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ID1810100400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/101 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 101. Sitzung Berlin, Freitag, den 24. April 2015 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 25: a) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Erinnerung und Gedenken an die Vertreibungen und Massaker an den Armeniern vor 100 Jahren Drucksache 18/4684 . . . . . . . . . . . . . . . . . 9653 D b) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Katrin Kunert, Wolfgang Gehrcke, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: 100. Jahresgedenken des Völ- kermords an den Armenierinnen und Armeniern 1915/1916 – Deutschland muss zur Aufarbeitung und Versöh- nung beitragen Drucksache 18/4335 . . . . . . . . . . . . . . . . . 9654 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Cem Özdemir, Claudia Roth (Augsburg), Peter Meiwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gedenken an den 100. Jahrestag des Völkermords an den Armeniern – Versöhnung durch Auf- arbeitung und Austausch fördern Drucksache 18/4687 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9654 A Präsident Dr. Norbert Lammert . . . . . . . . . . . 9653 A Dr. h. c. Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 9654 B Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . 9655 B Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) . . . . . . . . 9656 C Cem Özdemir (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9657 D Frank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9659 C Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9660 C Dietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9661 D Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 9663 A Dr. Bernd Fabritius (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9664 B Tagesordnungspunkt 24: Antrag der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau), Jutta Krellmann, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Programm für gute öffentlich geförderte Beschäftigung aufle- gen Drucksache 18/4449 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9665 C Heike Werner, Ministerin (Thüringen) . . . . . . 9665 C Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 9667 D Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9669 D Dr. Matthias Zimmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . 9670 C Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9670 D Daniela Kolbe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9672 B Kai Whittaker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 9674 B Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9676 C Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9677 D Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 9678 B Dr. Matthias Bartke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9678 D Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . 9679 A Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2015 Sabine Zimmermann (Zwickau) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9679 C Christel Voßbeck-Kayser (CDU/CSU) . . . . . . 9680 B Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . . 9681 D Jutta Eckenbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 9683 A Markus Paschke (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9684 B Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) . . . . . . . 9685 C Tagesordnungspunkt 23: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Verbesserung der Zusammenar- beit im Bereich des Verfassungsschutzes Drucksache 18/4654 . . . . . . . . . . . . . . . . . 9686 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über den Umsetzungsstand der Empfehlungen des 2. Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages in der 17. Wahlperiode (NSU-Untersuchungs- ausschuss) Drucksache 18/710 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9686 D c) Antrag der Abgeordneten Petra Pau, Jan Korte, Dr. André Hahn, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion DIE LINKE: Wirksame Alternativen zum nachrich- tendienstlich arbeitenden Verfassungs- schutz schaffen Drucksache 18/4682 . . . . . . . . . . . . . . . . . 9686 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Konstantin von Notz, Hans-Christian Ströbele, Irene Mihalic, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine Zäsur und einen Neustart in der deutschen Sicherheitsarchitektur Drucksache 18/4690 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9687 A Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9687 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9689 B Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . 9690 B Burkhard Lischka (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 9691 B Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9692 B Stephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . . 9693 C Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9695 C Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 9696 C Uli Grötsch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9697 D Irene Mihalic (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9699 B Tankred Schipanski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9700 B Wolfgang Gunkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 9702 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9704 A Armin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) 9705 A Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9705 C Dr. André Hahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . 9706 B Tagesordnungspunkt 26: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Die NVV-Überprüfungskonferenz zum Erfolg führen Drucksache 18/4685 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9708 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Inge Höger, Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Die europäische Sicherheitsstruktur retten – Übereinkommen in Gefahr Drucksache 18/4681 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9708 C Dr. Ute Finckh-Krämer (SPD) . . . . . . . . . . . . 9708 C Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . 9709 D Dr. Andreas Nick (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 9710 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9711 D Wolfgang Hellmich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 9712 D Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 9713 D Dr. Katja Leikert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 9714 B Tagesordnungspunkt 27: Antrag der Abgeordneten Elisabeth Scharfenberg, Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gute Versorgung am Lebensende sichern – Palliativ- und Hospizversorgung stärken Drucksache 18/4563 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9715 C Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9715 D Emmi Zeulner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 9717 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2015 III Pia Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 9718 B Helga Kühn-Mengel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 9719 B Erwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 9720 A Bettina Müller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9720 D Dr. Roy Kühne (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 9721 D Tagesordnungspunkt 28: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Bestimmungen des Rechts des Energieleitungsbaus Drucksache 18/4655 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9722 D Uwe Beckmeyer, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9722 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . 9723 B Karl Holmeier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . 9724 B Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9725 C Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9726 C Tagesordnungspunkt 29: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes Drucksache 18/4683 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9727 C Johann Saathoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9727 D Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . 9729 B Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 9730 A Dr. Julia Verlinden (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9731 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9732 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 9733 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9733 D Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2015 9653 (A) (C) (D)(B) 101. Sitzung Berlin, Freitag, den 24. April 2015 Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2015 9733 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albsteiger, Katrin CDU/CSU 24.4.2015 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.4.2015 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 24.4.2015 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 24.4.2015 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 24.4.2015 Gröhe, Hermann CDU/CSU 24.4.2015 Groth, Annette DIE LINKE 24.4.2015 Grund, Manfred CDU/CSU 24.4.2015 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 24.4.2015 Hochbaum, Robert CDU/CSU 24.4.2015 Dr. Högl, Eva SPD 24.4.2015 Hunko, Andrej DIE LINKE 24.4.2015 Irlstorfer, Erich CDU/CSU 24.4.2015 Kassner, Kerstin DIE LINKE 24.4.2015 Keul, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.4.2015 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 24.4.2015 Dr. Krings, Günter CDU/CSU 24.4.2015 Kühn (Tübingen), Christian BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.4.2015 Dr. Lauterbach, Karl SPD 24.4.2015 Dr. von der Leyen, Ursula CDU/CSU 24.4.2015 Meiwald, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.4.2015 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 24.4.2015 Rebmann, Stefan SPD 24.4.2015 Dr. Rosemann, Martin SPD 24.4.2015 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.4.2015 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 24.4.2015 Schimke, Jana CDU/CSU 24.4.2015 Schlecht, Michael DIE LINKE 24.4.2015 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 24.4.2015 Vogel (Kleinsaara), Volkmar CDU/CSU 24.4.2015 Werner, Katrin DIE LINKE 24.4.2015 Zertik, Heinrich CDU/CSU 24.4.2015 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 932. Sitzung am 27. März 2015 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Fünftes Gesetz zur Änderung des Vierten Buches Sozialgesetzgebung und anderer Gesetze (5. SGB IV- ÄndG) Der Bundesrat hat ferner nachstehende Entschließung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt, dass im Rahmen der Assis- tierten Ausbildung mit dem vorliegenden Gesetz ein wichtiger Schritt hin zu einer besseren Unterstützung förderungsbedürftiger junger Menschen und deren Ausbildungsbetriebe erfolgt. Dadurch könnten mehr erfolgreiche Abschlüsse der Berufsausbildung er- reicht werde. 