18/4749 Nr. A.25 Ratsdokument 7139/15 Drucksache 18/4749 Nr. A.26 Ratsdokument 7219/15 Finanzausschuss Drucksache 18/4749 Nr. A.29 Ratsdokument 7375/15 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/4749 Nr. A.33 Ratsdokument 6592/15 Drucksache 18/4749 Nr. A.35 Ratsdokument 7361/15 Drucksache 18/4749 Nr. A.36 Ratsdokument 7365/15 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr. C.43 Ratsdokument 11177/13 Drucksache 18/419 Nr. A.182 Ratsdokument 11915/13 Drucksache 18/419 Nr. A.191 Ratsdokument 15803/13 Drucksache 18/419 Nr. A.192 Ratsdokument 15808/13 Drucksache 18/1048 Nr. A.20 Ratsdokument 7413/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.14 Ratsdokument 10154/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.13 Ratsdokument 10604/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.17 EP P8_TA-PROV(2014)0038 Drucksache 18/3765 Nr. A.16 Ratsdokument 15953/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.17 Ratsdokument 15985/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.18 Ratsdokument 15988/14 Drucksache 18/4152 Nr. A.14 Ratsdokument 5469/15 In der Amtlichen Mitteilung ohne Verlesung, 104. Sit- zung, Seite 9974 (A), ist „Ratsdokument 8229/13“ zu streichen. (B) (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 110. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 23 IT-Sicherheitsgesetz TOP 24 Speicherpflicht und -frist für Verkehrsdaten TOP 25 Schiedsgerichte in Freihandelsabkommen TOP 26 EU-Vorgaben für Bankenabwicklungsrecht TOP 27 Menschenrechte und Europaspiele in Aserbaidschan TOP 28 Seenotrettung und EU-Asylpolitik Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Axel Troost


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Ich möchte kurz auf den Beginn der Finanzkrise im Sep-
    tember 2008 zurückblicken. Nach der Pleite der US-
    Bank Lehman Brothers versuchte der damalige Finanz-
    minister Steinbrück uns noch weiszumachen, die Fi-
    nanzkrise sei vor allen Dingen ein amerikanisches Pro-
    blem. Wenige Tage später standen überall in Europa die
    Menschen vor den Banken.


    (Manfred Zöllmer [SPD]: Überall nicht! Das stimmt nicht!)






    Dr. Axel Troost


    (A) (C)



    (D)(B)

    Während dieser Phase schlug der niederländische Fi-
    nanzminister Jan Pieter Balkenende einen europäischen
    Rettungsfonds vor. Demnach sollten alle Mitgliedstaaten
    einen Beitrag von circa 3 Prozent des Sozialproduktes
    bereitstellen. Für Deutschland wären das damals 75 Mil-
    liarden Euro gewesen. Der Fonds sollte aus 27 separaten
    Fonds bestehen, die nur dem jeweiligen Mitgliedstaat
    zur Verfügung standen, aber nach gleichen Richtlinien
    eingesetzt werden sollten. Dieser Vorschlag kommt uns
    heute bekannt vor. Auch der damalige französische Prä-
    sident Sarkozy hatte ähnliche Überlegungen in die Dis-
    kussion gebracht. Die Bundesregierung hat darauf aber
    eben nicht reagiert, sondern auf eigene Faust gehandelt.
    Wir haben dafür erst rund 500 Milliarden Euro als Ret-
    tungsmaßnahme ins Schaufenster gestellt und am
    Schluss letztlich auf nationaler Ebene einen Restruktu-
    rierungsfonds für den Bankenbereich gegründet. Jetzt
    wird dieser Fonds in einen europäischen Fonds über-
    führt.

    Der Unterschied zum damaligen Vorschlag ist aber:
    Nach dem Vorschlag von Balkenende hätte der EU-weite
    Fonds ein Volumen von 375 Milliarden Euro gehabt.
    Auf die Euro-Zone, also die Staaten der jetzigen Ban-
    kenunion, heruntergerechnet, wären das rund 280 Mil-
    liarden Euro gewesen. Der nun eingerichtete Einheitli-
    che Abwicklungsfonds der Euro-Zone hat aber nur ein
    Zielvolumen von circa 55 Milliarden Euro, und das soll
    erst in zehn Jahren erreicht werden. Selbst der jetzt abge-
    löste deutsche Rettungsfonds hatte ein Zielvolumen von
    70 Milliarden Euro, also ein deutlich höheres Volumen
    als der gesamte europäische Fonds. Allerdings – das
    muss man auch konkret sagen –: Obwohl wir ihn seit
    drei Jahren haben, sind überhaupt erst 2,3 Milliarden
    Euro in diesen Fonds eingezahlt worden.

