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ID1811004800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/110 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 110. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 23: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erhöhung der Si- cherheit informationstechnischer Sys- teme (IT-Sicherheitsgesetz) Drucksachen 18/4096, 18/512110563 A . . 10563 A – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung Drucksache 18/5122 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10563 B Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10563 C Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10566 A Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 10567 A Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10569 A Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 10570 C Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 10572 A Metin Hakverdi (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10573 B Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10574 C Clemens Binninger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10576 A Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 10577 D Hansjörg Durz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 10579 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 10580 D Tagesordnungspunkt 24: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung ei- ner Speicherpflicht und Höchstspei- cherfrist für Verkehrsdaten Drucksache 18/5088 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10582 C b) Antrag der Abgeordneten Jan Korte, Dr. André Hahn, Ulla Jelpke, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Auf Vorratsdatenspeicherung verzichten Drucksache 18/4971 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10582 C Heiko Maas, Bundesminister BMJV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10582 D Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10585 B Marian Wendt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 10586 A Dr. Günter Krings, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10588 A Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10589 D Dr. Eva Högl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10591 C Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . 10593 B Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10594 B Thomas Strobl (Heilbronn) (CDU/CSU) . . . . 10594 C Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10596 A Dr. Johannes Fechner (SPD) . . . . . . . . . . . . . 10597 C Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . 10598 D Dr. Volker Ullrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10600 D Thomas Jarzombek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10602 A Tagesordnungspunkt 25: Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, Dr. Diether Dehm, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion DIE LINKE: Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 Keine Paralleljustiz für internationale Kon- zerne durch Freihandelsabkommen Drucksache 18/5094 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10603 B Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 10603 B Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10604 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 10606 B Dieter Janecek (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10607 A Dirk Wiese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10608 B Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 10610 A Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10610 D Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 10612 C Dr. Heribert Hirte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 10613 A Dr. Nina Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10613 B Tagesordnungspunkt 26: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anpassung des nationalen Bankenabwick- lungsrechts an den Einheitlichen Abwick- lungsmechanismus und die europäischen Vorgaben zur Bankenabgabe (Abwick- lungsmechanismusgesetz – AbwMechG) Drucksache 18/5009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10614 C Dr. Michael Meister, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10614 C Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 10615 D Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10616 C Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10617 D Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . 10618 D Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . 10619 D Alexander Radwan (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 10621 A Tagesordnungspunkt 27: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Einhaltung der Menschenrechte in Aserbaidschan einfordern Drucksache 18/5092 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10621 D b) Antrag der Abgeordneten Özcan Mutlu, Monika Lazar, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Demokra- tie, Rechtsstaatlichkeit und Menschen- rechte in Aserbaidschan auch bei den Europaspielen 2015 einfordern Drucksache 18/5097 (neu) . . . . . . . . . . . . 10622 A Frank Heinrich (Chemnitz) (CDU/CSU) . . . . 10622 A Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 10624 A Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10625 B Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 10625 B Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 10625 D Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10626 C Michaela Engelmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . . 10627 B Tagesordnungspunkt 28: a) Antrag der Abgeordneten Luise Amtsberg, Tom Koenigs, Omid Nouripour, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Seenotrettung jetzt – Konsequenzen aus Flüchtlings- katastrophen auf dem Mittelmeer zie- hen Drucksache 18/4695 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10628 B b) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan Korte, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Das Mittelmeer darf nicht zum Massen- grab werden – Für eine Umkehr in der EU-Asylpolitik Drucksache 18/4838 . . . . . . . . . . . . . . . . . 10628 C Tom Koenigs (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10628 C Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10629 D Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10630 C Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10631 A Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10632 B Dr. Ole Schröder, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10632 C Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 10633 B Christina Kampmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . 10634 B Nina Warken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 10635 C Dr. Lars Castellucci (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 10636 D Andrea Lindholz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 10638 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10639 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 10641 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10641 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 10563 (A) (C) (D)(B) 110. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 10641 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Amtsberg, Luise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Baerbock, Annalena BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Barthel, Klaus SPD 12.06.2015 Becker, Dirk SPD 12.06.2015 Behrens (Börde), Manfred CDU/CSU 12.06.2015 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 12.06.2015 Dröge, Katharina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Evers-Meyer, Karin SPD 12.06.2015 Ferner, Elke SPD 12.06.2015 Flisek, Christian SPD 12.06.2015 Freese, Ulrich SPD 12.06.2015 Freitag, Dagmar SPD 12.06.2015 Gabriel, Sigmar SPD 12.06.2015 Giousouf, Cemile CDU/CSU 12.06.2015 Groneberg, Gabriele SPD 12.06.2015 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 12.06.2015 Hintze, Peter CDU/CSU 12.06.2015 Ilgen, Matthias SPD 12.06.2015 Karawanskij, Susanna DIE LINKE 12.06.2015 Dr. Kippels, Georg CDU/CSU 12.06.2015 Dr. Lamers, Karl A. CDU/CSU 12.06.2015 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 12.06.2015 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Movassat, Niema DIE LINKE 12.06.2015 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 12.06.2015 Nietan, Dietmar SPD 12.06.2015 Post (Minden), Achim SPD 12.06.2015 Reiche (Potsdam), Katherina CDU/CSU 12.06.2015 Röspel, René SPD 12.06.2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 12.06.2015 Schulte, Ursula SPD 12.06.2015 Stein, Peter CDU/CSU 12.06.2015 Steinbach, Erika CDU/CSU 12.06.2015 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.06.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Arbeit und Soziales – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sozialbericht 2013 Drucksache 17/14332 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Strategie der Bundesregierung zum Europäischen For- schungsraum Leitlinien und nationale Roadmap Drucksache 18/2260 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 10642 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. Juni 2015 (A) (C) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Umsetzung des Bologna-Prozesses 2012 bis 2015 in Deutschland Drucksachen 18/4385, 18/4732 Nr. 1 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 18/4152 Nr. A.1 EP P8_TA-PROV(2015)0009 Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/4749 Nr. A.24 EP P8_TA-PROV(2015)0070 Drucksache 18/4749 Nr. A.25 Ratsdokument 7139/15 Drucksache 18/4749 Nr. A.26 Ratsdokument 7219/15 Finanzausschuss Drucksache 18/4749 Nr. A.29 Ratsdokument 7375/15 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/4749 Nr. A.33 Ratsdokument 6592/15 Drucksache 18/4749 Nr. A.35 Ratsdokument 7361/15 Drucksache 18/4749 Nr. A.36 Ratsdokument 7365/15 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 18/419 Nr. C.43 Ratsdokument 11177/13 Drucksache 18/419 Nr. A.182 Ratsdokument 11915/13 Drucksache 18/419 Nr. A.191 Ratsdokument 15803/13 Drucksache 18/419 Nr. A.192 Ratsdokument 15808/13 Drucksache 18/1048 Nr. A.20 Ratsdokument 7413/14 Drucksache 18/1935 Nr. A.14 Ratsdokument 10154/14 Drucksache 18/2055 Nr. A.13 Ratsdokument 10604/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.17 EP P8_TA-PROV(2014)0038 Drucksache 18/3765 Nr. A.16 Ratsdokument 15953/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.17 Ratsdokument 15985/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.18 Ratsdokument 15988/14 Drucksache 18/4152 Nr. A.14 Ratsdokument 5469/15 In der Amtlichen Mitteilung ohne Verlesung, 104. Sit- zung, Seite 9974 (A), ist „Ratsdokument 8229/13“ zu streichen. (B) (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 110. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 23 IT-Sicherheitsgesetz TOP 24 Speicherpflicht und -frist für Verkehrsdaten TOP 25 Schiedsgerichte in Freihandelsabkommen TOP 26 EU-Vorgaben für Bankenabwicklungsrecht TOP 27 Menschenrechte und Europaspiele in Aserbaidschan TOP 28 Seenotrettung und EU-Asylpolitik Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Katja Keul


