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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/110 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 110. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 23: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erhöhung der Si- cherheit informationstechnischer Sys- teme (IT-Sicherheitsgesetz) Drucksachen 18/4096, 18/512110563 A . . 10563 A – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/5122 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10563 B Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10563 C Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10566 A Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 10567 A Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10569 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 10570 C Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 10572 A Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10573 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10574 C Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10576 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 10577 D Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 10579 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 10580 D Tagesordnungspunkt 24: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung ei- ner Speicherpflicht und Höchstspei- cherfrist für Verkehrsdaten Drucksache 18/5088 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10582 C b) Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Dr. André Hahn, Ulla Jelpke, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Auf Vorratsdatenspeicherung verzichten Drucksache 18/4971 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10582 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10582 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10585 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 10586 A Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10588 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10589 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10591 C Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 10593 B Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10594 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 10594 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10596 A Dr. Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 10597 C Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 10598 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10600 D Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10602 A Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, Dr. Diether Dehm, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 Keine Paralleljustiz für internationale Kon- zerne durch Freihandelsabkommen Drucksache 18/5094 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10603 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 10603 B Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10604 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 10606 B Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10607 A Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10608 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 10610 A Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10610 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 10612 C Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10613 A Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10613 B Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des nationalen Bankenabwick- lungsrechts an den Einheitlichen Abwick- lungsmechanismus und die europäischen Vorgaben zur Bankenabgabe (Abwick- lungsmechanismusgesetz – AbwMechG) Drucksache 18/5009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10614 C Dr. Michael Meister, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10614 C Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 10615 D Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10616 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10617 D Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . 10618 D Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 10619 D Alexander Radwan (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10621 A Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Einhaltung der Menschenrechte in Aserbaidschan einfordern Drucksache 18/5092 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10621 D b) Antrag der Abgeordneten Özcan Mutlu, Monika Lazar, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Demokra- tie, Rechtsstaatlichkeit und Menschen- rechte in Aserbaidschan auch bei den Europaspielen 2015 einfordern Drucksache 18/5097 (neu) . . . . . . . . . . . . 10622 A Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 10622 A Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 10624 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10625 B Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 10625 B Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 10625 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10626 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . 10627 B Tagesordnungspunkt 28: a) Antrag der Abgeordneten Luise Amtsberg, Tom Koenigs, Omid Nouripour, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Seenotrettung jetzt – Konsequenzen aus Flüchtlings- katastrophen auf dem Mittelmeer zie- hen Drucksache 18/4695 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10628 B b) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Mittelmeer darf nicht zum Massen- grab werden – Für eine Umkehr in der EU-Asylpolitik Drucksache 18/4838 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10628 C Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10628 C Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10629 D Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10630 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10631 A Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10632 B Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10632 C Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 10633 B Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 10634 B Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 10635 C Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 10636 D Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 10638 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10639 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 10641 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10641 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 10563 (A) (C) (D)(B) 110. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 10641 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Baerbock, Annalena BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Barthel, Klaus SPD 12.06.2015 Becker, Dirk SPD 12.06.2015 Behrens (Börde), Manfred CDU/CSU 12.06.2015 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 12.06.2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Evers-Meyer, Karin SPD 12.06.2015 Ferner, Elke SPD 12.06.2015 Flisek, Christian SPD 12.06.2015 Freese, Ulrich SPD 12.06.2015 Freitag, Dagmar SPD 12.06.2015 Gabriel, Sigmar SPD 12.06.2015 Giousouf, Cemile CDU/CSU 12.06.2015 Groneberg, Gabriele SPD 12.06.2015 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 12.06.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 12.06.2015 Ilgen, Matthias SPD 12.06.2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 12.06.2015 Dr. Kippels, Georg CDU/CSU 12.06.2015 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 12.06.2015 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 12.06.2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Movassat, Niema DIE LINKE 12.06.2015 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 12.06.2015 Nietan, Dietmar SPD 12.06.2015 Post (Minden), Achim SPD 12.06.2015 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 12.06.2015 Röspel, René SPD 12.06.2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 12.06.2015 Schulte, Ursula SPD 12.06.2015 Stein, Peter CDU/CSU 12.06.2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 12.06.2015 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sozialbericht 2013 Drucksache 17/14332 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Strategie der Bundesregierung zum Europäischen For- schungsraum Leitlinien und nationale Roadmap Drucksache 18/2260 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 10642 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 (A) (C) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Umsetzung des Bologna-Prozesses 2012 bis 2015 in Deutschland Drucksachen 18/4385, 18/4732 Nr. 1 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 18/4152 Nr. A.1 EP P8_TA-PROV(2015)0009 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/4749 Nr. A.24 EP P8_TA-PROV(2015)0070 Drucksache 18/4749 Nr. A.25 Ratsdokument 7139/15 Drucksache 18/4749 Nr. A.26 Ratsdokument 7219/15 Finanzausschuss Drucksache 18/4749 Nr. A.29 Ratsdokument 7375/15 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/4749 Nr. A.33 Ratsdokument 6592/15 Drucksache 18/4749 Nr. A.35 Ratsdokument 7361/15 Drucksache 18/4749 Nr. A.36 Ratsdokument 7365/15 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr. C.43 Ratsdokument 11177/13 Drucksache 18/419 Nr. A.182 Ratsdokument 11915/13 Drucksache 18/419 Nr. A.191 Ratsdokument 15803/13 Drucksache 18/419 Nr. A.192 Ratsdokument 15808/13 Drucksache 18/1048 Nr. A.20 Ratsdokument 7413/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.14 Ratsdokument 10154/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.13 Ratsdokument 10604/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.17 EP P8_TA-PROV(2014)0038 Drucksache 18/3765 Nr. A.16 Ratsdokument 15953/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.17 Ratsdokument 15985/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.18 Ratsdokument 15988/14 Drucksache 18/4152 Nr. A.14 Ratsdokument 5469/15 In der Amtlichen Mitteilung ohne Verlesung, 104. Sit- zung, Seite 9974 (A), ist „Ratsdokument 8229/13“ zu streichen. (B) (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 110. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 23 IT-Sicherheitsgesetz TOP 24 Speicherpflicht und -frist für Verkehrsdaten TOP 25 Schiedsgerichte in Freihandelsabkommen TOP 26 EU-Vorgaben für Bankenabwicklungsrecht TOP 27 Menschenrechte und Europaspiele in Aserbaidschan TOP 28 Seenotrettung und EU-Asylpolitik Anlagen
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    Rede von Dr. Nina Scheer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