2. Die Kammern unterhalten, wie auch gesetzlich fest- gelegt, sogenannte Ausbildungsberater. Der Bundes- rat bittet die Bundesregierung, bei der Umsetzung des Gesetzes dafür Sorge zu tragen, dass die Betreuer der Assistierten Ausbildung während der Berufsaus- bildung mit diesen Ausbildungsberatern verstärkt zu- sammenarbeiten. Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 9734 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2015 (A) (C) (D)(B) – Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst – Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Diens- tes in der Bundeswehr (Bundeswehr-Attraktivi- tätssteigerungsgesetz – BWAttrakt StG) – Gesetz zur Dämpfung des Mietanstiegs auf ange- spannten Wohnungsmärkten und zur Stärkung des Bestellerprinzips bei der Wohnungsvermitt- lung (Mietrechtsnovellierungsgesetz – MietNovG) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, für eine praxistaugliche Ausgestaltung der im Wirt- schaftsgesetz 1954 (WiStrG 1954) enthaltenen Rege- lungen zur unangemessenen Mietpreisüberhöhung Sorge zu tragen, da es sich hierbei nach wie vor um ein notwendiges Instrument zum Schutz der Mieter vor überhöhten Mieten handelt. Bei der erforderli- chen Überarbeitung bietet sich der Rückgriff auf Zif- fer 8 des Beschlusses des Bundesrates vom 7. November 2014, BR-Drucksache 447/14 (Be- schluss), an. Begründung: Nach § 5 Absatz 1 WiStrG 1954 handelt ordnungs- widrig, wer vorsätzlich oder leichtfertig für die Ver- mietung von Räumen zum Wohnen oder damit ver- bundene Nebenleistungen unangemessen hohe Entgelte fordert, sich versprechen lässt oder an- nimmt. Es handelt sich um ein sogenanntes Verbots- gesetz gemäß § 134 BGB, sodass die Erfüllung des Ordnungswidrigkeitstatbestandes durch den Vermie- ter im Sinne eines umfassenden Mieterschutzes zu- gleich zivilrechtliche Rückzahlungsansprüche des Mieters begründen kann. Die von der höchstrichterli- chen Rechtsprechung für die Bestimmung eines „un- angemessenen Entgelts“ an die Tatbestandsmerkmale „Ausnutzung eines geringen Angebots an vergleich- baren Räumen“ geknüpften Voraussetzungen haben jedoch dazu geführt, dass nach einhelliger Meinung die Norm in der heutigen Fassung für die Praxis un- tauglich ist. Die Überarbeitung der oben genannten Norm ist auch nicht durch die im Mietrechtsnovellierungsge- setz vorgesehenen Neuregelungen im BGB zur Be- grenzung der Wiedervermietungsmiete entbehrlich geworden. Da hiernach selbst der vorsätzlich han- delnde Vermieter eine gesetzeswidrig überhöhte Miete nur zurückzahlen muss, wenn der Mieter einen Verstoß gegen die Regelungen der §§ 556d ff. BGB gerügt hat und die zurückverlangte Miete nach Zu- gang der Rüge fällig geworden ist (§ 556g Absatz 2 Satz 1 BGB), sind zum Schutz der Mieter weitere Regelungen im Wirtschaftsgesetz 1954 geboten. – Gesetz zur Bevorrechtigung der Verwendung elektrisch betriebener Fahrzeuge (Elektromobili- tätsgesetz – EmoG) – Gesetz zu dem Abkommen vom 19. September 2014 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik der Philippinen über Soziale Sicherheit – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 11. April 2014 über die Beteiligung der Republik Kroatien am Europäischen Wirtschaftsraum Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie den Antrag Internationale Förderung von Kohlekraftwerken beenden auf Drucksache 18/2623 zu- rückzieht. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Wirtschaft und Energie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zwölfter Bericht der Bundesregierung über die Aktivi- täten des Gemeinsamen Fonds für Rohstoffe und der einzelnen Rohstoffabkommen Drucksachen 18/3725, 18/3890 Nr. 2 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Eine Agenda für den Wandel zu nachhaltiger Entwick- lung weltweit – Die deutsche Position für die Verhand- lungen über die Post 2015-Agenda für nachhaltige Ent- wicklung Drucksachen 18/3604 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 18/4152 Nr. A.2 Ratsdokument 5096/15 Drucksache 18/4375 Nr. A.1 Ratsdokument 6031/15 Innenausschuss Drucksache 18/3362 Nr. A.3 Ratsdokument 14911/14 Drucksache 18/3362 Nr. A.4 Ratsdokument 14915/14 Drucksache 18/3765 Nr. A.3 Ratsdokument 15783/14 Haushaltsausschuss Drucksache 18/3898 Nr. A.13 Ratsdokument 14886/14 Drucksache 18/4152 Nr. A.4 Ratsdokument 5317/15 Drucksache 18/4152 Nr. A.5 Ratsdokument 5375/15 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 101. Sitzung. Berlin, Freitag, den 24. April 2015 9735 (A) (C) (B) Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 18/4375 Nr. A.5 EP P8_TA-PROV(2015)0034 Verteidigungsausschuss Drucksache 18/4152 Nr. A.8 Ratsdokument 17036/1/14 REV 1 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Drucksache 18/1048 Nr. A.15 Ratsdokument 7220/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.55 Ratsdokument 11592/14 Drucksache 18/2533 Nr. A.56 Ratsdokument 11598/14 Drucksache 18/2845 Nr. A.11 Ratsdokument 12867/14 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 18/3765 Nr. A.14 EP P8_TA-PROV(2014)0066 Drucksache 18/4375 Nr. A.8 EP P8_TA-PROV(2015)0040 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 101. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 25, ZP 5 Vertreibung und Massaker an Armeniern 1915/16 TOP 24 Öffentlich geförderte Beschäftigung TOP 23, ZP 6 Zusammenarbeit im Bereich des Verfassungsschutzes TOP 26, ZP 7 NVV-Überprüfungskonferenz (Atomwaffensperrvertrag) TOP 27 Palliativ- und Hospizversorgung TOP 28 Recht des Energieleitungsbaus TOP 29 Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulla Jelpke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich be-