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Am 18. März dieses Jahres haben wir hier in
    einer Aktuellen Stunde über die geplante Vorratsdaten-
    speicherung debattiert. Gestern habe ich mir noch ein-
    mal das Protokoll angesehen und darin interessante Zwi-
    schenrufe aus der SPD gefunden. Als ich sagte, die
    Vorschläge der SPD-Führung ließen an deren Rechtsver-
    ständnis zweifeln, da riefen die Kollegen Flisek und
    Klingbeil, die heute im Übrigen wohl aus gutem Grunde
    gar nicht da sind: „Es gibt doch gar keine Vorschläge!“,
    und: „Welche Vorschläge denn?“


    (Dr. Eva Högl [SPD]: Herr Flisek ist krank!)


    – Gut, das mag sein. – Ich sage nur: Die Zwischenrufe
    waren: „Es gibt doch gar keine Vorschläge!“, und: „Wel-
    che Vorschläge denn?“ Also aufwachen, liebe Sozialde-
    mokraten!

    Hier liegt er jetzt schwarz auf weiß: euer Vorschlag
    zur Vorratsdatenspeicherung, vom Kabinett beschlossen
    und in den Bundestag eingebracht.


    (Jan Korte [DIE LINKE]: Genau!)


    Ihr habt zwar dem Gesetz einen anderen Titel gegeben,
    aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass es genau das
    bleibt, was der EuGH für grundrechtswidrig erklärt hat:
    eine anlasslose Speicherung der Daten unverdächtiger
    Bürger.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Das Ganze vermittelt uns weder Sicherheit, nein,
    noch nicht einmal die Illusion von Sicherheit. Das Ge-
    genteil ist der Fall: Die Bürgerinnen und Bürger sind
    verunsichert. Es werden noch mehr Daten gespeichert,
    und niemand kann mehr genau sagen, wer alles in wel-
    chem Umfang auf diese Daten zugreift.

    Schon das Verfassungsgericht hat 2010 klar erkannt,
    dass die Gefahr eines illegalen Zugriffs auf eine solche
    Datensammlung besonders hoch ist. Seitdem haben wir
    reichlich an Erkenntnis dazugewonnen. Wir erleben ge-
    rade, wie durch einen in das Bundestagsnetzwerk einge-
    schleusten Trojaner selbst vermeintlich sichere Daten
    absaugt werden. Die Sicherheitsdienste können nicht
    einmal die Handydaten der Kanzlerin schützen. Das Ver-
    fahren ist heute, wie wir gerade erfahren haben, einge-
    stellt worden. Wie wollen Sie uns dann glauben machen,
    die Telekommunikationsunternehmen könnten die Si-
    cherheit der Daten von 80 Millionen Bundesbürgern ge-
    währleisten? So naiv kann doch heute keiner mehr sein!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Auch der im Gesetzentwurf beschworene Stand der
    Technik und die angeblich sicheren Verschlüsselungs-
    verfahren werden professionelle Hacker und Geheim-
    dienste aus aller Welt nicht daran hindern, sich aus dem
    dann gespeicherten Datenpool zu bedienen.


    (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Die Daten gibt es ja schon heute!)


    In diesem Pool befinden sich dann auch noch die Verbin-
    dungsdaten von Berufsgeheimnisträgern wie Ärzten,
    Rechtsanwälten und Priestern. Diese Berufsgruppen un-
    terliegen aber nicht ohne Grund der Verschwiegenheits-
    pflicht.

    In der Begründung Ihres Gesetzentwurfs schreiben
    Sie – Zitat –:

    Die Berufsgeheimnisträger in ihrer Gesamtheit
    schon von der Speicherung ihrer Verkehrsdaten
    auszunehmen, ist nicht möglich.

    Das ist schon einmal eine weise Erkenntnis. Sie haben
    nur leider keine Schlüsse daraus gezogen.


    (Dr. Johannes Fechner [SPD]: Ja natürlich!)


    Wenn das unmöglich ist, dann muss man es eben lassen,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    zumal sich die Aufklärungsquote mit Vorratsdatenspei-
    cherung nach einer europäischen Studie – das haben wir
    gerade ausführlich gehört – gerade einmal um 0,006 Pro-
    zentpunkte erhöht. Der Vorteil ist also, statistisch gese-
    hen, kaum messbar und kann die Grundrechtseingriffe
    nicht rechtfertigen.