    ginnen und Kollegen! Ich denke, wir alle hier in diesem
    Haus sollten uns vergegenwärtigen, warum wir diese
    Diskussionen führen. Der Grund ist, dass wir eine Pro-
    zessverantwortung zu übernehmen haben. Es geht da-
    rum, dass sich die Parlamentarier, auch wenn sie nicht
    unmittelbar am Verhandlungstisch sitzen, damit befassen
    sollten, was zwischen der Erteilung eines Verhandlungs-
    mandats und dem späteren Abschluss eines Handelsab-
    kommens steht.

    Zwischen dem formaljuristischen Auftrag an die
    Kommission, doch bitte etwas auszuhandeln, und der
    späteren Aufforderung zur Ratifizierung kann sich eini-
    ges verändert haben. Diese Änderungen liegen in der
    Natur der Sache von solchen über Jahre auszuhandeln-
    den Abkommen. Deswegen sollten wir uns hier nicht ge-
    genseitig das Leben schwer machen, wenn es darum
    geht, genau diese Prozessverantwortung zu übernehmen
    und diese Dinge, die sich in den letzten Jahren und vor
    allem in den letzten Monaten im Laufe dieses Prozesses,
    also auch während der Verhandlungen, als Änderungsbe-
    darfe gezeigt haben, fortzuentwickeln.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Ernst [DIE LINKE]: CETA ist fertig!)