    Warum ist das aus unserer Sicht viel zu wenig? Neh-
    men wir an, der Fonds wäre wirklich in zehn Jahren mit
    55 Milliarden Euro befüllt. Was passiert, wenn eine
    große Bank wirklich gerettet werden muss? Der Öko-
    nom Martin Hellwig hat in einer unserer zahlreichen An-
    hörungen gesagt: Um die Liquidität einer Bank mit ei-
    nem Bilanzvolumen von 500 Milliarden Euro zu sichern,
    ist eine Garantie in Höhe eines dreistelligen Milliarden-
    betrages erforderlich. – Das klingt plausibel. Schon die
    Abwicklung einer einzigen großen Bank, von denen wir
    in Europa mehr als ein Dutzend haben, würde daher
    nicht nur diesen Abwicklungsfonds sprengen, sondern
    auch die Einlagensicherung und den ESM. Ich will gar
    nicht darauf eingehen, wie viele Probleme mit den Ab-
    wicklungsmechanismen ansonsten noch verbunden sind,
    und auf die Frage, ob sie sich wirklich bewähren werden
    oder nicht. Deswegen ist und bleibt aus unserer Sicht die
    zentrale Frage, wie wir die zu rettenden Einheiten we-
    sentlich kleiner machen können. Es ist nach wie vor so,
    dass „too big to fail“ genauso gilt wie vorher. Die Ein-
    heiten sind zum Teil sogar noch größer geworden.

    Daher ist es aus unserer Sicht wirklich zentral, die
    Frage zu stellen, wie abgehobene Kapitalmarktgeschäfte
    eingegrenzt und eingedampft werden können, damit die
    Banken ihre zentrale Aufgabe, Dienstleister für die Real-
    wirtschaft zu sein, wirklich erfüllen können. Wenn wir
    das nicht machen, sondern nur immer wieder Schirme
    aufspannen, sind diese im Zweifelsfall zu klein und füh-
    ren in der Tat dazu, dass wir am Schluss, wenn Rettung
    wirklich erforderlich wird, wieder erleben werden, dass
    die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Anspruch ge-
    nommen werden.

    Das ist in der Bundesrepublik Deutschland weniger
    wahrscheinlich, aber es gilt für andere Länder in der
    Euro-Zone nach wie vor. Deswegen halten wir das, was
    auf dem hier eingeschlagenen Weg gemacht werden soll,
    für zu kurz gesprungen und glauben, dass dieser europäi-
    sche Rettungsfonds in der vorgesehenen Größenordnung
    nicht ausreichen wird.

    Danke schön.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Vielen Dank. – Das Wort hat Manfred Zöllmer, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Manfred Zöllmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Keine Steuergelder für Pleitebanken – das ist unser poli-
    tisches Credo, das wir seit der Finanzmarktkrise wie ein
    Mantra vor uns hertragen und immer wiederholen. Des-
    wegen müssen wir uns in diesem Jahr fragen: Wie sieht
    eigentlich der Weg vom Mantra zur Realität aus? Wo
    stehen wir auf diesem Weg?

    Der vorliegende Gesetzentwurf ist aus unserer Sicht
    ein weiterer wichtiger Baustein, die politische Forde-
    rung, die ich eben formuliert habe, Realität werden zu
    lassen. Mit ihm werden wir eine Vielzahl von gesetzli-
    chen Regelungen in Deutschland an eine Reihe von eu-
    roparechtlichen Vorgaben anpassen.

    Das ist, wie immer, wenn es um Bankenrecht geht,
    hochkomplex und kompliziert. In den letzten Jahren ha-
    ben wir in Europa als Konsequenz aus der Bankenkrise
    eine Bankenunion geschaffen. Sie sieht eine einheitliche
    Aufsicht der großen Banken durch die EZB vor. Seit
    dem 4. November 2014 ist dies in Kraft. Das stellt eine
    völlige Umgestaltung und Vereinheitlichung der Ban-
    kenaufsicht für 1 200 Kreditinstitute in Europa dar.

    Zusätzlich wurde ein europäischer Bankenfonds be-
    schlossen, der zukünftig im Falle der Zahlungsunfähig-
    keit einer Bank verhindern soll, dass wieder Steuerzahle-
    rinnen und Steuerzahler für die Zockereien von Banken
    bluten müssen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Auch systemrelevante Banken können damit zukünftig
    in einem geordneten Verfahren abgewickelt werden. Ri-
    siko und Haftung gehören in Zukunft auch bei Banken
    wieder zusammen. Im Insolvenzfall sollen Eigentümer
    und Gläubiger – und nicht der Steuerzahler – haften. Der
    Einheitliche Abwicklungsmechanismus wird ab dem
    1. Januar 2016 einsatzbereit sein.