    Jetzt haben Sie sich aber noch etwas Neues ausge-
    dacht, und zwar – was für eine Überraschung! – einen
    neuen Straftatbestand: die Datenhehlerei. Vielleicht kön-
    nen wir uns einmal darauf einigen, dass wir für jeden
    neuen Straftatbestand einen alten streichen.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)






    Katja Keul


    (A) (C)



    (D)(B)

    Das StGB schwillt ansonsten langsam immer mehr an.
    Jetzt soll also bestraft werden, wer sich rechtswidrig er-
    langte Daten verschafft oder verbreitet. Sie denken viel-
    leicht an die armen Finanzminister, die sich die CDs mit
    den Schweizer Bankdaten besorgen. Nein, Amtsträger,
    die Daten in einem Besteuerungsverfahren verwenden
    wollen, sind im Gesetz explizit ausgenommen. Wer also
    sind die anderen Bösewichte? Richtig, Edward Snowden
    zum Beispiel, also all diejenigen, die wir Grüne mit un-
    serem Whistleblower-Schutzgesetz schützen wollen. Ei-
    gentlich wollte sich doch auch die Koalition mit deren
    Schutz beschäftigen. Aber stattdessen werden sie jetzt
    alle erst einmal unter Strafe gestellt. Das ist ja toll!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Johannes Fechner [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


    Was ist denn mit den Journalisten, die von Whist-
    leblowern kontaktiert werden? Fallen die jetzt unter die
    Ausnahme der beruflichen Pflichterfüllung?


    (Dr. Eva Högl [SPD]: Diese Daten dürfen nicht verwendet werden! – Dr. Johannes Fechner [SPD]: Lesen Sie es durch!)


    Wer darf denn die Berufsbezeichnung „Journalist“ über-
    haupt führen und wer nicht? In der Begründung heißt es,
    die Ausnahme umfasse „journalistische Tätigkeiten in
    Vorbereitung einer konkreten Veröffentlichung“. Ja,
    wann ist denn eine Veröffentlichung konkret? Was ist
    denn mit der vorgeschalteten Hintergrundrecherche?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


    Liebe Mitglieder der schreibenden Zunft, mich wür-
    den diese Ausführungen im Kleingedruckten nicht wirk-
    lich beruhigen. Vom Tatbestand sind Sie und all Ihre
    Quellen jedenfalls erst einmal erfasst. Im Hinblick auf
    die Pressefreiheit finde ich das auch verfassungsrecht-
    lich höchst bedenklich.

    Fazit: Ihr neuer Straftatbestand ist genauso missglückt
    wie die ganze Vorratsdatenspeicherung. Die große He-
    rausforderung für den freiheitlichen Rechtsstaat wäre,
    der allgemeinen Verunsicherung standzuhalten. Weicht
    der Rechtsstaat angesichts der Angst vor dem Terror zu-
    rück, indem er die Freiheit beschneidet, haben die Terro-
    risten bereits gewonnen, ohne einen Anschlag zu ver-
    üben. Insofern gebe ich dem Bundesjustizminister
    ausdrücklich recht, der sich früher entsprechend geäu-
    ßert hat. Mit dem Sammeln größerer Datenmengen und
    dem Erlass neuer Strafvorschriften werden Sie jedenfalls
    dieser Herausforderung nicht gerecht.

    Vielen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Für die SPD-Fraktion hat der Kollege Dr. Johannes

Fechner das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Johannes Fechner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Wenn wir
    Verbindungsdaten anlasslos speichern, dann ist das ohne
    Zweifel ein Grundrechtseingriff, den wir als Gesetzgeber
    gut begründen und rechtfertigen müssen. Ich meine, dass
    es vor allem zwei Aspekte sind, die es rechtfertigen, den
    vorliegenden Gesetzentwurf zu beschließen, zwei As-
    pekte, weshalb dieser Gesetzentwurf sinnvoll und erfor-
    derlich ist.