    Die SPD hat in dem Bereich der Fortentwicklung von
    Handelsabkommen mit ihrem Konventbeschluss schon
    entscheidende Fortschritte erzielt. Sie hat aufgezeigt, wo
    der Nutzen liegen könnte, hat aber auch ganz klar aufge-
    zeigt, wo die roten Linien sind. Ich sehe überhaupt nicht,
    dass wir zurzeit dabei wären, diese roten Linien zu über-
    schreiten. Ganz im Gegenteil: Der Vorschlag, zu einer
    ordentlichen Gerichtsbarkeit bzw. weg von den Schieds-
    gerichten zu kommen, ist ein erster wichtiger Schritt. Es
    geht in den weiteren Schritten darum, zu überprüfen, in-
    wieweit regulatorische Kooperationen möglicherweise
    eine Aushebelung bedeuten können oder inwieweit der
    zurzeit noch verfolgte Negativlistenansatz tatsächlich in-
    nerhalb der roten Linien, die man definiert hat, umzuset-
    zen ist.

    Wenn wir jetzt – wir sehen ja, wie schwierig es ist, zu
    den einzelnen Punkten vorzudringen – einfach sagen:
    „Das Europaparlament hat eine Schlappe erlitten“, dann
    finde ich das den Kollegen gegenüber nicht fair.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Es ist aber so!)


    Es gab eine intensive Auseinandersetzung. Es gab einen
    Beschluss vom Handelsausschuss. Es gab auch noch zu-
    sätzliche Änderungen. All das zeigt: Die Debatte lebt.
    Gleichzeitig gilt aber die Verfahrensvorschrift: Wenn es
    zu viele Änderungen gibt, dann muss die Debatte vertagt
    werden.


    (Klaus Ernst [DIE LINKE]: Aber nicht die Debatte! Die Abstimmung!)


    Was ist bitte schön daran das Problem? Insofern möchte
    ich an Sie appellieren, diesen Prozess wertzuschätzen.

    Wir sind zurzeit dabei, die Gerichtsbarkeit zu ändern,
    obwohl das Verhandlungsmandat ebendiese Schiedsge-
    richtsbarkeit vorsieht. Das ist eigentlich ein historischer
    Schritt. Es ist die Arbeit der Parlamentarier, nicht die der
    Kommission, zu sagen: Es gibt diese Gestaltungsspiel-
    räume. Wir brauchen sie, und wir haben ein Recht da-
    rauf.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wenn Sie jetzt einfach behaupten, lieber Herr Ernst,
    dass mit der Schaffung der Gerichtsbarkeit der Investi-
    tionsschutz zementiert würde – so ähnlich haben Sie sich
    gerade ausgedrückt, auf den Wortlaut möchte ich mich
    hier nicht festlegen –, dann ist das einfach falsch. Die
    Verhandlungen zur Gerichtsbarkeit sind, wie gesagt, ein
    erster wichtiger Schritt, von der Schiedsgerichtsbarkeit
    wegzukommen. Aber was nun tatsächlich Rechtsmaterie
    ist, ob die Bürger außen vor bleiben sollen, wie Sie das
    unterstellt haben, ist überhaupt nicht geregelt.


    (Klaus Ernst [DIE LINKE]: Eben!)


    Das Konzept, das zurzeit verhandelt wird, erhebt über-
    haupt nicht den Anspruch, materiell-rechtliche Vorgaben
    zu machen oder die Situation der Kläger zu beschreiben.
    Es geht einfach um das Format des Gerichtes an sich.