    grüße die Gäste auf der Tribüne, insbesondere die Ver-
    treterinnen und Vertreter der armenischen und assyri-
    schen Verbände, die dieser historischen Debatte folgen.


    (Beifall)


    Meine Damen und Herren, wir gedenken heute der
    Opfer des Völkermordes an den Armeniern im Osmani-
    schen Reich. Diesem Verbrechen fielen 1,5 Millionen
    Menschen zum Opfer. Hunderttausende Assyrer und an-
    dere Christen wurden damals ermordet. Die Armenier
    sprechen von „Aghet“, der Katastrophe; die Assyrer
    nennen diese Ereignisse „Sayfo“, das Schwert. Wir ver-
    neigen uns vor den Toten, und ihren Nachfahren drücken
    wir unser tief empfundenes Mitgefühl aus.

    Meine Damen und Herren, Völkermord wird von den
    Vereinten Nationen als Handlung mit der Absicht defi-
    niert – wir haben es eben schon gehört –, „eine nationale,
    ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche
    ganz oder teilweise zu zerstören“. Genau darum ging es
    den Jungtürken mit ihrem Geheimplan zur – so wörtlich –
    „Ausmerzung des armenischen Volkes in seiner Gesamt-
    heit“. Ihr Ziel war die Schaffung eines ethnisch homo-
    genen Nationalstaates in Anatolien und der Raub ar-
    menischen Besitzes. Zuerst wurden im Februar 1915
    armenische Soldaten der osmanischen Armee entwaffnet
    und erschossen, dann, am 24. April, die armenische Füh-
    rungselite aus Konstantinopel deportiert. Anschließend
    wurden bei landesweiten Dorfrazzien die armenischen
    Männer von der jungtürkischen Sonderorganisation mas-
    sakriert und Frauen, Kinder und Alte auf Todesmärsche
    getrieben. Die angeblich kriegsbedingten Deportationen
    waren Verbannungen ins Nichts – das hatte Innenminis-
    ter Talaat Pascha offen eingestanden. Diejenigen Arme-
    nier, die Angriffe von kurdischen und kaukasischen Räu-
    berbanden, Krankheiten, Hunger und Durst überlebt
    hatten, wurden im Sommer 1916 in der mesopotami-
    schen Wüste von Todesschwadronen niedergemetzelt.
    Ohne jeden Zweifel handelte es sich um einen vorsätz-
    lich geplanten und durchgeführten Völkermord.

    An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich denjenigen
    Kolleginnen und Kollegen in den Fraktionen von Union
    und SPD danken, die in dieser Frage nie ein Blatt vor
    den Mund genommen haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Denn Ihrem Drängen ist es – gemeinsam mit den deutli-
    chen Worten des Papstes, aber auch des Bundespräsiden-
    ten Gauck – zu verdanken, dass im Antrag der Koalition
    zumindest das Wort „Völkermord“ enthalten ist. Doch
    explizit als Völkermord benannt wird die Vernichtung
    der Armenier im Koalitionsantrag immer noch nicht.
    Dieses Verstecken hinter sprachlichen Spitzfindigkeiten
    ist einfach beschämend und diesem Anlass zutiefst un-
    würdig.