    Erstens. Wir haben uns in vielen Gesprächen mit
    Praktikern, Richtern und Staatsanwälten – es waren
    keine Scharfmacher, sondern erfahrene und besonnene
    Richter und Staatsanwälte – davon überzeugt, dass es
    Beispielsfälle gibt, in denen dieses Instrument notwen-
    dig ist, weil damit Verbrechen aufgeklärt werden kön-
    nen, weil dadurch Täter ermittelt werden können und
    weil dadurch zukünftig Verbrechen verhindert werden
    können.


    (Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Welche?)


    Zweitens bringt dieses Gesetz schlicht mehr Rechts-
    sicherheit und Klarheit. Es wird klar geregelt, dass die
    Verkehrsdaten nur auf richterlichen Beschluss abgefragt
    werden können. Es wird klar geregelt, welche Daten ge-
    speichert werden dürfen und welche nicht. Ausdrücklich
    wird es keine Verpflichtung geben, Kommunikationsin-
    halte, etwa Inhalte von E-Mails, zu speichern. Das ist ab-
    solut tabu – ein ganz wichtiger Punkt für uns. Und: Die
    Abfrage von Verkehrsdaten ist nur noch bei schweren
    Straftaten möglich, und das nur – ich erwähnte es – auf
    richterlichen Beschluss, ohne Eilkompetenz für die
    Staatsanwaltschaft oder gar für Polizeibehörden.

    Wichtig ist auch, dass die Standortdaten von Funkzel-
    len nur vier Wochen und alle anderen Verkehrsdaten nur
    zehn Wochen gespeichert werden dürfen. In Frankreich
    gibt es Überlegungen, auch die Inhalte der Daten zu
    speichern, und das wesentlich länger. Ganz zu schwei-
    gen davon, dass es Internetdienstleister gibt, die E-Mails
    auswerten und lesen. Und: Nach vier Wochen ist auf die
    etwaig geschäftsmäßig gespeicherten Standortdaten kein
    Zugriff der Sicherheitsbehörden mehr möglich; denn wir
    als SPD wollen nicht, dass es möglich wird, Bewegungs-
    profile über Monate zu erstellen.

    Wir haben es also im europäischen Vergleich mit ei-
    nem äußerst restriktiv gestalteten Instrument zu tun.

    Wir sorgen für bessere Datensicherheit. Wir regeln die
    gesetzliche Verpflichtung, dass Betroffene, deren Daten
    abgefragt werden, darüber informiert werden müssen,
    dass Daten abgefragt wurden. Es gibt eine klare Verpflich-
    tung, die Daten zu löschen. Wenn ein Unternehmen das
    widerrechtlich nicht tut, erhält es ein Bußgeld in Höhe
    von bis zu 500 000 Euro. Ein ganz wichtiger Punkt in
    diesem Zusammenhang ist, dass die Speicherung in
    Deutschland stattfindet, nicht etwa in den USA oder an
    anderen Orten, wo wir keine Kontrolle über die Daten
    haben.

    Ganz neu ist der Straftatbestand der Datenhehlerei.
    Wer also heimlich etwa Daten weiterverkauft, macht
    sich strafbar. Wichtig ist dabei, dass wir, Frau Kollegin





    Dr. Johannes Fechner


    (A) (C)



    (D)(B)

    Keul, das Gesetz extra so gestaltet haben, dass weder
    Journalisten noch Whistleblower befürchten müssen,
    sich strafbar zu machen.


    (Beifall der Abg. Gabriele Fograscher [SPD] – Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


    Wenn gesagt wird, dass sich zahlreiche Verbände ge-
    gen die Vorratsdatenspeicherung ausgesprochen haben,
    dann muss auch gesagt werden – auch das gehört zur
    Wahrheit –, dass dieser Gesetzentwurf manchen Verbän-
    den nicht weit genug geht,


    (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Deutscher Richterbund!)


    etwa dem Richterbund. Ich möchte auch ausdrücklich
    darauf verweisen, dass es Verbände gibt, die sich mit un-
    serem Vorschlag einverstanden erklären. Stellvertretend
    möchte ich den Deutschen Kinderschutzbund nennen,
    der sich ausdrücklich für dieses Instrument ausspricht.