    Dr. Nina Scheer


    (A) (C)



    (D)(B)

    In der Frage, was als Verhandlungsmaterie vor sol-
    chen Gerichten überhaupt rechtsfähig wird, ist es unsere
    Aufgabe, das zu definieren und eben dafür Sorge zu tra-
    gen, dass die Gestaltungshoheit in den einzelnen Mit-
    gliedstaaten und auch aufseiten der Verhandlungspartner
    nicht ausgehebelt wird. Das müssen wir noch weiter ge-
    stalten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Insofern sollten wir erkennen – diese kleine Kritik
    muss sich die Europäische Kommission gefallen lassen –,
    dass wir in der Europäischen Union möglicherweise ein
    Demokratiedefizit in der Form vorfinden, dass die Ertei-
    lung von Verhandlungsmandaten an die Kommission zu
    weitgehend ist, um diese Mandate, wenn sich Ände-
    rungsbedarfe ergeben, noch zu ändern. Daher sollten wir
    uns aufgrund dieser Prozesse grundsätzlich fragen, ob es
    nicht sinnvoll ist, schon im Prozess selbst Konsultations-
    verfahren und auch die Einbeziehung der Parlamentarier
    des Europäischen Parlaments vorzusehen. Nur so kann
    man auch die rechtlichen bzw. die politischen Ansprü-
    che, die sich entwickeln, konform mit dem machen, was
    formaljuristisch für diese Prozesse vorgesehen ist. Zur-
    zeit darf die Kommission alles geheim halten und sich
    ins stille Kämmerlein zurückziehen. Wir müssen dann
    alles wieder mühselig hervorholen. Wir haben nun he-
    rausgearbeitet, dass es so nicht geht. Unsere Aufgabe
    muss sein, an der Wurzel anzusetzen und zu fordern: Für
    die heutigen und alle zukünftigen Verhandlungen gilt,
    dass der Parlamentarismus eine bessere Wertschätzung
    erfährt und dass er eingreifen können muss, wenn etwas
    schiefläuft.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Da sind wir mit dem, was auf Initiative von Sigmar
    Gabriel vorgeschlagen wurde, auf einem guten Weg. Ich
    bitte euch alle, daran anzuknüpfen.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Ulla Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Danke schön. – Damit ist die Aussprache beendet.

Wir kommen nun zum Antrag der Fraktion Die Linke
auf Drucksache 18/5094. Die Fraktion Die Linke
wünscht Abstimmung in der Sache. Die Fraktionen der
CDU/CSU und der SPD wünschen Überweisung, und
zwar federführend an den Ausschuss für Wirtschaft und
Energie und mitberatend an den Ausschuss für Recht
und Verbraucherschutz sowie an den Ausschuss für die
Angelegenheiten der Europäischen Union.

Wir stimmen nach ständiger Übung zuerst über den
Antrag auf Ausschussüberweisung ab. Ich frage deshalb:
Wer stimmt für die beantragte Überweisung? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist der An-
trag angenommen, und zwar mit der Mehrheit der Stim-
men von CDU/CSU- und SPD-Fraktion. Dann ist die
Überweisung so beschlossen. Damit stimmen wir heute
nicht über den Antrag auf Drucksache 18/5094 in der Sa-
che ab.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpas-
sung des nationalen Bankenabwicklungsrechts
an den Einheitlichen Abwicklungsmechanis-
mus und die europäischen Vorgaben zur Ban-

(Abwicklungsmechanismusgesetz – AbwMechG)

Drucksache 18/5009
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 der GO

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 38 Minuten vorgesehen. – Ich sehe, dass
Sie damit einverstanden sind. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort für die Bundes-
regierung hat der Parlamentarische Staatssekretär
Dr. Michael Meister. – Bitte schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


D
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Michael Meister


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Wir haben im vergangenen Jahr die Bankenab-
    wicklungsrichtlinie für das Jahr 2015 umgesetzt und da-
    mit die notwendigen Regelungen zur Bankenabwicklung
    geschaffen. Nun beabsichtigen wir, mit dem Gesetz, des-
    sen Entwurf vorliegt, das nationale Recht so anzupassen,
    dass der einheitliche europäische Abwicklungsmecha-
    nismus ab 2016 seine volle Wirkung entfalten kann. Mit
    diesem Gesetz sind wir Vorreiter in Europa. Viele andere
    Mitgliedstaaten haben die neuen Abwicklungsregeln der
    Bankenabwicklungsrichtlinie noch nicht umgesetzt und
    müssen auch die intergouvernementale Vereinbarung zur
    Bankenabgabe ratifizieren.