    Meine Damen und Herren, es geht hier keinesfalls da-
    rum, Millionen in der BRD lebende türkischstämmige
    Bürgerinnen und Bürger für die Verbrechen vor 100 Jah-
    ren in Kollektivhaftung zu nehmen. Doch Kenntnis und
    Eingeständnis historischer Wahrheiten sind die Voraus-
    setzung für einen Aussöhnungsprozess zwischen Türken





    Ulla Jelpke


    (A) (C)



    (D)(B)

    und Armeniern. Es soll hier auch nicht um eine selbstge-
    rechte Belehrung der Türkei gehen. Denn wer über
    1915/1916 spricht, der muss auch über unsere eigene
    Geschichte sprechen. Schließlich war das Deutsche Kai-
    serreich der engste Verbündete des Osmanischen Rei-
    ches. Ohne dieses Kriegsbündnis, das der türkischen
    Führung den Rücken freihielt, wäre der Völkermord so
    nicht möglich gewesen. Die Koalition verharmlost dies
    in ihrem Antrag als „unrühmliche Rolle des Deutschen
    Reiches“, das nicht versucht habe, diese Verbrechen zu
    stoppen. Auch der Grünen-Antrag erkennt nur in diesem
    einen Punkt eine deutsche Mitverantwortung. Doch die
    verbrecherische Komplizenschaft ging weit über unter-
    lassene Hilfeleistung hinaus. Es handelte sich vielmehr
    um Beihilfe zum Völkermord. Der Reichskanzler unter-
    sagte jede Kritik am türkischen Bündnis. Ich zitiere:

    Unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des
    Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob
    darüber Armenier zu Grunde gehen oder nicht.

    Lediglich der sozialistische Abgeordnete Karl
    Liebknecht protestierte damals im Reichstag gegen die
    Ausrottung der Armenier. Hohe deutsche Offiziere und
    Diplomaten in der Türkei befürworteten sogar offen die
    Vernichtung der Armenier. So notierte der deutsche Chef
    der osmanischen Flotte, Admiral Souchon – ich zitiere –:

    Für die Türkei würde es eine Erlösung sein, wenn
    sie den letzten Armenier umgebracht hat, sie würde
    dann die staatsfeindlichen Blutsauger los sein.

    Einige deutsche Offiziere unterzeichneten sogar Depor-
    tationsbefehle und ließen armenische Stadtviertel be-
    schießen. Deshalb fordert die Linke heute die Bundes-
    regierung dazu auf, sich vorbehaltlos zur historischen
    Mitverantwortung des Deutschen Reiches zu bekennen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Der Bundestag muss – genauso wie das der Präsident
    heute bereits gemacht hat – bei den Armenierinnen und
    Armeniern um Verzeihung bitten.

    Lassen Sie mich noch ein paar Anmerkungen zur Ge-
    genwart machen; denn wer Augenzeugenberichte aus
    den Jahren 1915/1916 über Massaker und Massenverge-
    waltigungen liest, dem kommen unweigerlich aktuelle
    Bilder aus der Region in den Sinn. Dort, wo vor 100 Jah-
    ren der Todesgang des armenischen Volkes in der syri-
    schen Wüste endete, herrschen heute die Schlächter des
    sogenannten Islamischen Staates und der Al-Nusra-
    Front. Christen, deren Vorfahren als Überlebende des
    Genozids nach Syrien flohen, sind heute erneut auf der
    Flucht. Kirchen werden angezündet, Frauen werden ver-
    sklavt. Die dschihadistischen Mörderbanden kommen
    ungehindert über die türkische Grenze. Sie erhalten lo-
    gistische Hilfe, Munition und sogar Feuerschutz aus
    der Türkei. Die Bundesregierung weiß das, doch sie
    schweigt dazu. Ihr einziges Ziel scheint zu sein, den
    NATO-Partner Türkei an ihrer Seite zu halten, gleichgül-
    tig ob darüber Kurden oder Armenier zugrunde gehen.
    Deswegen fordere ich die Bundesregierung auf, mit
    Erdogan und seiner Regierung über 1915 und über die
    Gegenwart endlich Klartext zu reden.
    Ich danke Ihnen.