    (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Hört! Hört! Was meinen die Grünen dazu?)


    Da sehen Sie: Einigen Verbänden geht es nicht weit ge-
    nug, andere sagen: „Macht das so!“ Also scheinen wir
    doch einen sehr guten Kompromiss gefunden zu haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Noch ein Wort zu den Gutachten des Wissenschaftli-
    chen Dienstes des Deutschen Bundestages, über die in
    dieser Woche diskutiert wurde. Mit solchen Gutachten
    muss man ja immer sehr sorgfältig umgehen.


    (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr! – Dr. Eva Högl [SPD]: Das ist wahr!)


    Das eine Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass die
    anlasslose Speicherung rechtlich nach dem Urteil des
    EuGH nicht unmöglich ist;


    (Dr. Eva Högl [SPD]: Genau!)


    das steht explizit so drin. Das andere Gutachten besagt
    auch nicht, dass der Gesetzentwurf verfassungswidrig
    ist; vielmehr wird eine Reihe von Vorschlägen gemacht,
    wie bestimmte Regelungen noch klarer gefasst werden
    können. Die Gutachten enthalten also interessante und
    durchaus prüfenswerte Verbesserungsvorschläge, aber
    keine K.-o.-Kriterien, die diesen Entwurf verfassungs-
    widrig erscheinen ließen.

    Es ist gut, dass wir durch das eingeleitete Notifizie-
    rungsverfahren bis September dieses Jahres Zeit haben,
    alle Anregungen zu prüfen. Wenn es vernünftige Verbes-
    serungsvorschläge gibt – ob vom Wissenschaftlichen
    Dienst, von Parteikonventen oder aus der Netzcommu-
    nity –, dann sollten wir sie uns durchaus anschauen.


    (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Aber nur anschauen, nicht anfassen!)


    Mir ist wichtig, dass diese Diskussion sachlich ver-
    läuft. Es gibt gute Argumente auf beiden Seiten. Nicht
    jeder Gegner der Vorratsdatenspeicherung ist gleich ein
    Staatsfeind oder verharmlost Kinderpornografie. Ande-
    rerseits sollte man den Befürwortern nicht gleich unter-
    stellen, dass sie das Ende der modernen digitalen Gesell-
    schaft einleiten wollen.

    Zum Schluss will ich deshalb sagen, dass mit diesem
    Gesetz in der öffentlichen Debatte für meinen Ge-
    schmack einerseits zu viele Befürchtungen, andererseits
    aber auch zu viele Hoffnungen verbunden werden. Was
    regelt dieses Gesetz denn tatsächlich neu? Was machen
    wir denn in der Sache neu? Wir schaffen – in Anfüh-
    rungszeichen – „nur“ die Möglichkeit, dass alle Unter-
    nehmen verpflichtet werden, ihre zu Abrechnungszwe-
    cken heute sowieso schon gespeicherten Verkehrsdaten
    einheitlich zehn Wochen bzw. bei Funkzellendaten vier
    Wochen zur Verfügung zu halten, damit diese Daten, und
    auch nur bei schweren Straftaten, abgefragt werden kön-
    nen. Nicht mehr und nicht weniger regeln wir.

    Für mich ist dieser Gesetzentwurf deshalb ein Bau-
    stein für mehr Sicherheit, möglicherweise kein Allheil-
    mittel. Damit verbunden ist zugegebenermaßen ein
    Grundrechtseingriff, aber kein ungerechtfertigter. Und er
    läutet bestimmt nicht das Ende der modernen digitalen
    Gesellschaft ein. Dieser sehr restriktive Gesetzentwurf
    ist ein gelungener Interessenausgleich zwischen der Si-
    cherung der bürgerlichen Freiheiten einerseits und dem
    berechtigten Anliegen der Bevölkerung auf eine effek-
    tive Kriminalitätsbekämpfung andererseits.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)