    Sinn und Zweck ist, dass wir zu geordneten Verfahren
    in Krisensituationen von Banken und Bankinstituten
    kommen, insbesondere dann, wenn es sich um grenz-
    überschreitende Konstellationen handelt. Wir wollen
    nicht im Bail-out verbleiben, sondern zum Bail-in kom-
    men. Das heißt, nicht die Steuerzahler, sondern Eigentü-
    mer und Gläubiger der Banken tragen die Last von Fehl-
    entwicklungen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Der volle Start des Einheitlichen Abwicklungsmecha-
    nismus wird das institutionelle Gefüge der Bankenab-
    wicklung künftig noch einmal verändern. Hierauf re-
    agieren wir mit dem Abwicklungsmechanismusgesetz.
    Der Gesetzentwurf stellt klar, inwieweit die nationalen
    Bankenabwicklungsvorschriften neben der SRM-Ver-
    ordnung in der Praxis anwendbar sind.

    Die nationale Abwicklungsbehörde, die Bundesan-
    stalt für Finanzmarktstabilisierung, wird ermächtigt, Be-





    Parl. Staatssekretär Dr. Michael Meister


    (A) (C)



    (D)(B)

    schlüsse des Ausschusses, des handelnden europäischen
    Organs des Einheitlichen Abwicklungsmechanismus,
    umzusetzen. Über diese Anpassung hinaus wird durch
    das Abwicklungsmechanismusgesetz – das ist uns ein
    besonderes Anliegen – auch das neue Abwicklungsre-
    gime praxistauglich gestärkt werden. Das geschieht in
    dreierlei Hinsicht:

    Erstens. Ich habe es eben erwähnt: Wir ziehen die
    Gläubiger heran. Diese Heranziehung der Gläubiger soll
    erleichtert werden. Dafür synchronisieren wir als Erstes
    das Insolvenzrecht für Banken mit den Bedürfnissen ei-
    nes Bail-in-Mechanismus. Wir schaffen insolvenzrecht-
    lich Nachrang für Schuldtitel, deren Bail-in in besonders
    rascher und rechtssicherer Weise möglich ist und die re-
    lativ geringe Ansteckungsgefahren bergen. Aus Abwick-
    lungssicht ist dies ein wichtiger Schritt für die praktische
    Anwendung der Abwicklung und damit der Glaubwür-
    digkeit des Bail-in insgesamt.

    Durch diese Rangabstufung wird es der Abwick-
    lungsbehörde erleichtert, eine Übersicht über den Um-
    fang und den Wert des Bail-in-fähigen Materials in
    einem Institut zu gewinnen. Diese Regel begrenzt Anste-
    ckungsgefahren beim Bail-in und schützt dadurch auch
    die Finanzstabilität. Ferner minimiert sie Rechtsrisiken
    bei der Anwendung des Bail-in-Instruments. Damit wer-
    den – das habe ich vorhin angesprochen – öffentliche
    Mittel und damit der Steuerzahler geschont.

    Je beherrschbarer die mit einem Bail-in einhergehen-
    den Risiken sind, desto sicherer kann das Instrument im
    Krisenfall eingesetzt werden. Je sicherer das Bail-in-In-
    strument praktisch zur Verfügung steht, desto glaubwür-
    diger ist es. Die Glaubwürdigkeit des Bail-in-Instru-
    ments aber ist von zentraler Bedeutung. Nur wenn die
    Märkte das Haftungsprinzip verinnerlichen, verhindern
    wir im Vorfeld Fehlanreize und beugen damit schon dem
    Entstehen der Krisen vor.