    (Beifall bei der LINKEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Das Wort erhält nun der Kollege Christoph Bergner

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christoph Bergner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Verehrte

    Gäste! Heute vor 100 Jahren hat auf Befehl der jungtür-
    kischen Regierung eine Verhaftung der politischen und
    kulturellen Elite der Armenier in Istanbul stattgefunden.
    Sie sind verschleppt und ermordet worden. Dies war der
    Auftakt zu einer umfassenden Verschleppung und plan-
    mäßigen Vernichtung der armenischen Untertanen des
    Osmanischen Reiches. Mit dieser Debatte wollen wir
    uns in das Gedenken an diese schrecklichen Ereignisse
    einreihen. Ich möchte Sie einladen, der Opfer und der
    Verwüstungen dieses Geschehens zu gedenken, zu ge-
    denken der Hunderttausenden Armenier, eingeschlossen
    zahlreiche aramäische, chaldäische und assyrische
    Christen, die brutal vertrieben, furchtbar misshandelt
    und mit planvoller Konsequenz und oft hemmungsloser
    Grausamkeit getötet wurden. Ich möchte Sie einladen,
    zu gedenken der jahrhundertealten armenischen Kultur
    Anatoliens, die infolge dieser Ereignisse weitgehend
    vernichtet wurde, einer Kultur, die sich in langer Koexis-
    tenz mit anderen Kulturen der Region entwickelt und
    entfaltet hat und deren Verlust für uns alle dauerhaft
    schmerzhaft bleibt.

    Wir Abgeordnete des Deutschen Bundestages haben
    eine besondere historisch-moralische Verpflichtung, uns
    an dem weltweiten Gedenken anlässlich des 100. Jahres-
    tages dieser Ereignisse zu beteiligen und uns zu deut-
    schen Fehlern und deutscher Schuld zu bekennen. Neben
    dem Osmanischen Reich war das Deutsche Kaiserreich
    der am tiefsten involvierte Staat. Aus Rücksicht auf
    seine militärischen Ziele im Ersten Weltkrieg machte er
    sich unterlassener Hilfeleistung gegenüber den der Ver-
    nichtung ausgesetzten Armeniern schuldig. Hierfür bit-
    ten wir um Entschuldigung. Wir stehen in der Rechts-
    nachfolge des Deutschen Reiches, und wir haben
    deshalb hier mit besonderer Ernsthaftigkeit die Debatten
    zu führen, die seinerzeit den Mitgliedern des Reichsta-
    ges wegen Zensurmaßnahmen der Reichsregierung nicht
    möglich waren.

    Vor zehn Jahren hat der Deutsche Bundestag mit einer
    einstimmig verabschiedeten Resolution endlich eine
    90 Jahre dauernde Sprachlosigkeit der deutschen Politik
    zum Schicksal der osmanischen Armenier beendet. Ich
    erlebte damals die Erarbeitung und Einbringung dieses
    Antrages, der mit wissenschaftlicher Unterstützung des
    leider viel zu früh verstorbenen Hermann Goltz entstand.
    Ich erlebte damals einen vielfältigen türkischen Wider-
    spruch zu dieser Initiative – von der türkischen Botschaft
    über Abgeordnete der AKP, aus dem türkischen Parla-
    ment bis hin zu CDU-Mitgliedern türkischer Herkunft.
    Ich erinnere mich besonders an die Worte eines CDU-





    Dr. Christoph Bergner


    (A) (C)



    (D)(B)

    Ortsvorsitzenden aus Berlin – ich führe ihn exemplarisch
    an –, der mir sagte: Ich werde meinem Sohn nie sagen,
    eine türkische Regierung habe Armenier vertrieben und
    getötet; das ist für mich eine Frage der Ehre. – Meine
    Damen und Herren, spätestens da habe ich begriffen, wie
    schwierig das Selbstverständnis ist, mit dem wir hier zu
    ringen haben. Das ist ein Ehrbegriff, der sich an dem
    Gründungsmythos des türkischen Staates orientiert. Da-
    mit haben wir uns auseinanderzusetzen. Ich möchte dazu
    einladen, dass wir dieser Auseinandersetzung nicht aus-
    weichen


    (Beifall im ganzen Hause)


    und die Forderung ernst nehmen, die wir in unserem da-
    maligen Antrag beschlossen haben: Deutschland muss
    zur Versöhnung von Armeniern und Türken beitragen. –
    Das ist eine Forderung, die nicht an Aktualität verloren
    hat.