    Manfred Zöllmer


    (A) (C)



    (D)

    Ich komme nun zur Kritik von Axel Troost, die er hier
    eben formuliert hat – wie immer bei den Linken nach
    dem Motto: Zu wenig. Sie besagt: Es ist zu wenig Geld
    im Topf.


    (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Oder zu spät oder zu früh!)


    – Genau! Oder zu spät oder zu früh! Das kann man sich
    dann aussuchen.


    (Heiterkeit bei der SPD – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: „Zu früh“ ist eher selten!)


    Der Vergleich, den du hier gezogen hast, trägt nicht. Wa-
    rum trägt er nicht? Weil wir seit Beginn der Finanz-
    marktkrise die Rahmenbedingungen, unter denen Ban-
    ken heute arbeiten, vollkommen geändert haben.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Das ist das Entscheidende. Man muss das einfach mit
    berücksichtigen, wenn man über diese Situation spricht.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit dem vorliegen-
    den Gesetzentwurf werden wir erstens eine Anpassung
    des Sanierungs- und Abwicklungsgesetzes vornehmen,
    zweitens das Restrukturierungsfondsgesetz an die euro-
    päischen Vorgaben zur Bankenabgabe anpassen und die
    Verwendung der bisher erhobenen deutschen Bankenab-
    gabe regeln und drittens verschiedene Änderungen im
    Kreditwesengesetz, im Pfandbriefgesetz, im Finanz-
    marktstabilisierungsfondsgesetz sowie in weiteren Ge-
    setzen, die ich hier aus Zeitgründen nicht nennen werde,
    vornehmen. Dies ist nicht sehr sexy, das ist sehr techno-
    kratisch, aber es ist sehr notwendig.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. KlausPeter Flosbach [CDU/CSU])


    Wie immer bei einem solchen Gesetz gibt es natürlich
    auch ein paar vereinzelte Kritikpunkte, mit denen wir
    uns in dem parlamentarischen Verfahren intensiv be-
    schäftigen werden. Ein wichtiger Teil ist der Aufbau ei-
    nes einheitlichen europäischen Abwicklungsfonds; da-
    von haben wir gehört. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass
    die Mittel aus der deutschen Bankenabgabe, die bisher
    erhoben wurden – die 2,2 Milliarden Euro, von denen
    gerade die Rede war –, weiterhin für eine eventuell not-
    wendige Abwicklung eines deutschen Kreditinstituts zur
    Verfügung stehen sollen. Dies ist aus unserer Sicht im
    Hinblick auf die Prämisse der Entlastung der Steuerzah-
    lerinnen und Steuerzahler nachvollziehbar. Aber hier
    gibt es Wünsche und Diskussionsbeiträge, die darauf ab-
    zielen, die Altmittel gegebenenfalls zu einer Beitragsent-
    lastung einzusetzen. Wir werden uns das in Ruhe an-
    schauen und diesen Wunsch prüfen.

    Ferner hat uns der Bundesrat gebeten, den vorgesehe-
    nen gesetzlichen Nachrang von Gläubigern bestimmter
    unbesicherter Schuldtitel intensiv zu prüfen. Davon hat
    auch der Staatssekretär gesprochen. Der Bundesrat be-
    fürchtet negative Auswirkungen und einen Verstoß ge-
    gen die Gläubigergleichbehandlung, die das Insolvenz-
    recht vorsieht. Auch die Versicherungsunternehmen
    haben hier ein Problem. Auch das wird bei den Beratun-
    gen eine wichtige Rolle spielen.
    Wir werden eine sorgfältige rechtliche und ökonomi-
    sche Prüfung der Vorschläge der Bundesregierung vor-
    nehmen, und wir werden auch darauf achten, dass die
    Kontrollrechte des Parlaments nicht beschnitten werden.
    Dies gilt für die parlamentarische Kontrolle des Restruk-
    turierungsfonds durch das Finanzmarktgremium.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen, mit der Bankenre-
    gulierung sind wir insgesamt auf einem guten Weg. Un-
    ser Mantra beginnt Realität zu werden. Der Steuerzahler
    – und die Steuerzahlerin natürlich auch – kann sich
    freuen. Das zeigt das Verhalten der Ratingagenturen. Sie
    haben realisiert, dass der Gesetzgeber es ernst meint mit
    der Haftung von Eigentümern und Gläubigern. Die Ra-
    tingagenturen gehen nicht mehr von einer Staatsgarantie
    für große systemrelevante Banken aus; Axel, ganz wich-
    tig. Die Ratings der Banken werden seit einiger Zeit im-
    mer schlechter. Das ist nicht so schön für die betroffenen
    Banken – das muss man wirklich sagen –, aber es zeigt
    uns, dass wir das Richtige getan haben. Die Anstrengun-
    gen haben sich gelohnt. Gesetzgeberisch haben wir un-
    ser Ziel fast erreicht.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)