    Der zweite Aspekt betrifft die grenzüberschreitende
    Abwicklung. Ob wir in der Lage sind, auch komplexe
    grenzüberschreitende Sachverhalte in der Krise zu be-
    herrschen, gilt als Praxistest für die Bankenabwicklung
    überhaupt. Das betrifft fast alle denkbaren Abwicklungs-
    situationen; denn die allermeisten größeren Banken sind
    eben nicht nur national tätig, sondern grenzüberschrei-
    tend im Geschäft. Kernfrage ist hier, was passiert, wenn
    wir im Rahmen des Krisenmanagements eine Maß-
    nahme treffen und Rechtsordnungen anderer Länder
    diese schlicht nicht anerkennen. Exemplarisch dafür ist
    folgendes mögliche Problem bei der Abwicklung von
    Derivateverträgen: Hier könnten über Kündigungsklau-
    seln Kettenreaktionen drohen, die ein Abwicklungssze-
    nario außer Kontrolle geraten lassen. Ausländische
    Rechtsordnungen liegen aber selbstverständlich außer-
    halb unserer Einflusssphäre.

    Damit aber solche schwierigen Situationen gar nicht
    erst eintreten können, gehen wir nun den Weg einer Ab-
    sicherung über die Vertragsgestaltung. Künftig müssen
    in Deutschland agierende Banken in den Finanzkontrak-
    ten, die außereuropäischem Recht unterliegen, die An-
    erkennung von Aussetzungsmaßnahmen der deutschen
    Abwicklungsbehörde zum Vertragsinhalt machen. Dies
    verhindert, dass im Abwicklungsfall grenzüberschrei-
    tende Derivateverträge gekündigt werden und dadurch
    die Krise des Instituts vertieft wird.

    Drittens sorgen wir dafür, dass auch in der Zeit, in der
    der europäische Abwicklungsfonds noch aufgebaut
    wird, die Handlungsfähigkeit erhalten bleibt. Die Mittel,
    die 2011 bis 2014 von deutschen Banken in den nationa-
    len Restrukturierungsfonds eingezahlt wurden, sollen
    aus diesem Grund zunächst weiter vorgehalten werden.
    Diese Mittel stehen während der Aufbauphase als Darle-
    hen an den europäischen Fonds zur Verfügung, um gege-
    benenfalls dort auftretende Finanzierungslücken, weil
    dieser noch nicht voll befüllt ist, schließen zu können.

    Ein weiteres Element des Gesetzentwurfs hängt in-
    haltlich nicht mit dem Thema Abwicklung zusammen;
    zum Thema „praktische Durchsetzung von Regeln“
    passt es aber sehr gut. Wie im Koalitionsvertrag ange-
    kündigt, wird der Informationsfluss zwischen der BaFin
    und den Finanzbehörden verbessert, um Steuerhinterzie-
    hung wirksamer bekämpfen zu können. Die BaFin muss
    künftig bei allen Straftaten Informationen an die Steuer-
    behörden liefern.

    Um Probleme anzugehen, sind Regeln unverzichtbar.
    Zur wirklichen Problemlösung ist allerdings die Existenz
    von Regeln nur der halbe Weg. Um wirken zu können,
    müssen die Regeln in ihren Auswirkungen vorhersehbar
    und die praktische Anwendung glaubwürdig sein.
    Hierzu leistet aus Sicht der Bundesregierung das Ab-
    wicklungsmechanismusgesetz für den Bereich der Ban-
    kenabwicklung einen wichtigen Beitrag. Es macht bes-
    ser vorhersehbar, womit Investoren im Falle einer
    Bankenkrise zu rechnen haben, und erleichtert es den
    Märkten, sich darauf einzustellen. Insbesondere aber er-
    höht es die Glaubwürdigkeit der Kriseninstrumente. Nur
    mit glaubwürdigen Instrumenten sind wir gerüstet, künf-
    tigen Krisen begegnen zu können.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Deshalb werbe ich für dieses Gesetz und bitte Sie um die
    entsprechende Unterstützung.

    Danke schön.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)