    Der Versöhnungsauftrag, den wir uns gegeben haben,
    bezieht sich nicht nur, so wichtig das ist – Kollege Erler
    ist darauf eingegangen –, auf das Verhältnis zwischen
    der Türkei und Armenien. Er bezieht sich auch und ins-
    besondere auf die Diaspora, auf die Menschen armeni-
    scher und türkischer Herkunft in unserem Land. Er be-
    zieht sich beispielsweise auf die Kinder türkischer und
    armenischer Familien; diese Kinder haben einen An-
    spruch darauf, in unseren Schulen ein Geschichtsbild
    vermittelt zu bekommen, das sich von den Ergebnissen
    der historischen Wissenschaft und dem Geiste der Auf-
    klärung ableitet und durch seine Objektivität für Aus-
    gleich sorgt.

    Der deutsche Staat muss ein Interesse daran haben,
    dass Konflikte, die Zuwanderer als Teil ihrer Identität in
    unsere Gesellschaft mitbringen, nicht durch beschwich-
    tigende Zurückhaltung und Indifferenz deutscher Politik
    auf Dauer unbewältigt bleiben.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Mir liegt ein Aufruf verschiedener türkischer Verbände
    zu einer Demonstration am morgigen Tag am Branden-
    burger Tor vor, in dessen Überschrift es heißt: „Der Völ-
    kermordlüge ein Ende! Nimm Deine Flagge und
    komm!“ Es ist das Recht dieser Verbände, für ihre Auf-
    fassung zu demonstrieren. Aber ist es nicht unsere
    Pflicht als frei gewählte Vertreter des deutschen Volkes,
    klar zu bekennen, welche Deutung der Ereignisse vor
    100 Jahren uns angemessen und richtig erscheint?


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Ich habe Zweifel, dass wir, wenn wir in dieser Dis-
    kussion überzeugend auftreten und klar Stellung bezie-
    hen wollen, auf den Begriff „Völkermord“ verzichten
    können.


    (Beifall bei Abgeordneten im ganzen Hause)


    Wir haben in der Koalition um die Angemessenheit die-
    ses Begriffes intensiv gerungen. Ich verstehe und re-
    spektiere das Anliegen derer, die um der Verständigung
    und um des Zieles der Versöhnung willen jede polarisie-
    rende Wortwahl vermeiden wollen. Aber die Berech-
    tigung dieses Anliegens endet dort, wo semantische
    Zurückhaltung zur faktischen Verharmlosung und Rela-
    tivierung der Tragödie führt, die im Mittelpunkt unseres
    Gedenkens steht.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Es ist richtig: Der Straftatbestand des Völkermordes,
    geschweige denn der Begriff, existierte vor 100 Jahren
    noch nicht. Seine Formulierung und Definition ist erst
    im Zuge der Erarbeitung der UN-Konvention über die
    Verhütung und Bestrafung von Genoziden gefunden
    worden. Das war 1948, 33 Jahre nach der Vernichtung
    der osmanischen Armenier. Aber ist es ein Grund, die
    Verwendung des Begriffes „Völkermord“ für unange-
    bracht zu halten? Ist es nicht normaler Ausdruck einer
    lebendigen Sprachentwicklung, wenn sich zur Beschrei-
    bung alter Sachverhalte auch jüngerer Begriffe bedient
    wird? Dies gilt umso mehr, als die Massaker an den Ar-
    meniern vor 100 Jahren nachträglich zum zentralen Be-
    zugspunkt der Erarbeitung der Völkermordkonvention
    wurden. Für Raphael Lemkin, den Schöpfer des Begrif-
    fes „Genozid“ und Initiator der Völkermordkonvention
    der Vereinten Nationen, schien dies jedenfalls wichtig zu
    sein; denn er stellt rückblickend fest – ich zitiere Lemkin –:

    Die Leiden armenischer Männer, Frauen und Kin-
    der, die in den Euphrat geworfen … wurden, haben
    den Weg für die Annahme der UN-Genozidkonven-
    tion vorbereitet.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben vor zehn
    Jahren die Sprachlosigkeit angesichts des Schicksals der
    osmanischen Armenier überwinden können. Lassen Sie
    uns die Beratung dieser Anträge im Ausschuss zum An-
    lass nehmen, unsere Sprachfähigkeit weiter zu üben und
    fortzuentwickeln, und lassen Sie uns unter dem Auftrag
    handeln, den wir uns vor zehn Jahren gegeben haben:
    Deutschland muss zur Versöhnung zwischen Armeniern
    und Türken beitragen.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)